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Nur kurz in Mineva





Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Mo 25. Nov 2019, 10:09

Eneas fühlte sich wunderbar an. Kosta spürte, wie er sofort auf ihn einging, sich glücklich gegen die Tür sinken liess und sehnsüchtig die Küsse erwiderte. Es spornte Kosta an, sich nur um so sinnlicher an ihn zu schmiegen, ihn noch leidenschaftlicher zu küssen und ihm zu zeigen, dass er ihn über die Massen liebte. Ganz so, wie er es eben noch gesagt hatte. Delores hatte sie vorhin geneckt, dass sie nicht zu laut sein sollten, doch Kosta wollte nicht leise sein. Er wollte Eneas für sich beanspruchen. Wollte ihm zeigen, wie sehr er ihn liebte und wollte ihm alles Glück der Welt schenken.
Allerdings brauchten sie Beide, trotz aller Leidenschaft und Liebe, doch auch noch etwas Luft zum Atmen. Prompt nutzte Eneas die kleine Pause, um zu fragen, womit er das denn verdient hätte. Dabei musste er sich so etwas gar nicht verdienen. Das konnte er immer haben. Kosta liebte ihn und wollte ihm das zeigen.
"Weil du so mutig warst", erklärte er was die Leidenschaft so hatte hochschiessen lassen, ehe er kurz verwegen grinste. "Und weil es absolut scharf gewesen ist, wie du gesagt hast, dass dein Herz mir gehören würde." Sein Lächeln wurde noch etwas durchtriebener. "Und der Rest auch." Das wollte er nun natürlich einfordern. Sofort küsste er ihn erneut stürmisch, genoss die Leidenschaft zwischen ihnen und wie sich Eneas in seinen Armen anfühlte. So anschmiegsam und warm.
Das letzte Mal, als er Eneas so gespürt hatte, war in Beldon Mor gewesen. Als sie sich ganz oft gegenseitig angeheizt hatten. Es schien schon wieder eine Ewigkeit her. Inzwischen hatten sie sich Leto und der Mannschaft gestellt. Kosta hatte ein aufwühlendes Gespräch mit Ulysses gehabt und dann hatten sie sich in Askavi und Dhemlan auf die Suche nach Kalliope und Andiël gemacht. Sie hatten sie gerettet und nicht nur sie, sondern auch noch Ciryon und Cassiel und viele andere Dhemlaner. Danach waren sie zurück nach Hayll gesegelt und hatten erst Ioakim und dann seinen Eltern und Schwester ihre Liebe gestanden. Und einen ivorischen Wirbelsturm überstanden, wie Andiël so schön gesagt hatte.
Kosta merkte, wie er zu zittern begann, als ihn die Erschöpfung entgültig überwältigte. Sachte beendete er ihren Kuss, so scharf und anregend er auch gewesen war. Dicht an ihn geschmiegt blieb er bei ihm stehen, die Wange an die von Eneas gelehnt.
"Das war ein ganz schön aufwühlender Tag heute", bestätigte er leise, dass es anstrengend gewesen wäre. "Schön, aber aufwühlend."
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Mo 25. Nov 2019, 10:47

Sie küssten sich noch länger leidenschaftlich, aber ehe mehr daraus werden konnte, beendete Kosta es langsam. Eneas war zwar schnell erregt geworden, doch nun legte er die Arme sanft um seinen zitternden Freund, der sich dicht an ihn geschmiegt hatte. Kosta sprach das aus was Eneas auch schon empfunden hatte. Es war ein aufwühlender Tag gewesen.
"Ja, aber jetzt ist er vorbei. Wir haben es geschafft." Eneas lächelte. "Wir sind sicher in Mineva angekommen und meine Familie weiß über uns bescheid." Sie hatten alles erledigt und es konnte wieder Ruhe einkehren. Kosta würde sie gewiss dringend benötigen.
"Das Gespräch war nicht so wie ich es mir vorgestellt habe... ich war ziemlich nervös", gestand Eneas. Umso befreiter fühlte er sich jetzt wo das Geständnis hinaus war. Einen Arm weiter um den anderen Krieger gelegt, ging Eneas mit ihm zum Bett wo sie sich setzen konnten.
"Morgen können wir anfangen zu überlegen was wir als nächstes machen wollen. Es wäre schön noch etwas in Mineva zu bleiben, um uns auszuruhen und Andiël und Kalliope zu helfen, falls wir können", bemerkte er. Kosta nickte nur und sagte nicht viel dazu. Ein untrügliches Zeichen, dass er von den vielen Änderungen und Ereignissen wahrlich erschlagen war und nichts weiter mehr aufnehmen konnte. Eneas bremste sich davon jetzt schon Pläne zu schmieden.
"Ah, aber jetzt will ich nur ins Bett fallen." Er streckte sich. Gemeinsam machten sie sich für die Nacht fertig und suchten nacheinander noch ein angrenzendes Bad auf. Schließlich lagen sie zusammengekuschelt in dem kleinen Bett, doch obwohl sie müde waren, wollte sich der Schlaf nicht schnell einstellen. Eneas gingen dauernd die heutigen Gespräche durch den Kopf und was nun aus ihnen werden würde. Auch Kosta war unruhig, wälzte sich immer wieder hin und her.
Eneas musste doch eingeschlafen sein, denn als nächstes schreckte er auf, als Kosta einen Albtraum hatte. Eneas weckte ihn besorgt, versuchte seinen Liebsten zu beruhigen und ihn danach etwas im Arm zu halten. Es tat ihm leid, dass er Kosta mit dem heutigen Tag so viel zugemutet hatte. Es war zu viel gewesen.

So wurde es trotz glückliches Wiedersehen und befreienden Gesprächen eine unruhige Nacht. Am anderen Morgen saßen sie beim Frühstück mit Eneas' Familie und es war der übliche Trubel um sie herum. Im Gesindetrakt gab es immer wieder etwas zu tun. Delores sprang mehrmals auf, weil oben bei den Tolarims etwas getan werden musste. Lela spielte mit Caleb und fütterte ihn dabei, während sie Eneas weiter über ihre Reisen ausfragte und so fort.
Kosta saß still vor seinem Teller und schien zu unwohl, um mehr als ein paar Bissen zu nehmen. Es war Eneas bereits klar, dass sie woanders wohnen mussten. Es war genau wie auf dem Schiff. Zu viele Leute, zu viel Hektik und beengte Räume. Kosta hatte zwar große Fortschritte gemacht, aber hier kam er an seine Grenzen.
"Ihr könnt solange bleiben wie ihr möchtet. Ich sehe euch doch so selten. Laree noch weniger", sagte seine Mutter.
"Wir werden eine Weile in Mineva bleiben, aber wir suchen uns etwas eigenes", hörte Eneas sich da sagen. Verdammt, er hatte doch nicht einfach so für sie beide entscheiden wollen. Aber sein Freund musste hier raus.
"Was habt ihr denn vor?", fragte Lela. Bevor Eneas eine weitere schwierige Frage beantworten musste, wurde er von seinem Vater gerettet. Er kam gerade in die Stube und trug bereits sein Butler Livree. Vermutlich war er schon seit Stunden auf.
"Prinz Tolarim wünscht dich zu sehen", sagte er.
"Mich?", fragte Eneas überrascht, doch sein Vater blickte zu Kosta.
"Nein, eigentlich Kosta, aber du kannst vermutlich mitkommen."
Eneas wurde nervös. Was wollte Dacascos von Kosta? Eneas wollte seinen Freund bestimmt nicht alleine zu dem Kriegerprinzen lassen. Es war lange her seitdem er mit dem Mann gesprochen hatte. Nach der Trennung von Timaris eigentlich nur noch ein einziges Mal. Ihr Verhältnis war immer seltsam zueinander gewesen, doch Eneas konnte nicht vergessen, dass Dacascos ihm damals bei seiner Heilung nach den Missbräuchen geholfen hatte.
"Jetzt?", fragte Eneas immer noch überrumpelt.
"Nein, er möchte warten bis es euch passt", erwiderte sein Vater trocken, aber in dem eindeutigen Tonfall, dass dies eine äußerst dumme Frage gewesen war. Man ließ einen Tolarim nicht warten.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Mo 25. Nov 2019, 11:48

Es war so schön zu hören, wie glücklich Eneas war. Wie gut es ihm ging, da er nun seine Familie in Sicherheit wusste und er es geschafft hatte, ihnen zu sagen, dass er einen Mann liebte. Dass er Kosta liebte. Gerne hätte er mit ihm darüber geplaudert und wie nervös sie beide gewesen waren. Wie manche Sachen unfreiwillig wirklich seltsam geklungen hatten. Er hätte auch gerne mit Eneas Pläne geschmiedet, wie es nun weiter gehen sollte. Jetzt wo sie so vieles, schwieriges hinter sich gebracht hatten. Doch Kosta war zu erschöpft dazu. Der heutige Tag, die letzten Wochen, das war zuviel gewesen. Ausserdem wusste er, dass er nun allmählich beginnen musste zu heilen. Dass er sich dem Stellen musste, was in Dhemlan geschehn war. Dieser Gedanke war jedoch zu einschüchternd, als dass Kosta auch nur ein Wort heraus gebracht hätte.

So liess er sich lieber schweigend von Eneas ins Bad führen, damit sie sich für die Nacht fertig machen konnten. Allerdings wartete dort schon der nächste Schock auf ihn. Dieses Gemeinschaftsbad erinnerte ihn viel zu sehr an das im Kerker von Dalmadans Feste. Wobei es nicht wirklich ähnlich war. Ausser dass es gefliesst war und mehrere Duschköpfe enthielt. Dennoch erinnerte Kosta sich sofort wieder daran, was er Zucker da alles grausames angetan hatte. Ängstlich fürchtete er auch gleich, das Ranard herein gestürmt kam und ihn in seiner behäbigen und furchteinflössenden Art in seine Kammer schleppte. Dass Eneas und er nun auch so in einer kleinen, engen Dienstbotenkammer schliefen machte diesen Eindruck nur noch schlimmer. Entsprechend verfolgten ihn die Albträume diese Nacht wieder besonders heftig und real. Auch wenn Eneas ihn immer wieder daraus heraus weckte, wurde es alles andere als eine erholsame Nacht.

Wie gerädert folgte Kosta eneas am nächsten Morgen in den Essraum des Gesindetraktes. Viele waren schon beim Arbeiten und es herrschte wie immer eine Menge Trubel bei den Ivores. Es tat Kosta so leid, dass er sich da nicht einbinden konnte. Er wollte Eneas doch nicht von seiner Familie trennen, indem er sich so umständlich anstellte. Aber nach dieser erschreckenden Nacht wollte er einfach nur fliehen. Vor Ranard, vor seinen Erinnerungen, vor allen Menschen ausser Eneas. Nur ging das nicht, also blieb er brav auf der Bank sitzen und versuchte zu Frühstücken. Er konzentrierte sich so sehr darauf, dass er gar nicht so recht mitbekam, was Eneas mit seiner Mutter besprach oder dass er, bis auf ein paar Bissen, gar nicht wirklich ass, sondern das Essen nur immer wieder anders hübsch auf dem Teller zurecht legte.
Als es auf einmal hiess, dass er zu Prinz Tolarim gehen sollte. Erschrocken blickte er auf. Kosta hatte sonst nie Kontakt mit Timaris Vater. Nur eben, wenn Timaris und er im selben Raum gewesen waren und Kosta wegen Timaris auch da gewesen war. Dass er nun direkt zu dem Kriegerprinzen sollte, war aussergewöhnlich. Selbst wenn Timaris Befehle an ihn hatte, dann würde es doch reichen, wenn sie ihm die aufschrieb. Dazu würde sie nicht extra ihren Vater darum bemühen. Es musste sich um etwas beteutendes Handeln.
Dienstbeflissen sprang Kosta sofort auf, spülte sich nur noch kurz den Mund mit Wasser aus, ehe er sich beeilte, dem Ruf zu folgen. Dankbar drückte er Eneas Hand. Er war froh, dass ihn sein Freund begleitete, als sie hinter Massimo durch die Gänge eilten. Nur war er sich nicht sicher, ob es gut war, wenn Eneas mit reinkam zu Timaris Vater. Besser sie verärgerten ihn nicht, indem sie ihm etwas aufdrängten. Selbst wenn Massimo gesagt hatte, dass Eneas wohl mitkommen könne.

