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Nur kurz in Mineva





Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Mi 20. Nov 2019, 08:33

Andiël war sehr lieb zu ihm und gab sich grosse Mühe, ihn zu trösten. Dabei war doch er derjenige, der gerade eben erst gerettet worden war und nicht Kosta. Die Frage nach Zucker hatte ihn jedoch schlichtweg überwältigt. Er hatte so lange jeglichen Gedanken und vorallem all die Sorgen und Sehnsüchte zu dem Prinzen stark verdrängt, um Eneas nicht zu verletzen. Verarbeitet waren sie jedoch noch lange nicht, wie sich jetzt zeigte. Kosta musste vor Andiël zugeben, dass er Zucker noch immer sehr lieb hatte. Er wollte Eneas nicht betrügen. Es war nur... er fand, das Zucker es so verdient hatte, ein glückliches, faules Leben am Strand zu führen. Es war so unfair, dass er nun womöglich in Raej gestorben war. Andiël versuchte ihn zu trösten und ihm Hoffnung zu geben, dass Zucker womöglich doch noch am Leben war. Er hätte gehört, dass es in Raej sehr chaotisch zu und her gegangen war. Dazu konnte Kosta nur schwach nicken. Ja, solange er nicht eindeutig wusste, dass Zucker tot war, würde er immer die Hoffnung haben, dass er noch lebte. Es war allerdings eine zermürbende Hoffnung. Es war eine Ungewissheit, die ihn irgendwann auffressen würde.
Andererseits wollte Kosta auch nicht nach Zucker suchen gehen. Der Dschungel von Raej war schon ohne Krieg, Rebellen und Abtrünnigen Soldaten gefährlich genug. In diese Hölle wollte er Eneas nicht bringen. Sein Liebster sollte nie mehr irgenwohin gehen, wo es gefährlich für ihn werden konnte. Erst recht nicht, wenn Kosta nicht in der Lage war, ihn zu beschützen. Deswegen wollte er mit Eneas lieber irgendwo an einem sicheren Ort wohnen und sich Sorgen um Zucker machen, als umgekehrt. Es war eine Wahl, wo er sich so oder so nur als Verräter fühlen konnte. Er fühlte sich schon schlecht genug, dass er um einen anderen Mann weinte, wo Eneas doch mit ihm zusammen kommen wollte. Andiël meinte zwar, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hatte, doch Kosta hatte trotzdem Schuldgefühle.
Er versuchte sich zusammen zu reissen. Es war an der Zeit, an Eneas Seite zurück zu kehren. Prompt kam auch Kalliope und wollte sich hinlegen. Ausserdem hätte Eneas nach ihm gefragt. Kosta verabschiedete sich von den Beiden und erklärte ihnen noch einmal, dass sie nur zu fragen brauchten, wenn sie etwas benötigten. Er würde ihnen gerne helfen. Danach ging er rasch zu Eneas, der sich zum Glück auch unter Deck befand. Kosta konnte nicht anders, als sich fest in dessen Arme zu schmiegen und gleich noch einmal zu weinen. Einfach vor Erschöpfung und Erleichterung, dass sie Kalliope und Andiël gefunden hatten. Auch er war müde und obwohl es knapp Mittag war, war er froh, an Eneas gekuschelt etwas in ihrer Kajüte dösen und schliesslich sogar schlafen zu können.

Die nächsten Tage verbrachte Kosta zwischen froher Euphorie darüber, dass Sion wirklich tot war, dass sie Kalliope und Andiël hatten retten können und dazu auch gleich noch einige Flüchtlinge, und der Erinnerung an das Entsetzen, dem sie alle ausgeliefert gewesen waren. Es war ein überaus anstrengendes Gefühlschaos und er merkte immer mehr, wie er den vielen Leuten an Bord nicht gewachsen war. Noch nicht einmal mehr seinen Freunden, an die er sich auf der ersten Überfahrt hatte gewöhnen können. Die Sehnsucht war gross sich in ein einsames Haus am Rande der Welt zurück zu ziehen und sich im Bett zu verkriechen. Verbissen und streng mit sich selber kämpfte er sich durch die Tage und half an Bord, wo er nur konnte. Er halt Ciryon mit Cassiel und brachte dem jungen Krieger bei, wie man mit Kleinkindern umging. Er ging zu den Flüchtlingen und half ihnen eine Aufgabe an Bord zu finden, oder hörte ihnen einfach nur zu, wenn sie es brauchten.
Eneas wollte das alles gar nicht gefallen. Allerdings merkte er auch, wie unruhig Kosta wurde, wenn er ihn zu lange in ihrer Kajüte behalten wollte. Kosta bekam dann ein viel zu schlechtes Gewissen. Zumal Cassiel und Ciryon auch bei ihnen wohnten. Da konnte er sich ohnehin nicht zu sehr ihn sich verkriechen. Also begleitete Eneas ihn oft und hielt ihn, wann immer er konnte im Arm. Zum Glück nicht selten mit dem Ergebnis, dass Kosta erlöst darin eindöste. Dennoch, die Reise mit den Flüchtlingen ohne Ausweichmöglichkeiten tat ihm nicht gut. So sehr, dass sogar Leto einmal zu ihm kam und ihm befahl, entweder einfach einmal nur ein Tag lang an der Reeling zu stehen und nichts zu tun, oder in seiner Kajüte zu bleiben. Kosta wollte schon trotzig aufbegehren, dass er nur Passagier sei und nicht ihr Matrose. Da legte ihm die Priesterin sanft eine Hand auf den Arm und meinte lieb, dass er eine Pause bräuchte. Kosta merkte, dass sie nur als besorgte Freundin zu ihm sprach, wogegen er sich nicht wirklich wehren konnte. Also versuchte er ihrem Rat zu folgen und etwas zur Ruhe zu kommen. Es gelang ihm jedoch nur mässig.

Schliesslich kam dann Mineva in Sicht und das Ende ihrer Reise zeichnete sich ab. Grosse Erleichterung machte sich unter den Passagieren breit. Allerdings auch grosse Ungewissheit. Würden sie in Mineva auch festgesetzt und in Lager gesteckt werden? Konnten sie weiter reisen? Wohin sollten sie gehen? Wo kämen sie unter? Wie konnten sie Geld verdienen. Die meisten hatten nichts weiter bei sich, als das, was sie am Leib trugen.
Auch Kosta überwältigten einige dieser Fragen. Wo würden sie in Mineva schlafen? Im Palast? Oder an Bord? Allerdings waren sie nur Passagiere und Eneas würde sicher gerne seine Eltern und den Rest seiner Familie treffen. An dem Punkt überrollte Kosta die totale Überforderung. Eneas' Eltern. Seine Familie. Sie wussten noch gar nichts von ihnen beiden. Nun würden sie es erfahren. Nur, was ausser Andiël niemand wusste, sie waren noch gar nicht richtig zusammen. Bestimmt würden sie böse auf ihn sein, weil er Eneas das Glück verwehrte, das ihm zustand. Kosta fühlte sich alles andere als bereit, sich Mineva und Eneas Eltern zu stellen. Er hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. Das war so fremd für ihn. Es ängstigte ihn und er war kurz davor, von Bord zu springen und ausserhalb von Mineva an Land zu schwimmen, um sich da still und heimlich zu verkrümeln.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Mi 20. Nov 2019, 19:41

Ähnlich wie die Hinfahrt wurde auch die Rückfahrt eine aufwühlende Zeit. Dabei hatten sie Kalliope und Andiël gefunden und gerettet. Die Ungewissheit über deren Schicksal war zwar abgefallen, doch auch Eneas begriff, dass es ihnen dadurch nicht automatisch besser ging. Selbst Andiël, der sonst immer ein Mittelpunkt jedes Treffens wäre, umgab eine Traurigkeit und tiefe Erschöpfung. Kalliope ging es noch schlimmer. Sie erinnerte Eneas daran wie es Kosta nach der Rettung gegangen war. Still und in sich gekehrt, überfordert mit zu viel Kontakt. Eneas' Schwester hielt sich hauptsächlich in der Kajüte auf und wollte schlafen. Trotzdem besuchte Eneas sie ein paar Mal, versuchte mit ihr zu Reden oder sie einfach im Arm zu halten. Letzteres klappte meist besser, aber ein Gefühl der Hilflosigkeit blieb. Hätten sie beiden eher retten können? Würden sie je gesund werden?
Die gleichen Fragen hatte er sich bei Kosta gestellt und tat es immer noch. Ihn belasteten diese Fragen noch stärker und die unausgesprochenen Selbstvorwürfe hingen nachts schwer in ihrer Kajüte. Eneas tat sein Bestes, Kosta zu schützen und ihn von den Flüchtlingen zu entfernen sobald er merkte, dass sein Liebster an seine Grenzen kam. Kosta wollte es nicht wahrhaben, aber er war momentan nicht so belastbar wie vor dem Krieg. Wenn er es nur akzeptieren könnte. Dauernd wollte er allen helfen und rieb sich dabei auf. Es zeigte sich spätestens, wenn er dann weinend an Eneas' Armen lag und Eneas verfluchte sich dann stumm, dass er Kosta nicht schon früher zu sich gezogen hatte.
Dauernd konnte er seinen Freund aber auch nicht in der Kajüte halten. Eneas musste ebenfalls akzeptieren, dass Kosta nunmal jemand war, der nicht anders konnte als sich um andere zu kümmern und unruhig wurde, wenn man ihn davon abhielt.
Eneas war Leto insgeheim dankbar, dass sie Kosta irgendwann einen Tag zum Ausruhen aufbrummte. Dass er wahrhaftig eine Atempause brauchte, zeigte sich daran, dass Kosta längst nicht so viele Widerworte gab wie sonst, wenn man ihn von Arbeit entlasten wollte. Eneas nutzte die Zeit seinen Freund so oft wie möglich in den Arm zu nehmen und ihn zu trösten. Anfangs war das noch seltsam gewesen vor den Augen der Mannschaft zu tun, doch während der tagelangen Reise verlor Eneas allmählich seine Beklommenheit. Kosta halten zu können wann immer er wollte; oder sein Liebster es benötigte; war so viel wichtiger.

Sie hatten viel zu viele Flüchtlinge mitgenommen, weswegen alle Schlafmöglichkeiten auf dem Schiff ziemlich ausgereizt waren. So waren sie alle froh, als die hayllische Küste in Sicht kam und einen Tag später endlich Mineva. Eneas' altes Zuhause. Jedesmal wenn er es sah, stiegen in ihm gemischte Gefühle auf, doch er würde nie wieder befürchten müssen, dass Nevander im Anwesen war. Nie wieder. Eneas atmete etwas freier durch.
"Lass dir von Mama und Papa helfen", sagte er Kalli, "Und dem Rest der Familie. Sie werden sich toll um dich kümmern, wenn du sie lässt." Er wusste wie stolz seine große Schwester war. "Sie werden sich sogar um Andiël kümmern, wenn du ihn ihnen vorstellen würdest..." Er räusperte sich. Das war vielleicht ein Thema für eine andere Zeit. Dabei fiel sein Blick auf Kosta, der gerade noch Ciryon mit dem Kleinkind geholfen hatte.
Eneas fragte sich, wie seine Eltern reagieren würden, wenn er ihnen sagte, dass er mit Kosta zusammen kommen wollte. Wie sollte er das komplizierte Verhältnis erklären? Geschweige denn, dass er auch Männer lieben konnte. Ugh, am liebsten hätte er sich vor diesem Gespräch gedrückt. Aber nun wo es seine Freunde wussten, konnte er es nicht länger vor der Familie verheimlichen. Dabei wurde Eneas bewusst, dass er mit Kosta nie darüber geredet hatte was genau sie nach der Rettung machen würden. Vielleicht wollte Kosta gar nicht offiziell als Gefährte vorgestellt werden.
Er ging zu seinem Freund hinüber und lächelte ihn verliebt an.
"He... wir haben es geschafft", begann er, "Wir haben noch gar nicht darüber geredet, wo wir die nächsten Tage verbringen wollen..." Würden sie an Bord schlafen? Andiël hatte zwar auch angeboten, dass sie ein Gästezimmer bei ihm bewohnen könnten, doch seit der Einweihungsfeier damals hielt Eneas sich nicht gerne in dem Anwesen auf..
"Ich würde gerne meine Eltern besuchen", sagte er. "Wenn du möchtest, kannst du mitkommen..." Eneas blickte seinen Schwarm fragend an. Er schien sehr verkrampft dazustehen, hatte die Schultern zusammengezogen. "Alles in Ordnung? Irgendwann werde ich ihnen sagen müssen, was ich für dich empfinde. Meinst du nicht?"
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Do 21. Nov 2019, 08:00

Als hätte Eneas seine Gedanken gelesen, sprach er ihn behutsam darauf an, dass sie noch gar nicht darüber geredet hätten, wo sie die nächsten Tage verbringen wollten. Er ging vorsichtig vor, nachdem er mit einem süssen Lächeln zu ihm getreten war. Aber obwohl Kosta wusste, dass sie darüber sprechen mussten, wurde er trotzdem nur noch nervöser dabei. Rasch nickte er, um zu signalisieren, dass sie das wirklich noch nicht getan hatten und ja, dass sie die Reise geschafft hätten. Gleichzeitig sah man ihm aber auch überaus deutlich an, dass er sich gar nicht wohl dabei fühlte.

