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Am Hafen von Lasosala





Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 18:58

"Ahh, Lasosala. Da ist es endlich!", rief Farell und packte das Steuerrad fester. Die 'E' schlug steuerbord ein, wo sich der verstreute Hafen von Lasosala erstreckte. Pier hinter Pier zeigte sich versteckt zwischen den Buchten. Die Häuser standen dicht an der hohen Kaimauer. Hohe Kräne verluden Waren auf die Schiffe. Es war eine hübsche Stadt. Nicht sehr groß und ohne viele kulturelle Angebote, doch zum Handeln war es perfekt. Zwei Märkte, Geschäfte, Handwerker und ausreichend Tavernen waren vorhanden.
Cleos hatte sich oben am Großmast in die Wanten geschwungen, schirmte die Hand gegen die Sonne ab und blickte zur Stadt. Sein offenes Hemd flatterte im Wind und blähte sich wie sie Segel. Oben auf dem Achterdeck rief Damien Befehle über Deck, um das Schiff beizudrehen, damit sie anlegen konnten. Eneas hielt sich da raus, da seine Gefährtin neben ihm stand und mit ihm die Liste durchging, was sie alles an Vorräten besorgen mußten. Von Ulysses hatte er eine andere Liste bekommen. Einige der Spiere waren wegen Kaynes Aktion leicht gesplittert und mußten unbedingt ersetzt werden. Das bedeutete, dass sie die entsprechenden Segel abnehmen mußten, um die Rundhölzer zu ersetzen.
"Du hast gesagt, bei den Schotten hat sich das Holz verzogen. Das macht mir viel mehr Sorgen. Im Ernstfall muss das dicht sein", bemerkte Eneas nachdenklich. Wie immer unterhielten sie sich in Schiffssprache.
"Einen Tag müssen wir sowieso hier ankern. Lieber wären mir zwei. Wenn die anderen mithelfen, ist es auf jeden Fall repariert. Sofern wir genügend Materialien bekommen", wandte Ulysses ein und sah über die Reling zum Hafen, der langsam näher kam. Über ihnen kreischten Möwen, man konnte schon erkennen wo der Fischmarkt sein mußte. Der Hayllier atmete tief ein. "Ich bin gern hier. Es ist ne schöne Stadt. Wann waren wir zuletzt hier? Vor einem Jahr?"
Farell begann zu grinsen, rief zu ihnen hinüber. "Ich glaube, genau vor neun Monaten passt eher. Sieh mal steuerbord."
Auch Eneas sah dort hin. Am Pier stand eine Frau mit einem in einer Decke eingewickelten Säugling im Arm. "Ulysses... langsam kann ich deinen Kinderteil nicht noch mehr bei der Beute erhöhen", scherzte er amüsiert. Ulysses war rasch hinter die Reling gesunken.
"Nein, das ist bestimmt nicht meines. Ich kann mich nicht erinnern.. geht sie weiter? Bitte sag mir, dass sie weitergeht", bat er und sah zu Eneas und Leto hoch. Die Heilerin verbarg ihr Grinsen hinter dem Holzklemmbrett mit ihrer Besorgungsliste.

Derweil war auch Kosta mit Tileo an Deck gekommen. Die 'E' war fast im Hafen eingelaufen. "Iason, das mußt du hören", prustete Farell gleich los. "Ulysses nimmt seine von der Dunkelheit gegebene Aufgabe sehr ernst. Die Hayllier werden nicht aussterben."
"Du bist wohl neidisch, dass du keinen größeren Beuteanteil hast", lachte Noyan, der zusammen mit den anderen die Segel reffte.
"Bloß nicht", gab der Steuermann zurück. "Nicht für den Preis."
"Lass das nicht Rachel hören", ermahnte Maria, die einen der Aufgänge hochkam. Die schnittige Korvette hatte angelegt. Unten schoben gerade Vissarion und Olintes den Steg aus der Luke, um ihn donnernd auf den Pier krachen zu lassen. Eneas klopfte Ulysses' Schulter, der immer noch am Boden saß.
"Vielleicht ist sie ja wirklich nicht wegen dir hier... nimms nicht so schwer. Auf dem Schiff kannst du dich jedenfalls nicht verstecken." Er trat zu Kosta, der Tileo festhielt, der sich viel zu sehr über die Reling neigen wollte, um einen Blick auf den Steg darunter zu erhaschen. "Und, was hast du vor?", fragte er lächelnd.
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von Anzeige » Mi 20. Jul 2022, 18:58

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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 19:00

Während er Tileo half seinen Rucksack für einen Tagesausflug zu packen, erzählte er ihm von Shalador. Er zeichnete ihm ein schönes, ruhiges Bild von dem Territorium. Erzählte ihm von Lasosala und Freunden, die er da hatte. Genauer gesagt eine Familie mit drei Kindern. Dass er der Mutter, Samaria, damals genau wie Tileo geholfen hatte, verschwieg er. Das brauchte er nicht zu wissen. Auch brachte er es nicht fertig, dem Jungen zu sagen, dass das für eine Weile sein zu Hause sein würde, bis sie seine Familie ausfindig gemacht und er wieder zu ihr zurück gehen konnte.

Leider war es viel zu gefährlich, das Kind bei sich zu behalten. Schon unter normalen Umständen wäre es nicht gut, ein Kind an Bord zu haben. Jetzt wo sie einen hayllischen Sadisten jagten, um die Freundin eines Prinzen, der halb wahnsinnig vor Sorge war, zu retten, war es erst recht falsch Tileo hier zu behalten. Zumal Julia nicht unbedingt die Besonnerne von beiden war. Er würde es dem Jungen beibringen, sobald sie von Bord waren. Ach, es war so gemein. Er wollte dem Kind nicht so weh tun. Aber es war besser so. Deswegen packte er auch heimlich Tileos restliche Sachen.

Natürlich verbarg er für das Kind seine Gefühle und auch die anderen an Bord bekamen nur selten etwas von seinen Gefühlen mit. Mit Ausnahme von Eneas natürlich, der ziemlich schnell mitbekam, wie es in ihm aussah, wenn er nicht gerade den Kopf mit anderen Dingen voll hatte.
"Hmmm, stimmt, wir waren vor ungefähr neun Monaten das letzte Mal hier", grinste er auf Farells Scherz. Ulintes war wirklich sehr... fruchtbar. Selbst wenn die Frau mit dem Säugling auf dem Arm nichts von dem Krieger wollte, so hatte dieser doch genügend Kinder, dass es jedes Mal Scherze auf seine Kappe hagelte, wenn eine Schwangere oder Mutter auf ihn zusteuerte. Kosta mochte Kinder, aber ein wenig Mitleid hatte er mit dem planlosen Krieger schon, der sich gerade ziemlich bleich hinter der Reeling versteckte.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 19:00

Kosta blickte weiterhin über die Reling, als Eneas ihn gefragt hatte, was er vorhatte. Vielleicht konnte er ja später zu ihnen dazu stoßen, wenn er seine Aufgaben erledigt hätte. Wenn er jetzt schon loszog, um sich einen vergnüglichen Tag mit Kosta und dem Kind zu machen, würden Kayne und Julia ihn gewiss steinigen. Oder ähnliches.
Jedoch merkte Eneas recht schnell, dass Kosta ihm nicht alles sagte. Sie kannten sich schon so lange. Da war selbst eine kleine Geste wie keinen Augenkontakt aufzubauen ein Zeichen. Etwas beschäftigte seinen Freund. Kurz darauf erfuhr der Hayllier auch was es war. Kosta wollte den Jungen zu Samaria bringen. Eneas erinnerte sich natürlich an die Frau, die sie vor Jahren gerettet hatten. Sie hatte jetzt eine eigene Familie und ein nettes zuhause. Es wäre sicherlich ein guter Platz für Tileo. Zumindest für den Übergang. Kosta schien es trotzdem nicht so zuzusagen. Eneas konnte es verstehen, denn er mochte Tileo auch, er hatte den quirligen, überneugierigen Jungen rasch ins Herz geschlossen. Er hatte es nicht verdient wieder abgeschoben zu werden. Aber hier auf dem Schiff... es war gefährlich...
"Eine gute Idee", pflichtete Eneas dennoch in leisem Tonfall bei, "Ich werd dann dort zu euch stoßen. Ich würde sie auch gerne wiedersehen." Er legte die Hand auf Kostas Schulter. Tileo blickte zu ihnen, leicht fragend.
"Was redet ihr da?", erkundigte er sich.
"Oh.. das ist unsere geheime Piratensprache in der wir uns verständigen", antwortete der Kapitän ihm verschmitzt zwinkernd und strich sich die rabenschwarzen Haare aus dem Gesicht, als der Wind etwas aufkam.
"Eine Geheimsprache? Ohhh, kann ich die auch lernen?", fragte er. Eneas grinste leicht.
"Lern erstmal die richtige Sprache, du Naseweis."