Vor Prinz Tolarims Arbeitszimmer traffen sie auf Andiël, der offensichtlich von Ioakim hierher begleitet wurde. Der Prinz sah so nervös aus, wie Kosta sich fühlte. Er hatte nun zwar wieder edle Kleidung an und war offensichtlich beim Friseur gewesen, dennoch wirkte er alles andere wie der sichere Salonlöwe, der er sonst eigentlich war. Bleich ging er in dem Warteraum auf und ab. Allmählich machte Kosta sich grosse Sorgen. Was, wenn es nicht um ihn ging, sondern um Andiël. Wenn sie wegen irgend einer Zeugenaussage oder so gerufen worden waren. Er wollte Andiël nicht anschwärzen. Er war sein Freund und hatte es verdient wieder Frieden zu finden.
Leider kamen sie nicht dazu, sich gegenseitig zu besprechen. Massimo klopfte sofort bei der der Arbeitszimmertür an, woraufhin sie auch gleich eingelassen wurden. Kosta konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal hier gewesen war. Es war ganz offensichtlich das Arbeitszimmer eines streng arbeitenden Mannes. Die Wände waren voller Regale mit Büchern und Ordnern. Alles hier war auf praktische Handhabung ausgelegt und es gar nur wenig verzierende Elemente. Prinz Tolarim sass hinter einem riesigen Schreibtisch und war noch beschäftigt, einige Sätze zu schreiben. Er wirkte härter, militärischer und zackiger, als Kosta ihn in Erinnerung hatte. Wie als käme er selbst gar von einem Schlachtfeld. Oder bereite sich auf einen Kampf vor. Je nach dem, was nun kam.
Kosta erschauderte ängstlich und verneigte sich tief vor dem Kriegerprinzen. Wobei er sehr versucht war, auf die Knie zu sinken und dabei am Liebsten im Boden zu versinken. Doch das war in der Regel Timaris vorbehalten. So schwierig es nun auch war, stehen zu bleiben. Ganz besonders, als der Prinz sie sah und sich mit finsterem Blick erhob, um um den Schreibtisch zu gehen. Er wirkte so bedrohlich. Als wäre er kurz davor gleich drei Morde zu begehen. Kostas Herz hämmerte heftig in seiner Brust und seine Beine fühlten sich an wie Gummi. Verzweifelt sehnte er sich danach, sich wie ein normaler Sklave verhalten zu dürfen und sich ganz klein auf dem Boden zusammen zu kauern. Dabei wurde er gar nicht beachtet. Eneas bekam ein knappes Nicken. Andiël war der Arme, dem die finstere Aufmerksamkeit des Kriegerprinzen galt.
"Prinz Sastre", grüsste er ihn mit glatter Höflichkeit, aber ganz offensichtlich sehr um Selbstbeherrschung bemüht. "Meine Tochter wird es freuen zu hören, dass Ihr wohlbehalten hier eingetroffen seid." Prinz Tolarim betonte das meine Tochter ganz besonders. Als wolle er klar machen, dass er selber gar nicht glücklich darüber war. Oder auch, dass Timaris seine Tochter war und er als Vater vor ihnen stand. So oder so, es klang sehr unheilvoll.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Andiël » Mo 25. Nov 2019, 12:56

Dass er bewacht wurde, begriff er erst, als am anderen Morgen Ioakim vor seiner Zimmertüre stand und das nicht um ihn zu begrüßen. Andiël fiel auf, dass der Wächter sie auch abends zum Zimmer begleitet hatte, doch er hatte angenommen, es wäre wegen Kalliope gewesen. Eine naive Vorstellung. Musste er sich Sorgen machen? Wenn er nur ein Schloss gegen das nächste ausgetauscht hatte und wieder unter Hausarrest stand?
Das einzige was ihn beruhigte, war die Tatsache, dass Timaris bei seiner Rettung geholfen hatte und sie über seine Ankunft informiert war. Sie würde ihm ein paar unschöne Worte in der Zeitung und auf Plakaten hoffentlich nicht übel nehmen oder? Es war schwer zu sagen. Er hatte ihre Vergiftung überall in Dhemlan verbreitet und sie regelrecht niedergemacht. Hoffentlich wusste sie, dass er keine andere Wahl gehabt hatte.
Allerdings war die Königin nicht hier. Wer hier war, waren ihre Eltern und die hatten wahrscheinlich weniger Verständnis. Um auszutesten, ob er wirklich wieder ein Gefangener war, begann Andiël die Gastfreundschaft auszureizen. Er verlangte nach einem Kammerdiener, der ihm die Haare schnitt und ihn massierte. Er forderte neue Kleidung für sich.
Er bekam alles und obwohl der Kammerdiener etwas schnippisch war, kümmerte er sich professionell um ihn und Andiël genoss den kurzen Luxus.
"Bist du sicher, dass es im Anwesen keinen Kerker gibt?", fragte Andiël deshalb erneut Kalliope, die noch im Bett lag. Es war sehr untypisch für sie, doch anderseits hatte sie in Dunrobin Castle immer sehr früh aufstehen und arbeiten müssen. Vielleicht genoss sie das Ausschlafen auch, sagte er sich.
"Sie finden bestimmt ein Platz für dich in der Stube für die Tischdecken und Leinen oder im Kohlekeller", sagte sie trocken und schlang die Decke fester um sich.
"Im Kohlekeller?!" Was immer das war, es klang nicht sehr einladend. "Ich möchte heute zu unserem Haus. Sehen ob es noch steht. Ob jemand anderer inzwischen darin wohnt. Es würde mich nicht wundern. Eine hayllische Großfamilie. Davon scheint es hier viele zu geben", sorgte er sich. Allein die Vorstellung von mehreren pausbäckigen, braungebrannten Kindern, die durch sein offenes Atrium mit Badewanne rannten, behagte ihm nicht.
Es war ein Scherz, doch echte Sorge schwang mit. Was, wenn sie ihn enteignet hatten? Wenn selbst die Konten in Hayll eingefroren waren? Er hätte nichts mehr.

Andiël versuchte Kalliope zum Aufstehen zu bewegen, damit sie gemeinsam probieren konnten das Anwesen zu verlassen, doch bevor er sie aus dem Bett bekommen hatte, klopfte es an der Türe und ausgerechnet Kallis Vater stand da vor. Mit einem strengen, missbilligenden Blick, den er sich extra für Andiël zurecht gelegt haben musste.
"Kalliope ist noch nicht wach", erklärte der Prinz, doch Massimo ignorierte es und informierte ihn nur knapp, dass Prinz Tolarim ihn sprechen wollte.
"Hat er gesagt weswegen?", versuchte Andiël mehr zu erfahren.
"Ja, er hat mich genau über seine Beweggründe und Vorhaben informiert", bemerkte der Butler und drehte sich dann einfach um. Wenigstens wusste Andiël nun eindeutig, woher Kalliope ihren unhöflichen Sarkasmus herhatte.
"Timaris' Vater will mich sehen", sagte er ihr, nachdem Massimo fort war. Andiël eilte zu einem Spiegel, um sein Aussehen zu kontrollieren. "Kannst du Eneas informieren, wenn ich nicht wiederkomme? Oder Kosta? Einer von ihnen muss mit Timaris sprechen. Ich wollte ihr einen Brief schreiben. Mich entschuldigen und meine Lage erklären." Er fürchtete, dass es zu spät dazu war.
Kalliope erhob sich nun doch vom Bett. Barfuß und auch sonst sehr nackt kam sie auf ihn zu, um ihm vorne die Samtweste zu richten und einen Knopf geradezurücken.
"Erkläre ihm die Umstände und bleibe höflich und zurückhaltend", riet sie ihm.
"Ich fühle mich wie kurz vor einem Besuch bei Sion", stieß Andiël aus. Auch jetzt war das Bedürfnis nach einer Flasche harten Alkohols groß. Auf dem Schiff hatte er deswegen ziemlich gelitten, doch er hatte es durchgestanden. Das Schloss ließ in ihm wieder kribbelnde Gedanken aufsteigen.
"Wenn du es geschafft hast, Sion gegenüber zu treten, wirst du auch mit Prinz Tolarim fertig", machte Kalliope ihm Mut.
"Prinz Tolarim wird mich aber nicht dafür loben, dass mein Palaktspruch 'Die tote Königin von Hayll' den gewünschten Effekt hat. Erinnerst du dich an das Plakat? Das Skelett im Bett? Was, wenn es hier aufgetaucht ist?" Er wischte sich nervös die schwitzenden Hände ab. "Oder mein Artikel darüber, dass sie vor lauter Sex mit jungen armen Sklaven-" Kalli streichelte ihm über die Wange.
"Lass ihn nicht warten", sagte sie sanft. Andiël straffte sich und ließ sich von Ioakim zu dem Büro des Kriegerprinzen bringen. Davor war ein trockener Warteraum, der keinen Deut Herzlichkeit und Willkommen ausstrahlte. Das Sofa direkt gegenüber der Türe hatte Sprungfedern, die sehr unangenehm gegen seinen Hintern drückten und keine bequeme Position zuließen. Andiël sprang lieber wieder auf, um unruhig hin und herzugehen. Timaris' Vater schien ihn warten lassen zu wollen.
Der Prinz kannte diese beliebte Taktik in Adelskreisen. Erst rannte man so schnell wie möglich zur Audienz, nur um dann doch warten zu müssen. Stundenlang, wenn man nicht gut im Kurs stand. So stellte sich Andiël auf eine längere Wartezeit ein.

Tatsächlich kam Massimo nicht viel später zurück und zu Andiëls Erleichterung mit Kosta und Eneas im Schlepptau. Der Prinz fühlte sich gleich bedeutend besser, doch bevor er mit ihnen reden konnte, klopfte Eneas' Vater bereits bei der Türe an und sie konnten eintreten. Dahinter lag das Büro eines Mannes, der keinen Wert auf Behaglichkeit oder dekorativen Schnickschnack legte. Der Schreibtisch war so riesig auf ihm hätte man eine halbe Orgie abhalten können. Eine Ganze, wenn man besonders gelenkige Teilnehmer dabei hätte.
Andiël schielte kurz zu einem kleinen Servierwagen mit einigen Flaschen golden glitzernder Spirituosen. Nur ein Schluck, um sich zu beruhigen...
Jedoch hätte Prinz Tolarim das sicherlich nicht gutgeheißen, wenn Andiël sich selbst bedienen würde. Der Kriegerprinz saß hinter dem Schreibtisch und erhob sich erst, nachdem sich alle drei anderen Männer verneigt hatten. Wie eine Kampfansage kam Prinz Tolarim dann um den Tisch herum, schwere, aber schnelle Schritte.
Wieder musste Andiël an Sion denken. Dieser bohrende Blick, die erstickende Aura, das dunkle Flüstern. Er fühlte sich dorthin zurückversetzt. Andiël hatte mehr als einmal erlebt, dass andere Männer neben ihm in der Audienz schreiend zusammengebrochen waren, um nicht mehr aufzustehen. Ausgebrannte, schwelende schwarze Augen im Gesicht. Er fühlte ein Kribbeln im Nacken, drehte sich aber nicht um. Hier standen keine Soldaten hinter jedem von ihnen, bereit ihnen ohne Vorwarnung ein Schwert in den Rücken zu rammen. Auch das hatte Andiël miterlebt. Er hätte das Schwert bevorzugt. Es schien der schnellere Weg gewesen zu sein.
So zuckte Andiël merklich zusammen, als der Kriegerprinz ihn ansprach. Zunächst hörte der Dhemlaner nichtmal was Prinz Tolarim ihm sagte. Blass starrte er ihn an.
"Andiël freut sich sicher auch", sprang Eneas für ihn ein, als er selbst zunächst kein Wort herausbekam.
"Ja, vielen Dank für eure Gastfreundschaft", konnte Andiël sich endlich zusammenreißen. "Ich weiß es sehr zu schätzen. Ich hatte vor, ihr sobald wie möglich einen Brief zukommen zu lassen, um ihr persönlich meinen Dank auszusprechen für all ihre Hilfe. Ihr müsst euch um mich keinerlei Sorgen machen. Ich werde euch keine Probleme in Hayll bereiten."
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Mo 25. Nov 2019, 13:28

Andiël zuckte sichtbar zusammen, als er von Prinz Tolarim angesprochen wurde. Blass starrte er den Kriegerprinzen an, wie ein Mäuschen in den weit aufgerissenen Schlund einer Schlange schaut. Als hätte Prinz Tolarim ihn nicht gegrüsst, sondern ein besonders scheussliches Todesurteil ausgesprochen. Es brauchte einen Herzschlag, bis Kosta begriff, dass er nicht Prinz Tolarim sah, sondern Sion. Eneas schien es auch zu merken und sprang rasch für ihren gemeinsamen Freund ein. Prinz Tolarim liess den vorwitzigen Spruch gelten. Er schien selber etwas irritiert ob Andiëls Reaktion zu sein. Wie, als hätte ihm jemand den Grund genommen, wütend herum zu toben. Das hielt allerdings nur so lange vor, bis Andiël sich fasste und sich höflich für die Gastfreundschaft und Hilfe bedankte. Da konnte Prinz Tolarim sofort wieder finster schauen, was ihm lieber zu sein schien, als verwirrt über Andiël zu sein.

"Ihr wisst doch noch gar nicht, wie sehr sie Euch geholfen hat, Prinz Sastre", wiess er den dhemlanischen Schriftsteller scharf zurecht. "Und allein Eure Anwesenheit in Hayll stellt ein Problem dar. Also sorgt dafür, dass ihr Euch mehr als bedeckt haltet, bis meine Tochter die Zeit dazu hatte, Euren Namen reinzuwaschen." Etwas, was er nicht der Mühe Wert zu halten schien.
"Timaris hat Euer Anwesen annektiert und Eure Konten einfrieren lassen, sobald bekannt wurde, wie Ihr in Sions Diensten standet", erklärte der Kriegerprinz zackig und ohne Umschweife. Es war offensichtlich, dass er dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter sich haben wollte.
"Eure Villa wird vor wütenden Bürgern bewacht und von einer Verwalterin bewohnt. Nun, da ihr wieder hier seid, könnt Ihr die Verwaltungsaufgaben selber wieder übernehmen und die Verwalterin ablösen. Die Wache wird bleiben. Ebensowenig solltet Ihr ohne Wache in die Stadt oder sonst irgendwohin gehen. Wie gesagt. Haltet Euch bedeckt. Ihr werdet monatlich ein Taschengeld erhalten. Bis eben Timaris dazu kommt, Euch zu rehabilitieren und dafür zu sorgen, dass ihr wieder gefahrlos durch die Strassen gehen könnt. Ausserdem erwarte ich von Euch, dass Ihr Euch aktiv daran beteiligt, den aus dem Krieg Heimkehrenden oder den dhemlanischen Flüchtlingen zu helfen. So wie jeder andere in Mineva Lebende auch."

