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Rettung einer jungen Königin





Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 09:16

Pandora blickte ihn komisch an, bevor sich ihr hübsches Gesicht zu einer wütenden Fratze verzog. Zornig fuhr sie ihn an, dass sie in keine dumme Kajüte wollte. Erschrocken zog Tileo den Kopf ein. Pandora fuhr heftig fort, dass sie in Mineva bei ihrem Papa hatte bleiben wollen. Es sei ungerecht, dass sie weg müsste. Sie verstünde nicht warum.
Da wurde auch Tileo etwas wütend. Trotzig straffte er seinen Rücken und blickte aufgebracht zurück. Anstatt, dass sie nun bei Iason waren und Taelos ihn knutschen und Tileo ihn lieb umarmen konnte, waren sie extra hier geblieben, um Pandora in Sicherheit zu bringen. Doch sie war überhaupt nicht dankbar, dass sie sich nun nicht mehr verstecken musste und endlich zeigen durfte, dass sie eine Königin war. Stattdessen heulte sie schon wieder rum und warf ihrer Mutter vor, dass sie sie bestrafen würde. Dann lief sie zornig weg. Oder wollte es.
Tileo musste ganz fest seine Lippen zusammen pressen, um nicht zu lachen, wie die junge Königin so unbeholfen über das Deck stolperte. Landratte. Die war so dumm. Ah, wahrscheinlich wäre Iason jetzt gar nicht glücklich über seine bösen Gedanken. Aber er war schon so beschäftigt damit, nicht laut loszuprusten, dass er nicht auch noch aufpassen konnte, ob er gedanklich ein Mädchen beleidigte oder nicht.

"Harrr", grinste Tileo, als Olintes ihm zuzwinkerte und meinte, er sollte sich nicht von Pandora einschüchtern lassen. Taelos war auch ja auch bei ihm und gab ihm Sicherheit. "Kann es sein, dass Pandora etwas blöd ist?" fragte er ihn leise und besorgt. Wo ihre Mutter ihr doch erklärt hatte, warum sie heir sein musste. Er wusste gar nicht, was ihm lieber war. Dass Pandora blöd war oder dass sie so ein dummes, oberflächliches Mädchen war, dass sich nur für die Länge ihrer Kleidung interessierte.

"Ja, komm Tileo, ich zeige dir alles", nickte er und nahm den anderen Jungen an der Hand, der sich sowieso schon an ihm festhielt. "Eine Kajüte ist eigentlich ein Zimmer. Aber nicht ein Zimmer in einem Haus, sondern in einem Schiff. Pass auf. Damit du nicht umfällst beim Gehen, musst du breitbeinig gehen. So etwa. Dann fällst du nicht, wenn das Schiff schwankt. Und das tat es ganz oft." Er zeigte Arion, wie es ging und musste lachen, als dieser besonders breitbeinig ging. Auf dem Weg nach unten übten sie verschiedene Arten zu gehen und hatten viel Spass, mussten viel Kichern und lachen dabei. Anschliessend zeigte Tileo Arion ihre gemeinsame Kajüte, erklärte ihm, in welcher Koje er schlafen konnte und wo er seine Sachen verstauen durfte. Ernst erklärte er ihm, dass immer alles gut aufgeräumt und verstaut sein musste, damit es nicht in der Gegend herum flog. Danach zeigte er ihm mehr vom Schiff. Die Messe, wo die Kapitänskajüte war, wo es in den Lagerraum ging, wo man sich waschen konnte und noch vieles mehr. Dennoch hätte es noch einiges zu zeigen gegeben, als Arions Mutter ihn sehen wollte.

Tileo lieferte seinen Freund bei seiner Mutter ab und stahl sich dann davon, um eine Wolldecke zu packen und damit zu Pandora zu gehen. "Hier für dich", lächelte er freundlich und hielt sie ihr entgegen. "Es wird kalt Abends beim Wache stehen. Besonders wenn du hier draussen schlafen willst." Er zwinkerte ihr zu. Sie hatte ja gesagt, dass sie keine Kajüte wollte. Dann wurde er aber wieder ernster. "Vermisst du deinen Vater?" fragte er mitfühlend. "Es geht im sicher gut und er vermisst dich ganz bestimmt auch furchtbar." Tileo hatte es sehr geholfen, als Iason das mal zu ihm gesagt hatte.
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von Anzeige » Sa 13. Aug 2022, 09:16

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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Pandora » Sa 13. Aug 2022, 09:17

Sie hatte noch nicht lange hinten an Deck gestanden, als es dort arg ungemütlich wurde. Es war vielleicht keine so tolle Idee gewesen hierher zu gehen, aber Pandora hatte einfach nur weg gewollt. Das bißchen Wind würde sie nicht umstimmen. Sie mochte es nicht auf dem Schiff und wünschte, sie würden umdrehen und zurück nach Mineva segeln. Sie verstand nicht wieso sie plötzlich weg musste. Es war unfair. Ihre Eltern hatten gesagt, solange sie dieses Netz trug und unauffällig bliebe, wäre sie in Sicherheit und alles wäre gut. Es war sooo schwer gewesen eine Hexe zu spielen. So irre schwer. Aber das reichte denen nicht und nie nie waren sie stolz auf sie. Niemand wollte sie als Königin, sondern lieber als Hexe. Pandora klammerte sich an die Reling, während die Wellen das Schiff hin- und herschüttelten. Es wurde langsam kalt hier und sie wäre lieber unter Deck gegangen, vielleicht sogar in eine dieser Kajüten, doch dafür war das Mädchen noch zu stolz und zu beleidigt, dass man sie einfach entführt hatte ohne sie zu fragen.
Da kam Tileo mit einer Wolldecke zu ihr, lächelte sie an und hielt ihr die Decke hin. Was wollte der hier? Sie wollte alleine sein. Pandora wollte ihn zuerst ignorieren, doch dann nahm sie doch rasch die Decke entgegen und legte sie sich um die Schultern.
"Wache stehen? Nein, das mach ich nicht. Ich will hier gar nichts machen", entgegnete sie trotzig. Tileo sollte sich nicht über sie lustig machen. Er war ja eh nur ein kleiner Junge. Er verstand auch nicht was in ihr vorging.

Dafür fragte Tileo, ob sie ihren Vater vermisste und versicherte ihr dann, dass es ihm gut ginge und er sie auch vermisste. "Das kannst du gar nicht wissen", gab Pandora zurück, schob ihre Unterlippe schmollend vor. "Außerdem ist mir das egal." Sie zog die Decke etwas enger um sich. Der Wind ließ ihre Haarsträhnen flattern. Es war sooo ungemütlich hier.
"Ich wollte nicht weg!", brach sie energisch hervor. "Aber das war denen allen egal. Sie wollten nie eine Königin haben und immer musste ich jemand anderes sein. Es ist so ungerecht! Und jetzt musste ich all meine Freunde zurücklassen und unser Haus und jeder wird mich vergessen haben, wenn wir zurückkommen. Außerdem war da dieser Junge den ich mochte, aber wenn ich wiederkomme, hat er sicher schon eine andere und ich konnte mich nichtmal verabschieden. Niemand hat mich gefragt ob ich überhaupt mit will. Ich darf nie was entscheiden und ich weiß was alle denken. Dass sie wünschten, ich wäre wirklich eine Hexe."
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Papa sie da vermisste. Er war sicher bloß froh, dass sie "in Sicherheit" war. Wobei Pandora das auch nicht mehr glaubte. Sie hatten gesagt, das Netz würde machen, dass sie in Sicherheit war, doch das hatte nicht gereicht und jetzt brachte man sie weg.
Pandora blickte Tileo an. "Meinst du, wir kommen je wieder zurück zu Mineva?", fragte sie. "Dieser Krieg... ich hab sie reden hören und dass der noch Jahre dauern kann. Dann würde ich Jahre auf dieser Insel festhocken." Das Mädchen versuchte ihre Decke und gleichzeitig sich selbst an der Reling festzuhalten, doch es klappte nicht so ganz.
"Das ist so ein dämliches Mistwetter", schimpfte sie und prompt begannen erste Regentropfen ihr Gesicht zu netzen.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 09:29

Er war sich zuerst nicht sicher gewesen, ob er wirklich zu Pandora gehen sollte. Er hatte einfach das Gefühl gehabt, dass er einmal nach ihr schauen sollte. Als er sie dann aber so bibbernd im kalten Wind frieren sah, wusste er, dass er richtig gehandelt hatte und fragte sich, warum er zweifel gehabt hatte. Mit einem Scherz versuchte er sie aufzumuntern und reichte ihr die Decke. Zu seiner Erleichterung nahm die junge Königin sie auch an.
Nur sein Scherz und seine Aufmunterungsversuche kamen nicht so gut an. Aufgebracht erklärte sie, dass sie nicht Wache stünde. Ausserdem könne er nicht wissen, ob ihr Vater sie vermisste. Es wäre ihr sowieso egal. Betroffen blickte Tileo Pandora an. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Er würde alles geben, um wieder bei seinen Eltern sein zu dürfen. Er hoffte nur, dass sie noch lebten und sie sich bei dem Überfall in Sicherheit hatten bringen können.
Pandora war wegen anderen Sachen unglücklich, die sie nun leidenschaftlich erklärte. Je länger er ihr zuhörte, desto mehr kam es ihm jedoch so vor, dass sie auch einfach nur wieder nach Hause wollte. Dass sie ihren Papa und ihre Familie vermisste. Auch wenn sie sagte, dass die sich wünschten, sie wäre eigentlich eine Hexe. Darüber wusste Tileo nichts.

"Aber klar", lächelte der Junge zuversichtlich, auf Pandoras Frage. "Sie werden das schon richten. Iason ist sogar zu der Territoriumskönigin gegangen, um sie zu beschützen. Trotzdem hatte er noch Zeit, nach dem Dorf zu suchen, wo ich herkomme. Er wird meine Eltern wieder finden und du wirst wieder nach Mineva gehen können und dich mit dem Jungen treffen, den du magst. Und deinen Freundinnen. Und du kannst deine kurzen Kleidchen tragen." Das schien ihr wichtig zu sein. "Freunde und Freundinnen vergessen einander doch nicht so einfach. Ich kann mich noch an all meine Freunde erinnern, obwohl ich schon ein Jahr nicht mehr zu Hause war. Du wirst sehen, es wird alles wieder gut." Das hatte Iason ihm auch immer wieder gesagt.

