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Kostas Entführung





Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 17:47

Auf Lob aus, dass sie eine gute Herrin wäre, war sie eigentlich nicht aus gewesen. Eneas konnte das sowieso nicht beurteilen. Aber es war sehr lieb von ihm, das zu sagen. Sanft lächelte sie ihn an, musste schmunzeln, als Eneas sich wieder einmal darüber beschwerte, dass Kosta nie frei sein wollte. er hätte bei ihr ja schon alle Freiheiten.
"Das meinst du jetzt aber nicht im Ernst", entfuhr es ihr bestürzt, als Eneas auf einmal seufzte, dass Kosta ja nur bei ihm wäre, weil es seine Aufgabe wäre. Dunkelheit, hatte Eneas denn noch immer nicht erkannt, wie sehr Kosta ihn liebte? Kein einfacher Freund auf der Welt, würde sich so behandeln lassen, wie Eneas Kosta behandelte. Das konnte nur absolut bedingungslose Liebe sein.
Aber wie es aussah, war diese Liebe nun zuende. Hmmmm. Oder aber sie war nicht bedingungslos und Eneas hatte versagt, als Kosta seine Forderung gestellt hatte, kam Timaris allmählich der Gedanke. Wobei sie nicht daran zweifelte, dass Kostas Forderung total versteckt und kaum zu erkennen gewesen war. So zurückhaltend wie der junge Krieger war.

"Also er ist also nicht dein Sklave, obwohl du ihn im wahrsten Sinne des Wortes geraubt hast", fasste Timaris zusammen und beschönigte die Situation nicht. Auch wenn sie Eneas alles viel lieber behutsam beigebracht hätte. Doch leider konnten sie sich das nicht leisten. "Tut man das einem Freund an, Eneas? Er ist jahrelang aus freien Stücken auf dem Schiff geblieben. Er ist immer dein Liebhaber gewesen, wenn du ihn brauchtest, dennoch ist er nicht dein Gefährte. Vielleicht fühlt Kosta gar nicht so falsch, er wäre nichts bei dir. Vielleicht hat er es auch anders gemeint, als er es gesagt hat. Du wolltest ihn fördern? Worin? In dem was er will? Hast du ihm auch zugehört, was er will? Richtig zugehört? Kannst du denn auch akzeptieren, was er will?"

Eneas beteuerte, dass Kosta nicht wieder an Bord müsste. Sie könnten gemeinsam etwas anderes machen, als zur See zu fahren. Solange er ihn nur nicht verlassen würde. Ganz offensichtlich hörte ihr ehemaliger Gefährte nicht selber, was er da sagte. Er ging sogar soweit, sie zu bitten, Kosta dazu zu bewegen, wieder zu ihm zu gehen. Und dann war er so unfair, ihr Schuldgefühle zu machen, weil sie ihn auf so brutale Weise verlassen hatte. Dachte er etwa, das wäre für sie auch leicht gewesen. Sie hatte ihn so sehr geliebt. Liebte ihn noch immer. Rasch wich sie seinem Blick aus, damit er nicht zuviel in ihren Augen lesen konnte. Eneas hatte es schon immer mit Leichtigkeit vermocht, ihre Mauern niederzureissen.

"Wir?" fragte sie scheinbar überrascht nach, während sie sich ein Brötchen strich. "Ist es mit Leto und dir denn jetzt vorbei? Nun, ich könnte ihm natürlich befehlen, zu dir zurück zu kehren. Nur willst du das? Kannst du damit umgehen?" Natürlich wollte Eneas das nicht. Timaris war das schon klar. Sie wollte ihm nur deutlich aufzeigen, was er gerade so alles von sich gab. "Ausserdem wirst du es nicht lange an Land aushalten, Eneas. Du bist dafür geboren, auf See zu leben. Du wirst ihn früher oder später wieder verlassen. Warum sollte er sich das also antun? Du fragst, was du ihm getan hast, dass er so wütend ist. Ich weiss nicht, ob es einen bestimmten Grund gibt, oder ob sich die letzten zwei Jahrhunderte einfach zusammen gesammelt haben, wo du ihn immer wieder verlassen und an zweiter Stelle gestellt hast. Du sagst, der Streit erinnert dich an damals, als du ihn im Keller wegen Andiël angeschrien hast. Damals hast du dich von ihm verlassen und verraten gefühlt, weil er eine Affaire gehabt hatte, während es dir sehr schlecht ging. Hast du dir schon einmal überlegt, dass dich der Streit an damals erinnert, weil Kosta sich nun von dir verlassen und verraten fühlt, während es ihm schlecht geht? Du hast ihn geraubt und dann fallen gelassen, wolltest ihn nicht haben. Wie oft hast du das schon gemacht in der langen Zeit, in der ihr euch schon kennt?" Timaris wusste nicht, wieviel von ihren Vermutungen auch tatsächlich stimmte. Sie hatte Kosta schon lange nicht mehr länger gesehen. Doch sie versuchte sich in seine Gedanken einzufühlen, erinnerte sich daran, wie seine Gedanken sich angefühlt hatten, als er ihr seine Erinnerungen an Raej gezeigt hatte.
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von Anzeige » So 7. Aug 2022, 17:47

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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » So 7. Aug 2022, 17:48

"Ich hab ihn nicht geraubt", wehrte Eneas sich, "Es war nur.. Dunkelheit, ich hab nicht nachgedacht. Ich wollte ja nur in Ruhe mit ihm reden. Wenn er dann immer noch nicht gewollt hätte, natürlich hätte er gehen können. Ist er ja auch", fügte er schwermütig hinzu. Dabei war alles so überstürzt geschehen. Das war kein Abschied den Eneas akzeptieren konnte. Und auch nicht für immer. Das durfte nicht sein. Timaris redete ihm ins Gewissen, ob man solch eine ruppige Entführung einem Freund antäte. Er wäre ja jahrelang freiwillig bei ihm geblieben, wäre immer für ihn dagewesen und trotzdem nicht Eneas' Gefährte. Ob Eneas überhaupt zugehört hätte, was Kosta wollte. Der Krieger dachte darüber nach.
"Er will Abstand, er will nicht mehr hier festsitzen", wiederholte Eneas. Das war jedenfalls sehr deutlich geworden. "Ich glaube... er will nicht länger mein.. Liebhaber sein." Er dämpfte die Stimme wie als könnte man ihn doch hören. Er sprach aber auch so nicht gerne darüber. Eneas wusste nicht wieso. Wahrscheinlich weil er ein schlechtes Gewissen gegenüber Leto hatte. Nicht nur sie auch Kosta hatte ihm vorgeworfen, dass er Leto vernachlässigte. Sie mussten recht haben.
"Er will sicher was eigenes. Er hat so oft von diesem.. Zucker geredet. Mehr als ich hören wollte", gab Eneas zu. "Und solange wir diese... Affäre haben... bin ich kein guter Gefährte. War ich bei fast all meinen Freundinnen nicht." Der Hayllier seufzte. Es hatte ja seine Gründe, dass die letzten Beziehungen meist nie länger als wenige Jahre gehalten hatten. Leto war die große Ausnahme gewesen. Es hatte sich richtig angefühlt. Sie ließ ihm so viele Freiheiten und es genügte Eneas immer noch nicht. Er war undankbar und gedankenlos.
"Wir können doch trotzdem Freunde sein. Wir haben das schonmal versucht. Wir können diesen Soldaten retten, er kann hier mit ihm auf dem Schiff sein oder wir machen irgendetwas anderes. Wenn ich ihm das nur sagen könnte...", fing Eneas an. Es musste doch irgendetwas geben, was er tun konnte, damit Kosta nicht aus seinem Leben verschwand.

Als er so davon sprach, was sich alles ändern könnte, hakte Timaris nach, was denn dieses 'wir' wäre und ob es mit ihm und Leto vorbei wäre. Überrascht sah Eneas sie an. "Nein, wie kommst du darauf? Nein, wir haben uns nur gestritten... ich muss auch noch mit ihr reden. Es ist.. kompliziert. Nein, du sollst es ihm nicht befehlen. Ihn vielleicht nur bitten... so kann es nicht ausgehen. Sag ihm.. ich möchte mich entschuldigen dafür dass wir abgelegt haben und dass wir nicht immer auf dem Schiff sein müssen."
Timaris zweifelte das an, meinte, dass Eneas es nicht lange an Land aushalten würde. Früher oder später würde er Kosta wieder verlassen.
"Das ist nicht wahr!", brandete Eneas auf. "Ich habe über zwei Jahrhunderte an Land gelebt. Ich kann das wieder. Ja, ich mag es zu segeln und Schiffsplanken unter meinen Füßen zu haben, aber..." ihn mag ich mehr... Eneas schwieg nachdenklich. Es stimmte. Er würde das alles aufgeben, wenn Kosta ihn nicht verließ.
"Ich werde ihn nicht verlassen", bekräftigte er stur.
Die Königin begann zu spekulieren wieso Kosta wütend auf ihn war. Womöglich hätte sich dies aus den letzten zwei Jahrhunderten einfach angestaut. Kosta würde sich vielleicht von ihm verlassen und verraten fühlen.
"Verlassen? Er kann immer mit mir reden! Aber er behält so oft alles für sich, sagt nie wirklich was er will. Du hast ihn schon immer besser verstanden als ich. Und ich hab ihn nicht fallen gelassen, er.. er ist es doch, der gegangen ist!", ereiferte sich Eneas. "Er hätte nichtmal vom Schiff springen müssen. Wir waren sofort umgekehrt, als wir gehört haben..." Er stockte. Er hätte das jetzt nicht sagen sollen. Eneas sah sie ernst an. "Er hat gesagt, du wurdest vergiftet."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 18:18

Eneas versuchte eifrig auf ihre Fragen zu antworten. Mal abwehrend, mal leidenschaftlich, mal überfordert und hilflos. Es waren viele einzelne Informationen, die ziemlich wirr klangen. Doch so allmählich zeichnete sich ein Muster ab und Timaris konnte immer mehr erahnen, wo die Problempunkte lagen. Wobei es gar nicht so sehr deswegen zu sein schien, dass Kosta genug von Eneas Behandlung hatte. Zumindest nicht bis zu dem Zeitpunkt zu der Entführung. Da schien sich etwas geändert zu haben.

