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Sturm auf das Fort





Sturm auf das Fort

Beitragvon NSC » Do 18. Jan 2024, 19:51

Kommandeur Rashar Karssail - Prinz - Fara

Es war kühl am Morgen. Rashar hatte schlecht geschlafen, noch lange über die Pläne gebrütet wie es ihnen gelingen konnte doch noch Fort Maloun zu erobern. Wenn sie die Soldaten dort aber nicht herauslocken konnten, sah es schlecht für sie aus. Alles hing an ihrem Ablenkungsmanöver. Während er einen Dolch schärfte, glitt sein Blick zum steinernen Gutshaus. Letzte Nacht schien Tiger doch noch einmal Maeve besucht zu haben, aber was immer sie auch besprochen haben mochten, es hatte die Laune des Kriegerprinzen nicht unbedingt gehoben. Es konnte an ihrer Mission liegen. Es lag viel Messerarbeit vor ihnen. Blutiges Handwerk. Rashar fragte sich wieviele von ihnen zurückkehren würden. Ob es sich überhaupt lohnte zurückzukehren. Wäre er nicht gewesen und hätte es das Versprechen nicht gegeben, was die restlichen der Sechsten an ihn band, wäre die Kompanie längst getürmt. Der Eyrier wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Er glaubte an Alienor und dass sie die wahre Königin von Dhemlan war. Sie mußten bereit sein, wenn die Zeit kam sich alles wieder zurück zu erobern. Falls die Königin es schaffte sich gegen Sions Einfluss zu erwehren...
Schwierige Zeiten standen ins Haus.

Rashar erhob sich, kontrollierte ein letztes Mal seine Ausrüstung und ob er alles beisammen hatte. Fort Maloun war ein paar Tagesreisen entfernt und weiter im Landesinnere. Als erstes würden sie zu dem Dorf reisen, wo der Schmied für sie die Bärenfallen und die anderen Gerätschaften angefertigt hatte. Und danach ging es weiter in den warmen Norden Raejs.
Tiger kam aus einem der Feldzelte, streckte sich.
"Der große Tag ist nahe", sagte Rashar nur. Der Kriegerprinz knurrte leicht etwas.
"Je eher wir hier weg sind desto besser", spuckte er aus, "Nur noch eine Frage der Zeit bis die Verstärkung und die Interne eintrifft."
Damit hatte er Recht. Wenigstens würden sie einem Übel entgehen. Ein paar aus der Zweiten hatten sich in der Nähe gesammelt, wagten es angesichts des selbstmörderischen Kommandos ein paar Witze zu reißen, woraufhin Rittersporn und einige andere schon ihre Springmesser zückten. Vielen stand Mordlust ins Gesicht geschrieben. Ein Ausdruck, der sich in den nächsten Tagen noch verstärken würde. In den Salzminen waren die heftigen Emotionen oft das einzige gewesen, was sie am Leben erhalten hatte.
Rashar blickte sich nach Bonderus um, dem soeben sein Pferd aus dem Stall gebracht worden war.
"Sind deine Leute bereit?", fragte Rashar. Tiger musterte skeptisch einen rothaarigen Jüngling, der nervös über eine Brustpanzerung stolperte und sie mit seinen dünnen Beinchen scheppernd umschmiss. Es tat Rashar leid, dass Bovert Bonderus da mit reingezogen hatte. Der Kommandeur bezweifelte, dass viele der jungen Soldaten es schaffen würde. Die wenigsten von ihnen schienen mehr als einen richtigen Kampf gesehen zu haben.
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von Anzeige » Do 18. Jan 2024, 19:51

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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:53

Bevor der Morgen graute war Malateste als erster seiner Einheit wach gewesen. Eingeschlafen war er mit der Erinnerung an Larees feurigen Abschiedskuss auf den Lippen, doch im Laufe der Nacht schlich sich die Erinnerung an Zorya mit spinnenhaftem Ekel in seine Träume und er schreckte auf. Der Anbrechende Morgen war kühl, Bodennebel waberte über das Gelände des Forts als sich der Kriegerprinz mit kaltem Wasser aus der behälfsmässigen Dusche den Albtraum abspülte. Anschliessend setzte er sich einen Schuss Schwarztraum ohne darüber nachzudenken, man gewöhnte sich schnell daran süchtig zu sein solange genug Stoff vorhanden war. Mit routinierten Handgriffen prüfte er beim Anziehen jedes Teil seiner Ausrüstung. Die geschwärzten Rüstungsteile und das Ringpanzerhemd in Kombination mit der schwarzen Hydra bestickten Uniform liessen ihn noch grösser und breiter erscheinen. Der vertraute Geruch nach eingefettetem Leder und geölter Rüstung löste in Malateste alte Mechanismen aus. Er fühlte sich frei und verspürte diese seltsame Mischung aus Vorfreude, Ruhe und einem Hauch Angst die ihn vor einer Schlacht ergriff. Dekaden war es her seit er dies verspürt hatte, auch wenn dieser Einsatz lächerlich klein war gegenüber den gewaltigen Heeren aus seiner Vergangenheit die auf weiten Ebenen aufeinander geprallt waren, und den Schlachten die Tage gedauert hatten und wo man im Dreck zwischen den Toten schlief wenn es zu dunkel zum kämpfen wurde. Vielleicht sollte er Sion dankbar sein das er endlich mal wieder einen ordentlichen Krieg über die Länder brachte, zu lange hatten die Reiche in einem trügerischen Frieden gelebt und solche Relikte der grossen Kriege wie Malateste eines war, waren in ihrer Existenz beinahe obsolet geworden.
Beim ersten Licht des anbrechenden Tages weckte Gualterio die Obergefreiten Penda und Jiriki damit sie die Einheit aus den Betten scheuchten bevor er sich auf den Weg zu den Stallungen des Forts machte. Ein Stallbursche führte Zorn heraus, beziehungsweise versuchte sich in sicherer Distanz vor dem eigensinnigen Streitross zu halten. Malateste lächelte kalt als er den armen Jungen von seiner gefährlichen Bürde erlöste und ihm die Zügel abnahm. Zorn rollte mit den Augen und schnaubte verächtlich. Ungeduldig tänzelte das Streitross, zu lange war der letzte Einsatz her. Gualterio überprüfte alle Sattelgurte und die Hufe, zurrte an einigen Stellen noch Riemen zurecht ehe er zufrieden war. Er führte das Pferd über den Platz zum Eyrischen Kommandanten. Karsail unterhielt sich mit Tiger.
"Sind deine Leute bereit?", fragte er den näherkommenden Malateste. Ein Scheppern erklang in der Nähe und Gwyn konnte gerade noch das Gleichgewicht halten nachdem er über einen Harnisch gestolpert war.
„Sie wären in sechs Monaten bereit, nachdem ich sie Tag und Nacht gedrillt hätte.“ Malateste schnallte sein Schwert zu Anderthalbhand ab und schob es in die dafür vorgesehenen Schlitze auf der Linken Seite des Sattels. Er lächelte.
„Eigentlich wären sie dann Elite. Täuscht euch nicht in ihnen, einige mögen grün hinter den Ohren sein, aber einige haben durchaus Erfahrung.“ Hinter Karssail standen ein paar der Sechsten mit gezückten Messer und Mordlust im Gesicht. „Und, hast du deine Leute unter Kontrolle?“ Grinsend schnallte Malateste seinen geschwärzten Schaller an den Sattelknauf ehe er die mit an den Knöcheln dornenbewehrten Plattenhandschuhe überstreifte. Der Kriegerprinz schien bester Laune zu sein.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon NSC » Do 18. Jan 2024, 19:54

Gwyn Cadlew - Gefreiter, Prinz (Grün) - Fara

Gwyn versuchte noch das Gleichgewicht zu wahren, als er über einen Brustpanzer gestolpert war. Rasch fing er sich wieder, sah sich betreten um. Er war unbestreitbar aufgeregt. Die Nacht hatte er kaum schlafen können, lauter Gedanken waren ihm im Kopf rumgegangen. Am stärksten war jener, dass er eigentlich gar nicht hierher gehörte. Seine Familie wähnte ihn zur Ausbildung in einem eyrischen Jagdlager und ganz bestimmt nicht in der Armee des Feindes. Selbst wenn Gwyn kaum wußte wer nun auf wessen Seite stand. Shalador hatte sich immer neutral verhalten. Der junge Gefreite selbst sah keinen Unterschied, ob er nun in dieser oder jener Armee wäre. Er gehörte dort nicht hin.
Erst in dem kleinen Trupp unter Bonderus hatte Gwyn so etwas wie eine Einheit erfahren, etwas Selbstvertrauen. Er mußte sich seinem Schwert Tigerzahn aber auch seinen Kameraden als würdig erweisen, denn sie verließen sich auf ihn. So hatte Gwyn in den letzten Tagen ohne Unterlass trainiert, um irgendwann einmal wenigstens annähernd so gut zu sein wie der Korporal. Der rothaarige Jüngling fürchtete, respektierte und bewunderte den narbigen Kriegerprinzen zugleich. Er schien keine Angst zu haben und so hatte Gwyn versucht auch keine Angst zu haben.
Vergebens.

Jetzt, wo der Aufbruch da war, schlotterten Gwyn wortwörtlich die Knie. Was, wenn er starb? Oder wenn er einen seiner Kameraden nicht beschützen konnte? Wenn sie alle nicht zurückkehrten? Am liebsten hätte er sich unter seinem Bett verkrochen oder wäre weggerannt. Aber ohne Messantia? Gwyn sah zu ihr hinüber. Die Soldatin aß gerade ihr Frühstück zuende, unterhielt sich mit Isobel. Als sie seine Blicke bemerkte, lächelte sie ihm fröhlich zu.
Gwyn wußte nicht warum sie keine Angst hatte. Messantia war in der Armee wegen des Soldes. Vermutete er. So viel hatte sie ihm nicht von ihrer Vergangenheit erzählt. Der Gefreite war einfach froh sie zu haben. Leise hörte er das Gespräch zwischen Bonderus und Rashar ein paar Schritte weiter. Ob sie bereit wären...
Gwyn fühlte sich alles andere als bereit, doch die Worte des Korporals, dass sie in ein paar Monaten unter seiner Führung schon bald zur Elite gehörten, erfüllte Gwyn mit Tatendrang. Er wollte zur Elite gehören. Er wollte seiner Familie - und sich - beweisen, dass er kein Schwächling war. Er mußte nur diesen Einsatz hier überleben...
Der Kommandeur schlug mit seinem Messer gegen eine Blechtasse auf einem Fass neben ihm, noch einmal und noch einmal bis er eine Art Antwort bekam. Ein anderer aus der Sechsten hieb seinen Krummsäbel gegen einen Schild, der nächste griff es auf, ein Hammer schlug rhythmisch gegen einen Hering im Boden. Die Geräusche trugen sich weiter. Es war zunächst nicht sonderlich harmonisch. Mehr ein chaotisches Scheppern wie als hebe sich ein gigantischer Riese ächzend aus seinem Schlaf. Dann pochte das metallene Herz im Gleichklang.
Der Kommandeur der Sechsten lächelte. "Solange wir alle das gleiche wollen, werden wir uns alle in die gleiche Richtung bewegen", antwortete er und schnallte sich einen an den Rändern schon etwas zerschlissenen Umhang mit dem roten Hydrasymbol um.
"In einer halben Stunde will ich aufbrechen", sagte Rashar.
"In einer halben Stunde Aufbruch. Los, los, bewegt euch!", rief Tiger den anderen zu, "Oder fehlt euch die Peitsche?!"
Zucker brachte zwei Pferde vom Stall zu ihnen, grinste. "Kommt drauf an wer sie schwingt." Sein Blick ging Richtung Gutshaus. "Ich komm gleich wieder.." Auch Gwyn hatte neugierig dahin gesehen, um sich abzulenken. Alles um nicht an die bevorstehende Schlacht zu denken. Auf der Veranda sah er diese Venka von der er vermutete, dass sie die Geliebte von seinem Vorgesetzten war. Die beiden waren die letzten Tage oft zusammen gesehen worden. Gwyn fand das schön. Er hatte auch nie die Gerüche geglaubt mit der Impotenz oder dass der Korporal etwas mit Jiriki hatte.
Der Gefreite ging zu dem Grüppchen der anderen Soldaten, die noch rasch aufaßen. "Meinst du wir schaffen das?", fragte er Isobel. Die Pruulerin nickte.
"Die Offiziere haben sich eine Taktik überlegt mit der wir die anderen überlisten werden", antwortete sie, "Denk doch an den Kampf gegen die Rebellen. Da hast du dich auch tapfer geschlagen. Das hier ist nur größer."
"Solange wir uns auf die Sechste verlassen können...", murmelte Arif.
"Wir verlassen uns einfach auf unseren Korporal", steuerte Brion bei, rauchte seine letzte Zigarette.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:55

