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Suche nach dem verlorenen Paar





Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 19:53

"Hat denn noch niemand gelernt, seine Schrift zu entziffern?" fragte Koste einigermassen überrascht. Er war doch schon ewig nicht mehr an Bord. Wenn es seit dem immer wieder Probleme beim Einkaufen der Lebensmittel gegeben hatte, dann musste in der Vorratskammer ein heiloses Durcheinander herrschen. Kosta schauderte. er würde morgen als erstes einmal bei Solomon vorbei schauen und sehen, wie es um die Vorratskammer bestellt war. Ihr Smutje konnte schlecht ausgewogene Nahrung zubereiten, wenn die falschen Mengen an Lebensmitteln eingekauft wurden.

"So lange wird es hoffentlich nicht mehr dauern", erschrak Kosta leise, als Olintes scherzte, dass weitere 250 Jahre nun auch nicht mehr viel wären. Es wäre eine Ewigkeit ohne Eneas. Auch sein Freund hoffte, dass nicht so viel Zeit bräuchte. Allerdings korrigierte er sich wieder und erklärte, dass sie die Zeit vor dem Zusammenkommen erleben wollten. Die Verabreungen, das Umwerben, das Kennenlernen. Das war schön gesagt. Und irgendwie klang es danach, dass Eneas durchaus noch 250 Jahre warten würde, nur um ihn glücklich zu machen und ihm Zeit zu lassen. Verliebt lächelte Kosta ihn schüchtern an. So lange würde es schon nicht dauern. Hoffentlich.

Um von ihnen abzulenken, fragte Eneas zurück, wie es um Farell und Olintes Liebesleben so stand. Wie es aussah, schien wenigstens da alles beim Alten zu sein. Dabei erfuhren Kosta und Eneas, dass die Mannschaft selten lange an einem Ort geblieben war. anscheinend hatten sie sich auf Nuranessa genügend erholt. Kosta hoffte es zumindest. Denn es klang ganz schön anstrengend, was sie gerade durch machten. Flüchtlinge transportieren und Dhemlaner jagen. sie waren so tapfer. Und Kosta. Er verkroch sich im Vergnügungsviertel einer Stadt und versteckte sich vor der Welt. Kosta schämte sich und für den Rest des Abends sagte er nicht mehr viel. In sich gekehrt blieb er bei Eneas sitzen, bis sich dieser nach dem Essen erbarmte und sich mit ihm in die Kajüte zurück zog. Alleine hätte Kosta es wohl auch nicht gewagt, durch die Messe zu gehen. So war er seinem Freund sehr dankbar, dass er ihn begleitete und brachte es auch nicht über sich, ihn zu fragen, ob sie noch die speziellen Zutaten für Farells Lieblingstee organisieren könnten. Dazu brauchte er es jetzt viel zu sehr, dicht an Eneas gekuschet auf dem Bett zu sitzen und irgendwann dabei einzuschlafen.

Es war speziell wieder an Bord zu schlafen. Das leichte Schwanken, das leise Klatchen des Wassers gegen die Planken. Es war so vertraut. Beruhigend. Doch irgendwie setzte es ihn auch unter Druck. Kosta konnte es nicht genau benennen. Sein Schlaf war jedenfalls unruhig und viel zu kurz. Es war anstrengend, nachdem sie in letzter Zeit so oft lange ausgeschlafen hatte. Zumindest für ihre Verhältnisse. Am nächsten Morgen mussten sie jedoch früh aufstehen, das sie ablegten, um nach Askavi überzusetzen. Eneas hatte an Deck zu tun, um das Schiff klar zu machen. Kosta konnte sich das aber nicht mitansehen, so gerne er von der Reeling aus auch das verlassen des Hafens mitverfolgt hätte. Alleine der Gedanke daran, dass Leto Eneas Befehle gab, liess ihn ganz knurrig werden. Deswegen stahl er sich zu Solomon in die Kombüse und fragte ihn, ob er ihm mit der Vorratskammer helfen könne.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » Sa 22. Okt 2022, 19:54

Er hatte erwartet, dass Kosta bei der Erwähnung von Raej aufmerkte und vielleicht Fragen stellte, was die Mannschaft dort gesehen hatte, doch stattdessen wurde sein Freund sehr still und senkte den Blick. Eneas hatte geglaubt, dass Kosta sich auch um Zucker sorgte, so wie um Andiël und Kalliope, doch er hatte den Soldaten nie mehr erwähnt. Heimlich war Eneas froh darum, denn diese spezielle Bindung zwischen den beiden machte ihn unsicher. Er kannte niemanden zu dem Kosta so schnell Vertrauen gefasst hatte wie diesen Mann. Eneas rechnete damit, dass Kosta auch nach Raej wollte, um Zucker zu retten, doch er würde sich schwer zwischen zwei Rettungsmissionen entscheiden können. Kosta machte sich jetzt schon genügend Vorwürfe Freunde verraten und im Stich gelassen zu haben. Eneas wollte ihm diese Entscheidung abnehmen, selbst wenn er befürchtete, dass Kosta ihm später böse sein würde, dass er die Nachrichten über Raej unterschlagen hatte. Zucker würde warten müssen. Bisher wussten sie auch nichts konkretes.
"Es ist eine wichtige Aufgabe Flüchtlinge zu retten", pflichtete Eneas bei, "Ich glaube, viele werden aus den verwüsteten Ländern reisen wollen."
"Oder später wieder zurückkehren, um zu sehen was von ihrem Zuhause noch übrig ist", sagte Olintes düster. "Wir können froh sein, dass der Krieg nur bis zu Haylls Grenze gekommen ist."
"Ja, aber genug Hayllier haben gekämpft. Denkt an Ulysses Sohn", warf Farell ein. Eneas nickte. Stimmt, Kalell war ein Soldat in der hayllischen Armee. Ulysses machte sich bestimmt Sorgen um ihn. Bei den Erzählungen von Olintes und Farell wurde ihm klar, wieviel sie nicht mitbekommen hatten. Das Leben an Bord war ohne sie weitergegangen. Für Eneas war es ein sehr ungewohntes Gefühl. Seine Mannschaft war auf den Meeren unterwegs und unternahm gefährliche Missionen ohne dass er sie lenken und ihnen beistehen konnte. Aber Leto würde schon wissen was sie tat. Sie war eine sehr fähige Seefahrerin und sie hatte Damien, der sie unterstützte. Wobei Eneas darüber nicht so genau nachdenken wollte.
"Längere Landgänge gibt es nicht mehr?", fragte er und wechselte das Thema wieder.
Farell schüttelte den Kopf. "Dido zieht es schnell wieder zurück auf See. Du weißt ja wie sie ist."
Ja, das hatte sie immer verbunden, erinnerte sich Eneas. Die Liebe zur See. Aber die Crew brauchte auch ausgedehntere Landgänge, um das Schiff zu reparieren, sich zu erholen und ihre Heuer auszugeben.
"Ihr solltet sie fragen-", fing Eneas an, dass sie auf die Landgänge beharren sollte, als er sich nochmal bremste. "Ach, nicht so wichtig. Ich will euch nicht reinreden." Er musste sich beherrschen. Eneas blickte zu Kosta, der sich still seinem Essen widmete. Was ihm wohl wieder im Kopf herumging? Ob er sich weiterhin schämte oder beim Anblick von Olintes und Farell wieder wütend geworden war? Eneas überlegte, ob er Kosta helfen konnte mit seinen Freunden ins Gespräch zu kommen, aber heute würde das nicht mehr passieren.

So verabschiedete Eneas sich nach dem Essen, obwohl ihn Farell und Olintes noch baten etwas mit ihnen zu trinken.
"Ein ander Mal. Heute war ein langer Tag", entschuldigte er sie und nahm sich noch ein letztes Stück von der frischen Pampelmuse, die es als Nachtisch gegeben hatte. Kosta ging dicht hinter ihm her und wirkte sichtlich erleichtert, als sie wieder in der Kajüte waren.
"Das lief doch für den Anfang gut..", sagte Eneas aufmunternd. Er setzte sich zu seinem Liebsten aufs Bett, um ihn zu umarmen und zu trösten. Irgendwie passierte es dabei, dass sie beide auf der schmalen Koje einschliefen, dicht aneinander gekuschelt. Vielleicht brauchten sie das andere Bett doch nicht...
Anderseits fiel Eneas am anderen Morgen regelrecht aus dem Bett. Dank des Wellenplatschens und Kostas Nähe hatte er einigermaßen gut geschlafen, obwohl seine Gedanken länger um seine Schwester gekreist waren.
Nach einer kurzen Katzenwäsche und Frühstück gingen Kosta und er jedoch getrennte Wege. Kosta blieb in der Messe bei Solomon, während Eneas den schweren Gang zu Leto antrat. Sie war bereits an Deck, obwohl es noch kaum hell geworden war.
"Guten Morgen. Können wir reden?", fragte er vorsichtig.
"Du willst fragen, ob du als Matrose mitarbeiten kannst", erriet Leto. Eneas nickte. "Und du erwartest, dass ich dich mitmachen lasse für dein Vergnügen."
"So ist das nicht... natürlich gefällt mir die Arbeit, aber ich brauche etwas zu tun. Ich muss mich ablenken bis wir da sind."
"Zwei Säcke Kartoffeln schälen ist genauso ablenkend", wandte Leto ein und machte es alles andere als einfach. Ihr Blick streifte derweil über Deck und beobachtete die ersten Vorbereitungen zum Ablegen.
"Beim Kartoffelschälen können meine Gedanken wandern. Aber wenn ich an Deck bin, segeln... dann kann ich ganz darin aufgehen. Du kennst das Gefühl", appellierte Eneas an sie, "Ich werde deine Anweisungen nicht in Frage stellen. Aber ich vermisse das Seefahren."
"Du wirst doch nie damit zufrieden sein bloß Matrose zu sein", wandte Leto ein.
"Ich lerne mich zurückzunehmen", beteuerte Eneas, woraufhin die Priesterin ihn mehr als skeptisch ansah. Schließlich rollte sie mit den Augen.
"Schön. Von mir aus", willigte sie ein. Eneas lächelte.
"Danke, Dido. Ich.." Er zögerte. Sollte er? "Das was passiert ist.. es tut mir-"
Leto unterbrach ihn sofort. "Nein, das kannst du dir sparen. Ich bin nicht dafür da, dass du dein Gewissen erleichterst. Ich will es nicht hören. Los, geh an die Arbeit. Das Schiff legt nicht von selbst ab."
Eneas biss sich auf die Lippen, nickte, während er sich innerlich verfluchte. Es gab keinen schnellen Weg, um Dinge mit Leto geradezubiegen. Keine Entschuldigung, die es wiedergutmachen konnte. Sie hatte recht. Wenn er sich entschuldigte, dann nur weil ihn seine Schuldgefühle drängten. Er ging hinüber zu Noyan und half ihm damit, den Steg einzuholen. Die Taue wurden gelöst und langsam steuerte die 'E' aus dem Hafen.
Sie waren wieder unterwegs.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 20:01

