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Das Ritual





Das Ritual

Beitragvon Kalliope » So 16. Okt 2022, 19:03

"Preiset Sion. Preiset Sion. Preiset Sion." Der Diener wiederholte die Phrase unablässig, während er immer wieder mit der Stirn gegen die schwarze Mauerwand schlug. Blut tropfte aus der aufgeplatzten Wunde. Wenn Kalliope sich richtig erinnerte, so hieß er Hamied.
Sie hielt den Blick rasch wieder gerade aus und schob den hölzernen Kinderwagen vor sich her. "Hier, Cassiël, schau zu mir", lenkte sie den Jungen ab. Wohlweißlich hatte sie ihn angeschnallt, denn sonst hatte der kleine Kriegerprinz die Tendenz aus dem Gefährt zu springen und alleine losrennen zu wollen. Zwar wacklig, aber voller Tatendrang. Kalliope konzentrierte sich auf das kleine Kind und vergass den Diener wieder. Es war einer von vielen. Vor drei Tagen hatte sie die Magd Agata tot in der Badewanne aufgefunden. Ermordet oder selbst umgebracht, sie wusste es nicht. Es war eine von vielen. Andere versuchten zu flüchten, sprangen trotz Knochenbrüche aus dem Fenster und über die Mauer.
Im Schloss brodelte etwas und jeder konnte es spüren. Die dunkle anfangs säuselnd leise Stimme war zu einem Brüllen angeschwollen. Ein beißendes Tier in einem drin und um einem herum. Um den Thronsaal standen mittlerweile ständig Diener, Wachen und Adelige. Sie brauchten nichts bestimmtes von Sion. Sie wollten einfach in seiner Nähe sein. Kalli verspürte den Zug ebenfalls. Nachts plagten sie Albträume in denen sie zu dem Dämon ins Bett stieg und sich ihm hingab. Sie öffnete Tore für ihn und schritt hindurch. Sie brannte ihre Juwelen für ihn aus.
Die Priesterin zuckte und blinzelte, versuchte die verstörerischen Bilder zu vertreiben. Nein, das war nicht real.
"Vati! Vati!", rief Cassiel und ruckelte in dem Kinderwagen, begann mit den kleinen Füßen dagegen zu treten.
"Nicht jetzt. Er hat keine Zeit für dich", sagte Kalliope. Nicht zum ersten Mal. Es war vielleicht auch besser so. Sie hatte mittlerweile Angst Cassiel Sion oder Alienor zu überlassen. Eigentlich sollte die Königin sich um Sions Sohn kümmern, doch sie hatte manchmal so einen Blick im Gesicht, dass Kalliope um Cassiels Leben fürchtete. Die meiste Zeit war Alienor jetzt bei Sion. Er schien irgendetwas mit ihr zu machen. Sie auf etwas vorzubereiten...

Die Priesterin bog um die Ecke und kam zum Büro von Andiël. Es roch nach Papier, Druckschwärze und Metall. Als oberster Propagandaschreiber hatte er eine eigene Schreibstube und zwei Gehilfen abgestellt bekommen, um die ganze Arbeit zu bewältigen. Kalliope vermutete, dass beide Gehilfen auch Spione waren, die jeweils an andere Bericht erstatteten. Der eine mehr, der andere weniger offensichtlich und erfolgreich. Andiël schien besonders einer der Gehilfen zu gefallen, ein zierlicher grünäugiger junger Bursche mit schwarzen Haaren und einer seltsamen silbernen Strähne dazwischen.
Kalliope hatte nichts gegen, wenn Andiël sich mit jemanden vergnügte. Sie sorgte sich vielmehr um sein zunehmend harscheres Verhalten. Darüber, dass er seiner eigenen Propaganda manchmal mittlerweile Glauben schenkte.
Der Prinz trug einen dunklen Anzug wie es mittlerweile hier bei den Adeligen Mode war. Sie ahmten alle Sion nach, weswegen bunte, ausgefallene Kleidung in der Gunst gesunken war. Es tat Kalli leid, denn Andiël hatte immer gerne ausgefallene Gewänder getragen. Jetzt waren es nur noch schwarze Anzüge. Sowohl bei den ehemaligen Adeligen als auch der aufsteigenden Bürgerschicht.
Andiël war über ein großes Schreibpult gebeugt und inspizierte die neuste Ausgabe, während der junge Gehilfe neben ihm kleine, metallene Buchstaben zum Drucken arrangierte. Seine schlanken Finger huschten über die Reihen hin und her. Andiël trat dicht zu ihm, etwas zu dicht als nötig, sah ihm über die Schulter. "Nein, änder das letzte Wort. Schwächlich statt überheblich. Schwächliche Hayllier. Änder es, Ciryon", forderte er den jungen Krieger auf.
Kalliope klopfte an die offene verglaste Bürotüre.
"Störe ich?", fragte sie. Cassiel wackelte unruhig in dem kleinen Wagen. Kalliope reichte ihm einen kleinen Stofftiger hin, um ihn zu beschäftigen. "Ich habe Essen mitgebracht", sagte sie den Männern und rief einige, verschlossene dampfende Schalen aus ihrem Juwelengepäck herbei.
Größtenteils weil sie vermeiden wollte, dass Andiël zu den Essen der anderen Adeligen ging. Oft kam er danach mit furchtbar verdrehten Ideen zurück. Ein Diener kam ins Büro gehuscht, nahm einige Papiere mit und lieferte andere wieder ab. In den Nebenräumen herrschte ebenfalls geschäftiges Treiben.
"Essen? Wir haben keine Zeit. Mein Teil der Ausgabe muss fertig werden", wehrte Andiël abgelenkt ab. "Nein, das hier muss ein Grad größer sein", sagte er dem zweiten Gehilfen, der ihm etwas hinhielt. Früher hätte man ihn dazu treiben müssen ernsthaft zu arbeiten. Er hätte ein gutes Mahl unter Freunden stets vorgezogen.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Ciryon » So 16. Okt 2022, 19:06

Ohne dass er sich dessen bewusst gewesen wäre, zauberte sich ein sachtes, scheues Lächeln auf Ciryons Gesicht. Er mochte die Arbeit mit den kleinen, metallenen Klötzchen, die Buchstaben an dem schmalen Ende hatten. Geschickt und geduldig setzte er sie in der richtigen Reihenfolge in einen hölzernen Kasten. Das war endlich einmal eine Arbeit, die er zustande brachte, ohne dass man dauernd mit ihm schimpfen und ihn bestrafen musste. Es war eine Arbeit, für die er Talent hatte. Sie erinnerte ihn an etwas, was er früher einmal gemacht hatte. Doch das war so lange her, dass er nicht mehr wusste, was es gewesen war. Die Arbeit hatte jedenfalls etwas seltsam vertrautes an sich und schenkte ihm einen ungewohnten Frieden. So sehr sogar, dass er ab und zu ohne es zu bemerken leise vor sich hin zu summen begann. Dabei hatte Ciryon schon lange nicht mehr gesungen. Er hatte vergessen, dass er es je einmal gekonnt hatte. Dieses Schloss hier, war kein Ort zum Singen.

Mit seinem Frieden war es jedoch abrupt vorbei, als Prinz Sastre dicht zu ihm trat, um seine Arbeit zu begutachten. Der Prinz war ihm so nah, dass es sofort wieder Übelkeit in Ciryon auslöste. Inzwischen hatte er sich jedoch gut genug im Griff, dass man ihm seine Anspannung äusserlich nicht anmerkte. Zumindest kaum. Nur seine Finger wurden etwas langsamer beim Schrift setzen. Alles andere hatte ihm seine Herrin in der Zeit, die er nun bei ihr war, abtrainiert. Eine Zeit davor gab es für Ciryon kaum mehr. Es gab nur noch seine Herrin und seine Hingabe für sie. Eine dunkle Zeit voller Brennen, Scham, unbekannter Lust und Schmerz. Lady Lusian hatte ihm mit viel Geduld und Strenge beigebracht, nicht mehr zu zeigen, dass ihm die Nähe oder die Berührungen von anderen unangenehm war. Dass er nicht mehr zurück zuckte, sich ängstlich klein abwandte. Es gab kein Wimmern, kein Keuchen und kein Händezittern mehr. Nur sein Herz flatterte noch ängstlich in seiner Brust, wenn er wieder in so eine Situation geriet.

Höflich klopfte es an der Bürotüre. Scheu blickte Ciryon auf, die sanften Augen voller Schmerz, den alle hier in dem Schloss verspürten. Es war normal geworden. Sion ihr aller Herr wollte das so und so gaben sie sich dem hin. Trotzdem konnte Ciryon sachte Lächeln, als er die Priesterin sah, die stets auf Sions Sohn zu achten schien. Die schöne Frau kam öfters hier vorbei und brachte ihnen etwas zu essen, damit sie rasch wieder an die Arbeit gehen konnten und nicht Zeit damit verloren in die Speisesääle zu gehen. Ciryon mochte die Priesterin sehr. Sie war stets sehr freundlich und hilfsbereit und erinnerte ihn irgendwie an seine Herrin. Obwohl sie im Gegensatz zu seiner Herrin ihm niemals so Nahe kam, dass er sich auch nur ein bisschen Unwohl gefühlt hätte.

Ausserdem bedeutete ihre Anwesenheit, dass Prinz Sastre sich jetzt ihr widmen und sich von ihm zurück ziehen würde. Seine Nähe, die der Prinz einfach nicht aufgeben wollte, wurde immer erdrückender. Besonders, als dann auch noch Talen zu ihnen heran trat und Prinz Sastre etwas zeigen wollte. Ciryons Blick flackerte leicht. Doch selbst wenn er hätte fliehen wollen, hätte er es nicht gekonnt. Vor ihm war der Tisch mit dem Setzkasten, hinter ihm Prinz Sastre und Talen. Es gab keinen Ausweg.
Und auch keine Hoffnung. Prinz Sastre wehrte nämlich ab, dass sein Text unbedingt bis morgen fertig sein musste. Sie hätten keine Zeit zum Essen. Ciryons Blick brach. Rasch senkte er seinen Kopf, um sich wieder an die Arbeit zu machen. Trotz der kaum auszuhaltenden Nähe der anderen beiden Männer. Seine Herrin hätte es nicht geduldet, hätte er nur deswegen seine Arbeit unterbrochen, wo sie ihm doch so geduldig beigebracht hatte, Nähe zu ertragen. Egal wie aufdrängend oder gar intim sie war. Sie verlangte von ihm unbedingten Gehorsam und es war Ciryons innigster Wunsch, ihn ihr zu schenken. Er schämte sich immer sehr, wenn er es nicht schaffte, weil seine Angst und sein Egoismus wieder zu gross wurden.
Seine gütige Herrin liess ihn jedoch nie fallen. Stets konnte er es wieder gut machen, indem er sie um Strafe anbettelte und den Schmerz für sein Vergehen ertrug. Ciryon nahm die Strafen nur zu bereitwillig an. Selbst wenn das bedeutete, dass er sich von ihr berühren lassen musste oder sie sogar auf schmerzhafte Weise, kleine Metallstäbchen in seinen Körper bohrte. Meist an sehr intimen, demütigenden Stellen. Einige von ihnen hatte sie zur Mahnung in ihm gelassen, so dass er regelmässig an ihre Gebote erinnert und nicht ungehorsam wurde.
Heute würde seine Herrin jedoch keinen Grund haben, über sein Verhalten unglücklich zu sein. Wie sie ihn angewiesen hatte, arbeitete Ciryon fleissig für Prinz Sastre, damit seine wichtigen Nachrichten und Texte in Zeitungen und Flugblättern verteilt werden konnte. Die Arbeit fiel seinen geschickten Fingern leicht und Prinz Sastre war meistens ein sehr freundlicher Mann. Er war nur angespannt, weil er so viel Arbeit hatte. Ciryon half ihm gerne. Auch wenn der Prinz eine ihm unangenehme Tendenz hatte, jeweils sehr dicht zu ihm zu treten.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Andiël » So 16. Okt 2022, 19:11