„Nette Vorführung“, kommentierte Malateste knapp die durchaus beeindruckende Nummer die Karsail mit dem leichten Schlagen seines Messers an die Blechtasse losgetreten hatte. „Ich hoffe du kannst ihnen den Sturm auf das Fort so verkaufen das sie es alle wollen.“
Der Kriegerprinz drehte sich zu seiner Einheit um. „Ihr habt den Kommandanten gehört.“ Seine befehlsgewohnte Stimme dröhnte. „In dreissig Minuten ist Abmarsch.“ Während Gualterio vorgab in der Provianttasche am Sattel etwas zu suchen beobachtete er Zucker der zum Gutshaus ging auf dessen Veranda Laree stand und sie beobachtete. Gerne wäre er zu ihr geeilt, aber dann wäre er nicht mehr von der Hexe weggekommen. Alleine die frische Dosis Schwarztraum ermöglichte es ihm sie hier alleine zurückzulassen. Die Droge hatte die angeborenen Kriegerprinz-Beschützerinstinkte betäubt. Sie blitzten zwar von Tag zu Tag oder zu bestimmten Gelegenheiten immer wieder auf, aber sein Wesen begann sich unter dem Einfluss der Droge stetig zu verändern, ohne das er es zugeben oder bemerken würde. Er schloss die Schnalle der Satteltasche und drehte sich mit einer abrupten Bewegung von der einsamen Gestalt auf der Veranda ab und ging zu seiner Einheit die schleunigst ihr Essen verdrückten. Der Kriegerprinz bewegte sich mit den sparsamen Bewegungen und der trügerisch-trägen Anmut die nur erfahrenen Kämpfern eigen ist. Die schwere Ausrüstung schien ihn dabei nicht im Geringsten zu behindern.
Er pfiff seine Obergefreiten zu sich und überprüfte mit ihnen noch einmal die Ausrüstungs- und Verpflegungslisten. Der Rest der halben Stunde verflog in hektischen Vorbereitungen ehe Malateste seine Einheit Aufstellung nehmen liess. Langsam schritt er mit hinter dem Rücken verkreuzten Armen die Reihe entlang. Musterte jeden und jede. Da war Marinus Pellia, der alte dhemlanische Soldat dem keinerlei Regung auf seinem Gesicht abzulesen war. Wulfhere, der riesige Glacier der sich mit kaltem Lächeln auf seiner schweren Axt abstüzte. Oder Jiriki, seine Obergefreite die wie viele andere eigentlich nicht hier sein wollte, aber sich ihrer Angst mit Entschlossenheit stellte wie auch Gwyn Cadlew der in den letzten Tagen aufgeblüht war, Talent am Schwert und Glück in der Liebe bewiesen hatte. Ihm war die Angst abzulesen, aber auch er stellte sich ihr entschlossen. Gualterio versuchte sich zu erinnern wie er sich vor seinem ersten aussichtslos scheinenden Einsatz gefühlt hatte, doch die Erinnerung wollte sich nicht einstellen. Er musterte all die Gesichter, und wusste, dass einige das Ende ihres Weges beinahe erreicht hatten. Vor seinen Augen erschienen weitere Gesichter und Namen, beinahe verblasste Erinnerungen. Er erinnerte sich an junge angsterfüllte Rekruten die in höllischen Einsätzen über sich selbst hinausgewachsen waren, überlebten und als abgebrühte Soldaten den Tag beendeten, und an gestandene Veteranen die aus dem Schutz einer fallenden Festung aufs Schlachtfeld stürmten und wussten, dass sie dort draussen keine drei Sekunden überleben würden.
„Hat jemand von euch Angst?“, fragte Malateste in Kasernentonstimme.
„Nein Sir!“, schallte es nach einigem Zögern zurück.
„Ich fragte, ob jemand von euch Angst hat?“ Dieses Mal war die Stimme des Kriegerprinzen noch lauter, und die Antwort seiner Einheit kam nun auch umgehend und in doppelter Lautstärke zurück:
„Nein Sir!“ Gualterio lächelte schief und seine Augen blitzten amüsiert auf.
„Ihr verlogenen kleinen Scheisser.“ Die Soldaten und Soldatinnen lachten kurz befreit auf ehe Malateste weitersprach. „Es ist gut Angst zu haben, es hält euch wach, bereit zum Kampf.“ Er schwang sich mit fliessender Bewegung auf Zorn, sein riesiges Schlachtross.
„Aufstellen zum Marsch!“ Seine Einheit stellte sich in Zweierreihen auf, einsatzbereit und das Marschgepäck auf dem Rücken. Gualterio löste den Helm vom Sattel und setze ihn auf. Der Schaller verbarg sein ganzes Gesicht ehe er den Verschluss entriegelte und das Visier hochschob. Er lenkte Zorn hinüber zu Karsail der auch auf einem Pferd sass und dessen Umhang sich gerade in einer kurzen Winböe aufbauschte. „Wir sind bereit zum Abmarsch“, sprach Gualterio den Eyrier an und blickte hinüber zum Gutshaus.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Laree » Do 18. Jan 2024, 19:56

Jetzt war er also da. Der Tag, der Krieg in Raej tatsächlich endgültig und unwiderruflich anbrach. War sie daran beteiligt? Was hatte Sion davon, wenn er sich Raej gefügig machte? Wo würde er aufhören? Die Welt befand sich eindeutig im Wandel und ihr eigenes Schicksal schien im Vergleich bedeutend gering.
Laree hatte in der Nacht sehr unruhig geschlafen, verwirrende Bilder und Gedanken verfolgten sie bis in ihre Träume. Dort war sie wieder in Hayll, sah Ayden, doch er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben, nannte sie eine Verräterin und begann sie zu quälen und zu schlagen. Die Hayllierin erwachte heftig atmend und mit einer seltsamen Wut im Bauch. Ein aggressives Aufbegehren. Es erschreckte sie selbst. Ging es gegen Ayden? Sie vermisste ihn, vermisste seinen Schutz und seine Kontrolle, aber ein Teil von ihr schien ihn offensichtlich am liebsten zu Brei schlagen zu wollen. Er hatte sie in diese Situation manövriert. Stück für Stück. Oder doch Timaris? Je mehr räumliche und zeitliche Distanz sie zu dem Maskenspiel am Hof hatte, desto mehr geistige Distanz schien sich auch einzustellen. Wollte sie an diesen Ort wirklich zurück? Wo man sie gerade genug gefügig und abhängig hielt, dass sie sich ganz und gar für das Wohle Haylls aufrieb. Es war nur eine Lüge. Wie so vieles.
Laree erhob sich von ihrem Feldbett, spürte sofort die Blicke der anderen Soldaten im Zelt auf sich. Manche starrten ungehemmt, andere machten es verstohlender. "Was glotzt ihr so?!", fuhr die Gefreite die Männer kampfeslustig an. Sie wollte sich keine Angst machen lassen. Einige der Männer johlten anzüglich, als sie sich umzog. Extra errichtete Laree keinen Sichtschutz, denn das hätte nur noch mehr Neugierde geweckt und sie wollte nicht schwach erscheinen in dem sie sich versteckte.
Auch wenn ihr regelrecht schlecht wurde bei all den gierigen Blicken.

Rasch verließ die Gefreite das Zelt und frühstückte draußen mit den anderen, die Dienst im Fort selbst hatten. Drei Soldaten murrten über ihren Wachdienst in der Nacht, sprachen über die kommende Verstärkung und wie sie dadurch entlastet wurden. Laree hörte bloß zu, ihre Gedanken waren woanders und dieser ekelhafte Soldatenfraß, den man hier als Essen bezeichnete, rief bei ihr wieder Übelkeit hervor.
Nochmal kontrollierte sie ihren Sitz der Uniform, betrat das Gutshaus und mußte erstmal Kaffee für die Offiziere, vornehmlich Orekh, aufsetzen. Dann gab er ihren Befehl, der ihr sehr gelegen kam. Sie sollte draußen Ausschau halten, wann die Sechste aufbrach, und ihm kurz vorher Bescheid geben. So lehnte Laree sich gegen das Geländer auf der Veranda, beobachtete die Zelte in einiger Entfernung. Sie machte Gualterio aus, er war nicht zu übersehen in der bedrohlichen Rüstung und mit dem hohen Kriegsross daneben. Sein Anblick war ein lebendiges Versprechen siegreich zurückzukehren. Ein Mann, dem andere bereitwillig in den Tod folgen würden. Plötzlich kam Laree sich wie eine Voyeurin vor, weil sie eine Seite an ihm beobachtete, die sie niemals hätte sehen sollen.
Die Hayllierin hatte den Blick wieder abgewandt und als sie abermals aufsah, kam Zucker auf sie zu, lächelte ihr verschmitzt zu.
"He, Phönix, ich hoff, du hälst die Stellung während wir weg sind", fing er an.
"Für wen?", gab sie schlagfertig und zweideutig zurück. Der ehemalige Lustsklave grinste.
"Ich hoffe ja für mich, doch ich fürchte, du hast anderes im Sinn." Er warf einen Blick hinüber zu Malateste. Laree presste die Lippen aufeinander, schüttelte dann den Kopf.
"Ich kann es mir nicht leisten auf ihn zu warten. Ich bin nicht an ihn gebunden", wehrte sie ab.
Zucker musterte sie fragend, zuckte schließlich locker mit den Schultern. "Ich lass dir deinen Selbstschutz. Wünsch uns viel Erfolg. Wenn ichs schaffe, bring ich dir ein Souvenir mit", konnte er es nicht lassen weiter zu witzeln. Womöglich war das seine Art mit dem drohenden Tod umzugehen.
"Viel Erfolg. Wünsch mir den auch", gab Laree zurück, dachte dabei an Bovert. Der Dhemlaner war die letzten Tage geduldig gewesen, wissend, dass sie ihm nicht entkommen konnte und ihr Schutz heute verschwinden würde. Zucker legte ihr eine Hand auf den Arm, drückte ihn sanft.
"He, du bist Hayllierin. Lass dir eine List einfallen. Das können wir am besten hab ich mir sagen lassen."
Die Hexe mußte leise lachen. Vielleicht hatte er Recht.

