Re: Suche nach dem verlorenen Paar
von Kosta » So 23. Okt 2022, 19:07
"Ich habe es ihm sogar angeboten", schmollte Kosta halb scherzhaft, als Andiël nicht glauben konnte, dass Eneas ihn nicht an sich gekettet hätte. "Doch davon wollte er erst Recht nichts wissen." Das war auch so etwas, in dem Eneas sich ganz sicher war. Dass er ihm seine Freiheit auf keinen Fall in irgend einer Hinsicht einschränken wollte. Zumindest nicht bewusst und absichtlich. Kosta musste sich allerdings eingestehen, dass er Eneas nicht deutlich gesagt hatte, dass er Timaris sterbend zurück lassen würde, wenn Eneas ihn jetzt mit sich nähme. Andererseits, es hatte schon andere Gelegenheiten gegeben, wo es deutlich gewesen war, dass Kosta Eneas anstelle von Timaris gewählt hatte. Eneas hatte es dennoch nicht begriffen, ehe Kosta es ihm auf sehr drastische Weise aufgezeigt hatte.
"Ich versuche es", bestätigte Kosta. Andiël war so Feuer und Flamme dabei, sie beide zusammen bringen zu wollen, dass Kosta gar nicht anders konnte, als ihm ganz viel von seinem Privatleben zu erzählen. Wobei, jetzt wo er sich erinnern konnte, hatte er ihm auch früher schon viel erzählt. Vorallem aber schien es dem Prinzen sehr gut zu tun, sich mit etwas anderem zu beschäftigen, als mit Sion.
"Ihm macht allerdings Angst, was ich mag", lächelte er wehmütig. "Es macht ihm Angst und ist ihm manchmal sogar zuwider. Es ist schwierig. Er will mich für sich haben, aber gleichzeitig will er mich nicht einschränken. Dabei... na ja... es ist eben schwierig." Dabei würde Kosta sich nur zu gern von Eneas anketten und einschränken lassen. Nur musste Eneas dazu stehen können. Sonst würde sein Freund wieder denken, dass er ihm etwas aufzwang, was er gar nicht haben wollte.
"Wie er mir gesagt hat, dass er mich liebt?" Andiël wollte aber auch wirklich alles wissen. "Aufgeregt, nervös und überhastet. Er wollte es so unbedingt sagen, dass er gar nicht gemerkt hat, dass ich nicht bereit dazu war." Andiël wollte aber auch Eneas Worte hören, nicht nur, wie er es gemacht hätte.
"Er hat damit angefangen, dass er sich bei mir entschuldigt hat, dafür, dass er mich die Jahre zuvor so schlecht behandelt hätte." Kosta seufzte. "Als ob ich nicht dazu fähig wäre, mich zu wehren, wenn ich es nicht gewollt hätte", grummelte er leise, aber nicht wirklich ernsthaft. "Und dann hat er mir gesagt, dass ich nicht an zweiter Stelle käme. Ich sei das Wichtigste in seinem Leben. Dass ich ihn hätte verlassen wollen, hätte ihm die Augen geöffnet. Er wolle mich nicht verlieren. Ich sei sein bester Freund und er liebe seinen besten Freund. Er wolle dass wir Gefährten würden und was ich davon halte." Kosta war damals jedoch bei den Worten bester Freund hängen geblieben. Ihm war das so vorgekommen, als würde Eneas den jungen Iason lieben. Nicht Kosta, so wie er heute war. Denn so vieles, von dem was er war, wurde oft verdrängt, weil es nicht schön war.
"Es war eine gute Gelegenheit, auf Abstand zu gehen", erklärte Kosta leise, warum er ganz unromantisch nach Raej gegangen war. "Taelos hätte mich in Draega nicht in Ruhe gelassen und ich war so wütend auf ihn. Und es hat mich verletzt, dass ich wütend auf ihn war. Ich habe wirklich nie damit gerechnet, dass er mich irgendwann einmal als Gefährte haben wollen würde. Wenn ich es geahnt hätte. Wenn ich gewusst hätte, dass ich dreihundert Jahre auf ihn warten müsse, dann hätte ich es getan. Dreihundert, sechshundert, ach egal wieviele Jahre. Ich hätte auf ihn gewartet, selbst wenn ich nur einen Tag lang sein hätte sein dürfen." Kosta zitterte leicht, atmete tief durch und presste kurz die Lippen zusammen, um sich wieder zu fangen.
"Aber ich ahnte es nicht, also habe ich nicht gewartet. Denn Eneas wollte für mich, dass ich mein Leben lebte. Das habe ich irgendwie versucht. Ja, es ist so einiges passiert bis hier hin", nickte Kosta. "Doch nur weniges davon ist wirklich schön. Ich bin erst einmal nach Raej geflohen. Es gab dort einen wichtigen Auftrag für Timaris zu erledigen. Anschliessend wollte ich mich zu Zucker abseilen. Bevor zu fragst, Zucker war ein Soldat der sechsten, den ich kennengelernt habe, als ich zuvor in Raej war, um nach Laree zu suchen. Ich hatte mich damals in ihn verliebt und wollte wieder zu ihm, um irgendwie zu helfen, dass er den Krieg überlebt. Allerdings hatte ich dann erfahren, dass sich Zorya in Loraka aufhielt und die Pläne haben sich wieder geändert und ich bin nach Dhemlan gelangt." Das war aber sicher nichts, was Andiël hören wollte.
"Ich dachte, ich hätte meine Spuren gut verwischt, aber leider hat es Eneas trotzdem heraus gefunden und ist mir nachgereist, um mich da rauszuholen." Kosta erschauderte diesmal deutlich sichtbar. "Das war etwas vom erschreckendsten, was ich je habe durchstehen müssen. Die Vorstellung Eneas könnte von denen gefangen werden, das hat mich beinahe um den Verstand gebracht. Aber schlussendlich hat er mich wieder zurück zu Timaris gebracht. Und da ich nun weiss, dass er mich nicht nur in Draega nicht in Ruhe lässt, sondern mir bis in die Hölle folgen würde, laufe ich nicht mehr weg. Das ist zu gefährlich für ihn. Allerdings ist es auch nicht viel leichter für ihn, mich kennen zu lernen oder mir endlich mal zuzuhören. Ohne seine Vorstellungen, die er stets bereit hat."