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Rettung einer jungen Königin





Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 21:01

Mit grossen Augen blickte er von Eneas zu Mama Lela und wieder zurück. Warum war er denn noch zu jung für eine Tätowierung? Er wollte auch so toll wie Eneas und Kosta aussehen. Doch er wollte nicht undankbar sein und sagte nichts deswegen, bewunderte stattdessen sein tolles Armband, was er gekriegt hatte. Natürlich nicht, ohne Mama Lela vorher charmant zu begrüssen. Bei ihr gab er sich besonders Mühe, so höflich zu sein, wie Iason es war, ahmte ihn so gut es ging nach.
"Ioakim hat Spaghetti mit Fleischsauce für uns gekocht", erklärte er der alten Hexe, als die sie zum Essen einlud. Sein Magen grummelte leise und ihm kam siedend heiss in den Sinn, dass er Ioakims Essen gar nicht angerührt hatte. Erst wegen Pandora und dann weil er unbedingt zu Iason und Taelos gewollt hatte. Ob der grosse Krieger nun böse mit ihm war. Aber jetzt waren ja seine Piraten wieder da. Sie würden ihn beschützen.
"Kannst du auch kochen?" wollte er von Taelos wissen, während sie reingingen. Der Auftrag der Königin sollte erst drinnen besprochen werden. Er konnte. Tileo kam zu dem Schluss, dass er das wohl auch lernen sollte. Uff, das war aber ganz schön viel langsam.

Seine Gedanken wurden jedoch rasch wieder von dem Lernstress abgelenkt, als die Piraten in der Stube dann erzählten, was sie alles so erlebt hatten und wie sie Laree gerettet hatten. Das klang toll. Tileo wünschte sich, dass er dabei gewesen wäre. Irgendwie klang das jetzt gar nicht so schlimm, wie Iason ihn gewarnt hatte.
"Au jah", rief er begeistert, als er hörte, dass er zu der Pirateninsel mitkommen durfte. "Andere Piratenkinder?" Er hatte gar nicht gewusst, dass Piraten auch Kinder hatten. Oder waren das so Kinder wie er, die niemanden mehr hatten? Kinder, die ähnliches erlebt hatten wie er? Tileo wurde neugierig darauf. Die waren bestimmt nicht so doof wie Pandora, die sich wegen einem kurzen Kleid aufregte und wer nun welche Idee zuerst gehabt hatte.

"Aber was ist mit dem wichtigen Auftrag der Königin, um ihr und Kosta zu helfen?" fragte Tileo unsicher nach, als sie nach dem Essen nach draussen geschickt wurden, damit sie Ball spielen konnten. Er wollte nicht weg von Taelos. Obwohl dieser sagte, dass er ruhig gehen könne. Erst als Amanico, der eigentlich Farell hies, anbot, dass er mitkäme, gab er nach. Der Kapitän würde nicht ohne seinen Steuermann wegsegeln. "Seeschlacht? Welche Seeschlacht, wollte er dann auch gleich aufgeregt wissen." Bevor er ihm hinterher eilte, ging er jedoch noch rasch zu Ioakim, um ihn zu drücken. "Es tut mir Leid, wegen der Spaghetti", entschuldigte er sich herzlich. Dann wirbelte er auch schon herum, um sich an Amanico zu hängen. Wenn er ihn nicht verlor, würde Taelos nicht ohne ihn weggehen.
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von Anzeige » Fr 12. Aug 2022, 21:01

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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 21:04

Tileo wollte jedenfalls mit auf die Pirateninsel, schien begeistert und auch an den anderen Piratenkindern interessiert. Eneas erklärte ihm noch kurz, dass es Kinder von Piraten wären, aber auch Kinder, die sie genau wie Tileo von bösen Räubern und aus Sklavenmärkten befreit hätten.
Leider vergaß Tileo darüber nicht den wichtigen Auftrag, den Eneas erwähnt hatte, um seine Gedanken weg von Kosta zu bringen. Dabei wollten sie beide wohl lieber zu Kosta. "Ich erzähle ihn dir nachher, okay?", versprach Eneas. Er war sehr froh, dass Farell den Jungen mit einer Piratengeschichte nach draußen locken konnte. So waren die Erwachsenen eine Weile alleine. Eneas hatte ein rotes Hörschild um die Stube errichtet. Was er jetzt zu sagen hatte, durfte keiner der Tolarims je erfahren. In Mineva gab es zwar auch Timaris Eltern denen Eneas halbwegs vertraute, doch das waren nicht die einzigen Adeligen hier im Schloss.
"Wegen diesem Auftrag... Timaris hat ihn mir gegeben und ich bin mit ihr einer Meinung was das betrifft. Die Bedrohung durch Sion wächst und wächst. Timaris ist in Gefahr und es könnte deshalb auch andere Königinnen der Tolarims betreffen. Sie möchte besonders die Kinder in Sicherheit wissen. Vor Sion, aber auch vor hayllischen Adeligen, die vielleicht mit Timaris' Art der Kriegsführung nicht einverstanden sind." Eneas wollte nicht verraten, dass Timaris schlimm vergiftet war. Es war zu riskant es laut auszusprechen.
"Was willst du damit sagen?", fragte Ioakim.
"Es geht um Pandora. Und Arion", sagte Eneas leise nach einer Weile. "Sie sind in Gefahr." Erstaunte und besorgte Gesichter blickten ihn an.
"Gefahr? Ich habe meine Kinder bisher immer beschützt. Was die Königin sagt, ist mir egal", entrüstete sich sein älterer Bruder. "Das Netz schützt sie und solange sie sich unauffällig verhält..."
Eneas konnte schon verstehen, dass Ioakim lieber selbst sich um seine Tochter kümmerte und sie schützen wollte. "Timaris möchte, dass ich die Kinder an... einen sicheren Ort bringe", erklärte der Kapitän. Ioakim schnaubte wütend.
"Sie sind hier sicher", beharrte er.

"Eneas, das kann Lady Tolarim doch nicht wirklich verlangen... Ioakim und Estella ihre Kinder wegnehmen", wandte seine Mutter ein, während Massimo nachdenklich schwieg.
"Nicht wegnehmen. Nur für eine Weile in Sicherheit bringen", versuchte Eneas seine Familie zu überzeugen. Er konnte schlecht die Vergiftung verraten, obwohl es vielleicht geholfen hätte Ioakim von der Dringlichkeit zu überzeugen. "Bis der Krieg vorbei ist und Timaris' Position auf dem Thron wieder gefestigt ist... Timaris ist nicht einzige, die von der... Blutsverbindung weiß. Ich möchte nicht, dass Pandora oder Arion etwas passiert. Es ist vielleicht nur für ein paar Monate."
"Was genau hat sie gesagt?", wollte Ioakim wissen.
"Dass ihr Gefahr von Seiten der hayllischen Adeligen droht. Auch und besonders von den Tolarim. Mineva ist nicht sicher... noch ist es rechtzeitig. Ich kann sie wegbringen zu dieser Insel, wo auch Laree gerade ist. Es ist geschützt dort." Dafür hatte Eneas gesorgt. Nuranessa war ein Zufluchtsort für alle Verfolgten und sie hatten auch Schwarze Witwen auf der Insel, die jene vor allzu neugierigen Blicken schützte.
"Ich gehe mit", sagte da plötzlich Estella, die bisher eher still gewesen war und Ioakim hatte reden lassen. "Ich lasse meine Kinder nicht alleine. Ich gehe mit."
Ioakim riss die Augen auf. "Was?! Du bist damit einverstanden?!", rief er. Estella seufzte, drückte seine Hand und sah ihren Mann an.
"Ich will nicht gehen, aber wir können Pandora nicht ewig so schützen. Sie ist kein kleines Kind mehr und ihr Geburtsjuwel... Ioakim, wir müssen dafür sorgen, dass sie in Sicherheit ist und versteckt. Solange bis sie älter ist und sich selbst zur Wehr setzen kann und vielleicht die richtigen Männer findet, die sie beschützen und hinter ihr stehen. Und... Sion hat schon so viele Königinnen entführt."
"Es ist nur solange der Krieg vorbei ist. Bestimmt nicht mehr als ein paar Monate." Eneas sagte nichts dagegen, dass Estella mitkommen wollte. Timaris hatte das nicht eingeschränkt und mit ihrer Mutter an der Seite würden sich Pandora und Arion auch nicht so alleine fühlen.
Bloß Ioakim wollte das noch nicht einsehen, sträubte sich dagegen. Eneas fiel wieder ein, dass Timaris ihm noch etwas mitgegeben hatte, um seinen Bruder zu überzeugen, dass sie jetzt Handeln mussten. Er rief die Kette mit der silbernen Rose herbei, legte ihn auf den Tisch. Ioakim hielt den Atem an, starrte darauf, Entsetzen im Blick.
"Es ist so schlimm?", fragte er leise. Eneas nickte.
"Leider... ich würde sie nicht mitnehmen wenn es nicht wirklich nötig wäre. Verstehst du jetzt? Timaris wollte die Kinder unbedingt in Sicherheit wissen."
Endlich widersprach auch Ioakim nicht mehr, er sah nur sehr ernst und besorgt drein. Es war klar, dass er die Kinder gerne hier behalten hätte, doch auch er sah ein, dass es so sicherer war. "Ich könnte auch mitgehen."
"Das ist zu auffällig, Ioakim", wandte Lela ein. "Estella kann gehen. Wir werden sagen, ihr habt Probleme in der Ehe, wenn jemand fragt. Dann wird niemand Verdacht schöpfen."
Ioakim zog die Brauen kritisch zusammen. "Was soll das denn heißen?"
"Dass es normal ist, wenn Paare eine Weile Abstand haben und wenn die Mutter die Kinder mitnimmt. Es wird mehr Fragen aufwerfen, wenn ihr beide plötzlich aus Mineva verschwindet. Estella wird mitgehen. Wir sagen, sie ist mit den Kindern eine Verwandte besuchen", beschloss Lela. "Die Kinder kommen zuerst. Was machen da ein paar Gerüchte?" Sie sah Ioakim ernst an, der schließlich nachgab und nickte.
"Wenn ihnen etwas passiert...", murrte er.
"Die 'E' ist das schnellste Schiff auf den terreillischen Meeren. Die Insel ist sicher. Wir haben Heilerinnen, es gibt viele Kinder dort und auch eine kleine Schule. Außerdem muss Pandora sich dort nicht verstellen. Wenn wir Glück haben, ist die Bedrohung vielleicht bald schon wieder vorbei", beschwichtigte Eneas. "Es wird ihnen nichts passieren."
"Das kannst du nicht garantieren", entgegnete Ioakim. Eneas nickte.
"Nein, aber sie sind dort weniger in Gefahr als hier..."