Ciryon fühlte sich heute wieder ausnehmend gut an. Andiël hätte ihm am liebsten über den kleinen Hintern gestreichelt, doch er hielt sich gerade so noch zurück. Er konnte aber nicht wiederstehen sich so dicht wie möglich hinter seinen Gehilfen zu stellen, um dessen Arbeit zu kontrollieren. Ciryon war sehr flink mit den Metallbuchstaben. Die Arbeit schien ihm zu liegen. Und es war wichtige Arbeit. Jeder im Land musste hinter Sion stehen und erfahren welche Lügen ihre Feinde über Dhemlan verbreiteten.
Es war das einzige was er noch schreiben konnte. Es musste bedeutsam sein. Früher hatte er den Menschen heißes Prickeln bereitet, jetzt machte er ihnen Angst. Es hatte Andiël zunächst angewidert, es hatte Überwindung gebraucht. Es war schmutziger gewesen als alle Erotica, die er davor geschrieben hatte. Aber er war sehr gut darin geworden. Es musste zählen. Jeder in Dhemlan musste davon überzeugt worden, dass Sion ihre einzige Rettung war. Ihre einzige...
Andiël schüttelte leicht den Kopf. Nein, das war nicht richtig gewesen...
Er hatte mal versteckte Nachrichten in der Propaganda versteckt, doch Hilfe war nicht gekommen. Lange nicht. Also musste er für sich selbst sorgen. Es gab keine andere Wahl. Aber oh, er vermisste es so sehr süße Jünglinge um den Verstand zu bringen. Es erinnerte ihn an früher. So ignorierte Andiël, dass die flinken Finger seines Gehilfen eine Spur langsamer wurde. Er wäre gerade richtig, um ihn etwas abzulenken. Vielleicht würde er sich dann auch wieder erinnern wie er früher gewesen war.
Bevor er sich dichter an Ciryon schmiegen konnte, klopfte es und Kalli trat ein. Vor sich schob sie Sions Sohn her, in der anderen Hand hielt sie ein Tablett mit einigen Schalen Essens. Andiël freute sich einerseits sie zu sehen, anderseits hielt er ihre Gegenwart nicht lange aus. Dafür fühlte er sich viel zu schuldig. Sie hatte ihn durch seine Brunft geführt, mehrere Tage lang. Sie war willig gewesen, doch dem Dhemlaner war bewusst dass er ihr das aufgezwungen hatte. Er war nicht mehr gut zu ihr. So viel erkannte er noch. Es war besser wenn er sich von ihr fernhielt.

So versuchte Andiël vorzuschieben, dass sie keine Zeit hatten. Es stimmte auch, sie mussten zügig arbeiten, damit die gesetzten Artikel runter in die Stadt geliefert werden konnten. Ein umständlicher Transport. Er hätte in der Stadt arbeiten sollen, doch er konnte nicht aus dem Schloss. Er musste hier sein. Es war wie ein Zwang.
Andiël kontrollierte etwas, was ihm Talen hinhielt.
"Eure Arbeit würde sich noch weiter verzögern, wenn ihr vor Hunger umkippt oder Fehler macht. Niemand möchte Fehler", ließ sich Kalli nicht so schnell abwimmeln. Sie kam mit dem Wagen näher. Andiël straffte sich und trat von Ciryon beiseite. Kalliope hatte recht. Fehler konnten sie sich nicht erlauben. Sie konnten tödlich enden. Wenn man Glück hatte.
"Wir werden es später essen und-", begann Andiël geschäftig. Die Priesterin war an ihn herangetreten, hatte ihre Hand auf seinen Unterarm gelegt. Gleich spürte er ihre Kraft in ihn strömen und ihn beruhigen. Anfangs war dies ein großer Schock gewesen; diese unbekannte Kraft. Doch mittlerweile hatte sie es so oft gemacht, dass es wie eindringende Ranken waren, die an den dunklen Schlieren zogen. Es wirkte kaum noch.
"Jetzt", präzisierte Kalliope und stellte die Schalen auf einen der freien Besprechungstische.
"Kalli, ich... in den letzten Tagen ist es so schwer geworden", murmelte er. Die dunkle Auro im Schloss war weiter angeschwollen, das kräftige Schlagen eines dunklen Herzens. Er konnte es direkt pochend hinter seinen Augenlidern spüren.
"Nicht hier..", flüsterte sie ihm zu. "Und lass deine Gehilfen arbeiten. Ich muss weiter." Cassiel begann den Stofftiger in seinem Kinderwagen umherzuschmeißen und an dessen Ohr zu nagen, während er kleine spielhafte Grollgeräusche von sich gab.
Andiël setzte sich seufzend. Normalerweise wäre er in den Speisesaal gegangen, doch in den letzten Tagen war Kalliope meistens früher mit Essen aufgetaucht.
"Ihr habt sie gehört. Esst", forderte er Ciryon und Talen auf. Er bemerkte noch etwas Metallschmiere an Ciryons Fingern. Andiël hielt ihn auf und strich über die Hand des Kriegers, verteilte die Schmiere so noch etwas. "So schmutzig willst du essen? Für diesen Schmutz musst du kräftiger schrubben bevor der verschwindet", sagte er und schickte ihn zurück zum Waschbecken. Während der Prinz sich etwas vom Essen nahm, ruhten seine Blicke auf dem knackigen Hintern seines Gehilfen wie er da über das niedrige Becken gebeugt war.
Oh, was tat er da? Er sollte Ciryon wirklich arbeiten lassen. Und essen.
"Was wir hier machen ist schmutzige Arbeit. Gewöhnt euch daran", bemerkte Andiël zwischen zwei Bissen. Was aß er da überhaupt? Er blickte in die Schale. Es interessierte ihn nicht mehr richtig. Wenn er dieses taube Gefühl bloß abschütteln könnte...
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Re: Das Ritual

Beitragvon Ciryon » So 16. Okt 2022, 19:18

Zu seiner Überraschung war das Thema mit dem Essen und dem damit zusammenhängenden Freiraum für Ciryon noch nicht beendet. Die freundliche Priesterin stellte streng klar, dass sich ihre Arbeit noch weiter verzögern würde, wenn sie vor Hunger umkippen oder gar Fehler machten. Besonders streng verdeutlichte sie, dass niemand Fehler mochte. Erschrocken blickte Ciryon auf und schüttelte instinktiv den Kopf. Nein, Fehler sollten sie wirklich keine machen. Fehler wurden streng bestraft. Das wusste er. Ängstlich blickte er sie an. Besonders weil sie näher kam. Sofort fürchtete der zarte Krieger, dass sie ihn jetzt schon für zukünftige Fehler bestrafen würde. Stattdessen trat Prinz Sastre von ihm weg und die Priesterin legte ihm sanft eine Hand auf den Arm. Es sah irgendwie tröstend aus.

Ciryon war jedoch vorallem froh, dass er wieder etwas Freiraum um sich herum hatte. Sofort ging sein Atem wieder ruhiger und seine Finger huschten wieder flinker über den Setzkasten. Einzig das erleichterte Ausatmen hatte ihm seine Herrin unerbittlich abgewöhnt. Still zu halten, wenn ihn jemand berührte, war aber noch immer nicht leicht für ihn. Er schaffte es inzwischen. Trotzdem hatte er stets das Gefühl, Lady Lusian zu enttäuschen, weil es immer noch so ein Kampf für ihn war.

Ganz plötzlich hiess es, dass sie jetzt sofort essen sollten. Hastig stellte Ciryon die Setzsteine beiseite und kam gehorsam um den Tisch geeilt. Wo er ganz unvermutet doch noch von Prinz Sastre angefasst wurde. Es kam so überraschend, dass er nicht verhindern konnte, leicht den Atem anzuhalten. Der Prinz schimpfte mit ihm, dass er schmutzig sei. Ja, das fand Ciryon auch, impulsiv. Ganz furchtbar schmutzig. Es war eine Gnade, dass Herrin Lusian ihn trotzdem bei sich behielt. Prinz Asar streichelte ihm über die Handfläche. Ciryons Blick flackerte leicht und es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass es Prinz Sastre von der Metallschmiere sprach, die er noch an den Fingerspitzen und nun auf der Handfläche hatte. Sobald er freigelassen wurde taumelte er ungelenk zum Waschbecken, um sich da die Hände zu schrubben. Sehr gründlich, in der Hoffnung, dass auch der Eindruck der Berührung damit verschwand. Nur schüchtern traute er sich zu den anderen, um sein Mittagsmahl einzunehmen. Besonders wo Prinz Sastre sie so streng mahnte, dass sie schmutzige Arbeit hier machten und sie sich daran gewöhnen müssten. Ciryon bekam das Gefühl, dass er ganz schlimm etwas falsch gemacht hatte und hoffte inniglich, dass er deswegen nicht von dieser Arbeit hier verbannt wurde. Er machte sie wirklich gerne.

Sobald die Priesterin sich vergewissert hatte, dass sie alle brav assen, ging sie weiter, da sie noch zu tun hatte. Auch Prinz Sastre Talen und er gingen sofort wieder zurück an die Arbeit, nachdem sie die Schüsseln geleert hatten. Das Geschirr verschwand dann auch gleich. Wie um sie daran zu erinnern, dass sie nun gestärkt waren und gefälligst weiter arbeiten sollten. Die letzten Worte waren dann auch bald gesetzt und Ciryon half Talen, die schweren Setzkästen auf einen Rollwagen zu hieven. Talen hatte die Aufgabe, die Setzkästen zur Druckerei zu bringen. Der andere Krieger machte das gerne und erzählte danach oft aufgeregt von der Stadt. Ciryon hingegen war sehr froh, dass er hier oben bleiben durfte. Ihm war es immer unheimlich, wenn er wohin gehen sollte, wo er sich nicht auskannte, oder allgemein wenn es viele Leute da hatte. So räumte er fast schon liebevoll seinen Arbeitsplatz auf und bereitete alles für das nächste Mal vor, wenn sie eine neue Schrift setzen sollten. Er war Prinz Sastre wirklich sehr dankbar dafür, dass er ihn hier oben bleiben liess. Als er das nächste Mal seinem Blick begegnete, huschte deswegen ein scheues Lächeln zum Dank über sein Gesicht.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Andiël » So 16. Okt 2022, 19:19

Kalliope ging dann wieder und Andiël war allein mit seinen zwei Gehilfen, die mehr oder weniger hungrig ihre Schalen lehrten. Andiëls Blick blieb an der weißen Strähne des Jüngeren hängen. Wie er die wohl bekommen hatte? Ciryon war leider eher schweigsam und in sich gekehrt. Nun, Andiël würde ihn schon wachkitzeln. Es reizte ihn den schönen Krieger zu erforschen. Er hatte sicher das ein oder andere Geheimnis.
Doch die Arbeit kam zuerst und sie hatten noch einiges zu tun ehe die Artikel fertig gesetzt waren und die Gehilfen die Setzkästen auf den Rollwagen heben konnten. Talen schob den Wagen sofort mit Elan aus der Schreibstube. Andiël vermutete eher, dass er es kaum erwarten konnte das Schloss wenigstens für kurze Zeit zu verlassen. Es gab solche und solche. Der Prinz mochte nicht gehen. Es war die Flasche Schnaps in seiner Schreibtischschublade. Er wusste, sie war nicht gut für ihn, doch oh, ihre Anwesenheit war so beruhigend. Und je länger man davon trank desto besser fühlte es sich an. Er hatte Monde von Sions Aura getrunken. Jetzt wurde er unruhig, wenn er sie nicht mehr spürte. Es sollte nicht so sein... Andiël schob die sorgenvollen Gedanken energisch zurück.
Apropos Schnapsflasche... Andiël schlenderte zum Schreibtisch, während Ciryon damit beschäftigt war seinen Arbeitsplatz aufzuräumen und zahlreiche der kleinen Metallbuchstaben ordnungsgemäß zu verstauen. Während der Prinz die Schublade aufzog, blickte sein Gehilfe kurz zu ihm und lächelte ihn kaum wahrnehmbar an. Was für ein seltener Anblick. Andiël lächelte zufrieden zurück. Der Krieger hatte eindeutig Interesse an ihm. So musste es sein.

