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Böses Blut





Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Mo 8. Aug 2022, 18:22

Ein Diener hielt ihr die Türe auf und Ebonie verließ die Kutsche, die sie von einer der kleineren Städte in Hayll bis hierher gebracht hatte. Aber auch am Tor zwischen den Welten in Askavi hatte sie eine Eskorte erwartet. Man hatte nichts dem Zufall überlassen, nachdem Ebonie das Eilschreiben der Königin beantwortet hatte. Weswegen man sie auch immer in Draega sehen wollte, es war dringend. Zwar sagte das niemand und man hatte ihr all den Komfort gegeben, den sie brauchte, doch das hier war kein simpler Besuch. Ebonies Hilfe wurde gebraucht. Aber deswegen hatte die Schwarze Witwe nicht zugesagt. Sie brauchte etwas um ihre Gedanken von Carter abzulenken. Seit Wochen hatte sie nichts mehr von ihm gehört und die Netze, die sie gewebt hatte, waren sehr düster gewesen. Ebonie war sich fast sicher, dass er nicht mehr am Leben war. Sie hatte ihn in den Tod geschickt. Sie hatte ihn geliebt.
Ebonie riss sich zusammen, denn sie konnte es sich nicht erlauben sich zurückzuziehen, zu trauern und sich von allem abzuschotten. Sie hatte ihre Tochter um die sie sich kümmern musste. Sie wuchs so schnell. Ebonie wusste nicht, ob es an Amayas Blut lag, doch Lhal wurde schnell größer. Sie konnte bereits krabbeln, wollte eifrig immer rangeln und war nachts meist putzmunter. Sehr zu Ebonies Leidwesen. Sie hatte Aurea in Askavi gelassen, damit sie weiter mit der Königin lernen konnte was es hieß eine Schwarze Witwe zu sein. Was auch bedeutete, dass sie in Hayll jemand suchen musste, der ihr mit Lhal half. Falls es in Draega etwas für sie zu tun gab. Ebonie begrüßte die Ablenkung sehr. Sie konnte nicht immerzu an Carter denken, es machte sie verrückt.

Die Schwarze Witwe sah nur kurz zum Palast, ignorierte die Diener, die bereit standen, um sie zu empfangen und griff stattdessen in die Kutsche, um ein Tragkörbchen mit Lhal herauszuholen. Das Kleinkind besaß lockiges braunblondes Haar wie ihre Mutter, eine hellblonde Tolle lugte ihr vorwitzig über die Stirn. Die Ohren waren leicht spitz und sie besaß glänzend braune Katzenaugen. Zähnchen hatte sie auch schon bekommen und sie waren relativ spitz, weswegen Ebonie regelmäßig Schmerzen litt wann immer sie Lhal fütterte. Sie wusste nicht wie sie ihre Tochter alleine groß ziehen sollte, doch sie würde es schon schaffen. Sie musste. Etwas anderes zählte nicht mehr. Wenn sie wenigstens das mit Lhal hinbekam, hätte sie zumindest etwas gutes im Leben geleistet.
Ebonie drehte sich mit dem Körbchen im Arm um.
Mehrere Diener in äußerst eng geschneiderten Uniformen standen bereit, doch einer von ihnen stach heraus, blickte sie an und schien sie zu erwarten. Es war ein schöner schlanker Hayllier mit feinen dunklen Haaren und wilden goldenen Augen. Ob aus Zorn oder Trauer konnte Ebonie in dem Moment nicht sagen. Sie lächelte ihn an, als er sich verneigte und sie willkommen hieß.
"Danke, Lord. Es war eine lange Reise, bringt mich jemand zu meinem Zimmer?", fragte sie.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Kosta » Mo 8. Aug 2022, 18:29

Er wäre wohl vor Kummer in seinem Zimmer eingegangen, wenn Timaris nicht doch endlich eine Aufgabe für ihn gefunden hätte. Natürlich wollte er sich ihr nicht aufdrängen, doch er wünschte sich so sehr, ihr helfen zu können, ihre Vergiftung am Besten auf sich selber zu übertragen. Auch wenn er Timaris gut genug kannte, um zu wissen, dass sie so etwas niemals zulassen würde. Tatsächlich schienen sie eine ganz ähnliche Idee zu versuchen, um wenigstens einen Teil des Giftes aus dem Körper der Königin zu spülen. Ihr Blut sollte gewaschen werden. Angeblich hätte Eneas sie auf diese Idee gebracht. Davon wollte Kosta nichts wissen, auch wenn er natürlich nichts sagte. Wer auch immer welche Idee hatte, Hauptsache, Timaris würde wieder gesund werden.

Damit das alles auch gut ging, wollte Sorra noch eine zweite Schwarze Witwe zur Unterstützung haben, die ähnlich wie sie, viel Erfahrung im Experimentieren hatte. Ausserdem soll sie auch einmal mit der Spinnenkönigin des schattigen Dhemlan befreundet gewesen sein. Womöglich kannte sie einen Teil ihrer Arbeit und konnte verraten, wie man sie rückgängig machte.
Um genau diese Schwarze Witwe sollte Kosta sich nun kümmern. Er sollte sie in Empfang nehmen, ihr ihre Gemächer zeigen und dafür sorgen, dass es ihr an nichts mangelte. Selbstverständlich hatte Kosta gleich ergeben zugesagt. Wenn er auch nur ein klein wenig helfen konnte, war das um Welten besser, als einfach nur in seinem Zimmer zu hocken und vor sich hin zu brüten. Selbst wenn er dazu in die Nähe einer Schwarzen Witwe musste.

Entsprechend aufgeregt und sorgfältig machte er sich bereit, um Lady Tyrelli zu empfangen. Andere mochten es als Eitelkeit ansehen. Doch Kosta wollte seine Königin schlicht so gut er konnte repräsentieren und dazu gehörte auch ein gutes, anständiges Aussehen. Etwas nervös wurde er dann allerdings schon, als die hübsche Schwarze Witwe aus der Kutsche stieg. Ihm fielen sofort ihre zeitlosen Augen auf. Sie war bestimmt viel älter, als sie aussah und mindestens so gefährlich.
"Willkommen in Hayll, Lady Tyrelli", grüsste er sie höflich und verneigte sich angemessen vor ihr, nachdem sie mit einem Korb von der Kutsche weggetreten war. Instinktiv huschte sein Blick in besagten Korb, da es ihn schon wunder nahm, was die Schwarze Witwe denn nicht in ihrem Juwelengepäck tragen mochte, wo es doch ziemlich schwer aussah. Was er erblickte, liess sein zerrissenes Herz schmelzen und seine Gesichtszüge schmelzen.
"Oooh, eine kleine Tiger", gurrte er verzückt und mehr zu sich selber. Dass es etwas sehr ungewöhnliches war, ein Baby mit Katzenaugen zu sehen, beachtete er nicht. Kosta hatte schon immer die Gabe gehabt, die Leute so zu nehmen, wie sie waren. Ausserdem hatte er gerade kürzlich einen Tigerlaner getroffen. Der musste auch einmal ein Baby gewesen sein.
"Ich bitte vielmals um Entschuldigung", räusperte er sich hastig und verneigte sich gleich noch einmal, als ihm aufging, dass die Schwarze Witwe noch etwas zu ihm gesagt hatte, während er selbst beinahe in den Korb gekrochen wäre. "Selbstverständlich. Wenn Ihr erlaubt, zeige ich Euch gerne Eure Gemächer. Geht es mit der kleinen Lady? Ist sie Euch nicht zu schwer? Wir müssen schon noch etwas gehen, da die Königin für Euch extra ruhigere Gemächer hat vorbereiten lassen, wo sich nicht der ganze Trubel des Hofes abspielt."
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Mo 8. Aug 2022, 18:36