Nach dem langen, schwierigen Gespräch war die Stimmung entsprechend gedrückt. Man sprach darüber wie man diese Geschichte am besten verkaufte, wie man es den Kindern sagen würde und was als nächstes passieren sollte. Estella und Ioakim wollten noch einige Tage Zeit haben, um alles vorzubereiten. Man hielt es für zu auffällig die Kinder gleich mit aufs Schiff zu nehmen und so wollten sie sich in einigen Tagen an einem unbelebten Küstenabschnitt treffen, wo sie die drei an Bord nehmen würden. Estella wollte auf den Winden reisen und Eneas' Vater bot an den drein Geleitschutz zu geben bis dorthin. Eneas wurde nervös. Hoffentlich ging alles gut.
Schwieriger war es schon eher den Kindern noch nichts zu verraten, so dass sie nicht aus Versehen etwas verraten würden. Tileos Fragen auszuweichen war besonders schwer für Eneas. Der Junge wollte unbedingt etwas von der Aufgabe wissen. Eneas vertröstete ihn, dass es geheim wäre und er ihm alles erzählen würde sobald sie abgelegt hätten.
Sie besuchten Ioakims Haus, packten Tileos Sachen und brachten alles zur 'E'. Versteckt war dort bereits Gepäck der Kinder und Estella dabei. Tileo bekam wieder sein Bett in Vissarions Kajüte, doch sie sollten erst übermorgen ablegen. Die Mannschaft musste noch die in Draega aufgenommene Ladung abgeben und Ulysses wollte Zeit mit seiner ältesten Tochter verbringen.
Eneas bemühte sich nicht an Kosta zu denken, sich nicht von der Sehnsucht und dem Schmerz einnehmen zu lassen. Nachts kurz vorm Einschlafen war es am schlimmsten und dann weinte er wieder, krallte sich an die Decke und ertrug die Einsamkeit kaum. Wann würde er Kosta wiedersehen? Was konnte er tun damit dieser nicht mehr wütend auf ihn war?
Am anderen Tag musste er sich wieder zusammenreißen. Die Mannschaft hatte es deutlich gemacht, dass vor allem Eneas sich um Tileo kümmern sollte. Der Junge war der Grund, dass Eneas sich aus dem Bett quälte und seinen Liebeskummer zu bewältigen versuchte. Der Kapitän brachte Tileo zu Bett, las ihm eine Geschichte vor und am Morgen half er Tileo, dass dieser ein Frühstück bekam, weiter das Alphabet lernte und lesen und schreiben lernte. Eneas überzeugte Tileo damit, dass Lesen und Schreiben wichtig wäre, wenn sie Kosta Briefe schreiben wollten. Sie besuchten auch noch einmal Eneas' Eltern, bekamen wieder viel Essen aufgetischt. Eneas zeigte Tileo den Garten den er hier angelegt hatte, aber auch ein paar der geheimen Verstecke im Park.
Bis es am anderen Morgen soweit war, dass die 'E' wieder ablegte. Sie verabschiedeten sich von der Familie. Arion drückte Tileo ganz lange. "Ich will auch mit auf die Pirateninsel", sagte er.
"Ein ander Mal", vertröstete Eneas seinen Neffen. In ein paar Tagen, wenn sie die Kinder abholten. Ioakim wandte sich noch einmal per Speerfaden an ihn.
*Können wir ihr irgendwie helfen?*
*Indem wir ihr diese Sorgen nehmen... alles darüber hinaus... sie ist stark, sie wird es schaffen*, erwiderte Eneas, umarmte seinen Bruder ein letztes Mal ehe er mit Tileo an Bord ging.
Sie winkten bis der Hafen immer kleiner wurde.
"Hats dir denn in Mineva gefallen oder bist du froh, dass wir abreisen?", fragte Eneas Tileo, während er ihn ein bißchen festhielt, damit er nicht über die Reling fiel.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 21:07

Er staunte nicht schlecht über die Geschichte über die Seeschlacht, die Amanico ihnen erzählte. Wie sie vor den Schiffen des bösen Herrschers bis in den Nebel verfolgt worden waren und sie da dann überrascht und besiegt hatten. Oder wie Laree mit nur einem einzigen, brennenden Pfeil von ihrer Armbrust aus ein Pulverfass getroffen hatte, so dass es explodiert war und gleich zwei Schiffe zum Untergehen gebracht hatte. Die Hexe war toll. Tileo freute sich darauf, sie kennen zu lernen. Hoffentlich brachte sie ihm bei, wie man mit der Armbrust umging. Sowas wollte er auch können.

Leider wollte Taelos ihm jedoch noch immer nichts über ihren Auftrag erzählen, den sie von der Königin bekommen hatte, als sie wieder zurück zu ihm gingen. Er sei streng geheim und der Kapitän meinte, er könne ihn ihm erst verraten, wenn er ganz sicher sei, dass sonst niemand unbefugtes Zuhören könne. Tileo fand sich tapfer damit ab. Hauptsache er konnte wieder zu den Piraten aufs Schiff ziehen. Er war so aufgeregt deswegen, dass er so noch nicht einmal mitbekam, dass auch Sachen von Estella, Pandora und Arion eingepackt wurden.
Und in die Schule musste er auch nicht mehr gehen. Dafür brachte Taelos ihm nun das Alphabet weiter bei, damit er Iason Briefe schreiben und dessen dann auch lesen könnte. Das war Tileo viel lieber, als zur Schule zu gehen. Dann kam er sich nicht so unbeholfen vor. Ausserdem durfte er zusammen mit dem Kapitän den Park und den Garten und auch Teile des Schlosses erkunden. Das war schon spannend.

Schliesslich war es dann aber soweit und sie wollten an einem Morgen ablegen, wo die Flut günstig war. Herzlich drückte er Lela und Ioakim und sogar Pandora. Arion wollte er selber kaum mehr loslassen und wünschte sich auch, dass er mitkommen könnte. Mit ihm konnte man ganz toll spielen und dann musste er nicht an seine Eltern denken. Nachdem er von allen durchgeknuddelt worden war, war der Junge froh, sich auf die Reeling setzen zu können. Taelos stand bei ihm und hielt ihn fest, während sie den Leuten im Hafen zuwinkten, die immer kleiner wurden.

"Es war sehr schön in Mineva", erklärte er dem Kapitän auf seine Frage hin. "Estella und Ioakim sind sehr nett und mit Arion kann man toll spielen. Pandora ist leider immer unglücklich. Da scheint es so eine Charmella an der Schule zu geben, die ganz doof ist. Aber es war auch etwas merkwürdig. So als würden die da alle eine andere Sprache sprechen. Dabei waren es die selben Worte, die wir jetzt auch benutzen. Das war doof. Denn ich bin nicht dumm", nuschelte er und schmiegte sich an Taelos. Daran hatte er in den letzten Wochen oft gezweifelt.
"Aber ich bin jetzt total froh, wieder bei dir zu sein. Jetzt muss nur noch Iason von seinem Auftrag wieder zurück kommen und dann wird es super auf der Pirateninsel. Die echte, nicht wahr? Die andern wussten nicht, dass du nicht gescherzt hast, oder?" Tileo freute sich diebisch über dieses kleine Geheimnis. "Da kommt mir in den Sinn, schau mal, was mir Ioakim beim Verabschieden noch gegeben hat." Damit zog er einen zerknitterten Brief aus der Tasche. "Er ist von Iason. Liest du ihn mir vor?"

Lieber Tileo,
Ich hoffe, dieser Brief erreicht dich noch rechtzeitig, bevor du mit Taelos wieder aufbrichst. Bestimmt bist du jetzt sehr wütend auf mich, weil ich nicht mit nach Mineva gekommen bin. Es tut mir ganz schrecklich leid und ich vermisse dich so sehr. Ich weiss nicht, ob du das verstehen kannst, doch ich möchte meiner Königin gerne gegen den bösen Sion helfen und somit allen, die in Hayll leben.
Von hier aus habe ich auch die besten Möglichkeiten, mehr über den Verbleib deiner Familie herauszufinden. Ich denke, ich weiss schon, wo genau sich dein Dorf befindet. Dorthin habe ich bereits einen Krieger losgeschickt, der sich erkundigen soll, was passiert ist und was mit den Dorfbewohnern geschehen ist. Ausserdem gibt es hier einige, mächtige Schwarze Witwen, die mir bei der Suche helfen können.
Bitte bleibe solange bei Taelos und passe auf ihn auf. Bei ihm bist du in Sicherheit und er wird gut auf dich achtgeben. Du bist so unglaublich tapfer.
Pass auf dich auf.
Ich hab dich lieb und vermisse dich ganz furchtbar.
Iason
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 21:09

Tileo erzählte in einfachen Worten wie er es in Mineva gefunden hatte. Eneas hatte noch nicht viel Gelegenheit gehabt genauer mit dem Jungen darüber zu reden. Zum Glück hatte es ihn in Mineva gefallen, auch wenn er vieles nicht verstanden hätte. Dabei wäre er nicht dumm wie Tileo bekräftigte.
"Nein, das bist du nicht. Du hast schon ganz viel erlebt für dein junges Alter", bestätigte Eneas lächelnd. "Dass du manches nicht verstanden hast, das liegt bloß daran, dass es so viel neues und unbekanntes war. Das kann ganz schön überwältigend sein. Du hast das ganz toll gemacht", fand Eneas stolz. "Wir hätten dich gerne mitgenommen nach Raej, aber es war auch sehr gefährlich. Ich hätte da ganz furchtbare Angst gehabt, dass dir etwas passiert."
Tileo kuschelte sich an ihn und Eneas legte einen Arm um ihn, drückte ihn an sich. "Sei nicht so eilig damit groß und erwachsen zu werden, Tileo. Auf der Pirateninsel wirst du es gut haben, da gibts viele Kinder zum Spielen. Erwachsene haben viel Verantwortung und viel Arbeit. Genieß einfach die Zeit." Er lächelte ihn aufmunternd an.
Der Junge freute sich schon darauf, Kosta wiederzusehen. Dann würde es erst recht super auf der Insel. "Ich weiß leider nicht wann er wiederkommt. Niemand weiß wie lange dieser Auftrag dauern wird."