Solomon war noch so froh um seine Hilfe. Er schob ihn förmlich in die Vorratskammer. Besorgt warnte er ihn vor, dass es schlimm aussehen würde. Aber jetzt sei Kosta ja wieder da. Jetzt würde alles wieder gut werden. Etwas, was Kosta stark bezweifelte, als er den chaotisch vollgestopften Raum sah. Ihn traf der Schlag. Wie schaffte es Solomon nur, unter diesen Umständen noch so leckere Sachen zuzubereiten? Der Smutje tätschelte ihm wohlwollend auf die Schulter und meinte, er würde das schon schaffen, ehe er sich wohlweisslich zurück in die Kombüse stahl.
Es war ganz offensichtlich, dass ihr Koch mit Küche und Vorräten überfordert war. Warum half ihm denn niemand dabei. Kosta konnte verstehen, dass es zu Anfang Chaos gab, wenn nicht mehr üblichen Leute ihre gewohnte Arbeit machten. Aber dann musste man sich doch reorganisieren. Solomon musste lernen, schöner zu schreiben und die Einkäufer mussten lernen, nochmals nachzufragen, wovon sie wieviel einkaufen sollten. Warum war das passiert. Es wirkte ganz so, als hätte die Mannschaft es aufgeschoben, in der Hoffnung, dass Kosta schon alles regelte, wenn er wieder da war. Deswegen womöglich auch Solomons Worte, dass er wieder da wäre und nun alles wieder gut werden würde.
Doch Kosta war nicht wieder da. Es war ein Notfall, weswegen er wieder an Bord war. Aber eigentlich war es viel zu früh. Doch für die Vorräte anscheinend viel zu spät. Dabei war das so gefährlich, da kein strenges Auge darauf zu haben. Was, wenn man mal länger als erwartet auf See war? Was, wenn man mehr Passagiere als erwartet aufnahm? Dann konnte es ganz schnell passieren, dass einem die wichtigsten Vorräte ausgingen. Das war so gefährlich.

Kosta spürte, wie ihn diese stumme, überfüllte, chaotische Vorratskammer stark unter Druck zu setzen begann. Dass er auch ja möglichst schnell wieder gesund wurde, damit er wieder an Bord kam und alles in Ordnung brachte, wofür den Anderen die Zeit fehlte. Um sie zu beschützen. Um darauf zu achten, dass auf hoher See niemand verhungerte. Aber er war doch noch nicht soweit. Noch lange nicht. Er brauchte noch immer viel Zeit, um einigermassen stabil zu werden. Zumindest stabil genug, dass er wegen einer chaotisch, vollgestopften Vorratskammer nicht gleich Atemnot und das Bedürfnis zu weinen bekam. Andererseits hatte die Mannschaft keine Zeit, wenn das hier so weiter ging.
Verbissen machte Kosta sich daran, einige Kisten aus der Kammer hinaus in den engen Gang zu tragen, damit er wenigstens in den Raum kam, um dort die Lebensmittel zu sortieren. Wobei er stets fürchtete, irgendwo verschimmeltes Brot oder gammliges Gemüse oder sonst irgend etwas ekliges zu finden. Aber wahrscheinlich hatte er sich dazu, noch nicht tief genug in die Regale vorgekämpft. Der wahre Schrecken befand sich wahrscheinllich im hintersten Winkel.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » Sa 22. Okt 2022, 20:03

Er hätte gerne mit Kosta geredet nach allem was so vorgefallen war, doch es hatten sich bisher keine Gelegenheiten gefunden. Weder nachdem sie ihn aus Dalmadans Feste geholt hatten noch in Nuranessa. Die körperlichen Wunden hatten Maria und Leto heilen können, doch nicht die seelischen und es war offensichtlich, dass er davon Narben getragen hatte. Wenn sie überhaupt geheilt waren. Ulysses erinnerte sich an die feurige Wut und die Aggressivität, als sie das letzte Mal länger gesprochen hatten. Er hatte Kosta Rosen in Eneas' Namen übergeben. Wenn Ulysses geahnt hätte, was dies alles auslösen würde, hätte er die Bitte vielleicht nicht ausgeführt.
Als sie das nächste Mal gesprochen hatten, war Kosta angeschlagen in der Krankenkajüte gelegen und hatte sich innerlich bereits zurückgezogen. So war es leider bis Nuranessa geblieben, doch Eneas schien Kosta wieder etwas hervorgelockt zu haben. Die anderen der Mannschaft sprachen aufgeregt darüber, doch Ulysses bemerkte auch die ausweichenden Blicke des stillen Kriegers und seine Schritte an Deck waren zögerlich. Im Gegensatz zu Eneas wirkte er nicht sehr erfreut wieder an Bord zu sein. Ulysses fragte sich, ob Kosta je wieder als Pirat leben wollte. Vielleicht war inzwischen zu viel passiert. Doch wenn eines mittlerweile klar war, dann dass Eneas dorthin ging wo Kosta war. Wenn Kosta nicht wieder an Bord kam, dann auch Eneas nicht. Der Gedanke stimmte Ulysses traurig. Er freute sich für seine beiden Freunde, dass sie endlich wussten was sie aneinander hatten, aber Leto hatte recht, wenn sie öfter lamentierte, dass es nie wieder wie früher sein würde.
Es war unwirklich Eneas und Kosta wieder an Bord zu haben. Ulysses beobachtete den gezwungenen Austausch zwischen Leto und Eneas, und befürchtete, dass dies noch längst nicht geklärt war zwischen den beiden. Nicht genug als dass Leto hätte heilen können. Da halfen auch nicht die nicht sehr geheimen Stelldicheins mit Damien.
Ulysses verließ das Deck, nachdem er ein letztes Mal überprüft hatte, ob die behelfsmäßigen Stützten um den zerbrochenen Mast hielten. Er hatte das obere Ende glatt abgesägt, um Verletzungen zu vermeiden.

Sein Weg führte ihn zurück in die Messe, wo Vissarion gerade die Reste des Frühstückes einräumte und abwusch, während er bei Solomon darum bettelte, dass er mit beim Ablegen helfen wollte. So weit nichts neues. Hinter der Kombüse ging es zu einer der Vorratskammern und dort spürte er Kosta. Der Krieger stand mitten zwischen den dicht stehenden Regalen und schien überwältigt vom Chaos. Es war wie Eneas' Kapitänskajüte, wenn man ihn zu lange damit alleine ließ. Ein heilloses Durcheinander.
"Verschaffst du dir einen Überblick über die Bescherung?", fragte Ulysses. Als Kosta sich umdrehte, lächelte er ihn an, doch der andere Krieger konnte ihm immer noch nicht in die Augen sehen. Kosta begrüßte ihn höflich und zurückhaltend. Vielleicht hatte er allein sein wollen.
Kosta fragte ihn wie es seinem Bein ginge.
"Besser. Es ist wieder alles verheilt." Zwei Heilerinnen an Bord waren sehr praktisch. Ulysses fragte nicht danach wie es Kosta ging, denn er vermutete, dass es eine sehr schwere Frage für den Krieger war. Stattdessen wandte Ulysses sich den Vorräten zu. Er war auch lange nicht hier gewesen. Meistens war er unten im Schiffsraum. Laertes hatte ihm die Pläne für seine Dampfmaschine gegeben und Ulysses arbeitete zusammen mit Rachel an einem neuen Schiffsbau, wo man diese Maschine integrieren und ausprobieren konnte.
Ulysses griff nach einer kleinen Ampore und öffnete sie neugierig. Irgendeine rote Paste, die alles mögliche sein konnte.
"Solomon ist ein guter Koch, aber er hat sich nie um das Beschaffen der Vorräte gekümmert." Oder deren Organisation. Das hatte immer Kosta übernommen, oder Leto, die die grundlegenden Bestände des Schiffes verwaltet hatten. Wieviel sie für was ausgaben und so fort.
"Und Dido hat genug zu tun als Kapitänin. Willst du hier aufräumen?"
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 20:04

Es herrschte wahrlich ein heiloses Durcheinander in der Vorratskammer. So fand er zum Beispiel an drei verschiedenen Orten Dosen mit Zucker. Wer brauchte denn so viel Zucker. Dafür war fast kein Salz vorhanden. Bis jetzt zumindest. Wer wusste schon, was sich in den tiefen der Regalen noch alles verbarg. Das Beste war es wohl, er legte als Erstes eine Inventarliste an. Eine richtige Inventarliste. Nein, das allerbeste wäre, er trommelte die Mannschaft zusammen, liess sie eine Kette bilden, damit sie alle Vorräte in der Messe stellen und dort ordentlich sortieren und inventieren konnten, ehe sie sie wieder geordnet in der Vorratskammer verstauten. Doch dafür hatte die Mannschaft keine Zeit. Kosta fühlte sich gleich nochmals so, als hätte er sie im Stich gelassen.

Als wäre diese Aufruhr in seinem Innern nicht schon schlimm genug, kam ausgerechnet Ulysses zu ihm, um zu fragen was er machte. Überfordert drehte Kosta sich zu ihm um und grüsste ihn freundlich. Ihm in die Augen sehen konnte er nicht. Zu sehr erinnerte er sich daran, wie gemein und unfair er zu ihm in Draega gewesen war. Inzwischen schämte er sich sehr dafür. Auch wenn er nach wie vor fand, dass die Mannschaft nicht richtig gehandelt hatte. Und dann war da natürlich noch die Erinnerung an den Kutscher in Raej. An den freundlichen, unschuldigen Mann, der nicht verstanden hatte, wie ihm geschah.
"Wie geht es deinem Bein?" fragte er ihn beschämt. Das war noch so etwas. Ulysses hatte viel riskiert, um ihn aus dem Kerker von Dalmadans Feste zu befreien und sich dabei ein Bein gebrochen. So leicht hätte etwas anderes brechen können. Inzwischen ging es Ulysses Bein seiner Aussage nach wieder gut. Kosta nickte erleichtert. Wenigstens etwas. Auch wenn es nicht sein Verdienst war. Vorsichtig blickte er zu dem Krieger rüber, der irgend etwas zu suchen schien. Er nahm sich eine Amphore aus der Ecke 'erstmal undefinierbar' und öffnete sie neugierig, um reinzusehen.