Vom Platz hörte sie Befehle rufen. Gualterios Trupp hatte sich aufgestellt, alles schien zum Aufbruch bereit. Auch die Sechste schien sich soweit gesammelt zu haben. Rashar hatte sich auf sein Pferd geschwungen, daneben saß Malateste auf Zorn und auch noch ein anderer aus der Sechsten hatte ein Pferd. Klinge, wenn Laree sich recht erinnerte.
Die Männer und Frauen aus der Sechsten hatten ebenfalls ihre Ausrüstung geschultert, sammelten sich um ihren Kommandeur.
"Mußt du nicht los?", fragte sie Zucker, hatte derweil dem Hauptmann gesandt.
"Ich hoffte auf einen Kuss zur Motivation..." Seine Finger strichen am Geländer entlang.
"Wollte dir Jason keinen geben?", scherzte Laree.
"Hab mich nich getraut. Seine martialische Rüstung macht mich schüchtern", erwiderte er, grinste schalkhaft. Laree ergriff seine Hand, führte sie zu ihrem Mund und küsste den Handrücken wie bei einem höfischen Zeremionell.
"Komm lebend wieder."
Zucker verbeugte sich gespielt huldvoll, machte kehrt und eilte zu seiner Kompanie. Erst jetzt, wo tatsächlich alle aus der Sechsten auf einem Haufen waren, sah man, dass sie doch weit mehr als eine Handvoll Leute ausmachten. Es mußten fast hundert sein, vermutete Laree. War es ausreichend?
Frostseel und Hauptmann Orekh waren aus dem Gutshaus gekommen, danach folgten noch andere Offiziere, doch Maeve sah Laree nicht. Hatte Tiger sich noch von ihr verabschiedet? Orekh gab den Wachen an den Toren ein Zeichen. Große Hörner wurden geblasen und Trommeln geschlagen. Es war wohl ein notwendiges Ritual, alle beobachteten den Aufbruch. Langsam setzte sich die Kompanie und Malatestes Einheit in Bewegung.
"Schau ihn dir noch einmal gut an, Gefreite, er wird nicht wieder kommen", vernahm sie die süffisante Stimme von Feldwebel Bovert, der sich neben sie gestellt hatte.
"Du hast keine Ahnung", sagte Laree leise, während sie sich eines Schauderns nicht erwehren konnte.
Rashar blieb noch einmal vor dem Gutshaus stehen, verbeugte sich auf dem Pferd. "Ich bringe dir Prinz Tujeks Kopf mit, Kommandeurin", versprach er ihr. "Die letzte Gelegenheit - will der Rest der Zweiten sich anschließen, um einen großartigen Triumph einzufahren?"
Frostseel sagte nichts. Rashar richtete sich wieder auf, nickte den Offizieren nochmal zu und setzte sein Pferd wieder in Bewegung.
"Ihr habts gehört, der Ruhm gehört uns allein!", rief er, "Für Sion!" Die Rufe wurden aufgegriffen, doch in den Gesichtern der Sechsten klang es mehr wie ein geheimer Witz. Die Stimmung unter ihnen war locker. Wenn sie Angst hatten, so zeigte es keiner von ihnen.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Malateste » Do 25. Jan 2024, 20:51

Von seinem Pferd und aus dem Schatten des hochgeklappten Visiers hervor beobachtete Gualterio Zucker. Er unterhielt sich mit Laree die ihm nun vollendet einen Handkuss schenkte. Beinahe wie eine Lady die ihren Streiter verabschiedete. Hoffentlich fragte sich niemand woher sie so formvollendet einen höfischen Handkuss beherrschte. Die rechte Hand des Kriegerprinzen krallte sich in den Sattelknauf um die aufkeimenden Sorgen um die Hexe zu unterdrücken während er nach aussen hin gelassen wirkte. Vom Tor her erklang Hörnerschall und grosse Trommeln wurden angeschlagen. An der Spitze des Zugs hob Rashar den Arm als Zeichen zum Aufbruch. Langsam setzte sich der Tatzelwurm aus Männer und Frauen in Bewegung. Es war beinahe eine Hundertschaft. Malateste wusste nicht wie viele Leute die Sechste am Anfang umfasst hatte, und in wie viele solcher Missionen sie geschickt worden war, bis sie auf die aktuelle Kopfzahl geschrumpft war.
Auf der Höhe des Gutshauses hielt der Eyrische Kommandant inne und verbeugte sich auf dem Pferd in Richtung Frostseel welche sich inzwischen auch auf die Veranda begeben hatte. Orekh hatte sich ebenfalls dazu gesellt, und – was Malateste mit leisem Knurren quittierte – neben Laree stand Bovert der zufrieden wie ein vollgefressener Kater wirkte.
"Ich bringe dir Prinz Tujeks Kopf mit, Kommandeurin", rief Karssail über den Platz.
"Die letzte Gelegenheit - will der Rest der Zweiten sich anschließen, um einen großartigen Triumph einzufahren?" Frostseel antwortete mit kaltem Schweigen.
"Ihr habts gehört, der Ruhm gehört uns allein!", rief er und brüllte „für Sion!“ hinterher. Sofort nahm der Trupp den Jubelruf auf, doch Gualterio entging der subversive Unterton nicht. Der Kriegerprinz stimmte nicht in die Jubelrufe ein, und als er auf seinem Schlachtrosse das Gutshaus passierte, drehte Malateste den behelmten Kopf zur Seite. Er blickte weder Frostseel, noch Orekh und auch nicht Laree an. Sein Blick bohrte sich in den von Bovert. Malatestes Antlitz war ohne Regung, doch das gesunde Auge glühte wie ein Kohlestück in der Hölle. Er hob seine linke Hand im Plattenhandschuh vors Gesicht und hielt sie - Zeige- und Mittelfinger zu einem „V“ ausgestreckt – vor seine Augen, ehe er den Arm austreckte und mit dem Zeigefinger auf Bovert deutete. Die Geste war ein eindeutiges Versprechen. Boverts Grinsen gefror ihm im Gesicht und mehr konnte Malateste nicht erkennen, da er im Zug Richtung Tor weiterritt. Die Soldaten der Zweiten hatten in ihren Tätigkeiten innegehalten und beobachteten den Auszug.
„Lieber ihr als wir“, schien das Motto zu sein. Malateste war das egal, er hatte nicht vor zu sterben. Falls die Mission sich tatsächlich als aussichtslos herausstellte, würde er sich im Schlachtgetümmel absetzen. Die Leute mit denen er ritt mochten Zweckverbündete sein, einigen gegenüber hegte er sogar Sympathien, aber er hatte nicht vergessen, wofür er hier war und für wen, und er würde für diese Leute nicht sterben, denn schlussendlich waren sie nur Mittel zum Zweck. Die Königin von Hayll hatte ihm eine Aufgabe übertragen und die würde er erfüllen.
Die Trommeln schlugen lauter. Und obwohl Malateste verdeckt unter feindlichem Banner ritt, spürte er das Erwachen der Kriegslust als er unter dem Tor aus dem Fort ritt, begleitet von den schallenden Hörnern und dem Dröhnen der Trommeln in deren Rhythmus sein Herz im Gleichtakt zu schlagen begann.

So verliessen sie das Fort und folgten der Strasse an der Stadt vorbei in Richtung Hügel. Ein kleiner Fusstrupp der Zweiten kam ihnen entgegen und stellte sich an den Rand der Strasse auf um Rashars Kommando Platz zu machen. Einer dieser Soldaten am Strassenrand versuchte verzweifelt unauffällig auszusehen indem er zu Boden blickte und genau deswegen wurde Malateste auf ihn aufmerksam. Es war Nardek den wohl das schlechte Gewissen plagte, weil er erleichtert darüber war, dass der Kelch unter Malateste zu dienen an ihm vorübergezogen war und er hier weiterhin in der vermeintlichen Sicherheit des Stadtdienstes eine ruhige Kugel schieben konnte. Gualterio lenkte sein Pferd aus dem Zug und ritt zu Nardek. Seine Kameraden entdeckten plötzlich, dass man auch neben der Strasse marschieren konnte und liessen ihren Kameraden alleine stehen. Die Situation kam beiden bekannt vor, es war beinahe wie damals, als Nardek das Pech gehabt hatte bei Malatestes Ankunft am Quai herumzulungern.
„Ein netter Morgen, nicht wahr Nardek?“ Malateste beugte sich etwas vor während er beide Hände auf dem Sattelknauf abstützte. Der Angesprochene schluckte.
„In der Tat, aber gegen Abend könnte es etwas Regen geben, Sir.“ Schweigend musterten sich die beiden einige Sekunden ehe Malateste weitersprach.
„Du kennst die Gefreite Venka nicht wahr? Du kennst doch jeden und jede hier?" Nardek wand sich.
„Ja Sir, ich kenne Venka, aber ich will keinen Ärger.“ Der Kriegerprinz beugte sich noch etwas tiefer.
„Keine Angst, du wirst keinen Ärger bekommen, du wirst mir lediglich einen Gefallen tun, nicht wahr?“ Nardek nickte zögernd. „Gut. Ich möchte das du dich umhörst. Im Lager, in den Kneipen und überall wo immer ihr euch auch herumtreibt. Hör dich um nach Männern die damit prahlen Venka angemacht oder berührt zu haben, oder nach Geschichten über Männer die ihr zu nahe gekommen sein sollen. Falls es solche Männer gibt, wirst du eine Liste mit ihren Namen erstellen. Und wenn ich wiederkomme gibst du mir die Liste und bekommst eine Belohnung. Und wenn ich nicht wiederkomme kanns dir egal sein, aber damit würde ich nicht rechnen. Verstanden?“ Nardek sah todunglücklich aus, nickte aber.
„Ja Sir, ich habe verstanden.“
„Sehr gut. Ich wünsch dir einen schönen Tag.“ Der Kriegerprinz lenkte sein Pferd mit einem kurzen Ruck des Zügels wieder in Richtung des kleinen Heerzuges ehe er noch einmal innehielt und sich im Sattel zu Nardek umdrehte. Der Kriegerprinz lächelte freundlich. „Ach ja, und ich würde dir raten, dass dein Name nicht auch auf der Liste zu finden ist.“
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon NSC » Do 25. Jan 2024, 20:52

Isobel Jiriki - Obergefreite - Fara

Sie hörte die 'Sion'-Rufe um sich herum, doch sie wogen genauso schwer wie der Rucksack mit ihrer Ausrüstung, den sie geschultert hatte. Als Blutleute hatten sie es zwar einfacher und konnten einiges in ihrem Juwelengepäck verstauen, doch auch das konnte nicht unbegrenzt viel aufnehmen und manche Sachen mußte man rasch bei der Hand haben. Die Pruulerin sah noch einmal zu der Veranda, wo die Offiziere standen, die sie "verabschiedeten". Dagegen konnte sie die spöttischen Blicke der anderen Soldaten aus der Zweiten überall spüren. Hoch zu Ross führte sie unbeirrt Jason Bonderus an. Er schien keinen Zweifel zu haben, dass sie gewinnen würden und wenn doch, so zeigte er nichts davon. Der dunkle Panzer stand im scharfen Kontrast zu dem nachdenklichen, intelligentem und bisweilen sogar einfühlsamen Mann, der unter diesem Panzer steckte. Ob er an den Erfolg dieser Mission glaubte? Für alle war es offensichtlich ein weiteres Selbstmordkommando der Sechsten. Nur dummerweise war ihr kleiner Trupp irgendwie dort mit hinein gezogen worden. Jiriki gehörte nicht zur Sechsten, sie wollte nicht sterben, wäre sie doch lieber im Wachhaus geblieben, egal, dass sie als Obergefreite ein paar Goldmark mehr bekam. Die dunkelhäutige Hexe ließ sich von ihren Ängsten nichts anmerken, hatte sich um die in der Einheit gekümmert, die stärkeren Bammel hatten.