"Die Arbeit scheint dir Spaß zu machen", sagte er und holte die Flasche heraus. Nicht unüblich für ihn nach einem beendeten Artikel. So war es leichter nicht allzu genau über den Inhalt nachzudenken. Schwere Gefechte an der Front. Unsere Truppen kämpfen tapfer. Hauptmann Nergal ist persönlich ausgerückt, um den hayllischen Kommandeur zu zermalmen.
Andiël zog den Korken mit einem Plop aus der Flasche. Die Gedanken verschwanden. Dieses Mal stellte er zwei der bauchig niedrigen Gläser hin. "Komm, du hast auch einen Drink nach der Arbeit verdient." Er goss ihnen beiden ungefragt ein und kam dann mit den Gläsern langsam hinüber zu den niedrigen Setzkästen, die Ciryon gerade bestückte. Er schien bestrebt zuerst alles für morgen vorzubereiten. "Immer so eifrig. Dabei solltest du dich in deinem Alter lieber vergnügen. Hm?"
Andiël hielt ihm eines der Gläser entgegen.
Ciryon wirkte etwas zurückhaltend, doch dann nahm er das Glas an. Andiël prostete ihm zu und trank einen kräftigen Schluck. Er blickte interessiert hinüber zu Ciryons Arbeitsplatz und den vielen Setzkästen.
"Du hast wirklich flinke Finger.." Finger, die der Dhemlaner gerne an seinem nackten Körper spüren wollte. Der Dhemlaner berührte Ciryon an der freien Hand, streichelte sanft darüber. "Und schon wieder so schmutzig.." Er grinste. Das hatte die Arbeit mit den eingeölten Buchstaben nunmal so an sich. Andiël störte es eigentlich nicht. Er mochte den Geruch.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Ciryon » So 16. Okt 2022, 19:22

"Oh ja, sehr sogar, Prinz Sastre", strahlte er seinen Arbeitgeber an, als dieser bemerkte, dass er die Arbeit gerne machen würde. Wie so oft nach getaner Arbeit, holte der Prinz eine Flasche aus seinem Schreibtisch. Es schien wie eine kleine Belohnung dafür zu sein, dass er so hart gearbeitet hatte.
"Ich möchte mich aufrichtig bei Euch dafür bedanken, dass ich dieser Arbeit nachgehen darf", schenkte er Prinz Sastre einen innigen Blick voller Inbrunst. Ciryon meinte es absolut ehrlich, was er sagte. Er genoss es, diese Setzkästen zu bestücken und fühlte sich dabei so leicht wie schon lange nicht mehr. "Manchmal glaube ich, dass ich das früher schon einmal gemacht habe", überlegte er versonnen. Dabei senkte er leicht verlegen seinen Kopf und konzentrierte sich rasch wieder auf seine Arbeit. "Oder etwas ähnliches. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Vielleicht stimmt es aber auch gar nicht und es ist nur einer von meinen dummen Gedanken." Gedanken, die er nicht haben sollte, weil er sonst seine Herrin unglücklich machte. Es war auch gar nicht wichtig, was vor seiner Begegnung mit Lady Lusian geschehen war. Es zählte einzig und allein, dass er nun ihr gehören durfte.

Zu seiner Überraschung war Prinz Sastre so zufrieden mit ihm, dass er ihm auch etwas von dieser Flasche einschenken wollte. Es schien ein ganz besonderes Getränk zu sein. Ciryon wurde ganz verlegen ob dieses Lobes und seine Wangen fühlten sich auf einmal ganz Heiss an.
"Ich mache das nur schnell fertig", nuschelte er etwas überfordert. Prinz Sastre liess das jedoch nicht gelten. Er fand, dass Ciryon immer so eifrig wäre. Dabei sollte er sich in seinem Alter doch lieber vergnügen. Verwundert blickte der junge Krieger auf.
"Mich vergnügen?" fragte er arglos und verstand nicht so recht, was der Prinz von ihm wollte. Was das für eine Art von Vergnügen war, von dem er sprach. "Aber das hier macht doch Spass." Mit einem zarten Lächeln deutete er auf die Setzkästen. Das war eine wunderbare Arbeit. Viel besser, als alles andere, was er hier im Schloss bisher hatte machen müssen.

Abwesend liess er sich das kleine Glas mit der klaren Flüssigkeit darin in die Hand drücken. Weil er nicht verstand, was Prinz Sastre mit seinen Worten gemeint hatte, hatte Ciryon gar nicht bemerkt, wie sein Arbeitgeber es schon wieder geschafft hatte, plötzlich so dicht bei ihm zu sein. Mit grossen Augen sah er zu, wie der Prinz einen grosszügigen Schluck von dem besonderen Getränk nahm. Selber schnupperte er erstmal nur schüchtern daran. Es roch scharf und erinnerte Ciryon an etwas. Doch bevor er die Verbindungen herstellen konnte, lobte Prinz Sastre ihn schon wieder, was seine Wangen natürlich erst recht glühen liess . Aber dabei kam er ihm so nah, dass Ciryon kaum mehr Luft zum atmen blieb und ehe er sich versah, berührte ihn der Prinz schon wieder an den Fingern. Es kam so überrumpelnd, dass er sich ein kleines Erschaudern nicht verkneifen konnte.

"Oh, es tut mir leid", entschuldigte Ciryon sich mit inzwischen feuerroten Wangen murmelnd dafür, dass seine Finger schon wieder so schmutzig wären. "Ich gehe sie gleich waschen." Hastig wollte er sich abwenden, um seine Hände waschen zu gehen. Bestimmt hatte er auch das schöne Glas schon ganz schmutzig gemacht. Ausserdem sehnte er sich danach, sich so der Nähe des älteren Mannes entziehen zu können. Prinz Sastre fand jedoch, dass es nicht so schlimm sei, wenn seine Finger schmutzig wären. Das gehörte eben zu der Arbeit. Er solle jetzt seinen Drink geniessen. Sanft aber bestimmt hielt er ihn an der Hand fest, so das Ciryon mit einem kleinen Ruck von seinem Schwung abgebremst. Erschrocken entfloh Ciryon ein kleines Wimmern. Was ihn sofort noch mehr er ängstigte.
Lady Lusian hatte ihm so streng beigebracht, keine Laute oder Gesten der Abneigung mehr zu machen, wenn sich ihm jemand näherte. Weil das doch so unhöflich wäre und Ciryon wollte keinesfalls unhöflich zu seinem netten Arbeitgeber sein. Der Prinz war ihm nur so nah. Es liess ihn sich ganz unwohl fühlen. Um sein Fehlverhalten wieder gut zu machen, kam der junte Krieger rasch der Aufforderung nach, das besondere Getränk zu geniessen und tat einen grosszügigen Schluck aus dem Glas. Nur um gleich darauf erschrocken zu husten und zu keuchen und verzweifelt nach Atem zu ringen.
"Es.. es tut mir leid", stammelte zwischen den Hustern, die ihm die Tränen in die Augen trieben. "Ich... ich bin so scharfen Alkohol nicht gewohnt. Ah... Eigentlich... eigentlich bin ich mir überhaupt keinen Alkohol gewöhnt."
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Re: Das Ritual

Beitragvon Andiël » So 16. Okt 2022, 19:25

Ciryon schien sehr begeistert von seiner neuen Arbeit und bedankte sich inbrünstig. Andiël wusste nicht was der junge Krieger vorher gemacht hatte, doch es musste schrecklich gewesen sein wenn er nun solche Freude daran hatte falsche Worte in der Welt zu verbreiten. Aber vielleicht achtete Ciryon nicht so sehr auf die Worte und mehr darauf die Buchstaben auch exakt anzuordnen. Wenn man nur die einzelnen Buchstaben anschaute, ergab nichts davon einen Sinn.
Der Krieger sprach nachdenklich davon, dass er früher einer ähnlichen Arbeit nachgegangen war, doch er könne sich nicht mehr erinnern.
"Ich bin früher auch einer ähnlichen Arbeit nachgegangen", erwiderte Andiël. "Vor..." Er blickte zu einer der Steinwände aus deren Richtung man Sions Signatur besonders deutlich spüren konnte. Mittlerweile war sie in jede Ritze des Schlosses eingedrungen und umgab sie ständig, doch trotzdem wussten die Bewohner wo ihr Herrscher war. Der Prinz versuchte sich davon loszureißen und sich lieber auf den scheuen Ciryon zu konzentrieren. Er wirkte zum Anbeißen in seinem kleinen Dieneranzug und wie er da vor den Setzkästen stand. Sehr eifrig, wobei Andiël fand, dass Ciryon sich eher amüsieren sollte. Es waren alle so ernst geworden. Er auch...
Andiël sehnte sich nach jemanden, der ihn dort herausriss, doch er konnte den Dunst nicht recht vertreiben. Das taube Gefühl in ihm drin blieb. Ciryon wunderte sich auch über die Frage und behauptete, dass es Spaß machen würde zu arbeiten. Er deutete auf die Metallbuchstaben und lächelte wunderbar süß.
"Ich könnte mir vergnüglicheres vorstellen", sagte Andiël. "Aber es gibt wahrlich schlimmere Arbeiten im Schloss", fügte er leiser hinzu und näherte sich dem Krieger. "Ich habe mich nur gefragt, ob du nicht gerne in die Stadt gehst wie Talen, um dich dort zu amüsieren."
Ciryon wirkte nicht so, als hätte er jemals daran gedacht. Vielleicht konnte Andiël ihn zu etwas Vergnügen hier überreden. Er versuchte seinen Gehilfen etwas Schnaps aufzudrängen. Dieser roch bisher nur zurückhaltend an dem Getränk.

Andiël streichelte ihm über die Finger, wollte ihn zu mehr verlocken, als Ciryon sich schon wieder entschuldigte. Dabei hatte er ganz rote Wangen bekommen. Andiël grinste wissend. Leider wollte sein Gehilfe sich pflichtbewusst wieder die Hände waschen gehen.
"Ach was, etwas Schmutz stört mich nicht", ging Andiël dazwischen und hielt den jungen Krieger fest. "Das gehört zu unserer Arbeit. Genieß lieber deinen Drink." Er ließ ihn nicht los, was Ciryon zu einem leisen Wimmern brachte. Wollte er so dringend von ihm fort? Der Prinz zog seine Hand langsam zurück, entfernte sich aber trotzdem nicht. Wenigstens nahm Ciryon einen Schluck vom Schnaps, was ihn sofort zu einem wilden Husten und Keuchen brachte.
Andiël lachte leise. "Ich hätte ich mir denken können, dass du kein Alkohol verträgst. Mit deinen hellen Juwelen", bemerkte er. "Und trotzdem bist du bisher im Schloss nicht zerbrochen. Bemerkenswert." Er nahm selbst einen tiefen Schluck. "Du bist zäher als man meinen sollte", stellte der Dhemlaner fest. Es waren bereits viele innerhalb dieser Mauern verrückt geworden oder zerbrochen. Frauen und Männern mit weit dunkleren Juwelen als Ciryon.
"Gewöhn dich an den Alkohol. Er vertreibt dunkle Geister", murmelte Andiël bedeutungsschwer und sah den jungen Gehilfen über den Glasrand hinweg an. Die goldene Farbe des Schnappses spiegelte sich in den ebenso schillernden goldenen Augen des Prinzen wieder. Was er verschwieg war, dass Alkohol ebenso dunkles hervorrufen konnte. Aber irgendein Übel musste man hier nunmal wählen. Andiël stieß mit seinem Glas klickend gegen Ciryons, um ihm zuzuprosten. Dann nahm er wieder schweigend einen Schluck. Ciryon hustete auch bei seinem nächsten, doch nicht mehr ganz so schlimm.
"Woher hast du eigentlich deine bezaubernde Strähne?", erkundigte sich Andiël und strich ungefragt aber sanft über eben jene. "So weiß wie deine Juwelen. Hat es etwas damit zu tun oder hast du dich zu Tode erschrocken?" Letzteres meinte er eher im Scherz.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Ciryon » So 16. Okt 2022, 19:28

Prinz Sastre, dass er sich vergnüglicheres vorstellen könne, als hier zu arbeiten. Fragend blickte Ciryon ihn an und hoffte, dass der Mann, der bestimmt sehr viel mehr von der Welt verstand als er, ihm sagen würde, was er denn mit diesem Vergnügen meinte. Stattdessen meinte der Prinz jedoch nur leise, dass es wirklich schlimmere Arbeiten im Schloss gäbe. Ciryon nickte treuherzig. Ganz bestimmt gab es die. Gleich darauf schüttelte er jedoch entsetzt den Kopf.
"Nein, lieber nicht", wisperte er erschrocken. Er mochte nicht in die Stadt gehen. Er hatte schon genügend Angst, wenn er von seinem Zimmer zur Arbeit hier gehen musste. Hatte Angst davor, fremden Menschen zu begegnen und davor, was er tun sollte, wenn sie ihn ansprachen. Er war lieber für sich. Oder bei Lady Lusian natürlich. Und hier bei der Arbeit war es auch nicht so unheimlich. Selbst wenn Prinz Sastre ihm immer zu so nahe kam, dass Ciryon kaum Luft mehr bekam.

