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Das Ende der Spinnenkönigin





Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 19:30

Sie waren bei Nachts gereist. Schnell und leise. Neben Rachhad, Schatten und Nüsschen begleiteten sie Merion und zwei weitere Krieger ihrer Wache. Zudem waren auch noch Dieryla, eine Heilerin und Prialen, eine Priesterin, dabei. Warum sie die beiden anderen Frauen mitgenommen hatte, war sich Eoshan nicht so sicher. Eine Heilerin dabei zu haben, war bei dem, was sie vor hatten, bestimmt eine vernünftige Idee. Hoffentlich nicht notwendig, doch vernünftig. Was jedoch eine Priesterin bei ihnen sollte, konnte sie beim besten Willen nicht sagen. Eoshan hatte jedoch das unbestimmte Gefühl, dass sie eine Priesterin dabei haben mussten.

Bei einem kleinen Waldstück nahe Savahs Lager machten sie in der Morgendämmerung eine kleine Rast, bevor sie den Schutz des Waldes verliessen und offen das Lager betraten. Dabei waren sie alle schwer bewaffnet. Keiner von ihnen trug weniger als ein Langbogen, ein Schwert und ein Dolch bei sich. Und das waren nur die Waffen, die sichtbar waren. Gar die Kapuzen ihrer graugrünen Umhänge, die sonst so wunderbar ihre Herkunft verschleierten, hatten sie nicht hochgezogen. Sie waren Verbündete. Hier mussten sie sich nicht verbergen.

Trotzdem war das Staunen der Glacier gross, als sie siesahen. Keiner hielt sie auf, dennoch schienen sie überrascht, sie hier zu sehen. Eine freute sich jedoch einfach nur hemmungslos, schoss auf sie zu und umarmte Eoshan so heftig, dass ihre Wirbelsäule bedenklich knackste und die ganzen versteckten Waffen schmerzhaft gegen ihren Körper gepresst wurden. Dennoch lachte die junge Königin herzlich und umarmte ihre wilde Freundin sacht.
"Schön, dich wieder zu sehen Savah", sagte sie freundlich, bevor sie ihr ernst in die Augen blickte. "Wir haben eine gefährliche Aufgabe vor uns und der Erfolg dieser Aufgabe hängt stark davon ab, ob du mich begleitest. Wenn du es jedoch tust und wir Erfolg haben, hat Kaeleer gewonnen. Dessen bin ich mir sicher."
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von Anzeige » Fr 23. Sep 2022, 19:30

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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » Fr 23. Sep 2022, 19:31

"Aber Savah, du kannst nicht die Flanke anführen", redete Rüdiger auf sie ein. "Du kannst keinen Überraschungsangriff leiten. Die Kämpfer wollen dich in der Hauptkolonne sehen, sie müssen dich sehen."
"Aber die Flanke macht am meisten Spaß", beschwerte sich Savah. "Die Kolonne ist so langsam. Was ist mit der Vorhut? Dort sehen mich genug."
"In der Hauptkolonne sind die meisten. Dort brauchen sie dich", ließ der Glacier nicht locker. Die Königin seufzte, stapfte schneller über den frostigen Boden.
"Gut, aber ich bin in der vordersten Reihe", beharrte Savah.
"Natürlich. Wo sonst?", entgegnete Gunnar, der ebenfalls dabei war und bewies damit, dass die Glacier in ihrem Stamm die Dinge etwas anders handhabten. In dem Moment kam Rasmus zu ihnen, schnaufte schwer von Anstrengung. Er war anscheinend gerannt. Der Hüne wischte sich über den Bart.
"Schlechte Nachrichten?", riet Savah.
Rasmus nickte. "Wir kriegen die Nachschublieferungen an Waffen nicht rechtzeitig vor der nächsten Attacke der Dhemlaner. Und der Honigmet ist aus", sagte er. Die Königin blickte ihn entsetzt an, packte ihn am fellbesetzten Kragen.
"Was?! Der Met ist aus?", fragte sie aufgebracht.
"Savah... die Waffen...", erinnerte sie Rüdiger an das Wichtige. Die Glacierin nickte. Ja, natürlich.
"Wir müssen mit dem auskommen was wir haben", sagte sie zerknirscht. "Seht nach was wir noch in den Vorräten haben. Durchsucht alles, macht eine Bestandsaufnahme."
"Von den... Waffen?", erriet Gunnar.
"Ja, die auch."

Savah hatte es geschafft ihre Begleiter abzuwimmeln, wollte gerade in ihr Zelt, wo der Wind nicht so eisig war. Sie brauchte dringend eine Pause, selbst wenn sie das vor ihren Leuten nicht sagen konnte. Sie hatte keine ruhige Minute mehr, ständig war etwas zu entscheiden und die vielen Kämpfe an der Grenze zehrten an allen. Es ging nicht wirklich voran und das passte niemanden. Ihre Kämpfer waren keine straff disziplinierte Armee, die zufrieden damit war Monate in Grenzscharmützeln zu verbringen. Auch zwischen den Glaciern gab es Reibereien, verschiedene Clans, die sich um dies und das kümmerten. Kämpfer, die zurück zu ihren Bauernhöfen kehrten, um sich um das Vieh zu kümmern. Betrunkene Gelage und noch mehr Streitereien.
In dem Moment hörte sie aufgeregte Rufe. Was war jetzt schon wieder? Die großgewachsene Glacierin drehte sich um. Ihr Gesicht begann sofort zu strahlen.
"Eoshan!" Sie rannte auf die andere Königin zu und zog sie in eine kräftige Bärenumarmung. "Ach, es ist so schön dich wiederzusehen." Eoshan wurde noch mehrmals geherzt ehe Savah den Griff lockerte. Eoshan kam gleich zur Sache, sagte, sie bräuchte ihre Hilfe. Es gäbe eine gefährliche Aufgabe und wenn Savah ihnen helfen würde, hätten sie Kaeleer gewonnen.
"Wirklich? Ich helfe wo ich kann. Meine Truppen warten nur darauf endlich nach Dhemlan vorzustoßen. Wenn Askavi mal in die Gänge käme", sagte sie. "Aber ihr müsst erschöpft von der Reise sein. Wollt ihr was trinken? Honigmet ist leider aus", sagte sie betrübt. "Aber wir finden schon was. Kommt, stärkt euch." Sie legte einen Arm um Eoshan, führte sie ins Zelt. "Und wer sind deine Begleiter?"
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 19:31

"Ich fürchte, für dieses Vorhaben, wirst du deine Truppen deinem Hauptmann der Wache überlassen müssen, Savah", begann nun der schwierigere Teil des Gespräches. Eoshan hatte schon damit gerechnet, dass die Glacierin ihre Hilfe anbieten würde. Sie brannte schon lange auf diesen Kampf. Doch er würde sich wohl etwas anders gestaltet, als erwartet.
"Danke, für deine Gastfreundschaft, aber wir möchten so schnell wie möglich weiter", lehnte sie Getränke und Erholung freundlich ab, folgte Sava aber gerne in ihr Zelt. "Wir müssen direkt zur Küste Glacias. Möglichst nah an Dhemlans Grenze. Wir dürfen dieses Ding..." Sie suchte nach den richtigen Worten. "Na dieses Holzhaus auf dem Wasser mit den grossen Tüchern auf dem Dach nicht verpassen. Es wird uns nah genug an Dalmandans Feste bringen, damit wir uns hinein schleichen können." Es blieb unterwegs noch Zeit, Savah genau zu erklären, was sie gesehen hatte. Jetzt drängte es sie, weiter zu ziehen.
"Meine Begleiter? Nun, Prinz Schatten", Eoshan deutete auf das Zeltdach, auf dessen Spitze sich der schwarzgefiederte Kriegerprinz niedergelassen hatte, "und Prinz tar Connacht kennst du ja bereits. Dieser aufgeweckte, lebhafte Krieger ist Lord Nüsschen." Sie streckte ihre Hand aus und das Eichhörnchen, welches sich bisher unter ihren Haaren versteckt gehalten hatte, krabbelte an ihrem Arm entlang und sprang auf die Schulter, der glacianischen Königin. Kurz schnupperte er an ihrem Hals, bevor er sich aufrichtete und sie ernst anblickte *Honig*, sandte er ihr hilfsbereit und schickte ein Bild eines Bienenstockes nach, den sie eben erst im Wald, nicht weit weg von hier gesehen hatte.
"Wenn du jemals Hunger hast, er weiss Rat", lachte Eoshan, die das natürlich mitbekommen hatte. Vorallem war der tapfere kleine Lord aber ein guter Freund und Tröster. Danach stellte sie der Reihe nach die Heilerin, die Priesterin und ihre Wächter vor. "Und dies ist Lord Merion Riendes", schloss sie mit dem jüngsten in ihrer Begleiter vor. "Er ist Anwärter für die Wache und der Gefährte meines Bruders im Geiste. Und um genau den geht es. Auch wenn ich dir nicht erklären kann wieso, ist er der Schlüssel. Wenn Sion ihn in die Hände bekommt, sind wir alle verloren. Leider konnte Zorya Eacir meinen Bruder nun entführen. Sie scheint nicht zu wissen, wer er ist, weswegen sie ihn wohl noch nicht weiter gegeben hat. Doch ich fürchte, dies wird nicht mehr lange so bleiben. Deswegen müssen wir uns beeilen. Du wirst eine Priesterin mitnehmen und drei deiner Kämpfer. Und dann ist da noch so ein riesiger Mann. Er ist selbst für einen Glacier wirklich gross und seine Augen funkeln wie Saphire. Völlig unverkennbar. Kennst du ihn? Er wirkt nicht so, als stünde er von einem der Clans ab. Mehr wie einer aus diesen Steinhäusern." Keines ihrer Worte war als Befehl gedacht gewesen. Sondern eine schlichte Aufzählung der Personen in ihrer Version. Entsprechend sandte Eoshan der anderen Königin auch immer gleich die Bilder der Menschen, die sie in ihrer Vision gesehen hatte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » Fr 23. Sep 2022, 19:32

Eoshan begann damit ihr zu sagen, dass Savah, wenn sie ihnen bei dieser Aufgabe helfen wollte, ihre Truppen verlassen müsste. Das gefiel der Glacierin ganz und gar nicht. "Meine Leute brauchen mich", wandte sie ein, "Wenn sie mich an vorderster Front sehen, kämpfen sie doppelt so stark." Es würde schwer sein den Glaciern einen gewichtigen Grund zu geben warum ihre Königin sie nicht begleitete. Vermutlich sollte diese Aufgabe auch geheim bleiben.
Leider wollten die Dea al Mon nicht lange bleiben, um alles zu besprechen. Nichtmal etwas trinken. Savah kam sich etwas überrumpelt vor.
"Nein, setzt euch doch. Ihr hattet eine lange Reise, ihr solltet euch stärken", bestand die Königin. An glacianischer, üppiger Gastfreundschaft kamen Freunde nicht dran vorbei. Savah deutete in dem großen Zelt auf einige Fehler und Kissen, die um eine mit Steinen befestigten Feuerstelle angeordnet waren. Ein Topf mit Fleisch und Suppe köchelte über dem Feuer. Oben im Zelt war ein Loch, das der Rauch abziehen konnte.
Eoshan wollte zur Küste Glacias. Zu einem Holzhaus auf dem Wasser. Savah blinzelte verwirrt. "Ach, du meinst ein Schiff. Ja, wir haben ein paar Schiffe. Wir dachten, eine Gruppe segelt nach Dhemlan hinüber, greift eine der Hafenstädte an, während wir gleichzeitig über Land einfallen. Die Hauptstreitmacht wird über Land sein. Wir haben nicht genug Truppen, um alle Kämpfer zu transportieren", erzählte sie. Savah vertraute darauf, dass Eoshans Begleiter diese militärische Planung mitanhören durften.

