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Kostas Entführung





Re: Kostas Entführung

Beitragvon Ulysses » So 7. Aug 2022, 08:21

"Was für ein Chaos", meinte der Krieger, als sie den Gang entlang schritten.
"Hoffentlich das letzte dieser Art", bemerkte Damien trocken, die Hände hinterm Rücken verschränkt.
"Wenn Eneas das nicht hinkriegt, müssen wir Kosta begreiflich machen, dass wir ihn nicht entführen wollten", fuhr Ulysses fort. "Oder nur, um die beiden mal..."
"Es wäre besser sich nicht einzumischen. Denk an Leto. Fair ist das nicht", befand Damien. Ulysses verkniff sich seinen nächsten Kommentar. Er hatte mitbekommen, dass Damien Leto sehr gerne hatte und sich oft auf ihre Seite schlug. Dabei sollte es nichtmal Seiten geben. Dieses Beziehungsdrama gefährdete ihre kleine Familie. Ulysses befürchtete, wenn Kosta nicht wiederkam, würde das Piratentum nicht mehr das gleiche sein. Hoffentlich konnte die Königin das richten. Ansonsten würde Ulysses endlich einmal Eneas ins Gewissen reden, ihm irgendwie die Augen öffnen.
Sie gingen weiter, bogen um eine Ecke und gelangten zu den Gemächern der Königin. Die Wachen hatten sie nach kurzer Erklärung durchgelassen, doch seitdem gingen sie bereits eine längere Strecke. Verflucht, dieser Palast war groß.
Völlig unerwartet trafen sie auf Kosta und einen fremden jungen Prinzen. Ulysses war mehr als überrascht, denn er hatte Kostas Signatur nicht registriert. Es war eine seltsame und peinliche Situation. Kosta starrte sie feindselig an.
"Guten-", setzte Damien an, da hatte Kosta sie bereits laut angefahren, dass er nicht mit ihnen zurückkommen würde. "-Morgen..", endete Damien trocken.
"Wir hatten nicht vor dich zu etwas zu zwingen. Es tut uns leid", sagte Ulysses. Prompt kam die Königin mit ihrem Gefährten aus dem angrenzenden Raum. Gleich verlangte sie zu wissen was los war. Ulysses verneigte sich.
"Guten Morgen, Lady Tolarim", sagte er, hob den Kopf wieder und blickte sie an. Sie sah wieder sehr schön aus. Wenn sie vergiftet war, so sah man es nicht. Aber die Kleidung war längst nicht so freizügig wie man es oft bei der Königin gesehen hatte. Eher herrisch und streng.
"Wir wollten die Königin zu einem Frühstück einladen", sagte Damien an Kosta gewandt. "Du bist auch eingeladen."
Ulysses fragte sich, ob das so eine gute Idee war, doch wenn es jemand schaffte Eneas und Kosta zusammen zu bringen, dann Timaris.
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von Anzeige » So 7. Aug 2022, 08:21

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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 09:18

Irgendwie war Aaron viel zu gut gelaunt dafür, dass sie ihn und den Rest des Blutdreieckes als Weicheicher beschimpft hatte und vorallem dafür, dass sie ihm nun verkündete, sie wolle sich mit einem Liebhaber treffen. Stattdessen hatte er einen lockeren Spruch parat, obwohl er gerade noch ziemlich verschlafen aus der Wäsche geguckt hatte, und machte sich dann auch gleich ohne zu murren selbst zurecht. Inzwischen war Aaron schon ziemlich stilsicher geworden, was er als Gefährte bei Hofe zu tragen hatte und brauchte ihre Hilfe nicht mehr. Heute früh machte es sowieso nicht so viel aus, da sie zu Eneas fahren würden. Dem war Aarons Aufzug herzlich egal.

Bevor sie jedoch misstrauisch nachbohren konnte, warum Aaron denn so gut gelaunt war und was da nicht stimmen mochte, wurde sie auch schon wieder von einer anderen, noch aussergewöhnlicheren Situation abgelenkt. Kosta war unverkennbar wütend. Ausgerechnet Kosta. Das war wie eine Sonnenfinsternis. Nein, noch seltener. Etwas, was kaum je geschah. Es brauchte viel, bis es soweit kam und noch viel merkwürdiger war, dass Kosta auf seine Freunde wütend war. Soweit sie sich erinnern konnte, war das in den letzten knapp dreihundert Jahren genau einmal passiert. Dunkelheit, was hatte sie alles verschlafen?

"Kosta?" bohrte sie streng nach, weil keiner ihr hier eine richtige Antwort geben wollten, stattdessen nur über die Frühstückseinladung gesprochen wurde.
"Herrin?" fragte er leise, gepresst und mit nach wie vor gesenktem Kopf nach. "Befehlt ihr mir mitzukommen?"
Timaris verdrehte innerlich die Augen. Das war ja nicht wirklich eine Antwort auf ihre Frage. Beim Feuer der Hölle, was war hier nur geschehen, dass Kosta so verstockt und wütend war. Besser sie sprach erst einmal mit Eneas. Der wie üblich mal wieder von nicht seine Ahnung hatte. Zumindest hatte es auf dem Speerfaden so geklungen.
"Nein, Liebling." Sanft streichelte sie über seien Wange. "Nein, ich befehle dir, in mein Zimmer zu gehen und dort auf mich zu warten." Nicht, dass Kosta noch inzwischenzeit nach Raej abhaute. "Und du", wandte sie sich an Nathaniel. "Ich weiss zwar nicht, warum du schon wieder frei in der Gegend herum wanderst. Doch du wirst ihm Gesellschaft leisten und auf ihn aufpassen, damit er keine Dummheiten macht. Verstanden?" Oder umgekehrt. Kosta würde den Wink schon verstehen.

"Will mir mal einer verraten, wie das passieren konnte, dass Kosta dermassen wütend geworden ist?" fragte sie unumwunden, als sie schliesslich gemeinsam in der Kutsche sassen und hinunter zum Hafen fuhren. Timaris in einen dicken Fellmantel gehüllt, den Rhiana ihr noch gereicht hatte. Die Kutsche wurde von ihren Leibwächtern zu Pferde flankiert und beschützt. Das war zwar nicht sonderlich unauffällig, doch zurzeit blieb ihr keine andere Wahl.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Ulysses » So 7. Aug 2022, 09:20

So hatte er Kosta noch nie erlebt, nie so wütend. Normalerweise war der Krieger immer ruhig und besonnen und es brauchte einiges, um die draufgängerischen Emotionen hervorzurufen. Meist wenn er sich sehr wohl fühlte. So weit kannte Uylsses den jüngeren Krieger durchaus, doch dieser Zorn, der war neu. Die Königin schien auch nicht zu wissen was los war, fragte streng nach. Überraschenderweise antwortete Kosta nichtmal seiner Herrin. Er fragte bloß beherrscht, ob er Befehl hätte mitzukommen. Ein eindeutiges Zeichen, dass er aus freien Stücken wohl keinen Fuß mehr auf die 'E' setzen wollte. Ulysses seufzte innerlich. Hatte Kosta genug auf Eneas gewartet und der Geduldsfaden war endlich gerissen? Aber Ulysses hatte so oft versucht den beiden die Augen zu öffnen, sie näher zu bringen und in romantische Situationen zu versetzen.
Aber die Zeit war nie richtig gewesen und keiner der beiden hatte den ersten Schritt getan. Dann war Kosta jedesmal geknickt gewesen, wenn Eneas eine neue Freundin gefunden hatte und Eneas unglaublich eifersüchtig und angespannt sobald Kosta einen männlichen Liebhaber hatte. Zum Verrückt werden.

Die Königin streichelte Kosta über die Wange und befahl ihn in ihrem Zimmer auf sie zu warten. Ulysses hatte keine Einwände, insgeheim war er sogar froh. Wenn Kosta wirklich nach Raej ging, wusste Ulysses nicht was Eneas als nächstes machen würde. Dann entdeckte Timaris den jungen Prinzen. Anscheinend auch ein Sklave.
"Ich wandre nicht, Kosta hier hat mich abgeholt", erklärte er sich, "Aber-"
Dann wurde er schon zu Kosta ins Zimmer gescheucht. Der Jugendliche sollte auf Kosta aufpassen. Ulysses brauchte den Sklaven nur anzusehen, um zu wissen, dass der genauso gut darin sein musste Dummheiten anzustellen. Timaris hatte außerdem ein Faible für Freigeister. Ob ihr neuer Gefährte auch so war? Er stand schweigsam im Hintergrund, doch Ulysses spürte die Anwendung der Kunst. Ein Schild vielleicht. Dabei war das bei ihnen nicht nötig. Ulysses hätte die Königin genauso beschützt.
Ulysses und Damien begleiteten die Königin durch den Palast bis sie nach draußen kamen und gleich in eine Kutsche stiegen, wo Timaris sofort wissen wollte, warum Kosta so wütend wäre.
Damien und Ulysses tauschten nur einen kurzen Blick aus ehe sie gemeinsam antworteten. "Eneas."
"Was sonst", fügte Damien lapidar hinzu. Er deutete auf Aaron. "Können wir dem vertrauen?"
"Es freut mich euch kennenzulernen", sagte Ulysses etwas freundlicher und nickte ihm zu. "Wir haben euer Bild in der Zeitung gesehen."
"Jaja, genug Waschküche", unterbrach Damien, "Sollten wir wirklich hier über Kosta sprechen?"
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 09:43

Sie liess sich von Aaron beim Einsteigen in die Kutsche helfen. Eine affizielle Geste eben, doch diesmal war Timaris froh darum. Nicht, dass sie wirklich Stütze brauchte. Doch so eine Stabilitätsgarantie war gerade nicht schlecht. Und auch in der Kutsche, wo es selbstverständlich war, dass sie vorwärts fuhr, sollte ihr Gefährte neben ihr sitzen. Ganz dicht neben ihr, so dass sie an ihrer Seite, an ihrem Bein seine Körperwärme spüren konnte. Es war ein schönes Gefühl. Und ein dringend benötigtes. Hier in der Kutsche war es, trotz ihrer warmen Kleidung und des dicken Mantels, viel zu kalt, wie sie fand.

