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Suche nach dem verlorenen Paar





Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 21:01

Tapfer versuchte Ulysses ihn zu verteidigen. Versuchte Entschuldigungen für ihn zu finden. Er hätte Prinz Asar nicht lange gekannt. Sicherlich nicht gut genug, um jeden seiner Schritte vorauszuahnen. Womit Ulysses natürlich recht hatte. Doch Kosta hätte den Kutscher ebenfalls getötet, wenn es nötig gewesen wäre. Es war grausam, aber es war wahr. Leise gestand er Ulysses das, damit dieser ihn richtig verstand. Und Ulysses verstand sogar noch viel mehr, viel tiefer. Er erkannte, dass er das für Timaris tun würde. Er gab ihm gebenüber sogar zu, dass er für seine Familie und auch für seine Freunde ebenfalls sehr viel tun würde. Er dachte zwar, dass er immer zuerst jeden friedlichen Weg ausloten würde, wenn jemand einer Rettung im Weg stünde oder seine Liebsten bedrohte. Aber andererseits, manchmal gäbe es keine Zeit oder keine Mittel oder man sähe den Weg nicht. Kosta seufzte ebenfalls tief. Oh ja, es hatte weder Zeit, noch Mittel, noch Weitsicht gegeben.

"Es ist nicht wichtig, ob ich die Kontrolle hatte oder nicht", wehrte er traurig ab. "Ich habe mich dazu entschieden, nicht aufzubegehren, damit ich Prinz Asar und die Mission nicht verrate." Er hätte aufbegehren können. Er hätte Zucker warnen können. Er hätte versuchen können, einen anderen Weg zu finden. So sehr er sich auch vor dem Prinzen fürchtete, er hatte nicht wegen seiner Angst vor ihm nichts gesagt.
Ulysses verstand ihn auch dieses Mal und meinte, dass es schwierig sei, damit zu leben. Kosta lächelte wehmütig. Ja, das war es. Aber irgendwie war er froh, dass Ulysses verstand, was er getan hatte und und es akzeptierte. Das tat gut. Besonders, dass sein Freund nicht einfach wegrannte. Dass er nicht angewidert von ihm war. Dass er vielleicht sogar ähnlich gehandelt hätte. Das machte es nicht besser. Aber erträglicher.
"Du musst nichts sagen", versicherte Kosta ihm sanft. "Ich wollte nur, dass du weisst, dass es mir Leid tut. Auch wenn ich bewusst so gehandelt habe." Ulysses blickte ihn ernst an und erzählte ihm daraufhin, dass Massimo ihm einmal gesagt hätte, dass es manchmal einfacher wäre, sich als Schuldigen zu sehen und sich von seinen Schuldgefühlen quälen zu lassen, anstelle sich der unaussprechlichen Trauer zu stellen. Kosta erschauderte. Das klang gewaltig.
"Aber ich bin schuldig", wehrte er sich dagegen. "Das ist leider so, Ulysses. Dafür gibt es keine Erklärung ausser, dass es nötig war, um an das Gegengift für Timaris zu gelangen. Es gibt keine Ausreden oder Entschuldigungen. Es ist so." Er hätte auch anders handeln können. "Ich bin schuldig und muss lernen, damit zu leben. Das wird so seine Zeit brauchen. Aber ich habe einen starken Halt." Kosta lächelte unsicher. Er hatte versprochen, an Eneas Seite zu bleiben.
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von Anzeige » Sa 22. Okt 2022, 21:01

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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » Sa 22. Okt 2022, 21:26

Kosta erwiderte, dass Ulysses nicht die richtigen Worte finden müsse. Er wolle nur, dass Ulysses wisse, dass es ihm leid täte. Selbst wenn er bewusst so gehandelt hatte. Ulysses nickte. Wie er schon vermutet hatte, wollte der andere Krieger sich aussprechen und sich einfach mitteilen ohne dass er eine Absolution erwartete oder jemanden, der ihm die Schuld abnahm. So weit schien er längst nicht zu sein.
Er wehrte sich dagegen von seiner Schuld zu lassen. Er wäre schuldig und es gäbe keine Ausreden oder Entschuldigungen. Er würde damit lernen müssen zu leben. Ulysses hoffte vielmehr, dass Kosta irgendwann auch lernen würde sich von dieser Schuld zu lösen. Er war keine Priesterin, aber Ulysses befürchtete, dass hinter den Schuldgefühlen noch viel Schmerz weggesperrt war. Aber das würde nicht jetzt in dieser Vorratskammer passieren.
Kosta sah selbst ein, dass es Zeit brauchen würde. Er hätte aber einen starken Halt und bei den Worten lächelte er. Vielleicht meinte er Eneas.
"Du hast auch in uns einen Halt", versicherte Ulysses. Immerhin hatte Kosta mit ihm über diese Zeit reden können. Das war mehr als vor ein paar Monden. "Du bist mein Freund. Ob du auf dem Schiff bist und in der Mannschaft dienst oder nicht." Er würde vielleicht nicht immer zur Mannschaft gehören, aber immer zu ihrem Freundeskreis, der weit über das Leben auf dem Schiff hinausging.
"Wir überreden Dido eine Hilfe für die Vorräte einzustellen und dann musst du dir wenigstens über die Vorratskammer keine Sorgen machen." Ulysses ließ seinen Blick über die Regale schweifen. Von hier unten sahen die Regale noch viel chaotischer und überwältigender aus.
"Wenn wir es schaffen Andiël und Kalliope zu finden, will Taelos die beiden nach Mineva bringen", dachte er weiter an die Zukunft. Schließlich hatte der Dhemlaner dort ein Ferienhaus und Alea war auch nicht weit weg, sollten die beiden Priesterinnen benötigen, um sich von den schrecklichen Erfahrungen zu erholen.
"Ich möchte auch so schnell wie möglich nach Mineva. Wenn meine Kinder mir schreiben, dann dorthin und ich warte auf Nachrichten von Kalell. Seine Einheit ist in Dhemlan", erzählte Ulysses.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 07:22

Ja, auch die Mannschaft, seine Freunde gaben ihm Halt. Gerade deswegen war es so schwer für ihn, wieder an Bord zu kommen. Weil sie ihm wichtig waren. Weil er sich schämte. Und auch weil der Halt der Mannschaft nicht gross genug war, um ihn auf dieser Welt zu halten. Das hätte noch nicht einmal Timaris gekonnt. Nicht für lange. Seine Freunde, Timaris, sie halfen. Aber wahrhaft halten tat einzig und alleine Eneas. Eine Last, die seinen Liebsten sehr erschreckte, weswegen Kosta sich Mühe gab, ihm das nicht mehr so deutlich zu zeigen. Er schaffte es jedoch nicht immer, sich genügend zu beherrschen.

"Das ist doch schon einmal ein erster Schritt", schmunzelte Kosta, als Ulysses ihm nochmals seinen Plan zur Rettung der Vorratskammer vorschlug. Jetzt wirkten die chaotisch eingeordneten Lebensmittel nicht mehr so bedrohlich wie zuvor. Es war eigentlich schon richtig lächerlich, dass er deswegen so eine Panik bekommen hatte. Kosta war jedoch erfahren genug mit traumatisierten Menschen, um zu wissen, dass er nicht wegen der Vorratskammer so einen Zusammenbruch erlebt hatte.
"Vielleicht sollten wir trotzdem schon jetzt etwas hier aufräumen", schlug er vor. "Nicht, dass wir den Neuling gleich wieder verscheuchen, mit dem Chaos hier."

Ulysses dachte aber noch weiter in die Zukunft. Dass sie Kalliope und Andiël nach Mineva bringen würden, wenn sie es geschafft hatten, die zwei zu finden. Ulysses selbst wollte ebenfalls so schnell wie möglich nach Mineva zurück segeln. Denn wenn ihm seine Kinder schreiben würden, dann nach dahin und er würde auf Nachrichten von Kalell warten. Seine Einheit wäre in Dhemlan. Erschocken sog Kosta die Luft ein. Das hatte er nicht gewusst. Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. Mal wieder.
"In Dhemlan? Wo?" fragte er besorgt. "Und du willst mit nach Askavi? Du könntest doch gleich direkt nach Mineva. Vielleicht hat Kalell dir ja schon geschrieben. Wann hast du denn das letzte Mal von ihm gehört?" Lebte Kalell überhaupt noch. Er war doch noch so jung. Viel zu jung für den Krieg.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » So 23. Okt 2022, 08:43

Er war froh, dass Kosta nach der schwierigen Aussprache wieder schmunzeln konnte. Weder wurde er still und in sich gekehrt noch flüchtete er aus der Vorratskammer. Er hatte solch große Fortschritte gemacht und es erfüllte Ulysses mit heimlichen Stolz, aber er wusste nicht wie er das sagen konnte ohne dass es seltsam klang. Kosta machte sich trotzdem weiterhin schwere Vorwürfe und hatte mit dem zu kämpfen was er für Timaris' Rettung und später für Eneas' Schutz getan hatte.
Trotzdem lähmte es den schlanken Krieger nicht mehr vollends. Er sah ein, dass sie noch jemanden für die Vorratsverwaltung und die Kombüse benötigten, schlug aber gleichzeitig vor schon jetzt aufzuräumen bevor der Neuling vom Chaos vertrieben wurde. Ulysses musste nun auch schmunzeln.
"Gute Idee", stimmte er zu und erhob sich geübt, trotz des leicht schwankenden Bodens.
Als er seine eigenen Gründe erwähnte zurück nach Mineva zu wollen, atmete Kosta hörbar erschrocken ein und erkundigte sich sofort besorgt nach Ulysses Sohn. Wo genau er stationiert wäre und warum Ulysses nicht sofort nach Mineva wolle. Womöglich hätte Kalell ihm schon geschrieben. Wann er das letzte Mal von ihm gehört hätte.
"Ich muss darauf vertrauen, dass seine Einheit ihn sicher zurückbringt", sagte Ulysses. Es war Kalells eigener Wunsch gewesen in die Armee einzutreten und für sein Land zu kämpfen. Selbst als es dann vor ein paar Jahren ernst geworden war.
Der Krieger hielt Kosta die Hand hin, um ihm aufzuhelfen.
"In Askavi kann ich tatsächlich etwas helfen. Ich werde gebraucht, um den Mast zu reparieren", erklärte Ulysses, "In Mineva würde ich wahrscheinlich tatenlos herumsitzen und auch noch die Sorgen meiner Eltern hören." Das würde ihm nicht helfen. Ulysses hatte sich schon länger der Wahrheit ergeben, dass er wegen Kalell nichts ausrichten konnte.
"Ich weiß nicht genau wo er jetzt ist. Vor ein paar Wochen waren sie gerade über die dhemlanische Grenze", erzählte Ulysses und er rief Kalells Brief herbei. "Das ist seine letzte Nachricht." Er hielt sie Kosta vertrauensvoll hin.