Tapfer versuchte er zu lächeln und nickte erneut leicht, als Eneas sagte, dass er gerne seine Eltern besuchen gehen würde. Natürlich wollte er das. Das war auch nur richtig so. Eneas hatte seine Eltern sehr gern und er hatte sie recht lange nicht mehr sehen können. Beziehungsweise es war sehr viel gefährliches seit damals passiert. Kosta hatte sie auch sehr gerne. Auch wenn er es nie so recht gewagt hatte, sich ihnen zu nähern. Da war stets ein grosser Respekt und auch eine kleine Angst geblieben. Sie waren die Eltern der Liebe seines Lebens, aber auch gleichzeitig von Laree, die er wie seine Schwester sah. Kosta hatte noch nie so recht gewusst, wie er mit ihnen umgehen sollte. Durch das, dass sie Eneas Eltern waren, waren sie für ihn ganz anders, als alle Eltern, mit denen er es sonst zu tun gehabt hatte. Kosta wusste nicht, ob er mitkommen wollte. Er stand dem überaus zwiespältig gegenüber. Schwankte zwischen Angst, Pflichtgefühl und Sehnsucht.

"Nein... ja... also ich weiss nicht" rang er unbeholfen nach Worten. Nervös presste er die Lippen aufeinander und blickte auf seine Hände hinunter. Er konnte Eneas nicht ansehen. Bestimmt tat er ihm nun gleich weh, mit seinem inneren Chaos. Das wollte er nicht. Allerdings war auch gar nichts in Ordnung.
"Ich... ich meine, also nein, es wäre nicht recht, wenn du deinen Eltern etwas verheimlichst", wand sich Kosta. "Es ist nur... oh, ich bin noch nicht bereit dafür", brach es aus ihm heraus. "Weder für Mineva, noch für all das." Er machte eine umfassende Handbewegung und blickte Eneas einigermassen überfordert an. "Wie in Beldon Mor. Ich habe mich nur so sehr auf Kalliope und Andiël konzentriert, dass ich das nicht zuende gedacht habe. Es ist zuviel." Er wollte gerade so gerne wieder in ein einsames Häuschen am Ende der Welt.
"Ich... ich wurde noch nie den Eltern vorgestellt", gab er schliesslich kleinlaut zu, was ihn vorallem beschäftigte. In seinen Beziehungen war es noch nie so weit gekommen, dass sein Gefährte ihn mit zu seinen Eltern genommen hatte. Schon gar nicht mit dem Gedanken daran, ihnen zu sagen, dass sie für immer zusammen sein wollten.
"Sie werden bestimmt furchtbar wütend auf mich sein", offenbarte er scheu seine Furcht. "Weil ich mich so umständlich anstelle und dir dadurch so viel Kummer bereite. Und wenn sie dann erfahren, wo du meinetwegen überall warst... oooh, sie werden mich hassen", befürchtete er unglücklich. Er wollte nicht, dass Eneas Eltern böse mit ihm waren. Das würde Eneas nur in eine ganz unangenehme Situation bringen.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Do 21. Nov 2019, 16:16

Kosta sah so nervös und angespannt aus wie Eneas sich ebenfalls fühlte. Mit seinen Eltern darüber zu reden, würde keine Kleinigkeit werden. Genausowenig konnte Eneas sich davor drücken oder sie gar darüber anlügen. Dann würde er nur wieder in seiner Entwicklung zurückfallen und Kosta würde es bestimmt nicht gefallen, wenn Eneas nicht offen zu ihm stand.
Trotzdem zögerten sie nun beide und sein Freund brachte seine Unsicherheit stockend zum Ausdruck. Er hatte die Hände ineinander verkrampft und blickte nach unten, abgewandt von Eneas. Kosta erwiderte, dass es nicht gut wäre dies vor Eneas' Eltern zu verheimlichen. Eneas nickte.
"Ich bin auch nervös", gestand er Kosta und legte sachte eine Hand auf dessen Rücken. "Ziemlich sogar." Sie waren die letzte Zeit bloß so beschäftigt gewesen, dass er sich noch keine Gedanken zu der bevorstehenden Situation gemacht hatte. Jetzt war sie viel zu plötzlich da und sie waren nichtmal richtig zusammen. Wie sollte er das seinen Eltern erklären? Sie verstanden weder diese offenen Beziehungen noch ungewisses Hin und Her.
Kosta gestand, dass er nicht bereit dazu wäre. Weder für das Gespräch noch für Mineva. Eneas blickte zu der mittlerweile rasch herannahenden Küste. Man konnte bereits das Anwesen sehen, das etwas entfernt von der Stadt auf einem Hügel thronte. Allerdings hatte sich Mineva in den letzten Jahrzehnten ebenfalls ausgebreitet und war dem Palast immer näher gekommen. Andiëls Anwesen, früher noch auf dem Land gelegen, befand sich mittlerweile in den äußeren Vororten der Stadt.
Kosta fuhr fort, dass er sich auf Kalliope und Andiël konzentriert hatte und nicht über den Rest nachgedacht hätte.
"Ich weiß, was du meinst", pflichtete Eneas bei. "Aber gemeinsam schaffen wir das. Wir können auch noch eine Nacht auf dem Schiff bleiben und erst morgen hingehen", bot er an. Sich vielleicht etwas Mut antrinken.

"Ich... ich wurde noch nie den Eltern vorgestellt", offenbarte Kosta leise seine Sorgen. Eneas legte seine andere Hand auf die Kostas und drückte sie. Sein Liebster war schon sehr süß. Dass seine Eltern wütend auf Kosta werden könnten, war Eneas' geringste Sorge, doch Kosta schien es sehr zu kümmern. Er befürchtete, dass sie ihn sogar hassen würden, wenn sie wüssten wieviel Kummer er ihrem Sohn bereitete und wo er wegen ihm überall gewesen war.
"Oh, sie werden dich doch nicht hassen. Sie lieben dich", versicherte Eneas überzeugt. Schließlich kannten sie Kosta bereits sehr lange und bei vielen Besuchen hatte Eneas seinen Freund später mitgeschleppt. Er war oft bei Familienzusammentreffen dabei gewesen, hatte mit am Tisch gesessen und war von Lela genauso bemuttert worden wie alle anderen.
"Kalliope und Andiël hätte ich auch ohne dich retten wollen und der Allianz helfen Zorya zu stürzen war ebenfalls sehr wichtig gewesen. Nicht zu vergessen, dass du dort mein Leben gerettet hast. Du hast mich nicht erst in Gefahr gebracht", schob er sofort Kostas Argumenten, dass er nur wegen ihm in Gefahr geraten war, einen Riegel vor, "Ich bringe mich immer wieder in Gefahren, aber das sind meine Entscheidungen." Selbst wenn er natürlich nicht anders gekonnt hatte als Kosta retten zu müssen.
Trotzdem war es eine Entscheidung gewesen.
"Aber sag mal... wie äh soll ich dich denn vorstellen?", fragte Eneas. "Soll ich ihnen sagen, dass ich dir den Hof mache?" So mussten sie sich nicht festlegen, dass sie zusammen waren und in welcher Form.
Der Hafen wurde allmählich genauer erkennbar, die ersten Straßen.
*Eneas, wir stehen am Pier! Als wir gehört haben, dass die Ziphios anlegt, haben wir uns extra freigenommen*, empfing ihn plötzlich ein überschwenglicher, warmer Speerfaden.
*Mama?*
*Sag bloß, du erkennst den Speerfaden deiner eigenen Mutter nicht mehr*, kam sofort die entrüstete Antwort.
*Natürlich! Ich freu mich auf euch, aber Mama, lass uns doch erstmal ankommen.*
"Ich fürchte, wir bekommen keinen weiteren Tag Aufschub. Meine Eltern warten im Hafen bereits auf uns", informierte er Kosta. Eneas schluckte. Das ging alles viel zu schnell, aber da mussten sie jetzt durch.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Fr 22. Nov 2019, 08:20

Eneas hatte keinen Zweifel daran, dass Kosta sich irrte und seine Eltern ihn nicht hassen würden. Sie würden ihn lieben. Dabei hielt er ihn sanft in seinen Armen. Beziehungsweise er hatte ihm lieb eine Hand auf den Rücken gelegt, um ihn zu streicheln und mit der anderen drückte er tröstend Kostas verkrampft verknotete Hände. Es fühlte sich wunderschön an. Kosta wagte ganz scheu zu lächeln. Auch wenn er es ziemlich anders sah, wie Eneas Eltern für ihn empfinden könnten. Wie konnte man als Eltern nicht wütend auf alles und jeden sein, was eine Gefahr und Kummer für das eigene Kind darstellte.

Kosta war auf jeden Fall sehr wütend und hasste sich selbst, dass er Eneas in so grosse Gefahr gebracht hatte. Sein Freund war jedoch schneller. Er schien seine Gedanken erraten zu haben und kam gleich mit einer Menge Gegenargumente. Dass er Kalliope und Andiël auch ohne ihn hätte retten wollen. Dagegen konnte Kosta schlecht etwas sagen, aber ganz sicher dagegen, dass Eneas ihm durch Raej bis nach Dhemlan nachgejagt war. Doch auch das sah Eneas voraus und erklärte, dass das nicht Kostas Schuld gewesen, sondern seine eigene Entscheidung. Er würde sich immer wieder in Gefahr bringen und das wären seine Entscheidungen.
Das kam so resolut. So bestimmt, dass Kosta überrascht seinen Mund zuklappte. Es war schwer Widerworte dagegen zu finden. Auch wenn er noch immer das Gefühl hatte, dass es seine Schuld war. Andererseits hatte Eneas recht. Es waren seine Entscheidungen. Das konnte Kosta ihm nicht absprechen. Ein leises Lächeln umspielte seine Augen und er wurde etwas ruhiger. Zumindest so lange, bis Eneas ihn fragte, wie er ihn denn seinen Eltern vorstellen sollte. Ob er sagen solle, dass er ihm den Hof machte.

"Sie werden sich fragen, was für ein tumber Idiot ich bin, dass ich mich noch immer ziere", nuschelte Kosta verlegen. Er war augenblicklich bis über beide Ohren rot geworden. Er bekam den Hof gemacht. Das war etwas ganz besonderes. Etwas sehr edles und romantisches. Das hatte er doch gar nicht verdient und doch genoss er es sehr, dass Eneas sich so um ihn bemühte. Er konnte sich gut vorstellen, dass Eneas Eltern es nicht gut fanden, dass er ihren Sohn so am Haken zappeln liess. Sie wünschten sich sicher besseres für ihn.
Scheu wollte Kosta fragen, ob sie das wirklich so gewichtig erklären mussten. Ob es nicht einfach reichte, wenn sie sachte Händchen hielten, wenn seine Eltern es auch sehen konnten. Dann würden sie wissen, dass sie sich gegenseitig sehr gern hatten. Doch da bemerkte er, dass Eneas leicht abwesend wirkte. Kosta kannte seinen Liebsten gut genug, um das zu erkennen und um zu wissen, dass er sich mit Speerfäden mit jemandem unterhielt. Prompt kam dann auch gleich der überwältigende Paukenschlag, dass Eneas Eltern am Hafen schon auf sie warten würde. Kosta zuckte nervös zusammen. Augenblicklich war die Angst wieder da, die Eneas gerade eben erst noch vertrieben hatte.

"Sie warten im Hafen?" krächzte Kosta entsetzt. "Aber dann kann ich mich ja noch nicht einmal frisch machen." Er würde ein furchtbares Bild abgeben. So liess man sich doch nicht den Eltern vorstellen. Die würden ihn gleich ins Hafenbecken werfen. "Vielleicht sollte ich noch rasch in die Kajüte und versuchen..." Kosta stockte. Er wollte gleich mehrere Sachen gleichzeitig machen. Unter Deck rennen und sich frisch machen, wenn es ging, sich auch noch etwas anständigeres anziehen. Aber auch den Hafen nach den Signaturen von Eneas Eltern absuchen, in der irrigen Hoffnung, sie da nicht zu finden. Doch sie waren da. Genau wie einige andere Ivores. Allmählich waren sie nahe genug, dass man die Leute im Hafen sehen konnte. Die Hafenarbeiter, die Händler, die Schaulustigen, aber auch die Wachen. Kein Wunder. Auch in Mineva war der Krieg nicht spurlos vorbei gegangen. Die Wachen waren verstärkt und die Kontrollen waren verschärft worden.
"Taelos, das sind zu viele", erkannte er besorgt. Zuviele Ivores, zu viele Menschen grundsätzlich. "Ich weiss nicht, ob Kalliope das verkraftet." Er hatte es damals kaum geschafft in Nuranessa an Land zu gehen. "Und Andiël. Wir müssen auf ihn aufpassen." Immerhin war er in Mineva recht bekannt und er hatte in letzter Zeit nichts gutes über die Königin geschrieben, deren Geburtsort das war. Über Timaris, die viel für diese Stadt getan hatte und hier sehr beliebt war. Und auch die anderen Flüchtlinge mussten beschützt und gut untergebracht werden. Denn hier endete ihre Flucht tatsächlich. Sie waren nun entgültig in Hayll.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Fr 22. Nov 2019, 21:18

Kosta lächelte ihn leicht an, sagte trotzdem leise, dass Eneas' Eltern sich bestimmt fragen würden, warum Kosta sich immer noch zierte.
"Wir müssen ihnen nicht alle Details über uns erzählen", erwiderte er. "Wir lassen uns eben Zeit mit der Phase davor und das ist doch auch schön. Du hattest recht damit, dass wir es nicht überstürzen sollen." Eneas lächelte zurück. "Wäre doch schade, wenn wir das Umwerben verpassen würden."
Natürlich würde er nie aufhören, sich um seinen Liebsten zu bemühen, aber es war etwas anderes, wenn man bereits fest zusammen war. Jetzt war immer noch alles ungewiss und sie wussten noch nicht wie ihr Zusammenleben als Paar aussehen würde.
Aber das waren alles komplexe Überlegungen, die Eneas nicht unbedingt mit seinen Eltern in allen Einzelheiten besprechen wollte. Er hätte sich gerne den genauen Wortlaut überlegt, den er ihnen sagen wollte, doch dann kam alles viel schneller als gedacht. Seine Familie wartete bereits im Hafen auf sie und es gab keine Gelegenheit zu entkommen. Kosta wurde sofort panisch und die kurze Beruhigung war leider sofort wieder vorbei.
Entsetzt wollte er zurück in die Kajüte, um sich noch frisch zu machen.
"Wir müssen es ihnen nicht gleich am Hafen sagen", versuchte Eneas ihn zu beruhigen. "Sie werden sicher wissen, dass wir uns erst von der Reise umziehen und erholen wollen." Er wollte es ihnen bestimmt nicht als allererstes sagen.
Doch Kosta hatte noch mehr Sorgen. Es wären zu viele, die auf sie warteten. Kalliope würde das womöglich nicht verkraften. Eneas fragte sich eher, ob es Kosta verkraftete.
"Wir geben auf sie acht", stimmte er trotzdem zu.