Sie hatten das Fort verlassen, gingen durch die Straßen. Die Bewohner Lorakas hatten schnell Platz gemacht, kaum einer war noch auf der Straße, aber viele beobachteten sie aus der vermeintlichen Sicherheit ihrer Häuser. Nur einen Trupp aus der Zweiten passierten sie am Straßenrand. Isobel kannte die Leute, früher hatte sie mit ihnen im Wachhaus gedient. Auch Nardek war dabei. Der Arme versuchte sich unsichtbar zu machen, wurde aber sofort vom Kriegerprinzen erspäht, der zu dem Gefreiten ritt. Jiriki sah neugierig zu der Szene, konnte aber nicht hören um was es ging und schon marschierten sie weiter. Ihre kleine Einheit in Zweierreihen, die der Sechsten etwas chaotischer.
Jirki sah noch einmal hinter sich als sie die letzten zusammengewürfelten Häuser passierten. Würde sie wiederkehren? Hoffentlich nicht auf einer Bahre. Sie mußte einfach besser sein als ihre Gegner. Die Pruulerin wollte gewinnen. Für sich, für ihre Familie und die Hoffnung bald zu ihnen zurückkehren zu können. Sie hatten Loraka verlassen, zogen die Straße Richtung Norden entlang. In ihrem Auftrag das Umland zu sichern, waren sie oft hier lang gegangen, jetzt würden sie aber nicht umkehren, sondern immer weitergehen.
"Alles in Ordnung?", riss sie eine Stimme aus den Gedanken. Isobel sah auf und blickte in das Gesicht von Klinge, der einzige neben Rashar und Bonderus, der auf einem Pferd saß. Soweit sie wußte war er Korporal. Ein dunkelbrauner Spitzbart zierte sein kantiges Gesicht, graue Augen sahen sie an.
"Was?", fragte die Pruulerin etwas perplex.
"Du bist an der Spitze des Zuges. Wenn du weißt wo es hingeht, ich folge dir", bemerkte er und gab ein Lächeln preis von dem Isobel nicht wußte, ob es sarkastisch oder freundlich gemeint war. Hastig blickte sie zurück und erkannte, dass sie viel schneller als die anderen gewesen war. Unangenehm berührt scharrte sie mit dem Stiefel.
"Nein, ich habe nur nachgedacht was vor uns liegt."
"Viel Blut", war die knappe Antwort. Jiriki verlangsamte ihren Schritt, die anderen aus ihrer Einheit holten sie ein und ein paar aus der Sechsten drängelten sich an ihr vorbei mit leicht höhnischen Kommentaren.
"Was hast du denn mit dem zu schaffen?", fragte Diego Vetinaldi und versuchte vergeblich seinen Rucksack auf eine bequeme Position auf seinem Rücken zu verlagern.
"Nicht alle aus der Sechsten sind so furchtbar. Glaub ich", antwortete Isobel leise, so dass es nicht viele hörten.
"Doch. Alle. In die Salzminen werden nur die schlimmsten gesteckt", hielt Lodier dagegen und zwirbelte seinen Schnäuzer.
"Wieso bist du denn nicht dort gelandet? Dein Schnarchen ist ein Verbrechen an die Menschheit", lachte Cedric und wich einem rechten Schwinger aus. Der wortkarge Marinus beobachtete das Treiben mit steinerner Miene, ging an ihnen vorbei. Obwohl er das gleiche Gepäck wie sie trug, schien er keine Probleme damit zu haben. Der Dhemlaner war schon länger als alle anderen der Einheit in der Zweiten.

So ging der Marsch weiter. Manche versuchten durch Witze und Neckereien mit dem drohenden Einsatz klarzukommen, andere waren schweigsamer und verdrossener. Mißtrauisch wurde die Sechste beobachtet in dessen Pulk ihr 15köpfiger Trupp leicht unterging. Ab und zu studierte Isobel mit Gwyn dessen selbstgezeichnete Karte, um zu kontrollieren wo sie waren. Vom Gerede der Sechste hatte sie aufgeschnappt, dass ihre erste Rast bei einem Dorf namens Tarskalin ganz am äußeren Ende der Karte war. Jiriki kannte es nicht. Sie hatten es seltsamerweise bei ihrer Kontrolle und dem Eintreiben der Steuern ausgelassen. Sie hatte gedacht, es gehörte nicht mehr in ihren Zuständigkeitsbereich. Jetzt überlegte sie, ob es noch mehr zu bedeuten hatte. In der Geschwindigkeit wie sie gerade voran kamen, würden sie dort erst am abend eintreffen. Nun achtete Jiriki auch darauf nicht zu schnell zu gehen und bei ihrer Gruppe zu bleiben. Es war nicht so einfach. Manchmal marschierte einfach frech einer aus der Sechsten in ihren Zweiergruppen mit, scherzhaft und nicht sonderlich schmeichelhaft wurden sie als die fünfzehn Hasen bezeichnet.
Der Marsch blieb ruhig, abgesehen von ein paar Bauern, die auf ihren Maisfeldern hastig das Weite suchten, als sie die Kompanie anrücken sah. Einige der Soldaten brachen sofort aus und wollten hinterher ins Feld, doch Rashar hielt sie barsch zurück. Ohne die Mitnahme von ein paar halbreifen Maiskolben ging es dann doch nicht.
Niemand jammerte über seine wehen Füße, doch die Schritte wurden schwerer. Jiriki hatte noch am wenigsten Probleme. Ihr Volk konnte lange Strecken bewältigen ohne zu ermüden oder Schmerzen zu verspüren. Nur selten machten sie Rast und irgendwann färbte die Sonne den Himmel rot. Die Art der Färbung versprach morgen einen warmer Tag.
"Wir werden außerhalb von Tarskalin die Zelte aufschlagen", erklärte der Kommandeur gerade Bonderus. "Ich will nicht, dass wir alle in dieses Dorf einfallen. Wir müssen dort nur etwas abholen. Du hast doch zwei Schmiedelehrling dabei oder? Nimm einen von ihnen mit und noch jemand, der ein Fuhrwerk fahren kann. Klinge, Samtpfote und Regensang begleiten euch. Mehr wird nicht nötig sein."
Dann kamen sie um eine Biegung, die einem Flusslauf folgte. In der Ferne war Tarskalin und eine Mühle am Fluss zu erkennen.
Rashar deutete auf den Auwald, etwas vom Fluss entfernt. "Wir schlagen im Wald die Zelte auf, sichert die Gegend, ich will Spähposten um das Lager herum und wenn ihr auf einen Dorfbewohner trefft..." Er atmete tief durch. "Lasst ihn am Leben! Die werden uns nicht verraten." Der Kommandeur warf einen mahnenden Blick zu Rittersporn. "Keine Schändungen, keine Prügeleien, Plünderungen oder sonst etwas. Hebt euch das für später auf."
Brummelndes Gemurmel war zu hören, doch man fügte sich. Die Soldaten der Zweiten sahen stattdessen zu ihrem Kriegerprinzen auf und wawas er für Pläne hatte.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Malateste » Do 25. Jan 2024, 20:53

Der Eyrische Kommandant mit den gestutzten Flügeln legte ein ordentliches Tempo vor. Gut hatte Malateste seinem Trupp in den letzten Tagen auch konditionell geschlaucht. Der Kriegerprinz ritt neben der Truppe mit und liess sich ab und zu ans Ende der Kolonne fallen um dann langsam wieder an den Marschierenden entlang nach vorne zu reiten. Dabei beobachtete er schweigsam was sich abspielte und lauschte Gesprächen und Frotzeleien. Immer wieder fielen Sprüche über seinen „Hasentrupp“ und vereinzelt liefen zum Spass auch einzelne aus der Sechsten mit. Es gab einige in der Sechsten die Gualterio nicht aus den Augen lassen und auch nicht im Rücken haben wollte. Männer wie Rittersporn zum Beispiel, Männer denen man nicht ansah was sich hinter der Fassade verbarg, solange man diesen Schlag Mensch nicht kannte. Er hingegen kannte sie zur genüge, die Raubtiere die ihre Menschlichkeit verloren hatten, im Krieg, an einem Hof, in den Minen oder wo auch immer. Als die Sonne sich rot färbte und als schimmernder Feuerball über dem Horizont zu verschwinden begann, rief Karsail Malateste zu sich. "Wir werden außerhalb von Tarskalin die Zelte aufschlagen.“ Gualterio nickte. Tarskalin, das Dorf welches er bei seinen Kontrollen möglichst auslassen sollte. Während des Marsches hatte er die Karte studiert und beinahe vermutet das Rashar dorthin wollte. Der Grossteil des Trupps sollte im Wald die Zelte aufschlagen, während eine Handvoll Leute ins Dorf reiten sollten um etwas abzuholen. Malateste und einer der Pendas sollten dabei mitgehen.
Der Weg folgte einem Flusslauf und nach einer Biegung des Gewässers war Tarskalin zu erkennen welches malerisch mit einer Mühle am Fluss erbaut worden war. Bisher war Raej noch vom Krieg einigermassen verschont geblieben, aber das würde sich bald ändern. Und er vermutete, dass ihr Einsatz der Auslöser für den Bürgerkrieg sein sollte. Karsail gab Befehle das Lager aufzubauen und Spähposten aufzustellen. Einige der Sechsten murrten als ihr Kommandant ihnen Plünderungen und Schändungen verbot, aber sogleich begann die eingespielte Routine des Lageraufbaus. Malatestes Einheit zögerte und blickte zu ihm.
„Ihr habt den Kommandanten gehört, schlagt die Zelte auf.“ Der Kriegerprinz schwang sich behände vom Sattel und ging zu seiner Einheit um ihnen weitere Befehle zu geben, diesmal leiser. „Bleibt zusammen, baut die Zelte so auf, dass ihr euch gegenseitig im Auge behalten könnt und stellt Wachen auf.“ Die Wachen wollte Malateste nicht weil er hier einen Angriff erwartete, sondern viel mehr, weil er einigen Exponenten der Sechsten nicht traute.
„Feuer ist heute noch erlaubt solange ihr es schafft, eines ohne zuviel Rauchentwicklung in Gang zu setzen. Wenn ich von Talaskin aus eine Rauchfahne sehe setzts was.“ Er blickte sich um. „Ach ja, und haltet eure Waffen griffbereit.“ Zorn schnaubte empört als sich Malateste wieder auf seinen Rücken schwang, da er gerade saftiges Grün vor seiner Nase entdeckt hatte.
„Brion, Marinus, ihr kommt mit mir, Jiriki du überwachst den Lageraufbau.“
Penda und Marinus entledigten sich schnell ihrer Rucksäcke und nach einem Schluck aus der Feldflasche eilten sie zu ihrem Korporal der schon zu Klinge, Samtpfote und der struppeligen Heilerin Regensang rübergeritten war. Anschliessend ritt Malateste gemächlich an der Seite von Klinge zum Dorf, während die anderen vier Soldaten ihnen folgte. Gualterio war sehr neugierig was ihn in Talaskin erwartete. Er war sich nicht sicher, ob hier Rebellen waren, oder ob die Dorfbewohner einen Handel mit Karsail abgeschlossen hatte, der ihnen Protektion versprach. Das er einen seiner Schmiede mitnehmen sollte, liess jedenfalls darauf schliessen, dass das was sie hier holen sollten mit dem Plan zu tun hatte.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon NSC » Do 25. Jan 2024, 20:54

Brion Penda - Fara

Sie waren erst einen Tag unterwegs und trotzdem kam Brion das Fort, das sie hinter sich gelassen hatten, sehr weit weg vor. Er hatte ein ungutes Gefühl. Der Dhemlaner konnte es nicht benennen, es war einfach da. Ihm wäre wohler zumute gewesen, wenn sie schon wieder zurück in Loraka wären. In einem Stück.
Am Abend waren sie bei ihrem ersten Etappenziel angelangt, ein Dorf namens Tarskalin. In einem Waldstück an Flussnähe begannen die Soldaten ihr Lager aufzubauen. Brions Blick wanderte zu Messantia, die zusammen mit Gwyn ein Zelt aufbaute. Er wußte nicht wie sie immer noch fröhlich sein konnte, doch das war sie und ihr Lächeln ließ ihn auch kurz Hoffnung schöpfen. Währenddessen befahl Bonderus ihnen wie sie ihre Zelte aufzuschlagen hatten und dass sie Wachen aufstellen sollten. Der Obergefreite sah in die Runde. Er konnte sich denken, dass der Befehl auch dazu galt sich vor der Sechsten zu schützen. Jedesmal wenn dieser Rittersporn seine glattpolierten Augen auf Messantia legte, hätte Brion ihm gut und gern einen Dolch zwischen die Rippen geschoben.
Auch deswegen folgte der Soldat seinem Korporal eher widerstrebend, der ihn und Pellia ausgesucht hatte ihn ins Dorf zu begleiten. Brion spuckte zur Seite in einen Busch, kontrollierte nochmals den Sitz seines Langdolches am Gürtel und schloss dann zu Marinus auf.
Am Waldrand warteten die kleine, struppige Heilerin aus der Sechsten, ein großgewachsener beleibter Kerl und dieser Klinge auf einem Pferd. Weswegen sollte er mit in dieses Dorf? Was würden sie dort machen? Der Dhemlaner spannte sich an, möglicherweise war er dem ersten Kampf näher als er dachte, doch warum sollte der Rest dann gemütlich das Lager aufschlagen?