Der Krieger sah den Jungen an, der sich weiterhin an der Reling festhielt. Inzwischen war der Steg ganz ausgefahren und die ersten hatten das Schiff verlassen. "Wir haben darüber geredet, dass Iason hier dir die Stadt zeigt und dann eine alte Freundin besucht. Samaria. Da werde ich euch wieder treffen. Vorher hab ich noch viele geheime, wichtige Piratenkapitänssachen zu erledigen." Er nickte verschwörerisch und setzte sich seinen graublauen, schmucken Dreispitz auf.
*Zeig ihm die Stadt, aber sag ihm bitte noch nichts*, bat Eneas ihn, *Das können wir gemeinsam tun.*
Leto kam auf sie zu. "Bereit zum Einkaufen?", fragte sie. Eneas seufzte ergeben.
"So bereit wie ich je dazu sein werde." Sie mußten ein paar Händler für Vorräte treffen und vielleicht konnte er auch einen zukünftigen Auftrag an Land ziehen. Etwas Legitimes, das ihre anderen Tätigkeiten gut verdeckte.
Mit versteckter Sehnsucht sah Eneas nochmals zu Kosta, zog seine Hand fort. "Wir sehen uns später. Warte auf mich."
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 19:03

Kosta nickte nur und schaffte es noch immer nicht, Eneas in die Augen zu sehen. Dessen Hand fühlte sich gerade sehr schwer auf seiner Schulter an und am liebsten hätte er sich trostsuchend an ihn geschmiegt. Dabei war er doch kein hilfloser, verängstigter Jugendlicher mehr. Er war Pirat. Ein Pirat mit einer Schwäche für fröhliche, lachende Kinder. Ein eigenes Heim mit Kindern war manchmal schon eine schöne Vorstellung. Aber Kosta dachte selten darüber nach, weil er wusste, dass dies für ihn sowieso nie in Frage käme. Tileo hier auf dem Schiff zu haben, war dem jedoch schon recht nahe gekommen, weswegen es ihm sehr schwer fiel, den lebensfrohen Jungen einfach bei Samaria zurück zu lassen. Selbst wenn er wusste, dass er dort gut aufgehoben war.

"Ja, Iason hat mir von Samaria erzählt und dass sie Kinder in meinem Alter hat", nickte Tileo ernst und genoss es, mit dem Kapitän von Mann zu Mann zu reden. Zumindest wirkte er in Eneas Gegenwart immer besonders erwachsen. Bei den vielen, geheimen, wichtigen Piratenkapitänsachen bekam er aber gleich wieder grosse Augen. Allerdings fragte er nicht nach. Kosta wusste, dass das erst später kommen würde, wenn sie unterwegs waren. Dann würde ihn der Junge mit Fragen löchern.

*In Ordnung*, stimmte Kosta viel zu schnell zu, dass er Tileo noch nichts sagen würde, verfluchte sich aber gleich darauf selbst. Er sollte nicht so erleichtert sein, das noch etwas hinaus zu schieben. Er sollte dem Krieger gleich sagen, was los war. Doch wenn Eneas das nicht wollte... Kosta würde sich ihm bestimmt nicht entgegen stellen.
"Bis später und viel Spass beim Einkaufen", lächelte Kosta neckisch. Wissend, dass Eneas nicht unbedingt gerne einkaufen ging. "Na komm", hob er Tileo vom Reling und reichte ihm seinen Rucksack. "Lass uns die Stadt unsicher machen." Der Junge war natürlich gleich Feuer und Flamme und wollte den wichtigen, gefährlichen Piraten geben. So erklärte Kosta ihm als erstes, wie wichtig eine gute Tarnung war. Staunend hörte Tileo ihm zu und sog alles auf wie ein Schwamm.

Gemütlich schlenderten sie am Morgen durch die Stadt, erklommen die Stadtmauern, genossen die Aussicht, spazierten durch die Gassen, besahen sich die Schaufenster und betraten nicht selten auch einmal einen Laden. Gegen Mittag kauften sie sich an einem Stand belegte Brote und etwas zu trinken und ruhten sich in einem Park etwas aus. Danach ging es weiter in ein Schifffahrtsmuseum, wo es auch ein grosses Aquarium gab. Kosta merkte gleich, dass sie sich das als erstes hätten ansehen sollen. So wie der Junge sich die Nase an den Scheiben platt drückte. Vielleicht blieben sie ja noch einen zweiten Tag hier und sie konnten noch einmal das Aquarium besuchen. Kosta würde auf jeden Fall Samaria sagen, dass sie mit Tileo ganz oft hier her gehen sollte.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 19:04

Kosta zog ihn wegen dem Einkaufen noch etwas auf mit dem Eneas sich nie so recht hatte anfreunden können. Nachdenklich beobachtete er seinen Geliebten wie der mit Tileo umging, ihn hochhob und ihm den Rucksack gab, damit sie die Stadt unsicher machen konnten. Lasosala war gemütlich. Keine schlechte Hafenstadt, um dort als Kind aufzuwachsen, dachte er. Tileo könnte es hier gut machen und sie mußten tun was das beste für den Jungen war. Kosta wußte dies aus.
"Viel Spaß ihr zwei!", rief er ihnen nach, "Lasst die Stadt stehen!" Sein Blick war leicht mit Neid erfüllt, denn er wäre gerne mitgekommen und hätte für eine Weile die Sorge um Siandra vergessen. Das stand jedoch außer Frage und so widmete Eneas sich seinen Pflichten, wandte sich Leto zu; nicht wissend, dass sie seine Blicke sehr wohl genaustens beobachtet hatte.
"Ihr trefft euch später?", fragte sie.
"Ja, Samiria besuchen. Tileo dort abgeben. Wenn es glückt", antwortete er leiser. Die Hayllierin nickte, trat etwas näher zu ihm.
"Das ist gut zu. Samiria würde bestimmt gut für ihn sorgen", versuchte sie ihn aufzumuntern, lächelte ihn an und zog ihn an seinem Mantelkragen näher bis ihre Gesichter ganz nah beinander waren. Versonnen gab Eneas ihr einen Kuss.
"Lass uns auch aufbrechen. Je schneller wir das hinter uns haben desto besser", gab er sich einen Ruck. Seine Gefährtin schüttelte belustigt den Kopf.
"Ja, aber wenn der Herr einen neuen Buchhandel entdeckt hat, dann ist es plötzlich völlig egal, wenn ein halber Tag vergeht", erinnerte sie ihn augenzwinkernd. Eneas konnte nichts dagegen tun. Er liebte Bücher und es war nicht selten vorgekommen, dass man ihn in solch einem verwinkelten, heimeligen Laden wiederfand, bereits längst am Lesen oder Stöbern.