Da holte Tileo einen zerknüllten Brief aus seiner Jacke. Ioakim hätte ihn Tileo gegeben. Der Junge blickte ihn vertrauensvoll an, wollte, dass Eneas den Brief vorlas. Er faltete den Brief auf, als er die Handschrift Kostas registrierte. Sofort schien Eneas Puls anzusteigen, er fühlte seine Hände schwitzig werden. Kosta hatte Tileo einen Brief geschrieben. Eneas konnte es kaum erwarten es zu lesen. Anderseits wusste er nicht, ob er es überhaupt fertig brachte.
Mit vor Aufregung leicht zitternder Stimme begann er vorzulesen.
"Lieber Tileo,
Ich hoffe, dieser Brief erreicht dich noch rechtzeitig, bevor du mit Taelos wieder aufbrichst. Bestimmt bist du jetzt sehr wütend auf mich, weil ich nicht mit nach Mineva gekommen bin. Es tut mir ganz furchtbar leid und ich vermisse dich so sehr. Ich weiss nicht, ob du das verstehen kannst, doch ich möchte meiner Königin gerne gegen den bösen Sion helfen und somit allen, die in Hayll leben"
, las Eneas vor, stockte, atmete tief durch. Er hatte immer wieder Pausen machen müssen, gab sich alle Mühe sich zusammenzureißen und stark zu sein. Er wünschte, er hätte so einen schönen Brief von Kosta bekommen.
Langsam las er weiter und davon, dass Kosta bereits jemand geschickt hätte Tileos Heimatdorf zu suchen und über die Eltern herauszufinden. "Das.. das ist gut, nicht?" Eneas lächelte. "Wir finden heraus, wo deine Eltern sind." Er las vorsichtig weiter vor, doch seine Stimme klang immer belegter und seine Augen wurden feucht. Von Kosta zu hören... er hatte das Gefühl, er könnte gleich neben ihnen stehen. Fast greifbar.. so nahe.... und gleichzeitig standen da diese furchtbaren Worte zwischen ihnen vom letzten Gespräch. Er hatte ihm gesagt, dass er ihn liebte. Er hatte ihm alles angeboten, aber es war zu schwach gewesen.
"P-pass auf dich auf... Ich.. hab dich lieb und... und... vermiss-- vermisse", versuchte Eneas weiter zu lesen, doch die Tränen ließen sich nicht aufhalten. "vermisse dich ganz furchtbar... Iason.." Eneas schluchzte unterdrückt, hielt sich die Hand vor die Augen. Verflucht.. er konnte nicht.. er wünschte so sehr Kosta wäre hier und wäre nicht wütend auf ihn. Oder dass er ihm wenigstens auch so einen lieben Brief geschickt hätte.. irgendetwas außer den Worten, dass er verschwinden sollte.
Natürlich war Tileo neben ihm erschrocken und wollte wissen was los war. Eneas hielt den Brief in der zitternden Faust. Maria kam zu ihnen.
"Es tut mir leid... ich... v-vermisse Iason auch... sehr...", brachte Eneas hervor, versuchte das Schluchzen zu dämpfen und irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Maria streichelte ihm den Rücken.
"Ihr werdet euch wiedersehen", sagte die Heilerin.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 21:12

Ein stolzes Lächeln huschte über sein Gesicht, als Taelos ihn so lobte, dass er es in Mineva gut gemacht hätte. Das war schon toll zu hören. Noch besser war die Bestätigung, dass er nicht dumm sei. Das sei normal, dass man etwas überwältigt wäre, wenn so viel neues und unbekanntes auf einem zukomme. Nur das mit dem nicht so schnell gross und erwachsen werden, begriff Tileo nicht so ganz. Spielen klang zwar ganz gut. Doch er konnte doch nicht nur spielen, wenn er nicht wusste, wie es seinen Eltern ging. Das mit der Verantwortung und Arbeit klang sehr anstrengend, doch er musste doch jetzt erwachsen sein, wo er keine Eltern mehr hatte. Ausserdem wollte er stark sein und sich beschützen können. Oder auch andere, so wie Taelos und Iason. Damit er auch Mädchen retten gehen konnte. Pandora zum Beispiel, wenn sie wieder unglücklich war.

Sie kamen wieder auf Iason zu sprechen und überlegten, wie lange es wohl dauern würde, bis er auf die Insel nachkommen konnte. Da kam Tileo in den Sinn, dass er ja noch einen Brief von Iason bekommen hatte. Ioakim hatte ihn ihm gegeben, als sie sich verabschiedet hatten. Er hatte ihn auch erst heute früh bekommen. Da er noch nicht so gut lesen konnte, bat er Taelos, ihn ihm vorzulesen, damit es schneller ging. Allerdings ging es dann doch nicht wirklich schnell.
Zu Anfang wunderte Tileo sich noch, warum er Iason böse sein sollte. Er konnte das mit dem Auftrag gut verstehen, auch wenn er ihn ganz fürchterlich vermisste. Aber dann fing er an, sich über Taelos zu wundern. Er las immer langsamer und stockte zwischendurch. Dabei konnte er doch lesen. Sein Blick wurde fragend, doch er nichte begeistert, als es um seine Eltern ging. Der Kapitän las weiter und seine Stimme wurde immer krächzender. Ob er sich erkältet hatte? Und dann fing er plötzlich an zu heulen.
"Taelos, was ist denn los?" fragte er erschrocken und klammerte sich an den Krieger, blickte mit grossen, ängstlichen Augen zu ihm auf. Sogar Esmeralda die Heilerin kam zu ihnen, um den Kapitän zu trösten und ihm zu versichern, dass er Iason wieder sehen würde. "Ja, natürlich", bestätigte Tileo innig und nickte eifrig mit dem Kopf. "Warum auch nicht? Geht es ihm etwa doch nicht gut? Ist Iason krank oder verletzt? Oder ist er doch tot und du willst es mir nur nicht sagen? Sag mir, was los ist Taelos? Ich bin kein schwacher, kleiner Junge. Bitte, sag mir die Wahrheit. Warum weinst du so, weil du Iason so vermisst? Warum gehen wir dann nicht einfach zu ihm und helfen ihm?" Tileo bekam gerade wieder furchtbare Angst. Taelos war doch ein erwachsener Mann. Erwachsene weinten doch nicht einfach so, weil sie jemanden vermissten. Das taten nur kleine Kinder. So wie er selbst. Aber er hatte wenigstens versucht, es nur nachts zu machen.
Tileo hielt das nicht mehr aus und löste sich von Taelos, noch bevor dieser ihm hatte antworten können. Er wollte die Antworten gar nicht hören. Mit einem Aufschluchzen rannte er weg unter Deck in seine Kabine, wo er sich in seine Koje verkroch und Teddy fest an sich drückte.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 21:12

Er wollte Tileo beruhigen und ihm das erklären, aber es ging gerade nicht. Die Tränen flossen einfach weiter und wieder einmal stürzten über Eneas die Gefühle herein, der Kummer war so groß. In Mineva hatte er sich zusammengerissen und es nicht gezeigt. Es hatte dort wichtigeres gegeben, er hatte es einfach nicht seinen Eltern oder sonst jemanden sagen können. Wenn er es getan hätte, ja, dann hätten sie ihn gewiss getröstet, doch er wusste nicht, ob er danach noch fähig gewesen wäre sich um Tileo zu kümmern.
So wie jetzt. Er hatte dem Jungen Angst gemacht, der ihn ängstlich ansah und aufgeregt rief was denn los wäre, er sollte ihm die Wahrheit sagen. Wieso würden sie nicht zu Iason gehen und ihm helfen. Er befürchtete gar, dass Iason doch tot wäre und Eneas es ihm bloß nicht gesagt hatte.
Eneas versuchte zu antworten, aber es kostete alles bloß die Hand vor die Augen zu halten und nicht hemmungslos zu weinen. Er hatte seinen besten Freund verloren. Er war nicht gut genug für Kosta, er verstand ihn nicht mehr, hatte es vielleicht nie. Eneas wusste nicht was Kosta von ihm wollte und wieso seine Liebe nicht reichte. Wieso hatte er es nicht selbst erkannt? Er hatte sich doch schon immer zu Kosta hingezogen gefühlt. Wieso hatte er es sich nicht eingestanden?
Genau wie Tileo hatte Eneas selbst eine Unmenge an Fragen, die niemand beantworten konnte. Es gab keine Antworten, es war bloß sinnloser Schmerz. Sein Freund war weg und es würde nie mehr wie früher sein. Eneas schluchzte auf. Da löste sich der Junge von ihm, rannte mit seinen kurzen Beinen flink übers Deck und die Treppe hinunter.
Eneas hob den Kopf, sah ihm aus tränenverschleierten Augen nach. Das hatte er nicht gewollt. Verfluchter Brief. Dabei war er so schön. Maria umarmte Eneas, drückte ihn fest.
"Das wird wieder. Eure Freundschaft ist stark", redete sie ihm zu.
"Ich.. ich muss das Tileo.. erklären", schluckte Eneas, nachdem er sich ein wenig gefangen hatte.
"Er ist noch jung, er wird das nicht ganz verstehen", warnte die Heilerin ihn.
"Ich versteh es ja selbst nicht...", murmelte der Kapitän. "Aber anlügen will ich ihn auch nicht..."
"Dann lass das Komplizierte weg", riet Maria ihm, "Es wäre nicht recht dem Jungen das aufzuladen. Er macht sich schon genug Gedanken." Eneas nickte. Maria hatte recht, trotzdem musste er irgendwie mit Tileo darüber reden. Er wischte sich die Tränen weg, putzte sich die Nase. Ob Kosta geahnt hatte, dass Eneas den Brief lesen würde? Was er jetzt wohl machte? Ob er immer noch wütend war? Und wieso...

Eneas ging unter Deck und zu der Kajüte, wo Vissarion und Tileo untergebracht waren. Später sollte Arion auch hier hin. Eneas klopfte an die Türe, öffnete sie dann langsam. "Tileo?", fragte er leise. Er fand den Jungen in der schmalen Koje, wo er sich an seinen Schmugglerteddy gedrückt hatte. Eneas tat es so leid, dass er Tileo Kummer bereitet hatte.
"Darf ich mich setzen?", fragte Eneas und tat es erst nach einer kleinen Zustimmung. "Iason geht es wirklich gut. Du hast mein Ehrenwort", versicherte der Kapitän, schwieg einen Moment. "Manchmal weinen Erwachsene auch... wenn etwas sehr sehr weh tut. Und ich.. vermiss ihn sehr.. Es tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe. Ich versuche es dir zu erklären. Du weißt doch, dass Leto meine Gefährtin war oder? Das ist sie nicht mehr... weil wir uns getrennt haben." Eneas hatte keine Ahnung ob das für Tileo irgendwie Sinn machte. Er versuchte es so einfach wie möglich zu erklären.
"Du weißt doch, was eine Gefährte ist oder? Erwachsene können einen Gefährten haben. Dann sind sie ein Paar und... haben sich sehr sehr lieb. Dann teilen sie alles miteinander und machen Pläne für die Zukunft, wo sie ein Haus bauen und eigene Kinder haben. Aber manchmal... da haben beide unterschiedliche Pläne. Sie wollen etwas unterschiedliches. Leto und ich.. wir wollten etwas unterschiedliches und wir konnten uns nicht einigen. Ich wollte... Iason. Ich habe mich in ihn verliebt", erzählte Eneas leise. "Weißt du was das bedeutet? Verlieben?"
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 21:18

Er zuckte nur leicht und ziemlich lustlos mit seinen Schultern auf Taelos Frage, ob er sich zu ihm setzen dürfte. Er wollte nicht hören, was er zu sagen hatte. Das würde sicherlich ganz furchtbar weh tun. Aber andererseits wollte er auch nicht alleine sein und es wäre schön, sich an Taelos zu kuscheln. Nur traute er sich gerade irgendwie nicht. Erst als Taelos ihm sein Ehrenwort gab, dass es Iason gut gehen würde und er nicht tot sei, blickte er hoffnungsvoll auf. An dem Ehrenwort des Piraten konnte er nicht zweifeln. Zögerlich rutschte er näher, um sich anzuhören, was Taelos ihm erklären wollte.