Es war seltsam wieder hier zu sein, wenn Ebonie daran dachte wie sie das letzte Mal in Draega angekommen war. Hochschwanger war sie aus Askavi nach dem schweren Erdbeben geflohen, noch in Trauer vom Verlust ihrer Schülerin. So viel hatte sich seitdem wieder getan. Wann war die Welt so schnell geworden? Der Diener begrüßte sie höflich und angemessen, doch als er den Korb mit Lhal drin sah, wurde er auf einmal überraschend... menschlich. Er war nicht mehr irgendein gesichtsloser Diener, sondern eindeutig ein Krieger, der begeistert von dem Kleinkind war. Schmunzelnd beobachtete Ebonie wie der Mann in das Körbchen sah, über das Tigerbaby gurrte und ganz verzückt von ihr war. Lhal hatte sich im Körbchen aufgesetzt, die Ohren aufmerksam gespitzt und sah den Hayllier neugierig an, sie hielt sich mit einem Arm am Korbrand fest, zupfte an einer Schleife herum.
Dem Krieger ging erst nach einen Moment auf, dass Ebonie immer noch auf eine Antwort wartete. Rasch entschuldigte er sich, verneigte sich. "Ich freue mich, wenn ihr meine Tochter Lhal mögt", erwiderte sie. Das tat sie wirklich. Sie hatte befürchtet die Hayllier am Hof wären etwas abschätziger über den exotischen Mischling. Anderseits sagten Hayllier nur sehr selten offen was sie wirklich dachten. Dieser Krieger hier wirkte aber ehrlich entzückt.
Er wollte ihr nun die Gemächer zeigen, extra ruhig gelegen, weswegen sie noch eine Weile gehen müssten. "Das ist sehr freundlich von Lady Tolarim, danke", entgegnete die Schwarze Witwe. Sie hatte nichts gegen abgelegene Zimmer. Es war so schon schwer genug Lhal dazu zu bekommen einzuschlafen. Hilfsbereit fragte der Mann nach, ob ihr der Korb nicht zu schwer wäre.
"Könnt ihr den Korb kurz halten? Dann nehme ich sie raus", sagte Ebonie und reichte dem Krieger danach das Körbchen. Vorsichtig hob sie Lhal heraus, die gleich zu schnurren beginn sobald sie sich an die Brust ihrer Mutter kuscheln konnte. Lhals Nähe ließ Ebonie vergessen, dass Carter verschollen war. Wäre sie allein, sie hätte ihn gesucht, doch sie konnte ihre Tochter nicht so in Gefahr bringen. Die Schwarze Witwe verstaute den Korb in ihrem Juwelengepäck.

"Könnt ihr dafür sorgen, dass meine Zimmer ein Kinderbettchen haben? Und ich werde noch ein paar Dinge mehr für meine Tochter benötigen. Ich habe nicht alles mitgebracht." Dafür war die Einladung recht kurzfristig gewesen. Außerdem hatte man ihr versichert, es würde alles gesorgt werden. Hayllier waren stets sehr großzügig was Gastfreundschaft betraf. Ebonie folgte dem Diener nach drinnen, der immer mal wieder verstohlen zur kleinen Lhal schaute und dabei stets viel fröhlicher wirkte.
"Ihr mögt Kinder?", fragte Ebonie. Hatte der Mann sie nicht ohne Grund in Empfang genommen? "Wisst ihr, wann die Königin mich zu sehen wünscht? Meint ihr, ich kann meine Tochter mitnehmen oder werde ich jemanden benötigen, der solange auf Lhal achtgibt?" Obwohl Ebonie ein wenig unwohl war ihr Kind einem Fremden zu überlassen und sei es nur für eine Weile. Sie wusste nicht was Lady Tolarims Pläne waren. Hatte die Königin mehr über Ebonies Vergangenheit herausgefunden? Was hatte Vivian ihr berichtet? Ebonie hatte schon länger befürchtet irgendwann würde man versuchen sie im Kampf gegen Sion zu benutzen. Sie musste vorsichtig sein im Palast.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Kosta » Mo 8. Aug 2022, 18:44

Wie könnte man so ein süsses Kätzchen auch nicht mögen. Sie hatte hübsche, aufgeweckte Augen und ihre niedlichen Öhrchen waren einfach zum Niederknien. Wie sie so neugierig mit ihnen lauschte. Es passte einfach alles zusammen, obwohl sie mehrere Menschenrassen in sich vereinte. Doch natürlich war das kein Grund, dass er seine Pflichten vernachlässigte. Schon gar nicht in einer Zeit wie jetzt.
Hilfsbereit nahm er Lady Tyrelli den Korb ab und war fast ein wenig enttäuscht, dass sie ihre Tochter daraus heraus hob. Dabei war es verständlich, dass die Schwarze Witwe ihr Kind nicht einfach so jemandem Fremden überlassen wollte.

"Da Lady Tolarim Eure Gemächer hat herrichten lassen, bin ich mir sicher, dass sich dort schon ein Kinderbettchen befindet", antwortete Kosta höflich und mit einem freundlichen Lächeln. "Aber selbstverständlich werde ich Euch alles organisieren, was ihr braucht. Ihr dürft Euch jederzeit an mich wenden, wenn etwas ist. Ich stehe Euch ganz zur Verfügung."
Timaris hatte sicherlich gewusst, dass ihr wichtiger Gast ein Kleinkind besass. Solche Dinge entgingen ihr nie. Nur hatte sie Kosta nichts davon gesagt. Vielleicht hatte sie ihn überraschen wollen, da sie wusste, wie sehr er Kinder mochte. Nun, die Überraschung war ihr definitiv gelungen. Immer wieder blickte er versonnen zu der kleinen Lhal, die ihn wiederum von der Schulter ihrer Mutter aufmerksam beäugte.

Prompt erkannte auch die Schwarze Witwe, dass er ihre Tochter einfach nur unendlich süss fand. Offensichtlich hatte er zu oft geschaut. Denn sie fragte ihn, ob er Kinder mochte. Ohne es verhindern zu können, wurde Kosta bis über beide Ohrenspitzen knallrot. Er fühlte sich ertappt. Dabei war es nichts schlechtes dabei, Kinder zu schätzen und zu mögen. Doch auf dem harten Pflaster des Hofes, konnte einem das als Schwäche ausgelegt werden und es war besser, so etwas zu verbergen. Etwas was er wieder einmal ganz deutlich nicht geschafft hatte. Entsprechend nickte er auch ganz leicht und scheu auf die Frage. Es war ja schon so offensichtlich.

"Lady Tolarim wünscht Euch so bald wie möglich zu sprechen", straffte er sich wieder. "Wenn Ihr Euch von der Reise ausgeruht und erholt habt, bringe ich Euch zu ihr. Lady Tolarim würde Lady Lhal sicherlich gerne kennen lernen", vermutete Kosta. "Doch ich bin nicht sicher, ob Ihr Eurer Tochter die anschliessenden, anstrengenden Gespräche zumuten wollt. Ausserdem dürft Ihr Euch nicht durch sie ablenken lassen, weil sie gerade spielen will." Nun war Kostas Blick streng und verschlossen. Er wollte nicht, dass Lhal etwas geschah. Doch die Schwarze Witwe sollte sich voll und ganz auf Timaris konzentrieren und sie wenn irgend möglich heilen. Wenn sie dabei unachtsam wäre, würde Kosta ihr das nie verzeihen. Trotz der hübschen Tochter.
"Wenn Ihr möchtet, kann ich derweil im Nebenzimmer auf Lady Lhal aufpassen", bot er professionell an. "Oder aber ich lasse ein Kindermädchen kommen. Ganz wie ihr wünscht."
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Mo 8. Aug 2022, 18:45

Der Krieger versicherte ihr, dass bereits ein Kinderbett in ihren Gästezimmern vorhanden wäre, aber er wurde ihr alles bringen, was Ebonie brauchte. Für die Dauer des Aufenthalts schien der Hayllier ihr Ansprechpartner zu sein. Ebonie hatte kein Problem damit, denn mit seiner Freude über Kinder war er ihr gleich sympathisch geworden. Er konnte auch kaum die Blicke von Lhal lassen, vielleicht hatte er selbst Kinder. Als die Schwarze Witwe ihn darauf ansprach, errötete der hayllische Diener sofort, nickte nur scheu und zögerlich. Es fehlte nicht viel und er hätte sich wohl ängstlich umgesehen, ob ihn dabei auch ja niemand beobachtet hatte. Dabei fand Ebonie es eigentlich recht männlich Kinder zu mögen und sie beschützen zu wollen.
Sie lächelte und lenkte ihn mit Fragen nach der Begegnung mit Lady Tolarim ab. Der Krieger erklärte, dass die Königin sie sehr bald sprechen wollte, anscheinend noch heute. Viel Zeit zur Erholung von der langen Reise blieb also nicht. Normalerweise hätte Ebonie das nichts ausgemacht. Wenig Schlaf, lange aufbleiben, das war nie ein Problem für sie gewesen. Aber die Schwangerschaft war nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Sie hätte nie gedacht wie anstrengend es sein konnte auf ein kleines Mädchen aufzupassen und für sie zu sorgen.