Schließlich waren sie nahe genug, dass man einzelne Leute sehen konnte und recht bald eine kleine Gruppe sehr bekannter Signaturen. Seine Eltern und sogar Delores und Ioakim. Sie winkten ihnen zu. Eneas wollte sich instinktiv etwas von Kosta entfernen, bremste sich aber rechtzeitig. Er wollte seiner Familie zwar nicht gleich mit der Neuigkeit überfallen, aber sein Verhalten deswegen auch nicht ändern. Sein Blick ging zu Kalliope und Andiël, die ebenfalls an Deck gekommen waren und zu ihnen traten.
"Das ist ja ein richtiges Empfangskomitee", fiel dem Prinzen auf.
"Es hat sich anscheinend herumgespruchen", erwiderte Eneas. "Ich glaube aber nicht, dass man dich erkennen wird. Vielleicht benutzt du zunächst einen Decknamen...", empfahl er trotzdem. Der Prinz nickte.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich freut dhemlanische Flüchtlinge in der eigenen Stadt zu sehen...", gab Andiël zu Bedenken. Eneas blickte hinter sich. Die meisten Flüchtlinge, die sie mitgenommen hatten, waren in der Tat Dhemlaner. Er war zwar hoffnungsvoll, aber nicht so naiv um zu glauben, dass es keinerlei Spannungen geben würde.
"Vielleicht ein paar...", räumte er ein, "Aber genauso viele, die euch helfen wollen."
Das Schiff lenkte in den Hafen und Taue wurden geworfen, um sie unten am Kai zu befestigen. Eneas sah wieder zu Kosta, Kalliope und Andiël, die alle verschiedene Mienen an Skepsis, Nervosität und Unsicherheit ausdrückten.
"Ah, ich bin verdammt froh hier zu sein", zeigte sich Eneas zuversichtlich und legte einen Arm um sie alle. "Seht es als Neubeginn. Die sind zu Beginn vielleicht mal holprig, aber es wird besser werden."
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Fr 22. Nov 2019, 23:05

Scheu blickte er zu Eneas, der meinte, dass die Zeit mit der Phase vor dem Zusammen sein auch schön sei und dass Kosta recht gehabt hatte, dass sie es nicht überstürzen sollten. Er genoss es wirklich sehr, von Eneas so umworben zu werden und in Beldon Mor miteinander zu schäckern und sich gegenseitig fast bis zum Bersten anzuheizen, war schön gewesen. Für Eneas musste das allerdings auch sehr anstrengend sein und Kosta wusste nicht, wie sehr es seinem Freund tatsächlich gefiel, so warten zu müssen. Sehr lieb schlug er jedenfalls vor, dass sie seinen Eltern es nicht gleich im Hafen sagen müssten. Sie würden sicherlich wissen, dass sie sich von der Reise erholen und sich frisch machen wollten. Viel mehr Zeit würde ihnen dann aber nicht bleiben.

Kosta machte sich unwillkürlich noch ganz andere Sorgen. Er wusste, wie überfordernd liebevolle, fürsorgliche und besorgte Freunde sein konnten. Er konnte sich gut vorstellen, dass es gerade für Kalliope, die die Reise über immer sehr still gewesen war, zuviel werden könne. Eneas sah das zum Glück auch so und stimmte zu, dass sie auf sie acht geben würden. Kosta nickte dankbar und vergass für einen Moment, dass es ihm selbst auch sehr rasch zuviel werden konnte.
Und dann war es auch fast soweit. Allmählich konnte man die einzelnen Personen ausmachen. Neben Lelaëno und Massimo, waren auch Delores und Ioakim in den Hafen gekommen. Kein Wunder, sie hatten sich alle grosse Sorgen um Kalliope und sicher auch um Andiël gemacht. Die Beiden waren inzwischen an Deck gekommen und zu ihnen getreten. Andiël schien ganz überrascht davon zu sein. Oder vielleicht überforderte es ihn auch ein wenig und er verlieh dem so Ausdruck.
"Ihr wurdet lange vermisst und sie haben sich grosse Sorgen um euch gemacht", erklärte Kosta, warum so viele da waren. Eneas bestätigte, dass es sich anscheinend herum gesprochen hätte und empfahl Andiël, erst einmal einen Decknamen zu benutzen. Nur damit man die Leute nicht darauf stiess, wer er war, wenn sie ihn nicht an seinem Aussehen erkannten. Andiël stimmte dem zu und befürchtete, dass die Minever keine Freude an dhemlanischen Flüchtlingen hätten. Etwas, womit er bestimmt recht hatte. Eneas wollte sich davon jedoch nicht unter kriegen lassen.

"Timaris hat in immer wieder betont, dass Dhemlan das erste Territorium war, dass von Sion versklavt wurde", steuerte Kosta tapfer bei und wollte Eneas helfen, Andiël Mut zu machen. "Sie hat nie zum Hass gegen Dhemlan geschürt, obwohl das viel einfacher gewesen wäre. Sie hat vielmehr dazu aufgerufen, Dhemlan zu helfen und es zu befreien." Kosta hoffte sehr, dass das geholfen hatte, damit die Hayllier nicht alle Dhemlaner verfluchten und ihnen böses wollten. Auch wenn sie gegen sie hatten kämpfen müssen.
Es war eine schwierige Sache. Kosta machte sich Sorgen um die Flüchtlinge. Um die, die hier waren, aber auch um alle anderen, die noch unterwegs waren. Er machte sich Sorgen um Kalliope und Andiël und dann waren da natürlich noch Eneas Eltern. Gleich würde er sich ihnen stellen müssen. Sofort fragte er sich wieder unsicher, ob sie mit ihm einverstanden sein würden. Immerhin war er trotz allem noch immer ein Sklave. Auch wenn die Ivores darauf keinen Wert legten. Dennoch hatten sie schon so ihre Vorstellungen. Gerade wenn es um das Glück ihrer Kinder ging.
Leicht erschrocken zuckte er zusammen, als Eneas sowohl ihn, als auch Kalliope und Andiël alle gleichzeitig umarmte. Das war eine etwas enge Geschichte. Die anderen drei guckten ebenso verdutzt und aus den Gedanken gerissen, wie er selbst. Da konnte er nicht anders, als leicht schmunzeln zu müssen. Besonders weil Eneas so zuversichtlich meinte, dass er verdammt froh sei, mit ihnen hier zu seine und einen Neubeginn zu wagen. Selbst wenn der Beginn holprig sein würde, würde es besser werden. Das war so lieb. Eneas konnte so gut aufmuntern.
"Ein Neubeginn klingt nach einem verheissungsvollen Abenteuer", versuchte er treu mit Mut zu machen. "Aufregend und Glück versprechend." Es würden wieder schöne Zeiten für sie kommen. Für sie alle. Sie brauchten nur Zeit und Geduld.

Kosta gab sich grosse Mühe, nicht mehr zu nervös zu wirken. Er hatte Angst, Kalliope und Andiël damit anzustecken. Dabei hatten die Beiden es sich wirklich verdient, sich auszuruhen, in Sicherheit zu sein und einfach glücklich zu werden. Und auch Ciryon und Cassiel und alle anderen Flüchtlinge ebenfalls. So kam es dann auch irgendwie dazu, dass Eneas und Kosta als erste an der Reihe waren, von Bord zu gehen, nachdem das Schiff angelegt und die Taue sicher vertäut waren. Wohl um die wartenden Familienmitglieder davon abzuhalten, sich auf Kalliope zu stürzen, um die prüfend schauenden Wachen etwas auf Abstand zu halten und, nun, irgendwie war Eneas eben trotz allem doch noch der Kapitän. Das würde er für Kosta immer sein.
Aus einem verliebten Impuls heraus, schob er seine Hand ganz leicht und vorsichtig in die von Eneas. Es war mehr eine scheue Frage. Doch wenn Eneas wollte, dann würde Kosta an seiner Seite sein und es mit ihm durchstehen, dass sie nun gleich überrollt werden würden. Er würde mit ihm zusammen auf die dhemlanischen Flüchtlinge aufpassen und dafür sorgen, dass niemand überwältigt wurde. In welcher Hinsicht auch immer.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Sa 23. Nov 2019, 00:38

Wahrscheinlich waren die anderen trotz seiner aufmunternden Worte nicht sofort überzeugt, aber irgendwie hatte er ihnen Mut machen müssen. Eneas hatte Glück gehabt. Er war zwar in Dhemlan gewesen, aber nur kurz und nur am Ende, wo sie den Schrecken hatten aufhalten können. Er hatte nicht heimlich und unterdrückt dort leben müssen wie die anderen drei. Doch damit hatte er das Gefühl, dass die drei etwas verband, was er niemals recht nachempfinden würde können. Genausowie Kosta und dieser Zucker. Seltsam, Kosta hatte ihn nie wieder erwähnt seitdem der Soldat nach Raej aufgebrochen war.
Eneas konnte nicht lange darüber nachdenken, da sie dann bereits anlegten und die Planke von Ulysses und Noyan nach unten ausgeschoben wurde. Leto sprach noch mit den Flüchtlingen, insbesondere Nessya, die stark und ausgeruht genug gewesen auf der Reise in der Kombüse mitzuhelfen. Vielleicht hatte sie sich auch ablenken wollen.
Als Eneas seine Familie vor dem Schiff warten sah, hielt ihn nicht mehr viel und er ging vorneweg. Zum einen weil er sehr aufgeregt war, zum anderen weil er Kalliope vor dem ersten Begrüßungsstrom schützen wollte. Kosta folgte ihm dicht. Eneas blickte überrascht auf, als er Kostas Hand in der seinen spürte. Er hatte nicht damit gerechnet, wo Kosta Zweifel hatte sich seinen Eltern zu stellen. Umso schöner war die vertraute Berührung. Eneas drückte die Hand liebevoll und ging so gemeinsam mit Kosta von Bord.
"Endlich seid ihr hier! Wir haben uns solche Sorgen gemacht!", rief Eneas' Mutter aus und zog sie dann bereits beide in eine kräftige Umarmung. "Geht es euch auch gut? Seid ihr verletzt?", fragte sie und Eneas hörte sie schniefen. Seine Augen wurden feucht vor lauter Rührung.
"Mir gehts gut, Mama. Erdrück mich doch nicht", wehrte er ab, doch in ihrer festen Umarmung zu versinken war wunderschön und für einen kurzen Moment fühlte er sich wieder wie ein kleiner Junge.
Im Hintergrund begrüßte sein Vater Kalliope mit einer stillen Umarmung. Ioakim und Delores standen aufgeregt daneben. Gut, Delores wesentlich zappliger und überschwenglicher als Ioakim.
"Und ihr seid wieder zusammen?", fragte Eneas' Mutter, als sie endlich aus der Umarmung entlassen worden waren. Eneas blickte sie verlegen und ertappt an.
"Ich.. ähm.."
"Es ist gut, dass ihr euch wieder vertragen habt", fuhr Lela fort und Eneas begriff, dass sie den letzten Besuch meinte, wo er alleine gekommen war, um Tileo, Pandora und Arion abzuholen.

Bevor er mehr dazu sagen konnte, hatte seine Mutter Kalliope entdeckt und begrüßte sie ebenfalls. Seine Schwester wirkte etwas erschlagen von dem Trubel, aber sie nahm alles mit einem matten Lächeln hin. Sie erinnerte ihn gerade sehr an Kosta direkt nach der Rettung. Andiël stand etwas abseits daneben, doch Eneas konnte sich nicht um ihn kümmern, da sein Vater ihn begrüßte.
"Eine weitere Rettung?", fragte er. "Seid ihr bald fertig damit?" Er musterte sie unter leicht ergrauten Augenbrauen.
"Die war aber dringend nötig, Papa", verteidigte Eneas sich.
"Ich weiß." Er lächelte sie beide an ehe er wieder Kalliope beobachtete. "Danke, dass ihr sie zurückgebracht habt."
"Und Andiël", fügte Eneas hinzu. Sein Vater musste wissen, dass der Dhemlaner einem Gefährten am nächsten kam. Bei den Worten verhärtete sich sein Gesichtsausdruck leicht.
"Sie ist nur wegen ihm dort gewesen", sagte er bitter.
"Hauptsache, sie ist wieder da", versuchte Eneas ihn zu beschwichtigen.
"Ihr geht es nicht gut", erkannte sein Vater trotzdem schnell.
Aber wie auch ihr Gespräch mit Eneas' Mutter wurde es nicht zuende geführt, da Delores sich dazwischendrängte und Kosta und ihn halb um den Hals fiel.
"Laree hat mir aus Draega von ihren Heldentaten geschrieben und dass ihr ihr geholfen habt", sprudelte sie hervor und grinste keck.
"Wir haben ihr geholfen?", fragte Eneas skeptisch. Er hatte das irgendwie anders in Erinnerung. Mehr so, dass seine Schwester sich ungefragt an seinen Rettungsversuch nach Dhemlan drangehängt hatte. Und dann auch noch, um diesen arroganten Haushofmeister zu helfen den sie aus irgendeinem Grund mochte.
"Vielleicht hat sie ein paar Details weggelassen", erwiderte Delores. Ioakim trat daneben.
"Die Zeitungen berichten seit Wochen nur über das Kriegsende", berichtete er, nachdem sie sich begrüßt hatten. "Ist es tatsächlich vorbei? Wie ist die Lage in Dhemlan?"
"Ioakim, das sind keine Zeitungsboten. Löcher sie nicht mit Fragen", mischte sich ihre Mutter ein, nur um gleich selbst in vielen Fragen überzugehen. "Kommt ihr mit rauf zum Anwesen? Ich war fast mit dem Essen fertig. Wie lange bleibt ihr? Wo schlaft ihr?"
"Das wissen wir alles noch nicht", wandte Eneas ein.
Seine Mutter winkte ab. "Wieso frag ich eigentlich dich? Leto wird es wissen."
"Mama, wir sind nicht wieder zusammen", unterbrach Eneas sie rasch, aber leise. Er wollte das wirklich nicht am Pier besprechen. Vor allem wo Leto sichtbar an Deck war. Das war anscheinend seiner Mutter aufgefallen und sie deutete zu ihr.
"Kosta und ich konnten für die Dauer der Rettung mitfahren. Das ist alles", erklärte Eneas. "Kosta und ich kommen aber gerne mit zu euch." Er betonte ihre Paarung ein zweites Mal. Seine Mutter sollte sich besser daran gewöhnen, dass es keine andere mehr geben würde.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Sa 23. Nov 2019, 10:20