Dass auch Erwachsene weinten, hatte Tileo begriffen, respektive gesehen und er hatte sich schon gedacht, dass das nur geschah, wenn etwas besonders schlimmes passiert war. Deswegen hatte er ja auch so Angst bekommen. Taelos wollte ihm nun erklären, weswegen er geweint hatte. Aber dann fing er an von Dido zu sprechen. Also eigentlich Leto. Seine Gefährtin, der er dauernd so alberne Küsse gegeben hatte. Tileo nickte. Natürlich wusste er, was eine Gefährtin oder ein Gefährte war. Er war nicht blöd. Seine Eltern waren auch Gefährten. Nur was hatte das mit Iason zu tun und damit, dass Taelos so traurig war? Der Grund kam erst ganz am Schluss der langen Erklärung.

"Klar weiss ich das", grinste er naseweis und hüpfte leicht auf seiner Matratze. "Das bedeutet, dass du Iason knuuuutschen willst", kicherte er aufgedreht und klatschte in seine Hände. "Der Kapitän will Iason knutschen. Der Kapitän will Iason knutschen", sang er fröhlich, bis ihm plötzlich etwas in den Sinn kam. "Hmmm, aber wie wollt ihr zwei denn Kinder bekommen?" Das ging doch nicht mit zwei Männern. Konnten zwei Männer überhaupt Sex miteinander haben? Uuuuh, nein, darüber wollte er lieber nicht zu genau nachdenken. "Oh und jetzt bist du so traurig, weil Iason nicht hier ist. Armer Taelos." Er fiel dem Kapitän um den Hals, um ihn heftig zu trösten. "Keine Sorge, wir machen den Geheimauftrag der Königin ganz schnell zuende und dann können wir wie der Wind zu Iason segeln, damit du ihn knutschen kannst." Er kicherte.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 21:18

Es kam für Eneas ziemlich unerwartet, dass Tileo plötzlich grinste und übermütig sagte, dass er genau wüsste was Verliebt sein bedeutete. Er kam von seinem Rückzugsort hervorgehüpft, saß nun neben Eneas und kicherte erfreut, dass Taelos Iason knutschen wollte. Eneas war so überrascht über diese simple Sichtweise, dass er auch leicht lachen musste. Tileo zog ihn wie in einem Kinderreim fröhlich auf, sang in heller Stimme immer wieder, dass der Kapitän Iason knutschen wollte.
"Ja, das will ich", bestätigte Eneas offen und lächelte ehrlich. Dass er schon sehr oft Iason "geknutscht" hatte wie der Junge das beschrieb, sagte er Tileo nicht. Das würde ihn nur verwirren und alles brauchte der Junge wirklich nicht wissen. Da hatte Maria recht. Sobald Tileo sich etwas beruhigt hatte, kam gleich eine Frage. Wie sie denn Kinder bekommen könnten. Oh, Eneas wollte nicht unversehens in ein Aufklärungsgespräch hinein rutschen.
"Wir könnten Kinder adoptieren. Kinder, die eine Familie brauchen. Sie wären zwar nicht von unserem Blut, aber wir würden sie genauso lieben als wären sie es", versuchte Eneas zu erklären. "Aber bis dahin ist es noch weit.. weil..." Er kam nicht sehr weit, denn Tileo fiel ihm plötzlich um den Hals und meinte, dass Taelos traurig wäre, weil Iason nicht hier wäre. Eneas nickte, schloss seine Arme um den kleinen Jungen, der ihn so lieb trösten wollte und ihn aufmunterte damit, dass sie nach dem Geheimauftrag sofort zu Iason segeln würden, damit er ihn knutschen könnte.

Eneas lächelte. "Ja, das wäre schön. Aber ich bin gar nicht sicher, ob Iason mich auch als Gefährte mag. Ob er mich auch.. knutschen mag", sagte er. Eneas wollte nicht gleich sagen, dass Kosta ihn abgewiesen hatte. Er befürchtete, er würde dann wieder weinen und Tileo erschrecken. "Deswegen bin ich traurig. Und weil ich ihn schrecklich vermisse, du hast recht. Nur kann der Geheimauftrag länger dauern... willst du wissen was es ist?", fragte Eneas, während Tileo sich an ihn kuschelte.
"Erst einmal ist es schön. Denn du wirst Pandora und Arion wiedersehen. Die Königin hat uns nämlich den Auftrag gegeben die beiden zu beschützen. Wir werden sie in einigen Tagen an einer geheimen Stelle abholen und gemeinsam mit ihnen zur Pirateninsel segeln. Du hast recht, es ist eine richtige Pirateninsel. Aber das weiß meine Familie nicht." Er zwinkerte verschwörerisch. "Du musst nämlich wissen, dass Pandora in Wahrheit eine Königin ist", verriet er. "Und der böse Herrscher fängt Königinnen. Er ist ganz gemein zu ihnen. Deshalb müssen wir Pandora schützen. Selbst wenn sie manchmal komisch ist. So wie.. wie Kosta geschrieben hat. Es mag nach einer kleinen Aufgabe aussehen, aber sie ist sehr wichtig und hilft der Königin. Verstehst du das?", fragte Eneas.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 21:37

"Aber dann musst du ihn doch fragen", fand Tileo, als Taelos zugab, dass er sich nicht sicher sei, ob auch Iason ihn lieben würde. Wichtigtuerisch krabbelte er ihm auf den Schoss und blickte ihn ernst an. "Bestimmt will er dich auch knutschen. Wo er dich doch immer so anstarrt, wie Amanico, also Farell Rachel anguckt." Tileo musste erneut kichern. "Und jetzt weiss ich auch wieso." Er grinste selbstsicher und störte sich nicht daran, dass auch zwei Männer sich lieben konnten. Wenn die sogar Kinder bekommen konnten, auch wenn Tileo das mit dem ado... ado, also auch wenn er das nicht so ganz begriffen hatte, wie das ging, so ging es und musste also was ganz normales sein. Nur dass Dido nicht mehr hier war, war sehr schade. Sie war immer sehr nett zu ihm gewesen.

"Oh, ja, um was geht es bei dem Auftrag?" wollte er dann auch gleich Feuer und Flamme wissen. "Pandora und Arion kommen doch auch mit auf die Pirateninsel? Toll." Begeistert klatschte er in die Hände. "Ich habe Pandora schon beschützt, bevor ich von dem Auftrag wusste. Deswegen habe ich mich an der Schule mit Carlos geprügelt. Es lief aber nicht sehr gut", gab er verlegen zu. "Und die Lehrerin war ganz wütend und Ioakim musste uns alle abholen kommen."
Dann hörte er aber wieder aufmerksam zu und nickte ernst, dass noch nicht einmal Taelos Familie etwas über das Piratenleben wusste. "Ich weiss, deswegen habe ich nie etwas darüber gesagt."
Die grösste Überraschung kam jedoch erst noch, als der Kapitän ihm mitteilte, dass Pandora in Wahrheit eine Königin sei. Tileo klappte der Mund runter und machte grosse Augen. Wobei, wenn er so darüber nachdachte. "Königin passt auch viel besser zu ihr als Hexe", stimmte er schliesslich zu. "Deswegen ist sie auch immer so unglücklich, weil sie nicht sie selbst sein darf. Das ist bestimmt doof, sich immer so zu verbergen." Auf der Pirateninsel musste sie das nicht mehr tun. Dann würde sie sicher glücklicher werden. "Kennt die Territoriumskönigin denn Pandora und Arion, dass sie ihr so wichtig sind? Oh und meinst du, Pandora will auch irgendwann ihren eigenen Hof gründen?" kam es ihm nachdenklich in den Sinn und irgendwie kribbelte es gerade ziemlich dolle in seinem Bauch.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 21:38

Leider ließ Tileo diese Knutschen Sache nicht so schnell ruhen und meinte energisch, dass Eneas einfach fragen müsste. Der Junge krabbelte ihm auf den Schoß, was den Krieger zunächst überraschte, da er das noch nie vorher gemacht hatte. Tileo sah ihn an mit diesem Blick, das er ganz überzeugt davon war was er sagte. Er glaubte, Iason wolle ihn auch knutschen, da er Taelos so oft anstarrte. Tileo kicherte wieder. Es schien ihm nichts auszumachen, dass Eneas plötzlich in seinen Freund verliebt war. Er wusste nicht was er darauf sagen sollte. Dass er schon längst Kosta gefragt hatte und der hatte... nein gesagt. Ein sehr brutales Nein. Weil Kosta ihm nichtmal geglaubt hatte. Eneas versuchte nicht daran zu denken.
"Ich.. hab ihn schon einmal gefragt... aber er hat mir nicht so richtig geglaubt, dass ich ihn.. knutschen mag", gestand Eneas, versuchte für den Jungen positiv zu denken und zu lächeln. "Ich muss einfach noch einen guten Weg finden wie ich ihm das sagen kann, so dass er ganz begeistert ist und.. mich toll findet. Aber erst müssen wir uns um den geheimen Auftrag kümmern."
Er erzählte auch gleich worum es ging und Tileo hörte aufmerksam zu. Aufgeregt freute er sich darüber, dass Pandora und Arion mitkommen würden. Er hätte auch Pandora schon in Mineva beschützt.
"Du hast dich mit jemanden geprügelt?", fragte Eneas verwundert. "Hat dieser Carlos Pandora bedroht?"
Er verriet Tileo dann, dass Pandora in Wirklichkeit eine Königin wäre. Der Junge war zunächst sehr überrascht, meinte dann aber, dass das zu Pandora viel besser passte. Tileo glaubte auch, dass Pandora wegen dem Verbergen unglücklich wäre.