Der Krieger erklärte, dass Ebonie Lhal zwar mitbringen könnte, doch sie sollte dem Kind die langen Gespräche nicht zumuten oder sich gar von Lhal ablenken lassen. Das sagte er in einem ungewöhnlich strengen und entschlossenen Tonfall von dem Ebonie im ersten Moment nicht wusste wie sie das auslegen sollte. Er wollte seine Königin zufrieden stellen, das war es sicherlich.
Ebonie blickte ihn forschend an, als er anbot, dass er solange im Nebenzimmer auf "Lady Lhal" aufpassen könnte. "Wie heißt ihr, Lord?", fragte sie, während sie weitergingen. Wenn der Diener auf ihre Tochter aufpassen sollte, wollte sie schon etwas mehr über ihn wissen. "Habt ihr Erfahrung mit Kleinkindern? Habt ihr schon einmal auf Kinder achtgegeben?"
Es reichte der Schwarzen Witwe nun nicht, dass er Kinder bloß mochte. Das half ihr nicht, wenn er Lhal aus Unwissenheit verletzte. Ebonie fiel es so schon schwer genug ihr Mädchen abzugeben. Wenn es auch nur für eine Weile war und sie nicht weit entfernt war. Lhal auf ihrem Arm begann leise Laute von sich geben, eine Mischung aus Schnurren und süßen, hellen Tonfolgen, als sie versuchte Worte zu formen. Ihre Händchen griffen nach Ebonies Jackenkragen, wollte es näher zu ihrem Mund ziehen und mal wieder dort hinein beißen. In letzter Zeit versuchte Lhal irgendwie in alles zu beißen was greifbar war. Das hatte sie wohl ihrem Vater zu verdanken...
Ebonies Hände waren übersäht mit kleinen leichten Bissspuren.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Kosta » Mo 8. Aug 2022, 18:58

Seine Wangen begannen zu brennen, als die Schwarze Witwe ihn mit einem prüfenden Blick nach seinem Namen fragte. Dunkelheit, hatte er sich etwa noch nicht einmal vorgestellt? Das durfte doch nicht wahr sein. Wie sollte die Lady ihn denn als Ansprechspartner finden, wenn sie noch nicht einmal seinen Namen wusste. Er war wirklich ein wilder geworden auf See, wenn er noch nicht einmal mehr die kleinsten Anstandsregeln beherrschte.

"Ich bitte um Verzeihung. Mein Name ist Kosta Erenos, Lady Tyrelli." Noch einmal verneigte er sich höflich vor der Schwarzen Witwe und konnte dann auch wieder lächeln, als es um die Frage der Kinderbetreuung ging. Wie könnte man auch nicht lächeln, wo Lhal so süss schnurrte und plapperte und dann auch noch an der Kleidung ihrer Mutter zu knabbern versuchte. Das war einfach zu goldig.
"Über die Jahrhunderte verteilt immer wieder, ja Lady Tyrelli", bestätigte er, die Frage, ob er denn schon Erfahrung mit Kleinkindern hätte und auch auf sie aufgepasst hätte. "Ich verfüge auch über ein gutes, medizinisches Wissen. Allerdings habe ich keine Ausbildung in Kleinkinderbetreuung erhalten. Und ich muss zugeben, dass ich es noch nie mit einem Kind eines Tigerlaners zu tun gehabt habe." Bis vor kurzem hatte er auch noch nie überhaupt einen Tigerlaner gesehen. Bis er in Raej dann Tiger begegnet war. Er war eine sehr eindrucksvolle Erscheinung. Unwillkürlich musste Kosta daran denken, wie der Kriegerprinz dunkel und zynisch in einer Ecke gestanden hatte, während er selbst als Gefangener Prinz Malateste vorgeführt worden war.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Mo 8. Aug 2022, 19:16

Nun stellte sich der Hayllier auch vor, Kosta Erenos hieß er. Höflich verneigte er sich nochmals, was allerdings bald wieder in Herzlichkeit wandelte sobald es um Lhal ging. In der Tat besaß der Krieger also Erfahrung in Betreuung von kleinen Kindern, er hätte auch gutes medizinisches Wissen, doch wäre er in beiden Dingen nicht ausgebildet. Zudem hatte er auch noch nie ein Kind eines Tigerlaners gesehen.
Ebonie lächelte. "Eines halben Tigerlaners, und das haben die wenigsten", erwiderte sie. Überhaupt war Lhal eine recht exotische Mischung, da Ebonie ebenfalls ein Mischling war. Es war ein Wunder, dass ihre Tochter überhaupt gesund und putzmutter war. Dieses Mal hatte es geklappt und Ebonie war sehr erleichtert. Sie wollte es Amaya sagen. Er hatte sich die Totgeburt von damals sehr zu Herzen genommen, es hatte ihre Beziehung beendet und er hatte verdient zu wissen, dass er eine gesunde Tochter hatte. Doch Ebonie konnte nicht noch jemanden in den Tod schicken, der nach Amaya suchte. Es musste warten.
"Ihr braucht kein Kindermädchen zu holen. Ich denke, ihr seid für diese Aufgabe der beste Mann", entschied die Schwarze Witwe, folgte dem Krieger weiter, der sie weiter durch den Palast führte. Er war so riesig. Sie begegneten einigen Menschen. Diener, die mit gesenkten Köpfen vorbei huschten, eilig und auch ein wenig bedrückt oder gestresst. Hofleute, die sich vor einer Schwarzen Witwe natürlich respektvoll verneigten, auch wenn Ebonie und ihre Tochter einige verstohlene neugierige Blicke bekamen.
"Ihr solltet aber aufpassen, sie... beißt und rauft sehr gerne", warnte Ebonie, streichelte über den Hinterkopf Lhals, die immer noch beschäftigt an Ebonies Jackenkragen herumkaute. "Ich bereite euch zwei Fläschchen mit Milch vor, ich möchte euch nicht das Drama antun sie mit Brei zu füttern und ich glaube, die Königin würde nicht gutheißen, was das mit ihrem Zimmer anstellen würde." Sie zwinkerte kurz.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Kosta » Mo 8. Aug 2022, 19:19

"Ah, deswegen erinnern nur die Ohren und die Augen an dieses faszinierende Volk", erkannte Kosta mit ehrlichem Interesse. "Und wohl auch ihre Zähnchen", schmunzelte er, als das Mädchen an dem Kragen der Mutter zu knabbern begann. "Aber um ehrlich zu sein, könnte ich wohl auch keinen ganzen Tigerlaner von einem halben Unterscheiden. Die Bilder die von dem Volk in den Büchern zu finden sind, sind bestenfalls Märchenhaft." Er war neugierig darauf, wie Lady Winters Kind aussehen würde. Leider war das etwas, was er wohl nie erfahren würde. Kosta befürchtete, dass er dann nicht mehr von der Insel weg gelassen wurde.

Der Krieger nickte respektvoll, als die Schwarze Witwe entschied, dass er auf ihre Tochter aufpassen sollte. Dabei zierte ein sanftes lächeln seine Lippen, denn insgeheim freute er sich sehr auf diese Augfabe. Das war einmal eine richtige, wichtige Aufgabe. Ausserdem war Lhal unglaublich süss. Er würde sehr gerne Zeit mit ihr verbringen.
"Ich auch", meinte er versonnen, auf die Warnung, dass Lhal gerne beissen und raufen würde. Es war ihm einfach so von den Lippen gerutscht und er hatte gar nicht darüber nachgedacht, dass dies nicht unbedingt die beste Empfehlung war, auf ein Kind aufzupassen. Doch jetzt kam es ihm in den sinn und seine Wangen brannten, mal wieder. "Ähm, ich meine, das macht mir nichts aus. Damit werde ich umgehen können", beteuerte er hastig.