Schließlich stellte ihr Eoshan auch die Begleiter vor, die Savah noch nicht kannte. Die Königin begrüßte Eoshans ersten Begleiter und auch die Verwandten Wesen. Das Eichhörnchen, Lord Nüsschen, war ihr unbekannt, aber sofort sympathisch. Es hüpfte zu ihr auf die Schulter und sandte ihr ein Bild von einem Bienenstock. "Du hast Honig gesehen?", fragte Savah aufgeregt. "Das muss ich gleich weitersagen." Honig war sehr wichtig für die Zubereitung von gutem Honigmet.
Ein paar ihrer Krieger waren in das große Zelt gefolgt, unter ihnen der hünenhafte bärige Rasmus und auch der Kriegerprinz Magnus und Marten. Die drei Männer kamen dem was ein Blutdreieck war am nächsten. Da wollte Savah die Männer auch bei dieser wichtigen Besprechung dabei haben. Sie hatte ihnen nicht einmal gesandt, die drei spürten auch so, dass sie jetzt bei ihrer Königin sein sollten.
Eoshan stellte gerade denjungen Krieger vor, den sie noch dabei hatte. Merion Riendes. Er wäre Gefährte von Eoshans Bruder im Geiste. Im Geiste? Savah verstand es nicht ganz und fasste es schlicht so auf, dass Eoshan ihren Bruder meinte. Zorya Earcir hätte ihn entführt.
"Oh, Eoshan, das ist schrecklich", stieß Savah aus. "Du willst ihn befreien?", erkannte sie. Dass Eoshans Bruder Geheimnisse wusste, die Sion nicht erfahren dürfte, wiegte genausoschwer. Die Dea al Mon fuhr fort, dass Savah eine Priesterin und drei ihrer Kämpfer mitnehmen solle. Ebenso einen riesigen Mann mit saphirfarbigen Augen. Er wäre kein Clanmitglied und sähe mehr wie jemand aus, der aus einem Steinhaus kam. Die Glacierin war verwirrt über diese Beschreibung.
"Sie meint Hagen", sagte Marten nach kurzem Grübeln. Der sehnige Prinz mit den langen schwarzen Haaren hatte sich ans Feuer gesetzt, ölte eine Sehne für seinen Bogen ein.
"Oh, ja, Hagen, er ist wirklich groß", bemerkte Savah und grinste leicht. Natürlich kannte sie Hagen. Der Adelige hatte sich ihnen erst vor einer Weile angeschlossen. "Aber was willst du mit ihm? Woher kennst du ihn?", erkundigte sie sich. Eoshan erklärte, dass sie es in einer Vision gesehen hätte. Die Glacier nickten bedächtig. Sie hatten Respekt vor Visionen und Schwarzen Witwen.
"Aber Eoshan, ich kann nicht einfach hier so aufbrechen. Wie ich schon sagte, meine Leute brauchen mich. Hagen trägt auch schwarzgraue Juwelen. Ich kann ihn und einige meiner besten Männer losschicken", bot sie der Dea al Mon an. "Hast du gesehen wo dein Bruder ist? In Zoryas Festung? Die liegt weit im Landesinnere von Dhemlan, aber es ist auch unser Ziel. Sind deine Leute bereit? Wir können in ein paar Tagen in Dhemlan einfallen." Sie musste nur alle kampfbereiten Glacier hier an der Front mobilisieren.
"Endlich", brummte Rasmus. Der breitgebaute Glacier kratzte sich an seinem buschigen Bart. "Ich will meine Axt in ein paar dhemlanischen Soldaten versenken."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 19:37

Savah wollte es gar nicht gefallen, dass Eoshan ihre Gastfreundschaft ausschlug. Sie hatte sie schon lange eingeladen und wollte ihr ihre Gastfreundschaft zeigen. Es war ja auch nicht so, dass Eoshan sie entgültig aussschlagen. Sondern nur auf später verschieben. Für dann, wenn ihr Bruder und ihr Wald, ja ganz Kaeleer nicht mehr in Gefahr waren. Auch gefiel Savah die Vorstellung nicht, dass sie ihre Kämpfer zurück lassen musste. Eoshan konnte es ihr nicht verdenken. Ihr ging es ganz ähnlich. Sie liess auch nicht nur ihre Kämpfer zurück, sondern auch einen vergifteten Waldteil.
Wenigstens war Savah ganz glücklich über Nüsschens Information bezüglich des Bienenstockes. Stolz huschte er zurück auf Eoshans Schulter und plusterte seinen Schwanz auf.

"Ich danke dir für dein Mitgefühl, Savah", lächelte sie die andere Königin traurig an. "Ich kann verstehen, dass du hier grössere Verpflichtungen hast. Mein Bruder hat mir gesandt, dass er sich in Dalmandans Feste befindet. Sie haben etwas vor mit ihm. Mit seinem linken Arm und dem Schlangenzahn. Allem voran hat er mich jedoch vor dem Gift gewarnt, dass Zorya in die Bäume gespritzt hat." Eoshan war tief beeindruckt von dieser Tapferkeit. "Glücklicherweise haben wir es schon vorher finden können und inzwischen ist es eingedämmt." Nichts desto trotz würden die Dea al Mon in den Krieg ziehen und Eoshan würde ihren Bruder befreien.
"Hagen kenne ich nicht", verneinte sie nicht. "Ich weiss nur, dass möglichst viele von denen, die ich in der Vision mitkommen sollten, am besten alle, wenn es irgendwie möglich ist. Ich weiss auch, dass Dalmandans Feste nicht am Meer liegt. Dennoch müssen wir das Schiff nehmen und nicht über den Landweg gehen. Mit dem Heer sind wir zu langsam. Wir müssen früher hinter die Mauern gelangen. Es wird auch keines von deinen Schiffen sein Savah, sondern ein hayllisches. Eine Gruppe von vorwiegend Haylliern wird uns helfen." Sie runzelte kurz nachdenklich ihre Stirn. "Oder wir ihnen. Es ist sehr wichtig für uns alle, dass wir sie treffen und die Zeit drängt."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » Fr 23. Sep 2022, 19:38

Eoshan teilte ihr noch mehr Informationen mit. Ihr Bruder wäre tatsächlich in Dalmandans Feste und die Spinnenkönigin hätte dunkle Pläne mit ihm.
"Er ist eine Schwarze Witwe?", fragte Savah erstaunt. Von so etwas hatte sie noch nie gehört, kaum gewusst, dass dies überhaupt möglich war. Natürlich wollte Zorya Earcir dann an Eoshans Bruder herankommen.
"Gift in Dea al Mon?", kam die nächste erschreckende Neuigkeit. "Sie hat euren Wald vergiftet? Wann war das? Geht es dir gut?" Sie drückte Eoshans Hand wie um sich zu vergewissern. Wenn das eigene Land litt, dann spürte das auch die Königin des Territoriums. Eoshan war sehr tapfer und stark, bemerkte Savah wieder einmal. Die Glacierin wollte mehr wissen und so erzählte ihr Eoshan was genau mit dem Wald passiert wäre. Selbst jetzt würden noch Königinnen daran arbeiten die Vergiftung zu heilen.
"Du wärest auch da, wenn du nicht deinen Bruder retten wolltest, ja?", erriet Savah. Es passte ihr auch nie wenn sie Glacia verlassen musste, aber manchmal war es notwendig. Gerade um das eigene Land zu schützen. Eoshans Bruder war nun schon eine Woche entführt. Verständlicherweise drängte die Dea al Mon auf baldigen Aufbruch. Das große Heer wäre zu langsam und sie sollten ein Schiff nehmen, um vor dem Heer zur Festung zu kommen.
"Soweit ich weiß befindet sich die Festung hoch in den Bergen. Ein Schiff wird uns nur bis zur Küste bringen. Von dort sind es immer noch Wochen bis zur Festung. Marten, bring einmal die Karten", bat sie den Prinzen. Der Glacier holte einige Karten herbei, die sie von Dhemlan hatten.
"Es gibt einen Fluss. Hier. Aber der geht nicht direkt nach Dalmandans Feste", sagte er. "Sondern weit daran vorbei. Wir könnten ihn höchstens bis hierhin befahren." Er deutete auf einen Punkt. "Und ab hier zu Pferde Richtung Amdarh und dann weiter nach Lyss. Würde die Reise etwas verkürzen."
Savah betrachtete die Karte skeptisch. Sie war immer noch der Meinung, dass sie mit dem ihren eigenen Leuten reisen sollte. "Wie sollten wir mit einer kleinen Gruppe in die Festung kommen? Welche Hayllier? Ich dachte, die kümmern sich um Terreille."

"Wir brauchen Belagerungswaffen für die Festung", sagte Rasmus. Er goss sich aus einem Trinkschlauch etwas Bier in einen Becher. Es kamen Glacier und brachten Krüge mit Getränken, herzhaftes Brot und einige kalte Hühnchenkeulen. Dass die Dea al Mon noch heute aufbrechen wollten, war ein Ding der Unmöglichkeit. "Langer, steiler Weg bis rauf zur Burg heißt es." Er griff sich eine der Hühnerschlegel, biss herzhaft hinein und kaute genüsslich. "Wird lang brauchen bis die Armee dort ist."
"Wie lange, denkst du?", fragte Savah.
"Kommt auf den Widerstand an auf den wir treffen. Vier Monate vielleicht", sagte er. "Wenn wir alle Schlachten gewinnen." Die Königin nickte. Damit hatte sie schon gerechnet.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 19:39

"Es hilft, dass ich weiss, dass ich etwas dagegen tun kann", lächelte sie etwas gezwungen auf Savahs besorgte Fragen. "Dass ich dagegen kämpfen kann. Die Königinnen in Dea al Mon sind stark. Sie werden das Gift besiegen können." Auch ohne sie. *Du hättest es sehen müssen*, sandte sie der anderen Königin auf einem privaten Speerfaden ergriffen. *Ich habe nur wenige gerufen, um zu helfen. Doch es kamen so viele. Selbst solche, die es vorgzogen haben, in Einsamkeit zu leben. Grossmütter die kaum mehr gehen können und kleine Mädche, die es kaum noch können, haben es geschafft ihre Familien dazu zu überreden, sie an die vergiftete Stelle zu bringen, damit auch sie helfen können.* Es war eindrücklich gewesen und hatte Eoshan unglaublichen Mut und Vertrauen gegeben. Savah erkannte ganz recht, dass sie dort geblieben wäre, wenn sie nicht ihren Bruder retten wollte.

"Ja", antwortete Eoshan dennoch zögernd und überlegte sich, ob das die ganze Wahrheit war. "Eine Weile länger zumindest. Doch meine Aufgabe ist eine andere. Ich muss nicht das machen, was ein haufen Anderer auch machen können. Ich muss das tun, was nur ich tun kann. Ich habe das Gefühl, auch wenn ich es nicht beweisen kann, dass es noch um mehr geht, als meinen Bruder, Savah. Da war etwas in meiner Vision, das mich drängt, dieses Schiff zu treffen. Vieles mag ich im übertragenen Sinn gesehen haben, doch ich weiss, dass es vieles entscheiden wird." Sie hielt inne und merkte, dass sie sich korrigieren musste. "Alles."

Den Glaciern gefiel die Vorstellung, endlich losschlagen zu können. Sie holten auf Savahs Wunsch eine Karte herbei und schauten sich die geographischen Bedingungen genauer an. Visionen hielten sich in solchen Dingen leider selten an die Realität. Eoshan hatte gesehen, wie das hayllische Schiff direkt auf die Feste zugesegelt war. Da hatte keine Landschaft exisiert. Aber anscheinend gab es einen Fluss, den man ein Stück weit hochsegeln konnte, von wo aus man mit den Pferden weiter musste. Da war das Risiko gross, dass man sie entdeckte. Vielleicht konnte man auch auf Winden reisen. Eoshan erinnerte sich daran, dass Savah ihr einmal erzählt hatte, dass sie und ihr Stamm diese Möglichkeit selten in Anspruch nähmen. Vielleicht sagte sie deswegen nichts über die Winde. So oder so würde es gefährlich werden.

"Wir haben keine solchen Burgen", erklärte Eoshan, dass sie auch nicht genau wisse, wie man mit einer kleinen Gruppe in die Festung käme. "Doch ich habe in Dhemlan mir einmal einige Bücher ausleihen können, in denen Stand, dass solche Steintürme oft kleine Hintereingänge haben. Geheime Tunnels oder Abwasserkanäle. Vielleicht können wir so Einlass finden. Oder wir klettern im Schutze der Nacht über die Mauern." Das hatten die Dea al Mon schon oft gemacht. Allerdings wusste Eoshan nicht, wie es um die Kletterfähigkeiten der Glacier und Hayllier stand. "Womöglich hilft uns auch eine List", bot sie deswegen eine Alternative.
"Es ist schwierig Dalmadans Feste als Schwarze Witwe auszukundschaften", antwortete sie dem Mann, der von Belagerungswaffen für die Festung sprach. "Zu sehr ist alles mit Netzen und Fallen verwoben. Sie müssen sehr viele Schwarze Witwen dort haben. Von dem was ich gesehen habe, wird man auf den hohen Felsen kaum Platz für diese grossen Holzkonstruktionen da draussen haben."
"Man müsste die Feste von innen heraus aushölen können", kam es von Rachhad, der wie die anderen Dea al Mon etwas irritiert darüber war, dass bei dieser Kriegsplanung essen aufgetragen wurde. Eoshan musste lächeln. Ihre Völker waren so verschieden. Schön, dass sie dennoch miteinander verbündet waren.

"Hayll wird sich um Terreille kümmern, wie wir es beim Treffen besprochen haben", bestätigte Eoshan, da sie nichts gehört oder gesehen hatte, was dies ändern sollte. "Sie werden die Aufmerksamkeit Sions so lange auf sich ziehen, bis wir Kaeleer von seinen Truppen befreit haben und ihnen beistehen können, Sion entgültig zu vernichten. Daran hat sich nichts geändert. Die Hayllier, die ich auf dem Schiff gesehen habe, wirkten nicht so, als wären sie Soldaten. Sie wirkten eher wie, hmmm, wie nennt ihr sie, ah ja, sie wirkten eher wie Wegelagerer." Obwohl, das war vielleicht auch nicht das richtige Wort. Es trug jedenfalls nicht dazu bei, dass man den Haylliern auf dem Schiff vertrauen wollte, merkte Eoshan gerade. Aber sie konnten es, das wusste sie.