Erst recht nicht mehr, als er in seiner Panik viel zu viel von dem scharfen Alkohol trank. Da musste er ganz fest husten und seine Kehle brannte wie Feuer. Prinz Sastre schien das lustig zu finden, denn er lachte leise. Ciryon wusste nicht, was daran lustig war. Aber vielleicht hatte er etwas verpasst, weil er so am Keuchen war. Es hatte ohnehin etwas gebraucht, bis er überhaupt gemerkt hatte, dass der Prinz lachte. Und das was der Prinz danach sagte, verstand er ohnehin nicht. Warum er in dem Schluss hätte zerbrechen sollen und dass er zäher war, als angenommen. Ciryon kam sich überhaupt nicht zäh vor. Eher verwirrt und atemlos. Hastig wischte er sich das Wasser aus den Augen.
Leider musste er dann schon wieder von dem höllischen Getränk trinken. Prinz Sastre war der meinung, dass er sich an den Alkohol gewöhnen solle. Der würde dunkle Geister vertreiben. Wirklich? Ciryon sah ihn mit grossen Augen. Auch die unheimliche Frau im Spiegel? Einfach indem er davon trank? Oh, dann nahm er wirklich besser noch einen Schluck. Aber diesmal einen kleineren. Schlussendlich war er trotzdem gross genug, dass er schon wieder husten musste. Glücklicherweise nicht so doll, wie beim letzten Mal.

"Bezaubernde Strähne?" fragte er unbedarft und schielte zu Prinz Sastres Hand. Der Mann streichelte ihm durchs Haar. Zu seiner Verwunderung stellte Ciryon fest, dass das gar nicht so schlimm war, wie befürchtet. So spürte er die Berührung nicht so direkt, wie vorhin an der Hand. Das war sogar viel besser, wenn es schon so viel Nähe und so viele Berührung geben musste.
"Ja, ich habe mich ganz fürchterlich erschreckt", nickte er treuherzig. "Mir wollte vor Angst das Herz stehen bleiben. Glaubt ihr, dass das Haar deswegen weiss geworden ist, Prinz Sastre? Ich dachte immer, das läge daran, dass mir die unheimliche Lady im Spiegel etwas weggenommen hat. Ich glaube, sie hat mich sogar töten wollen. Aber ich weiss nicht warum. Erschrocken habe ich mich jedenfalls wirklich sehr." Hmm, vielleicht sollte er noch ein kleines Schlückchen von dem Alkohol nehmen. Wenn es doch dunkle Geister vertrieb und die unheimliche Lady im Spiegel kam ihm wie ein sehr dunkler Geist vor."
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Re: Das Ritual

Beitragvon Andiël » So 16. Okt 2022, 19:28

Ciryon schien auf keinen Fall in die Stadt zu wollen und wirkte rechtgehend entsetzt. Hatte er da etwas schreckliches erlebt oder wollte er auch in der Nähe Sions bleiben? Andiël fiel es immer schwerer sich davon zu lösen, obwohl er manchmal auch geschäftlich in die Stadt musste. Früher hätte er dies genossen, doch jetzt merkte er wie es ihn zunehmend mit Widerwillen erfüllte. Was war mit ihm los? Er hatte schon ewig keiner Orgie mehr beigewohnt, geschweige denn dass er fein essen gewesen wäre. Durch den Titelentzug und Enteignung der gesamten Adeligen war auch prompt die gesellschaftliche Szene in der Andiël sich sonst bewegte zusammengebrochen. Es gab keine Feste und Feiern mehr. Aber Andiël konnte sich nichtmal dazu aufraffen diese zu vermissen. Und obgleich das Landhaus der Sastres nicht weit von Amdarh entfernt war, hatte der Prinz es seit über einem Jahr nicht mehr aufgesucht. Er wusste nicht, ob es überhaupt noch stand oder ob es nicht eine wütende Menge niedergebrannt hatte...
Andiël nahm schnell einen weiteren Schluck, doch sein Glas war bald schon leer. Er benötigte weit mehr Alkohol, um die Gedanken an seine Familie und seinen Stand zu vertreiben. Anderseits wollte der Dhemlaner sich nicht von dem schönen Gehilfen lösen. Dieser beteiligte sich tapfer am Trinken und sobald Andiël ihm verriet, dass der Alkohol die dunklen Geister vertrieb, schien auch Ciryon wesentlich interessierter an dem Getränk. Hatte Andiël doch recht gehabt. Jeder hier im Schloss konnte eine Stützte vertragen.
Der Prinz hatte die silbern weiße Strähne des jungen Kriegers entdeckt und strich sachte darüber. Ciryon ließ es zu ohne zurückzuzucken. Also wollte er gewiss weitere Berührungen, redete sich Andiël sehnsüchtig ein.
"Erschreckt? Tatsächlich? Vor was?", fragte der ehemalige Adelige nach, als Ciryon davon sprach, dass er sich fürchterlich erschrocken hätte. Er wüsste aber nicht, ob sein Haar deswegen weiß geworden wäre. Er hätte gedacht, es läge an der unheimlichen Lady im Spiegel. Sie hätte ihm etwas weggenommen, doch er wisse nicht wieso.
"Eine unheimliche Lady in einem Spiegel?" Andiël schüttelte leicht den Kopf. "Und ich dachte in dem Schloss kann mich nichts mehr wundern. Es ist doch hier passiert oder?", hakte er nach. Ciryon bestätigte es und dann begann er ihm eine ungeheuerliche Geschichte zu erzählen. Wie ihn eine Stimme immer tiefer und weiter hinunter ins Schloss gelockt hätte und dann ein verhüllter Spiegel zu ihm gesprochen hätte, eine Frauenhand hätte sich ausgestreckt und ihn berührt, um seine Tränen aufzusaugen. Zunächst hätte Ciryon geglaubt es wäre seine Herrin, doch dann war die Stimme kalt und feucht geworden und der Griff hätte ihm alle Kraft geraubt. Dadurch wäre die Strähne weiß geworden. Es wäre so entsetzlich kalt geworden. Lady Lusian hätte ihn aus dem Raum gezogen und gerettet.

"Das klingt wie aus einem Hororroman", musste Andiël zugeben und leerte sein Glas, um sich Ciryons Erzählung nicht zu genau vorstellen zu müssen. Es war gefährlich alleine im Schloss unterwegs zu sein. Auch ohne Sion war Dunrobin Castle nie besonders... wohnlich gewesen, doch seitdem er hier war gab er dunklen Dingen im Schloss Leben. Zu gerne hätte er Ciryon deswegen getröstet, doch der schöne Krieger schien bereits eine Person zu haben, die das bei ihm übernahm.
"Lady Lusian hat dich also beschützt.. das ist sehr nett von ihr, doch wieso nennst du sie deine Herrin?" Sklaven gab es zwar nicht mehr in Dhemlan, doch genügend Diener, die ehemaligen Adeligen oder ranghohen Persönlichkeiten verpflichtet waren. "Ich dachte, du bist mein Gehilfe. Arbeitest du noch für jemand anderen?"
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Re: Das Ritual

Beitragvon Ciryon » So 16. Okt 2022, 19:30

"Ja, hier im Schloss", nickte Ciryon erschaudernd. "Ich weiss nicht genau wo. Ganz tief drinn in den verwinkelten Gängen." Fest klammerte er sich an sein Glas, wie als fürchtete er, wieder dahin entführt zu werden, wenn er sich hier nicht fest genug fest hielt. "Ich... ich hatte mich, wie so oft, verirrt", gab er leise zu. "Und dann war da auf einmal diese Stimme in meinem Kopf. Ich dachte es wäre meine Herrin, die mich zu sich ruft. Dass der Weg weiter immer unbekannt blieb, realisierte ich gar nicht. Ich war nur froh, wieder zu ihr zu dürfen. Dieses Schloss ist so unheimlich und verwirrend. Ich war einfach nur glücklich, dass sie mich zu sich ruft und ich dann in diesem Zimmer mit dem verhüllten Spiegel bei ihr sein durfte. So konnte ich mich entschuldigen bei ihr. Sie war nicht mehr böse und wollte mir meine Tränen nehmen. Ihre Hand kam aus dem Spiegel und berührte mich an der Wange. Doch dann war da plötzlich die echte Lady Lusian. Sie nahm mich an der Hand und wollte mich zurück in mein Zimmer bringen. Da ist die Lady im Spiegel ganz wütend geworden. Ihre Stimme wurde kalt und feucht und überall schienen Hände zu sein, die mich berührten und in den Spiegel drängen wollten. Es raubte mir jegliche Kraft und ich glaube, da ist die Haarsträhne weiss geworden. Es war so entsetzlich kalt. Lady Lusian hat es jedoch geschafft, mich aus dem Raum zu ziehen und mich zu retten. Es war fürchterlich."

Ängstlich und mit klopfendem Herzen nippte er noch einmal an dem Getränkt, das angeblich böse Geister vertreiben sollte. Tatsächlich breitete sich allmählich ein warmes, wohliges Gefühl in seinem Bauch aus und er fühlte sich nicht mehr ganz so erschrocken. Nur Prinz Sastre war ihm noch sehr Nahe. Das war unangenehm und beängstigend. Gleichzeitig staunte Ciryon wie der Prinz mit Leichtigkeit so grosse Schlucke von dem Getränk nehmen konnte. Wenn das an der Juwelenkraft lag, schien er um einiges dunklere Juwelen zu besitzen, als Ciryon.
"Horrorroman?" fragte er mit grossen unschuldigen Augen. So recht konnte er sich unter dem Wort nichts vorstellen. Die Leute würden doch wohl kaum Romane lesen wollen, in der so schreckliche Geschichten standen, wie die, die er mit der Lady im Spiegel erlebt hatte. Das wäre ja fürchterlich.