"Das kann gut sein. Nicht sein zu können wie man eigentlich ist oder sein will, kann sehr schwer sein. Ja, die Königin kennt Pandora und Arion. Also sie kennt Ioakim. Er war mal ihr Leibwächter", antwortete Eneas. Er wollte weglassen, dass er mit Timaris zusammen gewesen war. Sonst wurde es schnell kompliziert und noch mehr Fragen würden auftauchen, befürchtete Eneas.
Anderseits hatte Tileo sowieso viele Fragen. Ob Pandora mal einen eigenen Hof gründen würde. "Bestimmt", bejahte der Kapitän. "Königinnen haben so eine Art, dass sie sowieso viele Menschen um sich scharen. Sie stehen gerne im Mittelpunkt und Menschen folgen ihnen gerne", erklärte er. Eneas hatte ein oder zwei Dinge über Königinnen durch Timaris gelernt. "Pandora ist aber noch jung und deswegen müssen wir sie vor dem bösen Herrscher schützen. In Nuranessa wird sie sicher sein." Er stupste Tileo gegen seine Nase. "Und du auch. Wir holen Pandora, Arion und ihre Mutter bei einem geheimen Treffpunkt ab. Wenn es soweit ist, sag ich dir Bescheid. Arion wird hier in der Kajüte eine Koje bekommen. Dieses Mal teilst du mit ihm deine Kajüte so wie er sein Zimmer mit dir geteilt hat, ja?", fragte Tileo. "Also falls Meister Petz das hier zulässt." Eneas grinste verschmitzt.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 21:47

"Er hat dir nicht geglaubt? Warum denn nicht?" fragte Tileo unbedarft nach. "Ja, das musst du unbedingt, einen guten Weg finden. Kann ich dir helfen? Iason soll doch bald wieder kommen. Und wir müssen ganz schnell unseren Auftrag beenden." Deswegen war er auch gleich sehr aufmerksam, als Taelos ihm davon erzählte. Was sie denn eigentlich tun müssten. Es war etwas ganz tolles. Sie sollten auf Pandora und Arion aufpassen.

"Carlos hat dumme Sachen zu Pandora gesagt", antwortete Tileo offen. "Und dann hat er auch noch an ihrem Zopf gezogen. Das darf er nicht. Man darf keine Kinder anfassen." Das hatte Iason ihm versichert. "Ioakim war trotzdem nicht glücklich darüber und die Lehrerin war auch ganz wütend. Er hat gemeint, ich hätte das anders machen sollen. Aber ich weiss nicht wie und wenn Pandora Carlos nicht aufgehalten hätte, hätte er mich wohl geschlagen. Obwohl Pandora ihn schwach genannt und ihn ausgelacht hat." So ganz hatte er das nicht vergessen können und es nagte noch etwas an ihm, Deswegen kuschelte er sich nun wieder trostsuchend an Taelos.

"Ioakim war Leibwächter der Königin von Hayll", staunte Tileo nicht schlecht, bevor er dann nickte. "Ja, er kann wirklich gut kämpfen. Es hat es mir beigebracht, solange du und Iason weg wart. Oh, aber warum ist Ioakim nun nicht mehr ihr Leibwächter? War sie nicht zufrieden mit ihm? Muss er deswegen nun wieder stundenlang rumstehen. Das ist soooooo langweilig." Er wollte sicher kein Wächter werden. Pirat sein, war viel spannender. Da passierte immer etwas. Aber andererseits, wenn Pandora Schutz brauchte, würde er vielleicht doch einmal Wache stehen. Wann sie wohl ihren Hof gründen würde? Gleich auf Nuranessa, wenn sie sich nicht mehr verstellen musste? Ob sie ihn auch erwählen würde? "Du, Taelos, weisst du, wie man einer Königin dient?" fragte er nachdenklich, da er das so schon gehört hatte, aber nicht verstand, was das bedeutete. Irgendwie schien es wichtig zu sein.

"Warum sind Pandora und Arion und Estella nicht gleich mit uns mitgekommen?" ging der nie enden wollende Strom an Fragen weiter. "Und warum kommt Ioakim nicht mit. Arion wird seinen Papa bestimmt ganz furchtbar vermissen." Tileo tat es jedenfalls. "Natürlich teile ich mit ihm meine Kajüte. Wenn er will, darf er sogar in meiner Koje schlafen. Er ist ja noch kleiner als ich. Teddy hat sicher nichts dagegen. Aber warum nennst du Teddy so komisch. Das ist nicht sein Name."
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 21:47

Tileo fragte trotzdem unschuldig nach, wieso Iason denn Taelos nicht geglaubt hätte. Er müsste unbedingt einen Weg finden, dass Iason ihm glaubte. Tileo würde sogar helfen. Eneas lächelte gerührt. "Danke, das ist lieb von dir. Warum er mir nicht geglaubt hat? Ich weiß es auch nicht so recht... weil ich nicht selbst herausgefunden hab, dass ich verliebt in ihn bin. Die Königin hat es mir gesagt und da hab ich erkannt, dass es stimmt was sie gesagt hat. Dass ich ihn knutschen mag. Bloß gefühlt hab ich das schon viel viel länger.." Eneas senkte den Kopf, presste die Lippen kurz zusammen und atmete tief durch. "Es ist kompliziert... du musst das nicht verstehen. Nur, dass ich alles versuchen werde, damit er mir glaubt.. okay?" Er strich Tileo über seinen Kopf, versuchte ihn von diesen Fragen abzubringen und von dem Auftrag zu sprechen.
Tileo erzählte danach von diesem Carlos, den er geschlagen hatte, da er Pandora beleidigt hätte. Und sie am Zopf gezogen. Tileo sagte gleich, man dürfe keine Kinder anfassen. "Ja, das stimmt. Aber er war kein Erwachsener oder? Kinder im gleichen Alter raufen manchmal. Aber du hast recht, das war nicht nett von Carlos." Tileo fuhr fort, dass Ioakim und die Lehrerin wütend gewesen wären, weil Tileo es anders hätte regeln können.
"Du hast getan was du konntest. Das war mutig und stark. Nur weil man selber Schläge einsteckt, heißt das nicht, dass man schwach ist." Er drückte Tileo an sich. Eneas wusste, dass der Junge es nur gut meinte und wohl einen starken Beschützerinstinkt hatte, obwohl er noch so klein war. So interessierte er sich auch sofort dafür, dass Ioakim Leibwächter gewesen war und erzählte, dass Eneas' Bruder ihm ein bißchen Kämpfen beigebracht hätte. Nur das stundenlange Rumstehen wäre langweilig. Eneas grinste.

"Das finde ich auch langweilig. Aber man steht ja nicht nur herum. Man schaut und beobachtet, um dann sofort eingreifen zu können, wenn Gefahr droht. Wächter müssen immer bereit sein. Das ist schon anstrengend", erklärte er. "Ich habe auch eine Wächterausbildung gemacht", verriet er. "Aber ich war mit meinen Gedanken oft ganz woanders und als ich noch jung war, war ich überhaupt kein guter Kämpfer und sehr schwach. Erst später habe ich gelernt besser zu werden und ich habe herausgefunden was ich machen will." Eneas erinnerte sich wieder an Tileos andere Frage. "Ioakim ist da ein viel besserer Wächter als ich es je war. Die Königin war sehr zufrieden mit ihm als Leibwächter, aber sie hat gewusst, dass Ioakim lieber in Mineva bleiben wollte als nach Draega zu gehen."
Tileo stellte noch eine weitere wichtige Frage. Wie man denn einer Königin diente. Ob Tileo etwa darüber nachdachte später Pandora zu dienen? Oder überhaupt zu dienen?
"Hmmm... ich gehöre selber keinem Hof an, aber ich kann mir vorstellen, dass es viele verschiedene Wege gibt wie du einer Königin dienen kannst. Das muss jeder Mann für sich herausfinden. Denn jeder Mann kann ja unterschiedliche Sachen. Schau, manche sind gute Kämpfer und die dienen der Königin indem sie für sie gegen ihre Feinde kämpfen oder sie beschützen. Und andere, die sind gute Zuhörer und hören der Königin zu, wenn sie Sorgen hat. Oder sie sind gut darin neue Freunde zu machen und können der Königin helfen, dass sie auch mehr Freunde bekommt", versuchte Eneas es so einfach wie möglich zu erklären. "Es gibt noch viel viel mehr Möglichkeiten. Ich glaube, am wichtigsten ist, dass du herausfindest in was du gut bist und was du später machen möchtest. Dann wirst du auch wissen wie du einer Königin dienen möchtest." Hoffentlich war das nicht zu kompliziert gewesen. "Bis dahin hast du noch etwas Zeit, Tileo."
Trotz Erklärungen waren die Fragen nicht viel weniger geworden. Tileo war ein aufgewecktes, kluges Kind und Eneas war ja auch froh, dass er sich traute so viel zu fragen.
So bemühte er sich dann die Fragen nach dem Auftrag zu beantworten. "Es wäre zu auffällig gewesen, wenn sie gleich mit an Bord gekommen wären oder Ioakim mitgekommen wäre. Wir müssen den bösen Herrscher austricksen. Damit er keinen Verdacht schöpft, dass wir Pandora mitnehmen. Wir wissen nicht, ob er schon heimlich ein Auge auf sie geworfen hat." Eneas ließ die Bedrohung durch die hayllischen Adeligen weg. Das würde Tileo zu verwirren. Es war schon genug an Wissen, was der Junge heute erfuhr und erst einmal verarbeiten musste. Eneas hatte keine Ahnung, ob er sich gut dabei anstellte.
"Warum ich ihn Meister Petz nenne?" Eneas lächelte verschwörerisch. "Ich dachte, das wäre sein Piratenname. Der berühmt berüchtigte Schmuggler." Er zwinkerte. "Dabei fällt mir ein... du brauchst auch noch ein Piratennamen. Hast du dir einen überlegt oder sollen wir gemeinsam überlegen?"
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 21:50

"Okay", nickte er treuherzig und verstand wirklich nicht so ganz, was das Problem zwischen Taelos und Iason war. Warum Iason Taelos nicht glaubte, dass er ihn liebte. Er spürte nur, dass der Kapitän sehr, sehr traurig war und er wollte ihm gerne helfen und ihn trösten, so wie er ihn auch oft getröstet und aufgemuntert hatte. Vielleicht sollte er Iason davon schreiben. Aber dann konnte er nicht mit Taelos zusammen den Brief schreiben. Sonst wäre es keine Überraschung mehr. Womöglich würde ihm Esmeralda die Heilerin helfen. Sie schien zu wissen, was los war.
Sie wechselten bald wieder das Thema und kamen auf die Prügelei mit Carlos zu sprechen. Tileo beichtete Taelos, was er getan hatte. Leicht trotzig und in Erwartung, dass er wieder gescholten wurde. Stattdessen war der Kapitän stolz auf ihn und lobte ihn. Er hätte getan, was er konnte und sei nicht schwach, nur weil er selber beinahe geschlagen worden wäre. Tileo ging das Herz auf und er fühlte sich so viel leichter. Glücklich drückte er sich kurz an den Kapitän, der so liebe Worte für ihn hatte.