Zum Glück waren sie nun endlich bei der Zimmerflucht der Schwarzen Witwe angelangt. Hastig öffnete Kosta die weiss lackierte Holztüre und liess der Lady den Vortritt. "Bitteschön, Lady Tyrelli. Wenn Ihr möchtet, kann ich mit Euch untersuchen, ob das Zimmer auch kindersicher ist." Scheu lächelte er auf ihr Augenzwinkern. "Wer hat schon gerne Brei", murmelte er, während er hinter ihr das gemütliche, helle Wohnzimmer mit Blick auf den Park betrat. Doch Ihr dürft mir das Drama gerne antun. Ihr seid wohl schon erschöpft genug von der Reise und auch Euer Treffen mit Lady Tolarim wird anstrengend werden."
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Mo 8. Aug 2022, 19:23

"Das ist nicht das einzige. Sie hat auch leichte Tigerstreifen an den Oberschenkel und am Rücken aus Flaum", steuerte Ebonie bei. Sie wusste nicht, ob Lhal dies irgendwann entfernen lassen oder behalten wollte. Das war dann die Entscheidung ihrer Tochter. Momentan fand Ebonie es sehr niedlich. Lord Erenos sagte, dass für ihn auch Tigerlaner Mischlinge kaum von den echten Tigerlanern zu unterscheiden wäre. Er kannte nur die Bilder aus Büchern.
"Ich kenne nicht viel mehr als ihr", sagte Ebonie. "Sie leben sehr zurückgezogen, um zu verhindern, dass sie als Exoten gefangen und ausgebeutet werden. Deswegen bin ich auch zurückhaltend Lhal jemand anderem zu geben. Sie ist kein Spielzeug oder ein Exot, den man anstarrt. Sie ist einfach ein kleines Mädchen." Lhal hatte aufgehört am Kragen zu kauen und lachte stattdessen den Hayllier an, der neben ihnen herging.
"Ich denke, ihr versteht das. Deswegen übergebe ich sie nachher euch, Lord Erenos", erklärte Ebonie lächelnd und spielte mit Lhals Händchen. Sie hatte ihn auch vorgewarnt wegen dem Raufen und Beißen, woraufhin der Hayllier plötzlich hervorbrachte, dass er das auch mochte. Rasch verbesserte er sich, errötete.
"Gut zu wissen", entgegnete die Schwarze Witwe mit vielsagendem Lächeln, zwinkerte. Nicht, dass sie wirklich mit dem Krieger anbändeln wollte. Das würde auch nicht helfen Carter zu vergessen und der Hayllier sollte auf ihre Tochter aufpassen und nicht auf sie.

Zum Glück waren sie nun beim Zimmer angelangt. Lhal wibbelte unruhig in ihrem Arm, wollte sich hin und herdrehen und offensichtlich herumkrabbeln. Lord Erenos öffnete die Gemächer, bot an, dass er die Zimmer kinderzicher machen könnte. Er würde Lhal auch mit Brei füttern, ihm wäre das Drama egal. Ebonie sollte sich ausruhen, denn die Besprechung mit der Königin würde anstrengend genug.
"Hat sie euch gesagt weswegen sie mich sprechen möchte?", erkundigte sich die Schwarze Witwe. Konnte sie sich irgendwie darauf vorbereiten? Vermutlich nicht. Konnte sie sich darauf verlassen, dass Vivian sie schützen würde, wenn die Königin von Hayll sie zu erpressen versuchte? Ebonie wusste es nicht. Lhal machte sie sehr verletzlich.
"Das wäre sehr nett von euch, wenn ihr die Zimmer kontrollieren würdet." Ebonie rief eine bunte Steppdecke herbei, hielt sie dem Krieger entgegen. "Legt ihr dir kurz auf den Boden?", bat sie. Danach setzte sie Lhal darauf ab, rief einen Plüschtiger und einen grünen kleinen Holzreifen herbei auf dem Lhal auch gerne knabberte und damit spielte. Ihre kleine Tochter setzte sich hin, schaute neugierig zu dem Hayllier und krabbelte ihm sofort erkundungsfreudig hinterher, als der Hayllier damit begann das Zimmer zu überprüfen.
"Ich werde kurz das Bad nutzen. Passt ihr auf sie auf?"
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Re: Böses Blut

Beitragvon Kosta » Mo 8. Aug 2022, 19:26

Stolz erzählte die junge Mutter, dass Lhal noch mehr Merkmale eines Tigerlaners hatte. Kosta konnte sie nur nicht sehen, weil das Mädchen angezogen war. Er stellte es sich jedenfalls sehr hübsch vor. Um so besser konnte er Lady Tyrellis Sorge verstehen, dass die Leute ungerecht zu dem jungen Mischling wären und sie als Exoten anstarrten. Das war nicht schön. Natürlich war Lhal in gewisser Weise ein Exot und sehr hübsch. Es war schwer, sie nicht anzustarren. Doch Kosta sah vorallem ein kleines Mädchen, welches beschützt werden sollte.
Beschützt und geliebt. Deswegen rutschte es ihm auch prompt heraus, dass er auch gerne raufen und beissen würde. Wobei er allerdings eher meinte, dass er gerne etwas mit Lhal raufen würde und sich von ihren Bissen nicht abschrecken liess. Unweigerlich kamen ihm jedoch auch einige Wirtshausschlägereien in den Sinn. Die Schwarze Witwe jedoch zwinkerte ihm auf eine Weise zu, die ihn an etwas ganz anderes denken liess. Auch vorhin hatte sie ihm schon so kollegial zugezwinkert und diesmal so, dass er vor seinem inneren Auge ein zerwühltes Bett sah. Unsicher schaute er kurz auf, nur um ganz schnell wieder den Blick zu senken. So mit ihrer Tochter zusammen, hatte die Schwarze Witwe sehr freundlich gewirkt. Doch der Gedanke sich alleine mit ihr in einem Raum aufzuhalten, noch dazu in einem Bett, wühlten gut versteckte Erinnerungen auf und lösten eine Gänsehaut bei ihm aus. Andererseits hatte er gesagt, er stünde ihr unbegrenzt zur Verfügung. Ob sie das auch von ihm fordern würde?

Erst mit der Zustimmung der Schwarzen Witwe, betrat er deren Zimmer, um sich umzusehen, ob es auch sicher für ein krabbelndes Kleinkind war. Doch es schaute nicht schlecht aus. Man hatte wirklich für alles gesorgt.
"Die Königin wird Euch empfangen, sobald Ihr soweit seid", antwortete Kosta höflich auf die Frage, ob er wisse, worum es bei dieser Audienz ginge. Ja, das tat er, doch er wusste nicht, ob er das Lady Tyrelli sagen sollte. Geschweige denn, worum es tatsächlich ging. Deswegen beantwortete er die Frage lieber auf eine andere Weise. "Sie wird sicherlich auch gleich direkt zur Sache kommen." Dann musste die Schwarze Witwe nicht mehr neugierieg sein.
Hilfsbereit nahm er die Steppdecke entgegen und bereitete sie vorsichtig auf dem Boden aus, so dass Lhal einen hübschen Spielplatz für sich hatte. Danach machte er sich daran, das Zimmer weiter zu untersuchen. Bis er ein lustiges, schlurfendes Geräusch gepaart mit einem Tapsen hörte. Als er sich umblickte, sah er, wie ihm die kleine Lhal zielstrebig folgte.
"Ja, was machst denn du hier?" plauderte er lieb mit dem Kind. "Läufst du mir etwa nach. Bist du aber ein freches Mädchen." Er ging in die Hocke, um zu warten, bis Lhal bei ihm war. Strahlend lächelte er sie an, besonders als Lhal zurück strahlte. Entsprechend ging es einen Moment, bis die Worte der Schwarzen Witwe zu ihm durchdrangen. Sie wollte das Bad benutzen. Während er hier war. Unsicher blickte er zu ihr auf, nickte dann aber pflichtbewusst. "Selbstverständlich Lady Tyrelli."