"Weil es sich richtig anfühlt", antwortete er freimütig und mit einem süssen Lächeln auf den Lippen. "Meine Herrin hat so viel für mich getan und mich so oft gerettet. Sie einfach nur Lady Lusian zu nennen ist irgendwie nicht intensiv genug, um ihr meinen Dank für ihre Freundlichkeit auszudrücken." Er hatte sich ihr vollkommen hingegeben. Für immer. Sie Lady Lusian zu nennen, klang da viel zu schwach.
"Ja, doch, natürlich bin ich Euer Gehilfe, Prinz Sastre", beeilte er sich eifrig zu sagen und blickte ihm aufrichtig tief in die Augen. "Lady Lusian hat diese Arbeit für mich organisiert, damit ich mich nützlich machen kann. Sie ist keine Arbeitgeberin, wie Ihr es einer seid Prinz Sastre. Ich wohne bei ihr. Sie... hmmm, sie ist mehr so etwas wie Familie. Denk ich." Es war schwer zu beschreiben. Er gehörte ihr einfach. "Aber arbeiten tue ich nur für Euch. Die Arbeit mit den kleinen Buchstaben und den Setzkästen macht mir wirklich sehr grosse Freude." Ehrlich lächelte er Prinz Sastre an. "Und Ihr seid auch immer sehr nett zu mir. Selbst dann, wenn ich mich ungeschickt und dumm anstelle." Nur, dass er ihm immer so nahe kam. Das war unangenehm. Ciryons Wangen färbten sich prompt wieder rot, ob seiner unverschämten Gedanken.
"Gefällt es Euch nicht, dass ich bei Lady Lusian lebe? Bitte schickt mich deswegen nicht weg", flehte er innig. Seiner Herrin würde das gar nicht gefallen, wo sie sich doch so eine Mühe gemacht hatte, ihm diese Arbeit zu verschaffen. Ausserdem machte er sie wirklich gerne. "Ich bin doch so gerne bei Euch."
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Re: Das Ritual

Beitragvon Andiël » So 16. Okt 2022, 19:31

"Geschichten um sich zu gruseln. Aber ich glaube davon haben wir auch so hier genug", wandte Andiël ein. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Horrorromane gerade beliebt waren. Er sollte mal wieder etwas schreiben... etwas richtiges, doch er hätte es sowieso nicht publizieren können. Er war nun dafür zuständig die Bürger Dhemlans aufzuklären. Es war eine viel wichtigere Aufgabe. Aber umso vieles schmutziger als schlüpfrige Geschichtchen...
Der Dhemlaner stellte sein leeres Glas beiseite, während Ciryon immer noch an seinem nippte. Inbrünstig erklärte er, dass es richtig anfühlen würde Lady Lusian seine Herrin zu nennen. Sie würde viel für ihn tun und hätte ihn schon so oft gerettet. Andiël fand, dass wenn der Krieger hier im Schloss gelandet war, er nicht sehr gut gerettet worden war. Dennoch wollte Ciryon seine Dankbarkeit für seine Herrin so gut ausdrücken wie es ginge. Schön, wenn er es Dankbarkeit nennen wollte... Andiël vermutete, dass Ciryon die öfters zwischen den Schenkeln der Lady ausübte. Der junge Krieger beteuerte trotzdem, dass er sein Gehilfe sei und Lady Lusian die Arbeit für ihn organisiert hätte, damit er sich nützlich machen könne.
Wohl eher um ihn auszuspionieren, dachte Andiël. Da war Ciryon nicht der einzige. Andiël wollte nicht daran denken, doch Kalli hatte ihn oft genug gewarnt, dass seine Gehilfen ihm nicht nur zur Seite standen sondern ihn auch kontrollierten. Sie würden alles was er tat, an ihre Auftraggeber berichten. Jedes gesetzte Wort von ihm wurde kontrolliert und er müsse vorsichtig sein. Allerdings kam ihm Ciryon wirklich nicht wie ein Spion vor. Wieso würde er sonst so frei heraus zugeben, dass Lady Lusian diejenige war an die er gebunden war?
Lächelnd beschrieb der Krieger seine Herrin als Familie, da er bei ihr wohnen würde. Doch arbeiten täte er nur für Andiël. Es würde ihm solche Freude machen mit den kleinen Buchstaben zu arbeiten.
"Schön, dass es dir solchen Spaß hier macht", bemerkte Andiël und strich nochmals über Ciryons Haar. Er würde ihm gerne noch mehr Spaß zeigen, obwohl es sehr dumm wäre sich mit der Person einzulassen, die ihn ausspionierte. Vielleicht war Ciryon genau deswegen hier. Als zukünftiges Betthäschen dem Andiël all seine Geheimnisse anvertraute...

Sein Gehilfe machte ihm auch Komplimente, dass Andiël immer sehr nett sei. Selbst wenn Ciryon sich ungeschickt und dumm anstellen würde. Gerade war er alles andere als ungeschickt. Er war sehr verführerisch in seiner unschuldigen Freude.
"Gefällt es Euch nicht, dass ich bei Lady Lusian lebe? Bitte schickt mich deswegen nicht weg", bettelte der Jüngling. Er wäre so gerne bei ihm. Bei ihm oder bei der Arbeit? Andiël wollte lieber an ersteres glauben. Mit jungen Kerlen zu schäkern erinnerte ihn an früher. Wie er früher gewesen war...
"Es stört mich nicht wenn du eine Liebhaberin hast", gab Andiël gelassen zurück. Das tat es wirklich nicht. "Aber ich hab dich auch gerne bei mir..." Seine Finger hatten das Ende einer Haarsträhne gefunden, zwirbelten leicht daran ehe ihn der natürliche Weg weiter entlang des schlanken Halses des Kriegers führte.
"Erzählst du Lady Lusian denn über deine Arbeit hier? Ist sie interessiert daran?", fragte er beiläufig. "Was hat sie denn alles für dich so getan? Ich meine, außer dich vor gruseligen Spiegelfrauen retten.." Er blickte in die großen Augen seines jungen Gehilfen. Andiël rückte ihm etwas den Kragen der kleinen Anzugjacke zurecht.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Ciryon » So 16. Okt 2022, 19:34

Scheu lächelte er zu dem freundlichen Prinzen auf, dem es gefiel, dass Ciryon seine Arbeit so gerne machte. Dabei strich er ihm nochmals übers Haar. Das schien Prinz Sastre besonder zu gefallen. Insbesondere von der weissen Haarsträhne schien er sehr fasziniert zu sein. Ciryon machte sie eher Angst, da sie ihn stets daran erinnerte, was die unheimliche Frau im Spiegel beinahe mit ihm getan hätte. Doch Ciryon hielt brav still. Seine Herrin hatte ihm streng eingebleut, dass er das nicht mehr tun durfte, vor anderen Leuten erschrocken zurück zu zucken. Berührungen waren normal im Alltag. Ciryon müsse sie ertragen, wenn er seine Herrin nicht beschämen und zurück weisen wolle. Das wollte er auf keinen Fall. Bestimmt, so fürchtete er, würde sich seine Herrin auch so fühlen, wenn Prinz Sastre ihn wegschickte, weil er seine Arbeit nicht richtig erledigt oder er unzufrieden mit ihm war.

"Eine Lieb...? Was?", krächzte er vollkommen überrumpelt. "Woher?" Woher wusste der Prinz, was Lady Lusian so alles von ihm verlangte? Das hatte er doch gemeint, mit Liebhaberin, oder? Er hatte seine Herrin sehr lieb, ja. Auch wenn sie ihn zwang, sich vor ihr auszuziehen und so komische Dinge mit seinem Körper anstellte, die er widerlich fand und doch zugleich heiss ersehnte. Er verstand nicht, wie Lady Lusian das schaffte. Schlussendlich war es jedoch egal. Alles was zählte war, das Ciryon sie glücklich machen und ihr dienen konnte.
Das alles jedoch auch noch mit Prinz Sastre besprechen zu müssen, war ihm besonders unangenehm. Sein ganzer Kopf schien in Flammen zu stehen und ihm war so heiss. Ausserdem begnügte sich der Prinz nicht nur damit, mit seinem Haar zu spielen. Jetzt streichelte er ihm auch noch über den Hals. So direkt Haut auf Haut. Ein Schaudern ging durch Ciryons Körper. Mehr reagierte er nicht darauf. Schon nur, weil hilflos überfordert war. Er mochte die Berührung am Hals nicht, oder das Zupfen an seinem Kragen. Andererseits war er froh darum, dass Prinz Sastre ihn gerne hier hatte. So wie Lady Lusian es gewollt hatte. Wenn er jetzt floh, würde der Prinz ihn sicher nicht mehr gerne bei sich haben wollen.

"Ma... manchmal", nickte er stotternd, dass er seiner Herrin von seiner Arbeit erzählen würde. "Ab und zu reden wir darüber, was wir den Tag über so erlebt haben. Lady Lusian erzählt mir von ihrem Tag in der Krankenstation und ich erzähle ihr von hier." Das war doch normal. Oder? "Ausser meine Herrin hat Nachtschicht. Dann sehen wir uns manchmal eine ganze Weile nicht. Das ist dann sehr schade und fühlt sich sehr einsam an." So ungern Ciryon es auch hatte, was seine Herrin alles so anstössiges und unangenehmes von ihm verlangte, so war es doch sehr viel schlimmer, wenn er nicht bei ihr sein durfte.
"Oh, alles", strahlte er dafür nun, wo er über seine Herrin schwärmen durfte. "Sie hat mich vor der Lady im Spiegel gerettet und oft auch vor anderen Anwohnern im Schloss. Ich... ich bin sehr ungeschickt um Umgang mit anderen Menschen", gab er noch immer recht verlegen zu. "Das war ich schon immer. Sie bringt mir bei, wie man sich anderen gegenüber verhält. Besonders so, damit man sie nicht verletzt und sie sich beleidigt oder zurück gestossen fühlen. Ich will doch zu niemandem unhöflich sein." Um Verständnis heischend blickte er den Prinzen aus dichten Wimpern an, nagte kurz an seiner Unterlippe.
"Ausserdem hat sie mich sogar einmal vor Sion beschützt", lobte er seine Herrin bewundern. "Damit er mich nicht all zu streng für mein Fehlverhalten bestraft. Und ganz zu Anfang hat sie mich vor den Rebellen gerettet, die mein Zuhause zerstört und meine Familie getötet haben. Die hätten mich sicherlich auch getötet, wenn sie mich erwischt hätten. Und vor Sions Soldaten hat sie mich auch beschützt. Die dachten nämlich, ich hätte meine Eltern getötet. Weil ich sie doch gefunden habe. So... so... blutig und..." Ohne dass er es merkte, rannen ihm Tränen über die Wangen. Er hatte schon lange nicht mehr an dieses traumatische Ereignis gedacht. Hatte es verdrängt, weil es so weh tat. Prinz Sastre hatte es jedoch innert Kürze geschafft, dass er gleich an zwei schreckliche Dinge hatte denken müssen. Irgendwie schien das besondere Getränk überhaupt nicht geeignet dazu sein, dunkle Geister zu vertreiben. Vielleicht hatte er nur noch nicht genug davon. Hastig trank er den Rest in einem Zug aus und musste darob natürlich prompt wieder husten.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Andiël » So 16. Okt 2022, 19:35

Ciryon wirkte sehr ertappt, als Andiël ihn auf seine Liebhaberin ansprach. Anscheinend war der unschuldige Gehilfe der Meinung gewesen, es wäre absolut geheim.
"Na so wie du von ihr schwärmst, bist du doch sicherlich auch in ihrem Bett", erklärte der Prinz seinen Verdacht schmunzelnd. Trotzdem wurde der junge Krieger feuerrot und erschauderte. Vielleicht lag letzteres aber auch daran, dass Andiël ihm begonnen hatte über den Hals zu streicheln. Bisher hatte Ciryon nicht zu erkennen gegeben, ob ihm dies gefiel oder nicht. Vor Verlegenheit hatte er begonnen zu stottern und gab preis, dass er manchmal über seine Arbeit mit Lady Lusian reden würde. Dafür würde sie ihm aber auch von ihrem Tag in der Krankenstation erzählen. Die Lady arbeitete auf der Krankenstation? Andiël fragte sich, ob sie dann wirklich Interesse an der Arbeit hier haben könnte. Ciryon wirkte jedenfalls nicht so als wüsste er von seiner Tätigkeit als Spion. Er schien eine süße Unschuld, die Andiël zunehmend stärker erkunden wollte. Leider schwärmte Ciryon weiter von seiner selbst ernannten Herrin und wie einsam es ohne sie wäre.
"Wenn du einsam bist, können wir uns einfach einen netten Abend machen...", bot Andiël an. "Dann bist du nicht mehr einsam." Er lächelte den Jüngling charmant an. Der Dhemlaner vermutete, dass der naive Krieger von dieser Lady Lusian ausgenutzt wurde, doch dann zählte Ciryon begeistert auf was die Lady bereits alles für ihn getan hätte. Sie würde ihm beibringen wie man sich anderen Menschen gegenüber verhält so dass man diese nicht verletzte und beleidigte.
"Du willst nicht unhöflich sein? Wie anständig von dir. Da bleibt mehr Unhöflichkeit für mich", entgegnete der Prinz und grinste. Er erinnerte sich, dass er es mal sehr genossen hatte unhöflich zu sein und Konventionen zu brechen. Nein, das ging nicht mehr. Es war zu gefährlich. So konnte er Dhemlan nicht gut dienen. Die Erinnerungen versanken wieder. Zudem wurde er dann besonders von Ciryons Anblick eingefangen. Das Nagen an seinen sanften Lippen war zum Niederknien. Andiël hätte auch gerne daran geknabbert. Er schob sich noch etwas dichter an den Krieger.

