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Suche nach dem verlorenen Paar





Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » So 23. Okt 2022, 18:47

Sie hielten sich noch einige an Dhemlans Grenze auf, um nach Kalliope und Andiël zu suchen. Kosta war vehement dagegen gewesen, dass sie sich aufteilten und die anderen hatten nicht mehr viel dagegen gesagt. Sein Freund war ungewöhnlich energisch darin gewesen, doch sie alle wussten, dass es ihm sehr wichtig sein musste, um so das Ruder an sich zu reißen.
Kosta wollte sich auch nicht mehr als zwei Tagesmärsche von der Grenze entfernen. Eneas war überrascht, dass sein Freund überhaupt einen Fuß in Dhemlan setzen wollte. Aber eindeutig nicht alleine. Er schien Angst zu haben noch jemanden zu verlieren und wurde auch unruhig, wenn einer von ihnen alleine zu einem nahegelegenen Flüchtlingslager ging, um es auf Neuankömmlinge zu überprüfen. Eneas hoffte, dass sie Kalliope und Andiël bald fanden. Auch damit er Kosta schnell von hier wegbringen konnte. Es gab viel zu viele Menschen um sie herum, die litten und Hilfe bedurften. Doch Eneas hatte gemerkt, dass Kosta ihm momentan nicht von der Seite wich, was er dafür nutzte selbst den Flüchtlingslagern fernzubleiben. So bekam sie auch Kosta nicht zu Gesicht.
Ebenso waren sie auf der eyrischen Seite der Grenze verblieben. Sie reisten größtenteils zwischen zwei der Gebirgspässe hin und her. Falls seine Schwester und Andiël nach Askavi flohen, würden sie höchstwahrscheinlich eine der beiden Pässe nehmen. Falls...
Falls sie eine ganz andere Richtung gewählt hatten, konnten sie vergeblich warten. Falls sie überhaupt auf der Flucht waren. Falls sie es aus Amdarh herausgeschafft hatten. Aus dem Schloss.
Falls...
Eneas versuchte nicht an die anderen Möglichkeiten zu denken, aber je länger ihr Aufenthalt andauerte desto angespannter und unruhiger wurden sie alle. Sie reisten nochmals zurück, überprüften einige Lager weiter im Landesinnere. Wegen Andiëls Position in Sions Propagandamaschinerie konnten sie nicht deutlicher nach ihm suchen, doch sie verteilten Kalliopes Namen und baten andere Flüchtlinge nach ihr Ausschau zu halten. Sie waren zudem nicht die einzigen, die jemanden verloren hatten. Die Eyrier hatten deswegen an den Straßenkreuzungen und den Lagern große Tafeln aufgestellt, wo Flüchtlinge Nachrichten hinterlassen konnte. Dutzende an Bildern, Briefe und Nachrichten sammelten sich dort.
Manchmal nahm Eneas Kosta dorthin mit. Zwar gab es dort auch traurige Anblicke, weinende und betende Menschen, doch sie waren ebenso Zeugen von ein paar glücklichen Wiedervereinigungen gewesen. Es war an einer dieser Tafeln, dass Kosta plötzlich einen Zettel mit einem goldenen Auge entdeckte. Eneas wurde aufgeregt. Das konnte kein Zufall sein. Sie eilten zu anderen Tafeln und Maria fand eine junge Frau, die gerade eines dieser goldenen Augen aufhängte.
Die Frau war zunächst verdutzt über ihre aufgeregten Nachfragen, erklärte dann aber, dass ein dhemlanischer Prinz ihr Geld gegeben hätte diese zu verteilen.
"Wann war das? Wo hast du ihn gesehen?", fragte Eneas rasch.
"Vor drei Tagesreisen. Auf einem kleinen Pass im Osten", antwortete die Frau und erklärte ihnen welchen Weg sie genommen hatte. Leider wusste sie nicht mit wem der Prinz unterwegs gewesen war. Er hätte ihr die Zettel von einem Wagen aus runtergegeben.

Die Gruppe ließ sich sofort von ihrer eyrischen Eskorte über die Berge in Richtung Osten fliegen, immer auf der Suche nach dem anscheinend versteckten Pass und einem Wagen. Eneas hatte seine Juwelen in den letzten Tagen bei der Suche sehr strapaziert, doch jetzt ließ er nochmals seine Sinne schweifen und konzentrierte sich. Dieses Mal suchte er nicht nach Kalliopes Signatur, sondern nach Andiëls, einen seiner Briefe an sich gedrückt. Und tatsächlich, irgendwann spürte er eine schwache Vertrautheit weit im Nordosten.
Die Eyrier flogen sie in die entsprechende Richtung. Wind ließ ihre Kleidung und Haare flattern, aber es war ein klarer Tag und etwas später sahen sie alle den kleinen Füchtlingskonvoi aus mehreren Wagen, der sich langsam über den beschwerlichen steilen Pass kämpfte. Je näher sie kamen desto deutlicher spürte Eneas Andiëls Signatur und dann auch endlich Kalliopes, nachdem er realisiert hatte, dass die Signatur leicht schwächer war.
Die Eyrier landeten vor dem Konvoi und ließen sie zu Boden. Eneas löste sich hastig aus dem Tragegeschirr ehe er hinüber zu Andiël eilte. Der Prinz war von einem der Wagen gesprungen und half gerade Kalliope herunter. Sie waren tatsächlich hier! Sie lebten!
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 18:49

Sie liessen ihm seinen Wunsch, dass sie sich nicht aufteilten. Seinen Freunden schien der Gedanke selber nicht ganz so geheuer gewesen zu sein, denn sie brachten noch nicht einmal Einwände oder anders Vorschläge in diese Richtung vor. Es machte ihnen zwar mehr Arbeit und sie kamen weniger schnell vorwärts, doch sie waren sicherer so und konnten sich gegenseitig auffangen, wenn die schlimmen Eindrücke des Tages zu überwältigend wurden. Wobei vorallem Maria als sanfte Heilerin und Kosta, der ebenfalls gerne allen helfen wollte, sehr damit zu kämpfen hatten. Kosta wurde immer wieder mit den Erinnerungen an den Kerker und die gequälten Menschen in Dunrobin Castle und in Dalmadans Feste überrollt. So viele Leute, die Hilfe brauchte und an denen er einfach vorbei gehen musste.

Kosta hoffte sehr, dass sie Kalliope und Andiël bald fanden. Denn er merkte immer öfters, dass er nicht mehr lange so weiter suchen konnte, ehe er sich nur noch zitternd und weinend in eine Ecke verkroch. Er fühlte sich ganz wund und roh. Dabei bekam er noch lange nicht so viel mit wie die anderen. Eneas ging nicht in die Flüchtlingslager und so ging Kosta auch nicht dahin. Aber alleine die Flüchtlingsströme zu sehen oder an den Strassenkreuzungen die Schilder mit all den vermissten Personen, die womöglich nie wieder auftauchen würden, war beinahe zuviel für ihn. Und er schämte sich dafür, dass er so labil war. Seine Freunde mussten viel die schlimmeren Dinge ansehen.
So war es um so schöner, wenn sich Leute doch einmal wieder fanden. Dabei schien es in dem Chaos, bei diesen vielen Flüchtlingen unmöglich zu sein. Trotzdem fanden sich einige Familien wieder und das gab ihnen allen Kraft weiter zu machen. Ausserdem, was hätte Kosta auch für eine andere Wahl. Er konnte Kalliope und Andiël nicht wieder im Stich lassen. Er durfte nicht einfach zusammen brechen. Auch nicht, wenn er schwach und verletzt war. So suchte er verbissen weiter, bis er auf einmal auf Goldauges Zeichen stiess. Aufgeregt zeigte er es Eneas. Das war ein Zeichen von jemandem, der sie kannte und dem sie helfen konnten. Vielleicht war es nicht von Kalliope und Andiël, sondern einer ihrer anderen Freunde von Goldauges Piraten, trotzdem war es jemand, der auf sie zählte.
Maria fand die junge Frau, die die Zeichen aufhängte und ab da gab es noch mehr Zeichen zum hoffen. Ein dhemlanischer Prinz hatte ihr Geld gegeben, dieses Symbol gegeben zum Aufhängen. Prinzen gab es nicht so viele wie Krieger. Das konnte wirklich von Andiël stammen. Vielleicht auch von jemand anderem. Aber vielleicht eben auch nicht. Eindringlich fragten sie die junge Frau aus, ehe sie beinahe Hals über Kopf losstürmten, um zu diesem Pass im Osten zu fliegen.

Erneut war Kosta sehr froh über die Eskorte, die sie erhalten hatten. Nicht nur, dass Eneas und eigentlich sie alle, sehr gut geschützt waren. Diesmal schnallten die Eyrier sie in ein Traggerüst und flogen mit ihnen direkt zu diesem versteckten Pass im Osten. Plötzlich ging alles sehr schnell. Für den Flug brauchten sie zwar schon eine Weile, doch auf einmal konnte Eneas Andiël und dann auch Kalliope spüren. Sie lebten. Sie lebten wirklich. Kosta hatte das Gefühl, zu zerfliessen vor Glück. Als würde er und nicht der Eyrier fliegen. Ab da wies Eneas die Eyrier an, wohin sie fliegen mussten. Bald war ein kleiner Flüchtlingskonvoi aus mehreren Wagen zu sehen und kurz darauf spürte auch Kosta Andiëls und dann auch Kalliopes Signaturen.

Die Eyrier landeten vor dem Konvoi, so dass sie genügend Platz hatten, sich aus dem Traggeschirr zu befreien. Während Eneas sich hastig aus seinem befreite, um auf seine Schwester und Andiël zuzueilen, war Kosta wie gelähmt. Selbst als der Eyrier, der ihn geflogen hatte, ihn ungeduldig anstubbste, konnte er sich kaum aus dem Geschirr befreien, so dass der Krieger das zum grössten Teil übernehmen musste. Wie betäubt starrte er zu Andiël, der einer schwachen und viel zu schlanken Kalliope aus einem der Wagen half. Sie hatten überlebt.
Leise schluchzte Kosta auf. Die Tränen brannten ihm in den Augen und er war paralysiert von all den Gefühlen, die ihn überrollten. Von den Erinnerungen, wie er Kalliope und Andiël in Dunrobin Castle getroffen hatte. Was passiert war. Wie schrecklich die beiden gelitten hatten. Wie wenig er versucht hatte, die Zwei zu überzeugen mit ihm ins Schattige Dhemlan zu kommen. Wie sehr sie ihm geholfen hatten und wie froh er gewesen war, Dunrobin Castle wieder verlassen zu können. Er war so erleichtert gewesen, hatte sich so sehr danach gesehnt, es hinter sich zu lassen, dass er sich von Kalliopes Einwänden, weswegen sie nicht mitkommen konnten, nur zu bereitwillig hatte überzeugen lassen. Er schämte sich so sehr deswegen. So unendlich fest. Er getraute sich gar nicht, den Beiden unter die Augen zu treten. Aber er war froh, dass sie überlebt hatten.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » So 23. Okt 2022, 18:50

Eneas überbrückte die letzten Schritte zu den beiden und wusste gar nicht wen er zuerst umarmen sollte.
"Ihr seid hier! Wir haben euch endlich gefunden!", rief er und schlang dann seine Arme um seine viel zu dünne Schwester, die es matt lächelnd erwiderte ehe sie sich fester an ihn schmiegte und leise zu schluchzen begann. Eneas hatte seine älteste Schwester nicht oft weinen sehen, aber auch ihm wurden vor Rührung die Augen feucht und er schniefte. Sie endlich in den Armen zu halten, machte es real. Sie lebte. Eneas hatte beinahe befürchtet sie für immer verloren zu haben. Zwar hatten sie sich auch vor dem Krieg nicht oft gesehen, doch da hatte er stets gewusst, dass sie sich an einem sicheren Ort befand. Jetzt hatte sie Jahre bei diesem Dämon aushalten müssen.
Als Kalliope sich etwas von ihm löste, bekam er auch Gelegenheit Andiël zu umarmen, der inzwischen bereits von den anderen gedrückt und willkommen geheißen worden war.
"Ich hatte nicht geglaubt, dass ihr in der Nähe seid", sagte der Prinz. Er trug leicht verstaubte, fleckige Kleidung. Offensichtlich hatten sie eine lange Reise hinter sich.
"Schon seit Wochen. Sobald es hieß, dass der Krieg vorbei ist, haben wir uns auf den Weg gemacht. Unser Schiff ankert an der Nordküste", erzählte Eneas und blickte seinen alten Freund glücklich an. Er wirkte abgezehrt und entkräftet, doch hoffentlich ließ sich heilen was ihnen in Dhemlan geschehen war. Vermutlich würden sie ebenso Zeit brauchen wie Kosta mit diesem schrecklichen Trauma umzugehen.
Apropos Kosta... sein Geliebter hielt sich verdächtig im Hintergrund und hatte die beiden bisher nicht begrüßt. Eneas blickte zu ihm, fasste ihn kurzentschlossen an der Hand und zog ihn näher. Als Kalliope ihn sah, hellte sich ihr Gesicht auf.
"Du lebst...", hauchte sie. Ihre Stimme war sehr leise und brüchig. "Als du wieder.. gehen musstest... haben wir uns.. solche Sorgen gemacht.." Sie brachte jedes Wort angestrengt hervor und Andiël berührte sie mitfühlend an der Schulter.
"Auf der Reise hat sie sich den Rachen und die Stimmbänder verletzt", erklärte er.
"Ich werde sehen was ich tun kann", bot Maria gleich an, doch zunächst schob Eneas seinen Freund sanft in Richtung Kalliope, damit die beiden sich umarmen konnten. Als Kalli ihre Arme nur ein wenig ausstreckte, lagen die beiden bereits in einer festen Umarmung. Andiël legte seine Arme ebenfalls um die beiden. Es war ein schöner Anblick. Gerührt stand die Gruppe dabei und merkten sie auch nicht den Krieger mit den weißen Haaren, der ein Kleinkind auf dem Arm hielt.