Hilfsbereit zupfte er die Decke wieder hoch, die Pandora leicht von den Schultern gerutscht war. Danach hielt er sich nur noch mit einer Hand an der Reeling fest und gab mit der anderen Pandora halt, die sich nicht richtig in die Decke einmümmeln und sich gleichzeitig festhalten konnte. Hier hinten am Deck schwankte und hüpfte das Schiff ganz schön, bei dem Wind, der so aufgefrischt hatte. Pandoras Haare tanzten anmutig darin und ihre Wangen waren ganz rosig. Plötzlich wurde Tileo unglaublich deutlich bewusst, dass Pandora wirklich ein sehr hübsches Mädchen war. So sehr, dass es ihn noch nicht einmal störte, dass die ersten Regentropfen auf sie herab zu prasseln begannen. Obwohl es schon kalt war. Besonders nun, wo er die Decke abgegeben hatte.

"Wir könnten unter Deck gehen", schlug er noch immer leicht gebannt von seiner Erkenntnis vor. "Ich kenne einen Geheimweg, so dass du niemandem über den Weg laufen musst." Vielleicht wollte sie erstmal noch etwas alleine sein. "Und doch, ich kann wissen, dass dein Papa dich vermisst. Ich weiss nämlich, dass er dich ganz furchtbar lieb hat. Und wenn man jemanden lieb hat, dann vermisst man ihn auch, wenn er nicht da ist." So einfach war das. "Ich bin jedenfalls froh, dass du eine Königin bist. Das fühlt sich richtig an."
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Pandora » Sa 13. Aug 2022, 09:30

Tileo war viel zuversichtlicher und sich ganz sicher, dass Pandora zurück nach Mineva käme und er seine Eltern wiederfinden würde. Pandora war nicht so überzeugt. Wieso sagten die Erwachsenen sie wäre mit dem Netz sicher und dann mussten sie trotzdem fort reisen? Und wie lange würden sie auf dieser komischen Insel bleiben? Pandora war nicht mal gefragt worden, ob sie dort hin wollte. Es gefiel ihr gar nicht wenn andere über sie bestimmten. Der Krieg war doch nicht in Hayll, der war weit weg. Was hatte das mit ihr zu tun? Das war bloß wieder so eine Schikane.
Der Junge neben ihr sprach davon, dass ihre Freundinnen sie bestimmt nicht vergessen würden, auch nicht nach einem Jahr. "Weiß ich nicht. Die hängen sicher dann alle mit Charmella rum und ich werd noch unwichtiger. Papa hat gesagt, ich darf nichtmal Briefe schreiben oder irgendwas. Das ist so gemein!", ärgerte sie sich. "In Hayll wird gar nicht gekämpft, hier ist es sicher. Das hat Papa immer gesagt. Ich will nicht zu dieser Insel, ich will zuhause bleiben." Wenn man sie schon auf dieses Schiff gezwungen hatte, wollte das Mädchen sicher nicht ihre Meinung verbergen wie schrecklich sie es fand. Sie hatte bald genug davon, dass man dauernd versuchte über sie zu bestimmen und von ihr verlangte sich zu verstecken. Besonders wo Pandora momentan genau das Gegenteil wollte. Sie wollte Beachtung, sie wollte gesehen werden.

Tileo griff nach ihrer Decke, hielt sie fest bevor der Wind sie noch weiter zum Flattern brachte. Die Wellen kamen höher und schlugen mächtig gegen das Schiff. Gischt spritzte hoch und von weiter vorne auf dem Schiff hörten sie die Rufe der Seemänner. Irgendein Segel flatterte noch heftig im Wind ehe es langsam eingeholt wurde.
Nicht nur Tileo wollte da unter Deck. Eigentlich hatte Pandora vorgehabt länger hier zu stehen und zu schmollen, aber als der Junge dann von einem Geheimweg sprach, nickte sie dann doch. "Ein Geheimweg? Ja, ich will unter Deck. Ich glaube, es fängt an zu regnen." Pandora folgte Tileo vorsichtig.
"Aber wenn er mich lieb hat, dann würde er stolz darauf sein, dass ich eine Königin bin. Dann würde er mich so sein lassen wie ich bin", wandte das Mädchen ein. Dabei hatte sie eigentlich gar keine Ahnung wie eine Königin so war. Weil niemand mit ihr darüber redete. Es ging immer nur darum was sie nicht machen durfte.
Da überraschte sie ausgerechnet Tileo damit, dass er froh darüber wäre, dass sie eine Königin sei. "Echt?", fragte sie geschmeichelt. "Danke. Ich bin aber keine richtige Königin. Ich kann nichts königliches." Pandora folgte Tileo unter Deck. Es war eine schmale Luke mit Leiter. Unten angekommen schwankte das Schiff ganz schön, überall knarrte das Holz, aber dafür war es trocken.
Der Gang war sehr schmal und klein, überall lagen Seile, Werkzeuge herum und ein Rohr ging an der Wand entlang. Pandora musste sich bücken, um durch den Gang zu passen. Da hörten sie unter sich plötzlich Stimmen. Zwischen einigen Ritzen im Holz konnten sie einen Gang unter ihnen sehen, wo gerade Farell und Ulysses standen.
"Wechsel. Du wirst an Deck gebraucht", sagte Ulysses gerade.
"Bei meinem Glück regnet es die ganze Nacht durch", bemerkte Farell. "Um wieviel wollen wir wetten, dass die kleine Ivores damit zu tun hat?"
Pandora riss die Augen erstaunt auf. Über was redeten sie da? Sie hatte kein schlechtes Wetter gemacht. Ulysses sah das zum Glück genauso, wehrte es ab und fragte dann nach Eneas, ihrem Onkel.
"Zuletzt hab ich ihn in der Messe mit Estella gesehen", antwortete Farell. "Sie planen wie die Kinder im Haus untergebracht werden."
Haus? Pandora wurde neugierig, doch leider redeten die Männer nicht weiter und ihre Wege trennten sich. Das Mädchen wartete bis beide weg waren ehe sie Tileo fragte. "Was ist diese Messe?" Sie musste irgendwie verhindern, dass schon wieder ohne sie was entschieden wurde.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 09:55

Er lächelte stolz, als er Pandora mit dem Geheimgang hatte beieindrucken können. Den zeigte er ihr, um sie vor dem furchtbaren Wetter zu retten. Es war ganz plötzlich ziemlich stürmisch und trüb geworden und die ersten Regentropfen waren auf der Wange zu spüren. Der Junge stellte das jedoch nicht in Frage und wollte nur seine Königin und sich in Sicherheit bringen.
Auf ihre wütende Argumentation, dass ihre Freundinnen nun sicher mit Charmella zusammen hängen würden und sie noch unwichtiger wäre, wusste er auch keine Antwort. Er verstand noch nicht einmal so genau, was Pandora sagte. Noch wusste er, ob in Hayll gekämpft wurde oder nicht. Tileo fand schon, dass Pandora wichtig war. Sonst hätten sie doch nicht diesen Geheimauftrag. Und er konnte sich absolut nicht vorstellen, dass Ioakim seine Kinder nicht gerne hatte. Es gab Menschen, die Kinder nicht gerne hatten und ihnen böse Dinge antaten. Das wusste der Krieger nur zu genau. Aber die eigenen Kinder musste man doch einfach gern haben. Das wäre sonst schrecklich.
Lieb versuchte er sie weiter aufzumuntern und erklärte ihr ernst, dass er froh wäre, dass sie eine Königin sei. Weil es sich richtig anfühlte. Der Meinung war er wirklich. Doch es freute ihn auch, dass er Pandora so auch etwas hatte aufmuntern können. Sie bedankte sich sogar, als sie durch die kleine Luke unter Deck kletterten.

"Ja, natürlich", nickte er auf ihre Frage und Schloss die Falltüre wieder. Leider konnte er noch kein Hexenlicht herbeirufen. So mussten sie in schummrigem Licht durch den schmalen Gang kraxeln. Doch es ging, da von dem Deck unter ihnen genügen Licht herauf schimmerte. "Wie keine echte Königin? Ist das auch nur ein Netz? Es gibt doch keine halben Blutskasten, oder? Du bist eine Königin, wie ich ein Krieger bin." Er seufzte. "Aber ich habe auch noch ganz viel zu lernen", teilte er ihre Erkenntnis mit. "Und es kommt immer mehr dazu. Kämpfen lernen würde ich ja gerne und vielleicht auch kochen. Aber dieses Lesen, Schreiben oder Rechnen, das ist soooo langweilig.

Tileo kletterte gerade über einen Wust Seile, als von unten Stimmen zu hören waren. Ulysses forderte Amanico auf, an Deck zu gehen. Dieser war nicht gerade sehr erfreut darüber, seine Schicht im Regen zu haben und er gab Pandora daran die Schuld. Verwundert blickte Tileo das Mädchen neben ihm an. Sie hatte dieses schlechte Wetter gemacht? Wie denn? Und warum? Das wäre doch wirklich gemein.
"Die Messe?" wurde er aus seinen Gedanken aufgeschreckt. "Ähm, das ist so etwas wie euer Wohn- und Speisezimmer. Ein grosser Raum mit einem langen Tisch zum Essen. Aber man kann da auch einmal eine Pause machen, wenn so wie jetzt kein gutes Wetter ist, um an Deck zu sein. Soll ich dich dahin bringen?" Vielleicht würde sie erfahren wollen, wo sie schlafen würden. Das nahm Tileo auch wunder. Er wollte nämlich lieber an Bord bleiben, anstatt wieder in so einem Haus zu schlafen. Nicht dass Taelos schon wieder ohne ihn fortsegelte.

"Aber wenn dein Vater dich nicht verstecken würde und dich nicht dazu drängte, eine Hexe zu spielen, würde das denn nicht viel mehr bedeuten, dass er dich nicht lieb hat", musste Tileo seine Gedanken doch noch los werden, da sie ihm dauernd durch den Kopf geisterten. "Dann wäre er nur stolz auf deine Kaste und nicht auf dich. Und dann wäre es ihm auch egal, wenn der böse Herrscher Sion dich leicht finden und dich mitnehmen könnte. Aber das will er nicht, weswegen er alles tut, um dich zu verstecken." Also musste er Pandora lieb haben. "Ausserdem glaube ich nicht, dass du unwichtig bist. Sonst wären wir jetzt bei Iason in Draega und die Königin hätte Taelos nicht auf diesen Geheimauftrag gegeben."
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Pandora » Sa 13. Aug 2022, 09:57

Der Junge verstand erst einmal nicht, warum Pandora glaubte, sie wäre keine richtige Königin. Das Mädchen versuchte es damit zu erklären, dass sie eben nichts darüber wusste wie man als Königin so war und was man können musste. Ihre Eltern konnten ihr das nicht beibringen - oder wollten es nicht, weil sie lieber eine Hexe als Tochter hätten. Außer Tileo wollte niemand, dass sie Königin war. Na schön, es wusste auch kaum jemand, doch das war auch nicht Pandoras Wahl gewesen. Das Mädchen konnte nur zustimmen, dass Lernen sehr langweilig war. Vor allem wenn man immer das Falsche lernen sollte. Es wäre sicher viel aufregender zu lernen was man als Königin so konnte. Konnte man überhaupt etwas? Pandora wusste es nicht. In ihrer Vorstellung waren Königinnen eigentlich immer reich, adelig und hatten einen Hof oder lebten an einem Hof. Sie hatte nichts davon und ihr Papa hatte sie schon sooo oft davor gewarnt wieviel die Adeligen logen und einen mit Versprechungen lockten, die am Ende nicht stimmten. Dass sie nie nie Adeligen glaubten sollte oder mit denen in eine Kutsche steigen durfte.
Pandora war nie etwas schlimmes passiert, so verstand das Mädchen nicht ganz wieso ihr Papa so besorgt war und ihr alles spannende verbot. Er hätte es sicher nicht toll gefunden wo sie gerade herumkroch. Dabei war es aufregend und weckte in Pandora Lust nun vielleicht doch den Rest des Schiffes zu erkunden. Sie hätte gerne noch mehr gelauscht. Genau wie auf dem Schulhof. Da sie selbst unauffällig bleiben musste, hatte sie viel zugehört. Da lernte man eine Menge.