Aufgeregt ereiferte sich Eneas, dass er Kosta nicht verlassen hätte. Er wäre doch derjenige, der gegangen wäre. Geradezu vom Schiff wäre er gesprungen. Das war neu. Ja, wenn Kosta wütend wurde, dann aber so richtig dramatisch. Ob Eneas ihn als Sklaven beanspruchte. Ob er ihn in Ketten legen lassen wolle. "Er ist vom Schiff ge... WAS?" Timaris starrte Eneas entgeistert an, der ihr gerade erklärt hatte, was Kosta hatte verlauten lassen. Wie kam ihr Sklave denn darauf? Ausser ihr und ihren allerengsten Vertrauten wusste niemand davon. Wer hatte geplaudert?
"Wie kann er es nur wagen, solche Gerüchte über mich zu verbreiten?" knurrte sie aufgebracht, wollte sich aber vorallem keinesfalls anmerken lassen, dass Kosta die Wahrheit gesagt hatte. "So etwas kann schwerwiegende Folgen haben. Ich werde wohl mehr als nur ein ernstes Wörtchen mit ihm reden müssen, wenn ich wieder zurück bin." Und weiter würde sie nicht auf dieses Thema eingehen.

"Aber zurück zu dir und Kosta. Ich würde dir gerne mehr Zeit geben, das zu verarbeiten Eneas, doch ich fürchte dir steht eine klare Entscheidung bevor, wenn du Kosta nicht verlieren willst", erklärte sie und blickte Eneas genau so ernst an, wie er sie ernst angeblickt hatte, als er von der Vergiftung gesporchen hatte. "Ich kann dir nicht mit Sicherheit sagen, was das Problem ist, doch je länger ich dir zuhöre, desto mehr zeichnet sich etwas ab. Vielleicht will Kosta wirklich nicht mehr dein Liebhaber sein, wobei ich das nicht wirklich glaube. Sicher ist jedoch, dass ihr nicht einfach nur Freunde sein könnt. Nicht solange ihr beieinander seid. Das akzeptierst du nicht und forderst früher oder später immer wieder seine Zärtlichkeit ein. Und Kosta kann sich dir nicht widersetzen, was dir offensichtlich noch immer nicht aufgefallen ist." Und auch jetzt würde er es sicher gleich wieder bestreiten.

"Natürlich wirst du ihn nicht alleine lassen", stimmte Timaris Eneas zu, wobei sie seine Aussage allerdings abwandelte. "Dazu liebst du ihn viel zu sehr. Doch du kannst nicht von deiner Gefährtin erwarten, dass sie das stillschweigend akzeptiert, geschweige denn auch noch mitkommt. Also werdet ihr euch trennen und Kosta wird sich schuldig fühlen, weil wegen ihm wieder eine deiner Beziehungen kaputt gegangen ist. Ist es da nicht besser, wenn er geht, bevor du dich wieder mit Leto verkrachst und sie sich von dir wegen ihm trennt? Immerhin seid ihr beide nun schon recht lange zusammen. Das scheint wirklich was werden zu können. Darüber kann er auch nicht mit dir reden. Denn er weiss genau, dass du dann Leto die Schuld geben wirst, weil sie sie Kosta nicht in eurer Beziehung akzeptieren kann. Oder zumindest nicht so wie du es willst. Und das muss sie auch nicht. Wenn du eine Gefährtin erwählst, hat sie das Recht auf deine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Dunkelheit, Eneas, warum nimmt du eigentlich nicht endlich Kosta als deinen Gefährten? Inzwischen solltest du doch wissen, dass du wirklich und allumfassend auf ihn stehst. Ich wette mit dir, wenn Kosta ein Mädchen wäre, wärt ihr schon längst verheiratet und hättet bereits mindestens ein dutzend Kinder.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » So 7. Aug 2022, 18:22

Die Königin wehrte sich heftig gegen die Vermutung, sie wäre vergiftet. Wütend erklärte sie, dies wären Gerüchte und sie würde mit ihm ein ernstes Wort darüber reden. Eneas sah sie nachdenklich und ein wenig verwirrt an. Es war eigentlich nicht Kostas Art Gerüchte zu verbreiten. Besonders nicht über Timaris über die er niemals ein schlechtes Wort gesagt hatte. Anderseits hatte sich der Krieger bei diesem Streit nicht wie sonst verhalten. Was wusste Eneas also schon? Mit Timaris' heftiger Erwiderung hatte er nicht gerechnet und die Königin brachte das Thema sofort zurück zu Kosta und ihm, eröffnete ihm ihre Sicht der Dinge. Er würde eine Entscheidung treffen müssen, wenn er Kosta nicht verlieren wollte.
"Was für eine Entscheidung?", fragte Eneas. Selbstverständlich wollte er Kosta nicht verlieren. Wie konnte er das aufhalten? Wusste Timaris eine Möglichkeit? Sie hatte noch den besten Zugang zu Kosta. Timaris fuhr fort, dass sie nicht glaubte, dass Kosta nicht mehr sein Geliebter sein wollte. Zumindest würde es nicht funktionieren, dass sie "nur" Freunde blieben. Nicht solange sie sich so nahe sahen. Eneas würde ja immer wieder Kostas Zärtlichkeit einfordern und Kosta widerum würde sich nicht widersetzen.
So ganz konnte Eneas das nicht stehen lassen. "Ja, ich weiß, wir haben schon oft versucht es ruhen zu lassen." Bloß Freunde zu sein. Ohne Extras. Der schlanke Krieger seufzte. "Aber ich bin schwach...", gestand er. Eneas hielt es wirklich nicht lange aus. Dann hatte er wieder Sehnsucht nach seinem Liebhaber. "Es ist aber nicht nur der.. Sex..", wehrte er ab. "Kosta.. er gehört einfach zu meinem Leben. Ich kann mir das ohne ihn nicht vorstellen, doch dass er... dass er das so ganz anders sieht..." Es war so wie Eneas befürchtet hatte. Er ließ den Kopf senken. "Ich bedränge ihn zu viel. Ich versuche es nicht zu tun... wo er mich doch nie bedrängt hat." Nie war vielleicht zu viel gesagt, aber es war wirklich meist Eneas, der auf Kosta zuging und sehr selten umgekehrt. Insgeheim wünschte sich Eneas allerdings, dass Kosta einmal die Iniative ergriff, dass er klar zeigte und sagte was er wollte. Wieso sah Timaris so deutlich Kostas vielen eigenen Entscheidungen und Eneas bekam so wenig davon mit?
Nein, eine Entscheidung hatte er ja deutlich zu spüren bekommen. Kosta wollte nicht mehr hier sein. Und wie Kosta es Eneas vorgeworfen hatte, konnte er nicht einmal diese eine Entscheidung akzeptieren. Er war kein guter Freund.

Timaris hatte eine andere Sichtweise. "Natürlich wirst du ihn nicht alleine lassen. Dazu liebst du ihn viel zu sehr", sagte sie. Eneas blickte auf. Ja, er hatte seinen Freund sehr gern. Er war eine der wichtigsten Personen in seinem Leben. Aber welche Art Liebe meinte Timaris?
Sie erinnerte ihn an Leto, die sicherlich nicht akzeptieren würde wenn Eneas wegen Kosta sein komplettes Leben umkrempelte. Wenn sie sich deswegen trennten, würde Kosta sich schuldig fühlen. Ob es nicht besser wäre, wenn Kosta da ging, um Eneas' Beziehung zu retten? Er wäre schon so lange mit Leto zusammen. Das klang gewiss logisch und begründet, doch wieso wehrte sich instinktiv alles in seinem Inneren dagegen?
"Ich liebe sie. Wir haben eine Vereinbarung", versuchte er zu erklären. "Eine offene Beziehung... es.. scheint in letzter Zeit bloß nicht so zu funktionieren", gab der hayllische Schriftsteller betrübt zu. Eneas merkte selbst, dass er etwas unternehmen musste. Er hatte Angst vor dieser Entscheidung.
"Dunkelheit, Eneas, warum nimmt du eigentlich nicht endlich Kosta als deinen Gefährten? Inzwischen solltest du doch wissen, dass du wirklich und allumfassend auf ihn stehst. Ich wette mit dir, wenn Kosta ein Mädchen wäre, wärt ihr schon längst verheiratet und hättet bereits mindestens ein dutzend Kinder."
Eneas riss die Augen erstaunt auf. "Was? Wir... Gefährten?" Er wusste im ersten Moment nicht was er dazu sagen sollte. Dass Timaris ihm das einmal vorschlagen würde, verrückt. "Wie oft soll ich dir noch sagen, das ist nicht so zwischen uns. Wir haben nur Spaß und sind Freunde", verteidigte er sich automatisch und griff zu einer seiner vielen Ausreden wie zu der Zeit als er noch mit Timaris zusammengewesen war und sie ihm vorgeworfen hatte, er würde Kosta viel mehr Aufmerksamkeit schenken. Unbewusst musste er doch daran denken. Wie das wäre mit Kosta... ob er das überhaupt wollte oder Eneas wieder eine Entscheidung für sie beide traf, weil Kosta einfach sowieso nie nein sagen konnte. Aber ihn zu küssen wann er wollte.. endlich... offen mit ihm reden.. alles teilen... und Kinder... Kosta konnte so gut mit Kindern umgehen...
Nein, was dachte er da? Er hatte eine Gefährtin und Kosta hatte nie etwas in die Richtung gesagt oder unternommen. Das wäre bloß wieder etwas was Eneas ihm aufdrängte solange bis Kosta es nicht mehr aushielt und ihn verließ.. so wie letzte Nacht...
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 18:34

Eneas musste auch mit Leto ziemlich oft diese Streitgespräche führen, die sie zwei auch oft wegen Kosta gehabt hatten. Automatisch verfiel der Krieger wieder in diese Verteidigungsstellung, wo er es einerseits herunterspielte und beteuerte, dass es gar nicht so schlimm wäre und andererseits sich auch sehr reumütig gab und erklärte er wäre schwach. Doch er versuche es, sich zurück zu halten. Aber da war auch noch etwas anderes zu hören. Nämlich etwas in der Art, dass Eneas mehr von Kosta umworben werden wollte? Warum? Weil er dann alles stehen und liegen lassen würde, um ihm in die Arme zu fliegen? Dabei hatte er doch eine Gefährtin.

