Re: Böses Blut
von Ayden » Di 9. Aug 2022, 19:31
Er starrte hinüber zu der Schwarzen Witwe, die sich soeben von ihrem kleinen Mädchen verabschiedet hatte. Wieder musste Ayden an die Kinder denken, die Sion hierher geschickt hatte. Von allen im Stich gelassen und so einsam. Timaris hatte die Boten gut untergebracht, es mangelte ihnen an nichts. Außer an menschlicher Nähe. Aus Angst vor versteckten Netzen und anderen Manipulationen an den Kindern waren sie isoliert worden. Es hatte Ayden einiges an Ressourcen gekostet sie überhaupt aufzuspüren, doch als Haushofmeister kannte er die Wege Türen zu öffnen und Geheimnisse aufzudecken. Wissen war Macht und er hatte schon oft andere damit erpresst, um zu bekommen was er wollte. Das hier war nicht anders.
Er hatte die Kinder persönlich befragt. Folter war dazu nicht notwendig gewesen. Kinder waren... unschuldig, sie wollten glauben, dass ihnen nichts geschehen würde und die Erwachsenen auf sie acht gaben. Ayden hatte sie angelogen und genau das versprochen. Mit stechenden grünen Augen sah er hinüber zu Lady Tyrelli, wie sie sich jetzt nannte. Gerade hatte sie sich als liebende Mutter gezeigt, aber Ayden erinnerte sich an die Geschichten, die Zorya ihm über ihre einstige Freundin erzählt hatte. Wie grausam sie sein konnte wenn es um etwas ging was sie wirklich wollte.
"Ihr habt viele Schwarze Witwen am Hof, Lady Tolarim. Wieso benötigt ihr mich?", fragte sie. Timaris erklärte, dass sie vor allem über Zorya Earcir informiert werden wollte. Ayden hatte bereits viel über Zorya mit Timaris gesprochen. Traute sie seinem Urteil nicht mehr oder glaubte sie, dass diese Ebonie mehr wusste? Die Schwarze Witwe erwiderte seinen Blick kurz wie als erriete sie seine Gedanken.
"Ihr streitet diese Bekanntschaft doch nicht ab oder?", fragte Ayden.
"Nein. Nicht vor euch. Jedoch suchen viele jemanden, dem sie die Schuld an ihren Verlusten geben können. Ich bin nicht diese Person. Genau wie ihr, Prinz Asar, habe ich mich lange von Zorya gelöst und sie nicht mehr gesehen", entgegnete Lady Tyrelli, während sie vor den zwei Adeligen stand. Von der liebenden besorgten Mutter war gerade nicht mehr viel zu sehen, sie wählte ihre Worte mit Bedacht. Ayden sah darin eine versteckte Drohung, dass wenn Ebonies Verbindung an die Öffentlichkeit treten würde, sie ihn ebenfalls beschuldigen würde. Er musste herausfinden, ob sie Beweise von damals aufgehoben hatte.
"Antwortet der Königin", presste er hervor. "Wir suchen keinen Sündenbock, wir suchen einen Weg diesen Krieg zu gewinnen. Ihr steht doch auf unserer Seite in dieser Sache?"
Die Schwarze Witwe nickte. "Gewiss. Ich weiß nicht was ich euch sagen kann. Meine Bekanntschaft mit ihr liegt lange zurück. Zorya ist ein Mischling, ihre Mutter war eine Pruulerin, ihr Vater ein Eyrier. Sie ist in Pruul aufgewachsen und vor langer langer Zeit war sie Königin von Pruul. Gift war ihr Mittel zum Thron. Aber es ist nicht ihr einziges Mittel. Ich weiß nicht genau was mit ihr passiert ist als sie Pruul verlassen musste. Ich habe sie erst später gekannt. Sie ist eine.. beeindruckende Schwarze Witwe, die stets die Grenzen unserer Kaste, unseres Blutes, ausgelotet hat. Ich weiß nicht was sie jetzt macht, was für Aufgaben sie unter Sion an außer das dunkle Dhemlan zu regieren. Ich könnte mir vorstellen, dass sie ihre Forschungen mit seinen Mitteln weiter voran getrieben hat."
"Was für Forschungen?", fragte Ayden, der sich das bisher schweigend angehört hatte. Er ließ nicht erkennen, dass er über Zoryas Herrschaft über Pruul nichts gewusst hatte. Das musste lange vor seiner Zeit gewesen sein. Zorya hatte oft darüber gescherzt, dass Ayden im Vergleich zu ihr noch ein Kind war. Er wusste nicht was sie getan hatte, um ihre Schönheit zu bewahren, obwohl sie gewiss mehrere Jahrtausende alt war.
"Das weiß ich nicht genau. Sie hat nicht alles mit mir geteilt und ich habe ihre Experimente nie gutgeheißen", wich die Schwarze Witwe aus.
"Und das sollen wir euch glauben?", fragte der Haushofmeister scharf.
"An manche Dinge soll man nicht rühren", gab Lady Tyrelli zurück. Ayden sah hinüber zu Timaris. *Sie sagt uns nicht alles*, sandte er ihr abgeschirmt, *Wenn sie Kontakt zu Zorya hatte und sie sich länger kennen, dann hatte sie vielleicht auch Kontakt zu Sion. Ich habe Zorya vor gut 500 Jahren zum ersten Mal getroffen, doch die zwei Schwarzen Witwen kennen sich weit länger.*
Lady Tyrelli musste ihnen helfen. Ayden wollte nicht an die Forderungen Sions denken, die sie für das Gegenmittel würden erfüllen müssen. Timaris würde ihnen niemals zustimmen, selbst wenn sie sie gewusst hätte.