Lieber Pa,

vorgestern von Shalador über die dhemlanische Grenze marschiert. Acht Stunden mit schwersten Gepäck und beharkt von Angriffen, aber wir waren gut geschützt unter den Schilden. Sie haben sechs Stunden gehalten und dann haben wir unser Lager in einer Senke aufgeschlagen und uns dort verschanzt. Mitten in der Nacht war dann der schlimmste Einschlag zu hören, ein richtig lauter Knall. Vor uns lag eine grüne Wiese und am nächsten Morgen sahen wir nur noch einen Krater dort. Es muss mindestens ein saphirnes Juwel gewesen sein.
Unser Hauptmann orderte uns aus der Senke und wir haben zum ersten Mal die Feuerstöcke im Gefecht ausprobiert mit denen wir bisher trainiert hatten. Das Nachladen dauert und zwei sind in den Händen meiner Kameraden explodiert, aber wenn alle Juwelen erschöpft sind, feuern diese Büchsen immer noch. Sie sind allerdings leidlich schwer. Die Dhemlaner waren vollkommen überrascht. Sie hatten nicht erwartet, dass unsere Blutmänner so wehrhaft sind und wir konnten viel Boden gutmachen.
Es tut mir leid, dass ich nicht so viel schreiben kann, aber sie halten uns sehr auf Trab. Die Front ist mehrere Tagesmärsche entfernt. Wir gehen nördöstlich und sollen einer feindlichen Kompanie den Weg abschneiden, damit sie dem Vormarsch nicht in den Rücken fallen kann. Das hört man jedenfalls von den Offizieren. Das nächste Dorf ist Nouverim. Ich habe Ma geschrieben, dass sie mir nochmal ein Kehrpaket schicken soll. Kekse, Zahnpasta, Seife, Schnürsenkel und eingelegte Oliven, denn die Rationen sind sehr schlicht.
Muss jetzt schluss machen.

Von deinem Sohn, Kalell


"Er beschränkt sich meist auf das Wesentliche", erklärte Ulysses. Kalell war schon immer sehr ernst und strebsam gewesen, aber er war ein guter Junge. "Anscheinend hat unsere Armee eine neue Fernkampfwaffe. In den Zeitungen habe ich nicht ein einziges Wort darüber gelesen."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 08:53

Ulysses verneinte, dass er gleich nach Mineva wolle. Dort würde er wahrscheinlich nur tatenlos herum sitzen und sich auch noch die Sorgen seiner Eltern anhören. In Askavi könne er tatsächlich etwas helfen. Er würde hier gebraucht, um den Mast zu reparieren. Er müsse darauf vertrauen, dass Kalells Einheit ihn sicher zurück brächte. Kosta nickte kläglich. Das war schrecklich, einfach nur warten und hoffen zu müssen. Er konnte verstehen, dass Ulysses etwas tun wollte. Dass er helfen wollte. Und Kalell konnte nicht einfach aus feindlichem Gebiet heraus gerettet werden. Der Junge war freiwillig dort, um sein Land und seine Königin zu schützen. So wie viele andere Männer auch.

Es war nötig, dass Soldaten ihr Land verteidigten. Furchtbar war es trotzdem. Das viele Leid, das sie erleben mussten. Kosta tat es so Leid für die Menschen und er fragte sich, wie Timaris das nur aushielt, darüber zu stehen und die Leute sogar noch zu befehligen und in den sicheren Tod zu schicken. Die letzte Nachricht von Kalell war vor ein paar Wochen geschrieben. Wochen! Das barg so viele Möglichkeiten, so viel Zeit, wie man durch einen dummen Zufall doch noch sterben konnte. Ehrfürchtig nahm Kosta den Brief entgegen, den Ulysses ihm vertrauensvoll entgegen streckte, damit er ihn las.
"Er ist ein sehr tapferer junger Mann", meinte Kosta innig, nachdem er die knappen Zeilen gelesen hatten. Es waren so wenige, auch wenn ihm bewusst war, dass selbst für diesen kleinen Brief kaum Zeit gewesen war, um ihn zu schreiben. Trotzdem hatte Kosta so viele Fragen an Krieger aus lauter Sorgen um ihn. Ging es ihm gut? Diese Feuerstöcke, hatten sie ihn auch verletzt? Brauchte er wirklich nur so wenige Sachen. Was war mit Medizin und Verbänden?
"Wie hälst du das nur aus, Ulysses?" fragte Kosta erschlagen. "Wie schaffst du das, nach so einem Brief nicht gleich all die Sachen zu packen, die er braucht und noch brauchen könnte, und nicht zu ihm zu eilen, um ihm alles selber zu bringen und ihn vor Ort zu beschützen? Ich würde verrückt werden vor Sorge." Kosta verzog sein Gesicht. "Noch verrückter." Er war schon längst nicht mehr wirklich gesund. Was Ulysses nun durchmachen musste, würde ihn in den Wahnsinn treiben. Kosta glaubte nicht, dass er seinem Kind so viel erwachsen sein zugestehen könnte. Er würde es einsprerren und den Schlüssel wegwerfen. Egal wie sehr er damit dessen Stolz verletzte.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Ulysses » So 23. Okt 2022, 09:02

Kosta lobte wie tapfer Kalell war, nachdem er den Brief gelesen hatte, und fragte dann wie Ulysses es aushalten würde nicht sofort zu ihm zu eilen und ihn vor Ort zu beschützen. Er selbst würde verrückt werden vor Sorge. Noch verrückter als sowieso schon.
"Vertrauen", antwortete Ulysses, "Und lernen zu akzeptieren, dass man manchmal machtlos ist und das in Ordnung ist." Das hatte er auch nicht von heute auf morgen gekonnt. Es hatte die ein oder andere hitzige Diskussion gegeben, als Kalell sich dazu entschieden hatte der Armee beizutreten.
"Ich kann ihm nicht vorschreiben wie er zu leben hat. Die Piraterie ist genauso gefährlich und wir leben auch riskant", wandte er ein. Es wäre sehr heuchlerisch gewesen, da von Kalell zu verlangen, dass er sich einen sicheren Beruf suchte. "Ich verstehe, warum er unser Land beschützen will und ich muss darauf vertrauen, dass er vorsichtig ist und sich schützt. Es ist nicht immer einfach", gab er dann zu. Besonders jetzt, wo sein Sohn Nahe der Front war. Aber es war vielleicht ein besserer Einsatz als in Raej von wo sehr viele Berichte über Verluste zu hören waren.

"Ich mache mir viele Sorgen, aber ich muss abwarten bis er wieder zurück ist und darauf vertrauen, dass er zurückkommt." Er konnte nicht als Elternteil nach Dhemlan jagen und seinen Sohn aus seiner Einheit herausreißen, um ihn zu beschützen. "Das ist alles was ich tun kann und ich habe es akzeptiert." Er lächelte sachte. "Aber ich kann helfen nach Andiël und Kalliope zu schauen. Hoffen wir, dass sie es wirklich über die Grenze nach Askavi geschafft haben. Je tiefer sie noch in Dhemlan sind, desto gefährlicher wird es für uns selbst."
Wobei er wohl mit Rachel beim Schiff bleiben würde, um währenddessen die Reparaturarbeiten voranzutreiben.
"Und das was wir jetzt tun können, ist die Vorratskammer aufzuräumen", erklärte Ulysses und griff nach einem Glas mit Bohnen. Der Krieger wollte sich lieber darauf konzentrieren, was er jetzt unmittelbar tun konnte.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » So 23. Okt 2022, 09:03

Sie waren gerade erst aus dem Hafen raus und es lief eigentlich ganz gut mit den anderen zusammen zu segeln, doch Eneas' Gedanken wanderten unweigerlich zu Kosta. Würde er sich wieder in die Kajüte zurückziehen? Würde er nie an Deck erscheinen, weil Eneas eventuell von Leto Befehle bekommen könnte?
Eneas forsche nach Kostas Signatur, was er ohnehin oft unbewusst tat, weil er sich dann sicherer und beruhigter fühlte. Er spürte seinen Liebsten irgendwo bei der Kombüse. Die Vorratskammer? Eneas war sich nicht sicher. Hoffentlich verkroch er sich nicht dort. Wollte er dort aufräumen? Das war sicher eine gute Idee.
"Taelos!", mahnte Damien ihn zur Ordnung, als er nicht rasch genug an einem der Taue zog.
"Äh, jaja, ich mach schon." Eneas versuchte sich wieder aufs Segeln zu konzentrieren, aber in ihm drin wuchs ein ungutes Gefühl. Ob es Kosta gut ging? Die Signatur fühlte sich nicht gut an. Eher aufgewühlt und bedrückt. Normalerweise vermochten nur Priesterinnen diese feinen Nuancen herauszuspüren, doch je länger Eneas sich auf die Signatur seines Freundes konzentrierte desto mehr konnte er dort herausfühlen. Oder vielleicht war es ein Bauchgefühl.
Kosta ging es jedenfalls nicht gut.
In einem ruhigen Moment, als ihn niemand unmittelbar brauchte, stahl Eneas sich rasch unter Deck und eilte durch die Messe zur Kombüse. Als er Kosta schluchzen hörte, gab es für ihn kein Halten mehr. Eneas wollte schon in die Vorratskammer stürmen, da hörte er wie Ulysses Kosta tröstete und ihm gut zusprach. Der Schriftsteller bremste ab. Sein Freund hatte sich große Sorgen gemacht wie der Rest der Mannschaft auf ihn reagieren würde, hatte Angst gehabt ihnen zu begegnen. Wenn er jetzt sein Herz Ulysses ausschütten konnte, war das sicher eine gute Sache. Da sollte Eneas nicht hereinplatzen.
Um sicher zu gehen, dass Kosta wirklich keine Hilfe von ihm bedurfte, blieb Eneas trotzdem länger als nötig. Er legte einen Schleier um sich, der ihn verhüllte, und kam näher. Solomon war damit beschäftigt Pampelmusen zu zerkleinern und einzukochen. Der Smutje bemerkte ihn ebenfalls nicht. So konnte Eneas vorsichtig um die Ecke linsen. Kosta saß mit Ulysses auf dem Boden zwischen den Regalen. Ulysses hatte einen Arm um ihn gelegt und beteuerte, dass Kosta niemanden an Bord verraten hätte. Eneas lächelte. Jetzt musste Kosta es nur noch glauben. Auch Ulysses hatte so seine Schwierigkeiten zu Kosta durchzudringen. Eneas' Liebster erklärte wieso er sich als Verräter fühlte. Er hätte sie in der Feste im Stich gelassen indem er das Gegengift hatte abliefern wollen, und dann hätte er nochmal alle verraten, als er gegen Turgor gekämpft hatte anstatt weiter zu fliehen. Damit hätte er alle verraten.
"Und... und ich würde es jederzeit wieder tun."
Eneas erschrak über die zwar leisen aber heftigen Worte und stieß dabei gegen eines der Regale. Verflixt. Hastig schob er die Schachteln zurück und hielt den Atem an. Kosta hatte lieber ihn beschützt als mit dem Gegengift zu fliehen. Es musste sehr schwer für seinen Freund sein, wo er seiner Königin sonst hingebungsvoll diente und alles für sie tat.
Solange es nicht Eneas schadete...
Der Gedanke war gewaltig. Noch während Ulysses versuchte Kostas Worte zu entkräften, wurde Eneas bewusst, dass er hier nicht zuhören sollte. Das war nicht für seine Ohren bestimmt. Wenn Kosta ihm etwas erzählen wollte, würde er es tun. Eneas hatte versprochen nicht zu drängen. Er konnte sich dieses Wissen nicht anderweitig erschleichen. Hastig brachte er sich außer Hörweite und verfluchte sich innerlich für seine Unachtsamkeit.
Kosta war bei Ulysses gut aufgehoben.