"Der Schmied hat die Bärenfallen für unseren Hinterhalt hergestellt", ergriff Klinge auf dem Hinweg das Wort, sich an den ebenfalls berittenen Kriegerprinz richtend. "Dies und einige Waffen", fügte er hinzu. "Über die Bezahlung wurde schon verhandelt. Es sollte keine Probleme geben."
Sie kamen an der Mühle vorbei deren Rad munter Wasser vom Fluss schaufelte, doch das Gebäude selbst war fest verrammelt.
"Das einzige wofür wir sorgen müssen, ist den Bewohnern klar zu machen, dass sie auch weiterhin schweigen und uns hier nie gesehen haben."
Hatten sie deswegen hier keine Steuern eingetrieben, fragte sich Brion und erkannte so langsam die Zusammenhänge. Die ersten Häuser rückten näher, sie wirkten recht zusammengewürfelt, waren aber keine solche Bruchbuden wie in Loraka. Zur Abenddämmerung waren nicht viele auf den ausgewaschenen Erdwegen. Ein paar Männer auf dem Weg zur einzigen Kneipe hielten inne, sahen beunruhigt zu den Soldaten in ihren schwarzroten Uniformen. Angestrengt beobachtete Brion die Seitenwege und ob sich niemand in ihren Rücken schlich. Von weitem sah er schon das Schild des Schmiedes und einen Pferdekarren davor stehen.
Sie hielten davor an. Klinge schwang sich von seinem Pferd. Im gleichen Moment kam ein älterer, gebeugter Mann aus der Schmiede, gefolgt von zwei jungen Männern, vielleicht seine Söhne. Sie waren alle bewaffnet. Als Klinge das sah, hob er seine Hände.
"Gibt es ein Problem?", fragte er freundlich.
"Das sind andere als beim letzten Treffen. Ein Kriegerprinz", erkannte der Schmied. Es war immer noch eine seltene Klasse und die Männer schienen noch nie in Kontakt mit einen gekommen zu sein. Vielleicht glaubte man, man würde sie übers Ohr hauen und sich einfach nehmen was man brauchte.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Malateste » Do 25. Jan 2024, 20:55

Auf dem Weg zum Dorf hörte Malateste Klinges Ausführungen zu. Es war etwa das was er erwartet hatte. Der hiesige Schmied hatte heimlich für Rashar die Dinge angefertigt die dieser für die Durchführung des Planes benötigt hatte. Davon hatte weder Frostseel, noch Orekh und oder Bovert was gewusst. Und dieser Trumpf machte aus einer Mission ohne Wiederkehr eine blutige Angelegenheit mit einer Überlebenschance. Das dem so blieb hatten die Bewohner des Dorfes lediglich zu schweigen und sich an die Abmachungen zu halten. Jetzt war Malateste auch klar weswegen Karsail gewollt hatte das er mitging.
Ein paar Bewohner kreuzten im Dorf ihre Wege und die beunruhigten Blicke die sie ihnen zuwarfen sprachen Bände. An der verrammelten Mühle vorbei folgten sie dem breitesten Pfad durchs Dorf der einer Hauptstrasse am nächsten kam. Unschwer war die Schmiede zu erkennen. Leise quietschend schaukelte langsam ein Schild in der Form eines Ambosses im Wind. Vor dem Gebäude mit der angebauten Werkstatt stand schon ein Pferdekarren bereit. Vermutlich beladen mit ihrer Ware.
Klinge stieg vom Pferd und die Türe des Hauses öffnete sich. Ein älterer Mann trat heraus, hinter ihm zwei junge Männer. Vielleicht seine Söhne oder seine Gehilfen. Aber das war Gualterio egal, wichtig war lediglich das sie sich bewaffnet hatten. Malateste konnte ihre Unruhe und ihre Angst beinahe riechen. Klinge hob beschwichtigend die Hände.
"Gibt es ein Problem?", fragte er ruhig und freundlich.
"Das sind andere als beim letzten Treffen. Ein Kriegerprinz", antwortete der Schmied auf Klinges Frage. Besagter Kriegerprinz sass wie ein drohender Schatten regungslos auf dem Schlachtross, beide Hände auf den Sattelknauf gelegt. Dann erklang seine Bassstimme, von seinem Gesicht war in der Dunkelheit und unter dem hochgeklappten Helmvisier wenig zu sehen. Aber der Schmied spürte, dass der Blick des Kriegerprinzen ihn unentwegt festhielt.
„Das hat dich nicht zu beunruhigen, Schmied. Der Handel steht wie abgemacht. Kommandant Karsail hat mich lediglich hergeschickt damit ihr mich kennen lernt. Wenn ihr wie abgemacht schweigt, werdet ihr mich niemals wieder sehen. Aber wenn ihr plaudert, dann komme ich wieder und das letzte was ihr seht ist die entfesselte Wut eines Kriegerprinzen.“ Malateste liess einige Sekunden verstreichen um den Männern Gelegenheit zu geben über seine Worte nachzudenken ehe er weitersprach.
„Penda, prüf die Ware.“ Brion kletterte vom Pferd und hob die Plane des Wagens an. „Ihr müsst wissen, der Gefreite Penda ist ebenfalls Schmied. Er wird lediglich ein fachmännisches Auge auf die Ware werfen. Ich hoffe, ihr habt sauber gearbeitet, ansonsten müsst ihr heute Nacht eine unbezahlte Sonderschicht einlegen.“
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon NSC » Do 25. Jan 2024, 20:56

Brion

Brion hatte das unbestimmte Gefühl, dass die Dorfbewohner gleich alle mit Heugabeln und Fackeln auf sie losgehen würden, um sie zu massakrieren, so wie sie ihnen Blicke zuwarfen. Der Obergefreite ließ jetzt nicht mehr die Hand von seinem Langdolch. Sicher war sicher. Als dann auch noch die Schmiedegehilfen bewaffnet waren, fragte auch der aus der Sechsten was los sei. Besonders die Anwesenheit des Kriegerprinzen schien sie zu beunruhigen. Das verwunderte Brion nicht. Auch ihn beunruhigte manchmal die Gegenwart des Korporals - und das obwohl sie auf der gleichen Seite standen.
Bonderus meldete sich auf die nervösen Fragen des gebeugten Schmiedes zu Wort. Er gab den Männern zu verstehen, dass sie den Handel wie abgemacht erledigen sollten und sich daran halten sollten zu schweigen. Andernfalls würde er wiederkommen und das Dorf würde die entfesselte Wut eines Kriegerprinzen zu spüren bekommen. Das wirkte, der Schmied schüttelte hastig den Kopf, wollte es sich mit den Soldaten aus Dhemlan nicht verscherzen.
"Nein nein, es ist alles in Ordnung. Es ist gute Ware. Wir wollen keinen Ärger", beteuerte der ältere Mann. Auf Befehl seines Korporals ging Brion zu dem Karren, schob die Plane beiseite, gespannt was er überhaupt finden würde. In einigen dünnen Säcken befanden sich dutzende von Bärenfallen, schwere Schmiedeeisen mit scharfen Zacken, die einem Mann durchaus den Fuß kosten konnten. Brion schluckte, machte sich aber an die Arbeit und besah sich die Fertigung. Es war in Ordnung, alles saß fest und würde seinen Zwecken genügen. Dann entdeckte er noch zwei Bündel mit Waffen sowie ein paar Schilde.
"Es sieht alles gut aus, Sir. Gute Ware", rief er vom Wagen. Klinge ritt um den Karren herum, sah über Brions Schulter und schien zu zählen, ob auch die Anzahl stimmte. Schließlich nickte er und warf dem Schmied einen Beutel zu in dem es verdächtig schwer klimperte.

"Wir sind zufrieden. Die Abmachung gilt. Wir halten uns an unser Wort", erklärte er. "Solltet ihr aber doch Schwierigkeiten machen, obwohl wir euch nichts als Freundlichkeit entgegen gebracht haben, werdet ihr ihn hier wiedersehen." Er warf einen unmissverständlichen Blick zu Jason Bonderus. Nein, das wollte niemand hier erleben.
Es schien schon fast alles geschafft, Brion hatte sich auf den schmalen Kutschbock gesetzt und Marinus hatte sich zu ihm gesellt, die Zügel der zwei vorgespannten Pferde ergriffen. Knirschend setzte der Karren sich in Bewegung, rollte mehr auf die Straße, als sich ein Mann aus der Reihe der Dorfbewohner löste. Wütend sah er in die Runde, wobei sich seine Wut eher gegen die anderen Raejer zu richten schien.
"Ihr Verräter! Ihr könnt denen doch nich ihre Lügen abkaufen! Ihr verratet Raej! Die werden uns ausschlachten wie Dena Nehele und Pruul!" Seine gerröteten Augen blickten wüst umher, das Gesicht war wächsern und bleich. Auf Brion wirkte er so wie als wäre der Mann krank. Zwei andere kamen angelaufen, versuchten den Mann zurückzuhalten.
"Nein nein, wir meinen das nicht so. Wir werden nichts sagen", versuchte der Schmied die Soldaten zu beruhigen. Der bullige Kerl aus der Sechsten griff nach seiner Keule.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Malateste » Do 25. Jan 2024, 20:56