Der Kapitän erzählte ihm mehr von seinem Bruder und warum er nicht mehr Leibwächter der Königin war. "Das war aber lieb von ihr", lächelte er sanft. "Bestimmt vermisst sie ihn." Wenn Ioakim doch so gut war und nett war er ja auch. Wächter zu sein musste wohl wirklich anstrengend sein. Immer schauen und nur stehen. Tileo wollte lieber nur kämpfen lernen und dann Pirat werden. Oder vielleicht auch Pandora dienen.
Um das entscheiden zu können, musste er jedoch mehr darüber erfahren, was das bedeutete. Nicht, dass das wie bei dem Wache stehen, so todlangweilig war. Taelos Antwort auf seine Frage hin, was allerdings ziemlich kompliziert. Es gäbe verschiedene Wege einer Königin zu dienen und trotzdem irgendwie nur einer. Man müsse halt einfach das tun, was man am besten könne und so der Königin helfen. Natürlich musste Tileos sofort daran denken, was er gut konnte. Nur wollte ihm da nichts wirklich in den Sinn kommen. Das war frustrierend.
"Aber in der Zeit gibt es noch viel zu lernen", erwiderte der Junge altklug. "Bringst du mir das Kochen bei? Ich glaube, das ist auch sehr nützlich." Nur für den Fall, dass er doch mal auf sich alleine gestellt sein musste. Er vertraute Taelos und Iason zwar sehr, doch der Überfall auf sein Dorf und die darauf folgenden Geschehnisse, hatten tiefe Narben in dem jungen Krieger hinterlassen, die er selbst noch gar nicht so erkannte und nur Stück für Stück an die Oberfläche traten.

Gleichzeitig war er aber auch ein lieber Junge geblieben, der sogleich treuherzig versprach, Arion bei sich schlafen zu lassen. "Ich werde ihnen das ganze Schiff zeigen und ihnen erklären, worauf man achten muss", nickte er eifrig, machte dann aber grosse Augen, als Teddy einen Piratennamen erhielt. "Oh ja, ich will auch einen. Nein, ich habe mir noch nichts überlegt. Hilfst du mir. Und dann schreibe ich Iason einen Brief. Ihm soll der Name doch auch gefallen. Du, brauchen Pandora, Estella und Arion auch einen zweiten Namen, da sie sich verstecken." Er fand den Fluchtplan, den Taelos ausgeheckt hatte, klasse. Und noch besser war, dass er Bescheid wusste und mitmischen durfte.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 21:50

Tileo hörte ihm wissbegierig zu und so langsam wurden die Fragen erst einmal weniger. Vielleicht weil alles auf einmal auch recht viel gewesen wäre und Tileo erst einmal mit den Erklärungen umgehen musste. Hoffentlich hatte er das gut genug erklärt. Kosta konnte viel besser mit Kindern umgehen. Aber Eneas hatte Tileo sehr gerne. Ohne es zu wissen tröstete ihn der Junge in seinem Liebeskummer.
"Kochen? Hmm.. ja, wenn wir auf der Insel sind", antwortete er. "Auch wenn ich nicht so gut kochen kann wie Iason. Aber ein bißchen kann ich dir schon beibringen." Obwohl es länger her war, dass Eneas selbst gekocht hatte. Es würde schon gut gehen. Er musste bloß aufpassen, dass Tileo sich nicht am Herd oder durch Küchenmesser weh tat. Wieso wollte Tileo überhaupt Kochen lernen? Das war eher ungewöhnlich für ein Kind. Nützlich hatte es Tileo genannt. Bereitete er sich darauf vor, wenn er alleine sein würde? Eneas musste aufpassen, dass Tileo möglichst unbeschwert blieb und trotz all der Reisen und Ungewissheit über seine Familie ein bißchen Spaß haben konnte. Der Junge dachte zuerst aber an Pandora und Arion, wollte ihnen das Schiff zeigen und alles erklären auf der 'E'.
"Das ist gut", pflichtete Eneas bei. Tileo hatten sie bereits viel auf dem Schiff gezeigt und der Junge war auch bereits mutig in der Takelage der Segel herumgeklettert. Natürlich immer mit einem Juwelenschild am Boden, das ihn aufgefangen hätte, wenn er den Halt verloren hätte.

Begeistert wollte Tileo auch einen Piratennamen so wie Teddy einen hatte. Ob Eneas ihm nicht helfen würde einen Namen zu finden.
"Das mache ich gerne. Uns fällt sicher etwas ein." Eneas begann zu überlegen, als Tileo davon erzählte, er wollte Iason einen Brief schreiben. "Mach das. Er wird sich bestimmt freuen. Du könntest auch ein Bild malen und es dabei geben, wenn du möchtest." Eneas würde auch einen Brief schreiben, obwohl er sich fast vor einer Antwort fürchtete, weil sie ihn wieder so heftig verletzen könnte. Er ertrug die Gedanken an ihr Gespräch kaum. Er hätte nie Kosta auf diese Art seine Liebe gestehen sollen, es war alles so falsch gelaufen...
Wieder war es Tileo, der ihn ablenkte. Ob die anderen Kinder und Estella nicht auch andere Namen bräuchten. Eneas überlegte kurz.
"Hmm.. weißt du was, ich glaube, du hast recht. Das ist eine gute Idee", lobte er Tileo, auch wenn Eneas dies auch schon selbst eingefallen war. Es war jedoch erstaunlich, dass Tileo selbst darauf kam und unbedingt helfen wollte.
Es klopfte an der Türe und dann schaute Rachel mit ihren krausen dunklen Locken herein. "He, ihr zwei, es gibt Abendessen in der Messe. Wenn ihr nicht schnell seid, essen wir alles weg." Sie grinste Tileo an.
"Das werden wir nicht zulassen", wehrte Eneas sich sofort. "Oder, Tileo?"
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 21:52

"Niemals", krähte Tileo aufgedreht und sprang auf, als Taelos ihn fragte, ob sie es zulassen würden, dass man ihnen das Abendessen wegnahm. Rachel hatte reingeschaut und ihnen gesagt, dass es welches gäbe. Aber nicht mehr lange, wenn sie nicht gleich kommen würden. "Aye, Kapitän, lass uns unser Abendessen kapern." Damit war er auch schon zur Tür hinaus auf dem Wegg zu Messe und liess Taelos mit seinem Teddy zurück. Gerade waren seine Gedanken bei dem Essen. Nun wo Rachel es erwähnt hatte, bekam er schon ziemlichen Hunger. Am Mittag war er viel zu nervös gewesen, um richtig zu Essen.

Nach dem Abendessen ging er zu Esmeralda und fragte sie heimlich, ob sie ihm nicht mit dem Brief für Iason helfen täte. Die Heilerin blickte ihn etwas überrascht an. "Will der Kapitän dir dabei nicht helfen?" wollte sie verwundert wissen.
"Doch schon", gab Tileo verlegen zu. "Aber ich mag nicht, dass er meinen Brief liest. Weil... weil ich will Iason schreiben, dass er Taelos glauben soll, dass er sich in ihn verliebt hat, weil er sonst wieder weinen wird. Dabei hilft Taelos mir sicher nicht. Oder vielleicht schon, doch ich will nicht, dass er das liest. Du sagst ihm doch nichts oder. Biiiiitteee." Mit grossen Kulleraugen blickte er die Heilerin an, die daraufhin ziemlich hilflos seufzte und ihr Haar zurück strich. Aber schliesslich nickte sie. Strahlend fiel Tileo ihr um den Hals.

Lieber Iason,
Ich bin nicht böse auf dich. Niemals!!! Ich vermisse dich sehr. Aber du hast deinen Auftrag und wir unseren. Du beschützt deine Königin und ich meine. Das machen wir gut und dann feiern wir eine riesen Party. Wenn der Auftrag fertig ist.
Ich freue mich darauf, dich wieder zu sehen. Taelos auch. Jetzt ist er sehr traurig und weint, weil du ihm nicht glaubst, dass er verliebt in dich ist. Ich sag immer, dass er dich knutschen mag. Dann muss er lachen. Ich auch. Bitte glaube ihm.
Ich soll auch einen Piratennamen bekommen. Weisst du einen. Teddy hat schon einen. Taelos hat ihn Meister Petz genannt. Klingt gross. Ich will einen gefährlichen Namen.
Ich vermisse dich auch.
Bis bald.

Tileo


Nachdem er den Brief geschrieben hatte, half Esmeralda ihm ihn zu versiegeln. Dabei musste er aufpassen, dass er sich nicht seine Finger verbrannte. Sie waren schon ganz schwarz von der Tinte. Auch der Brief hatte so den einen oder anderen Tinenkleks abbekommen. Tileo hatte einen riesen Schrecken gekriegt, als es das erste Mal passiert war. Doch die Heilerin hatte ihn getröstet, dass das nicht so schlimm wäre. Ein Piratenbrief müsse eben so aussehen. Sie half ihm danach auch die Tinte grösstenteils von seinen Fingern zu waschen. Anschliessend wollte sie, dass er sich Bett fertig machte, da es schon spät sei. Tileo hatte nichts dagegen. Er war müde geworden.
Trotzdem wollte er nicht gleich in seine Koje, nachdem er sich gewaschen, die Zähne geputzt und sein Nachtzeug angezogen hatte. Stattdessen ging er mit Teddy unter dem Arm zu Taelos.
"Kapitän", wandte er sich ernst an ihn. "Meister Petz hat gesagt, er würde diese Nacht gerne bei dir Wache stehen, damit du nicht so einsam bist. Wegen Iason." Dann verschwand der Ernst aber aus seinem Kindergesicht und stattdessen war darin ein Flehen zu sehen. "Und ich könnte auch bei dir schlafen", schlug er tapfer vor. In Wahrheit wollte er die Nacht einfach nicht alleine sein und sich an Taelos kuscheln können. Wo Iason noch hier geschlafen hatte, war er oft zu ihm in die Koie gehuscht und der Pirat hatte nie was gesagt. Auch nicht, wenn Tileo nachts in Albträumen mit den Füssen um sich getreten hatte. Aber jetzt war Iason nicht hier und bei Juan traute er sich das nicht und so fühlte er sich schon ein bisschen einsam.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 21:55