Tileo erklärte ihr, was die Messe war, wo nun die Erwachsenen redeten was mit ihnen passieren würde. "Können wir da auch zuhören?", fragte Pandora. "Ich will wissen was sie vorhaben und wo sie uns hinbringen." In ihrem Kopf waren keine schönen Vorstellungen. Sie dachte an die felsigen wenig bewohnten Inseln in der Nähe der Küste und es schauderte sie.
Der Junge vor ihr sagte dann etwas ganz anderes. Dass gerade weil ihr Vater sie versteckte, er sie lieb hatte. Er wäre ihm nicht egal, ob Sion sie finden und mitnehmen würde. So ganz wollte Pandora das nicht einsehen. "Er wär sicher froher, wenn ich keine Königin wär", murrte sie und biss sich auf die Lippe. "Er ist viel zu streng. Dass ich keine kurzen Röcke tragen darf, das ist gemein. Und auch dass wir so plötzlich wegreisen müssen. Ich durfte mich nicht verabschieden."
Tileo sagte, wäre sie unwichtig, wären sie jetzt bei Iason in Draega und die Königin hätte Taelos nicht zu dem Geheimauftrag geschickt. Verwirrt schaute Pandora den Jungen im Dämmerlicht an. "Geheimauftrag? Und wer sind denn Iason und Taelos?", fragte sie. Pandora hatte Tileo schon mehrmals von diesen Männern reden hören. Meinte er damit Kosta und Eneas?
"Warte... die Königin hat den Auftrag gegeben?" Das hatte ihr niemand gesagt. "Timaris?"
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 10:05

"Ja, natürlich können wir dahin", nickte er. Deswegen hatte er es ja auch angeboten. Als ihm etwas in den Sinn kam. "Oh, du meinst auch so versteckt zuhören. Hmmm, bei der Messe wird es schwierig. Da hat es kaum Verstecke. Aber wir können es versuchen." Aufmunternd lächelte er ihr zu und war froh, dass sie nicht mehr so unglücklich schaute. Ausserdem war er unheimlich stolz, weil er ihr so viele Sachen zeigen konnte, die sie nicht kannte.

"Na sie bringen uns auf ihre Insel", erklärte er erstaunt, dass Pandora da nicht wusste. "Da hat die Mannschaft ein riesiges Haus, das sie sich miteinander teilen. Es soll ein grosser Innenhof haben, worin ein Zitronenbaum wächst. Oder wars ein Orangenbaum? Ach ich weiss nicht mehr. Es soll dort jedenfalls auch ganz viele Kinder haben, mit denen wir spielen können. Leider gibt es auch da eine Schule. Vielleicht kannst du ja dort deine dummen, kurzen Röcke anziehen." Das mit den dummen Röcken war ihm so rausgerutscht, weil es ihm allmählich auf die Nerven ging und er nicht weiter darüber nachgedacht hatte.

Doch noch hatte er es nicht bemerkt. Stattdessen bereiteten ihm die Fragen von Pandora sorgen. Da hatte er wohl auch etwas gesagt, was er nicht hätte sagen sollen.
"Ähm... das sind... die gehören auch zu der Mannschaft", antwortete er ausweichend auf die Frage, wer denn Taelos oder Iason wären. Die Decknamen waren in Mineva nicht bekannt und sollten es wohl auch nicht werden. Tileo war sich da nicht so ganz sicher. "Ja, du bist der Geheimauftrag. Es darf niemand wissen, wohin du in Sicherheit gebracht wirst. Wusstest du das denn nicht? Timaris? Ähm ja, die Territoriumskönigin von Hayll hat den Kapitän geschickt. Eneas hat gesagt, ihr kennt euch. Dein Vater wäre sogar eine Weile ihr Leibwächter gewesen. Aber weil dein Vater lieber in Mineva bei deiner Mutter hat bleiben wollen, ist er es nun nicht mehr, wo die Königin nach Draega gegangen ist."
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Pandora » Sa 13. Aug 2022, 16:15

Tileo wusste nicht ob sie bis zur Messe kommen würden, da hätte es nicht so viele Verstecke, doch er wollte es für sie versuchen. Pandora lächelte zurück, folgte dem Jungen gleich weiter. Es war echt eng und auch ein bißchen nass in dem schmalen Gang. Daußen hörte man den Wind holen und den Regen rauschen.
Der kleine Krieger war überrascht, dass Pandora so gar nichts von der Insel wusste. "Sie haben es uns erst heute morgen gesagt", erklärte das Mädchen ein bißchen schnippisch. "Nur, dass wir auf eine Insel kommen, wo es sicher ist. Nicht mehr. Ist es eine schöne Insel? Warst du schon dort?"
Anscheinend nicht, aber Tileo wusste mehr darüber. Über ein großes Haus und auch einen Orangenbaum. Es gäbe auch eine Schule, wo sie dann ihre dummen kurzen Röcke tragen könnte. Pandora schnappte empört nach Luft.
"Die sind nich dumm!", verteidigte sie. "Ältere Mädchen tragen sowas und ich will dazu gehören! Die sind nicht dumm." Tileo war dumm, dass er sich darüber lustig machte. Pandora schnaubte ein bißchen verschnupft.
Da war es ihr gerade auch egal, dass sie ein Geheimauftrag wäre. Sie war kein Ding das man einfach so herumschachern könnte.
"Ja, man hat mir gesagt, dass ich in Sicherheit gebracht werden soll, aber es ging alles so schnell und man hat mich gar nicht gefragt", beschwerte Pandora sich wieder. "Timaris hab ich einmal getroffen. Glaub ich. Aber da war ich noch kleiner. Papa hätte mich beschützt, er wäre mein Leibwächter. Aber ihr versteht das alles nich und macht euch lieber lustig. Du auch. Du hast gesagt, die Röcke sind dumm und das mit Chamella wäre auch dumm. Aber das ist es nicht!"

"Hey, ihr zwei Schiffsratten, wenn ihr da oben verstecken spielen wollt, solltet ihr etwas leiser zanken", dröhnte plötzlich eine Stimme von unten. Ein Mann mit bronzefarbener Haut stand genau unter ihnen im Gang, blickte nach oben und grinste.
"Kommt runter in die Messe, man vermisst euch bereits", sagte er weiter. Pandoras Herz schlug wild vor Aufregung, sie sah Tileo erschrocken an.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 16:41

"Nein, ich war noch nie auf der Insel", schüttelte der Junge seinen Kopf. "Doch Kosta hat mir schon ganz viel davon erzählt. Es muss wunderschön sein da. Sonnig warm mit langen Sandstränden. Einen Berg gibt es auch mit Höhlen und einen Dschungel. Ich freu mich darauf, das alles zu entdecken." Es wäre allerdings noch besser, wenn Iason auch dabei sein könnte.

"Ich mache mich nicht über dich lustig", entgegnete Tileo heftig und wurde nun auch langsam wütend. "Aber du hast Recht. Ich versteh dich nicht. Ich versteh nicht, warum dir das mit den Röcken und den Mädchen, die du eigentlich gar nicht magst, so wichtig ist. Warum du dich beschwerst, dass man dir helfen will. Besonders jetzt, wo gute Menschen ihr Leben aufs Spiel setzen, um dich zu beschützen und zu retten. Warum kümmert es dich, wie lang dein Rock ist? Sei doch einfach froh, dass du überhaupt einen hast. Du bist so reich. Hast ein tolles Zuhause, Eltern, die dich lieben, einen Bruder, der dich bewundert und Freundinnen, die dir Kleider ausleihen. Warum bist du unglücklich? Es gibt viele, die nichts davon haben." Er würde alles geben, wenn er wieder bei seinen Eltern sein könnte. Tränen traten ihm in die Augen, während er Pandora im Halbdunkeln wütend anfunkelte.

Bevor der Streit noch ganz eskalierte wurden sie auf einmal von Garlan angesprochen, der unter ihnen im Gang stand und meinte, sie sollten schon leiser zanken, wenn sie sich verstecken wollten. Von unten blickte er durch die Bretter, grinste und meinte, man würde sie in der Messe vermissen. Sie sollten runter kommen. Tileo fluchte leise. Garlan fand einen aber auch immer. Schon damals in Shalador. Er blickte auf und wollte schon murrend Pandora die Schuld geben, als er ihren erschrockenen Blick sah. Instinktiv packte er sie an der Hand, zog sie mit sich und floh mit ihr.
"Komm", raunte er ihr zu und rannte mit ihr so schnell es ging durch den schmalen Gang, bis sie zu einem Raum kamen, wo sie ihn wieder verlassen konnten. "Es ist alles gut. Du bist in Sicherheit", beteuerte er ihr da. "Garlan tut dir nichts. Er findet einem nur immer. Lass uns zur Messe gehen, ja? Ich habe Hunger. Du nicht?"
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Pandora » Sa 13. Aug 2022, 16:42

Dafür, dass Tileo viel jünger als sie war, kam er ihr für einen Moment viel klüger vor als sie, was sie ärgerte. Wieso war es falsch wenn sie schöne Kleider haben wollte? Außerdem mochte sie auch ein paar der Mädchen. Es war eben wichtig. Sie wollte beachtet werden und keine kleine Hexe im Hintergrund sein. Das ging einfach nicht.
"Hör auf!", fuhr sie Tileo an, weil sie das alles nicht hören wollte. Er war nur ein kleiner Junge, er hatte doch keine Ahnung. "Ich hab nie Hilfe gewollt. Ich wollte bloß... normal sein. So wie die anderen. Wir sind gar nich reich, wir... ah, du hast keine Ahnung!", schimpfte sie, weil ihr nichts besseres mehr einfiel und das ärgerte sie auch. Natürlich war sie froh über das Haus und ihre Eltern, ihren Bruder und ihre Freundinnen. Aber Pandora wollte mehr als nur das. Dann war sie halt undankbar. "Du verstehst das nicht, du bist kein Mädchen!" Es war klar, dass die Jungs zufrieden mit weniger waren. So war das immer. Sie waren da um die Mädchen zu beschützen und ihnen zu helfen. Das sagten alle. Es war da verwirrend genug, dass ihre Familie oft etwas anderes sagte. Dass Männer genauso viel wert waren. Auch Sklaven. Aber die in der Schule würden sie auslachen, wenn sie so redete. Pandora war unsicher was nun stimmte. Es war so verwirrend. Sie wollte dazu gehören, aber gleichzeitig wollte sie auffallen und etwas besonderes sein. Nur eben so besonders, das die anderen sie trotzdem mochten. Nicht so wie dieser verrückte kreischende Bettler, den Pandora einmal am Hafen gesehen hatte. Niemand hatte mit dem etwas zu tun haben wollen, aber der hatte auch gestunken.

