Re: Der Verrat
von Kosta » Sa 20. Aug 2022, 08:40
Überrascht blickte er auf, als Ayden bemerkte, dass er sehr wandelbar sei. Weil er andere Kleidung anziehen konnte? Bis jetzt hatte er ja eh nur einfach das gemacht, worin er Erfahrung hatte. Als Kammerdiener oder als Pirat. Das wollte er dem Prinzen jedoch nicht sagen. Also lächelte er nur verschmitzt. "Das gehört zu den Spielchen dazu", fand er leichthin. Wenn die Königin einen Stricher im Bett wollte, sollte man den auch richtig darstellen können. Genau wie wenn es ein Tagelöhner, Pirat oder Adelsjüngling sein sollte.
Ebenfalls überraschend war, dass der Glacier ohne zu zögern sich ebenfalls die Hände schmutzig machte. Sein Vorhaben musste wirklich enorm wichtig sein, dass er sich auf all die, für ihn so ungewohnten Dinge, einliess. Er stimmte sogar zu, dass Kosta ihn nacher dutzen würde. Dass es ihm nicht gefiel und er Kosta dafür einen ungnädigen Blick erhielt war hingegen überhaupt nicht überraschend.
"Es ist nur ein Schauspiel, Prinz", lächelte er milde, freute sich aber innerlich schon etwas, dass Ayden sich so unbehaglich fühlte. "Mit Euch in der Hauptrolle. Ich bin nur hier, um Euch zu unterstützen. Mir käme niemals in den Sinn, dass wir wirklich gleichgestellt wären, geschweige denn, Euch Befehle zu erteilen." Er hielt kurz inne. "Sollte meine Rolle es dennoch wagen Eurer Rolle einen Befehl zu erteilen, dann wisst ihr, dass die Situation überaus ernst ist." Und es Ayden besser geraten war, schlichtweg zu gehorchen. Da musste der Haushofmeister sich entscheiden, was ihm wichtiger war. Sein Stolz in jeder Minute oder Timaris, für die er das alles auf sich nahm.
"Mein Name ist Leif", stellte er seine neue Rolle vor. "Ich bin abenteuerlustig und gesellig. Positiv eingestellt und immer auf der Suche, nach dem ganz grossen Handel." Er schmunzelte leicht. "Was bis jetzt offensichtlich nicht geklappt hat." Wie schon vor einer Woche übten sie ihre Rollen, während sie alleine waren. Ayden schien derart pikiert zu sein, dass Kosta ihn dutzte, dass er unwillkürlich in die Rolle des griesgrämigen Miesepeters rutschte. Auch gut, dann würde eben Kosta die hübschen Mädchen abbekommen. Nicht, dass er auf der Suche nach Mädchen war. Doch es war sicherlich einfacher, wenn Kosta mit den Händlern und Bauern sprach, da er mehr Erfahrung hatte, wie er mit ihnen umgehen musste.
Kurz vor dem Dorf erinnerte Leif Evan noch einmal daran, dass er einfach etwas zu sauber aussah. Also stieg der Prinz ab und besorgte sich noch ein paar Grasflecken, bevor es ihm reichte. "Für Loraker Verhältnisse sind wir so sauber wie Edelmänner, Evan", grinste Leif breit und gut gelaunt, wie er seine Rolle definiert hatte. "Sollten wir es tatsächlich bis dahin schaffen, lade ich dich zu einem Brantwein im Schwarzen Kessel ein. Dann weisst du, was wirklicher Schmutz und Gestank bedeutet. Ich hab etwas, Geld bei mir ja, aber wohl nicht genug für alles." Das stimmte wohl so nicht ganz, doch Ayden hatte mehr Geld. Sollte er seines ausgeben.
Nachdem alles geklärt war, ritten sie der Hauptstrasse entlang. Leif pfiff derweil ein munteres Liedchen. Es dauerte nicht lange, bis sie zu dem Dorfplatz gelangten. In dessen wuchsen zwei grosse Dattelpalmen. Darunter hatte eine junge Frau ein kleines Tischchen aufgestellt, wo sie die süssen Früchte in hübschen Verpackungen anbot. Elegant und auch etwas angeberisch schwang sich Kosta von seinem Pferd und ging mit einem strahlenden Lächeln auf die Hexe zu.
"Genau das, was mir nach einem langen, anstrengend Ritt den Abend versüssen wird", meinte er charmant zu ihr und verneigte sich aufgedreht. Die Frau kicherte, knickts genau so übertrieben zurück. Bevor sie jedoch Angst haben konnte, er würde zu aufdringlich werden, kaufte er von den Datteln, probierte und schwärmte daraufhin von ihnen, wie als hätte er von anfang an die Datteln gemeint, die ihm den Aben versüssten.
"Die zergehen einem ja förmlich auf der Zunge. Evan, magst du nicht auch eine Probieren", offen streckte er Ayden die Datteln entgegen. "Das ist Evan, mein Geschäftspartner. Wir haben nämlich grandiose Geschäftsidee. Und ich bin Leif, der Weitgereiste. Und mit wem haben wir die Ehre?" Die Frau lachte, nannte ihn den ihn den Grossspurigen, stellte sich dann aber als Laria vor. Kosta lächelte süss. Es machte nichts, wenn sie ihn nicht ernstnahm. Sie musste ihn nur charmant finden und mehr von seinem grossspurigen Geplapper hören wollen.
Das tat sie und so erzählte er ihr von einem grossen, gewinnbringenden Handel, den Evan und er machen wollten. Dazu bräuchten sie jedoch noch einige Sachen. Ob sie nicht Zeit hätte, sie im Dorf herumzuführen und sie mit anderen Händlern bekannt zu machen, die die Waren führten, die sie brauchten. Erst wollte Laria ihnen absagen, da sie ja auf ihren Stand aufpassen musste. Also kaufte Kosta ihr kuzerhand alle Datteln ab. Es waren ja auch nicht so viele. Zudem waren sie lange haltbar und die Soldaten würden sie ihnen womöglich auch gerne abkaufen.
Nun war Laria natürlich erst recht bereit, sie herum zu führen. Gut gelaunt hakte sie sich Leif unter und führte sie zu verschiedenen Händler. Das Kaufen überliess Kosta derweil Ayden. Selber plauderte er lieber mit der jungen Frau und den Händlern, lenkte sie mit fantastischen und unglaublichen Geschichten ab, die die Leute zum Lachen brachten, in Wahrheit aber gar nicht so frei erfunden waren.