Dafür war die Hexe, die den Wagen gelenkt hatte, abgestiegen und kam näher. Sie trug schlichte Kleidung, eine Schürze und ein dünnes Kopftuch, das ihre schwarzen Haare zurückhielt. Sie erklärte ihnen, dass sie Nessya Zuel hieß und sie auf dem Weg über Askavi nach Hayll waren.
"Ich habe Familie dort. Halb Hayllierin, halb Dhemlanerin. Wie euer Freund", sagte die Hexe und wies auf Kosta, der gerade noch Andiël feste drückte und leise mit ihm sprach.
"Oh, er ist Hayllier durch und durch", korrigierte Eneas sie freundlich. "Wenn ihr nach Hayll wollt, können wir euch helfen. Wir haben ein Schiff und werden zurück nach Hayll reisen", bot er an. Die Gruppe schien Kalliope und Andiël geholfen zu haben und da wollte er den Gefallen nur erwidern.
"Was genau ist passiert?", fragte Farell.
"Ich hatte noch Glück. Wir haben außerhalb von Amdarh gewohnt. Als wir die riesige Rauchsäule in der Stadt sahen, sind wir aufgebrochen. Es muss schrecklich in der Stadt gewesen sein. Ich habe gehört, das gesamte Schloss ist explodiert und großte Teile der Stadt", erzählte Nessya.
"Habt ihr Menschen gesehen, die schwarzen Schleim ausgewürgt haben?", erkundigte sich Maria.
"Oh, ständig. Es hat fast alle betroffen. Viele sind daran gestorben. Mein alter Boss... ich habe in einer Dorfschenke gearbeitet", erklärte die Halbdhemlanerin. "Wir Angestellten haben uns die Fuhrwerke geschnappt und dachten, wir könnten anderen helfen. So haben wir eure Freunde getroffen. Das war nach den entsetzlichen Wolken." Sie erzählte von schwarzen, erstickenden Wolken, die über das Land gerollt seien, eine starke Druckwelle, gefolgt von Ascheregen und verdorrten, verwesenden Landstrichen.
"Das muss Sions Tod gewesen sein", vermutete Damien düster.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 18:51

Es war so ein schönes Bild, wie Eneas seine Schwester umarmte und Andiël von seinen Freunden herzlich begrüsst wurde. Kosta konnte den beiden abgekämpften und traumatisierten Flüchtlingen ansehen, wie ihnen in dem Moment bewusst wurde, dass sie es geschafft hatten. Dass sie Sion tatsächlich entkommen waren und überlebt hatten. Er wusste, dass es noch einige solche Momente geben würde. Nicht wenige davon würden schmerzhaft sein. Doch dieser hier war einfach nur wunderschön und er freute sich so sehr für alle zusammen. Für Kalliope und Andiël, weil sie nun in Sicherheit waren und für Eneas und seine Freunde, weil sie die geliebten Menschen nun in Sicherheit bringen konnten.

Kosta war noch ganz überwältigt dabei, alles zu betrachten und mit seinen eigenen Erinnerungen klar zu kommen, als Eneas ihn unversehens bei der Hand packte und ihn zu Kalliope zog, die ihn sanft anlächelte. Kosta fühlte sich plötzlich ganz scheu und verlegen und er wusste gar nicht so recht, wie er ihr und Andiël begegnen sollte.
"Ich..." Seine Stimme versagte und er musste sich räuspern. "Es... es tut mir so leid, dass ich euch zurück gelassen habe", schluchzte er reuig, während er von Eneas vorwärts geschoben wurden. Kalliope öffnete ihre Arme und ehe Kosta sich versah, umarmte er sie innig, während die Tränen lautlos über seine Wangen rollten.
"Es tut mir so leid. Ihr habt mir so geholfen, obwohl ihr selber so gelitten habt. Und ich habe euch einfach zurück gelassen. Es tut mir so leid, dass ich euch nicht geholfen habe." Innig entschuldigte er sich immer wieder. Er schaffte es kaum, die Gefühle auszudrücken, die in ihm tobten. Er konnte sich nur ganz fest an Kalliope klammern und schliesslich sich an Andiël lehnen, der sie beide umarmte. Überwältigt zitterte Kosta am ganzen Körper.

Wie lange sie so dicht beieinander standen und das schreckliche erlebte zu bewältigen versuchten konnte Kosta nicht sagen. Für eine ganze Weile bekam er nichts anderes mit ausser dass Kalliope und Andiël am Leben und nun auch in Sicherheit waren. Irgendwann jedoch fand er sich in Eneas Armen wieder. Sein Freund hielt ihn tröstend fest und zog ihn etwas von Kalliope und Andiël weg. Schliesslich waren die Zwei erschöpft. Oder sie wollten weiter. Kosta hatte nicht mitbekommen, was es war, doch er nahm an, dass es schon seine Richtigkeit hatte. Die Flüchtlinge konnten nicht hier auf der Strasse bleiben. Sie hatten es verdient, weiter nach Hayll in Sicherheit zu gelangen.
Dabei fiel sein Blick auf einen jungen Krieger, fast noch ein Kind, mit eigentümlich weissen Haaren, der ein Kleinkind auf seinen Armen hielt. Ein Junge, der Kosta seltsam vertraut vorkam. Als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Das war Cassiel. Sions Sohn. Nur irgendwie kleiner als vorher. Aber vielleicht täuschte Kosta sich ja auch mit der Grösse. Doch dass es Cassiel war, dessen war er sich sicher. Mit grossen, fragenden Augen blickte er von dem Kind zu dem Jungen, der ihn trug, hinüber zu Kalliope und Andiël. Gerade noch rechtzeitig vermied er es, laut zu fragen, ob das Kind wirklich Cassiel war. Genau wie sie Andiël nicht unter seinem richtigen Namen hatten suchen können. Das hätte nur böses Blut gegeben.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Andiël » So 23. Okt 2022, 18:53

Andiël fühlte sich immer noch wie in einem Traum. Die Reise nach Askavi hatte er eher lethargisch miterlebt, abgestumpft und emotional ausgelaugt von all dem was sie auf der Flucht hatten durchmachen müssen. Dabei hatte er es noch gut getroffen. Ihm war es nicht so schlimm ergangen wie Kalliope und dem kleinen Jungen. Beide sahen sogar anders aus. Dünner und kleiner irgendwie, als hätte der Schleim ihnen beinahe alle Lebenskraft ausgesaugt. Ciryons Haar war nun überall schlohweiß geworden. So weiß wie seine neuen Juwelen. Es war nicht verwunderlich, dass er keinen höheren Aufstieg gemacht hatte, doch trotzdem bedauerlich. Vermutlich konnte Ciryon froh sein, dass er stattdessen nicht zerbrochen war. Die große Angst des Kriegers war aber gesunken und er kümmerte sich liebevoll um Cassiel, während Kalliope sich ausruhte. Andiël machte sich weiterhin Sorgen um sie. Sie hatte Probleme mit dem Sprechen und dem Essen, doch der kleine Flüchtlingskonvoi besaß keine Heilerin und sie hatten alles getan was sie konnten. Sie waren mit dem Leben davon gekommen. Das musste erst einmal reichen.
Für den Grenzübergang nach Askavi nahmen sie einen Umweg in Kauf. Nessya, ihre unausgesprochene Anführerin, schien nicht daran interessiert sich in die großen Flüchtlingsströme einzureihen. Sie sagte, es würde zu lange dauern, aber Andiël vermutete insgeheim, dass sie den Kontrollen durch die Eyrier ausweichen wollte. Es gab so ein paar Gestalten in ihrer Gruppe, die von zwielichtigerer Natur zu sein schien und diese Truppe an ehemaligen Wirtsleuten wirkten mehr wie Schmuggler.
Es kam Andiël jedenfalls gelegen. Er hatte Sorge, dass man ihn an der Grenze erkannte. Oder gar Cassiel und dann hätten sie ein viel größeres Problem. Er sah zwar schmächtiger aus, doch er war immer noch ein Kriegerprinz und es gab nicht viele davon.
Der kleine Pass auf den sie sich begaben war beschwerlicher und die Wagen kamen langsam voran, doch es war weniger los und es gab keine sichtbare Grenze. Eines Morgen verkündete Nessya schlicht, dass sie jetzt in Askavi waren. Andiël blickte nach hinten von wo sie gekommen waren. Würde er jemals wiederkommen? Was würde jetzt aus Dhemlan werden mit so viel verdorrten Land und so vielen Königinnen, die mit Sion untergegangen waren? Wer blieb noch? Er hatte die Königinnen eingesperrt, die Kriegerprinzen in die Armee gesteckt und Experimenten unterzogen und die Schwarzen Witwen in sein Schloss geholt. Er hatte ihnen die stärksten Leute genommen.
Und nun flohen die letzten...

Aber Andiël musste an die denken, die ihm etwas bedeuteten. Außerdem bezweifelte er, dass für die aus Sions Regimé angenehme Zeiten anbrechen würden sobald sich das Land etwas beruhigt hatten. Er würde gleich wieder in einem Gefängnis landen. Wenn er überhaupt eine Gnadenfrist bekäme...
Doch das waren Gedanken für andere Tage. Die meiste Zeit lag er auf dem Karren neben Kalliope und ließ sich davon tragen. Hoffentlich in Sicherheit.
Als sie weiter den Pass entlang kamen, trafen sie auch auf andere Flüchtlinge. Sie erzählten von Lagern weiter im Westen und auch von gewissen Nachrichtentafeln. Andiël kam die Idee einer der Flüchtenden das Zeichen von Goldauge mitzugeben, damit sie es an den Tafeln anbrachte. Wer weiß... vielleicht hatten sie Glück und sie fanden jemanden aus dem Netzwerk der Piraten.