Ihr Streit war zu laut gewesen und sie hatten prompt vergessen leise in ihrem Versteck zu sein. Einer der Seemänner hatte sie von unten entdeckt, linste durch die Spalten im Holz und grinste, sagte ihnen, sie sollten in die Messe kommen. Erschrocken, dass sie entdeckt worden waren, erstarrte die junge Königin, sah hinüber zu Tileo.
Plötzlich griff er nach ihrer Hand, zerrte sie mit sich. Pandora war viel zu überrascht sich zu wehren und sie wollte auch nicht hier sitzen bleiben, wo dieser seltsam aussehende Matrose sie anschaute. Es machte sie ganz nervös und sie dachte kurz daran, ob man von unten etwa auch unter ihren Rock schauen konnte. Sie krabbelte atemlos Tileo hinterher ehe er eine Klappe öffnete und sie bei einem anderen Raum wieder rauskamen. Hier hingen viele alte Karten an den Wänden und in einem Fass in der Ecke steckten noch mehr Karten in Rollen.
Pandora schob sich über die Luke und hüpfte nach unten in den Raum. Tileo versicherte ihr, sie wäre in Sicherheit und Garlan würde einem nichts tun. Das Mädchen lächelte ihn an, der Streit für einen Moment vergessen. "Du bist ein guter Beschützer", befand sie. "Zur Messe? Wo die Erwachsenen sind?" Sie überlegte kurz. Die würden nur wieder planen was am besten für Pandora war. Nie fragten sie sie! Aber sie hatte Hunger. Sie hatte heute morgen aus Trotz nichts essen wollen. Schließlich nickte Pandora und folgte Tileo schweigend. Das Schiff schwankte hin und her, sie hielt sich an einem Seil fest und hatte das Gefühl der Boden selbst würde Wellen werfen. Tileo schien das nicht zu spüren, denn er huschte flink vorneweg. Pandora versuchte ihn wankend einzuholen. Das Schiff knarrte ganz bedrohlich.
"Wir sollten umkehren", fand sie nervös und nagte an ihrer Lippe. Pandora war schon auf einem Schiff gewesen, aber nie bei so schlimmen Wetter oder so weit weg von zuhause. Wieso saßen die Leute in der Messe, wenn es so stürmte? Sollten nicht alle an Deck sein? Selbst Eneas saß drinnen und redete mit ihrer Mama, die Arion auf dem Schoß hatte.
Als man Tileo und Pandora bemerkte, schauten alle zu ihnen. Pandora wurde wieder unsicher. "Ich will etwas essen", stieß sie als Forderung aus. "Und Tileo auch." Sie hatte jetzt keine Lust, das die anderen ihr Fragen stellten, wo sie gewesen waren. Das Mädchen trat zu dem Tisch und Eneas rückte etwas zur Seite, so dass Pandora und Tileo sich setzen konnten.
Ein großer bauchiger Mann mit einer Augenklappe kam zum Tisch und stellte ihnen zwei Schüsseln hin, legte ihnen zwei Scheiben Brot dazu. Misstrauisch stocherte Pandora mit ihrer Gabel in die Schüssel, wo ein roter Eintopf herumschwamm. Sie förderte ein Fleischstück hervor, kaute vorsichtig ehe sie die Gabel demonstrativ wieder sinken ließ und die Schüssel von sich schob.
"Das schmeckt komisch. Nicht so wie zuhause", befand sie. So würzig und auch viel schärfer als sie es gewohnt war.
"Iss doch wenigstens ein bißchen", bat ihre Mutter. Pandora schüttelte den Kopf. Sie wollte etwas richtiges essen.
"Irgendjemand sollte es essen. Sonst wird Solomon sauer", sagte Ulysses und griff nach ihrer Schüssel. Solomon? Etwa der große Mann, der das Essen gebracht hatte? Würde der etwa wütend auf sie werden? Bestimmt nicht. Pandora ließ sich die Schüssel wegnehmen, knabberte verdrossen an einer der Brotscheiben.

"Hast du ihr das Schiff gezeigt?", fragte Eneas Tileo. "Wollt ihr mehr über die Insel wissen? Ich würde euch ja den Namen der Insel sagen, aber er ist sehr geheim und ich will nicht riskieren, dass Spione davon erfahren."
"Spione?", fragte Arion erstaunt, doch auch Pandora merkte auf.
"Ja. Die Insel ist ein geheimer Ort und viele Flüchtlinge leben dort. Nicht nur ihr. Die dürfen wir nicht verraten. Und es könnte Leute geben, die die Insel suchen, um den Bewohnern weh zu tun. Das darf nicht passieren."
Pandora glaubte, dass Eneas übertrieb. Er wollte ihnen nur Angst machen oder sie beeindrucken. Ihr war die blöde Insel egal. Sie wollte zurück. So hörte sie nur halb zu wie die Seemänner am Tisch die Insel beschrieben und was es dort alles gab. Pandora aß das Brot auf, doch wirklich satt war sie nicht. Sie fragte danach, ob nicht mehr Leute auf das Schiff aufpassen müssten, doch Ulysses lachte und erklärte, es wäre nur ein bißchen Wind und Regen. Ein bißchen? Pandora fand schon, dass es ein richtiger Sturm war und sie war etwas beunruhigt darüber, dass die anderen das nicht ernst nahmen.
Als es später wurde, bekam sie die Kajüte gezeigt, wo sie schlafen sollte. Zusammen mit Rachel, Farells Freundin, und ihrer Mutter. Tileo würde mit Arion und Juan in einer Kajüte zu sein. Juan... Pandora hatte ihn nur einmal kurz gesehen, war jedoch gleich fasziniert gewesen von dem Jugendlichen.
Die Nacht war der Horror. Das Schiff schwankte hin und her und Pandora machte kaum ein Auge zu. Dementsprechend übellaunig war sie am nächsten Tag und dem darauf und auch dem nächsten. Erst einige Tage später wurde das Wetter besser und wärmer. Um sie herum war nur Wasser. Sie hatte immer noch Probleme einen sicheren Stand zu haben, doch Tileo hatte begonnen ihr zu zeigen wie man sicher stand.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 17:08

Glücklich strahlte er Pandora an, als sie ihn lobte, dass er ein guter Beschützer sei. Tileo wollte ihr ja auch helfen und war froh, dass er es auch einmal geschafft hatte. Mit stolz geschwellter Brust brachte er sie zu der Messe, damit sie mit den Erwachenen mitreden und entscheiden konnte, wie es ihr so wichtig war. Es kam dann zwar etwas überraschend, dass sie anstatt reden, essen wollte, doch das war Tileo auch recht. Er bekam nämlich ebenfalls langsam Hunger. Zufrieden setzte er sich neben Eneas auf die Bank und machte sich eifrig über den Eintopf her, welcher Solomon ihnen gebracht hatte.

Dass Pandora mit dem Essen nicht zufrieden war und sie sich wieder so seltsam benahm, bekam er zwar mit, doch er registrierte es nicht wirklich. Zuerst war er noch zu sehr mit ihrem Lob erfüllt und dann lenkten Taelos und die Piraten ihn mit Geschichten über die geheime Insel ab. Tileo verstand nicht, warum Pandora das nicht spannend fand. Vielleicht lag es daran, dass sie ein Mädchen war und sich für kurze Röcke interessierte. Dort konnte sie sicher so etwas tragen. Dann würde sie auch glücklicher werden.

Als es dann Zeit war, ins Bett zu gehen, musste Tileo noch ein ernstes Wort mit dem Kapitän sprechen. Gefasst erklärte er ihm, dass er diese Nacht leider nicht bei ihm schlafen könnte, weil er doch auf Arion aufpassen musste, für den das sicher unheimlich war, so auf einem fremden Schiff zu schlafen. Tapfer bot er an, dass Meister Petz dennoch auf Taelos aufpassen könne, damit er sich nicht mehr so alleine fühlte. Doch zum Glück meinte Taelos, dass Teddy auch von Tileos Bett auf ihn aufpassen könne. Da war der Junge schon froh, dass er Teddy ohne schlechtes Gewissen mitnehmen konnte.

In den nächsten Tagen windete und regnete es weiter und so konnten sie sehr selten an Deck. Doch die beiden Jungen störte das nicht sonderlich. Es gab so viel zu entdecken an Bord. Sie waren wirklich wie die Schiffsratten. Tileo zeigte Arion jeden kleinen Winkel des Schiffes, zeigte ihm, wo er sich gut verstecken konnte und wo es lustig war zu spielen. Pandora kam manchmal auch mit und dann zeigte Tileo ihr, wie sie gehen musste, damit sie bei dem starken Wellengang nicht taumelte.

Schliesslich riss die Wolkendecke aber auf und der Sturm legte sich. Ab da durften sie wieder an Deck spielen, was unter der Sonne schon viel, viel lustiger war. Besonders wenn sie die Strickleitern zu den Masten hochklettern konnte. Aber dann wurde Arions Mama immer ganz aufgeregt und fand das gar nicht toll. Also taten sie es nicht mehr so oft. Zumindest nicht, wenn sie es sah. Genau wie ihre Tochter, sollte sie doch nicht unglücklich sein. Sicherlich vermisste sie ihren Mann sehr, wie Taelos Iason vermisste.

Für Tileo und Arion verging die Reise wie im Flug. Es gab so viel zu entdecken zu lernen über die Seefahrt und zu spielen. Tileo war froh, dass Arion auch hier war und er in ihm einen guten Freund fand. Das war schon etwas anderes, als mit den Erwachsenen zu spielen, die zwar auch sehr lieb waren, aber manchmal einfach nicht begriffen, wie das Spiel funktionierte. Ob er auch so dumm wurde, wenn er gross war? Mit Pandora war es schwieriger. Sie war nie glücklich, egal was man machte. So liess er sie vorwiegend in Ruhe, wenn sie wieder so eine Laune hatte und keinen Spass beim Mitspielen hatte. Nur wenn sie ganz unglücklich war, zog es ihn wieder zu ihr, damit er sie aufheitern konnte.

