Re: Kostas Entführung
von Timaris » Mo 8. Aug 2022, 18:51
"So, so, daran ist also wieder mal Kosta Schuld?" fragte Timaris gedehnt bei eneas unterstellungen, dass Kosta jetzt damit angefangen hätte. Und Kosta würde natürlich zustimmen und sagen, dass es seine Schuld war, wenn er hier wäre. Aber, Dunkelheit, Eneas hätte sich auch früher seinen Gefühlen für seinen Freund stellen können. Eneas durfte ruhig auch einmal Verantwortung für das tragen, was er in seiner träumrischen Gedankenlosigkeit so alles anrichtete.
"Wen anderen findet? Ach, komm schon. Wieviele ernsthafte Beziehungen hatte er schon, seit du ihn kennst?" Soweit Timaris wusste, hatte es da zwar Liebe gegeben, doch keine, die so stark war, dass Eneas nicht dagegen angekommen wäre. "Und wenn er tatsächlich jemand anderen finden sollte, dann wird dir wohl nichts anderes übrigbleiben, als es auszusitzen. Das wirst du verkraften müssen. Stell dir nur vor, wieviele Gefährtinnen von dir er, hat aussitzen müssen."
Eneas sollte derweil etwas nützliches tun, wie Tileo beruhigen und ihn gemeinsam mit Ioakims Kindern nach Nuranessa zu bringen. "Er wird gehorchen, wenn du ihm sagst, dass ich dich geschickt habe", wischte sie Eneas bedenken beiseite, dass sein Bruder seine Kinder nicht hergeben würde. Unter normalen Umständen, würde Ioakim wirklich protestieren. Doch Pandora war kein normales Mädchen. Deswegen hatte Timaris mit ihm ausführlich gesprochen, was passieren würde, wenn man sie erkannte. Von Feinden, die sie dafür töten würden bis hin zu Familienmitgliedern, die sie als Tolarim, wenn nicht sogar als Timaris Tochter ausgeben würden. Besonders wenn auf einmal eine Tolarimkönigin gebraucht wurde. "Hier, gib ihm die hier. Er wird wissen, was das zu bedeuten hat." Timaris rief eine silberne Halskette herbei, presste kurz ihre Lippen aufeinander, weil es schmerzte. Es zehrte an ihrer Brust. Beherrscht gab sie die silberne Kette an Eneas weiter. Daran hing ein kleiner Anhänger. Timaris' Rose mit einigen kleinen Diamantensplittern als Tautropfen. Sie hatte sie damals zu Pandoras Geburt anfertigen lassen. Ioakim würde durch den Anhänger wissen, dass ernsthafte Gefahr bestand, dass seine Tochter entdeckt werden würde, weil Timaris bald nicht mehr in der Lage sein würde, sie zu schützen. Nicht, wenn sie tot war.
"Der Rest der Familie wird kämpfen, oder ist schon mitten dabei", antwortete sie knapp, weil sie es hasste, diejenigen, die sie liebte, in Gefahr bringen zu müssen. Dabei unterschied sie auch nicht zwischen Ivores und Tolarim. In Eneas' Gegenwart waren sie beide ihre Familien. "Hast du eigentlich noch irgendwie Kontakt zu Andiël?" Kam es ihr da in den Sinn. Hatte Kalliope es bis zu ihm geschafft? Unentdeckt? Lebte sie überhaupt noch?
Während Timaris das Gefühl hatte, immer mehr Steine, immer mehr Lasten auf ihrer Schulter tragen zu müssen, war bei Eneas nun hingegen jegliche Last der Welt von seinen Schultern gefallen und er schien regelrecht zu schweben, nun wo er erkannt hatte, dass er weit mehr für seinen Freund empfand als nur Freundschaft. Sein Glück war ansteckend und so konnte Timaris ebenfalls für einen Moment lang lächeln.
Zumindest bis die Sprache auf Aaron kam. Da machte sie möglichst brutale Aussagen, um das Thema abzuwürgen. Aber anstatt, dass Eneas sich darüber mockierte, erkannte er das wesentliche. Nämlich, dass Aaron etwas besonderes sein müsse, wenn sie mit ihm eine Wette abgeschlossen hatte. Timaris zuckte leicht zusammen.
"Damals war ich auch noch keine Territoriumskönigin und du warst immerhin ein langlebiger Hayllier", wehrte Timaris ab. "Er ist ein kurzlebiger Sklavenbastard, noch nicht einmal ein Mischling. Noch nicht einmal er selbst weiss, wer seine Familie tatsächlich ist. Und inzwischen habe ich auch eine hysterische Primadonna als Haushofmeister, der mir aus Eifersucht sowieso keinen Gefährten gönnt. Erst recht nicht, wenn es kein hayllischer Rassehengst ist. Dabei ist er doch selbst ein Mischlingsbastard. Zumindest seine Mutter war es. Nein, es ist viel wahrscheinlicher, dass aus Kaeros und mir doch noch was wird, als dass Aaron und ich unser Glück finden. Kaeros war übrigens gar nicht tot und ich habe ihn wieder gefunden. Jetzt brauchts nur noch Kinder und alles ist in Ordnung." Wenn da nicht das Detail wäre, dass sie wohl vorher ihrer Vergiftung erliegen würde.
"Tee bringen und Massagen geben, klingt doch ganz gut", lächelte Timaris müde. "Sofern man dabei nicht eifersüchtigen Gefährten und Haushofmeistern über den Weg rennt, sollte nichts gefährliches dabei sein." Sie seufzte. "Ich weiss nicht, was ich ihm für einen Auftrag geben werde, Eneas. Es ist schwierig, wenn ich ihn nicht zu dir schicken darf. Ich werde erst einmal mit ihm reden und ihn fragen, was er will. Doch wenn ich anrege, dass er nochmals mit dir spricht, sieht er es vielleicht als Befehl an. Wie gesagt, es ist schwierig. Natürlich will ich ihm nichts gefährliches auftragen. Es hat mich schon beinahe um den Verstand gebracht, euch nach Raej zu schicken." Eneas konnte sich nicht vorstellen, wie schwer ihr das gefallen war. "Wenn es ginge, würde ich Sion alleine gegenüber treten. Aber das geht nicht und deswegen muss ich viele Männer in den Tod schicken. Kosta weiss das und ich fürchte, er würde protestieren, wenn ich ihn zu meinem Tee- und Massagejungen machte. Wie du gesagt hast. Er kann so viel mehr. Doch ich werde sehen, was ich tun, kann, damit er in Sicherheit ist. Das Selbe gilt für dich und die Crew. Bringt die Kinder in Sicherheit. Soweit ich weiss, hat es Kosta sehr geschmerzt, dass er Tileo hat zurück lassen müssen und er hätte sich gerne auch noch mehr um Laree gekümmert. Mehr könnt ihr nicht tun. Es ist auch genug. Ich werde froh sein, wenn ich weiss, dass ihr in Sicherheit seid." Sie nahm einen letzten Schluck von ihrer Schokoladenmilch.
"Ich sollte jetzt besser gehen." Ungelenk erhob sie sich von der harten Sitzgelegenheit und musste sich prompt an der Tischkante festhalten, weil ihr Körper bereits solch kleine Strapazen nicht mehr mitmachte.