Leider befand sich kein Buchladen auf ihrem Weg, stattdessen waren eine Reihe von Händlern abzuklappern. Leto und Eneas waren nicht alleine unterwegs, ein Teil der Mannschaft war bei ihnen, um Vorräte zurück zum Lager zu transportieren. Ulysses verabschiedete sich irgendwann von ihnen, um mit Rachel die Ersatzteile für das Schiff zu besorgen. Er wollte nachher feiern gehen, da er kein weiterer Vater geworden war. Er hatte bereits viele Kinder für sein Alter. Eneas wußte von keinem von sich selbst und war auch ganz froh darum. Nicht wegen dem Kind, sondern weil er sich kannte und sich dann hätte verpflichtet gefühlt bei der Mutter zu bleiben und dem Kind eine heile Familie zu bieten. Er war nicht bereit sich dafür schon zu binden. Zum Glück hatte Leto dafür auch kein Interesse.
Die Heilerin strich einen weiteren Punkt von der Liste. "Ich glaube, das war es. Wenn Kayne und Julia es nicht schon erledigt haben, wird es Zeit sich wegen dem Schiff umzuhören. Vielleicht hat es hier kurzzeitig geankert."
Die Möglichkeit war nicht sehr groß, mußte aber überprüft werden.
"Ja, ich werde vorher noch Simiria besuchen. Willst du mitkommen?", fragte Eneas, blickte sie an, konnte seine Ungeduld aber nicht verbergen. Leto zögerte.
"Nein, aber wir können uns danach wieder beim Schiff treffen. Uns etwas entspannen nach der Aufregung der letzten Tage..." Sie strich ihm über die Brust. Eneas nickte rasch.
"Mmmh.. gerne. Bis später." Er gab ihr noch einen Kuss ehe er zu dem Haus ging, wo Simiria wohnte. Inzwischen waren ein paar Stunden vergangen. Er könnte nicht schlecht etwas zu essen vertragen. Kosta und Tileo waren jedoch noch nicht da. Eneas hielt es nicht ab anzuklopfen. Simiria öffnete ihm die Türe, sie begrüßte ihn erfreut und überschwenglich. Rasch wurden alte Geschichten und Neuigkeiten ausgetauscht und ehe er es sich versah, saß er am Küchentisch. Er hatte ein paar Souvenirs von anderen Städten dabei, wollte sie aber erst geben, wenn Kosta dabei war, denn sie hatten sie gemeinsam gekauft.
"Er hat keine Familie. Jedenfalls wissen wir nicht, wo die ist und wir sind momentan auf einem wichtigen Auftrag. Gefährlichen Auftrag", erklärte Eneas beim Essen, das Samiria aufgetischt hatte. Hungrig stach er mit der Gabel in einen der Klöße.
"Und da dachtest du, du könntest ihn solange bei mir unterbringen", schlussfolgerte die Herdhexe. Eneas lächelte, sah sie milde aus seinen sanften Augen an.
"Für eine Weile. Auf dem Schiff könnte ihm zu schnell etwas passieren. Wir entschädigen dich natürlich auch", fügte er rasch hinzu, "Selbst wenn du nein sagst, könntest du ihn vielleicht für ein paar Stunden mit deinen Kindern spielen lassen? Kosta und ich haben in der Stadt noch etwas zu erledigen."
Das war aber nicht der Hauptgrund. Wenn Tileo hier für etwas Zeit alleine verbrachte und mit den Kindern spielte, würde es ihm vielleicht genug gefallen, dass er von selbst bleiben wollte. Außerdem würde es Eneas Zeit geben nachzudenken und mit Kosta zu reden. Samiria setzte gerade zu einer Antwort an, als es wieder klopfte. Die zwei Kinder, ein Mädchen und ein Junge, rannten aufgeregt zur Türe.
"Und, wie gefällt dir Lasosala?", fragte er Tileo, nachdem die erste Begrüßungsorgie vorbei war und auch Kosta und der Junge in die gemütliche Küche getreten war. Eneas blieb am Tisch sitzen, die Beine behaglich ausgestreckt und das bürgerliche Mittagsmahl genießend. Der Dreispitz hing locker auf einer der Spitzen der Stuhllehne.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 19:06

Schliesslich war es dann aber soweit und sie mussten das Aquarium verlassen, um zu Samaria zu gehen. Dabei wollten das weder Tileo noch Kosta. Der Junge nicht, weil er die Fische so faszinierend fand und Kosta nicht, weil er sich nicht von Tileo verabschieden wollte. Natürlich wusste er, dass es besser war. Dennoch brauchte ihm das nicht zu gefallen.
Zum Glück machte es ihm der junge Krieger nicht noch schwerer, indem er darum bettelte noch ein wenig hier bleiben zu dürfen. Er schaute zwar etwas enttäuscht, nickte dann aber vertrauensvoll und schob seine kleine Hand gehorsam in die von Kosta, um mit ihm zu Samaria zu gehen. Er war so ein liebes Kind. Zur Belohnung kaufte Kosta ihm auf dem Weg ein Eis. Ihm wurde ganz schwer ums Herz. Wie sollte er dem Kind nur sagen, dass er ihn nicht verliess und nicht verriet. Tileo würde ihm niemals glauben, dass es auf dem Piratenschiff zu gefährlich für ihn war.

Als sie zu Samaria kamen, war Eneas bereits bei ihr. Leichter Groll regte sich kurz in Kosta, dass sein Freund schon hier war und ihn so drängte. Dass er das Kind unbedingt loshaben wollte. Kosta hatte doch gesagt, dass er Tileo hier lassen würde. Eneas konnte ihm vertrauen und musste das nicht überwachen.
Gleich darauf riss er sich erschrocken zusammen. Eneas würde nicht so handeln. Er sollte nicht so gemein denken, nur weil ihm Tileo so ans Herz gewachsen war. Freundlich begrüsste er die zwei Kinder, die ihnen die Tür aufgemacht hatten und liess sich anschliessend von Samaria innig umarmen, erwiderte es herzlich. Die älteste Tochter war in dem fröhlichen Wirrwarr jedoch nicht dabei, da sie noch in der Schule war.

"Lasasola ist schööön", schwärmte Tileo mit strahlenden Augen und setzte sich zu Eneas auf einen Stuhl am gemütlichen Küchentisch. Der Kapitän war erst jetzt zu seinem Mittagessen gekommen und liess es sich wohlig schmecken. Dabei sah er umwerfend aus und Kosta sehnte sich für einen Moment zu der Zeit in Mineva zurück, wo er auch manchmal das Essen für Eneas hatte vorbereiten dürfen. Rasch wandte er den Kopf ab und setzte sich ans andere Ende des Tisches, um etwas Abstand zu wahren.
"Viel schöner, als die andere Stadt, wo wir waren", erzählte Tileo putzmunter weiter. Er wirkte nicht im Geringsten so, als wäre er schon den ganzen Morgen durch die Stadt gegangen. Aber vielleicht lag das auch daran, dass Kosta ihn oft Huckepack genommen hatte. "Wir waren in ganz vielen Läden und sogar auf der Stadtmauer. Ich durfte dort mit einem Wächter über seine Arbeit sprechen. Aber am besten hat mir das Aquarium gefallen. Da gab es so einen silbernen Fisch, der war so gross." Tileos Arme waren fast zu kurz, um die angebliche Länge des Fisches darzustellen.

Samarias Kindern schienen das Aquarium auch sehr zu mögen und es brach gleich ein fröhliches Geplapper aus, weil jeder jedem vom schönsten Fisch erzählen wollte. Glücklicherweise kamen sie dann auf die Idee Tileo ihren Gartenteich zu zeigen, wo sie auch Fische hätten und nach einem lächelnden Nicken seitens Kosta, stürmte der Junge mit den anderen Kindern nach draussen. Es war doch gut, dass sie sich so verstanden. Tileo würde es hier gut gehen.
Dennoch kam er sich vor, wie ein schäbiger Verräter. Noch immer hatte er Tileo nichts davon gesagt, dass er hier bleiben würde. Eneas hatte es noch nicht gewollt und Kosta war es schändlicherweise nur zu recht gewesen. Er schämte sich dessen sehr und wünschte sich, dass alles schon vorbei war. Dann würde er sich in irgend einer finsteren Taverne verkriechen, sich volllaufen und von irgendwem Fremden zur Besinnungslosigkeit ficken lassen. Am besten von einem Mann, denn das ärgerte Eneas immer etwas. Besonders wenn es vor seinen Augen geschah. Dunkelheit, er war so gemein. Eneas konnte nun wirklich nichts dafür. Dann würde er sich eben eine Frau suchen. War ja auch egal.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 19:08