"Na ganz offensichtlich habt ihr nun keinen Spass mehr miteinander", antwortete Timaris lakonisch, nachdem Eneas sich energisch dagegen gewehrt hatte, dass mehr zwischen Kosta und ihm wäre. "Wie es aussieht wirst du dich entscheiden müssen. Entweder Leto oder Kosta. Ich bezweifle nicht, dass du Leto sehr liebst. Aber Eneas, offene Beziehungen funktionieren selten und noch weniger auf lange Zeit hinaus. Das ist doch auch nichts schlimmes. Als Dichter müsstest du doch wissen, dass die meisten von einem Gefährten träumen, der voll und ganz für einem da ist und nur einem selbst liebt. Du solltest doch wissen, dass die meisten denken, dass wahre Liebe nur jemand einzelnes braucht. Dass die wahre Liebe gleichzeitig auch der beste Freund ist. Du hast doch auch einmal so romantisch gedacht. Hast du noch immer Angst davor, den anderen zu gestehen, wie wichtig Kosta dir ist. Denn er ist, neben der See, deine einzige Konstante in deinem Leben, Eneas. Ist dir das noch nicht aufgefallen? Es wirkt vielmehr so, als hättest du mit Kosta eine Beziehung und mit deinen angeblichen Gefährtinnen nur eine Affairen. Affairen, die du zwar liebst, aber nicht genug, um dich nur auf sie einzulassen. Was wäre denn, wenn Kosta auf dich zukäme und sagte, dass er nicht mehr nur dein Liebhaber, sondern dein Gefährte sein wolle? Was wenn er dich mehr bedrängte? Würdest du ihn wie damals nach dem ersten Mal in seine Schranken weisen und ihm klar und deutlich machen, dass nie etwas aus euch werden würde? So wie du es mir und Leto die ganze Zeit über beteuerst? Was glaubst du, warum er peinlichst darauf achtet, dich auch ja nicht zu bedrängen? So etwas mag niemand hören. Noch nicht einmals ein so duldsamer Mensch wie Kosta." Wobei, so sehr wie der Krieger Eneas liebte, würde er womöglich sogar das ein weiteres Mal über sich ergehen lassen, wenn er Eneas damit glücklich machen konnte.
"Aber vielleicht hast du recht und es ist besser, sich an Leto, denn an Kosta zu halten", zuckte Timaris mit den Schultern und wünschte sich gleich darauf, sie hätte es nicht getan. Das war die völlig falsche Bewegung gewesen und tat ziemlich weh. Doch sie verzog nur kurz ihr Gesicht. Es war sogar mehr nur ein Zucken. "Immerhin hast du Kosta aus irgend einem Grund tatsächlich sehr wütend gemacht, was bei Kosta nun wirklich keine Kleinigkeit ist. Aber entscheiden wirst du dich müssen. Entweder deine Beziehung oder deine Affaire." Eneas konnte selber entscheiden, wer was war. "Es ist auch nicht fair, beides behalten zu wollen. Stell dir vor, ich hätte noch einen Liebhaber gehabt, als wir zusammen waren. Das hätte dir doch auch nicht gefallen. Wenn du dich nicht selbst in Kosta verliebt hättest, dann wär dir sogar seine Gegenwart zuviel gewesen."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » So 7. Aug 2022, 18:36

"Du wirst dich entscheiden müssen. Entweder Leto oder Kosta", sagte Timaris ziemlich direkt. Eine offene Beziehung würde auf Dauer nicht funktionieren. Es wäre nichts schlimmes. Die meisten träumten von einem Gefährten, der immer für einen da war und nur ihn liebte und niemand anderen. Wahre Liebe bräuchte nur jemand einzelnes.
Dass er sie einmal so reden hörte und über wen sprach sie? Sich selbst? Eneas' viele gescheiterte Beziehungen, weil er nicht von Kosta lassen konnte? Aber mit Kosta... sie Gefährten... das würde nicht gehen. Kosta liebte immer noch Timaris. So sehr er seinen Freund verletzt hatte, dass er immer zweite Wahl gewesen war, so plagten Eneas die gleichen Ängste. Dass er bloß zweite Wahl war.
"Dass die wahre Liebe gleichzeitig auch der beste Freund ist. Du hast doch auch einmal so romantisch gedacht", erinnerte ihn Timaris an damals. Eneas' goldene Augen wurden melancholischer.
"Ja, habe ich. Das ist lange her", wehrte er ab. Man hatte ihm die Augen geöffnet und gezeigt, dass Beziehungen hauptsächlich kompliziert waren, viel kämpfen und arbeiten bedeutete. Alle Beziehungen, die er in den letzten Jahrhunderten gehabt hatte, waren ihm nicht leicht gefallen. Mit Kosta... das würde auch nicht gehen, sie waren so verschieden und sein Freund würde einfach zu allem Ja sagen und Eneas sie beide zugrunde richten.
Timaris ließ nicht locker, zeigte ihm auf, dass neben der See Kosta seine einzige Konstante im Leben wäre. Ob ihm das nie aufgefallen wäre? "Ich riskiere unsere Freundschaft nicht", beharrte Eneas. "Ich..." Er wusste nicht was er weiter sagen sollte. Besonders nicht auf die Frage, was er machen würde, wenn Kosta ihm sagte, dass er sein Gefährte sein wolle.
"So etwas fragt er nicht. Er fordert nie etwas von mir." Es klang beinahe ein wenig enttäuscht. "Und wann soll ich ihn in seine Schranken verwiesen haben?"

Timaris änderte dann plötzlich doch ihre Meinung, es wäre vermutlich besser sich an Leto zu halten. Kurz verzog sie das Gesicht wie als täte ihr etwas weh. Es war nur flüchtig gewesen, aber Eneas kannte das von früher. Kurz fragte er sich was das zu bedeuten hatte, aber da sie gleich wieder Kosta erwähnte, waren seine Gedanken sofort erneut bei seinem Freund. Wieso musste er sich entscheiden?
"Ich wollte ihn nie verletzen. Ich wollte niemanden verletzen", murmelte er. Wenn er sich entschied, würde er jemanden sehr weh tun. Wahrscheinlich hatte er es längst getan.
"Ich will ihn nicht verlieren, das ist alles." Und alles andere... kam an zweiter Stelle. So hart es auch war.
"Wenn du dich nicht selbst in Kosta verliebt hättest, dann wär dir sogar seine Gegenwart zuviel gewesen", sagte die Königin offen. Eneas riss die Augen auf.
"Verliebt? Ich hab mich nicht-"

Behutsam drückte Eneas seinen Kammerdiener an sich, sein Kopf lehnte mit der verschwitzten Stirn gegen Eneas' Schulter, einige Haarsträhnen kitzelten seinen Hals. Sie rochen auch nach Kosta und Eneas merkte mit eigenem Erstaunen, dass er diesen Geruch gerne um sich hatte. Vielleicht war dieses Gefühl wie weit er die Zuneigung des Sklaven erwidern konnte - auf seine eigene Weise.

"Kosta... ich bin immer noch... noch für dich da. Weißt du nicht mehr?" Eneas fuhr dabei ohne Nachzudenken an Kostas Mantelkragen entlang, fast so als wollte er ihn festhalten damit er nicht entfliehen konnte. Sein Kopf war so schwer, er lehnte sich ein bißchen an den anderen Krieger, haltsuchend. Dadurch kam es, dass sie sich nun doch ganz nahe standen, er konnte die Wärme des anderen Körpers spüren, atmete heftiger. Schweigend tauschten sie einen Blick voller Ungewissheit und Zerrissenheit aus. Dann, von einem Moment auf den anderen, presste Eneas seine regennassen Lippen auf die Kostas, küsste ihn leidenschaftlich und auch sehnsüchtig. Der Regen prasselte auf sie nieder, es war Eneas in dem Augenblick alles egal geworden. Der Wind trieb den Geruch der See zu ihnen, aber auch den Rauch, den Alkohol und schwach darunter Eneas' Parfüm und sein eigener Geruch. Er roch den von Kosta so gern, das hatte er schon immer getan. Was war bloß mit ihm los?

Ihre Blicke trafen sich, Kostas goldfarbene Rehaugen schauten ihn von unten her an. Scheu fragte er ihn, nein Taelos, ob er nun sein Gefangener wäre. Während Eneas noch überlegte und auch nicht wußte wie er mit diesen widersprüchlichen Bedürfnissen und Wünschen in sich umgehen sollte, schlug der andere Kriegeer schüchtern die Augen nieder, hielt es aber nicht lange aus und sah ihn gleich wieder an.

Eneas griff nach einem Blumenzweig ein wenig über ihnen beiden, schüttelte ihn leicht. Die roten Blütenblätter benetzten Kostas Gesicht. Er sah so schön aus. Lächelnd sahen sie sich in die Augen ehe die Leidenschaft sie wieder überwältigte und aus einem sinnlichen Kuss schnell ungestüme Wildheit und Begehren wurde.

"Ich war... naja... eifersüchtig. Ich hatte kein Recht dazu", gab er zu, streichelte Kosta kurz über die Wange. Sein Freund war für ihn da. Aber andere sahen ebenfalls wie einzigartig er war. Eneas' Wunsch, dass Kosta Spaß hatte und glücklich war, biss sich mit seinem Sehnsucht und seinen Gefühlen für ihn. Es war nicht fair gegenüber Kosta. Eneas wollte ihn nicht benutzen. Er wollte... einfach bei ihm sein.

Wenn er bei seinem Freund war, fühlte er sich unbeschwerter, aber auch stark und begehrt. Für Kosta war alles so aufregend, alles etwas besonderes und ein Geschenk. Natürlich tat dies unheimlich gut. Eneas genoss es sehr. Das war aber nicht der eigentliche Grund, warum er gerne bei seinem Liebhaber war... nur dachte der junge Ivores nicht daran.

Er drehte sein Gesicht zur Seite, Grashalme kitzelten die Wange. Eneas lächelte Kosta an, streichelte mit zitterndem Arm über dessen geröteten Rücken, ließ seine Finger wandern.

Der Krieger ließ die Münze hochschweben, setzte dann seine opalene Juwelenkraft ein und trennte die Münze in einer Zicksacklinie in der Mitte, so dass zwei schöne Hälften dabei herauskamen. Eneas brannte noch ein kleines Loch oben rein, damit die Münzhälften um den Hals getragen werden konnten, wenn man wollte. Eine Hälfte, sie war noch ganz warm, reichte er Kosta. "Hier, mein Abenteurer...", sagte er ihm innig, beugte sich vor und küsste Kosta sanft auf die Wange.