Nach ein paar Tagen hiess es dann auf einmal, dass die Pirateninsel in Sicht käme. Sofort sprangen alle an Deck und schauten neugierig. Und tatsächlich, ganz weit hinten, war ein grüner Berg zu sehen, der langsam näher kam. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie in den Hafen einer hübschen Stadt einliefen. Es sah so gar nicht piratig aus, fand Tileo etwas enttäuscht. Doch er wusste, dass die Mannschaft aus echten Piraten bestand. Schliesslich hatte er auch schon den einen oder anderen Kampf miterlebt. Und irgendwie war es schön, dass Taleos und Iason auch ein schönes, sicheres Zuhause hatten.
Aufgeregt und auch ein bisschen nervös stand Tileo vorne am Bug bei Taelos und tastete nach seiner Hand, um sie festzuhalten. Nicht dass er unter den vielen Menschen verloren ging, die am Hafen warteten. "Ich wünschte, Iason wäre jetzt auch hier", murmelte er.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Sa 13. Aug 2022, 17:12

Der Regen hielt noch ein paar Tage an und es drückte weiter auf Eneas' Stimmung. Er versuchte für seine Familie und Mannschaft da zu sein, sich zusammenzureißen, doch es kostete so viel Energie und Überwindung, wenn er sich lieber zurückgezogen hätte. Er vermisste Kosta unheimlich, auch Leto, und er hatte das Gefühl in letzter Zeit nur falsche Entscheidungen getroffen zu haben. Immer wieder fragte Eneas sich, was er hätte machen und sagen können, damit sein Freund blieb, damit er plötzlich nicht so wütend auf ihn war. Eneas verstand es immer noch nicht recht. In jeder freien Minute zerbrach er sich den Kopf darüber, was es nicht besser werden ließ. Er hatte die schreckliche Befürchtung Kosta endgültig verloren zu haben.
So war es schwer sich zusammenzureißen. Es war vor allem Tileo, der ihn ablenkte und sei es nur, dass Eneas ihm beim Spielen an Deck zusah. Tileo hatte von selbst entschlossen wieder in seiner Kajüte zu schlafen, da er ja auf Arion aufpassen müsste. Genauso hatte Eneas das auch geplant, nur jetzt wieder alleine zu schlafen, ließ ihn lange wach liegen und verzweifeln. Mal dachte er, Kosta hätte vielleicht recht und seine Liebe war nicht echt und ein ander Mal war er auch zornig, dass Kosta ihm das überhaupt vorgeworfen hatte. Sie war echt. Es fühlte sich echt an.
Es schmerzte wie echte Liebe...

Der Regen verschwand, doch Eneas' Laune besserte sich nicht unbedingt. Er war nur froh, dass sie nach weiteren Tagen unbescholten nach Nuranessa kamen. Sie hatten auf der Reise nur zweimal ein Handelsschiff in der Ferne gesehen und waren sonst unbemerkt über die weite See gesegelt. Nun war fast die komplette Mannschaft und ihre Passagiere an Deck, schauten hinüber zur Insel. Sie kamen gerade an einer hohen Felsengruppe vorbei, drehten bei und konnten den verschlafenen Hafen in der Mittagssonne entdecken. Nun, ganz so verschlafen war er gerade nicht, denn sobald das Schiff bemerkt worden war, fanden sich schnell die Bewohner von Nuranessa am Hafen ein, winkten und riefen nach ihnen. Die Kinder jubelten, kletterten mutig auf einige Lastenkräne am Kai.
Tileo hatte sich beim Anblick des Hafens schnell an Eneas' Seite eingefunden. Eine kleine Hand tastete nach der des Kapitäns. Lächelnd ergriff Eneas sie, drückte Tileos Hand zuversichtlich. Ehe sein Herz augenblicklich sank sobald der Junge Iason erwähnte.
"Das wünschte ich auch", erwiderte er leise aber sehr inbrünstig. Eneas rief sich innerlich zur Ordnung, sah aufmunternd zu Tileo. "Er hat in Draega eine wichtige Aufgabe. Du bist ihm auch wichtig, doch die Königin braucht ihn gerade dringender", erklärte er dem Kind. "Wenn sie ihn nicht mehr so dringend braucht, kommt er bestimmt wieder..." Eneas hoffte sehr, dass ein Gegengift schnell gefunden war. Timaris musste überleben, sie war so stark. Aber bedeutete es, dass Kosta danach wirklich hierher kam? Es hatte ganz und gar nicht danach geklungen...
Die 'E' legte am Hafen an und schnell war die Planke unten.
"Wir entern das Schiff!", rief unten ein vorwitziger Junge, barfuß und in kurzen Hosen und wollte schon über den Steg, doch Olintes schob den Naseweis grinsend wieder zurück.
"Nicht so voreilig", erwiderte er.
Als Pandora an die Reling trat und nach unten sah, machte sich ein wenig Getuschel breit. Die Bewohner sahen sie neugierig an. "Wieso starren die so?", fragte das Mädchen.
"Wir haben heute morgen dein Netz entfernt. Erinnerst du dich?", erklärte Damien. "So oft is hier keine Königin. Könnt mich jedenfalls nich an eine erinnern."
Sie gingen gemeinsam nach unten und verließen das Schiff. Laree war eine der ersten, die sie begrüßten. In den wenigen Wochen war sie braungebrannt worden. Die Uniform war verschwunden und stattdessen trug sie ein bunt bedrucktes Kleid. Überrascht umarmte sie Estella, dann die Kinder. "Was macht ihr denn hier?"
"Das ist geheim", erklärte Arion und sah zu Tileo, ob er das auch richtig gesagt hatte.
"Ich erkläre es dir später", fügte Eneas hinzu. Im Hintergrund umarmte Ulysses seinen Sohn, der hier mit seiner Mutter lebte.
"Das hier ist Tileo. Tileo, das ist meine Schwester Laree. Du hast vielleicht schon von ihr gehört in Mineva."
"Ohje, sicher nichts gutes", scherzte Laree. Dann sah sie zum Schiff zurück. "Kosta?", fragte sie leise. Eneas Blick bekam wieder etwas schmerzhaftes.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 19:51

Lieb lächelte er zu Taelos hoch, als dieser ihm gestand, dass er sich ebenfalls wünschte, dass Iason hier wäre. Tileo war froh, dass er damit nicht alleine war. Allerdings hatte er auch etwas ein schlechtes Gewissen, weil er nicht so oft an Iason gedacht hatte, als er mit Arion gespielt hatte. Da hatte er ihn völlig vergessen. Hoffentlich war Iason ihm deswegen nicht böse.

Als sie das Schiff verliessen und den Steg hinunter gingen, hielt er sich weiterhin gut an Taelos fest. Es waren hier aber auch wirklich viele Leute. Auch wenn alle sehr freundlich wirkten, wollte er nicht verloren gehen. Misstrauisch beäugte er den anderen Jungen, der das Schiff entern wollte. Doch Olintes hielt ihn auf und so konnte Tileo sich wieder etwas entspannen. So halbwegs zumindest. Denn während er sich an Eneas klammerte, wollte er auch gleichzeitig Pandora im Auge behalten, damit ihr nichts geschah. Und Arion natürlich ebenfalls. Die beiden waren schliesslich hier, damit sie in Sicherheit waren und beschützt wurden.

"Genau", nickte er todernst bestätigend, als Arion erklärte, dass es geheim wäre, warum sie hier wären. Eine schöne Frau hatte danach gefragt, die zuerst Estella und dann Pandora und Arion umarmt hatte. Dann wurde sie ihm vorgestellt. Das sei Laree. Die Schwester des Kapitäns. Mit grossen Augen starrte er sie an, nickte abwesend. Ja, natürlich hatte er von ihr gehört. Das war das Mädchen, was Iason und Taelos hatten retten wollen.
"Du bist ja gar nicht hässlich", platzte es erstaunt aus ihm heraus. Bevor er realisierte, was er gesagt hatte. "Ähm, ich meine, es freut mich dich kennen zu lernen, Lady Laree." Formvollended verneigte er sich galant vor ihr, so wie er sich das bei Iason abgeschaut hatte. "Ich habe nur gutes über die gehört. Du bist wunderschön." Irgendwie hatte er sich immer ein kleines, hässchliches Mädchen vorgestellt, als von Küken die Rede gewesen war.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Sa 13. Aug 2022, 19:51

"Hässlich? Wer hat gesagt, ich bin hässlich?", wollte Eneas' Schwester wissen und blickte ihn prüfend an. Der Krieger schüttelte schnell den Kopf.
"Ich bestimmt nicht", verteidigte er sich und auch Tileo verbesserte schnell, dass er sich freute sie kennenzulernen und sie wäre nicht hässlich, sondern wunderschön. Dann verneigte er sich auch niedlich vor ihr. Das hatte ihm bestimmt Kosta beigebracht, dachte Eneas wehmütig. Er dagegen hatte dem Jungen nur Unsinn beigebracht wie er glaubte.
"Danke schön, Tileo", bedankte sich Laree. "Freut mich auch dich kennenzulernen." Dann fragte sie leider nach Kosta. Eneas sah kurz zurück zum Meer.
"Er ist in Draega geblieben", erklärte er leise.
Laree wirkte jedoch nicht überrascht. "Schade, dass du ihn nicht hast umstimmen können. Ich hab ihm gebeten, nicht bei Timaris zu bleiben, aber er wollte nicht hören."
Eneas sah sie verwundert an. Moment mal, sie hatte davon gewusst? Hatte Kosta ihr seine Pläne mitgeteilt? Eneas hatte erst im letzten Augenblick davon erfahren. Wie lange hatte Kosta das vor ihm geheim gehalten? Er fragte sich, ob sein Freund ihm überhaupt je etwas wichtiges anvertrauen würde, wenn er ihn stets schützen wollte...
"Lass uns später darüber reden. Komm, ich zeige euch das große Haus, wo wir leben werden", sagte er Tileo und auch Estella und ihren zwei Kindern. Im Schlepptau folgten ihnen einige der besonders quirligen Kinder, die immer mal wieder nach Goldauge und den Schätzen riefen oder die neuen Kinder neugierig beäugten.
Carlita tauchte dann auch auf, hieß sie wieder willkommen. Eneas stellte die Haushexe vor und dass sie sich vor allem in Abwesenheit der Mannschaft um ihr Haus kümmerte. So zogen sie durch die kleine Stadt. Mitten drin hatte es dann ein quadratisches, zweistöckiges Wohnhaus. Durch einen großen Torbogen kamen sie in den Innenhof, wo die Orangen- und Zitronenbäume gepflanzt waren. Die junge Xia war schon dabei Erfrischungen und Gebäck auf die Tische zu stellen, wobei sie praktisch sofort von Vissarion angesprochen wurde.
"Hier werden wir wohnen", erklärte Eneas. "Es gibt immer einige freie Zimmer. Arion, Tileo, wollt ihr euch gemeinsam eines teilen? In der Nähe von Estella und mir", versprach er, denn die zwei Jungen schienen noch etwas überwältigt von der Stadt - so klein sie auch war. Arion hielt sich ein bißchen an Tileo fest und da der sich an Eneas klammerte, war der Krieger stets vorsichtig weitergegangen, damit die Jungpiraten nicht gleich reißaus nahmen.

