Re: Am Hafen von Lasosala
von Eneas » Mi 20. Jul 2022, 19:04
Kosta zog ihn wegen dem Einkaufen noch etwas auf mit dem Eneas sich nie so recht hatte anfreunden können. Nachdenklich beobachtete er seinen Geliebten wie der mit Tileo umging, ihn hochhob und ihm den Rucksack gab, damit sie die Stadt unsicher machen konnten. Lasosala war gemütlich. Keine schlechte Hafenstadt, um dort als Kind aufzuwachsen, dachte er. Tileo könnte es hier gut machen und sie mußten tun was das beste für den Jungen war. Kosta wußte dies aus.
"Viel Spaß ihr zwei!", rief er ihnen nach, "Lasst die Stadt stehen!" Sein Blick war leicht mit Neid erfüllt, denn er wäre gerne mitgekommen und hätte für eine Weile die Sorge um Siandra vergessen. Das stand jedoch außer Frage und so widmete Eneas sich seinen Pflichten, wandte sich Leto zu; nicht wissend, dass sie seine Blicke sehr wohl genaustens beobachtet hatte.
"Ihr trefft euch später?", fragte sie.
"Ja, Samiria besuchen. Tileo dort abgeben. Wenn es glückt", antwortete er leiser. Die Hayllierin nickte, trat etwas näher zu ihm.
"Das ist gut zu. Samiria würde bestimmt gut für ihn sorgen", versuchte sie ihn aufzumuntern, lächelte ihn an und zog ihn an seinem Mantelkragen näher bis ihre Gesichter ganz nah beinander waren. Versonnen gab Eneas ihr einen Kuss.
"Lass uns auch aufbrechen. Je schneller wir das hinter uns haben desto besser", gab er sich einen Ruck. Seine Gefährtin schüttelte belustigt den Kopf.
"Ja, aber wenn der Herr einen neuen Buchhandel entdeckt hat, dann ist es plötzlich völlig egal, wenn ein halber Tag vergeht", erinnerte sie ihn augenzwinkernd. Eneas konnte nichts dagegen tun. Er liebte Bücher und es war nicht selten vorgekommen, dass man ihn in solch einem verwinkelten, heimeligen Laden wiederfand, bereits längst am Lesen oder Stöbern.
Leider befand sich kein Buchladen auf ihrem Weg, stattdessen waren eine Reihe von Händlern abzuklappern. Leto und Eneas waren nicht alleine unterwegs, ein Teil der Mannschaft war bei ihnen, um Vorräte zurück zum Lager zu transportieren. Ulysses verabschiedete sich irgendwann von ihnen, um mit Rachel die Ersatzteile für das Schiff zu besorgen. Er wollte nachher feiern gehen, da er kein weiterer Vater geworden war. Er hatte bereits viele Kinder für sein Alter. Eneas wußte von keinem von sich selbst und war auch ganz froh darum. Nicht wegen dem Kind, sondern weil er sich kannte und sich dann hätte verpflichtet gefühlt bei der Mutter zu bleiben und dem Kind eine heile Familie zu bieten. Er war nicht bereit sich dafür schon zu binden. Zum Glück hatte Leto dafür auch kein Interesse.
Die Heilerin strich einen weiteren Punkt von der Liste. "Ich glaube, das war es. Wenn Kayne und Julia es nicht schon erledigt haben, wird es Zeit sich wegen dem Schiff umzuhören. Vielleicht hat es hier kurzzeitig geankert."
Die Möglichkeit war nicht sehr groß, mußte aber überprüft werden.
"Ja, ich werde vorher noch Simiria besuchen. Willst du mitkommen?", fragte Eneas, blickte sie an, konnte seine Ungeduld aber nicht verbergen. Leto zögerte.
"Nein, aber wir können uns danach wieder beim Schiff treffen. Uns etwas entspannen nach der Aufregung der letzten Tage..." Sie strich ihm über die Brust. Eneas nickte rasch.
"Mmmh.. gerne. Bis später." Er gab ihr noch einen Kuss ehe er zu dem Haus ging, wo Simiria wohnte. Inzwischen waren ein paar Stunden vergangen. Er könnte nicht schlecht etwas zu essen vertragen. Kosta und Tileo waren jedoch noch nicht da. Eneas hielt es nicht ab anzuklopfen. Simiria öffnete ihm die Türe, sie begrüßte ihn erfreut und überschwenglich. Rasch wurden alte Geschichten und Neuigkeiten ausgetauscht und ehe er es sich versah, saß er am Küchentisch. Er hatte ein paar Souvenirs von anderen Städten dabei, wollte sie aber erst geben, wenn Kosta dabei war, denn sie hatten sie gemeinsam gekauft.
"Er hat keine Familie. Jedenfalls wissen wir nicht, wo die ist und wir sind momentan auf einem wichtigen Auftrag. Gefährlichen Auftrag", erklärte Eneas beim Essen, das Samiria aufgetischt hatte. Hungrig stach er mit der Gabel in einen der Klöße.
"Und da dachtest du, du könntest ihn solange bei mir unterbringen", schlussfolgerte die Herdhexe. Eneas lächelte, sah sie milde aus seinen sanften Augen an.
"Für eine Weile. Auf dem Schiff könnte ihm zu schnell etwas passieren. Wir entschädigen dich natürlich auch", fügte er rasch hinzu, "Selbst wenn du nein sagst, könntest du ihn vielleicht für ein paar Stunden mit deinen Kindern spielen lassen? Kosta und ich haben in der Stadt noch etwas zu erledigen."
Das war aber nicht der Hauptgrund. Wenn Tileo hier für etwas Zeit alleine verbrachte und mit den Kindern spielte, würde es ihm vielleicht genug gefallen, dass er von selbst bleiben wollte. Außerdem würde es Eneas Zeit geben nachzudenken und mit Kosta zu reden. Samiria setzte gerade zu einer Antwort an, als es wieder klopfte. Die zwei Kinder, ein Mädchen und ein Junge, rannten aufgeregt zur Türe.
"Und, wie gefällt dir Lasosala?", fragte er Tileo, nachdem die erste Begrüßungsorgie vorbei war und auch Kosta und der Junge in die gemütliche Küche getreten war. Eneas blieb am Tisch sitzen, die Beine behaglich ausgestreckt und das bürgerliche Mittagsmahl genießend. Der Dreispitz hing locker auf einer der Spitzen der Stuhllehne.