"Mein Bruder hat keine vier Monate", entgegnete sie traurig. "Wir auch nicht. Dea al Mon wird Glacia und Askavi beistehen, in diesem Krieg. Wir werden euch mit unseren Pfeilen unterstützen und Nachts, wenn ihr nicht mehr so gut sehen, werden wir unsere Angriffe starten, dass den Dhemlanern keine ruhige Minute mehr bleibt. Doch meine Begleiter und ich werden heute noch weiter ziehen und uns hinter die dhemlanische Front, um zu sehen, was wir in Dalmandans Feste ausrichten können. Mein Hauptmann der Wache und mein Haushofmeister werden mich hier gut vertreten. Hier werde ich nicht gebraucht." Bei Minan schon.
*Und da ist noch etwas anderes, was ich dir mitteilen sollte, Savah*, sandte sie der Königin erneut auf einem gut abgeschirmten Speerfaden. *Es ist nicht mein Geheimnis und es ist nicht recht, dass ich es weiter erzähle. Deswegen solltest du es auch nicht tun, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Hayll wird sich wie besprochen verhalten. Nur kann es sein, dass Hayll bald brechen wird. Die Hayllier sind anders, als wir. Sie streiten und kämpfen auch untereinander, soweit ich das richtig mitbekommen habe. Wer weiss, was passiert, wenn ihre Königin stirbt und sie nicht mehr zusammen hält.* Sie merkte Savahs Verwunderung, warum Timaris denn so plötzlich sterben sollte, so geschützt und bequem wie sie es in ihrem Palast sicherlich hatte. *Sie wurde schon vor langer Zeit Sion vergiftet*, klärte Eoshan sie auf. *Schon vor dem Königinnentreffen. Es ist ein langsam wirkendes Gift, mit dem Sion sie erpressen will. Bisher wurde noch kein Gegengift gefunden. Irgendwann wird das Gift sie getötet haben. Trotz seiner Langsamkeit fürchte ich, dass auch ihr die Zeit wegrennt und somit auch uns, wenn Hayll Sion keinen Widerstand mehr leisten kann.*
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » Fr 23. Sep 2022, 19:44

Eoshan sandte ihr, wieviele Königinnen, jung und alt, sich freiwillig gemeldet hatten, um dem Land zu helfen und von der Vergiftung zu reinigen. So viele hätten helfen wollen, es wäre erstaunlich gewesen.
*Sie werden es schaffen*, sandte Savah zurück. Sie hatte selbst mitbekommen wie stark und magisch Dea al Mon war. Sie hoffte, die Königinnen würden die Vergiftung aufhalten können. Sicherlich wäre Eoshan auch dort, um als Königin des Reiches noch mehr bewirken zu können, aber sie wollte ihren Bruder retten. Sie sagte, sie würde das tun müssen, was sonst kein anderer tun könnte. Die Glacierin nickte. Das war eine gute Art als Königin zu handeln. Deshalb fand sie, war es auch so wichtig, dass sie ihre Kämpfer inspirierte und anfeuerte, vorne an der Spitze der Truppen. Wer sollte das sonst tun?
Eoshan appellierte an sie, dass ihre Vision ihr gezeigt hätte, dass diese Rettungsaktion viel mehr entscheiden würde als bloß das Schicksal ihres Bruders.
"Was genau hast du noch gesehen?", fragte Savah, "Ihr könnt nicht blindlings nach Dhemlan stürmen ohne jeden Plan. Es würde euch nur umbringen." Sie bezog sich nicht mit dort ein, war immer noch nicht recht überzeugt. Sie glaubte, dass Eoshan fest von ihrer Vision oder dem Gefühl davon überzeugt war. Aber für Savah waren da zu wenig Anhaltspunkte.
Die Karten von Dhemlan zeigten auch bald, dass es keinerlei direkten Wasserweg zur Festung gab. Doch Eoshan schien bestimmt, dass ein fremdes Schiff mit Hayllierin dafür benötigt wurde.
"Wir Glacier verstehen genug von Burgen, aber jede Burg ist anders. Es mag irgendwo versteckte Eingänge geben, doch wo? Wisst ihr das?", fragte Savah. "Ich will euch unterstützten, doch ohne einen richtigen Plan helfen wir niemanden." Auch das Auskundschaften mit einer Schwarzen Witwe fiel weg, genauso wie das Aufbauen von Belagerungsmaschinen.

Hayll würde in Terreille weiter Sion beschäftigen und ihnen Zeit verschaffen. Savah nickte grimmig. "Unsere Truppen werden sich bald in Bewegung setzen. Wir brauchen nur ein paar Tage, um alle zu mobilisieren und das Lager aufzubrechen." Sie hatten ja nur hier darauf gewartet, dass alle anderen Armeen endlich bereit waren. Es schien, als wäre diese Zeit nun gekommen.
Eoshan sagte betrübt, dass ihr Bruder nicht vier Monate aushalten könnte. Sie wollte nicht mit der Armee mitreisen, sondern heute noch weiterziehen, um diese hayllischen Wegelagerer, wie sie diese nannte, zu treffen.
"Eoshan, ich verstehe, dass du so schnell wie möglich weiterreisen willst, aber ihr habt nichts außer einer Vision als Anhaltspunkt...", zweifelte Savah. "Wo genau an Dhemlans Küste wollt ihr auf diese Hayllier treffen? Wie kommt ihr mit einem Schiff unbemerkt den Fluss entlang, wie von dort über Land zur Festung und erst hinein? Geschweige denn von hinaus..."
Da sandte Eoshan ihr, dass Hayll eventuell bald brechen würde. Königin Timaris war bereits vor dem Königinnentreffen vergiftet worden und irgendwann würde sie das Gift töten. Ihnen würde die Zeit wegrennen.
Deswegen drängte Eoshan so sehr darauf vor der Armee loszuziehen. In vier Monaten wäre Timaris wohl schon tot und Haylls Widerstand gebrochen. Savah rieb sich überwältigt den Kopf.
"Wenn es so drängend ist wie du sagst, hast du recht und wir müssen schneller zu Zorya", stimmte sie zu. "Aber nicht heute, Eoshan. Das ist Wahnsinn. Ich reise nicht auf gut Glück nach Dhemlan. Wenn wir einen Plan haben und wenn wir wissen, wo dieses mysteriöse Schiff ist."
Daran würde die Glacierin nicht rütteln. Eoshan konnte entweder jetzt alleine weiterreisen oder später gemeinsam.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 19:48

Es war schwierig Savah zu überzeugen, mit ihr zu kommen und das schnell und nicht erst, wenn sie alles ausdiskutiert und geplant hatten. Dazu hatten sie später noch Zeit. Dessen war Eoshan sich sicher. Wenn sich alle zusammen gefunden hatten, die gemeinsam in Dalmadans Feste einbrechen wollten. Savah war ihre Vision zu wenig, weil sie wohl nicht nachvollziehen konnte, wie intensiv sie gewesen war. Eoshan kannte die Nuancen. Sie wusste, wann es nur eine vage Möglichkeit oder gar nur ein flüchtiger Traum war. Diese Vision war so stark gewesen, als wäre es bereits passiert. Als wäre es eine Erinnerung. Sie drängte mit aller Macht dazu, war gemacht zu werden und Eoshan war sich sicher, dass die Vision nicht manipuliert worden war. So etwas hätte sie gespürt. Selbst wenn jemand mit dunkleren Juwelen das versucht hätte. Bei ihrer Ausbildung hatte sie gelernt, so etwas herauszufinden. Niemand konnte Visionen ohne Spuren verfälschen. Denn sie kamen von der Dunkelheit selbst.

Wenigstens stimmte Savah ihr zu, dass sie schneller zu Zorya mussten, nachdem Eoshan ihr von Timaris vergiftung erzählt hatte. Doch sie wollte trotzdem nicht heute weiter. Das wäre Wahnsinn. Sie würde nicht auf gut Glück nach Dhemlan reisen. Erst dann, wenn sie einen Plan hätten und wüssten, wo dieses myseriöse Schiff sei. Eoshan blickte entäuscht, ärgerte sich, dass sie nicht besser erklären konnte, was unbedingt notwendig war, damit es auch die Glacier verstanden. Merion, der leicht versetzt hinter ihr stand und neugierig die Karte musterte, wollte aufbrausen. Er empfand Savahs Unglauben an seiner Königin als tiefe Beleidigung und er machte sich grosse Sorgen um Minan. Sorgen, die er schon lange tapfer bei sich behielt, seine Selbstbeherrschung jedoch langsam bröckeln liess. Rachhad legte ihm schweigend eine Hand auf die Schulter. Die stumme Mahnung reichte, damit der junge Wärter sich wieder zusammen riss.

"Ich werde das Schiff finden", versicherte Eoshan. Da Savah das vor Ort an der Küste jedoch nicht genug war, blickte die Dea al Mon auf die Karte, streckte ihre Hand aus und liess sie über dem Ort schweben, wo sie sich gerade befanden. Gleichzeitig glitt sie ins Verzerrte Reich. Vorsichtig, gut geschützt und bereit gleich wieder daraus zu fliehen, sollte sie einen Blick auf sich spüren.
"Hier sind wir", erkannte sie aus dem Grauen Reich. Ihre Stimme klang leicht metallen und so, als ob sie weit weg war. Ihr silberner Blick, mit dem sie Savah anschaute, war verschleiert. Ohne auf die Karte zu sehen, liess sie ihre Hand rasch an die Küste Glacias reisen. Genau da, wo ein schwarzgrauer Wind entlang glitt. So würden sie reisen. Etwas langsamer schwebte ihre Hand der glacianischen Küste entlang. Nicht weit. Vielleicht eine Stunde Fussmarsch. Dort kurz vor der Grenze zum dhemlanischen Territorium, hielt sie inne.
"Hier werden wir das Schiff treffen und an Bord gehen", erkärte sie ihre Vision weiter. Sie sah es vor sich. Sah wie sie die Klippen hinunter in Beiboote stiegen. Sah den Mann mit den wunderschönen und so unendlich traurigen, goldenen Augen. So gut es ging, sandte sie Savah, was sie selber gerade sah. "Taelos ist der Name des Schiffes." Und nicht nur das. Doch Eoshan bohrte nicht nach, da sie erkannte, dass es persönlicher Schmerz war und nicht mit der Rettung von Minan zu tun hatte. "Wenn wir zusammen sind, können wir mit dem Planen beginnen. Wenn alles Wissen zusammen ist. Hier ist es vergeben." Eoshan brach die Verbindung zu Savah wieder ab, da es schwierig war, sie aufrecht zu erhalten, wenn sie selber eine Vision wob und sich im Verzerrten Reich befand. Ausserdem war es für Blutleute, die keine Schwarzen Witwen waren, nicht leicht, solche eindringlichen Visionen zu verarbeiten.

Eoshan hoffte, dass es jedoch gereicht hatte, damit Savah sich von der Richtigkeit ihres Tuns hatte überzeugen können. Vielleicht brauchte sie aber noch mehr. Informationen waren ohnehin wichtig. Für sie alle. Vorsichtig näherte sie sich mit ihrer Hand der Markierung von Dalmadans Feste. Noch immer konnte sie den Weg dahin nicht genau erkennen. Die Burg auf hohen Felsennadeln stand in dichtem, klebrigen, unnatürlichem Nebel. Krähen kreisten darum herum. Sie drohte ihr zu entgleiten. Vorsichtig versuchte Eoshan in ein Fenster reinzuschauen, so vielleicht Einlass zu finden. Als sie prompt wieder den Haushofmeister von Hayll beim Sex erwischte. Wild, hemmungslos mit dem jungen Krieger mit dem feinen, schwarzen Haar, das ganz blond wirkte. Eoshan wurde knallrot und ihre Wangen brannten vor Verlegenheit. So hatte sie definitiv nicht herausfinden wollen, wie der Sex zwischen Männern genau aussah. Mit einem Keuchen verliess sie das Verzerrte Reich. Dummer Ayden Asar. Warum musste sie den auch immer sehen? Und dann auch noch beim Sex. Ob der nie etwas anderes tat? Dabei gab es zur Zeit bedeutend wichtigere Dinge zu tun.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » Fr 23. Sep 2022, 19:49