Es war wunderschön, wie Eneas, nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte, liebevoll seine Hand drückte. Für einen Moment waren alle Sorgen und Ängste vergessen und er lächelte Eneas einfach nur verliebt an. Gleich darauf stellte sich heraus, dass sie ohnehin unbegründet gewesen waren. Lelaëno schien ger nicht zu merken, dass sie sich an den Händen hielten, sondern zog sie Beide in eine enge, heftige Umarmung, so dass sie kaum noch Luft bekamen. Dabei weinte sie leise vor Glück und Erleichterung. Zaghaft erwiderte Kosta die Umarmung und wollte die liebevolle Haushexe trösten und beruhigen.
Worte brachte er überwältigt jedoch keine heraus. Es war auch gar nicht nötig. Eneas fand die passenden Worte. Zumindest so lange, bis Lela ihn darauf ansprach, dass sie wieder zusammen wären. Da geriet auch er ins Stocken. Seine Mutter fuhr unbekümmert fort, dass es gut sei, dass sie sich wieder vertragen hätten. Oh weh, das hiess also, dass Eneas seinen Eltern von ihrem Streit erzählt hatte. Das... das war verständlich, doch Kosta fürchtete, dass es das für die Zukunft nur nur schwieriger machen würde. Er hatte immer weniger das Gefühl, dass Eneas Eltern keinen Grund hatten, ihn als Gefährten für ihren Sohn zu akzeptieren

Ehe sie weiter darauf eingehen konnten, wirbelte Lelaëno zu ihrer Tochter, um auch sie zu herzen und Eneas und er standen plötzlich vor Massimo Ivores, der sie streng musterte und wissen wollte, ob sie bald fertig damit wären, Leute zu retten. Kosta wurde ganz unruhig. Das letzte Mal, als er mit Eneas Vater zu tun gehabt hatte, hatte er ihn gebeten, ihm einige Peitschenhiebe zu verpassen, damit seine Geschichte als entlaufener Sklave glaubhafter wirkte. Seitdem hatten sie Laree und nun auch Kalliope zurück gebracht. Ausserdem hatten sie noch Timaris gerettet, was der eindrucksvolle Oberste Butler hoffentlich nie erfahren würde. Es gab niemand weiteren, den sie noch hätten retten können. Selbst wenn noch viele der Rettung bedurften. Kosta wollte Eneas nicht noch weiter in Gefahr bringen.
Gleich darauf wurde er auch kreidebleich, als er mitbekam, wie wütend Massimo auf Andiël war, weil Kalliope wegen ihm in Amdarh gewesen war. Wenn er erfuhr, in was für Gefahr Eneas sich seinetwegen gebracht hatte, würde er ihm den Kopf abreissen. Trotz seiner Angst schob er sich leicht schützend vor Andiël. Er war ihr Freund und hatte Timaris niemals absichtlich schaden wollen. Und Kalliope erst recht nicht. Aber auch er hatte Familie, die er liebte und mit der er erpresst worden war.

Aber auch dieses Gespräch wurde nicht zuende Geführt. Delores fiel ihnen beiden um den Hals und erneut wurden sie fest gedrückt. Aufgeregt erzählte die Hexe von Laree und ihren Abenteuern, bei denen sie geholfen hätte. Kosta lächelte leicht. Ja, so war ihm das lieber. Dass sie nur am Rande geholfen hatten und nicht dass er derjenige gewesen war, der Eneas in eine gefährliche Hölle gelockt hatte. Dann kam auch endlich der grosse Ioakim dazu, um sie zu begrüssen. Der Arme hoffte sicher auch sehr, dass er seine eigene, kleine Familie wieder in den Arm nehmen konnte. Er fragte allerdings nicht nach ihr, sondern ob es tatsächlich vorbei wäre und wie die Lage in Dhemlan sei.
"Schlimm", flüsterte Kosta blass und brachte es endlich fertig, in dem Trubel auch etwas zu sagen. Dabei wusste er nicht einmal wie schlimm es tatsächlich war. Er hatte Dhemlan nur an den Grenzen gesehen. Und zuvor unter Sion und das war wirklich Schlimm gewesen. "Aber Sion ist tot. Ganz bestimmt." Das hatte er gespürt, als er den schwarzen Schleim ausgewürgt hatte.

Fürsorglich wie Lelaëno Ivores war, wollte sie nicht, dass sie ausgefragt wurden. Stattdessen wollte sie sie sicher versorgt wissen. Sie bot das Anwesen an und etwas zu essen und löcherte sie gleich selber mit Fragen, ehe sie sich scholt, dass Leto das schon wissen würde. Da musste Eneas intervenieren, dass er nicht wieder mit Leto zusammen wäre. Deutlich stellte er klar, dass Kosta und er nur für die Dauer der Rettung mitgefahren wären und dass sie zwei gerne mit zu ihnen ins Schloss kämen.
"Vielleicht können wir alle Tee und Kekse haben", bat Kosta schüchtern. Er wollte nicht, dass Eneas sich von seinen Eltern gedrängt fühlte, alles hier und jetzt zu erklären. Gerade war es viel zu laut und zu wild. Bei Tee und Keksen konnte man solche Dinge besser besprechen. Ausserdem gab es immer Tee und Kekse bei Lela, wenn es einem nicht so gut ging. Er hoffte, dass die liebevolle Haushexe das verstehen konnte. Das hier war alles zuviel für ihn und wohl erst recht für ihre stille Tochter. Selbst Andiël war ungewöhnlich ruhig und zurückhaltend. Auch er hatte schlimmes durchmachen müssen.

So schnell konnten sie jedoch nicht hoch zum Anwesen gehen. Nachdem sich die grösste Aufruhr um die Wiedersehensfreude gelegt hatte, traten die Hafenwachen zu ihnen und wollte kontrollieren, wer sie waren und wen sie mitbrachten. Zum Glück konnte Kosta gleich die Anweisungen von Timaris hervor rufen, die bewies, dass sie in ihrem Auftrag gehandelt hatten und nichts unrechtes getan hatte. Die Wache las den Schrieb aufmerksam durch und liess seinen Blick anschliessend musternd über die dhemlanischen Flüchtlinge gleiten, die zusammen mit einigen aus der Mannschaft ebenfalls das Schiff verlassen hatten.
Dass die Wache Ioakim sandte, dass sie den Auftrag hätten, Prinz Sastre sicher und möglichst unerkannt hoch zum Schloss zu bringen, wo er bewacht werden sollte, bis Prinz Tolarim ihn zu sich hat rufen lassen können, bekam Kosta nicht mit. Auch nicht, dass der Mann taktvoll bat, dies Ioakim überlassen zu dürfen. Er sah nur, wie der prüfende Blick des Kriegers auf Andiël hängen blieb und er sich eindeutig etwas überlegte. Für den Moment befürchtete er das Schlimmste und es liess ihn ganz angespannt werden. Doch dann wandte die Wache sich an die übrigen Flüchtlinge und forderte sie auf, ihm zu folgen. Er würde sie zum Ratshaus bringen, von wo aus man eine Unterkunft für sie organisieren würde. Erleichtert atmete Kosta auf und winkte Ciryon mit Cassiel auf dem Arm zu ihnen zu kommen. Der junge Krieger gehörte irgendwie zu Kalliope und Andiël. Kosta wollte selber schauen, dass er gut untergebracht wurde. Gerade mit dem Kind, dass er auf seinen Armen trug.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Sa 23. Nov 2019, 20:51

Eneas befürchtete, dass sie zwischen die ganzen Fragen keine zwei Wörter unterbringen würden, doch Kosta schaffte es zu fragen, ob sie alle Tee und Kekse haben könnten. Seine Mutter hielt inne und blickte ihn freundlich an.
"Oh, natürlich, Kosta. Vorher gibt es auch eine richtige Mahlzeit. Aber dann so viele Kekse wie du verdrücken kannst." Sie zwinkerte und herzte ihn dann nochmal. Auch Eneas bekam einen weiteren Schmatzer. "Ich bin so froh, dass ihr hier seid", wiederholte Lela gerührt, nachdem sie wieder losgelassen worden waren.
"Jetzt wirst du wieder besser schlafen", wandte Delores ein. Eneas warf ihr einen fragenden Seitenblick zu. Hatte seine Mutter vor lauter Sorgen nicht schlafen können? Sie waren schon sehr lange unterwegs ohne sich bei seiner Familie gemeldet zu haben. Eneas bereute es etwas ihr nicht öfter geschrieben zu haben.
Im Anwesen würden sie hoffentlich Zeit haben über alles zu sprechen. Abgesehen von zu aufwühlenden Details. Seine Eltern mussten nicht alles wissen. Sonst würden sie nie schlafen können, während sie nicht in Mineva waren.
Bevor sie zum Anwesen der Tolarims fahren konnten, wurden sie von der Hafenwache aufgehalten, die ebenso wie in Sorokor unangenehme Fragen über die Flüchtlinge stellten. Doch sie waren hier in Mineva, Timaris' Heimatstadt, wo ihr Name besonders ehrfürchtig und respektvoll ausgesprochen wurde, und Kosta nutzte das gleich, um ihnen die Anweisung der Königin zu zeigen. Nachdem die Wachen den Brief studiert hatten, gab es keine weiteren Einwände und stattdessen nur hilfreiche Angebote. Die Flüchtlinge sollten zum Rathaus aufbrechen, wo man sie eintragen und ihnen Übergangsunterkünfte organisieren würde. Ein Grüppchen der Dhemlaner ging mit ihrem wenigen Gepäck zu den Wachen.
"Wir gehen mit ihnen und schauen, ob sie gut versorgt sind", sagte Maria und deutete auf sich und Olintes, der bekräftigend nickte. Eneas fiel auf, dass Nessya nicht bei der Gruppe dabei war und weiter an Deck stand, wo sie kräftig mit Solomon diskutierte. Ein zweiter Dhemlaner unterhielt sich mit Leto. Ob sie beim Schiff bleiben wollten? Eneas vermutete, dass Nessya ihre Gründe hatte, eine Registrierung mit ihrem Namen zu umgehen.

Wer ebenfalls nicht mit den Flüchtlingen ging, war Andiëls Gehilfe, der sich auch um das gerettete Kleinkind kümmerte. Kosta hatte Ciryon herbeigewunken, der scheu näher kam. Lela bemerkte ihn trotzdem.
"Und wen haben wir hier? Bist du nicht etwas zu jung für weiße Haare?", fragte sie.
"Das ist mein Gehilfe Ciryon.. Ciryon ähm..", setzte Andiël an ihn vorzustellen. Wusste er den Nachnamen seines eigenen Assisstentin nicht?
"Lord Terlyn", half Kalliope ihm aus. "Und das ist Caleb", stellte sie den Jungen vor. "Er ist ein Waisenjunge.."
"Ciryon eigentlich auch", fügte Andiël leiser hinzu.
Das hatte natürlich sofort die Aufmerksamkeit von Eneas' Mutter.
"Caleb und Ciryon. Willkommen in Hayll. Ich bin Lelaëno Ivores. Ach, ihr müsst völlig erschöpft sein. Eure Reise hat ein Ende. Es wird euch gefallen in Hayll", sagte sie warmherzig. "Kümmerst du dich etwa um den kleinen Caleb? Dann musst du doppelt erschöpft sein. Willst du ihn mir geben?" Sie streckte die Arme aus, doch Ciryon zögerte und sah fragend zu Andiël. Der Prinz nickte lächelnd und schon hatte Lela das Kleinkind auf den Armen.
"Ohhh, du bist ja leicht für einen Kriegerprinzen." Sie wiegte ihn auf dem Arm und kuschelte ihn an ihre Schulter. "Das haben wir in Nu geändert. Mmhh, du riechst nach meiner Tochter. Wie kommt denn das?"
Während Eneas' Mutter mit dem Kind plauderte, konnten sie endlich zu zwei Wagen gehen, um zum Anwesen zu gelangen. Eneas versuchte in der Nähe von Kalliope zu bleiben. Auch Ioakim folgte ihnen. Eneas hatte Fragen zu Estella und seinen Kindern erwartet, doch Ioakim hielt sich überraschend bedeckt.
Dafür war er der einzige, der noch einen Platz im Wagen mit ihnen ergattert hatte. Ciryon war auch bei ihnen und hatte sich scheu neben Andiël gesetzt.
"Das war der berühmte ivorische Wirbelwind", erklärte er Ciryon, "Wo man sich danach fragt, was gerade bloß passiert ist."
Eneas schmunzelte. "Einfach mitwirbeln bis wir wieder Boden unter den Füßen haben", empfahl er. Der Wagen hatte sich in Bewegung gesetzt und sie fuhren vom Hafen fort durch die Stadt. Eneas hatte gar keine Zeit gehabt sich von seinen Freunden zu verabschieden, doch die E.. nein die Ziphios würde bestimmt länger in Mineva bleiben. Der neue Mast hatte noch nicht ganz fertig ausgesehen und viele seiner Freunde hatten ebenfalls Familie in Mineva.
Es war seltsam die vertrauten Straßenzüge an ihnen vorbeiziehen zu sehen. Das letzte Mal war es Eneas nicht gut gegangen, als er hier gewesen war und er hatte sich nur wegen Tileo so zusammengerissen. So viel hatte sich seitdem verändert.
"Geht es dir gut?", fragte Ioakim Kalliope, die auf der anderen Seite von Andiël saß.
"Ich bin traumatisiert, aber das wird mit der Zeit schwächer werden", erklärte Kalliope ungewöhnlich offen. "Andiël und Ciryon haben mir das Leben gerettet." Sie blickte Ioakim fest in die Augen und er nickte nach einem Moment.
"Was habt ihr vor?", fragte Ioakim.
"Das was Kosta gesagt hat: Zum Anwesen fahren, Tee trinken und Kekse essen", antwortete Eneas. "Ein Schritt nach dem anderen." Er blickte seinen Liebsten an und drückte unbewusst dessen Hand.
Die Wagenfahrt verschaffte ihnen eine kurze Verschnaufpause. Zumindest solange bis Andiël das Wort ergriff.
"Weiß deine Familie schon über... das?" Er deutete auf Eneas' und Kostas Hand, die sie sich wieder gefunden hatten.
"Andiël!", entfuhr Eneas erschrocken. "Mein Bruder wusste es auch noch nicht."
Dieser zog die Augenbrauchen hoch und blickte zu den Händen ehe er leicht lachen musste. "Deswegen hast du dich von Leto getrennt", erriet er. Eneas errötete verlegen. So hatte er das nicht geplant.
"Ja.. ich... also... das ist..." Er versuchte das komplizierte Geflecht zu erklären, gab es dann aber schnaubend auf und funkelte stattdessen Andiël leicht tadelnd an. "Vielleicht sollte ich dir einfach ein Schild geben mit dem du rumrennen kannst, um es allen mitzuteilen."
Der Prinz grinste. "Dazu brauche ich kein Schild. Mein flottes Mundwerk reicht." Er lachte und und für den Moment fühlte es sich wieder wie früher an.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » Sa 23. Nov 2019, 22:01