"Was?" fragte sie ehrlich verblüfft, als die beiden Piraten kurz ansahen und dann einstimmig meinten, dass Eneas dafür verantwortlich wäre. "Was, was sonst?" Das klang überhaupt nicht logisch. Eneas besass Kosta gegenüber wohl die grösste Narrenfreihheit, die irgend ein Mensch bei einem anderen überhaupt haben konnte.
Damien liess ihr jedoch keine Zeit, genauer nachzufragen. Verschlossen und wie gewohnt unhöflich wollte er wissen, ob sie dem da vertrauen könnte. Ulysses war da schon etwas freundlicher, erwähnte die Zeitung, doch Damien liess das nicht gelten und wollte hier nicht über Kosta sprechen.

"Der da, heisst Prinz Aaron Thalasch und ist mein Gefährte", wiess sie Damien scharf zurecht. "Er wird unsere Gespreäche abschirmen. Sowohl hier als auf der 'E'. Wenn du nicht willst, dass er zuhört, dann kannst du mir die Antwort doch auch einfach senden." Sie überliess es Aaron, selbst klarzustellen wie vertrauenswürdig er war. Wie sie dazu stand, war ja offensichtlich. Sonst hätte sie nicht hier vor Aaron mit Kosta angefangen. Dennoch überliess sie es Damien und Ulysses selbst, sich vorzustellen.
"Also, was soll der Blödsinn, dass Eneas daran schuld sei, dass Kosta derart wütend wurde?" fragte sie ungläubig. "Wir reden hier schliesslich von Kosta. Kaum jemand macht ihn wütend, geschweige denn Eneas. Was also ist passiert und warum ist Kosta auch auf euch wütend."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Aaron » So 7. Aug 2022, 09:44

Sie hielten sich nicht allzulang mit der Szene im Flur auf, sammelten dabei allerdings noch zwei Männer mit ein. Diese würden wohl mit ihnen zum Treffen mit dem "geheimen Liebhaber" fahren. Kosta und Nathaniel dagegen würden im Schloss bleiben. Der Krieger hatte darum gebeten und auch wenn Aaron nicht wusste wie Nate in die ganze Geschichte passte war er doch ganz zufrieden damit, dass der ältere Sklave ein Auge auf den jungen Mann haben würde.
Also konnten sie beruhigt zu ihrer Kutsche gehen, wo Aaron seiner Königin die Hand reichte um ihr hinein zu helfen. Sie bedeutete ihm dann auch gleich, den Platz neben ihr zu nehmen und das ließ er sich nicht zweimal sagen.

Nun begannen die 3 zu reden, aber vor allem Damien war nicht gewillt mehr vor Aaron zu sagen. Timaris wies ihn daraufhin scharf zurecht und erklärte, dass er ihr Gefährte sei, welcher ihre Gespräche abschirmen würde. Und wenn Damien nicht wollte, dass man ihre Gespräche hörte, sollte er sie doch einfach senden.
Aaron hob eine Augenbraue. *Wir schlafen beinahe jede Nacht im selben Bett, wenn ich vor hätte sie zu verraten müsste ich dazu wohl kaum auf eine Gelegenheit warten, bei dem sie sich mit euch über die Probleme eines ihrer Sklaven unterhält, oder seht ihr das anders?* sandte Aaron dem anderen Mann
und nickte ihm dann zu. Sollte er doch selbst entscheiden, wie vertrauenswürdig der Gefährte war. So bitte nötig hatte Aaron es nun auch nicht sich anzubiedern.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » So 7. Aug 2022, 09:45

Es war ungewöhnlich die Königin so überrascht zu sehen. Normalerweise schockte Timaris nichts so schnell, doch ein wütender, nein geradezu rasender, Kosta gehörte sicherlich dazu. Damien musste sagen, er war nicht sehr überrascht. Kosta benahm sich seltsam seit.. seit Raej. Seit sie das erste Mal dort gewesen war, während sie nach Siandra gesucht hatten. Schon auf Shalador hatte Kosta dort bleiben und alleine nach dem kleinen Tileo suchen wollen. Merkwürdig. Es schien so, als ertrage er nicht mehr die Nähe zum Kapitän. Oder dem Kapitän und seiner Gefährtin...
"Wir haben uns immer gefragt, wann es bei ihnen zur großen Aussprache kommt und ich glaube, dieser Moment ist beinahe da", erklärte Ulysses, "Aber nicht ohne Schmerz."
Bevor der Krieger mehr sagen konnte, wollte Damien erst einmal wissen, ob man den Gefährten der Königin trauen könnte. Er wollte nicht unbedingt diese sehr persönlichen Begebenheiten vor einem Fremden ausbreiten. Lady Tolarim war da eine andere Sache, doch diesen Prinz Thalasch kannten sie nicht. Dennoch versuchte Ulysses natürlich sich mit ihm gut zu stellen. Nicht so Damien, weswegen ihn die Königin gleich zurechtwies und dass der Prinz als ihr Gefährte wohl alles Vertrauen genoss. Er würde die Unterhaltung abschirmen. Damien könnte ihr aber auch senden.
Das war ja schön für sie, doch der Typ saß bloß schweigsam daneben und könnte alles möglichen mit diesen Infos anstellen. Damien würde ihm sicher nicht trauen. Dann sandte ihm der Prinz, dass er beinahe jede Nacht bei der Königin schliefe, wo er genügend Gelegenheit hätte sie zu verraten. Und nicht wenn sie sich mit ihnen über Probleme eines ihrer Sklaven unterhielt. Damien beäugte ihn abschätzend.
*Es gibt mehrere Arten jemanden zu verraten. Außerdem gehts mir nicht darum, ob du sie verrätst, sondern ob du uns verrätst*, sandte er zurück. Der Kerl kam ihm ein bißchen naiv vor. Damien glaubte auch nicht, dass der Kerl Timaris im Schlaf erwürgen würde oder etwas in der Art, eher, dass er diese Informationen nutzte, um Eneas und Kosta zu schaden. Immerhin war Eneas der ehemalige Gefährte der Königin. Grund genug für manche aktuelle Gefährten ihn wiedr aus dem Weg zu räumen. Aber dieser Thalasch war entweder ein ausgezeichneter Schauspieler oder wirklich was naiv und unbescholten. Hmm, Timaris hatte ein Faible für die.

"Das ist eine längere Geschichte..", setzte Ulysses an die Fragen der Königin zu beantworten.
"Wir sollten das lieber auf mentalem Wege besprechen", unterbrach Damien ihn, blickte zu dem Prinzen. "Nichts für ungut. Aber wir müssen unseren Kapitän beschützen."
"Meistens vor sich selbst", fügte Ulysses seufzend hinzu. "Doch wenn Lady Tolarim ihrem Gefährten traut, sehe ich keinen Grund dafür. Solange es unter uns bleibt. Haben wir euer Wort, Prinz Thalasch?", fragte er. Damien hörte dem schweigend zu. Es passte ihm nicht so recht. Irgendjemand musste ja auf diese gutgläubige Ansammlung der seltsamsten Seemänner überhaupt aufpassen. Damien hatte schon oft Eneas davor bewahrt überstürzte Entscheidungen zu treffen oder den falschen zu vertrauen.
"Es fing damit an, dass Damien hier und Kosta zurück zum Schiff gekommen sind. Anscheinend hat Kosta sich dann mit Eneas unterhalten", fuhr Ulysses fort.
"Aber anstatt ihm zu sagen, dass er eine Auszeit nehmen will, hat er ihm wohl gesteckt, dass er nie mehr zurückkommt", ergänzte Damien augenrollend, "Daraufhin ist unser lieber Kapitän was durchgedreht."
"Sie haben miteinander gekämpft, Kosta wollte das Schiff verlassen und dann... es gab einen Unfall. Kosta ist ausgerutscht und hat sich den Kopf geschlagen", erzählte Ulysses weiter, was vorgefallen war.
"Ein paar von uns haben es beobachtet. Bis dahin war ja alles noch gut. So halbwegs", meinte Damien. Er sah wieder zu dem Gefährten. "Den Rest kann euch Eneas erzählen, ich finde das reicht."
"Wir haben abgelegt", redete Ulysses doch rasch weiter. "Entführung und Verrat hat es Kosta genannt. Es war Eneas' Idee, ja, aber wir haben geholfen, während Kosta ohnmächtig war. Ich dachte... es hilft."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 09:47

Sie machte sich nicht die Mühe, die Speerfäden der beiden Prinzen zu belauschen. Sie würde das schon regeln können. Damien war verschlossen wie immer, dafür war Ulysses um so redseliger. Dabei war der im Vergleich zu seinen Freunden auch eher der Schweigsame. Doch er konnte sich sehr gut in Leute einfühlen. Er erkannte auch von selbst, dass er Aaron würde trauen können. Würde Aaron die Mannschaft verraten, verriete er auch Timaris. Das war ihrem Gefährten sicherlich klar. Genau wie er sich wohl längst dachte, dass sie nicht wirklich einen heimlichen Geliebten von ihr besuchten, um mit ihm zu Frühstücken.