Kostas Worte spukten ihm trotzdem im Kopf herum. Auch noch, als Leto ihm einen knappen, verärgerten Speerfaden schickte, dass er an Deck kommen sollte. Oh nein, das hatte er ja völlig vergessen! Eneas eilte zurück nach oben, wo seine Ex-Freundin ihn bereits erwartete und wütend anblickte.
"Du hast deinen Posten verlassen", warf sie ihm vor.
"Ich wollte nur kurz nach Kosta-", begann Eneas verteidigend, doch Leto schnitt ihm das Wort ab.
"Wenn ich mich nicht auf dich verlassen kann, kannst du nicht mitarbeiten. Wenn das noch einmal vorkommt..."
"Wird es nicht", beteuerte Eneas. "Ich bin jetzt hochkonzentriert." Der Krieger eilte zu seinem Posten, während Leto ihm mehr als skeptisch hinterher sah.
Am Abend sahen Kosta und er sich wieder, was für Eneas Geschmack viel zu lang war. Nachdem sie den anderen die letzten Monde unentwegt um sich gehabt hatten, wirkte ein Tag wie eine kleine Ewigkeit.
Kosta schien den ganzen Tag mit der Vorratskammer beschäftigt gewesen zu sein, aber er wirkte etwas entspannter und unterhielt sich dabei mit Maria und Ulysses. Eneas lächelte, froh, dass sein Freund eine schwere Hürde gemeistert hatte. Es würde nicht die letzte sein, aber es war ein Schritt vorwärts.
Kosta erzählte ihm vom Aufräumen und auch dass Solomon eine Küchenhilfe benötigte. Erst als Eneas ihn fragte, ob er nicht mal oben an Deck kommen wollte, wurde sein Liebster zurückhaltender. Das mit Leto schien ihn wirklich sehr zu stören und Eneas kam das Segeln plötzlich nur noch halb so erfüllend vor, wenn er es nicht mit Kosta teilen konnte.

Eneas schaffte es sich den nächsten Tag über zusammenzureißen. Zwischen den Takelagen zu klettern war belebend. Wenn er dort oben hing, das Knattern der Segel, das Zerren des Windes im Haar und überall die See um sich herum, fühlte er immense Freiheit. Er wollte überall hin reisen und alles erkunden. Seine Sinne streckten sich trotzdem nach Kosta aus, tastend wo er war und wie es ihm ging.
Schon den Tag darauf hielt er es nicht mehr aus und als er Kosta längere Zeit in der Kajüte spürte, zog es Eneas sofort dorthin, um nach seinem Freund zu sehen. Eneas setzte sich zu ihm aufs Bett, unterhielt sich mit ihm, gab ihm kleine Küsse und versuchte ihm zu entlocken wie es ihm ging. Er wusste er blieb viel zu lange in der Kajüte und er wusste auch was ihm blühte, wenn er wieder an Deck kam. Kostas Sorgen diesbezüglich zerstreute er gelassen, dass er gerade durchaus Zeit hätte bei ihm zu bleiben.
Erst als Kosta Mut gesammelt hatte, um auf die Krankenstation zu Maria zu gehen, um zu sehen ob er ihr nicht helfen konnte, ging Eneas zurück an Deck. Leto war auf dem Achterdeck, hatte die Arme verschränkt und taxierte ihn unmutig.
"Ich habe dich gewarnt", begann sie.
"Ich bin Passagier oder?", fragte Eneas und blickte rauf aufs Achterdeck.
"Willkommen auf der Ziphios. Wir berechnen unsere Transportpreise nach Entfernung und Gefährlichkeit", warf Damien lakonisch ein.
"Und nach chaotischem Potential der Passagiere", witzelte Farell.
"Kostenlos für Alt-Kapitäne", räumte Leto ein. "Los, geh zu deinem Freund."
Eneas nickte erleichtert und huschte wieder unter Deck. Kosta war bei Maria und sie verabschiedeten sich gerade von einer Eyrierin, die mitfuhr. Sie hatte einen frischen Verband auf dem Stummel, wo ihr linker Flügel gewesen war. Die Hexe bedankte sich bei beiden und ging an Eneas vorbei zu ihrer Freundin, die im Gang wartete.
Dann hatte Eneas Platz in die Krankenstation zu kommen.
"Hey... willst du vielleicht rauf an Deck frische Luft schnappen?", fragte Eneas seinen Freund. "Wir kommen bald zu einer bekannten Walroute." Er pausierte kurz. "Für uns Passagiere sollte es eine Aussichtsplattform geben." Er lächelte sanft.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 09:17

Vertrauen und Akzeptanz, riet ihm Ulysses. Doch weder das eine, noch das andere half, damit die geliebte Person geschützt wurde. Kosta wusste zwar, dass er sehr oft in seinem Leben machtlos war, denn trotz allem war er nichts anderes als ein schlichter Sklave. Trotzdem musste man doch wenigstens versuchen, die Menschen zu schützen, die man liebte. Ulysses hatte schon recht. Er konnte seinem Sohn nicht vorschreiben, wie er leben sollte. Das machte es jedoch nicht einfacher, es zu ertragen. Es war auch etwas ganz anderes, sein eigenes Leben als Pirat zu riskieren, als zusehen zu müssen, wie andere ihr Leben riskierten. Das fühlte sich furchtbar an. Er mochte möglichst nicht daran denken, wie es Zucker ging. Für Ulysses, der einen Sohn im Krieg hatte, musste es noch so viel schlimmer sein. Sein Freund gab auch zu, dass er sich viele Sorgen machte. Ihm war jedoch klar, dass er nichts anderes tun könne, als abzuwarten bis Kalell wieder zurück käme. Als darauf zu vertrauen, dass er wieder zurück käme. Das wäre alles was er tun könne und er hätte es akzeptiert.

Während Kosta noch von den gewaltigen Worten der Kopf schwirrte, erklärte Ulysses, dass er jedoch helfen könne, nach Kalliope und Andiël zu suchen. Er hoffte, dass sie es wirklich über die Grenze nach Askavi geschafft hätten, da es sonst gefährlicher für die Mannschafft selbst würde. Er erklärte auch, dass sie jetzt die Vorratskammer aufräumen könnten. Das wollte er tun. Kosta nickte abwesen. Er war alles andere als bereit zu akzeptieren, dass er bei gewissen Dingen noch nicht einmal versuchen konnte zu helfen. Das kam ihm wie aufgeben vor. Wie im Stich lassen. Allerdings sah Kosta auch, dass Ulysses bedeutend ausgeglichener war als er selber, während sie gerade gleich viel für Kalell tun konnten. Nämlich nichts. Kosta erschauderte unter dem Gedanken, ein eigenes Kind zu haben, um welches er sich so gewaltige Sorgen machen musste. Das würde er nicht ertragen. Aber jetzt konnte er sich wenigstens erst einmal zusammen reissen und mit Ulysses die Vorratskammer aufräumen.

Entsprechend war er am Abend dann auch nudelfertig. Dabei waren sie dem Chaos immer noch nicht Herr geworden. Obwohl sogar Maria noch einmal vorbei gekommen war und etwas mitgeholfen hatte. Wobei sie Kosta prompt dazu einlud, auf der Krankenstation ebenfalls zum Sortieren vorbei zu kommen. Kosta war sich nicht so ganz sicher, ob das nun ein Scherz war oder nicht. Er war jetzt nach dem Abendessen jedenfalls so müde, dass er im Sitzen hätte einschlafen können. Trotzdem nahm er sich die Zeit, in der Kajüte sich mit Eneas in eine Koje zu kuscheln und ihm davon zu erzählen, dass er mit Ulysses die Vorratskammer am aufräumen war und dass Solomon dringend eine Küchenhilfe bräuchte, damit so etwas nicht wieder geschah. Idealerweise jemanden, der seine fürchterliche Schrift lesen konnte.
Eneas freute sich sehr für ihn. Vorallem darüber, dass er es gewagt hatte, mit Ulysses und Maria zu sprechen. Kosta nickte errötend. Er fühlte sich noch immer recht eingeschüchtert, doch es war nicht mehr ganz so schlimm. Als Eneas jedoch fragte, ob er nicht mal nach oben an Deck kommen wollte, lehnte er zögerlich ab. Sagte, dass es keine gute Idee wäre. Denn innerlich wurde er noch immer ganz knurrig bei dem Gedanken, dass Leto Eneas Befehle gab. Wenn es schon unbedingt sein musste, dann wollte er sich das wenigstens nicht mitansehen müssen. Lieber verbrachte er noch einmal einen Tag in der Vorratskammer.

Er verbrachte dann tatsächlich noch einen Tag in der Vorratskammer. Ulysses konnte ihm heute nicht viel helfen und es gab immer noch einiges zu inventieren und zu sortieren. Wenigstens hatte er dann doch keine vergammelten Sachen gefunden. Dafür galt es dann noch, die verschiedenen unangeschriebenen Krüge, Amphoren, Einmachgläser und Dosen anzuschreiben. Sofern er herausfinden konnte, was sich in den jeweiligen Gefässen befand. Dabei half ihm Solomon, der dann zum Schluss mit einer Magenverstimmung zu Maria musste.

Am Tag darauf wusste Kosta nicht so recht, was er tun sollte. Die Vorratskammer war aufgeräumt und er hatte das Gefühl, dass er sich Solomon nicht schon wieder aufdrängen sollte. Vielleicht könnte er zur Krankenstation zu Maria gehen, die ebenfalls gewollt hatte, dass er ihr beim Aufräumen half. Was vielleicht jedoch doch nur ein Spass gewesen war. Kosta traute sich nicht so recht, zu ihr zu gehen. Die Heilerin war immer so freundlich und ruhig mit ihm gewesen, aber er hatte es ihr nur schlecht gedankt im Hafen von Draega. Besser er blieb in der Kajüte und ging niemandem auf die Nerven. Er könnnte wieder einmal ein Buch lesen. Das hatte er schon länger nicht mehr getan.

Eneas spürte natürlich prompt, dass er sich nicht aus seiner Kajüte wagte und kam zu ihm, um ihn zu fragen, wie es ihm ging. Wahrscheinlich weil er genau wusste, dass er gerade wieder sehr unsicher war und von schlechtem Gewissen geplagt wurde. Kosta versuchte seinen besorgten Freund abzuwehren, da er doch selber an Deck gebraucht würde. Doch Eneas versicherte ihm, dass er durchaus Zeit für ihn hätte. So genoss es Kosta, von Eneas im Arm gehalten zu werden und viele kleine Küsse zu bekommen, bis er den Mut fand, sich Maria zu stellen. Er hatte ein bisschen Angst davor, dass es wieder so aufwühlend wurde, wie bei dem Gespräch mit Ulysses.