Lela versprach ihnen so viele Kekse wie sie wollten. Zumindest nach einer richtigen Mahlzeit. Kosta lächelte schwach, das in einer weiteren Umarmung unterging. Er wusste nicht, ob er noch viel mehr Trubel verkraften konnte. Selbst wenn er sich so schön hinter Eneas verstecken konnte. Er mochte sich gar nicht vorstellen, wie das für Kalliope und Andiël war. Aber vielleicht ging es ihnen dadurch auch besser und nur Kosta war so menschenscheu. Er war jedenfalls sehr froh, dass Maria und Olintes sich um die Flüchtlinge kümmern wollten, die zum Rathaus gehen sollten. Zumindest ein grosser Teil. Zwei blieben an Deck und Ciryon mit Cassiel holte Kosta selber zu sich. Der scheue Junge sollte bei Kalliope und Andiël bleiben konnte.

"Lady Ivores", grüsste der Jüngling Lela scheu und leicht verlegen. "Das ist einfach so passiert", erklärte er warum seine Haare weiss waren. "Als ich der Dunkelheit mein Opfer dargebracht habe. Oder es lag an dem schwarzen Schleim." Kosta vermutete, dass es einfach daran lag, dass der junge Krieger zuviel entsetzliches hatte ertragen müssen, als dass er es wirklich hätte verkraften können. Trotzdem passte er noch immer treu auf Cassiel auf, obwohl er wusste, wer der kleine Kriegerprinz war. So war er auch gar nicht bereit ihn einfach so Lela zu übergeben. Erst als Andiël ihm zunickte, dass es schon in Ordnung wäre, gab er das Kind frei.
"Das liegt daran, dass Eure Tochter Ca... Caleb gerettet hat", erklärte er leise und sehr bewundernd, warum das Kind nach Kalliope roch. Er wirkte auch ganz nervös, dass er sich nun von dem Kriegerprinzen trennen sollte, als sie getrennte Kutschen hoch zum Anwesen bestiegen. Er schien echte Verantwortungsgefühle für ihn zu hegen. Schlussendlich war er dann aber doch froh klein neben Andiël in der Kutsche sitzen zu können. Kosta konnte ihm das so gut nachempfinden. Er verkroch sich auch sehr gerne hinter Eneas. Besonders wenn es so hektisch und familiär wurde.

Andiël schien ihre Gedanken gelesen zu haben, denn er erklärte grinsend, dass dies der berühmte ivorische Wirbelwind gewesen wäre, wonach man sich fragte, was gerade bloss passiert wäre. Kosta lächelte sachte. Ja, das war gut beschrieben. Eneas Rezept dagegen war, dass man einfach mitwirbelte, bis man wieder Boden unter den Füssen hatte. Das sagte sich so leicht. Kosta war jedenfalls noch immer froh, dass er sich an Eneas festhalten und sich hinter ihm verstecken konnte. Besonders, wenn es ihm nicht so gut ging, wie gerade jetzt.
Traumatisiert diagnostizierte Kalliope als Priesterin von Fach geschäftsmässig. Auch wenn sie sich damit selber meinte, wusste Kosta, dass es für Andiël, Ciryon und ihn auch zutraf. Und wahrscheinlich auch für Cassiel. Kalliope meine, dass es mit der Zeit schwächer werden würde. Leider sagte sie nichts davon, dass es auch verschwinden würde. Stattdessen erklärte sie, dass Andiël und Ciryon ihr Leben gerettet hätten. Allerdings schien sie dabei ihrem älteren Bruder noch etwas zweites zu sagen, denn sie blickten sich fest in die Augen, ehe der grossgewachsene Krieger nickte.

Danach wollte Ioakim wissen, was sie vorhätten. Eneas antwortete, dass sie genau das tun wollten, was Kosta gesagt hatte. Zum Anwesen fahren, Tee trinken und Kekse essen. Etwas überrascht blickte Kosta seinen Liebsten an. Er hatte gedacht, Eneas hätte mehr Pläne. Doch er war froh, dass dem nicht so war. Mit einem verliebten Lächeln erwiderte er erleichtert den sanften Händedruck. Ehe Andiël sie recht abrupt und unsanft ihre Blase platzen liess. Eneas zuckte erschrocken zusammen und rief aus, dass auch Ioakim nichts davon gewusst hätte. Allerdings schien es ihn nicht zu überraschen, denn er folgerte recht schnell, dass Eneas sich deswegen wohl von Leto getrennt hatte. Mehr sagte er nichts dazu. Tröstend drückte Kosta nochmals Eneas Hand, auch wenn er es sehr süss fand, wie rot sein Freund wurde. Gleichzeitig konnte er es ihm so gut nachfühlen. Er war auch unendlich nervös. Gerade weil er wusste, wie eng die Familienbande bei den Ivores war. Er wollte nicht, dass er der Grund war, sollten es Missstimmungen geben.
"Vielleicht sollten wir einfach Andiël zu deinen Eltern schicken, damit er ihnen alles erklärt", kam Kosta bei den Frozeleien scherzhaft pragmatisch in den Sinn. "Dann kann er alles ganz flott erklären." Und sie konnten in Sicherheit den Sturm abwarten. Aber das würden sie natürlich nicht machen. Sie mussten sich selber Eneas Familie stellen. Ein Moment, der immer schneller immer näher kam. Kosta kam es so vor, als wäre die Strecke zum Anwesen noch nie so kurz gewesen.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » Sa 23. Nov 2019, 22:49

Kosta war wesentlich ruhiger über Andiëls Ausplauderei und bemerkte scherzhaft, dass sie den Prinzen zu Eneas' Eltern schicken sollten, um ihnen alles flott zu erklären. Eneas schmunzelte. Andiël war schneller Einwände zu erheben.
"Haltet mich da raus. Ich will mich nicht einmischen", wehrte er ab. Das sagte er öfter, doch Eneas bezweifelte, dass Andiël es immer so meinte. Für all sein Drama war der Dhemlaner überraschend friedenssüchtig und wollte gerne zwischen verschiedenen Parteien vermitteln oder sie wieder zusammenbringen.
"Wir werden es ihnen in einem ruhigen Moment sagen", versicherte Eneas.
"Also ihr beide...", begann Ioakim skeptisch und sah zu ihnen. Eneas nickte.
"Mein Herz gehört ihm. Und der Rest auch", bestätigte er lächelnd. Es war zwar immer noch seltsam dies seinem großen Bruder zu sagen, der sicher nichts mit dem Lebensstil anfangen konnte, doch er wirkte zum Glück nicht ablehnend.
"Hm. Lange her wo du so gestrahlt hast", gab Ioakim brummend zu. Eneas wunderte sich eher, dass er strahlte. Tat er das? Es war ihm nicht aufgefallen. Ebenso nicht, dass er sehr oft verliebt zu Kosta blickte und seine goldenen Augen dann gleich sahnig glänzten und sich ein schwärmerisches Lächeln unwillkürlich auf seine Lippen schlich. Nein, Eneas konnte nicht verheimlichen, dass er verliebt war und endlich konnte der Krieger es auch etwas ausleben.
Eneas erzählte wie Kosta und er zuletzt auf Beldon Mor gewesen war und davor in Hayll in einem kleinen Ferienhaus. Natürlich verharmloste er es und ließ die schwierigen Dinge beiseite. Die Streits, die aufgewühlten Aussprachen, die Versklavung und den Sex, die Vorwürfe, die Tränen, die Unsicherheiten. Das ging nur Kosta und ihn etwas an.
Viel konnte er sowieso nicht erzählen, da waren sie bereits beim Anwesen angekommen. Mineva war zwar gewachsen und hatte sich verändert, doch das Anwesen sah weiterhin gleich aus. Die gleichen hohen Fenster, die Erker, das verputzte Steinwerk, die große Eingangstreppe und die flatternden Tolarim Fahnen auf dem Dach. Es kam Eneas wie ein Ding aus einer anderen Welt an. Eine andere Zeit. Sie alle so jung und unerfahren innerhalb dieser Mauern...
Die Wagen fuhren durch den Eingang auf den Hof. Eneas hatte angenommen hier wäre alles beim Alten geblieben, doch mit Verwunderung nahm er zur Kenntnis, dass die Schlosswachen seltsame längliche Stöcke mit sich herumtrugen.
"Was sind das?", fragte er Ioakim.
"Musketen. Die Tolarim haben all ihre Wachen damit ausgerüstet." Also auch ihn. "Sie benutzen Schießpulver."
"Wie kleine Kanonen?", war Eneas erstaunt. Er hatte das nicht für möglich gehalten. Waren die auch im Krieg zum Einsatz gekommen? Ein beklemmender Gedanke.
Sie bogen zur Seite ab und fuhren an der Seite des Schlosses entlang. Sie hielten natürlich nicht vorne, sondern fuhren nach hinten zum Eingang, den die Bediensteten benutzten. Seine Eltern hatten vielleicht großzügigerweise frei bekommen, aber manche Dinge änderten sich nie. Sie würden nie den Vordereingang benutzen dürfen. Tolarimblut hin oder her.

Der andere Wagen kam knapp hinter ihnen an und Eneas' Mutter führte sie alle in den Gesindetrakt. Draußen knospten zwar die ersten Blüten, doch heute ging ein frischer Wind und drinnen war es angenehm warm. Sie kamen alle in die große Stube, weitere Stühle wurden herbeigerückt, Tassen verteilt und es herrschte schnell ein Durcheinander an verschiedenen Ivores, die helfen wollten. Lela trug immer noch Caleb an ihrer Hüfte und schaffte es trotzdem alle herumzukommandieren was noch für das Essen getan werden musste.
Andere Bedienste kamen dazu, um die Neuankömmlinge zu begrüßen und mit Fragen ihrerseits zu überschütten oder zu schwatzen wie es so in Mineva und im Anwesen im Speziellen erging. Eneas ergatterte mit Kosta einen Platz auf der gepolsterten Sitzbank in der Ecke, wo sie abgeschirmt genug waren und nichts weiter tun mussten, als die warmen Tassen Tees zu sich zu ziehen. Eneas hielt es fürs beste seinen Freund etwas aus dem Trubel zu ziehen.
Andiël stand noch mit Kalliope und Ciryon unschlüssig an der Türschwelle. Der Prinz schien leise etwas mit Kalliope zu bereden. Vielleicht war er unsicher sich zu setzen. Soweit Eneas wusste, war Andiël höchst selten hier gewesen. Delores ließ ihn nicht länger hadern, packte ihn tatkräftig an der Hand und zog ihn zur gegenüberliegenden Bank. Eneas war sich nicht sicher, ob sie wusste, dass Andiël dhemlanischer Adel war, aber selbst wenn, hätte sie das nicht abgehalten. Ebenso nicht sich bereits mit einer Gabel etwas aus der riesigen Salatschüssel zu klauen, die ihr Vater gerade auf den Tisch stellte.
"Delo, sieh lieber in der Küche nach der Paella", wies Lela an. Maulend erhob sich die Hexe wieder.
Es dauerte noch eine Weile bis alles soweit sortiert war, dass mehrere gußeiserne Pfannen auf dem Tisch erschienen, randvoll mit dampfender herrlich riechender Paella. Als sie dann alle beisammen saßen, wurde erzählt. Wenn seine Eltern Fragen stellten, versuchte Eneas so gut es ging zu übernehmen, falls Kalliope es unangenehm war darüber zu reden.
Er erzählte hauptsächlich von der Suche in Askavi, aber auch was sie von dem Ende Sions in Beldon Mor mitbekommen hatten.
"Wir hatten in Mineva nur wenige Fälle", steuerte sein Vater während des Essens bei, "Ein paar reisende Händler, hieß es in den Zeitungen."
"In den letzten Tagen sind viele der Soldaten heimgekommen", sagte Ioakim.
"Ulysses Sohn?", platzte Eneas hervor. Er atmete erleichtert durch, als seine Mutter es bestätigte. Ulysses hatte ihm während der Überfahrt von Kalell erzählt und dass er in Dhemlan gekämpft hatte.
"Habt ihr auch diesen schwarzen Schleim ausgewürgt? In den Straßen sagen sie, dass die Dhemlaner durch Sion krank geworden sind", fragte Delores.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » So 24. Nov 2019, 00:06

Verständlicherweise wollte Andiël nicht vorgeschickt und womöglich aufgefressen werden. Doch auch wenn er versicherte, dass er sich nicht einmischen wollte, so war Kosta sich sicher, dass er es trotzdem tun würde, sollte es nötig werden. Aber sowohl Eneas, als auch Kosta wussten, dass sie sich dem selbst stellen mussten. Was sie nachher auch tun würden. Ioakim wollte hingegen jetzt schon genau wissen, was los war, woraufhin Eneas ganz offen sagte, dass sein Herz Kosta gehören würde. Und der Rest auch. Hastig biss Kosta sich auf die Unterlippe. Das kam so unerwartet und war echt scharf. So heiss und recht überwältigend. Verlegen blickte er ganz fest auf seine Knie. Nicht, dass Ioakim noch etwas anderes erkannte, als dass Eneas strahlte wie schon lange nicht mehr.