Damien liess sich nicht so ganz überzeugen, brachte immer mal wieder Einwände vor, die Ulysses geflissentlich überhörte und einfach weiter erzählte. Man würde weder denken, dass Damien ein Adliger und Ulysses keiner war, noch dass Damien Ulysses Erster Maat und damit sein Vorgesetzter war.
"Kosta will nie mehr zurück?" fragte Timaris verblüfft nach. Ach, was war sie überhaupt noch überrascht? Kosta war wütend. Etwas überraschenderes gab es gar nicht. Damien und Ulysses erzählten nun weiter. Erzählten von dem Kampf und dass Kosta so dringend von Bord gewollt hatte, dass es einen Unfall gegeben hatte.
"Deswegen ist Kosta auch auf euch wütend", erkannte Timaris. "Weil ihr bei der Entführung geholfen habt. Aber er ist wütend wegen der Entführung?" Das passte so gar nicht zu ihrem sonst so sanften Sklaven. Viel eher passte die Entführung in Kostas erotische Fantasien. Zumindest soweit es Eneas betraf. "Ich hätte auch gedacht, dass das helfen würde."

Timaris lehnte sich zurück und blickte nachdenklich aus dem Fenster. Abwesend streichelte sie Aaron über den Oberschenkel. Ziemlich weit oben an einer ziemlich prickelnden Stelle. Doch ihre Gedanken waren bei Eneas und Kosta. Sie liess sich jede Situation noch einmal genau durch den Kopf gehen, um herauszufinden, ob sie irgend etwas übersehen hatte. So ging die Reise zum Hafen für sie relativ schnell vorbei und sie hielten an dem Quai, an dem das schlanke, stolze Schiff angelegt hatte. Timaris liess die Männer zuerst aussteigen und schlug derweil die Fellbesetzte Kapuze ihres Wintermantels hoch, so dass man sie nicht gleich erkennen konnte, wenn man einen Blick auf sie warf.

Nachdem sie sich von Aaron aus der Kutsche hatte helfen lassen, sie hakte sich auch gleich bei ihm unter, betrachtete sie die 'E' erst einmal ausgiebig. So viele gute Erinnerungen verband sie mit dem Schiff, beziehungsweise dessen Original. Sehnsüchtig streckte sie ihre Sinne danach aus, um wieder so abenteuerliche Gefühle wie damals aufzuschnappen. Doch was sie stattdessen spürte war besorgniserregend.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » So 7. Aug 2022, 10:25

Geisteabwesend trommelte Eneas mit den Fingern auf den länglichen Holztisch in der Messe, während Maria nach und nach die Gerichte aus der Küche herbrachte und auf dem Tisch anordnete. Eneas bekam kaum etwas davon mit. Er hatte helfen wollen, doch nachdem er zum zweiten Mal mit der Kanne Kakao auf dem Deck statt in der Messe gelandet war, da er so in Gedanken versunken gewesen war, hatte Maria ihm das kurzerhand abgenommen. Aber die Warterei machte es nicht besser. Mehrmals war Eneas kurz davor vom Schiff zu stürmen, um in den Palast zu preschen und Kosta zu rauben. Oder etwas in der Art. Es war verrückt, doch warum kostete es ihn dann so viel Selbstbeherrschung nicht sofort loszurennen. Es durfte sich nicht wiederholen was damals passiert war. Er hatte Timaris nicht wieder zurückgewinnen können. Wenn sich nun Kosta von ihm löste und ihn nicht mehr wollte...
Er ist gegangen, weil du furchtbar zu ihm bist..
Nein, nicht mehr darüber nachdenken. Es war viel wichtiger, dass Timaris womöglich schwer vergiftet war. Natürlich konnte Eneas da verstehen, dass Kosta ihr helfen wollte. Aber Eneas hätte ihn doch dabei unterstützt. Wieso sah Kosta das nicht? Und schon wieder kreisten seine Gedanken bloß um seinen Geliebten. Er konnte sich nicht helfen.
"Sie sind da", riss Farell ihn irgendwann aus seinen Gedanken. Eneas sprang auf, eilte an Deck. Kurz hoffte er unsinnigerweise Kosta hätte Timaris begleitet, doch dies stellte sich als weitere Träumerei heraus. Der Kapitän rückte seine Kleidung zurecht, ging nach oben. Statt Kosta hatte die Königin jedoch jemand anderen mitgebracht. Niemand geringeres als ihren Gefährten. Es sollte Eneas nicht überraschen. Er hätte damals Timaris auch zu solch einem Besuch begleitet.
Interessiert musterte er den Prinzen, als das Grüppchen auf den Steg zukam. Eneas wartete gleich dort auf dem Steg, betrat jedoch die Kaimauer nicht. Das war also Aaron Thalash. Gerüchte besagten, er wäre nur Gefährte aufgrund seiner dunklen Juwelen geworden, doch Eneas glaubte nicht so recht daran. Da steckte mehr dahinter. Timaris musste ihn wirklich lieben, wenn sie einen Sklaven solch eine Ehre erwies. Eneas freute sich für sie.

Als Timaris näher kam, lächelte er sie an, eine Spur des Kummers und Melancholie blieb. Galant verneigte er sich, konnte sich aber nicht zu einer Umarmung oder dergleichen bringen. Es hatte sehr lange gedauert bis sie wieder Freunde geworden waren, aber selbst dann hinterließ die Nähe zu ihr bei Eneas einen alten Schmerz.
Und dann war da noch ihr neuer Gefährte den Eneas nicht beleidigen wollte. Zudem wollte er nicht zu viel Zeit auf dem Steg verbringen und Timaris schnell an Bord geleiten, damit es nicht so viel Aufmerksamkeit erregte. Sie hatte eine enge, hochgeschlossene Kleidung an, die sicher bei vielen Männern prickelnde Hingabe auslöste. Es ging auch bei Eneas nicht spurlos vorrüber. Ihre offenen wallenden Haare nahm etwas von der Strenge ihrer Kleidung, es war eine schöne Kombination.
"Guten Morgen", sagte er ihr mit sanfter, leiser Stimme. "Danke, dass du Zeit für mich hast. Entschuldige, dass ich dich so früh belästigt habe. Es ging nicht anders."
Eneas führte sie an Deck ehe er sich auch an ihren Begleiter wandte. "Ihr müsst Aaron Talash sein. Es ist schön euch auch endlich einmal kennenzulernen. Man hat schon so viel von euch gehört." Er verneigte sich freundlich, als noch andere Mitglieder der Mannschaft näher kamen. Maria, Rachel, Amancio, Farell und Olintes verneigten sich, grüßten Timaris sehr freundlich und locker. Vissarion starrte hemmungslos ehe Olintes ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gab, damit er sich auch verneigte. Von Cleos und Noyan war keine Spur zu sehen. Das verwunderte Eneas nicht. Die beiden hatten es wie Leto gehalten und waren vom Schiff bevor Timaris eingetroffen war. Dann tauchte der einäugige Solomon auf.
"Na na, was steht ihr hier so rum? S'essen wird kalt!" Er blickte zur Königin. "Aye, ich mach lieber nochn paar Portionen mehr. Des geht ja gar nich, nix auf den Rippen." Er schnalzte mit der Zunge.
"Solomon!" Maria schob ihn rasch zurück in die Messe.
"Welpe, hör auf zu glotzen. Noch nie ne Königin gesehen?", wies Olintes den Jugendlichen zurecht. "Komm, hilf lieber Solomon."
Eneas sah dem sich anbahnenden Trubel hilflos zu, strich sich verträumt durch das dichte Haar ehe er linkisch lächelnd zu Timaris sah. "Also es gibt Frühstück." Kurz musste er daran denken wie Kosta ihm früher oft Frühstück zubereitet hatte. Er vermisste das. Vermisste ihre kleinen Ausflüge zur Schmugglerhöhle. War das jetzt alles vorbei?
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 10:49

Eneas kam ihnen auf dem Steg entgegen, um sie zu begrüssen, doch er betrat den Boden von Draega nicht, hielt sich nach all der Zeit noch immer an sein Versprechen. Timaris konnte ihm gar nicht sagen, wie froh sie darüber war. Neugierig musterte sie Eneas. Er war noch immer ein sehr gut aussehender Mann und leicht zerzaust wie fast immer. Seine Stimme, mit der er so schöne Gedichte rezitieren konnte, hinterliess noch immer ein angenehmes Prickeln auf ihrer Haut. Und sein Lächeln... es war ehrlich, doch auch voller Trauer und Melancholie. Es war ein Lächeln, welches sie Phasenweise sehr oft bei ihm gesehen hatte und die Erinnerungen daran schnitten ihr ins Herz.
Timaris wollte ihm sagen, dass er sich doch nicht vor ihr zu verneigen brauchte. Nicht hier und in der Gesellschaft. Sie wollte ihm sagen, dass sie ihn noch immer liebte und für einen Herzschlag lang wollte sie, dass er sie raubte, anstatt Kosta. Vergessen waren all die kleineren oder grösseren Details, die in ihrer Beziehung nicht gestimmt hatten. Nur die guten Erinnerungen blieben und sie waren so unglaublich schön und erfüllend gewesen. Ja, sie würde immer Zeit für ihn haben.
"Guten Morgen, Taelos", grüsste sie ihn stattdessen nur freundlich und einzig ihr warmherziges Lächeln zeigte, wieviel er ihr bedeutete. Sie drängte ihn noch nicht einmal zu einer Umarmung, weil sie wusste, dass ihn das nur schmerzen würde. Dabei hätte sie sich so gerne von ihm verabschiedet. Womöglich entgültig.

