Re: Ungewisse Rückreise
von Kosta » So 25. Sep 2022, 20:49
Fragend blickte er Zucker an, als dieser schmunzelte, dass er sich fragte, wer das in seiner Gegenwart nicht sei, verstand nicht ganz, was er damit meinte. Doch Zucker erklärte sich nicht, sondern versicherte ihm, dass sie ihm nur ein Schmuckstück nach dem anderen wegnehmen würden. Das beruhigte ihn. Auch wenn er den Gedanken immer erschreckender fand, die Piercings wegzunehmen. So fragte er instinktiv nach den Ketten, die ihm abgenommen worden waren. Leider wusste Zucker nichts darüber. Schliesslich sei er vom Blutspenden etwas neben der Spur gewesen. Kosta nickte verständsvoll. Ja, natürlich.
Zucker versprach ihm, Morgen wieder zu kommen, um ihm beim Halsreif zu helfen. Dabei könne er ihm nochmals heisse Geschichten über Ranard erzählen. Verblüfft schreckte Kosta aus seinen Gedanken an den Riesen hoch, bis er merkte, dass Zucker wieder nur ein Scherz gemacht hatte. Grinsend schüttelte er den Kopf, nur um gleich darauf sehr verlegen und gar ein wenig rosa auf den Wangen zu werden, als Zucker darüber sprach, dass Kosta mit Ranard in ganz besonderen Zirkussen hätte auftreten können. Nein, das hätte Kosta ganz bestimmt nicht gewollt, auch wenn er schon recht öffentlichen Sex gehabt hatte. Trotzdem musste er dann auch lachen.
Da trat Maria ein und überprüfte seinen Zustand, lobte ihn, dass er schon so viel gegessen hatte. "Danke, dass du das für mich gekocht hast, Esmeralda", lächelte Kosta sie herzlich an. Es war schön zu spüren, dass er sich der herzlichen Heilerin gegenüber nicht zwiegespalten fühlte, wie bei Damien oder den anderen aus der Mannschaft, auf die er wütend gewesen war. "Es war genau richtig und ich hatte wirklich Hunger." Zur Belohnung versprach Maria ihm für die nächste Mahlzeit auch ein kleines Dessert, was natürlich sofort Zucker auf den Plan rief.
"Nein, den teile ich nicht mit dir", schüttelte Kosta grinsend den Kopf. "Du verhunzt ihn sonst nur mit deiner heissgeliebten, scharfen Sauce." Zucker lachte, zerwuschelte ihm das Haar und riet ihm, dass er sich gut erholen solle. Kosta nickte. "Vielen Dank, dass du mich besuchen gekommen bist. Bis morgen."
Nachdem Zucker gegangen war, half Maria ihm, noch einmal zur Toilette zu gehen und sich zu waschen. Es war ein sehr intimer Vorgang, doch es machte Kosta nichts aus. Als ausgebildeter Chirurg und Krankenpfleger wusste Kosta genau, dass es der pflegenden Person ebenfalls nichts ausmachte. Es waren einfach Dinge, die getan werden mussten und Maria tat es natürlich und normal. Es war nicht so, wie bei Eneas, wo es ganz komisch geworden war. Dabei hatten sie sich in schon viel intimeren Situationen gesehen und einander geholfen.
Am näschten Morgen ging es ihm schon wieder etwas besser. Er fühlte sich kräftiger. Allerdings tat auch sein heftiger Bauch weh. Mit Letos Hilfe fand er heraus, dass er schlichtweg Muskelkater hatte, von den Anstrengungen des vergangenen Tages. Dabei hatte er doch kaum etwas gemacht. Aber anscheinend hatte es gereicht. Einerseits war das deprimierend. Andererseits aber auch ermutigend. Das hiess, dass alles wieder gut zusammenwuchs und daran arbeitete, wieder heil zu werden.
Eneas schaute wieder bei ihm vorbei, aber es wurde eher ein beklemmendes Treffen. Kosta wusste nicht, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte. Irgendwie war er wütend, sehnte sich gleichzeitig aber innig nach ihm. Es war so verwirrend und überforderte ihn masslos. Deswegen sagte er nur wenig, antwortete auf Fragen nur ausweichend und als er sich schliesslich bei Eneas dafür bedankte, dass er Zucker zu ihm geschickt hatte, war es auch für Eneas zuviel und er floh aus der Krankenstation.
Am Nachmittag kam dann Zucker zu ihm, um ihm mit dem Ring zu helfen. Nach dem Treffen mit Eneas war Kosta nicht wirklich in Stimmung dafür. Doch Zucker war hartnäckig und überhäufte ihn mit seinem Charme, dass Kosta sich schliesslich dazu überreden liess, den Halsring abzunehmen. Im ersten Moment fühlte es sich sehr erleichternd an. Doch bald schon fühlte er sich zu leicht und nackt. Vorsichtig versuchte er Zucker dazu zu überreden, ihm den Ring wieder anzuziehen, doch der Prinz weigerte sich. Machte ihm noch einmal klar, wie sehr Ranard ihn ausgenutzt und gequält hatte. Kosta nickte verstehend. Er wusste das. Er musste die Fesseln loswerden. Ranard nachzutrauern war verrückt. Er war verrückt.
