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Unerwartete Geschenke der Vergangenheit





Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » So 2. Okt 2022, 17:35

Ayden hatte sich die letzten Tage versucht ganz seiner Regeneration zu widmen so gut es ging, obwohl es eine große Menge an Arbeit gab, die liegen geblieben war. Es gab unzählige an Audienzanfragen bei ihm alleine, von Timaris gar nicht zu reden. Natürlich hatte sich schnell herumgesprochen, dass die Königin wieder genesen war. Timaris hatte eine starke, kämpferische Rede an ihr Volk gehalten. Trotz all der Sicherheitsbedenken, die die Wachen gehabt hatten. Sie würden nicht jeden eingeschleusten Spion oder Attentäter erwischen können, obwohl Ayden und Malateste an beiden Fronten ihr bestes gaben.
Zum Glück war die Rede ohne Zwischenfälle verlaufen und fürs erste waren jegliche Zweifel bei den Adeligen beiseite gewischt, dass man sich gar nach einer neuen Königin umsehen wollte. Nur für den Notfall. Aber es gab keine Alternative zu Timaris und das sollten mittlerweile alle in Hayll begriffen haben. Was Gerüchte über Ayden selbst betraf, so hätte er gerne mehrere Treffen und Veranstaltungen wahrgenommen, um zu demonstrieren wo seine Loyalität lag und dass es ihm gut ging, doch er scheute sich öffentlich mit dem Rollstuhl aufzutreten. Er hasste dieses Ding und wenn es ging so empfing er Gäste, während er hinter seinem Schreibtisch saß.
Sich nach Draega zu begeben, stellte da eine größere Hürde da. So setzte der Prinz alles daran so schnell wie möglich wieder gesund zu werden. Selbst wenn es immer wieder schmerzhafte Behandlungen durch Sorra bedeutete, und stundenlanges nervenaufreibendes Training.

Auch heute war er wieder im Trainingsraum und mühte sich bei den Balken ab, um einen Fuß vor den anderen setzen zu können, während seine stützenden Arme vor Anstrengung zitterten. Ayden ignorierte Ayanas besorgte Worte, dass er sich eine Pause gönnen sollte. Der Haushofmeister schüttelte den Kopf. Nicht heute. Heute hatte er Timaris hierher eingeladen und er wollte nicht, dass sie ihn untätig sah. Sie sollte ruhig sehen, dass er Fortschritte machte. Leider längst nicht so schnell wie Ayden es gerne gehabt hätte. Der Glauben, dass er nach ein paar Tagen wieder voll genesen sei, hatte sich nicht erfüllt. Noch immer hatte ihn Zoryas Gift im Griff. Es war wie ihr letzter Gruß und Ayden musste beim Training oft an sie denken. Da war weiterhin eine flüchtige Verbundenheit, ein Schmerz. Ayden schob es beiseite. Nach außen hin war Zorya der Feind gewesen, der vernichtet gehört hatte. Nur Timaris wusste, wie Ayden wirklich darüber dachte.
Der allgemeine Glaube der Leute war, dass Königin Savah die Spinnenkönigin bei einem Angriff auf die Festung getötet hatte. Ayden und Kosta waren nie dort gewesen. Und die wenigen, die darüber wussten, gehörten jeweils zum engsten Kreis ihrer Königinnen, so dass sie Stillschweigen bewahren würden. Weniger sicher war Ayden sich aber über die Piraten und die Soldaten. Aber wer würde denen schon glauben, wenn sie es herum erzählen würden?
Der Prinz hatte auch Dulcie geschrieben. Sie würde sich darum kümmern, dass sich in Klein-Terreille oder sonst irgendwo keinerlei Spur fand zwischen Ayden und Zorya. Keine Beweise. Gerüchte gab es immer, aber kein neugieriger Schreiberling sollte Beweise vorbringen können. Ayden wollte nicht noch mehr von ihnen töten müssen.

Dieses Mal wollte der Prinz mit Timaris aber nicht über Zorya sprechen. Man hatte das Schiff gesichtet auf dem sich angeblich Kosta befand. In einem Tag oder etwas weniger würde es eintreffen. Es ließ sich nicht länger hinausschieben und Timaris war erholt genug, dass Ayden nicht mehr vorschieben könnte, dass sie diese Nachricht nicht verkraften würde.
Als die Königin eintrat, lächelte er ihr kurz zu, machte aber ungehindert weiter.
"Gib mir etwas zu trinken, dann geh", wies er Ayana an. Sie hielt ihm das Glas mit dem Strohhalm hin und Ayden nahm einen Schluck. Ayana knickste vor der Königin, dann verließ sie rasch den Raum, um draußen bei der Zofe zu warten.
"Wie schön, dass du kommen konntest", sagte Ayden. Er versuchte nicht zu schwer zu atmen oder irgendeine Form von Schwäche zu zeigen, nun wo er Timaris' Blicke auf ihm spürte. Wo andere aber nervös geworden wären, stachelte es den Prinzen eher dazu an noch mehr Blicke dieser Form zu erhalten.
"Ich bin sicher, du hast viel zu tun und vorzubereiten, nun wo das Schiff bald im Hafen ist", sagte er. Ayden hatte seine eigenen Leute im Hafen, da er natürlich auch sofort hatte informiert werden wollen, sobald sich Kosta näherte. Wer sonst noch so auf dem Schiff war, interessierte ihn herzlich wenig. Allenfalls die Soldaten. Sollten sie ein Problem darstellen, konnten sie gerne mit den Kerkern Haylls Bekanntschaft machen.
Ayden schob sich noch einen Schritt nach vorne. Schweiß rann ihm über die gespannten Armmuskeln. Er trug eine lockere, blaue Hose und ein dunkelgraues, geripptes Unterhemd. "Kannst du mir ein Tuch reichen?", fragte er Timaris. "Ich hatte gehofft, wenn das Schiff einträfe, würde ich wieder gehen können", gab er zu, "Dieses Training nimmt viel zu viel Zeit in Anspruch." Er hatte eigentlich so viel drängenderes zu tun.
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von Anzeige » So 2. Okt 2022, 17:35

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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » So 2. Okt 2022, 17:39

"Ich bin schon lange neugierig zu sehen, wie es dir geht", gab Timaris offen zu. Ayana war gerade gegangen, nachdem sie vor ihr geknickst und ihrem Bruder etwas zu trinken gegeben hatte. "Es gefällt mir, dass du mich eingeladen hast, obwohl du noch kaum einen Schritt gehen kannst." Trotzdem zeigte er ihr diese Schwäche. Zeigte ihr, wie er dagegen ankämpfte. Weil sie seine Königin war. Weil er ihr gehörte. Ein starker, mächtiger Mann. Er gehörte ihr ohne jegliche Fesseln. Das war berrauschend.

"Ehrlich gesagt, bekomme ich morgen einen Tag frei", wehrte sie ab, dass sie viel zu tun hätte. Obwohl Ayden eigentlich schon recht damit hatte. Es gab viel vorzubereiten. "Sorra wird mir morgen den zweiten Teil des Gegengiftes geben. Heute ist sie in den Hafen gefahren, um dafür zu sorgen, dass jeder, der vom Schiff will, sich von ihr untersuchen lässt. Nur für den Fall, dass jemand von ihnen noch ein Netz von Zorya in sich trägt, welches uns schaden könnte. Zur Sicherheit hat Gualterio ihr eine Menge Wachen mitgeschickt. Und damit sie sich nicht ganz so unwillkommen fühlen, gab ich ihnen einige der grossen Kutschen mit, damit sie nicht nach hier oben gehen müssen." Timaris lachte leise. "Aber ich glaube nicht, dass sie diese Geste zu schätzen wissen werden, nachdem sie bei Sorra waren." Ayden konnte in Lied davon singen.

Ihr Haushofmeister bat um ein Handtuch. Stimmt, über seine Arme rann der Schweiss. Fasziniert hatte Timaris beobachtet, wie sie über die gespannten Muskeln perlten. Wenn es nach ihr ginge, könnte das gerne so weiter gehen. Trotzdem nahm sie sich eines der weissen Handtücher, die auf einem Stapel bereit lagen. Anstatt es Ayden jedoch zu gehen, trat sie selber zwischen die Balken auf ihn zu, blieb dicht vor ihm stehen. Gerade mal mit genügend Abstand zwischen ihnen, dass Ayden noch einen kleinen Schritt machen konnte. Timaris überlegte, ob sie ihm dann zur Belohnung einen Kuss geben sollte. Andererseits fürchtete sie, dass Aydens Muskeln vollends den Dienst versagen würde. Wobei, so schlimm wäre das auch nicht. Zumindest ihre Juwelen konnte Timaris wieder voll einsetzen. Sie würde ihn also gut auffangen können.
"Es hätte genau so gut sein können, dass du nie wieder gehen kannst", gab Timaris zu sanft zu bedenken. Sorgfältig tupfte sie ihm den Schweiss von der Stirn, den Armen, seinem Hals und seiner Brust. Oh, er war ihr so schön nah. So stark und voller Leben. "Oder du hättest sterben können. Es ist gut so wie es ist." Viel besser, als sie erwartet hatte. "Wenigstens kannst du wieder trainieren. Sieh mich an. Ich bin noch viel zu ausgezerrt, um Muskeln aufbauen zu können. Ein Skelett mit Haut darüber gespannt." Gar nicht so, wie sie es haben wollte.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » So 2. Okt 2022, 17:51

Timaris bedankte sich für die Einladung, obwohl er kaum einen Schritt weiter gehen könnte. Nur um ihr zu widersprechen, ging Ayden noch einen Schritt weiter, versuchte das Zittern seiner Beine zu unterdrücken. Es kostete so viel Anstrengung die Beine anzuhaben und zu beugen, und seine Arme wollten bald auch nicht mehr länger. Bei Ayana hätte er sich schon längst wieder in den Rollstuhl setzen lassen, doch nun kämpfte der stolze Prinz verbissen darum sich keinen Moment der Schwäche und des Aufgebens zu erlauben.
Die Königin erzählte davon, dass sie morgen frei hätte, da Sorra ihr den zweiten Teil des Gegengiftes verabreichen würde. "Wie einen freien Tag würde ich das nicht bezeichnen", bemerkte Ayden. Er hatte beim ersten Mal etwas mitbekommen wie kräftezehrend die Heilung gewesen war. Der Prinz nickte verständig, als Timaris sagte, dass die Schwarze Witwe bereits beim Hafen wäre, um die Ankommenden zu untersuchen. Sie konnten nicht riskieren, dass ein verstecktes Netz all ihre Bemühungen wieder zunichte machte. Ayden sah dies ein und er hatte sich deswegen ja auch untersuchen lassen. Leider hatte Sorra selbst diese eine, alte Netz zerstört. Der Prinz versuchte nicht zu oft an diesen Erinnerungen zu rühren, die nun immer stärker wieder aufkamen, aber manchmal ließ es sich nicht verhindern. Meistens die kurzen Momente vor dem Einschlafen.
Er bat die Königin um ein Handtuch, doch statt es ihm zu reichen, kam sie zwischen die Holzbalken und ging zu ihm, um ihm sanft den Schweiß abzutupfen. Ayden lächelte sie charmant an.
"Vollkommen inakzeptabel. Ich gedenke etwas daran zu ändern", sagte er dazu, dass es hätte passieren können, dass er nie wieder gehen könnte. So etwas wollte sich Ayden nicht einmal vorstellen. Aber er hätte auch sterben können, damit hatte sie recht. "Es war ein Risiko, das ich eingehen musste. Wärest du gestorben, hätte mich die Nachfolgerin bestenfalls entmachtet und schlimmstenfalls für meine dhemlanische Wurzeln hingerichtet." Irgendjemand hätte die Schuld an Timaris' Vergiftung erhalten. So war es immer. Aber es war gut ausgegangen. Nicht zuletzt wegen einem sturen Püppchen..