"Es ist sehr schön hier", fand auch Estella. Maeve kam ebenfalls zögerlich in den Innenhof. Der Dhemlanerin sah man die Schwangerschaft nun auch schon an. Eneas begrüßte sie freundlich. Es gab überhaupt mal wieder viele Leute, die mit ihm reden wollten, doch mindestens genauso viele fragten nach Iason. Tapfer vertröstete Eneas sie ehe er mit Tileo für einen Moment nach drinnen ging, die Treppe benutzte und nach oben ging zu den Zimmern. Neben dem Zimmer, was er benutzte, hatte es noch ein leeres und so öffnete er die Türe.
"Hieraus könnten wir ein Zimmer für euch beide machen", schlug Eneas vor. Es war klein, aber hell eingerichtet und momentan nur mit einem großen Bett, einer Kommode, Schreibtisch und einem Sessel versehen. Zwei Fenster schauten hinaus auf die Stadt und Teil eines kleinen Gartens. "Wir richten es noch schön ein. Ihr könnt mir ja helfen es zu schmücken, ja?"
Er band ein rotes Tuch an den Türgriff, so dass die Jungen das Zimmer schnell wiederfinden würden, wenn sie sich im Tumult dorthin zurückziehen wollten. Estella und Pandora folgten ihnen, wobei Estella alles tat, um ihrem Sohn das Zimmer schmackhaft zu machen. Es stellte sich heraus, das war sowieso kein Problem, denn Arion war mit allem einverstanden.
Auf der Galerie, die den gesamten Innenhof umspannte, gingen sie zur nächsten Türe. Eneas zeigte ihnen kurz das Bad im Obergeschoss und sein Zimmer. Es war für ihn eingerichtet und so hatte es viele Bücherregale, ein Schreibpult und noch mehr.
"Ich will auch ein eigenes Zimmer", verlangte Pandora.
"Pandora...", fing Estella an.
"Wenn ich hier leben soll, will ich ein eigenes", murrte das Mädchen.
"Das wird kein Problem sein. Ich werde Carlita fragen, wo noch Zimmer frei sind", versprach Eneas. "Das Gepäck holen wir später nach. Unten im Hof gibt es erst einmal ein leckeres Essen." Er deutete nach unten, wo schon ein paar der Mannschaft saßen oder dabei halfen Schüsseln mit Salat und Broten hinaus zu bringen.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 19:57

"Nein, ich dachte nur, weil doch alle immer von einem Küken gesprochen haben", versuchte er sich hastig zu erklären, damit nich Taelos die Schuld bekam. "Die sind doch zu Anfang total hässlich. So kahl und runzelig." Es war wohl besser, wenn er Laree ein Kompliment machte und sie höflich grüsste. Es kam wirklich gut an, denn sie bedankte sich und freute sich auch, ihn kennen zu lernen. Zufrieden strahlte Tileo sie an.

Nach vielen Begrüssungen später, so kam es Tileo zumindest vor, ging es weiter durch die hübsche, weisse Stadt. Immer wieder kamen ihnen Leute entgegen und sprachen Taelos an. Der Pirat Goldauge war wohl wirklich ein sehr wichtiger Mann hier. Zu Anfang hatten die vielen Leute Tileo noch erschreckt, doch allmählich gewöhnte er sich daran und er wurde gar stolz darauf, dass ein so wichtiger Mann sein Freund war. Immer mehr siegte seine Neugierde über seine Scheu und er freute sich schon darauf, auch die anderen Kinder kennen zu lernen und mit ihnen zu spielen, ganz wie Iason und Taelos es gesagt hatten. Natürlich wollte er auch das Haus erkunden gehen und die Stadt und die ganze Insel. Aber vielleicht würde er das besser erst morgen tun.

"Jaaaa", strahlten die beiden Jungen, als sie zwar ein kleines, aber sehr tolles Zimmer bekamen. "Das schmücken wir mit einer Piratenflagge. Was meinst du Arion? Oh, mit dem grossen Bett könnten wir unser eigenes Piratenschiff machen. Das wird toll." Es war ein schönes Haus, wie Iason gesagt hatte. Im Hof gab es sogar Zitronen- und Orangen bäume und Tileo linste schon, wie man die wohl am besten beklettern konnte. Wohlweisslich sagte er aber noch nichts davon. Sonst wollte dann nur wieder ein Erwachesener dabei sein. Das würden Arion und er alleine erkunden.

"Zeigst du mir auch Iasons Zimmer?" bat er Taelos mit grossen Augen, nachdem er eine Führung durch das Haus bekommen hatte. Beziehungsweise wusste, wo das Bad war und wo Taelos schlief. Das war ganz nah, was Tileo super fand. Pandora war grad wieder quengelig und wollte ihr eigenes Zimmer haben. Manchmal hatte Tileo das Gefühl, sie wäre noch jünger als Arion. So oft heulte sie wegen irgend etwas rum. Wie ein Baby. Aber jetzt war ihm das gerade egal. Er wollte Iasons Zimmer sehen. Das war bestimmt auch so toll eingerichtet, wie das von Taelos. Nein, noch viel spannender.
"Biiitteeee", flehte er. "Wir müssen es auch gar nicht betreten. Nur einen ganz kleinen Blick reinwerfen. Das stört ihn bestimmt nicht. Auf dem Schiff haben wir uns doch sogar eine Kajüte geteilt." Arion half ihm betteln und so durften sie wirklich kurz in Iasons Zimmer schauen. Es war eine Enttäuschung. Das Zimmer war gar nicht speziell eingerichtet und es befand sich auch kaum etwas darin.
"Bist du sicher, dass das Iasons Zimmer ist?" fragte Tileo zweifelnd. Der Junge konnte ja nicht wissen, dass der Krieger all seine persönlichen Sachen eingepackt und mitgenommen hatte. Auf dem Schreibtisch lag nur noch ein wenig Schreibmaterial herum, einige wenige Bücher befanden sich im Regal und im Schrank befanden sich noch ein paar Kleidungsstücke. Es wirkte so, als würde hier noch jemand leben. Zumindest jemand, der nur kurz zu Besuch war. Doch von einer persönlichen Note von Kosta fehlte jede Spur.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Sa 13. Aug 2022, 19:58

Die zwei Jungen hatten sofort ganz viele Pläne wie sie ihr Zimmer schmücken wollten. Tileo wollte aus dem großen Bett ihr eigenes Piratenschiff machen. Eneas schmunzelte. "Wir können sonst sicher auch ein Hochbett für euch auftreiben, damit jeder genug Platz hat", sagte er. "Eine Piratenflagge? Hmmm... ja, sowas dürfte sich auch auftreiben lassen. Wisst ihr, jeder Piratenkapitän hat sein eigenes Symbol auf der schwarzen Flagge." Er würde ihnen eine schwarze Flagge geben, die sie selbst bemalen und gestalten konnten. Es war schön, dass die zwei von dem Haus so begeistert waren und auch Tileos Scheu verschwand immer mehr. Er hatte sich gut erholt seit dem Sklavenmarkt und Eneas war richtig stolz auf ihn.
Dann wollte Tileo unbedingt das Zimmer von Kosta sehen und ließ auch nicht locker. Während Estella und Pandora schon einmal zurück nach unten gingen, um etwas zu essen, führte Eneas die kleine Piratenbande zu Kostas Zimmer. Wahrscheinlich sah Tileo Kosta immer noch als großes Vorbild und wollte ihm vielleicht in der Gestaltung des Zimmers nacheifern.
Was sie dann aber sahen, überraschte auch Eneas. Er hatte nicht gewusst, dass Kosta gar sein Zimmer ausgeräumt hatte. Wie lange hatte er das geplant? Wieso hatte er Eneas nichts gesagt? Der Anblick des leeren Zimmers... es tat sehr weh. Mehr als erwartet. Eneas wusste nicht wieviele von diesen Schlägen er noch verkraften konnte. Sie hatten sich doch immer alles anvertrauen können. Nein, nicht alles... nichts, was mit ihrer Beziehung oder mit Beziehungen zu anderen zu tun hatte. Kosta hatte ihm nichts von seinem Vorhaben anvertraut. Sicher hatte er es nur gut gemeint.. oder hatte er sich nicht getraut? Eneas sollte aufhören darüber nachzudenken, es führte zu nichts.

Tileo schaute auch enttäuscht in das Zimmer, das so karg war. All die kleinen Souvenirs von ihren vielen Reisen, die Geschenke von Freunden, die Kosta gemacht hatte, alles war fort.
"Es sah nicht immer so aus", musste Eneas zugeben, "Und Kosta ist sehr ordentlich, er wollte sicher nur alles gut verstauen..."
"Kommt er nicht mehr zurück?", fragte Arion.
"Doch! Er kommt wieder!", beharrte Eneas sofort. Er musste. Wieso sah das dann hier so endgültig aus? Dieses leere, karge Zimmer... der Anblick brach ihm das Herz. Er biss sich feste auf die Lippen. "Er kommt wieder...", wiederholte er leise. "Wir.. wir sind eben oft unterwegs. Er wusste nicht, wann er zurückkommt."
Es waren nur spärliche Ausreden und Eneas wusste nichtmal, ob die Kinder ihm das glaubten. Er versuchte vor allem sich selbst zu überzeugen. "Kommt, lasst uns nach unten gehen und etwas essen", versuchte er Tileo von dem leeren Zimmer abzulenken.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 20:25

Taelos versicherte ihnen gleich, dass Iason Zimmer nicht immer so langweilig ausgesehen hatte wie jetzt. Isaon wäre eben nur sehr ordentlich und hätte alles gut verräumt. Oh, ja, das kannte Tileo sehr gut von seinem retter. Bei ihm wollte er auch immer, dass er alles aufräumte. Das war manchmal schon etwas langweilig. Auf dem Schiff hatte er ja noch verstanden, warum das so sein sollte. Damit nämlich nicht alles in der Gegend rumpurzelte, wenn es einmal hoher Wellengang gab. Und auch damit nichts dabei kaputt ging. Doch hier an Land, musste man das doch nicht so extrem sehen. Tileo räumte nämlich nicht sonderlich gerne auf.