Ciryon erzählte derweil von der nächsten Heldentat Lady Lusians. Sie hätte ihn vor Sion geschützt und dann auch vor Rebellen gerettet, die sein Zuhause zerstört und seine Familie getötet hätten. Es wäre alles so blutig gewesen und die Soldaten Sions hätten zunächst geglaubt, dass Ciryon seine Eltern getötet hätte. Ehe Lady Lusian ihn davor gerettet hatte. Prompt begann der Jüngling zu weinen. Bevor Andiël ihn tröstend umarmen konnte, leerte sein Gehilfe sein Schnapsglas in einem Schluck aus und hustete wieder kräftig. Andiël klopfte ihm auf den Rücken und entwand ihm das Glas, um es beiseite zu stellen.
"Wie furchtbar", sagte er einfühlsam. "Viele haben ihre Familien verloren als Sion an die Macht kam, oder noch danach. Aber dafür selbst beschuldigt zu werden, ist ungeheuerlich." Kein Wunder war Ciryon Lady Lusian sehr dankbar und ergeben. Nun wo Andiël seine Hand auf dem Rücken des Kriegers hatte, ließ er sie erstmal dort und begann ihn tröstend zu streicheln. "Aber wer könnte dich ansehen und auch nur auf den Gedanken kommen, du könntest einem Wesen etwas zu leide tun?" Ciryon wirkte sehr sanft und nicht im Mindesten so als sei er zu Gewalt fähig. Schon gar nicht gegen die eigenen Eltern.
Andiël bemerkte die Tränen auf den Wangen seines Gehilfen und strich sie mit der anderen Hand zärtlich davon, liebkoste dabei die Wangen. Er hatte wunderbar samtige Haut. "Weine nicht. Ich glaube, wir könnten beide noch einen Schnaps vertragen." Er ließ die Flasche herbeischweben und schenkte ihnen in die Gläser nach. Der Prinz hielt Ciryon ein gefülltes Glas entgegen. Er sollte sich lieber entspannen.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Ciryon » Mo 17. Okt 2022, 05:03

Prinz Sastre war so lieb zu ihm. Freundlich bot er ihm an, dass sie sich auch einfach mal gemeinsam einen netten Abend machen könnten, damit Ciryon nicht mehr einsam war, wenn seine Herrin arbeiten musste. Das war so hilfsbereit und zuvorkommend, dass Ciryon gar nicht anders konnte, als den Prinzen mit grossen Augen bewundernd anzusehen. Obwohl dieser vorhin noch so direkt vermutet hatte, dass Ciryon Bettdienste für seine Herrin verrichtete. Weil er so von ihr schwärmte.
Dabei hätte er lieber auf diese Bettdienste verzichtet. Sie waren ihm äusserst unangenehm. Nichts worüber er schwärmen wollte. Doch leider gehörte das nun einmal dazu, wenn man einer Lady diente. Sie hatte das Recht, das von ihm zu verlangen und er hatte zu gehorchen. Egal ob es ihm gefiel und er bereit dafür war oder nicht. So lautete das Protokoll. Deswegen war Prinz Sastre wohl auch auf den Gedanken gekommen, dass Ciryon seiner Herrin auch da diente.
Wofür der junge Krieger jedoch keine Erklärung fand war die Aussage des Prinzen, dass mehr Unhöflichkeit für ihn bleiben würde. Das klang fast so, als wolle Prinz Sastre unhöflich sein. Aber das konnte doch nicht sein. Der Mann war so freundlich und nett. Er konnte doch nicht absichtlich unhöflich sein wollen. Warum auch und zu wem? Es ergab absolut keinen Sinn für Ciryon.

Erschrocken zuckte er zusammen, als Prinz Sastre ihm wegen dem Husten auf den Rücken klopfte. Das kam unerwartet, halb aber tatsächlich gegen den Reiz in seiner Kehle. Überfordert liess er sich das Glas aus der Hand nehmen und blickte den Prinzen verhuscht an, der sich absolut sicher war, dass Ciryon niemals einem Wesen etwas zuleide tun könne. Allmählich gewöhnte sich der ängstliche Krieger an die unangenehme Nähe des Prinzen. Besonders, wo dieser so nett und liebevoll zu ihm war.
"Nein, ich will niemandem etwas zuleide tun", beteuerte er schniefend. "Es war so schrecklich und so viel Blut. Ich habe es zuerst gar nicht begriffen. Vielleicht ging es den Soldaten auch so", nahm er die Männer in den Schutz. "Deswegen dachten sie womöglich, dass ich das getan hätte. Ich bin ihnen deswegen nicht böse. Ich bin einfach nur froh, dass sie mich nicht getötet haben und Lady Lusian mit beschützt hat." Brav liess Ciryon sich die Tränen von den Wangen streicheln. Es fühlte sich seltsam an, sich im Gesicht berühren zu lassen. Ganz anders, als die Hand, die ihm sanft über den Rücken streichelte. Ciryon konnte nicht sagen, was es in ihm auslöste. Es war seltsam. Deswegen wäre es ihm am liebsten gewesen, er würde gar nicht berührt werden. Aber sie waren so lieb gemeint, dass der Krieger sich sogar Mühe gab, die Berührungen zuzulassen, anstatt sie einfach nur gehorsam über sich ergehen zu lassen, um nicht unhöflich zu sein.

"Schnaps?" fragte Ciryon nuschelnd und schaute mit leicht geröteten Augen zu, wie Prinz Sastre erneut ihre Gläser mit der goldenen Flüssigkeit auffüllte. "Das besondere Getränk, dass die dunklen Geister vertreibt?" Das hiess also Schnapps. Artig nahm er das Getränk und nippte behutsam daran. Wenn er nur seine Lippen benetzte, brannte es nicht so in der Kehle. Ausserdem machte das Getränk so ein tröstlich wärmendes Gefühl im Bauch.
"Plagen Euch auch dunkle Geister, Prinz Sastre?" fragte Ciryon mitfühlend, wobei er weniger in Metaphern dachte, als vielmehr an echte gemeine Geister dachte. An solche wie die gruselige Lady im Spiegel. Soviel wie der Prinz trank, musste es ein ganz besonders furchterregendes Gespenst sein.
"Wie... wie geht es Eurer Familie?" wollte er stockend und angstvoll wissen. Der freundliche Prinz hatte ihm vorher gesagt, dass viele Menschen ihre Familie verloren hatten, als Sion an die Macht gekommen war. Ciryon verstand den Inhalt der Worte nicht ganz. Er nahm nur an, dass der Prinz auch eine Familie hatte, wie jeder es normalerweise hatte. Vielleicht hatte er seine auch verloren. Womöglich sogar durch einen dunklen Geist, weswegen Prinz Sastre nun viel Schnapps trinken musste, um das Gespenst in Schach zu halten. Das wäre furchtbar um den lieben Prinzen. Ciryon wollte ihm gerne helfen, wo er doch so nett zu ihm war.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Andiël » Mo 17. Okt 2022, 08:24

Der niedliche Krieger schniefte, dass er niemanden weh tun wollte. Traumatisiert beschrieb er wie er damals seine Eltern gefunden hatte und wie schrecklich es gewesen sei. Trotzdem gab er den Soldaten keine Schuld, dass sie ihn verdächtigt hätten. Er wäre froh nicht getötet worden zu sein und dass Lady Lusian ihn beschützt hätte.
"Ich bin froh, dass dir geholfen wurde", pflichtete Andiël. Er wollte nicht weitere Fragen über die Geschichte stellen, denn Ciryon wirkte aufgewühlt und traurig genug. Dabei wollte der Prinz sich lieber ablenken und nicht von neuen Schrecken erfahren. Er wollte am liebsten nicht an den Krieg denken und wo sie waren und was sie hier machten. Wenigstens für den Moment. Andiël wischte seinem Gehilfen behutsam die Tränen fort und bot ihm neuen Schnaps an, um ihn zu beruhigen.
Mit roten Augen blickte der junge Krieger auf und nahm auch sofort das Getränk entgegen, um einen kurzen Schluck davon zu nehmen. Ob dies das besondere Getränk wäre, dass dunkle Geister vertriebe, wollte er wissen. Andiël nickte und trank ebenfalls. "Jeder Alkohol tut das, doch manche wirken bessere als andere", erklärte er. "Dann muss man nicht so viel über das nachdenken was passiert ist." Oder was man selbst getan hatte. Der Prinz nahm schnell noch einen tiefen Schluck und spürte das wärmende Kribbeln im Körper.
Ciryon stellte ihm dann die prekäre Frage, ob ihn auch dunkle Geister plagen würden. Andiël nickte. "Mehr als ich je geahnt hatte", gab er düster zu. Seit er in diesem Schloss war, wurden es stetig mehr und sie ließen ihn nicht mehr los. Er hatte tausende Dhemlaner mit Fehlinformationen in den Tod getrieben. Er trug mit Durchhalteparolen dazu bei, dass der Krieg immer noch andauerte. Er hatte Kalliope geschlagen...
Aber an all das dachte Ciryon natürlich nicht. Stattdessen fragte er ihn nach seiner Familie. Andiël sah überrascht von seinem Glas auf. "Meine Familie? Ich weiß es nicht...", antwortete er. "Ich habe sie länger nicht gesehen. Aber meine Mutter ist schon viele Jahre tot", schob er hinterher. Das Gespräch verlief überhaupt nicht so wie er sich das vorgestellt hatte. Andiël wollte sich ablenken und erst recht nicht an das Schicksal der Sastres denken.