Brion schlug die Plane zurück und musterte die Ware. Malateste konnte von seiner Warte aus nicht sehen was sich darunter befand, aber das brauchte er auch nicht, er würde sich auf Pendas Fachwissen verlassen. Brion bestätigte die Qualittät der Ware. Klinge hingegen ging auf Nummer sicher, ritt zum Wagen und inspizierte die Ladung. Im Licht das durch die Tür nach draussen fiel konnte Gualterio erkennen das Klinge kaum merkbar die Lippen bewegte als ob er etwas durchzählen würde. Am Ende schien er zufrieden und warf dem Schmied einen Beutel mit der Bezahlung hin.
Klinge pochte noch einmal auf Verschwiegenheit und der Schmied nickte eifrig. Alles lief rund. Marinus und Brion kletterten auf den Kutschbock und nach einem Schnalzen der Zügel setzte sich der schwer beladene Wagen langsam in Bewegung. Malateste freute sich darauf im Lager in eine schmackhafte Wurst zu beissen und die Beine etwas hochzulegen. Inzwischen hatten sich einige Dorfbewohner am Wegesrand versammelt und beobachteten mit gemischten Gefühlen das Geschehen als sich ein Mann nach vorne drängte.
"Ihr Verräter! Ihr könnt denen doch nich ihre Lügen abkaufen! Ihr verratet Raej! Die werden uns ausschlachten wie Dena Nehele und Pruul!"
"Narr!" schoss es Malateste durch den Kopf. Wieso konnte es nicht wenigstens einmal ohne Ärger ablaufen? Der Kriegerprinz hielt sein Schlachtross an und drehte den Kopf um den Mann zu mustern. Er hatte gerötete Augen und eine ungesunde Hautfarbe. Entweder war er krank oder er hatte ein Alkoholproblem. Auf jeden Fall war er so enthemmt, dass er keine Angst mehr hatte. Zwei andere Dorfbewohner packten den Mann und versuchten ihn zurück zu halten.
Der Schmied hob beschwichtigend die Hände. "Nein nein, wir meinen das nicht so. Wir werden nichts sagen!"
Der beleibte Kerl aus der Sechsten der sie begleitete und dessen Name Malateste nicht kannte griff nach einer eisenverstärkten Holzkeule die an seinem Gürtel hing. Malateste hob die Hand und der Soldat hielt inne. Alle Blicke richteten sich auf ihn. Er bemerkte wie Klinge ihn heimlich beobachtete, spürte den Blick von Regensang und auch von Marinus und Penda. Hätte der Narr doch bloss geschwiegen statt sie geifernd vor Wut zu beschimpfen. Malateste hatte mässig Mitleid mit dem Mann, er hatte sein Schicksal gewählt, zu viel stand auf dem Spiel, einem Spiel der Königreiche, und wegen einem Landen würde er nicht riskieren aufzufliegen. Knisternd sammelte sich Energie um seine gepanzerte rechte Faust und beleuchtete die Szenerie in einem fahlen Grün. Die beiden Männer die den Tobenden festhielten sprangen instinktiv zur Seite als der Machtball loszuckte. Der Mann hatte noch nicht mal Zeit zu Schreien als er mit brandgeschwärzter Haut und versengten Kleidern tot zusammenbrach. Rauch stieg aus seinen verkohlten Augenhöhlen auf.
Malatestes eisiger Blick schweifte über die erschreckten Gesichter am Rande der Panik bis er am Schmied hängen blieb.
"Du hast recht. Ihr werdet nichts sagen, denn sonst werdet ihr enden wie der arme Narr da." Der Geruch nach verbrannten Fleisch hing in der Luft.
Der Kriegerprinz gab das Zeichen zum Aufbruch während er auf dem Schlachtross wartete, erneut loderte grüne Macht um seine Faust und spiegelte sich in seinem blinden, seelenlos wirkenden Auge wieder. Der Wagen rollte vorbei, er erkannte aus den Augenwinkeln Brion der ihn entgeistert musterte. Klinge ritt vorbei, Regensang und der Soldat folgten. Er wartete bis die kleine Gruppe ausser Sichtweite war ehe er die Energie zu einem unsichtbaren Schild um sich und das Pferd formte. Es war gut möglich das ein weiterer Narr auf die Idee kommen könnte etwas Dummes mit einer Jagdarmbrust zu tun. Aber die schreckgeweiteten Augen der Dorfbewohner die regungslos dastanden liessen diese Möglichkeit verschwind klein erscheinen. Kurz zögerte er. Etwas in ihm hatte Lust die Mühle in Flammen aufgehen zu lassen, das Schwert zu ziehen und wie der der Tod persönlich durch die Dorfbewohner zu reiten um die Ernte einzufahren. Alles dem Grund und Boden gleichzumachen, sich an den Schreien zu laben... Er schüttelte sich und die Bilder waren aus seinem Kopf. Ohne ein weiteres Wort wendete Malateste sein Pferd und folgte in langsamem Trab den anderen in die Dunkelheit des Waldes.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon NSC » Do 25. Jan 2024, 20:57

Brion

Angespannt beobachtete Brion, ob die Lage im Dorf jetzt eskalieren würde durch den einzelnen Mann, der seine Landsleute als Verräter beschimpfte. Was hatte das Wort überhaupt noch für eine Bedeutung? Für Brion nicht viel. Er war zwar Dhemlaner, aber er war auch nicht unbedingt freiwillig in der Armee. Er wurde besser bezahlt als als Schmiedelehrling, doch das war alles. Die Gefahr es nicht unbedingt wert.
Als der Obergefreite beobachtete wie grüne Kunst die geballte Faust des Korporals zu umhüllen begann, bekam Brion eine ungewisse Ahnung davon was gleich passieren würde. In der einbrechenden Dunkelheit flackerte und knisterte das grüne Licht. Auch die Dorfbewohner spürten was los war, sprangen zur Seite und verrieten damit wiederum den Aufrührer. Er wich nicht aus, vielleicht hatte er auch keine Gelegenheit dazu. Er schrie nichtmal, als der grüne Machtball ihn mit voller Wucht traf und fast augenblicklich tötete. Rauch und Dampf stieg unter den versengten Kleidern auf. Der Geruch verbrannten Fleisches kitzelte Brion im Rachen und kurzzeitig hatte er das Gefühl sich übergeben zu müssen.
Korporal Bonderus stieß an die anderen Landen noch eine Warnung aus. Es wirkte. Der Kriegerprinz war auch so eine sehr einschüchternde Erscheinung, doch zusammen mit der Schau, die er hier aufsetzte, wirkten die Dorfbewohner völlig zurecht verängstigt. Brion wollte auch nie auf den falschen Fuß mit seinem Vorgesetzten geraten. Er sah den Hünen auf seinem Schlachtross an mit einer Mischung aus Furcht und Respekt an, in dem Moment selber nicht wissend was überwog.
Das Anziehen des Karrens, als Marinus ihn wieder in Bewegung setzte, ließ Brion kurz zusammenzuckten. Der andere Dhemlaner sagte nichts, aber in seinem grimmigen Gesichtsausdruck las der Schmied stille Zustimmung.
Größtenteils schweigsam war auch ihre Rückkehr, nur die der Sechsten wirkten gelassener. Das kam vermutlich mit der Erfahrung.
"Sauber geregelt. Ich glaube nicht, dass die uns noch Probleme machen werden", sagte Klinge.
"Bezahlt hama wa se ja genug", brummte der grobschlächtige Kerl mit der Keule.
"Man muss investieren, um sein Vermögen zu mehren, Samtpfote", entgegnete der spitzbärtige Korporal.
"Ich will nur meine eigene Haut lebend aus der Sache rausbekommen. Möglichst mit Inhalt", steuerte Regensang bei und der Glatzköpfige lachte.
So kamen sie zurück zum Lager, wo Marinus und Brion noch den Karren so im Wald unterbrachten und mit breitgefächerten Zweigstücken bedeckten, dass man ihn möglichst nicht sah. Wachen behielten den Wagen zusätzlich im Auge, was Brion beim Anblick der Waffen verstehen konnte.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon NSC » Do 25. Jan 2024, 21:00

Isobel

"Vielleicht überleben wir es nicht. Würdest du es dann nicht bereuen?", fragte Arif sie, versuchte über ihren Arm zu streicheln, doch Isobel schob seine Hand wieder beiseite. Die Pruulerin war mittlerweile leicht genervt von den Avancen Jakeems.
"Wenn wir nicht überleben, habe ich nichts mehr zu reuen", entgegnete sie. Und wenn sie es schaffte, so würde sie vielleicht eher bereuen sich kurz vor der Schlacht mit Arif eingelassen zu haben. "Aber ich glaube, dass wir wieder heil zurückkommen."
"Warum schreibst du dann einen Brief nach Hause?", fragte der großgewachsene Pruuler zurück und deutete auf den Brief, den sie im Schein einer Laterne im Zelt zu schreiben versuchte. Die Frage war berechtigt, weswegen Jiriki im ersten Moment nicht wußte was sie darauf sagen sollte. "Wenn ich meinen Dienst abgeleistet habe, kehre ich zurück in die Heimat. Genau wie du. Wir könnten uns weiter sehen. Ich kann dir mit deiner kleinen Tochter helfen", versuchte Arif es weiter.
"Arif..."
Glücklicherweise wurde das zähe Gespräch unterbrochen, als Lodier gegen die Zeltplane schlug. "Die anderen sind wieder da."
Rasch kroch Jiriki aus dem Zelt, gefolgt von Arif. Der Rest der Einheit - außer den Wachen - saß um ein kleines Lagerfeuer. Etwas davon entfernt waren die Zelte und Schlafplätze der Sechsten, aber wirklich getrennt waren sie in dem kleinen Forst nicht. Ihr Trupp hatte es nur bevorzugt ein wenig abseits zu bleiben, so dass sie nicht vollends von der anderen Kompanie eingeschlossen waren.
"Was ist passiert?", wurden Brion und Marinus gleich mit Fragen bestürmt, ein paar fragende Blicke wanderten auch zum Kriegerprinzen. Jiriki dagegen blickte zu Klinge, der gerne von seinem Pferd abstieg. Sie wußte nicht was an ihm war, doch sie fühlte sich von ihm angezogen und konnte es sich nicht erklären. Arif bemerkte die Blicke, ballte die Faust, und schien etwas sagen zu wollen.
Derweil berichtete Marinus in seiner knappen Art was sich im Dorf zugetragen hatte. Leises Geraune entstand.
"Bärenfallen? Wozu das denn?", wollte der junge Jardin wissen.
"Für den Hinterhalt, den wir den Feinden legen", antwortete Arias Estelo, kontrollierte die Stärke des Feuers und nahm einen Holzscheit weg. "Oder, Sir?" Er sah zu Bonderus.
"Wir haben euch was zu essen übrig gelassen." Messantia reichte dem Kriegerprinzen lächelnd einen Blechnapf mit Eintopf und etwas Selchfleisch.

Der Abend verlief relativ ansonsten relativ ereignislos. Sie wechselten sich mit den Wachposten immer mal wieder ab. Auch Jiriki hielt später in der Nacht Wache, überprüfte die Umgebung und rieb sich die Hände, denn ihr als Pruulerin war es im nächtlichen Wald bereits wieder zu kalt.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Malateste » Do 25. Jan 2024, 21:01

Kurz bevor der Weg in den Wald mündete wendete Malateste das Streitross und wartete auf der Mitte des Weges. Doch niemand folgte ihm, kein aufgebrachter Mob. Sein Gefühl sagte ihm das die Dorfbewohner die Warnung verstanden hatten. Zufrieden gab er Zorn die Sporen und ritt in schnellem Trab und vertrauend auf seine und die Isntinkte des Pferdes durch den dunklen Wald. Kurz als er ankam wurde im Lager schon über die Wagenladung gemunkelt.
„Oder, Sir?“ fragte Arias um Bestätigung für seine Theorie wofür die Bärenfallen waren.
„Sie wurden auf jeden Fall nicht gekauft um damit Bären zu jagen.“ Malateste schwang sich von Zorns Rücken. Mit einem Lächeln hielt ihm Messantia die Waldläuferin einen Blechnapf mit Essen hin. Der Duft liess den Magen des Kriegerprinzen knurren.
„Halt es warm, ich komme gleich." Gualterio begann auf dem Weg zum Zelt die Riemen der Panzerhandschuhe zu öffnen. Im Zelt legte er die restliche Rüstung ab und rieb sie mit einem Olivenölgetränkten Lappen ein. Danach nahm er den Sattel von Zorns Rücken und kümmerte sich um das Pferd. Auf dem Weg zum Lagerfeuer prüfte er noch kurz die Zeltschnüre um sich dann die Nachtwacheneinteilung zeigen zu lassen. All dies war ihm über die Jahrhundert im Miltär in Fleisch und Blut übergegangen: ein Offizier sah erst nach den Pferden, dann nach seinen Soldaten und am Ende erst für sich.
Er holte sich sein Essen ab und setzte sich etwas abseits vom Lagerfeuer an einen Baum. Bei einem Überfall gaben die Silhouetten am Feuer immer ein prächtiges Ziel für Schützen ab. Beim Essen schaltete Gualterio seine Gedanken aus, liess die friedliche Athmosphäre auf sich wirken. Er mochte Abende in Feldlagern. Der Schein der Feuer, die Gesprächsfetzen und ab und zu ein kurzes Auflachen. Bald darauf legte er sich im Zelt auf die kratzige Wolldecke und hielt eine Scharztraumspritze vor seinen Augen. Vor dem Aufstehen wäre die nächste Dosis fällig. Sollte er darauf verzichten? Was würde passieren auf Entzug in den Kampf zu reiten? Würde er noch unterscheiden können auf welcher Seite er kämpfte, oder würde er alles vernichten wollen was ihm begegnete? Er liess die Spritze verschwinden blies die Kerze aus und starrte in die Dunkelheit bis der Schlaf ihn endlich übermannte.