Auf dem Rest der Fahrt hatte Kosta recht mit sich zu kämpfen, wieder ruhig zu werden, um ganz gelassen aus der Kutsche steigen zu können. Dass zumindest Andiël wusste, wie es um ihn stand, machte es nicht besser, ruhig zu werden. Eneas erzählte derweil ganz gelassen, was sie in der letzten Zeit in Beldon Mor und zuvor in dem kleinen Haus am Meer erlebt hatten. Allerdings war es eine stark verharmloste Variante. Eine, die man sogar einem Kind erzählen könnte. Aber das war auch richtig so. Alles andere war etwas, was sie unter sich ausmachen mussten. Erst wenn sie selber Klarheit hatten, konnten sie darüber nachdenken, ob sie das auch anderen erzählen wollten.

Oben im Schloss angelangt merkten sie, wie der Krieg auch hier seine Spuren hinterlassen hatte. Die Wachen trugen nun Musketen, wie Ioakim sie nannte. Kleine Kanonen erkannte Eneas. Das war erschreckend. Lange konnten sie zum Glück nicht darüber nachdenken. Dann waren sie nämlich auch schon angekommen. Direkt beim Vertrauten Dienstotentrakt, wo es nicht mehr weit war bis in die Gesindestube der Ivores. Da ging der Trubel wie gewohnt weiter. Kosta zitterte leicht. Allmählich machte ihn das echt zu schaffen. Zum Glück zog Eneas ihn heldenhaft in einen etwas ruhigeren Ecken und schirmte ihn ab, so dass es leichter war, diese eigentlich so vertraute und inzwischen doch so fremde Welt zu betrachten. Kalliope, Andiël und Ciryon schien es ganz ähnlich zu gehen. Sie alle waren froh, dass Eneas in die Bresche sprang und sich Mühe gab, die Fragen zu beantworten.

Nach einer Tasse Tee war das essen aufgetragen worden und sie konnten sich darauf konzentrieren. Wenn auch nicht für lange. Die Fragen brannten weiterhin auf den Lippen. Also übernahm es Eneas, von der Suche in Askavi zu erzählen und sogar davon, was sie vom Ende Sions in Beldon Mor mitbekommen hatten. In Mineva hatte es nur wenige Fälle gegeben, erklärte Massimo. nur ein paar reisende Händler, wie die Zeitungen gesagt haben. Dafür wären in den letzten Tagen viele der Soldaten heimgekommen. Unter anderem auch Ulysses Sohn. Kosta atmete wie Eneas erleichtert auf. Für den Moment war er sogar versucht aufzuspringen und zu Ulysses zu rennen und ihn zu umarmen. Der Krieger hatte ihn so lieb getröstet auf dem Schiff, obwohl er selber grosse Sorgen um seinen Sohn gehabt hatte. Es war ein furchtbares Gefühl, wie Kosta selber sehr genau wusste. Entsprechend freute er sich sehr für ihn.

Delores riss ihn relativ unsanft wieder zurück ins hier und jetzt. Neugierig fragte sie, ob sie auch diesen schwarzen Schleim ausgewürgt hätten. Es hiesse, die Dhemlaner wären durch Sion krank geworden. Es war ein schreckliches Thema. Kosta erinnerte sich noch genau an das Gefühl gleich ersticken zu müssen. Erwürgt von Sion zu werden. Selbst wenn er offen hätte zugeben wollen, dass er gefährlich nah bei Sion gewesen wäre, so war diese Sache mit dem Schleim nichts, worüber er gerne sprach. Auch die anderen wurden ganz still. Kalliope schien noch blasser und schmaler als zuvor zu werden und Ciryon zitterte leicht und in Andiëls sonst so offenem Gesicht war pures Entsetzen zu lesen.
"In Beldon Mor haben wir einige getroffen und ihnen geholfen, die diesen Schleim ausgespuckt haben", lenkte Kosta leise von der Frage ab. "Sie alle waren sich sofort sicher, dass Sion tot ist. Es scheint, als wäre das seine Essenz gewesen und es ist ein furchtbarer Gedanke, einen Dämon in sich tragen zu müssen. Selbst wenn es nur ein Teil von ihm ist." Das war nichts, was man so locker am Esstisch besprach. Bei einem essen, das schon zuviel gewesen war, bevor es überhaupt angefangen hatte. Verstohlen schielte Kosta zur Tür. Sie schien eine Unendlichkeit weit weg sein. Es war schön, dass sich alles so freuten. Aber gesund waren nicht alle Heimkehrer. Sie sollten ihre Ruhe bekommen. Kosta sehnte sich zumindest danach. Allerdings stand ihm noch ein kompliziertes Gespräch bevor und er wusste nicht, wie er es bis dahin noch überstehen sollte. Geschweige denn das Gespräch.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » So 24. Nov 2019, 01:21

Es wurde still nach der Frage. Dieses Mal konnte Eneas für die anderen nicht antworten, denn ihm war dies nicht passiert und er wusste nicht, ob die anderen über ihr Erlebnis sprechen wollten oder nicht. Kalliope war sehr blass geworden und Ciryon zitterte gar, während Andiël allein die Frage zurück zu noch sehr frischen Wunden holte. Es war dann Kosta, der den Mut hatte zu antworten. Statt sich selbst zu erwähnen, erzählte er wie sie Menschen in Beldon Mor geholfen hatten, die unter dem dunklen Sekret hatten leiden müssen. Weder verleugnete Kosta, dass er das gleiche erlebt hatte noch betonte er es separat. Er sagte bloß, dass es ein furchtbarer Gedanke sei, Teil eines Dämons in sich tragen zu müssen.
"Ich wusste nicht, dass es sich so schrecklich angefühlt hat", sagte Delores leise entschuldigend. Andiël schien gerade etwas dazu sagen zu wollen, doch Eneas' Vater räusperte sich und unterbrach ihn.
"Ich gehe davon aus, dass ihr länger in Mineva bleibt. Es wird Zeit genug sein weiter zu reden."
"Wir sind sehr müde", bestätigte Kalliope.
"Lady und Lord Tolarim haben ein Gästezimmer für euch.. dich vorbereitet", wandte Ioakim sich an Andiël. Dieser blickte überrascht auf ehe er ergeben seufzte.
"Ein Deckname war anscheinend vergebens", erkannte er.
"Ich fürchte daran sind wir schuld", meldete sich Eneas. "Wir haben Timaris über die Rettung geschrieben."
Andiël erhob sich nach dem Essen. "Diese Frau hat ein zu großes Interesse an mir."
"Wie redet ihr über Königin Tolarim?", fragte Lela leicht kritisch.
"Entschuldigung. Wie Kalliope gesagt hat, wir sind sehr müde", erwiderte der Dhemlaner. Kalli hatte sich auch erhoben und sie schienen sich verabschieden zu wollen.
"Kalli, du kannst bei Delores schlafen", bot Eneas' Mutter rasch an. Die Priesterin schüttelte matt den Kopf.
"Ich gehe mit Andiël mit", erklärte sie. Anhand der Mienen seiner Eltern konnte Eneas sofort sehen, dass dies auf nicht viel Begeisterung stieß, doch sie brachten keine Einwände vor. Für Ciryon wurde fürs erste ein Zimmer im Gesindetrakt gefunden, wobei Andiël nicht so ganz glücklich darüber zu wirken schien. Eneas' Mutter wollte sich um Caleb kümmern, um Ciryon zu entlasten.
Nachdem sie sich von ihnen verabschiedet hatten, fragte sich Eneas was es für Auswirkungen haben würde, dass die Tolarims von Andiëls Ankunft wussten. Es war bekannt, dass er die meiste Propaganda in Dhemlan geschrieben und verbreitet hatte. Nicht wenig über Timaris und nie gutes. Was würden ihre Eltern darüber denken?
Waren sie nur auf Timaris' Anweisung gastfreundlich?

Allmählich fühlte sich selbst Eneas über diese vielen rasch auf sie zukommenden Entwicklungen überfordert. Kosta musste es um sehr vieles schlimmer ergehen, denn er sah immer mal wieder zur Türe und er hatte sein Essen kaum angerührt. Eneas befürchtete, dass seine Familie sehr anstrengend war. Wenn sie aber richtig zusammen waren, würde Kosta immer wieder mit seiner Familie zu tun haben. Eneas hoffte immer noch, dass sein Freund sich bei ihnen wohlfühlen würde. Dass sie auch ein Teil Ersatzfamilie für ihn sein konnte, wo Kosta keine eigene hatte. Auch wenn ihm das scheinbar nie so wichtig war.
Nachdem Lela den kleinen Caleb zu Bett gebracht hatte, waren nur noch Delores und ihre Eltern da. Auch Ioakim hatte sich zurückgezogen. Eneas spürte wie der Moment immer näher kam seinen Eltern über sich zu erzählen. Nervös wippte er mit dem Fuß.
"Eneas, wenigstens du wirst doch hier unten schlafen oder?", fragte seine Mutter. Er nickte. "Kosta, ich glaube, ein Gästezimmer wurde für dich oben vorbereitet." Natürlich, für einen persönlichen Sklaven von Timaris stand ihm im Anwesen ein Zimmer zu, fiel Eneas ein.
"Ich dachte... er könnte auch im Gesindetrakt schlafen", begann Eneas. Er schluckte. Tiefer Atemzug. "Bei mir."
"Wenn ihr möchtet. Wir finden schon ein Zimmer mit zwei Betten", stimmte seine Mutter zu, während sie mit einem Tuch über den Tisch wischte.
"Ich glaube, er meint, dass sie nur ein Bett brauchen", sagte da sein Vater und musterte sie beide. Eneas wäre bei dem wissenden Blick am liebsten unter den Tisch gesunken.
"Ja.. also..", krächzte er, "Kosta und ich-" Er brach nochmal ab. Oh, wieso war das so schwer und wieso wurden sie so abwartend angestarrt? Wo war Andiël, wenn man ihn brauchte?
"Was ist mit euch?", fragte Delores skeptisch. Nun hielt auch seine Mutter inne. Sie sah zwischen Kosta und ihm hin und her.
"Ein Bett?", fragte sie.
"Vielleicht...", wiegelte Eneas ab und fühlte wie er schwitzte. Seine Wangen brannten. Womöglich war es seinen Eltern gar unangenehm. Verdammt, er wollte auch gar nicht so sehr über das Bett reden. "Ich meine... schon. Also ich.." Der Schriftsteller rang nach Worten.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » So 24. Nov 2019, 11:28

Delores tat es sofort Leid, dass sie so neugierig nachgefragt hatte. Wobei sie recht hatte zu fragen. Das war etwas sehr sonderbares. Etwas, was einem beschäftigte. Nur waren die Wunden noch zu frisch, als dass man schon so leicht darüber hätte sprechen können. Andiël versuchte sich noch zu fangen und etwas zu sagen. Massimo hatte jedoch ein Einsehen mit ihnen allen und verschob solche schweren Gespräche auf später. Sie hätten Zeit genug ein andermal darüber zu reden. Kosta lächelte ihn dankbar an. Ja, sie konnten ein andermal darüber reden. Wenn es nicht mehr so frisch war und nicht mehr so weh tat. Zumindst über einen Teil des erlebten.

Kalliope nahm die Gelegenheit wahr zu erklären, dass sie sehr müde wären. Eine Andeutung, dass sie gerne gehen und ihre Ruhe haben wollte. Da meldete sich Ioakim zu Wort, dass von den Tolarims ein Gästezimmer für Andiël vorbereitet worden war. Dieser blickte überrascht auf, ehe er ergeben seufzte. Anscheinend hatte er gehofft, länger unerkannt zu bleiben. Was allerdings ein sehr frommer Wunsch war hier im Anwesen. Immerhin war er kein seltener Gast gewesen. Leicht schmollend meinte Andiël, dass Timaris ein zu grosses Interesse an ihm hätte.
"Dank diesem Interesse an dir, erhielten wir viel Unterstützung der Eyrier, um euch zu suchen", schmunzelte Kosta leicht und konnte es nicht sein lassen, Timaris zu verteidigen. Auch Lela fand es nicht recht, wie er über Königin Tolarim sprach. Andiël entschuldigte sich sofort und erklärte, dass sie wirklich sehr müde wären. Genau wie Kalliope es gesagt hatte. Beide hatten sich inzwischen erhoben, um sich für die Nacht zu verabschieden. Dabei stellte Kalliope klar, dass sie mit Andiël mitgehen würde. Etwas, das ihren Eltern gar nicht gefiel. Kosta konnte nicht sagen, ob es daran lag, dass ihre Tochter nicht bei ihnen blieb oder daran, dass sie ausgerechnet mit Andiël mitging. Es war ziemlich einschüchternd und machte ihm keinen Mut für Eneas und sein Gespräch mit Eneas Eltern.