...

"... verliebt", schloss Eneas stockend und begriff im gleichen Moment endlich, dass dies nicht stimmte. Mit der Hand griff er in seinen Hemdkragen, holte die alte Münzhälfte hervor, die in den letzten Jahren so viel erlebt hatte. Perplex starrte er darauf, strich mit den Fingerkuppen an den Kanten entlang. All die Augenblicke mit Kosta glitten durch seinen Geist, diese Erinnerungen, die in ihm drin immer noch so lebendig waren.
"Dunkelheit, wie habens die Frauen bloß mit mir ausgehalten", bemerkte der Pirat nach einer Weile.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » So 7. Aug 2022, 19:21

"Vielleicht solltest du wieder anfangen so zu denken", riet Timaris ihm liebevoll. "Es ist keine schlechte Art, so zu denken. Auch wenn es viel Kraft und eben auch die richtige Person dazu braucht." Sie war nicht die richtige gewesen. Auch wenn es fast gereicht hätte. Wäre sie keine Königin gewesen, dann hätte es das vielleicht. Aber dann wäre sie womöglich auch nicht die Person gewesen, zu der sie sich entwickelt hatte. Es war brutal gewesen, Eneas zu verlassen und es hatte auf beiden Seiten viel zerstört. Aber in der Hinsicht war Eneas schon immer der Stärkere von ihnen beiden gewesen. So ungern sie es auch zugab. Sie hatte gewusst, dass er sich mit Hilfe von Kosta wieder fangen und glücklich werden würde. Nur hatte sie irgendwie nicht damit gerechnet, dass Kosta irgendwann der Geduldsfaden reissen würden. Nicht so wie er immer treu an Eneas Seite stand.

"Nun, inzwischen scheint es mir da nicht mehr viel zu riskieren zu geben", versuchte sie Eneas klar zu machen. "Wenn du ihn nicht verlieren willst, dann musst du handeln. Ich weiss, dass du niemandem wehtun willst. Ich weiss das, Kosta weiss das und Leto weiss es sicher auch. Aber Eneas, egal ob du ihn als Freund oder als Gefährten haben willst, du wirst jetzt wohl um ihn kämpfen müssen, wenn du ihn nicht verlieren willst. Ich weiss, dass du das ausgezeichnet kannst. Du musst nur loslegen."
Deutlich machte sie ihm klar, dass sich eben viele eine monogame Beziehung und die einzig wahre Liebe wünschten. Er hätte Kosta ja auch nicht in ihrer Nähe ertragen, wenn er sich nicht selbst in Kosta verliebt hätte. Etwas, was Eneas sofort abstreiten wollte. Doch noch während er sprach, musste er sich an etwas erinnern. Timaris konnte es ihm förmlich ansehen, wie er am Anfang des Satzes noch daran glaubte, wass er sagte und gegen Ende genau wusste, dass es so gar nicht der Wahrheit entsprach.

"Das haben sie doch gar nicht", lachte Timaris, als Eneas vollkommen überwältigt und mit der halben Dublone in der Hand fragte, wie die Frauen es mit ihm bloss ausgehalten hätten. Doch sie lachte nur kurz. So erheiternd und unendlich süss es auch war, wie Eneas langsam sich selbst erkannte, so tat diese Bewegung viel zu sehr weh. Angespannt lehnte sie sich zurück. Sie musste besser darauf achten, wie sie sich bewegte. "Was willst du jetzt also tun, Eneas?"
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » So 7. Aug 2022, 22:22

Timaris lachte zunächst bloß und konterte, dass die Frauen es eben nicht mit ihm ausgehalten hätten. Eneas warf ihr einen gespielt schmollenden Blick zu. Seine Miene wandelte sich jedoch, als er bemerkte wie sich Timaris ein wenig vorsichtig zurücklehnte und das Lachen rasch geendet war. War sie doch vergiftet oder hatte Schmerzen? Bildete er sich das nur ein?
Die Königin sprach auch gleich weiter, fragte was Eneas nun unternehmen würde. Der Krieger schwieg einen Augenblick, so sicher war er sich da nicht. Er blickte wieder auf die Münzhälfte. Er war in seinen besten Freund verliebt - und das schon verdammt lange. Wovor hatte er solche Angst? Dunkelheit, er war wirklich verliebt. Wie war das passiert? Wieso begriff er das erst jetzt? Gut, es gab tausend Gründe Kosta gern zu haben... ihn zu... lieben.
Eneas merkte, dass das Schweigen nun schon länger anhielt. "Ich weiß es nicht genau. Mit Leto reden." Er seufzte. Der Krieger hatte sich ohne es zu merken längst entschieden. "Ich liebe sie, sie ist toll... aber... ohne ihn kann ich nicht, ich will ihn nicht verlieren. Ich.. er könnte schon diese richtige Person sein", die Timaris vorhin erwähnt hatte, "Falls er überhaupt will..."
Es wunderte Eneas, dass von Kosta so gar nichts in diese Richtung gekommen war. Wer sagte ihm dann, dass Kosta auch so etwas wollen würde? Vielleicht lehnte er ab oder er sagte ja und meinte es eigentlich nicht so? Wie konnte Eneas sicher sein, dass Kosta ihn nicht verließ so wie es Timaris getan hatte?
Hmm, vielleicht sollte er erst darüber nachdenken, nachdem er mit Leto gesprochen hatte. Eneas konnte sich nicht helfen. Seine Gedanken glitten fortwährend zu Kosta.
"Ich will es nicht mehr verheimlichen", sagte er dann. "Ich hab mir schon öfter gewünscht mehr... hmm.. Freiheiten mit ihm zu haben. Das hab ich ab und zu mal... meistens zum Ende meiner Beziehungen hin", fügte er leise hinzu. Es war nicht fair gegenüber Leto, sie war wunderbar, sie war... nicht Kosta. Eneas strich sich durch die Haare, atmete tief durch. Er war so durcheinander. So hatte er sich das Frühstück nicht vorgestellt und es wurde ihm unangenehm zumute wenn er an die Aussprache mit Leto bloß dachte. Er konnte ihr nicht so weh tun.
"Was ist wenn ich wieder Zweifel bekomme?", fragte er Timaris.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » Mo 8. Aug 2022, 06:55

Nun war eine ganze Weile nichts mehr von Eneas zu hören. Gedankenverloren starrte er die Münzälfte an. Wahrscheinlich zogen gerade die letzten zweihundert Jahre an ihm vorbei. Eine lange Zeit, um derart blind zu sein. Doch nun war Eneas es entgültig nicht mehr und so wie er reagierte, war es gar nicht so schlecht gewesen, dass Timaris ihm das offenbart hatte. Denn obwohl er nach einer ganzen Weile seufzte, dass er nicht genau wisse, was er tun solle, sagte er doch klar, dass er mit Leto reden würde. Es war offensichtlich, dass er ihre Beziehung beenden würde.

"Du hast ein grosses Herz, Eneas, und ich weiss, dass du mehrere Personen lieben kannst." Zärtlich fasste sie seine Hand und für den Moment vermisste sie ihn gerade sehr. "Doch auch du kannst dich nicht zweiteilen und voll und ganz für zwei Personen gleichzeitig da sein. Es wird ihr wehtun, ohne Frage. Denn du bist ein wundervoller Mann Eneas. Niemand kann dich leichten Herzens verlieren. Aber von dem was du erzählt hast, denke ich mir, dass sie selber schon weiss, dass es so nicht weiter gehen kann. Besser ihr macht jetzt einen klaren Tisch, damit sie heilen und schliesslich jemanden für sich finden kann, der der Richtige für sie ist."

Dass Kosta der Richtige für Eneas war, daran zweifelte Timaris nicht und wohl auch sonst niemand hier an Bord. Einzig Eneas war noch sehr zörgerlich in der Hinsicht. Aber das lag wohl nur daran, dass es noch so neu für ihn war. Zumindest die Erkenntnis. Die Gefühle hegte er schon ewig für Kosta.
"Nun, bis ich von eurem Streit erfahren habe, war ich mir absolut sicher, dass Kosta will", lächelte Timaris wehmütig. "Er lebt für dich. Wahrscheinlich will er sogar noch immer und ist jetzt nur durcheinander. Er war sehr aufgewühlt, wegen seiner Erlebnisse in Raej. Es waren furchtbare Erinnerungen, die er mir gezeigt hat." Diesmal drückte sie Eneas Hand eher trostsuchend. "Vielleicht, ist er gar nicht wirklich wütend auf dich. Und wenn doch. Meinst du nicht, er hätte es verdient, dass du ihn um Verzeihung bittest wegen dem, weswegen er sauer auf dich ist?" Schliesslich schuldete Eneas Kosta sehr viel. Doch Eneas schien eindeutig Angst zu haben.
"Zweifel?" fragte sie verwundert nach. "Zweifel woran?"
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » Mo 8. Aug 2022, 08:57

Wenn er so ein großes Herz hatte, wieso tat er dann den Personen, die er am meisten liebte, so weh? Timaris griff wieder nach seiner Hand und erklärte, dass er nicht für zwei Menschen gleichzeitig voll da sein könnte. Eneas lächelte verkniffen. "Die Unterhaltung kommt mir irgendwie bekannt vor..." Sie hatten schon oft Gespräche über Kosta gehabt. Damals hatte sie gewollt, dass er ihr mehr Aufmerksamkeit gab, dass er ihr Gefährte war und nicht der Kostas. Stets hatte Eneas beteuert, wie recht sie nicht hatte und wie sehr er sie liebte. Damals hatte das auch der Wahrheit entsprochen. Und jetzt... dass gerade Timaris ihm so die Augen öffnete und ihm vorschlug, wieso Kosta und er nicht schon längst... Heirat und ein Dutzend Kinder. So absurd aus ihrem Mund. Überhaupt war die ganze Idee absurd.
Die Königin ermutigte ihn einen reinen Tisch mit Leto zu machen. Es könne so nicht weitergehen. Eneas nickte, seufzte nicht zum ersten und wohl auch nicht zum letzten Mal. Es schmerzte seine Gefährtin ziehen zu lassen, mit ihr zu brechen. Leto kannte ihn wie sonst kaum jemand. Außer eben Kosta und Timaris.