Die Nacht war kurz, Karssail wollte früh los. Seltsamerweise hatte Malateste keinen Abltraum von Zorya gehabt. Vielleicht lag es daran das er gestern töten durfte? Die gestrige Idee das Schwarztraum liegen zu lassen kam ihm heute absurd vor als er mit zitternder Hand eine Stelle in seiner Armbeuge suchte die noch nicht zerstochen war. Die letzte Wache hatte gleichzeitig die Pflicht das Feuer wieder aus der Glut zu entfachen und das Frühstück vorzubereiten und da seine Leute die Vorlieben von Korporal Bonderus langsam kannten, war schon eine Kanne frisch gebrühter Kaffee aufgesetzt. Der Kriegerprinz schenkte sich schwarz ein und nahm dann etwas von dem körnigen Brot und dem Trockenfleisch das auf einem Brett vobereitet war. Der Lagerabbau ging zügig vonstatten, inzwischen kannten alle ihre Pflichten und so waren alle abmarschbereit als der Morgen die Nacht vertrieben hatte.
Gualterio ritt zu Karssail und hielt sich nicht mit langen Begrüssungen auf.
„Bisher geht alles einigermassen rund, hoffe es bleibt so.“ Malateste blickte sich um. In Karsails Nähe hielten sich alle seine Hauptleute und Vertrauten auf, aber es war keine Struktur zu erkennen. Bei einer so kleinen Einheit konnte das noch so funktionieren, aber eine Armee so zu führen wäre ein Albtraum. Die Sechste hatte eher die Struktur einer Miliz, einer Freischärlerbande, oder – wohl am treffendsten – eines Räuberhaufens. Malateste blickte zu seinen Leuten. Die geordneten Reihen seiner Soldaten waren da beinahe ein Anachronismus. Er bemerkte das Isobel verstohlen jemanden zu mustern schien, er folgte der Richtung ihres Blickes und sah Klinge auf sein Pferd steigen. Gualterio rollte mit den Augen. Musste sich seine Obrgefreite genau jetzt verkucken?
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Amaya » Do 25. Jan 2024, 21:06

Sie zogen weiter und weiter Richtung Norden und mit jedem Tag, den sie weiter ins Landesinnere vorstießen, wurde es wärmer und schwüler. Tiger schlug unbeherrscht nach einer Mücke, die sich auf seinem Oberarm hatte niederlassen wollen. Loraka befand sich ganz am äußersten nördöstlichen Zipfel Raejs, wo es durch die Meeresströme noch kühl war, aber nun begann sich die Landschaft Stück für Stück zu wandeln.
Die Soldaten der 6. Kompanie und der Trupp von Jason Bonderus bahnte sich nichtsdestotrotz unbeirrbar einen Weg nach Norden. Ihr Weg führte sie vorbei an zerklüfteten, stark bewachsenen Hängen, einige flache Häuser zerstreuten sich zwischen Feldern und Weiden. Die Nacht, die sie in dem Forst bei Tarskalin verbracht hatten, war ein paar Nächte her. In der Zwischenzeit mußte die Verstärkung an der Küste Raejs gelandet sein. Tiger war froh, dass sie einigen Abstand zwischen der Internen und sich hatten. Vor ihnen erstreckte sich feindliches Territorium. Jedenfalls nach der Karte nach. Sie waren auf sich allein gestellt. Tiger hoffte, dass der Plan von Rashar aufgehen würde. Sie konnten zur Abwechslung mal etwas Glück vertragen.
"Warum die grimme Miene?", fragte Zucker, der zu ihm aufgeschlossen hatte. Er hatte sein Hemd vorne geöffnet. Die Sonne schien prall auf sie herunter. Zu einer Seite der Straße befand sich ein Feld mit Tabakpflanzen, der Duft reizte Tigers empfindliche Nase. Stauden von über zwei Meter Höhe spendeten ein wenig Schatten. Auf der anderen Seite määnderte ein Tümpel durch sumpfiges Gelände. Mücken tanzten über der Oberfläche. Weiter dahinter wuchs dichtes schilfgrünes Dickicht, hohe Bäume ragten hervor. Das Brummen von gefühlten hundert Zikaden ließ Tigers Ohren zucken.
"Ich wär lieber im Wald als hier eingefercht zwischen mehreren Dutzend stinkenden Soldaten, die in der Sonne braten", knurrte Tiger. Er hatte sein Hemd gänzlich ausgezogen und um seine Hüften gebunden.
"Sei über das schöne Wetter froh. Ich habe gehört um die Jahreszeit schwenkt es schnell um zu orkanartigen Stürmen und ich glaube, wir haben schon genug damit zu tun ein Fort über den Haufen zu rennen." Er lachte, wobei sich seine verbrannte Seite verzerrte, und rollte eines der Tabakblätter zwischen seinen Händen.

"Sind wir empfindlich geworden?", fragte eine feine Stimme hinter ihnen. Tiger mußte sich nichtmal umdrehen um Rittersporns Lächeln zu sehen. "Die Raejer werden einen Sturm erleben. Wenn wir an ihre Haustüre klopfen."
"Einen Sturm", wiederholte der muskulöse Kruppe.
"Und der einzige Regen wird das Blut der Tölpel sein deren Kehlen ich öffne", fuhr Rittersporn fort, leckte sich über die Lippen wie als könnte er es schon schmecken. Tiger stieß ein Grollen hervor, doch Zucker lachte nur.
"Bist du unter die Poeten gegangen, Rittersporn? Vielleicht willst du ja schon einmal vorgehen. Wir kommen dann nach, falls du noch Hilfe beim Wetter machen brauchst", spottete er vergnügt. Rittersporns Messer war im Bruchteil einer Sekunde gezückt, er stürzte sich auf Zucker, der noch auswich, zu Boden ging und dann waren beide bereits in einem Kampf verstrickt. Schnell und ohne Erbarmen gegeneinander.
Tiger sprang mit ihn die Keilerei, Kruppe folgte und recht schnell war ein Tumult in den Reihen ausgebrochen. Es war Rashar, der mit seinem Pferd dazwischen ritt. "Auseinander!", dröhnte er. Seinen Fingern entlud sich ein eisiger Zauber, der über sie alle kroch und für einen Moment aus der Fassung brachte. "Es gibt bald genug zu töten!"
Rittersporn kämpfte sich auf die Füße, wischte sich die blutige Lippe ab. "Das versprichst du schon lange, doch an jedem Dorf reiten wir vorbei und sind höflicher als die Jungfrauen von Askavi." Er spuckte blutig aus.
"Das sind unsere Befehle", fuhr ihn Rashar scharf an. "Wir sind hier, um Raej zu befrieden! Das mag dir egal sein, mir aber nicht!"
Rittersporn beäugte ihn wütend, steckte seinen Dolch zurück. "Lässt dich das ruhig schlafen, Brudermörder?", fragte er scharfzüngig. Der Kommandeur packte Rittersporn abrupt am Kragen, beugte sich vom Pferd zu ihm runter.
"Vergiss nicht wieviel du mir Schuldest", zischte der flügellose Eyrier ehe er den anderen Soldaten zurück in den Dreck stieß und seine Schenkel in den Wallach trieb. Der Pulk hatte sich aufgelöst, die Soldaten der Sechsen trotteten wieder vorwärts wie als wäre nie etwas geschehen. Tiger half Zucker auf die Beine und Regensang schob sich zwischen den umstehenden Männern hervor, um zu sehen, ob jemand schlimm verletzt war.
"Hilf mir beim Angriff", flüsterte Zucker ihm ins Ohr. "Ich werd dem Mann wahren hayllischen Spott beibringen.."
Tiger nickte. Er hielt es auch für besser, wenn Rittersporn starb. Egal was für ein guter Kämpfer er war.

Am Abend, als sie ihr Lager halb in einem Feld aus Zuckerrohr aufschlugen, beobachtete Tiger den Nachthimmel, der noch mit Streifen von rotem Gold durchzogen war. Für ihn wirkte es fast wie das Muster eines Tigers, der sich durch die Nacht wandt. Absatz der anderen setzte Tiger sich die Spritze mit Schwarztraum. Der Angriff auf das Fort würde nur erfolgreich sein, wenn sie den Hinterhalt richtig planten. Da mußte er sich unter Kontrolle haben. Die Gedanken halfen wenig sich etwas vorzumachen. Der Drang nach dem schwarzen Saft war ohnehin stärker... er konnte ihn nicht mehr abschütteln. Es war wie ein Geschwür in seinem Ich. Der Kriegerprinz ballte die Hand zur Faust, öffnete und schloss sie wieder bis das dumpfe Pochen verklang. Halb betäubt von der Droge ließ er sich ein paar Schritte vom Feuer nieder, wo einige Soldaten zwischen den Zelten hockten. Es benötigte eine Weile bis er erkannte, dass es die aus Bonderus' Trupp waren. Tiger sah nur kurz zu dem anderen Kriegerprinz. Gerade war er ihm gleichgültig und er wollte auch nicht wieder aufstehen.
Die anderen beäugten ihn kurz mißtrauisch ehe sich das Gespräch fortsetzte.
"Ich hab gehört, die Dritte Kompanie kommt und dann beziehen sie das Fort, was sie in Zamora bauen", sagte ein junger Dhemlaner.
"Quatsch, wir gehen dahin und die können sich den Arsch in Loraka absauern", polterte ein schnauzbärtiger, stämmiger Kerl los, schärfte einen seiner zwei Krummdolche. "Königin Magyarosa besingen se als die schönere der beiden."
"Ob sie sich zu Sion gelegt hat?", fragte ein junger Hayllier im Scherz, doch das Gelächter erstarb schnell. Vor allem, da ein Obergefreiter, Tiger glaubte, er hieße Airas, einschritt.
"Hüte deine Zunge, Diego", fuhr er den Hayllier an.
"Als er im Fort geschlafen hat, hat er sich einen jungen Gefreiten zu seiner Gefährtin und sich ins Zimmer geholt", warf Tiger ein, der bisher schweigend zugehört hatte. Gegen ihn wagte der Obergefreite nicht aufzubrausen auch wenn er hinüber zu Bonderus blickte. "Er ist nie wieder aus dem Zimmer gekommen. Ich glaube... er war sogar in deiner Einheit, Airas.." Er lächelte ruhig, der Feuerschein zeigte seine gespitzten Eckzähne, scharf und kantig wie die eines Raubtieres. Der Obergefreite sah ihn wütend an, war jedoch klug genug seinen Mund geschlossen zu halten.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Malateste » Do 25. Jan 2024, 21:09