Da hatte aber jemand Hunger. Tileo rannte sofort eifrig aus der Kajüte und wollte das Essen kapern. Eneas grinste. Es war schön den Jungen um sich zu haben. Eneas setzte Meister Petz beiseite und folgte Tileo nach oben zur Messe, wo diejenigen, die nicht gerade an Deck Dienst hatten, zusammen saßen und aßen. Tileo bekam natürlich auch ein Plätzchen zwischen ihnen und Solomon sagte ihm, dass er schon so viel futtern würde wie ein richtiger Pirat, während Vissarion maulte, wieso die anderen ihn jetzt immer noch Welpe nennen würden. Olintes lachte da bloß, dass er halt immer ihr Welpe bleiben würde.
Eneas dagegen hatte immer noch nicht viel Appetit und beteiligte sich nicht sehr an den Gesprächen. Seine Gedanken waren woanders. Er kam schlicht nicht dagegen an. Kosta war... er war das wichtigste auf der Welt für Eneas und er bereute es sehr, dass er nicht früher den Mut gehabt hatte das zu sagen oder für sich selbst zuzugeben. Er wollte richtig verliebt sein, von ihm träumen und sich fragen was er wohl gerade machte. Gleichzeitig überdeckte der Liebeskummer diese neu entdeckte Liebe. Es waren bittersüße Gefühle, die sich in ihm vermengten. Eneas wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Es fühlte sich an als wäre er zum ersten Mal verliebt und dort hatte er auch keine Ahnung gehabt was er damit anstellen sollte. Er war nie gut in Beziehungen gewesen. Er konnte darüber schreiben, ja. Er hatte so viel über Liebe geschrieben, aber selbst...
Nach dem Abendessen begab Eneas sich auf Deck, um mitzuhelfen, nachdem Maria ihm gesagt hatte, sie würde für eine Weile auf Tileo achtgeben und ihm helfen sich nachher bettfertig zu machen. Eneas hatte nichts dagegen. Er überlegte noch, ob er Tileo eine Gute Nacht Geschichte erzählen sollte. Wenn Kosta einmal nicht Eneas' Gedanken beherrschte.

Er suchte seine eigene Kajüte auf, versuchte sogar den Brief an Kosta zu beginnen, doch er kam nicht weit und schon netzten Tränen das Papier. Eneas wischte sie ärgerlich beiseite. Nein, er konnte dem nicht nachgeben. Es brachte auch nichts zu weinen. Er hatte einen Auftrag und er musste sich um Tileo kümmern. Tileo! Hoffentlich war es nicht zu spät ihn zu Bett zu bringen.
In dem Moment stand ausgerechnet der Junge vor der Türe. Hastig trocknete Eneas sich die Tränen, öffnete ihm. Tileo stand dort in seinem Schlafanzug und mit dem Teddy unterm Arm. Vollkommen ernst erklärte Tileo, dass Meister Petz bei Taelos Wache stehen wollte, damit er wegen Iason nicht einsam sein musste. Ohhh... das war so lieb von dem Jungen. Ihm seinen eigenen Teddy geben zu wollen. Dabei sah es so aus, als bräuchte Tileo den auch sehr.
Wenig später blickte Tileo ihn mit großen Kinderaugen flehend an und schlug vor, er könnte ja auch bei Taelos schlafen. Eneas lächelte. Wie konnte er das abschlagen? Zehn Jahre lang hatte Leto immer mit ihm das Bett geteilt. Plötzlich wieder alleine zu sein war auch für Eneas wieder eine harte Umstellung. Tileo hatte Recht. Er war gerade sehr einsam.
"Das ist lieb von euch beiden. Meister Petz hat recht. Ich bin ein bißchen einsam", gab er zu. "Dann komm mal rein." Er ließ Tileo in die Kapitänskajüte. Ohne Letos Fürsorge hatte sich wieder ein wenig Chaos im kleinen Raum ausgebreitet. Schriftstücke lagen herum, Bücher bedeckten einen Stuhl, ein Kompass hing vom Kleiderhaken und Kleidung lag stattdessen auf dem Boden. Bloß eine Vase mit Rosen war säuberlich befestigt, frei von jedem Staub und mit einem schimmernden Bewahrungszauber belegt. Durch die dicken milchigen Flaschenbödenscheiben sah man verschwommen die Nacht draußen. Und immer waren die Wellen zu hören durch die das Schiff glitt.
Eneas hob schnell ein paar der Kleidungsstücke auf, legte sie woanders hin. "Bist du müde? Das war ein langer Tag, hm? Aber das Bett hier ist gemütlich. Wenn du magst, erzähle ich dir noch eine Gute Nacht Geschichte."
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 06:59

"Oh, danke", seufzte er erleichtert, als Taelos ihm erlaubte bei ihm zu schlafen. Da war er schon froh. Er wollte gerade nicht alleine sein. Glücklich umarmte er Taelos und stolperte kichernd mit ihm mit, als dieser wieder in seine Kajüte trat. Er musste noch mehr lachen, als der Kapitän so auch noch versuchte aufzuräumen. Warum machte er das. Das war doch albern. Jetzt war viel zu spät, um noch aufzuräumen.

Erst als sein Blick auf die festgebundene Vase mit den wunderschönen, tiefroten Rosen fiel, liess er Taelos los. Die waren wirklich schön. Sie schienen sogar irgendwie zu funkeln und zu schimmern. Tileo blickte sie fasziniert an. Ob die Taelos von Iason bekommen hatte? Ah, nein, Iason glaubte Taelos ja nicht, dass er verliebt war. Ob die noch von Dido waren? Die war jetzt bestimmt ganz einsam in Draega. Ob er ihr auch einen Brief schreiben sollte? Sie war so lieb zu ihm gewesen.

"Ja, ich bin müde?" gähnte er auf Eneas Frage und krabbelte in dessen Bett, was viel breiter als seine eigene Koje war. Allgemein war die Kapitänskajüte viel grösser, als die, in der er schlief. Wenn er gross war, würde er auch Piratenkapitän werden und nicht einfach nur Pirat. Damit er auch ein grösseres Zimmer bekam. Wohlig kuschelte er sich unter die Bettdecke, gähnte erneut. "Nein, ich glaube, heute mag ich keine Geschichte haben", nuschelte er müde. Er hatte heute schon genügend gehört. "Morgen dann." Dann konnte er vielleicht wieder bei Taelos schlafen.

Die nächsten Tage verbrachte er viel Zeit mit Taelos, hängte sich an ihn und wollte immer über alles alles wissen. Nur wenn er wieder so richtig lernen sollte, verzog er sich lieber, um zu spielen oder um zu malen. Das mit dem Bild mit dem Brief mitschicken fand er eine tolle Idee. Am liebsten wollte er gleich mehrere Bilder zeichnen. Doch dann war es schliesslich soweit, dass sie Pandora und Arion abholen konnten. Zusammen mit ihrer Mutter. Aufgeregt turnte Tileo auf der Reeling herum und wollte der erste sein, der die drei sah.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Sa 13. Aug 2022, 08:28

Tileo krabbelte von selbst in das Bett, kuschelte sich unter die Decke, zusammen mit dem Teddy, der auch noch den Kopf rausstreckte. Eneas deckte beide gut zu, wünschte ihnen eine gute Nacht ehe er sich noch einmal an den Schreibtisch setzte und versuchte an dem Brief weiterzuschreiben. Es ging nicht mehr gut und bald begab er sich auch zu Bett. Eneas hatte sich die letzten Tage oft in den Schlaf geweint, jetzt unterdrückte er es tapfer, damit Tileo nicht wieder besorgt wurde. Außerdem wollte er das Kind nicht aufwecken. Eneas starrte in die Finsternis, blinzelte die Tränen fort.
Dann traf ihn plötzlich ein pelziger Arm des Teddys im Gesicht, als Tileo sich im Schlaf herumrollte, den Bären noch im Arm ehe er sich an Eneas kuschelte. Der Krieger wurde abgelenkt, entspannte sich auch etwas. Dennoch dauerte es lange bis er selbst einschlief. Er lauschte den Atemzügen des Jungen, irgendwann fielen ihm die Augen doch zu.
Auch die nächsten Tage wollte Tileo immer bei ihm übernachten. Eneas fiel es sehr schwer ihn dann abzuweisen, obwohl Maria und Ulysses ihn darauf hinwiesen, dass es das später für Tileo nur umso schwerer machen würde. Aber wie sollte er bei diesen großen Kinderaugen nein sagen? Eneas versuchte es damit, dass Tileo - sobald Arion hier war - wieder in seiner eigenen Koje schlafen sollte. Damit Arion einen Freund auf dem Schiff hatte. Hoffentlich klappte das.

Bis zum Treffpunkt war Tileo oft in Eneas' Nähe, löcherte ihn mit Fragen und wollte alles über Piraten wissen. Eneas brachte ihm Seemannsknoten bei, erklärte ihm was für Tiere im Meer lebten, wie man sich trotz Wellengang sicher auf dem Schiff bewegte und Tileo versuchte alles mit rührender Eifrigkeit nachzumachen. Nur wenn es ans Lernen ging, war der Junge meist nirgendwo aufzutreiben. Er kannte schon viel zu viele der Schmugglerverstecke an Bord. Kleine Nischen in die ein noch kleiner schmaler Junge vortrefflich hineinpasste. Eneas fand sich oft dabei Verstecken zu spielen.
Doch er schenkte Tileo gerne die Aufmerksamkeit. Es half Eneas im Hier und Jetzt zu bleiben, nicht mit den Gedanken zurück nach Draega zu driften. Es klappte nicht immer. Dann saß er in der Kajüte, starrte die Rosen an, hielt die Münzhälfte in den Händen und sehnte sich mit aller Macht Kosta herbei. Dabei wusste Eneas nicht einmal, ob Kostas Nähe ihn nicht einfach noch mehr weh tun würde.
Auch Eneas' Freunde taten ihr möglichstes ihn abzulenken und beschäftigt zu halten. Plötzlich gab es allerlei Aufgaben auf dem Schiff, die noch erledigt werden mussten.
Einige Tage später steuerten sie wieder die Küste an. Tileo kletterte aufgeregt auf die Reling, Eneas hielt ihn am Gürtel fest bevor der Junge glatt ins Wasser sprang.
"Macht das Beiboot klar!", rief er. Es gab hier keinen Hafen und sie konnten nicht näher an die Küste. Tileo wollte unbedingt mit auf das kleine Boot. Es bedurfte alle von Eneas' Überredungskünsten, dass es gefährlich werden könnte und sie nicht genau wussten was sie erwarten würde. Tileo sollte hier warten. Dafür gab Eneas ihm ein Fernglas, damit er wenigstens das Ufer und das Boot beobachten konnte.
"Wir passen auf das Schiff auf", versprach Maria ehe einige der Mannschaft in das Boot stiegen, um zum Festland zu rudern. Eneas tastete nach vertrauten Signaturen, spürte aber noch niemanden. Das musste nicht unbedingt etwas bedeuten. Vielleicht verbarg sein Vater die Gruppe.