Maria war nicht alleine, als er zur Krankenstation kam. Eine der Passagierinnen, eine Eyrierin, liess sich von ihr einen neuen Verband anlegen. Die arme Hexe hatte ihren linken Flügel verloren. Das war so furchtbar. Ob das im Krieg passiert war? Warum wollte sie dann von Chaillot nach Askavi? Warum blieb sie nicht in Beldon Mor und ruhte sich aus? Ah, das ging ihn nichts an. Jetzt wo der Krieg vorbei war, würde man noch viel mehr verstümmelte Leute sehen können. Wenn die Versehrten aus den Feldlazareten zurück kamen. Kosta erinnerte sich an die freundlichen Priesterinnen im Tempel. Sie hatten gesagt, sie wären bereit dafür. doch das war nicht wahr. Für so etwas konnte man niemals bereit sein.
Tonlos grüsste er die anwesenden Ladies und fragte Maria dann nur, ob er helfen konnte. Sie war jedoch schon fast fertig und Kosta konnte ihr nur noch die Verbandsklammer geben. Danach verabschiedete sich die Eyrierin auch schon. Leicht geschockt von der Verletzung, überrollt von seinen Erinnerungen an den Krieg, stand Kosta abwesend da und fragte sich, was er hier eigentlich gewollt hatte. Als auch schon Eneas in die Krankenstation herein kam und ihn fragte, ob er rauf an Deck wolle, um frische Luft zu schnappen. Verwirrt runzelte Kosta die Stirn. Eneas würde Ärger bekommen, wenn er so oft bei ihm war. Ausserdem wusste Eneas doch, dass er sich das nicht antun wollte, zu sehen wie Leto ihm Befehle gab.
"Ich wollte eigentlich...", begann er ausweichend, ehe er stockte. "Warte! Uns Passagiere? Wieso uns? Du bist auch ein Passagier? Seit wann? Warum? Wegen heute morgen? Hattest du doch keine Zeit, um mir zu helfen? Warte, ich gehe zu Dido und erkläre ihr alles. Sie wird verstehen, dass du mir hast helfen wollen."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » So 23. Okt 2022, 09:21

Kosta wollte seine Einladung wieder ablehnen ohne es offen auszusprechen, als er realisierte, dass Eneas auch von sich selbst als Passagier gesprochen hatte. Aufgeregt bestürmte er ihn mit Fragen, wann das passiert war und wieso ehe er sich selbst antwortete und erkannte, dass es wegen heute vormittag gewesen war und ob er doch keine Zeit für ihn gehabt hatte. Bevor Eneas überhaupt etwas sagen konnte, wollte Kosta bereits losrennen und mit Leto reden, um ihr alles zu erklären. Es klang eher so, als wolle er ihr gehörig den Kopf waschen, dass sie ihm das Segeln verbot.
"Ich wusste, dass ich meinen Platz verliere, als ich zu dir runtergegangen bin. Das war meine Entscheidung", bremste Eneas ihn ruhig.
"Wirklich? Warum? Weil... weil ich nicht nach oben kommen wollte? Ich wollte dich nicht unter Druck setzen Eneas. Es tut mir Leid", suchte Kosta sofort wieder den Fehler bei sich selbst und entschuldigte sich.
Eneas schüttelte den Kopf und er lächelte wieder gelassen. Da er wusste, dass Leto an Deck war, konnte er nicht widerstehen und Kosta kurz an der Hand berühren. Zärtlich strichen seine Finger an der Innenseite entlang.
"Ich bin lieber bei dir. Meinem Schatz", fügte er leicht verlegen aber auch verliebt hinzu. Seinem Beinahe-Schatz, denn Eneas hatte akzeptiert, dass sie nicht zusammen waren.
"Ich möchte mit dir an Deck stehen und Seeluft schnuppern. Das ist alles was ich will", hatte er realisiert. Ohne Kosta war das Segeln längst nicht so erfüllend. Zudem wollte er Kosta nicht verwehren an Deck kommen zu können. Mit der Vermutung hatte sein Freund recht, doch schon vor dem Betreten des Schiffes hatte Kosta ihm mehrmals gesagt, dass es zu früh für ihn war und er Angst hatte. Eneas merkte, dass er sich da nicht anderen Dingen widmen konnte. Er wollte Kosta beistehen und bei ihm sein.
"Mache dir keine Vorwürfe. Ich möchte es so", bekräftigte Eneas, "Ich möchte, die Zeit mit dir verbringen. Ich dachte nach Monden wo wir so intensiv zusammengelebt haben, wird es mir zu viel und ich bräuchte das Segeln, aber irgendwie... hab ich dich bereits wieder vermisst." Seine goldenen Augen strahlten.
Im Hintergrund seufzte Maria leise glücklich.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 09:31

Bevor Kosta aus der Krankenstation stürmen konnte, um Leto alles zu erklären, um auf sie einzureden, bis ihr klar wurde, dass sie einen gewaltigen Fehler machte, wenn sie Eneas das Segeln verbot, ausgerechnet das, was er so gerne macht, was er brauchte, um sich von dem Stress mit Kosta zu erholen, bevor er Leto all das an den Kopf werfen konnte, hielt Eneas ihn auf. Ruhig versicherte er ihm, dass er gewusst hätte, dass er seinen Platz verlieren würde, als er zu ihm runter gegangen war. Das wäre seine Entscheidung gewesen. Kosta erschauderte. Er wusste, was diese Worte bedeuteten. Wie tief sie gingen. Oft genug hatte er Eneas eindringlich versucht klar zu machen, dass er sich auch oft entschieden und nicht einfach nur gehorcht hatte.
"Wirklich?" fragte er überrollt. "Warum?" Er wollte Eneas seine Entscheidung nicht absprechen. Aber er wusste doch, wie sehr Eneas segelte. Vielleicht konnte er das wieder gerade biegen, damit Eneas trotzdem an Bord mithelfen konnte. "Weil... weil ich nicht nach oben kommen wollte? Ich wollte dich nicht unter Druck setzen Eneas. Es tut mir Leid." Vielleicht, wenn er nach oben kam, dann würde Eneas wieder mitsegeln wollen.

Eneas schüttelte jedoch nur mit einem gelassenen Lächeln seinen Kopf und streichelte ihm zart über die innenseite seiner Hand. Kosta erschauderte, weil es sich so gut anfühlte. Sein Herz klopfte ganz plötzlich sehr heftig in seiner Brust und da sagte Eneas auch schon so liebevoll, dass er lieber bei ihm sein würde. Nannte ihn dabei seinen Schatz. Kosta wusste gar nicht wie ihm geschah. Er konnte Eneas einfach nur glücklich anstrahlen und sich fühlen, als würde er fliegen. Verträumt hörte er zu, wie Eneas ihm versicherte, dass er mit ihm an Deck stehen und Seeluft schnuppern wollte. Das wäre alles, was er wollte.
Innig fuhr Eneas fort, dass Kosta sich keine Vorwürfe machen sollte. Eneas wollte es wirklich so haben. Er wollte die Zeit mit ihm verbringen. Wie Kosta auch hatte Eneas gedacht, dass es ihm zuviel werden würde, nach den Monden, die sie so intensiv miteinander verbracht hätten und dass er das Segeln bräuchte. Doch dann hatte es sich herausgestellt, dass er ihn bereits wieder vermisst hatte.

"Ich habe dich auch vermisst", stiess er innig aus und wusste in dem Moment, wo er es sagte, dass es die Wahrheit war. Sie hatten sich zwar Abends gesehen. Doch es war noch viel schöner, sich auch den Tag hindurch zu sehen. Sanft streichelte ihm mit den Fingerspitzen über sie Wangen, badete in Eneas' Strahlen.
"Ich will gerne versuchen, mit dir an Deck zu kommen", versprach er verliebt. Erst wollte er jedoch noch etwas wichtigeres machen. Zärtlich legte er seine beiden Hände auf Eneas Wangen und zog seinen Liebsten zu einem langen, sinnlichen Kuss heran. Einem Kuss, wo er sich vollkomen in Eneas Liebe und dessen weichen Lippen verlor.
"Danke", flüsterte er irgendwann später, als er den Kuss wieder gelöst hatte. Noch immer blieb er dicht bei Eneas stehen, die eigene Stirn an die von Eneas gelehnt. Aus tiefstem Herzen bedankte er sich bei ihm für den Kuss. Fürs Vermissen. Für die grosse Entscheidung. Ehe ihm etwas in den Sinn kam.
"Oh!" löste er sich erschrocken von Eneas. "Also... ähm.... eigentlich wollte... wollte ich Esmeralda fragen, ob ich ihr in der Krankenstation helfen kann." Deswegen war er überhaupt hier. Gesprochen hatte er mit Maria jedoch noch nicht wirklich, ausser dass er sie vorhin kurz begrüsst hatte. Stattdessen hatte er vor ihren Augen intensiv mit Eneas geknutscht. Oh, gütige Dunkelheit. Kosta wurde knallrot. Normalerweise machte es ihm nichts aus, wenn er bei Küssen beobachtet wurde. Aber mit Eneas, da war das etwas ganz anderes. Und dann auch noch auf dem Schiff. Direkt vor den Augen ihrer gemeinsamen Freundin.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » So 23. Okt 2022, 09:37

Sein Liebster strahlte ihn zurück an und ließ Eneas' Herz schneller klopfen. Es war der schönste Anblick der Welt Kosta glücklich zu sehen. Eneas wollte es um nichts eintauschen. Nichtmal für das Segeln.
Kosta stieß ebenfalls aus, dass er ihn vermisst hätte und streichelte ihm dabei über die Wangen. Eneas ließ es verklärt zu, während Schmetterlinge in seinem Bauch flatterten. Er fühlte sich ganz leicht und war umso mehr darin bestärkt, dass er sich richtig entschieden hatte. Kosta wollte versuchen mit ihm an Deck zu kommen, doch bevor Eneas vorschlagen konnte, dass ein paar kurze Momenten an Deck ausreichten, zog Kosta ihn näher und gab ihm einen äußerst sinnlichen Kuss.
Überrascht erwiderte Eneas es sehnsüchtig und vergaß ihr Vorhaben, dass sie außerhalb der Kajüte hatten brav sein wollen. Kosta fühlte sich zu gut an und der Kuss war wunderschön. Eneas legte die Arme um seinen Schwarm und so standen sie in einer innigen Umarmung, während sie verliebt einen langen Kuss austauschten. Ihm kam nicht einmal in den Sinn, dass Maria ihnen zuschaute.
Kosta löste sich etwas später und bedankte sich flüsternd, die Stirn dabei an Eneas' eigene gelehnt.
"Danke auch...", erwiderte es Eneas leise und genoss die Nähe zu seinem Freund. Kosta war der erste, dem dann wieder einfiel, dass sie mitten im Eingang der Krankenstation standen. Hastig löste sich Kosta von ihm und erklärte errötend, dass er Esmeralda in der Krankenstation helfen wollte. Eneas wurde sich bewusst, dass er seine Zuneigung das erste Mal sehr offen vor einem aus der Mannschaft gezeigt hatte. Er hatte nicht genauer darüber nachgedacht.