An Bord wurde dann auch Aaron begrüsst, der dem ganzen mit einer faszinierenden Mischung aus Missfallen und Neugierde begegnete. Für ihn musste es aber auch merkwürdig sein, dass seine Gefährtin so vertraut mit einer ganzen Mannschaft eines Schiffes umging. Herzlich begrüsste sie jedes einzelne Mitglied, welches sich an sie heran wagte. Es schienen jedoch nicht alle an Bord zu sein. Ganz offensichtlich war das bei Leto. Timaris konnte das verstehen und vielleicht war es auch besser so. Immerhin war die Frau mit dem Mann zusammen, den Timaris nach wie vor liebte, wenn auch nicht mehr so, wie damals. Heute verspürte sie jedoch keine Eifersucht auf Leto, sondern Mitleid. Die Priesterin würde bald begreifen, dass Eneas nicht ihr gehörte. Wenn sie es nicht schon begriffen hatte.

Anstatt pikiert zu sein, dass Solomon ihre Figur bemängelte und Maria entsprechend entsetzt darüber war, kicherte Timaris nur fröhlich. Es tat gut hier zu sein. Sie hatte das Schiff und seine Mannschaft sehr vermisst. Und... leider hatte Solomon ja recht. Nur Timaris tat es weh, etwas zu schlucken, was nicht ganz weich war und sie hatte keine Zeit, heimlich zu essen.
"Welpe?" schmunzelte sie begeistert von dem Spitznamen. Vissarion war neu auf dem Schiff und sie waren sich noch nie begegnet. Neugierig mussterte sie den jungen Mann, der sie seinerseits ganz offen angaffte, bis Olintes ihn dafür zur Ordnung rief.
"Mach dir nichts daraus, Welpe", tröstete Timaris den jungen Krieger. "Frag Lucero lieber mal, wie das damals bei ihm war, als er mich damals in Mineva angebaggert hatte und mir an die Wäsche ging." Neckisch zwinkerte sie dem Jugendlichen zu, bevor sie Olintes hemmungslos angrinste. Natürlich hatte sie etwas übertrieben. Aber das war jetzt nicht so wichtig.

"Ja, es gibt Frühstück", stimmte Timaris dem etwas hilflosen Eneas zu und griff nach seiner Hand. Einfach um sie etwas zu halten, um seine Nähe zu spüren und um ihm auch zu vergewissern, dass sie ihm helfen würde, dass alles wieder gut werden würde.
"Was ist nur mit diesem Schiff passiert?" fragte sie schliesslich leise. "Wann wart ihr das letzte Mal bei einer Priesterin und habt es reinigen lassen?" Vorhin bei der Begrüssung hatte sie nicht mehr so darauf geachtet. Doch nun wo es wieder ruhiger wurde, war die Ausstrahlung des Schiffes wieder unüberspürbar. "Es steckt so viel Wut in dem Holz. Wut und Trauer. Merkt ihr das denn nicht?" Wahrscheinlich nicht, wo sie doch ständig hier lebten. Da hatten sie sich daran gewöhnt. "Und Angst. Ihr hattet Gäste. Viele Gäste." Erkannte sie allmählich, bevor sie überrascht die Augen aufriss. "Ayden war hier?" Nein, das konnte nicht sein. Sie streckte ihre Sinne genauer nach der eisig wütenden Signatur aus. "Nein. Nicht Ayden. Kayne!" Das musste Kayne sein. So unverkennbar verwandt mit Ayden. "Und noch eine andere, seeeehr zornige Hexe."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » So 7. Aug 2022, 10:53

Als Timaris so vertraut mit allen von der Mannschaft umging, musste Eneas sich unwillkürlich an ihre Weltumseglung erinnern. Es war eine schöne, aufregende Zeit gewesen. Wenn er Timaris nicht kennengelernt hätte, wäre er vielleicht nie von Mineva fortgekommen, würde dort immer noch als Gärtner arbeiten und heimlich für die Schublade schreiben. Er hätte auch nie Kosta getroffen. Allein der Gedanke war unvorstellbar. Wahrscheinlich war die Begegnung mit Timaris unvermeidbar gewesen. Eneas wollte diese Erinnerungen nicht missen, doch er wollte auch nicht mehr dorthin zurück. Er hatte es noch viele Jahre nach der Trennung herbei gesehnt. Jetzt nicht mehr. Jetzt war er fast froh, dass Aaron der Gefährte der Königin von Hayll war und Eneas es nie gewesen war.
Solange Timaris jedenfalls nicht seine Hand anfasste und die Eindrücke von damals rasch wieder da waren. Er lächelte ihr vertraut zu. Im Hintergrund versuchte Vissarion Olintes auszufragen wie das mit dem Anbaggern der Königin gewesen war und Olintes tat sein bestes die vielen Fragen abzuwehren.
Die Gruppe betrat die Messe, als Timaris fragte was mit dem Schiff passiert wäre und wieso sie es nicht hatten reinigen lassen. Im ersten Moment musste Eneas den Drang bekämpfen nicht die Augen zu verdrehen. Sie war nichtmal eine Minute auf dem Schiff und sagte ihm schon wieder was er tun sollte.
Anderseits hatte sie Recht. "Wir haben in letzter Zeit viel erlebt", erklärte Eneas. Timaris ging noch weiter, es würde viel Wut und Trauer im Holz stecken. "Wir hatten keine Zeit. Dido hätte das sonst..."
Die Königin fuhr fort, erkannte, dass sie Gäste an Bord gehabt hätten. Eneas ließ ihre Hand los. Er hatte nicht erwartet, dass Timaris als erstes eine Bestandsaufnahme machen und nach den vergangenen Erlebnissen der 'Taelos' forschen würde. Eneas fühlte sich da gleich etwas entblößt. Dabei hatte er im Gegenzug von Timaris wissen wollen was bei ihr los war. Sie war immer noch hübsch und er hatte sie länger nicht mehr gesehen, doch auch er merkte, dass sie sehr dünn geworden war.
"Woher kennst du Kayne?", fragte Eneas verwirrt. "Wir haben ihm geholfen seine Freundin wiederzufinden und direkt danach erhielten wir schon deine Nachricht. Es war keine Zeit für einen längeren Aufenthalt im Hafen. Wir brauchten die Juwelenkraft für etwas anderes."

"Setzen wir uns doch erstmal", schlug Ulysses vor und deutete auf die zwei gedeckten Tische nebeneinander. Es hatte hier keine Stühle, jedoch runde Stitzecken und Bänke aus schönem alten, poliertem Holz. Timaris bekam natürlich einen Ehrenplatz. Es war auch schön sie wieder an Bord zu haben. Dennoch... Eneas wünschte sich noch mehr Kosta hätte sie begleitet.
"Es ist bestimmt sehr anstrengend momentan im Palast", vermutete Eneas, nachdem er sich gesetzt hatte. Olintes begann ihnen allen Getränke einzuschenken, es gab Tee, Saft und kalte Schokolade, jedoch keinen Kaffee wie er sonst manchmal auf dem Schiff zu finden war. Solomon war extra nochmals einkaufen gewesen, damit auch alles für die Königin vorhanden war was sie sich für ein Frühstück gewünscht hatte.
"Wir hatten eigentlich vor bald nach Mineva zu segeln.. etwas erholen, das Schiff wieder auf Vordermann bringen", meinte der Kapitän. "Aber..." Er brach ab, blickte zu einem der Bullaugen. "Wir werden noch etwas hier vor Anker bleiben." Er musste einfach nochmal mit Kosta reden und das klären. Aber wie?
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 11:24

"Du hast Kayne gesehen. Ist es nicht offensichtlich?" schmunzelte Timaris auf Eneas Frage, woher sie Kayne kenne. Sie hatte zwar nur das Bild einer Schwarzen Witwe von dem Prinzen gesehen, doch er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Wenn Eneas Kayne gesehen hatte und die Zeitung las, in der Ayden oft genug mit einer Zeichnung dargestellt wurde, hatte er sicher seine Schlüsse gezogen. "Eigentlich kenne ich ihn gar nicht. Ich weiss nur wie er sich anfühlt." Und seine Signatur war unverkennbar mit der von Ayden verwandt, weswegen sie auch erst an ihren Haushofmeister gedacht hatte. "Und dieses Schiff stinkt förmlich nach ihm. Einfach auf mentaler Ebene." Vielleicht nahm sie es als Königin auch viel sensibler war. Aber wahrscheinlicher war, dass es schlicht daran lag, dass sie Kaynes Besuch nicht miterlebt hatte und sich nicht an dessen eisige Erinnerungen gewöhnt war.

Eneas erzählte ihr, wie sie Kayne geholfen hatten, ihm seine Freundin wieder zu finden. Timaris lächelte. Ihr ehemaliger Gefährte war noch immer so romantisch veranlagt und half den Leuten gerne. Sie hörte jedoch betroffen, dass die Mannschaft in letzter Zeit kaum die Gelegenheit bekommen hatte, sich zu erholen und dass sie mit ihrer Juwelenkraft hatten haushalten müssen. Timaris kannte das. Es war ein furchtbares Gefühl.
Auf Ulysses Einladung hin setzten sie sich alle gemeinsam an die Tische in der Messe. Timaris fiel sofort auf, dass sie den besten Platz bekommen hatte, dass Olintes ihr zuvorkommend einschenkte und dass Solomon das Essen liebevoll und nach ihrem Geschmack vorbereitet hatte. Timaris genoss es, so im Mittelpunkt zu sein. Gut, sie war eigentlich immer im Mittelpunkt. Doch hier war es ehrlicher. Auch wenn sie nie gänzlich dazugehört hatte, so wusste sie doch, dass zumindest einige Mannschafstmitglieder sie gern hatten. Und gerade tat es besonders gut, das zu spüren.