Zusätzlich sorgte Eneas sich, ob Kosta ihn überhaupt wollen würde. Timaris meinte, der Krieger wäre nur durcheinander und aufgewühlt wegen Raej. "Ich habe versucht mit ihm darüber zu reden, doch er lässt das kaum zu. Außer dass er von diesem Zucker geschwärmt hat." Eneas rollte mit den Augen. "Was ist das überhaupt für ein Name?" So ganz konnte er die Eifersucht nicht unterdrücken. Vielleicht weil er einfach ständig unsicher wegen Kosta war.
"Vielleicht, ist er gar nicht wirklich wütend auf dich. Und wenn doch. Meinst du nicht, er hätte es verdient, dass du ihn um Verzeihung bittest wegen dem, weswegen er sauer auf dich ist?", fragte ihn Timaris.
"Wie soll ich ihn um Verzeihung bitten, wenn er mich nicht sehen will? Er hat so furchtbare Sachen gesagt... ich wollte ihn auch nicht entführen. Nicht so richtig. Ich wusste nur nicht weiter, als er sagte, er käme nie mehr zurück. Nie mehr ist eine verdammt lange Zeit, wenn ich es nichtmal ein paar Wochen ohne ihn aushalte."
Eneas hatte weit mehr Zweifel daran, ob Kosta ihn wirklich wollte und was er dazu sagen würde. Gleichzeitig kam Eneas sich schäbig vor, dass er schon an die Zukunft dachte, wenn Leto - und auch die komplette Mannschaft - so im Ungewissen war.
"Weil ich nicht weiß ob es klappt", antwortete Eneas, "Ob er nein sagt, oder ob er jagt sagt nur weil ich ihn dazu dränge, ob er.. nicht doch lieber bei dir ist. Er.. liebt auch mehrere Personen gleichzeitig." Und Eneas wusste nicht für was Kosta sich entschieden hatte. Ob er sich überhaupt entscheiden würde.
"Wenn ich es öffentlich mache... dann gibts kein zurück. Wer weiß, wie die anderen reagieren... und ich will auch nicht bedrängt werden von irgendwelchem Fremden... das ist alles so viel..." Er dachte wieder an Kosta. Sein wunderschönes Lächeln, wenn er glücklich war. Zunächst schüchtern und sachte bis er sich öffnete, aus sich herausging und man für einen kurzen Moment all seine Leidenschaft und Lebensfreude sah. Schlicht Kostas Hand zu halten schickte Eneas auf eine Sturmfahrt der Gefühle.
"Er wollte sich zum Abschied nichtmal umarmen", erinnerte er sich.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » Mo 8. Aug 2022, 18:05

"Ihr hattet doch noch kaum Zeit, über Raej zu sprechen. Aber ja, Zucker ist ihm wirklich sehr wichtig", stimmte Timaris etwas besorgt zu und musste schmunzeln ob Eneas Eifersucht. Um diese nicht zu schüren, erzählte sie Eneas nicht, wie wichtig Kosta Zucker tatsächlich war. Was sie in seinen Gedanken darüber erfahren und was Kosta ihr dazu gesagt hatte. Eneas hatte schon ein genügend grosses Durcheinander im Kopf. "Der Deckname Zucker ist zynisch gewählt", erklärte sie ihm dafür. "Er ist ein Hayllier und war einmal ein sehr schöner Lustsklave. Dann wurde ihm sein Gesicht auf einen heissen Rost gedrückt." Zucker und Caramel, wie Kosta es ausgedrückt hatte. Es war unglaublich, wie grossmütig der Krieger sein konnte. Über wieviel hässliches er hinwegsehen konnte. Um so verwunderlicher war es, dass er sich tatsächlich mit Eneas gestritten hatte.

"Du kannst ihm einen Brief schreiben, wenn du magst", schlug Timaris vor. "Ich werde dafür sorgen, dass er ihn liest. Oder ich kann ihn auch zu dir runter schicken. Ich werde ihm nicht befehlen, dass er dir zuhört. Aber ich kann ihn in deine Nähe bringen. Doch vorher solltest du erst mit Leto gesprochen haben, damit du frei für ihn bist." Ja, es war wirklich schwierig für Eneas, wenn Kosta sich im Palast verschanzte. Zur Not musste er ihn eben noch einmal rauben. Aber das wollte Eneas nicht wirklcih tun und Timaris war sich auch nicht so sicher, ob es der richtige Weg war. Vielleicht, wenn Eneas ihn bis zuende ging. Aber vielleicht war es auch zu spät dafür.

Überrascht blickte sie Eneas an, als dieser meinte, dass auch Kosta zwei Personen gleichzeitig lieben würde und er sich nicht sicher war, ob Eneas nur zu ihm kommen würde, weil er ihn dazu dränge. Ausserdem befürchtete er, dass Kosta sowieso nein sagen könnte. Ja, wusste er denn immer noch nicht, wie sehr Kosta ihn liebte. Auch jetzt nicht, nachdem sie ihm seine eigenen Gefühle vor die Nase gehalten hatte. Allerdings war das vor Kostas Wutsausbruch gewesen, der womöglich doch einiges verändert haben mochte. Doch bevor sie darauf eingehen konnte, überschüttete er sie auch schon mit weiteren Sorgen.
"Eneas, wenn Leute dich bedrängen, dann tun sie das wegen deines umwerfenden Aussehens und nicht weil du gestehst, dass du einen einzigen, besonderen Mann liebst", erklärte sie ihm ernst und streichelte ihm sacht über den Handrücken. "Ausserdem mit Kosta an deiner Seite, brauchst du wirklich keine Angst zu haben, dass dich jemand bedrängt. Das würde er niemals zulassen." Egal wie wütend Kosta war. "Und deine Mannschaft... sie wissen doch alle, dass Kosta sich eher zu Männern denn zu Frauen hingezogen fühlt und sie haben es ohne mit der Wimper zu zucken akzeptiert. Warum sollte das bei dir anders sein? Aber egal was für furchtbare Sachen Kosta zu dir gesagt hat oder was du befürchtest, was er noch sagen wird. Wenn du ihn nicht fragst, wirst du ihn definitiv verlieren. Stell dir das vor, wenn dich der Mut verlässt und du Angst hast. Stell dir vor, wie dein restliches Leben ohne ihn wäre und du es noch nicht einmal versucht hättest, eure Beziehung zu retten." Das dürfte Eneas sicherlich genügend Antrieb verschaffen.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » Mo 8. Aug 2022, 18:35

Nein, Eneas wollte eigentlich nicht mehr über diesen Zucker sprechen. Würde Kosta sich eher für ihn entscheiden, wenn es denn eine Entscheidung gab? Oder gar bei Timaris bleiben, die er auch sehr liebte? Eneas war sich einfach sehr unsicher. Er musste irgendwie mit Kosta Kontakt aufnehmen. Timaris schlug vor ihm einen Brief zu schreiben.
"Ich kenne äußerst äääußerst viele Varianten vom Schiff aus jemanden im Palast zu erreichen", gab er zurück. "Ob er darauf reagiert... nein, bitte befehle ihm nichts. Ich glaub, es ist besser, wenn er von sich aus kommt, dann hört er vielleicht eher zu. Oder wir können uns auch außerhalb von Draega treffen. Es muss nicht das Schiff sein." Da war überall der Rest der Mannschaft und es konnte bei einem Streit besonders klein wirken. "Ja, ich weiß, ich werde zuerst mit ihr reden", bekräftigte Eneas. Und wenn Kosta ihn dann trotzdem nicht wollte? Er liebte auch mehrere Personen, da brauchte Timaris gar nicht so überrascht schauen.
"Er war dir immer zugetan, er himmelt dich an und... du bist seine Herrin. Darin ändert sich ja nichts." Er blickte sie länger an. "Oder?", wagte er nachzuhaken. Nein, in der Hinsicht sollte er sich wohl keine Hoffnungen machen. Es war auch nur einer seiner vielen Zweifel.
Wie zum Beispiel wie seine Umwelt darauf reagieren würde. Timaris sah diese Sorgen überhaupt nicht. Sie würden ihn wegen seines Aussehens bedrängen und nicht seiner Neigungen. Außerdem würde Kosta das niemals zulassen. Stimmt, er hätte ja dann seinen Beschützer... und alleine würde Eneas sowieso nicht zu den Plätzen gehen, wo sich im Allgemeinen die Männer tummelten, die andere Männer mochten.
Um die Mannschaft müsste er sich sowieso keine Sorgen machen, sagte die Königin. Sie hätten Kosta akzeptiert wie er war, bei ihm würden sie nicht anders reagieren.

"Wenn du ihn nicht fragst, wirst du ihn definitiv verlieren. Stell dir das vor, wenn dich der Mut verlässt und du Angst hast. Stell dir vor, wie dein restliches Leben ohne ihn wäre und du es noch nicht einmal versucht hättest, eure Beziehung zu retten", sagte Timaris zum Schluss. Eneas setzte sich gerade auf, nickte entschlossen.
"Ja, du hast Recht. Ich will kein Leben ohne ihn." Die Worte gingen ihm erstaunlich leicht über die Lippen. Wenn Kosta ihn so reden hören könnte. Was er wohl sagen würde? Eneas wandte sich zu der Königin, lächelte sie an.
"Danke für deinen Rat. Ich hoffe, er kann mir verzeihen." Er schüttelte geschafft den Kopf. "Ich bin so durcheinander und... überwältigt und gleichzeitig ist.. alles so klar. Verstehst du das? Wie bist du eigentlich zu deinem neuen Gefährten gekommen? Er wirkt nett." Eneas lächelte. "Ich freue mich für dich so, ich hoffe es hält." Obwohl er gehört hatte, dass Aaron kurzlebig war. Trotzdem wünschte ihr alles Glück. Er war ihr schon lange nicht mehr böse für die schmerzhafte Trennung. Bloß die Narben waren geblieben.
"Geht es dir gut mit ihm? Geht es dir wirklich gut? Denn ich glaube Kosta hat - neben mir - so seine Gründe, warum er momentan lieber beim Palast ist und dich unterstützen will."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » Mo 8. Aug 2022, 18:49

"Das kann ich mir gut vorstellen", schmunzelte Timaris, bei Eneas Beteuerung, dass er ziemlich viele Varianten kenne, wie man jemanden im Schloss erreichen konnte. Das hatte er über die Jahrhunderte sicherlich perfektioniert. Sie hatte es ja schon damals gemerkt, als er sie unbedingt hatte erreichen wollen. Wohlweisslich grinste sie jedoch nur dazu und lachte nicht. Das Lachen vorhin hatte sie gelehrt, dass es ihr nicht gut tat.
"Ich werde ihn nicht drängen", versprach sie Eneas. "Doch dann musst du Geduld haben. Du weisst, wie stur er ist. Und zu lange könnt ihr nicht hier im Hafen bleiben. Der Platz wird für die Kriegsflotte gebraucht. Du weisst, dass ich dich jetzt nicht vertreiben will. Aber Eneas, ihr habt euch wirklich den ungünstigsten Zeitpunkt für euer Beziehungsdrama ausgesucht. Wenn er also nicht bis morgen Abend reagiert, dann lass ihm vielleicht erstmal die Zeit für sich. Du könntest Tileo besuchen und nach Nuranessa bringen. Und Ioakims Kinder am besten auch gleich." Dann war sein Mädchen in Sicherheit. Nicht nur wegen des Krieges. Sondern auch wenn Timaris etwas geschehen sollte. Wenn jemand erfuhr, wie sehr sie miteinander verwandt waren und dass die kleine eine Königin war, wäre ihr behütetes Leben sofort zuende und leider gab es einige gefährliche Personen, die die richtigen Schlüsse ziehen könnten.