Timaris beschwerte sich darüber, dass sie viel zu ausgezerrt und dünn wäre. Ayden lächelte. "Du siehst schön aus. Stark", sagte er ihr. Er wollte sie auch jetzt, aber seit der Lähmung hatte er keinen Sex mehr gehabt. Etwas was viel zu sehr an seinen Nerven zehrte.
"Wir brauchen beide wohl etwas Zeit", fügte er hinzu. Der Krieg forderte von ihnen hohe Tribute. Der Prinz sah zu wie sie mit dem Tuch über seine Arme strich.
"Wenn du Wachen nach unten geschickt hast..", setzte er an, "Was wirst du mit den dhemlanischen Soldaten machen? Es wäre besser, sie wieder einzusperren. Das würde weniger Arbeit für uns bedeuten. Sie stellen ein Risiko dar mit allem was sie wissen." Zudem sähe es nicht gut aus, wenn sie dhemlanische Soldaten frei herumlaufen lassen würden. Man würde sie nicht mehr ernst nehmen. Technisch gesehen waren die Soldaten Kriegsgefangene.
"Wenn du sie nicht einsperren willst, muss deutlich werden, dass sie zu uns übergelaufen sind. Wenn wir sie gut belohnen, könnte das weitere Soldaten animieren die dhemlanische Armee zu desertieren", spekulierte Ayden, da Timaris nicht so wirkte, als wollte sie die Männer in den Kerker stecken. "Aber sie müssen alles abwertende Gerede über Hayll... und über mich einstellen." Egal, ob er sie in eine Falle gelockt hatte oder nicht. Das durfte nicht einmal bekannt werden. Ayden schüttelte den Kopf. "Es ist sehr unsicher sie herumlaufen zu lassen. Sorra könnte ihre Erinnerungen löschen."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » So 2. Okt 2022, 17:52

"Ts, meine von mir bestimmte Nachfolgerin hätte dich ganz bestimmt nicht hingerichtet", schnalzte Timaris mit der Zunge. "Allerdings hättet ihr Beide sehr darum kämpfen müssen, Hayll zusammen zu halten. So oder so habe ich jedoch für einen sicheren Ort für euch Beide gesorgt." Einmal hatte sie mit Ayden darüber sprechen wollen, doch dieser war nicht wirklich offen für die Möglichkeit gewesen, dass sie starb. Timaris mochte es so auch lieber. Dennoch hatte sie für die vorsorgen wollen, die ihr wichtig waren.
Ayden war dafür so lieb, ihr lächelnd zu sagen, dass sie schön aussehe. Stark. Timaris sah in seinen Augen, dass er ihr nicht nur schmeichelte. Nun wollte sie doch nicht anders, als sich vorzubeugen und ihn sachte auf den Mund zu küssen. Geradezu unschuldig, um nicht zu provozieren. Allerdings löste ausgerechnet diese Sanftheit ein hitziges Prickeln in ihr aus. Gefährlich. Sie trat einen kleinen Schritt zurück. Ayden hatte recht. sie beide brauchten noch etwas Zeit.

"Ich habe ihnen ein Versprechen gegeben", wandte Timaris langsam ein, als Ayden die Sprache auf die dhemlanischen Soldaten brachte und zu bedenken gab, dass es am einfachsten wäre, sie einfach wegzusperren. Schliesslich stellten sie ein Risiko dar. Damit hatte er absolut recht und wenn es nicht anders ging, würde Timaris sie tatsächlich im Kerker verrotten lassen. Nur würde sie gerne eine andere Lösung finden. Ayden erkannte das natürlich gleich und überlegte, wie sie das anstellen sollten und spekulierte, dass andere womöglich auch desertieren würden, wenn sie sahen, wie gut Hayll zu ihnen war.

"Du warst offensichtlich für jeder Mann die ganze Zeit bei mir und hast mich tatkräftig unterstützt", erinnerte Timaris Ayden an ihr eigenes Täuschungsmanöver. "Alles andere war nur Propaganda der Spinnenkönigin. Rache einer verschmähten Frau, um dich zu diskreditieren. Sie hat die 6. Kompanie manipuliert, getäuscht mit einem Schauspieler und Netzen, um die Verbrecher auf ihre Loyalität zu prüfen. Um die lästige Verbrecherkompanie los zu werden, der ohnehin niemand getraut hat. Wir hingegen gewähren ihnen Gnade und belohnen sie für ihren Kampf gegen Sion. Das Gold ist bereits längst zu Prinz Karrsail unterwegs." Timaris musste grinsen.
"Sie Soldaten dürfen dem Transport herzlich gern hinterher reisen oder sind dazu eingeladen, so lange hier zu warten, bis ein Bote mit ihrem Anteil wieder zurück kommt." Sie konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass sie das wollten und wenn doch, um so besser. Hier hatten sie sie unter Kontrolle. "Es sind nur wenige Soldaten. Ich werde sie mir ansehen und dann entscheiden, wie wir mit ihnen verfahren werden", erklärte sie ihr Vorhaben. "Wenn ich mit ihnen spreche, werde ich schnell merken, von wem uns eine echte Gefahr droht oder ob mit Geld und einem Gnadenerlass Frieden geschlossen werden kann." Zur Not konnte Sorra wirklich die Erinnerungen löschen, die gefährlich werden konnten.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » So 2. Okt 2022, 17:56

Als sie ihm weiter mit dem Tuch abtupfte und er ihr dabei sagte wie schön sie aussähe, beugte Timaris sich vor, um ihn kurz und unschuldig auf den Mund zu küssen. Sofort brandete in Ayden der Wunsch nach mehr auf. Er hätte sie zu gerne gepackt und umarmt. Es machte ihn wütend, dass er dies nicht vermochte. Sie hatten sich so lange nicht mehr gespürt.
Nur musste es warten und wenn Ayden ihr erst einmal von Kosta erzählt hatte, würde sie vielleicht eine ganz andere Laune haben. Zunächst unterhielten sie sich aber weiter über die anderen Mitreisenden auf dem Schiff.
Ayden fand, dass die Königin sich nicht unbedingt an ein Versprechen an diese Soldaten halten musste, aber sie war da etwas eigen, was das Einhalten von Versprechen betraf. Es machte es leider schwieriger, mit den dhemlanischen Soldaten umzugehen. Es wäre leichter, die Männer einzusperren. Vor allem, da sie über Aydens Anwesenheit in Dhemlan wussten und man nicht sagen konnte wer dem Gerede der Dhemlaner Gehör schenken würde. Timaris wollte an ihrem Täuschungsmanöver festhalten, dass Ayden die ganze Zeit über an ihrer Seite gewesen war. Es nagte etwas an dem Stolz des Prinzen, denn natürlich hätte er gerne jeden wissen lassen, dass er für Zoryas Tod verantwortlich war. Das hätte jeglichen Zweifel an seiner Zugehörigkeit beendet. Aber natürlich verstand er, dass Timaris nicht wollte, dass herauskam, dass sie ihr Volk mit einer Illusion getäuscht hatte. Die Königin erklärte, dass Geschwätz über Aydens Aufenthalt als Propaganda Dhemlans abgetan werden würde. Die 6. Kompanie wäre durch die Netze der Spinnenkönigin getäuscht worden, um ihre Loyalität zu prüfen.
"Nun, sie sind zum Glück unwichtig genug, als dass viele ihnen überhaupt zuhören würden", sagte Ayden. Timaris sprach von Gnade und einer Belohnung in Form von Gold, das sie zu Prinz Karssail geschickt hätte, wo es sich der Rest der Soldaten abholen könnte oder hier warten könnten bis ein Bote mit ihrem Anteil zurückkäme. Ayden grinste. Das klang nach purer Schikane. Ihm gefiel das. Er hatte nicht viel übrig für diese Verbrecher.
"Prinz Karssail, ja... ich weiß nicht, ob er die Wahrheit gesagt hat, aber er schien zu glauben, dass in dem Dschungel ein weiteres Tor zwischen den Welten wäre", bemerkte Ayden. Er hatte dies in einem streng vertraulichen Bericht an die Königin und dem restlichen Blutdreieck beschrieben. "Er wollte damit, ein Ritual Sions verhindern. Ob es nun stimmt oder nicht, aber ein Tor wäre von immenser strategischer Bedeutung für uns. Karssail will es für alle Zeiten verschließen. Ich halte es für besser, es für unsere Zwecke zu nutzen." Zudem wären sie damit nicht von dem Tor der Eyrier abhängig. Aber dies war wohl ein Gespräch, wenn Malateste ebenfalls anwesend war. Er würde bald ausrücken, um den Vorstoß gegen Dhemlan zu leiten.

Timaris wollte sich persönlich um die Soldaten kümmern, um zu sehen, ob sie ein Problem darstellen würden und im Einzelfall entscheiden wie mit ihnen verfahren würde.
"Kosta kennt die Soldaten besser. Er kann dir dabei womöglich helfen", vermutete Ayden. Er ließ von den Balken locker, hielt sich weiter an ihnen fest. Lange würde er das nicht mehr aushalten. Er musste sich eigentlich setzen, wollte dies aber immer noch nicht zugeben.
"Bevor du auf ihn triffst, sollte ich dir noch etwas sagen", begann der blonde Prinz schließlich mit dem eigentlichen Grund wieso er die Königin eingeladen hatte. "Ich wollte damit warten bis es dir wieder besser geht." Sie sollte nicht denken, er hätte es ewig vor ihr verheimlichen wollen.
"Ich habe eines deiner Tabus gebrochen, was deine Sklaven betrifft", sagte er. Nun, eigentlich mehrere. Er hatte Kosta auch viele Schmerzen hinzugefügt. "Ich hatte mit Kosta Sex", kam Ayden gleich damit heraus. "Es war eine Ausnahmesituation", wollte er sich gleich rechtfertigen, aber Timaris unterprach ihn mit ihrem perlenden Lachen. "Was lachst du denn? Ich scherze nicht", versuchte Ayden ihr klarzumachen. Natürlich war es schwer zu glauben, aber Kosta war nicht sein erster Mann und das wusste Timaris am besten.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » So 2. Okt 2022, 17:57

Ayden gefiel die Variante, die sie sich bezüglich der Soldaten überlegt hatte. Sie hatte ihnen Gold versprochen und das war tatsächlich hinter Ayden und Kosta nach Raej hergereist. Dass einige der Verbrecher nun hier gelandet waren, bevor sie ausgezahlt worden waren, dafür konnte sie nichts. Es kam ihr jedoch ganz gelegen, da sie so hoffte, die Soldaten weiter für ihre Zwecke einspannen zu können. Denn wenn tatsächlich ein Tor mitten im Dschungel existierte, musste es unter Kontrolle gebracht werden. Ihre Kontrolle. Da hatte Ayden ganz recht. Tore selbst zu zerstören würde ihnen längerfristig nur schaden.

Ihr Haushofmeister überlegte, dass Kosta ihr sicherlich dabei helfen konnte, die Soldaten einzuschätzen, da er sie länger kannte. Timaris nickte. Die Erinnerungen des Kriegers würden nützlich sein. Da fuhr Ayden fort, dass er ihn noch etwas sagen müsse, bevor sie auf ihn treffe. Timaris wusste augenblicklich, dass er ihr bezüglich Kosta etwas beichten wollte. Wahrscheinlich, dass er ihn geschlagen hatte. Ein selbständiger Sklave wie der Krieger würde Ayden sicherlich zur Weissglut treiben. Dieser meinte, dass er mit seiner Beichte hatte warten wollen, bis es ihr wieder besser ginge. Damit sie sich nicht aufregte? Weil er etwas ganz schlimmes verbrochen hatte? Forschend blickte sie den Prinzen an, trat noch einen Schritt zurück und legte das Handtuch über eine der Stangen.

Wie schon vermutet, gestand Ayden ihr, dass er eines ihrer Tabus bezüglich ihrer Sklaven gebrochen hätte. Abwartend blickte sie den Prinzen an, damit er mit der Sprache heraus rückte. Was er dann auch direkt tat und dabei etwas ganz anderes gestand, als sie erwartet hatte. Zuerst hatte sie Schläge vermutet. Nachdem Ayden erklärt hatte, dass er hatte warten wollen, bis es ihr besser ging, ahnte sie übleres. Schlimmere Verletzungen, vielleicht gar welche, die nicht mehr Rückgängig zu machen waren. Auch nicht für dunkle Heilerinnen wie Sorra.
Als Ayden dann aber meinte, er hätte mit Kosta geschlafen, kam das vollkommen überraschend. Das war so seltsam. Andererseits, wenn sie Kostas Ausstrahlung so bedachte. Aber dass ausgerechnet Ayden sich davon hatte becircen lassen. Timaris presste die Lippen zusammen, um nicht zu kichern. Dabei musste sie einen ziemlich verkniffenen Gesichtausdruck machen, denn Ayden verteidigte sich gleich, dass es eine Ausnahmesituation gewesen sei.