"Das ist gut", meinte Timaris zustimmend, als Eneas von seinen Plänen erzählte, nach Mineva zu fahren. "Deine Eltern werden sich sehr freuen, dich wieder zu sehen. Ihr solltet von Ayden schon alles erhalten haben, was ihr für das Schiff braucht. Doch wenn ihr noch mehr benötigt, wird mein Vater in Mineva dafür sorgen, dass ihre es bekommt." Doch Eneas war mit den Gedanken schon woanders. Er starrte zum Bullauge raus und meinte, dass sie noch etwas hier vor Anker liegen würden.
"Tatsächlich?" fragte Timaris neugierig und tat so, als hätte sie Eneas Blick nicht bemerkt. Stattdessen bekam der Welpe von ihr ein strahlendes Lächeln geschenkt, weil er ihr Rührei und Speck auftischte. "Wollt ihr noch etwas das Grossstadtleben geniessen nach so langer, abgeschiedener Zeit auf See?" Natürlich nicht. Eneas wollte, dass Kosta wieder zu ihm kam. Doch Timaris wollte ihm die Gelegenheit geben, darüber zu reden, wenn er bereit dazu war. Zumindest solange sie es sich selbst leisten konnte, hier auf dem Schiff zu bleiben.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » So 7. Aug 2022, 11:31

Kaynes Verwandtschaft war wohl offensichtlich, doch der Prinz hatte sie gebeten, dass für sich zu behalten und Eneas war sowieso niemand, der sich in die Politik einmischte. Anscheinend wusste Timaris jedoch schon sehr viel und sie hatte bloß einen Fuß auf das Schiff gesetzt. Kaynes Signatur war wohl tatsächlich noch recht präsent. Eneas hatte es kaum mitbekommen. Sie hatten andere Probleme gehabt und es war keinerlei Zeit gewesen für eine Generalüberholung der E. Die sie wirklich nötig hatte. Die Kämpfe im Hafen und auf hoher See hatten ihre Spuren hinterlassen.
"Ja, er war länger an Bord", bestätigte Eneas, sagte aber nicht mehr darüber außer dass sie Kaynes Freundin gesucht hatten. Die Geschichte hätte länger gedauert und zudem wollte er ohnehin nicht gerne darüber reden was diesen Frauen passiert war. Fjirell Uleste war immer noch irgendwo da draußen. Vielleicht sogar gerade in Hayll. Doch das war nicht mehr ihr Problem. Kayne und Julia trugen beide die dunkelsten Juwelen überhaupt. Niemand würde sie daran hindern die Hölle über Uleste zu bringen. Es war ein beruhigendes Gefühl.
Außerdem wollte Eneas mit Timaris über etwas ganz anderes sprechen. Bloß wie es zu Sprache bringen, wenn auch noch ihr Gefährte dabei war? Ob dieser Aaron Bescheid wusste? Timaris hatte es doch nicht vor ihrem Gefährten verheimlicht oder? Aber sicher konnte Eneas sich nicht sein.

Sie nahmen alle in der gemütlichen Messe Platz und die gesamte Mannschaft kümmerte sich liebevoll um die Königin, die hier immer noch bewundert wurde. Außerdem hatte Kosta über das gesamte Deck gerufen, dass Timaris vergiftet war. Es wussten hier also alle darüber. Dennoch.. unter so vielen Augen würde die Königin womöglich abstreiten und sich stark geben. Besser unter vier Augen...
So begann Eneas bloß unverfänglich über ihre nächsten Pläne zu sprechen. Ja, eigentlich hatten sie eine Erholung wirklich nötig. Die wenigen Tage in Nuranessa waren zu kurz gewesen, um sich um das Schiff zu kümmern. Dann wollte Eneas auch Taelos nicht noch länger warten lassen. Aber nicht ohne Kosta...
Und wenn Timaris wahrhaftig vergiftet war, dann mussten sie etwas unternehmen und alles in ihrer Macht tun, um ihr zu helfen. Timaris sprach noch über Mineva und dass sie dort alles von Dacascos bekommen würden, was sie für die 'E' benötigten. Eneas gab zu, dass sie erst einmal länger hier vor Anker liegen würden. Timaris tat überrascht, dabei hatte Kosta doch bei ihr die Nacht verbracht. Dennoch fragte sie unschuldig, ob sie noch ein wenig das Großstadtleben genießen wollten.
Ulysses und Olintes tauschten schweigende Blicke aus und auch der Rest des Grüppchen war plötzlich sehr beschäftigt damit sich Essen auf den Teller zu geben. Eneas wusste nicht was er sagen sollte. Nicht solange sie nicht alleine waren... und was sollte er schon sagen? Das Kosta ihn nie mehr sehen wollte und ihn für einen schrecklichen Besitzer hielt?
Das unangenehme Schweigen dehnte sich aus.
"Geht nix über Draeger Hafenleben", erbarmte sich Farell mit einem behelfsmäßigen Grinsen. Er nahm einen Schluck Kirschsaft. "Außerdem ist da ja noch die Sache mit Kostas Entführung", fügte er dann trocken hinzu. Eneas wäre am liebsten unsichtbar geworden. Verlegen strich er mit dem Finger über seinen Tassenrand.
"Können wir später darüber reden?", bat er. Nur mit Timaris konnte er halbwegs offen darüber sprechen. Die anderen wussten ja nicht, dass Kosta mehr war als ein guter Freund. Er brauchte einen Themenwechsel und das schnell.
"Wie geht es eigentlich Prinz Malateste? Meine Schwester und er scheinen sich irgendwie.. ähm näher gekommen zu sein", sagte Eneas. Dabei brannte ihm viel eher unter den Nägeln wie es Timaris selbst ging, aber das wollte er sie nicht hier vor allen fragen.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 11:38

Schweigen legte sich auf die sonst so lebhafte Mannschaft der 'E'. Einzig der Welpe wollte noch kurz strahlend nicken und erzählen, was er hier in Draega so gerne alles machen wollte, wohl auch um sie zu beeindrucken. Doch dann fiel sein Blick auf seinen Kapitän, der sie etwas überfordert und mit roten Wangen anblickte, sichtlich nach Worten suchte. Eneas, der nach Worten suchte. Das war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn da Kosta nicht im Spiel gewesen wäre.

Farell war es schliesslich, der seinen Kapitän aus der für ihn unangenehmen Situation befreite und das draeger Hafenleben rühmte. Das durfte doch nicht wahr sein. Erst überliessen sie es ihr, Eneas einen Tritt in den Hintern zu verpassen und dann halfen sie ihm auch noch, sich weiter zu verstecken. Ihnen war schon bewusst, dass sie sich gerade im Krieg befand und dafür keine Zeit hatte? Nun, ganz so gnädig war Farell dann doch nicht mit seinem Kapitän und sprach die Entführung an. Wenigstens etwas. Jetzt musste nur noch Eneas in die Gänge kommen. Endlich. Nach zweihundert Jahren. Doch er versteckte sich noch immer. Schob seine Schwester und ihren neuen Schwarm vor.

"Natürlich, wir können auch gerne über deine Schwester und ihre Affinität zu dominanten Männern plaudern", gab sich Timaris unschuldig, bereitete gedanklich jedoch schon die nächste Provokation vor. "Wenn ich es nicht besser wüssste, könnte man glatt denken, dass es ihm ausgezeichnet geht. Er ist schon wieder stur und widerspenstig wie eh und je. Nach seinem Drogenentzug wird es sicher noch viel schlimmer werden", jammerte Timaris schmunzelnd. "Zum Glück habe ich hier eine kleine Auszeit für ein gemütliches Frühstück. Aber sobald ich fertig gegessen habe, geht es wieder hoch zum Schloss." Ein kleiner Hinweis für Eneas, dass er allmählich in die Gänge kommen sollte. Wenn er es nicht vor seiner Mannschaft besprechen wollte, dann sollte er diese wegschicken, oder sie in eine privatere Umgebung bitten. Sie würde nicht alles für ihn tun. Nicht so lange, sie noch etwas Zeit hatte. Auch wenn davon nicht mehr viel übrig blieb.
"Wegen der Entführung bin ich euch nicht böse, Amanico", lächelte sie Farell charmant zu. "Ich mag es zwar überhaupt nicht, bestohlen zu werden. Doch ich verstehe auch, dass ihr Piraten seid und Piraten nun mal hübsche Dinge stehlen und ihren Schatz eifersüchtig hüten. Nur noch einmal solltet ihr so etwas nicht wagen." Unschuldig nippte sie an ihrem Orangensaft und wartete auf das Donnerwetter, das gleich über sie hereinbrechen würde.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » So 7. Aug 2022, 11:39

An sich war es ja eine gute Idee gewesen die Königin zu holen. Zum einen, um herauszufinden, ob es stimmte was Kosta da gerufen hatte. Zum anderen, um Eneas und Kosta wieder zu versöhnen. Damien war mit der Königin nie so richtig warm geworden, doch sie hatte ihnen oft geholfen, ob man es wollte oder nicht - und das war hier gerade nötig.
Es war also sogar eine ausgezeichnete Idee gewesen. Abgesehen davon, dass Eneas nicht den Mund aufbekam. Sie saßen inzwischen beim Frühstück. Jeder war bemüht Timaris alles zu reichen was sie brauchte und man ließ selten die Blicke von ihr. Manche bewundernd, andere versteckt besorgt und sie musternd, ob es ihr schlecht ging, doch wenn, so verbarg die Hayllierin dies ziemlich gekonnt.
Zwar wanderte das Thema allmählich in Richtung Kosta, doch es ging sehr schleppend und Eneas brachte bloß einen wehleidigen Blick in Richtung Bullauge - und vermutlich Palast - zustande. Damien unterdrückte ein Augenrollen.