Und Glück hatten sie. Mehr als der Prinz je für möglich gehalten hatten. Nur zwei Tage später sahen sie die großen Schatten von herannahenden fliegenden Eyriern.
"Eine Patrouille!", rief einer der Wirtsleute angespannt. Seine Hand war an seinem Langdolch. Andiël hielt ihn ab. Er hatte nicht nur eine, sondern gleich mehrere vertraute Signaturen gespürt. War es eine Einbildung? Konnte es sein?
"Nein, lass die Waffen ruhen. Das sind Freunde. Oh, die besten." Andiël weckte Kalliope. "Wach auf. En... Taelos ist hier", verbesserte er sich rasch. Kallis Blick flackerte. Vielleicht hatte sie wieder einen Albtraum gehabt, doch als er ihr nochmals sagte was los war, klärte sich ihr Blick. Der Prinz half seiner Freundin vom Wagen und kurz darauf war bereits Eneas da und schloss sie in seine Arme.
Ein großes überstürztes Wiedersehen wurde gefeiert. Auch Kosta war da. Er hatte es also auch geschafft. Andiël war über die Maßen erleichtert. Er zögerte noch seinen einstigen Liebhaber zu umarmen. Er hatte ihn in einem furchtbaren Zustand in Dunrobin Castle erlebt. Andiël wusste nicht, ob Kosta ihm das vergeben konnte.
Doch dann lagen sie sich trotzdem in den Armen. Kosta schluchzte, dass es ihm leid täte sie zurückgelassen zu haben. Sie hätten ihm geholfen, obwohl sie so gelitten hätten und er hätte ihnen nicht geholfen.
"Du hast uns geholfen", beteuerte Andiël, "Ohne dich hätten wir nicht überlebt. Du hast uns Hoffnung zurückgebracht und uns an das Leben davor erinnert. An alles."
Dabei war es Kosta, der sich nicht mehr an ihre Zeit von damals erinnern konnte. Doch in gewisser Weise hatte es Andiël ebenfalls an diesem dunklen Ort vergessen. Er hatte sich selbst vergessen.
"Du.. hättest uns... nicht mit.. mitnehmen können", wisperte Kalli. Kosta schluchzte und zitterte trotzdem bis ihn irgendwann Eneas zu sich zog und in den Arm nahm.
"Ihr seid bestimmt erschöpft. Wir können euch auf den Winden mitnehmen", sagte Eneas.
Maria ging inzwischen zu Kalliope und begann sie zu untersuchen. Farell hatte belegte Brote herbeigerufen und verteilte sie, während Damien einen Mantel sehr behutsam um Kallis schmale Schultern legte. Ihr kleiner Rettungstrupp war eindeutig vorbereitet.
"Ist denn Platz für Ciryon und... ähm Caleb?", fragte Andiël. Er winkte den jungen Krieger näher. "Das ist Ciryon. Er war mein Gehilfe."
"Natürlich. Prinz Zostars Eskorte wird uns helfen und uns zurück nach Sorokor bringen", bot Eneas an.
"Sorokor?", horchte Nessya auf, "Ich habe gehört, sie haben strenge Kontrollen."
"Sie werden uns nicht kontrollieren", beteuerte Eneas.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 18:55

Lieb beteuerte Andiël ihm, dass er ihnen geholfen hätte. Ohne ihn hätten sie nicht überlebt. Kosta erinnerte sich daran, in was für einem Moment er die Beiden angetroffen hatte und so konnte er nicht anders, als dem Prinzen zu glauben. Auch wenn es ihm falsch vorkam. Als ob er mogeln würde. Kalliope wisperte, dass er sie nicht hätte mitnehmen können. Kosta wand sich. Er hatte nicht alles versucht. Er hatte Angst gehabt. Angst, dass er entdeckt wurde. Er hatte ja sogar Angst gehabt, etwas in Dunrobin Castle zu essen, das er nicht eindeutig sichtbar identifizieren konnte. Wegen seiner Angst glaubte Kosta, dass sie ihm den Verstand vernebelt hatte. Bestimmt hatte er etwas übersehen, wie er Kalliope und Andiël aus dem Schloss hätte schmuggeln können. Schliesslich hatten die Beiden es schlussendlich ja auch geschafft. Und das sogar mit Sions Sohn.

Es war leichter Andiël zu glauben, dass er ihnen die Hoffnung zurück gebracht und sie an das Leben davor erinnert hatte. An alles. Denn Kosta war es ganz ähnlich ergangen. Er hatte sich so in dem Elend und dem Verrat verloren. Besonders nachdem, was er Zucker im Kerker hatte antun müssen. Der Hass, der ihm da berechtigterweise entgegen geschleudert worden war. Das Treffen mit Kalliope und danach auch mit Andiël war ein sehr kostbarer Moment für ihn gewesen. Ein Luft holen. Selbst wenn es den Beiden da gar nicht gut gegangen war. Doch sie hatten sich versöhnen können. Trotz dieses finsteren Ortes. Das war das Beste überhaupt gewesen. Auch wenn Kosta danach nicht mehr viel von seinen Freunden mitbekommen hatte. Der Krieger musste schmunzeln bei der Erinnerung daran.

In Eneas Armen wurde er wieder etwas ruhiger, so dass er allmählich auch die anderen Flüchtlinge wahrnehmen konnte. Andiël stellte den Jüngling mit den unnatürlich weissen Haaren als Ciryon seinen Gehilfen vor und das Kleinkind als Caleb. Wobei er zögerte den Namen auszusprechen. Es bestätigte Kosta, dass es Cassiel war und er fragte sich, wie der Junge, das mit dem Schleim hatte überleben können. Er war so oft und so dicht bei Sion gewesen. Es hätte ihn töten müssen.
Dann war da noch eine Hexe, die für die anderen Flüchtlinge zu sprechen schien. Kosta meinte, vorhin den Namen Nessya gehört zu haben. Für eine Dhemlanerin hatte sie recht dunkle Haut. Aber wahrscheinlich war sie in letzter Zeit einfach viel draussen gewesen. Sie wirkte jedenfalls wie jemand, der wusste was sie tat und schien einen wachen Verstand zu haben. Gleichzeitig wirkte sie aber in ihrer Kleidung auch wie eine Köchin, die gerade bei ihrer Arbeit gestört worden war. Ein gefährliches Unterfangen, was Kosta aus Erfahrung wusste. Mit Köchinnen legte man sich besser nicht an. Skeptisch fragte Nessya, ob es in Sorokor nicht strenge Kontrollen geben würde. Kosta fragte sich, ob sie wusste, wer Andiël und Cassiel waren, dass sie so etwas sagte. Ob die Frau bereit war, die beiden nach Hayll zu schmuggeln und deswegen den Kontrollen ausweichen wollte.
"Wir sind in offiziellem Auftrag unterwegs", lächelte Kosta glücklich und strahlte Kalliope und Andiël an, während er Eneas Worte bestätigte, dass sie nicht kontrolliert werden würden. "Um unsere Geheimagenten sicher nach Hause zu bringen." Lieb zwinkerte er seinen Freunden zu, damit sie sich keine Sorgen zu machen brauchten. Sie handelten mit Timaris' Untersützung. Sie waren jetzt wirklich in Sicherheit.

Bevor sie jedoch auf die Winde springen konnten, mussten sie noch ein Stück weit gehen. Der nächste Landepunkt lag vor ihnen. Es war zu riskant mit so vielen Leuten einfach so auf die Winde zu springen. Das war schon alleine sehr gefährlich und Prinz Zostars Eskorte brauchte nicht zu wissen, wie gut sie mit ihren Juwelen umgehen konnten. Deswegen mussten die Flüchtlinge doch noch etwas weiter zu Fuss gehen. Die Stimmung war jedoch beschwingter und dank der Vorräte, die sie mitgebracht hatten, hatten sie auch endlich wieder einmal etwas vernünftiges im Magen.
Kosta half dieser Fussmarsch, wieder etwas zu sich zu kommen. Am Anfang brauchte er noch stark Eneas Nähe, doch mit der Zeit konnte er sich etwas von ihm lösen und Maria helfen, die Flüchtlinge zu umsorgen. Er nahm sich auch die Zeit, Ciryon zu fragen, wie es ihm mit Caleb ging. Wie sich heraus stellte, hatte der Jüngling keinerlei Ahnung von Kleinkindern. Er behandelte das Kind eher wie ein zugelaufenes Rehkitz oder Fohlen, das es aufzupäppeln galt. Doch er hatte ein gutes Gespür für den Jungen und hatte das Herz am rechten Fleck. Ciryon hörte dann auch aufmerksam zu, als Kosta ihn unterrichtete, was es bei Kindern alles zu beachten gab.

Schliesslich erreichten sie den Landepunkt und alle Flüchtlinge, Piraten und Wachen wurden auf die Wagen verteilt, damit sie so gemeinsam nach Sorokor reisen konnten. Erst nur langsam auf helleren Winden. Doch unterwegs konnten sie auf dunklere überwechseln, so dass sie am späten Abend endlich in Sorokor landen konnten. Kosta stieg sofort die frische Seeluft in die Nase und ihm wurde wieder deutlich bewusst, wieviel Schaden Dhemlan auch in der Natur durch Sion genommen hatte.
Gleich darauf wurden sie von nervösen Wachen umstellt. Doch ihre Eskorte stellte klar, dass sie alles unter Kontrolle hätten. Kosta sagte auch noch einmal deutlich, dass sie mit Prinz Zostars Genehmigung und im Auftrag von Königin Tolarim hier wären. Er drängte auch gleich darauf, dass sie in einen Gasthof gebracht würden, damit ihre Leute eine anständige Mahlzeit, eine saubere Dusche und ein ordentliches Bett bekommen würden. Alle anderen Formalitäten könnten am nächsten Tag geregelt werden. Prinz Zostar hatte inwischen bestimmt einen eigenen Brief von Königin Tolarim erhalten.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Andiël » So 23. Okt 2022, 18:55

Kosta konnte wieder lächeln und strahlen, nachdem er seine Tränen getrocknet hatte. Andiël war viel zu ausgelaugt zum Weinen, aber er war froh, dass sie es geschafft hatten. Ihre Flucht hatte ein Ende. Sie konnten endlich durchatmen. Der Rest des Weges ging schnell vorbei und nach einem kurzen Stück konnten sie auf die Winde springen. Andiël blieb an Kalliopes Seite, während sie zur Küste reisten. Eneas stellte nur kurze Fragen, die sich alle um ihre Flucht drehten. Nicht was sie davor erlebt hatten. Er schien dem taktvoll auszuweichen und Andiël war froh darüber. Er wusste nicht wann er darüber reden konnte. Wenn überhaupt.
Mitsamt den anderen Flüchtlingen reisten sie auf den Winden weiter und auch als sie die dunklen Ströme erreicht hatten, dauerte es bis zum Abend als sie an der Küste Askavis landeten. Man konnte das Meer riechen, die eyrische Stadt wirkte verhältnismäßig ruhig. Es fühlte sich für Andiël mehr als surreal an. Er wusste nicht wie lange die Flucht aus dem Schloss her war, wie lange seit dem schwarzen Schleim. Er hatte komplett das Zeitgefühl verloren und die Umgebung wirkte fremd. Nicht real. Nicht so real wie das Grauen und die Atmosphäre bei Sion.
Es war schwierig zu begreifen. Kalliope schien es ähnlich zu gehen. Sie blickte sich nur stumm um, schien aber nicht viel Interesse an der Umgebung zu haben.
"Nicht mehr lange und wir sind in Mineva", sprach er ihr zu. Vor langer Zeit hatte Andiël ein Feriendomizil nahe der Stadt bauen lassen. Sie hatten dort viele Feste erlebt und manchen Sommer verbracht, doch es war nie ein permanentes Zuhause gewesen. Dazu war er zu oft unterwegs gewesen und öfter in seinem Heimatland als in Hayll. Jetzt war das Anwesen in Hayll das einzige was ihm geblieben war.
"Und dann?", fragte Kalliope leise. Seit Maria ihren Hals geheilt hatte, ging ihr Sprechen bereits viel besser, doch trotzdem schien die Priesterin nicht laut sprechen zu wollen.
Andiël schwieg und blickte in der wachsenden Dunkelheit zu den Schiffen am Hafen denen sie sich nun langsam näherten. Die Wachen an den Toren hatten sie zunächst nicht nach Sorokor hineinlassen wollen, doch nach einigem hin und her konnten sie passieren. Sie sollten in einem Gasthof untergebracht werden und Andiël hatte nichts dagegen. Er sehnte sich nach einem richtigen Bett. Es war nicht seine Art zu Fuß kilometerweit zu wandern und im Freien zu schlafen.
"Wir finden es heraus...", sagte Andiël. Er würde in Hayll überprüfen müssen wieviel Geld noch auf den dortigen Konten war oder ob sie es alles gesperrt hatten aufgrund seiner Mitarbeit bei Sion. Würde man ihn anfeinden in Mineva? Sie verstanden nicht... er hatte keine Wahl gehabt...
"Unsere Eltern werden überglücklich sein, euch zu sehen", riss Eneas ihn aus seinen Gedanken. Andiël lächelte matt.
"Das wäre eine seltene Ehre", erwiderte er. Kalliopes Eltern waren nicht unbedingt glücklich darüber gewesen, dass Kalliope sich weder auf eine Lebensart noch einen Partner festgelegt hatte. Andiël wurde als schlechter Einfluss gesehen. Bisher hatte er aber auch nicht übermäßig viel Kontakt zu Kallis Eltern gehabt. Er war nicht unbedingt jemand, den man mitnahm und vorstellte.