Überall war das Summen der Mücken zu hören, angelockt vom Feuerschein und dem Geruch von ihrem Blut. Malateste hatte ganz vergessen was für ein schwüles rückständiges Loch Raej in gewissen Teilen des Landes doch war. Er stand in der Nähe des Lagers in Hörweite seiner Soldaten und starrte in die Nacht. Von Tag zu Tag stieg die Hitze und schlug auf die Laune der Soldaten, zusammen mit der Eintönigkeit des Marsches eine schlechte Kombination, vor allem bei so einem disziplinlosen Haufen wie der Sechsten. Heute hatte es einen Streit zwischen Zucker und Rittersporn gegeben. Leider war Tiger dazwischengegangen. Gualterio hätte nichts dagegen gehabt wenn der verbrannte Hayllier Rittersporn abgestochen hätte. Rittersporn war einer der Männer die zum Problem werden könnten.
Einige Sterne funkelten am Himmel, irgendwo dort hinten, Tagesmärsche entfernt, lag Loraka. Inzwischen müsste die verfluchte Interne eingetroffen sein. Wie es Laree wohl erging? Das war noch so ein Ärgernis von ereignislosen Märschen, man hatte viel zu viel Zeit sich Gedanken zu machen. Wenn man nicht aufpasste sank die Moral so schnell wie die perfekte Uniformierung. Die Sechste legte sonst schon nicht so viel Wert auf das Äussere, aber inzwischen waren aufgeknöpfte Uniformjacken und gar nackte Oberkörper keine Seltenheit mehr. Gualterio selber zeigte nach Aussen keine Schwäche, auch wenn er sich tagsüber manchmal vorkam wie ein Hummer im Kochtopf.
Alvaros Stimme drang vom Lagerfeuer her an Malatestes Ohr.
"Ich hab gehört, die Dritte Kompanie kommt und dann beziehen sie das Fort, was sie in Zamora bauen.“
"Quatsch, wir gehen dahin und die können sich den Arsch in Loraka absauern", schaltete sich Lodier ein, untermalt von sirrenden Geräusch das es gab wenn Klingen geschärft wurden. "Königin Magyarosa besingen se als die schönere der beiden."
"Ob sie sich zu Sion gelegt hat?", scherzte Vetinaldi und kurz brandete Gelächter auf ehe Airas einschritt.
"Hüte deine Zunge, Diego", fuhr er den Hayllier an. Nun ergriff Tiger das Wort. Malateste hatte dessen Nähe schon länger gespürt, doch die beiden Kriegerprinzen, im Griff des Schwarztraums, hatten sich inzwischen an die ständige Anwesenheit des Andern gewöhnt.
"Als er im Fort geschlafen hat, hat er sich einen jungen Gefreiten zu seiner Gefährtin und sich ins Zimmer geholt. Er ist nie wieder aus dem Zimmer gekommen. Ich glaube... er war sogar in deiner Einheit, Airas.“ Estelo blickte empört und nach Unterstützung heischend zu Malateste. Der hayllische Kriegerprinz trat näher und wurde vom Feuerschein beleuchtet. Auf der anderen Seite stand lächelnd der tigerlanische Kriegerprinz mit aufblitzenden Hauern.
„Was schaust du mich so an, Airas?", brummte Malateste "Soll ich Sions Ehrverteidigung für dich übernehmen?“ Gualterio bückte sich und warf ein Scheit ins Feuer. „Ich kann nicht bestreiten was Tiger gesagt hat. Aber ich kann dir sagen Obergefreiter Estelo, du hast das Zeug zu einem guten Soldaten. Denn du hinterfragst nicht. Ein schlechter Soldat würde hinterfragen wieso wir einem Mann dienen und keiner Königin. Oder wieso wir Länder erobern und brandschatzen die keinerlei Aggressionen gegen uns geführt haben. Oder auch was mit den ganzen Schwarzen Witwen passiert die überall verschwinden. Aber das tun wir nicht, denn wir sind gute Soldaten, und gute Soldaten stellen keine Fragen sondern führen Befehle aus.“ Stille senkte sich über das Feuer, denn es war nicht klar ob Malatestes Worte ernst oder sarkastisch gemeint waren. Der grosse Hayllier drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit bevor jemand sein zynischer Lächeln hätte sehen können. Er schritt durchs Lager und brauchte nicht lange zu suchen ehe er fand wonach er suchte.
„Ist hier noch frei?“ Malateste wartete nicht auf eine Antwort sondern setzte sich neben Zucker, sehr nah. Regensang und einige andere waren auch in der Nähe. „Ein Scheissland hier. Tagsüber badet man in seinem eigenen Saft und Nachts friert man sich den Arsch ab.“ Er holte eine kleine Tonflasche raus,entkorkte sie und nahm einen Schluck.
„Obstbrand, Notreserve.“ Malateste hielt sie Zucker lächelnd hin. „Da willst du doch tatsächlich mal eine gute Tat tun und dann hält dich Tiger davon ab.“
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Yadriël » Do 25. Jan 2024, 21:10

Die Tage kamen ihm immer länger vor und er fragte sich, ob sie bald an ihrem Zielort kommen würde. Anderseits angesichts ihrer Mission sollte Zucker lieber froh über jeden Tag Aufschub sein. Er wusste, dass sie zwar einen Plan hatten, doch auch mit dem, würde es gefährlich werden. Es war gut möglich, dass er nicht zurückkehrte. Doch es war nicht das erste Mal, dass man ihm ein kurzes Leben bescheinigte. Angefangen von seiner Mutter bis zum Sklavenhändler über seine Besitzer hinweg und durch sein ganzes Leben hindurch. Bis jetzt hatte Zucker sie alle ausgetrickst und überlebt.
Er ließ sich bei einem Feuer in der Nähe seines Zeltes nieder und löffelte die trübe Brühe, die sie hier Eintopf nannten. Es schmeckte vermutlich fader als seine eigenen Schuhsohlen. Regensang saß etwas weiter entfernt, kontrollierte einen Koffer voller Bandagen und anderen Verbandsmitteln. Müde wischte sie sich mit dem Handschuh den Schweiß von der Stirn. Dreckige Haarsträhnen klebten an ihrem Gesicht. Ein paar Tropfen rannen von ihrem Hals unter ihr Unterhemd, was nur locker auf der flachen Brust auflag. Zuckers Blick schweifte weiter, lauschte einigen Gesprächen in der Nähe, als ein großer Schatten auf ihn fiel. Der Hayllier blickte nach oben, lächelte ein halbes Lächeln.

"Für dich immer", antwortete er, doch der massige Kriegerprinz hatte sich bereits direkt neben ihn gesetzt. Ziemlich nah wie Zucker auffiel, was das Ganze noch interessanter machte. Sein Blick fiel auf den Alkohol, den Bonderus hervorholte. Hmmm... das könnte etwas geben... Es gab genug Männer, die all ihre Abneigungen fahren ließen, wenn man ein paar Tage später sterben sollte. Obgleich ihm der Korporal nicht wie dieser Typ Mann vorkam.
"Ich würd mir auch lieber in Beldon Mor die Sonne auf den Bauch scheinen lassen", erwiderte er Jasons Murren über Raej. "Aber besser hier, als sich an der glacianischen Grenze den Arsch abzufrieren, was?" Es hieß, der Kriegerprinz käme von dort.
Zucker nahm dankend den Brand entgegen, trank begierig ehe er die Flasche zurückgab. "Gutes Zeug." Er sah sich um, doch weder Rittersporn noch seine Handlanger waren in der Nähe.
"Wir brauchen ihn noch", sagte er leiser, "Er ist ein guter Kämpfer und wir brauchn jeden Mann. Aber danach..." Er grinste. Der Feuerschein strich rotglühend über seine verbrannte Hälfte, ließ das Narbengewebe nass glänzen. "Im Kampfgetümmel kann viel passieren... gib mir das nochmal." Er deutete auf die Flasche, die eindeutig willkommner war als der fade Eintopf.
"Wie halten sich deine Leute?", fragte Zucker.
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Malateste » Do 25. Jan 2024, 21:13

Malateste lachte leise auf als Zucker erwähnte das er sich auch lieber in Beldon Mor die Sonne auf den Bauch scheinen lassen würde. Der Gedanke an Beldon Mor während sie hier im Sumpfland von Raej sassen war so abwegig als ob es sich um ein fantastisches Paradies und nicht um einen realen Ort handeln würde. Zucker gab die Flasche zurück und Gualterio nahm einen kleinen Schluck während Zucker ausführte was während dem Kampfgetümmel alles passieren könnte.
„Pass nur auf, es würde mich nicht überraschen wenn Rittersporn genau dieselbe Idee hat“, meinte Malateste warnend. Erneut wechselte die Flasche den Besitzer. Der Schnaps schien Zucker wesentlich besser zu schmecken als der wässrige Eintopf. Der Kriegerprinz knurrte.
„Ich hasse es wenn ich den Leuten mit denen ich kämpfe nicht trauen kann. Ich denke wir werden genug zu tun haben, wir werden kaum Zeit haben uns darum kümmern was hinter meinem und deinem Rücken passiert.“ Er stiess hörbar den Atem aus. „Meine Leute halten sich bisher gut. Die Moral ist noch nicht im Keller, die Disziplin noch halbwegs vorhanden und es ist noch keiner desertiert. Und sie fangen erst jetzt an zu hinterfragen wieso sie eigentlich hier sind und wofür sie kämpfen.“ Ein sarkastisches Grinsen huschte über Malastestes Gesicht.
„Ich befürchte, wenn wir nicht bald ankommen werden sich hier alle gegenseitig zerfleischen.“ In der Nähe erkannte er die Gestalt von Karssail die vorüberging. Malateste deutete mit dem Kopf in Karssails Richtung.
„Was ist eigentlich mit ihm? Keine Flügel mehr und Rittersporn hat ihn Brudermörder genannt. Was steckt dahinter?“
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Re: Sturm auf das Fort

Beitragvon Yadriël » Do 25. Jan 2024, 21:15

Bonderus warnte ihn, dass Rittersporn ähnliche Pläne für den Kampf hegen könnte. Zucker nahm einen weiteren tiefen Schluck Schnaps. "Ich zweifle nich dran. Mit seinem Verrat kann man rechnen. Es kommt nur drauf an wer schneller ist", entgegnete der Soldat leise.
Der Kriegerprinz wetterte über ehrlose Kameraden im Allgemeinen und befürchtete, dass sie im Kampfgetümmel keine Zeit haben würden darauf zu achten, was hinter ihren Rücken vor sich ging. "Ich habe Leute, die mir den Rücken freihalten. Genauso wie Phönix mich gebeten hat dir den Rücken freizuhalten." Er grinste link, warf Jason einen längeren Blick zu. "Aber darum hätte sie mich nicht extra bitten müssen. Ich habe eine Schwäche für stiernackige Kerle." Er dachte an den Leibwächter zurück, der ihm schöne Stunden beschert hatte. Zu lange schien es her.
Der Korporal berichtete von seiner Truppe und dass sie sich gut hielten. Zwar wäre noch keiner desertiert, doch sie hätten begonnen sich zu fragen wofür sie hier kämpften. "Wofür? Na, für Sion. Nehme ich an. So genau wollte es mir auch keiner verraten", scherzte er. "Ich bin nur hier wegen dem ausgezeichnetem Essen." Zucker grinste wie als wüßte er allein einen Scherz, den die Welt nicht verstand.
"Mich wundert nicht, dass deine Einheit noch komplett ist. Ein anderer Korporal und die Sache sähe vielleicht anders aus. Du siehst und weckst etwas in diesen Grünschnäbeln. Die meisten sind in der Armee, weil sie nirgendwo sonst in der Welt einen Platz haben. Wieso sollten sie weglaufen, wenn sie hier eine Person gefunden haben, die sie endlich erkennt und fördert." Zucker blickte in das Feuer, scharrte mit einem Stock darin. "Und sei es nur für einen Kampf ehe sie sterben."

Jasons Blick wanderte weiter, nickte dann zu Rashar und erkundigte sich nach ihm. Der Hayllier mit dem verbrannten Gesicht griff wieder nach der Schnapsflasche, trank und beobachtete aus den Augenwinkeln, ob sie Zuhörer hatten. Da war aber nur Regensang in unmittelbarer Hörweite. Schlimm genug, denn Zucker konnte da schlecht ein abschätziges Wort über Rashar fallen lassen. Das Mädchen vergötterte Rashar.
"Na, weil er seinen Bruder getötet hat." Das war bekannt in der Sechsten. "Kaum einer ist umsonst in den Salzminen. Klar, es gibt die Unschuldigen. Die, die einer Intrige zum Opfer gefallen sind. Oder einfach nur Pech hatten. Aber das sind die wenigsten. Rashar hat seinen älteren Bruder umgebracht. Angeblich, weil er ihm die Anerkennung und Ruhm neidete. Sein Bruder soll einer der besten eyrischen Krieger gewesen sein. Hoch dekoriert. Als Strafe ist Rashar in die Salzminen gekommen."
Regensang hatte gerade ihre Erste Hilfe Tasche wieder zusammengeräumt, kam näher zum Feuer und sah Zucker ein wenig finster an. "Die Königin hat ihn begnadigt. Es ist egal was er früher war. Er hat uns allen geholfen, ohne ihn wären wir gar nichts", verteidigte sie den Kommandeur. Die kleine Heilerin setzte sich, zog die Beine an und kratzte sich an den dreckigen, verhornten Füßen. "Das Salz hat seine Flügel kaputt gemacht. Sie mussten amputiert werden...", flüsterte sie.
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