Sobald die Schwarze Witwe wieder im Bad verschwunden war, war sie auch wieder vergessen und seine ganze Aufmerksamkeit galt dem kleinen Tigerbaby. Lhal hatte ihn inzwischen erreicht und tappste mit ihrer Hand gegen sein Bein. Zur Belohnung hob er sie hoch und wirbelte sie behutsam durch die Luft. Jedoch genug, dass sie fröhlich kicherte. Danach setzte er sie wieder auf den Boden und ging an einen anderen Ort im Zimmer, während er lieb mit ihr plauderte. Fröhlich krabbelte das Mädchen ihm wieder hinterher und wurde dann zur Belohnung erneut durch die Luft gewirbelt. So ging das weiter, bis der ganze Raum abgesucht worden war. Als Lhal auf einmal herzhaft gähnte, als er sie erneut auf den Arm hob. Das war der Moment, wo er mit ihr wieder zurück auf die Steppdecke ging und sich mit ihr darauf nieder liess. Wie ein kleines Kätzchen schmiegte sich Lhal an ihn und rollte sich klein zusammen.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Mo 8. Aug 2022, 19:27

Lord Erenos spielte bereits mit Lhal, als Ebonie noch im Raum war. Erkundungsfreudig war Lhal dem Diener hinterher gekrabbelt, als er das Zimmer überprüft hatte. Lhal war gerade in dem Alter wo sie voller Tatendrang war und ihre neue Beweglichkeit eindeutig ausprobierte. Nicht mehr lange und sie würde laufen, vermutete Ebonie. Aber sie wusste es nicht mit Sicherheit. Bei einem Mischlingsbaby kam alles als eine Überraschung. Sie lächelte, als sie hörte wie freundlich der Hayllier mit ihrer Tochter redete. Er würde hoffentlich der richtige sein, um auf Lhal aufzupassen. Ebonie hatte ein gutes Gefühl was ihn betraf.
So wollte sie ihn noch einmal prüfen, fragte ihn, ob er sich kurz um Lhal kümmerte, während sie das Bad aufsuchte. Der Krieger wirkte für einen Moment unsicher, obwohl Ebonie nicht wusste wieso, doch er stimmte zu und so zog die Schwarze Witwe sich kurz zurück. Gleichzeitig streckte sie die Sinne aus, hörte zu wie der Mann mit Lhal umging. Ebonie verbarg sich, trat lautlos aus dem Bad, um den Hayllier zu beobachten. Sie hatte sonst einfach zu viel Sorge, ob es Lhal gut ging. Ihre Tochter hatte sonst niemanden außer Ebonie. Sie musste ihr Kind beschützen. Es wäre das erste Mal, dass Ebonie ihre Tochter einem Fremden in die Obhut gab. So war sie auch ein wenig unsicher.
Ihre Nervosität wurde besänftigt als sie sah wie liebevoll der fremde Krieger Lhal behandelte. Das Mädchen wurde ein wenig in der Luft herumgewirbelt, er redete mit ihr und ließ sie ihm hinterher krabbeln bis sie ihn erreicht hatte und sie wieder hochgehoben wurde. Lhal lachte und kicherte fröhlich. Bis sie erschöpft vom ganzen Spielen bei dem Krieger einschlief, eingerollt wie ein Kätzchen und dicht an Lord Erenos gekuschelt. Das beruhigte Ebonie enorm und sie zog sich wieder zurück, um sich im Bad doch noch rasch zurecht zu machen und ihre Kleidung zu wechseln. In ein dunkelgrünes wadenlanges Kleid, das mit einem geflochtenen Ledergürtel gebunden wurde. Es war edel geschneidert, aber nicht zu auffällig.

Ebonie kehrte zurück, lächelte. "Danke schön", flüsterte sie. "Dass sie so friedlich bei euch schläft, ist ein gutes Zeichen. Ich wäre soweit für die Audienz." Die Schwarze Witwe holte den Tragekorb und hob Lhal ganz vorsichtig dort hinein, so dass sie nicht aufwachte. Sie drehte sich nur einmal müde um, knuddelte sich dann an den Stofftiger im Korb. Langsam wurde sie zu groß für den Korb.
"Könnt ihr sie nehmen?"
Der Krieger stimmte gleich zu und wollte sie zum Audienzraum der Königin bringen. Ebonie wollte trotz der langen Reise auch nicht warten. Sie war gespannt warum Königin Tolarim sie eingeladen hatte.
Dann waren sie da und wurden in den größeren Raum eingelassen. Es war nicht nur die Königin dort, auch ihr Haushofmeister, den Ebonie in Askavi ein wenig besser kennengelernt hatte. Sie verneigte sich vor den beiden.
"Lady Tolarim. Prinz Asar", begrüßte sie. "Danke für die Einladung an euren Hof. Ich hoffe, es macht euch nichts aus, dass ich meine Tochter mitgebracht habe." Ebonie deutete auf das Körbchen.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Kosta » Di 9. Aug 2022, 05:08

Geduldig blieb er sitzen, wie er war, damit das kleine Mädchen weiterhin an ihn geschmiegt ruhen konnte. Sie war so niedlich. Wie sich ihr Brustkorb beim Atmen regelmässig und ruhig hob und senkte. Es war so friedlich. Kosta hätte ihr stundenlang dabei zusehen können, ohne sich dabei zu langweilen. Sie gab ihm auch den Frieden, an aufwühlende Dinge zu denken, ohne dabei gleich in Panik zu verfallen. Es war bei ihrem Anblick auch schwer, nicht an Tiger zu denken. An Tiger und somit auch an Lady Winter und ihr ungeborenes Kind. An Zucker, dem er auch gerne helfen würde und an Damien, der ihn deswegen anschrie, dass er nicht so bescheuert sein konnte, wieder zurück nach Raej zu gehen. Aber er könnte da doch helfen.

Zum Glück kam Lady Tyrelli bald wieder aus dem Bad zurück. Schnell genug, dass er nicht auch noch über Eneas nachdenken musste. Nun, wo das Schiff nicht mehr im Hafen ankerte, fühlte er sich so, als würde er nackt in einem eisigen Schneesturm stehen. Eis zerschnitt sein Herz und es tat ihm so leid, dass er ihm so weh getan hatte. Und es tat ihm so weh, dass er so wütend auf ihn war. Er wollte es so gerne einfach abschalten. Doch es ging nicht und er hatte keinerlei Erklärung dafür.

"Es wäre mir eine Ehre." Behutsam hob er den Tragekorb mit dem kleinen Mischlingskind hoch und führte die Schwarze Witwe zu Timaris Audienzzimmer. Sowohl die Königin, als auch ihr Haushofmeister waren bereits anwesend und sassen in gemütlichen Sesseln vor einem hell lodernden Kaminfeuer. Beide elegant gekleidet, wie es nicht anders zu erwarten war. Doch für Kosta war es nun mehr als aufällig, dass Timaris zwar ein wunderschönes, vorallem aber warmes, hochgeschlossenes Kleid trug. Instinktiv verkrampfte sich sein Herz.

"Lady Ebonie, schön dass Ihr so schnell kommen konntet", grüsste die Königin freundlich. "Eure Tochter Lhal ist genau wie ihr am Hof herzlich willkommen. Doch bei diesem Gespräch sollte sie nicht anwesend sein. Lord Erenos kann derweil auf sie aufpassen." Ihr Blick blieb am Tragekorb hängen. "Na sowas, schon wieder jemand aus dem Volk der Tigerlaner. Ihr hättet etwas sagen sollen, Lady Ebonie. Das muss eine schwere Geburt gewesen sein. Ihr wärt hier gut aufgehoben gewesen. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich euch wohl nicht gehen lassen wollen. Doch ich bin froh, dass alles glimpflich verlaufen ist. Lhal ist ein sehr hübsches Mädchen."
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Di 9. Aug 2022, 07:32

