Re: Ungewisse Rückreise
von Eneas » Sa 1. Okt 2022, 20:38
"Er ist eigentlich sehr nett und witzig, wenn man ihn erstmal kennenlernt", sagte Farell, nahm noch einen Bissen von seinem Abendbrot. Eneas brütete düster vor sich hin, schob sein Brot auf dem Holzbrett etwas hin und her. So richtig Appetit hatte er nicht.
"Jaja, ich weiß, ich sollte ihn kennenlernen", murmelte er. Es war einfacher gewesen Zucker aus dem Weg zu gehen. Wenn er versuchen würde den Mann kennenzulernen, würde er nur alle Eigenschaften sehen wieso Kosta so für den Prinzen schwärmte. Eneas vermutete, dass es mal wieder ein dominanter Mann war, der Kosta liebend gerne herumkommandierte und im Bett unterwarf. Aber da der Kerl auch noch so freundlich und charmant war, hatte ihn natürlich jeder gern. Er klang wie ein Alvaro. Eneas wollte sich nicht mit einem weiteren Alvaro herumschlagen. Kosta suchte sich immer die gleichen Typen aus. Es hätte Eneas nicht so sehr gestört, wenn er nicht genau wusste, dass er eigentlich überhaupt nicht Kostas Typ war. Und jedes Mal wenn er sich dann versuchte mit diesen Männern zu unterhalten, wurden ihm bloß seine eigenen Unzulänglichkeiten bewusst.
Aber für Kosta würde er sich anstrengen, wenn ihm dieser Zucker so wichtig war. Eneas blickte sich um. Wo war der Dhemlaner überhaupt? Die meisten waren gerade in die Messe gekommen, saßen an einem der Tische und nahmen ihr Abendbrot ein. Der Prinz war nicht hier. "Hat jemand Zucker gesehen?", fragte er in die Runde.
Leto kam gerade herein, sie ging zuerst an Eneas' Tisch vorbei und ignorierte ihn, was für den Krieger nichts neues war. Es sah so aus, als eilte die Heilerin hinüber zu Maria, dann machte sie aber plötzlich kehrt und trat an Eneas' Tisch. "Wenn du Zucker suchst, solltest du dich eher fragen, wo Iason ist", sagte sie und hatte dabei einen leicht schnippischen Tonfall. Eneas blickte sie kritisch an.
"Was willst du damit sagen?", fragte er.
"Hey... lass doch", wandte Farell langsam ein und griff nach Eneas' Arm. Leto hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
"Dass die beiden sehr vertraut und dicht am Deck rumstanden ehe sie nach unten gegangen sind", antwortete sie schonungslos. Wenn sie Eneas damit weh tun wollte, hatte sie Erfolg. Der Kapitän erhob sich ruckartig.
"Wieso sagst du mir das?", fragte er leicht verletzt. Sie hatte das wohl nicht ohne Hintergedanken getan. Dazu kannte er sie zu gut. Leto sah ihn kopfschüttelnd an, wandte sich ab, um hinüber zu Maria zu gehen. Eneas schnaubte wütend, ging raschen Schrittes aus der Messe, ignorierte die Rufe hinter sich, die ihn aufhalten wollten.
Der Weg zu Zuckers Kajüte dauerte nicht lange, doch als Eneas dort ankam, war er furchtbar geladen und aggressiv. Er spürte Zucker und Kosta hinter der Türe nur zu genau und er konnte sich schon denken, was die beiden dort trieben. Es tat unglaublich weh, schnitt heiß glühend mitten durch seine Brust und nährte seine unglaubliche Eifersucht. Eneas war schon immer brennend eifersüchtig auf jeden einzelnen Mann gewesen bei dem Kosta gelegen hatte. Eifersüchtig weil er so unsicher war. Weil ihm die eigene Anziehung zwischen ihnen beiden so furchtbar fragil vorkam. Kosta hatte es selbst gesagt. Eneas' Liebe war nicht genug. Stattdessen wollte Kosta lieber Zeit mit anderen Männern verbringen. Wie konnte er da nicht unsicher sein? Wie nicht eifersüchtig sein?