Zucker vergewisserte sich, ob es ihm gut ging, blieb noch eine Weile, um mit ihm zu scherzen. Kosta lächelte brav und nickte, dass er es verkraftete. Doch als er dann wieder alleine war, begannen seine Gedanken recht schnell abzudriften. Als Eneas ihn noch einmal besuchen kam, bekam er es gar nicht mit. Zu sehr war er damit beschäftigt, darüber nachzudenken, wie verrückt und krank er war. Wobei ihm gleichzeitig klar war, dass das alles normal war, nachdem, was er erlebt hatte.
Ausserdem wollte er mit Eneas nicht darüber reden. Mit niemandem aus der Mannschaft. Sie konnten das nicht verstehen. Das war zu grausam. Auch für sie, die schon viele misshandelte Sklaven befreit hatten. Gerade ihnen konnte er nicht sagen, dass er nicht der Misshandelte war, sondern der Misshandelnde. Und Zucker wollte nicht darüber reden. Er schien es vergessen zu haben. Also nicht wirklich, aber so ähnlich. Jedenfalls wollte Zucker ihn nur weiter dazu drängen, seine Fesseln abzunehmen. Doch Kosta überforderte es masslos, weswegen er sich lieber tief in sich zurück zog und erstmal mit niemandem mehr sprechen wollte. Er starrte einfach nur eine Wand oder die Decke an. Das tat irgendwie gut. An nichts konkretes zu denken. Einfach nur die Maserung des Holzes zu betrachten und ihren Windungen mit dem Blick zu folgen.
Zumindest mit niemandem ausser Leto und Maria, denen er brav antwortete, wie es ihm körperlich ging. Artig und tapfer machte er mit ihnen Beiden die Übungen, die sein Bauch brauchte, um wieder zu Kräften zu kommen. Sobald sie jedoch fragen wollten, wie es ihm seelisch ging, blockte er ab. Auch die anderen der Mannschaft ignorierte er, wenn sie vorbei kamen. Selbst Zucker liess er nicht mehr an sich heran. Es war zuviel. Er vermisste Ranard, vermisste den hemmungslosen Sex mit ihm und er vermisste den Halsreif, der ihm in Gedanken ein Gefühl von Sicherheit gab. Wenn er ihn denn nur tragen dürfte. Dabei erinnerte er sich wohl eher an den Halsreif, den er damals von Timaris bekommen hatte. Eine Warnung an alle, sich nicht an dem Eigentum von Timaris Tolarim zu vergreifen. Gleichzeitig war ihm jedoch durchaus bewusst, wie falsch dies alles war. Dass er bei Freunden war und Ranard ihm nichts gutes gebracht hatte. Es war zum Verrückt werden. Zudem plagten ihn bei jeder körperlichen Übung die Piercings, die ihn stimmulierten und immer mehr eine unerträgliche Hitze in ihm auslösten.
Nur einmal wurde er aus seinem Kokon gerissen, als Ulysses ihn besuchen kam. Sofort wurde er mit heftigem, schlechtem Gewissen an den armen, unschuldigen Kutscher erinnert, den sie auf dem Weg nach Raej hinterrücks ermordet hatten. Besorgt fragte er seinen Freund, wie es ihm ging und hörte betroffen, dass er sich das Bein gebrochen hatte beim Kampf. Glücklicherweise ging es ihm schon besser und er musste sich nur noch etwas auf einen Stock stützen.
"Ich wollte nie, dass ihr euch meinetwegen in Gefahr begebt", entfloh es Kosta aufgebracht. "Ihr hättet nicht kommen sollen." Ulysses blickte ihn daraufhin nur verständnislos an, was Kosta nur den Blick senken liess. Er wusste schon, dass sie niemand aus der Mannschaft in Gefahr liessen. Das hätte er ja auch nicht, wenn es anders herum gewesen wäre.
"Ich hätte nur nicht gedacht, dass ihr so weit gehen würdet und gar in Dalmadans Feste einbrecht", seufzte er geschlagen. "Und das noch während Zorya Eacir sich da aufhält. Gäbe es überhaupt einen Ort in den drei Reichen, wo ihr euch nicht hinwagen würdet?"
"Na, was denkst du denn?" fragte Ulysses breit grinsend. Kosta lehnte sich geschafft zurück.
"Ich werde nicht wieder fortlaufen", versprach er überwältigt. Niemals wieder wollte er seine Freunde in solcher Gefahr wissen, die er verursacht hatte. Niemals sollte Eneas wieder in so grosse Gefahr geraten wie in dem Gang, als sie auf Turgor getroffen waren.