Die Königin begrüßte sie sehr freundlich und hieß sie am Hof willkommen. Wie Lord Erenos bereits vorausgesagt hatte, wollte Lady Tolarim das Kind bei dem Gespräch nicht anwesend haben. Ebonie widersprach nicht, sie hatte damit gerechnet und war einverstanden damit, dass der hayllische Krieger für eine Weile auf Lhal achtgab. Als die Schwarze Witwe und der Krieger näher kamen, sah die Königin in den Tragekorb, wunderte sich darüber, jemanden der Tigerlaner zu sehen. Schon wieder. Schon wieder.
Ebonie wurde plötzlich sehr angespannt, versuchte ihre Aufregung zu bremsen und äußerlich gelassen zu bleiben, während Lady Tolarim davon sprach, dass sie Ebonie wohl nicht hätte gehen lassen, wenn sie gewusst hätte was für ein Kind sie erwartete. Wie sollte die Schwarze Witwe dies verstehen?
"Ich wurde in Askavi sehr gut versorgt", antwortete Ebonie, "Lady Angelo hat mich sehr freundlich behandelt." Bis zu einem gewissen Punkt. Ebonie fragte sich, ob Lady Tolarim etwas davon wusste. Und wer sagte ihr, ob sie nicht eine ähnliche Behandlung hier erfahren hätte? Vielleicht gar mit mehr Wächtern, weil man sie für eine Spionin Sions hielt. Die Schwarze Witwe war noch vorsichtig wieso genau die Königin Haylls sie hatte sehen wollen.
"Danke, Lhal ist mein liebster Schatz." Ebonie lächelte, blickte zu ihrer Tochter. "Ich bin auch froh, dass es gut gegangen ist und sie gesund ist. Aber was meint ihr damit, dass ihr nun schon wieder jemanden aus dem Tigerlaner Volk seht? Hattet ihr eine Begegnung mit einem Tigerlaner?" Man traf jene nur äußerst selten außerhalb ihres Reiches an. Sie wussten, dass man sie ihrer Exotik wegen jagte und gerne versklavte. Es wäre gut möglich, dass die Königin solch einen Exoten als Sklaven besaß. Ein Teil Ebonies wollte stattdessen glauben, dass es sich um Amaya drehte und er vielleicht den Salzminen entkommen war.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Di 9. Aug 2022, 18:11

"Sie ist auch ein ganz bezauberndes Mädchen", lächelte Timaris in Lhals Richtung. Das Mädchen mit den pelzigen Öhrchen war auch wirklich niedlich. Trotzdem wollte sie diese Öhrchen nicht hier drin haben, wenn sie über die Vergiftung sprachen. Wer wusste schon, wieviel der junge Keist schon verstehen konnte und was eine Schwarze Witwe dem Kind antat, um eben dies zu erfahren. Deswegen wollte sie, dass Kosta draussen auf das Mädchen aufpasste. Er wäre genau der richtige dafür. Da man der Mutter das Kind jedoch nicht so einfach wegnehmen konnte, musste erst noch etwas geplaudert werden.

"Nein ich nicht", wehrte sie schmunzelnd ab. "Zumindest nicht kürzlich. Ein Tigerlaner kommt wohl kaum bis nach Draega und ich komme hier gerade auch nicht so wirklich weg. Krieg und so. Ihr wisst schon. Nein, es war Lord Erenos, der einem Kriegerprinzen begegnete, welcher zum Teil diesem Volk entstammte. Er meinte, es wäre ein ziemlich eindrucksvolles Erlebnis gewesen. Doch das war weit weg von hier und wenn ihr wollt, können wir später darüber sprechen. Bestimmt möchtet Ihr auch gerne über den Vater Eurer Hübschen sprechen und Erfahrungen mit Tigerlanern austauschen. Aber jetzt seid so gut und übergebt Lhal Lord Erenos, damit wir uns besprechen können. Es ist dringend und duldet keinen Aufschub."
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Di 9. Aug 2022, 18:13

Die Königin verneinte, dass sie einen Tigerlaner gesehen hätte. Selten würden diese bis nach Draega gelangen und die Königin selbst hätte schon länger ihr Land aufgrund des Krieges nicht verlassen. Allerdings wäre Lord Erenos einem Tigerlaner begegnet. Nein, viel mehr einem Kriegerprinzen und Mischling.
"Tatsächlich? Das hat er nicht erwähnt." Ebonie sah länger hinüber zu dem Krieger. In der Tat hatte der Hayllier so bedachtsam seine Worte gewählt, dass er Ebonie hatte glauben lassen, er hätte nie einen Tigerlaner zu Gesicht bekommen. Sie durfte nicht vergessen wie geschickt Hayllier mit Worten waren. "Ich würde gerne später ausführlich darüber sprechen..." Die Schwarze Witwe beherrschte sich, versuchte nicht der Aufregung zu verfallen, dass dieser Kriegerprinz, dieser Mischling womöglich Amaya gewesen sein könnte. Es existierten nicht viele Tigerlaner oder gar Mischlinge außerhalb von Tigerlan. So viele Zufälle gab es nicht.
Lady Tolarim drängte sie dann, Lord Erenos das Baby zu überlassen, so dass sie mit der Besprechung beginnen könnten. Es schien nicht warten zu können. Was war so drängend? Wusste die Königin von ihrer Verbindung zu Sion? War die Freundlichkeit gespielt? Ebonie strich Lhal noch einmal über ihr Köpfchen, gab ihr einen Kuss ehe sie den Korb dem Hayllier überließ. Lord Erenos zog sich durch eine Seitentüre zurück. Die Schwarze Witwe konnte nur darauf vertrauen, dass der Mann es ehrlich gemeint hatte. Nun, nicht ganz. Sie wäre keine Schwarze Witwe, hätte sie nicht durch Netze entsprechende Vorkehrungen getroffen. Sollte Lhals Lebenslicht flackern, befand sich im Korb ein starkes Abwehrnetz.

Ebonie blickte wieder zu der Königin und ihrem Haushofmeister, der bisher noch nicht viel gesagt hatte. Etwas schien an ihm zu nagen. Sein Gesicht war bloß eine hübsche Maske.
"Weswegen habt ihr mich an euren Hof geladen?", fragte Ebonie endlich und wartete auf eine Erklärung. Wenn es so dringend war, schien die Königin schnell zur Sache kommen zu wollen.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Di 9. Aug 2022, 19:30

"Lasst mich raten, Ihr habt auch nicht direkt danach gefragt", schmunzelte Timaris amüsiert, als Ebonie Kosta ziemlich erstaunt ansah, der gerade rote Wangen bekam. Kosta plauderte kaum von sich aus, wenn man ihn nicht genau fragte. Wobei er in dem Fall hier sowieso nicht zu viel sagen konnte. Zum Beispiel wo und in welchem Zusammenhang er den halben Tigerlaner getroffen hatte. Doch inzwischen war Kosta erfahren genung, als dass sie ihn noch deswegen instruieren müsste.

Dann war es das aber mit dem freundlichen Geplaudere. Auch wenn man es Ayden nicht ansah, so war er innerlich ganz aufgewühlt und genervt. Timaris konnte es regelrecht fühlen. Auch sie selbst war ungeduldig und wollte nicht länger über Lahl und andere Tigerlaner, die womöglich gar mit ihr verwandt waren, plaudern. Deswegen warf sie das Mädchem mit Kosta regelrecht raus. Natürlich liess sie der Mutter Zeit, sich zu verabschieden, aber dann musste Kosta sich mit Lhal zurück ziehen. Wenigstens kam dann auch gleich ihr Gast zur Sache.

