Re: Leine, Lack und Leder
von Eneas » Sa 15. Okt 2022, 10:44
Kosta erklärte dann, dass er auch nicht wisse wie lange sie bleiben würden, aber anscheinend auf jeden Fall lang genug, damit dieses Surfbrett bemalt werden konnte. Eneas verstand immer noch nicht wieso sein Freund dies plötzlich wollte. War es sein Weg, Lucius versteckt unter die Arme zu greifen? Oder wollte er Eneas zeigen, dass nichts dabei war ein Surfbrett mit einem nackten Typen herumzutragen? Kosta hatte so viel mehr Übung darin sich öffentlich zu seinen Neigungen zu bekennen. Aber warum wollte er ausgerechnet jetzt ein Brett mit einem nackten, posierenden Kerl drauf? Es war unsinnig, aber Eneas wollte ihn gerade nichtmal mit einem Surfbrett teilen. Dafür war er immer noch zu unsicher. Kosta hatte mehrmals klar gemacht, dass sie noch nicht richtig zusammen waren. Eneas konnte es nur sagen, wenn sie jemand danach fragte, denn die eigentliche Geschichte wäre zu kompliziert.
Kosta bot eine Anzahlung für das Surfbrett an, was Lucius aber nicht annehmen wollte. Offensichtlich vertraute er darauf, dass sie wiederkämen. Schließlich hatten sie ihm auch bei der beschmierten Wand geholfen. Der Dhemlaner wollte die Details des Motives morgen besprechen, wenn sie ihn nochmals besuchten. Eneas hoffte, dass er irgendwie drumrum kam diesem Gespräch beizuwohnen, denn er wollte nicht hören wie Kosta darüber schwärmte was für einen heißen Typen er auf dem Brett haben wollte. Es war sicherlich nur, um Lucius zu helfen. Dessen Geschäft schien unter den Anfeindungen gegenüber Dhemlanern ziemlich zu leiden. Das waren die Dinge, die kaum einer sah, während sie alle über die Kämpfe an den Fronten sprachen und die gefallenen Soldaten dort. Es war nicht nur an der Front. Selbst, hier im fernen Chaillot, wo es keinerlei Kämpfe gab, spaltete der Krieg und streckte seine Fühler aus. Eneas befürchtete, dass dessen Auswirkungen noch lange nach dem Ende des Krieges zu spüren sein würden.
Zum Glück ließ sich Lucius nicht so schnell unterkriegen und wirkte trotz allem fröhlich und gut aufgelegt. Es war schwer es nicht zu sein, wo Beldon Mor vor Lebenslust nur so strotzte. Überall waren Menschen, die ihr Leben zu genießen versuchten. Sie unterhielten sich noch eine Weile mit Lucius, der ihnen auch eine weitere Portion Mojitos kredenzte. Das Hausrezept hatte es ganz schön in sich. Als es noch später wurde, verabschiedeten sie sich und gingen langsam zurück zur Wohnung. Kosta hatte die Getränke bezahlt und auch die Kette.
"Danke, das hättest du doch nicht machen müssen", meinte Eneas, als er mit der Kette um den Hals aus dem Laden ging. Er freute sich wirklich darüber. Träumerisch strich er über die Teile der Kette. Schmuck war immer etwas sehr persönliches und das war das erste Stück von seinem naja... Fast-Gefährten. Hoffentlich. Wenn alles gut ging.
Kostas Arm um seine Taille besagte ja. Eneas lächelte ihn verliebt an. Durch den Alkohol fühlte er sich sowieso etwas lockerer, so dass es ihn nicht zu stark beschäftigte, dass sie Arm in Arm durch die Gassen der Stadt schlenderten. Allerdings war es schwieriger als es nur in Gegenwart Lucius' zu tun. Dort hatte er sich seltsamerweise wohler gefühlt. Vielleicht weil es in einem etwas privateren Rahmen passiert war. Dabei war genau dieses Denken Unsinn, denn was ihm damals passiert war, war stets sehr privat abgelaufen und es war kein Fremder gewesen, sondern jemand der ihm im täglichen Leben ständig begegnet war.
Vielleicht dachte er mittlerweile anders, weil er, seit er von dem Anwesen der Tolarims in Mineva fort war, eine bessere Kontrolle darüber hatte, wer in seinem Umfeld war und wer nicht.
Kostas Nähe fühlte sich trotz der Aufregung über die Öffentlichkeit sehr schön an. Zu schön um sich deswegen zu genieren. Eneas' Gedanken wanderten zu ihrer ersten Nacht in der Wohnung. Ob was passieren würde? Es gab nur ein Bett und neben dem Badezimmer quasi nur ein Raum. Ein großer Raum aber weniger Möglichkeiten sich zurückzuziehen als in der kleinen Hütte in Hayll.
Erst einmal mussten sie dann die vielen Stockwerke hinauf erklimmen. Das hatte er verdrängt, als er sich zu einem weiteren Drink hatte überreden lassen. Eneas blickte von unten das hohe Haus empor.
"Wenigstens ist die Aussicht schön", sagte er schmunzelnd. Und der Balkon hatte etwas für sich.. Küsse von seinem Liebsten. Er lächelte und machte sich mit Kosta daran nach oben zu gehen. Eneas war froh, dass sie heute noch nicht in einen Club gegangen waren, obwohl Kosta ihm nicht ewig Zeit einräumen würde. Aber hoffentlich ein paar Tage um sich voranzutasten. Ein neuer Lebensabschnitt begann für sie beide und es stand völlig in den Sternen was passieren würde.
Eneas spürte den Alkohol nun deutlich, wo er die vielen Stufen gehen musste, doch Kosta war noch stärker außer Atem.
"Wenn.. puh.. du willst, können wir wieder anfangen gemeinsam.. huh.. zu trainieren", keuchte Eneas. "So wie damals auf Alea." Das hatte ihnen beiden geholfen und jetzt, wieder nach Sorras Eingriffen, schien Kosta etwas Aufbau zu benötigen.
"Also ich meine... uhh.. richtiges Trainieren", schob er hastig hinterher, als er bemerkte wie es auch hätte verstanden werden können. Das hatten sie ebenfalls viel auf Alea getan. Oh, es schien ewig weit weg. Eneas schwindelte leicht durch die vielen Stufenwindungen und er begann sein Hemd vorne etwas zu lockern, obwohl man nun den Halsreif deutlich sah.