Im Gasthaus angekommen, füllte sich beinahe der gesamte Schankraum mit den Flüchtlingen. Der Wirt war darüber alles andere als erfreut, doch die Piraten redeten mit ihm und schienen ihm einen großen Beutel Münzen in die Hand zu drücken. Andiël ließ sich mit Kalli und Ciryon auf eine der Bänke nieder.
"Ciryon, Kalliope und ich werden morgen mit dem Schiff nach Hayll reisen", wandte er sich an seinen Liebhaber. Er hatte sich den restlichen Weg um Cassiel gekümmert, doch sie hatten nie darüber geredet, was passieren würde wenn sie tatsächlich gerettet würden. Andiël hatte irgendwie nie daran geglaubt.
"Du kannst uns gerne begleiten, aber ich weiß nicht wie willkommen wir als Dhemlaner, und bei meiner Rolle, in Hayll sind. Es könnte schwierig werden", warnte er den jungen Krieger, doch dieser wollte trotzdem mitkommen und zögerte nichtmal bei seiner Zustimmung. Andiël hatte es sich bereits gedacht. Hoffentlich würde er einen Weg finden Ciryon zu bezahlen. Falls Ciryon überhaupt weiter für ihn arbeiten wollte... oder nur das andere..
Noch etwas worüber Andiël sich keine Gedanken gemacht hatte. Ihr Leben nach dem Krieg kam viel zu plötzlich und zu überwältigend auf sie.
Dann kam zum Glück eine sehr einfache Aufgabe. Leckeres Essen vertilgen. Im Gasthaus wurde ein Abendessen für sie serviert und ausgehungert machten sich die meisten Flüchtlinge darüber her. Kalliope schaffte nicht viel und ließ ihr Essen bald stehen. Sorgenvoll beobachtete Andiël sie. Er war es nicht gewohnt, dass er derjenige war, der sich um sie beide kümmerte. Sie war die Starke von ihnen zwein.
Als er dann im Bett lag, einem richtigen Bett und da es für Eyrier gedacht war entsprechend riesig, konnte er nicht einschlafen. Er war so müde und trotzdem flackerten vor seinen Augen nur die entsetzliche Zeit in diesem kleinen Forst.
Weiterhin müde begaben sie sich am anderen Morgen auf das Schiff. Andiël bemerkte nichtmal, dass Leto den Kapitänsdreispitz trug. Es war Kalliope, der es auffiel, nachdem sie Leto umarmt hatte.
"Was ist passiert?", fragte sie.
"Sehr viel. Wir haben Zeit auf der Überfahrt darüber zu reden. Es wird ein paar Tage dauern bis wir in Mineva sind." Sie blickte etwas kritisch zum mittleren Mast, der relativ neu aussah.
Andiël, Kalliope, Ciryon und Cassiel waren nicht die einzigen, die aufs Schiff kamen. Auch eine Handvoll der Flüchtlinge wollte mit nach Hayll. Unter ihnen Nessya, die noch etwas skeptisch war auf einem so großen Schiff zu sein.
Andiël ging hinter Kosta und Eneas die Treppe nach unten zu der Kajüte, die sie für die Überfahrt bekommen sollten.
"Ich sehe nach meiner Schwester", sagte Eneas. Dann gab er Kosta ein Küsschen auf die Wange und ging zurück an Deck. Andiël blickte mit großen Augen zu Kosta. Er war zwar erschöpft, aber seine Augen hatten ihn dieses Mal bestimmt nicht getäuscht.
"Was... war das?", fragte er, als sie alleine in der Kajüte waren. Hatte Eneas mal wieder vergessen, dass man ihn beobachten konnte?
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 18:56

Es tat Kosta so Leid für Kalliope und Andiël, die am nächsten Morgen trotz einer sicheren Nacht im Bett und gesunden Mahlzeiten, noch immer sehr gehetzt und wie gerädert wirkten. Er hätte sie so gerne in den Arm genommen und ihnen versichert, dass es besser werden würde. Das würde es auch irgendwann. Doch er wusste von sich selber, dass das Monate dauern konnte, bis man im Geist den schrecklichen Ort zumindest teilweise verlassen konnte, an dem man so lange gefangen gewesen war. Und das hiess dann noch lange nicht, dass man sich mit den Schrecken auseinander gesetzt hatte, geschweige denn, dass man geheilt war. Es bedeutete nur, dass man dann allmählich versuchen konnte, im neuen Leben Fuss zu fassen. Es brauchte einfach nur schon Monate, bis man lernte, wieder in Ruhe zu atmen. Kosta hätte für Kalliope und Andiël so gerne die Zeit vorwärts gedreht. Wobei ihm bewusst war, dass die Beiden an einem noch viel schlimmeren Ort hatten überleben müssen als er. Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie froh er gewesen war, wieder nach Dalmadans Feste zurück zu dürfen, weil es in Dunrobin Castle noch so viel schrecklicher gewesen war. Es kam einem Wunder gleich, dass Kalliope und Andiël überlebt hatten.

Nach einem herzhaften Frühstück ging es endlich wieder an Bord der 'E'. Ulysses hatte es inzwischen geschafft, einen neuen Mast zu organisieren. Lieb kam er zu ihm, um ihm, mit einem Blick auf Kalliope und Andiël, auf die Schulter zu klopfen. Er freute sich auch sehr, ihre Freunde wieder zu sehen. Vor ein paar Wochen hatten sie noch zusammen in der Vorratskammer der Kombüse gesessen und darüber gesprochen, wie furchtbar es war, jemanden in Gefahr zu wissen. Kosta wollte nachher unbedingt fragen, ob Ulysses Nachrichten von seinem Sohn erhalten hatte.
Kalliope hingegen wollte wissen, was passiert sei, nachdem sie Leto umarmt hatte. Als Priesterin spürte sie bestimmt die aufgewühlten Emotionen, die unter der Oberfläche waberten. Oh, oder vielleicht meinte sie auch nur den neuen Mast. Leto antwortete bedeutungsschwer, dass sehr viel passiert sei. Doch sie könnten auf der Überfahrt darüber reden. Dann hätten sie Zeit. Jetzt war sie damit beschäftigt, die Flüchtlinge an Bord zu nehmen, damit sie bald ablegen konnten.

Eneas führte Andiël und ihn unter Deck, um dem Prinzen zu zeigen, in welcher Kajüte sie schlafen konnten. Kalliope schien jedoch erstmal noch lieber an Deck zu bleiben. Als Mineverin genoss sie wahrscheinlich die einfache, aber um so intensivere Freude, die Meerluft atmen zu können. Kosta konnte auch stundenlang an Deck stehen und ins nichts starren. Er konnte auch sehr gut nachvollziehen, dass sie nicht viel und wenn, dann nur leise sprechen wollte. Er hatte auch gut einen Monat lang kein Wort heraus gebracht und auch davor hatte er kaum gesprochen.
Verständlicherweise machte Eneas sich trotzdem grosse Sorgen und er wollte rasch wieder zu ihr nach oben an Deck. Allerdings nicht ohne ihm ein Küsschen auf die Wange zu geben, ehe er davon eilte. Kosta genoss die liebe Geste mit einem sanften Lächeln. Es war schön, wie Eneas ihn umschwärmte. Er hatte schon immer gewusst, dass Eneas ihn besonders gern hatte. Doch das nun so gezeigt zu bekommen war zwar manchmal seltsam, aber im Grunde sehr schön.

"Hier, ihr könnt diese zweier Kajüte haben", bot Kosta Andiël an und führte ihn in die kleine Kammer. "Sie ist zwar sehr klein und wird sonst meistens nur von einem bewohnt. Doch mit den vielen Passagieren müssen wir etwas zusammen rücken. So habt ihr wenigstens etwas für euch zwei alleine. Keine Sorge, ich werde mich um Ciryon und Ca... Caleb kümmern. Sie können bei mir in der Kajüte schlafen." Kosta war aufgefallen, dass der junge Krieger mit den weissen Haaren sich immer sehr dicht bei Kalliope und Andiël aufhielt. Er schien selbst noch ein halbes Kind zu sein und war viel zu schüchtern, um sich alleine in der Welt zu bewegen. Kosta wollte ihm gerne helfen und ihm einen sicheren Rahmen hier an Bord geben.
Andiël war jedoch an etwas ganz anderem interessiert. Er beachtete sein neues, kleines Reich gar nicht. Stattdessen blickte er ihn mit grossen Augen zu ihm und fragte ihn verblüfft, was das gewesen sei. Kosta wusste sofort, wovon der Schriftsteller sprach. Besonders im wo er im Nachhinein erfahren hatte, dass Andiël schon lange versucht hatte, sie zu verkuppeln. Prompt wurde der Krieger rot. Er kam sich leicht ertappt vor und dass er mit seinem Privatleben plötzlich im Mittelpunkt stand, war ihm unter seinen ältesten Freunden doch noch sehr ungewohnt. Besonders, wenn es um Eneas ging.
"Es... es ist wirklich viel passiert", gab er verlegen zu. "Taelos... hmmm... er hat sich von Dido getrennt und möchte jetzt mit mir zusammen sein." Kosta musste leicht schmunzeln, als ihm bewusst wurde, mit wem er da sprach. Andiël wusste ja schon längst über ihre angeblich geheime Liebschaft bescheid.
"Also so ganz öffentlich", präzisierte er sich selber. "Und ich habe erfahren, dass wir dir für viele... hmm... Gelegenheiten danken müssen. Wir haben sie sehr genossen." Kosta konnte nicht umhin, leicht frech zu grinsen. Auch wenn Andiëls Verkupplungsversuche nicht so geklappt hatten, wie der Prinz es sich erhofft hatte, so hatten Eneas und er die Möglichkeit, leidenschaftlichen Sex dabei zu haben, immer ausgiebig und hemmungslos genossen. Was Andiël sicherlich auch schon längst wusste.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Andiël » So 23. Okt 2022, 18:57

"Ich habe die letzten Tage auf einem Wagen geschlafen, der nach dem Geruch zu urteilen davor für Rüben verwendet woden ist", erwiderte Andiël. "Die Kajüte wird vollkommen reichen. Ich bin sehr bescheiden geworden." Jedenfalls für den Moment. Vielleicht würde er sich wieder normal fühlen, wenn er in seinem Feriendomizil schlafen konnte. Kosta wollte derweil Ciryon und Cassiel in seiner eigenen Kajüte unterbringen. Dabei stockte er bei Calebs Namen. Kosta hatte den Jungen in Dunrobin Castle gesehen. Er wusste sicher wer Caleb wirklich war.
Bevor Andiël Kosta vielleicht wegen Ciryon informieren konnte, erregte etwas ganz anderes seine Aufmerksamkeit. Der kleine Kuss den Eneas Kosta da wie selbstverständlich gegeben hatte bevor er wieder nach oben geeilt war. Andiël hatte über die Jahre die ein oder andere heimliche Vertrautheit zwischen den beiden beobachtet, aber nie so offen. Direkt auf der Türschwelle. War Eneas nachlässig vor lauter Aufregung gewesen? Erstaunt sprach der Prinz Kosta darauf an. Auch etwas was er normalerweise verschwiegen hätte, doch es war viel passiert seit etwas für ihn normal gewesen wäre. Zudem war er zu müde, um an Zurückhaltung zu denken.
Der Krieger ihm gegenüber errötete, wich der Frage aber auch nicht aus und gab zu, dass viel passiert wäre.
Das war sehr vage.
Aber es war nur eine kurze Pause bis der große Paukenschlag kam. Eneas hätte sich von Leto getrennt und wollte nun mit Kosta zusammen sein. Dabei schmunzelte Kosta wie als wäre es das normalste der Welt.
"Lieber Himmel", entfuhr Andiël, "Ich glaub, ich muss mich setzen." Der Prinz ließ sich auf das schmale Bett plumpsen. "Sion stürzt und ihr zwei seht endlich was ihr aneinander habt, es ist fürwahr eine neue Weltordnung. Ich dachte nicht, dass ich beides erlebe."

Kosta bestätigte, dass es ein öffentliches Umwerben wäre. Dann bedankte er sich für die vielen Gelegenheiten, die Andiël versucht hatte ihnen zu geben. Sie hätten sie sehr genossen.
"Oh ich weiß." Der Prinz musste auch leicht grinsen. Er hatte mitbekommen wie oft sich die beiden bei seinen Verkupplungsversuchen im Bett - oder sonstwo - wiedergefunden hatten. "Ach, das ist die beste Neuigkeit seit langem. Ich war euer stärkster Befürworter, aber ihr beide wart so stur und ängstlich. Weder die romantische Bootsfahrt noch das Lampionfestival, das ich für euch erfunden habe. Ich dachte, irgendein Versuch würde schon eure Herzen entflammen, aber so wie mit meinen Büchern scheine ich eher Lenden zu entflammen."
Er lachte leicht. Die schöne Neuigkeit baute ihn mehr auf als gedacht. Mit einem Schwung kam ein altes, längst vergessenes Leben zurück. Während er in Amdarh festgesessen hatte, war für die anderen natürlich das Leben weitergegangen. Andiël hatte die großen Ereignisse aus Hayll verfolgt, doch in Zeitungen und geheimen Botschaften fand sich nichts über die alltäglichen, kleinen Dinge.
"Komm, erzähl. Wie ist es passiert? Wie geht es euch jetzt? Wir haben so viel von eurem Leben verpasst", bemerkte Andiël. "Ich kann gute Neuigkeiten gebrauchen."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 19:01

Natürlich wusste Andiël längst, dass sie seine Gelegenheiten leidenschaftlich genossen hatten. Kosta hatte das schon vermutet. Dass der der Prinz ihm das aber nun so deutlich bestätigte, liess ich noch tiefer erröten. Kosta wand sich. Es war ihm schon peinlich, dass sie alle so beschäftigt hatten, mit ihrer Beziehung. Er hatte zwar sonst keine Probleme, seine Beziehungen und Vorlieben öffentlich auszuleben, aber das hier war noch einmal etwas ganz anderers.
Gleichzeitig war es sehr schön, Andiël so lebendig zu sehen. Der sonst so lebhafte, genuss fröhnende Prinz hatte gestern und auch heute Morgen noch erschreckend matt gewirkt. Jetzt jedoch fiel er aus allen Wolken und musste sich erst einmal setzen. Etwas überrascht musterte Kosta ihn besorgt, ob es ihm schlecht ging. Andiël war aber nur überwältigt von den Nachrichten. Sion war gestürzt und Eneas und er endlich zusammen. Er hätte nicht gedacht, dass er beides erleben würde.
"Also, an ersterem habe ich nie gezweifelt", murmelte Kosta verlegen. Er hatte immer fest daran gelaubt, dass Sion vernichtet werden würde. Der Dämon war viel zu zerstörerisch gewesen, als dass die Menschen sich nicht gegen ihn gewehrt hätten. Auch die von ihm überrumpelten Dhemlaner hätten irgendwann gegen ihn aufbegehrt.