Eneas lächelte versonnen, als Tileo gleich von der Stadt schwärmte und sich dann auf einen Küchenstuhl neben ihn setzte, die Beine baumelnd. Wenn es Tileo hier gefiel und er sich wohl fühlte, würde es dem Jungen gewiss leichter fallen. Der Krieger lauschte dem Kind interessiert, während Kosta sich an die andere Kopfseite des Tisches gesetzt hatte. Für Eneas Geschmack schon viel zu weit weg. Er wäre so gerne bei der Stadterkundung mitgekommen. Tileo zählte indessen auf, wo sie alles gewesen waren und dass er sogar mit einem Stadtwächter geredet hätte.
"Das ist eine tolle Arbeit. Eine ganze Stadt zu beschützen. Mein Bruder ist Wächter", warf Eneas ein. In Gedanken war er schon weiter. Womöglich würde Tileo hier aufwachsen und selbst später, wenn er älter war, Wächter werden. Es war gut so, wenn der Junge hier blieb. Lasosala war relativ sicher und Shalador neutrales Territorium. Unwahrscheinlich, dass es in heftige Kriegswehen geraten würde.
Da schloss Tileo jedoch aufgeregt, dass ihm das Aquarium am besten gefallen hätte, berichtete von all den Fischen. In dem Moment vergass Eneas wieder alle Vorhaben. "Ja, Aquarien sind klasse, die mag ich auch. Aber noch besser ist es zu tauchen und sich all die Fische im Meer anzusehen. Es gibt viele schöne Riffe in Küstennähe, wo man das gut machen kann. Vorausgesetzt man lässt sich von den Haien nicht erwischen." Er grinste spitzbübisch.
Samarias Kinder waren inzwischen in die Unterhaltung eingefallen, erzählten auch vom Aquarium und ihren Lieblingsfischen. Erfreut beobachtete Eneas wie der Junge gleich drauf einstieg und sie sich munter austauschten. Schließlich wollten die Kinder ihrem neuen Gast den Teich draußen im Garten hinterm Haus zeigen und nach der Erlaubnis von Kosta rannten sie gleich los.

Eneas blickte ihnen noch nach ehe er sich wieder dem Essen zuwandte. "Habt ihr schon etwas gegessen?", fragte er Kosta.
"Es ist noch etwas da, wenn du willst", bot Samiria an, setzte sich danach zu ihnen an den Tisch, blickte zwischen ihnen hin und her. "Er scheint mir ein sehr lieber und aufgeweckter Junge."
"Ja, das ist er", bestätigte Eneas, nahm noch einen Schluck aus seinem Wasserglas. "Wenn du ihn erstmal für ein paar Stunden beaufsichtigen könntest... zwei oder drei Stunden vielleicht? Ich lass dir Geld da für alle Ausgaben. Auch wenn er für länger hier bleibt. Es soll ihm an nichts fehlen."
"Wißt ihr denn irgendetwas über seine Eltern? Der arme Junge... auf dem Sklavenmarkt zu landen... gut, dass ihr da wart." Samiria erhob sich wieder, um einen Wasserkessel vom Ofen zu nehmen und Kaffee aufzugießen.
"Nein, nichts. Er hat nicht viel erzählt oder wie er auf dem Sklavenmarkt gelandet ist. Ich glaub, ein Schutzmechanismus. Ich hoffe, seine Familie lebt noch. Sie scheinen aber nicht bösartig zu ihm gewesen zu sein. Vielleicht wurden sie überfallen", überlegte Eneas. Vieles war möglich. Der Krieger sah über den Tisch hinweg zu seinem Freund, ob der noch etwas mehr von Tileo hatte in Erfahrung bringen können. Und was er dazu sagte, dass Tileo hier bleiben sollte. Am Ende mußten sie das tun was am besten für den Jungen war.
*Lassen wir ihn ein paar Stunden hier und unbeschwert spielen. Inzwischen können wir uns überlegen wie es weitergeht*, sandte er Kosta liebevoll, lächelte. Am liebsten hätte er dessen Hand ergriffen und gehalten, doch Kosta saß zu weit weg.
In dem Moment hörte man ein Platschen von draußen und viel Gekreisch. Rasch waren alle Erwachsenen auf den Beinen, eilten nach draußen. Tileo kletterte gerade pitschnass aus dem Gartenteich, eine Seerose klebte an seiner Schläfe und er sah die beiden Piraten mit unschuldigen Augen an.
"Ich wollte nach den Fischen tauchen", erklärte er. Die Blicke rückten zu Eneas, der nun ebenfalls versuchte unschuldig dreinzuschauen, da er den Jungen anscheinend wieder mal auf dumme Gedanken gebracht hatte.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 19:13

"Wir hatten in der Stadt etwas zu Mittag und ein Eis gab es auch schon", lehnte er das Angebot für das Mittagessen ab. Er mochte nicht reden. Kosta hielt sich allgemein lieber im Hintergrund und jetzt mochte er erst recht nichts sagen. Es tat weh zu sehen, wie schnell und fröhlich Tileo ihn einfach in der Küche zurück lassen und in den Garten rennen konnte. Aber es war das beste so.

Während Kosta noch in seine Gedanken versunken war, sprach Eneas mit Samaria darüber, Tileo für ein paar Stunden hier zu lassen. Anhand der Wortwahl erkannte Kosta, dass der Kapitän tatsächlich schon vor seinem Eintreffen mit Samaria darüber geredet hatte. Kosta wollte das gar nicht gefallen. Es fühlte sich so an, als würde Eneas ihm nicht vertrauen, dass er das richtige tat.
"Mir wollte er auch nichts über seine Familie sagen", erklärte Kosta, als Eneas ihn auffordernd ansah. "Zumindest nichts genaues, als dass ich mir schon einen Reim daraus machen könnte. Vielen Dank Samaria, dass du ihm helfen magst. Wir kommen auch so schnell wie möglich zurück." Und was, wenn sie gar nicht mehr zurück kamen. Sie waren Piraten und Piraten starben ganz unverhofft. Mit Kayne und Julia an Bord, war das Risiko noch grösser. Dann würde Tileo vielleicht nie mehr seine Eltern sehen. Samaria wusste doch gar nichts über den Jungen und hatte auch nicht die Mittel, etwas über ihn heraus zu finden.

*Wir wissen doch, wie es weitergehen soll*, sandte er Eneas ruhig und emotionslos zurück. Gerade ertrug er dessen freundliche, bevormundente Art nicht. Sein Innerstes war halt- und rastlos. Entsprechend herob er sich nun auch leise, um bald gehen zu können. Da war auf einmal ein lautes Platschen draussen zu hören. Sofort rannten natürlich alle hinaus in den Garten, um einen sehr unschuldigen Tileo im Teich sitzen zu sehen. Er hatte nach Fischen tauchen wollen.

"Aber doch nicht in Kleidung", grinste Kosta wieder fröhlich und blickte Eneas an, der da ja wieder einmal ziemlichen Unsinn angerichtet hatte. "Na komm her", forderte er Tileo nicht böse auf, rief ein Badetuch herbei und wickelte es um den pitschnassen Jungen. "Und schon gar nicht im Teich einer Freundin. Das macht man im Meer. Na los, entschuldige dich bei ihr und dann zieh dir was trockenes an. Danach kannst du weiter spielen. Taelos und ich gehen solange noch einmal kurz in die Stadt, um noch ein paar Dinge zu erledigen. Zum Abendessen sind wir wieder zurück." Tileo wurde augenblicklich zurückhaltender und sah ihn mit grossen Augen unsicher an.
"Was meinst du? Schaffst du es solange, die anderen davon abzuhalten, dir allen Blödsinn nach zu machen?" fragte Kosta mit einem ermutigenden Lächeln und deutete auf das etwa achtjährige Mädchen, welches sich an den Teichrand gekniet hatte und offensichtlich nur mit dem Kopf nach Fischen darin tauchen wollte. Etwas, das Samaria gar nicht gefallen wollte.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 19:15

Auch wenn Kosta jetzt grinste und für Tileo fröhlich war, so hatte Eneas noch den vorherigen Speerfaden seines Freundes im Sinn. Glatt und emotionsfrei, weil er Gefühle verbergen wollte. Das war ein schwieriges Dilemma in das der Krieger unversehens geraten war. Er wollte Kosta glücklich machen, aber war das auch das Beste für Tileo? Und würde Kosta Eneas die Schuld geben, wenn sie Tileo bei Samaria ließen? Sie mußten das gemeinsam entscheiden und besprechen. Am besten ohne den Jungen im Blickfeld der ihrer beider Herz erwärmte.
Was automatisch passierte, wenn Tileo in ihrer Nähe war. Auch jetzt beobachtete Eneas lächelnd wie liebevoll und natürlich Kosta mit dem kleinem Jungen umging, ihn abtrocknete und ihm erklärte, dass er sich entschuldigen und nach dem Umziehen gleich weiterspielen könnten. Zum Glück hatten sie genug Kleidung für Tileo in Garois gekauft. Kosta brachte Tileo gleich näher, dass sie noch etwas erledigen müßten und ihn hier wieder abends abholen wollten. Kinder spürten, wenn etwas nicht in Ordnung war, hieß es. Auch Tileo sah sie etwas unsicher an. Kosta versuchte ihn zu überzeugen. Langsam trat Eneas zu den beiden.
"Ihr kommt aber wieder oder?", fragte Tileo, während er versuchte dem Handtuch zu entgehen mit dem Kosta ihm die Haare trocken rubbelte bis sie igelig von allen Seiten abstanden.
"Natürlich kommen wir wieder. Piratenehrenwort." Eneas reichte ihm die Hand. Er unterschlug dabei, dass Piraten eigentlich keine Ehrenwörter gaben und man sich darauf nicht verlassen konnte. Aber Tileo konnte sich auf ihr Wort verlassen. Wenn sie wiederkamen, dann um sich richtig zu verabschieden.