*So wird das nie was*, sandte er auf einem geschützten Speerfaden und in Schiffssprache an Ulysses.
*Gib ihm etwas Zeit*, erwiderte der Krieger. Farell versuchte es nun doch die Entführung anzusprechen, aber Eneas wechselte sofort das Thema. Vielleicht traute er sich nicht hier so vor allen Leuten und noch dem neuen Typen der Königin.
Timaris redete über Prinz Malateste und Laree, die auf dominante Männer stand. Eneas schüttelte den Kopf. "Ähm, nein, ich brauche keine Details über die Beziehungen meiner kleinen Schwester", wehrte er ab. Damien fing kurz einen überraschten Blick des Gefährten auf. Das Thema mit der Schwester schien ihn doch zu interessieren, aber er sagte nichts dazu und blieb im Hintergrund.
"Du willst schon gehen? Äh.. ja, du hast bestimmt viel zu tun. Danke nochmal, dass du trotzdem hergekommen bist", sagte Eneas hastig. Er schien nach Worten zu suchen. Komm schon, dachte Damien und beeilte sich selbst mit seinem Frühstück. Je früher er diesem Trauerspiel nicht mehr zuschauen musste, umso besser.
Dann sprach Timaris wieder und meinte, sie mochte es nicht bestohlen zu werden. Autsch. Auf Kostas Sklaverei hinzuweisen, mochte einen empfindlichen Punkt getroffen haben. Und in der Tat brauste Eneas gleich auf.
"Wir haben ihn nicht entführt!", verteidigte er sich, "Und dich sicher auch nicht bestohlen! Das war alles nur.. nur ein Missverständnis. Wenn ich mit ihm reden könnte..." Er warf einen Seitenblick zu Aaron und brach den Satz ab.
"Wir hätten nich ablegen müssen", wandte Olintes ein. Eneas Kopf ruckte herum und er sah seinen Freund ein wenig ungehalten an.
"Das weiß ich doch. Das war.. ich.." Er seufzte und sank in sich zusammen.
*Okay, Zeit fürn Tritt*, sandte Damien dem Rest der Mannschaft. Er klopfte auf den Tisch, erhob sich, biss noch einen Kanten des Brötchens ab.
"Na, die Katze is eindeutig ausm Sack! Wir sind Piraten." Er blickte Prinz Thalasch an. "Wart ihr schonmal auf einem richtigen Piratenschiff? Komm, wir führen euch was rum!"
Olintes klopfte dem Gefährten auf die Schulter. "Wird euch gefallen. Welpe, zeigen wir ihm die Kanonen."
Vissarion wollte noch was einwenden, deutete auf sein halbes Frühstück, doch Damien zog ihn vom Tisch, wandte sich dann an die Königin. "Verzeiht, ich weiß, das sieht jetzt aus wie eine weitere Entführung, aber ich verspreche der Anker bleibt unten. Höchstwahrscheinlich", fügte er mit trockenem Lächeln hinzu und dann brachten sie zu dritt den Prinzen aus der Messe.
Ulysses räusperte sich, leerte seine Tasse Tee rasch.
"Es ist schön euch wieder zu sehen.. also.. entschuldigt ihr mich kurz? Ich wollte im Schiffsbauch noch etwas überprüfen."
"Ich helfe dir", wandte Rachel rasch ein und erhob sich mit ihm.
Eneas sah ihnen verwirrt hinterher. "Wieso geht ihr denn jetzt alle schon?"
Amancio und Farell tauschten einen Blick aus, grinsten. "Wir dachten, ihr zwei wollt alleine reden. Aber wir bleiben sonst auch gerne hier", erklärte Farell. Eneas schüttelte leicht den Kopf.
"Nein, ist in Ordnung. Danke..." Er sah Timaris an. "Wie du siehst, macht hier immer noch jeder was er will." Es dauerte nicht lange und auch der Rest der Crew hatte sich aus der Messe zurückgezogen bis nur noch Timaris und Eneas da saßen und frühstückten.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 11:58

"Ich habe dir gesagt, dass ich eigentlich nicht einmal für dieses Frühstück Zeit habe, Taelos", gab Timaris locker zurück, als überrascht über ihre Ankündigung war, dass sie gleich wieder zurück müsste. Innerlich wollte sie ihn jedoch schütteln. Er hatte sie so panisch aus dem Bett geschüttelt und nun rollte er sich wieder klein zusammen, anstatt endlich in die Gänge zu kommen und für Kosta zu kämpfen.
Also versuchte Timaris ihn noch etwas mehr zu provozieren, damit endlich etwas geschah. Sonst hätte sie Eneas ja gerne alle Zeit der Welt gelassen. Sie hatte ihm viel Zeit gelassen. Doch nun rann sie ihr aus den Fingern. Sowohl privat, als auch noch durch den Krieg. Sie konnte Eneas nicht mehr mit den Samthandschuhen anfassen.

Es wirkte. Zumindest kurzfristig. Eneas brauste auf, sie hätten Kosta nicht entführt und sie auch sicher nicht bestohlen. Timaris lächelte nur zufrieden. Es wäre nur ein Missverständnis und wenn er mit Kosta reden könnte... Dann brach er wieder ab und vorbei war die Energie. Ein Blick zu Aaron hatte ihn verstummen lassen. Doch Timaris war sich sicher, dass nicht alleine Aarons Anwesenheit daran schuld war, sondern auch der Rest der Mannschaft. Dass Eneas es noch immer so wichtig war, das mit Kosta zu verheimlichen. Kein Wunder hatte der ruhige Sklave langsam die Nase voll davon. Die meisten anderen hätten schon nach einem Jahr genug davon gehabt. Besonders wenn Eneas sich dann auch noch eine neue Freundin geholt hatte. Kosta hatte über zweihundert Jahre durchgehalten. Bestimmt war seine Seele darob ziemlich verkorkst geworden. Aber Eneas, der Traumtänzer, begriff noch immer nicht, dass er endlich einmal ehrlich zu sich selber sein musste, damit er Kosta mehr geben konnte.

Der Rest der Mannschaft hatte dies jedoch schon längst begriffen und so fand jeder von ihnen auf einmal einen guten Grund, weswegen sie von Tisch mussten. Damien als guter erster Maat und treuer Freund machte den Anfang. "Schon klar, Aerion, sonst müsstet ihr mich ja gleich mitentführen", spöttelte Timaris freundschaftlich, als Damien beteuerte, dass sie ihren Gefährten nicht wirklich entführen würden. Selbst wenn es so aussähe. "Und wer will schon die schreckliche Meerhexe an Bord haben, wenn er in See sticht." Sie zwinkerte ihm zu, bevor sie sich Aaron zuwandte. "Geh ruhig mit und lass dir das Schiff zeigen. Es wird dir sicher gefallen." Sanft streichelte sie Aaron über seinen Oberschenkel. *Keine Angst. Hier wird mir nichts geschehen. Das hier ist so ziemlich der sicherste Ort auf der ganzen Welt für mich. Halte nur einen Schild um die Messe aufrecht, damit uns niemand unbefugtes belauschen kann.*

Einer nach dem anderen zog sich unter einem Vorwand zurück. Selbst Aaron durfte inzwischen klar sein, weshalb. Nur Eneas blickte alle mit grossen Augen verwundert an und fragte schliesslich unbedarft, warum sie denn alle gingen. Timaris lachte leise. Das durfte doch nicht wahr sein. Farell verriet ihm den Grund und bot Eneas an, doch zu bleiben. Dieser verneinte wie zu erwarten war, nun, nachdem er endlich begriffen hatte, was los war.

"Du bist der Kapitän", schmunzelte Timaris. "Es liegt an dir, dafür zu sorgen, dass sie dir gehorchen. Aber ich denke, deine Mannschaft macht ziemlich genau das, was du gerne willst. Selbst wenn du es noch nicht einmal aussprichst. Du darfst dich wirklich glücklich schätzen." Timaris lehnte sich mit ihrer Schokoladenmilch in der Hand etwas zurück und versuchte es sich bequem auf ihrem Sitzplatz zu machen. Doch so sehr sie sich auch Mühe gemacht hatten, die Sessel im Palast waren dennoch bequemer.
"Also, Eneas, was ist los?" fragte Timaris schliesslich unumwunden. "Warum wolltest du mich so dringend sprechen, dass du mir sogar in mein Schlafzimmer gesendet hast? Warum entführst du Kosta und warum wird er darob wütend, anstatt sich glücklich von dir das Hirn aus dem Kopf vögeln zu lassen?" Ups, das war jetzt doch etwas vulgär gewesen. Ah, aber es war schön befreiend, die Sprache auch einfach mal etwas gehen zu lassen. Das machte sie viel zu selten.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » So 7. Aug 2022, 15:31