Nach einem letzten, finsteren und warnenden Blick schien die Sache für Dacascos abgeschlossen zu sein. Auch wenn man ihm immer noch ansehen konnte, dass er Andiël liebendgern jeden Finger einzeln gebrochen hätte. Doch er beherrschte sich und wandte sich abrupt Eneas zu.
"Eneas." Erneut nickte er ihm anerkennend zu. "Danke, dass du Kosta mit dem Gegengift sicher zu Timaris gebracht hast. Lass es mich wissen, wenn du etwas brauchst." Er rief einen Brief herbei, den er ihm überreichte. "Der ist per Eilpost von Timaris. Sie meint, dass es da etwas gibt, das du unbedingt machen willst, auch wenn du jetzt noch nicht weisst weshalb. Und dass du dich damit beeilen sollst." Was auch immer das bedeuten mochte. Prinz Tolarim schien sich jedoch solche ominösen Aktionen seiner Tochter gewöhnt zu sein und zuckte nichtmal mit den Wimpern bei seinen rätselhaften Worten. Stattdessen wandte er sich Kosta zu.
"Kosta. Dich möchte ich alleine sprechen." Womit Andiël und Eneas offensichtlich kurzerhand enlassen waren.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Andiël » Mo 25. Nov 2019, 16:02

Der Kriegerprinz fuhr ihn an, dass Andiël nicht annähernd wusste wie sehr Timaris ihm geholfen hätte. Allein seine Anwesenheit wäre problematisch für Hayll. Er sollte sich solange bedeckt halten bis Timaris Zeit dafür hätte seinen Namen reinzuwaschen. Andiël nickte, wobei er keine Ahnung hatte wie Timaris dies anstellen wollte. Vielleicht war Andiël zu unbedeutend in Sions Maschinerie gewesen als dass man sich länger Gedanken zu ihm machen würde. Vielleicht würde man ihm aber auch den Prozess machen...
Bevor Andiël mit leeren Worten beteuern konnte, dass der Tolarim ihn gar nicht bemerken würde, kam dieser gleich zum nächsten Punkt und erklärte ihm die Lage seines Hauses. Timaris hätte es annektiert und auch seine Konten eingefroren, als man von Andiëls Rolle in Dhemlan erfahren hatte. Der Prinz nickte nicht groß überrascht. Er hatte ähnliches befürchtet. Timaris war vermutlich keine andere Wahl geblieben als ihn als Feind Haylls zu deklarieren.
Prinz Tolarim fuhr fort, dass Andiëls Villa unter Bewachung stünde, um wütende Bewohner Minevas abzuhalten. Eine Verwalterin würde im Anwesen wohnen. Eine Verwalterin? Andiël konnte zu allem schlecht Einwände erheben. Er war vielmehr froh, dass er sich allmählich von den ersten Eindrücken der Situation hatte fangen können, die ihn so sehr an Sions Besprechungen erinnerte. Dacascos Tolarim stellte klar, dass Andiël zwar zurück in seine Villa könnte, doch die Bewachung würde bleiben. Er sollte nicht ohne Wachen ausgehen und sich bedeckt halten.
"Ich verstehe", sagte Andiël. Timaris hatte die Wachen vielleicht für seinen Schutz organisiert, doch Dacascos Tonfall machte deutlich, dass die Bewachung für ihn eine andere Bedeutung hatte. Eine Überwachung. Nur für den Fall des Falles...
Andiël war auch in Amdarh auf Schritt und Tritt überwacht worden. Es war also ein bekanntes Gefühl. Trotzdem keines, das er wieder hatte erleben wollen.
Großzügigerweise sollte er ein monatliches Taschengeld erhalten. Sicherlich auch von Timaris in die Wege geleitet und nicht von ihrem Vater. Andiël war dankbar, doch es war auch etwas beschämend. In Dunrobin Castle hatte ihm auch ein Budget zur Verfügung gestanden und kein eigenes Geld. Das Geld der Sastres war genau wie das vieler anderer dhemlanischer Adeliger beschlagnahmt worden.
"Es ist sehr großzügig, vielen Dank", bedankte Andiël sich trotzdem erschlagen. Prinz Tolarim redete etwas von Rehabilitation, doch Andiël wusste nicht ob die Bewohner in Mineva ihn je wieder als etwas anderes als einen Feind und Störenfried ansehen würde. Zum Schluss machte der Kriegerprinz deutlich, dass Andiël den anderen Flüchtlingen und den Veteranen aktiv helfen sollte. Der Dhemlaner wusste nicht wie er das ohne Aufzufallen anstellen sollte, doch er würde guten Willen zeigen müssen.
"Ich werde tun was ich kann", versicherte er. "Ich danke euch, Prinz Tolarim." Er verneigte sich und machte einen Schritt zurück, getrieben von dem finsteren Blick des Haylliers.

Endlich legte sich die Aufmerksamkeit von Prinz Tolarim auf die anderen zwei. Sein Tonfall wurde gleich wesentlich freundlicher, als er mit Eneas sprach und ihm dankte, dass er Kosta mit dem Gegengift zu Timaris gebracht hatte. Der Kriegerprinz machte das selten freie Angebot, dass Eneas sich melden könnte, wenn er etwas brauchte.
"Ich bin nur froh, dass es ihr besser geht", sagte Eneas. Dann bekam Eneas einen mysteriösen Brief von Timaris überrascht, zusammen mit einer ebenso mysteriösen Botschaft. Eneas schien sie auch nicht zu verstehen, außer dass es etwas dringendes war.
"Danke. Ich werde mich darum kümmern." Er hatte den Brief entgegen genommen und wollte ihn gerade einstecken, als Prinz Tolarim schon erklärte, dass er mit Kosta alleine sprechen wollte. Andiël verneigte sich nochmals und zog sich zur Türe zurück, doch Eneas zögerte etwas ehe er seinen Freund wohl schweren Herzens alleine ließ.
Andiël dagegen war froh das Arbeitszimmer so schnell wie möglich verlassen zu können. Draußen atmete er tief durch und musste sich nun doch auf das unbequeme Sofa setzen. Seine Beine fühlten sich wie Butter an.
"Alles in Ordnung?", fragte Eneas besorgt und setzte sich neben ihm. Andiël schüttelte den Kopf.
"Du hast ihn doch gehört. Ich bin ein Ausgestoßener in diesem Land..."
"Gib es etwas Zeit. Der Krieg ist gerade erst vorbei", versuchte Eneas es zu mildern.
Der Dhemlaner nickte wenig überzeugt. "Es erinnert mich an Dunrobin Castle... Audienzen bei ihm..." Er unterbrach sich. Er wollte darüber nicht lange reden. "Was ist das für ein ominöser Brief?", lenkte er stattdessen ab.
So schnell ließ Eneas ihn aber nicht. "Es könnte auf lange Sicht besser sein woanders neu anzufangen. Unter neuem Namen", schlug er vor. "Ohne Anfeindungen und Überwachungen."
Andiël atmete tief ein, dachte darüber nach. Schließlich schüttelte er den Kopf. "Sion hat meiner Familie so viel genommen. Ich weiß nicht was mit unseren Ländereien passiert ist geschweige denn mit meiner Familie. Unser Geld ist weg, unsere Häuser geplündert oder niedergerissen. Wenn ich den Namen abgebe, habe ich nichts mehr von den Sastres..." Er presste die Lippen aufeinander und zuckte zusammen, als er eine warme Hand spürte. Eneas hatte die seine gedrückt, blickte ihn warmherzig an.
"Wenn ich dir irgendwie helfen kann, tue ich es", versprach er.
"Lenk mich ab und mach den Brief auf", forderte Andiël und riss sich wieder zusammen. "Ich will in das Mysterium eingeweiht werden."
Eneas schaute zunächst skeptisch. "Es geht sicher um deine Rettung", winkte er ab, brach das Siegel des Briefes aber trotzdem und klappte ihn auf. Der Schriftsteller überflog die Zeilen. Andiël studierte dabei seine Miene. Zunächst Verwirrung, dann pures Erstaunen und schließlich gar etwas wie Entrüstung?
"Dieser...", knurrte Eneas leise. "Was fällt ihm ein?"
Dann reichte er den Brief an Andiël weiter, der zu Lesen begann.
"Wer ist euer gemeinsamer Freund Yadriël Erenos?", fragte er und verstand nicht ganz. Timaris schrieb, dass der Prinz in einem hayllischen Krankenhaus in Raej war, Nähe Garois. Er hätte überlebt, wäre aber schwer verletzt worden. Die Heilerinnen und Bediensteten im Krankenhaus würden glauben, dass besagter Prinz im ersten Kreis von Timaris diente und Eneas sollte sie in diesem Glauben lassen.
"So wie sie es schreibt, kann sie nur eine Person meinen. Ach, dieser Kerl ist wirklich wie Unkraut", murrte Eneas. "Kosta wird überglücklich sein."
"Erenos? Ist das nicht-"
"Wir kennen ihn unter dem Spitznamen Zucker. Ein Soldat, den Kosta in Raej kennengelernt hat. Und jetzt hat dieser Kerl sich einen falschen Namen angeeignet. Ausgerechnet Erenos!", schnaubte Eneas. Andiël ließ ihn neben sich eifersüchteln, während er nochmal den Brief las.
"Kosta hat mir von ihm erzählt. Er klingt wie ein sehr bewundernswerter Mensch. Mutig, aufopferungsvoll, fürsorglich, leidenschaftlich", zählte er auf. Eneas verdrehte die Augen und stöhnte.
"Nicht du auch noch. Ich weiß nicht was Kosta an ihm findet. Auf der Rückreise von Dhemlan hat er Kosta ständig zu Dummheiten angestiftet. Wenn er ihn nicht vergessen hat. Ich war derjenige, der ihn immer wieder zu Kosta geschickt hat, weil es ihm nicht gut ging und er aus irgendeinem Grund an diesem Mann hängt. Und dann ist Zucker trotzdem wieder nach Raej abgehauen", murrte der Hayllier. Andiël konnte wieder lachen.
"Also willst du ihn jetzt loswerden oder in Kostas Umfeld haben? Du klingst unentschlossen."
"Ich klinge besorgt", präzisierte Eneas. "Kein Wort zu Kosta." Er nahm Andiël wieder den Brief weg und steckte ihn ein. "Sobald er davon hört, wird er ihn sofort retten wollen. Sofort. Und wir kommen gerade von einer anstrengenden Rettung zurück. Er braucht eine Pause. Und ich will überprüfen, ob dieser... Hochstapler wieder gesund ist. Ich will Kosta keine falschen Hoffnungen machen. Wie du schon sagtest... er hängt an diesem Kerl."
"Aber es ist eine gute Nachricht. Kosta wollte Zucker dir gegenüber nicht mehr erwähnen oder über ihn weinen, weil du dich so um ihn bemühst", informierte ihn Andiël. Er fand, er könne sich einmischen, wenn es einer guten Sache zuträglich war.
"Hat er das gesagt? Hmm... ich will nicht, dass er das vor mir verheimlichen muss. Solange er mit dem Kerl nicht wieder zusammenkommen will, können wir ihn sicherlich retten", räumte Eneas ein. "Anscheinend wird das zur Gewohnheit seine ehemaligen Liebhaber zu retten." Er warf einen kritischen Seitenblick zu Andiël.
"Aus Liebhabern können auch Freunde werden", gab der Prinz zurück und sofort lächelte Eneas auf seine herrlich charismatische offene Art.
Bevor sie weiter reden konnten, kam Kosta aus dem Büro. Eneas sprang gleich auf.
"Ist alles in Ordnung?", fragte er.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Mo 25. Nov 2019, 22:06

Der arme Andiël war sehr froh, schon entlassen zu werden. Diese Audienz hatte ihn sichtbar eingeschüchtert und ganz blass gemacht. Prinz Tolarim war aber auch streng und zornig mit ihm umgegangen. Kosta hätte sich an seiner Stelle wohl vor Schreck ganz klein auf dem Boden zusammen gerollt. Gerne hätte er seinen Freund nun tröstend in den Arm genommen. Doch Prinz Tolarim wollte mit ihm alleine sprechen. Deswegen sollte nicht nur Andiël, sondern auch Eneas rausgehen. Im Gegensatz zu Andiël fiel es Eneas viel schwerer ihn hier zurück zu lassen. Das war sehr lieb. Aber vor Prinz Tolarim mussten sie beide keine Angst haben. Nach einem Atemzug wurde das auch Eneas klar. Zusammen mit Andiël verneigte er sich vor Prinz Tolarim, ehe sie sich zurück zogen.

Sobald sie alleine waren, lächelte Prinz Tolarim ihm herzlich zu. Es war ein so ungewohnter Anblick, dass Kosta verblüfft dachte, dass Prinz Tolarim eigentlich ein sehr schöner Mann war. Seine Verwandtschaft zu Timaris war unbestreitbar. Dann kam es jedoch noch dicker. Prinz Tolarim kam einige Schritte auf ihn zu und blickte ihm dabei fest in die Augen. Kosta wurde ganz aufgeregt und er spürte sein Herz heftig in seiner Brust klopfen. Er wusste gar nicht so recht wieso.
"Kosta, ich danke dir dafür, was du alles für Timaris getan hast", bedankte sich der Kriegerprinz aus tiefstem Herzen. "Wann immer du etwas brauchst, lass es mich wissen." Um seine grosse Dankbarkeit zu unterstreichen, verneigte sich Prinz Tolarim vor ihm. So richtig tief. So dass sein Kopf niedriger war, als der von Kosta. Vollkommen überrumpelt keuchte Kosta auf und sackte vor lauter Schreck doch noch auf seine Knie und presste seine Stirn auf den Boden.