Allmählich verabschiedeten sich alle. Entweder weil sie noch zu arbeiten hatten, oder sich zurück ziehen wollten. Ciryon wurde in einem Zimmer im Gesindetrakt untergebracht und Lela kümmerte sich höchst persönlich um Cassiel. Sowas lag ihr einfach im Blut. Schlussendlich blieben nur noch Massimo, Lela und Delores zurück und es war soweit, dass sie Eneas Eltern beichteten, dass sie versuchten zusammen zu kommen. Etwas, was nicht leicht war, wenn man sich an die unglücklichen Mienen von vorhin dachte, wo sie gar nicht glücklich gewesen waren, dass Kalliope mit Andiël in einem Zimmer hatte schlafen wollen.
Eneas schien noch ungleich nervöser als er selbst zu sein, was Kostas Angst natürlich erst recht in die Höhe schraubte. Innerlich ganz zappelig hörte er zu, wie Eneas seiner Mutter begreiflich zu machen versuchte, dass sie gemeinsam in einem Zimmer schlafen wollten. Sogar in einem Bett, wie Massimo ganz vonselbst erkannte. Kosta bekam glühende Wangen. Er fand, dass das ein überaus seltsamer Weg war, seinen Eltern zu erklären, dass man jemanden liebte und ihm den Hof machen möchte. Allerdings hatte er auch keine Ahnung, wie so etwas in der Regel ablief.
Er bekam nur mit, wie Eneas sich wand und es ihm ganz unwohl wurde. Das tat ihm Leid. Eneas sollte sich bei seinen Eltern nicht unwohl fühlen. Gerne hätte er ihn nun einfach innig auf den Mund geküsst, ihn beschützend in den Arm genommen und allem und jedem getrotzt, was sich ihnen in den Weg stellen wollte. Doch Kosta wusste auch, wie wichtig Eneas seine Beziehung zu seinen Eltern war und er wollte nicht, dass sie seinetwegen nicht mehr so gut war. Also nahm er sich selbst zurück
"Ist schon gut Eneas", tröstete er seinen Freund leise und drückte ihm unter dem Tisch behutsam seine Hand. "Ich kann auch oben in dem Zimmer schlafen, das mir Timaris zugewiesen hat. Ich will keine Umstände bereiten." Wenn Eneas noch nicht bereit dazu war, dann wollte er ihn nicht drängen. Vielleicht war es ohnehin besser, wenn sie erst einmal eine Nacht darüber schliefen und sich dem frisch geduscht stellten.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » So 24. Nov 2019, 13:25

Eneas spürte wie sein Freund ihm versteckt unter dem Tisch die Hand drückte. Vielleicht um ihn zu trösten oder um ihm Mut zu machen. Doch dann bot Kosta an, dass er oben im Zimmer schlafen könnte, dass Timaris ihm gegeben hatte. Er wolle keine Umstände machen. Da war es wieder. Kosta ging einer Konfrontation lieber aus dem Weg und lenkte ein. Eneas war versucht es ihm gleichzutun. Es wäre um vieles einfacher nun zu nicken. Oder war sein Freund enttäuscht von ihm?
Aber allein die Gefahr, dass Kosta sich von ihm entfernen könnte, sei es räumlich oder emotional, katapultierte Eneas nach vorne. Er wollte Kosta niemals wieder verlieren.
"Nein nein, wir bleiben zusammen", beharrte er. "Ich meine... wir sind zusammen", platzte es aus ihm heraus. Die drei Ivores ihm gegenüber blickten ihn überrascht und perplex an über seinen Ausbruch.
"Nein, das ist auch nicht richtig", verbesserte sich Eneas. Er wollte Kosta nichts aufzwingen. Trotz krächzender Stimme und rotem Gesicht kämpfte Eneas sich durch das Geständnis und fuhr fort: "Ich bin in Kosta verliebt. Ich hoffe, er wird irgendwann mein Gefährte, aber bis dahin mache ich ihm den Hof und.. also umwerbe ihn."
Es war gar nicht so gelaufen wie er sich diese Erklärung vorgestellt hatte, doch nun war es irgendwie heraus. Immerhin hatte er das geschafft.
Delores riss die Augen auf. "Ihr beide? Du stehst auch auf Männer?!", fiel ihr dazu als erstes ein, während seine Eltern noch überwältigt schwiegen.
"Manchmal...", gab Eneas zu. "Bei ganz besonderen." Er blickte Kosta an und lächelte verliebt.
"Woah.. ich hab euch beide immer mehr als Brüder gesehen", gab seine Schwester zu und kratzte sich an der Stirn. Eneas schüttelte rasch den Kopf.
"Ganz bestimmt nicht." Er hatte das natürlich nie so empfunden, da sie schon sehr lange heimlich das Bett teilten, doch für Außenstehende wirkte es bestimmt seltsam. Hoffentlich konnte sich seine Familie daran gewöhnen. Eneas blickte vorsichtig zu seinen Eltern, die bisher nichts gesagt hatten.
"Wie lange geht das schon?", fragte seine Mutter dann.
"Ich empfinde schon länger etwas für ihn... aber wir haben uns erst vor kurzem getraut es auszusprechen", sagte Eneas. "Ich hoffe, ihr könnt es akzeptieren."
Angespannt wartete er und hielt Kostas fest umschlungen.
"Und ich dachte immer, Kalliope ist die erste, die mit einer Frau heimkommt", sprach sein Vater aus. "Es ist gut, dass du es uns endlich sagst."
Eneas runzelte die Stirn. "Endlich?"

Sein Vater rief ein dünnes Büchlein herbei, schlug es auf und begann vorzulesen. "Akaran blickte mit Sehnsucht über den schiefgesteckten Zaun und die Obstwiese, wo die jungen Männer die reifen Äpfel mit langen Stecken von den Bäumen holten. Ihre nackten Oberkörper glänzten in der rötlichen Abendsonne."
Eneas stöhnte peinlich gequält bei der Passage, die ihm natürlich bestens bekannt war. Schließlich hatte er sie geschrieben.
"Sohn, wir lesen jedes deiner Werke. Wir sind zwar einfache Bedienstete, aber auch wir können zwischen den Zeilen lesen", erklärte sein Vater.
"Ich sollte mehr lesen", brummelte Delores. Wenigstens sie war überrascht.
"Aber das waren nur Fantasien. Wir dachten, du hättest mit Leto jemanden gefunden, der dich lange begleiten würde. Vielleicht sogar mit Enkelkindern..", seufzte seine Mutter.
"Mama", wehrte Eneas sich gequält bei der Aussicht. Kinder waren ein ganz schlechtes Thema. "Mit Kosta ist es anders. Ich mag ihn wirklich wirklich sehr." Mehr als er Leto je geliebt hatte. Sogar mehr als er Timaris geliebt hatte und er hätte dies nie für möglich gehalten.
"Gab es noch mehr Männer mit denen du zusammen warst von denen du uns nichts gesagt hast? Haben wir nur die Frauen kennengelernt?", fragte seine Mutter. Eneas schüttelte den Kopf.
"Er ist der erste. Und wir sind noch nicht zusammen", betonte er, weil Kosta das wichtig war.
Dieser Umstand wurde schon skeptischer beäugt und Eneas sah, dass dies die anderen nicht recht verstanden.
"Kosta, empfindest du auch so für unseren Sohn?", fragte Eneas' Mutter.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » So 24. Nov 2019, 17:59

Eneas wollte nicht eine Nacht warten. Er wollte bei ihm bleiben. Mit ihm zusammen. Es platzte förmlich aus ihm heraus, dass sie zusammen wären. Kosta erschauderte unter der Intensität, mit der Eneas das sagte und ihn so fest bei sich behielt. Verliebt lächelte er ihn an und hielt weiter fest seine Hand. Eneas korrigierte zwar rasch, dass das nicht richtig wäre, doch Kosta war es egal. Hauptsache sein Freund konnte eingestehen, dass er ihn liebte und ihn ganz fest für sich haben wollte. Da konnte er von ihm aus auch sagen, dass sie zusammen wären. Das hatten sie dem Rest der Mannschaft auch einfachheitshalber gesagt. Eneas musste nicht präzisieren, dass er in ihn verliebt wäre und hoffte, dass er irgendwann sein Gefährte werden würde. Dass er ihm bis dahin den Hof machen und ihn umwerben würde. Er musste das alles nicht sagen. Aber es war sehr schön zu hören, wie offen er mit seinen Eltern umging.

Es wäre wohl eine peinliche, angespannte Stimmung entstanden, wenn Delores nicht so direkt gewesen wäre, wie sie es nunmal war. Sie riss die Augen auf und fragte dann überaus zielstrebig, ob Eneas auch auf Männer stehen würde. Kosta konnte nicht anders, als knallrot zu werden. Also darüber mussten sie jetzt wirklich nicht sprechen. Eneas hingegen nahm das sogar recht gelassen und meinte, dass er manchmal auf ganz besondere Männer stehen würde. Dabei blickte er ihn mit so einem süssen Lächeln an, dass es ganz dolle kribbelte in Kostas Bauch. Ein Gefühl, dass er schon sehr lange nicht mehr gefühlt hatte. Erst in letzter Zeit mit Eneas zusammen hatte er es wieder öfters spüren können. Wohlig, trotz aller Nervosität schmiegte er sich in die Umarmung, in die Eneas ihn gezogen hatte.

Zu ihrer beider Überraschung meinte Massimo erstmal nur, dass es gut wäre, dass er es ihnen endlich gesagt hätte. Er hätte angenommen, dass Kalliope die Erste wäre, die mit einer Frau nach Hause käme. Verdutzt blickte Kosta den Obersten Butler an, während Eneas verwirrt nachhakte. Sein Vater rief ganz nonchalant ein dünnes Büchlein herbei, schlug es auf einer bestimmten Seite auf und begann eine recht prekäre Stelle vorzulesen. Eine, die Eneas geschrieben hatte. Sofort glühte Kosta mit eneas um die Wette. Das war so peinlich. Ausser Delores schien auf der ganzen Welt niemand überrascht zu sein, dass sie zusammen sein wollten.

Während Massimo froh über die Offenheit seines Sohnes war, sah Lelaëno die Sache etwas wehmütiger. Sie hatte erwartet, dass Eneas mit Leto länger zusammen bleiben und ihnen vielleicht sogar Enkelkinder schenken würde. Betroffen senkte Kosta seinen Blick. Enkelkinder konnte er Lela nicht schenken. Selbst wenn er es gewollt hätte. Gequält sprang eneas ein und verteidigte sie Beide, dass es mit ihm anders wäre. Er würde ihn wirklich sehr mögen. Sachte drückte Kosta nochmals dankbar Eneas Hand.
Glücklicherweise liess Lela das Thema erstmal fallen. Auch wenn er schwer vermutete, dass es früher oder später aufkommen würde. Oh weh, das würde nicht leicht werden. Gleich darauf wurde er noch einmal geschockt, als Lela diesmal dafür fragte, ob es noch andere Männer gäbe, mit denen Eneas zusammen gewesen sei. Instinktiv schüttelte da nicht nur Eneas seinen Kopf. Sie hatten zwar durchaus schon andere Männer in ihr Bett geholt, doch zusammen war Eneas stets nur mit Frauen gewesen. Eneas stellte auch klar, dass sie noch nicht zusammen wären. Was sofort Kosta auf den Prüfstand hob. Er spürte, wie er von drei Augenparen kritisch gemustert wurde. So als ob er gleich den Kopf abgerissen bekäme, wenn er jetzt auch nur falsch atmete. Es liess ihn ganz nervös werden und sein Herz hart in seiner Brust schlagen.