"Ich hatte gehofft die Gesellschaft eines hübschen Kriegers würde die dunklen Geister eher fernhalten als der Schnaps", erklärte der Prinz lächelnd. Trotzdem leerte er sein Glas in einem gierigen Zug und stellte es dann beiseite. So fühlte er sich bereits besser. "Und du bist wirklich ausnehmend hübsch. Ein weißes Licht inmitten all der Dunkelheit hier." Es fiel gerade in der Tat nicht viel Licht durch die vergitterten Fenster. Es musste Abend werden. Einige Öllampen hinter grünem Glas warfen ihren befremdlichen Schein durch die Schreibstube.
"Wir könnten uns gegenseitig wärmen und trösten", lockte der Dhemlaner und streichelte Ciryon weiter über den Rücken hinab. Er ließ seine Hand gerade über dem Ansatz des Hinterns, obwohl es ihn reizte diesen ausgiebig zu massieren.
Mit der anderen Hand öffnete er geschickt den obersten Hemdsknopf seines Gehilfen. "Wir haben Feierabend. Da kannst du es ruhig etwas lockerer halten", empfahl er seinem süßen Gehilfen.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Ciryon » Mo 17. Okt 2022, 18:01

Anscheinend brauchte es nicht ein besonderes Getränk, um dunkle Geister zu vertreiben. Prinz Sastre erklärte ihm, dass jeder Alkohol das tun würde. Verwirrt runzelte Ciryon die Stirn. Er kam nicht mehr mit. Er hatte gedacht, dazu bräuchte es ein besonderer Zaubertrank. Dass es mit jedem Alkohol ging, glang so unwirklich. Dem unerfahrenen Krieger kam der Gedanke, dass er etwas entscheidendes verpasst hatte. Er kam jedoch nicht dazu, sich weitere verwirrende Gedanken darüber zu machen. Prinz Sastre sagte so düster, dass ihn mehr dunkle Geister plagen würde, als er je geahnt hätte. Erschrocken sog Cyrion die Luft ein. Das klang ja furchtbar schrecklich. Ängstlich blickte der Krieger sich um, weil er fürchtete, dass diese dunklen Geister gleich mit bösen Absichten über sie herfallen würde. Hastig nahm er noch einen Schluck vom Schnaps. Sicherheitshalber doch etwas mehr, als nur ein kleines Nippen. Auch wenn es dafür heiss in seiner Kehle brannte.

"Es tut mir so Leid", beteuerte herzlich mitfühlend. "Das klingt so schrecklich." Dass die Mutter des lieben Prinzen schon so lange tot war. Seine Eltern waren erst seit kurzer Zeit tot. Er hatte das noch gar nicht richtig verarbeiten können und er konnte sich nich vorstellen, wie qualvoll es sein musste, viele Jahre mit diesem Schmerz zu leben. Zudem wusste Prinz Sastre noch nicht einmal, wie es dem Rest seiner Familie ging, weil er sie so lange nicht mehr gesehen hatte.
"Vielleicht könnt Ihr Eure Familie bald besuchen gehen", schlug Ciryon hilfsbereit vor. Das würde dem Prinzen bestimmt gegen die komischen dunklen Geister helfen und was ihn sonst noch so bedrückte. Ciryon wusste, dass Familie etwas wichtiges war. Ein Ort, wo man Trost und Hilfe bekam. Wenn man noch eine Familie hatte, sollte man unbedingt gut auf sie aufpassen.

Prinz Sastre hatte jedoch eine andere Idee gegen die Gespenster. Noch besser als Alkohol würde da ein hübscher Krieger helfen und Ciryoan wäre besonders hübsch. Ab dem Moment kam der junge Krieger allerdings nicht mehr so richtig mit. Er hatte keine Ahnung, wie er dunkle Geister vertreiben sollte. Im Gegenteil, der Gedanke, sich erneut einem Geist wie der Spiegellady stellen zu müssen, versetzte ihn in Panik. Andererseits wollte er dem freundlichen Prinz Sastre gerne helfen, der viel unglücklicher zu sein schien, als er es nach aussen zeigte. Ciryon konnte nicht sagen, woher das Gefühl kam. Er hatte einfach den Eindruck.
Zumindest so lange, bis der Prinz seine Hand weiter Ciryons Rücken hinunter gleiten liess und erst knapp oberhalb seines Hinterns inne hielt. Ciryon keuchte leise. Ihm kam es so vor, als würde die Hand des Prinzen schon direkt auf seinem Hintern liegen. Das liess ihn sich ganz drucheinander fühlen. Hastig nahm er noch einen kleinen Schluck, in der Hoffnung, dass das irgendwie half. Aber seine Gedanken wurden nur noch unkonzentrierter und unsteter. Besonders, als Prinz Sastre ihm auch noch ganz unerwartet den obersten Hemdsknopf öffnete.
"Ist... ist das nicht unschicklich", nuschelte er verwirrt. Seine Wangen glühten wieder. Er fühlte sich so haltlos und verwirrt. Die Nähe des Prinzen hüllte ihn immer mehr ein. Der Abstand zwischen ihnen, wurde stetig kleiner. Ciryons Atem ging unwillkürlich flacher. Er wollte fliehen, wusste aber, dass er das nicht durfte. Lady Lusian hatte ihm beigebracht, dass solche Nähe normal war und er sie zu ertragen hatte. Er wollte Prinz Sastre schliesslich nicht verärgern, wo der so nett zu ihm war.
"Ich... ich würde euch gerne trösten", versprach er treuherzig und legte sogar von sich aus seine freie Hand auf den Arm des Prinzen. Ganz vorsichtig und kaum spürbar. Er wollte sein Gegenüber nicht berühren. Doch das gehörte zum Trösten dazu, hatte er gelernt. "Ihr seid so nett zu mir", nuschelte Ciryon leicht beduselt. "Ihr sollt nicht traurig und einsam sein." Sachte schüttelte er zur Bestätigung seinen Kopf, worauf ihm prompt etwas schwindlich wurde. "Wenn.. wenn ich helfen kann, dann mache ich das gerne, Prinz Sastre."
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Re: Das Ritual

Beitragvon Andiël » Mo 17. Okt 2022, 18:09

Ciryon war sehr sensibel und bekundete sein Mitgefühl, als Andiël seine tote Mutter erwähnte. Dabei war es wirklich viele Jahre her. Vermutlich dachte der junge Krieger an seine eigenen Eltern. Naiv hoffte er, dass Andiël seine Familie bald besuchen gehen könnte. Der Prinz vermutete, dass die eine Hälfte seiner Familie untergetaucht oder geflohen war und die andere im Kerker steckte. Sie waren schon immer Quergeister gewesen. Doch er wagte nicht seine dunklen Vermutungen zu bestätigen indem er sich beim Kerker erkundigte. So konnte er sich immer noch sagen, dass die anderen Sastres in anderen Bereichen des Landes für Sion arbeiteten. Andiël wusste zumindest von zwei oder drei bei denen es so war.
"Vielleicht", sagte der Dhemlaner deshalb nur vage auf Ciryons Hoffnung. Andiël zog die Ungewissheit vor. Besonders nach ein paar Gläsern Schnaps. Er wollte nicht weiter darüber reden und versuchte seinen Gehilfen zu angenehmeren Dingen zu überreden. Ciryon konnte ihm genauso gut helfen die dunklen Gedanken zu vertreiben. Allerdings schien ihn der junge Krieger nicht so richtig zu verstehen und für den Moment wirkte er gar etwas panisch ob dieser neuen Verantwortung.
Dabei wollte Andiël nur ein wenig Spaß haben und vergessen. Mehr musste Ciryon gar nicht liefern. Der Prinz näherte sich seinem Gehilfen eindeutiger und genoss wie dieser leise aufkeuchte. Ciryon hielt sich an seinem Schnapsglas fest, trank wieder etwas. Andiël nutzte die Zeit, um vorne den obersten Hemdsknopf zu öffnen. Ciryon murmelte, ob das nicht unschicklich sei und hatte erneut rote Wangen bekommen. Vielleicht war es auch durch den Alkohol.
"Oh, ich hoffe, es wird noch viel unschicklicher", bemerkte der Schriftsteller mit verwegenem Grinsen.
Ciryon schien auch interessiert und berührte ihn am Arm, während er beteuerte, dass er ihn gerne trösten und ihm helfen wollte. Er solle nicht traurig und einsam sein.

"Das bin ich doch nicht. Nicht mit dir, der mir so nett Gesellschaft leistet", erwiderte Andiël. Er wollte gerne noch viel netter zu seinem Gehilfen sein. Dieser klang mittlerweile leicht angetrunken. Der Prinz nutzte es, um seine Hand weiter nach unten auf Ciryons Hintern wandern zu lassen. Zärtlich streichelte er die knackigen Gesäßhälften. Mmmhhh, das war schon viel besser als die schwierigen Fragen vorhin über seine dunklen Geister.
"Ich glaube, du kannst ein wunderbarer Tröster sein..." Andiël öffnete ungeniert einen weiteren Hemdsknopf und schlug den gestärkten Kragen etwas zurück. So konnte er sich vorbeugen und endlich einen sanften Kuss auf den zarten Hals hauchen. Mit der Hand auf Ciryons Hintern drückte er den Krieger dicht an ihn. Statt dass sich sein Gehilfe ihm hingab, wurde er prompt wieder aufgewühlt und fragte stammelnd, was er denn falsch gemacht hätte, dass Andiël ihn nun bestrafen würde.
"Bestrafen?" Irritiert zog Andiël sich zurück.
Ciryon blickte ihn hilflos an und fragte, ob Andiël böse mit ihm wäre.
"Böse? Nein, nicht doch. Ich bin ganz angetan von dir", beteuerte der Prinz rasch. Er zog seine Hand zurück. "Wie kommst du darauf, dass ich dich bestrafe?" Weil Andiël ihn eindeutiger berührt hatte? "Ich dachte, ich gefalle dir." Er lächelte charmant. "Wir könnten uns eine schöne Zeit machen. Man sagt mir nach, ich bin ein sehr guter Liebhaber." Er legte seine Hand an seine Brust.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Ciryon » Mo 17. Okt 2022, 18:11

Er hatte sich bestimmt verhört, dass Prinz Sastre wollte, dass es noch viel unschicklicher wurde. Bestimmt hatte der Prinz so etwas gemeint wie, dass es gar nicht so schlimm unschicklich war oder so ähnlich. Ciryon war sich gar nicht mehr sicher, was er gehört hatte. Seine Gedanken waren so schwerfällig und verwirrend. Er wollte dem freundlichen Prinzen gerne helfen und auch der hoffte, dass er ein wunderbarer Tröster sei. Ciryon bekam gar nicht mit, dass Prinz Sastre ihm derweil einen weiteren Hemdknopf öffnete.
Auf einmal war der Prinz ganz dicht bei ihm. Viel zu dicht. Hauchzart drückte er ihm seine Lippen auf den Hals, während seine Hand sich nun wirklich auf Ciryons Hintern legte, um ihn dicht an sich zu drücken. Es überrollte ihn so sehr, dass augenblicklich Panik in ihm hochschoss. Unwillkürlich musste er an Prinz Riwanon denken. Bei ihm hatte er auch Schnapps trinken müssen, bevor dieser ihn am Hals und am Hintern angefasst hatte. Es war genau so wie hier jetzt gewesen, bevor er schrecklich hart bestraft worden war. Ciryon erstarrte in den Armen des Prinzen und schaffte es nur dank seiner strengen Erziehung, nicht unhöflich zurück zu weichen.

"Was... was habe ich falsch gemacht?" fragte er mit zittriger, brüchiger Stimme voller Angst, während er bebend und stocksteif zugleich in Prinz Sastres Armen stand. "Bitte... es tut mir Leid. Ich wollte Euch nicht verletzen. Werdet... werdet Ihr mich nun bestrafen?" Er hätte nicht fragen, sondern es nur über sich ergehen lassen sollen. Prinz Sastre blickte ihn so komisch an, dass Ciryon Angst machte. "Seid Ihr böse auf mich?" Bitte nicht. Er wollte den freundlichen Prinzen doch nicht verärgern oder seine Stelle bei ihm verlieren.