"Na was machst du denn da?" fragte Prinz Tolarim verblüfft und lachte leise. "Komm wieder hoch. Du brauchst nicht vor mir zu knien." Damit beugte er sich vor, fasste Kosta am Arm und zog ihn sanft wieder hoch. Verlegen kam Kosta dem Zug nach. Seine Wangen brannten. Ein Adliger, der sich vor ihm verneigte. Ausgerechnet Timaris Vater. Ein Kriegerprinz. Das war zuviel. Das ging doch nicht.
"Es... es tut mi... mir leid", stammelte er ganz durcheinander.
"Schon gut", lächelte Prinz Tolarim. "Ich habe dich wohl erschreckt. Doch es ist ernst gemeint. Ich bin dir zutiefst dankbar, dass du meine Tochter gerettet hast. Ich weiss, was du dafür alles gegeben hast. Wenn ich dir etwas geben kann, dann möchte ich das tun. Mehr als einmal. Das ist kein einmaliges Angebot."
"Da... danke", stammelte Kosta verlegen. "Ich... ich brauch nichts. Nur... bitte... bitte, bestraft Prinz Sastre nicht."
"Wie bitte?" fragte Prinz Tolarim verärgert.
"Prinz Sastre, bitte tut ihm nicht weh", flehte Kosta. "Er hat alles verloren. Es war so furchtbar in Dunrobin Castle zu leben. Ich war dort. Es war der schlimmste Ort überhaupt. Es hat ihm so weh getan, es hat ihn gebrochen, all diese furchtbaren Dinge über eine Freundin schreiben zu müssen."
"Über meine Tochter", stellte Prinz Tolarim wütend knurrend klar. Erschrocken zuckte Kosta zusammen, gab aber nicht klein bei.
"Er tat es, um seine Familie zu retten", versuchte Kosta verzweifelt für seinen Freund einzustehen. Tatsächlich nahm das dem wütenden Prinz den Wind aus den Segel und er sackte etwas zusammen.
"Ich weiss", seufzte er. "Trotzdem, es waren furchtbare Dinge, die er über Timaris geschrieben hat. Ich will wütend auf ihn sein. Nimm mir nicht meinen Zorn, Kleiner. Nicht jetzt. Später dann. Dann werde ich versuchen ihm zu verzeihen." Kosta bekam grosse Augen, nickte dann aber mit traurigem Blick ergeben.
"Was ist denn aus seiner Familie geworden?" wollte Prinz Tolarim unvermutet wissen.
"Ich... oh... ich weiss gar nicht", antwortete Kosta überrumpelt. "Es ist so viel passiert und es war so schmerzhaft für ihn. Ich habe mich gar nicht getraut, ihn zu fragen."
"Dann frag ihn besser mal und sag ihm, dass er dafür sorgen soll, dass seine Familie wohlauf ist. Er kann sie herholen, wenn er mag."
"Prinz Tolarim?" hakte Kosta verwirrt nach.
"Na, der ganze Schmutz, den er geschrieben hat, soll nicht umsonst gewesen sein", erklärte der Prinz sarkastisch, ehe er sich straffte. Kosta strahlte ihn ergeben an, sobald er begriffen hatte. "Aber was ist nun mit dir? Hast du nichts, was du für dich willst?"
"Ich will mit Eneas zusammen kommen", platzte es aus Kosta glücklich heraus, wofür er einen verdutzten Blick erntete.
"Warum sagst du mir das?" wollte Prinz Tolarim überrasch wissen. "Das geht mich nichts an."
"Oh... ja... ähm... ich... nur... nur weil Eneas doch mit Eurer Tochter zusammen war", erklärte Kosta stammelnd weswegen er das Gefühl gehabt hatte, es dem Kriegerprinzen sagen zu müssen.
"Und Timaris hat mit ihm Schluss gemacht, um für Hayll da zu sein", stellte Prinz Tolarim klar. " Nicht umgekehrt. Ich weiss, dass du ihn ihr nicht wegnimmst. Nicht so ergeben, wie du bist. Nun gut, vielleicht kommt dir ja ein andermal etwas in den Sinn, was du dir wünschst." Kosta nickte mit hochrotem Kopf, verneigte sich noch einige Male, ehe er hastig aus dem Raum stolperte.

"Ja, alles in Ordnung", nuschelte er verlegen, als Eneas im Wartezimmer gleich auf ihn zugeeilt kam und wissen wollte, ob es ihm gut ging.
"Es war nur recht peinlich", gestand er leise. "Prinz Tolarim hat sich bei mir bedankt. Ich erzähl dir nachher davon." Ihm ging es jedenfalls gut. Viel besser als Andiël, der wie ein Häufchen elend auf dem Sofa sass. Sachte drückte er Eneas Arm, ehe er zu dem Prinzen ging und tröstend seine Hand in die eigene nahm.
"Es wird wieder besser, Andiël", versicherte er ihm mitfühlend. "Vielleicht hilft dir, wenn du weisst, dass du eben nicht mit dem Kriegerprinzen von Mineva gesprochen hast, sondern mit Timaris Vater. Lass ihm Zeit. Irgendwann wird er dir vergeben können. Und bis dahin sollst du deine Familie suchen und sie auch herbringen, wenn du das willst."
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Mo 25. Nov 2019, 23:55

Kosta beruhigte ihn, dass alles in Ordnung wäre. Es wäre nur peinlich geworden, da Prinz Tolarim sich bei ihm bedankt hätte.
"Dafür, dass du Timaris gerettet hast? Das ist gut", fand Eneas. Es war schön, dass Timaris' Vater dies mitbekommen hatte und sich auch bedankte, obwohl er normalerweise wohl kaum Worte mit Kosta gewechselt hätte.
Kosta wollte ihm später genauer davon erzählen und lieber auch zunächst Andiël trösten, so wie Eneas es vorhin bereits versucht hatte. Das Gespräch war für den Dhemlaner anstrengender geworden als sie vermutet hatten. Nur knapp hatte er erklärt, dass es ihn an Besprechungen mit Sion erinnert hatte. Natürlich. Eneas scholt sich innerlich, dass er nicht früher daran gedacht hatte. Zudem waren die Neuigkeiten, die Dacascos gehabt hatte, nicht sonderlich positiv gewesen. Eneas hatte einen Neuanfang vorgeschlagen, doch Andiël wollte an seinem Familiennamen festhalten. Es war vielleicht das einzige was ihm geblieben war. Ein erschreckender Gedanke. Eneas war so fixiert darauf gewesen seine Schwester und Andiël aus Dhemlan rauszuholen, dass er nicht daran gedacht hatte, dass andere der Sastres auch Hilfe bedurften.
Andiël schien nicht gleich an die Zukunft denken zu wollen und hatte sich lieber mit Timaris' Brief ablenken wollen. Eneas tat ihm den Gefallen, obwohl er die Nachricht eigentlich in Ruhe in der Kammer hatte lesen wollen. Er hätte es mal besser getan, denn beim Lesen der Worte konnte er sich kaum zurückhalten. Timaris erwähnte zwar nicht Zuckers Namen, doch die Beschreibung, der Ort und die Umstände konnten nur auf den Soldaten zutreffen.
Also hatte er überlebt. Es waren gute Nachrichten. Eneas wollte Zucker nichts Böses, obwohl er ihm manchmal grollte, weil er Kosta in einer sehr verletzlichen Phase alleine gelassen hatte. Und noch mehr, weil Zucker es so spielend leicht gelungen war Kostas Herz für sich zu gewinnen. Das konnten nicht viele Männer. Und dieser Kerl wusste nicht mal wie wertvoll und bedeutsam es war.
Jedenfalls lebte er, auch wenn Timaris von schweren Verletzungen schrieb, die noch eine längere Zeit zum Verheilen bräuchten. Das bedeutete aber auch, dass Zucker wieder in ihr Leben treten würde. Kosta würde den Soldaten nicht sich selbst überlassen können. Eneas passte es nicht so ganz und noch weniger passten ihm die letzten Zeilen, die ihm schlicht den Atem raubten. Timaris hatte tatsächlich geschrieben, dass Zucker sich als Yadriël Erenos ausgab und die Angestellten im Krankenhaus glaubten, er wäre ein Adeliger ihres ersten Kreises. Anscheinend war sie nur deswegen informiert worden.
Aber ausgerechnet Erenos? Erenos?! Wahrscheinlich wusste Zucker wieder nicht wie selten und bedeutsam der Name war. Er hatte ihn einfach an sich gerissen, um ihn für seine Schwindelei zu benutzen. Ein Name mit dem Eneas sich auch gerne geschmückt hätte, doch nichtmal wagte dies Kosta zu fragen.
Andiël hatte ihn dann jedoch darüber informiert, dass Kosta sich nicht traute mit ihm über Zucker zu sprechen, was Eneas' Eifersucht wieder etwas milderte. Er wollte Kosta nicht von Zucker fernhalten. Sie würden nach Raej reisen und ihn retten. Das war eine Tatsache.
Nur musste es jetzt sofort sein? Würde es Kosta überhaupt verkraften?

So hatte es Eneas zunächst verheimlicht, als Kosta aus dem Arbeitszimmer zurückgekommen war. Der Schriftsteller fühlte sich etwas schäbig, dass er so eine wichtige Neuigkeit verschwieg, doch er sagte sich, dass es nur zu Kostas Besten wäre. Sein Freund musste dringend zur Ruhe kommen und einmal durchatmen können. Er würde neue Energie und Kräfte für Zucker brauchen.
Sein Liebster war auch wieder dabei dem nächsten helfen zu wollen. Andiël.
Kosta drückte dessen Hand und versuchte ihn aufzumuntern. Prinz Tolarim hätte als Timaris' Vater gesprochen und als solcher würde er Zeit brauchen, um Andiël vergeben zu können. Bis dahin sollte er seine eigene Familie suchen und sie herbringen.
"Ich wüsste nichtmal wo ich damit anfangen sollte und ich bin gerade erst geflohen", wandte der Prinz etwas überfordert ein, "Wenn sie mich hier schon anfeinden, will ich nicht wissen wie es in Dhemlan ist, nun wo Sion weg ist."
"Darüber kannst du dir später Gedanken machen", wiegelte Eneas ab, "Orientiere dich erst einmal in deinem neuen Leben und was für Möglichkeiten du hier hast. Und Kalliope wird Hilfe benötigen."
Andiël nickte und erhob sich. "Würdet ihr mitkommen zur Villa?", fragte er und Kosta und er stimmten rasch zu.
Zusammen mit Kalliope und Ciryon besuchten sie etwas später am Tag Andiëls Villa. Sie war zum Glück nicht beschädigt, nur der Garten war sehr verwahrlost und die Fensterläden waren auch tagsüber festverschlossen. Vier Wachen marschierten vorne am niedrigen Mäuerchen herum. Es hatten sie ebenfalls Wachen begleitet und Eneas konnte der gesamten Gruppe ansehen wie sehr es ihnen zu schaffen machte.
Die Verwalterin war eine ältere Frau, die durchaus freundlich war. Sie hatte nur ein kleines Gästezimmer bewohnt. Über den restlichen Möbeln hingen weiße Laken. Es war sehr still und dunkel. Die Frau riet Andiël die Fensterläden geschlossen zu halten und sich nicht im Garten aufzuhalten.
Eneas und Kosta wollten das nicht so akzeptierten und sie überzeugten die Wachen um die Villa, dass sie ständig einen Schild vor die Fenster legen sollten. So konnten sie endlich alles aufmachen. Ciryon begann die Laken von den Möbeln zu räumen und bald sah es etwas freundlicher aus. Delores und einige aus der Mannschaft kamen später ebenfalls vorbei und sie hatten eine provisorische Mahlzeit.
"Was hälst du davon, uns eine kleine Ferienwohnung in der Nähe zu suchen? Nichts großes. Nur für die nächsten Tage", schlug Eneas vor. "Etwas ruhiges für uns beide."
Kosta wirkte sehr erleichtert und sie machten sich am Nachmittag gleich auf den Weg etwas passendes zu finden. Anscheinend waren Ferienwohnungen in der Nähe einer dhemlanischen Villa nicht sehr begehrt und so kamen sie relativ leicht an etwas preisgünstiges. Im zweiten Stock eines kleinen Mehrfamilienhauses war noch etwas frei. Es war nicht groß und würde sicher reichen bis sie nach Raej aufbrechen konnten. Diese Nacht schlief Kosta bereits wesentlich entspannter.
Eneas überlegte wie er die Reise planen und Erkundigungen wegen Zucker einholen konnte ohne dass sein Freund etwas davon mitbekam. Gelegenheiten gab es zum Glück in den nächsten drei Tagen, da Kosta immer mal wieder bei Andiël und Kalliope war, um ihnen zu helfen. Eneas schob eigene Familienbesuche und Besorgungen vor. So konnte er eine Kutsche für sie bekommen. Er dachte auch an Kleidung für Zucker, adeliges Gewand für sie alle drei, besorgte neue medizinische Ausrüstung für Kosta, wobei es sicher längst nicht genug war. Kosta wusste da selbst am besten was er benötigte. Ob er sein chirurgisches Besteck ersetzen würde?
Eneas hatte auch unter einem adeligen Decknamen ans Krankenhaus geschrieben, um sich über den Gesundheitszustand von... Prinz Erenos zu erkundigen. Nicht dass er Kosta umsonst Hoffnungen machte. Er schrieb auch Timaris zurück, informierte sie über ihr wohlbehaltendes Ankommen und bedankte sich nochmal für ihre Hilfe.