"Oh ja, das war es bestimmt", platzte es aus Timaris heraus. Sie musste nun doch offen lachen. Armer Ayden. Dass er ausgerechnet an Kosta geraden war, machte es sicherlich nicht leicht für den Prinzen. "Eine Ausnahmesituation in mehrerlei Hinsicht." Ayden schien zu vermuten, sie glaube ihm nicht, wollte wissen, warum sie lachte. Er würde nicht scherzen. Prompt musste sie noch heftiger lachen. Oh, sie bekam ganz weiche Beine davon. Sich an den Stangen festhaltend, ging sie zurück und schnappte sich Aydens Rollstuhl, der da bereit stand. Kichernd liess sie sich hinein fallen.
"Oh, wie herrlich", amüsierte sie sich königlich. "Damit hätte ich wirklich nicht genossen. Das du ihn schlägst und schikanierst ohne Zweifel, ja. Aber das..." Zu schön. "Er hat dich bestimmt ausgiebig genossen." Sie musste wieder Lachen. "Ich fürchte, mein Lieber, dass du diesmal die Fliege warst, die mit Honig gefangen wurde. Kosta ist unmöglich. Wenn du wüsstest, wen er schon alles verführt hat und das ganz ohne sein Wissen. Manchmal denke ich, dass es ihm angeboren ist Safframatte auszuatmen und so alle in seiner Umgebung um den Verstand bringt."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » So 2. Okt 2022, 18:00

Timaris amüsierte sich köstlich darüber und wirkte keinesfalls verärgert. Lachend stellte sie sich diese Ausnahmesituation vor und musste sich in Aydens Rollstuhl sinken lassen, um dort noch etwas mehr lachen zu können. Der Prinz beäugte sie etwas pikiert. Er fand, dass diese Reaktion überhaupt nicht der Situation angemessen war. Anderseits war es wesentlich besser, wenn sie lachte anstatt wenn sie böse oder verletzt geworden wäre.
Die Königin gab zu, das sie gedacht hätte, Kosta würde Schlägen und Schikanen seitens des Prinzen ausgesetzt sein, doch nicht, dass sie im Bett landeten. Kichernd vermutete sie, dass Kosta ihn gewiss ausgiebig genossen hätte. Ayden verzog das Gesicht.
"Das hat er. Und es beruhte auf Gegenseitigkeit", entgegnete er. Er konnte ruhig zugeben, dass es ihm gefallen hatte. Timaris glaubte, dass Kosta ihn verführt hätte. Das würde dem Krieger spielend gelingen und meist ohne sein Wissen. Bei der Beschreibung, dass er alle in seiner Umgebung um den Verstand bringen könnte, musste Ayden unwillkürlich an Minan denken. Er hatte auch diese Austrahlung gehabt. Nein, hatte sie noch immer. Er lebte. Und dass Ayden mit Kosta geschlafen hatte, hing damit zusammen. Er würde Timaris später auch von Minan erzählen müssen und er wusste, dass dies weniger amüsant werden würde.
"Ich stand unter sehr viel Druck", verteidigte sich Ayden, warum er mit Kosta Sex gehabt hatte, "Es hatte eine einmalige Sache sein sollen. Er hatte mich verwöhnt... als wir beim lichten Amdarh vor Anker lagen und es ungewiss war, ob Zorya mich am nächsten Morgen zu Sion bringen würde. Er kann dir sicherlich davon erzählen." Der Prinz fand, dass es da durchaus gerechtfertigt war, wenn man sich mittels eines Sklaven Erleichterung verschaffte. Geschlecht hin oder her.
"Die anderen Male..." Ayden schwieg. "Du hast recht, dass er die herausgefordert hat. Aber nicht so wie du denkst." Er wartete bis Timaris sich von ihrem Gelächter ein wenig beruhigt hatte. "Er hat sehr viel schreckliches in Dalmadans Feste gesehen und erlebt. Eines Tages kam er in meine Gemächer und war nicht mehr zu beruhigen. Er wollte nicht mehr weitermachen. Er hätte uns alle beide enttarnt", erzählte der Haushofmeister, "Weder wollte er seine Arbeit im Kerker machen noch Zorya weiter etwas vorspielen. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte sich umgebracht." Das meinte er im vollen Ernst, selbst wenn Timaris bisher nicht hatte glauben können, dass Kosta sich ohne ihre Einwilligung je das Leben nehmen würde.

"Es war sein Vorschlag, dass ich ihn unterwerfe und zu einem hörigen Ding mache", fuhr Ayden fort, "Damit er mir bedingungslos gehorcht und blind weitermachen kann. Ich war zunächst nicht unbedingt begeistert davon, aber mir schien keine andere Wahl zu bleiben. Ich brauchte ihn und ich konnte nicht riskieren, dass er so kurz vorm Ziel alles verdarb. Also habe ich begonnen meinen Frust an ihm auszulassen... und später ihn zu unterwerfen und mir anzueignen." Ayden lächelte kaum merklich. "Ein männliches Püppchen... es schien ihm zu gefallen. Er schien sogar richtig eines werden zu wollen." Nun konnte sich Timaris sicherlich denken wieso Ayden solch ein Interesse an dem Krieger gezeigt hatte.
Er würde ihn immer noch gerne im Kreis seiner Diener sehen, aber Timaris hatte recht, dass er momentan schwerlich Zeit für Kosta hatte und er hatte auch nicht unbedingt ein Interesse an einem ihrer Sklaven. Wenn, dann hätte Kosta ganz ihm gehören sollen. Nur schien Timaris ganz besonders an dem Krieger zu hängen. Mittlerweile wusste Ayden auch wieso.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » So 2. Okt 2022, 18:00

Dass Ayden so pikiert und entrüstet schaute, machte alles noch viel lustiger. Timaris war schon bewusst, dass es nicht nett war, über seinen... Genuss zu lachen. Andererseits hatte Ayden auch einen Tabubruch begangen. Das würde er jetzt verkraften müssen. Was er auch tat. Ihr Haushofmeister war so viel stärker geworden, als er es vorher schon gewesen war. Sie war so stolz auf ihn.
So gab er zu, dass nicht nur Kosta Ayden genossen hatte, sondern es auch auf Gegenseitigkeit beruht hatte. Verteidigend erklärte er, dass es eine einmalige Sache hätte sein sollen. Timaris lachte. Als ob das bei Kosta gehen würde. Doch sie konnte verstehen, dass Ayden unter hohem Druck gestanden hatte. Besonders als sie hörte, dass es einen Moment gegeben hatte, wo es ungewiss gewesen war, ob Ayden nicht zu Sion gebracht werden sollte. Ihr Lachen endete. Das war eine gefährliche Situation gewesen. Nicht nur für Ayden, sondern für ganz Hayll. Deswegen war sie auch böse auf Ayden, weil er so viel mehr riskiert hatte, als sein eigenes Leben. Auch wenn es auch um so viel mehr gegangen war, als sein eigenes Leben.

Es wurde noch ernster. Ayden war nicht zu Sion gebracht worden, doch laut seiner Erklärungen war nicht er Kostas Liebreiz erlegen, sondern der Sklave selbst bei den anderen Malen um Sex gebeten hatte. Weil er so viel schreckliches in Dalmadans Feste gesehen und erlebt hatte. Es sei so schlimm gewesen, dass er nicht mehr hätte weitermachen wollen. Wollen oder können? Weil ihm alles zuviel geworden war, hätte Kosta sich beinahe umgebracht. Augenblicklich wurde Timaris wieder ganz ernst. Sorgenvoll musterte sie Ayden und erhob sich wieder aus seinem Rollstuhl.
"Er wollte sich umbringen?" fragte sie besorgt. Timaris konnte sich nicht vorstellen, dass Kosta sie im Stich lassen würde. Nicht, wenn es nicht um Eneas ging. Es musste etwas wahrhaft schlimmes erlebt haben, dass es ihn so aus der Bahn geworfen hatte. Ayden bestätigte, dass es Kostas Vorschlag gewesen sei, ihn zu unterwerfen und zu einem hörigen Ding zu machen. Ein männliches Püppchen. Natürlich gefiel Kosta diese Vorstellung. Aber in diesem Fall schien es fast eine andere Art von Selbstmord gewesen zu sein. Oder zumindest der Versuch dazu.

"Deswegen warst du so interessiert daran, ihn zu deinem Diener zu machen, du heimlichtuerischer Schlawiner", zwinkerte Timaris ihrem Haushofmeister zu. Doch ihr Blick war traurig, dass Kosta so hatte leiden müssen, wahrscheinlich noch immer litt. "Doch das wird nicht funktionieren, Ayden." Beiläufig zog sie dessen Rollstuhl mit sich und stellte ihn hinsetzbereit ans Ende des Traininggerätes, bevor sie auf den Prinzen zuging. Er würde sicherlich nicht mehr lange da Stehen können, tat er es doch schon eine ganze Weile.
"Du gibst dich nicht mit dem dritten Platz zufrieden", erklärte sie mit sanftem Lächeln, warum sie der Meinung war, dass es Ayden nie ganz gelingen würde, Kosta zu seinem Püppchen zu machen. "Ich frage mich, was Kosta derart entsetzliches zugestossen ist, dass er sich umbringen will." Aydens Bemerkungen zufolge, nahm sie an, dass er fürchtete, dass dies noch immer der Fall war. "Weisst du warum, Ayden? Musste er als Kerkerwärter einen der Soldaten töten, die ihr verraten habt?" Das hätte Kosta sicherlich zu schaffen. "Oder ihn misshandeln." Das hätte der Krieger kaum fertig gebracht. Gleichzeitig wusste Timaris jedoch auch, dass Kosta sich sehr weit treiben würde, um ihr zu helfen. "Oh, oder gab es etwa Kinder in dem Kerker?" Schliesslich hatte Sion ihr Kinder als Boten geschickt. Kinder dort zu sehen und sie nicht befreien zu dürfen, hätte Kosta sicherlich gebrochen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » So 2. Okt 2022, 18:06

Die Königin blickte ihn besorgt an ehe sie sich wieder aus dem Rollstuhl erhob und nachhakte, ob Kosta sich wirklich hätte umbringen wollen.
"Er hat es nicht in diese Worte gefasst, aber das war seine Absicht. Er sagte, er könnte nicht mehr weitermachen und es würde niemand Verdacht schöpfen, wenn er über eine der Mauern in die Tiefe stürzte." Timaris konnte das selber interpretieren wie sie mochte. "Hätte ich es ihm nicht verboten und ihn versucht mir vollkommen ergeben zu machen, vielleicht hätte er es getan." Das wusste Ayden nicht. Er hatte alles daran gesetzt, dass Kosta ihm weiter zu Nutzen war. Schließlich war er im Kerker auf den Krieger angewiesen gewesen. Womöglich hätte Ayden es irgendwann alleine bewerkstelligt an das Gegenmittel zu kommen, aber es hätte viel zu viel Zeit gekostet und wäre weit gefährlicher gewesen.
Timaris erkannte nun auch, wieso der Prinz so interessiert an Kosta war. Sie zwinkerte ihm zu, aber die Neckerei hielt nur kurz an. Timaris kam näher zu ihm und schob dabei den Rollstuhl mit sich, stellte ihn in seine Nähe bei den Doppelbalken an denen Ayden sich immer noch abstützte. Der Haushofmeister kämpfte sehr mit sich, dass er zeigen wollte, er brauchte den Rollstuhl nicht mehr, aber seine Kraft erlahmte langsam und er musste sich ganz auf das konzentrieren, was er Timaris noch sagen musste.
So begann der blonde Prinz sich langsam auf den Rollstuhl zuzubewegen.
"Der dritte Platz?", fragte er dabei, "Wer ist auf dem zweiten?" Denn natürlich war Timaris als Kostas Herrin sein ein und alles. Ayden hatte erlebt wie viel Kosta für seine Königin tun würde. Wieviel er bereit war dabei von sich selbst zu opfern. Nicht einmal Ayden war sich sicher, ob er je so viel hätte geben können.