"Vorsichtig", warnte Kosta ihn erschrocken. "Das ist womöglich Harrissa." Eine sehr scharfe Chilipaste, die höllisch in den Augen brennen konnte. Da reichten schon die Dämpfe dazu. "Aber ich bin mir nicht sicher. Niemand hat die Amphore angeschrieben." Ulysses nickte verstehend und meinte, dass Solomon ein guter Koch wäre, sich aber nie um das Beschaffen der Vorräte gekümmert hätte. Und Dido hätte genug zu dun als Kapitänin. Ob er hier aufräumen wolle. Kosta nickte.
"Ich... ich will es versuchen", murmelte er etwas überwältigt. "Aber es ist so viel. So chaotisch. Ich... ich bin doch nur ein paar Tage hier an Bord. Wie soll ich das in der kurzen Zeit schaffen und auch noch während der Betrieb an Bord reibungslos weiter laufen soll?" Das war etwas, was man machte, wenn man irgendwo sicheres vor Anker lag.
"Es ist zuviel", brach es zusehens verzweifelter aus ihm heraus, während er mit den Händen auf die unordentlichen Regale deutete. "Wie konnten Dido und Solomon das nur so weit kommen lassen? Sie wissen doch selber, wie gefährlich das ist. Die Lebensmittel könnten anfangen zu verderben, wenn sie falsch gelagert werden. Oder es könnte etwas Lebensnotwendiges ausgehen, weil die Inventarliste nicht stimmt. Wenn auf hoher See nun plötzlich der Zwieback ausgeht? Gerade wenn ihr so viele Flüchtlinge transportiert. Ihr könnt doch das doch nicht einfach ignorieren und hoffen, dass sich das von selbst löst. Ihr könntet dabei ernsthaft in Gefahr geraten. Ihr müsst auf euch aufpassen." Kosta war in seiner Aufregung immer lauter und intensiver geworden. Zum Schluss zitterte er sogar leicht und Tränen schimmerten in seinen Augen bei der Vorstellung des Schiffes, wie es haltlos im Meer trieb, während die Mannschaft verhungert war.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » Sa 22. Okt 2022, 20:07

Ulysses verschloss die Amphore schnell wieder, als Kosta ihn warnte, dass dies scharfes Harissa sein könnte. Aber ohne Probieren ließe es sich nicht feststellen, denn niemand hätte die Amphore beschriftet. "Momentan ist es etwas für mutige Selbstprobierer." Wozu er nicht gehörte. Der Krieger stellte die Amphore zurück ins Regal.
Kosta murmelte, dass er versuchen wollte aufzuräumen, doch es wäre so viel und so chaotisch. Innerhalb der wenigen Tage, die er an Bord sei, würde er das nicht schaffen. Der Betrieb an Bord müsse ja auch weiterhin reibungslos ablaufen.
"Ich kann dir helfen", bot Ulysses an. "Und Maria kann ich auch fragen."
Aber Kosta war sehr verzweifelt angesichts der unaufgeräumten Vorratskammer. Überfordert blickte er sich um und beklagte sich, wie Dido und Solomon es so weit hatten kommen lassen. Das konnte gefährlich werden, wenn die Lebensmittel wegen falscher Lagerung verderben würden oder ihnen etwas lebenswichtiges fehlte. Wenn ihnen auf hoher See der Zwieback ausginge und besonders bei so vielen Passagieren.
Kosta redete sich immer mehr in Rage und machte sich große Sorgen in welcher Gefahr die Mannschaft schwebte. Sein schlanker Körper begann zu zittern und er blinzelte gegen ein paar Tränen. Ulysses beobachtete es erschrocken. Kosta hatte sich schon immer vieles sehr zu Herzen genommen, aber dass es ihn derart überwältigte und regelrecht handlungsunfähig machte, war selten. Ulysses überlegte, ob er seinen Freund tröstend drücken sollte, wollte jedoch nicht zu weit gehen. In Nuranessa hatten ihn Berührungen sehr bedrängt.
"Du hast recht. Wir hatten bisher Glück", stimmte er zu, "Ich glaube, wir bräuchten eine Hilfe für Solomon, aber weder Dido noch Aerion können sich dazu bringen jemand neuen einzustellen." Es war für alle schwer sich damit abzufinden, dass sich die Zeiten geändert hatten. Er wusste nicht was Kosta davon halten würde, wenn es jemanden an Bord gab, der teilweise das übernahm wofür er sonst zuständig gewesen war.
"Lass uns jetzt tun was wir können", schlug Ulysses vor. "Und dann wird auch nichts schlimmes mehr passieren. Das Einkaufen war chaotisch und wir haben mehr Pampelmusen als uns lieb ist, doch ich glaube, wir haben nichts vergessen."
Kosta blickte sich weiter aufgelöst in der Vorratskammer um.
"Es ist nicht deine Schuld, dass es hier so aussieht", sagte Ulysses im Versuch herauszufinden, ob das der Grund war, weswegen Kosta es so mitnahm.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 20:10

"Glück? Es ist viel zu riskant, euch auf euer Glück zu verlassen", entgegnete Kosta aufgewühlt. "Zucker hat sich auch immer auf sein Glück verlassen und was hat es ihm gebracht? Er ist im Kerker von Dunrobin Castle gelandet und wäre dort beinahe gestorben. Ich... ich musste ihn regelrecht zwingen, am Leben zu bleiben." Es hatte so weh getan. Nicht unbedingt Zuckers Hass. Den hatte er verdient und damit hatte er umgehen können, auch wenn es geschmerzt hatte. Viel schlimmer war jedoch die Verzweiflung des Prinzen gewesen. Dass dieser sich selber und jegliche Hoffnung aufgegeben hatte.

"Ihr könnt doch so nicht weitermachen", wehrte Kost Ulysses Erklärung, dass Leto und Damien es nicht über sich gebracht hatten, jemand neuen einzustellen. "Nicht bei den gefährlichen Fahrten, die ihr macht. Gütige Dunkelheit, es fehlt doch sogar der Mast und... und ich bin noch nicht lange weg. Ihr müsst euch umorganisieren. Ganz dringen. Ich kann nicht... ich kann nicht... Ich meine, es wird noch lange dauern, bis ich zurück kommen kann. So lange. Ihr könnt euch nicht auf mich verlassen. Es ist zu früh. Viel zu früh. Ich habe keine Kondition und erst recht keine Kraft. Ich habe es ja kaum geschafft an Bord zu kommen. Doch Eneas liebt es so sehr. Ich bin furchtbar, dass ich ihm das verweigere. Ich will das nicht. Ich will, dass er glücklich ist. Aber ich kann nicht. Und wenn wir zurück kommen, dann ist Dido erst recht unglücklich und vielleicht geht sie dann von Bord. Doch das will ich auch nicht. Ich wollte ihr nicht so weh tun. Ich bin so dumm. Ich mache alles kaputt und verrate die, die mir vertrauen. Ich sollte nicht hier sein."

Schluchzend brach Kosta zusammen. Er wusste gar nicht, wie das über ihn kam. Er benahm sich so doof. Doch es passierte einfach und er konnte es nicht verhindern. Zitternd setzte er sich auf den Boden, da er keine Kraft mehr zum Stehen hatte. Dicht zog er die Beine an sich, schlang seine Arme darum und vergrub sein Gesicht hinter den Knien. Ulysses hatte gesagt, dass es nicht seine Schuld wäre, wie es hier aussähe. Aber Kosta wusste, dass dem sehr wohl so war. Das waren seine Aufgaben und die Mannschaft war so treu und wollte die niemand anderem geben. Sie wollten, dass er gesund wurde und zu ihnen zurück kam, obwohl er so schrecklich zu ihnen allen gewesen war. Obwohl er sie in so grosse Gefahr gebracht hatte. Nur konnte Kosta diese Erwartung nicht erfüllen. Er war zu schwach, zu kaputt dafür. Selbst das einfache Umsortieren eines Lagers liess ihn vollkommen zusammen brechen.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » Sa 22. Okt 2022, 20:11

Leider ließ sich Kosta nicht so schnell beruhigen und er sprach davon, dass Zucker Glück auch nicht viel gebracht hatte und er im Kerker von Dunrobin Castle gelandet war. Kosta hätte ihn zwingen müssen am Leben zu bleiben. Ulysses war klar, dass dies nichts mit der unaufgeräumten Vorratskammer zu tun hatte und so schwieg er erstmal. Es schien in Kostas zu brodeln und womöglich war er soweit, dass es alles herauskam und er sich mitteilen konnte, was ihn quälte.
Der andere Krieger schien sich nicht daran zu stören, dass das Schiff einen Ersatz für ihn brauchte. Im Gegenteil. Er rang damit, dass die Mannschaft auf ihn wartete und währenddessen seine Abwesenheit zu gefährlichen Situationen beitrug. Allmählich wurde Ulysses klar, dass daher Kostas Aufruhr kam. Er war noch in keiner Verfassung auf dem Schiff zu leben und daran hingen sicher eine Vielzahl an Gründen. Mehrmals bekräftigte er, dass es zu früh für ihn war hier zu sein.
Aufgewühlt brachte er hervor, dass er furchtbar sei Eneas dies zu verweigern. Er wolle, dass er glücklich sei, doch er könne noch nicht zurück und falls er zurückkam, würde Dido vielleicht von Bord gehen und er wolle ihr nicht weh tun.
"Ich mache alles kaputt und verrate die, die mir vertrauen. Ich sollte nicht hier sein", schluchzte er und ließ sich zitternd auf dem Boden nieder. Betroffen hatte Ulysses zugehört, fieberhaft überlegend was er sagen konnte um diese immense Qual und Zwiespalt zu lockern. Es war nicht schön mitanzusehen wie die eigenen Freunde litten.

Kosta hatte die Beine angezogen und die Arme darum gezogen, den Kopf gesenkt. Ulysses zögerte kurz, dann setzte er sich neben Kosta auf den Boden. Es war gerade so viel Platz zwischen den vollen Regalen. Unter ihnen knarzte das Holz, bewegte sich leicht durch den Seegang. Über ihnen schwankte eine an der Decke befestigte Lampe und warf ihre Schatten von einer Seite auf die andere.
"Du bist hier", sagte Ulysses. Kosta hatte davon geredet, dass er es kaum an Bord geschafft hatte und es alles zu früh sei. Aber er hatte Kraft genug gehabt Eneas aufs Schiff zu folgen. Er würde auch die Tage an Bord überstehen. Dessen war Ulysses überzeugt.
"Vielleicht ist es zu früh, aber vielleicht ist es auch genau richtig." Der Hayllier legte langsam einen Arm um Kostas Schultern. Kosta zuckte zusammen und sagte leise, dass er das nicht verdient hätte. Ulysses ließ seinen Arm trotzdem dort.
"Du bist mein Freund", erklärte er. In seinen Augen hatte Kosta das mehr als verdient.
"Offensichtlich quälst du dich damit, dass du nicht bei uns sein kannst. Aber jetzt bist du hier. Wenigstens für ein paar Tage. Du kannst die Zeit nutzen, ein paar Dinge zu richten und auszusprechen, um dann vielleicht mit einem besseren Gefühl wieder von Bord zu gehen. Sag Dido, dass sie jemand neuen anheuern soll. Selbst wenn du demnächst wieder zurückkommst, wird Solomon eine Hilfe in der Kombüse gebrauchen können. Besonders, wenn wir mehr Reisende transportieren wie es momentan der Fall ist."
Er schwieg kurz ehe er die schwierigen Wörter von Kosta ansprach.
"Du hast niemanden an Bord verraten. Es war Dido und Taelos Beziehung. Und jeder versteht wieso du Zeit brauchtest und nicht auf dem Schiff sein kannst. Der Krieg... er verlässt die Köpfe der Menschen nicht mehr." Ulysses musste an seinen Sohn denken von dem er nur ab und zu Briefe bekommen hatte. Er war in diesem Krieg und Ulysses sorgte sich was aus ihm sein würde, wenn er zurückkam.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 20:13