Prinz Sastre beteuerte jedoch rasch, dass er ihm nicht böse sei. Dass er von ihm angetan sei. Ciryon wusste nicht so recht, was das bedeuten sollte. Verwirrt biss er sich auf die Lippen, damit er nicht erleichtert aufatmete, weil Prinz Sastre wenigstens eine seiner Hände zurück nahm. Leider nicht lange. Kurz darauf legte er sie auf Ciryons Brust, in der das Herz des jungen Kriegers aufgeregt flatterte.
"Lieb...?" Ciryons Wangen brannten vor Scham. Liebhaber? So nackt zu zweit im Bett, so wie er das bei Lady Lusian tun musste? Aber... Ciryon wusste weder ein noch aus und verstand die Welt nicht mehr. "Ja, natürlich gefallt Ihr mir", beteuerte er atemlos. "Ihr seid so freundlich und hilfsbereit mit mir. Gerne will ich Euch eine gute Zeit machen. Deswegen habe ich doch auch Angst, dass ich etwas falsch gemacht habe und Ihr böse mit mir seid, weswegen Ihr mich bestrafen müsst." Flehentlich blickte Ciryon den Prinzen an, in der Hoffnung, dass er ihn verstehen möge. Leider funktionierte das nicht so recht und Prinz Sastre fragte ihn noch einmal, warum er an eine Bestrafung dachte. Das hatte er schon einmal gefragt oder? Oh, in seinem Kopf war alles so durcheinander.
"Weil... weil es genau so ist wie beim letzten Mal, als ich bestraft werden sollte", stammelte er verängstigt und atemlos. "Da musste ich auch so scharfen Schnaps trinken, dass ich husten musste und... und ich wurde am... am Hals berührt und am Hi... Hintern be... bevor es dann ganz schrecklich wurde." Ob er wollte oder nicht, es traten ihm schon wieder Tränen in die Augen bei der furchterregenden Erinnerung.
"Ich... ich weiss, dass ich es verdient habe", schluchzte er zitternd und beschämt. "Aber... aber es hat so weh getan. Obwohl er böse geworden ist, konnte ich einfach nicht aufhören zu schreien... und es hat geblutet... ich konnte einfach nicht tapfer sein... und danach konnte ich noch nicht einmal mehr sprechen..." Ciryon bekam in seiner Angst gar nicht mehr mit, was er alles vor lauter Schreck ausplapperte. "Bitte, ich wollte Euch nicht verärgern Prinz Sastre. Bitte bestraft mich nicht", flehte er herzerweichend.
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Re: Das Ritual

Beitragvon Andiël » Mo 17. Okt 2022, 18:12

Sein Gehilfe war sehr panisch geworden und regelrecht erstarrt. Er schien zu glauben, dass es eine furchtbare Strafe wäre, wenn Andiël ihm nun näher käme. Hatte er den jungen Krieger und dessen ergebenen Blick so falsch eingeschätzt? Oh, er war eindeutig aus der Übung, dass es nun so schief ging. Ciryon glaubte sogar, dass Andiël wütend auf ihn sei und ihm mit seinen Annäherungen weh tun wollte. Zumindest verstand der Dhemlaner die gestammelten Worte so. Sinn ergab es trotzdem keinen.
Andiël versuchte Ciryon doch noch für sich zu gewinnen und ihn davon zu überzeugen, dass sie eine vergnügliche Zeit miteinander verbringen könnten. Er war ein guter Liebhaber und Ciryon würde gewiss auf seine Kosten kommen. Andiël wollte doch am liebsten jeden Fleck auf dem nackten Körper des Jünglings abküssen und streicheln. Sanft legte er seine Hand an Ciryons Brust, um den Körperkontakt aufrecht zu erhalten. Wieder erstarrte sein Gehilfe. Dafür versicherte er keuchend, dass Andiël ihm gefallen würde. Der Prinz lächelte. Das klang schon viel besser. Wieso zierte sich der Krieger denn so? Wollte er etwa ein heißes Rollenspiel mit Bestrafungen haben? Doch so hatte Ciryon überhaupt nicht auf ihn gewirkt und Andiël wollte es nicht forcieren.
Der junge Krieger präzisierte dann leider, dass Andiël ihm gefiel weil er so freundlich und hilfsbereit sei. Kein Wort darüber ob er ihn attraktiv fand oder nicht. Andiël rieb sich über sein Kinn. Er hatte sich etwas gehen lassen in letzter Zeit und die düsteren Augenringe waren sicherlich auch abschreckend.
Ciryon verwirrte ihn erneut indem er beteuerte, dass er ihm eine gute Zeit machen wolle. Gleichzeitig hatte er Angst, Andiël würde ihn bestrafen.
"Willst du... bestraft werden?", fragte der Prinz nach, doch der flehentliche Blick wurde sofort entsetzt und panisch. Gut, eindeutig kein Freund von masochistischen Spielchen. Dann verstand Andiël das Gerede über Bestrafungen noch weniger. Er hakte noch und bekam eine gestammelte Geschichte erzählt. Ciryon ließ vieles weg, doch sie klang auch so weit furchtbarer als die Begegnung mit der Lady im Spiegel.

Der Dhemlaner konnte sich ungefähr zusammenreimen was passiert war. Jemand hatte den Krieger vergewaltigt. Ciryon nannte es nicht so, doch er erzählte von Schmerzen und Blut und dass er nicht hatte aufhören können zu schreien. Er hätte es aber verdient. Den Teil widerum konnte Andiël nicht nachvollziehen.
"Ein Mann hat dir Alkohol gegeben und sich dann in dich gezwungen?", fragte er leise. Er zog seine Hand zurück und machte auch einen halben Schritt zurück. Statt dass er nun eine heiße Liebesaffäre bekam, war der hübsche Krieger vor ihm wieder den Tränen nah. Ciryon schluchzte leise und flehte erneut, dass Andiël ihn nicht bestrafen sollte.
"Das hatte ich nicht vor. Ich wollte mit dir zusammen Spaß haben. Normalerweise... richtiger Sex", verbesserte er sich, "Der gefällt beiden. Und er ist keine Bestrafung." Gut, in gewissen Spielchen war es auch manchmal eine Strafe und es gab Blut, Schreie und Schmerzen, aber er wollte Ciryon nicht zusätzlich verwirren. Der junge Krieger schien ohnehin ein grundlegend falsches Verständnis von Sex zu haben.
"Ich bin nicht böse." Er tätschelte Ciryons Schulter tröstend, weil der Jüngling dort so armselig stand. Dabei hatte Andiël heißen Sex gewollt. "Wie kommst du darauf, dass du bestraft worden bist? Wer hat dir das gesagt und was hast du angestellt, dass man dich damit bestraft?"
Andiël sah sich kurz um. Die Schreibstube war vielleicht nicht der richtige Ort sich darüber zu unterhalten. "Wieso kommst du nicht zu meinen Gemächern? Dort können wir uns in Ruhe unterhalten. Ich werde dich nicht bestrafen. Wie könnte ich meinen besten Gehilfen bestrafen?" Zumal Ciryon ja nichts falsch gemacht hatte. Hatte er das selbst nicht bemerkt?
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Re: Das Ritual

Beitragvon Ciryon » Mo 17. Okt 2022, 18:33

Ciryon nickte kläglich. Ja, Prinz Riwanon hatte ihm Alkohol gegeben. Was Prinz Sastre jedoch damit meinte, dass er ihn gezwungen hätte, verstand der junge Krieger nicht. Es wurde sogar noch verwirrlicher. Prinz Sastre sagte ihm, dass er nicht vorhätte, ihn zu bestrafen. Er wollte mit ihm Spass haben. Normalen, richtigen Sex. Ciryon starrte den anderen Mann mit grossen Augen an und vergass vor lauter Verwunderung sogar so halb seine Tränen in den Augen. Er begriff nicht, was das eine mit dem anderen zu tun haben sollte. Was richtiger Sex mit Spass zu tun haben sollte. Besonders wo der Prinz genau die Dinge gemacht hatte, die auch Prinz Riwanon mit ihm zur Strafe gemacht hatte. Und überhaupt war es für ihn ziemlich überfordernd, dass Prinz Sastre nun auf einmal Sex mit ihm haben wollte. Ciryon wusste so gar nichts damit anzufangen. Er wagte nur scheu und hoffnungslos aufzublicken, als der Prinz ihm versicherte, dass er nicht böse sei. Er glaubte dem Prinzen treuherzig und versuchte tapfer das Tätscheln an seiner Schulter zu ertragen.

"Weil ich Prinz Riwanon doch darum gebeten habe, mich zu bestrafen, damit meine Herrin es nicht tun muss", erklärte er in aller Unschuld, wie er darauf käme, dass er bestraft worden wäre. "Ich habe sie doch zurück gewiesen und sie damit verletzt. Ich habe ihr Probleme bereitet und sogar mit meinem Kopf gegen ihre Nase gestossen." Er schämte sich so dafür. Verlegen senkte er seinen Kopf, in der Hoffnung, er könne so das Brennen auf seinen Wangen verbergen.
"Damit ich ihr nicht auch noch aufbürden musste, mich zu bestrafen für mein Fehlverhalten, sind wir zu Prinz Riwanon gegangen, damit ich ihn darum bitten konnte, das für meine Herrin zu übernehmen", erzählte er treuherzig was passiert war. "Ich dachte, der Prinz würde mich mit Schlägen bestrafen. Oder vielleicht sollte ich auch wieder gepeitscht werden. A... aber dann hat er das... das andere gemacht." Sex hatte Prinz Sastre es genannt. Aber Sex war doch das, was seine Herrin von ihm verlangte und abgesehen von den vielen, kaum erträglichen Berührungen hatten die beiden Sachen überhaupt nichts miteinander gemein gehabt.

So wie Ciryon einiges nicht verstand, so schien auch Prinz Sastre so einige Erklärungen von ihm suspekt zu sein. Irgendwie blickte er ihn leicht hilflos an. Aber vielleicht täuschte Ciryon sich ja auch dabei. Denn der Prinz sah sich gleich darauf im Raum um und lud ihn dann zu sich in seine Gemächer ein. Staunend blickte Ciryon zu ihm hoch. Wirklich? Das war eine Ehre. Der Prinz wollte sich dort in Ruhe mit ihm unterhalten. Er würde ihn auch nicht bestrafen. Ciryon nickte brav. Er glaubte dem Prinzen und selbst wenn dieser sich umentschied, würde Ciryon es eben einfach ertragen müssen. Seine Herrin würde das sicherlich so von ihm erwarten. Prinz Sastre nannte ihn jedoch sogar seinen besten Gehilfen und fragte ihn, wie er ihn bestrafen könne. Ciryon blinzelte verwirrt. Prinz Sastre hatte doch eben gerade gesagt, er wolle ihn nicht bestrafen. Nun schien es so, als wolle er es doch tun und Ciryon sollte ihm sagen wie.
"So... so wie ihr möchtet, Prinz Sastre", ergab er sich ihm mit brüchiger Stimme gehorsam. "Es tut mir leid. Ich bin immer so tolpatschig und verstehe meistens nicht, was andere Menschen von mir wollen." Wie man sich richtig und höflich verhielt, damit sich niemand verletzt fühlte. Klein und scheu und sich noch immer an sein Schnapsglas klammernd tippelte Ciryon wie ein nervöser Schatten Prinz Sastre hinterher in seine Gemächer. Es waren nicht mehr so viele Leute auf den Gängen. Draussen war es ja auch schon dunkel geworden. Normalerweise ging Ciryon dann auch nicht mehr durchs Schloss. Er achtete, dass er mit Sonnenuntergang in seinem eigenen Zimmer war, wenn es irgendwie ging. Entsprechend verschüchtert war er nun auch und folgte Prinz Sastre dicht auf. So dicht, dass er prompt gegen ihn prallte, als der Prinz stehen blieb, um eine Tür zu öffnen. Merkwürdigerweise spürte er dabei, wie sich Nässe auf seiner Brust ausbreitete.
"Oh, nein!" Hastig trat er zurück und erkannte entsetzt, dass er den Schnapps auf seinem weissen Hemd ausgelehrt hatte. Noch schlimmer war es, dass es jedoch auch Prinz Sastres Hemd am Arm getroffen hatte. "Oh, es... es tut... tut mir leid", stammelte er erschrocken und fragte sich fieberhaft, wie er das nun wieder geschafft hatte. Und vorallem wie er es wieder gut machen konnte. "Bitte", flehte er innig. "Das wollte ich nicht. Es tut mir leid."
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