Natürlich interessierte Timaris viel mehr, was Kosta widerfahren war, dass er nicht mehr hatte weitermachen wollen oder können. Ob Ayden dies nicht wüsste. Der Prinz schwieg noch, ließ sich vorsichtig in den Rollstuhl nieder und kämpfte damit, jegliches Zittern und Zeichen von Schwäche in Gegenwart der Königin zu unterdrücken. Diese stellte gerade ihre eigenen Spekulationen an, was ihr Sklave schreckliches erlebt hatte. Ob er einen der gefangenen Soldaten hätte misshandeln müssen oder ob es gar Kinder im Kerker gegeben hätte.
Ayden schwieg immer noch, lehnte sich zurück. Sie lag nicht weit daneben. Leider...
"Ich weiß nur ansatzweise was es war", sagte er. "Die Tage mit Kosta waren nicht ausreichend, um ihn vollends an mich zu binden." Es war stets mehr ein Notbehelf gewesen und am Ende hatte sich der Sklave stattdessen an den Kerkermeister gehangen. "Nicht genug, dass er mir jemals alles darüber gesagt hätte. Aber ich konnte es mir teilweise zusammenreimen." Im Grunde hatte Ayden nie genauer darüber nachdenken wollen. Dass er beim Planen ihrer Flucht hatte einsehen müssen, dass es keinerlei Weg gab, Minan und das Gegengift hinaus zu transportieren war bereits an seine Grenzen gegangen.
Zum Glück waren die Dea al Mon und Glacier gerade zum rechten Moment gekommen.
Ayden hielt nicht viel von dem Gerede, dass die Dunkelheit ihre Wege leitete. Er war der Meinung, dass man selbst für seine Taten verantwortlich war, aber dass ihre Flucht zum genau den gleichen Zeitpunkt hatte stattfinden sollen, als die Verbündeten in die Feste eingedrungen war... es war eine sehr vom Schicksal beglückte Fügung gewesen.
"Es war ein Kind im Kerker. Beziehungsweise ein Jugendlicher", sagte Ayden. Er blickte Timaris ernst an. "Komm her...", bat er mit sanfter Stimme und hielt ihr die Hand entgegen. Der Prinz griff nach ihrer Hand, um sie zu halten.
"Ich denke, du weißt wer im Kerker war", sagte er leise, "Eine männliche Schwarze Witwe. Du hattest gehofft, er würde mit deiner List Sion entgehen. Und das ist er auch, aber er ist nicht Zorya entgangen..." Ayden streichelte sanft über ihren Handrücken.
"Er lebt und die Dea al Mon haben ihn zurück in ihren Wald gebracht. Der Ort, den du anscheinend für ihn angedacht hattest", bemerkte er. Ohne ihn einzuweihen. Das hatte ihn verletzt. Er hatte Timaris getröstet und geglaubt, es würde sie plagen, dass sie Minan getötet hatte. Sie hatte Ayden getäuscht.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » So 2. Okt 2022, 19:14

Ayden hatte ihre stumme Aufforderung verstanden, sich allmählich wieder zu setzen und ging langsam auf den Rollstuhl zu. Im Gegenzug verzichtete Timaris darauf, ihn dabei zu unterstützen, weil sie genau wusste, wie sehr er sich stark vor ihr zeigen wollte. Stattdessen sprachen sie weiter über Kosta und was ihm zugestossen war. Und darüber, dass es nicht auf Dauer funktionieren würde, wenn Ayden versuchte Kosta zu seinem Püppchen zu machen. Schon nur deshalb nicht, wiel Ayden sich nicht mit dem dritten Platz begnügen würde. Prompt wollte Ayden wissen, wer ihn ausstach und an zweiter Stelle stünde.
"Ich", gab Timaris knapp zu. Sie hatte es akzeptiert und wünschte den beiden Kriegern alles Liebe. Dennoch sprach sie nicht gerne darüber. Ausserdem gab es wichtigeres. Nämlich was Kosta derart aus der Fassung gebracht hatte. Timaris spekulierte, dass er die Gefangenen hatte quälen müssen, oder leidende Kinder gesehen hätte. Das machte den sanftmütigen Krieger immer sehr wütend. Doch um sie nicht zu verraten, hätte er nichts unternehmen dürfen.

Ayden erklärte, dass er nur ansatzweise wisse, was es gewesen sein könnte. Die paar Tage mit Kosta wären jedoch nicht ausreichend gewesen, um ihn so sehr an sich zu binden, dass er ihm jemals alles darüber gesagt hatte, was im Kerker alles passiert war. Doch Ayden hätte es sich teilweise zusammen reimen können. Mühsam kletterte Ayden derweil zurück in seinen Rollstuhl und blieb einen Moment lang schwer atmend sitzen, bevor er zugab, dass tatsächlich ein Kind im Kerker gewesen sei. Genauer gesagt, ein Jugendlicher. Timaris sog scharf die Luft ein. Das war grausam. Warum hatte Ayden ihr nicht früher davon erzählt? Was war mit dem Jugendlichen passiert? War er tot?
Ihr Haushofmeister bekam auf einmal eine unheimlich sanfte Stimme und bat sie, zu ihm zu kommen. Er hielt ihr seine Hand entgegen, fast so, als wolle er sich an ihr festhalten, während er ihr schlimme Nachrichten überbrachte. Timaris wollte nicht. Sie hatte plötzlich den Drang, ganz schnell dieses Zimmer zu verlassen. Trotzdem straffte sie sich, ging auf Ayden zu und nahm seine Hand, drückte sie sachte.

Zu ihrer Verwunderung nahm er an, dass sie wisse wer im Kerker gewesen sei. Irritiert blickte sie ihn an und verstand im ersten Moment nicht, was er meinte. Doch dann sagte er, dass es eine männliche Schwarze Witwe gewesen sei. Minan! Timaris wurde kreidebleich. Nein! Das durfte nicht sein. Sie hatte so viel unternommen, um ihn zu schützen, war bis jetzt nicht sicher gewesen, ob er ihren Angriff mit dem Machtball überlebt hatte. Sie hatte sich zu seinem Schutz diese tröstende Gewissheit nie erlaubt. Er hatte es überlebt, ihren Verrat verkraftet und trotzdem war er bei Zorya gelandet.
"Er lebt?" fragte sie tonlos und ihr ausgezehrter Körper begann zu zittern. Fest klammerte sie sich nun an Aydens Hand, der sachte ihren Handrücken streichelte. "Ich wusste es nicht, Ayden", flüsterte sie. "Ich habe es so gehofft." Sie legte sich die andere Hand auf die Brust. "Ganz tief verborgen", gab sie zu. "Obwohl ich es nicht hätte tun sollen. Doch ich wusste, es hatte eine verschwindend kleine Möglichkeit gegeben, dass er hatte überleben und entkommen können. Ah, aber es gab so viel mehr Möglichkeiten, wie es hätte schief gehen können. Dass der Schild ihn nicht rechtzeitig erreicht und er tatsächlich verbrennt. Dass ihn mein Verrat vollends vernichtet. Dass er trotzdem Sions Schergen in die Finger kriegen. Dass die Dea al Mon nicht annehmen. Ich habe mir sogar fest eingeredet, dass es so sein würde. Dass ich ihn getötet hätte. Ich habe um ihn getrauert." Hoffnungsvoll blickte sie Ayden an. "Er lebt?" wollte sie schon etwas kräftiger wissen. "Bei den Dea al Mon? Zorya. Was hat sie ihm angetan? Weiss Sion von ihm? Kann... kann er überwinden, was sie ihm angetan hat? Was ich ihm angetan habe?"
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » So 2. Okt 2022, 19:40

Ayden hatte sie kurz fragend angesehen, als Timaris einsilbig sagte, dass sie in Kostas Gunst auf zweiter Stelle stünde. Das hatte er nicht erwartet, nachdem er mit Kosta im dhemlanischen Reich gewesen war und gesehen hatte wie viel der Krieger bereit war für seine Herrin zu tun. Wer sollte da noch an erster Stelle kommen?
Da der Prinz aber etwas Schmerz aus Timaris' Stimme heraushörte, fragte er nicht danach. Er hatte genug eigene schmerzhafte Nachrichten zu überbringen.
Nur zögerlich war die Königin näher gekommen, ahnte wohl schon, dass sie die folgenden Worte nicht hören wollte. Ayden griff beruhigend ihre Hand und hielt sie, während er erzählte, dass es Minan gewesen wäre, der im Kerker der Spinnenkönigin sein Dasein gefristet hatte. Timaris wurde sehr blass, griff fester nach seiner Hand und zitterte erschüttert. Leise, wie als wollte sie es nicht laut aussprechen, sagte sie, sie hätte nicht gewusst, dass er leben würde. Sie hätte es nur heimlich gehofft, da sie sich nicht sicher hatte sein können, ob er nicht wirklich verbrannt wäre. Oder dass er trotzdem Sion in die Hände fiel oder die Dea al Mon ihn nicht annehmen würden.
Ayden blickte sie skeptisch an.
"Du hast nicht gewusst, ob deine List funktionieren würde?", fragte er, "Aber jemand muss doch eingeweiht gewesen sein... ihn fortgebracht haben?" Ayden kam wieder der Eyrier in den Sinn, der angeblich mit Minan getötet worden sei. "Caelvar?", hakte er nach. Wenn dies sein Name gewesen war.
"Du hättest es mir sagen können...", sprach er schließlich aus, was ihn verletzt hatte. Hatte sie damals befürchtet, er würde noch einmal Zorya aufsuchen und dabei von ihr untersucht werden? "Eine Vorsichtsmaßnahme, nehme ich an", fügte Ayden hinzu. Das war der einzige Grund, weswegen er es zähneknirschend akzeptiert hatte.

Timaris hatte natürlich viele Fragen über Minan. Ob er nun bei den Dea al Mon wäre, was Minan angetan worden wäre, ob Sion von ihm wüsste und so fort.
"Die Dea al Mon haben ihn mehr als nur angenommen. Lady Sitara sieht ihn als ihren Bruder im Geiste an", erklärte Ayden, "Sie haben ihn wieder mitgenommen. Ich hatte nur kurz die Gelegenheit ihn zu sehen... nach den Kämpfen und der Befereiung. Ich war selbst zu angeschlagen mit ihm zu reden und die Dea al Mon waren sehr beschützerisch." Was der Hauptgrund gewesen war wieso der Prinz nichts gesagt hatte.
"Er hat einen Gefährten", fiel ihm dabei ein. Das hatte Laree ihm erzählt. "Ein junger Dea al Mon in seinem Alter. Er war mit Lady Sitara mitgekommen. Das spricht dafür, dass er glücklich in Dea al Mon war. Wie genau er Zorya in die Hände gefallen ist, weiß ich nicht. Ich vermute, es hat mit ihrem Angriff auf den Wald zu tun. Da ich sofort nach Hayll weitergereist bin, kann ich dir nicht viel darüber sagen." Es hatte dringenderes gegeben. Wenn es aber auf den Zeitpunkt des Angriffes auf den Wald fiel, dann war Minan nur etwas länger als Ayden und Kosta in der Festung gewesen.
"Ich glaube nicht, dass Sion von ihm weiß. Zorya hat Minan länger für sich behalten wollen, um Experimente an ihm durchzuführen." Ayden pausierte. "Er hat sehr gelitten..." Das konnte er nicht verschweigen. "Er war sehr schwach und dünn, als ich ihn sah. Kosta wird dir vielleicht sagen können, was sie genau mit Minan gemacht hat." Ihm hatte der Krieger es ja nicht verraten wollen. Er hatte gemeint, Ayden würde weiter funktionieren müssen.
"Mehrere Heilerinnen haben im Kerker offenbar an ihm... gearbeitet", berichtete Ayden, "Anscheinend hat die oberste Heilerin Kosta entdeckt, als er in das Labor gesehen hat, und ihn zu gewissen Dingen gezwungen." Der Prinz hatte zunächst vermutet, dass Kosta von ihr vergewaltigt worden wäre, aber mittlerweile war er sich nicht mehr so sicher. Kosta hatte sich auch Zorya hingegeben und es hatte ihn nicht so aus der Bahn geworfen.
"Du wirst ihn darüber befragen müssen. Nach den Kämpfen konnte ich nicht mehr mit ihm reden." Kosta war zu verletzt von den Kämpfen im Kerker gewesen, aber das hatte er Timaris ja erzählt. "Das einzige was ich dir mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass als ich Minan das letzte Mal sah, er wieder seinen linken Arm hatte. Und ich sah keine einzige Nahtstelle", schloss der Haushofmeister seine Erzählung. Er konnte sich kaum vorstellen, dass die Heilerinnen dem Jungen einen Arm regeneriert hatten, aber nach genau das hatte es ausgesehen. Ayden hatte nicht gedacht, dass dies möglich sein konnte.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » So 2. Okt 2022, 19:43

"Nein, ich wusste es nicht", gab sie gequält zu. "Ich durfte es nicht wissen. Selbst jetzt dünkte es mich viel zu wagemutig es zu wissen. Ja, Caelvar ist bei ihm gelbieben. Ich habe es dir nicht gesagt, weil niemand davon wissen sollte. Damit niemand etwas verraten konnte. Deswegen habe ich sogar mich selbst im Ungewissen gelassen. Glaube mir, Ayden, ich war sehr froh um deinen Trost. Seine Bilder sind plötzlich verschwunden Ayden. Hier aus dem Palast. Ich habe dir nicht misstraut, nur befürchtet, dass man uns unsere Gedanken stehlen könnte. Das haben sie hoffentlich nicht gemacht, aber sie haben es geschaft, mich zu vergiften und wer weiss, was Sion sonst noch so getan hat. Ayden, wir müssen ihn endlich besiegen. Er hat uns allen schon viel zu viel gestohlen. Er soll uns nicht noch mehr wegnehmen können."