Ulysses bestätigte ihm, dass er hier wäre. Kosta verstand nicht so genau, was er damit bezweckte. Er war ohnehin gefangen in seinen aufgewühlten Gedanken. er musste ein furchtbares Bild abgeben. Aber anstatt Ulysses überfordert von ihm nach Eneas rief, setzte er sich zu ihm und überlegte, dass es vielleicht zu früh wäre. Aber vielleicht wäre es auch genau richtig. Die freundlichen Worte des ruhigen, ausgeglichenen Kriegers liessen Kosta erst recht beschämt aufschluchzen. Er wollte Ulysses doch nicht so damit belasten.
"Nicht", zuckte er erschrocken zusammen, als Ulysses tröstend einen Arm um ihn legte. "Das habe ich nicht verdient." Auch wenn es sich so schön anfühlte. Er war ein ganz schlimmer Mensch und wenn Ulysses wüsste, was er alles getan hatte, dann würde er sich angeekelt von ihm abwenden und seinen Arm schrubben, bis er blutig war, um seine Signatur loszuwerden. Doch Ulysses wusste nichts und beteuerte ihm, dass er sein Freund wäre. Er würde sehen, dass er sich damit quälte, nicht bei ihnen sein zu können. Doch jetzt wäre er es. Wenigstens für einige Tage. Diese Zeit könne er nutzen, um ein paar Dinge zu richten und auszusprechen. Das würde ihm vielleicht helfen. Ausserdem könnte er Dido sagen, dass sie jemand neuen anheuern sollten. Selbst wenn Kosta demnächst wieder zurück kommen sollte, könnte Solomon eine Hilfe in der Kombüse gebrauchen.
Kosta nickte scheu. Diese Hilfe konnte der Smutje schon lange gebrauchen. Welpe wurde langsam auch erwachsener und erfahrener und liess sich nicht mehr so leicht in die Kombüse stecken. Natürlich taten sie alle ihren Dienst da. Doch zwei Leute, die den Überblick über die Küche behielten, waren bestimmt besser. Kosta wollte nicht, dass Leto sich seinetwegen schlecht fühlte, weil sie dachte, sie würde seinen Platz vergeben. Nicht auch noch deswegen. Und Ulysses hatte recht. Er sollte hier lieber aufräumen, anstatt rumzujammern. Kosta wusste zwar, dass sein Freund das nicht so gemeint hatte, doch Dinge wieder gerade zu biegen und auszusprechen, nur damit er sich selber besser fühlte, kam ihm sehr schäbig vor. Er wollte es lieber tun, damit es gemacht war. Nicht damit er sich selber besser fühlte. Dieses Recht gestand er sich nach wie vor nicht zu.

"Oh, doch, ich habe euch alle verraten", stiess Kosta voller Scham und Selbsthass aus. "Nicht wegen Didos und Taelos Beziehung oder weil ich lange brauche, um gesund zu werden und euch die ganze Arbeit überlasse. Sondern... wegen dem... wegen dem, was ich... was ich getan habe. In Dalmadans Feste. Da habe ich euch alle verraten." Fest klammerte er sich an seine Beine und wollte am liebsten zu einem kleinen Ball werden, der unter die Regale kullern und von niemandem mehr wieder gefunden werden konnte.
"Ihr alle seid gekommen, um mich zu retten", stiess er gequält aus. "Obwohl ich so scheusslich zu euch war in Draega. Ich wollte es nicht. Wir haben extra unsere Spuren verwischt, damit uns niemand findet. Ihr habt mich trotzdem gefunden und habt euch in so unendlich grosse Gefahr gebracht. Ihr wisst nicht wie es da war. Was euch alles hätte angetan werden können. Aber anstatt, dass ich mich bei euch bedanke, schliesse ich mich wochenlang, in mein Zimmer ein. Weil... weil Sorra Tolarim mich verändert hat und weil ich mich so schäme. Ihr kamt, um micht zu retten. Doch anstatt mit euch zu kämpfen, renne ich los, um Timaris das Gegengift zu bringen. Ich habe alles dafür verraten. Aber... aber, als dann Turgor auftauchte... ich hätte weiter rennen können. Ich hätte auf die Winde springen können, um das Gegengift endlich zu Timaris zu bringen. Aber... ich alles, was ich dafür getan, jeden, den ich dafür verraten und gequält habe, gleich noch einmal verraten, indem ich mich auf den Kampf mit Turgor einliess, anstatt ihn Eneas zu überlassen. Da habe ich euch alle verraten Ulysses. Eure Freundschaft, eure Tapferkeit, euren Mut und eure Treue. Ich habe euch verraten und mich stattdessen von ihm aufschlitzen lassen" Für Eneas würde er immer alles tun.
"Und... und ich würde es jederzeit wieder tun", gab er flüsternd zu. Wenn er entscheiden musste, würde er immer Eneas wählen.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » Sa 22. Okt 2022, 20:15

So schnell ließ sich Kosta nicht überzeugen oder aufmuntern. Abwertend sprach er von sich, dass er die gesamte Mannschaft verraten hätte und es läge nicht an Dido und Taelos Beziehung oder weil er lange bräuchte, um gesund zu werden. Es wäre wegen dem, was er in Dalmadans Feste getan hätte. Dort hätte er sie alle verraten.
Kostas Körper spannte sich bei der Erwähnung stärker an und er hielt den Kopf gesenkt, sah Ulysses nicht an. Er wusste nicht, was Kosta wegen dem Verrat in der Feste meinte. Sicherlich hatte der Krieger dort schreckliches erlebt, doch nichts wodurch er die Mannschaft verraten hätte. Daran konnte Ulysses sich nicht erinnern. Es wurde aber deutlich, dass es Kosta sehr beschäftigte und nach all den Monden nicht losgelassen hatte.
Mit brüchtiger, stockender Stimme beschrieb er wie er die Rettung erlebt hätte. Er klang so, als hätte er sie gar nicht verdient, da er so scheußlich in Draega gewesen war.
"Wir haben uns in Draega alle nicht von der besten Seite gezeigt", gab Ulysses zu. "Du warst da nicht der einzige." Kosta war wütend gewesen und hatte ihnen vorgeworfen an der Entführung mit Schuld gewesen zu sein. Das Verhältnis war sehr angespannt gewesen und unversehens hatte sich jeder in der Mannschaft zwischen den Lagern wiedergefunden, während es mit den Drein in die Brüche gegangen war. Im Nachhinein hätte Ulysses es gerne anders gehandhabt, doch sie konnten daran nichts mehr ändern.
Aber selbst wenn sie alle wütend auf Kosta gewesen wären, hätten sie ihn gerettet. Sie waren eine Art Familie und da machte man das füreinander.

Ulysses hörte weiter zu wie Kosta sich mit Sorgen quälte, was ihnen in der Feste alles hätte passieren können. Es wäre so gefährlich gewesen. Kosta hätte sich trotzdem nicht bedankt und sich stattdessen in sein Zimmer eingeschlossen, weil er von Sorra Tolarim verändert worden war und sich schämte.
Der Hayllier fragte sich, ob das eine etwas mit den anderem zu tun hatte. Von Eneas und Zucker wusste er, dass die gruselige Schwarze Witwe Kosta restlos geheilt hatte, doch das war anscheinend so traumatisch für den Krieger gewesen, dass er sich danach nur noch hochgeschlossen gezeigt hatte. Ulysses erinnerte sich natürlich, dass Kosta bereits einmal Opfer der Adeligen geworden war. Danach war er für Wochen bei Priesterinnen in Behandlung gewesen. Kosta hatte es nicht verdient, dass er nach den Schrecken von Dhemlan erneut in die Fänge von Sorra Tolarim geriet.
Aber obwohl Kosta nichts dafür konnte, schien er sich für alles die Schuld zu geben. Er hätte in der Feste nicht mit der Mannschaft gekämpft, sondern wäre losgerannt, um Timaris das Gegengift zu bringen. Ulysses nickte. Sie hatten gewusst weswegen Kosta da war und irgendwann hatte sich Kosta mit Eneas von der Gruppe gelöst, um schneller wieder aus der Feste zu kommen. Ein verständliches Vorgehen, doch Kosta nannte es einen Verrat.
Leise brachte er dann das hervor, was ihn wohl am stärksten beschäftigte. Dass er nicht auf die Winde gesprungen war, als dieser Wärter Eneas und ihn konfrontiert hatte. Er hätte nochmal alle verraten indem er gegen Turgor gekämpft hätte statt ihn Eneas zu überlassen.
"Da habe ich euch alle verraten Ulysses. Eure Freundschaft, eure Tapferkeit, euren Mut und eure Treue. Ich habe euch verraten und mich stattdessen von ihm aufschlitzen lassen", gestand er es wie eine Beichte. Deswegen schämte er sich? Weil er nicht geflohen war, um so schnell wie möglich zu Timaris zu kommen?
Kaum hörbar fügte Kosta hinzu, dass er sich jederzeit wieder so entscheiden würde.
In dem Moment hörte Ulysses ein leichtes Rascheln am Eingang der Vorratskammer und er hatte den vagen Eindruck, dass jemand zwei Schachteln zum Wackeln gebracht hatte, konnte aber niemanden sehen. Kosta hatte es zum Glück nicht gemerkt und Ulysses wandte sich ihm wieder zu.
"Wie lange quälst du dich damit schon?", fragte er ebenso leise. "Was wäre passiert, wenn du Eneas dort alleine gelassen hättest und stattdessen das Gegengift abgeliefert hättest? Hättest du dich dann nicht genauso gequält?" Dann würde Kosta nun hier sitzen und sich darüber fertig machen, dass er Eneas verraten hatte.
"Es war eine unmögliche Entscheidung, getroffen im Bruchteil eines Augenblicks." Ulysses wollte diese Entscheidung auch niemals treffen müssen. Aber sie musste hundertfach auf Kosta wiegen, der stets jedem und allem helfen wollte. "Es hatte genauso eintreffen können, dass niemand von euch durch den Wärter verletzt wird und ihr danach hättet weiterrennen können. Du musstest dich entscheiden und du hast dich erstmal dafür entschieden Eneas beizustehen. Viele aus der Mannschaft hätten sich auch so entschieden und manche wären vielleicht weitergerannt." Ulysses überlegte kurz darüber nach.
"Und nichts davon wäre falsch gewesen", kam er dann zum Schluss. Er respektierte beide Wege, hätte jemand den anderen gewählt. "Beides waren gute Entscheidungen. Konzentrier dich nicht auf den Weg, den du nicht mehr hast einschlagen können, sondern darauf was du geschafft hast. Eneas lebt." Kosta stellte unmögliche Ansprüche an sich und ging härter mit sich selbst ins Gericht, als es je jemand anders hätte tun können.
"Ich finde nicht, dass du uns verraten hast", sagte Ulysses.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 20:24