"Ich liebe ihn mehr als andere auf der Welt", entfuhr es ihm inbrünstig aus tiefstem Herzen. Es stimmte. Es gab nichts, was er mehr liebte als Eneas. Weder Timaris gescheige denn sich selbst. "Schon immer", beteuerte er innig und gab in seiner Aufregung wohl mehr preis, als er sollte. Er hoffte nur so sehr, dass Eneas Eltern ihn zumindest soweit akzeptieren konnten, dass sie trotzdem noch gut mit ihrem Sohn auskommen konnten. Er sagte es nicht, weil man sich unter Delores, Lelas und Massimos strengen Blicken ohnehin nicht getrauen würde, etwas anderes zu sagen.
"Es ist nur..." Kosta wand sich nervös. "Ich... ich bin sehr kompliziert. Es ist nicht leicht, mit mir zusammen zu sein. Ich bin anders andere. Und jetzt... jetzt nach dem Krieg ist es noch viel schlimmer geworden. Ich möchte nur, dass Eneas weiss, worauf er sich einlässt. Ich will ihm nicht weh tun. Deswegen sind wir noch nicht zusammen. Eneas soll zuerst erfahren, was es bedeutet, mein Gefährte zu sein, ehe er sich dafür entscheidet. Zudem bin ich ein Sklave. Selbst wenn ihm das egal ist. Anderen Leuten ist es das nicht und ich möchte nicht, dass Eneas dafür die Quittung tragen muss."
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » So 24. Nov 2019, 21:06

Kosta musste bei der Frage anscheinend nicht lange überlegen und erklärte sofort innig, dass er Eneas mehr als alles andere lieben würden. Eneas blickte ihn ergriffen an und hätte ihn am liebsten geküsst, doch das traute er sich vor seinen Eltern noch lange nicht. Aber es war schön, dass Kosta seine starken Gefühle so öffentlich machen konnte und Eneas sie endlich mitbekam.
Kosta schränkte danach ein, dass er sehr kompliziert wäre und es nicht leicht wäre mit ihm zusammen zu sein. Er wäre anders als andere und nach dem Krieg wäre es noch viel schlimmer geworden. Wovon redete er? Kosta hatte viel durchgemacht, doch deswegen wollte Eneas nicht weniger mit ihm zusammenkommen. Dass sein Liebster wegen seinen Erlebnissen zu kämpfen hatte, war nicht seine Schuld. Andere wären sicher schon längst darunter zusammengebrochen.
"Ich mags, dass du anders bist. Besonders", wandt Eneas ein.
Kosta beteuerte das, was er auch ihm schon oft gesagt hatte. Dass er ihm nicht weh tun wollte. Das hatten sie sich gegenseitig öfters geschworen oder versprochen, doch da sie noch beide an sich arbeiteten, passierte es trotzdem immer wieder. Es gehörte wohl dazu.
Sein Freund erklärte, dass Eneas erst erfahren sollte was es bedeutete sein Gefährte zu sein ehe er sich dafür entscheiden sollte.
"Zudem bin ich ein Sklave. Selbst wenn ihm das egal ist. Anderen Leuten ist es das nicht und ich möchte nicht, dass Eneas dafür die Quittung tragen muss", schloss er. Naja, so ganz egal war Eneas das nicht gewesen, aber er hatte es durch ihr Experiment besser verstanden und konnte damit umgehen.
"Das werde ich nicht", versicherte Eneas, "Und wir bewegen uns auch nicht so oft in adeligen Kreisen, wo es wichtig wäre."
In einem Gasthaus, auf der Straße, am Strand undsofort würde man ihnen ja nicht ansehen, dass Kosta ein Sklave war und ihre Beziehung vielleicht nicht gebilligt werden würde.
"Kosta hat Recht. Es wird dadurch komplizierter", wandte Eneas' Vater ein. "Weiß die Königin davon?"
Kosta bestätigte es. "Ja, sie weiss es. Sie hat uns auch ihren Segen gegeben.... sozusagen... Sie hat uns zumindest die Möglichkeit gegeben, zusammen zu kommen."
Das war schön umschrieben, dachte Eneas. Gerade deswegen hatten Kosta und er einen großen Streit gehabt. Er war froh, dass sein Freund dies wegließ.

"Trotzdem ist es seltsam", befand Eneas' Mutter. "Deine Beziehung mit Timaris war sehr.. turbulent und danach ging es dir überhaupt nicht gut. Sie war auch kompliziert."
Befürchtete sie, dass es Eneas bei Kosta ähnlich erging?
"Mama, lass sie doch", sprach Delores für sie.
"Wir machen uns nur Sorgen um euch beide. Was ist, wenn ihr zusammen kommt und zusammenleben wollt, aber die Königin Kosta zurück zum Palast holt? Er ist ihr Sklave", wandte Lela ein.
"Du hast Kosta gehört. Sie hat uns ihren Segen gegeben. Sie würde uns nicht auseinanderbringen", versicherte Eneas. "Ich wollte euch nur sagen was los ist, aber ich werde mich von niemanden abhalten lassen bei meinem Gefährten zu sein." Er zögerte kurz. "Beinahe-Gefährten. Dem ich kräftig den Hof mache", korrigierte er sich. "Es ist mir ernst damit. Ich liebe ihn schon sehr lange. Es ist nicht nur eine Laune." Das hatte Kosta ja auch befürchtet und die Echtheit seiner Liebe angezweifelt. Automatisch begann Eneas sich wieder zu verteidigen.
"Wir werden euch unterstützen wenn wir können", sagte sein Vater schließlich.
Eneas lächelte. Er streckte seine Hand über dem Tisch aus und berührte die seiner Mutter. "Danke.."
Lela lächelte schließlich warmherzig zurück. "Es klingt, als seid ihr sehr verliebt. Wenigstens ist einer von euch vernünftig dabei."
Eneas schaute skeptisch. "Was soll das heißen?", fragte er.
"Jedes Mal, wenn du verliebt bist, stürzt du dich ohne Nachzudenken halsüberkopf in eine Beziehung", erklärte seine Mutter. "Wenn Kosta dich dazu bringt vorher darüber nachzudenken, kann es dir nur gut tun."
"Mama..", wandte Eneas wieder verlegen ein. Delores grinste darüber. "Also... gibt es jetzt ein Zimmer für uns?" Er wollte nicht noch mehr Details über ihre Beziehung mit seinen Eltern besprechen. Es war gut, dass sie es nun wussten und mehr oder weniger guthießen. Wahrscheinlich hatten sie insgeheim immer noch Bedenken, doch es reichte Eneas für einen ersten Schritt.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Kosta » So 24. Nov 2019, 22:20

Optimistisch beteuerte Eneas, dass er es mochte, dass Kosta anders war. Er wäre besonders. Kosta errötete geschmeichelt. Doch er wusste auch, dass er sich davon nicht einwickeln lassen durfte. Es war zu gefährlich für Eneas. Dieser wiegelte es auch gleich ab, dass er schon nicht darunter leiden würde, dass er mit einem Sklaven zusammen sein wollte. Ausserdem wären sie ja nicht oft in Kreisen unterwegs, wo dies wichtig sein könnte. Allerdings hatten auch reiche Bürger Sklaven. Und bis hin zum ärmsten Bürger hatten die Menschen Meinungen, wie die Gesellschaft sein sollte. Es konnte überall zu anfeindungen kommen. Im Gegensatz zu Eneas sah Massimo das durchaus und bestätigte, dass es das komplizierter machen würde. Prompt wollte er wissen, ob die Königin davon wisse.
"Ja, sie weiss es", nickte Kosta sachte. Sie wusste wohl schon genau so lange wie Kosta, dass er Eneas liebte und schlussendlich hatte sie Eneas geholfen zu erkennen, wie er fühlte. "Sie hat uns auch ihren Segen gegeben", umschrieb er behutsam, was in Draega passiert war. "... sozusagen..." Wirklich diese Worte waren nicht gefallen. Doch Kosta hatte nicht das Gefühl, dass Timaris etwas dagegen hatte. "Sie hat uns zumindest die Möglichkeit gegeben, zusammen zu kommen." Und das obwohl sie totkrank gewesen war und ganz sicher wichtigeres zu tun gehabt hatte.

Lela fand es trotzdem seltsam. Kosta nickte bekräftigend. Ja, das war es. Wunderschön zwar, aber trotzdem seltsam. Fremd und neuartig und aufregend. Er verstand auch ihre Sorgen um Eneas. Timaris war bestimmt eine herausfordernde Persönlichkeit, aber sie war lange nicht so unstet und kaputt wie Kosta es war. Lieb setzte Delores sich für sie ein, aber mit Hingabe allein würden sie nicht alle ihrer Probleme lösen können. Lela sah das ganz richtig, dass es schwierig werden würde, wenn Timaris ihn zurück zu sich rief. Er glaubte zwar nicht, dass das passieren würde, doch wenn, würde es schwierig werden, sich dem zu widersetzen. Selbst wenn er kein Sklave wäre, konnte man dem Ruf der Königin schlecht nicht folgen. Und wenn er dann im Palast war... Timaris würde ihn wohl nicht mehr anfassen, weil sie Eneas sehr mochte. Aber da war noch Prinz Asar und der war eine ganz andere Geschichte.
Eine Geschichte die Eneas nicht kannte. Leidenschaftlich verteidigte er ihre Beziehung, bereit gegen alles und jeden zu kämpfen, der sich ihnen in den Weg stellte. Sanft streichelte Kosta ihm über den Oberschenkel. Er brauchte sich nicht gegen seine Familie aufzulehnen. Sie wollten ihm mit ihren Gedanken nur helfen. Sie mochten ihnen nicht gefallen, doch böse gemeint waren sie nicht. Massimo bekräftigte dann auch, dass sie sie unterstützen würden, wenn sie es könnten. Dankbar nickte Kosta ihm zu. Wobei er sich noch immer nicht ganz sicher war, ob Eneas Eltern zufrieden mit ihm waren, oder ob sie es einfach Eneas zuliebe sagten. Seltsamerweise bezeichnete Lela ihn dabei als den Vernünftigen von ihnen beiden. Kosta kam sich überhaupt nicht vernünftig vor. Er hatte schon eine Menge schlimmer Dinge mit Eneas gemacht.

Seinem Liebsten war das Thema auch peinlich und er fragte rasch nach einem Zimmer für sie. Es gab nun eines für sie beide. Eines mit einem Bett. Kosta freute sich darauf. Er brauchte unbedingt etwas Ruhe. So lieb die Ivores auch waren, so gern er sie auch hatte, sie waren, wie Andiël gesagt hatte, ein wahrer Wirbelwind. Leise aber innig bedankte er sich bei den Eltern von Eneas. Er war ihnen wirklich dankbar, dass sie sie unterstützen wollten. Danach verabschiedeten sie sich für die Nacht. Delores zeigte ihnen, in welches Zimmer sie sich verkriechen konnten. DIe Hexe konnte es noch immer nicht fassen, dass ihr Bruder sich in Kosta verliebt hatte und ganz ohne zotige Witze ging es bei der vorwitzigen Hexe nicht. Aber schlussendlich wünschte sie ihnen lieb eine gute Nacht und liess sie in Ruhe.
Erleichtert atmete Kosta auf, als sie endlich alleine in der kleinen Kammer waren. Zitternd wollte Kosta sich klein zusammen rollen und in einer Ecke verkriechen. Etwas anderes wollte er jedoch noch mehr. Kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, drückte er Eneas dagegen, um ihn leidenschaftlich und lange zu küssen. Er liebte ihn so sehr und begehrte ihn heiss und heftig.
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Re: Nur kurz in Mineva

Beitragvon Eneas » So 24. Nov 2019, 23:40

Eneas konnte nicht glauben, dass sie das Gespräch doch irgendwie geschafft hatten. Es war seltsam und peinlich gewesen, aber trotzdem hinterließ es ihn mit einem guten Gefühl, da das große Geheimnis endlich raus war und seine Eltern einigermaßen gefasst und unterstützend reagiert hatten. Jetzt wussten es tatsächlich fast alle in seinem Umfeld. Es war umso realer geworden. Keine Heimlichkeiten mehr, kein Herumschleichen mehr, um sich irgendwo verborgen zu küssen und zu streicheln.
Allerdings war das auch oft sehr aufregend gewesen.
Aber Gewissheit und Offenheit war genauso schön.
Bevor seine Eltern mehr Details wissen wollten oder mit Ratschlägen zu ihrer Beziehung kamen, hielt es Eneas für besser sich zu verabschieden. Zum Glück bekamen sie problemlos ein Zimmer mit einem Bett. Kosta bedankte sich bei Eneas' Eltern und sie konnten sich für die Nacht zurückziehen. Delores begleitete sie noch bis zum Zimmer. Seine Schwester hielt sich weniger taktvoll mit prekrären Fragen und eindeutig anstößigen Witzen zurück.
"Ein Bett? Ich dachte, ihr seid nur fast zusammen."
"Delo!"
Sie grinste. "Wenigstens läuft bei dir was. Mineva ist ein Kaff. Alle interessanten Männer sind vergeben", beschwerte sie sich.
"Dann geh zum Rathaus und lern die Dhemlaner kennen, die wir mitgebracht haben", schlug Eneas vor, mehr um sie loszuwerden. Er wollte jetzt gerne mit Kosta allein sein. Sein Freund war sicher erschöpft und angeschlagen von dem vielen Trubel. Das hatte ihm früher auch zu schaffen gemacht und da war es ihm noch besser gegangen.
"Vielleicht mach ich das", drohte Delo an. "Gute Nacht, schlaft gut! Seid nicht zu laut", schob sie noch hinterher und brachte sich dann in Sicherheit.

Dann war Eneas endlich mit seinem Freund alleine im Zimmer.
"Tut mir leid. Das war ganz schön anstreng-", setzte er an, als er abrupt gegen die zugefallene Türe gepresst wurde, um ausgiebig und heiß geküsst zu werden. Eneas keuchte überrumpelt und ließ sich gegen die Tür sinken. Sehnsüchtig erwiderte er die Küsse. Es war schon länger her, dass sie solch einen leidenschaftlichen Kuss ausgetauscht hatte. Wochen um genau zu sein. Im Nu kamen alle Erinnerungen daran zurück wie atemberaubend jedes Mal Kostas Küsse waren.
"Mmhh.. womit hab ich das verdient?", keuchte Eneas, als er eine kurze Atempause bekam. Kosta erwiderte, dass es dafür wäre, dass Eneas so mutig gewesen wäre. Und weil es so scharf gewesen war, als Eneas gesagt hätte, dass sein Herz - und der Rest - Kosta gehören würde.
"Oh.. naja.. ich habs so gemeint", beteuerte Eneas lächelnd und wurde gleich darauf wieder heftig geküsst. Sein Blut rauschte schneller durch seinen Körper. Sehnsüchtig streichelte er an Kostas Seiten entlang. Gerne hätte er seinen Freund jetzt zum Bett gezogen, um seine Worte nochmals eindrücklich unter Beweis zu stellen.
Aber hier und jetzt? Sie waren noch nicht zusammen und Kosta wollte mit dem Sex warten.
Allerdings sprach nichts gegen etwas Herumknutschen. Eneas genoss seinen Freund wieder so nahe zu spüren. Sie hatten es geschafft. Die aufreibende Fahrt nach Askavi, die Suche nach Kalli und Andiël, die Rückreise, das Gespräch mit seinen Eltern. Es war alles erledigt und sie konnten vielleicht bald wieder zur Ruhe kommen.
Viel... mhhh... viel Ruhe...
Erregt erwiderte Eneas die Küsse, keuchte wenn ihre Zungen sich berührten.
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