Dass er aus den Salzminen kam, hinterließ bei dem Krieger nun doch einigen Eindruck. Dass in die Salzminen aus ganz Terreille nur die schlimmsten Verbrecher kamen, war allgemein bekannt. Erschrocken wollte Iason wissen, was Zucker dann hier machte.
"Du meinst, ob ich ausgebrochen bin? Nein nein, Sion hat uns freigelassen. Beziehungsweise... ich habe gehört, er hat eine Vereinbarung mit der Königin in Pruul getroffen. Sie hat ihm Verbrecher versprochen. Quasi als Arbeitersklaven. Im Gegenzug... ich weiß nicht, was sie im Gegenzug bekommen hat", stellte der Hayllier fest. "Ich hoffe für sie, es war was gutes. Wir waren auf jeden Fall froh raus aus den Minen zu sein. Alles ist besser als die Minen." Seine goldenen Augen nahmen kurz eine gewisse Härte an, als er an die Zeit in den Minen dachte. Er wollte es lieber aus seinem Gedächtnis verbannen.
"Wir sind dann zunächst in Dena Nehele gelandet, wo wir Schiffe für Sions Armada gebaut haben", erzählte Zucker bereitwillig. "Ein Teil von uns wurde selektiert für die Armee. Wir mussten Sion bloß ewige Treue schwören." Er zuckte mit den Schultern. Eine leichte Sache für Eidbrecher, Mörder, Vergewaltiger und dergleichen.
"In der Armee ist es spaßiger als an den Docks hab ich mir gedacht." Der Prinz grinste, strich sich kurz über sein Narbengeflecht. Kalter Wind von Richtung eines Fensters ließ die Haut oft spannen und schmerzen.
Iason überraschte ihn damit, dass er ihm die Schranktüre aufsperrte. "Dass du ausgebrochen bist, hab ich schon mitbekommen." Zucker lachte leicht. "Aber woher hast du gelernt wie man Türen aufsperrt, um auszubrechen?" Wo Iason ja angeblich schon sein ganzes Leben lang Sklave war. Irgendjemand musste ihm geholfen haben. Zucker dachte nicht länger darüber nach. Eigentlich interessierte ihn die Lebensgeschichte des Kriegers nicht sonderlich. Dafür entwickelte Iason immer mehr Interesse an Zuckers Geschichte.
Der Soldat fuhr herum, trat dichter zu Iason und sah ihn eindringlich an. "Das geht dich nen Scheiß an", wehrte er ab. Zucker wollte nicht mit dem entlaufenen Sklaven darüber reden. Nur weil sie beide ehemalige Sklaven waren, hieß das nicht, dass sie beste Freunde waren.
Er wandte sich wieder ab, begann das obere Stockwerk weiter nach nützlichen Dingen zu untersuchen, das Kästchen mit den Frauenbildchen unter den Arm geklemmt. "Schlanke Frauen, ja?", wechselte Zucker das Thema, nun wieder im salopp lockeren Tonfall, "Ich hab nix dagegen, wenn sie was mehr auf den Rippen haben. Aber gegen süße Zierliche is nix einzuwenden." Er schnalzte genüßlich mit der Zunge, "Hat dein Besitzer dich an Frauen rangelassen?