"Was macht ihr denn?", fragte der Junge. Man konnte ihm ansehen, dass ihm die Frage auf den Lippen lag, ob er mitkommen könnte. Rasch unterband Eneas das.
"Noch mehr langweiliges Einkaufen, Rechnungen und viele langweilige Gespräche", zählte er mit seufzendem Unterton auf, "Ich beneide dich. Ich würd auch viel lieber spielen gehen. Also hab hier etwas Spaß und benimm dich. Keine Taucherausflüge mehr. Aye, Aye?"
Tileo nickte. Samaria zeigte Kosta ein Zimmer, wo Tileo sich umziehen konnte und bald schon flatterten die nassen Kleidungsstücke an einer Wäscheleine im Wind. Beim Anblick dachte Eneas sofort wieder an Segel, die sich im Wind blähten. Aber das war doch kein Leben für ein Kind..
"Kommst du?", fragte er Kosta, der sich schon jetzt nicht so recht von Tileo lösen konnte. "Bis zum Abendessen. Mach nicht zu viel Unsinn, Tileo." Eneas drückte Samaria nochmal. "Danke, du bist ein Schatz."
"Das Mindeste was ich tun kann", entgegnete sie.
Die beiden Hayllier verließen das Haus, standen auf der Straße. "Lass uns raus aus Lasosala und ein bißchen spazieren gehen", schlug Eneas vor und ging in Richtung Stadtmauer. "Was denkst du? Würde es ihm dort gefallen?", fragte er Kosta. "Nicht für immer natürlich. Wir wissen nichtmal ob er langlebig ist oder nicht." Samiria war kurzlebig, doch bei Tileo hatten sie das noch nicht geklärt. Wie sollten sie die Familie des Jungen finden, wenn sie nichtmal das wußten? Vielleicht konnten sie ihn hier lassen - nur solange bis sie Siandra gefunden hatten - und Tileo dann wieder abholen. Eneas grübelte hin und her.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 19:17

Zum Glück sprang Eneas für ihn ein und erfand rasch eine Ausrede, was sie alles noch tun müssten. Wahrscheinlich mussten sie die Dinge wirklich noch teilweise tun. Je nach dem wie weit die anderen gekommen waren. Kosta hätte es im Moment gerade aber nicht geschaft, Tileo das Piratenehrenwort zu geben, dass sie ihn am Abend wieder abholen kommen würden. Nicht ohne dass der Junge etwas davon mitbekommen hätte.

So konzentrierte sie Kosta einfach darauf, dem Kind die Haare trocken zu rubbeln, was gar nicht so eine einfache Angelegenheit war, da er sich dem Handtuch dauernd entziehen wollte. Schliesslich aber konnten sie Samaria in ein liebvoll, warmherziges Zimmer folgen, wo Tileo sich umziehen konnte. Abgesehen von all den gepackten Sachen hatte Kosta sowieso immer Ersatzkleidung für sich, Eneas und nun auch von Tileo im Juwelengepäck. Vorsichtig half er dem Kind aus den nassen Sachen und hängte diese auf, während Tileo sich was trockenes über zog.

Obwohl er wusste, dass er Tileo am Abend noch einmal sehen würde, fiel es ihm jetzt schon sehr schwer, sich von dem Jungen zu verabschieden. Dabei sollte er doch einfach froh für ihn sein. Samaria hatte sich dank ihrer Hilfe ein wundervolles Zuhause aufbauen können. Tileo würde es bestimmt auch so gehen.
Nach der Verabschiedung standen sie dann plötzlich auf der ruhigen Strasse. Geistesabwesend folgte er Eneas, der ihn zu seinem Erstaunen hinaus aus der Stadt führte. Anscheinend wollte Eneas tatsächlich noch darüber sprechen und sie mussten nichts mehr einkaufen gehen. Wie immer fügte sich Kosta, auch wenn ihm gerade gar nicht nach sprechen war. Und wie immer beantwortete er auch alle Fragen, die Eneas ihm stellte. Das war ihm von klein auf eingeimpft worden und es kostete ihn Anstrengung, diesen Impulsen zu widerstehen. Jetzt hatte er gerade keinen Nerv für so etwas.

"Ich denke schon, dass es ihm hier gefallen wird", nickte Kosta wehmütig. "Die Stadt ist friedlich und einigermassen sicher. Aus dem Aquarium war er gar nicht mehr weg zu holen und er hat hier wahrscheinlich gleichaltrige Kinder, mit denen er spielen kann." Eigentlich ein Paradies. Kosta sollte sich für Tileo freuen.
"Es ist nur... ich wünschte, wir wären näher bei Mineva gewesen", brachte er schliesslich noch heraus. "Deine Mutter hat viel mehr Möglichkeiten herauszufinden, was mit Tileos Familie ist als Samaria. Nur für den Fall, dass wir nicht mehr zurück kommen können. Aber auch wenn wir vor die Küste Haylls segeln, ist es wohl besser, Tileo hier zu lassen." Es war zu riskant. Kosta konnte auch nicht hier bleiben und mit Tileo über die Winde nach Mineva reisen. Nicht wenn er der einzige war, der mit Kayne und Julia einigermassen klar kam.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 19:18

Kosta klang nachdenklich und wehmütig, als er ehrlich ausführte wie er die Sache mit Tileo sah und dass es dem Jungen hier bestimmt gefallen würde. Er hätte hier auch gleichaltrige Kinder mit denen er spielen könnte. Eneas nickte schweigend, ging ruhigen Schrittes weiter. Sie entfernten sich von dem Haus, doch längst nicht von dem Thema und wie die Zukunft des Kindes aussehen sollte. Nach einigem Zögern gab Kosta preis, dass er Tileo lieber in Mineva gesehen hätte. Eneas' Mutter könnte viel besser herausfinden, was mit Tileos Familie wäre. Für den Fall, dass Kosta und Eneas nicht wiederkommen konnten. Rasch drückte der Krieger die Hand seines Freundes.
"Denk nicht so etwas. Bisher haben wir immer Glück gehabt", entgegnete er. Zwar waren sie sehr oft in Gefahr gewesen, doch irgendwie waren sie stets mit einem blauen Auge davon gekommen. Gut, blaues Auge war untertrieben. Schwer verletzt und am Rande des Todes war auch dabei gewesen. Aber nichts, was sie nicht hätten überstehen können.
Kosta sah auch ein, dass es besser war Tileo hier zu lassen. "Der Auftrag wird jetzt erst so richtig gefährlich", stimmte Eneas zu, "Dann wenn wir die Entführer aufgespürt haben." Er war wieder aufs Reden der Schiffsprache verfallen, selbst wenn ihnen wenig Leute entgegen kamen. "Es wird zu Kämpfen kommen. Vielleicht sogar auf unserem Schiff. Und sollte Siandra etwas passieren, garantiere ich nicht dafür, dass Kayne oder Julia sich in ihrem Schmerz und Zorn zurückhalten." Kayne hatte schon einmal bewiesen wie egal ihm die Unversehrtheit des Jungen gewesen war.