Normalerweise war Savah auch jemand, der lieber sofort handelte und mitanpackte als zu planen und zu überlegen, doch das was Eoshan vorhatte war sehr gefährlich. Mitten in Zoryas Festung einbrechen. Sie halfen niemanden, wenn sie blindlings losstürmten. Savah wusste, dass sie ihr Leben in der Schlacht aufs Spiel setzen würde. Zur Not würde sie sich auch opfern, um ihr Volk zu retten, aber sie würde ihr Leben als Königin nicht unüberlegt wegwerfen.
Eoshan beteuerte, dass sie das Schiff finden würde, das sie angeblich treffen sollten. Die Schwarze Witwe hielt ihre Hand über die Karte, verstummte für eine Weile. Die Glacier beäugten das Geschehen etwas misstrauisch. Schwarze Witwen waren bei ihnen eher selten und entsprechend ungläubig waren sie, dass ihnen dies weiterhelfen sollte. Eoshans Finger strichen an der Küste entlang, blickten dabei aber aus silbernen Augen zu Savah. Es sah so entrückt aus. Savah schauderte es und sie sah rasch wieder auf die Karte. Die Finger fuhren an der glacianischen Küste weiter bis knapp zur Grenze nach Dhemlan, wo sie verharrte und dann sagte, dass sie dort das mysteriöse Schiff treffen würden. Eoshan sandte ihr abrupt einige von diesen Bildern. Verschwommen sah die glacianische Königin das besagte Schiff, sah wie eine kleine Gruppe die zerklüfteten, rauen Klippen Glacias hinabkletterten, um in Beiboote zu steigen. Ein Hayllier erwartete sie.
Eoshan drängte sie erneut dorthin zu reisen. Sie könnten planen, wenn sie das Schiff gefunden hätten.
"Ich weiß nicht Eoshan...", begann Savah. "Woher weiß denn dieses Schiff, wo wir sind? Was machen Hayllier in Kaeleer und in dieser Gegend?" Das wunderte sie doch etwas.
Eoshan wirkte noch etwas abwesend und hatte rote Wangen bekommen. Ob sie noch eine Vision gehabt hatte? Savah blickte sie fragend an. Wenn es eine Vision gewesen war, dann eine eher prekäre.
"Du willst doch nicht wirklich auf eine verrückte Vision hören?", fragte Rasmus. "Wir sind kurz davor in die Schlacht zu gehen." Der füllige, bärtige Glacier blickte kritisch zu den dafür eher feingliedrigen Dea al Mon.
Savah blickte ihn scharf an. Vor anderen sollte er sie besser nicht untergraben. "Wir müssen", sagte sie den Männern im Zelt. "Die Königin von Hayll ist schwer vergiftet. Wenn sie während des Krieges stirbt, hat Sion leichtes Spiel das restliche Terreille zu erobern. Wir haben weniger Zeit als gedacht."
Rasmus, Magnus und auch Marten sahen sie überrascht an. Zwar hatte Eoshan sie beschworen, dass es ein Geheimnis wäre und vermutlich wäre die andere Königin nicht so erfreut darüber, dass Savah es sofort ihren Männern verriet, aber sie wusste am besten, wie sie den Barbarenstamm zu handhaben hatte. Entschuldigend jedoch auch stark sah sie zu der Dea al Mon.
"Sie wären niemals auf diese Rettungsmission gegangen für deinen Bruder...", erklärte sie. Das war eine bittere Wahrheit. Es ging um weit mehr als nur ihre Familien.

"Bah, was interessiert uns Terreille? Wir müssen Glacia schützen!", sagte Rasmus.
"Wir können Sion nur bezwingen, wenn er von beiden Seiten in die Zange genommen wird. Wenn Sion gegen Hayll gewinnt, wird er schnell seine volle Aufmerksamkeit nach Kaeleer lenken", argumentierte Magnus. "Die glacianischen Truppen werden sich in Bewegung setzen und Zorya vielleicht lange genug ablenken, dass wir in ihre Festung kommen. Sie ist keine Glacierin, sie wird nicht auf dem Schlachtfeld sein."
Savah nickte zustimmend. "Wir schlagen der Hydra einen ihrer Köpfe ab. Und dieses Mal für immer", sagte sie entschlossen. Sie wandte sich wieder an Eoshan.
"Wir können morgen aufbrechen. Nicht heute", beharrte sie, da die Dea al Mon bisher nichts anderes akzeptiert hatte. Savah würde ihr helfen, aber nicht augenblicklich. "Diese eine Nacht musst du mir noch geben. Ich muss mich vorbereiten und überlegen wie ich meinem Volk beibringe, dass ich nicht mit ihnen in die Schlacht ziehe. Ich habe eine Verantwortung." Savah hatte keine Idee wie sie dies machen würde. Sie schüttelte leicht den Kopf. Das war doch verrückt auf eine Vision hin alles stehen und liegen zu lassen. All die Vorbereitung...
"Sag Hagen Bescheid", sagte sie zu Marten. "Und bringt mir genauere Karten von Dhemlans Küste." Ihr Blick traf den des jungen Dea al Mon Kriegers. "Es tut mir leid für deinen Gefährten, Merion. Aber du hilfst ihm nicht wenn du dich selbst völlig aufreibst. Ruht euch alle aus diese Nacht. Trinkt und esst. Ich verspreche euch, wir brechen morgen auf." Sie griff nach einem Krug, drückte ihn Rasmus in die Hand. "Honigmet. Treib welchen auf", forderte sie ehe sie im Zelt nach Kleidung suchte, die sie gebrauchen konnte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 19:54

"Wir werden sie wohl auf uns aufmerksam machen müssen", überlegte Eoshan und versuchte so gut wie möglich ihre Vision für die glacianische Königin zu übersetzen, die offensichtlich nicht viel Erfahrung mit Visonen Schwarzer Witwen hatte. "Ich denke nicht, dass sie wissen, wo wir sind. Ich bin mir aber sehr sicher, dass sie genau an dieser Klippe vorbei segeln werden. Sie wollen genau wie wir in Dalmadans Feste eindringen. Doch ich kann dir nicht sagen warum. Vielleicht um Zorya Eacir zu töten. Wir werden uns mit ihnen besprechen müssen." Wieder so ein langwieriges Gespräch, bei dem ihr niemand glauben wollte, weil die Visionen so fremd waren für die Zuhörer. Die Hayllier waren sicherlich noch schwieriger zu überzeugen als die Glacier und selbst die waren nicht wirklich überzeugt.

Bis Savah auf einmal offen sagte, dass sie auf diese Vision hören müssen würden, denn die Königin von Hayll wäre schwer vergiftet und wenn sie während des Krieges stürbe, wäre Sion dann bald in Kaeleer. Eoshan war überrascht, dass Savah das Geheimnis einfach so heraus plauderte. Sie schaute wohl ähnlich üerrascht, wie ihre eigenen Leute sie anschauten, da die Dea al Mon davon bis jetzt auch nichts gewusst hatten. Doch sie hatten ihre Mienen rasch wieder im Griff und auch Eoshan war Savah nicht böse. Sie selbst war ja die erste gewesen, die dieses Geheimnis offenbahrt hatte. Da durfte sie Savah nicht den Vorwurf machen, dass sie nicht hatte schweigen können. Zumal die Königin auch gleich entschuldigend erklärte, dass ihre Leute nicht allein für ihren Bruder kämpfen würden. Das konnte Eoshan verstehen. So hatte sie selbst Savah zu überzeugen versucht.

Zu guter Letzt wurde endlich beschlossen, dass die Glacier sie begleiten würden. Eoshan atmete innerlich erleichtert auf. Sie war sich sehr sicher, dass ihr Vorhaben viel eher gelingen würde, wenn Savah dabei war. Leider konnte sie nicht heute aufbrechen, da sie noch einiges vorbereiten musste. Eoshan nahm es zur Kenntnis, auch wenn sie grosse Sorge hatte, das Schiff zu verpassen. Glacier waren eben anders als Dea al Mon. Weniger flexibel, dafür um so geballter. Das war auch an der Art zu sehen, wie sie in den Krieg zogen. Die Glacier führten schwere Kriegsgeräte mit sich. Die Dea al Mon nur die Waffen, die sie am Leibe trugen. Auch wenn das viele waren. Nichts davon war besser oder schlechter, es war eben nur anders und sie als Königinnen mussten Wege finden, dies zu kombinieren und das Beste daraus raus zu holen.

Merion war darüber offensichtlich alles andere als glücklich, was Savah auch prompt bemerkte. Der junge Krieger wurde rot ob ihrer Mahnung, funktelte sie aber gleichzeitig auch zornig an. "Sie hat Recht, Merion. Erschöpft helfen wir niemanden. Aber ich verstehe dein aufbegehren, da wir noch nicht lange unterwegs sind", beruhigte Eoshan den jungen Dea al Mon. "Ich danke dir Savah, dass ihr mitkommen wollt. Ich weiss, dass das ein grosser Sprung ins Ungewisse für euch ist und ihr nicht so viel mit Visionen von Schwarzen Witwen zu tun habt. Ich weiss es zu schätzen, dass ihr den Sprung trotzdem wagt und bin mir absolut sicher, dass etwas gutes daraus erwachsen wird. Gleichzeitig bin ich in grosser Sorge, dass wir zu spät an die Küste zu diesen Felsen kommen werden. Wenn das Schiff vor uns da ist, werden wir sie nicht wieder einholen können. Deswegen werden wir zwar gerne dein Gastfreundschaft annehmen und uns mit dem köstlich riechenden Eintopf sättigen, doch dann werden wir weiter reisen. Ich lasse aber zwei meiner Leute hier, die euch zum Treffpunkt führen und uns wieder finden können."

Das war ein Kompromis, mit dem sich Savah einverstanden erklären konnte. Beinahe schon erleichtert, dass sie den Dea al Mon endlich ihre Gastfreundschaft zeigen konnten, wies sie eine ihrer Frauen an, ihnen ihre Holzschalen ordentlich mit Eintopf zu füllen. Einer ihrer Männer wurde geschickt Honigmet zu organisieren und dann machte sich die glacianische Königin ans Packen. Die Dea al Mon setzten sich auf die Felle und genossen das fremde, aber leckere essen.
Eine Stunde später brachen sie auf. Eoshan liess die Priesterin Prialen mit einem der Wächter bei Savah zurück. Nach einer kurzen, aber herzlichen Verabschiedung auf später, eilten die Dea al Mon zum Landepunkt zurück. Dort streiften sie wieder die Kapuzen ihrer graugrünen Umhänge über, die mit einem Netz ihrer Grossmutter versehen waren. Es liess Fremde ihre Gesichter nicht so genau erkennen. Genau so, wie es die Signatur ihrer Bluts- und Juwelenkaste verschleierte. Das erschien ihnen sicherer, wenn sie ausserhalb von Dea al Mon reisten.

Sie erreichten die Steilküste, als es dunkel war. Ein gefährlicher Zeitpunkt, um die Gegend zu erkunden. So zogen sie sich erst einmal zu einer kleinen Baumgruppe in einer Senke zurück, um da die Nacht zu verbringen. Der Wind hier war hart und kalt und es roch nach Salz. Es war ein überaus fremdes Gebiet für die Dea al Mon. Der Ausblick auf das Meer am nächsten Morgen war jedoch grandios. Eoshan wollte nicht hier leben, wo es hier so wenig Bäume gab. Aber schön war es hier auf jeden Fall.
Es war allerdings noch nicht ganz der richtige Ort, wo sie warten sollten. Also wanderten sie in zügigem Tempo, wobei es eigentlich eher ein lockerer Laufschritt war, der Küste entlang, hinterliessen immer mal wieder kaum wahrnehmbare Zeichen für die beiden bei den Glaciern zurück gelassenen Dea al Mon, damit sie sie wieder fanden. Gegen Mittag erreichten sie die den Ort ihrer Vision. Dörfer gab es hier keine. Dafür hatte es hier wieder mehr Bäume. Am höchsten Punkt der Klippe, errichteten die Dea al Mon aus Fallholz einen grossen Haufen für ein Signalfeuer. Den wollte Eoshan eigentlich nicht entzünden. Sie hoffte, die Hayllier auch über Speerfäden erreichen zu können. Aber so waren sie wenigstens vorbereitet.
Danach hiess es warten. Auf Savah. Auf das Schiff, von dem Eoshan sich sicher war, dass es noch nicht vorbei gesegelt war. Die Dea al Mon vertrieben sich die Zeit damit, dass sie die Gegend auskundschafteten, sich ausruhten und verschiedene Pläne und Szenarien entwarfen, wie man Minan befreien konnte. Es war jedoch schwierig, da sie die Gegebenheiten vor Ort nicht kannten. Es gelang Eoshan auch nicht durch das Verzerrte Reich die Burg genauer zu erkunden. Es war vollgeklebt mit Netzen und Schwarze Witwen waren ständig auf der Hut. Das Risiko war gross, dass Eoshan sich nur selbst verriet. Also hielt sie sich zurück. Zumal sie ohnehin dauernd Vision von Prinz Asar ablenkten, wie er Sex hatte. Mal mit dem blonden jungen Krieger, der eigentlich schwarze Haare hatte und dann wieder mit Zorya Eacir. Furchtbar. Das wollte sie nicht sehen und so sehr sie auch versuchte, die Erinnerung daran zu verbannen, damit sie sie bei der nächsten Vision nicht störten, es wollte ihr einfach nicht gelingen. Fast so, als hätte Prinz Asar tatsächlich dauernd Sex in Dalmadans Feste. Doch das konnte nicht sein. Oder?
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Fr 23. Sep 2022, 19:55