"Hmmm, ja, du bist sehr gut darin, Lenden zu entflammen", entfloh ihm trotzdem ein wohliges schnurren bei der Erinnerung daran, wie heiss es mit Eneas immer gewesen war, die Gelegenheiten zu nutzen, die Andiël ihnen geboten hatte. Oder auch an die Erinnerung daran, wie er sich selber voller Nervosität von Andiël hatte verführen lassen. Für ihn waren das nun sehr frische und präsente Erinnerungen.
"Doch es lag nicht an dir, dass du unsere Herzen zu wenig hättest entflammen können", versicherte er ihm lieb. "Das war gar nicht möglich. Eneas hat mir einst ganz klar und deutlich gesagt, dass niemals mehr sein würde, als ab und zu etwas Sex. Und ich..." Kosta seufzte und zuckte mit den Schultern. "Und ich habe ihm geglaubt und genommen, was ich kriegen konnte." Er hatte nicht das Gefühl, dass er stur gewesen wäre oder Angst gehabt hätte. Kosta hatte vielmehr jetzt Angst. Jetzt wo seine Liebe sein durfte. Er hatte Angst, dass er Eneas damit verletzte und enttäuschte.

Andiël war es egal, dass er darin nicht erfolgreich gewesen war, sie zusammen zu bringen. Er freute sich einfach für sie und wollte genau darüber Bescheid wissen, wie es passiert sei, wie es ihnen ginge. Er hätte so viel von ihrem Leben verpasst und er könne gute Nachrichten gebrauchen. Kosta wand sich leicht. So viele gute Nachrichten hatte er gar nicht auf Lager. Das mit Eneas und ihm war noch sehr in der Schwebe. Doch er wusste, wie wichtig es für Andiël war, dass er schöne Dinge hören konnte. Also setzte er sich zu ihm auf Bett, bereit lange mit ihm über alles mögliche zu plaudern.
"So viel habt ihr gar nicht verpasst", versicherte er seinem Freund lieb. "Das ist alles noch sehr, sehr neu und mein eigener Ausflug nach Dhemlan kam der ganzen Geschichte recht in die Quere." Kosta wollte Andiël nicht gerade jetzt unter die Nase binden, dass er eigentlich mit der Hoffnung zu sterben nach Dhemlan geflohen war.
"Und gleichzeitig ist die Geschichte doch so verworren, dass die Überfahrt nach Mineva wohl kaum reichen wird, um alles zu erzählen", gab er mit einem verlegenen Lächeln zu. "Hast du denn vor, noch einen Roman zu schreiben? Die Geschichte ist zwar noch nicht fertig, da Taelos und ich noch am Herausfinden sind, wie wir zusammen sein können, aber wir können schon genügend Stoff für ein oder zwei Bände abliefern." Es musste nur noch geschrieben werden.
"Leider ist es nicht so romantisch, wie du dir vielleicht erhoffst", Kosta lächelte wehmütig. "Angefangen hat es wohl damit, dass ich, nachdem wir Laree aus Loraka geholt hatten, ich mich vom Schiff zurück ziehen wollte, damit Dido ihre Beziehung zu Taelos festigen konnte. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen, gleich in Draega zu bleiben und Timaris zu unterstützen. Ich habe mich jedoch dermassen ungeschickt dabei angestellt, als ich Taelos meine Pläne darlegen und mich von ihm verabschieden wollte, dass er Panik bekommen und mich entführt hat. Im gleichen Moment habe ich realisiert, was ich im Palast gesehen und erfahren habe und habe begriffen, dass Timaris vergiftet worden war. Ich war erschrocken und durcheinander und habe Eneas wütend zur Rede gestellt, was er von mir will. Ob er mich für sich beanspruchen will und ob er mich deswegen entführt hätte. Aber Eneas konnte noch immer nicht zugeben, dass er besitzergreifend ist und mich für sich haben will. Das hat mich nur noch wütender gemacht. Ich war noch nie in meinem Leben zornig auf Eneas, Andiël. Aber da war ich es. Ich war so unglaublich wütend auf ihn. Wir haben uns furchtbar gestritten. Das haben wir noch nie. Und dann bin ich auf die Winde gesprungen, um zurück nach Draega zu gelangen, fest entschlossen, ihn nie wieder zu sehen."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Andiël » So 23. Okt 2022, 19:01

Das klang schon sehr zweideutig, als Kosta schnurrend bestätigte, dass Andiël gut darin wäre die Lenden anderer zu entflammen. Dabei hatte der Krieger seine Erinnerungen daran verloren wie sie sich gemeinsam hitzigen Leidenschaften hingegeben hatten. Lange war es her. Wahrscheinlicher erinnerte er sich an die vielzähligen Gelegenheiten, die Andiël den zwei Liebenden geschaffen hatte ihrer Lust zu frönen. Aber solange sie schöne Erinnerungen davongetragen hatten, war Andiël erfolgreich gewesen.
Kosta beteuerte, dass es nicht die Schuld des Prinzen gewesen war, dass seine Verkupplungsversuche nicht ihre Herzen hatten erwärmen können. Es wäre nicht möglich gewesen, da Eneas ihm deutlich gesagt hätte, dass sie nie mehr sein würden als Liebhaber. Kosta hätte ihm geglaubt und genommen was er kriegen könnte.
"Ohh.. was für ein Jammer. Wenn ich gewusst hätte, dass ich dir nur hätte zeigen müssen, dass du nicht alles aus Eneas' Mund glauben sollst", entfuhr Andiël. "Wann war dieser Traumtänzer sich jemals bei etwas sicher, hm?" Er schmunzelte. Wenigstens hatte Eneas endlich begriffen, was er an Kosta hatte. Oder hatte Kosta stattdessen Eneas alte Weisung in den Wind geschossen und ihm die Augen geöffnet? Andiël wollte am liebsten gleich alles erfahren. Es war lange her, dass er gute Neuigkeiten bekommen hatte.
So viele Neuigkeiten in den letzten Jahren, die er verfälscht umgeschrieben und abgedruckt hatte. Schreckliche Neuigkeiten, die ihn zum Weinen gebracht hatten. Und nun hatte er zum ersten Mal wieder reine gute Neuigkeiten, die er einfach nur genießen wollte.

Kosta zögerte kurz ehe er sich zu ihm aufs Bett setzte und begann. Sie hätten nicht viel verpasst und es wäre noch sehr neu. Sein eigener Ausflug nach Dhemlan wäre ihrer Beziehung in die Quere kommen. Der Prinz nickte, fragte aber nicht danach was Kosta im dunklen Dhemlan gemacht hatte. Es war nicht nur ein Ausflug gewesen. Andiël konnte sich ein wenig zusammenreimen von den Hinweisen, die Kosta ihnen gegeben hatte, aber auch von den Nachrichten zu denen er als Propagandaoffizier Zugang gehabt hatte. Es musste etwas mit Timaris' Genesung von der Vergiftung und Dhemlans Fall zu tun gehabt haben. Aber gerade jetzt wollte Andiël nichts von Dhemlan hören. Es würde ansonsten ein ungleich schwierigeres Gespräch.
Lieber wollte er von Kosta alles hören was sich zwischen ihm und Eneas zugetragen hatte.
Kosta machte es sofort spannend indem er meinte, dass die Zeit der Überfahrt nicht ausreichen würde, um alles zu erzählen. Sie würden noch herausfinden wie sie zusammen sein könnten, doch es würde genügend Material für mindestens zwei Romane liefern.
"Und ich soll die schreiben? Welche Ehre", erwiderte Andiël, "Oh, das wäre eine Geschichte, die ich jederzeit lesen könnte."
Kosta warnte, dass es nicht sehr romantisch wäre ehe er ausführlicher zu erzählen begann. Der schöne Krieger sparte nicht mit Details und beschrieb wie sie bei Draega vor Anker gelegen waren, nachdem sie Laree aus Loraka geholt hatten. Eneas' Schwester war in Raej gewesen? Andiël hatte tatsächlich viel verpasst.
Kosta fuhr bereits fort, dass er geplant hatte sich vom Schiff zurückzuziehen, damit Leto ihre Beziehung zu Eneas festigen könnte. Mal wieder sehr selbstlos und definitiv tragisch romantisch. Gleich darauf setzte Kosta noch eines drauf und bemerkte, dass Eneas ihn entführt hätte.
"Entführt? Drama und Romantik. Bei euch geht es immer so hoch her", warf Andiël ein. Der Entführung war anscheinend ein heftiger Streit gefolgt und Kosta wäre wütend geworden, weil Eneas nicht zugegeben hätte wie besitzergreifend er sei. Am Ende wäre Kosta vom Schiff geflohen, entschlossen Eneas nie wiederzusehen.
"Das hätte keiner von euch beiden lange ertragen", vermutete Andiël. "Eneas entführt dich und du fragst ihn wieso? War es nicht sonnenklar?" Er lächelte matt. "Ihr beiden..." Er pausierte. "Ein Streit also? Und dabei ist nicht herausgekommen was ihr füreinander fühlt? Wann habt ihr euch wiedergesehen?"
Wahrscheinlich war es vermessen so viele Details herauszupressen, doch Andiël war noch nie zurückhaltend gewesen und er wollte seinen Geist lieber mit einer dramatischen Liebesgeschichte füllen als mit dem Anblick von Kalliope, leblos und mit schwarzem Schleim bedeckt.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 19:04

"Eneas hat einige sehr klare und felsenfeste Überzeugungen", musste Kosta seinen Freund sofort in den Schutz nehmen. So abwägig war es nicht gewesen, ihm zu glauben. Oder Kosta hatte einfach daran glauben wollen, damit er nicht hatte auf Eneas hatte warten müssen, bis dieser soweit war, sich auf ihn einzulassen. So hatte er geglaubt, Eneas würde nie etwas von ihm wollen und er hatte nach Lust und Laune herum vögeln können. Kosta schauderte innerlich. Das war widerwärtig und keine schöne Wahl. Entweder war er ein treudoofer Trottel oder eine vulgäre Hure.

"Ich weiss nicht, ob es spannend genug für ein Buch ist", wehrte er bescheiden ab, als Andiël gleich ganz begeistert davon war, ein Buch über sie zu schreiben. Er hatte das nur gesagt, weil Andiël am Anfang auch von ihm gewollt hatte, dass er ihm erzählte, wie es sich so als Diener lebte. Damit er besser wusste, wie er seine Figuren handeln lassen sollte. Diese Geschichte war jedoch voller Wut, Enttäuschung und Missverständnisse. Nicht lasziv und lüstern, wie die anderen Geschichten von Andiël. Der Prinz hingegen sah Drama und Romantik darin. Ausserdem erkannte er recht rasch, dass weder Eneas noch Kosta das lange ausgehalten hätten.

"Dido hatte ein Recht darauf, ihre Beziehung mit Eneas zu vertiefen", wandte Kosta kleinlaut ein. "Immerhin waren sie ganze zehn Jahre zusammen." Andiël fand es jedenfalls total lächerlich, dass Kosta nicht gewusst hätte, warum Eneas ihn entführt hatte. "Ich wusste schon, weshalb er es getan hat. Ich wollte nur, dass er auch dazu steht. Dass er mir sagt, dass er mich für sich behalten will. Ich wäre bereit gewesen, Timaris für ihn zu verlassen, obwohl ich..." Kosta stockte erschrocken. Das wären beinahe zuviele Informationen gewesen. "Ich wäre mit ihm gegangen, hätte er nur etwas gesagt. Doch er war nur verletzt und versuchte gleichzeitig auch noch den Streit mit Dido zu beschwichtigen. Ich dachte, er wollte weiterhin sie und mich weiterhin als Betthupferl. Doch das wollte Dido nicht und deswegen wollte ich gehen. Und bei dem Streit, da fühlte mich so verraten. Von allen auf dem Schiff. Nicht als das akzeptiert, was ich bin und was ich fühle." Es war so schwer, das zu erklären. Besonders da Andiël alles als so sonnenklar empfand.