Es dauerte einen Moment bis Eneas begriff wieso seine Mannschaft plötzlich so überstürzt die Messe verließ und fadenscheinige Gründe vorgaben. Anscheinend hatten sie gemerkt, dass Eneas mit ihnen allen am Tisch nicht in Ruhe mit Timaris reden konnte, die im Beisein ihres Gefährten ziemlich offen über alles sprach. Selbst über Kosta und dass sie sie bestohlen hatten. Das stimmte doch alles nicht. Es war keine Entführung oder.. Diebstahl gewesen. Gut, im Nachhinein hätten sie wohl nicht ablegen dürfen, doch Kosta hatte ihm erst später gesagt, dass es Timaris nicht gut ging. Ob das Gift tödlich war? Darüber sollten sie reden und nicht über diesen dummen Streit.
Farell sagte zuletzt, dass sie ihnen etwas Zeit alleine geben wollten und Eneas stimmte schließlich zu. Genau das hatte er ja gewollt, doch er hatte seine Freunde nicht einfach wegschicken wollen. Timaris schmunzelte, meinte, dass er als Kapitän dafür sorgen müsste, dass die Mannschaft ihm gehorchte.
Eneas schüttelte den Kopf. "Nein, sie sind auch meine Freunde." Timaris erkannte dann, dass die Mannschaft auch ohne Befehle das machte, was Eneas sich insgeheim wünschte. Er könne sich glücklich schätzen. Der hayllische Krieger lächelte kurz, was bald verschwand, als die Königin so offen fragte was los wäre, warum er sie so dringend hatte sprechen wollen. Eneas überlegte noch, ob er ihr direkt sagen sollte, dass er von dem Gift wusste, als sie noch einen vulgären Spruch draufsetzte. Erschrocken sah er sich um, doch es hatte wohl niemand gehört. Eneas war es sich nicht gewohnt mit irgendwem offen darüber zu reden. Leto wusste es zwar, nur unnötig eifersüchtig wollte Eneas sie auch nicht machen. Im Prinzip war es fast die gleiche Situation wie damals mit Timaris. Für einen Moment hatte Eneas das Gefühl seit Jahrhunderten kein Stück weiter gekommen zu sein.
"Das... ich.. ach, du solltest das besser als ich wissen. Er war doch bei dir", erwiderte Eneas. "Hat er mit dir geredet?" Er wollte lieber wissen was Kosta über ihn gesagt hatte und dachte, als selbst darüber zu sprechen, nur ließ Timaris das nicht so einfach gelten. Hatte sie noch nie. Zudem hatte sie nicht viel Zeit. Vielleicht nicht länger als ein paar Minuten.

"Als er von dir zurückgekommen ist, hat er mir gesagt, dass er eine Auszeit will und bei dir bleiben will", fing Eneas leise an, strich gedankenverloren an seiner Teetasse entlang. Er atmete tief durch, die Worte kamen schwer über seine Lippen, weil sie so weh taten. "Er will.. Abstand.. und den Krieg über dir helfen und.. er vermisst diesen Soldaten, den er in Raej kennengelernt hat. Mit dem will er zusammen sein..." Dabei kannte Kosta den Typen kaum und es war viel zu gefährlich in Raej. "Zuerst hat er gesagt, er hätte bloß einen Luxusurlaub bei dir.. ich.. hab ihn.. angefleht nicht zu gehen", gestand Eneas und strich sich durch sein Haar. Das hatte ja auch ganz toll funktioniert. Kosta hatte ihn nichtmal die Umarmung erwidert und seinen angeblichen kurzen Luxusurlaub geändert darauf, dass er nie wieder käme.
"Daraufhin hat er gesagt, er kommt nicht wieder und ab da.. ich weiß nicht, was los war, Timaris, ich hab einfach die Nerven verloren", seufzte Eneas und blickte sie an. "Dass er sich den Kopf gestoßen hat, war ein Unfall. Hat er was anderes gesagt? Ich wollt mit ihm reden, wissen wieso er so wütend ist. Es sollte keine Entführung werden. Ich weiß nicht warum wir abgelegt haben."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 16:19

"Sollte ich?" hakte Timaris verblüfft nach, als Eneas ihr vorhielt, sie sollte besser als er wissen, was los wäre. Immerhin wäre Kosta doch zu ihr gekommen.
"Er kam zu mir, ja. Doch das gestern Nachmittag. Bevor ich ihn zu dir geschickt habe, um dir seine Pläne zu erzählen. Und am Morgen, nachdem er und Damien im Palast angekommen waren, hat er mir von Raej berichtet." Es waren schlimme Bilder und schwere Gefühle gewesen. Und dennoch war nichts ausschlaggebendes für diese Situation hier dabei gewesen.
"Von der Entführung wusste ich nichts, bis mir Ulysses davon in der Kutsche erzählt hat. Kosta habe ich nur noch kurz heute Morgen vor meiner Türe gesehen. Er war so wütend. Aber wirklich gesagt hat er nichts." Er hatte nur deutlich gemacht, dass er nicht ohne ihren Befehl zum Schiff zurück kehren würde. Doch das musste sie Eneas nun wirklich nicht unter die Nase reiben. Es würde ihn nur verletzen.

Zögerlich begann Eneas ihr nun von den Geschehnissen zu erzählen. Sie hatte nun wirklich keine Zeit gehabt, sich vorher noch genau zu informieren. Sie hatte irgendwie ihr Land zu verteidigen und mit ihrer Vergiftung zu kämpfen. Da sie letzte Nacht dank Aaron zu ausreichend Schlaf gekommen war, ging es ihr heute morgen nicht schlecht. Dennoch kam sie mit dem frühstücken nur langsam vorwärts.

"Er hat dir gesagt, er wolle Abstand?" hakte Timaris verblüfft nach und ass abwesend von ihrem Rührei. Davon hatte Kosta nichts gesagt. Da kam es ihr bekannter vor, dass er sie im Krieg unterstützen wolle. Zumindest hatte sich sein Vorhaben wieder nach Raej zu gehen, so angehört. Aber es kam noch besser. Denn auch wenn Kosta erst vorgegeben hatte, bei ihr einen Luxusurlaub machen zu wollen, so schien er dann plötzlich gesagt zu haben, dass er nie wieder zurück kommen werde.
"Er hat was gesagt?" Nun fiel auch Timaris aus allen Wolken. Sie stellte ihre Tasse ab, damit ihr auch ja nichts runter fiel. "Er will Abstand? Von dir, oder vom Schiff. Und wohin will er nicht mehr zurück kehren? Nach Draega oder zu dir? Nein, er hat nichts gesagt, Eneas. Er wollte nur nicht mitkommen zum Frühstück. Dunkelheit, er war so wütend. Kosta! Du weisst, wieviel es braucht, bis Kosta wütend wird." Und wieviel es brauchte, damit er wieder verzieh. Timaris war sich immer noch nicht ganz sicher, ob er Florien tatsächlich je verziehen hatte, dass er so schlecht mit Nakarios umgegangen war. Das war das erste Mal gewesen, so sie ihren sanften Sklaven wirklich zornig erlebt hatte. Es war fast etwas beängstigend gewesen.
"Das passt alles nicht so recht zusammen, Eneas", fand sie. Das einzig wirklich logische und verständliche daran war, warum Eneas reagiert hatte, wie er eben reagiert hatte. Selbst wenn der Krieger das nicht wusste. Allen anderen war es klar. Nur würden sie sich hüten, Eneas etwas davon zu sagen. Hinter dieses Geheimnis musste er selber kommen. "Normalerweise gefällt es ihm doch eigentlich eher, wenn du ihn dir nimmst. Was hat sich verändert?"
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » So 7. Aug 2022, 16:20

Die Überraschung war nicht gespielt von Timaris. Auch sie war über die Maßen erstaunt, dass Kosta nicht zurückkommen wollte. Anscheinend hatte Kosta ihr noch nichts davon anvertraut so wie er es oft machte. Nun war es Eneas, der seiner alten Gefährtin alles anvertraute. Zumindest fast alles.
Sie stellte auch gleich einige Fragen was er genau gesagt hätte und von was er nun Abstand haben wollte. Eneas sah sie verletzt an. "Was glaubst du denn? Er will nicht mehr aufs Schiff zurück. Nie mehr. Er hat gesagt, er wollte nicht.. ewig hier festsitzen." War die 'Taelos' nie mehr für Kosta gewesen? Bloß eine unliebsame Pflicht, die ihn davon abhielt im Palast seiner Herrin zu dienen? Aber das konnte nicht sein. Da war mehr gewesen. Viel mehr. Was hatte sich geändert?
Auch Timaris wunderte sich darüber wie wütend Kosta geworden war. Ja, es brauchte viel bis der sonst so sanftmütige freundliche Krieger wütend wurde. Dann aber richtig. "Das alles war noch gar nichts im Vergleich was er nach dem Aufwachen von sich gegeben hat..." Eneas biss sich auf die Lippen. "Wie er mich beschimpft hat..." Es waren harte, tiefe Dolchstöße in seine Seele gewesen.
Timaris bemerkte, dass Kosta es ja normalerweise gefiel wenn Eneas sich ihn nahm. Der Krieger schwieg einen Moment. "Ich hätte das nie machen sollen." Er nahm einen Schluck vom Tee, doch seine Gedanken waren nicht sehr beim Frühstück. "Ich weiß nicht was ich tun soll, Timaris. Es ist alles so... aus dem Ruder gelaufen. Ich hätte beinahe ohne meine.. Freundin abgelegt. Sie war ganz schön sauer", fügte er leise hinzu. Nein, die Details von diesem Streit wollte er nicht unbedingt erzählen. Es war mal wieder um Kosta gegangen. Timaris kämen diese Art von Streitereien sicherlich bekannt vor.