Auch wenn sie sich so schnell es ging beeilten von Draega - nachdem sie Leto aufgenommen hatten - nach Raej zu segeln, so dauerte es für Eneas viel zu lange bis sie endlich dort waren. Trotz der Ermahnungen setzte er die Kunst viel zu oft ein, damit sie schnell nach Raej kamen. Bis Timaris ihm gesagt hatte, dass Kosta und ihr Haushofmeister verschwunden waren und von Raej nicht zurückgekommen waren, war bereits einige Zeit vergangen. Eneas hatte zwar sofort Botschaften ausgeschickt, die so viele Informationen über den Aufenthaltsort von Zorya Earcir in Erfahrung bringen sollten wie möglich, doch als sie an der Küste vor Raej lagen, erfuhr er leider nur, dass sie bereits längst abgereist war. Heimlich waren sie mit einem Beiboot bei einem unbesiedelten Küstenabschnitt an Land gegangen und hatten gewartet bis ihre Kontaktperson aus Loraka da war, um sie zu informieren. Man wusste nicht genau was die Schattenkönigin in Raej gemacht hatte, aber es hatten sich Gespräche verbreitet, dass die 6. Kompanie - wie viele schon immer geglaubt hatten - Verräter waren. Sie hätten Zorya und ihre Begleitung angegriffen, versucht sie festzunehmen. Der Angriff wäre jedoch erfolgreich zurückgeschlagen worden und Zorya wäre siegreich mit einigen Gefangenen der 6ten zurück nach Dhemlan gereist. Per Schiff.
Der Bericht machte Eneas sehr nervös. Er wusste, vielmehr ahnte, dass Kosta bei der 6ten Kompanie gewesen war. Wegen diesem Zucker. Und auch weil er in Begleitung mit Prinz Asar gereist war. Sie waren extra in Richtung Loraka gereist, um von Zorya das Gegenmittel für Timaris zu erhalten. Irgendetwas musste schief gegangen sein. Waren sie bei dem Kampf dabei gewesen? Waren sie... tot? Ihr Informant wusste nichts über den Haushofmeister oder anderen Personen, die Zorya mitgenommen hatte.
In ihren dhemlanischen Uniformen suchte die Mannschaft den Dschungelteil auf, wo die Schlacht stattgefunden haben sollte. Keiner wusste was die Königin hier gesucht hatte. Eneas wurde immer angespannter, als er den Bereich mit den anderen untersuchte. Angstvoll ließ er seine Sinne streifen, suchte nach Kostas Signatur. Sie war ihm so vertraut, dass er sie mit Leichtigkeit erspüren konnte, aber es war zu viel Zeit vergangen. Er befürchtete, dass er jederzeit eine der toten, halb verwesten Leichen umdrehte und Kostas totes Gesicht sah. Es raubte ihm manchmal den Atem.
"Etwas ist seltsam...", bemerkte Damien, als sie die Leichen untersuchten. Er hatte sich ein schwarzes Tuch über Mund und Nase gezogen. "Nur dhemlanische Uniformen."
"Wieso sollte das seltsam sein? Sie haben sich gegenseitig bekämpft", erwiderte Eneas.
"Erinnere dich an die Berichte", sagte Damien. "Was die 6te Kompanie um den Hals getragen hat."
Eneas Blick wurde nachdenklich. "Kleine Beutel mit Salz... aber keiner von den Toten trägt dies. Dies sind alles Zoryas Leute... wo sind die Toten der 6ten..." Er untersuchte den Boden. Schleifspuren... jemand hatte die Leichen entfernt. Nur die Leichen der 6ten. "Ein paar müssen überlebt haben. Sie sind zurückgekommen, um ihre Kameraden zu bergen", schlussfolgerte er. Ob es Kosta dann geschafft hatte? War er mit der 6ten geflohen? Aber sein Ziel war das Gegenmittel gewesen... vielleicht hatte er es geschafft. Aber das bedeutete, dass er in Zoryas Händen war. In Dhemlan.
"Kosta ist nicht hier. Er lebt sicherlich noch", sagte Amancio. Eneas blickte ihn entschlossen an.
"Er sollte besser leben. Ansonsten macht euch auf eine Reise in die Hölle gefasst", knurrte er und ballte die Hände zu Fäusten.

In dem Moment sauste ein Pfeil an ihnen vorbei, prallte in eine der am Boden liegenden Leichen. Hastig gingen die Piraten in Deckung, als mehrere Männer und Frauen in zerschlissenen, schwarzen Uniformen auftauchten, Waffen auf sie richteten. Ein hochgewachsener, drahtiger Mann trat vor.
"Wir hätten euch schon längst abgeschlachtet, aber so eine Sprache habe ich noch nie gehört."
Stimmt, sie hatten sich in ihrer geheimen Schiffssprache unterhalten, falls sie jemand belauschte. Berechtigterweise wie sich nun herausstellte. Eneas' Hand ruhte an seinem Säbel.
"Ihr seht verdächtig wie Hayllier aus", fuhr der Fremde fort.
"Und ihr seht verdächtig wie Rebellen aus... oder vielleicht die Reste der einstigen Salzkompanie?", vermutete Eneas. Dann riskierte er einfach etwas. "Ich suche nach Iason." Er glaubte, dass die Soldaten dies womöglich gewogen stimmen würde. Es hatte so ziemlich den gegenteiligen Blick. Zwei von ihnen schienen sich sofort auf ihn stürzen zu wollen.
"Dieser Verräter?! Er hat uns reingelegt!", wetterte einer. "Er hat uns bei Zorya verraten. Zusammen mit-"
Der Anführer hob die Hand, unterbrach den anderen. "Wir haben schlechte Erfahrungen in letzter Zeit mit Haylliern gemacht. Also, nochmal, was macht ihr hier?"
Es dauerte etwas bis Eneas erklären konnte, dass sie nach zwei Männern suchten. Iason und den Haushofmeister. Es stellte sich heraus, dass der Mann der alte Kommandeur der 6ten war. Rashar. Aber sie waren alles andere als gut auf Iason und Prinz Asar zu sprechen. Die beiden hätten sie dazu überredet, Zorya eine Falle zu stellen, nur dass die Königin informiert gewesen war und den Spieß umgedreht hatte. Nur noch eine Handvoll war von der 6ten übrig geblieben.
Wenigstens erfuhren sie so, dass Kosta und der Haushofmeister Zorya begleitet hatten. Nicht als Gefangene, sondern als Verbündete. Eneas versuchte Rashar klarzumachen, dass sie Piraten waren und keine offiziellen Gesandten aus Hayll. Die Soldaten misstrauten ihnen dennoch, wollten ihnen nicht weiter helfen. Rashar machte eine Andeutung, dass sie noch etwas in Raej zu erledigen hatten.

Es dauerte ein weiterer Tag bis sie es schafften sich von den Soldaten fortzustehlen. Eneas befürchtete, dass sie sonst auch noch als Gefangene endeten. Bestenfalls. Rashar war ruhig geblieben, aber die meisten anderen hatten bloß Mordlust in den Augen gehabt.
So schnell sie konnten verließen sie den Dschungel und Raej bevor die Soldaten sie einholten.
Danach nahm die 'E' Kurs auf das verborgene Tor im Ozean auf. Die schwarzen Segel mit der roten Hydra halfen, dass sich ihnen kein anderes Schiff näherte.
Während sie sich auf dem Schiff befanden, blieb Eneas meist in der Kabine. Er wollte Leto so viel Freiraum wie möglich geben. Es war schwierig auf so kleinem Raum mit ihr zu leben, so kurz nach der Trennung. Immer konnte er ihr nicht ausweichen, aber wenn sie sich begegneten, wich er ihren Blick aus und suchte rasch das Weite. Es war schwer ihr unter die Augen zu treten. Zehn Jahre wischte man nicht so einfach weg. Er vermisste sie, ihr Anblick tat weh. Und Leto half ihnen trotzdem. Kosta war ein Teil der Mannschaft und sie gehörte ebenfalls dazu. Sie hatten sich nicht nur getrennt. Er hatte ihr ihr Zuhause und ihre Freunde weggenommen. Eneas fühlte sich elend deswegen und wusste nicht wie er es wiedergutmachen konnte.
Auf der Schiffsreise hatten sich seine Juwelen wieder erholt. Er benötigte sie jetzt, um die gesamte 'E' in einen roten Schild zu hüllen, als sie die richtigen Koordinaten erreicht hatten. Mithilfe der Kunst tauchte das Segelschiff langsam in die Wellen ein und sank tiefer. Um sie herum ballte sich das Wasser, schlanke Haie glitten über ihnen hinweg.
Leto kniete auf dem Deck, die Augen geschlossen. Eneas kannte niemanden sonst, der dieses Tor öffnen konnte. Versteckt in untergegangenen Ruinen unterwasser befand sich ein längst vergessenes Tor zwischen den Welten. Es musste einer untergegangenen Zivilisation angehören. Reglos schwebte das Schiff vor dem über und über mit Korallen und mit Muscheln bewachsenen Tempel. Das Wasser bekam einen unwirklichen Schein, pulsierte und zerfloss vor ihren Augen bis sich das Tor manefestierte und sie das Schiff hindurch lenken konnten.
Als sie in Kaeleer endlich wieder die Wassermassen durchbrachen, waren sie alle erschöpft. Trotzdem ging es Eneas kaum schnell genug. Das Tor hatte sie im Süden ausgespuckt und so mussten sie an der Küste Glacias entlangsegeln, um nach Dhemlan zu gelangen. Weitere Tage vergingen bis sie fast die dhemlanische Küste erreicht hatten.
Olintes suchte mit dem Fernrohr die Küste ab. Wenn Glacier ein scheinbar dhemlanisches Schiff sahen, würde das nicht gut für sie enden.
"Glacier!", rief er leider an einem der kalten Tage. Leichter Schnee tanzte über den Wellen.
"Ah, verdammt", fluchte Eneas. "Wieviele?" Er trat zu Olintes an die Reling, ließ sich das Fernrohr reichen. Es waren nicht viele Personen. Vielleicht irgendwelche Dörfler oder Kundschafter. Keine echte Gefahr für sie.
Unerwartet erhielt Eneas einen Speerfaden. *Menschen im Haus auf dem Meer. Wir werden euch zu Dalmadans Feste begleiten.*
Der Kapitän stockte. "Segel reffen. Anker lichten!", rief er.
"Was ist los?", fragte Damien. "Du willst doch wohl nicht für die anhalten."
"Ich habe einen seltsamen Speerfaden erhalten... sie wissen genau wo wir hinwollen."
"Ich spüre, wir können ihnen trauen", sagte Leto. Eneas nickte. Er würde sicherlich nicht den Instinkten einer Priesterin widersprechen. Oder seiner Ex-Freundin.
Damien schüttelte den Kopf. "Das ist Wahnsinn. Wir können uns jetzt nicht mit Glaciern rumschlagen."
"Sie klangen nicht feindselig. Sie könnten Verbündete sein", erwog Eneas. Die 'E' hielt schließlich und ein Beiboot wurde hinabgelassen. Es war gefährlich zwischen den zerklüfteten schroffen Klippen zu rudern ohne dass die heftigen Wellen sie nicht am Felsen zerrieben. Eneas schützte das Boot mit einem Schild bis sie nahe genug bei einem gischtumspritzten Felsen waren, wo eine kleine Gruppe auf sie wartete. Mehrere kleinere Personen in waldgrünen Umhängen, schlank und mit Bögen bewaffnet. Sie sahen nicht aus wie Glacier. Eine wunderschöne Frau mit silbernen Haar blickte ihn an. Eneas wusste, dass sie es war, die ihm gesendet hatte. Eine... Königin. Hier draußen?
Aber sie war nicht die einzige. Neben ihr stand eine großgewachsene Frau, trug gegerbtes Leder und Felle. Ein zweihändiges Schwert am Rücken befestigt. Ihr aschblondes Haar wurde vom Wind aufgewühlt. Ja, die sah schon mehr wie eine Glacierin aus. Mehr wie.. die Verkörperung von Glacia. Auch eine Königin.
Die Piraten waren mehr als verdutzt über die seltsame Gesellschaft, die sie dort inmitten der schroffen Klippen antrafen.
"Dhemlaner!", rief ein bärtiger Glacier mit Kriegshammer in beiden Händen.
"Wir sind keine Dhemlaner! Das ist nur eine Verkleidung", rief Eneas zurück, während das Boot hin und herschaukelte. "Wer seid ihr?"
"Könnt ihr eure Unterhaltung auf später verlegen?", schnaufte Noyan, der zusammen mit Ulysses kräftig gegen die Wellen ruderte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 19:58

Am Morgen des übernächsten Tages waren Signaturen in der Nähe zu spüren. Sofort gingen sie alle in Deckung, verwischten verräterische Spuren. Allerdings nicht lange, denn Eoshan konnte schon bald die Signaturen ihrer Leute erkennen. So bedeutete sie ihren Begleitern, die Kapuzen ihrer Mäntel herunter zu streifen, damit Savah sie spüren und finden konnte. Gegen Mittag traffen die Glacier bei ihnen ein. Gerade recht zum Mittagessen, womit sie sich nach ihrem Gewaltsmarsch wieder stärken konnten. Sie mussten sich ganz schön beeilt haben, um jetzt schon hier zu sein.
Dafür hatten sie jetzt Zeit sich zu erholen und konnten auch in Ruhe all die Fragen besprechen, die Savah im Lager gestellt hatte. Sie stellten einander vor, erklärten einander ihre Stärken im Kampf, damit sie wussten, wie sie einander unterstützen konnten. Auch am Tag darauf gab es noch viel zu diskutieren und spekulierend zu planen, bevor sie sich auf gemeinsames Kampftraining verlegten. Etwas, was sie in den folgenden, immer kälter werdenden Tage immer öfters taten, während sie warteten. Ein Warten, was besonders den impulsiven Glaciern schwer fiel. Aber auch den Dea al Mon, insbesondere Merion, zerrte es an den Nerven.