Sie gingen weiter und gelangten zum kleinen Stadttor. Eneas war nach etwas grün und Ruhe. Shalador hatte schöne Landschaften, viele grüne Wiesen und das tat ihm gerade gut. Die zwei Hayllier folgten der Straße aus hellen Sandsteinplatten ehe sie abbogen und auf einem kleineren Pfad weitergingen, parallel zur Stadt und Küste. Das Meeresrauschen war immer noch da. So groß war Lasosala nicht.
"Es spricht also eigentlich alles dafür ihn hier zu lassen", schloss Eneas, blieb stehen und ergriff wieder Kostas Hand. "Warum wird mir dann mein Herz so schwer wenn ich daran denke?" Je länger sie Tileo aber bei sich ließen desto schwerer würde es werden ihn wieder wegzugeben. Besonders für Kosta.
Der Krieger suchte Augenkontakt. "Wir dürfen nicht egoistisch sein." Das Wohl des Jungen mußte zuerst kommen.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 19:22

Die Schiffssprache war zu ihrer Muttersprache geworden, so schien es, denn sie beredeten selbst diese ernste Thema darin. Sanft erwiderte er Eneas Händedruck. Er konnte gar nicht anders. Selbst wenn er aufgewühlt war, reichte eine Berührung seines Freundes meistens aus, um ihn wie Butter in der Sonne dahin schmelzen und ganz handzahm werden zu lassen. Wobei Kosta ja nie sonderlich aufmüpfig war.

"Diesmal ist es aber anders", erklärte er leise, warum er so etwas dachte. Diesmal hing es davon ab, ob sie zurück kamen und diesmal hatten sie Julia und Kayne dabei, die sich nicht beherrschen konnten, wenn Siandra etwas geschehen war und die Wahrscheinlichkeit, dass sie vergewaltigt worden oder gar schon tot war, war ziemlich gross. Auch Eneas hielt ihm das noch einmal vor Augen. Das machte ihn wieder unruhig. Eneas musste ihm das nicht alles noch einmal sagen. Er wusste das. Er war nicht dumm.

Inzwischen waren sie durch ein kleineres Stadttor hinaus in die grüne Umgebung von Lasosala gelangt. Honigbirnenplantagen wechselten sich mit Feldern ab. Weiter hinten war ein Wald zu sehen und stetig begleitete sie das Rauschen des Meeres, während sie auf dem hellen Kiesweg entlang gingen. Es war schön hier und erinnerte Kosta sehr an Mineva im Frühling. Im Sommer allerdings wäre es nicht mehr so grün in Mineva.

"Weil er etwas besseres verdient hat, als gleich wieder abgeschoben zu werden, nachdem er halbwegs etwas Vertrauen gefasst hat", erwiderte er unwillig, als Eneas stehen geblieben war und erneut nach seiner Hand gegriffen hatte. Es fühlte sich gut und tröstend an. Doch irgendwie war Kosta gerade gar nicht bereit für den Trost. Er fühlte sich unruhig. Sein Herz tat weh und fühlte sich an, als würde es zerspringen wollen. Dass Eneas ihn sanft bei der Hand hielt, war bei weitem nicht genug, um es bändigen und zusammen zu halten können. Mit einem leichten Ruck wäre seine Hand sowieso wieder frei. Eneas wollte ihn ja nie gegen seinen Willen festhalten. Dabei konnte es doch manchmal auch sein, dass man etwas gleichzeitig wollte und nicht wollte.
"Du brauchst mir die Gründe nicht zu erklären, weswegen er hier bleiben sollte. Ich weiss selbst, dass dies wahrscheinlich das Beste für ihn ist, Kapitän", erwiderte Kosta unwillig, sagte es schon fast rebellisch fauchend und zuckte mit seiner Hand, um sie frei zu bekommen. Um seine Vermutung bestätigt zu wissen, dass Eneas ihn nicht sonderlich festhielt, wobei er sich wünschte, dass Eneas ihn eigentlich ganz fest festhielt und ihm sagte, dass sein Tonfall gerade eben absolut ungehörig war. Es geschah selten, dass der Krieger seinen Freund in Abwesenheit der Mannschaft so nannte. Denn Eneas war eigentlich nicht sein Kapitän. Zumindest nicht nur. Er war sein Freund und noch viel mehr. Zumindest für Kosta. Für Eneas war er jedoch leider nicht die Person, die er an sich binden wollte.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 19:23

Eneas spürte den aufkommenden Trotz seines Freundes, der ebenfalls stehen geblieben war und mürrisch entgegnete, dass Tileo etwas besseres verdient hätte als gleich wieder weitergereicht zu werden nachdem er zu ihnen Vertrauen gefasst hatte. Das war ein gewichtiges Argument, was Kosta da vorgebracht hatte. Selbst wenn man es Tileo nicht ansah, so steckte ihm sicher noch die Zeit vom Sklavenmarkt in den Knochen. Gerade deswegen brauchte er doch etwas Normalität oder? Konnte ihm Samaria mit ihrer Familie das nicht viel besser geben als sie beide?
Der Krieger machte sich genauso viele Gedanken darüber wie Kosta, doch der schien das nicht recht zu sehen und fauchte ihn dann regelrecht an, dass er die Gründe nicht zu hören brauchte. Er wüßte das genauso gut. Am Ende nannte Kosta ihn 'Kapitän' und das in keinem sonderlich respektvollen Tonfall. Nicht, dass Eneas auf so etwas bestanden hätte. Sie waren lange Freunde und Vertraute gewesen bevor er Kapitän geworden war. Das spielte keine Rolle für ihn.
Er wollte aber Kosta aus seiner Stimmung herausreißen und mit ihm gemeinsam beratschlagen, was mit Tileo passieren sollte. Kosta konnte sich nicht davor drücken und ihm das überlassen. So ließ Eneas den anderen Krieger dieses Mal nicht los, als der seine Hand wegziehen wollte. Im Gegenteil; mit festem Ruck zog Eneas seinen Freund stattdessen näher zu sich. Er sollte ihm nicht ausweichen. Bestimmend blickte er ihm in die Augen.

"He, ich bin auf deiner Seite hier!", wehrte er sich gegen die wüsten Worte. "Ich weiß, dass wir alle Gründe kennen, aber manchmal hilfts das auch auszusprechen, um auf neue Lösungen zu kommen. Wir haben Tileo gemeinsam befreit, also sollten wir auch gemeinsam überlegen wie es weitergeht. Ich hab ihn genausogern wie du."
Eneas ließ Kosta nicht los, sein Griff war hart. "Wenn wir uns entscheiden ihn hier zu lassen, gib mir nicht die Schuld dafür! Wenn du ihn nicht hier lassen willst, dann sag es doch einfach." Ihm gefiel es nie, wenn Kosta traurig oder sauer war. Eneas machte ihn gerne glücklich, aber es war schwer, weil Kosta so gut wie nie offen sagte was er sich wünschte und gleichzeitig stets versuchte es Eneas recht zu machen. Nicht immer. Über die Jahrzehnte hinweg hatten sie sich beide verändert und weiterentwickelt, doch der Kern war gleich geblieben.
"Wir finden eine Lösung. Und du hast Recht, Tileos Vertrauen will ich genausowenig zerstören. Wir wissen immer noch nicht wie er auf den Sklavenmarkt geraten ist. Wenn wir ihn jetzt schon weggeben, erinnert ihn das vielleicht an die, die ihn beim Sklavenmarkt dem Händler gegeben haben.. ich weiß es nicht. Aber wenn wir ihn mitnehmen, wenn wir ihn auf dem Schiff lassen und ihm passiert dort etwas... ich könnte mir das nie verzeihen. Du?"
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 19:35

Ganz entgegen seiner Erwartung kam er nicht frei. Stattdessen zog Eneas ihn mit einem festen Ruck näher zu sich. Erstaunt und verwundert stolperte er einen Schritt auf seinen Freund zu. Gleichzeitig klopfte sein Herz wie verrückt. Warum konnte das nicht nach all der Zeit einfach aufhören? Warum geschah ihm das immer wieder. Dabei versuchte er sich stehts zusammen zu reissen und seine Gefühle Lügen zu strafen. Besonders wenn Eneas sich wieder eine neue Gefährtin gewählt hatte. Er war jetzt schon so lange mit Leto zusammen. Das würde diesmal halten. Kosta hatte sich damit abgefunden, dass Eneas ihn nicht so lieben konnte, wie er seine Gefährtinnen liebte. Aber dann gab es plötzlich wieder so Situationen, wo Kosta aufgewühlt und unbeherrscht war. Sein gemeines Herz verriet ihn dann jedes Mal wieder und erlaubte sich Hoffnung und Träume.