Alles lief gut und einen Tag vor der geplanten Abreise packte er am Hinterhof vor dem Gesindetrakt die Kutsche. Mit Wappen. Dacascos war so freundlich gewesen ihm eine zur Verfügung zu stellen. Kosta wollte heute abend für sie etwas kleines Kochen. Er schien froh zu sein, wenn er nicht immer dem Ivorestrubel des Tolarim Anwesens ausgesetzt war.
"Wohin willst du verreisen?", fragte Ulysses, der nach draußen kam. Er hatte seine eigene Familie besucht. Von den Lykas arbeiteten mehrere im Anwesen.
"Wird eine Überraschung für Kosta", erklärte Eneas, erzählte Ulysses dann aber sein Vorhaben. Schließlich hatte er Zucker auch kennengelernt.
"Wie lange weißt du das schon?", fragte Ulysses. Eneas lächelte verkniffen.
"Seit wir hier sind. Ich hoffe, er schimpft nicht mit mir, dass ich es ihm nicht sofort gesagt habe." Er schnürte mit Riemen hinten einen Koffer fest und Ulysses half ihm dabei.
"Er wird sich dafür gewiss viel zu sehr freuen", spekulierte Ulysses.
Das hoffte Eneas jedenfalls. Kosta ging es jetzt wesentlich besser als vor drei Tagen, wo sie die Audienz bei Dacascos gehabt hatten. Bevor Eneas zurück in die Stadt ging, traf glücklicherweise noch ein Eilbote ein, der einen Brief aus Raej mitbrachte. Die leitende Heilerin, die ihm schrieb, glaubte es mit jemanden zu tun zu haben, der auch adelig war. Gut, vielleicht hatte Eneas das Briefpapier der Tolarims benutzt und vielleicht hatte er sein Schriftbild und seinen Schreibstil entsprechend angepasst, um diesen Glauben zu unterstützen. Die Antwort war erfreulich. Zucker war eindeutig außer Lebensgefahr. Seine Rippen waren angeschlagen und beide Beine schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Stolz schrieb die Heilerin, dass beide Beine hatten gerettet werden können, aber noch ein längerer Heilungsprozess bevorstünde.
"Ich fürchte, ich benötige noch einen Rollstuhl", fiel Eneas auf. Ulysses schlug vor einen aus der Krankenstation im Anwesen auszuleihen. Außerdem kannte der ehemalige Kutscher ein paar Kniffs und Umänderungen im Innenraum der Kutsche, um einen Verletzten zu transportieren.
So wurde es doch etwas später, als Eneas zur Wohnung hetzte.
"Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe", rief er und begann seine Stiefel hastig abzustreifen. "Ich habe Ulysses beim Anwesen getroffen und das hat länger gedauert als gedacht." Eneas kam in die kleine Wohnküche. "Dafür übernehme ich das Frühstück", versprach er. Eneas wollte genügend vorbereiten, um es auf die Reise mitnehmen zu können. Er war leicht stolz auf sich, dass er an so vieles gedacht hatte. Sie würden morgen sofort aufbrechen können. Er warf seine Jacke über einen Stuhl, wobei der nachlässig reingestopfte Brief wieder hinaussegelte.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Di 26. Nov 2019, 08:18

Es war schwer auszumachen, ob seine Worte Andiël geholfen hatten. Er schien nicht abgeneigt zu sein, nach seiner Familie zu suchen, war aber vollkommen überfordert damit. Er wisse nicht wo und wie. Tröstend versicherte Kosta ihm, dass sie ihm helfen würden und Eneas meinte, dass er jetzt erst einmal hier ankommen müsse und sein Leben neu ordnen. ausserdem würde Kalliope Hilfe benötigen. Dazu nickte der dhemlanische Prinz und erhob sich. So, als wolle er sich gleich auf das Problem stürzen. Allerdings nicht alleine. Hilfesuchend bat er sie, mit zur Villa zu kommen, wozu Eneas und Kosta sofort zustimmten. Das hätten sie auch ohne Anfrage getan. Sie wollten Andiël nicht gerettet haben, nur um ihn hier haltlos zu verlassen. Davon abgesehen tat es ihnen auch gut, etwas zu tun zu haben, anstatt sich mit den eigenen Dämonen beschäftigen zu müssen.

Andiëls Villa wieder in Schuss zu bringen war eine bittersüsse Angelegenheit. Man hatte sich, mit Ausnahme des Gartens, gut um das Gebäude gekümmert. Andiëls Privatsphäre war nicht gestört worden. Doch die Villa war für Freude, Lustbarkeiten und viel Leben gebaut worden. Sie jetzt so still, abgedunkelt und unter Tüchern versteckt zu sehen, war traurig. Kosta erinnerte sich an die Einweihungsfeier und wie lebendig und ausgelassen da alles gewesen war. Das passte viel besser zu Andiël. So war er auch sehr froh, dass Eneas die Wachen dazu überreden konnte, Schilde zu machen, damit sie die Fensterläden öffnen konnten. So sah das ganze schon viel freundlicher aus.
Noch besser fand Kosta jedoch Eneas Vorschlag, sich eine kleine Ferienwohnung in der Nähe zu suchen. Nichts grosses, nur etwas für die nächsten Tage, bis sie Andiël hatten helfen können, sich einzurichten und selber wussten, was sie machen wollte. Dankbar und erleichtert stimmte Kosta dem zu. Er wollte gerne wieder lernen, sich der Lebendigkeit der Ivores anzupassen, doch das musste er langsam und schrittweise tun. Sonst würde es ihn nur mehr schädigen, als etwas anderes. Ausserdem musste Kosta sich allmählich Gedanken darüber machen, wie er selber heilen konnte. Er würde mit einer Priesterin zusammen arbeiten müssen. Jemanden, der stark genug war, dass er ihm die Wunden in seiner Seele anvertrauen konnte, in der Hoffnung für Eneas, dabei nicht ganz auseinander zu fallen. Womöglich wäre es das besste, wenn er anfragte, für die Dauer seiner Genesung auf Aleia leben zu dürfen. Es widerstrebte ihm nur so sehr, Eneas für so lange Zeit verlassen zu müssen.
Erst einmal zogen sie jedoch in eine kleine Ferienwohnung, gar nicht weit weg von Andiëls Villa. Und zwar noch diesen Nachmittag. Kosta war froh darum und schlief schon in dieser Nacht besser. Er hatte nicht mehr das Gefühl, dass Ranard gleich in die Kammer gewalzt käme. Er konnte sich sogar so sehr entspannen, dass er Eneas von Prinz Tolarim erzählen konnte. Wie dieser sich respektvoll vor ihm verneigt hatte und Kosta selbst vor lauter Schreck auf die Knie gefallen war. Sie konnten sogar gemeinsam darüber lachen.

Die nächsten Tage wurden etwas beschaulicher. Genau richtig, um sich zu fangen und vorsichtig zu beginnen, ein neues Leben aufzubauen. Wobei Kosta noch mit sich haderte, das wegen Aleia anzusprechen. Lieber kümmerte er sich um Andiël und Kalliope und auch um den scheuen Ciryon und Cassiel. Oft ging er bei ihnen vorbei, half Andiël mit der Villa oder sass still neben Kalliope, um mit ihr gemeinsam ins Nichts zu starren. Er wusste, dass das auch helfen konnte. Einfach zur Ruhe zu kommen. Kosta hatte ganz viel davon gebraucht. Schiffswände anstarren und ins Nichts schauen. Später auf Nuranessa hatte es ihm sehr gut getan, dass Fabien in seiner ruhigen, hilfsbereiten Art bei ihm gewesen war. Ohne hilfsbereite Erwartungen, wie seine Freunde es gehabt hatten. Das wollte er Kalliope ebenfalls geben. Vielleicht half es ihr ja ebenfalls. Und ihm tat es auch gut, zur Ruhe zu kommen.

Eneas nutzte diese Zeit, um eigene Besorgungen zu machen und seine Familie ausgiebig zu besuchen und zu geniessen. Kosta freute sich für ihn, auch wenn es ihm leid tat, dass er ihn dabei nicht mehr unterstützen und begleiten konnte. Dafür genoss er es um so mehr, ihn mit Kleinigkeiten zu verwöhnen und zum Beispiel Abendessen zu kochen. So wie an diesem Abend auch. Wobei das Essen schon fast fertig war, als Eneas endlich nach Hause kam. Kosta musste lächeln. Bei seinem chaotischen Freund war es nicht weiter verwunderlich, dass er die Zeit vergessen hatte. Erst recht nicht, wenn er sie mit Freunden verbrachte. Diesmal hatte er Ulysses getroffen, weswegen es später geworden war.
"Ist schon gut", wiegelte Kosta ab, dass Eneas deswegen nicht extra das Frühstück übernehmen musste. "Komm, setz dich, es ist gleich fertig." Lächelnd zog er Eneas den Stuhl zurück, über den er locker seine Jacke geworfen hatte und langte nach dessen Glas, um ihm von dem frischen Tee einzuschenken, den er gebrüht hatte. Einer mit Zitronensaft und Honig drin, der auch kalt ganz lecker schmeckte. Dabei fiel ihm auf, dass ein Blatt aus Eneas Jacke gefallen war.
"Oh, dir ist da was runter gefallen." Hilfsbereit bückte Kosta sich danach, um es Eneas zu geben. Es musste sich um einen Brief handeln. Ehe er sich versah, las er beim Aufrichten unfreiwillig Zuckers Namen. Dass er eindeutig ausser Lebensgefahr wäre.
"Er lebt?" stiess er überrascht und erleichtert aus. Die Nachricht kam so plötzlich, so überwältigend, dass er heftig zitterte und ihm sowohl Brief, als auch das Glas aus schwachen Fingern rutschte. Erschrocken zuckte er unter dem Klirren der Scherben zusammen.
"Tut mir Leid", entschuldigte er sich nuschelnd und sankt auf die Knie, um fahrig die Scherben zusammen zu sammeln. Dabei sah er gar nichts. Seine Augen waren blind vor Tränen der Erleichterung, die sich da sammelten, Kosta aber nicht herauslassen wollte. Schon gar nicht vor Eneas.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Di 26. Nov 2019, 10:49

Er hatte an alles gedacht, nur nicht seine eigene Schussligkeit. Bevor Eneas auch nur den herausgefallenen Brief bemerkte, hatte Kosta ihn bereits gesehen und aufgehoben. Ihm schien auch gleich der Name ins Auge zu springen und im Gegensatz zu Eneas wusste er sofort wer gemeint war. Kosta fragte überwältigt, ob Zucker noch leben würde. Der schlanke Krieger wankte zitternd unter der Last der Nachricht. Brief und das Glas mit Tee fielen ihm aus den Händen. Eneas war von der Entwicklung auch zu überrascht gewesen, um schnell reagieren zu können. Da war das Glas bereits zerbrochen und der Tee floss über Fliesen und Brief.
Kosta entschuldigte sich leise, wollte die Scherben aufsammeln, wobei er immer noch zitterte.
"He.. warte..", bremste Eneas ihn und zog ihn hastig von den Scherben fort. Jetzt traute er Kosta nicht zu, die aufzusammeln ohne sich zu verletzen. "Ich mach das schon." Er ließ die Scherben mithilfe der Kunst zusammenschweben und dann in einen Müllkorb neben der Küchenanrichte sinken. Danach konnte er den etwas feuchten Brief retten. Eneas legte ihn auf den Tisch. Verdammt, er hatte alles so gut geplant und sich genau überlegt wie er Kosta die Neuigkeit schonend mitteilen wollte. So hätte das nicht rüberkommen sollen.
"Ich wollte es dir morgen sagen", beteuerte Eneas. Vorsichtig nahm er seinen Freund in den Arm. "Schon gut.. du kannst dich freuen. Zucker hat überlebt. Er ist in einem Krankenhaus in Raej und wird dort von hayllischen Heilerinnen versorgt. Ich wollte das nicht vor dir verheimlichen. Nur... sicher gehen, dass er wirklich Chancen hat."
Hoffentlich war Kosta ihm nicht böse. Eneas streichelte ihm sachte über den Rücken, als er Kostas feuchte Augen sah.
"Es ist in Ordnung. Du kannst um ihn weinen. Du musst das nicht vor mir verstecken", ermunterte Eneas ihn. "Wir brechen morgen auf und retten ihn."
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Di 26. Nov 2019, 21:35

Diesmal kam er nicht dazu, sich nach den herunter gefallenen Dingen zu bücken. Eneas war ganz schnell bei ihm und zog ihn von den Scherben weg. Klein liess Kosta sich in Eneas Arme ziehen, halb erwartend, dass sein Freund ungehalten mit ihm sein würde, weil er unerlaubt im Brief gelesen hatte und so heftig auf Zucker reagierte. Doch Eneas schimpfte nicht mit ihm, sondern wollte selber aufräumen. Was er dann auch kurzerhand mit Hilfe der Kunst tat. Verwirrt schaute Kosta dem zu ohne so recht zu begreifen, was da eigentlich vor sich ging. Er war noch viel zu überrumpelt von den heftigen Gefühlen, die ihn bei Zuckers wahrem Namen überwältigt hatten. Dabei hatte er sich so fest vorgenommen, Eneas deswegen keinen Kummer mehr zu machen.

Sein Freund beteuerte ihm innig, dass er es ihm morgen hätte sagen wollen. Ausserdem dürfe er sich freuen. Zucker hätte überlebt. Kosta nickte ungläubig. Das war wundervoll. Kosta konnte es gar nicht so recht fassen. Er spürte nur, dass es etwas ganz gewaltiges war. Halb betäubt hörte er zu, wie Eneas erzählte, dass Zucker in einem Krankenhaus in Raej wäre und dort von hayllischen Heilerinnen versorgt würde. Eneas versicherte auch gleich besorgt, dass er es ihm nicht hätte verheimlichen wollen. Er hätte nur sicher gehen wollen, dass Zucker auch wirklich Chancen hätte.
Kosta nickte sacht. Ja, das machte Sinn. Wenn es Zucker schlecht ginge und im Sterben läge, dann hätte Eneas es ihm sicher ganz anders sagen wollen. Vorsichtig und behutsam und tröstend. Aber Zucker ging es gut. Er hatte überlebt. Kosta konnte es kaum glauben. Er hatte schon viel mehr, als ihm bewusst gewesen war, angenommen, dass der dhemlanische Prinz gestorben war. Doch er war es nicht. Er lebte. Oh, er lebte.