Maria schien alles andere als empört. Die Heilerin hatte die Hände ergriffen an ihre Brust gedrückt, während sie lächelnd zu den beiden Männern sah.
"Ich freue mich so für euch beide", sagte sie. "Das war wunderschön."
"Ähm.. ja... ich wollte nicht in der Krankenstation stören", erwiderte Eneas verlegen und spürte wie er auch leicht rot wurde. Das hatte keine romantische Vorstellung werden sollen. "Kann ich dich kurz an Deck entführen und du hilfst Esmeralda später?", fragte er Kosta.
"Geht ruhig", ermunterte Maria sie, "Du kannst mir ein andermal helfen."
Sobald Kosta zugestimmt hatte, kannte Eneas kein Halten mehr und er fasste seinen Freund an der Hand, um ihn mit nach oben zu ziehen. Erst an Deck fiel ihm ein, dass sie ihre Zuneigung nicht zur Schau stellen wollten. Er wusste nicht, ob Leto Händchen halten bereits stören würde, doch er wollte es nicht riskieren. Eneas ließ Kostas los und deutete auf eine Stelle an der Reling, wo nicht so viel los war.
"Wie wäre es dort?", fragte er. So fanden sie sich dicht zusammenstehend an der Reling ein und konnten zum ersten Mal gemeinsam auf das weite Meer blicken. Irgendwo in der Ferne musste die hayllische Küste sein, um die sie gerade herumsegelten. Kreischende Möwen waren zu hören und es ging ein guter Wind, der sie schnell voranbringen würde. Eneas atmete tief die salzige Luft ein, Gischtspritzer benetzten ihr Gesicht. Es war umso schöner, wo er es mit Kosta teilen konnte.
Sie blieben länger an Deck, sahen einige Wale und eine Schule von Seehunden.
Als es irgendwann frischer wurde, half Kosta dann doch bei Maria aus und Eneas unterhielt sich mit Rachel über diese geplante Maschine von Laertes, die sie in das nächste Schiff einbauen wollte. Rachel sah großes Potential darin. Eine mögliche Geschwindigkeit, die Segel irgendwann unnötig machen würde. Eneas wusste nicht, ob ihm diese Aussicht gefiel. Er liebte das Segeln. Allerdings hatte Rachel Recht, dass sie für die Rettungsmission gut mehrere Knoten an Geschwindigkeit gebraucht hätten. Jeder Tag auf See war ein Tag, wo sie nicht nach Kalli und Andiël suchen konnten.
Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Kosta und Eneas verbrachten viel Zeit gemeinsam an Deck, aber auch wenn sie mal getrennt beschäftigt waren, so fanden sie nun öfter Zeit sich zu sehen. Eneas verbrachte die Zeit damit Netze zu flicken, während er an Deck saß, und er schrieb oder las viel. Einmal mussten sie ein ausgebüxtes Huhn wieder einfangen, woran sich der Großteil der Mannschaft beteiligte ehe sie es wieder hatten.
Es war eine schöne, wenn auch nicht immer unbeschwerte Zeit. Begegnungen mit Leto waren weiterhin angespannt. Eneas beobachtete manchmal sehnsüchtig die Arbeit seiner Freunde und Kosta war weiterhin leicht zurückhaltend im Umgang mit dem Rest der Mannschaft. Aber es gab auch schöne Momente. Ein Würfelspiel mit Freunden in der Messe, leckeres Pampelmusen-Eis, obwohl eigentlich niemand mehr Pampelmusen sehen konnte.
Das Klima war kontinuierlich rauer geworden und an einem regnerischen Morgen war dann die zerklüftete Küste von Askavi zu sehen. Genauergesagt der Bezirk Rikar. An der Küste lag die Stadt Sorokor, mit vielen himmelsstrebenden Türmen und hohen, schlanken Gebäuden. An einer angrenzenden Felsklippe waren weitere Behausungen mitten aus dem Fels gehauen. Von dort sah man immer wieder Eyrier in die Lüfte segeln.
Mehrere Schiffe lagen im Hafen vor Anker. Ein bauchiges Frachtschiff lud gerade per Kran mehrere Fässer und Kisten ab. Eneas sah eyrische Soldaten, die am Hafen patrouillierten und kontrollierten, wenn jemand auf ein Schiff gehen wollte.
"Sorokor. Wir sind endlich hier", sagte Leto und wies an den Steg auszufahren. Leichter Regen plätscherte aufs Holz.
"Ich sehe keine Flüchtlinge", fiel Damien auf. Eneas ließ den Blick nachdenklich über den Hafen wandern. Das war seltsam. Er hätte erwartet, dass mittlerweile mehrere Flüchtlinge bis hierher vorgedrungen waren.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 09:38

Maria schaute sie ganz komisch an und meinte, dass das wunderschön gewesen wäre. Das fand Kosta auch, aber es war seltsam, das so von ihr zu hören. Unsicher lächelte er sie an. Es war lieb von ihr, dass sie sich für sie freute. Gleich darauf schickte sie sie an Deck. Kosta könnte ihr ein andermal helfen. Überrumpelt nickte Kosta. dieser Versuchung konnte er einfach nicht verstehen. Ehe er sich versah, wurde er auch schon von Eneas gepackt und den Gang entlang gezogen. Leise lachend liess er es sich gefallen. Er hatte das Gefühl zu fliegen. Erst an Deck rissen sie sich wieder zusammen und achteten darauf, nicht zu nah beieinander zu stehen, damit es für niemanden unangenehm wurde.

An Deck fanden sie ein ruhiges Plätzchen an der Reeling, wo sie gemeinsam stehen und sich die salzige Luft ins Gesicht blasen lassen konnten. Es war wunderschön mit Eneas hier zu stehen. Es war reinigend und bedurfte keiner Worte. Die nächsten Tage standen sie noch öfter hier um das Meer zu betrachten. Weiter an Deck traute Kosta sich jedoch noch nicht und stets immer nur in Begleitung von Eneas. Er hatte schon mehr geschafft, als er eigentlich bereit dazu war.
Dafür half er einzelnen Personen an Bord. Das ging besser, als sich der ganzen Mannschaft auf einmal zu stellen. Er half Maria in der Krankenstation, half Solomon in der Küche, reparierte zusammen mit Ulysses Dinge und braute Farell einen Tee aus hayllischen Waldkräutern. Einmal wagte er es sogar, sich zu Damien zu schleichen und ihm für den schönen Notizblock aus handgeschöpftem Papier zu danken, den er ihm geschenkt hatte. Nur kurz und leise, ehe er gleich wieder floh. Er hatte noch nicht genügend Mut, um ihn um Verzeihung zu bitten, weil er in Draega so gemein zu ihm gewesen war.

So vergingen die Tage trotz aller Sorgen recht schnell. Auf einem Schiff gab es eben immer viel zu tun, was einem ablenkte. Noch dazu wo die Suche nach Kalliope und Andiël geplant und vorbereitet wurde. Kosta hielt sich da weitgehendst raus, da es ihn zu sehr einschüchterte, bei den Besprechungen dabei zu sein. Doch er bereitete sein Juwelengepäck überaus sorgfältig mit Nahrungsmitteln, Medizin und anderen Hilfsgütern vor. Bis sie Askavi schliesslich erreichten. Genauer gesagt Sorokor. Die Hafenstadt wirkte noch verschlossener und abweisender in ihrer himmelshohen Schönheit als zuvor. Kosta stand dicht hinter Eneas versteckt, als sie in den Hafen einfuhren. Dabei konnte er ein Zittern nicht verhindern. Nicht wegen der Kälte. Sondern weil ihn die Architektur sofort schmerzlich an Dalmadans Feste erinnerte. Er konnte sofort nachvollziehen, warum es hier keine Flüchtlinge gab. Niemand wollte zu so einem schrecklichen Ort fliehen. Es sei denn, man war in Dunrobin Castle. Dann war Dalmadans Feste der reinste Ferienkurort.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » So 23. Okt 2022, 09:43

Sie standen fast alle an Deck, auch Kosta, der sich dicht neben Eneas gestellt hatte. Die Passagiere hatten sich mit ihrem Gepäck an Deck versammelt, um auszusteigen, doch als der Steg unten war, kamen zunächst zwei der Soldaten nach oben. Sie verneigten sich steif und wollten wissen, was der Zweck ihres Aufenthaltes war und wer die Personen waren, die hier von Bord gehen würden. Eneas erinnerte sich nicht, dass es beim letzten Mal so viele Fragen gegeben hatte.
"Reparaturen", erklärte Leto und wies auf den fehlenden Mast. "Wir sind in ein Gewitter geraten und wollen den Mast mit askavanischer Eiche ersetzen." Sie schien ebenfalls die abweisende Atmosphäre zu spüren und erwähnte klugerweise nichts von ihrer Rettungsaktion.
"Und die Passagiere, Lady?", fragte einer der Soldaten.
"Es sind alles Eyrier. Die dürfen doch in ihr eigenes Land zurück oder?", fragte Leto zurück.
"Nachdem alle Papiere überprüft worden sind", schränkte der Eyrier ein. "Sicherheitsvorkehrungen von Königin Daralian."
"Jede Person, die ein Schiff zwecks Reise betreten oder verlassen will, muss vorher überprüft und untersucht werden", fügte der zweite Soldat hinzu. "Sorokor ist eine anständige, kleine Stadt, die bisher vom Krieg verschont worden ist. Es ist kein Ort für chaotische Zustände und sicher kein Ort für Vagabunden und Kriminelle." Der Eyrier ließ einen scharfen Blick über die Mannschaft wandern. Er schien allem ohne Uniform zu misstrauen. Oder allen Nicht-Eyriern...
Eyrier waren von Natur aus etwas abweisender gegenüber Fremden, doch dass sich eine Hafenstadt gleich so abschottete, war ungewöhnlich.
"Natürlich", pflichtete Amancio bei. "Ihr wollt gewiss alle Ressourcen für die Flüchtlinge aufsparen."
Die Eyrier schwiegen kurz und wirkten unangenehm berührt ehe der erste mit der Sprache herausrückte. "Aus Quarantänegründen können keine Flüchtlinge in Sorokor erlaubt werden. Denkt nicht, ihr könnt an ihnen Geld verdienen und sie als Passagiere gewinnen. Die Flüchtlinge sind krank und in Lagern außerhalb der Stadt untergebracht. Kontakt ist aus Sicherheitsgründen untersagt."
Eneas drückte Kostas Hand tröstend, da er sich denken konnte wie nah seinem Freund dies ging. Also waren Flüchtlinge bis hierher gelangt, doch die Soldaten sperrten sie aus der Stadt aus und ließen sie nicht auf die Schiffe. Wenn sie Andiël und Kalli fanden, würden sie die beiden heimlich an Bord bringen müssen.

"Ich bin Heilerin. Was für Krankheitssymptome hat es denn gegeben?", mischte Maria sich ein. Ob die Eyrier beobachtet hatten wie die Flüchtenden schwarzen Schleim ausgewürgt hatten und sie deswegen weggesperrt hatten, vermutete Eneas sorgenvoll.
Die eyrischen Soldaten wirkten allmählich verärgert, dass sie nun das Ziel der vielen Fragen geworden waren. "Wir sind hier, um die Unterlagen zu kontrollieren und jeden aufzuschreiben." Er rief ein Klemmbrett herbei. "Wenn ihr mehr wissen wollt, redet mit Prinz Zostar, dem Haushofmeister von Königin Daralian." Einer der Eyrier wies zu einem der höchsten Türme.
*Tut was er sagt*, sandte Leto ihnen, *Wir wollen kein Aufsehen erregen und riskieren, dass sie uns den Ankerplatz verzweigern.*
Eneas presste die Lippen zusammen. Er hätte den Männern gerne seine Meinung gesagt. Die Flüchtlinge brauchten Hilfe und anstatt, dass die Stadt ihr möglichstes tat, behandelten sie die Flüchtenden wie Aussätzige und eine Bedrohung.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 09:45

Kaum hatten sie angelegt, stiegen auch schon finster aussehende Wachen den Steg nach oben. Sie verneigten sich höflich, wirkten aber trotzdem sehr steif und auch streng. Sie wollten genau wissen, was die Piraten hier wollten und jedem Reisenden sollten die Papiere genau geprüft werden. Das wären ihre Sicherheitsvorkehrungen. Die Eyrier hatten ganz offensichtlich Angst, dass der Krieg doch noch nicht vorbei war und stattdessen hier in ihrer Stadt weiter toben würde.
Kosta verwunderte es nicht. Sion hatte viele hinterhältige Strategien angewandt, um seine Feinde zu besiegen. Er hatte ihnen allen mehr als nur den Frieden genommen. Er hatte auch Vertrauen, Mut und Nächstenliebe gestohlen. Er hatte die ganze Welt mit seiner Existenz vergiftet. Jetzt, nachdem die Siegesfeiern fertig waren, würde der zweite, der längere und schwerere Kampf beginnen. Wieder gesund zu werden. Verwundungen heilen zu lassen und wieder zueinander finden. Ängste überwinden und wieder lernen zu vertrauen und einander zu helfen.