So war es auch. Als sie ankamen, tauchten hinter einer Felsengruppe sein Vater, Estella, Arion und eine sehr bockige Pandora auf. Sie sah wütend aus, wurde von ihrer Mutter hinterher gezerrt. Anscheinend wollte sie nicht mitkommen.
"Papa." Eneas kam aus dem Wasser gewatet, umarmte ihn kurz. "Hat euch jemand gesehen?"
Der Oberste Butler schüttelte den Kopf. "Nein, aber beeilt euch." Er rief Gepäckstücke herbei, reichte sie Olintes und Amancio an, die sie im Boot verstauten.
"Hallo, seid ihr bereit?", fragte Eneas Estella und ihre Kinder.
"Nein", sagte Pandora sofort mit verschlossener Miene ehe es aus ihr herausbrach. "Ich will nicht weg! In Mineva hab ich all meine Freunde. Das ist so ungerecht! Wieso tut ihr mir das an?"
"Liebes, es ist für deine eigene Sicherheit", sagte Estella geduldig. "Wir haben doch darüber gesprochen."
"Aber Dhemlan ist ganz weit weg. Und Mineva ist sicher! Habt ihr immer gesagt. Ich will nicht auf dieses doofe Schiff! Ich will bei Papa bleiben!" Sie versuchte sich loszumachen. Massimo war schneller, packte sie und zog sie zurück.
"Opa! Lass das!", wehrte sich das Mädchen. Doch sein Griff war felsenfest.
"Mädchen, hör mir zu. Du willst, dass wir dich nicht mehr wie ein kleines Kind behandeln. Dann musst du dich auch so verhalten. Du musst jetzt stark sein. Du musst das für deine Familie tun", redete er ernst auf sie ein. "Das hier ist kein Spiel."
Pandora nagte an ihrer Unterlippe, starrte ihn trotzig an, sagte aber nichts mehr. Eneas' Vater drückte sie nochmal an sich, dann ließ er sie los, drehte sie herum und schob sie auf das Boot zu.
"Kommst du nicht mit?", fragte Arion seinen Opa. Massimo schüttelte den Kopf, hob den kleinen Jungen hoch und trug ihn zum Boot, während er sich von ihm verabschiedete. Danach wandte er sich an Eneas.
"Beschütze sie."
Eneas nickte. "Das werde ich. Komm." Er reichte Estella die Hand, half ihr zum Boot. Die Hayllierin wirkte ruhiger als ihre aufgeregten Kinder, doch sie war ihr ganzes Leben eine Magd im Anwesen der Tolarims gewesen. Das hier machte ihr wahrscheinlich auch Angst. Eneas blickte sie an. "Es ist eine schöne Insel mit freundlichen Leuten. Es ist fast wie ein Stück Heimat."
"Wir sollten zurück", ermahnte Olintes, blickte sich am steinigen Ufer um. Der Kapitän sprang ins Boot. Die Ruder stachen ins Wasser, brachten das kleine Boot zurück ins offene Meer. Eneas sah zurück zum Ufer, doch sein Vater war bereits verschwunden. Dabei hatte er ihn nur kurz aus den Augen verloren.
"Das ist so gemein. Ich will bei Papa bleiben", schnaubte Pandora, saß trotzig inmitten der rudernden Piraten. Arion kuschelte sich verwirrt an seine Mutter. Eneas hätte ihnen gerne Mut zugesprochen, doch er konzentrierte sich voll und ganz darauf, ob Signaturen in der Nähe waren, ob sie jemand beobachtete.
Unbescholten kamen sie bei der 'E' an. Seile wurden heruntergeworfen, an den Krangewinden befestigte und man hiefte sie langsam in die Höhe bis sie die Strickleiter erreichen konnten. Oben erwartete sie schon ein gespannter Tileo. Noyan hob gerade Arion über die Reling. Als der kleine Junge seinen Freund sah, hellte sich sein Gesicht auf und er rannte auf Tileo zu.
"Mami hat gesagt, wir gehen auf ein Abenteuer und zu einer tollen Insel. Kommst du mit?", fragte er und hielt sich schwankend bei Tileo fest. Pandora kam nach ihm an Bord, wollte aber partout keine Hilfe von Noyan und kletterte selbst über die Reling. Beleidigt hielt sie sich dann dort fest, ging etwas abseits und starrte aufs Meer hinaus.
"Alle an Bord. Anker lichten!", rief Damien.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 08:38

Leider durfte er nicht mit in das Beiboot, um seine Freunde abholen zu gehen. Es sei zu gefährlich und sie wüssten nicht, was sie erwartete. Unglücklich schob Tileo schmollend seine Unterlippe vor. Der Kapitän behandelte ihn wieder wie ein kleines Kind. Aber das war er nicht. Er war schon neun und würde bald sein Geburtsjuwel erhalten. Aber schliesslich gab er klein bei. Wenn Pandora tatsächlich schon verfolgt wurde und gekämpft werden musste, wollte er schon nicht im Weg sein. Nicht dass der jungen Königin tatsächlich etwas passierte. Ausserdem konnte er mit dem Fernglas, welches Taelos ihm gab, alles beobachten.

Lange Zeit sah man jedoch nichts am Strand der kleinen Bucht. Es begann schon langweilig zu werden, als sie auf einmal aus dem Nichts auftauchten. Pandora, Estella, Arion und der leicht gruselige Massimo. Tileo hatte schon oft den Verdacht gehabt, dass der in Wahrheit ein Geist war. Deswegen konnte er mit seiner Familie jetzt wohl auch so aus dem Nichts auftauchen und dann selber auch wieder so verschwinden. Zum Glück kam der nicht mit. Er war zwar immer nett zu Tileo gewesen. Dennoch war er etwas unheimlich.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das Beiboot wieder beim Schiff war. Strahlend und selbstbewusst trat er auf Arion zu. "Ich komme nicht nur mit, ich bin hier, um euch abzuholen", erklärte er pralerisch, wurde dann aber gleich wieder zu dem lieben Jungen. "Wenn du magst, darfst du bei mir und Juan in der Kajüte schlafen. Es nennen ihn alle Welpe. Findet er gar nicht lustig. Teddy ist auch da. Sein Piratenname ist Meister Petz. Du brauchst auch einen Piratennamen, Arion. Der Kapitän und ich haben uns einige überlegt und Vorschläge aufgeschrieben. Dann kannst du dir einen aussuchen. Ausser du hast selbst eine Idee. Komm, ich zeig dir unsere Kajüte. Das wird lustig. Oh und deiner Mama und Pandora könnte ich ihre Kajüte auch zeigen. Hallo Pandora." Strahlend ging er zu der Königin, die sich an der Reeling festklammerte. Bestimmt hatte sie grosse Angst so weit weg von Zuhause. Das kannte er.
"Willkommen an Bord, Lady Pandora", grüsste er sie charmant und verneigte sich vor ihr. "Du brauchst keine Angst zu haben. Wir beschützen dich. Darf ich dir deine Kajüte zeigen?" galant bot er ihr seinen Arm.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Sa 13. Aug 2022, 08:40

Eneas war froh, dass Tileo bei der Rückkehr nicht mehr unglücklich war, dass er nicht hatte mitkommen können zum Ufer. Dafür begrüßte er jetzt Arion auf dem Schiff wie als wäre es sein eigenes, wollte ihm sofort alles zeigen und lud ihn ein die Kajüte mit ihm und Vissarion zu teilen. Und natürlich Teddy beziehungsweise Meister Petz. Tileo erzählte enthusiastisch weiter über Piratennamen und das Schiff und was er alles vorhatte. Arion blickte ihn nur bewundernd an, lachte hell.
"Piraten? Wo.. wo denn?", fragte er und schaute sich um. "Wieso ist Teddy ein Pirat? Das hat er gar nie gesagt." Das schien das einzige gewesen zu sein was der kleine Junge auf die Schnelle verstanden hatte. Er wanderte Tileo hinterher, der Pandora entdeckt hatte und sie strahlend begrüßte, offenbar vollkommen blind für ihre schlechte Laune und ihre Wut. Stattdessen begrüßte er sie ganz charmant, verneigte sich vor dem trotzigen Mädchen und versprach ihr, sie müsse keine Angst haben. Ob sie jetzt ihre Kajüte sehen wollte. Pandora blickte ihn zunächst irritiert an ehe sie wieder wütend wurde.
"Kajüte? Ich will in keine dumme Kajüte! Ich wollte in Mineva bleiben, bei Papa! Ich versteh nicht wieso wir weg mussten, das ist ungerecht." Sie sah ihre Mutter mit zornesroten Kopf an. "Mein ganzes Leben lang musste ich mich verstellen und verbergen! Ihr habt gesagt, damit ich sicher bin und ich habs gemacht! Und jetzt reicht das immer noch nicht? Wieso bestraft ihr mich für das was ich bin?! Ich hab nicht darum gebeten!"
"Pandora, es ist keine Strafe... wir wollen nur nicht, dass dir etwas zustößt", versuchte Estella sie zu beruhigen. Aber die junge Königin hörte nicht zu, drehte sich um und torkelte ungelenk über das Schiffsdeck nach hinten zum Heck.
"Panda?" Arion sah ihr verwirrt hinterher. Eneas ging zu den beiden Jungen, um sie zu trösten.
"Ich glaube, ihr müsst ihr etwas Zeit geben sich zu beruhigen."
Estella nickte. "Ihr wisst doch wie sie manchmal ist... es ist nicht leicht für sie." Die Hexe seufzte. "Wir hatten doch keine andere Wahl..."

Maria trat zu ihr. "Auf der Insel muss sie sich nicht mehr verstecken. Es wird ihr sicher gefallen sobald sie dort ist. Wollen wir das Gepäck nach unten bringen? Estella, du kannst in meiner Kajüte schlafen", bot die Heilerin an.
"Tileo, was ist eine Ka..jüte?", fragte Arion. "Es ist ganz windig", stellte er fest. Der Junge hatte recht, es war merklich aufgefrischt, die 'E' nahm schnell Fahrt auf. Unsicher hielt Arion sich bei seinem Freund fest.
"Zeig ihm doch die Kajüte und auch die Messe und Waschgelegenheiten", schlug Eneas Tileo vor, wollte ihn ein bißchen von Pandoras rüder Abfuhr ablenken. Olintes kam auch vorbei, deutete mit zwei Fingern ein Salut an.
"Kopf hoch. Nen echter Pirat lässt sich von einer keifenden Frau nicht ins Bockshorn jagen!" Er zwinkerte verschwörerisch ehe er sich wieder daran machte die Segel mit den anderen zu hissen.
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