So war es eine grosse Erleichterung, als endlich ein Schiff zu sehen war. Allerdings mussten sie noch eine Weile warten, bis genaueres zu erkennen und zu erspüren war. So hielten sie sich noch versteckt, bis Eoshan sich sicher war, dass es das richtige war. Da trat sie ganz offen auf die Klippe, damit man sie vom Schiff aus sehen konnte. Ihre Begleiter tat es ihr nach. Und Savah gezwungenermassen auch, war aber alles andere begeistert davon, da das Schiff offensichtlich unter dhemlanischer Flagge fuhr. Sie schimpfte mit ihr, dass das viel zu gefährlich und zu riskant sei.
"Aber das sind doch die richtigen Menschen", entgegnete Eoshan sorglos lächelnd. "Auf die haben wir gewartet." Endlich. Minan musste schon viel zu lange erdulden, gefangen zu sein. Aufgeregt suchte sie nach einem Geist auf dem Meerhaus, dem sie senden konnte. Doch sie waren zu weit weg, als dass sie sie gut hätte spüren können. Sie erreichte nur einen. Einen Krieger, der die selben Juwelen trug wie sie. Das verband.
*Menschen in dem Haus auf dem Meer*, sandte sie ihm auf einem abgeschirmten Speerfaden. Oh, nein, verflixt, das hiess ja Schiff. Eoshan hoffte, dass der Mann sie trotzdem verstand. *Wir werden euch zu Dalmadans Feste begleiten.*

Savah regte sich furchtbar ob des Speerfadens auf. Eoshan war jedoch einfach nur froh, dass sie das Schiff nicht verpasst hatten, respektive es endlich da war. Sie versicherte ihrer Freundin, dass sie keine Angst haben musste. Die dhemlanische Flagge war nicht relevant. Das waren die Wegelagerer auf dem Meer. Leider bekam Eoshan keine Antwort von ihnen und es schien sich nichts zu tun. Aber nach einer Weile konnte man erkennen, dass ein kleines Haus auf dem Meer, das aber gar kein Haus hatte, auf sie zusteuerte. Savah erklärte ihr, dass dies ein Beiboot sei. Das hätten Schiffe, damit die Seeleute an Land kommen konnten. Eoshan fand das alles sehr faszinierend.

Um den Seeleuten entgegen zu kommen, kletterten die Glacier und die Dea al Mon vorsichtig die Klippen hinunter. Es war dem nicht unähnlich, wie wenn man im Regen in den Ästen herumturnte. Äusserst gefährlich. Aber schliesslich waren sie fast ganz unten, wo Rachhad sie alle mit einem Schild vor den Wellen schützte. Auch das Beiboot hatte sich ihnen genähert. In ihm sass der Krieger, dem sie gesandt hatte. Lächelnd schob Eoshan ihre Kapuze zurück, um ihm zu zeigen, dass sie diejenige gewesen war, die ihn angesprochen hatte. Rachhads Miene konnte sie entnehmen, dass er das nicht richtig fand. Er war so eine Glucke. Die Hayllier würden ihnen helfen und ihnen nicht schaden.
Rasmus schien ganz ähnlich zu ticken wie Rachhad, denn er bezeichnete die drei Krieger als Dhemlaner und schien sie gleich mit seinem furchteinflössenden Kriegshammer ersäufen zu wollen.
"Es sind Hayllier", bestätigte auch Eoshan, nachdem der eine Krieger beteuert hatte, sie hätten sich nur verkleidet. "Zumindest zwei von ihnen." Einer der Ruderer musste aus einem anderen Volk stammen. Vielleicht aus Pruul. Hier hatte Eoshan ihre Kenntnisse jedoch nur aus Büchern und der Schule. Der mit der dunkleren Haut als die der anderen, wollte die Unterhaltung auf später verlegen.
"Nein, nicht später", wehrte Eoshan bestimmt ab. "Uns läuft das Leben davon. Wir müssen so schnell vorwärts kommen, wie möglich. Rachhad sei so lieb und mach uns einen Steg auf dieses..." Sie blickte Savah fragend an. "...Beibot?" Die andere Königin nickte. Ja, Eoshan hatte diesmal den richtigen Begriff gewählt.
"Ich bin Eoshan und du bist der Wegelagerer auf dem Wasser mit den schönen goldenen Augen in denen man sich verlieren kann", erklärte sie dem hayllischen Krieger und ging mit sicheren, federleichten Schritten über den Steg, den Rachhad mit Hilfe der Kunst gut sichtbar für alle erschaffen hatte. "Ich habe dich gesehen und dass wir das selbe Ziel haben. Wir haben hier auf euch gewartet, weil wir zusammen erfolgreich sein werden."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Fr 23. Sep 2022, 20:00

Die Königin mit dem silbernen Haar sagte, dass ihnen das Leben davon laufen würde. Sie müssten schnell aufbrechen. Die Piraten waren noch etwas skeptisch. Solch eine Begegnung hatten sie nicht erwartet. Eneas blickte sie fragend an bis ihm zwei Sachen auffiel. Sie war nicht nur eine Königin, sondern auch eine Schwarze Witwe. Wusste sie deshalb von ihren Plänen?
Außerdem hatte sie spitze Ohren. Eneas war als Pirat schon viel herumgekommen, aber auch er hatte höchst selten eine Dea al Mon gesehen und schon gar nicht eine Königin der Dea al Mon.
"Ihr seid eine Dea al Mon.. was macht ihr hier?", fragte er. Gischt spritzte ihm ins Gesicht. Sie stellte sich als Eoshan vor und bemerkte, dass er der Wegelagerer auf dem Wasser wäre mit den schönen Augen in denen man sich verlieren könnte. Eneas war etwas überrumpelt über diese Bemerkung, räusperte sich leicht.
"Nun ja.. so könnte man es auch sagen", erwiderte er. Er kannte die Frau nichtmal, aber sie schien mehr über ihn zu wissen. Ihr Begleiter erschuf einen Steg, so dass die Dea al Mon mit leichten Schritten hinüber aufs Beiboot kam. Sehr zum Unbehagen der Mannschaft, die nicht wussten was sie mit der Entwicklung der Situation anfangen sollten.
"Ich bin Taelos", sagte Eneas. "Du hast uns gesehen? In einer Vision?" Er hatte sehr viele Fragen, aber die angestrengten Gesichter der Ruderer machten deutlich, dass das hier wahrlich nicht der rechte Zeitpunkt darüber war darüber zu reden. So fanden sich in dem Beiboot bald mehrere Dea al Mon und Glacier ein, die sich neben die Piraten, die selbst eine bunt gemischte Truppe waren, quetschten.
Trotz der hohen Wellen schafften sie es bald wieder zurück zum Schiff, wo Strickleitern ausgeworfen wurden. Die Piraten kletterten flink daran empor, halfen dann den anderen. Die Dea al Mon schienen das Klettern gewohnt zu sein, wobei sie eher mit dem hohen Wellengang und der See ihre Probleme zu haben schienen. Auch so wie ihm diese Eoshan zuvor gesendet hatte, klang so, als wäre sie noch nie auf einem Schiff gewesen.
"Wen schleppst du da wieder an?", fragte Leto mit verschränkten Armen und für den Moment klang es wie früher. Eneas lächelte ihr leicht zu. Dann veränderte sich aber die Haltung der Heilerin und sie begrüßte die Königinnen mit einer hayllisch eleganten Verneigung. Eneas hatte auch dies längst vergessen. Er war viel zu überrascht über die Begegnung. Außerdem drängte die Zeit wie Eoshan ganz recht sagte.Er wusste die Namen seiner Gäste selbst nicht alle und so folgte eine große Vorstellrunde bei der sich herausstellte, dass er nicht nur die Königin von Dea al Mon, sondern auch die Königin von Glacia, Savah, an Bord hatte. Wie war das nur passiert?
Die Mannschaft stellte sich mit ihren Decknamen vor. Sicher war sicher. Noch immer wussten sie nicht was die Fremden wussten oder was ihr Ziel war. Die Dea al Mon behauptete, sie hätten das gleiche Ziel und sie hätten extra auf sie gewartet. Die merkwürdige Gesellschaft kletterte über die Reling, brachte auch ihr Gepäck mit, was beunruhigenderweise bei den Glaciern mehrere Waffen beinhaltete - und ein kleines Fass.
"Wir sind dankbar für jede Unterstützung." Sie führten die seltsamen Gäste unter Deck, als das Schneegestöber heftiger wurde. Mehr als einer der Glacier stieß sich den Kopf bei den niedrigen Gängen und erntete ein Grinsen der Mannschaft. In der großen Messe machte sich Solomon in der Kombüse gleich daran eine stärkende Suppe aufzuwärmen.

"Es war eine Vision, die du hattest, ja?", vergewisserte sich Eneas und sah Eoshan an. "Was habt ihr gesehen?"
Die Dea al Mon berichtete, dass ihr Bruder im Geiste entführt worden war und von Zorya festgehalten wurde. Sie wollten ihn aus Dalmadans Feste retten. Er schwebte in höchster Gefahr.
"Dein Bruder im Geiste?", fragte der Kapitän. "Wir wollen ebenfalls jemanden retten. Meinen... hmmm.. ein Mannschaftsmitglied", änderte er es noch ab. Er wusste nicht mehr was Kosta für ihn sein würde. Eneas sorgte sich natürlich darüber, ob Kosta ihm weiterhin wütend sein würde, ob er ihn wieder zurückweisen würde, aber jetzt war es wichtiger ihn zu retten und in Sicherheit zu bringen. Egal ob Kosta ihn nicht sehen wollte.
"Er ist auch in Dalmadans Feste. Ich fürchte, schon viel zu lange, und wir haben noch einen weiten, gefährlichen Weg vor uns." Er erwähnte den Haushofmeister erst einmal nicht und dass sie hofften auch das Gegenmittel für Timaris zu finden. Erst einmal wollte Eneas lieber erfahren was ihre Gäste wussten.
"Ich hoffe, ihr habt einen Plan", sagte die glacianische Königin und wärmte ihre Hände an einer Tasse Glühwein, die Solomon ebenfalls aufgewärmt hatte, und die nun verteilt wurde.
"Wir haben Pläne der Festung", sagte Damien. "Und die beste Einbrecherkünstlerin von Terreille." Er blickte hinüber zu Leto.
"Was ist mit deinem Bruder passiert? Wisst ihr wo in der Festung er ist?", fragte Eneas.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 20:02

"Es freut mich, dich kennen zu lernen, Taelos", lächelte sie dem Anführer der Seeleute zu und nickte, dass sie sie in einer Vision gesehen hatte. Dann glitt sie aber rasch auf der wackeligen Holzschüssel beiseite, damit auch die anderen in diese Schale kommen konnte. Sie hatte so eine Art Holzbänke, auf denen auch die Seeleute sassen. Eoshan und ihre nachfolgenden Begleiter taten es ihnen gleich. Nüsschen verkroch sich dabei ganz tief in ihre Kapuze und Schatten glitt durch die Luft zu dem grossen Schiff. Eoshan selber hatte in dem kleinen Schiff sehr viel Spass. Wie es die Wellen so mühsam hochfuhr und auf der anderen Seite gleich wieder runter. Das kitzelte so schön im Bauch.

Viel zu früh gelangten sie zu dem grossen Schiff, wo sie eine Strickleiter hochklettern konnten. Das kannte Eoshan zwar, doch das Schwanken des Schiffes war eine ganz andere Bewegung, als das Wogen der Äste im Wind. Es gelang ihnen trotzdem nach oben über den Rand des Schiffes zu klettern. Schatten suchte sich ein Plätzchen auf den komischen Bäumen des Schiffes mit den Tüchern daran. Eine Priesterin wollte wissen, wen Taelos angeschleppt hätte. Sie wirkte irgendwie skeptisch, verneigte sich dann aber vor ihnen auf merkwürdige Art und Weise. Eoshan nickte ihr freundlich zu, da sie den Respekt in der lustigen Verneigung erkannte.
"Ah, ihr habt eine Priesterin dabei", nickte sie zufrieden. "Wir auch. Ich habe es so ihm Gefühl, dass wir Priesterinnen dringend benötigen werden. Genau wie Heilerinnen." Auf die ratlosen Blicke der Seeleute kam es ihr in den Sinn, dass sie sich vielleicht noch allen Vorstellen sollte. "Ich bin Eoshan Sitara." Rachhad räusperte sich und sandte ihr, dass sie auch ihren Titel nennen sollte, damit die Leute wussten, wer sie war. "Territoriumskönigin von Dea al Mon. Dies ist mein erster Begleiter Rachhad tar Connacht." So stellte sie einen nach dem anderen vor. Bis auf Nüsschen und Schatten, die sich verkrochen hatten und nicht vorgestellt werden wollten. Es waren ihnen vielleicht zu viele fremde Menschen. Ausserdem war das Wetter gerade wirklich sehr unwirtlich. So windig und voller Schnee.