"Weil Ihr eine Schwarze Witwe seid", antwortete Timaris genau so direkt, nachdem Aaron ihr mit einem Speerfaden versichert hatte, dass er einen guten Hörschutz um das Zimmer errichtet hatte. "Aufgrund Eurer Kaste und vorallem aber auch aufgrund Eurer Bekanntschaft mit Zorya Eacir. Ich möchte von Euch wissen, wie gut Ihr sie kennt. Über ihre Verhaltensweise, über ihre Fähigkeiten, ihren Charakter. Eben alles was Ihr wisst."
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ayden » Di 9. Aug 2022, 19:31

Er starrte hinüber zu der Schwarzen Witwe, die sich soeben von ihrem kleinen Mädchen verabschiedet hatte. Wieder musste Ayden an die Kinder denken, die Sion hierher geschickt hatte. Von allen im Stich gelassen und so einsam. Timaris hatte die Boten gut untergebracht, es mangelte ihnen an nichts. Außer an menschlicher Nähe. Aus Angst vor versteckten Netzen und anderen Manipulationen an den Kindern waren sie isoliert worden. Es hatte Ayden einiges an Ressourcen gekostet sie überhaupt aufzuspüren, doch als Haushofmeister kannte er die Wege Türen zu öffnen und Geheimnisse aufzudecken. Wissen war Macht und er hatte schon oft andere damit erpresst, um zu bekommen was er wollte. Das hier war nicht anders.
Er hatte die Kinder persönlich befragt. Folter war dazu nicht notwendig gewesen. Kinder waren... unschuldig, sie wollten glauben, dass ihnen nichts geschehen würde und die Erwachsenen auf sie acht gaben. Ayden hatte sie angelogen und genau das versprochen. Mit stechenden grünen Augen sah er hinüber zu Lady Tyrelli, wie sie sich jetzt nannte. Gerade hatte sie sich als liebende Mutter gezeigt, aber Ayden erinnerte sich an die Geschichten, die Zorya ihm über ihre einstige Freundin erzählt hatte. Wie grausam sie sein konnte wenn es um etwas ging was sie wirklich wollte.
"Ihr habt viele Schwarze Witwen am Hof, Lady Tolarim. Wieso benötigt ihr mich?", fragte sie. Timaris erklärte, dass sie vor allem über Zorya Earcir informiert werden wollte. Ayden hatte bereits viel über Zorya mit Timaris gesprochen. Traute sie seinem Urteil nicht mehr oder glaubte sie, dass diese Ebonie mehr wusste? Die Schwarze Witwe erwiderte seinen Blick kurz wie als erriete sie seine Gedanken.
"Ihr streitet diese Bekanntschaft doch nicht ab oder?", fragte Ayden.
"Nein. Nicht vor euch. Jedoch suchen viele jemanden, dem sie die Schuld an ihren Verlusten geben können. Ich bin nicht diese Person. Genau wie ihr, Prinz Asar, habe ich mich lange von Zorya gelöst und sie nicht mehr gesehen", entgegnete Lady Tyrelli, während sie vor den zwei Adeligen stand. Von der liebenden besorgten Mutter war gerade nicht mehr viel zu sehen, sie wählte ihre Worte mit Bedacht. Ayden sah darin eine versteckte Drohung, dass wenn Ebonies Verbindung an die Öffentlichkeit treten würde, sie ihn ebenfalls beschuldigen würde. Er musste herausfinden, ob sie Beweise von damals aufgehoben hatte.

"Antwortet der Königin", presste er hervor. "Wir suchen keinen Sündenbock, wir suchen einen Weg diesen Krieg zu gewinnen. Ihr steht doch auf unserer Seite in dieser Sache?"
Die Schwarze Witwe nickte. "Gewiss. Ich weiß nicht was ich euch sagen kann. Meine Bekanntschaft mit ihr liegt lange zurück. Zorya ist ein Mischling, ihre Mutter war eine Pruulerin, ihr Vater ein Eyrier. Sie ist in Pruul aufgewachsen und vor langer langer Zeit war sie Königin von Pruul. Gift war ihr Mittel zum Thron. Aber es ist nicht ihr einziges Mittel. Ich weiß nicht genau was mit ihr passiert ist als sie Pruul verlassen musste. Ich habe sie erst später gekannt. Sie ist eine.. beeindruckende Schwarze Witwe, die stets die Grenzen unserer Kaste, unseres Blutes, ausgelotet hat. Ich weiß nicht was sie jetzt macht, was für Aufgaben sie unter Sion an außer das dunkle Dhemlan zu regieren. Ich könnte mir vorstellen, dass sie ihre Forschungen mit seinen Mitteln weiter voran getrieben hat."
"Was für Forschungen?", fragte Ayden, der sich das bisher schweigend angehört hatte. Er ließ nicht erkennen, dass er über Zoryas Herrschaft über Pruul nichts gewusst hatte. Das musste lange vor seiner Zeit gewesen sein. Zorya hatte oft darüber gescherzt, dass Ayden im Vergleich zu ihr noch ein Kind war. Er wusste nicht was sie getan hatte, um ihre Schönheit zu bewahren, obwohl sie gewiss mehrere Jahrtausende alt war.
"Das weiß ich nicht genau. Sie hat nicht alles mit mir geteilt und ich habe ihre Experimente nie gutgeheißen", wich die Schwarze Witwe aus.
"Und das sollen wir euch glauben?", fragte der Haushofmeister scharf.
"An manche Dinge soll man nicht rühren", gab Lady Tyrelli zurück. Ayden sah hinüber zu Timaris. *Sie sagt uns nicht alles*, sandte er ihr abgeschirmt, *Wenn sie Kontakt zu Zorya hatte und sie sich länger kennen, dann hatte sie vielleicht auch Kontakt zu Sion. Ich habe Zorya vor gut 500 Jahren zum ersten Mal getroffen, doch die zwei Schwarzen Witwen kennen sich weit länger.*
Lady Tyrelli musste ihnen helfen. Ayden wollte nicht an die Forderungen Sions denken, die sie für das Gegenmittel würden erfüllen müssen. Timaris würde ihnen niemals zustimmen, selbst wenn sie sie gewusst hätte.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Di 9. Aug 2022, 19:36

Ihr Gast wand sich. Bereits nach Timaris erster Aussage, formulierte sie eine höfliche, nichtssagende Antwort. Nun wo ihre Tochter nicht mehr da war, wurden ihre Gesichtszüge härter und sie verschloss sich, bereit zum Kampf. Ebonie hatte eindeutig Angst. Timaris konnte das förmlich riechen. Verständlich. Ayden hatte auch Angst gehabt, als er ihr von seiner Vergangenheit mit Zorya erzählt hatte. Auch wenn er das natürlich nie zugegeben hätte.
Andererseits war es doch auch offensichtlich, dass sie ihr nichts tun wollten, solange sie ihnen gab, was sie brauchten. Hätten sie sie als Schuldige für all das Unglück hinstellen und sich an ihr Rächen wollen, hätte sie bestimmt keine solche Privataudienz erhalten. Und wenn doch, würden ihr alle Drohungen gegen Ayden nicht mehr helfen, da sie den Raum nicht mehr lebend verlassen würde. Ihr Haushofmeister war so nett, die Schwarze Witwe entsprechend aufzuklären und sie zu drängen, endlich auf ihre Fragen zu antworten.
Leider hatte Ebonie nicht viel neues zu erzählen und wenn dann doch einmal etwas interessantes erwähnt wurde, wollte sie nicht weiter darauf eingehen, wand sich, brachte ausweichende Antworten vor oder gab vor es nicht zu wissen. Da brauchte Timaris Aydens Speerfaden nicht, um zu erkennen, dass da etwas faul war. Doch es war gut, bestätigt zu bekommen, was man selber dachte. Trotzdem antwortete sie ihm nicht. Inzwischen war selbst das Senden anstrengend geworden. Sie tat es nur noch, wenn es unbedingt sein musste.

"Und an welchen Dingen sollte man nicht rühren, Ebonie?" fragte Timaris schliesslich sanft nach und ihr Lächeln war gefährlich seiden. "Ihr habt ganz offensichtlich Angst. Das so deutlich zu zeigen, bringt Euch nicht eine sonderlich gute Lage, um Spielchen zu Spielen. Also bleiben wir besser bei der direkten Wahrheit. Das würde Euch nur zu gute kommen. Vor wem habt ihr Angst. Vor mir oder vonr Zorya? An welchen Dingen sollte man nicht rühren? An Dingen, wie einen Dämon aus der Hölle herbeizubeschwören und ihm eine menschliche Hülle zur Verfügung stellen? Oder an daran das Blut von Kriegerprinzen mit Hilfe von starken Drogen zu verändern? Oder meint Ihr gar so etwas wie, dass man Schwarze Witwen einfängt, betäubt und deren Geist in das Verzerrte Reich zwingt, um sich so möglichst viele Informationen zu holen und die einzige dabei bleibt, die keine Gefahr eingeht, jedoch alle Vorteile daraus schöpfen kann? Meintet Ihr diese Dinge, Ebonie? Oder gibt es da noch etwas anderes, das Ihr vielleicht doch noch erzählen möchtet?"
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Di 9. Aug 2022, 19:37