"Nachdem Kosta aufgewacht war, war er so unglaublich wütend. Ich kam nicht zu ihm durch. Er hat mir vorgeworfen, ich hätte ihn verraten und entführt. Ob ich nun als seinen Sklaven beanspruchen würde", berichtete Eneas weiter. Dabei sollte Kosta genau wissen, dass Eneas gegen die Sklaverei war. Sie hatten gemeinsam schon so viele Sklaven befreit. "Er.. hat mir an den Kopf geworfen wir wären keine Freunde und ich wäre schlimmer als jeder Besitzer.." Wenn er daran dachte wie oft Florien ihm damals vorgeworfen hatte Kosta auszunutzen und ihn schlecht zu behandeln. Das war hart gewesen, jedoch nichts im Vergleich es aus Kostas eigenem Mund zu hören. Es war wie als hätten sich alle Befürchtungen Eneas' bewahrheitet. Er hatte Kosta nie ausnutzen wollen, sich deswegen immer zurückgehalten, versucht auf seinen Freund einzugehen und ihm alle Wünsche zu erfüllen. Offensichtlich war das nicht genug gewesen.
Eneas starrte dumpf auf seinen Teller, während er überlegte, was er alles falsch gemacht hatte. Kosta würde ihm das nicht alles vorwerfen, wenn es nicht stimmte... "Anscheinend bin ich schlimmer als du... ich lasse ihn keine eigenen Entscheidungen treffen, hat er gesagt. Bei mir wäre er gar nichts... ich.." Er lachte leise hohl. "Es hat mich irgendwie an unseren Streit im Keller erinnert, wo ich ihm auch so viele furchtbare Dinge vorgeworfen habe." Eneas wusste nichtmal weswegen.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 16:22

Sie dachte gar nichts. Respektive, Kosta verhielt sich dermassen anders als sonst, derart unberechenbar, dass jegliches Vermuten überflüssig war. Man konnte nicht auf Erfahrungen ähnlicher Situationen zurück greifen. Deswegen fragte sie nach. Eneas brauchte deswegen gar nicht so verletzt zu sein. Aber wahrscheinlich war Eneas gar nicht deswegen so verletzt. Sondern weil Kosta ihn also im wahrsten Sinne des Wortes verlassen hatte. Auf ziemlich rabiatte Weise sogar, wenn man Eneas Erzählungen so lauschte. Kosta wollte nicht ewig hier festsitzen. Das klang so gar nicht nach ihm.

Zutiefst verletzt und am Herz blutend erzählte Eneas ihr, dass es noch viel schlimmer geworden wäre, nachdem Kosta wieder aufgewacht war. Der jüngere Krieger hätte ihn beschimpft.
"Würde mir das jemand anders als du erzählen, würde ich ihn als einen unverschämten Lügner auspeitschen lassen", murmelte Timaris. Es war auch so sehr schwer zu glauben, dass Kosta ausgerechnet Eneas beschimpfen sollte. Er beschimpfte doch auch sonst kaum wen. Tröstend griff sie nach der Hand ihres ehemaligen Gefährten und streichelte seinen Handrücken mit ihrem Daumen, während dieser beichtete, dass er sogar beinahe ohne seine Freundin abgelegt wäre. Ja, Timaris konnte sich vorstellen, dass Leto das sehr wütend gemacht hatte. So etwas tat sehr weh.

Leise und fassungslos berichtete Eneas ihr weiter, was geschehen war. Dass Kosta sich verraten und entführt gefühlt hätte und Eneas gefragt hatte, ob er ihn nun als seinen Sklaven beanspruchen würde. Timaris horchte auf. Das war ein Anhaltspunkt. Auch wenn sie ihn noch nicht einordnen konnte. Kosta wusste doch ganz genau, dass Eneas sehr gegen die Sklaverei war und hatte sich immer möglichst Mühe gegeben, in seiner Gegenwart nicht wie ein Sklave zu wirken. Warum also rieb er Eneas seinen Status derart unter die Nase.
"Na danke auch", brummte Timaris unwillig, als Eneas nun dazu überging sie zu beleidigen und meinte, dass er angeblich schlimmer als sie. Eneas wusste doch gar nicht, wie schlimm sie wirklich sein konnte. Ausserdem, so furchtbar grausam sie auch zu ihren Sklaven manchmal war, so war sie zu ihnen oft auch viel besser, als andere Besitzer es je zu ihren Sklaven waren. Mal gute und mal furchtbare Tage waren sicher viel besser, als immer nur schlechte Tage zu haben. Na ja, darüber liess sich wohl streiten. Doch es war hier nicht relevant.
"Kosta hat schon immer seine eigenen Entscheidungen getroffen", widersprach Timaris. Vielleicht hatte er es nicht in so kleinen Dingen getan, wie was er essen oder anziehen sollte. Doch bei allem wichtigen, hatte Kosta immer ganz genau gewusst, was er wollte und was er für richtig hielt. "Wieso ist er bei dir nichts? Was hast du ihm denn geantwortet? Hast du ihn als deinen Sklaven beansprucht?" Natürlich nicht. Eneas brauchte sie gar nicht so anzuschauen, als hätte sie ihn geohrfeigt. Sie hätte auch so gewusst, dass er es nicht getan hatte. "Warum nicht?" fragte sie dennoch nach. Timaris spürte, dass das ein wichtiger Punkt war. "Wenn du ihn schon nicht von deinem Schiff gehen lassen willst, warum beanspruchst du ihn dann nicht als dein Eigen?"
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » So 7. Aug 2022, 16:24

Auch Timaris konnte kaum glauben, was Kosta so alles von sich gegeben hatte. Dabei hatte Eneas die furchtbaren Details noch beiseite gelassen und den Spruch mit dem Badezimmer würde er nicht sagen. Es tat zu weh und dieses Erlebnis war etwas zwischen Kosta und ihm. Der Krieger hatte es sicher nicht so gemeint, er hatte ihm solch eine hässliche Absicht nicht unterstellen wollen. Kosta war so nicht. Schmerzen tat es dennoch und zwar sehr heftig.
Die Königin griff nach seiner Hand, streichelte leicht darüber. Eneas ließ es zu, denn es tat in gewisserweise gut und er brauchte den Trost gerade. In ihm drin brodelte es, seine Gefühle spielten verrückt und er hatte sich die ganze Nacht über das Hirn zermartert wieso Kosta nicht mehr hier sein wollte und wie er doch noch einmal mit ihm reden konnte. Wenn sie sich nur sahen, er könnte Kosta gewiss wieder umstimmen.
Als Eneas Timaris davon erzählte wie Kosta ihm vorgeworfen hatte, er wäre der schlimmste Besitzer, den er je gehabt hatte, beschwerte sich die schöne Königin brummend, dass Eneas sich mit ihr verglich. "So meinte ich das nicht", verteidigte er sich, "Es ist das was Kosta gesagt. Du weißt, wie sehr ich gegen die.. Versklavung bin, aber du.. du bist eine der besten Herrinnen, die ich kenne. Natürlich will Kosta da nie frei sein, er hat bei dir schon alle Freiheiten." Eneas seufzte. "Und bei mir... da ist er nur, weil es seine Aufgabe ist." Es war ja ziemlich deutlich geworden, dass sein Freund nicht hier bei ihm sein wollte. Dass für ihn das Schiff anscheinend mehr wie ein Gefängnis anmutete. Dabei hatte es für Eneas stets Freiheit bedeutet. Dorthin zu reisen wohin man wollte, niemandem Rechenschaft ablegen und keiner Obrigkeit zu antworten. Offensichtlich hatte er sich getäuscht.

Timaris hielt dagegen, dass Kosta schon früh seine eigenen Entscheidungen getroffen hatte und stets wusste was er wollte und was er für richtig hielt. Dann fragte sie auch noch, ob Eneas ihn als Sklaven beansprucht hätte. Getroffen sah er die Königin an. Wieso fragte sie so etwas? Sie wusste sehr genau, dass er das nie gewollt hatte.
"Was hab ich ihm wohl geantwortet? Natürlich, dass ich nicht sein Herr sein will, sondern Freunde und dass ich möchte, dass er aus freien Stücken auf dem Schiff bleibt. Er hat das mit dem in Ketten legen ja auch nicht so gemeint. Das war nur... um mich zu verletzen." Alle Aussagen Kostas bei diesem Streit hatten nur darauf abgezielt Eneas heftig zu schmerzen. Er verstand nicht wieso.
"Was hab ich ihm denn getan?", fragte Eneas verzweifelt.
Timaris fragte stattdessen wieso Eneas Kosta eigentlich nicht beansprucht hätte, wo er ja nicht wollte, dass der Krieger von Bord ging. Nun war es an dem Kapitän Timaris kritisch und kopfschüttelnd anzublicken. "Ich will das nicht. Ich will ihn zu nichts zwingen. Wenn, dann sollte er aus freien Stücken hier sein. Ich hab immer versucht.. für ihn da zu sein und ihn zu fördern bei allem..." Abgesehen von seinen selbstzerstörerischen Beziehungen. Die hatte Eneas sich nie lange ansehen können.
"Und wenn.. wenn er nicht mehr Seefahrer sein will, dann ist das okay. Wir müssen das nicht machen. Wir sind immer noch jung, wir können was anderes machen für eine zeitlang. Solange... solange er mich nicht verlässt", brachte Eneas hervor. Er würde alles für Kosta tun. Wieso begriff sein Freund das nicht? Wieso tat er ihm stattdessen so weh?
"Kannst du ihn nicht dazu bringen, dass er hierher kommt?", bat der Krieger. "Ich will nicht, dass er sich im Palast verschanzt und dort nie mehr rauskommt. Ich.. ertrag das nicht ein zweites Mal.." Er sah sie vorsichtig an.
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