Die Eyrier von Sorokor standen noch recht am Anfang dieses Weges. Sie hatten zwar die Flüchtlinge, die zu ihnen gelangt waren nicht vertrieben oder gar getötet, doch sie misstrauten ihnen und hatten sie in ein Quarantänelager gesperrt. Kontakt wäre aus Sicherheitsgründen untersagt. Das war fürchterlich. Die Menschen brauchten Hilfte. Sie brauchten Nahrung, medizinische Versorgung und Freundlichkeit.
Allerdings konnte Kosta auch verstehen, dass die Eyrier Angst hatten, mit Sions Gift angesteckt zu werden. Besonders nachdem sie sicher gesehen hatten, wie die Flüchtlinge den schwarzen Schleim ausgewürgt hatten. Kosta wusste selbst, wie widerlich das aussah und wie beängstigend es wirkte, wenn die vom Schleim Befreiten dahin wie irre lachten oder weinten. Kosta konnte mit den Eyriern mitfühlen. Doch er fand nicht, dass ihr Weg der Richtige war. Sobald es ging, wollte er Timaris schreiben, damit sie etwas dagegen unternehmen konnte. So gern er selber den armen Flüchtlingen geholfen hätte, seit Dalmadans Feste und Dunrobin Castle wusste er nur zu gut, dass man nicht allen helfen konnte. Man musste sich entscheiden. Kalliope und Andiël hatte er schon einmal im Stich gelassen. Das noch einmal tun zu müssen, würde er nicht ertragen. Auch wenn es ihm in der Seele wehtat, die Flüchtlinge hier in Sorokor einfach ignorieren zu müssen.

Bleich und mit verschlossener Mimik erwiderte er Eneas sanften, tröstenden Händedruck eisern. Es war vielmehr ein festklammern an der Rettungsleine, als das erwidern einer lieben Geste. Kosta wollte schreien, weil er schon wieder so vielen hilfsbedürftigen Menschen den Rücken kehren musste. Es fühlte sich an, als ob er noch immer mitten im Krieg war. Als hätte er nie aufgehört. Als würde er nie aufhören. Es nahm ihm den Atem und liess ihn zittern. Kosta hatte so gehofft, dass das nie wieder passieren würde. Leider hatte Leto recht. Sie wollten nicht, dass sie Aufsehen erregten und riskierten, ihren Ankerplatz verweigert zu bekommen.
*Wir sollten uns umziehen gehen*, schlug er Eneas traurig und erschöpft vor. *Wenn wir als Timaris Gesannte mit Geheimauftrag auftreten, haben wir bei Prinz Zostar womöglich grössere Erfolgsaussichten.* Kosta wollte dafür Timaris Uniform anziehen. Eyrier mochten alles Militärische und Uniformierte.
*Wer weiss*, gab er sich zuversichtlicher, als er sich fühlte. *Wenn die eyrischen Wachen alle so genau notieren, die Territorium betreten, haben sie womöglich Kalliope und Andiël auch schon auf einer ihrer Listen. Vielleicht finden wir sie so ganz leicht.* Kosta glaubte nicht an diese Möglichkeit. Doch die Vorstellung davon war schön und tröstlich.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » So 23. Okt 2022, 14:29

Während die Eyrier noch die Papiere ihrer Passagiere kontrollierten, sandte Kosta ihm, dass sie sich umziehen sollten. Sie könnten sich als Gesandte von Timaris ausgeben und hätten bei Prinz Zostar vermutlich bessere Chancen. Eneas beobachtete noch die eyrischen Soldaten und nickte.
*Gute Idee*, stimmte er zu. Eyrier waren oft mit zackigem, selbstbewussten Auftreten zu beeindrucken und gaben viel auf offizielles Schreiben. Als Piraten waren sie überall herumgekommen und wenn man nicht ins Augenmerk der Obrigkarten geraten wollte, lernte man schnell wie man sie bezirzte. Und jede Kultur erforderte ein anderes Herangehen. In Hayll benötigten sie zum Beispiel viel mehr Fingerspitzengefühl und man konnte nicht direkt aussprechen was man wollte.
Kosta war immer sehr gut gewesen sich auf die diversen Autoritätspersonen einzustellen denen sie so begegneten. Deswegen wollte sich Eneas gerne an Kostas Plan halten. Sein Freund hoffte, dass die Eyrier vielleicht schon Kalliope und Andiël auf einer ihrer Listen hatten.
*Hoffen wir es*, erwiderte Eneas. Es wäre schön, wenn sie es bis nach Sorokor geschafft hatten, doch Eneas wusste auch, dass es ein sehr großer Zufall sein würde. Unzählige Flüchtlinge waren vermutlich in alle Richtungen unterwegs und es war nur eine Vermutung, dass Kalli und Andiël die Route nach Askavi nehmen würden.
Die beiden Piraten gingen unter Deck, während Leto die strengen Soldaten weiter besänftigen musste.
*Wir sollten überlegen wen wir zum Haushofmeister mitnehmen*, sandte Eneas, als sie in der Kajüte angekommen waren. *Etwas adeliges Blut wäre nicht verkehrt. Oder Esmeralda.* Vielleicht schafften sie es, dass Maria Zugang in das Flüchtlingslager bekam, um dort nach Kalli und Andiël zu suchen.
Der Krieger begann sich auszuziehen, um in edlere Kleidung zu schlüpfen. Es tat gut, dass sie endlich in Askavi angekommen waren. Sie konnten endlich aktiv etwas unternehmen. Eneas hoffte inständig, dass es den beiden einigermaßen gut ging. Sie mussten, ähnlich wie Kosta, diesen Schleim ausgehustet haben. Hoffentlich hatten sie das überstanden. Eneas wollte an keine andere Möglichkeit denken.
*Kann ich dir bei der Uniform helfen?*, bot Eneas an.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 18:40

Kosta hoffte, dass es eine gute Idee war, sich als Timaris Gesandte auszugeben. Man würde sie als solche wahrscheinlich nicht sonderlich gern haben. Andererseits, wenn sie dabei erwischt wurden, wie sie heimlich durch Askavi schlichen und nach Leuten suchten, die sie aus dem Land schmuggeln wollten, würden die Eyrier noch ungnädiger mit ihnen verfahren. In dieser angespannten Situation war das viel zu riskant. Besser sie gingen ganz legal den offiziellen, wenn auch womöglich den umständlicheren Weg.

*Ja, Esmeralda sollte unbedingt mit*, stimmte Kosta zu, nachdem sie in ihrer Kajüte angekommen waren und begannen sich umzuziehen. *Und Rachel, wenn wir sie dazu überreden können, ein Kleid anzuziehen und Esmeraldas sanftmütige Gehilfin zu geben.* Eyrische Männer hatten oft eine Schwäche für sanftmütige, zarte Frauen, die sie beschützen und denen sie helfen konnten. Vielleicht war ihnen das während des Krieges ausgetrieben worden, doch Kosta fand, dass sie es wenigstens versuchen mussten. Leto wäre als Heilerin in den Lagern sicher nützlicher gewesen. Aber einerseits war sie jetzt ja der Kapitän und andererseits schien sie nach wie vor nicht in der Stimmung vor Eneas und ihm sich sanft und liebenswürdig zu geben. Das war zu riskant.
*Amanico könnte als Vertretung des Adels dabei sein*, überlegte Kosta. Leto mitzunehmen war eben zu riskant und Damien glaubte ohnehin niemand, dass er adlig war. Selbst dann kaum, wenn man seinen Namen kannte und der Prinz sich Mühe gab. Wenn sie danach aber weiter reisen mussten, hätte Kosta ihn sehr gerne dabei. Genau wie Farell, Olintes und eigentlich am Liebsten gleich die ganze Mannschaft, damit sie Eneas im Notfall beschützen konnten. Es passte ihm gar nicht, Eneas so einer Gefahr auszusetzen. Tapfer versuchte er sich damit zu trösten, dass die Eyrier sehr ehrenhaft waren. Wenn sie die Anweisung von jemand höhergestellten hatten, ihnen kein Haar zu krümmen, dann würden sie es auch nicht tun.

Kosta war noch ganz in Gedanken versunken, wie sie es am Besten angingen, als Eneas ihn unvermittelt danach fragte, ob er ihm bei der Uniform helfen könne. Dabei stand er ihm in der kleinen Kajüte so nah, dass Kostas Herz unwillkürlich einen Sprung tat. Sofort stellte Kosta sich vor, wie Eneas vor ihm stand und ihm sanft, aber unerbittlich Knopf für Knopf schloss, die Kettchen einhängte und die Schnallen zudrückte. Sofort rauschte das Blut etwas schneller durch seinen Körper. Ausgerechnet jetzt.
*Es geht schon*, wehrte er hastig mit errötenden Wangen ab. *Danke. Besser ein andermal.* Oh, er musste sich rasch beruhigen. Sonst konnte er nicht bei Prinz Zostar vorsprechen gehen. *Aber wenn du Amanico, Esmeralda und Rachel senden könntest. Oh, oder erst Dido, damit sie ihnen sendet*, kam es ihm in den Sinn. Es war wirklich doof, dass Eneas nicht mehr der Kapitän war.

Der Besuch bei Prinz Zostar verlief erstaunlich gut. Natürlich war da viel Misstrauen und vieles, womit die Eyrier sich nicht so gerne beschäftigten, doch gerade zweiteres half, dass der Prinz ihnen entgegen kam. Wohl einzig und allein deswegen, damit er sie und ihr Drängen rasch vom Hals hatte, wie es schien. Die vielen Flüchtlinge waren ihm und auch anderen Eyriern über den Kopf gewachsen. Das war nicht einfach ein Feind, gegen den man mit Gewalt kämpfen konnte. Das war eine viel komplexere Herausforderung. Prinz Zostar schien nichts damit zu tun haben zu wollen.
Sobald Kosta ihm jedoch versicherte, dass er das auch nicht müsse, sondern es seine Aufgabe wäre, sich um die gesuchte Geheimagentin zu kümmern, entspannte sich der Prinz wieder etwas, sichtlich erleichtert und er war bereit, ihnen ein Passagierschein auszuhändingen. Besonders als Kosta ihm versprach, Königin Tolarim einen Brief zu schreiben, worin er sie bat, sich der Flüchtlinge anzunehmen. Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen waren sich da alle einig, dass es besser war, wenn Timaris Tolarim ein Auge darauf hatte, wie mit diesen Menschen umgegangen werden sollte. Prinz Zostar war das sogar so wichtig, dass Kosta diesen Brief gleich sofort schreiben sollte, während er selber die Reisegenehmigung ausstellte und Eneas und die anderen die Namenslisten der Flüchtlinge durchgingen, in der Hoffnung Kalliope und Andiël hier schon zu finden. Oder wenigstens einen Namen, der auf sie hinweisen sollte.
Kosta selbst war ganz froh darum, dass er Timaris jetzt schon ein Brief schreiben konnte und nicht erst nachdem sie Askavi wieder verlassen hatten. Diese Menschen hier brauchten Hilfe. Sowohl die Eyrier, als auch die Flüchtlinge. Timaris würde das am Besten regeln können und Kosta hatte ein klein wenig weniger das Gefühl, all die Menschen hier im Stich zu lassen.