"Hmmmm, ja, er himmelt mich an, dass ist wohl war. Genau wie dass er mein Sklave ist, ja", bestätigte Timaris amüsiert, liess aber Eneas weiterhin zappeln. Kosta sollte ihm schon selber sagen, wie er für ihn empfand. Wenn sie das sagte, war es fast so, wie wenn sie Kosta zwang zu Eneas zu gehen und mit zu sprechen. "Aber ich denke, das wird dein geringstes Problem sein", gab sie ihm dann doch noch ein Trostpflaster mit auf den Weg. Deswegen brauchte Eneas sich wirklich keine Sorgen zu machen. Kosta hatte sich schon vor Ewigkeiten für Eneas entschieden. Und endlich entschied sich Eneas auch für Kosta.

"Lass mich raten, du hast Schmetterlinge im Bauch", kicherte Timaris und liess ihre Finger über Eneas Bauch tanzen. Aber dann war auf einmal fertig lustig. Zumindest für sie, denn nun begann Eneas in seinem Glück sie auszufragen. Wohl in der Annahme, dass sie gerne darüber sprach.
"Aaron? Aaron ist ein Mistkerl. Ich habe bloss eine Wette verloren", wehrte sie knapp ab und setzte sich wieder aufrecht hin, um endlich zuende zu frühstücken. So vertraut und dicht sie vorhin bei eneas gesessen war, so sehr suchte sie jetzt wieder den Abstand, denn wenn Eneas ernsthaft nachfragte, würde er die Wahrheit erkennen können. "Doch die acht Wochen sind bald vorbei und dann ist es zuende. Er gibt sich zwar sehr Mühe, doch er ist mir nicht sonderlich förderlich. Er wird nur wegen des Krieges und seiner dunklen Juwelen geduldet. Ha, wenn die wüssten, dass er sie bis vor kurzem noch gar nicht gewusst hat, wie er sie benutzen kann." Nachdenklich blickte sie Eneas an. Der Piratenkapitän konnte ausgezeichnet mit der Kunst umgehen. Selbst wenn seine Juwelen heller als die von Aaron waren, könnte er ihm sicherlich noch so einiges beibringen und sie hätte Zeit sich auf den Krieg zu konzentrieren. Nein, das war Unsinn. Rasch wandte sie den Blick wieder ab. Sie würde Eneas nicht nach Draega lassen und Eneas hatte seine eigenen Probleme. Er konnte sich dann darum kümmern, wenn sie tot war und Eneas Aaron geerbt hatte. Das würde ja noch früh genug geschehen. Nein, so wollte sie nicht denken. Sie würden ein Gegengift finden und bis es soweit war, würde sie durchhalten.
"Ja, Kosta hat gesagt, dass er gerne etwas tun würde, um Hayll gegen Sion zu helfen", gab sie zu, erwähnte jedoch nichts von der Vergiftung. Auch nicht, dass Kosta zurück nach Raej gewollt hatte. "Er ist zwar sehr sanft, doch auch er ist ein Hayllier. Wir hatten schon immer eine sehr enge Bindung zu unserem Land. Ihm geht es da nicht anders. Auch wenn er nur ein Sklave ist." Wobei sie das mit dem Nur nicht so meinte. Sie wusste, dass Kosta sehr viel mehr als ein Sklave war. Er war ein ganz normaler Mann. Sie reduzierte ihn nicht auf seinen Gefangenenstatus. "Es ist sehr nobel von ihm."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » Mo 8. Aug 2022, 18:49

Nicht drängen und Geduld haben. Nur wie wenn Eneas nichts sehnlichster wollte als mit Kosta zu reden? Er ertrug es nicht wenn sie stritten. Das kam eigentlich sowieso nie vor. Wenn, dann wurde Eneas wütend und Kosta blieb ruhig und fraß alles in sich hinein. Nicht so letzte Nacht. Was hatte das zu bedeuten? Er konnte an den Händen abzählen wie oft Kosta so dermaßen aus der Haut gefahren war. Oh, hoffentlich verzieh ihm sein Freund. Hoffentlich waren sie überhaupt noch Freunde. Eneas wollte ihm alles erzählen, ihm sagen wie er fühlte, ihn halten und...
Timaris war schon dabei weiterzusprechen. Wegen dem Krieg wäre es ein sehr schlechter Zeitpunkt für ihr Beziehungsdrama. Eneas schaute verschnupft. "Das habe ich mir nicht ausgesucht", sagte er, "Er hat damit angefangen.. so.. wie er sich benommen hat. Nun muss ich etwas unternehmen. Ich kann doch nicht mehr warten." Aber gerade das schien die Königin für die beste Idee zu halten. Kosta Zeit zu lassen.
"Und wenn er währenddessen wen anderen findet?"
Timaris wusste natürlich auch von Tileo, schlug vor ihn abzuholen. Genauso wie Pandora und Arion, Ioakims Kinder. Eneas blickte die Königin überrascht an. Wie kam sie denn darauf? Etwa wegen dem Krieg? "Befürchtest du, es wird so schlimm? Ioakim wird dazu nicht einwilligen, das weiß ich jetzt schon." Ganz sicher wollte sein Bruder nicht, dass seine beiden Kinder zu einem Piratennest verschleppt wurden. Er hatte die zwei schon länger nicht mehr gesehen, die Kleinen waren sicher groß geworden, Pandora ging gewiss bereits in die Schule. "Meinst du, es ist notwendig? Was ist mit dem Rest der Familie?" Er hatte nicht gedacht, dass sie wirklich Leute außer Landes bringen würden. Ob er noch Laertes treffen konnte während sie hier waren?

Timaris war nicht nicht wirklich darauf eingegangen, was zu unternehmen wäre, dass Kosta sie anhimmelte und ihr Sklave sei. Sie sagte bloß, dass dies Eneas' geringste Sorgen sein sollten. Wie meinte sie das? Es gehörte eher zu Eneas' größten Sorgen. Kichernd erkannte sie, dass er Schmetterlinge im Bauch hätte, streichelte gewitzt über seinen Bauch. Diese Vertrautheit hatten sie immer noch, obwohl ihre Berührungen Eneas leicht beklommen machten.
"Schmetterlinge? Ich bin so halsüberkopf in ihn.. verschossen, dass ich es nichtmal gemerkt habe.. nicht so richtig..." Oder hatte sich nur nicht getraut es sich einzugestehen. Jetzt hatte es keinen Weg mehr daran vorbei gegeben. "Ich fühl mich als würd ich bersten." Das waren mehr als nur ein paar Schmetterlinge.
Er bedankte sich bei Timaris, erkundigte sich stattdessen nach ihrem Gefährten. Sie sagte, sie hätte eine Wette verloren. Eneas musterte sie erstaunt. "Du hast eine Wette mit deinem Sklaven abgeschlossen? Er muss etwas sehr besonderes sein." Anscheinend durfte Aaron für acht Wochen ihr Gefährte sein. Aaron wäre ihr nicht sehr förderlich.
"Wieso nicht? Es wäre nicht das erste Mal, dass du eine unkonventionelle Wahl getroffen hast was deinen Gefährten betrifft." Er lächelte sachte. Aaron war nicht wegen seiner dunklen Juwelen an ihrer Seite. Das machte die Aussage, dass er kaum mit diesen Juwelen umgehen konnte, sehr deutlich.
"Ich wünsche dir, dass es länger als nur acht Wochen klappt. In dieser schwierigen Zeit.. kann er dir da nicht eine Stütze sein? Ich helfe dir natürlich auch. Wir müssen alle zusammenstehen im Kampf gegen Sion, jedoch... wie du schon bemerkt hast, Kosta ist wichtiger. Ich könnte es nichtmal ändern wenn ich es wollte." Es ging nichts. Was seinen Geliebten betraf, setzte sein normaler Verstand aus. Ohh, Kosta... er war immer so ein treuer Freund gewesen, ein aufregender Liebhaber... Eneas wollte es allen sagen, es von den Dächern rufen. Gleichzeitig hätte er das Gespräch mit Leto gerne noch etwas weiter hinaus gezögert.
Nein, kein Warten mehr, er durfte nicht die Chance auf Kosta riskieren zu verlieren.
"Er ist weit mehr als ein Sklave. Schon immer." Timaris wusste das auch. "Was kann er tun? Er hat davon gesprochen dir Tee zu servieren und dir Massagen zu geben. Aber er kann so viel mehr. Nur... du trägst ihm doch nichts allzu gefährliches auf oder? Was hast du vor? Bist du sicher, dass wir dir nicht helfen können?"
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » Mo 8. Aug 2022, 18:51

"So, so, daran ist also wieder mal Kosta Schuld?" fragte Timaris gedehnt bei eneas unterstellungen, dass Kosta jetzt damit angefangen hätte. Und Kosta würde natürlich zustimmen und sagen, dass es seine Schuld war, wenn er hier wäre. Aber, Dunkelheit, Eneas hätte sich auch früher seinen Gefühlen für seinen Freund stellen können. Eneas durfte ruhig auch einmal Verantwortung für das tragen, was er in seiner träumrischen Gedankenlosigkeit so alles anrichtete.
"Wen anderen findet? Ach, komm schon. Wieviele ernsthafte Beziehungen hatte er schon, seit du ihn kennst?" Soweit Timaris wusste, hatte es da zwar Liebe gegeben, doch keine, die so stark war, dass Eneas nicht dagegen angekommen wäre. "Und wenn er tatsächlich jemand anderen finden sollte, dann wird dir wohl nichts anderes übrigbleiben, als es auszusitzen. Das wirst du verkraften müssen. Stell dir nur vor, wieviele Gefährtinnen von dir er, hat aussitzen müssen."

