Re: Sturm of Fort Maloun
von NSC » So 24. Jul 2022, 12:51
Isobel Jiriki
Sie saßen in einer kleinen Gruppe um den Tisch. Sie, Cedric, Lodier, Airas sowie Zucker, jener seltsame Kerl aus der 6. Kompanie, und Iason, einer der Gefangenen. Für Isobel zählte Iason nicht tatsächlich zu den anderen Gefangenen. Die hatten sie in der Schlucht oder im Fort geschnappt. Es waren Feinde, die sie bekämpft hatten. Iason dagegen schien nichts mit der Schlacht zu tun gehabt haben. Er wäre vor seinem Herrn geflohen und nur unglücklich in den Kampf geraten. Da sich der Hayllier schon mehrfach bewährt hatte, glaubte die Pruulerin ihm. Bloß Airas blieb misstrauisch. Alle waren sie etwas abgekämpft und ermüdet, da fiel schonmal schneller ein grobes Wort. Isobel war froh zu leben, doch wie könnte sie sich freuen, wenn ihre Kameraden gestorben waren und es Gwyn so schlecht ging? Sie machte sich echte Sorgen um ihn. Er wollte die ganze Zeit über Wache halten, redete bloß einsilbig oder trainierte verbissen mit seinem Schwert. Er kam Jiriki nicht wie der Gwyn Cadlew vor, den sie gekannt hatte. Eher wie eine total andere Person.
Der Soldat aus der Sechste machte ihnen knallhart klar, dass es noch viel schlimmer hätte kommen können. Im Hinterkopf war Isobel das auch klar. Sie hatten Glück gehabt. Sie könnten alle tot sein. Dennoch war sie erschüttert. Sie alle hatten getötet. Es war, als gehörte sie erst jetzt so richtig zur Armee. Es gefiel Isobel nicht. Sie sehnte sich nach ihrem kleinen Mädchen.
Lodier und Cedric scherzten dennoch leicht. Sie war gerne in Gegenwart der beiden. Lodier war zwar oft rau und rüpelhaft, aber immer für einen Scherz gut. Egal wie dreckig er sein mochte.
"Wie waren Messantia, Kalantes und Jardin denn so?", erkundigte sich Iason. Airas warf ihm weiterhin misstrauische Blicke zu, aber Isobel ignorierte das einfach.
"Gute Leute. Messantia ist.. war Gwyns Freundin. Noch nicht lange", erklärte sie.
"Die Kleine hat ihn zum Mann gemacht. Wir hams alle gehört", lachte Lodier und wischte sich über seine Halbglatze.
"Ich glaub, sie war vorher Jägerin. Boah, sie konnte Fährten lesen wie keine Zweite", lobte Cedric. Marinus und Diego kamen herein. Zwei Soldaten, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Der eine ein zäher, abgebrühter Dhemlaner mit vielen Zeichen des harten Lebens. Der andere ein gepflegter, gut gebauter, leicht eingebildeter Hayllier.
"Kein Lebenszeichen draußen", erklärte Diego, der Hayllier, und setzte sich zu ihnen. Marinus sagte nichts, begann Tee aufzusetzen. "Worüber redet ihr?", fragte Diego.
"Messantia und die anderen", erklärte Isobel.
"Werd Kalantes vermissen. Der Kerl war immer für ne Kneipentour gut", brummte Lodier.
"Ich habe mit Jardin und Alvaro die Ausbildung gemacht", erzählte Diego, "Jardin war nich älter als 180. Eine Schande."
"Meint ihr, wir bekommen neue Leute?", fragte Isobel in die Runde. "Die 3. Kompanie sollte angekommen sein. Sie soll weit größer als die 2. sein. Vielleicht werden wir aufgestockt."
"Tja, vielleicht bekommen wir alle ne dicke, fette Beförderung und sie schicken uns zurück nach Dhemlan, um an einem Grenzposten kleine Tischdeckchen zu häkeln", warf Zucker ein, leerte seine Tasse. "Äußerst unwahrscheinlich. Nicht bevor Raej komplett befriedet ist. Befriedet... ist nen nettes Wort, macht sich immer gut in einem Bericht an die Führung."
Die Obergefreite verstummte. Der Hayllier mit dem vernarbten Gesicht war oft freundlich, doch solche Aussagen riefen ihr stets in Erinnerung, dass er doch zu den Verbrechern der 6. gehörte. Sie hatten allesamt einen zynischen Weg ihre Stationierung hier zu sehen.
Isobel seufzte. "Noch anderthalb Jahre und ich bin sowieso weg hier." Endlich zurück nach Pruul.