"Nicht so viel später, wie du vielleicht denken magst", seufzte Kosta, wann sie sich wieder gesehen hätten. "Ein paar Tage später. Taelos ist sofort wieder zurück nach Draega gesegelt. Er hat den Hafen blockiert und sogar Timaris zu sich eingeladen. Dabei hatte sie ganz bestimmt wichtigeres zu tun. Und dann schickte er auf einmal Boten mit Briefen und sogar Ulysses dazu gedrängt, mir einen Strauss Rosen zu schenken. Aber das hat mich nur noch wütender gemacht. Ich bin keines seiner Mädchen. Ich will sowas nicht. Oder nicht so. Aber ich wusste auch, dass Taelos nicht aufhören würde und da ich nicht wollte, dass er wieder monatelang im Hafen bleibt, nicht während des Krieges, bin ich wieder zum Schiff gegangen. Allerdings habe ich die Mannschaft erst gezwungen, es zu verlassen, ehe ich es betreten habe. Ich wollte nicht schon wieder entführt werden." Kosta lächelte gequält.

"Na ja, jedenfalls, nachdem Taelos Nathaniel mit Essen abgelenkt hat, bin ich zu ihm Kajüte", gab Kosta unwohl zu. "Da habe ich dann erfahren, dass er sich von Dido getrennt hatte, weil er jetzt mit mir zusammen sein wolle. Ich war ganz perplex und konnte es kaum glauben. Taelos sagte mir, dass er mich lieben würde. Aber ich konnte es nicht annehmen. Ich war noch immer zornig und glaubte, dass Eneas einfach meinte, dass er mich mochte. Ich wusste immer, dass er mich auf gewisse Weise liebte. Nur nicht so, als dass er mit einem Mann eine Beziehung führen konnte. Und dann habe ich erfahren, dass Taelos nur wusste, dass er mich liebte, weil Timaris es ihm gesagt hatte. Weil sie ihm die Augen geöffnet hat. Ich war frustriert und enttäuscht und zornig. Ich habe ihm gesagt, dass er mich gar nicht richtig kennen würde und gar nicht wisse, wer ich bin sei und was ich wolle. Er solle mich in Ruhe lassen und den Hafen von Draega verlassen. Dann bin ich vom Schiff gegangen und habe der Mannschaft gesandt, dass sie wieder zurück können. Ein paar Tage später bin ich nach Raej geflohen." Um zu Zucker zu gehen. Um ihn zu schützen und vorallem, um dabei zu sterben.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Andiël » So 23. Okt 2022, 19:06

"Und du hast seit über 250 Jahren eine Liebschaft mit ihm", wandte Andiël ein, als Kosta bemerkte, dass Leto ein Recht darauf gehabt hätte ihre Beziehung zu vertiefen. Zehn Jahre war auch für Langlebige nicht wenig, doch der Prinz hatte Eneas und Kosta schon so lange in diesem heimlichen Tanz aus Nichts Sagen können und wollen beobachtet, dass er genau wusste für welche Pärchenkonstellation er war. Die beiden liebten sich und es würde ihnen viel Herzschmerz erspart werden, wenn sie endlich zueinander standen. Und weniger unschuldige Beistehende verletzen. Andiël hatte es selbst schmerzhaft zu spüren bekommen und er war nur der erste gewesen.
Kosta betonte auch, dass er bei der dramatischen Entführung zwar gewusst hätte, dass Eneas ihn nicht verlieren wollte, doch er hätte ihn zwingen wollen auch offen dazu zu stehen. Kosta wäre bereit gewesen, Timaris für ihn zu verlassen. Andiël blickte ihn überrascht an. Kosta liebte die Königin über alles und war ihr tief ergeben. Wenn er bereit war sie zu verlassen, musste es ernst sein.
"Ich kann kaum glauben, dass er nicht an sich gekettet hat sobald er gehört hat, dass du Timaris für ihn verlassen willst", zeigte der Prinz sich leicht entrüstet.
Aber das Drama war längst nicht vorbei und Kosta fuhr fort, dass er sich nach dem Streit von der Mannschaft verraten gefühlt hatte, da er nicht so akzeptiert worden war wie er sei. Andiël hörte neugierig zu. Er konnte gut nachempfinden, dass Kosta damit kämpfte, wenn ihm gerade auf dem Schiff die Akzeptanz fehlte. Er hatte schon immer Schwierigkeiten gehabt seinen Platz in der Welt zu finden und zwischen jemand idealistischem wie Eneas und einer dominanten Königin hatte man es ihm nie leicht gemacht.
"Ein paar Tage später? Das ist viel später als ich gedacht habe. Ich hätte euch nur einen Tag im Zwist zugetraut", warf Andiël ein. Kosta beschrieb wie Eneas zurück nach Draega gekommen wäre und nicht hatte abreisen wollen. Sogar Timaris wäre auf das Schiff gekommen, obwohl Kosta der Meinung wäre sie hätte keine Zeit dafür gehabt.
"Timaris hatte schon immer ein Interesse an euch beiden." Das hatte nicht aufgehört nur weil sie nicht mehr mit Eneas zusammen war.
Die Versöhnungsversuche des Piraten waren bei Kosta offenbar nicht gut angekommen. Kosta hatte nicht wie eine von Eneas' Angebeteten Rosen bekommen wollen.
"Ich nehme an, du bringst ihm mittlerweile bei wie er dich besser umwerben kann. Das ist Neuland für ihn", konnte Andiël nicht anders als die beiden weiter zusammenbringen zu wollen. Er hatte stets versucht den jeweils anderen in Gesprächen und Situationen besonders positiv hervorzuheben. Damit sie endlich die Augen aufmachten und sahen was sie einander hatten.

Kosta war dann trotz der missglückten Versuche zurück zum Schiff gekommen. Er erklärte es damit, dass Eneas in Kriegszeiten nicht wieder mondelang im Hafen bleiben sollte.
"Nicht wieder so wie bei Timaris...", erriet Andiël die Anspielung. Der Streit musste sehr heftig gewesen sein, denn bei Kosta klang es fast wie eine Trennung. Als wäre ihre Beziehung in die Brüche gegangen. Zum Glück hatte keiner von ihnen aufgegeben. Eneas war stur im Hafen geblieben und Kosta hatte ihn irgendwann erhört.
Der hayllische Krieger erwähnte einen gewissen Nathaniel, der Andiël aber nichts sagte. Eneas hatte es trotzdem geschafft mit Kosta allein zu sprechen, wo er ihm anscheinend von der Trennung mit Leto erzählt hatte. Andiël fragte sich wie das wohl abgelaufen war und warum Eneas und Leto nun trotzdem beide weiterhin auf dem Schiff waren. Vermutlich hatte es etwas mit der wechselnden Kapitänswürde zu tun. Vielleicht konnte Kalliope ihm später diese Seite der Geschichte erzählen. Sie und Leto standen sich recht nahe.
Kosta kam zum spannenden Teil und zu der magischen Stelle an der Eneas ihm seine Liebe gestand.
"Wie hat er es gesagt? Ein Jammer, dass es dich nur wütend gemacht hat." Sonst war Eneas doch immer so gut mit Worten. Vielleicht war es der falsche Zeitpunkt gewesen. Kosta hatte das Liebesgeständnis falsch verstanden und entsprechend nicht angenommen. Er hätte nicht geglaubt, dass Eneas ihn derart liebte, dass er eine Beziehung mit ihm führen konnte.
Andiël wollte darüber nur den Kopf schütteln. Jeder Außenstehende sah wie sehr Eneas Kosta liebte und mit genug Feuer und Romanze, dass er ganz bestimmt sein Gefährte sein wollte. Hatte Kosta ihm das nicht zugetraut? Andiël war bereit Eneas in den Schutz zu nehmen, als der Krieger neben ihm schon mit der nächsten Enthüllung herausplatze:
"Und dann habe ich erfahren, dass Taelos nur wusste, dass er mich liebte, weil Timaris es ihm gesagt hatte. Weil sie ihm die Augen geöffnet hat."
"Er hat was?!", entfuhr dem Prinzen. "Oh, natürlich warst du frustriert. Man sollte meinen, er käme allmählich selbst darauf. Wirklich, da muss irgendeine Blockade in seinem Kopf gewesen sein." Andiël hatte genügend Verkupplungsversuche hinter sich, um dies zu vermuten. Mehrmals war er sich so sicher gewesen, dass jetzt einer von den beiden den ersten Schritt machen würde, doch Eneas war jedes Mal zurückgezuckt.
Auf das unpassende Liebesgeständnis hin hatte Kosta ihm zornig gesagt, dass Eneas ihn nicht kennen würde und nicht wisse was Kosta wolle. Der Krieger hatte seinen besten Freund von sich gestoßen und das Schiff verlassen, um wenig später nach Raej zu fliehen.
"Raej? Du hast recht.. das war nicht sehr romantisch", musste der Dhemlaner zugeben, "Keiner von euch beiden hat wahrscheinlich jemals vom Liebesgeständnis des anderen geträumt und fantasiert und damit keinerlei Reaktion im Repertoire gehabt wenn es dann wirklich passiert. Tragisch traurig. Aber das war nicht alles oder? Zwischen dem Riesenstreit und dem Küsschen auf der Wange muss hoffentlich etwas schöneres passiert sein."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 19:07

"Ich habe es ihm sogar angeboten", schmollte Kosta halb scherzhaft, als Andiël nicht glauben konnte, dass Eneas ihn nicht an sich gekettet hätte. "Doch davon wollte er erst Recht nichts wissen." Das war auch so etwas, in dem Eneas sich ganz sicher war. Dass er ihm seine Freiheit auf keinen Fall in irgend einer Hinsicht einschränken wollte. Zumindest nicht bewusst und absichtlich. Kosta musste sich allerdings eingestehen, dass er Eneas nicht deutlich gesagt hatte, dass er Timaris sterbend zurück lassen würde, wenn Eneas ihn jetzt mit sich nähme. Andererseits, es hatte schon andere Gelegenheiten gegeben, wo es deutlich gewesen war, dass Kosta Eneas anstelle von Timaris gewählt hatte. Eneas hatte es dennoch nicht begriffen, ehe Kosta es ihm auf sehr drastische Weise aufgezeigt hatte.

"Ich versuche es", bestätigte Kosta. Andiël war so Feuer und Flamme dabei, sie beide zusammen bringen zu wollen, dass Kosta gar nicht anders konnte, als ihm ganz viel von seinem Privatleben zu erzählen. Wobei, jetzt wo er sich erinnern konnte, hatte er ihm auch früher schon viel erzählt. Vorallem aber schien es dem Prinzen sehr gut zu tun, sich mit etwas anderem zu beschäftigen, als mit Sion.
"Ihm macht allerdings Angst, was ich mag", lächelte er wehmütig. "Es macht ihm Angst und ist ihm manchmal sogar zuwider. Es ist schwierig. Er will mich für sich haben, aber gleichzeitig will er mich nicht einschränken. Dabei... na ja... es ist eben schwierig." Dabei würde Kosta sich nur zu gern von Eneas anketten und einschränken lassen. Nur musste Eneas dazu stehen können. Sonst würde sein Freund wieder denken, dass er ihm etwas aufzwang, was er gar nicht haben wollte.

"Wie er mir gesagt hat, dass er mich liebt?" Andiël wollte aber auch wirklich alles wissen. "Aufgeregt, nervös und überhastet. Er wollte es so unbedingt sagen, dass er gar nicht gemerkt hat, dass ich nicht bereit dazu war." Andiël wollte aber auch Eneas Worte hören, nicht nur, wie er es gemacht hätte.
"Er hat damit angefangen, dass er sich bei mir entschuldigt hat, dafür, dass er mich die Jahre zuvor so schlecht behandelt hätte." Kosta seufzte. "Als ob ich nicht dazu fähig wäre, mich zu wehren, wenn ich es nicht gewollt hätte", grummelte er leise, aber nicht wirklich ernsthaft. "Und dann hat er mir gesagt, dass ich nicht an zweiter Stelle käme. Ich sei das Wichtigste in seinem Leben. Dass ich ihn hätte verlassen wollen, hätte ihm die Augen geöffnet. Er wolle mich nicht verlieren. Ich sei sein bester Freund und er liebe seinen besten Freund. Er wolle dass wir Gefährten würden und was ich davon halte." Kosta war damals jedoch bei den Worten bester Freund hängen geblieben. Ihm war das so vorgekommen, als würde Eneas den jungen Iason lieben. Nicht Kosta, so wie er heute war. Denn so vieles, von dem was er war, wurde oft verdrängt, weil es nicht schön war.