Sie sollten nicht über Minan sprechen. Trotzdem konnte Timaris auf ein paar Fragen nicht verzichten, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie die Antworten überhaupt wissen wollen. Ayden hatte jedoch eine weitere schöne Überraschung für sie. Die Dea al Mon hätten Minan sogar in ihre Familie aufgenommen. Eoshan nannte ihn Bruder im Geist. Das war wundervoll. Minan hatte das so sehr verdient.
"Einen Gefährten?" rief sie überrascht und erfreut. "Wirklich? In seinem Alter? Das ist wundervoll." Strahlend fiel sie Ayden um den Hals und kam dabei glücklich auf seinem Schoss zu sitzen. Wenn Minan eine Familie hatte, würde er Zorya sicher überstehen könnten. Allerdings war es besorgniserregend, dass Dea al Mon angegriffen wurde. Sion musste sich seiner Sache schon sehr sicher sein, wenn er sich an den verbotenen Wald wagte, während er sich gleichzeitig mit Hayll, Askavi, Raej und Glacia anlegte. Erschreckend sicher.

Auf seinen Schoss gekuschelt und seine Signatur geniessend, obwohl er veschwitzt war und etwas von seinem Training genoss, lauschte Timaris Aydens weiteren Erzählungen. Sie war über sie recht zwiegespalten. Es war gut, dass Sion nichts von Minan wusste. Doch der Grund dafür war schrecklich. Weil sie an ihm herumexperimentiert hatten. Mehrere Heilerinnen hatten an ihm gearbeitet und anscheinend war Kosta darin irgendwie involviert gewesen.
"Sie... haben seinen Arm nachwachsen lassen", fragte Timaris fassungslos. "Ich wünschte, ich könnte sagen, das wäre gar nicht möglich, doch ich kenne Sorra. Sie liebt solche Experimente." Sorra hatte aus einem Kind im Mutterleib zwei gemacht. Da war es sicherlich auch möglich, einen Arm zu regenerieren. "Das war bestimmt keine einfache Prozedur. So etwas sollte man einem Kind nicht antun. Wenn Kosta zusehen musste, wie Minan Schmerzen litt, dann glaube ich gern, dass ihn das gebrochen hat. Er will doch immer allen helfen. Besonders Kindern."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » So 2. Okt 2022, 19:46

Timaris freute sich über die wenigen guten Nachrichten über Minan. Besonders darüber, dass er einen Gefährten hatte. Erfreut setzte sie sich auf Aydens Schoß und legte ihre schlanken Arme um seinen Hals.
"Ja, ich glaube sein Name ist Merion. Laree wird dir vielleicht mehr sagen können. Du weißt, dass sie ihre Nase überall reinsteckt." Zudem war sie relativ unverletzt gewesen im Gegensatz zu Ayden. Er hatte viel geschlafen nachdem ihn das Gift erwischt hatte, während Laree Zeit gehabt hatte sich mit den Verbündeten zu unterhalten.
Während Timaris auf seinem Schoß saß und der Prinz dies stillschweigend genoss, erzählte er den Rest über Minans Schicksal. Es hatte Ayden etwas verwundert, dass die Königin noch viel weniger über Minans Verbleib gewusst hatte als er. Der Haushofmeister hatte angenommen, sie würde sich aus Dea al Mon informieren lassen, aber sie hatte sich selbst im Ungewissen gelassen, um jegliche Spur über Minan in Hayll zu verwischen. Noch einmal würde Sion seine Spione nicht in den Palast bringen, nahm Ayden sich vor. Er stimmte zu, dass es Zeit wurde Sion zu besiegen. Nun wo Zorya tot war, mussten sie weiter in die Offensive gehen und nicht nachlassen. Sie konnten es sich nicht erlauben sich zu sammeln. Sion würde die Zeit nutzen sich von seinem Verlust zu erholen.

Ayden nickte, als sich Timaris fassungslos darüber zeigte, dass man Minans Arm hatte nachwachsen lassen. Die Königin kannte solche Experimente von ihrer Verwandten Sorra Tolarim. In der Hinsicht war sie Zorya wohl nicht so unähnlich. Mit dem Unterschied, dass Zorya den Fehler gemacht hatte, sich Sion anzuschließen. Ayden hätte sie früher erreichen sollen... vielleicht wäre es dann nie so weit gekommen.
"Sie müssen Wochen daran gearbeitet haben", sagte der Prinz bitter über die Prozedur. "Wäre er nicht schon zerbrochen, danach wäre er es gewiss gewesen... Anscheinend wollte Zorya an das Gift einer männlichen Schwarzen Witwe."
Timaris war auch der Meinung, dass man dies keinem Kind antun durfte und dass Kosta deswegen sicherlich gebrochen wäre. Er wollte immer allen helfen und besonders Kindern.
"Er wird bald hier sein, dann kannst du ihn selbst danach fragen", sagte Ayden. Er hob vorsichtig die Arme und streichelte ihr über den Rücken. "Vielleicht kannst du ihn unter die Behandlung einiger Priesterinnen stellen, um seine seelischen Wunden zu heilen."
Ayden schwieg kurz. "Aber nun weißt du alles was ich dir über die Feste noch sagen wollte. Ich wollte dich mit der Nachricht über Minan nicht belasten so kurz nach deiner Heilung... wirst du bei Lady Sitara erfragen können wie es ihm geht?" Zumindest hätte es Ayden gerne erfahren.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » So 2. Okt 2022, 19:49

Wenn Laree das wüsste, dass über sie gelästert wurde, sie würe ihre Nase überall reinstecken. Wo sie doch ausgerechnet das Timaris immer vorwarf. Die Hexe würe es ertragen müssen, dass Timaris sie nun erneut ausfragen würde. Diesmal über Minan und Merion. Sie hatte sie gewarnt, dass das Schloss verlassen sollte, solange sie noch konnte.

Weniger wollte sie von Ayden wissen, wie sehr Minan hatte leiden müssen. Wochen. Das war furchtbar. Dennoch hörte sie es sich an, genau wie sie die Erinnerungen von Minan nie hatte wegmachen lassen. Wenn man jemanden gern hatte und in beschützen wollte, konnte man nicht nur das Gute sehen. Man musste sich auch dem Schlechten stellen. Genau so, wie sie sich auch Kostas Leid anhören würde. Gleich, wenn er hochgekommen war.
"Das habe ich schon einmal versucht, als es ihm sehr schlecht ging und er der Meinung war, wir wären ohne ihn besser dran", gab sie zu, nachdem Ayden vorgeschlagen hatte, Kosta in Behandlung von Priesterinnen zu geben. "Er hat sich erstaunlich hartnäckig dagegen gesperrt." Erst Eneas Vergebung hatte ihn wieder geheilt. "Ich werde mir seine Erinnerungen ansehen und mir dann etwas einfallen lassen, wie es ihm wieder besser gehen könnte." Nur fürchtete sie, dass es nicht leicht sein würde, ihm zu helfen und sie hatte keine Zeit sich lange mit ihm zu beschäftigen. Zur Not würde sie ihm befehlen müssen, durchzuhalten und am Leben zu bleiben, bis sie ihm helfen konnte.

"Du bist wirklich sehr stark geworden", lächelte Timaris ihren Haushofmeister stolz an, nachdem er ihr erklärt hatte, dass er sie nicht mit der Nachricht über Minan hatte belasten wollen. "Ich weiss doch, dass es dich kränkt, dass ich dich wegen Minan nicht eingeweiht habe. Dennoch machst du mir keine Vorwürfe." Sie küsste ihn erneut auf den Mund. Diesmal länger, fester. Es war schön, wie er ihr über den Rücken streichelte.
"Nein, ich werde nicht nach ihm fragen", schüttelte sie dann jedoch ihren Kopf. "Nicht bevor Sion besiegt ist. Ich will ihn nicht unabsichtlich auf die richtige Fährte locken. Deswegen werden wir zwei auch nicht mehr über ihn sprechen, bis er wirklich in Sicherheit ist. Danach können wir nach ihm fragen. Vielleicht ist er gewillt, uns eine Nachricht zu übermitteln." Zumindest Ayden, der ihn nicht so grausam hintergangen hatte, wie Timaris es getan hatte.

Bald darauf verabschiedete sie sich von Ayden. Nochmals mit einem Kuss und einem begehrlichen Funkeln in den Augen. Vielleicht gerade weil sie Beide gerade so schlimmes durchstehen mussten. Es verband und tröstete. Ausserdem war Ayden nun einmal scharf. Daran änderte auch der Rollstuhl nichts.
Kosta wollte sie in ihrem persönlichen Salon empfangen, aus dem sie auch Aaron solange verbannte. Sie wollte nicht gestört werden, wenn der Krieger bei ihr war. Entsprechend liess sie auch schon Getränke und Essen vorbereiten. Selbst wenn sie wahrscheinlich keinen Appetit haben würden. Nicht, nachdem, was sie alles von Ayden gehört hatte. Deswegen setzte sie sich auch nicht aufs Sofa, sondern liess viele Kissen vor dem Feuer im Kamin hinlegen, wo sie es sich gemütlich machte.
Kurz darauf trat Kosta ein, nachdem sie ihn, auf sein höfliches Klopfen hin, herein gerufen hatte. Wie immer verneigte er sich tief vor ihr. Doch kaum hatte sie eine einladene Armbewegung gemacht, sass er auch schon neben ihr auf den Kissen und hielt sie ganz fest in seinen starken Armen. Er war auch dünn geworden. Es überraschte sie nicht. Liebevoll küsste sich ihn auf die Schläfe, streichelte ihm tröstend über den Rücken und liess ihn weinen. Erst hatte er ihr noch unbedingt das Gegengift geben wollen. Timaris hatte es angenommen und in ihrem eignen Juwelengepäck verschwinden lassen. Es würde erst morgen wichtig werden. Der Abend gehörte Kosta.