Eneas sollte derweil etwas nützliches tun, wie Tileo beruhigen und ihn gemeinsam mit Ioakims Kindern nach Nuranessa zu bringen. "Er wird gehorchen, wenn du ihm sagst, dass ich dich geschickt habe", wischte sie Eneas bedenken beiseite, dass sein Bruder seine Kinder nicht hergeben würde. Unter normalen Umständen, würde Ioakim wirklich protestieren. Doch Pandora war kein normales Mädchen. Deswegen hatte Timaris mit ihm ausführlich gesprochen, was passieren würde, wenn man sie erkannte. Von Feinden, die sie dafür töten würden bis hin zu Familienmitgliedern, die sie als Tolarim, wenn nicht sogar als Timaris Tochter ausgeben würden. Besonders wenn auf einmal eine Tolarimkönigin gebraucht wurde. "Hier, gib ihm die hier. Er wird wissen, was das zu bedeuten hat." Timaris rief eine silberne Halskette herbei, presste kurz ihre Lippen aufeinander, weil es schmerzte. Es zehrte an ihrer Brust. Beherrscht gab sie die silberne Kette an Eneas weiter. Daran hing ein kleiner Anhänger. Timaris' Rose mit einigen kleinen Diamantensplittern als Tautropfen. Sie hatte sie damals zu Pandoras Geburt anfertigen lassen. Ioakim würde durch den Anhänger wissen, dass ernsthafte Gefahr bestand, dass seine Tochter entdeckt werden würde, weil Timaris bald nicht mehr in der Lage sein würde, sie zu schützen. Nicht, wenn sie tot war.
"Der Rest der Familie wird kämpfen, oder ist schon mitten dabei", antwortete sie knapp, weil sie es hasste, diejenigen, die sie liebte, in Gefahr bringen zu müssen. Dabei unterschied sie auch nicht zwischen Ivores und Tolarim. In Eneas' Gegenwart waren sie beide ihre Familien. "Hast du eigentlich noch irgendwie Kontakt zu Andiël?" Kam es ihr da in den Sinn. Hatte Kalliope es bis zu ihm geschafft? Unentdeckt? Lebte sie überhaupt noch?

Während Timaris das Gefühl hatte, immer mehr Steine, immer mehr Lasten auf ihrer Schulter tragen zu müssen, war bei Eneas nun hingegen jegliche Last der Welt von seinen Schultern gefallen und er schien regelrecht zu schweben, nun wo er erkannt hatte, dass er weit mehr für seinen Freund empfand als nur Freundschaft. Sein Glück war ansteckend und so konnte Timaris ebenfalls für einen Moment lang lächeln.
Zumindest bis die Sprache auf Aaron kam. Da machte sie möglichst brutale Aussagen, um das Thema abzuwürgen. Aber anstatt, dass Eneas sich darüber mockierte, erkannte er das wesentliche. Nämlich, dass Aaron etwas besonderes sein müsse, wenn sie mit ihm eine Wette abgeschlossen hatte. Timaris zuckte leicht zusammen.
"Damals war ich auch noch keine Territoriumskönigin und du warst immerhin ein langlebiger Hayllier", wehrte Timaris ab. "Er ist ein kurzlebiger Sklavenbastard, noch nicht einmal ein Mischling. Noch nicht einmal er selbst weiss, wer seine Familie tatsächlich ist. Und inzwischen habe ich auch eine hysterische Primadonna als Haushofmeister, der mir aus Eifersucht sowieso keinen Gefährten gönnt. Erst recht nicht, wenn es kein hayllischer Rassehengst ist. Dabei ist er doch selbst ein Mischlingsbastard. Zumindest seine Mutter war es. Nein, es ist viel wahrscheinlicher, dass aus Kaeros und mir doch noch was wird, als dass Aaron und ich unser Glück finden. Kaeros war übrigens gar nicht tot und ich habe ihn wieder gefunden. Jetzt brauchts nur noch Kinder und alles ist in Ordnung." Wenn da nicht das Detail wäre, dass sie wohl vorher ihrer Vergiftung erliegen würde.

"Tee bringen und Massagen geben, klingt doch ganz gut", lächelte Timaris müde. "Sofern man dabei nicht eifersüchtigen Gefährten und Haushofmeistern über den Weg rennt, sollte nichts gefährliches dabei sein." Sie seufzte. "Ich weiss nicht, was ich ihm für einen Auftrag geben werde, Eneas. Es ist schwierig, wenn ich ihn nicht zu dir schicken darf. Ich werde erst einmal mit ihm reden und ihn fragen, was er will. Doch wenn ich anrege, dass er nochmals mit dir spricht, sieht er es vielleicht als Befehl an. Wie gesagt, es ist schwierig. Natürlich will ich ihm nichts gefährliches auftragen. Es hat mich schon beinahe um den Verstand gebracht, euch nach Raej zu schicken." Eneas konnte sich nicht vorstellen, wie schwer ihr das gefallen war. "Wenn es ginge, würde ich Sion alleine gegenüber treten. Aber das geht nicht und deswegen muss ich viele Männer in den Tod schicken. Kosta weiss das und ich fürchte, er würde protestieren, wenn ich ihn zu meinem Tee- und Massagejungen machte. Wie du gesagt hast. Er kann so viel mehr. Doch ich werde sehen, was ich tun, kann, damit er in Sicherheit ist. Das Selbe gilt für dich und die Crew. Bringt die Kinder in Sicherheit. Soweit ich weiss, hat es Kosta sehr geschmerzt, dass er Tileo hat zurück lassen müssen und er hätte sich gerne auch noch mehr um Laree gekümmert. Mehr könnt ihr nicht tun. Es ist auch genug. Ich werde froh sein, wenn ich weiss, dass ihr in Sicherheit seid." Sie nahm einen letzten Schluck von ihrer Schokoladenmilch.
"Ich sollte jetzt besser gehen." Ungelenk erhob sie sich von der harten Sitzgelegenheit und musste sich prompt an der Tischkante festhalten, weil ihr Körper bereits solch kleine Strapazen nicht mehr mitmachte.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » Mo 8. Aug 2022, 18:51

Timaris hatte abgewiegelt, dass Kosta wirklich eine ernsthafte Beziehung beginnen würde. Eneas war davon nicht so überzeugt. Kosta hatte durchaus schon ernsthafte Gefährten gehabt. Eneas hatte keine Lust sich das nochmal anzusehen und zu warten. Er würde versuchen Kosta zu überzeugen, es musste einfach klappen. Wieso sollte er ausgerechnet jetzt warten? Womöglich legte sein Freund dies so aus, dass er Eneas nicht so viel wert wäre, um um ihn zu kämpfen. Warten klang nach einer ganz schlechten Idee. Wobei Timaris Recht damit hatte, dass Kosta so einige Gefährtinnen hatte aussitzen müssen. Und trotzdem hatte er sich nie beschwert oder etwas gesagt. Wie groß konnte dann der Wunsch sein mit ihm zusammen zu sein?
Die Königin erklärte ihm genauer den Auftrag den sie nun doch für ihn hatte, gab ihm sogar einen kostbaren kleinen Anhänger in Form einer Rose. Zweifelnd betrachtete der Krieger das Schmuckstück. Er hatte keine Ahnung, dass Ioakim dies so viel sagen würde, doch anscheinend hatte Timaris einmal ein Gespräch mit seinem Bruder darüber gehabt.
"Freuen wird er sich nicht", murmelte Eneas. "Ich versuche es. Ist es sehr dringend? Wie lange können wir hier noch vor Anker liegen?" Dass Timaris einen Großteil der Flotte vor Draega sammeln würde, war verständlich, aber Draega lag auch weit im Norden und Dhemlan hätte einen äußerst langen Seeweg vor sich, um es zu erreichen. Falls es zu Krieg kommen würde, waren die Landesgrenzen wohl eher bedroht. Das jedoch waren die Sorgen mit denen sich Timaris beschäftigen musste und sie hatte gewiss dutzende Berater dafür. Eneas konnte ihr dabei nicht helfen. Aber er konnte helfen wenigstens die Sorgen um die Familie zu vermindern, so dass sie sich voll auf den Schutz Haylls konzentrieren konnte.
"Ja, habe ich. Vereinzelt", antwortete Eneas leise auf die Frage nach Andiël. Ihr Freund hatte es nicht rechtzeitig aus Dhemlan geschafft und nun war er ein Gefangener dort. "Ab und zu hinterlässt er Botschaften in seinen Artikeln, aber die Gefahr ist groß. Ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann." Es war eine Sache sich in Raej einzuschleichen, eine ganz andere es bei Dhemlan zu versuchen, quasi die Höhle des Löwen. Das Risiko selbst erwischt zu werden, war leider zu groß.