"Sag doch nicht so schlimme Sachen", rief Tileo entsetzt, als Arion fragte, ob Jason nicht mehr zurück kommen würde. Das war eine furchtbare Vorstellung, die ihm die Tränen in die Augen treiben wollte. Tapfer blinzelte er sie weg. Dabei halfen ihm die zuversichtlichen Worte von Taelos, der klarstellte, dass Iason sehr wohl zurück kommen würde. Er wisse eben nur nicht wann.
"Genau", befand auch Tileo. "Ausserdem haben wir ihm ganz tolle Briefe geschrieben. Da muss er doch wieder zurück kommen." Er wollte ihm doch helfen seine Eltern wieder zu finden und Taelos wollte Iason doch knutschen. Armer Taelos. Für ihn musste der Gedanke doch auch ganz schlimm sein, dass Iason nicht wieder käme. Gedankenversunken liess er sich von dem Kapitän weg vom Zimmer führen, damit sie unten essen konnten. Dabei hatte er gerade vor lauter Unsicherheit gar keinen Hunger mehr.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Sa 13. Aug 2022, 20:32

"Ja, die Briefe können wir jetzt endlich abschicken. Das nächste Schiff nimmt sie mit nach Draega", versprach Eneas. Er hatte für Kosta auch einen Brief geschrieben. Es kam ihm so vor, als stünde genau das gleiche drin wie in den anderen beiden und die hatte Kosta nichtmal gelesen. Würde er diesen lesen? Würde es helfen und Kosta zurückbringen? Eneas wusste nicht wie er beweisen sollte, dass er wirklich verliebt war. Dass es stark genug war. Er begann durch Kostas Worte selbst zu zweifeln, ob er nicht einfach Angst hatte und unselbstständig war. Er vermisste Kosta mit jeder Faser seines Körpers, es tat richtig körperlich weh und nur für seine Freunde um ihn herum riss Eneas sich zusammen. Wieso hatte er es sich früher nicht eingestanden? Wovor hatte er Angst gehabt? Davor... genau vor dieser Situation... dass Kosta ihn zurückwies. Und er hatte ihn mit aller Heftigkeit und Brutalität zurück gewiesen. Das leere Zimmer... wenn nun Kosta einfach in Draega bei Timaris bleiben würde? Für Jahrhunderte?
Eneas sank das Herz. Schweigsam hatte er die zwei Jungen nach unten geführt, wo es das Essen gab. Er hatte selbst keinen Appetit und versuchte sich aus den Unterhaltungen herauszuhalten. Was nicht so einfach war, wenn so viele mit ihm sprechen wollten. Laree bemerkte schließlich seine Traurigkeit, wollte mit ihm alleine reden.
Da Estella ein Auge auf die Kinder hatte, folgte Eneas seiner Schwester.
"Was ist los? Du siehst so unglücklich aus. Ist es wegen Kosta?", fragte sie gerade heraus. Wie hatte sie das jetzt erahnt? Ob sie Bescheid wusste so wie die Mannschaft es gewusst hatte?
"Ja.. es ist wegen ihm", gab der Krieger zu. "Ich... hab mich von Leto getrennt, um mit ihm zusammen sein zu können. Er..." Eneas Stimme zitterte. "Er wollte nicht."
Laree sah ihn mit großen Augen an. Sprachlos. "Was? Du...", setzte sie verwirrt an. "Mit ihm zusammen sein wie in...?"
"Als Gefährten. Ich... liebe ihn", gestand Eneas seiner Schwester. Laree quietschte plötzlich erfreut, fiel ihm um den Hals.
"Du stehst auf Männer? Das hab ich nich gewusst. Oh, dann hat Kosta ja doch Chancen! Ihr passt so gut zusammen. Er wird sich so freuen!", fing sie aufgeregt an zu reden. Eneas schob sie nach einer Weile wieder etwas zurück, schüttelte betrübt den Kopf.
"Er hat sich nicht gefreut", stellte er klar. "Er will nicht mit mir zusammen sein." Wie kam Laree überhaupt darauf, dass Kosta sich freuen würde? "Warte mal... hat er dir etwas gesagt... hat er von mir geredet?", fragte Eneas neugierig geworden. Laree blickte ihn mit ahnungsloser Miene an ehe sie einen Seufzer tat und nickte.

"Ich habe ihn darauf angesprochen. Ich hatte das Gefühl, er hat dich sehr gern. Sehr sehr gern. Was meinst du, er will nicht? Das glaube ich nicht! Du stehst wirklich auf Männer? Seit wann?", fragte seine kleine Schwester ihn wieder aus. Eneas war das alles noch ein wenig peinlich so offen darüber zu reden. Vor allem auch noch mit seiner Schwester.
"Schon länger.. äh... seit ich Kosta kenne... praktisch", gab er zu.
"Wieso hast du nie etwas gesagt?", fragte Laree zurück. Eneas scharrte mit einem Fuß über die Erde. Sie standen hinter dem Haus im Garten.
"Ich wollte nicht, dass ihr mich dann anders seht... oder ich Probleme deswegen bekomme... ich will auch nicht... Avancen von Männern bekommen." Jedesmal wenn doch ein Mann auf ihn zukam, würde Eneas unglaublich nervös und befangen zumute. Er ging lieber selbst auf andere zu. Umgekehrt war es so... unsicher.
"Aber von Kosta?", hakte Laree zwinkernd nach. Eneas nickte. Laree hatte sich auf eine Holzbank gesetzt und Eneas setzte sich nun auch zögerlich. "Also...", holte die Hexe aus. "Wie kommst du darauf, er will nicht? Seine Blicke sagen etwas anderes."
"Wir haben uns gestritten, er ist wütend auf mich. Ich... hab so viel falsch gemacht bei ihm und vielleicht lässt sich das nicht mehr ändern... ich habs ihm gesagt, dass ich ihn... liebe... aber er hats nicht geglaubt und es ist total falsch rüber gekommen." Eneas blickte auf seine Hände. Schon wenn er nur von diesem Gespräch erzählte, kamen ihm die Tränen, weil es noch so frisch war und die Abfuhr heftig weh tat. Laree merkte es, legte einen Arm um ihn. Eneas schluchzte leise.
"Nicht geglaubt? Warst du da auch so zögerlich? Du musst es rausschreien und ihm zeigen und-", fing Laree an.
"Er hat gesagt, er wüsste schon lange was ich für ihn empfinde. Er hat nie was gesagt oder gemacht, weil er nicht mehr will von mir", fiel Eneas ihr ins Wort, versuchte sich zu fangen. Laree verstummte, spielte nachdenklich mit einem Grashalm.
"Das glaub ich nicht", beharrte sie. "Glaubst du das etwa?" Sie sah ihn an. Eneas wischte sich über die Wangen.
"Er ist furchtbar wütend auf mich... ich weiß nichtmal wieso. Es ist alles so kompliziert und verworren... er glaubt nicht, dass ich ihn will."
"Und du glaubst, er will nicht mit dir zusammen sein. Toll!", bemerkte Laree sarkastisch. "Ihr seid beide solche Dummköpfe. Einer von euch muss endlich anfangen zu glauben! Du musst etwas machen! Komm schon, für euch muss es ein wunderschönes Ende geben."
Eneas sah sie skeptisch an. Es war lange her, dass er sie so romantisch gehört hatte. Laree hatte seinen Blick bemerkt.
"Wenigstens du sollst Glück in der Liebe haben", schob sie erklärend und leise hinterher.
"Was ist mit Prinz Malateste?", fragte Eneas vorsichtig. Laree schnaubte sofort und rollte mit den Augen.
"Ich will nicht darüber reden", blockte sie ab. "Außerdem reden wir gerade über dich und deine verkorksten Beziehungen. Mann.. du stehst echt auf Männer? Hast dus bei Kosta zum ersten Mal bemerkt? Habt ihr schonmal...?"
Und so ging die Fragerei noch etwas weiter ehe Eneas sie abwehren konnte. Aber sie hatte ihm einiges zum Nachdenken gegeben. War es so einfach? Einfach daran glauben, dass Kosta ihn wollte egal was der gesagt hatte? Eneas' Träumereien hatten ihn schon so viel gekostet. Er befürchtete, dass es wieder bloß weh tun würde. Er hatte doch schon allen Mut zusammen genommen, um sich von Leto zu trennen und Kosta zu fragen. Der hatte ihn brutal zurückgeschmettert. Es war... nein, Eneas wollte das nie wieder erleben. Dass sein Freund ihn nicht wollte, dass er nicht hier war... es war kaum zu ertragen. Kosta war immer an seiner Seite gewesen. Eneas wusste gar nicht mehr wie er ohne ihn leben sollte.
Jetzt fand er es wohl oder übel heraus. Er sollte nach Tileo schauen und ob der Junge alles hatte was er brauchte. Der Tag war sicher auch anstrengend für den kleinen Piraten gewesen.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Sa 13. Aug 2022, 20:38

Als er dann vor dem Essen sass, hatte er doch wieder etwas Hunger und nach den ersten Bissen, war seine Sorge wieder verschwunden, dass Iason nicht mehr auf die Insel kommen und ihn einfach alleine lassen würde. Iason hatte versprochen, dass er sich um ihn kümmern würde und seine Eltern finden würde. Also würde er auch zurück kommen. Das Vertrauen des Jungen war stark genug. Er hatte in seinem Leben noch nicht so viele Enttäuschungen erlebt, als dass er alles mit Misstrauen betrachten würde.

So suchte er sich am Nachmittag auch jemanden, der ihn zur Poststation in der Stadt begleitete, damit er die Briefe von Taelos und ihm abgeben konnte. Schliesslich sollten sie Iason bald erreichen. Auch wenn er natürlich wusste, dass es hier weniger oft Post gab, da nicht so viele Schiffe anlegten. Trotzdem konnte er es nicht sein lassen, jeden Tag da vorbei zu gehen und zu fragen, ob es nicht Nachricht gäbe. Manchmal begleiteten ihn Arion oder gar Pandora. Den Weg kannte er bald schon in und Auswendig. Mehr noch. Es dauerte nicht lange, bis er alle Schleichwege und Abkürzungen dahin im Schlaf gehen konnte.