Es wurde ein langer Nachmittag und Abend und das Essen blieb, wie bereits vermutet, unangerührt. Nachdem er sich ausgeweint, respektive alle Tränen vergossen hatte, liess Kosta sie bedingungslos an seinen Erinnerungen teilhaben. An das Verändern seines Aussehens, die Einkäufe in Garois, den Entscheid, nach Raej zu Zorya zu reisen. An den Mord des Kutschers und seine zwiespältigen Gefühle Ayden gegenüber. Sie fühlte, wie Kosta sich über das Wiedersehen mit Zucker, insbesondere Zucker, und Tiger gefreut hatte. Besonders auch wegen Lhal. Gleichzeitig waren da die nagenden Gewissensbisse gewesen, weil er Ayden misstraute und Zucker nicht warnen konnte. Dann der schreckliche Verrat, die Hoffnung, Zucker ohnmächtig schlagen zu können, damit er nicht mitgenommen wurde. Grosse Enttäuschung, weil es nicht funktioniert hatte. Anschliessend folgte eine zermürbende Zeit, wo er keinen falschen Atemzug hatte tun dürfen. Weder bei Zorya noch bei Ayden. Dabei waren alle Beide ihm immer so betäubend nah gewesen, hatten ihn hemmungslos benutzt.
Ganz schlimm war auch gewesen, sehen zu müssen, wie die verratenen Soldaten zu Sion abgeführt wurden. Den Hass von Zucker zu spüren. Schon da wäre Kosta beinahe zerbrochen. Aber ihretwegen hatte er durchgehalten. Hatte alles getan, was getan werden musste, um sie zu retten. Bis an dem Tag, an dem er Minan hatte vergewaltigen müssen, damit er nicht aufflog. Da war etwas in ihm zerbrochen, wie Ayden ganz recht erkannt hatte. Durch die Dominanz des Haushofmeisters und später durch des Kerkerwärters, war der Krieger irgendwie zusammen gehalten worden. So dass er weiter hatte machen können. In der Hoffnung, Minan doch auch etwas Trost und Liebe geben zu können. Dennoch immer mit dem Gedanken im Hintergrund, dass er jederzeit Zuckers und Minans Hoffnungen zerstören würde, sollte er es tun müssen. Sie erfuhr von Kalliope und einem Mann, den Kosta nur verschwommen sah. Es musste sich dabei wohl um Andiël halten. Sie sah, wie Zucker und die Soldaten mehr tot als lebendig von Dunrobins Castle zu Dalmadans Feste gebracht wurden.
Kosta war jeder Atemzug wie ein Verrat vorgekommen, der darin gipfelte, dass er sich für Eneas ins Messer geworfen hatte, anstatt ihr das Gegengift zu bringen. All die Opfer schienen umsonst gewesen zu sein. Es war so viel erdrückende Schuld, dass Timaris im ersten Moment nicht wusste, wie sie Kosta je würde helfen können. Er hatte sich tief eingegraben und zugemauert, weil er sich so schuldig, besudelt fühlte. Es würde lange dauern, ihn einfach nur zu erreichen, geschweige denn, ihn überhaupt heilen zu können. Trotzdem versuchte Timaris es natürlich und sandte Kosta im Gegenzug dazu, was sie Gefühlt hatte, nachdem sie Minan sozusagen getötet hatte. Sie zeigte ihm auf, wieviel Verrat Minan schon hatte erdulden müssen. Doch jetzt hatte er einen Gefährten und eine Familie. Etwas wovon er niemals zu träumen gewagt hätte. Dank Kosta konnte er das weiter haben. Dank ihm hatte er überlebt und war nicht mit den Gedanken gestorben, dass ihm ohnehin niemals etwas gutes passierte. So grausam es auch gewesen sei, das war etwas vom wichtigsten überhaupt.
Kosta beruhigte sich nur allmählich. Verständlicherweise. Timaris nahm es als gutes Zeichen, dass er überhaupt so aufgewühlt war. Sie nahm ihm das Versprechen ab, durchzuhalten, bis sie auch wieder gesund war und sich ihm widmen konnte. Sie wollte nach dem Krieg auch einen Weg für Kosta finden, damit er sich bei Minan entschuldigen konnte. So lange würde Kosta aushalten müssen und bis dahin hoffentlich genug heilen, damit er sich nicht mehr selber umbringen wollte. Es graute der Morgen, als sie Kosta in sein Zimmer schickte, damit er sich etwas ausruhte. Bald würden Sorra und Daipha kommen, um sie zur hoffentlich letzten Heilung zu holen. Bis dahin sollte sie auch noch ein paar Stunden Schlaf bekommen. Oder wenigstens etwas zur Ruhe kommen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 19:55

Er blickte Kosta nach, der schnellen Schrittes sofort zum Palast eilte. Vermutlich um gleich zu seiner Herrin zu rennen und ihr das Gegengift zu überreichen. Da musste Zucker wirklich nicht dabei sein. Er war aber froh, dass Laree sie gefunden hatte. Denn ohne ein bekanntes Gesicht hätte er sich in dem riesigen Schloss verloren gefühlt. Laree wollte ihm gerne viel vom Palast zeigen, doch der Prinz winkte ab. Daran hatte er kein Interesse.
"Ich hab genug Protzbauten in letzter Zeit gesehen. Der hier hat bloß eine schönere Fassade." Und in seinen Untergeschossen wahrscheinlich genauso Kerker wie Dunrobin Castle und Dalmadans Feste. Da waren sie alle gleich. Zucker wollte lieber Tiger besuchen und Laree brachte ihn auch gleich dorthin. Auf dem Weg tauschten sie sich über ihre Reisen aus. Die der Hexe war vergleichsweise kurz gewesen, aber auch sie waren um eine Begegnung mit der Schwarzen Witwe nicht hinweg gekommen. Für Laree war es anscheinend genauso schauderhaft abgelaufen wie für ihn. Mit dem Unterschied, dass Zuckers Narben fort waren.
"Ich wusste nicht, dass sie eine gute Ader in ihrem Körper hat", bemerkte Laree.
"Sie muss auf ihre alten Tage verrückt werden. Sie hat sich nicht mehr eingekriegt vor Lachen", erwiderte Zucker und Laree meinte, dass Sorra Tolarim schon immer verrückt gewesen wäre und darüber mussten sie beide lachen. Die Hexe erzählte auch, dass sie Kosta daher kannte, dass sie gemeinsam in Mineva bei den dortigen Tolarims gelebt hätte. Beinahe Larees gesamte Familie würde dort leben. Mit Ausnahme von Eneas, Laertes und Kalliope.
Bald schon kam Zucker bei all dem Familienwirrwarr nicht mehr mit und während Laree eifrig plauderte, waren sie bei den Räumen angekommen, wo Tiger zusammen mit dieser Ebonie lebte. Der Kriegerprinz zeigte sich erfreut, drückte Zucker feste und fragte ihn übereilt nach den anderen Gefährten aus.
"Nicht so laut. Ihr weckt Lhal", mahnte Ebonie. Sie deutete auf eine Türe nebenan. Nachdem sie einen Hörschutz errichtet hatte, konnte die Gruppe sich setzen und unterhalten. Zucker beobachtete die beiden. Tiger streichelte die Schwarze Witwe immer wieder mit unterdrückter Leidenschaft. Ebonie war großgewachsen und langgliedrig mit einer wilden aubraunen Lockenmähne, in die sich vorne ein paar goldene Strähnen verirrt hatte. Sie schien genauso eine wilde Seite zu haben wie anscheinend diese Heilerin in Loraka mit der Tiger etwas angefangen hatte. Und beide hatten ein Kind von ihm. Nun, Tiger - oder Amaya wie Ebonie ihn nannte - wirkte sehr stolz und konnte nicht aufhören von Lhal zu reden. Zucker interessierten Kinder nun herzlich wenig, aber er freute sich für seinen Kumpanen.
"Heißt das, du wirst weiter im Palast wohnen?", fragte Zucker den Kriegerprinzen, "Was ist mit Rashar? Er braucht dich."
Der halbe Tigerlaner knurrte kurz. "Ich habe jetzt etwas zu verlieren. Ich kann nicht zurück zu ihm", sagte er.
"Wir schulden ihm alle etwas", ließ Zucker nicht locker. Tiger sprang auf, ging unruhig hin und her. Das hatte er auch in den Zellen dauernd getan. Es schien ihm eindeutig nicht zu passen was Zucker zu sagen hatte.
"Ausgerechnet aus deinem Mund", sagte Tiger, "Du hast dich immer gerne deiner Verantwortung entzogen."
"Ihr habt euch gerade erst wiedergesehen. Wollt ihr jetzt wirklich streiten?", mischte Laree sich ein. Ebonie fasste Tiger an der Hand und zog ihn sanft zurück auf die Sitzgruppe.

Der Kriegerprinz beruhigte sich zum Glück wieder und Zucker erwähnte das Thema nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr heute. Sie redeten trotzdem noch länger bis in den späten Abend hinein. Auch über Maeve, die Ebonie gerne kennenlernen wollte. Sehr zur Zuckers Verwunderung, aber anscheinend war die Schwarze Witwe nicht sonderlich eifersüchtig. Nach der langen Zeit auf dem Schiff hatte der Dhemlaner fast vergessen, dass es so etwas auch gab.
Nach dem Besuch brachte Laree ihn zu einem schlichten Speiseraum für Bedienstete, wo sie etwas essen konnten. Dort trafen sie auch auf Zuckers Kameraden und einen Teil der Piraten. Manche waren anscheinend zurück zum Schiff. Zucker unterhielt sich mit den anderen Soldaten, die alle ihre eigene Grauensgeschichte über die Schwarze Witwe hatten.
Der Prinz merkte immer mehr wie müde er von dem heutigen Tag wurde.
"Ich kann dir ein Zimmer im Gästebereich organisieren", bot Laree an, "Oder dich zurück zum Schiff begleiten. Ich wollte meinen Bruder ohnehin besuchen."
Zucker dachte kurz darüber nach. Er wollte nicht die Nacht im Palast verbringen. Dass er überhaupt einen Fuß hinein gesetzt hatte, war schon mehr als geplant gewesen. So hätte er sich gerne in eine Taverne in Draega zurückgezogen.
"Ist Kosta noch bei der Königin?", fragte er. Laree schien kurz zu lauschen. Vielleicht schickte sie einen Speerfaden ab. Schließlich nickte sie.
"Ich denke, er wird die ganze Nacht dort bleiben", sagte sie. Zucker rieb sich die flache Wange. Es war eine alte Gewohnheit, aber die Narben waren nicht mehr da.
"Dann eine Nacht im Palast", bestellte er. "Ich will ja hören wie es gelaufen ist."
Laree führte ihn und die anderen Soldaten zu einem Trakt, wo es mehere einfache Zimmer gab. Während die anderen noch etwas trinken wollten, zog es Zucker vor direkt ins Bett zu fallen. Der Besuch der Schwarzen Witwe war kräftezehrend gewesen. Vielleicht lag es an der Heilung.
Es dauerte etwas bis er einschlafen könnte. Lange hörte man noch das Johlen seiner Kumpanen und vielleicht hatte Samtpfote auch einen Stuhl zerdeppert. Nach dem Geschrei zu urteilen ein Versehen. Zucker fielen endgültig die Augen zu. Er hatte weiterhin das Gefühl, er wäre auf dem Schiff, denn das Bett schien leicht hin und her zu schwanken.

Am anderen Morgen, die anderen schliefen noch, suchte der Prinz das Bad im Gang auf, das Laree ihm noch gezeigt hatte. Es hatte eine Dusche, was ihm jedesmal wie ein großer Luxus vorkam. Die Zeiten wo er eine Dusche als selbstverständlich erachtet hatte, waren lange vorbei. In den Salzminen hatte es so etwas nicht gegeben.
Zucker wusch sich, betrachtete seinen geheilten Körper und dann, einfach weil es gerade so eine angenehme Zeit war, holte er sich einen runter.
Nachdem Vergnügen und der Dusche zog der Prinz sich wieder an. Es war im Grunde stets die gleiche Kleidung, erweitert mit ein paar geborgten Sachen von den Piraten. Ehrlich geborgt, da die Soldaten kaum eigene Kleidung besessen hatten. Zucker fragte einen Dienstboten, wo Kostas Zimmer wäre und wurde dann dort hingebracht. Vielleicht ließe sich der Krieger zu einem Frühstück überreden. Zucker war relativ froh, dass ihn der Diener begleitete, denn er hätte sich in dem gewaltigen Komplex garantiert verlaufen. Jeder Gang hatte zudem den gleichen goldenen Schnickschnack und er fragte sich wie man sich hier nur zurechtfand.
Oh, ein simples Gasthaus wäre ihm tausendmal lieber. Wieso hatte er hier übernachtet?
Schließlich kamen sie zu Kostas Zimmer. Zucker klopfte und hörte irgendein nervöses Geplapper. Also war der Krieger schon wach. Das sah der Prinz als Einladung an hereinzukommen. Er öffnete die Türe und blickte prompt auf einen sehr nackten Kosta. Der schöne Hayllier stand vor einem mannshohen Spiegel, splitterfasernackt, etwas nass und besah sich.
"Woah", entfuhr Zucker. Er musste natürlich auch starren. Jetzt sah er auch diesen Drachen zum ersten Mal richtig und wie er sich um Kostas halben Oberkörper schlang und dann wieder hinunter bis zu seiner Männlichkeit. Nur beim Rücken schienen Stücke des Drachens zu fehlen.
"Wenn ich dich nur vor dem Duschen so gesehen hätte. Dann wäre das Runterholen viel schneller gegangen", bemerkte er grinsend und leckte sich über die Lippen. "Stör ich dich?", fragte er, machte aber keine Anstalten wieder herauszugehen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 20:03

Brav war er in sein Zimmer gegangen, wie Timaris es von ihm gewünscht hatte. Nur, das mit dem Ausruhen und sich erholen hatte nicht so recht klappen wollen. Kosta war sogar davor zurückgeschreckt, sich ins Bett zu legen. Wie als würde es ihn beissen. Stattdessen hatte er sich auf die Fensterbank gesetzt und nach draussen in das Grün gestarrt, dass allmählich vom Sonnenlicht erhellt wurde. Er war ohnehin viel zu aufgewühlt um zu schlafen. Timaris hatte ihm gesagt, dass er MInan mit den Vergewaltigungen geholfen hatte. Dass er ihm so das Leben gerettet hatte, da er die Heilung sonst nicht hätte überstehen können. Auch wenn Kosta das selber schon gewusst hatte, tat es gut, dies von ihr zu hören. Timaris war weise. Sie würde ihn diesbezüglich nicht anlügen.