Eneas schien zu merken, dass Kosta ganz durcheinander deswegen war und es noch gar nicht so recht fassen konnte. Er versicherte ihm, dass es in Ornung sei. Dass Kosta um Zucker weinen dürfe. Das müsse er nicht vor ihm verstecken. Verlegen senkte Kosta seinen Blick. Er wollte sich schon dafür entschuldigen und Eneas versichern, dass er ihn mehr liebte, als alles andere. Dass er Zucker nur ein kleines Bisschen lieb hatte. Eneas war ihm jedoch das Wichtigste auf der Welt. Als Eneas ihn prompt mit dem nächsten Schock erschreckte.
"Wir retten ihn?" fragte er verwirrt. "Wir? Wer ist wir? Etwa nur du und ich?" Kosta schüttelte heftig seinen Kopf. "Nein, das geht nicht. Das ist viel zu gefährlich. Raej ist gefährlich. Auch so schon und nun erst recht, nachdem der Krieg da besonders heftig getobt hat. Jetzt ist es da viel zu gefährlich. Wir können nicht dahin." Eindringlich hielt er Eneas fest. Jemand anderer musste Zucker holen gehen. Jemand, der geschützt war. Nicht Eneas. Das könnte Kosta nicht ertragen.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Di 26. Nov 2019, 21:59

Kosta sah ihn leicht ertappt an, als Eneas ihm sagte, er könne ruhig wegen Zucker weinen und es nicht verheimlichen. Sein Freund senkte fast beschämt den Blick. Natürlich war Eneas eifersüchtig auf Zucker, doch ihm war wichtiger, dass es Kosta gut ging und er glücklich war. Wenn dazu gehörte, dass sie einen ehemaligen Liebhaber retteten, dann war das eben so. Solange die beiden nicht wieder im Bett landeten!
Sein Liebster wirkte allerdings viel zu verwirrt, um recht zu realisieren, was er da gelesen hatte oder was ihm Eneas da sagte. Verwirrt verstand er die Rettungsaktion nicht und fragte, ob etwa Eneas und er Zucker retten gehen sollten. Ebenso verwirrt blickte Eneas zurück.
"Ich dachte, das würdest du wollen...", erwiderte er. "Ich hab alles vorbereitet..." Eneas hatte geglaubt, sein Freund würde sofort loseilen wollen. Oder war etwas zwischen den beiden passiert, dass er nicht mitbekommen hatte?
Nein, es stellte sich heraus, dass Kosta Sorgen hatten, weil es in Raej sehr gefährlich war. Sie könnten nicht dorthin, da es jetzt nach dem Krieg besonders gefährlich wäre.
"Seit wann hält dich das ab?", fragte Eneas. Kosta war doch auch schon in Raej unterwegs gewesen. Erst um Laree zu retten und dann um Timaris zu helfen.
Kosta hielt ihn fest und sah ihn dabei an, erklärte, dass er diese Angst hätte seitdem er so untrainiert sei und nicht mehr kämpfen könne.
"Dein Körper ist untrainiert, aber die Bewegungsabläufe und Kampfschritte hast du doch nicht vergessen..", beschwichtigte Eneas, aber Kosta ließ sich nicht bremsen. Seitdem er sich hatte vorstellen müssen, dass Eneas von Dhemlanern hätte gefangen genommen werden können, hätte er Angst. Es wäre das schlimmste, was er erlebt hätte und er würde es nicht noch einmal ertragen. Auf keinen Fall.

Dabei klang Kosta so resolut, dass Eneas bewusst wurde wie ernst er es meinte. Er konnte sich dagegen kaum vorstellen, dass Kosta nicht sein eigenes Risiko sondern das von Eneas so sehr zu schaffen machte. Ja, die Kämpfe in Dalmadans Feste waren gefährlich gewesen, aber nicht schlimmer als viele Kämpfe davor. Eneas war nichts passiert. Auch weil Kosta sich für ihn geopfert hatte. Getrieben vielleicht mitunter von seiner quälenden Vorstellung.
"Mir passiert nichts", versuchte er Kosta zu beruhigen. Es ist ein hayllisches Krankenhaus für Soldaten. Bewacht von Soldaten. Ich glaube nicht, dass es für uns gefährlich wird. Wir müssen ihn auch nicht suchen und wissen genau wo er ist." Eneas rechnete nicht damit, dass sie lange in Raej bleiben würden. Es hing natürlich davon ab, ob Zucker transportiert werden konnte.
Eneas nahm Kostas Hände vorsichtig in seine und gab zart ein paar Küsse darauf.
"Du kannst mich nicht ewig in Watte packen", sagte Eneas leise. "Und das schreckliche, dass dir in Dalmadans Feste zugestoßen ist, wird mir nicht passieren." Er lächelte zuversichtlich, doch so ganz schien Kosta nicht beruhigt.
"Ich will aber", erwiderte Kosta mit etwas Trotz in der Stimme. Nach einer Pause gab er zu, dass er das wisse, doch er könne sich dem noch nicht stellen. Es sei zu früh.
Eneas nickte. Er konnte die Angst verstehen. Er hatte auch furchtbare Angst um seinen Freund gehabt. Es war ein lähmendes alles bestimmendes Gefühl.
"Wir können ein paar aus der Mannschaft fragen, ob sie uns begleiten", schlug Eneas vor.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Mi 27. Nov 2019, 08:11

"Seitdem ich so untrainiert bin und nicht mehr kämpfen kann", erklärte er nachdrücklich, seitwann ihn Gefahren abhielten, etwas zu tun. Eneas liess den Einwand jedoch nicht gelten, und fand, dass Kosta die Bewegungabläufe und Kampfschritte doch nicht vergessen hätte deswegen. Kosta schüttelte den Kopf. Nein, das hatte er nicht. Aber das war auch nicht das, was er gemeint hatte.
"Das nützt mir nichts, wenn ich schwach bin und sofort ausser Atem gerate." Er konnte Eneas einfach nicht mehr so beschützen wie früher. "Die Gefahr hält mich ab, seitdem ich mir habe vorstelen müssen, dass du von den Dhemlanern gefangen genommen wirst", versuchte er leidenschaftlich zu erklären, was in ihm vorging. "Das war das Schlimmste, was ich da habe erleben müssen und das kann ich nicht noch einmal ertragen. Auf gar keinen Fall!" Selbst jetzt erfasste ihn heftiges Zittern und Übelkeit bei dem Gedanken daran, Eneas könne in Ranards Fänge geraten.

Sanft versuchte Eneas ihn zu beruhigen. Dass ihm nichts passieren würde. Es sei ein hayllisches Krankenhaus für Soldaten. Bewacht von soldaten. Es würde nicht gefährlich für sie werden. Sie müssten auch nicht nach Zucker suchen, da sie genau wüssten, wo er wäre. Leise Hoffnung schlich sich in Kostas Blick, dass sie Zucker vielleicht doch retten gehen konnten. Das, was Eneas da beschrieb klang wirklich nicht sehr gefährlich. Behutsam nahm Eneas Kostas Hände in die seinen und gab einige zärtliche Küsse darauf. Es fühlte sich wunderbar an und liess Kosta noch etwas ruhiger werden. Zumindest so lange, bis Eneas leise meinte, dass er ihn nicht ewig in Watte packen könne.
"Ich will aber", schmollte Kosta mit leisem Trotz. Er wollte Eneas in Watte, oder noch besser in ein Bett packen und ihn nie wieder einer Gefahr ausgesetzt sehen. Was allerdings bedeutete, dass er Eneas einsperren musste und das würde seinen Freund erst recht verletzen. Kosta seufzte.
"Ich weiss", rang er sich ein unglückliches Lächeln ab. "Aber jetzt kann ich mich dem noch nicht stellen. Es ist zu früh. Da hängt zuviel dran und schmerzt zu gewaltig. Dieses Gefühl, es war so einschneidend. Ich... ich brauche mehr Zeit." Zeit, bevor er sich überhaupt daran wagen konnte, daran zu arbeiten. Wobei er sich ja eigentlich schon überlegt hatte, nach Aleia zu gehen. Das war allerding gewesen, ehe er Zuckers Name in dem Brief gelesen hatte. Wenigstens konnte Eneas jedoch verstehen, dass er Zeit zum Heilen brauchte und schlug stattdessen vor, dass sie ein paar aus der Mannschaft fragen könnten, ob sie sie begleiteten.

"Ja, bitte", brach es erleichtert aus Kosta heraus. "Oder sonst Prinz Tolarim, ob er uns einige seiner Wachen mitgibt." Immerhin hatte die Crew auch etwas Ruhe verdient. Kosta schauderte überwältigt.
"Er hat also wirklich überlebt", staunte er ungläubig. "Es... oh, es ist so leicht, in Raej zu sterben. Besonders während des Krieges." Kosta hatte es allerdings trotzdem nicht geschafft. Und Zucker zum Glück anscheinend auch nicht. "Ich kann es gar noch nicht fassen. Und du hast schon seine Rettung organisiert, Eneas?" Bewundernd lächelte er seinen Freund dankbar an.
"Du bist so wunderbar. Vielen Dank." Fest schmiegte er sich an Eneas und umarmte ihn innig. "Ich liebe dich so sehr." So innig, dass er Eneas nur auf schmerzhafte Weise hatte zeigen können, wie sehr er ihn liebte.
"Und er ist wirklich in einem hayllischen Krankenhaus?" vergewisserte er sich, um sicher zu gehen, dass Eneas die Gefahr nicht runter gespielt hat. "Nicht in einem Feldlazarett oder einem Militärgefängnis oder so?" Das würde viel eher für einen einfachen Soldaten, der noch dazu ein Dhemlaner war, passen.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Mi 27. Nov 2019, 11:18

Sein Freund stimmte erleichtert zu, dass sie Begleitung dabei haben sollten. Er schlug vor Prinz Tolarim zu fragen ihnen einige seiner Wachen mitzugeben. Eneas nickte.
"Wenn du möchtest. Allerdings möchte Zucker vielleicht nicht so viel Aufmerksamkeit", bedachte er nur. Er wusste nicht wie Dacascos reagieren würde, wenn er durch seine Wachen mitbekam, dass sich jemand Heilung erschwindelte, die eigentlich hochrangigen hayllischen Offizieren vorbehalten war.
Kosta war jedenfalls beruhigt und konnte endlich die eigentliche Nachricht verarbeiten. Zucker hatte überlebt. Kosta schien die Hoffnung daran schon aufgegeben zu haben.
"Soweit ich es verstanden habe, war es knapp, doch er ist außer Lebensgefahr", erklärte Eneas und lächelte dann geschmeichelt, als Kosta sich darüber freute, dass er bereits die Rettung organisiert hatte. Eneas hatte eher befürchtet, dass sein Liebster darüber verstimmt sein würde, doch die Erleichterung schien zu überwiegen. Vielleicht hatte er die letzten Tage selbst gemerkt, dass er die Ruhe gebraucht hatte.
"Ich wusste doch, dass du ihn retten willst. Ich wollte dir nur währenddessen etwas Zeit geben dich zu erholen", erklärte Eneas. "Ulysses hat mir eben noch dabei geholfen die Kutsche zu packen und für morgen vorzubereiten."
Kosta bedankte sich und hatte lauter liebe Worte und dann gar ein Liebesgeständnis für ihn. Eneas wurde ganz verlegen darüber, genoss es natürlich alles und erwiderte die innige Umarmung.
"Ich liebe dich auch", erwiderte er sanft. Da wurde es dann auch leicht, selbst Kostas ehemaligen Liebhaber retten zu wollen. Einfach damit Kosta glücklich war. Trotzdem verstand Eneas Timaris seltsame Botschaft nicht. Hatte sie gemeint, dass er Zucker als Nebenbuhler eigentlich nicht zurückholen wollte, es aber für Kosta tun würde? Aber sie hatte etwas davon geschrieben, dass er die wahren Gründe noch nicht wüsste. Wusste sie etwas?

Kosta fragte nochmal nach Zuckers genauen Umständen und ob er wirklich in einem hayllischen Krankenhaus wäre und nicht in einem Feldlazarett oder Militärgefängnis.
"Nein. Er ist einem Krankenhaus für hayllische Soldaten. Es ist in der Nähe eines hayllischen Militärstützpunktes. Weit weg von den Unruhen und in Sicherheit", antwortete Eneas. "Anscheinend hat er sich dort reingeschwindelt. Timaris hat mir geschrieben, dass ihn die Heilerinnen und Gehilfen im Krankenhaus für einen hochrangigen Adeligen aus ihrem ersten Kreis halten. Deswegen wurde sie wohl direkt informiert. Ich weiß nicht wie er ihnen das vorgemacht hat. Er kann froh sein, dass die Hayllier in Raej nicht so vertraut mit dem Hof sind. Aber wir sollten ihn trotzdem bald da rausholen bevor der Schwindel auffliegt. Ich habe uns edles Gewand eingepackt. Für ihn auch. Bei Gelegenheit kannst du dir ein Wappen für deinen Familiennamen überlegen."
Eneas verzog leicht das Gesicht.
"Den hat er nämlich für seine Hochstaplerei benutzt. Er ist dort als Yadriël Erenos. Warum er nicht auch noch einen hayllischen Vornamen gewählt hat, ist mir ein Rätsel. Aber es hat funktioniert. Man hat ihm dadurch sicherlich beste Heilung zukommen lassen."
Eneas wusste nicht wie es Zucker schwer verletzt in einem Militärgefängnis oder einem simplen Feldlazarett ergangen wäre. Wenn er genauer darüber nachdachte, konnte er dem Mann nicht wirklich dafür grollen, dass er alles getan hatte, um sich selbst zu retten. Aber hatte er dafür ausgerechnet Kostas Familiennamen benutzen müssen?
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Mi 27. Nov 2019, 21:30

Natürlich wollte er Zucker retten. Aber nicht auf Eneas Kosten. Weder dass sein Freund dadurch in Gefahr geriet, noch dass er wegen Zucker unglücklich wurde, weil Kosta ihn auch mochte. Er wollte nicht, dass Eneas deswegen sich unsicher oder eifersüchtig fühlen musste. Eneas war jedoch so lieb, dass er ihm Zeit gegeben hatte, sich zu erholen und währenddessen alles schon selber vorbereitet hatte. Mit Ulysses hatte er sogar schon geholfen die Kutsche zu packen und für morgen vorzubereiten. Kosta staunte nicht schlecht. Das kannte er so gar nicht von Eneas. Normalerweise war eher Kosta der Organisator und Eneas der Planer. Glücklich fiel er seinem Freund in die Arme, bedankte sich innig bei ihm und versuchte ihm zu sagen, wie sehr er ihn liebte.