So blickte er auch jetzt mit grossen Augend fragend in Eneas goldene Seen, ob er darin vielleicht etwas lesen könne, was seine Hoffnung bestätigte. Aber natürlich war da nichts. Stattdessen blickte der ältere Krieger ihn streng und tadelnd an, hielt ihn eisern am Handgelenk fest. Kosta keuchte leise auf, weil es etwas weh tat. Noch viel mehr weh tat aber die Erkenntnis, wie gemein er zu seinem Freund gewesen war, der ihm doch nur helfen wollte.

"Nein", flüsterte er tonlos und senkte beschämt seinen Kopf. Nein, er könnte es sich auch niemals verzeihen, wenn Tileo an Bord etwas geschehen würde. Da war es besser, wenn Tileo sich von ihm verraten fühlte. Oder nicht?
"Es tut mir Leid, Eneas", entschuldigte er sich reuig. "Ich wollte nicht so gemein zu dir sein." Reumütig blickte er ihn mit offenen, ehrlichen Augen an. "Bitte verzeih mir. Ich gebe dir bestimmt nicht die Schuld daran. Ich weiss, dass es wirklich das beste für ihn ist, wenn er hier bleibt. Da kommt es nicht darauf an, dass ich ihn am liebsten gleich packen und wieder auf Schiff schleppen will."
Früher mal hatte es ihm nichts ausgemacht, dass sein Wille nicht zählte. Er hatte sich einfach gefügt. Zumindest kam es Kosta so vor, dass es damals einfach gewesen sei. Jetzt zählte normalerweise sein Wille, auf den er aber selten beharrte und nun wo er es am liebsten getan hätte, wusste er selbst, dass es absolut falsch war.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 19:41

Der Blickwechsel zwischen ihnen wurde länger. Eneas passierte es häufig, dass er sich im Anblick seines besten Freundes verlor und in der Öffentlichkeit mußte er sich immer wieder zügeln. Es war dann schon fast schmerzlich den Blick wieder abwenden zu müssen. Eneas vermied Gedanken daran warum das so war. Kosta war sein Freund und auch sein Geliebter, doch seit Jahrzehnten hütete der Ivores sich unbewußt davor sich jemals wieder so bedingunslos hinzugeben und auf jemanden einzulassen wie bei der Frau, die sein Herz in tausend Scherben zerbrochen hatte. Es war die Angst, die ihn den Blick abwenden ließ und die ihn daran hinderte manche Gedanken und Wünsche weiterzuführen.
Es war dieses Mal Kosta, der den Augenkontakt unterbrach, als er den Kopf senkte und leise zustimmte, dass er es sich ebenfalls niemals verzeihen könnte, wenn Tileo etwas unter ihrer Aufsicht zustieß. In ihrem Leben war es schwer für Sicherheit und Beständigkeit zu garantieren. Oder scheuten sie sich einfach vor der Verantwortung? Nein, es war besser für Tileo, wenn er bei Samaria blieb. Sie würde gut für das Kind sorgen.
Leise entschuldigte sich Kosta, dass er nicht gemein zu Eneas hatte sein wollen, bat um Verzeihung und sah ihn mit klaren, goldenen Augen an. Wie hätte Eneas sich dagegen wehren können? Er vermochte es nicht, lächelte gleich wieder. "Ist schon gut, ich verstehe dich." Den Griff lockerte er zwar ein wenig, entließ Kosta aber nicht aus seiner Nähe.

Endlich gab der andere Krieger offen zu, dass er Tileo am liebsten wieder packen und aufs Schiff schleppen wollte. Eneas seufzte, sah hinaus zum Meer. "Warum sind eigentlich die Wünsche, die wir haben, nie die vernünftigen an die man sich halten sollte?", fragte er mehr rhetorisch. Vernünftige Entscheidungen machten selten glücklich. Manchmal wollte der Krieger auch nicht vernünftig sein, doch hier war es besser. Es war wichtiger was das Beste für Tileo war. Auch wenn ihnen für eine Weile das Herz schmerzen würde.
"Wir sehen ihn ja wieder", versuchte er sich damit abzufinden und Kosta zu trösten. Der andere kannte alle Gründe, manchmal war es dennoch gut sie nochmal zu hören, um sich zu versichern, dass man das richtige tat. "Lasosala ist keine schlechte Stadt zum Aufwachsen. In ein paar Monaten, vielleicht schon in ein paar Wochen holen wir ihn wieder ab. Dann haben wir Zeit nach seiner Familie zu suchen und ihn zurückzubringen. Hm, okay?" Fragend blickte er Kosta an, zog ihn noch ein bißchen näher ehe er den jüngeren Krieger an sich drückte und umarmte. Hier war niemand, der sie sehen würde.
"Übrigens war es sehr ungehörig von dir mich so respektlos anzublaffen, Steward", raunte er Kosta dabei ins Ohr. Vielleicht wollte sein Freund auf andere Gedanken gebracht werden.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 19:42

Erleichtert atmete er auf, dass Eneas ihm verzieh und ihn sogar verstehen konnte. Es war schön, dass Eneas ihn nun auch nicht ganz los liess und nur seinen Griff lockerte. Es war eine Sicherheit für Kosta, dass er etwas Halt hatte. Es gab ihm Trost.
"Ich weiss es auch nicht", antwortete er leise auf Eneas Frage, warum die Wünsche die sie hätten nie die vernünftigen seien, an die sie sich halten sollten. Er wusste nur zu genau wovon Eneas sprach. Da war nicht nur der Wunsch Tileo wenigstens mit nach Mineva nehmen zu können. Da war noch der viel ältere Wunsch, sich Eneas so hingeben zu können, wie er war. Ganz ihm gehören zu dürfen.

"Ja, wir sehen ihn bald wieder und dann bleiben wir eine Weile bei ihm", stimmte Kosta tapfer zu. "Bis dahin können wir vielleicht noch etwas Gold erbeuten, um ihm all die schönen Dinge zu schenken, die er verdient. Er wird sicher glücklich sein, wenn er nach Hause kann." Das war doch das wichtigste. Kosta würde schon darüber hinweg kommen.

Leise keuchte er auf, als Eneas ihn unerwartet in eine Umarmung zog, erwiderte sie dann aber innig. Es war dumm von ihm, so ein Theater zu machen. Sie sollten sich besser auf die Suche und Rettung von Siandra kümmern. Sie brauchte dringender Schutz, als Tileo. Der Junge war jetzt in Sicherheit.

Kosta wollte sich schon noch einmal für sein Verhalten entschuldigen und sich von Eneas lösen, der ihm viel zu nah war, als dass er einen klaren Gedanken hätte fassen können, als dieser ihm unvermutet ins Ohr raunte, dass er ein sehr ungehöriger, respektloser Steward sei. Augenblicklich stellten sich Kostas Nackenhaare auf und ein wohliges Schaudern erfasste seinen Körper. "Es... es tut mir Leid, Kapitän", entschuldigte er sich unterwürfig stammelnd, versuchte in Eneas Umarmung stramm zu stehen, wie ein Steward vor seinem Kapitän nun einmal zu stehen hatte, wenn dieser ihn rügte. "Ich wollte nicht ungehörig und respektlos sein. Es ist nur..." Ganz so unterwürfig wie er sich gab, war der freche Steward dann doch nicht. Etwas Rebellion musste sein bei diesem strengen Kapitän. "Ich war eben sehr aufgewühlt."
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 19:42

Kosta keuchte leise. Eneas konnte spüren wie der andere sich in der Umarmung anspannte. Ein wohlig vertrautes Kribbeln durchlief den Hayllier. Er liebte dieses Gefühl und gerade deshalb stellte Kosta so eine wahnsinnig große Versuchung für ihn da. Egal wie viel Zeit verging, früher oder später gelangte Eneas wieder an den Punkt, wo er nicht länger widerstehen konnte und nicht genug von seinem Freund bekommen konnte.
Der andere Krieger stieg erfreulicherweise gleich auf das vorgeschlagene Spiel ein, entschuldigte sich scheinbar unterwürfig und versicherte, er hätte nicht respektlos sein wollen. Er wäre nur aufgewühlt gewesen. Eneas hatte immer noch nicht Kostas Hand losgelassen und jetzt verstärkte sich sein Griff wieder, verdrehte Kosta den Arm langsam auf dem Rücken. "Ach ja? Das hat sich vorhin aber ziemlich respektlos angehört und so etwas kann ich von meiner Mannschaft nicht dulden...", ließ Eneas nicht locker, presste Kostas Hand gegen dessen Rücken.