"Seitdem ich auf der 'E' wieder aufgewacht bin", antwortete Kosta, wie lange er sich mit diesen Vorwürfen schon quälte. Sobald er wieder Zeit gefunden hatte, darüber nachzudenken, was er getan hatte. Zu seiner Verwunderung wurde Ulysses nicht wütend auf ihn, geschweige denn, dass er ihn los liess. Stattdessen blieb er weiter bei ihm und hielt ihn im Arm. Sanft fragte er ihn, was denn passiert wäre, wenn er Eneas dort alleine gelassen hätte, anstelle das Gegengift abzuliefern. Ob er sich dann nicht ebenso gequält hätte.
"Nein", antwortete Kosta etwas fester. "Dann wäre ich schon längst tot." Er hätte sich in dem Moment das Leben genommen, wo er nicht mehr verantwortlich für das Gegengift gewesen wäre. "Aber es bringt nichts, darüber nachzudenken. So etwas wird niemals geschehen. Ich würde Eneas niemals in Gefahr zurück lassen." Er würde alles und jeden verraten, um die Liebe seines Lebens zu beschützen. Das war ihm schon immer klar gewesen. Aber noch nie so deutlich, wie vor diesem Vorfall und noch nie waren ihm so deutlich die Konsequenzen dafür aufgezeigt worden.

Ulysses überlegte leise, dass es eine unmögliche Entscheidung gewesen sei. Eine Entscheidung, die er im Bruchteil eines Augenblicks gefällt hätte und die genau so gut dazu hätte führen können, dass niemand von ihnen durch den Wärter verletzt worden wäre und sie hätten weiterrennen können. Etwas überrascht blickte Kosta auf. Hätte das so wirklich sein können? Tatsächlich war er selber Überrascht von der grossen Wut und Turgors Kampfkünsten gewesen. Turgor hätte sich auch ergeben oder sich still und heimlich verdünisieren können. Doch das hatte er nicht getan. Er hatte kämpfen und töten wollen. Es wäre niemals eine Option gewesen, an Turgor einfach vorbei zu rennen und Eneas im Stich zu lassen, so wie Ulysses überlegte, dass es womöglich andere aus der Mannschaft gemacht hätten. Einige hätten ihm geholfen zu kämpfen und einige wären weitergerannt, um das Gift so schnell wie möglich zu Timaris zu bringen. Und nichts davon wäre falsch gewesen. Beides wären gute Entscheidungen gewesen. Kosta sollte sich nicht auf den Weg konzentrieren, den er nicht mehr einschlagen könnte. Er solle sich stattdessen darauf konzentrieren, was er geschafft hätte. Eneas würde leben. Kosta lächelte scheu. Ja, das war etwas Gutes.

"Nicht?" schaute er dann aber noch überraschter, als Ulysses sogar meinte, dass er nicht fände, dass Kosta sie verraten hätte. "Aber ihr habt euch doch extra meinetwegen in so grosse Gefahr begeben. Ihr kamt, um mich zu retten und ich habe das einfach weggeworfen. Wie kannst du dich da nicht verraten fühlen?"
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » Sa 22. Okt 2022, 20:26

Kosta gestand, dass er sich damit quälte seitdem er von Dalmadans Feste entkommen war. Das war eine lange Zeit und Ulysses tat es leid, dass ihr Freund so damit zu kämpfen hatte, obwohl er sie gewiss nicht verraten hatte. Er sollte sich keine Vorwürfe machen, wo beide Entscheidungen wichtig und gut gewesen wäre. Aber so war Kosta eben. Er hätte sich auch Vorwürfe gemacht, wenn er Eneas alleine gegen den Wärter hatte kämpfen lassen.
Der Krieger verneinte ernster und erklärte, dass er dann jetzt schon längst tot gewesen wäre. Er würde Eneas niemals in Gefahr zurücklassen. Ulysses schwieg überwältigt. Das war eine sehr extreme Aussage, aber mittlerweile sollte er wissen wie weit die Liebe der beiden ging. Für Kosta hatte es sich vermutlich gar nicht wie eine Entscheidung angefühlt. Er hätte nie etwas anderes machen können außer bei Eneas zu bleiben.
Ulysses versuchte ihm aufzuzeigen, dass andere der Mannschaft sich ebenfalls so entschieden hätten. In solch kurzer Zeit konnte man nicht alles bedenken. Man hätte auch gemeinsam Turgor schneller besiegen und dann weiter flüchten können. Und wer weiß welche Schwierigkeiten sich auf der Flucht noch in den Weg gestellt hätten.
Kosta hob den Kopf wenigstens und blickte auf, schien die Überlegung zuzulassen, dass beide Entscheidungen gut gewesen wären und er sich auf das Positive konzentrieren sollte was aus der Entscheidung entstanden war. Kosta schaffte es wieder leicht zu lächeln und Ulysses lächelte zurück.

Erst als er versicherte, dass Kosta sie nicht verraten hätte, wurde der Krieger skeptischer und wandte ein, dass sich die anderen für ihn in große Gefahr begeben hatten. Sie waren gekommen, um ihn zu retten und er hätte das weggeworfen. Wieso Ulysses sich davon nicht verraten fühlte.
"Wir sind nach Dhemlan gereist und wir haben dich aus Dhemlan wieder rausgeholt. Ich finde, das war eine Rettung", antwortete Ulysses. "Dass du dabei schwer verletzt worden bist, war nicht deine Schuld. Wie du schon sagtest, die Feste war sehr gefährlich." Er war ebenfalls verletzt worden, doch sie waren sich des Risikos bewusst gewesen. Sie hatten großes Glück gehabt, dass niemand gestorben war.
"Außerdem konnten wir helfen die Königin zu stürzen und die Gefangenen in Sicherheit zu bringen." So wie Ulysses das mitbekommen hatte, wäre dies für den Haushofmeister und Kosta allein nicht möglich gewesen. Ihr Ziel war stets gewesen über die Winde zurück nach Hayll zu reisen.
"Wenn du nicht Eneas beigestanden und über die Winde gereist wärest, hätten wir dir trotzdem geholfen. Ich glaube nicht, dass unsere Rettungsaktion nutzlos gewesen ist. Außerdem wollten wir auch, dass das Gegengift so schnell wie möglich Timaris erreicht", fügte Ulysses hinzu. "Niemand fühlt sich von dir verraten."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 20:30

Ulysses erklärte ganz selbstsicher, dass sie ihn schlussendlich aus Dhemlan rausgeholt hätten. Das wäre eine Rettung gewesen. Dass Kosta dabei schwer verletzt worden wäre, wäre nicht seine Schuld gewesen. Denn wie Kosta gesagt hatte, die Feste war sehr gefährlich gewesen.
"Aber ich habe Turgor festgehalten und ihn das Messer nicht rausziehen lassen", wandte Kosta leise ein, um seinem Freund zu verdeutlichen, dass es durchaus seine Schuld gewesen war. "Das hat die Verletzung um einiges verschlimmert." Ulysses liess das jedoch nicht gelten, sondern zählte auf, was sie sonst noch getan hätten, ausser Kosta zu helfen. Sie hätten geholfen, die Königin zu stürzen und die Gefangenen in Sicherheit zu bringen. Kosta nickte innig. Ja, das stimmte. Ohne die Piraten hätten Zucker und die anderen Soldaten wohl kaum überlebt. Geschweige denn Minan. Kosta war so dankbar, dass der Junge überlebt hatte und er hoffte, dass der Junge irgendwann verwinden konnte, was er ihm angetan hatte. Dass er mit seinem Gefährten glücklich werden konnte.

"Nein, eure Rettungsmission war überhaupt nicht nutzlos", beteuerte Kosta leidenschaftlich. So hatte er das gar nicht gemeint. "Ihr ward wundervoll. Ihr habt den Königinnen und ihren Kämpfern geholfen ins Schloss zu kommen. Ihr habt dafür gesorgt, dass Prinz Asar und ich trotzdem noch mit dem Gegengift zu Timaris kommen konnten. Ihr habt Minan gerettet. Er hat es so sehr verdient. Und Zucker und die anderen Soldaten." Auch wenn Zucker wieder aufgebrochen war, um in Raej gegen Sion zu kämpfen. Kosta wusste nicht, ob es funktioniert hatte, das Ritual zu verheiteln. Oder ob Zucker überhaupt noch lebte. Er traute sich allerdings nicht, nur einige wenige Tage nach Kriegsende, nachzuforschen, was mit Zucker geschehen war. So konnte er noch eine Weile die Hoffnung behalten, dass der Prinz jetzt irgendwo wohlbehalten endlich seine Freiheit geniessen durfte.

"Ihr seid wirklich wahre Helden", bestätigte Kosta noch einmal inbrünstig, ehe er noch einmal unsicher zu Ulysses schielte.
"Ihr fühlt euch wirklich nicht betrogen von mir?" fragte er noch einmal unsicher nach. Ulysses versicherte es ihm noch einmal eindringlich.
"Ich kann es kaum glauben", seufzte er verwirrt, aber auch ein wenig erleichtert. "Es kling viel zu einfach. Nicht nach etwas, was mir zusteht. Viel zu verlockend." Es klang nach einer Erlösung, die er nicht haben durfte, sich aber schändlicherweise so sehr ersehnte. Kosta löste seine Arme um seine Knie und setzte sich etwas lockerer hin. Er fühlte sich gerade ziemlich verwirrt.
"Es tut mir Leid, dass ich mich in Draega euch gegenüber so schändlich verhalten habe", entschuldigte er sich reuig. Zum ersten Mal konnte er sich endlich dafür entschuldigen, was ihn schon so lange quälte. "Besonders dir gegenüber Ulysses. Du hast es nur gut gemeint und zu kitten versucht, was ich zerbrochen habe. Es tut mir Leid, was ich dir gesagt und wie ich mich dir gegenüber verhalten habe und ich bin dir und dem Rest der Crew unendlich dankbar dafür, dass ihr gekommen seid, um mich zu retten." Er lächelte wehmütig. "Aber gleichzeitig bin ich sehr wütend auf euch, dass ihr Eneas solch einer Gefahr ausgesetzt habt."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » Sa 22. Okt 2022, 20:32