Sanft erwiderte Eneas, dass er ihn auch lieben würde. Geduldig erklärte er ihm noch einmal, was mit Zucker war. Vorhin hatte er zu Kostas Schrecken gesagt, dass es sehr knapp gewesen sei. Doch nun war er über den Berg. Er war in einem Krankenhaus für hayllische Soldaten in der Nähe eines hayllischen Militärstützpunktes. Weit weg von Unruhen und schön in Sicherheit, beteuerte Eneas. Er glaubte, dass Zucker sich dort reingeschwindelt hätte. Die Krankenhausmitarbeiter nahmen zumindest an, dass Zucker ein hochrangiger Adliger aus dem ersten Kreis von Timaris war.
Erstaunt riss Kosta seine Augen auf. Dass Zucker sich freiwillg als Adliger und dann auch noch in Diensten von Timaris ausgab, konnte Kosta sich kaum vorstellen. Nicht so sehr, wie Zucker vor genau diesen Dingen Reissaus nahm. Sicherheitshalber wollte Eneas Zucker jedenfalls rasch da wegholen, bevor noch jemand dem Prinzen auf die Schliche kam. Ausserdem sollte Kosta sich ein Wappen für seinen Familiennamen überlegen, da Zucker sich den für seine Hochstaplerei ausgesucht hätte. Yadriël Erenos.

"Ich soll mich als einen Adligen in Timaris Diensten ausgeben?" fragte Kosta entsetzt. "Nein, das geht doch nicht. Nicht so direkt. Das ist viel zu unverschämt." Timaris einen einfachen Sklaven als Adligen in ihren Diensten unterzujubeln war nun aber wirklich zu dreist. "Besser wir schicken da Prinz di Torgio in den Diensten von Timaris Tolarim vor und ich gebe mich nur als Kammerdiener oder so aus. Hmm... also wenn Damien überhaupt erst mitkommen möchte", kam es ihm verlegen in den Sinn. Damien wollte sicher lieber bei Leto bleiben. Geschweige denn, dass er Prinz di Torgio ausgraben wollte.
"Zucker hat sich tatsächlich als hayllischen Adligen ausgegen?" fragte Kosta fassungslos und schüttelte seinen Kopf. "Ich kann es kaum glauben. Er hasst alles, was mit Adel zu tun hat. Nie und nimmer hat er das freiwillig getan. Dazu hätte er viel zu viel Angst, dass er schlussendlich tatsächlich im Dienst von Timaris steht. Egal ob erster Kreis oder nicht. Und warum hat er meinen Nachnamen gewählt? Der ist nun wirklich nicht hilfreich, um einen Adligen darzustellen." Schliesslich war er das absolute Gegenteil. Er war ein Sklave, kein Adliger. Dass Damien im Auftrag von Timaris handelte, war da schon viel wahrscheinlicher. Immerhin war, wenn auch unfreiwillig, eine Weile lang ihr Mündel gewesen.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Mi 27. Nov 2019, 21:54

Kosta war nicht so empört über die Zweckentfremdung seines Namens, sondern mehr darüber, dass er sich als Adeliger von Timaris' Hof ausgeben sollte. Das kam ihm zu ungeheuerlich vor und war für ihn dann vielleicht doch ein Tabubruch. "Ich dachte nur, falls du deinen richtigen Namen verwenden willst..", erwiderte Eneas. Es wäre etwas seltsam, wenn ein Erenos sich als Adeliger ausgab und der andere als Sklave. Aber anscheinend wollte Kosta lieber als namenloser Diener im Hintergrund bleiben.
Sein Freund hatte eine andere Idee und wollte lieber Damien vorschicken, der als Adeliger auftreten sollte. Falls Damien mitkommen wollte.
"Wir können ihn fragen, aber was ist, wenn Zucker dich in seinen Schwindel eingebaut hat?", überlegte Eneas. Vielleicht hatte der Dhemlaner nicht grundlos Kostas Namen gewählt und baute auf dessen Fähigkeiten sich zu verstellen, die er sicher bereits in Raej und Dhemlan kennengelernt hatte. Was wenn Zucker gar damit rechnete, dass Kosta ihn abholte? Eneas kannte den Mann nicht gut genug, um ihn einschätzen zu können.
"Timaris wird bestimmt nichts dagegen haben, wenn du dich als ein Adeliger ausgibst", ermunterte Eneas ihn. "Und Damien fragen wir trotzdem. Als Rückendeckung."
Während sein Freund noch darüber überlegte, fragte er nochmal ungläubig, ob Zucker wirklich einen hayllischen Adeligen schauspielte. Er würde alles Adelige hassen und hätte es bestimmt nicht freiwillig getan, da er auf keinen Fall in die Dienste von Timaris treten wolle. Auch fand Kosta es seltsam, warum Zucker Erenos als wenig hilfreichen Namen gewählt hatte.
"Ich weiß es nicht. Vielleicht als Botschaft an dich, damit du ihn da rausholst. Vielleicht hatte er auch keine andere Wahl als zu schwindeln", wollte er Zucker nicht gleich verurteilen. "Er muss schwer verletzt gewesen sein und als hayllischer Adeliger hat er sicher bessere Hilfe erhalten als ein dhemlanischer Gefangener."
Eneas Blick ging zum Essen, das nun schon länger vergessen da stand.
"Das kannst du ihn alles fragen, wenn wir da sind", sagte Eneas zuversichtlich. Dieses Mal würde es keine lange Suche geben. Wenn sie gut durch die Knoten- und Landepunkte kamen, würden sie morgen abend bereits da sein. "Lass uns essen", schlug er vor.
"Ich glaube, ich habe alles gepackt, aber wenn du morgen nochmal drübergucken würdest. Und wir müssen noch unsere Freunde fragen." Eneas goss ihnen neuen Tee ein. "Ansonsten habe ich hoffentlich an alles gedacht." Er war froh, dass er das geschafft hatte, denn normalerweise plante er gar nicht gerne und war meistens in Gedanken bereits weiter, so dass einiges verloren und vergessen ging.
"Nur was wir machen, wenn wir ihn sehen und erstmal.. naja gerettet haben, weiß ich nicht. Hat er irgendwo Familie oder Freunde?", fragte Eneas in der irrigen Hoffnung, dass sie nicht die einzigen sein würden, die sich um Zucker kümmern konnten.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Do 28. Nov 2019, 09:02

Kosta war es nicht wichtig, seinen richtigen Namen zur schau zu stellen. Eher im Gegenteil. Er fand das eher seltsam und wollte ihn lieber für sich behalten. Damit fühlte er sich wohler. Eneas gab jedoch zu bedenken, dass Zucker ihn womöglich in seinen Schwindel eingebaut hätte. Ausserdem würde Timaris bestimmt nichts dagegen haben, wenn er sich als Adeliger ausgäbe. Kosta nickte nachdenklich. Timaris hätte vielleicht nichts dagegen, doch die anderen Adligen in ihren Kreisen. So oder so kam es ihm ungeheuer unverschämt vor. Allerdings hatte Eneas recht. Wenn Zucker eine Geschichte gesponnen hatte, in der Kosta auch drin vorkam, dann war es besser, sich bereit zu halten. Allerdings überforderte es ihn, noch schnell ein Familienwappen aus dem Hut zu zaubern. Bei ihren Decknamen war ihm das nie schwer gefallen. Doch hier bei seinem eigenen Namen, da lähmte es ihn irgendwie.

Eneas hatte auch keine Antwort auf das Rätsel, warum Zucker ausgerechnet den Namen Erenos verwendet hatte. Vielleicht als eine Botschaft an Kosta, damit er ihn da rausholen käme. Vielleicht hätte er auch keine Wahl gehabt, als zu schwindeln. Zweiteres konnte Kosta sich gut vorstellen. Als Dhemlaner, selbst wenn er auf hayllischer Seite gekämpft hatte, war er als Unbekannter sicherlich nicht gerne gesehen. Vielleicht hatte er schwindeln müssen, um überhaupt nur versorgt zu werden. Allmählich begann Kosta sich wieder grosse Sorgen um Zucker zu machen. Nun, wo er Eneas Erlaubnis hatte, wollte er am Liebsten gleich losrennen und ihn retten gehen, ehe man die Hochstapelei entdeckte. Zudem hatte er ganz viele Frage an Zucker. Wie es ihm ergangen war. Ob er das hatte tun können, was er hatte tun wollen und noch vieles mehr.

Ans Essen dachte er zuletzt. Dennoch nickte er mechanisch und liess sich von Eneas an den Tisch führen, wo ihr Abendessen auf sie wartete. Er wusste, dass er Essen musste. Seine Gedanken waren ganz woanders. Entsprechend sprang er beinahe schon wieder auf, als Eneas ihn bat, nochmal einen Blick auf alles gepackte zu werfen. Doch sein Freund goss ihnen frischen Tee ein und bestand darauf, dass Kosta erst morgen noch einmal das Gepäck überprüfte. Nicht jetzt. Also blieb Kosta sitzen. Hunger hatte er trotzdem noch keinen.
"Familie und Freunde?" fragte Kosta überrascht, als Eneas ihm sein Dilemma erklärte, dass er nicht wusste, wer sich danach um Zucker kümmern sollte, nachdem sie ihn gerettet hatten. Kosta merkte, dass er davon ausgegangen war, dass sie das tun würden. Eneas hingegen hatte wohl anderes im Sinn. Natürlich. Er wollte sich sicher nicht jemanden ins Haus holen, den Kosta auch sehr gerne hatte, und mit dem er sich hatte vorstellen können, zusammen zu kommen. Ausserdem merkte Kosta, dass Eneas noch gar nichts über Zucker wusste, dass er so eine Frage stellte.
"Zucker war sein Leben lang ein Lustsklave, Eneas", erzählte er seinem Liebsten. Wenn es stimmte, was Zucker angedeutet hatte, dann sogar ein Zuchtsklave. "Und nachdem er seinem letzten Besitzer zu aufmüpfig geworden ist, ist er in die Salzminen verkauft worden, wo er jahrzehnte hat schuften müssen, ehe Sion ihn in seine eigene Knechtschaft gezwungen hat. Soweit ich mitbekommen habe, hat er keine Familie und Freunde... nun seine Kameraden aus der Sechsten sind das, was dem wohl am nächten kommt. Aber denen wird es auch schwer fallen, in Hayll Fuss zu fassen. Wenn sie denn noch leben. Sie wollten mitten im Dschungel von Raej ein Ritual von Sion verhindern. Vielleicht haben sie es geschafft. Andiël hat gesagt, Sion wäre dabei gewesen, ein Ritual zu vollziehen, während sie geflohen sind. Es sei ganz schlimm in Amdarh gewesen, ehe plötzlich alles in sich zusammen gefallen ist." Wer wusste schon, wie schlimm es dann in Raej gewesen war. Kosta war den Zeitungen ja ganz bewusst aus dem Weg gegangen, weil er wusste, dass er die Nachrichten darin wahrscheinlich nicht verkraftete.

"Das ist so ungerecht!" brach es unglücklich aus ihm heraus. Betrübt starrte er auf seinen Teller. Seine Augen begannen wieder zu brennen. "Sein Leben lang wird er nur ausgenommen, misshandelt und gequält. Er hat nichts und niemanden und trotzdem zieht er los, um uns alle zu retten. Und jetzt... jetzt wo er es geschafft hat, da will ihn niemand mehr haben. Einfach weil er kein Adliger und erst recht kein Hayllier ist. Aber... aber... wenn Timaris den Befehl gibt, dann müssen sie ihn doch im Krankenhaus aufnehmen. Oder?" Sie konnten Zucker doch nicht einfach auf die Strasse schicken. Er hatte die Beste Behandlung überhaupt verdient. Kosta schluchzte unglücklich. Hastig wischte er sich die Tränen aus den Augenwinkel, die schon vorher hatten geweint werden wollen, vor lauter Überraschung jedoch vergessen worden waren.
"Es tut mir leid", nuschelte er scheu. "Ich will nicht um einen anderen Mann weinen, Eneas. Ich liebe dich über alles." Er liebte niemanden so sehr, wie Eneas. Nur, Zucker hatte er sehr gern.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Do 28. Nov 2019, 10:45

Sonderliche Lust zu essen hatte Kosta verständlicherweise nicht, doch sie setzten sich erstmal. Eneas schob seinem Freund eine neue Tasse Tee entgegen und lächelte ihn aufmunternd an. Als er die Kontrolle des Gepäcks erwähnte, wollte Kosta am liebsten jetzt schon losstürmen.
"Warte doch. Das hat bis morgen Zeit", bremste Eneas ihn. Er hatte bereits befürchtet, dass Kosta noch an diesem Abend aufbrechen wollte, doch zum Glück schien sein Freund damit einverstanden bis morgen zu warten. Außerdem mussten sie sich ja noch Begleitschutz organisieren. Trotzdem vermutete Eneas, dass sein Liebster vor lauter Aufregung kaum würde schlafen können.
"Ich bin sicher alles notwendige ist dabei. Ulysses und ich haben uns auch einen Rollstuhl aus der Krankenstation ausgeliehen", erzählte er stolz, dass er daran gedacht hatte. Nur was mit Zucker nach ihrer Rettungsaktion passieren würde, wusste er nicht. Eneas hatte damit gerechnet, dass Kosta ihn zurück nach Hayll würde bringen wollen, wo es sicherer wäre. Aber dann? Eneas wusste zu wenig über den Soldaten, um seine Möglichkeiten zu kennen.
Als er harmlos nach Familie und Freunde von Zucker fragte, wirkte Kosta überrascht.
"Ich habe mich nie länger mit ihm unterhalten", gab Eneas zu. Wozu auch? Zu der Zeit war es Kosta gar nicht gut gegangen und Eneas hatte sich lieber um ihn gekümmert als ein Gespräch mit seinem Liebhaber zu führen. Zusätzlich hatte Kosta sich auf dem Schiff lieber mit Zucker unterhalten und seine Nähe zugelassen als Eneas, was ihn besonders eifersüchtig gemacht hatte. Er hatte für Kosta da sein und ihm helfen wollen, doch er hatte alles falsch gemacht und stattdessen hatte dieser flappsige Soldat Kostas Gunst gewonnen. Das hatte geschmerzt.