"Es war eine gute Gelegenheit, auf Abstand zu gehen", erklärte Kosta leise, warum er ganz unromantisch nach Raej gegangen war. "Taelos hätte mich in Draega nicht in Ruhe gelassen und ich war so wütend auf ihn. Und es hat mich verletzt, dass ich wütend auf ihn war. Ich habe wirklich nie damit gerechnet, dass er mich irgendwann einmal als Gefährte haben wollen würde. Wenn ich es geahnt hätte. Wenn ich gewusst hätte, dass ich dreihundert Jahre auf ihn warten müsse, dann hätte ich es getan. Dreihundert, sechshundert, ach egal wieviele Jahre. Ich hätte auf ihn gewartet, selbst wenn ich nur einen Tag lang sein hätte sein dürfen." Kosta zitterte leicht, atmete tief durch und presste kurz die Lippen zusammen, um sich wieder zu fangen.
"Aber ich ahnte es nicht, also habe ich nicht gewartet. Denn Eneas wollte für mich, dass ich mein Leben lebte. Das habe ich irgendwie versucht. Ja, es ist so einiges passiert bis hier hin", nickte Kosta. "Doch nur weniges davon ist wirklich schön. Ich bin erst einmal nach Raej geflohen. Es gab dort einen wichtigen Auftrag für Timaris zu erledigen. Anschliessend wollte ich mich zu Zucker abseilen. Bevor zu fragst, Zucker war ein Soldat der sechsten, den ich kennengelernt habe, als ich zuvor in Raej war, um nach Laree zu suchen. Ich hatte mich damals in ihn verliebt und wollte wieder zu ihm, um irgendwie zu helfen, dass er den Krieg überlebt. Allerdings hatte ich dann erfahren, dass sich Zorya in Loraka aufhielt und die Pläne haben sich wieder geändert und ich bin nach Dhemlan gelangt." Das war aber sicher nichts, was Andiël hören wollte.
"Ich dachte, ich hätte meine Spuren gut verwischt, aber leider hat es Eneas trotzdem heraus gefunden und ist mir nachgereist, um mich da rauszuholen." Kosta erschauderte diesmal deutlich sichtbar. "Das war etwas vom erschreckendsten, was ich je habe durchstehen müssen. Die Vorstellung Eneas könnte von denen gefangen werden, das hat mich beinahe um den Verstand gebracht. Aber schlussendlich hat er mich wieder zurück zu Timaris gebracht. Und da ich nun weiss, dass er mich nicht nur in Draega nicht in Ruhe lässt, sondern mir bis in die Hölle folgen würde, laufe ich nicht mehr weg. Das ist zu gefährlich für ihn. Allerdings ist es auch nicht viel leichter für ihn, mich kennen zu lernen oder mir endlich mal zuzuhören. Ohne seine Vorstellungen, die er stets bereit hat."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Andiël » So 23. Okt 2022, 19:08

So ganz rund schien es bei den beiden Liebenden noch nicht zu laufen. Kosta beklagte sich über Eneas' Reaktionen. Er hätte Angst vor dem was Kosta wolle oder es ekle ihn gar. Andiël vermutete, dass Kosta damit gewisse sexuelle Vorlieben meinte. Da war Eneas schon immer etwas verkrampft gewesen. Nicht, dass sie je viel darüber geredet hätten. Nachdem Kosta sein Liebhaber gewesen war, hatte es lange gedauert bis Andiël wieder eine bessere Freundschaft zu Eneas hatte aufbauen können und selbst dann hatten sie Themen dieser Art vermieden. Eneas hatte mit ihm nie genauer darüber reden wollen und stets abgewehrt, dass da mehr zwischen Kosta und ihm war. Andiël wusste nicht, ob Eneas jemand anderen gehabt hatte dem er sich darüber hätte anvertrauen können.
"Du kennst ihn schon sehr lange. Du wusstest immer, dass ihm deine Freiheit sehr wichtig ist", steuerte Andiël vorsichtig bei. Allerdings hatten die beiden sehr unterschiedliche Vorstellungen von dieser Freiheit. Kosta hätte sicher nichts dagegen gehabt von Eneas bei der Entführung angekettet zu werden, aber vermutlich wäre Eneas mit dieser Art von Beziehung nicht sehr glücklich.
Neugierig fragte der Prinz danach wie genau Eneas denn sein Liebesgeständnis vorgebracht hatte und Kosta tat ihm den Gefallen es sehr detailliert zu beschreiben. Aufgeregt, nervös und überhastet. In Andiëls Vorstellung klang das süß, aber Kosta machte deutlich, dass er nicht bereit gewesen wäre die Worte zu hören. Und so richtig geglaubt hatte er sie nach der vorherigen Erzählung zu urteilen auch nicht. Ach, wieso hatte Eneas nicht damit gewartet, nachdem sie sich wieder versöhnt hatten? Man nutzte ein Liebesgeständnis doch nicht, um einen Streit zu kitten.
"Schöne Worte", sagte Andiël trotzdem. "Falscher Zeitpunkt."
Und nach dem Liebesgeständnis hatte Kosta Eneas anscheinend den Rücken gekehrt und ihm gesagt, dass dieser ihn in Ruhe lassen sollte. Andiël konnte sich denken, dass dies zu einem dramatischen und schmerzhaften Ende des Gesprächs geführt hatte.
Kosta sprach über seine immense Wut auf Eneas und dass er nie damit gerechnet hätte, dass Eneas ihn irgendwann mal als Gefährte wollte.
"Du warst wütend dass er dir das nicht früher gesagt hat?", vermutete Andiël. Und vor allem, dass der träumerische Schriftsteller nicht selbst darauf gekommen war. Oder hatte er Timaris' Erlaubnis gebraucht? Andiël konnte es sich kaum vorstellen. Inbrünstig erklärte Kosta, dass er jahrelang auf Eneas gewartet hätte, wenn er gewusst hätte, dass er sein Gefährte sein dürfte.
"Sechshundert Jahre warten? Etwa ohne Sex und ohne Liebschaften? Ugh, wie garstig." Das hätte Andiël niemals durchgehalten und er bezweifelte, dass es Kosta gut getan hätte. Er glaubte nicht, dass es besser gewesen wäre, wenn Eneas den Krieger mit einer fadenscheinigen Hoffnungen hunderte Jahre lang hingehalten hätte. Andiël hätte die beiden gerne früher zusammengebracht, doch nur wenn auch beide davon überzeugt waren und daran glaubten. Das hatte keiner von ihnen getan. Von selbst hatten sie beide nichts in dieser Richtung versucht.

Kosta fuhr fort, dass er nicht gewartet hätte, da er nichts geahnt hatte. Er hätte versucht sein Leben zu leben und er sei nach Raej geflohen, um einen wichtigen Auftrag für Timaris zu erledigen. Danach hätte er mit jemanden namens Zucker etwas anfangen wollen. Zucker?
"Was für ein seltsamer Name. Verliebt? Oh, den muss ich kennenlernen", bemerkte der Dhemlaner vergnügt. Es geschah nicht oft, dass Kosta sich schnell verliebte und ganze Landstriche für den Angebeteten durchquerte. Diese Ehre waren eigentlich nur Timaris und Eneas vorbehalten. Bevor aber mehr mit diesem Zucker geworden war, war Zorya in Loraka aufgetaucht und die Pläne für Timaris hätten sich geändert. So wäre er nach Dhemlan gekommen.
"Das Gegengift... Zorya hätte es gehabt", spekulierte Andiël. Endlich konnte er wieder offener darüber sprechen. Kosta sagte nicht viel darüber und kam nur zum Ende, wo Eneas ihn aus dem dunklen Dhemlan gerettet hatte. Eneas hätte seine Spur gefunden und wäre ihm nachgereist.
"Das war etwas vom erschreckendsten, was ich je habe durchstehen müssen. Die Vorstellung Eneas könnte von denen gefangen werden, das hat mich beinahe um den Verstand gebracht", sagte Kosta und brachte es als Grund vor wieso er nicht mehr weglaufen würde. Um sich selbst hatte Kosta anscheinend weniger Angst gehabt als um Eneas. Typisch. Kosta opferte sich gerne für andere auf und half ihnen. Allerdings hatte er wohl nicht bedacht, dass seine Aktionen andere auch indirekt in Gefahr bringen würde. Dieses Mal Eneas.
"Willst du denn wieder von ihm weglaufen?", fragte Andiël. Kosta erklärte, dass Eneas es nicht schaffte, ihn kennenzulernen und ihm richtig zuzuhören.
"Das klingt, als hättet ihr noch viele Hürden zu bestehen." Der Prinz blickte Kosta an, drückte vorsichtig sein Knie. "Ist es das denn wert? Obwohl er nicht so ist wie du ihn gerne hättest?"
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 19:10

"Ich war wütend, weil er nicht ehrlich zu sich selber war", versuchte Kosta zu erklären. "Dass er sich nicht eingestehen wollte, dass er mich für sich beanspruchen will." Es waren eine Menge Gefühle, die durcheinander in ihm gewirbelt hatten. Es manchmal noch immer taten. "Und ich bin wütend auf mich, weil ich nicht erkannt habe, dass sie seine klare Ansage nicht für immer gat." Dann hätte er auf ihn warten können. Eine Vorstellung, die Andiël zutiefst entsetzte. Sechshundert Jahre ohne Sex und Liebschaften, wären garstig. Kosta musste Lachen ob dieses Entsetzen. Wusste er doch, wie sehr Andiël seine Schlafzimmergeschichten genoss. Kosta tat das ja eigentlich auch. Doch wenn er sich dafür für Eneas hätte aufsparen und Eneas Eifersucht ersparen hätten können, dann hatte er es mit Freuden getan.

Zusammenfassend erzählte Kosta, was danach passiert war. Nur um gleich darauf erschrocken zusammen zu zucken, als Andiël meinte, dass er Zucker kennen lernen wollte. Das würde bestimmt ein interessantes Treffen werden. Allerdings standen die Chancen dazu sehr schlecht. In Raej hatte der Krieg schlimm getobt und Zucker hatte zu Rashar gewollt, der ein ganz besonders gefährliches Vorhaben geplant gehabt hatte. Die Wahrscheinlichkeit war gross, dass nun alle tot waren.

"Nein, ich will nicht wieder von Taelos weglaufen", schüttelte Kosta leise seinen Kopf. "Höchstens vor mir selber." Deswegen war er nach Dhemlan gegegangen. Er hatte gehofft, dabei zu sterben. Und danach hatte er erst Recht keinen Grund mehr gesehen, zu leben. Ausser Eneas natürlich. Was seinen Freund aber erst recht erschreckt hatte. Tröstend drückte Andiël ihm das Knie, was Kosta prompt innerlich erschaudern liess. Er erinnerte sich sofort, wie Andiël ihn damals das erste Mal auf sein Bett gezogen hatte. Er erinnerte sich, wie aufregend und prickelnd das gewesen war.
"Natürlich ist es das wert", antwortete er inbrünstig. "Taelos ist alles auf der Welt wert. Ich würde alles für ihn tun. Ich habe alles für ihn getan." Er hatte alles und jeden für ihn verraten und er würde es wieder tun. Egal wie schmerzhaft es war. "Es ist ja auch nicht so, dass er nicht so ist, wie ich ihn gerne hätte, sondern vielmehr so, dass ich nicht so bin, wie er es sich vorstellt. Ich habe das Gefühl, er kennt nur einen Teil von mir. Der weltfremde, eingeschüchterte Junge von Mineva. Der Pirat, der mit ihm gesegelt ist. Aber nicht den Teil, der mit Timaris zu tun hat. Nicht den Teil, der sich liebend gern von Fremden abschleppen lässt. Oh, Andiël... du solltest bitte besser deine Hand wieder von meinem Knie nehmen. Denn ich kann mich wieder an dich erinnern", stiess er zum Schluss mit roten Wangen aus, die nicht nur aus Verlegenheit rot waren, sondern auch, weil ihm ganz warm war.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Andiël » So 23. Okt 2022, 19:10

Kosta erklärte das Dilemma seiner zwiespältigen Gefühle. Wut auf Eneas, weil er sich nicht eingestehen wollte, dass er Kosta für sich beanspruchen wollte und Wut auf sich selbst, weil er nicht erkannt hatte, dass Eneas' damalige Aussage nicht für immer galt.
"Der Fehler liegt bei keinem von euch beiden. Keiner von euch hat all die Jahre gewagt sich über festgesetzte Konventionen hinwegzusetzen", sagte Andiël. Leider. Nun konnten sie sich nicht gegenseitig vorhalten, dass es nicht früher geklappt hatte oder dass die Versuche jetzt etwas unbeholfen oder zeitlich nicht gut gewählt waren. "Besser jetzt und mit Schwierigkeiten als nie. Ihr werdet schon einen Weg finden." Er lächelte zuversichtlich.
Kosta schüttelte den Kopf auf die Frage, ob er wieder vor Eneas weglaufen wolle. Höchstens vor sich selbst.
"Ach, du bist doch schöne Gesellschaft." Andiël lächelte. "Niemand würde vor dir weglaufen und du solltest auch nicht. Wenn mir die letzten Jahre eins gezeigt haben, dann dass das Leben zu kurz ist, um es nicht in vollen Zügen zu genießen." Er hatte sich sehr sicher in seiner Position gewähnt, doch Sion hatte ihm fast alles genommen. Es war viel schneller zu Brüche gegangen als es Andiël jemals für möglich gehalten hatte.