Nachdem sich alle vorgestellt hatten, wurden sie in das Haus, oder genauer gesagt in das Schiff geführt. Das war sehr merkwürdig. Auch wenn das grosse Schiff nicht so sehr schwankte wie das kleine, war das aufgewühlte Wasser dennoch deutlich zu spüren. Ihr Körper wollte instinktiv das Schwanken ausgleichen, doch er erinnerte sich an anderes schwanken und so ging sie nicht gerade geradeaus durch die Gänge. Wenigstens stiess sie sich nicht überall den Kopf, wie die armen Glacier das taten.
Sie wurden in eine Art Speisesaal oder Stube geführt, wo es schon etwas wärmer war. Ein dicker Krieger verteilte ihnen einen warmen Wein, der gut nach Gewürzen duftete. Eoshan kostete neugierig, nachdem sie das Getränk überprüft hatte. "Ja, ich hatte eine Vision von uns allen", bestätigte sie die Fragen von Taelos. "Ich sah uns alle. Hier auf diesem Schiff. Wir sind direkt nach Dalmadans Feste gesegelt. Ich weiss, dass das geographisch nicht möglich ist", klärte sie gleich, bevor Taelos die selben Argumente vorbrachte wie Savah. "Aber darum kümmern sich Visionen selten. Es sind mehr Sinnbilder und dieses Sinnbild sagt mir ganz deutlich, dass wir gemeinsam es schaffen werden, in Dalmadans Feste eindringen können. Ich weiss nicht, warum ihr es tun wollt, doch ich möchte meinen Bruder im Geiste befreien." Taelos wollte sein Mannschaftsmitglied retten.

"Mein Bruder im Geiste ist nicht mein leiblicher Bruder", erklärte sie freimütig und nippte geniesserisch weiter an dem warmen Gewürzwein. "Doch im Geist sind wir verwandt. Auch er ist schon viel zu lange in Dalmadans Feste gelangt. Aber ich wollte auf euch warten und nicht ohne euch weiterreisen. So werden wir mehr Erfolg haben." Savah wollte auch gleich einen Plan ausarbeiten oder zumindest wissen, ob die Hayllier einen hatten. Sie erklärten, sie hätten Pläne der Festung und eine gute Einbrecherin. Savah erklärte ihr, dass mit Pläne der Festung eine Karte der Festung gemeint war. Oh, das war gut. Bei der ganzen Planerei liess sie aber lieber Savah sprechen. Als Kämpferin wusste sie eher, was es im Krieg oder bei Rettungsmissionen so alles zu bedenken gab.
"Nein, leider weiss ich nicht, wo sich Minan in der Festung befindet", schüttelte sie bedrückt ihren Kopf. "Ich komme mit meinen Visionen nicht in die Burg herein. Sie ist sozusagen vollkommen zugeklebt mit Netzen. Ausserdem befinden sich dort unglaublich viele Schwarze Witwen, die nichts anderes tun, als Visionen empfangen. Es ist sehr gefährlich, sich da hinein schleichen zu wollen. Das werde ich nur tun, wenn es gar keine anderen Möglichkeiten mehr gibt. Die Gefahr ist zu gross, dass ich dann nie wieder aus dem Verzerrten Reich kommen kann. Minan, er ist eine zerbrochene Schwarze Witwe. Deswegen kann er tiefer ins Graue Reich eintreten als wir alle anderen. Er hat gesehen, dass Zorya Eacir den Wald angegriffen hat und ist dahin geeilt." Ganz so genau wusste Eoshan nicht, wie es sich abgespielt hatte, doch in etwa so musste es gewesen sein. Es war jedenfalls genug genau für Taelos, so dass sie nicht das mit den verschiedenen Persönlichkeiten erklären musste. "Zorya war jedoch noch da und hat ihn gefangen genommen. Es ist sehr wichtig, dass wir ihn so bald wie möglich befreien. Nicht nur wegen Minan selbst. Sondern auch wegen dem, was er weiss. Er scheint auch eine Gefahr für Sion zu sein, denn der Dämon sucht nach ihm. Deswegen hielt sich Minan überhaupt in Dea al Mon versteckt. Andererseits ist er auch eine Gefahr für alle Verbündeten gegen Sion, wenn er in dessen Hände gerät."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » Fr 23. Sep 2022, 20:03

Eoshan erklärte, dass sie sie alle hier auf dem Schiff gesehen hätte, das dann zur Dalamdans Feste gesegelt war. Leider war es so schnell nicht möglich. Das Schiff würde sie, wenn sie Glück hatten, nur etwas einen Fluss hinunterbringen und dann mussten sie über Land weiterreisen. Die Dea al Mon schien das auch zu wissen, fügte hinzu, dass Visionen selten genau wäre. Eneas hätte trotzdem gerne mehr erfahren. Der fremde Besuch war etwas überwältigend. Eoshan fuhr fort, dass ihr Bruder im Geiste nicht ihr leiblicher Bruder wäre. Eneas störte das nicht. Er wusste wie wichtig einem jemand sein konnte, wie vertraut, egal ob Blut eine Rolle spielte oder nicht. Kosta war seine Familie.
"Eine männliche Schwarze Witwe?", bemerkte er überrascht. Kein Wunder, hatte die Schattenkönigin Interesse an diesem Minan. Leider bekam Eoshan keine weiteren Visionen innerhalb der Burg, sagte, dass viele Schwarze Witwen darin es abschirmen würden und zudem sehr genau überwachten, wer versuchte sie auszuspionieren. Die Dea al Mon lief Gefahr erwischt zu werden und sich im Verzerrten Reich zu verlieren. Minan als Zerbrochener hätte dafür die Fähigkeit Visionen zu empfangen, selbst wenn jemand versuchte sich davor zu schützen. Deshalb wäre er auch eine Gefahr für Sion. Der Dämon würde nach ihm suchen.
Dämon... er sollte vermutlich nicht überrascht sein, dass die Königin von Dea al Mon darüber Bescheid wusste.
"Wir können uns nachher im Kartenraum anschauen, wo dein Bruder möglicherweise festgehalten wird. Aber die Pläne sind nicht hundertprozentig genau. Entflohene Gefangene haben sie aus dem Gedächtnis heraus gezeichnet. Der Rest sind uralte Karten, die nicht mehr aktuell sein mögen." Sie konnten nur hoffen, dass die ungefähre Richtung stimmte. Eneas hatte eine ungefähre Idee gehabt wie sie in Dalmadans Feste eindringen konnten, aber da waren sie nicht so viele Leute gewesen. Zwar würde es ihnen helfen, wenn sie in der Burg kämpfen musste, aber unbemerkt hineinzukommen und wieder zu fliehen, wurde dadurch noch schwieriger. Dafür spürte Eneas, dass die Dea al Mon und Glacier dunkle Juwelen mitbrachte. Genug vielleicht sogar um gegen Zorya vorzugehen.
"Ich sollte vielleicht sagen, dass dieses Mannschaftsmitglied.. Iason, er ist nicht nur für uns wichtig. Auch die Königin von Hayll hat Interesse daran, dass er gerettet wird. Zusammen mit einem anderen Mitglied ihres Hofes, das sich in der Festung befinden kann." Eneas wusste nicht, ob er alles darüber sagen konnte. Dass Timaris vergiftet war und im Sterben lag, war ein streng gehütetes Geheimnis. "Zusätzlich können gefangene Soldaten in der Feste sein. Sie haben auf Sions Seite gekämpft, aber versucht für Hayll Zorya gefangen zu nehmen. Es scheiterte. Wenn sie noch leben, könnten sie uns helfen", überlegte Eneas.

Suppe wurde ausgeschenkt, während das Schiff von den Winden hin und hergeschaukelt wurde. Sie würden das schlechte Wetter im Schutze der Klippen überstehen müssen ehe sie weitersegeln konnten. Sie beratschlagten noch lange bis in die Nacht hinein. Schwierig würde auch der Weg bis zur Festung werden ohne dass man sie enttarnte.
"Die Knotenpunkte der Winde werden stark bewacht sein. Wenn wir Glück haben können wir ohne viele Fragen über den Fluss nach Amdarh rudern. Wir haben einige Fracht dabei und wie ihr seht, dhemlanische Uniformen. Wir kommen vielleicht als Dhemlaner durch, aber ihr..." Er sah zu dem bärtigen Rasmus, der die Schüssel an die Lippen gesetzt hatte und geräuschvoll die Suppe schlürfte.
"Wir haben genug Schmugglerverstecke im Schiff, wo wir euch unterbringen können", überlegte Eneas, "Doch wenn es sich nicht vermeiden lasst, werdet ihr Gefangene spielen müssen." Der Kapitän wollte das umgehen. Zwei Königinnen waren viel zu viel Aufmerksamkeit und die Gefahr war groß, dass sich richtige dhemlanische Soldaten einmischten.
"Es wird noch dauern bis wir zur Flussmündung kommen. Bis dahin sollten wir besser einen Plan haben", sagte Olintes skeptisch.
"Und einen Plan B", fügte Farell grinsend hinzu.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » Fr 23. Sep 2022, 20:05

Taelos war verständlicherweise sehr überrascht, dass Minan eine männliche Schwarze Witwe war. So etwas kam kaum jemals vor. Noch jemand in diesem Versammlungsraum schien überrascht zu sein. Heftiger, emotionaler, als die anderen Seeleute. Doch Eoshan konnte nicht erfassen, wer das war. Es waren zu viele Leute anwesend und auch Merion war ganz aufgebracht, als die Sprache auf seinen Gefährten kam. Er war noch so jung. Nicht viel jünger als Eoshan zwar, doch in dem Alter machten drei Jahre doch noch einen grossen Unterschied aus. Drei Jahre weniger, in denen er hatte lernen können, Geduld zu üben, um an sein Ziel zu gelangen. Die paar Tage an Land auf das Schiff zu warten, hatten sehr an ihm genagt. Jetzt hier auf dem Schiff warten zu müssen, machte es ihm nicht leichter. Zwar nahm er dankend den heissen Gewürzwein an, doch er trank nicht davon, blieb unruhig neben dem Eingang des Raumes stehen.

Der Anführer der Seeleute, Kapitän schien sein Titel zu lauten, wie er sich nacher noch einmal vorgestellt hatte, vot ihr an, dass sie nacher gemeinsam in einem Raum extra für Karten die Karte von Dalamadans Feste anschauen konnten. Ein Raum extra für Karten. Wie speziell war das denn. Dennoch war sie neugierig, wie dieser Raum aussehen würde. "Ich glaube, sie halten ihn in so einer Art Krankenstation fest", erklärte sie Taelos. "Aber da bin ich mir nicht sicher. Er konnte mich einmal kurz durch das Verzerrte Reich erreichen. Doch auch er weiss, wie gefährlich, es ist, wenn sie den Kontakt finden, den wir zueinander haben. Er wird nicht weiter versuchen mich zu erreichen." Zumindest hoffte Eoshan das. Auch wenn sie immer nach ihrem Bruder lauschte. Gehört hatte sie ihn niemehr seit dem.

Da offenbarte Taelos ihr unvermittelt, dass Iason, das vermisste Mannschaftsmitglied nicht nur für die Seeleute wichtig sei, sondern auch für die Königin von Hayll. Eoshan schaute überrascht. Der Wegelagerer kannte Timaris? Oder wusste er nur, dass Iason auch für Timaris wichtig war. Ausserdem wäre noch ein anderes Mitglied ihres Hofes in Dalmadans Feste. Iason war ein Mitglied von Timaris Hof? Unwillkürlich hatte sie wieder das Bild von Ayden Asar vor Augen, wie er mit dem blonden Hayllier Sex hatte. Während sich ihre Wangen ganz heiss und rot anfühlten, fragte sie sich, ob sie deswegen dauernd Visionen vom hayllischen Haushofmeister hatte, wenn sie nach Minan suchte.
*Wir sollten uns nachher noch einmal in Ruhe und abgeschieden unterhalten, Taelos", sandte sie dem Kapitän eindringlich, aber auch recht verlegen auf einem abgeschirmten Speerfaden. Erst einmal wurde jedoch Suppe verteilt und mögliche Pläne geschmiedet, wie man die Gefangenen befreien konnte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Laree » Fr 23. Sep 2022, 20:06

Laree hatte sich nicht davon abbringen lassen mitzukommen, obwohl ihr älterer Bruder es für keine gute Idee gehalten hatte, aber der wollte genauso blindlings Kosta nachjagen. Kosta war auch ihr Freund und sie wollte ihm ebenfalls helfen. Und dann war da noch Ayden. Die Hexe hatte sich zwar die Tätowierung mit seinem Namen überdecken lassen und geschworen ihm nie wieder zu dienen, aber sie wollte auch nicht, dass er starb. Sie musste einfach da sein und ihm helfen. Ein letztes Mal.
Außerdem war sie die einzige auf dem Schiff, die Zorya überhaupt einmal gesehen hatte. Und nicht zuletzt musste sich irgendjemand um Eneas kümmern, der immer noch an Liebeskummer litt. Bevor sie aber bis zur Dalmadans Feste vorstoßen konnte, hielten sie unerwartet an der glacianischen Küste und das Beiboot kam mit mehreren Dea al Mon und Glaciern an. Laree saß stumm im Hintergrund, während sich Eneas mit den zwei Königinnen unterhielt. Die Königin von Dea al Mon und von Glacia! Aber ihren Bruder schien das nicht viel zu interessieren, dass er solch hohe Gesellschaft an Deck hatte.
Laree hörte zu wie es um den Bruder im Geiste von Eoshan ging, der von Zorya entführt worden war. Bis plötzlich sein Name fiel. Minan. Laree erstarrte, blickte geschockt auf. Minan... das konnte nicht sein. Timaris hatte ihn umgebracht. Aber wo gäbe es sonst noch eine zerbrochene männliche Schwarze Witwe, die Minan hieß? Wie war das möglich? Wie konnte Minan dies überlebt haben und wie war er dann in Dea al Mon gelandet? Sie musste nachher allein mit der Königin sprechen, um mehr zu erfahren. Unbedingt. Eneas sollte lieber nicht dabei sein. Laree hatte versucht ihm nichts darüber zu sagen was seine geliebte Königin alles für Abscheulichkeiten getan hatte. Wie sehr sie sich verändert hatte. Laree jedenfalls hätte sich nicht überschlagen, um das Gegengift für sie zu besorgen. Warum tat Ayden es? Er hatte immer so darauf beharrt, sich nicht an Timaris zu binden.