Zunächst steuerte Kosta noch dagegen und schien nicht glauben zu können, dass keiner der Mannschaft es als Verrat ansah, dass er zunächst mit Eneas geflüchtet war und dann ihm im Kampf gegen Turgor geholfen hatte. So aufopferungsvoll, dass er eine schwere Wunde davon getragen hatte. Kosta erklärte, dass er Turgor bewusst festgehalten hatte und damit die Verletzung verschlimmert hätte.
"Damit Taelos auf keinen Fall etwas passiert", vermutete Ulysses. "Mit einer Verletzung auf die Winde zu springen ist sehr schwer, besonders in einer fremden Umgebung." Und noch weniger unter mehreren Metern von dicken Mauern und Stein. Kosta erwartete übermenschliches von ihm selbst. "Vielleicht war es sogar das beste ihn zu beschützen. Selbst für das Gegengift. Wir wissen beide wie begabt er mit der Kunst ist. Aber es ist nicht dein Fehler, das euer Entkommen nicht geklappt hat."
Ulysses fragte sich, ob Kosta nicht sich selbst dafür vergeben musste anstatt darauf zu warten, dass es die Mannschaft tat, die nie einen Verrat oder Versagen darin gesehen hatte. Ulysses hatte in keinem der Gespräche denen er beigewohnt hatte je etwas davon gehört.
Kosta sah auch ein, dass die Rettungsmission sehr hilfreich gewesen war und versicherte innig, dass sie alle wundervoll gewesen wären und so vielen geholfen hätten.
"Du bist auch ein Held", entgegnete Ulysses bei dem Kompliment. Als Kosta vorsichtig zu ihm blickte, lächelte Ulysses ihn freundschaftlich an. "Der Grund weswegen du dich in so große Gefahr begeben hast, war sehr heldenhaft." Nicht jeder hätte es gewagt der Spinnenkönigin das Gegengift direkt unter der Nase auszuspionieren und rauszuschmuggeln. "Und es ist auch sehr heldenhaft, seine große Liebe beschützen zu wollen. Niemand macht dir deswegen einen Vorwurf. Frag an Bord herum und ich glaube, es gibt mehrere, die genauso entschieden hätten wie du."
Kosta wollte es immer noch nicht glauben.
"Ich fühle mich nicht von dir verraten. Ich kann verstehen wieso du so gehandelt hast. Und ich habe von niemanden an Bord gehört, dass er dir deine Entscheidung übel nimmt", bekräftigte Ulysses ein weiteres Mal. Endlich schien der andere Krieger es zu glauben.
Dann aber schränkte er ein, dass es zu einfach und verlockend wäre. Nicht so als würde es ihm zustehen.
"Ich fürchte, du hast genug mit den Erlebnissen aus dem Krieg zu kämpfen. Sei doch froh, dass diese eine Sache wirklich so einfach ist", erwiderte Ulysses aufmunternd und klopfte ihm auf die Schulter.

Kostas Haltung lockerte sich etwas und er wirkte nicht mehr so verkrampft. Dann entschuldigte er sich inbrünstig, dass er sich in Draega ihnen gegenüber schändlich verhalten hatte. Besonders Ulysses gegenüber. Er hätte es ja nur gut gemeint und versucht zu schlichten. Kosta sprach seinen tiefen Dank für die Rettung aus.
Ulysses konnte einwenden, dass die Entschuldigung und Dank nicht nötig waren, aber vielleicht brauchte es Kosta, damit er damit abschließen konnte.
"Gern geschehen und Entschuldigung angenommen", erwiderte er lächelnd.
Dann schimpfte Kosta leicht mit ihm, dass sie Eneas dieser Gefahr ausgesetzt hätten.
"Wir hätten ihn niemals aufhalten können", wandte Ulysses ein, "Er wäre dir so oder so nach, ob mit oder ohne uns." Zum Glück konnte man Eneas wesentlich leichter begleiten und beschützen als Kosta. Er war es, der gerne mal alleine aufbrach, weil er andere nicht in die Gefahr mitreinsetzen wollte und weil er sowieso Schwierigkeiten hatte nach Hilfe zu fragen. Eneas war in der Hinsicht umgänglicher.
"Bis in die Hölle rein und ins Anwesen von Didos Eltern.." Er grinste leicht. "Wegen Draega... es tut mir auch leid, dass wir uns eingemischt haben. Wir haben schon länger beobachtet, dass ihr zwei Gefühle füreinander habt und es herrschten verschiedene Ansichten wie sehr wir euch das alleine ausarbeiten sollen. Es gab den ein oder anderen Verkupplungsversuch", gab er zu. "Besonders Andiël konnte es nicht lassen... ich weiß nicht wie oft er euch eingeladen hat und nur ein Zimmer in seiner Villa frei war.. einmal hat er ein ganzes Lampionfestival organisiert nur für euch." Ulysses lächelte schwach. "Ich hoffe dem Kuppler geht es gut."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 20:40

Ulysses entgnete das Kompliment und beteuerte, dass er ebenfalls ein Held wäre. Ja, wahrscheinlich stimmte das. Allerdings war ein echter Held zu sein lange nicht so toll wie in den Büchern. Im Gegenteil, es fühlte sich total bescheuert und superanstrengend an. Es fühlte sich beschämend an. Ulysses versicherte ihm jedoch mehrmals eindringlich, dass ihm niemand einen Vorwurf machen würde, dass er seine grosse Liebe beschützen wollte. Kosta sollte nur an Bord herum fragen, es gäbe mehrere, die genau so entschieden hätten. Verlegen senkte Kosta seinen Blick. Das konnte er doch nicht so fragen gehen.

Es tat jedenfalls unglaublich gut von Ulysses zu hören, dass er sich von ihm nicht verraten fühlte. Viel zu gut. Viel zu verführerisch. Kosta wusste, er sollte dem widerstehen. doch zu seiner Schande, wollte ihm das nicht hundertprozentig gelingen. Kosta wand sich. Ulysses schien es zu merken und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Er solle doch froh sein, dass dies eine Sache wäre, die wirklich so einfach wäre. Er hätte bestimmt noch genug mit den Erlebnissen aus dem Krieg zu kämpfen. Kosta nickte scheu. Das stimmte schon. Aber seine Beziehung zu seinen Freunden war ihm viel wichtiger, als seine Erlebnisse im Krieg.
Entsprechend entschuldigte er sich auch innig für sein Verhalten in Draega und bedankte sich herzlich für seine Rettung. Ulysses, gelassen wie er so oft war, lächelte ihn an und meinte, dass es sowohl gern geschen sei, als auch dass er die Entschuldigung annahm. Allerdings wehrte er seine Schuld ab, dass sie Eneas in Gefahr gebracht hätten. Sie hätten ihn niemals aufhalten können.
"Ich weiss", seufzte Kosta bedrückt. "Ihr hättet ihn dafür schon in Ketten legen müssen. Ich hatte so gehofft, dass ihr nicht erfahrt, wohin wir unterwegs sind." Sie hatten so viel getan, um ihre Spuren zu verwischen. Viel zu viel. Das hatte er Ulysses noch nicht gebeichtet. Dieser erzählte ihm grinsend, dass Eneas ihm bis in die Hölle rein und ins Anwesen von Letos Eltern gefolgt wäre. Kosta erschauderte. Das musste sowohl für Eneas, als auch für Leto äusserst unangenehm gewesen sein.

"Das Lampionfest war nur für Eneas und mich?" Kosta fiel aus allen Wolken. Ulysses hatte sich ebenfalls für sein Verhalten in Draega entschuldigt und dann erklärt, dass sie schon öfters versucht hätten, sie zu verkuppeln. Wie eneas ihm schon gesagt hatte, hatte die Mannschaft längst Bescheid gewusst. Ulysses erklärte, dass einige von ihnen versucht hätten, es sie alleine ausarbeiten zu lassen, während andere versucht hätten, sie zu verkuppeln. Besonders Andiël, der ihnen sehr oft rein zufällig nur ein Zimmer hatte anbieten können. In einer grosszügigen Villa. Jetzt so im Nachhinein kam Kosta sich ziemlich blöd vor. Doch damals hatte er sich nur zu sehr über diese Situationen gefreut.
"Hmm, es tut mir Leid, dass wir euch solche Umstände bereitet haben", entschuldigte er sich verlegen. "Besonders, da alles auf einem riesigen Missverständnis beruht. Ich habe gedacht, dass es nie sein dürfe. Dass es nie möglich sein könne. Aber ja, hmmm, wir haben es genossen, die Zimmer teilen zu dürfen. Oh und das Lampionfest war wunderschön." Kosta errötete sehr plötzlich und sehr heftig, während er sich erinnerte, was Eneas und er während des Lampionfestes so getrieben hatten.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » Sa 22. Okt 2022, 20:41

Sein Freund seufzte, als Ulysses erklärte, dass man Eneas nicht davon hätte abhalten können nach Kosta zu suchen. Der Krieger fügte hinzu, dass er gehofft hätte, dass die Mannschaft nicht erfuhr wohin sie unterwegs wären. Ulysses blickte ihn überrascht an, aber bevor er da etwas klarstellen konnte, wollte er sich lieber für die manchmal sicher unangebrachten Einmischversuche entschuldigen. Sie hatten es gut gemeint und manche oft zu gut.
Zum Glück wirkte Kosta im ersten Moment nicht sehr böse über die Verkupplungsversuche und war eher überrascht wie viel Aufwand Andiël deswegen betrieben hatte.
"Wenn ich mich richtig erinnere, fing das Vorhaben kleiner an und wuchs ihm dann schnell über den Kopf", erklärte Ulysses schmunzelnd, "Er war sehr eifrig dabei euch zu eurem Glück zu verhelfen. Wenigstens hatten alle Besucher ein schönes Fest."
Kosta entschuldigte sich für die Umstände und meinte, dass es ein großes Missverständnis gewesen wäre. Er hätte gedacht, dass ihre Beziehung niemals sein dürfe.
"Ein sehr dramatisches Missverständnis", fand Ulysses. Er hoffte, dass es für seine beiden Freunde gut ausging. "Ich glaube, da war auch etwas Angst dabei angesichts solcher starken Gefühle. Wenn einem etwas so kostbar ist, hat man manchmal umso mehr Angst es kaputt zu machen."
Der schlanke Krieger neben ihm murmelte, dass sie die Verkupplungsversuche wenigstens in der Hinsicht genossen hatten, dass sie dort hatten zusammen sein können. Das Lampionfest wäre wunderschön gewesen. Dabei errötete Kosta so tief, dass es auch im schwachen Licht deutlich wurde. Ulysses wollte gar nicht wissen an was er dachte. Er befürchtete, dass Andiël mit seinen Versuchen vor allem mitgeholfen hatte, dass die beiden sich vergnügen konnten anstatt dass sie die Gefühle zueinander ergründet hätten.
"Es war ein schönes Fest", pflichtete Ulysses taktvoll bei. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte er weder Kosta noch Eneas viel auf dem Fest gesehen...