"Und an welchen Dingen sollte man nicht rühren, Ebonie?", fragte die Königin nach. Ebonie hatte bisher nicht viel gesagt auf die Fragen, die ihr gestellt worden waren. Zunächst wollte sie wissen wieso man ihr diese Fragen stellte. Was man glaubte in wie weit sie involviert war.
Lady Tolarim meinte die Angst Ebonies gegen sie verwenden zu können. Es würde ihr nicht erlauben Spiele zu spielen. Die Schwarze Witwe ließ die Königin weiterreden. Die Hayllierin war keine Mutter. Sonst würde sie vielleicht wissen, dass diese Angst einen erst recht dazu bringen konnte zu kämpfen. Ebonie hatte damals zugelassen, dass ihr Zirkel sie verstieß und ihr alles raubte, ihre Erinnerungen, alles. Es war ihr egal gewesen. Nicht mehr heute. Nicht mehr nach Lhal.
"Die direkte Wahrheit? Als Schwarze Witwe weiß ich sehr gut, dass so etwas nicht existiert. Ich habe vor Sion Angst und vor niemandem sonst. Zorya ist nicht seine rechte Hand. Sie ist die mächtigste, schwarze Witwe, die ich kenne und sie ist seine Dienerin." Warum war die Königin so sehr an Zorya interessiert und nicht an Sion? Womöglich weil Lady Tolarim glaubte, dass Ebonie bloß etwas über Zorya zu sagen hatte.
Die Hayllierin zählte auf über was sie alles Bescheid wusste. Über Sions wahre Gestalt, über Zoryas Experimente und offensichtlich noch eine Menge mehr. "Was sollte ich euch erzählen? Ihr scheint bereits mehr zu wissen als ich", erwiderte Ebonie. Insgeheim war sie überrascht wieviel die Königin herausgefunden hatte. Wieso gab sie das preis? Und was verbarg sie noch?
"Überlasst die Annahmen uns. Erzählt was ihr wisst und beantwortet die Fragen der Königin", forderte der Haushofmeister mit schneidender Stimme.
Die Schwarze Witwe sah stattdessen zur Königin. "Ich glaube, ihr wisst bereits seit Monaten über meine alte Freundschaft mit Zorya. Bisher hat euch das nicht interessiert." Wieso rief man sie jetzt herbei? Wieso war es so dringend? "Etwas ist passiert", vermutete Ebonie.

"Um Sion zu bezwingen, ist es notwendig seine dunkle Dienerin zu beseitigen", erklärte Prinz Asar. "Ihr habt mit ihr zusammengearbeitet, ihr kennt ihre Methoden, ihre Fähigkeiten. Darüber wollen wir mehr wissen. Ist es nicht in eurem Interesse die Person loszuwerden, die euch den Rücken gekehrt hat? Ihr zu zeigen, dass ihr eine bessere Schwarze Witwe seid?", spielte er auf ihren Stolz und ihre Rache an. Ein guter Versuch, doch Ebonie wollte nichts davon. Sie war nicht mehr allein.
"Wenn ihr mir genauere Fragen stellen würdet, könnte ich auch genauer antworten. Ihr kennt ihre Forschungen. Euer Haushofmeister war nur ein weiteres Experiment", sagte Ebonie der Königin. "Blut. Das ist der Kernpunkt von allen Experimenten und Forschungen Zoryas und ich könnte mir vorstellen, dass dies auch der Grund ist warum Sion sich ihrer angeeignet hat. Sie hat unzählige Mischlingsformen untersucht und ihr Blut, sie hat nach Wegen gesucht sie "rein" zu machen oder das Leben Kurzlebiger zu verlängern, ihr eigenes Leben zu verlängern und noch vieles mehr. Was einen Kriegerprinzen zu einem Kriegerprinzen macht und ob man gar ihr Blut ändern kann, um sie zu etwas anderem werden zu lassen. Immer hat sie das Blut verändert und manipuliert. Ihr findet überall in den Zeiten und Ländern Spuren ihrer Experimente. Ich weiß nicht wie weit sie Erfolg hatte das Blut zu manipulieren. Aber ihr Wissen darüber macht sie zu einer sehr gefährlichen Frau. Was die gefangenen Schwarzen Witwen betrifft... sie sind ihre Schwäche, glaube ich. Zorya mag sehr gut darin zu sein die kleinsten Veränderungen in unserem Blut zu verändern, doch sie war nie sehr gut darin das große Ganze zu sehen. Ihr Blick in die Zukunft ist.. begrenzt und ihre Fähigkeiten im Verzerrten Reich nicht so... feingeschliffen wie die in Gift und Blut." Ebonie machte eine Pause.
"Hilft euch das, Königin?", fragte sie.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Di 9. Aug 2022, 19:45

"Interessant", befand Timaris etwas besänftigter, weil Ebonie endlich eine klare Antwort gegeben hatte. Wobei sie es nicht interessant fand, dass Zorya nicht Sions rechte Hand, sondern seine Dienerin war. Das hatte sie schon selbst angenommnen. Aufgrund dessen, was sie von Sion wusste, duldete der Dämon niemanden neben sich. Er wollte alles beherrschen und dadurch zerstören. Was sie interessant fand war, dass Ebonie so betonte, dass sie vor niemandem anderen Angst hatte, ausser Sion. Und das obwohl sich ihre Tochter nun in ihrer Gewalt befand. Nicht, dass sie dem Mädchen etwas antun würde, aber das wusste die Schwarze Witwe ja nicht.

Ayden drängte die Schwarze Witwe zu weiteren Antworten, die ihn jedoch erst einmal ignorierte und Timaris selbst Fragen stellte. Da die Königin ziemlich offen gewesen war, war es nicht weiter verwunderlich, dass eine intelligente Frau wie Ebonie selber zielsichere Schlüsse zog. Timaris lächelte jedoch nur seiden weiter und liess nicht erkennen, wie nahe Ebonie der Wahrheit gekommen war. Noch wollte sie ihr nicht alles sagen und überliess es Ayden, Ebonie weiter anzustacheln, Antworten zu geben. Was er auch ganz gut machte.
Ebonie begann mehr über Zoryas Forschungen und ihre Experimente zu reden. Auch Ayden wäre eines gewesen. In Timaris Mundwinkel zuckte es. Sie konnte sich gerade amüsiert vorstellen, wie Ayden gedanklich dagegen aufs heftigste protestierte. Bei den Experimenten drehte es sich hauptsächlich um das Blut. Blut von Langlebigen, Kurzlebigen, Mischlingen und wie es sich verändern liess. Timaris kam das nicht unbekannt vor. Nicht weit weg von hier laborierte eine ähnlich verrückte Schwarze Witwe an ihren wahnsinnigen Forschungen. Die aber tatsächlich schon zu gewissen Erfolgen geführt hatten. Das war so krank. Aber andererseits wäre es sicherlich faszinierend zu beobachten, ob ein kurzlebiger auch langlebig werden könnte und wie sein Geist damit umgehen konnte. Wenn dies funktionierte, dann könnte sie Aaron etwas länger als nur zwanzig Jahre behalten. Ah, nein, falscher Gedanke.

"Ja, das war sehr interessant", bestätigte Timaris ernst, nachdem Ebonie geendet hatte. Dass die gefangenen Schwarzen Witwen Zoryas Schwäche waren, eröffnete ganz andere Möglichkeiten. Und das mit dem Blut war womöglich auch eine Hilfe für sie. Doch so weit waren sie noch nicht. "Ayden, sei so lieb und schenke mir etwas Tee nach." Ihr war schon wieder kalt geworden und sie brauchte etwas, das sie von innen heraus wärmte.
"Bevor ich Euch jedoch weitere und auch konkretere Fragen zu Zoryas Blutgeschichten und gefangenen Schwarzen Witwen stelle, habe ich noch eine ganz andere Frage an Euch, Ebonie." Scharf blickte sie der Hexe in die Augen. "Was hat Sion gegen Euch in der Hand? Warum ist er der Einzige, vor dem Ihr Euch fürchtet? Ah, und versucht Euch nicht herauszuwinden. Ich weiss, dass ihr Besuch von ihm hattet."
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