Manchmal schaffte es Eneas und hielt dieses Feuer in sich drin egal wie sehr es ihn von innen heraus verbrannte. Dann verbarg er seine Eifersucht mit aller Kraft, hielt sich zurück, sagte sich immer und immer wieder, dass solange Kosta nur glücklich war, er kein Recht hatte dazwischen zu stehen. Bei Alvaro war es oft so gewesen. Da war er nicht brüllend und tobend durch die Türe gestürmt, um die zwei auseinander zu reißen und vor allem, um Kosta zu zeigen wie sehr es ihn schmerzte. Andere Male hatte er sich nicht so gut unter Kontrolle gehabt. Er hatte nicht wenige von Kostas Verehrern geschlagen.
Was er jetzt tun würde, er wusste es selbst nicht, doch der Schmerz und die Wut ließen ihn kaum klar denken. Er wollte schreien. Wie konnte er... wie konnte er ihm das antun? Schon wieder? Seine Hand zitterte am Türgriff. Nein, beherrsch dich. Egal was sich hinter der Türe abspielte, es war Kostas gutes Recht. Sie waren nicht zusammen. Vielleicht redeten sie nur. Er war wieder zu voreilig mit seinen Urteilen. Das hatte man ihm oft genug vorgeworfen.
Er hörte ein leises, gedämpftes Stöhnen. Eneas vergaß es, die Türe zu öffnen. Sie waren nicht zusammen, aber Kosta wusste dieses Mal verdammt genau, dass Eneas an ihm interessiert war. Dieses Mal konnte er nicht so tun, als hätte er es nicht gesehen. Eneas stieß die Türe stattdessen mit seinem Fuß auf, starrte anklagend in den Raum.
Was er sah, war leider genau das, was er befürchtet hatte. Kosta lag auf einer der Kojen. Kleidung lag verstreut auf dem Boden. Kostas Hose, Zuckers Hemd. Kosta war nackt unten herum, der Prinz lag über ihn gebeugt, während die zwei miteinander rummachten. Zucker schien ihn zwischen den Beinen zu streicheln. Viel mehr sah Eneas nicht. Außer Wut, viel Wut. Er konnte nichtmal etwas sagen, so wütend war er.
Energisch packte er Zucker, der noch viel zu überrascht war. Er riss ihn gewaltsam von Kosta herunter, wollte dem Dhemlaner eine reinhauen. Zucker taumelte einen Schritt zurück, hielt sich Hände seltsamerweise vor seinen Schritt. Eneas wollte ihm wutentbrannt nach, um ihn zu schlagen, als er aus dem Augenwinkel Kostas erschrockenen Blick sah. Mehr noch, Eneas sah Metall zwischen Kostas Beinen aufblitzen.
"Was..." Er ließ die Faust sinken, die er bereits geformt hatte. Eneas starrte mit weit aufgerissenen Augen zwischen Kostas Beine. Er hatte noch nie so viele Piercings auf einmal gesehen. Sein Freund war erregt, so dass man deutlich jedes Piercing sah. Seine Männlichkeit, die Eneas fast so gut wie seine eigene kannte, war brutal mit allem möglichen Metall durchstochen, gefesselt und eingeengt. Ketten führten weiter nach unten, schienen mit Piercings rund um Kostas Öffnung verbunden. Eneas wusste kaum was er da sah. Er erkannte Kostas Speer unter all dem Metall kaum wieder.
"Wieso...", setzte Eneas an, seinen Blick auf Kosta fixiert.
"Hör mal zu, Mann, wir wollten echt nicht-", setzte Zucker mit irgendeiner Erklärung an, doch Eneas hörte ihm kaum noch zu. Was interessierte ihn jetzt noch das Geknutsche?
"Für was willst du deine Männlichkeit bloß bestrafen?", fragte Eneas erschüttert. Denn so sah es für ihn aus. Als wollte Kosta seinen eigenen Speer quälen und foltern. Als würde er diesen Teil seines Körpers hassen.