Gleichzeitig fühlte es sich natürlich nach wie vor unglaublich schändlich und falsch an. Deswegen brauchte Kosta lange, bis er sich auch nur halbwegs soweit beruhigt hatte, dass er es schaffte, sich auszuziehen unter die Dusche zu stellen. Sie tat überraschend gut. Es war, als hätte er vergessen, wie gut eine Dusche tun konnte. Dabei hatte er auch in Dalmadans Feste geduscht. Mit Ayden und später mit Ranard, selten alleine. Diesmal war es viel freier. Es gab mehr Luft, von der er gar nicht gewusst hatte, dass er sie brauchte.
Aber vielleicht war es auch nur Orientierungslosigkeit, überlegte sich Kosta, als er die Dusche verliess. Denn seine Aufgabe war erledigt. Er hatte nichts mehr zu tun. Natürlich gab es noch Dinge, bei denen er mithelfen könnte, doch nichts davon würde nicht auch ohne ihn funktionieren. Er könnte sich jetzt einfach ins Bett legen, obwohl der Tag gerade erst anbrach. Er brauchte sich noch nicht einmal abzutrocknen.

Nass und nackt wie er war, ging er ungezwungen in sein Schlafzimmer. Dabei fiel sein Blick auf einen hohen Spiegel. Kosta erstarrte und erschauderte unwillkürlich. Er hatte nicht das Gefühl, als würde er sich selber in der glasigen Fläche sehen, auch wenn es natürlich so sein musste. Scheu und doch wie unter einem Bann schlich er vorsichtig näher und betrachtete kritisch seinen Körper. Er sah aus, wie er aussehen sollte und doch wirkte er fremd. Die Piercings waren heiss und erregend. Genau wie der Drache, der sich besitzergreifend um ihn schlang. Zwei Parteien, die Gegenseitig um die Vorherrschaft, um das Besitzrecht von ihm kämpften. Dabei waren sie beide auf unterschiedliche Weise zerstört.

Kosta schreckte aus seinen nachdenklichen Betrachtungen, als es anklopfte. Zucker! Wie spät war es? "Ich komme gleich", nuschelte er hastig. "Tut mir Leid, dass ich dich gestern so einfach alleine gelassen habe. Laree hat sich bestimmt gut um dich gekümmert. Hast du schon etwas mit Nathaniel vereinbaren können. Ah, bin bleich soweit. Ich muss mir nur rasch etwas anziehen."
Zucker kam trotzdem jetzt schon rein. Vielleicht hatte er ihn nicht gehört. Oder er hatte genau gehört, dass Kosta sich noch anziehen musste. Jedenfalls erwischte er den Krieger bei einem letzten, überforderten Blick in den Spiegel und gab einen bewundernden Laut des Erstaunens von sich.
"Wenn du mich vor dem Duschen so gesehen hättest, hättest du dir nicht selbe einen runterholen müssen", erwiderte Kosta anrüchig schmunzelnd, bevor sein Blick wieder schüchterner wurde. "Du störst nicht", beteuerte er freundlich und zögerte kurz. "Es gefällt dir?" fragte er unsicher und schaute wieder skeptisch in den Spiegel, verbarg dabei nichts. Er drehte dem Spiegel gar den Rücken zu und verdrehte und spannte seinen Oberkörper, um sich über die Schulter zu schauen, damit er den Rücken im Spiegel betrachten konnte.
Zucker hatte ihn schon ganz anders nackt gesehen. Eneas hatte nicht gefallen, was er gesehen hatte. Die Piercings hatten ihn eifersüchtig gemacht. Er fand sie nicht schön und er war auch gar nicht glücklich darüber, dass der Drache nun zerschnitten aussah. Von Eneas hatte er kein so ein bewunderndes 'Woah' bekommen, einfach nur weil er nackt war. Auch wenn Eneas sagte, dass er ihn mit seinem Anblick nicht belastete und er mit seinem Körper tun durfte, was er wollte, war es doch offensichtlich, dass er eigentlich von ihm forderte, die Piercings wegzumachen und den Drachen nachstechen zu lassen. Wieder so ein Widerspruch, der Kosta unmissverständlich zeigte, dass er Eneas niemals genügen würde. Dass er ihm seine Wünsche nicht erfüllen konnte.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 20:05

Schmunzelnd bemerkte Kosta, dass wenn er ihn noch vor dem Duschen besucht hätte, er sich nicht selbst einen hätte runterholen müssen. Zucker grinste zurück. Der Krieger sah so nass und nackt sehr verlockend aus und er hätte ihn gerne mit zu dem Bett gezogen, um mit ihm etwas Bettensport zu betreiben, aber dann musste der Dhemlaner wieder an den Piratenkapitän denken und er hielt sich zurück. Zucker wollte nicht weiter in dieses Drama mit hinein gezogen werden. Das wäre äußerst unklug und vermutlich gefährlich für seine Kronjuwelen.
Kosta blickte ihn unsicher an und fragte fast scheu, ob Zucker der Anblick wirklich gefallen würde. Dabei drehte sich der schlanke Krieger hin und her, um sich genauer betrachten zu können.
"Na klar. Du solltest doch wissen, dass du heiß aussiehst", sagte Zucker, den es wunderte wieso Kosta immer noch diese Frage stellte. vielleicht wegen den Piercings. Gemächlich kam der Prinz näher und verpasste Kosta einen Klaps auf seinen nackten, knackigen Hintern. "Damit musst du rechnen, wenn du nackt hier herumtänzelst", erklärte sich der Dhemlaner frech. Er hätte gerne noch mehr gemacht, hielt sich aber zurück. Sonst würde das viel zu schnell zu mehr führen.
Er deutete auf Kostas Rücken. "Wieso fehlt an manchen Stellen etwas von der Tätowierung?", fragte er. Zucker blickte sich etwas in Kostas Zimmer um. Es wirkte recht unscheinbar. Viele persönliche Gegenstände sah der Prinz auf den ersten Ansatz nicht. Kosta schien öfter auf Reisen zu sein. Der Dhemlaner sah aus dem Fenster. Man konnte in einen Park schauen. Es schien ein schöner Tag zu werden. Sehr sonnig.
"Also das hier ist dein Zuhause, hm?", fragte er. "Laree hat uns irgendwo im Palast einquartiert, keine Ahnung wo. Der Schuppen ist ja riesig."
Der Dhemlaner lehnte sich gegen die Fensterbank. "Wie wars bei deiner Herrin?", fragte er, "Hast du sie retten können?" Kosta war wohl die ganze Nacht dort gewesen. Ob er überhaupt Schlaf bekommen hatte?
"Hast du schon gefrühsückt?", fragte der Prinz und rieb sich den Bauch. "Ich wollte zu Tiger und seine neue Freundin gehen", erklärte er." Zucker schüttelte leicht den Kopf. "Hätte nicht gedacht, dass er sich so wandelt, nur weil er jetzt ein Kind hat. Vor ein paar Wochen war die Mission in Raej alles was zählte. Und jetzt redet er ständig von Lhal." Der Prinz verstand dies nicht. Was war an einer Familie so besonderes?
Nun, er würde auch ohne Tiger zurück zu Rashar, um ihm beizustehen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 20:14

Sachte schüttelte er seinen Kopf. Nein, er wusste nicht, dass er heiss aussah. Wie auch, wenn Eneas so abweisend auf die Piercinge reagierte oder unbedingt wollte, dass der Drache nachgebessert wurde? Nur würde er dann irgendwie nicht mehr der Selbe sein. Zumindest glaubte Kosta nicht, dass man das Kunstwerk so retten konnte, dass keine Narben zu sehen sein würden. Narben in der Zeichnung anstelle auf seiner Haut.
"Hey", keuchte er erschrocken, als er einen Klapps auf den Hintern bekam. "Das ist mein Zimmer", erklärte er Zucker, leicht schmollend. Hier durfte er ja wohl nackt herumtänzeln. Ausserdem hatte er gar nicht getänzelt. Dafür zuckte er zusammen, als Zucker von den fehlenden Stellen in der Tätowierung wissen wollte.
"Da waren Narben, die geheilt wurden", erklärte er knapp und wandte sich der Kleidung zu, die er sich vorher zurecht gelegt hatte. "Prinz Lorcann hat mich mit einer eisenbeschlagenen Lederscheide auf den Rücken geschlagen, bis die Haut mehrfach aufgeplatzt ist", fügte er doch noch hinzu, während er in schwarze, enge Pants stieg. Danach folgten feine, schwarze Socken. "Die Heilerinnen in Loraka haben die Wunden nur sehr notdürftig versorgt. Ich glaube, nähen wäre besser gewesen, als dieser Pfusch den sie mit der Kunst fabriziert hatten. Deswegen ist der Drache so zerfetzt." Kosta schlüpfte in ein schwarzes ärmelloses Shirt, bevor er das Hemd seiner Uniform anzuziehen begann.
"Zuhause?" fragte er etwas überrascht. So hätte er es nicht genannt. Wobei, Timaris lebte hier. So gesehen war es teilweise sein Zuhause. "Ja, ich darf hier wohnen, wenn ich im Palast bin. Es tut mir Leid, dass ich dich gestern Abend einfach so habe stehen lassen. Aber Laree hat sich bestimmt gut um dich gekümmert." Zucker wusste nur nicht mehr wo genau er einquartiert worden war. "Zur Not darfst du immer gerne hier her kommen und dich ausschlafen, wenn du ein ruhiges Plätzchen suchst", schmunzelte Kosta, schlüpfte in die Hose seiner Uniform.
"Es war aufwühlend", gestand er, wie es bei Timaris gewesen sei. "Ich weiss es nicht, ob sie gerettet ist. Sie bekommt das Gegengift heute verabreicht. Die erste Dosis hat schon sehr geholfen, hat sie gesagt. Hoffentlich bleibt das so und das Gift kommt nicht mehr zurück. Wahrscheinlich kann man das erst nach einer ganzen Weile mit Gewissheit sagen." Weiteres , zermürbendes Warten.
"Frühstück? Nein, das hatte ich noch nicht", schüttelte er seinen Kopf und schnürte sich die Schuhe zu. "Und du? Oh, ich würde Tiger und seine Familie gern sehen. Lhal ist ein ganz süsses Mädchen. Und Tiger... man macht eben verrückte Dinge, wenn man jemanden liebt, Zucker. Und die meisten Eltern lieben ihre Kinder. Gönn es ihm. Es ist ein erfüllendes Glück. Soweit ich weiss, wurde es ihm schon einmal schmerzlich entrissen. Das ist grausam." Er schlüpfte in seine Uniformsjacke, knöpfte sie bedächtig zu. "Aber... aber ich glaube nicht, dass Tiger mich in der Nähe seiner Tochter haben möchte, Zucker", wandte er scheu und bedrückt ein. "Besser wir essen woanders Frühstück und danach kannst du sie alleine besuchen gehen."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 20:16

