Re: Sklaven für Hayll
von Kosta » So 14. Aug 2022, 10:58
Auf der Fahrt nach Garois durfte Kosta die faszinierende Verwandlung von Prinz Asar beobachten. Der arrogante, herrische Haushofmeister wich dem noch immer selbstsicheren und strengen Onkel, der nun aber um Welten freundlicher war. Instinktiv passte Kosta sich an und wurde auch sanfter, legte nicht mehr das grossmaulige Verhalten an den Tag, wie beim Abendessen. Denn sein Onkel war nach wie vor sein grosses Vorbild und er bemühte sich ihm nachzueifern. Rege plauderte er von ihm, lernte von ihm über die Führung einer Plantage und die Haltung von Sklaven. Nur manchmal war sein Onkel etwas komisch, wenn er von einer gewissen Laree oder über Hayll sprach. Dann blickte Esran ihn verwirrt an und fragte ihn, was er meinte. Kosta hingegen bewunderte Aydens Scharfsicht und die gekonnte Art, wie er ihn testete. Der Mann war furchtbar. Einerseits wollte man ihn hassen, andererseits war er bewunderungswürdig brilliant. So ein Mistkerl.
Es war schon spät in der Nacht, als sie endlich ihr Gasthaus erreichten. Während Prinz Asar den gemütlichen Geschäftsmann spielte, der sich gerne über die Sehenswürdigkeiten informierte und die Arbeit auch mit Urlaub kombinierte. Kosta hingegen spielte den müden Neffen, der lieber still war und nur rasch schaute, ob das Gepäck auch ordentlich auf ihre Zimmer gebracht wurde.
Es war bewundernswert, was Ayden für eine Geduld an den Tag legte. Er hatte es nicht pressant ins Bett zu gehen, geschweige denn früh aufzustehen. Nichts schien ihn aus der Ruhe zu bringen. Er willigte zu einer gemütlichen Stadtrundfahrt ein und liess sich zu einem leckeren Essen verführen. Kosta spielte dabei natürlich brav mit. Wobei er schon früh aufgestanden war, wie es seiner Gewohnheit entsprach. Dafür hatte er es nachher um so mehr genossen, einfach auf dem Bett rumzulümmeln und ein Buch zu lesen. Bei der Stadtrundfahrt, bei der er nichts neues gezeigt bekam, vertrieb er sich die Zeit damit, sich vorzustellen, was er als Führer so einer Stadtrundfahrt zu sagen hätte. Bei ihm würde das viel abenteuerlicher Klingen. Da war die Spelunke berüchtigter Piraten, hier war eine zwielichtige Spielhölle mit Bordell, dort eine Wachstation, um die man besser einen grossen Bogen machte. Das Mausviertel, welches Goldauge gehörte. Die Teddybärenbande, die Perlen in Stofftieren schmuggelte. Verträumt blieb sein Blick an einem der oberen Fenster eines vierstöckigen Gebäudes hängen. Kosta wusste noch sehr genau wie er Eneas dahinter einmal hart genommen hatte. Wie dieser dabei wohl von vorne ausgesehen hatte? Bestimmt zum Niederknien.
Am Nachmittag bekam er etwas frei. Respektive sollte er schon einmal durch den Sklavenmarkt gehen, um ihn vorzusondieren. Was Kosta schweren Herzens auch tat. Es war nicht leicht, da er wusste, dass er diesmal kein Mitleid empfinden durfte. Heute würde er niemanden retten können. Diesmal musste er sich darauf konzentrieren, nicht aufzufallen und das zu tun, was für Timaris das Beste war. Also spazierte er durch den Sklavenmarkt und schaute, wo es Sklaven gab, die seiner Königin am besten dienen konnten.
Dabei schaute er natürlich bevorzugt bei den Händlern vorbei, bei denen Eneas und er etwas hatten bewirken können. Solche, die keine Kinder verkauften und ihre 'Ware' gut behandelten. So furchtbar Sklavenhandel auch war, wenn man ihn schon nicht abschaffen konnte, sollte man wenigstens die Händler belohnen, die sich so etwas ähnliches wie anständig benahmen.
Gegen Abend war Kosta dann sehr versucht, noch mit Verbündeten von Goldauge Kontakt aufzunehmen. Doch schlussendlich entschied er sich dagegen. Das war gegenwärtig zu riskant. Schon nur, weil er dazu an Orte gemusst hätte, an denen sich ein junger Adliger nicht herumtrieb. Doch er hielt wenigstens nach Goldauges Zeichen Ausschau, ob es ganz wichtige neue Nachrichten gab, die es abzuholen galt.
"Ja, ein paar, Onkel", nickte Esran eifrig, als er am nächsten Tag dann endlich mit Victor zu dem Sklavenmarkt ging. Begleitet von Dienern und Wächtern. "Wie Ihr es mir beigebracht habt, bin ich nur unauffällig durch den Markt spaziert und habe kein Interesse bekundet, damit die Preise nicht steigen", erzählte er stolz. "Es gibt einige Händler, die wohl das anbieten, was wir suchen. Sie scheinen mir ein wenig teurer zu sein, als andere, doch ihre Ware ist sauber und gesund. Soll ich Euch dahin führen, Onkel, oder mögt Ihr Euch selber erst ein Bild machen?"