Minan lebte... aber in den Händen des Feindes. Es war genau das eingetroffen was Timaris befürchtet hatte. Hatte sie deshalb Minans Tod irgendwie vorgetäuscht? Dabei wäre es sicherer gewesen den Jungen zu töten.. vielleicht hatte Minan ihr kaltes Herz doch irgendwie erweichen können. Laree versuchte nicht zu lächeln. Es war eine sehr ernste Situation. Aber Minan hatte überlebt.. wie konnte sie sich da nicht freuen?
Falls er in Dalmadans Feste überlebte...
Als Eneas von den Gefangenen der 6ten Kompanie sprach, fiel es Laree wieder leichter sich im Griff zu haben. Tiger war unter diesen Gefangenen wie sie in Raej erfahren hatte. Maeve würde es schwer treffen, wenn der Kriegerprinz sterben sollte... Laree hatte sie kaum alleine lassen wollen. Die Dhemlanerin war hochschwanger.
Während die Piraten und die neuen Gäste beratschlagten wie sie in die Feste kamen, beobachtete Laree die Fremden. Als stummes Dienstmädchen hatte sie schon früh gelernt andere zu beobachten und Details zu bemerken. Ayden hatte diese Fähigkeit nur geschult. Sie bemerkte einen jungen Dea al Mon. Es war schwer das Alter eines Kurzlebigen einzuschätzen und viele Dea al Mon hatte sie zuvor nicht gesehen. Vielleicht war er 15 oder 16. Was machte er in dieser Gesellschaft, die sonst alle aus erfahrenen Kämpfern zu bestehen schien? Neben den Heilerinnen.
Als es später wurde, bat Eneas Maria und sie einige Kojen für die neuen Gäste vorzubereiten und ihnen zu zeigen.
Laree landete bei dem jungen Krieger mit dem silberblonden Haar. Er stand nahe am Ausgang, hatte eine ernste Miene aufgesetzt. Viel zu ernst für einen Jugendlichen. Sie lächelte ihn freundlich an.
"Komm, ich kann dir ein Schlafquartier zeigen", bot sie ihm an und wollte ihn aus der Messe führen, wo einige der anderen immer noch lautstark und angestrengt diskutierten. Aber der Dea al Mon wollte nicht schlafen. Laree legte den Kopf leicht schräg, eine Haarsträhne zwischen den Fingern zwirbelnd.
"Kennst du.. Minan?", fragte sie. "Ich meine.. auf besondere Weise."
Der Jugendliche antwortete, dass Minan sein Gefährte wäre. Laree lächelte. Das erklärte wieso er hier war. "Ich bin Laree. Taelos ist mein Bruder." Sie deutete auf Eneas, der noch mit den Königinnen sprach. Der Jugendliche stellte sich als Merion vor. Die Hayllierin hätte ihm zu gerne gesagt, dass sie Minan auch kannte, aber sie wusste nicht ob das überhaupt helfen würde. Minan hatte tatsächlich einen Gefährten... das war so wunderschön. Oh, sie musste ganz viel darüber erfahren. Laree war wie immer sehr neugierig.
"Warst du schonmal auf einem Schiff? Komm, wir können oben an Deck gehen und frische Luft schnappen. Es wird dunkel. Der Sternenhimmel über dem Meer ist einmalig." Sie ging gleich voller Tatendrang los, drehte sich nochmal um und wartete, ob Merion ihr folgte. "Kannst du mir von Minan erzählen? Ich würde gerne denjenigen kennenlernen den wir bald retten."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » Fr 23. Sep 2022, 20:10

Merion wollte am liebsten schreien. Oder rennen. Rennen bis er bei Minan war und ihn endlich sicher in seinen Armen halten konnte. Natürlich war ihm klar, dass dies nicht ging. Dass sie selber alle höchst vorsichtig sein mussten, damit sie nicht gefangen genommen wurden. Es war so riskant. Besonders da sie zwei Territoriumsköniginnen dabei hatten. Merion wollte Eoshan gerne beschützen und sie am liebsten im Wald einsperren. Insgeheim war er jedoch sehr froh darum, dass sie dabei war. In Gewisser Weise war sie eine Vertraute, der es ganz ähnlich ging wie ihm. Nur nahm sie alles viel gefasster. Merion bewunderte sie für diese Stärke und er nahm sie sich als Vorbild. Dennoch hatte er das Gefühl, kläglich zu scheitern, während sie hier in diesem stickigen Raum sassen und redeten und redeten und nichts anderes als redeten. Es war zum Wahnsinnig werden.

Irgendwann hiess es dann auch noch, dass sie zu Bett gehen sollten. Eine hübsche Frau trat vor ihn, lächelte ihn freundlich an. Sie wirkte jünger als die anderen Seeleute. Aber diese Hayllier sahen alle recht jung aus. Da war er wenigstens nicht so eine Ausnahme. Die war viel eher Rachhad. Unter anderen Umständen hätte er das lustig gefunden. Jetzt bemühte er sich ein höfliches Lächeln zustande zu bringen für die freundliche Hexe. Doch es wollte nicht klappen. Also verneigte er sich stattdessen so, wie es das Protokoll vorschrieb.
"Danke, für das Angebot", wehrte er ab, dass sie ihm ein Schlafquatier zeigen wollte. "Aber ich möchte nicht schlafen." Er konnte nicht. Dann hatte er nur ganz furchtbare Albträume. Und noch weniger wollte er mit der Hexe schlafen. Er wollte ihr nichts böses unterstellen, doch durch Minans Erzählungen hatte er die Befürchtung, dass Hayllier fast immer nur Sex hatten.
"Minan ist mein Gefährte", stellte er deswegen auch gleich klar, als die Hexe fragte, ob er Minan auf besondere Weise kannte. Nur damit sie Bescheid wusste. Warum sie ihm diese Frage gestellt hatte, fragte er sich nicht in seiner Aufregung. "Es freut mich, dich kennen zu lernen, Lady Laree. Nein, ich war noch nie auf einem Schiff. Ja, ich würde gerne frische Luft schnappen." Was das an Deck gehen bedeutete, wusste er nicht so recht. Es schien sowas zu heissen, wie nach draussen zu gehen.

Vorsichtig folgte er Laree aus dem Versammlungsraum den Gang entlang nach oben. Sie fragte ihn, ob er ihr von Minan erzählen wollte. Sie würde gerne die Person kennenlernen, die sie bald retteten. "Minan ist wundervoll", platzte es sogleich schwärmerisch aus Merion heraus. "So einzigartig und faszinierender als jeder, den ich zuvor getroffen habe. Er ist ganz vielseitig und mit ihm wird es niemals langweilig. Er ist herzlich, liebevoll, intensiv, kraftvoll und so unglaublich stark." Sie kamen nach draussen. Erleichtert atmete Merion kalte Meerluft ein. Sie zerrte zwar grob an ihm, trieb ihm Schneeflocken ins Gesicht und schmeckte salzig, doch das war um Welten besser, als da unten eingesperrt zu sein.
Sie waren noch keinen Herzschlag lang wieder draussen, als Schatten ihn auch schon wild und dunkel nach Eoshan fragte. Merion konnte ihn nicht sehen. Dennoch beeilte er sich, dem Kriegerprinzen zu senden, dass es der Königin gut ging und sie neue Freunde fände.
"Ich will mir gar nicht Vorstellen, was Zorya Eacir alles mit Minan anstellen will", murmelte er bedrückt. "Aber er ist stark Laree. Er wird durchhalten. Er weiss, dass wir ihn retten kommen und nach Hause holen. Er wird dafür kämpfen." Merion würde dafür kämpfen und bald konnte er seinen Freund wieder in den Arm nehmen. Dann würde alles wieder gut werden.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Laree » Fr 23. Sep 2022, 20:11

Der Dea al Mon folgte ihr dann doch die Treppe rauf und auf Deck, wo sie schon der kalte Wind erwartete. Laree zog ihren Mantel enger um sich, schüttelte sich leicht. Als sie Merion nach seinem Gefährten fragte, verlor der Jugendliche das erste Mal seine finstere Miene und begann sofort zu schwärmen wie toll Minan doch wäre. Mit ihm würde es niemals langweilig und er wäre so einzigartig.
Das war er wirklich. Es war schön, dass Minan in Dea al Mon einen Freund gefunden hatte. Sogar eine Schwester. Umso furchtbarer, dass sich der junge Prinz erneut in den Händen einer schrecklichen Frau befand, die ihn vermutlich quälen wollte. Hatte die Dunkelheit denn nicht genug Leid über den Jungen gebracht? Aber es schien keine Regel zu geben wer litt und wem es gut ging. Nur zum ersten Mal traf es auch die reichen und mächtigen, die sonst stets glaubten, sie wären unantastbar. Timaris lag im Sterben und Ayden war vielleicht Gefangener Zoryas. Wobei es in Raej eher so geklungen hätte, als hätte Ayden es geschafft Zorya wieder zu verführen und ihr etwas vorzuspielen. Laree hoffte trotzdem, dass der Haushofmeister ausreichend litt. Er hatte es gewiss einmal verdient.
Laree sah zu Merion, der nun nach nach oben gekommen war und erleichtert durchatmete. Vielleicht war er etwas seekrank oder er wollte einfach nicht unter Deck sein.
"Dein Gefährte klingt sehr interessant", sagte Laree. Der Jugendliche sorgte sich aber was seinem Freund bei Zorya widerfuhr. "Denk lieber nicht daran. Momentan kannst du leider nichts daran ändern."
Es konnte auch sein, dass Minan getötet worden war.. Laree wollte das ebenfalls nicht wahrhaben, aber sie war nicht mehr naiv. Zorya würde den Jungen nur solange am Leben lassen wie er interessant und nützlich für sie war. Was passieren mochte, wenn jedoch Sion ihn in die Hände bekam, wollte sich nichtmal Laree vorstellen.

Merion schwärmte davon, dass Minan so stark und kämpferisch wäre. Davon wusste Laree nicht viel. Sie hatte nicht ganz so viel mit Minan zu tun gehabt, aber der Junge war ihr immer eher schreckhaft und verstört vorgekommen. Sehr ängstlich und bemüht auch ja niemanden zu verärgern. Vielleicht hatte er sich verändert. Es wäre ihm zu wünschen.
"Du musst auch stark für ihn sein", sagte Laree. "Wenn er ein Gefangener ist... es könnte ihm viel schweres passiert sein. Er wird bestimmt jemanden brauchen, der ihn tröstet und ihm hilft." Sie schwieg kurz. "Manchmal, wenn etwas ganz schlimmes mit einem passiert, kann es sein, dass man sich verändert.. ich bin sicher, dass dein Freund stark ist, aber selbst wenn man gerettet wird, kann es dauern bis alles wieder... normal ist." Und manchmal würde es nie wieder so sein wie früher. Laree hatte es bitterlich gelernt. Sie sagte es nur nicht.
Die Hexe wollte den Jugendlichen aber nicht unnötig ängstigen. Sie wusste nur nicht, ob ihn irgendjemand darauf vorbereitet hatte, was er in der Feste zu sehen bekommen würde.
"Mein Bruder ist ein toller Stratege und Einbrecherkünstler.. du wirst schon sehen. Wir kommen in die Feste rein und finden alle Gefangenen", versuchte sie ihn aufzumuntern, lächelte ihn an. "Es ist gut, dass Minan dich hat. Vielleicht denkt er gerade jetzt an dich und es gibt ihm Kraft..." Sie fragte ihn, wie lange Merion schon mit Minan zusammen war, versuchte ihn dazu zu bringen an schönes zu denken und nach schönen Erlebnissen zu fragen, damit der Dea al Mon für einen Moment die schweren Gedanken vergaß.
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