Kosta verteidigte sich, dass er in seinem Zimmer ja ruhig nackt sein könnte. Da hatte er sicher recht, aber Zucker hatte nicht widerstehen können diesem knackigen Hintern einen kleinen Klaps zu verpassen.
"Hm, möglich, aber dann dürfen Gäste deinem Knackarsch auch einen Klaps verpassen", fand Zucker grinsend. Es wurde erst wieder ernster, als Kosta erzählte wieso seine Tätowierung nicht vollständig wäre. Lorcann war daran schuld, der ihn mit einer Lederscheide geschlagen hätte. Für die Heilerinnen im Fort war es zudem keine Priorität gewesen, dass die Soldaten möglichst makellos blieben. Es hatte nur eben so halten müssen.
"Lorcann... bin ich froh, dass ich dessen arrogante Fresse nicht mehr sehen muss", sagte der Soldat. Er hatte später mitbekommen, dass der Dhemlaner nicht mehr von seiner Verfolgungsjagd auf hoher See zurückgekommen war. Scheinbar hatten die Piraten ihn erwischt. Geschah dem Mistkerl ganz recht. Kosta begann sich anzuziehen, während er davon erzählte. Sehr feine, noble Sachen wie Zucker auffiel. Der Grundton war ein strenges Schwarz und auch so mutete der Schnitt der Hose und der Jacke wie eine Uniform an. Vielleicht sollte es genau das sein. Eine Uniform.
"Und was hast du jetzt mit dem halben Drachen vor?", fragte Zucker. Kosta antwortete leise, dass er es nicht wüsste. Es schien ein traurigeres Kapitel zu sein. Zucker reagierte wie immer, wenn Kosta schwermütiger wurde. "Wie wärs mit ner Tätowierung von Ranard? So ein bildhübscher Mann muss verewigt werden", schlug er vor. Kosta sah ihn sofort entsetzt an. Zucker grinste breit zurück.
"Werd mal lockerer. War nen Scherz", verteidigte sich der Prinz. "Humor ist noch die beste Art wie man an solche Erlebnisse zurückdenken sollte", empfahl er. Jedenfalls hielt es Zucker so. Nicht umsonst scherzte er schon länger über seine tolle Kerkerrundreise.

"Was ist das eigentlich für eine Uniform?", fragte er und betrachtete Zucker, "Siehst schick aus. Aber viel zu brav." Er streckte dem schlanken Krieger die Zunge raus. Kosta war auch sichtbar zu dünn für die Uniform. Er hatte in den letzten Monaten auch abgenommen. Gerade deswegen sollten sie jetzt frühstücken gehen.
Kosta schien geschafft von dem Besuch bei der Königin und sagte knapp, dass es aufwühlend gewesen wäre. Das Gegengift würde sie erst heute bekommen. "Sie sollte dir einen Orden verleihen... oder ich weiß nicht was. Jedenfalls irgendetwas", fand Zucker. Das hatte Kosta verdient.
Aber zunächst hieß es Frühstücken. "Ich wollte etwas bei Tiger frühstücken", erklärte der Prinz. Als er sein Unverständnis darüber äußerte wie sehr und wie schnell sich der Kriegerprinz verändert hatte, entgegnete Kosta, dass die meisten Eltern ihre Kinder lieben würden und man täte verrückte Dinge, wenn man liebte. Es wäre ein erfüllendes Glück.
"Hmm, ja, wenn du das sagst", bemerkte Zucker zurückhaltend. Er wollte über Familie nicht reden. Er hatte nur einmal miterlebt wie Elternliebe jemanden zu verrückten Dingen getrieben hatte. Wieso musste er ausgerechnet daran denken? Diese dumme Schwarze Witwe hatten ihn irgendwie zu diesen Erinnerungen getrieben.
"Ebonie hat gesagt, sie wäre schon einmal von ihm schwanger gewesen. Anscheinend hatte es nicht überlebt", sagte Zucker, "Ich gönns ihm ja auch. Ist nur ein dummer Zeitpunkt." Das hätte mal nach dem Krieg passieren sollen.
Zucker wollte schon gehen, als Kosta niedergeschlagen einwandte, dass Tiger ihn sicherlich nicht bei seiner Tochter haben wollte. Zucker sollte sie lieber alleine besuchen.
"Ach was", wandte Zucker das mit seinem besten Totschlagargument ab. Er packte Kosta am Arm und zog ihn mit sich, da der Krieger sich immer noch wandt. "Du hast doch schon vorher auf Lhal aufgepasst, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Wird Zeit, dass Tiger diese Seite an dir sieht und dir vergibt."
Es brauchte noch etwas forsche Überredungskunst und energisches Zerren an Kostas Jackenärmel, aber der Krieger folgte ihm stolpernd und nervös. Jedenfalls bis zur ersten Gangabbiegung. Ab da wusste Zucker nicht mehr weiter und Kosta musste ihm helfen, den richtigen Weg zu finden. Schüchtern deutete er in eine Richtung und der Prinz zog ihn gleich getäuscht zielstrebig weiter. Bis zur nächsten Kreuzung.
So kamen sie bei Ebonie und Tiger an.

Als die Schwarze Witwe ihnen aufmachte, hellte sich ihr Gesicht auf, als sie Kosta sah. "Kosta! Ich bin so froh, dass du es geschafft hast. Lhal hat dich vermisst", sagte sie und bat sie beide herein.
Tiger saß mit seiner Tochter auf einer großen, bunten Decke. Der Kriegerprinz grollte gespielt und streckte seine krallenbewehrte Hand aus, um damit spielerisch in die Luft zu schlagen. Lhal besah sich das begeistert ehe sie es eifrig nachzumachen Daversuchte und ein kleines Fauchen von sich gab. Zucker besah sich dies perplex.
Das Kleinkind hatte spitze Ohren, goldigbraune große Augen mit langen Wimpern und die gleichen wilden Locken wie ihre Mutter. Ein kleiner silbern gestreifter Flaum war an ihren Ärmchen und Beinchen zu sehen. Es war auf jeden Fall eine Mischung, die Zucker so noch nie gesehen hatte. Als Lhal die Gäste sah, begann sie über das ganze Gesicht zu strahlen, legte den Kopf leicht schief.
Kosta hatte sich halb hinter Zucker versteckt. Der Prinz schob ihn etwas nach vorne. Tiger musterte sie beide misstrauisch, legte einen Arm um Lhal. Diese hatte jedoch ihre eigenen Pläne und begann aufgeregt auf sie zuzukrabbeln.
"Was will der hier?", fragte der Kriegerprinz.
"Frühstücken", erklärte Zucker ungerührt. "Und das Kriegsbeil begraben. Es war nicht sein Plan uns ans Messer zu liefern. Der Haushofmeister hat ihn nichtmal eingeweiht. Er hat den Mund gehalten, um seine Königin zu retten. Wir haben auch schon den ein oder anderen gelinkt und verraten, Tiger."
Lhal war inzwischen zu Kostas Füße gekrabbelt und streckte die Arme aus.
"Kosta hat immer gut auf unsere Tochter aufgepasst, wenn ich gearbeitet habe", sprach sich Ebonie auch für ihn aus, "Er ist wunderbar mit Lhal. Und willst du unserer Tochter etwa ihre Menschenkenntnis absprechen?"
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 20:19

"Ich weiss es nicht", gab er offen, dass er nicht wusste, was er mit seiner Tätowierung machen wollte. Sie reparieren oder so lassen oder vielleicht ganz weg machen lassen. Die Letzten Monate war sie ja auch verborgen gewesen. Aber sie war trotzdem da gewesen. Bevor Kosta jedoch länger über diese Zwickmühle nachdenken konnte, schlug Zucker ihm vor, dass er sich ja Ranard auf den Rücken tätowierden lassen könnte. Entsetzt blickte Kosta den Prinzen an. Das war gemein. Er hatte doch nur irgendwie überleben wollen, was der Kerkermeister ihm angetan hatte. Deswegen hatte er sich so sehr auf ihn eingelassen. Das war ein fieser Scherz. Wenn es denn überhaupt als Scherz gedacht war.
Zucker beteuerte dies gleich und meinte, dass Humor die beste Art sei, wie man an solche Erlebnisse zurück denken sollte. Kosta mühte sich ein schwaches Lächeln ab. Zucker mochte durchaus recht haben, doch Kosta war noch nicht soweit, darüber zu lachen. Denn es waren ihm nicht nur Dinge angetan worden, er hatte auch ganz schlimm ausgeteilt.

"Ein Geschenk meiner Königin", erklärte er lieber, was dies für eine Uniform sei. "Als ein Zeichen meiner Zugehörigkeit zu ihr, weil sie mir den Sklavenring um den Hals abgenommen hatte." Nathaniel trug zum Beispiel noch einen. "Quasi eine Belohnung für meine Dienste und glaube mir, sie ist lange nicht so brav, wie sie im ersten Moment erscheinen mag." Jetzt konnte Kosta wieder grinsen. Zucker streckte ihm die Zunge heraus. Doch er konnte die versteckten Fesseln an den Handgelenken und am Hals nicht sehen. Nein, mit der Uniform liessen sich alles andere als brave Sachen anstellen. Nur etwas zu weit war sie ihm geworden. Er musste ganz schön abgenommen haben, während er weg gewesen war.

Seine Zweifel, ob Tiger Kosta auch sehen wollte, wischte Zucker einfach beiseite und zerrte Kosta am Ärmel mit sich. Zumindest einen Gang weiter. Dann musste Kosta ihm zeigen, wo es langging, bevor er weiter gezerrt werden konnte. Natürlich wollte er Lady Tyrelli und besonders Lhal sehr gerne wieder sehen. Doch für Tiger war er ein Verräter und der frisch gebackene Papa wollte bestimmt seine Tochter vor ihm schützen. Das war schon richtig so. Auch brauchte Kosta kein Geschenk oder gar einen Orden von Timaris, wie Zucker es forderte. Es war ihm genug, wenn Timaris wieder gesund wurde.

Nervös und sich sicher, dass er besser gehen sollte, blieb er gut versteckt hinter Zucker stehen, als dieser bei der Tür der kleinen Familie anklopfte. Die Schwarze Witwe öffnete ihnen und erkannte ihn trotzdem sofort. "Lady Tyrelli", grüsste er sie mit einer höflichen Verneigung und obwohl er sie eigentlich mochte, schlug ihm vor lauter Angst vor ihrer Kaste eine Welle der Übelkeit hoch. Seine kürzlichen Erfahrungen mit Zorya und Lady Tolarim hatten seine mühsam beherrschte Angst nur wieder befreit und verstärkt.
Scheu tippelte er hinter Zucker in den Raum, nachdem sie herein gebeten worden waren. Er war sich so sicher, dass er nicht hier sein sollte. Bis er sah, wie Tiger mit seiner Tochter spielte und wie glücklich die Beiden dabei waren. Es war so schön. Kosta hätte sich auch gut versteckt in eine Ecke setzen können, um den Beiden dabei stundenlang zuzusehen. Der Anblick der Zwei war so viel wert und Kosta konnte spüren, wie er wieder etwas leichter atmen konnte. Wie die Last auf seinen Schultern nicht mehr ganz so drückend war.

Dann sah Lhal ihn und strahlte ihn an. Kosta strahlte zurück und die restlichen Erwachsenen in dem Raum waren vergessen. Er bekam nicht mehr richtig mit, wie Tiger ihn hier nicht haben wollte und Zucker und Lady Tyrelli sich für ihn einsetzen. Er sah nur, wie Lhal auf ihn zugekrabbelt kam. Kosta ging herzlich Lächelnd in die Hocke, damit er nicht mehr so gross für das kleine Mädchen war.
"Lady Lhal", grüsste er sie mit warmer, ehrlicher Stimme. "Ich habe dich auch vermisst und ganz viel an dich gedacht." Lhal packte ihn an seiner Uniform und versuchte sich hochzuziehen, streckte ihm die Arme entgegen. Sie wollte offensichtlich hochgehoben werden. Kosta lachte und tat ihr den Gefallen. Prompt jauchzte das Mädchen und zerrte an seinen Haaren. Im Gegenzug zerwuschelte er ihre Locken. Sie patschte nach seinem Gesicht und er biss ihr gespielt mit seinen Lippen in die kleinen Finger, schnappte nach ihnen, brachte Lhal so zum Kichern. Es war ein so schönes Geräusch und liess ihn alles um sich herum vergessen.
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