"Was du eben angesprochen hast über die Suche nach dir..", wechselte Ulysses das Thema.
"Du hast die Suche selbst in Gang gesetzt", eröffnete er, "Dein Brief an ihn über Fabiene hat Taelos erst von Nuranessa aufbrechen lassen. Direkt am nächsten Tag über die Juwelenwinde mit Esmeralda, Lucero und Amancio." Im Brief war ein eindeutiger Hinweis enthalten gewesen, dass Kosta wenigstens zeitweise in Garois gewesen war und es hatte Eneas sofort losgeschickt. Sobald er den Brief bekommen hatte, hatte es kein Halten mehr gegeben. Hatte Kosta das nicht geahnt? Was hatte er erwartet wie Eneas reagieren würde? Hatte er den Brief nur geschickt weil er Fabiene in Sicherheit hatten wissen wollen oder weil er doch unbewusst darauf gehofft hatte, dass Eneas ihm half?
"Von Fabiene haben sie erfahren mit wem du unterwegs bist und Taelos hat auch noch Takona in die Mangel genommen. Eneas war überzeugt davon, dass du bei Zucker bist und er wollte in Raej weiter nach dir suchen, doch es gab keine genaue Spur außer dass ihr die Stadt per Kutsche verlassen hattet und die anderen haben ihn überzeugt nach Draega zu reisen", erzählte Ulysses. "Sobald sie angekommen sind, hat Taelos sie gedrängt ohne Pause zum Palast zu reisen und bei Timaris vorzusprechen, aber sie wusste auch nicht wo du bist. Die Königin hat ihnen dann geholfen eins und eins zusammenzuzählen. Das Gerücht in Garois, dass Zorya in Loraka sein soll und dein Interesse am Süden Raejs... ich war nicht dabei, aber Lucero und Amancio haben mir berichtet, dass die Königin sehr... ausgewählte Worte dafür hatte was sie von der Aktion hielt."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 20:44

Ulysses fand, dass es ein sehr dramatisches Missverständnis gewesen sei. Kosta lächelte unbeholfen. Ja, das war es wohl und es tat ihm sehr Leid, dass er so viele seiner Freunde deswegen in Mitleidenschaft gezogen hatte. Ulysses überlegte, dass wohl auch etwas Angst dabei mitgespielt hatte. Angst, dass man etwas kostbares kaputt machte, indem man mehr wagte. Eneas hatte das auch gesagt. Aber die beiden schienen nicht verstehen zu können, wie naiv und dumm Kosta tatsächlich sein konnte. Wie sehr ihn Eneas Ansage damals beeinflusst hatte, dass niemals etwas zwischen ihnen werden würde. Wie wenig er Gedankengänge von Menschen verstand, die im Gegensatz zu ihm, frei aufgewachsen waren. Kosta hatte keine Angst gehabt. Er hatte nur gehorcht. Wenn er geahnt hätte, dass es jemals eine Möglichkeit geben würde, mit Eneas zu kommen, dann hätte er einiges anders gemacht. Er wäre immer für ihn da gewesen. Er hätte auf ihn gewartet. Er hätte sich für ihn aufgespart, anstatt in der Weltgeschichter herum zu huren.
"Nein... nein, Andiël geht es gar nicht gut", konzentrierte er rasch seine Gedanken auf den Schriftsteller, als er merkte, dass sie sonst in eine andere gefährliche Richtung abzugleiten drohten. Die Gedanken an Andiël waren zwar schmerzlich, aber wenigstens etwas, wogegen sie etwas taten. Etwas, worüber er mit Ulysses sprechen konnte, der sich ebenfalls um ihren gemeinsamen Freund sorgte. "Dunrobin Castle ist zu einem furchtbaren Ort der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geworden. Ein Ort, an dem man wahnsinnig wird, wenn man da zu lange bleibt. Wenn man sich da dem Bösen nicht hingibt, hat man fortwährend das Gefühl, dass sich plötzlich das Maul eines Monsters in der Wand auftut und einem bei lebendigem Leib verschlingen will. Andiël wurde noch zusätzlich gequält, indem sie ihn zwangen, all diese furchtbaren Propagandablätter zu schreiben. Er hat es gehasst, diese Lügen zu schreiben. Er fühlt sich schuldig deswegen. Als hätte er all die schlimmen Dinge tatsächlich getan. Besonders von Timaris Vergiftung und Tod schreiben zu müssen, hat ihn schwer getroffen. Wir können nur hoffen, dass er lange genug überlebt hat. Dass Kalliope es geschafft hat, sie beide rechtzeitig aus dem Schloss zu schmuggeln. Aber gut gehen wird es ihm nicht."

Es war ein furchtbares, erschreckendes Thema und Kosta war seinen Freunden so dankbar, dass sie mitkommen wollten, um Kalliope und Andiël zu suchen. Es wäre eigentlich Kostas Aufgabe. Aber er war zu schwach, die zwei vermissten Freunde zu suchen und gleichtzeitig auf Eneas aufzupassen. Denn da wo Kosta hinging, da ging auch Eneas hin. Das musste Kosta in Zukunft bei seinen Plänen immer miteinbeziehen. Eneas folgte ihm sogar bis in die Hölle. Selbst wenn Kosta sich mühe gab, seine Spuren zu verwischen. Er schien trotzdem Wege zu finden, ihn aufzuspüren. Ulysses sprach das auch noch einmal an. Kosta hätte die Suche durch seinen Brief erst selbst in Gang gesetzt.
"Ich habe es einfach nicht über mich gebracht, Fabienne sich selbst zu überlassen", seufzte er schuldbewusst. "Prinz Asar wollte, dass ich ihn töte. Oder ihn Takona als Friedensangebot überreiche." Was er erst recht nicht hatte tun können. "Ich hatte gehoffft, dass unsere Spuren in den Wirren, die Garois durchgemacht hat, verloren gehen. Wir haben uns Mühe gegeben, möglichst ungesehen abzutauchen." Beinahe wäre der Haushofmeister auch ihm entwischt. Wie sich jedoch zeigte, hatte jemand ganz anderes die Verbindung hergestellt.
"Timaris hat euch gesagt, wo wir zu finden sind?" Empört sprang er auf und fühlte einen heftigen Stich in seinem Herz. Sein Magen verkrampfte sich furchtbar. "Wie konnte sie nur. Ha! Und Prinz Asar dachte, sie würde nicht so schnell dahinter kommen, wohin wir wollten. Sie hat es nicht nur sofort herausgefunden, sie hat uns auch noch jemanden hinterher geschickt. Beim Feuer der Hölle, wie konnte sie nur? Sie hätte Eneas nichts davon sagen dürfen. Sie hätte ihn einsperren und den Schlüssel zu seinem Zimmer wegwerfen sollen." Stattdessen hatte sie Eneas dieser schrecklichen Gefahr ausgesetzt. Der Gefahr, ebenfalls im den Kerker von Dalmadans Feste gefangen zu werden. Kosta wurde schlecht. Das Timaris wegen ihrer Aktion über sie geflucht haben sollt, war egal. Sie hatte Eneas in Gefahr gebracht.
"Dann wusstet ihr wegen Timaris, wohin wir wollten?" fragte er leise nach. "Nicht... nicht weil ihr die Kutsche gesucht habt?" Kosta konnte Ulysses wieder nicht in die Augen sehen. Dieser verneinte seine Frage etwas verwirrt. Kosta nickte verstehend. Konnte seine Tat dann aber nicht mehr länger verheimlichen. Zu sehr lastete sie auf seinem Gewissen.
"Dann haben wir unsere Spur also doch gut genug verwisscht", brach es bitter und gequält aus ihm heraus. "Wir haben ihn umgebracht. Den Kutscher. Wir haben ihn einfach umgebracht. Es ging so schnell. Er wusste noch nicht einmal, wie ihm geschah. Wir haben ihn getötet und dann die Kutsche und alle Beweise mit Hexenfeuer verbrannt, bis nichts mehr davon übrig war."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » Sa 22. Okt 2022, 20:45

Sie tauschten sich weiter aus und Kosta erzählte ihm wie es war über längere Zeit in Dunrobin Castle zu leben und dass Andiël sich sehr gequält hatte Propaganda für Sion zu schreiben. Es hätte ihn schwer getroffen und sie konnten nur hoffen, dass er lange genug überlebt hätte um zu entkommen. Trotzdem würde es ihm nicht gut gehen. Ulysses nickte düster. Er dachte an den schwarzen Schleim, den die gefangenen Offiziere ausgehustet hatten. Würden das auch Andiël und Kalliope durchmachen und würden sie es überleben?
Aber wie Kosta deutlich machte, ging es nicht nur ums Überleben, sondern auch um das Leben danach und dorthin zurückzukommen war augenscheinlich sehr schwer. Wieder musste Ulysses dabei an seinen Sohn denken.

Im Gegenzug erzählte Ulysses von der anfänglichen Suche nach Kosta. Er konnte nur weitergeben, was die drei aus der Crew ihm berichtet hatten, da er selbst nicht dabei gewesen war. Kosta seufzte und erklärte, dass er es nicht über sich gebracht hatte Fabienne sich selbst zu überlassen oder ihn gar zu töten wie es Prinz Asar wollte.
"Ich erinnere mich, dass Olintes erzählt hat, dass Fabienne Lantos Restaurant halb umgekrempelt hatte. Er schien sich ganz wohlzufühlen." Es war nicht so, dass der befreite Sklave auf der Straße gehaust hatte. Es war also eigentlich nicht hundertprozentig dringlich gewesen, Eneas sofort davon zu schreiben...
Ulysses behielt den Gedankengang lieber für sich.
Als er davon berichtete, dass Timaris ihnen geholfen hatten Kostas Ziel ausfindig zu machen, sprang Kosta empört auf und beschwerte sich darüber, dass die Königin ihm Eneas hinterher geschickt hätte. Sie hätte ihn einsperren sollen.
"Was sie genau gesagt hat, solltest du Lucero und Amancio fragen, aber von Lucero weiß ich, dass das auch ihr erster Gedankengang war", berichtigte Olintes. "Sie wollte anfänglich nicht, dass Taelos aufbricht, aber ich glaube, sie wusste auch, dass sie ihn nicht halten kann. Und dabei ging es zunächst nur darum heimlich nach Raej reinzuschleichen, um dich dort zu finden. Quasi zu verhindern, dass ihr bis zu Zorya kommt. Aber wir waren zu spät.."
Kosta fragte, ob sie dann wegen Timaris gewusst hatten wohin der Haushofmeister und Kosta wollten und nicht weil sie die Kutsche gesucht hätten. Ulysses schüttelte verwirrt den Kopf.
"Nein.. wir haben nur gehört, dass ihr mit einer Kutsche unterwegs nach Shalador seid, aber da verlief sich die Spur..", erklärte er. Kosta blickte beiseite und nach einer Weile sagte er in sehe bitterem Tonfall, dass sie ihre Spuren zu gut verwischt hätten.
Sie hätten den Kutscher einfach umgebracht. Es war so schnell gegangen und der Mann hätte es nicht mitbekommen. Sie hätten ihn getötet und dann die Kutsche verbrannt.