Natürlich konnten sie dann doch nicht ganz so leicht weiter reisen, nachdem alle Papiere unterzeichnet worden waren. Prinz Zostar wollte sie nicht alleine durch Askavi reisen lassen. Eine grosse Eskorte sollte sie begleiten. Oder bewachen. Je nach Blickwinkel. Kosta war es ganz recht. Denn es bedeutete trotz allem Misstrauens mehr Schutz für Eneas. Ausserdem verlieh es ihrer Mission offizielle Gewichtigkeit. Die eyrischen Soldaten konnten dann den jeweiligen Lageraufseher klar machen, dass sie hier sein und in die Papiere einsehen durften. Es würde für die Piraten nur schwerer werden, wenn sie etwas vorhatten zu tun, was die Eyrier nicht offiell abgesegnet hatten.
Erst einmal wurden ihnen jedoch mehrere Kutschen zur Verfügung gestellt, damit sie über die Winde an die Grenze von Askavi zu Dhemlan reisen konnten. Dahin, wo der grösste Flüchtlingsstrom aus Dhemlan gelangte. Ein Hochtal in den Ausläufern des Gebirges. Von da aus hatte man eine weite Aussicht über die sanften Hügel von Dhemlan. Um von Amdarh nach Askavi zu gelangen, war dieser Grenzübergang der nächste und am einfachsten zu erreichendste.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » So 23. Okt 2022, 18:41

Kosta stimmte zu, dass Esmeralda sie begleiten sollte und wollte auch, dass Rachel als ihre sanfte Gehilfin dabei. Eventuell ließe sich dadurch Prinz Zostars Beschützerdrang wecken und er wäre geneigter sie zu unterstützen. Leto erwähnte Kosta nicht, die als Heilerin und Adelige gleichermaßen hilfreich gewesen wäre, doch sie würde vermutlich beim Schiff bleiben wollen. Außerdem hatte es Gründe wieso sie Piratin geworden war. Sie ließ sich wenig von Obrigkeiten sagen und wäre momentan vielleicht zu aggressiv aufgetreten. Eneas konnte es nicht einschätzen. Dabei hing viel von dem Besuch ab. Wenn er nicht erfolgreich war, müssten sie sich heimlich in Askavi einschleichen und wären viel langsamer unterwegs. Niemand von ihnen wollte das. Schnelligkeit war gefragt und so bot Eneas auch an seinem Freund beim Anziehen zu helfen. Er wusste, dass die Uniform viele Knöpfe, Schnallen und Kettchen hatte, die es anzulegen und zu schließen galt. Früher hatte Kosta ihm geholfen in die Mode der Adeligen zu gelangen und Eneas wusste mittlerweile wie schön es sein konnte dem anderen beim Ankleiden zu helfen. Kosta errötete seltsamerweise gleich und wehrte hastig ab.
Ob er daran dachte wie er ihn wieder da raus schälte?
"Es ist ungewohnt dich wieder in der Uniform zu sehen", gab Eneas zu, als Kosta fertig angezogen war. Es rief Erinnerungen an alte Zeiten wach.
Inzwischen hatte Eneas mit Leto gesprochen und sie hatte zugestimmt, Maria, Rachel und Amancio mitzuschicken. Gemeinsam erklommen sie die vielen, vielen Stufen einer der Türme, wo der Haushofmeister residierte. Eyrier hatten immer so viele Treppen...
Eneas vermutete, es lag daran, dass das stolze Volk gerne zusah wie ihre fremdländischen Bittsteller keuchend und außer Atem ankamen, während sie selbst bequem auf einen der vielen, großen Balkone landeten. Er machte sich sorgen, dass Kosta immer noch etwas untrainiert war mit seinem neu geheilten Körper, doch dieses Mal hatte sein Freund sich gut im Griff. Eneas wirkte dennoch einen kaum wahrnehmbaren Erfrischungszauber, so dass die gesamte Gruppe die Erschöpfung der Treppen schnell abschütteln konnte.
Prinz Zostar war ein älterer, kantiger Eyrier mit genauen Vorstellungen. Er misstraute den Flüchtlingen und wollte die Dhemlaner nicht hierhaben. Besonders besorgte ihn die "Krankheit", die viele Flüchtlinge für kurze Zeit befallen hatte. Da half es auch nicht, dass Maria und Kosta beteuerten, es wäre ein einmaliger Vorfall gewesen. Der Haushofmeister wollte sicher gehen und vermutlich war es auch ein guter Vorwand die Dhemlaner weiter aus Sorokor fernzuhalten.

Die Erwähnung von Timaris half sehr und sie spannen die Geschichte, dass sie nach zwei Geheimagenten suchten, die für Hayll arbeiteten. Prinz Zostar händigte ihnen einen Passagierschein für die Reise in Askavi aus, aber er wollte auch eine Gegenleistung. Hayll sollte ihnen bei den Flüchtlingen helfen. Eneas vermutete, dass früher oder später über Shalador und Askavi genügend Flüchtlinge nach Hayll kommen würden, doch die Route über Shalador würde beschwerlicher sein, da dort die Kämpfe am heftigsten getobt hatten und sich die hayllische Armee dort vielleicht immer noch Kämpfe mit den Resten der dhemlanischen Armee lieferte. Es war schwer zu sagen in dem Chaos nach Sions Zusammensturz.
Eneas hoffte, dass Timaris es ihnen nicht übel nahm, dass sie ihr quasi die Flüchtlinge in Sorokor aufs Auge drückten. Während Kosta einen Brief an die Königin schrieb und sie auch wissen ließ, wo sie inzwischen waren, durchsuchte Eneas die vielen Listen über die angekommenen Flüchtlinge in der Hafenstadt. Leider waren weder Kalliope noch Andiël dabei. Eneas fragte sich, ob Andiël eventuell unter falschem Namen reiste, wo er als Propagandaschreiber Sions bekannt war. Er lief Gefahr von den Eyriern gefangen genommen zu werden.
So suchte Eneas auch unter Pseudonymen die Andiël manchmal verwendet hatte, wenn er ernstere Geschichten veröffentlicht hatte oder wenn er Pirat bei ihnen gespielt hatte, doch ohne Erfolg.
Sie konnten auch nicht so schnell abreisen wie sie wollten. Nicht alle Namen waren verzeichnet und sie konnten erst am nächsten Tag persönlich in das Flüchtlingslager, um dort nach Kalli und Andiël zu suchen. Eneas ging mit Rachel und Maria, während er Kosta bat alles für die Reise vorzubereiten und ihnen die nächsten Anlaufstellen rauszusuchen. Seinem Freund wollte Eneas wenn möglich der Anblick der Lager ersparen. Kosta belastete es sehr, obwohl er gut darin war es zu verbergen. Aber für Eneas reichte mittlerweile ein festerer Händedruck, ein verzweifelteres Festhalten an ihm, um zu spüren, dass sein Freund momentan hier bereits an seine Grenzen kam.
Und sie mussten womöglich bis nach Dhemlan hinein...

Am übernächsten Tag war endlich die Eskorte bereit und sie konnten aufbrechen. Prinz Zostar hatte ihnen mehrere Kutschen und Geleitschutz zur Verfügung gestellt. Die Männer sollten sie höchst wahrscheinlich auch überwachen, doch solange sie zu den Flüchtlingslagern kamen, wurde es hoffentlich zu keinem Problem.
Sie hatten beschlossen direkt an die Grenze zu reisen. Nur wenige waren bereits bis rauf nach Sorokor oder anderen Hafenstädten in den Norden gekommen. Die Piraten vermuteten, dass Kalliope und Andiël nicht bei der ersten Welle der Flüchtlinge dabei sein konnten. Das hätte bedeutet, dass sie schon vor Sions großem Ritualversuch hätten fliehen können und die Chancen dafür standen schlecht. Ob sie es aus Amdarh geschafft hatten? Aus Dunrobin Castle? Eneas mochte nicht daran denken.
Einige der Piraten blieben zurück beim Schiff, um dort auf Nachrichten zu warten und vielleicht verschwiegene Boten zu finden, die zusätzliches Gelände abdecken konnten. Außerdem wollte Ulysses am beschädigten Mast weiterarbeiten.
Zusammen mit Maria, Damien, Olintes, Farell und Amancio brachen sie auf. Die Reise dauerte eine zeitlang, obwohl sie auf den Winden unterwegs waren, doch Askavi war ein großes Land. Schließlich hielten sie Nahe der Grenze und begannen die Flüchtlingslager dort zu kontrollieren. Vieles war provisorisch, ein paar Zelte, eine leer stehende Scheune, die ein Bauer als Unterkunft anbot, im Schatten einer Kaserne. Die Eyrier waren zwar für ihre raschen Organisationskünste bekannt, doch auch sie waren von dem Ende des Kriegers und den Flüchtlingen überrascht worden.
Die Eyrier waren mit ihnen auf einem der Hochplateaus gelandet von wo sie einen Überblick hatten. Zahlreiche Trampelpfade schlängelten sich durch das Gebirge und überall sah man Menschenströme.
"Es sind so viele", bemerkte Maria bestürzt.
"Das ist nur der Anfang", vermutete Damien.
"Wenn in Dhemlan die Lage erst einmal gesichert ist, werden auch viele wieder zurückkehren", hoffte Eneas.
"Wohin? Zu toter Erde, kaputten Häusern und verseuchter Luft?", gab Damien knapp zurück.
"Sie werden eine starke Königin brauchen", warf Amancio ein. "Sion kann nicht alle von ihnen gefangen genommen haben oder?"
"Konzentrieren wir uns auf das was wir gerade tun können", lenkte Eneas zurück. Sie konnten sich von dem Anblick nicht überwältigen lassen. "Irgendwo da unten sind Kalli und Andiël. Ich spüre das", bekräftigte er. Er war zwar nicht mehr Kapitän, doch er wusste immer noch wie man jegliche Selbstzweifel aus seiner Stimme vertrieb, um eine besorgte Mannschaft zu motivieren. "Wir können sie retten und sicher nach Hause bringen. Dazu sind wir hier. Wo ist das nächste Auffanglager?", fragte er einen der Eyrier, der ihnen erklärte, wo es zwischen den Hügeln lag. Eneas nickte.
"Dann ist das unser nächstes Ziel. Aber ich werde sehen, ob ich ihre Signaturen nicht erspüren kann." Eneas setzte sich auf den Felsen und rief ein paar persönliche Dinge der beiden herbei, die er mitgenommen hatte. Er schloss die Augen und ließ seine Sinne schweifen. Es waren hunderte von Signaturen in der Umgebung, schwer sie zu unterscheiden und einzelne herauszupicken.
"Das kann etwas dauern. Geht ohne mich los", sagte Eneas, während er es sich im Schneidersitz bequem machte.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 18:43

Maria sprach das aus, was ihn selbst vollkommen überwältigte und sprachlos machte. Es waren so viele, die verzweifelt ihr Glück in der Flucht suchten. Vertrieben von Zuhause und allem was sie kannten, um ungewollt in einem Auffanglager zu landen, in dem sie weniger hatten, als das was sie zu Hause zurück gelassen hatten. Ausser ihr Leben und ihre Seele. Wahrscheinlich sollte Kosta dankbar sein, dass so viele Flüchtlinge hier gelandet waren. Es bedeutete, dass sie nicht im Krieg gestorben waren. Sie hatten überlebt. Etwas, was während des Krieges sehr schwer geworden war.