Er drückte Kostas Knie vertraut und fragte ihn, ob es die Schwierigkeiten es wert wären. Der schöne Krieger bekräftigte sofort, was Andiël sowieso schon vermutet hatte. Er wollte es nur nochmal aus Kosta herauskitzeln. Der Krieger schwärmte auch gleich von Eneas und dass er alles für ihn tun würde. Eneas wäre auch nicht so wie er ihn gerne hätte, sondern eher wäre Kosta nicht so wie Eneas es sich vorstelle.
"Vielleicht denkt er das gleiche."
Kosta vermutete, dass Eneas nur einen Teil von ihm kenne. Nicht den Teil, der sich liebend gerne von Fremden abschleppen ließe.
"Oh, Andiël... du solltest bitte besser deine Hand wieder von meinem Knie nehmen. Denn ich kann mich wieder an dich erinnern", platzte Kosta plötzlich errötend aus bevor Andiël etwas zu dem vorherigen sagen konnte. Überrascht blickte er den Hayllier an.
"Oh. Oh, tatsächlich?", erwiderte überrumpelt und vergaß erstmal seine Hand fortzunehmen. Andiël wusste natürlich sofort was Kosta damit meinte, dass er sich erinnern konnte. Er erinnerte sich an den vielen Sex, den sie zusammen gehabt hatten.
"Aber.. wann? wie?", fragte der Prinz. "Oh. Verzeihung." Er zog endlich die Hand weg. "Weiß Taelos das? Muss ich meine Kronjuwelen wieder schützen?", scherzte er halb. Trotzdem schielte er nervös zur Türe. "An was erinnerst du dich?" Und noch viel interessanter, was dachte Kosta nun darüber?
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 19:12

Andiël dachte nicht daran, ihm seine Hand vom Knie zu nehmen. Stattdessen blickte der Prinz ihn einfach nur überrascht an. Kosta nagte an seiner Unterlippe. Andiël sollte jetzt wirklich seine Hand da wegnehmen. Er spürte sie förmlich brennen auf seiner Haut. Dabei hatte Andiël sich ihm nie wieder genähert, nachdem Eneas ihm klar gemacht hatte, dass er Kosta für sich haben wollte. Kosta glaubte auch nicht, dass er das jetzt vorhatten. Bestimmt hatte er vor lauter Überraschung nur vergessen sich zu bewegen. Doch Kosta spürte überdeutlich, wie lange es her war, dass ihn jemand anderes, als Eneas berührt hatte. Es sollte ihm nicht gefallen. Eneas, war derjenige, den er liebte. Allerdings mochte er Andiël auch und der Dhemlaner war sehr gut darin, anderen prickelnde Lust zu schenken. Allein die Erinnerungen daran, liessen Kosta ganz unruhig werden und seine Hand auf den Knien war dabei alles andere als hilfreich. Gleichzeitig fragte Kosta sich verwirrt, warum ihm das so gut gefiel, wo Eneas ihn doch schon lange in sein Bett eingeladen hatte. Kosta war derjenige, der sich dem verweigert hatte. Da sollte es ihm doch nicht gefallen, wenn jemand anderes ihn anfasste. Erleichtert atmete er leise aus, als Andiël seine Hand zurück zog.

"Ja, Taelos weiss es", nickte Kosta. "Er hat sich für mich gefreut. Nein, ich denke nicht, dass du deine Kronjuwelen wieder schützen musst." Kosta stockte verunsichert, als er sich daran erinnerte, wie Eneas auf Zucker und ihn in der Kajüte reagiert hatte.
"Hmm, oder vielleicht doch", fügte er sicherheitshalber vorsichtig hinzu. "Kommt wohl darauf an, was du tust." Dabei könnte sich Kosta normalerweise selber dagegen wehren. Oder auch nicht. Er wehrte sich selten gegen sinnliche Avancen. Dazu gefiel es ihm viel zu gut. Und gerade fühlte er sich wieder sehr wie der unsichere, nervöse Jugendliche von damals. Er fühlte sich wie gelähmt und sein Herz klopfte fester in seiner Brust.

"Es passierte vor einigen Monaten in Draega", beantwortete er Andiëls neugierige Fragen. "Sorra Tolarim hatte noch einmal die Musse mit mir zu spielen. Diesmal mehr mit meinem Körper, als mit meinem Geist. Dabei hat sie alle Netze in meinem Geist entfernt. Denk ich zumindest. Seitdem habe ich zumindest nichts mehr gespürt. Und eben, ich erinnere mich nun an alles. An wirklich alles. An den Nervenkitzel, das Herzklopfen, das Prickeln. An die sinnliche Erotik und den wirklich heissen Sex. Wieder und immer wieder. Ah, und es bringt mich ganz durcheinander daran zu denken. Die Erinnerungen fühlen sich so frisch an. So als hätten wir gerade erst gestern miteinander geschlafen. Und jetzt sitzen wir schon wieder zusammen auf einem Bett. Das ist sehr verwirrend." Und verführerisch. Und beschämend.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Andiël » So 23. Okt 2022, 19:13

Kosta wirkte erleichtert, nachdem Andiël seine Hand fortgezogen hatte. Weil er diese Berührungen nicht mehr mochte oder weil sie wieder zu verführerisch waren? Dabei hatte Andiël dies sicher nicht beabsichtigt. Der Krieger versicherte, dass Taelos es wüsste und er sich für Kosta freuen würde. Andiël müsse sich keine Sorgen um seine Kronjuwelen machen. Bevor der Prinz sich darob entspannen konnte, schob Kosta hinterher, dass er sich vielleicht doch schützen sollte. Je nachdem was er vorhabe.
"Nichts werde ich tun", wehrte Andiël schmunzelnd ab. "Erst recht nicht nachdem er nun öffentlich einen Anspruch auf dich erhoben hat. Ich möchte nicht wissen wie seine Eifersucht jetzt ist, wo er sie nicht mehr verheimlichen muss. Außerdem bin ich wahrlich erschöpft. Die Brunft war... entkräftend und mein neuer Gehilfe ebenso." Die Andeutung eines frechen Grinsens tauchte auf seinen Lippen auf.
"Ich hoffe, wir können Freunde bleiben, wo wieder eine gemeinsame Vergangenheit haben", bot Andiël an.
Kosta erzählte dann davon wie er seine Erinnerungen zurückerlangt hatte. Leider war es weniger schön. Sorra Tolarim hätte erneut mit ihm gespielt und dabei Netze in seinem Geist entfernt. Außerdem sagte er kryptisch, dass die Schwarze Witwe mehr mit seinem Körper gespielt hätte.

"Diese gruselige Schwarze Witwe... es tut mir leid, dass du dies erdulden musstest." Andiël wollte es nicht genauer ansprechen sofern Kosta nicht von selbst genauer darüber reden wollte. Er sprach lieber darüber an was er sich alles erinnern könnte. Herzklopfen, sinnliche Erotik und den heißen Sex, den sie immer wieder gehabt hätten. Es würde sich für Kosta sehr frisch anfühlen.
"Ich bin geschmeichelt, dass es schöne Erinnerungen sind", gab Andiël zu. Soweit er wusste war er neben Eneas Kostas erster Liebhaber gewesen. Erst später waren Kostas Gefährten und andere Abenteuer dazu gekommen.
"Ich habe die Zeit damals auch sehr genossen." Obwohl seine Erinnerungen längst nicht mehr so frisch waren, würde er Kosta sicher nie vergessen. Es war wirklich heißer Sex gewesen. Der Krieger gestand, dass es ihn verwirren würde, dass sie schon wieder zusammen auf einem Bett sitzen würden.
"Traust du dir selber nicht? Ich dachte, jetzt wo ihr nichts mehr verheimlichen müsst, müsst ihr auch nicht mehr zurückhalten. Im Bett und anderwo", spielte er auf die Vorliebe der beiden an, sich jede bietende Gelegenheit zu nutzen, wo sie halbwegs ungestört waren. Bett oder nicht.
"Aber du warst schon immer unersättlich." Andiël grinste.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 19:14

Andiël versicherte ihm schmunzelnd, dass er gar nichts tun werde. Erst recht nicht, nachdem Taelos nun öffentlich einen Anspruch auf Kosta erhoben hätte. Er wolle nicht wissen, wie stark Eneas Eifersucht nun wäre. Kosta bekam grosse Augen und er überlegte sich, was Eneas tatsächlich tun würde. Oh, er würde sicherlich sehr wild werden. Kosta erschauderte. Die Vorstellung, dass Eneas ihn danach in sein Bett zerren würde, um ihm deutlich klar zu machen, wem er gehörte, liess es ihn in den Lenden ziehen. Viel stärker, als Andiël es je hervor rufen könnte. Dieser meinte ohnehin gerade, dass er wahrlich erschöpft wäre. Wegen der Brunft und auch wegen seinem neuen Gehilfen. Kosta erwiderte das Grinsen. Ja, Ciryon war bestimmt eine süsse Verlockung für Andiël. Kosta dachte auch viel lieber daran, als an das, was die Brunft mit Andiël gemacht hatte.

"Aber natürlich, Andiël", nickte Kosta eifrig beteuernd. "Unbedingt. Du bis einer meiner ältesten Freund. Auch wenn ich dich zu Anfang immer wieder vergessen habe." Erst mit der Zeit war Sorra Tolarim Netz etwas abgeschwächt, so dass er sich wenigstens an die harmlosen Begegnungen mit dem Prinzen hatte erinnern können. "Ich bin so froh, dich hier zu haben und Taelos ist es auch. Egal ob wir nun eine Vergangenheit haben oder nicht." Diesmal war es Kosta, der Andiël sanft am Knie drückte. Das war leichter und weniger verführerisch, als selber berührt zu werden.

"Ich glaube, diesmal wollte sie mir sogar etwas gutes tun", überlegte Kosta auf Andiëls Beileid, dass Sorra Tolarim ihn schon wieder gequält hat. "Auf ihre sehr eigene und rücksichtslose Art eben." Kosta zuckte mit den Schultern. Ihm war so viel schlimmes angetan worden. Er hatte selber noch viel schlimmeres getan. Gerade machte er sich wegen der Schwarzen Witwe keine Gedanken. Das war vorher passiert und würde nachher wieder passieren. Doch nicht jetzt. Es war schöner, sich an die Zeit mit Andiël zu erinnern.
"Du hast dir alle Mühe gegeben, dass es schöne Erinnerungen für mich wurden", lächelte Kosta. Er war es selber, der sie mit Bitternis überzog, weil er sich reuig war, nicht auf Eneas gewartet zu haben. Weil er ihm damit Kummer bereitet habe.

"Hmm... nein, wir haben noch keinen Sex", wand sich Kosta verlegen, weil ihn Andiel als unersättlich bezeichnete und weil er zugeben musste, dass sein Körper doch recht sehnsüchtig auf Andiël reagierte. Dabei wollte Kosta das gar nicht. "Dass es mit dem gut funktioniert, wissen wir. Ich fürchte, dass wir unsere eigentlichen Probleme nur verdrängen, wenn wir uns der Lust hingeben. Und nein, ich traue mir wirklich nicht. Ich weiss nicht, ob ich nachher wieder aufhören kann. Wenn... ach, ich weiss auch nicht. Ich... ich hatte genügend Sex für zehn Leben. Ich will lieber mit Taelos zusammen kommen. Und euch sicher nach Mineva bringen. Wobei mir in den Sinn kommt, dass ich dich vielleicht noch vorwarnen sollte. Dido ist momentan Kapitänin dieses Schiffes. Taelos und ich reisen nur als Passagiere mit. Wobei Taelos erst als Matrose mitreisen wollte, aber das hat dann, wie befürchtet nicht geklappt. Und Dido ist nun mit Aerion zusammen." Nur, damit Andiël nicht in ein Fettnäpfchen trat. Ausserdem wusste Kosta, wie gerne Andiël solchen Klatsch und Tratsch mochte.
"Und du naschst also bei Ciryon?" wollte Kosta im Gegenzug wissen. "Hättet ihr lieber eine Vierer-Kajüte gewollt?"
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