Erschrocken blickte Ulysses auf. Als ehemaliger Kutscher für Adelige wusste er um die Gefahren, die dies mit sich brachte. Wenn sich Adelige der Loyalität des Kutschers nicht sicher waren und sie geheime Machenschaften verbergen wollten, konnte es passieren, dass sie den Kutscher bestachen oder ihn gar bedrohten.
"War es nötig ihn umzubringen?", fragte Ulysses und war noch etwas unsicher wie er mit der Neuigkeit umgehen sollte. Hatte Kosta es ihm erzählt weil er auch ein Kutscher war?
"Ich weiß es nicht..", antwortete Kosta leise und sah ihn wieder nicht an. Bestimmt hatte er Schuldgefühle.
"Wessen Idee war das?", fragte Ulysses, denn er konnte sich schwer vorstellen, dass Kosta auf die Idee kam einen unwissenden Kutscher zu töten. Es war sehr extrem und sprach von einem Geist, der sich nicht viel um Menschenleben scherte.
"Prinz Asars. Mir kam noch nicht einmal der Gedanke, da war der Mann auch schon tot. Ich konnte es nicht verhindern. Es tut mir so leid", entschuldigte sich Kosta plötzlich innig. Ulysses drückte ihn sanft an der Schulter.
"Wieso entschuldigst du dich bei mir? Du hast den Mann nicht getötet." Ulysses zögerte kurz. Hatte Kosta zugelassen, dass der Kutscher erst in diese gefährliche Lage gebracht worden war? Aber Ulysses war nicht dabei gewesen und er wusste nicht welche Möglichkeiten Kosta gehabt hatte.
"Von allen Gerüchten, die ich über den Haushofmeister gehört habe, soll er ein eiskalter Mann sein, der sehr brutal reagiert, wenn man sich ihm widersetzt und der keinerlei Mitgefühl mit anderen hat." Kosta war das komplette Gegenteil.
"Wenn du dir nichtmal der Gedanke kam dem Mann etwas anzutun, wie hättest du vorhersehen können, dass Prinz Asar so etwas im Sinn hat?", überlegte Ulysses.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 20:50

"Fabienne hat Lantos Restaurant umgekrempelt?" fragte Kosta überrascht. Davon hatte er noch nichts gehört. Oder vielleicht hatte Eneas ihm einmal davon erzählt, doch Kosta war nicht fähig gewesen, zuzuhören. "Wie kann das sein? Als ich ihn bei Lanto lassen musste, war er ein Häufchen elend, kurz davor vollkommen zusammen zu brechen, weil seine ganze Welt auseinander gefallen war." Deswegen hatte er Eneas auch diesen harschen Brief geschrieben, damit er Fabienne rettete und sich um ihn kümmerte. Niemals hatte Kosta damit gerechnet, dass sich der sanfte Jüngling innert kürzerster Zeit derart festigen würde, dass er ausgerechnet Lantos Lokal umkrempeln konnte.
Wenn er das nur besser eingeschätzt hätte. Dann wäre Eneas nicht nach Raej gegangen. Er hätte nicht bei Timaris nachgefragt, wo Kosta sich befand und hätte ihm niemals nach Dhemlan nachreisen können. Aber so... so war der Kutscher umsonst gestorben. Andererseits jedoch, Kosta wusste nicht, ob er es alleine mit dem Gegenmittel zurück geschafft hätte. Ob Prinz Asar dann noch Leben würde oder ob die Spinnenkönigin nun tot wäre. Ah, aber Eneas war in so grosser Gefahr gewesen. Kosta schwirrte der Kopf. Er war verwirrt und wusste nicht, was er fühlen sollte. Er wollte Ulysses jedoch von dem Kutscher beichten. Sein Freund hatte es verdient zu wissen, was für eine Art Mensch Kosta war.

"Ich weiss es nicht", antwortete Kosta leise und beschämt. Er konnte Ulysses nicht in die Augen schauen. Er wusste nicht, ob es nötig gewesen war, den Krieger umzubringen oder nicht. Kosta konnte sich nicht vorstellen, dass es das gewesen war. Er hatte sie nicht bedroht. Aber vielleicht doch. Kosta wusste es wirklich nicht. Es war zu schmerzhaft, darüber nachzudenken.
"Prinz Asars", gab er zu, wessen Idee das gewesen war. "Mir kam noch nicht einmal der Gedanke, da war der Mann auch schon tot. Ich konnte es nicht verhindern. Es tut mir so leid", entschuldigte er sich reuevoll. Es war so schnell gegangen. Er hatte nichts dagegen tun können. Er hatte sich noch nicht einmal danach gegen Prinz Asar gewehrt. Es tat ihm so Leid um den Mann, seine Freunde und seine Familie. Ulysses konnte das jedoch nicht verstehen. Er fragte, warum Kosta sich bei ihm entschuldigte. Er hätte den Mann nicht getötet.

"Weil ich wusste, was Prinz Asar für ein Mann ist", erklärte Kosta mit brüchiger, reuevoller Stimme. "Du hast recht. Er ist eiskalt, brutal, berechnend und sadistisch. Ich wusste, dass die Gerüchte über ihn stimmen, sobald ich ihn gesehen habe. Und ich wusste, wieviel er bereit war, für seine Königin zu tun. Ich hätte damit rechnen müssen, dass er unsere Spuren auf diese Weise verwischt. Doch ich habe nichts getan. Weder beim Kutscher, noch als wir die 6. Kompanie verraten haben. Ich habe ihm Zucker und alle anderen gnadenlos ausgeliefert." Er hatte zwar versucht Zucker zu warnen. Doch nicht genug. Nicht so sehr, als dass es Prinz Asars Plan hätte in Gefahr hätte bringen können.
"Und... und wenn es nötig gewesen wäre... ja... dann hätte ich ihn getötet", musste Kosta zugeben. Es war erschreckend sowas vor sich selber und erst recht, es vor anderen zuzugeben. Klar war es ihm jedoch schon länger. Er hatte noch so viel schlimmeres getan.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » Sa 22. Okt 2022, 20:52

"Ich war nicht dabei", wiederholte Ulysses, als Kosta sich erstaunt zeigte, dass Fabienne Lantos Restaurant umdekoriert und verändert hätte. Kosta erklärte, dass es Fabienne sehr schlecht gegangen war, als er ihn in Garois zurückgelassen hatte. "Zum Glück hat er sich gefangen und etwas gefunden, was ihm gefällt", sagte Ulysses aufmunternd. "Es war sicherlich gut ihn aus Garois zu holen, wo es dort für Dhemlaner sehr gefährlich geworden war." Er wollte nicht absprechen, dass Kostas Botschaft nicht berechtigt gewesen war. Der Krieger fragte sich bloß, ob dies Kostas einziger Grund gewesen war oder ob er nicht doch einen Kontakt zu Eneas gesucht hatte, egal wie frostig dieser gewesen war. Kosta hatte sich selbst in einer schwierigen Situation mit Prinz Asar wiedergefunden, unfähig daraus auszubrechen oder sich vermutlich viel gegen den Haushofmeister zu wehren, wenn er wirklich so ein brutaler Mann war.
Sie sprachen später darüber, als Kosta ihm gestand, dass sie den Kutscher getötet hatten, wobei er sich genauso viel Schuld zuschrieb wie Prinz Asar. Er hätte es nicht verhindern können. Ulysses wusste nicht was er davon halten sollte oder was er deswegen unternehmen konnte. Vielleicht wollte Kosta sich endlich das traumatische Erlebnis von der Seele reden.

Kosta war weiterhin nicht bereit sich von seinen Schuldgefühlen zu lösen. Reuig erklärte er, dass er von Anfang an gewusst hätte was für ein Mann Prinz Asar sei. Er hätte wissen müssen, dass der Prinz zu solchen Mitteln greifen würde, um ihre Spuren zu verwischen. Stattdessen hätte Kosta nichts getan. Auch nicht, als sie die 6. Kompanie verraten hatten. Er hätte Zucker und die anderen gnadenlos Prinz Asar ausgeliefert.
"Wie lange kanntest du Prinz Asar da? Gut genug, um jeden seiner Schritte vorauszuahnen?", fragte Ulysses, denn er bezweifelte das. Aber er konnte verstehen, dass sein Freund sich da große Vorwürfe machte. Aber wie nahm man jemanden die Schuldgefühle, der so fest davon überzeugt war, dass er sie verdient hatte?
Leise gestand der andere Krieger, dass er den Kutscher auch getötet hätte, wenn es nötig gewesen wäre. Es war ein schweres Geständnis, aber eines, das Ulysses verstand.
"Für Timaris", erriet Ulysses und nickte. "Ich weiß nicht wie ich gehandelt hätte, aber ich weiß, dass ich für meine Familie - und für euch - auch sehr viel tun würde." Und bereits getan hatte. "Wenn jemand einer Rettung im Weg stünde oder sie bedrohen würde... ich sage mir, dass ich zuerst jeden friedlichen Weg ausloten würde, aber manchmal... gibt es keine Zeit oder keine Mittel oder man sieht den Weg nicht." Ulysses seufzte.
"Es ist schrecklich, dass du die Soldaten hast verraten müssen oder dass der Kutscher getötet worden ist, aber wieviel Kontrolle hattest du darüber wirklich? Was wäre passiert, wenn du gegen Prinz Asar aufbegehrt hättest?", fragte er.
Kosta erwiderte, dass es nicht wichtig wäre, ob er Kontrolle gehabt hätte oder nicht. Er hätte sich dazu entschieden nicht aufzubegehren, damit er Prinz Asar und die Mission nicht verriet. Ulysses nickte. Es wurde deutlich, dass Kosta nicht nach einem Weg sah sein Verhalten zu entschuldigen und sich von seiner Schuld freizusprechen.
"Es ist schwierig damit zu leben", vermutete er. Jedes Mal, wenn sie ein Schiff angriffen, um Beute zu machen, entschieden sie sich für das Risiko, dass jemand sterben konnte. Aber daneben stehen zu müssen, während er Leute, die er mochte, bewusst ins Unglück führte, musste unsagbar quälend sein. Nochmal so viel für Kosta.
"Ich weiß nicht was ich dir dazu sagen kann, was dir hilft", war Ulysses etwas ratlos, "Du fühlst dich wegen so vielem schuldig..." So viel hatte er mitbekommen. Ulysses blickte Kosta ernst an. "Massimo hat mir einmal etwas gesagt, das mir in Erinnerung geblieben ist. Dass man es manchmal einfacher findet sich als Schuldiger zu sehen und sich von den Schuldgefühlen quälen zu lassen, als sich der unaussprechlichen Trauer zu stellen."
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