"Du weißt was das heißt...", drohte er rau an und ließ ein Halsband erscheinen. Es war extra für Kosta angefertigt worden, doch war in Eneas' Besitz. Sie hatten beide Spielzeuge für den anderen und viele davon in ihrem Juwelengepäck. Man wußte ja nie... Dieses Mal war es ein Lederhalsband mit Riemen zum festeren Schnüren und einem Ring vorne. Eneas blickte sich um. Sie waren allein, aber er wollte tiefer in die Honigbirnenplantagen. Es duftete verführerisch von dort.
Eneas ließ Kostas Hand los, hielt ihm das Halsband hin. "Also was ist jetzt?", fragte er ungeduldig. "Entschuldigst du dich oder nicht?" Als Kosta zu lange zögerte oder bockte, trat Eneas kurzerhand näher und wollte dem jüngeren Krieger das Halsband anlegen. Notfalls würde er sich auch auf ein Gerangel einlassen.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 19:58

"Ah", entwich ihm ein leiser, süsser Schrei, als Eneas seine Hand wieder fester packte und sie ihm langsam aber unnachgiebig auf den Rücken verdrehte. Streng meinte Eneas, dass sich das vorhin ziemlich respektlos angehört hätte und so etwas könne er von seiner Mannschaft nicht dulden. Kostas Herz wummerte hart in seiner Brust bei dem Tadel. Die Vorstellung gleich dafür bestraft zu werden, liess sein Blut heiss durch seine Adern pumpen. Nervös leckte er sich über die Lippen.

"Oh, Käpt'n, bitte nicht", wimmerte Kosta nur zu genau wissend, was die raue Drohung bedeutete. Scheinbar ängstlich wand er sich in Eneas Griff, keuchte erneut, als dieser ihm sein Lederhalsband mit den Riemen und dem Ring herbei rief. "Bitte Käpt'n. Ich wollte nicht.."
Doch Eneas kannte kein Erbarmen mit ihm und forderte gar, dass er sich das Halsband selbst umlegte. Mit grossen Augen schüttelte Kosta seinen Kopf und wich sofort einige Schritte zurück, als Eneas ihn doch noch los liess. "Bitte nicht, Käpt'n. Es tut mir leid. Wirklich. Ich wollte nicht unverschämt sein. Bitte sei nicht zu streng zu mir, Käpt'n. Manchmal geht einfach mein Mundwerk mit mir durch. Es tut mir Leid. Aber bitte nicht das..." Kosta flehte innig und wirkte so, als wolle er am liebsten gleich losrennen, wusste nur nicht wohin er sonst sollte. Aber solange Eneas blieb wo er war, würde auch er nicht zurück weichen.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Eneas » Mi 20. Jul 2022, 19:58

Eneas spürte wie das Blut in seinen Lenden rauschte, als Kosta leise aufschrie. Ohh.. diese Geräusche, sie waren so... prickelnd. Wie ein heißer Sommerwind auf der nackten Haut. Eneas wollte seinen Freund. Jetzt und unbedingt. Gegen dieses Verlangen konnte er sich selbst nicht erwehren. Auch Kosta schien das Verlangen gepackt zu haben. Er stammelte und wimmerte mehrere Entschuldigungen, beteuerte, dass er es nicht gewollt hatte. Der Krieger wandt sich in Eneas' Umklammerung und bäumte sich leicht auf, als er das Halsband sah, doch jetzt ließ Eneas ihn erst recht nicht mehr weg.
"Die Entschuldigung kommt etwas zu spät", gab er hartherzig zurück. "Woher weiß ich, ob dus jetzt wirklich ernst meinst? Oder ob du nicht schon wieder respektlos bist und mir mitten ins Gesicht lügst. Hm?" Er packte ihn fester ehe er Kosta erstmal los ließ und ihm die Gelegenheit gab richtige Demut zu zeigen indem er as Halsband freiwillig anlegte.
"Dein Mundwerk ist nur für eine Sache gut", fuhr Eneas ihn abschätzig an. "Ich werds dir zeigen..."

Als Kosta sich wehrte das Halsband anzulegen, machte Eneas ein Schritt auf ihn zu. Der andere Krieger wich gleichzeitig zurück. Kurz belauerten sie sich noch ehe Eneas vor schoss und nach Kosta haschte. Sein Geliebter entwandt sich ihm noch eine Weile ehe Eneas ihn zu packen bekam und ihn mit einem geübten Griff auf die Wiese beförderte. Eneas drückte Kostas strampelnde Beine beiseite, schob sich keuchend auf ihn.
"Halt still, Süßer", herrschte er ihn an, "Ich krieg meine Entschuldigung. Ob du willst oder nicht."
Mit den Ellbogen schob er Kostas Arme beiseite, legte ihm das Halsband um und zog es fest genug.
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Re: Am Hafen von Lasosala

Beitragvon Kosta » Mi 20. Jul 2022, 20:05

Es kostete ihn viel, sich nicht einfach sehnsüchtig an Eneas zu schmiegen und ihn heiss zu verwöhnen. Aber dann wäre ja das heisse Spiel schon zuende gewesen. Dazu war es für ihn viel zu prickelnd, dass Eneas ihm so hartherzig zurück gab, dass seine Entschuldigung zu spät käme und er ihm nun nicht glauben könne.
"Ich würde dich nie anlügen", beteuerte er inbrünstig, keucht auf, als er noch etwas fester gepackt wurde, bevor er doch wieder freigelassen wurde und er ängstlich etwas zurück torkeln konnte. Dennoch konnte er sich nicht dazu überwinden, das Halsband freiwillig anzulegen. Der Steward erinnerte sich an die vielen anderen Dinge, die er schon für seinen Kapitän hatte machen müssen, wenn er dieses Halsband getragen hatte. Dinge, die andere wohl für seltsam befunden hätte, Kosta aber liebte.

Mit einem erschrockenen Fiepen schlug er sich die Hände vor seinen Mund, als Eneas meinte, er sei nur für eine Sache gut und er würde es ihm zeigen, so als wolle er sich durch das Verschliessen seines Mundes davor zu schützen. Insgeheim konnte er es aber kaum erwarten, von seinem Freund benutzt und bestraft zu werden. Trotzdem bemühte er sich noch einige Male, sich Eneas zu entwinden. Kosta liebte den Nervenkitzel der Jagd. Dazu hatte es den wunderbaren Effekt, dass sie etwas zwischen die Bäume und weg vom Pfad kamen.

Schliesslich landete er dennoch mit einem geübten Griff auf der Wiese, wurde sogleich unter Eneas heissem Körper begraben. Dunkelheit fühlte sich der gut an. Wimmernd und keuchend zappelte und strampelte er mit den Beinen, um irgendwie wieder frei zu kommen. Gegen seinen Freund hatte er heute aber keine Chance, der ihn anherrschte, still zu halten. Oh, wie heiss. Kosta erschauderte noch einmal wimmernd.
"Bitte nicht, Käpt'n", flehte er noch einmal wimmernd. "Bitte nicht nicht das. Es tut mir doch leid." Noch einmal versuchte er sich aufzubäumen und zu fliehen, aber es half alles nichts. Eneas legte ihm streng das Halsband an und zog es fest, so dass Kosta es deutlich spüren konnte. Augenblicklich hörte er mit dem Gezappel und dem Flehen und Betteln auf, wie als wisse er aus Erfahrung genau, dass es nun kein Entrinnen mehr gab und es für ihn leichter werden würde, wenn er einfach brav tat, was von ihm verlangt wurde. So blieb Kosta leicht zitternd und heftig atmend auf dem Bauch liegen, spürte überdeutlich, wie seine harte, pochende Männlichkeit gegen seinen Unterleib gepresst wurde.
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