Eneas erkundigte sich lieber nach etwas Angenehmeren. Timaris' neuer Gefährte an dem sie seltsamerweise kein gutes Haar ließ. Dabei musste sie dies vor Eneas nicht verstecken. Timaris nannte den Prinzen bloß 'kurzlebiger Sklavenbastard'. Er wäre auch kein Mischling. Das hieß, seine Lebensspanne wäre äußerst gering.
"Dann nutz die Jahre, die du mit ihm hast", empfahl Eneas. "Hysterische Primadonna?" Er musste schmunzeln. "Du hast dir den Kerl als Haushofmeister ausgesucht. Unbegreiflich warum." Das verstand Eneas tatsächlich nicht. Was man so in den Zeitungen las, war dieser Mann gnadenlos und eiskalt. Allerdings war Eifersucht alles andere als eiskalt. Ob Timaris eine Affäre mit ihrem Haushofmeister hatte? Ach, die Verwicklungen im Palast gingen ihn nichts an. Eneas war froh, dass er nicht dazu gehörte.
"Kaeros?! Kaeros lebt?" Okay, das interessierte ihn nun doch. Der Kapitän war überrascht. Es hatte geheißen, Kaeros wäre mit seinem Schiff tödlich verunglückt.
"Jetzt brauchts nur noch Kinder und alles ist in Ordnung", meinte Timaris. Eneas hob die Augenbrauen zweifelnd.
"Das willst du doch gar nicht oder?"
Timaris hatte nie Kinder gewollt. Jedenfalls nicht, um ihre Nachfolge zu sichern und den Tolarim Wünschen zu entsprechen. Erinnerte der Krieg sie an ihre eigene Sterblichkeit? "Hayll hat schon schlimmeres überstanden. Erinnere dich an Kiaran Valerio. Das ist noch gar nicht so lange her. Sion packen wir auch noch."
Doch bis dahin erkannte Timaris ganz recht, dass sie noch viele Männer in den Tod würde schicken müssen. Timaris versprach, sie würde versuchen, dass Kosta in Sicherheit war. Auch Eneas und die Mannschaft sollte sich in Sicherheit bringen. Mit den Kindern. Eneas nickte. Wenn er damit Timaris half, konnte sie auf ihn zählen. Obwohl es ihm gar nicht gefiel Kosta hier zurückzulassen. Wenn er ein paar Tage Zeit hätte... vielleicht konnte er seinen Freund doch noch erweichen.
Timaris wollte gehen, erhob sich. Plötzlich schwankte sie, hielt sich an der Tischkante fest. Eneas sprang besorgt auf. "Du hast Schmerzen", erkannte er sofort. Er kannte sie lange genug um zu wissen wie das aussah und wie tapfer sie so etwas verbarg. Es musste sehr schlimm sein, wenn sie es nicht mehr so gut verstecken konnte. Der Krieger berührte sie am Arm, hielt sie schließlich fest.
"Was ist los? Du kannst es mir sagen."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » Mo 8. Aug 2022, 18:53

"Ihr könnt noch zwei Tage hier bleiben", sicherte sie Eneas zu. "Also heute und morgen. Dann müsst ihr den Hafen verlassen, doch ihr könnt in der Nähe bleiben. So dringend ist es noch nicht." Noch hatte sie sich nicht damit abgefunden, dass sie sterben sollte. "Ich werde euch einen Boten schicken, wenn es dringend wird." Wenn sie in den nächsten Wochen ein gegen Mittel fänden, wollte sie Ioakim nicht in Panik versetzt haben. Erst wenn sie wusste, dass es nicht mehr anders ging. Aber noch war es nicht soweit.

"Ja, er kann ziemlich anstrengend sein", gab Timaris zu, als sie weiter über ihr Blutdreieck lästerte. "Doch sein Nutzen überwiegt bei weitem. Er ist ein organisatorisches Genie, hat ein weit verzweigtes Netzwerk und arbeitet hart bis zum Umfallen. Der Mann wurde dafür geboren, Haushofmeister zu sein. Einmal davon abgesehen, gehört er zu mir." Bei manchen Männern sang ihr Blut zu ihnen und umgekehrt. Selbst wenn man es sich nicht eingestehen wollte. Man gehörte zueinander und half einander unweigerlich.

"Nein, Hayll hat nicht schon schlimmeres überstanden", widersprach sie Eneas Aufmunterungsversuchen. "Kiaran war ein Kinderspiel im Vergleich zu Sion. Aber ja, wir werden das schon packen und ihm diesmal entgültig den Garaus machen. Und wenn wir dann in Dhemlan einmarschieren werde ich zusehen, dass Andiël zu meinen Gefangenen gehört. Dann passiert ihm nichts." Doch jetzt war es an der Zeit zu gehen. Eneas würde das mit Kosta schon hinkriegen. Sie erhob sich, um sich wieder der Kriegsvorbereitung zu widmen. Doch ihr Körper liess sie gnadenlos im Stich. Der gestrige Tag war schlichtweg zuviel gewesen und sie erholte sich Nachts nicht mehr so wie vorher.

Unweigerlich bekam es auch Eneas mit. Sofort war er bei ihr und hielt sie fest. Müde lehnte sie sich leicht an ihn und liess es zu, dass er sie stützte. Nur ganz kurz, wie sie sich vornahm.
"Nein, kann ich nicht", flüsterte sie mit geschlossenen Augen und noch immer an ihren wundervollen Piraten gelehnt. Instinktiv griff sie an die Knopfleiste ihrer Bluse, wie als wolle sie verhindern, dass sie sich ganz von alleine aufknöpfte. "Das willst du nicht wissen. Du willst dich wieder mit Kosta vertragen und ihn endlich zu deinem Gefährten machen." Langsam öffnete sie ihre Lider und blickte Eneas lächelnd in die Augen. "Mach das. Gib mir vorher nur noch einen Abschiedskuss. Ja?"
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » Mo 8. Aug 2022, 18:55

Timaris lehnte ab, sie könnte es ihm nicht sagen. Dabei lehnte sie an ihm, hielt sich fast schon fest und wirkte plötzlich sehr erschöpft und wie als halte sie eine große Last zurück. Kosta musste der Wahrheit sehr nahe gekommen sein oder? Irgendetwas stimmte nicht, doch die Königin wollte ihm immer noch nichts sagen. Ihre Hand ging zu ihrer Bluse, fasste an die Knopfleiste. Tat ihre Brust weh?
"Was ist mit dir?", fragte Eneas. Timaris beharrte, dass er das nicht wissen wollte. Er wollte sich doch mit Kosta vertragen und ihn zum Gefährten machen. Sie blickte ihn an, lächelte und wollte einen Abschiedskuss. Wieso verließen ihn momentan so viele? Wieso fühlte es sich auch bei ihr so endgültig an?
Eneas beugte sich vor und gab ihr einen sachten Kuss auf die Wange. "Sag mir was los ist", bat er dann. "Ich will es wissen." Da spielte es keine Rolle, dass er sich mit Kosta aussöhnen wollte und seine Gedanken eher ständig um seinen Geliebten kreisten. Für Kosta war es auch wichtig wie es Timaris ging. Deswegen war er unter anderem im Palast oder?
"Selbst wenn ich dir nicht helfen kann, sag es mir einfach. Hatte.. Kosta recht?"
Stur wie die Königin war wollte sie immer noch nichts sagen, wollte sich von ihm los machen. Es hatte mal Zeiten gegeben, da hätte sie das durchaus gekonnt, doch gerade konnte Eneas sie mit Leichtigkeit halten. "Bist du sicher?", hakte er nach.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » Mo 8. Aug 2022, 19:00

Wenn auch nicht ohne noch einmal nachzufragen, gab er ihr ihren Abschiedskuss. Keusch und sanft auf die Wange. Natürlich. Was auch sonst. Immerhin hatte er noch eine Gefährtin und liebte einen anderen Mann. Sie war diejenige, die ihn brutal verlassen hatte und er hatte sich noch Jahre danach nicht mehr wohl in ihrer Gegenwart gefühlt. Wahrscheinlich noch nicht einmal heute. Nur hatte er ihre Hilfe bei Kosta gebraucht.

Sie schüttelte den Kopf, als er weiter versuchte herauszufinden, was mit ihr war. Dass etwas mit ihr war, konnte sie offensichtlich nicht mehr verbergen. Nur musste Eneas nicht wissen, wie schlimm es tatsächlich war. Er würde sich nur unnötig Sorgen machen. Also versuchte sie sich auis seinen Armen zu befreien, um zu gehen. Wenn sie an Deck war, würde er sie nicht mehr bedrängen. Doch jetzt hielt er sie mit Leichtigkeit zurück, blickte sie ernst an und wollte wissen, ob sie sicher wäre.

Nein. Sie wollte so sich so gerne an Eneas schmiegen und mit ihm fortsegeln. Aaron war doch auch an Bord und Kosta könnte man einfach aus dem Palast rauben. Einfach aufs Meer hinaus segeln, bis kein Land mehr in Sicht war und dann einschlafen.
"Ja", antwortete sie stattdessen fest und versuchte sich diesmal energischer von Eneas zu lösen. Nur um gleich darauf mit einem schmerzerfüllten Stöhnen zusammen zu sacken. Dunkelheit, es wurde immer schlimmer. Ihre ganze Brust verkrampfte sich und sie bekam kaum mehr Luft. Schweissperlen traten ihr an die Stirn. Lion! Sie brauchte frisches Blut, um wieder etwas zu kräften kommen zu können.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » Mo 8. Aug 2022, 19:00

Immer noch wollte sie es ihm nicht sagen. War es so schlimm? Wie sollte er ihr Schweigen deuten? Er hatte ihr so viel anvertraut, doch es schien so, als gehöre diese Sache zu ihrer Arbeit, zum Palast und darüber hatte sie äußerst selten mit ihm geredet. Womöglich um ihn davor zu schützen.
"Ich wünschte, ich könnte dir helfen", brachte Eneas hervor und ließ sie los, als sie sich stärker von ihm befreite und auf Abstand ging. Nur kurz, dann brach sie zusammen, stöhnte leise schmerzerfüllt und konnte sich kaum noch an der Tischkante festhalten. Sofort war Eneas wieder bei ihr, hielt sie fest, stützte seine ehemalige Freundin, die angestrengt ein- und ausamtete. Sie war furchtbar blass geworden. Eneas war nun mehr als alarmiert. So konnte er sie doch nicht gehen lassen.

"Bist du krank? Soll ich Maria rufen?" Er wusste nicht was los war, fühlte sich hilflos. Was war passiert? "Ich hätte dich nicht hierher bitten sollen, wenn es dir so schlecht geht. Es tut mir leid. Was ist denn mit dir? Brauchst du etwas?" Eneas wollte sie nun nicht mehr loslassen, hatte die Befürchtung sie könne aus eigener Kraft nicht mehr stehen. Sanft half er ihr zurück zur Bank, damit sie sich setzen und ausruhen konnte. "Soll ich deinen Gefährten holen?", fragte der Kapitän. Prinz Thalasch kannte sich vielleicht damit aus, wüsste was zu tun wäre. Dunkelheit, wieso sagte sie immer noch nichts? Die Scharade war vorbei, er sah doch gerade mit eigenen Augen wie schlimm es ihr in Wahrheit ging.
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