"Dalmadans Feste war voll von Schwarzen Witwen", antwortete er Amanico bedrückt, der unsicher hoffte, dass Sion nicht alle Königinnen gefangen genommen hatte. "Wenn er nur halb so viele Königinnen gefangen genommen hat, kann man sich nicht vorstellen, dass es überhaupt noch eine dhemlanische Königin gibt." Geschweige denn eine Starke. "Und selbst wenn die gefangenen Königinnen befreit werden können..." Kosta brach überfordert von seinen Erinnerungen an Dunrobin Castle ab. Königinnen, die von da befreit worden waren, würden das Land wohl kaum heilen können. Sie waren selbst vergiftet und brauchten selbst Hilfe.

Eneas riss sie aus ihren düsteren Gedanken und rüttelte sie dazu auf, sich darauf zu konzentrieren, was sie tun könnten. Kalliope und Andiël zu finden. Er würde spüren, dass sie irgendwo da unten wären. Sofort strafften sich alle und schöpften neuen Mut. Kosta lächelte sachte. Es war so falsch, dass Eneas nicht mehr der Kapitän der 'E' war. Respektive, eigentlich war er es doch noch immer. Er tat nur so, als ob nicht. So munterte er sie weiter auf, dass sie Kalliope und Andiël retten und sicher nach Hause bringen könnten. Sie würden im nächsten Auffanglager suchen.
Anstatt jedoch loszugehen, um sie zu besagtem Auffangslager führen, schickte er sie, dass sie schon einmal vorgehen sollten. Er selber wollte nach der Signatur seiner Schwester und ihres Freundes suchen. Kosta wusste, dass Eneas darin richtig gut war. Das wussten die Piraten auch uns sie schickten sich an, sich von den eyrischen Wachen ins Auffanglager führen zu lassen. Kosta blieb jedoch selbstverständlich neben Eneas stehen, als dieser sich setzte und einige Gegenstände herbei rief. Er würde Eneas niemals alleine hier zurück lassen. Er fand die Trennung von ihren Gefährten vom Schiff schon schlimm genug. Diese zweite Trennung, gefiel ihm noch viel weniger. Keinesfalls würde er da jetzt von Eneas Seite weichen.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » So 23. Okt 2022, 18:43

Während die anderen zum Flüchtlingslager aufbrachen, blieb Kosta bei ihm. Eneas konnte seine Signatur am deutlichsten spüren, hell und leuchtend. Es zog ihn wie eine Motte dort hin.
"Setz dich", bot Eneas ihm an, während er weiter die Augen geschlossen hatte. Er streckte die Hand offen aus. Seinen Liebsten zu spüren gab ihm Kraft. Danach konnte er seine Sinne schweifen lassen und die Kunst einsetzen, um sich genauer auf die Signaturen zu konzentrieren. Es brauchte eine Weile bis er sich auf die schwachen Signaturen, die an den Gegenständen vor ihnen haftete, eingestellt hatte.
Langsam vorgehend und genau prüfte Eneas alle in der Umgebung, doch konnte er weder Andiël noch Kalliope erspüren, auch keine Rückstände ihrer Signatur. Vielleicht waren sie noch nicht hier entlang gekommen, oder es war bereits zu lange her. Es waren so viele Menschen in der Nähe, überall kleinere Gruppen und eine große Fläche beim nächsten Auffanglager.
Nachdem er nach zwei Stunden immer noch nichts gefunden hatte, riskierte Eneas einen starken Speerfaden zu senden. Auch dieses Mal kam nichts zurück.
"Ich spüre sie nirgendwo", musste Eneas später zugeben. "Es muss nichts zu bedeuten haben. Es sind sehr viele Flüchtlinge unterwegs." Vielleicht hatten sie einen anderen Weg genommen. Eneas wollte die Hoffnung nicht aufgeben.
"Sehen wir mal was die anderen herausgefunden haben."

Sie trafen sich abends wieder bei den Kutschen und zwei großen Zelten, die die Eyrier aufgebaut hatten. Leider hatte der Rest nicht viel mehr zu berichten. Keine Spur von Kalli und Andiël.
"Die Zustände in dem Lager sind sehr schlecht. Kaum irgendeine Grundversorgung. Es fehlt noch an allem", sagte Maria, als sie bei einem Essen zusammen saßen.
"Wir sind vielleicht zu früh hier", spekulierte Eneas, "Wir waren schnell in Sorokor. Der Untergang Sions ist noch nicht lange her."
"Du meinst, sie sind noch in Dhemlan?", fragte Olintes.
"Auf dem Weg hierher", hoffte Eneas. "Oder nicht direkt an diesem Pass. Wir sollten westlich und östlich der Grenze entlang suchen."
Damien rief die Karte herbei, die ihnen die Eyrier gegeben hatten und wo sie die Flüchtlingslager markiert hatten.
Die nächsten Tage begannen sie diese eines nach dem anderen abzuklappern, doch je weniger sie Erfolg hatten, desto frustrierter und angespannter wurde es. Eneas war froh, dass Kosta immer bei ihm blieb, wenn er seine Sinne ausstreckte. So konnte er auch verhindern, dass sein Freund all das Elend direkt in den Lagern mitbekam.
"Sie könnten den Lagern ausgewichen sein", sprach Amancio an einem Abend aus, was viele bereits dachten. "Dann müssten wir alle Straßen überfliegen."
"Wir haben mehr Erfolg, wenn wir in Dhemlan suchen", wandte Damien ein, "Es bringt nichts an der Grenze herumzureisen. In Dhemlan haben wir eine bessere Chance eine Spur von ihnen zu finden und der können wir dann folgen."
"Dhemlan ist aber auch gefährlich", wandte Eneas ein und blickte zu Kosta. Er wollte nicht, dass sein Freund dem wieder ausgesetzt war. Je tiefer sie in Dhemlan eindrangen desto riskanter wurde es. Nicht nur wegen dem was sie sehen konnten sondern auch wegen ungebetenen Erinnerungen, die dann wieder zum Vorschein kommen könnten. Eneas wollte zwar, dass sein Liebster sich damit auseinandersetzte und es verarbeitete, doch in Dhemlan könnte es stattdessen nur schlimmer werden.
"Wenn wir uns aufteilen, können wir mehr Fläche abdecken", schlug Olintes vor.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » So 23. Okt 2022, 18:47

Kosta zögerte, sich zu setzen, wie Eneas es ihm anbot. Er wollte lieber stehen bleiben. Wache stehen. Dabei hatten sie hier keinen Angriff zu befürchten. Aber sie waren nunmal auch nicht auf Nuranessa oder an einem anderen ungefährlichen Ort. Die Gefahr aus Dhemlan und auch die Gefahr, die von den Eyriern ausging, war nicht zu unterschätzen. Es liess Kosta angespannt und wachsam sein. Vielleicht zu sehr.
Eneas Hand ergriff er jedoch sofort. Sie war warm und beruhigtend. Kosta atmete einmal tief durch und setzte sich dann zu Eneas hin. Er durfte sich nicht selber verrückt machen. So half er Eneas nicht. Es war gut genug, wenn er einfach bei ihm war und im Gegensatz zu Eneas die Augen offen hielt. So konnte Eneas sich genügend Zeit und Ruhe nehmen, die Gegend auf mentale Weise zu untersuchen.

Leider wurde er die ganzen nächsten zwei Stunden nicht fündig. Eneas konnte noch nicht einmal sagen, woran das lag. Weil es hier so viele Flüchtlinge gab oder weil Kalliope und Andiël gar nicht hier vorbei gekommen waren. Es war nicht überraschend. Es war ein grosses Gebiet, was sie abzusuchen hatten. Kosta hatte nicht geglaubt, dass sie gleich auf die Beiden gestossen wären. Hier war nur die grösste Chance, etwas von ihnen zu erfahren. Vielleicht fand man ihre Namen auf einer der Listen und konnte erfahren, wohin sie weiter gegangen waren. Wenn sie denn schon hier gewesen waren. Vielleicht waren sie auch in eine andere Richtung geflüchtet. Andere Möglichkeiten weigerte Koste sich vorzustellen. Wahrscheinlich genau wie Eneas. Sein Freund wollte erst einmal sehen, was die anderend herausgefunden hatten.

Es war nicht viel. Zumindest kaum etwas, was sie nicht schon ohnehin wussten. Dass es an allem fehlte. An Nahrung, Medizin, schlichtweg an jeglicher Grundversorgung. Kosta musste an das Elend in den Kerkern denken. So viele Leute, die litten. Und jetzt schon wieder. Und sie gingen einfach daran vorbei. Gingen in den nächsten Tagen von einem Lager zum nächsten ohne zu helfen. Stattdessen suchten sie nur. Sie mussten sich entscheiden. Entweder halfen sie den Flüchtlingen hier oder sie halfen Kalliope und Andiël. Kosta hasste es. Er konnte nur offen, dass Timaris jemanden schickte, der den Eyriern helfen konnte, sich zu organisieren und den Flüchtlingen richtig zu helfen. Darauf musste er vertrauen. Er war sich sicher, dass er darauf auch vertrauen konnte. Ohne dieses Wissen wäre er längst wieder zusammen gebrochen ob all dem Elend. Auch wenn er es nie selber sah und nur mitbekam, wie seine Freunde darunter litten.

An einem Abend, einige Tage später, klang ihre Planung für den nächsten Tag zusehends frustrierter. Es wurde ausgesprochen, was sie alle fürchteten. Dass Kalliope und Andiël den Lagern ausgewichen waren. Oder, dass sie noch immer in Dhemlan waren. Es war eine kaum zu bewältigende Aufgabe, die sie vor sich hatten. Kein Wunder schlug Olintes dann irgendwann vor, dass sie sich aufteilten, damit sie mehr Fläche abdecken konnten. Damit so ihre Chance grösser war, Kalliope und Andiël zu finden. Allerdings war damit auch die Chance grösser, zu sterben.
"Wir werden uns nicht aufteilen", erwiderte Kosta. Leise, aber so eisern entschlossen, dass jedem sofort klar war, dass er Eneas viel eher niederknüppeln und ihn über die Winde zurück nach Mineva bringen würde, als dass er zuliess, dass sie sich aufteilten.
"Wir sind schon zu Wenige", doppelte er deutlich nach. "Wir werden uns nicht weiter aufteilen." Fest blickte er seinen Freunden in die Augen, damit sie wussten, dass dies nicht zur Debatte stand. "Und sollten wir nach Dhemlan gehen, werden wir uns nie weiter als zwei Tagesmärsche von der Grenze entfernen." Er würde nicht zulassen, dass seine Freunde und ganz besonders Eneas sich in so eine Gefahr begaben. Nicht schon wieder. Ausserdem waren sie nicht in Amdarh gewesen. Diese Stadt und wahrscheinlich ein grosser Umkreis davon, war vollkommen vergiftet. Das mussten sie nicht erleben. Das war nicht so harmlos wie Dalmadans Feste, was so schon schlimm genug gewesen war.
"Wahrscheinlich sind wir wirklich einfach zu früh hier", gab er seine Überlegung preis, warum sie Kalliope und Andiël nicht gefunden hatten. Wobei ihm nicht auffiel, dass er sich gerade sehr untypisch verhalten hatte. "Andiël stand stets unter strenger Bewachung. Er sagte mir, dass er noch nicht einmal das Schloss verlassen konnte, ohne ein Trupp bewaffneter. Entweder hat er sie austricksen müssen, oder aber, er konnte erst fliehen, als die Wachen abgelenkt waren." Von Sions Tod zum Beispiel. Wenn er da nicht gerade damit beschäftigt gewesen war, schwaren Schleim auszuwürgen.
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