Dann begann sein Freund ihm die Geschichte über Zucker zu erzählen. Er war nicht nur Soldat gewesen, sondern hauptsächlich Lustsklave. Sein Leben lang. Eneas verzog das Gesicht. Er verabscheute die Sklaverei und ganz besonders diese Fälle, wo ein Lustsklave von der Geburt an dafür herangezogen wurde. War Zucker so ein Fall? Kosta fuhr fort, dass Zucker rebelliert hätte und dafür in den Salzminen gelandet worden war, wo er die nächsten Jahrzehnte hätte arbeiten müssen ehe Sion die Kontrolle über die Minenarbeiter bekommen hatte und Zucker wohl zwangsrekrutiert hatte.
Eneas hörte staunend zu. "Das wusste ich nicht...", gab er zu. So war es dann keine Überraschung mehr, dass Zucker keine Familie und Freunde hatte. Das waren anscheinend seine Kameraden aus der 6. Kompanie gewesen. Doch Kosta wusste nicht, ob sie in Raej überlebt hatten. Sie hätten dort ein Ritual von Sion verhindern wollen. Als Kosta das erwähnte, erinnerte es Eneas an irgendetwas, doch er kam nicht gleich drauf und sein Freund fuhr bereits fort, dass Andiël bestätigt hätte, dass Sion an einem Ritual gearbeitet hätte ehe es in sich zusammengefallen wäre.
"Du meinst.. die 6. Kompanie hat ein Ritual Sions verhindert? Deswegen ist er vernichtet worden?", fragte Eneas erstaunt.
Plötzlich rief Kosta traurig aus, dass es so ungerecht wäre, was Zucker widerfahren wäre. Er hätte ein schreckliches Leben gehabt, wäre nur ausgenommen, misshandelt und gequält worden. Er hätte nichts und niemanden und wäre trotzdem los, um alle zu retten.
"Und jetzt... jetzt wo er es geschafft hat, da will ihn niemand mehr haben", schluchzte sein Liebster. Eneas kam besorgt um den Tisch herum, um ihn zu trösten. Er hatte gehofft, Zucker hätte Familie oder Freunde, die sich um ihn kümmern würden, doch dem war nicht so. Kosta schniefte, dass sie Zucker vielleicht mithilfe eines Befehls von Timaris in einem Krankenhaus unterbringen könnten.
Eneas wusste bereits da, dass das nicht passieren würden. Sie würden sich um Zucker kümmern. Er konnte es nicht fassen. Er wollte sich keinen Liebhaber Kostas ins Haus holen. Sie lernten gerade mal, gemeinsam alleine zu wohnen und nun sowas. Nein, es gefiel ihm gar nicht.
Trotzdem würde es passieren. Kosta schluchzte weiter betrübt über Zuckers Schicksal ehe er sich für seine Tränen entschuldigte und beteuerte, dass er nicht wegen anderen Männern weinen wolle. Er würde Eneas über alles lieben.
Der Krieger lächelte, streichelte Kosta tröstend über den Rücken. "Das weiß ich. Aber du hast ein großes Herz und da haben viele Platz", hatte er mittlerweile selbst erkannt. "Du hast unrecht. Zucker hat nicht niemanden. Er hat dich. Wir kümmern uns um ihn." Eneas blickte sich um. "Nicht hier. Das ist zu klein, aber eine größere Wohnung sollte noch drin sein."
Unter Kostas Zuwendung würde Zucker hoffentlich schnell genesen und sie würden vielleicht nur mehrere Wochen zusammen wohnen. Das konnte Eneas verkraften solange es Kosta glücklich machte.
"Oh, ich erinnere mich wieder, was in der Zeitung gestanden hat. Ich wollte es dir damals nicht sagen, aber da war die Rede von einem heftigen Wirbelsturm über Raejs Dschungel und einem riesigen Krater. Wenn das die Verhinderung des Rituals war, hatte Zucker Riesenglück da rausgekommen zu sein."
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Fr 29. Nov 2019, 08:25

Eneas hatte auch Mitleid mit Zuckers Schicksal. Sein Freund hasste Sklaverei und erst recht die Fälle, wo schon ein Kind von Geburt an zu einem Lustsklaven heran gezogen wurde. Kosta fand es auch schrecklich. Unglücklich erzählte er Eneas davon, wieviel Zucker hatte ertragen müssen und wie er trotzdem nach Raej gegangen war, um ein Ritual von Sion zu verhindern. Vermutlich war Sion sogar deswegen vernichtet worden, weil die 6. Kompanie es geschafft hatte, das Ritual zu stören. Kosta wusste es nicht genau und Eneas kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es sollten noch viel mehr Leute darüber staunen. Zucker hatte womöglich sie alle gerettet. Es war so ungerecht, dass er nun keinen Ort hatte, wo er hingehen und sich ausruhen und erholen konnte.

Unabsichtlich brach es aus Kosta heraus, wie unfair er das alles fand. Tränen traten ihm in die Augen, obwohl er das gar nicht wollte. Er wollte nicht, dass Eneas dachte, er wäre ihm nicht wichtig. Eneas kam trotzdem um den Tisch herum, um ihn zu trösten. Schutzbedürftig kuschelte Kosta sich an ihn und entschuldigte sich innig für seinen Ausbruch. Er liebte Eneas doch über alles. Beruhigend streichelte Eneas ihm über den Rücken. Kosta konnte nur hilflos erschaudern. Lieb versicherte Eneas ihm, dass er wisse, dass Kosta ihn liebte. Es wäre nur so, dass Kosta ein grosses Herz hätte und dass da viele Platz hätten. Verwundert blickte Kosta mit verheulten Augen zu Eneas hoch. Es klang wunderschön, was sein Liebster da eben gesagt hatte. Auch wenn Kosta das Gefühl hatte, es nicht so recht zu verstehen.
Eneas war jedoch nocht nicht fertig mit lieben Dingen sagen. Er meinte, Kosta hätte unrecht. Zucker hätte nicht niemanden. Er hätte Kosta. Sie beide würden sich um ihn kümmern. Nicht hier. Das sei zu klein. Doch eine grössere Wohnung sollte durchaus möglich sein. Kostas Augen weiteten sich überwältigt, während er noch zu fassen versuchte, was Eneas da sagte. Dieser sprach derweil weiter von einem Zeitungsbericht und einem heftigen Wirbelsturm über Raejs Dschungel und einem riesigen Krater. Etwas, was womöglich die Verhinderung des Rituals gewesen war und dass Zucker ein Riesenglück gehabt hätte, da rausgekommen zu sein. Kosta kam nicht mehr mit. Er spürte grosse Trauer um all die Lebewesen, die da hatten sterben müssen. Gleichzeitig überbordete sein Herz vor Glück, dass Eneas ihm helfen wollte, Zucker, im wahrsten Sinne des Wortes, auf die Beine zu helfen.

"Aber du kannst ihn doch gar nicht leiden", brach es aus ihm heraus. Der Sache mit dem Dschungel konnte er sich jetzt noch nicht stellen. Aber Eneas wollte Zucker und vorallem Kosta trotzdem helfen. Überwältigt schlang Kosta seine Arme um Eneas Taille und presste ihn ganz fest an sich. Sofort rannen ihm wieder Tränen über die Wangen. All die Tränen um Zucker, die er sich bisher versagt hatte. Er erzählte Eneas nichts von dem wiederholten Verrat oder von den Vergewaltigungen. Auch nicht um die Sorgen, die er sich um den Prinzen und auch seine Kameraden gemacht hatte. Aber er hielt sich an ihm fest und weinte. Er weinte, um seine Seele zu befreien und weil er Eneas viel zu dankbar war, als dass er es in Worte hätte ausdrücken können. Er erzählte Eneas nur einmal schniefend seine Überlegung, dass er doch Prinz Tolarim nach einer Wohnung bitten könne, in der sie Zucker gesund pflegen könnten. Timaris Vater hatte ihm ja kürzlich eben erst noch zugesagt, dass er sich etwas wünschen dürfte.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Fr 29. Nov 2019, 14:36

Sein Freund sagte zunächst gar nichts, ließ sich aber trösten und kuschelte sich an ihn. Das war schön und mittlerweile ein großer Fortschritt im Gegensatz zu der Zeit, wo Kosta in seinem Schmerz lieber von ihm geflüchtet war. Eneas konnte ihm zwar auch nicht immer helfen, doch er versuchte es nach besten Kräften. Er wollte für Kosta da sein und bei ihm sein und nicht nur dann, wenn es ihm gut ging. Die schwierigen Momente gehörten genauso dazu.
Kosta schluchzte nach Eneas' Plan überwältigt, dass er Zucker doch gar nicht leiden könne. Der Schriftsteller musste schmunzeln.
"Aber ich kann dich leiden und ich merke, dass er dir sehr wichtig ist." Weiß die Dunkelheit wieso, dachte Eneas für sich. Vermutlich hatte sie die gemeinsame Zeit und Leiden in Raej und in Dhemlan verbunden.
"Solange ihr nicht wieder zusammen im Bett landet und du nicht mehr mit ihm zusammenkommen willst, habe ich nichts dagegen ihm zu helfen." Hoffentlich wäre es nicht allzu lange, denn es würde ihre eigenen Fortschritte in dieser zart erblühenden Beziehung wieder bremsen, während ein anderer Mann bei ihnen wohnte. Aber vielleicht konnte Eneas versuchen mit seiner Eifersucht besser umzugehen. Es hatte bereits sehr geholfen, dass er seine Gefühle für Kosta nicht mehr verstecken musste und sie ausleben konnte.
Kosta schlang seine Arme fest um ihn und drückte sich innig an ihn, schluchzte wieder auf und begann erneut zu weinen. Eneas hoffte, dass es dieses Mal vor Freude war. Leicht hilflos blieb er stehen, hielt seinen Liebsten und streichelte ihm dabei zärtlich über den Rücken. Mehr konnte er ohnehin nicht machen. Vielleicht war es gut, dass Kosta sich so richtig ausweinen konnte.
"Ist schon gut... wir retten ihn aus Raej und bringen ihn bei uns unter", versicherte Eneas. Er sah dem zwar nicht mit Vorfreude entgegen, aber er wusste, dass es die richtige Entscheidung war. Leider. Nun, er würde sich hoffentlich mit Zucker arrangieren.
Kosta schniefte zwischen einigen Schluchzern, dass Prinz Tolarim ihm jedweden Wunsch zugestanden hätte und Kosta wollte es bescheiden für eine Wohnung nutzen, wo sie Zucker pflegen könnten. Er hätte vermutlich auch nach einem ganzen Team an Pflegekräften und Heilerinnen fragen können, doch Eneas vermutete, dass es Kosta ein großes Bedürfnis war Zucker selbst zu pflegen. Da schienen noch unverarbeitete Erlebnisse zwischen den beiden zu stehen. So viel verrieten ihm die heftigen Tränen.
"Frag gleich nach einem ganzen Haus" erwiderte Eneas leicht verschmitzt. Anderseits wollte er nicht auf engem Raum leben. Ein paar Rückzugsorte wären nicht schlecht.
"Rollstuhlgeeignet", fügte er hinzu. Das brauchte sowieso Platz. "Und mit Garten." Er würde einen Ausgleich brauchen und das war für ihn die Gärtnerei. Außerdem wollte Zucker vielleicht nach den ganzen Minen, Kerkern und Krankenhäusern etwas Zeit draußen verbringen. Kosta hatte recht. Es war ein schreckliches Leben gewesen.

"Ich glaube, jetzt ist das Essen endgültig kalt geworden", bemerkte Eneas nach einer Weile, als Kosta sich allmählich etwas gesammelt hatte. Lieb gab er ihm einen Kuss auf die Stirn. "Lass uns trotzdem essen. Ich weiß, dass du aufgeregt bist, aber wir brauchen all unsere Kraft für morgen. Das wird eine lange Reise."
Das Argument schien zu wirken. Eneas wärmte das Essen mithilfe der Kunst nochmal auf und sie aßen zusammen, wobei Kosta wahrscheinlich mit den Gedanken ganz woanders war. Abends sandte Eneas ihren Freunden einen Speerfaden in ihrer Schiffssprache und fragte sie um Hilfe wegen Zucker. Rein freiwillig. Ulysses wollte bei seinem Sohn und seiner Tochter bleiben, Maria kümmerte sich um die dhemlanischen Flüchtlinge und Leto fragte Eneas erst gar nicht. Aber Damien erklärte sich bereit und auch Amancio.
Kosta schien darüber einigermaßen beruhigt und sie gingen recht zeitig ins Bett. Vielleicht die letzte Nacht, die sie für erste Zeit alleine wohnen würden. Eneas zog seinen Liebsten in seine Arme, streichelte ihn und hielt ihn fest. Er glaubte nicht, dass sie beide viel schlafen würden, doch irgendwann driftete er in einen leichten Schlaf ab ehe er sehr früh am Morgen geweckt wurde, weil Kosta bereits weitere Sachen packte und in der Küche hantierte.
Verschlafen kam Eneas zu ihm.
"Morgen.. ich wollte das doch übernehmen", fiel ihm auf, aber Kosta hatte schon einen ganzen Berg an belegten Broten gemacht, abgepackte Salate und kleine Obststücke sowie Schokolade. Eneas wunderte sich etwas darüber, denn das gehörte normalerweise nicht zu ihrem Proviant. "Hast du überhaupt etwas geschlafen?", fragte er, denn die Wohnung sah aus, als hätte Kosta alles von ihnen eingeräumt und sie übergabefertig gemacht.
Eneas setzte sich an den Tisch und vertilgte eines der belegten Brote. Nach nur einer kurzen Morgenwäsche und Jacken und Stiefeln, die ihm irgendwie in die Hand gedrückt wurden, sah er sich bald draußen vor der Wohnung wieder. Kosta übergab den Schlüssel und schon befanden sie sich auf dem Weg zum Anwesen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
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