Re: Geständnis auf Nuranessa
von Kosta » So 31. Jul 2022, 22:27
"Aber natürlich", bestätigte er lachend, dass Laree eine Berühmtheit hier wäre und ging nicht weiter auf Ayden und Timaris ein. Vielleicht durchte er Laree später ja etwas mehr fragen, ohne dass sie ihm dafür gleich an die Gurgel springen wollte. "Ach, nur das übliche", winkte er nonchalant grinsend ab, als Laree wissen wollte, was sie denn über sie erzählt hätten. "Intelligente Heldin, tapfere Kämpferin, hat mit einem Schuss ihrer Armbrust ein Schiff Sions versenkt. Wunderschöne, junge, strahlende Lady Feuervogel und der ganze Kram. Nichts besonderes." Bevor Laree hier her gekommen war, hatten sie eigentlich nie viel von ihren Familien erzählt. Aber die Neuigkeiten von gestern dürften sich während der Feier inzwischen über die ganze Insel verbreitet haben.
"Was für Rechte denn?" fragte Kosta neugierig nach. Es klang ganz so, als hätte Laree irgendwelche speziellen Befugnisse gehabt. "Ah, nicht so wichtig", wehrte er gleich darauf wieder ab, als er merkte, dass er Laree schon wieder bedrängt hatte. Prompt kehrte die Hexe den Spiess um und löcherte nun ihn seinerseits mit Fragen.
"In jeder grösseren Stadt kennt man in den Hafenvierteln die geheimnisvolle Insel des berüchtigten Piraten Goldauge", schmunzelte Eneas. "Selbstverständlich darf man die Insel verlassen. Sie zu finden und zu besuchen ist jedoch eine schwierigere Sachen." Entsprechend lächelte er auch einfach nur süss, als Laree wissen wollte, zu welchem Reich die Insel gehörte. Dass es die Insel gab, wussten viele. Wo sie sich befand, jedoch nur wenige.
"Ah, nein, ich meinte, dass es hier im Hafen ungefährlich ist Abends spazieren zu gehen", wehrte Kosta ab, bevor er inne hielt. "Aber ja, eigentlich kann man hier auch ungefährliche Bekanntschaften schliessen. Wir sind zwar Piraten, doch es Leben anständige Leute hier. Hier tut man einander keine Gewalt an. Etwas anderes würde Eneas auch gar nicht dulden." Laree konnte es ihm kaum glauben und wollte deswegen auch gleich wissen, warum sie nicht immer hier wären. Hatte dann jedoch eine Antwort dafür.
"Nicht jeder ist dafür gemacht, an Land zu Leben", nickte Kosta, bevor er breit grinste. "Ausserdem gibt es auf der Welt noch viele Drachen zu erschlagen, holde Maiden zu retten und geknechtete Sklaven zu befreien. Erst kürzlich haben wir einige Mädchen aus den Klauen eines Unholdes befreit und..." Er stockte lachend, als er Larees Blick bemerkte, der besagte, dass sie seinen dramatisch vorgetragenen Heldentaten nicht so ganz glaubte. "Ich muss zugeben, dass du unser Meisterstück bist", erklärte er ruhiger. "So gefährlich und knapp war es bis jetzt noch nie. Dabei haben wir uns das schon gedacht, als wir vorletzen Monat die beiden durchgedrehten Glacier an Bord gehabt haben. Dafür ist es um so schöner, dass alles gut verlaufen ist."
Sie betraten das Gemeindehaus, wo Ina und Ben gerade Töpferwaren verpackten, damit man sie auf dem Festland verkaufen konnte. Ihre Tochter Chira sass derweil unter dem Tisch und war in die Welt ihres Buches versunken. Es war ein so friedliches Bild, dass Kosta gar nicht anders konnte, als glücklich zu lächeln. Da kam auch schon Loan vom Zimmer nebenan herein und die Männer grüssten sich herzlich.
"Loan, darf ich dir Lady Venka Feuervogel oder auch kurz Phönix vorstellen", zog er den Krieger dann zu Laree, die gerade Chiras Hund streichelte und zum Schwanzwedeln brachte. "Venka, das ist Lord Loan. Er macht sowas wie die Verwaltung hier."
"Goldauges Schwester, was für eine Ehre, dich hier zu haben", strahlte der Krieger die Hexe an, ignorierte Kosta für den Moment und drückte Laree überschwenglich an sich, so dass sie fast den Boden unter den Füssen verlor. "Ich habe gehört, dass du dich vielleicht hier niederlassen willst und hab gleich geschaut, wo es dir womöglich gefallen könnte. Wir hätten eine freie Dachwohnung mit grosser Terrasse gleich beim Hafen. Über dem el cortijo. Iason weiss wo das ist. Oder wenn du erlaubst, führe ich dich dahin."
Schmunzelnd beobachtete Kosta den lebenslustigen Krieger, der so gar nicht wie ein typischer Verwalter wirkte oder wie ein ehemaliger, geknechteter Sklave, wie die Brandmarkierung an seinem Hals verriet. Er trug lockere Kleidung, seine Haare fielen ihm kraus ins Gesicht und er war alles andere als förmlich. Lebendig erzählte er Laree von noch einer zweiten Wohnung im Erdgeschoss mit Zugang zu einem Innenhof, die frei geworden wäre, weil Siska und Leandra zusammengezogen wären. Kosta merkte erst, dass ihm der Krieger Laree gewandt entführte, als die beiden schon wieder draussen waren. Rasch eilte er den beiden nach. Loan konnte Larees Gegenwart später noch geniessen. Kosta hingegen musste bald wieder weg. Da wollte er sich die Hexe nicht rauben lassen.