Es gab auch bald eine Nachricht von Iason und so wurde sein kindlicher Eifer nicht getrübt. Strahlend rannte er mit seinem Brief und dem für Taelos zu dem Kapitän, damit sie sie lesen konnten. Sein Brief war etwas merkwürdig, weil Iason gar nicht darauf reagierte, was er ihm geschrieben hatte. Er erzählte nur, wie weit er inzwischen bei der Suche nach seinen Eltern war und dass er einen ganz wichtigen Auftrag für die Königin zu erledigen hätte, weswegen es ihm etwas schwerer fallen würde, regelmässig zu schreiben, oder Briefe zu erhalten. Da begriff Tileo auch, dass sein eigener Brief Iason noch gar nicht erreicht hatte und er deswegen nicht darauf geantwortet hatte. Das hielt den Jungen jedoch nicht davon ab, seinem Vorbild eifrig erneut schreiben zu wollen.

Taelso Brief schien noch seltsamer zu sein, als der von Tileo. Der Kapitän hatte ihn nämlich ziemlich schnell durchgelesen und ab dann war er beinahe nur noch in einem privaten Garten zu finden, wo er Rosenstöcke zog. Verwundert fragte der Junge danach und bekam darauf die Antwort, dass Taelos gut auf die Rosen aufpassen müsste. Tileo half ihm dabei. Wenn er nicht gerade mit Arion spielte oder zur Schule musste. Das war ganz schön frustrierend gewesen, als er erfahren hatte, dass es selbst auf dieser Pirateninsel eine Schule gab. Davon hatte Iason nie etwas gesagt und erst wollte er gar nicht hingehen. Doch schlussendlich stellte sich heraus, dass sie nicht so doof wie in Mineva war. Hier wurde ihm nicht das Gefühl gegeben, dass er dumm wäre, denn es gab Kinder in allen Altersstufen, die unterschiedlich viel konnten. Das war toll.

Bis er das nächste Mal Post von Iason bekam, dauerte es diesmal etwas länger. Da auch Taelos einen Brief bekommen hatte, zogen sich die zwei Krieger in den Rosengarten zurück, um ihre Post da in Ruhe zu lesen. Iason war anscheinend nicht mehr in Draega und hatte seinen letzten Brief wieder nicht bekommen. Das war ja blöd. Dann würde Iason ja nie erfahren, wie sehr Taelos ihn küssen mochte. Es hatte mit dem wichtigen Auftrag für die Königin zu tun. Doch er hätte nun auch einen wichtigen Auftrag für Tileo. Taelos müsse etwas in Garois in Raej abholen gehen und wenn es auf der Insel sei, solle Tileo ihm helfen, sich darum zu kümmern. Was das wohl sein mochte?
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Sa 13. Aug 2022, 20:40

Der Alltag war grausam. Eneas wünschte sich beinahe ein Abenteuer herbei, eine dramatische Rettungsaktion, ein Schiff, das es zu kapern galt, ein versteckter Schatz, irgendetwas, was ihn ablenken würde. In Nuranessa war das schwer, es war hier so verdammt friedlich. Klar, die Piraten trieben es manchmal rauer und es gab viele Fester, aber die Gemeinschaft sorgte dafür, dass es nicht über die Stränge schlug. Die Mannschaft hatte die Erholung dringend nötig, doch Eneas gab es viel zu viel Zeit mit seinem Kummer und Gedanken an Kosta. Er wusste nicht was er dagegen unternehmen sollte. Er war komplett von seinen eigenen Gefühlen überrumpelt worden, hatte selbst kaum Gelegenheit gehabt sie richtig fassen zu können ehe Kosta sie aus Eneas herausgerissen und sie zerquetscht hatte. Es tat auch jetzt, Tage später, sehr weh.
Rastlos lebte der Kapitän der 'E' auf der Pirateninsel, pendelnd zwischen dem Bedürfnis sich einzuigeln und sich seinem Schmerz hinzugeben und dem starken Drang zurück nach Draega zu reisen. Er verfasste viele Briefe an Kosta, manche mehrere seitenlang ehe er sie doch wieder wegwarf. Wie sollte er Kosta seine Gefühle beweisen, wenn Eneas selbst immer mehr daran zweifelte? Liebte er Kosta oder Iason oder bloß dessen Sicherheit und Vertrautheit? Wieso hatte er es nicht früher gemerkt? Er war doch schon oft verliebt gewesen. Er kannte das Gefühl, es raubte einem alle Sinne, benebelte einen und machte einen trunken vor Glück.
Aber so fühlte er nicht. Er fühlte nur den Schmerz. Außer vielleicht... dieser kurze Moment, nachdem er sich von Leto getrennt und noch Kostas Antwort hoffnungsvoll erwartet hatte. Er hatte sich vollkommen frei gefühlt und die Zukunft hatte so schön ausgesehen.
Wieso hatte er nicht früher so gefühlt? Hatte er es nicht gewagt? Wem hatte er beweisen wollen, dass Kosta bloß ein Freund war?
Eneas sehnte sich nach seiner Nähe, seinem Geruch. Er vermisste ihn so sehr. In seinen Erinnerungen und Notizen suchte er nach Beweisen seiner Liebe, vermochte sie aber nie zu sehen. Er hatte Kosta nicht gut behandelt, er hatte ihn so oft ausgenutzt und jetzt hatte er ihn verloren. Vielleicht endgültig...
Nein!

Die einzige Person, die Eneas davon abhielt in eine Spirale ständiger Selbstzweifel und Sehnsuchtsschmerz zu geraten, war Tileo. Natürlich munterten Eneas auch seine Freunde auf, aber sie brauchten seine Hilfe und Aufmerksamkeit nicht so sehr wie Tileo. Eneas brachte ihn jeden Abend zu Bett, erzählte ihm Geschichten, weckte ihn am Morgen auf, ging mit ihm an den Strand spielen und baute einen Drachen mit ihm. Tileo war voller Fragen, Neugier und kindlichem Schalk. Er wollte nicht zur Schule und Eneas musste ihn die ersten Tage hinbringen.
Viel eher zog es sie beide zum Hafen und zu dem Ort, wo die Post von den Schiffen abgeben wurde. Eneas hoffte auf ein Zeichen von Kosta oder Timaris, aber viele Tage wurde er enttäuscht ehe Tileo einmal mit zwei Briefen zu ihm gerannt kam.
Auch einer für Eneas. Sein Herz klopfte wie wild und seine Beine wurden weich, als er den Umschlag in den Händen hielt. Lange hatte der Krieger sich ausgemalt und geträumt was Kostas Antwort alles beinhalten würde. Ob gar ein Zeichen der Versöhnung oder dass er hierher nach Nuranessa käme.
Die Enttäuschung biss sich in Eneas Herz, als bloß eine einzelne Anweisung auf dem Papier stand. Er sollte auf Kostas Rosen achtgeben. Sonst nichts. Kein Gruß, keine Worte, wie es ihm in Draega ging, keinerlei Reaktion auf Eneas' vielen Briefe. Es kostete alle Kraft an sich zu halten, doch obwohl Eneas' Augen feucht wurden, weinte er nicht wieder vor Tileo. Wenigstens das. Erst als der Junge fort war, weinte Eneas bittere Tränen aus Liebeskummer.

Am nächsten Tag rief er die letzten Rosen vom Strauch herbei und versuchte einzelne Sprößlinge davon in einem Garten anzulegen. Zunächst legte er ein Beet im Halbschatten einiger Bäume und Hecken an. Die körperliche Arbeit tat gut. Das hatte sie schon immer. Verbissen arbeitete Eneas in dem Garten, aber die ersten Rosen wollten nicht anziehen und verkümmerten, obwohl Eneas stundenlang bei ihnen saß und sie pflegte. Jede einzelne verwelkte Rose ließ seine Hoffnung schrumpfen, dass Kosta jemals wieder gut auf ihn zu sprechen sei.
Es war Pandora, die die letzten Rosen rettete. Die junge Königin gab ihnen Kraft zu wachsen, während sie gemeinsam mit Tileo im Garten mithalf. Eneas' Nichte realisierte es wohl nicht einmal, doch er merkte gleich wie die Erde den Rosen mehr Kraft zu geben schien. Zwei Nächte schlief der Krieger bei den Rosen und danach wuchsen die ersten Ableger. Er dachte an Aleia und wie er Kosta in den Rosen geliebt hatte....

Als der zweite Brief kam, waren die kleinen Rosensträucher bereits etwas kräftiger geworden. Tileo saß mit ihm im neuen Rosengarten und las seinen eigenen Brief. Auch er schien ein bißchen enttäuscht, dass Kosta bisher keinen seiner Briefe bekommen hatte. Eneas erfuhr in seinem Brief auch den Grund dafür. Es stand wieder nicht viel darin.
Habe bei Lanto leihweise ein Geschenk für dich hinterlassen. Ist mit einer Schleife markiert.
Das war alles. Die Schrift war längst nicht so manierlich wie sonst, es schien in großer Hast geschrieben worden zu sein. Eneas starrte auf die Worte. Ein Teil von ihm jublierte darüber, dass Kosta ihm etwas schenkte. Ein Versöhnungsangebot? Er hatte ihn ja doch nicht vergessen. Es hätte Eneas genügen sollen, doch sein scharfer Verstand ging leider weiter. Leihweise? Wieso ein leihweises Geschenk? Und Lanto war ein freundlicher Wirt in Garois. Raej...
Eneas' Finger krampften sich um den Brief, abrupt erhob er sich. Raej! Kosta war in Raej. Natürlich. Er hatte ja unbedingt dorthin zurückgewollt. Sicher würde er zu diesem Zucker rennen! Er würde sich nur selbst dabei umbringen. Raej war so gefährlich geworden. Aber das hielt Kosta scheinbar nicht davon ab zu dem Mann zu laufen den er wirklich liebte. Ein Verbrecher und Soldat von dem Kosta nichtmal den richtigen Namen kannte. Was sollte das für ein Geschenk sein? Ein Abschiedsgeschenk? Der Trostpreis?
Eneas wurde wütend. Wieso brachte sich Kosta so in Gefahr für diesen dummen Typen?
"Tileo, ich muss nach Raej reisen", hörte er sich sagen. Er blickte den Jungen an. "Iason hat dort etwas, was ich abholen soll. Ich werde über die Winde reisen und so schnell wie möglich wieder zurück sein."
Vielleicht war Kosta noch in Garois und Eneas konnte ihn dort einholen. Wer weiß, womöglich war dieser Brief eine versteckte Einladung. Vielleicht war Kosta mit einer Schleife markiert und sie würden...
Nein, er sollte sich die dummen Gedanken aus dem Kopf schlagen!
"Verstehst du, dass ich gehen muss?", fragte Eneas, drückte Tileo sachte. "Garois soll zwar noch weitgehend sicher sein, aber ich möchte dich nicht in Gefahr bringen. Meinst du, du kannst ein paar Tage ohne mich hier sein? Estella passt solange auf dich auf." Er wollte den Jungen nicht verlassen, aber den Brief konnte Eneas nicht ignorieren.
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