Re: Kostas Entführung
von Kosta » Fr 5. Aug 2022, 19:37
"Und sie hat sie dir noch nicht wegmachen lassen?" hakte Kosta verwundert nach. Anscheinend lag das daran, dass Nathaniel noch nicht lange hier war und sie keine Zeit für sie hatte. Kein Wunder, wo sie sich doch jetzt auf den Krieg und um ihre Vergiftung kümmern musste. Der junge Sklave schien das nicht so zu begreifen, maulte lieber rum, nur um gleich darauf zu prahlen, wie er sich gegen irgendwen mit so einer Sonnenmaske gewehrt hätte.
Kosta seufzte. Das Tragische war, dass Nathaniel wirklich gut kämpfen konnte. Da konnte man ihm schlecht den Kopf waschen und sagen, dass es nicht stimme. Man konnte ihm auch nicht so leicht für seine Prahlerei, den Hintern versohlen. Doch es war so nervig, wie er dauernd angab.
"Bei jeder anderen Herrin, wärt ihr vielleicht nur Spielzeuge", nickte Kosta. "Aber nicht bei Timaris. Sie weiss sehr genau, dass jeder Sklave trotzdem ein Mensch mit Persönlichkeit ist." Was es um so gefährlicher machte, wenn sie doch einmal mit einem spielen wollte. So konnte sie einem noch viel besser packen. "Für Ungehorsam tötet sie dich doch nicht", schüttelte Kosta augenverdrehend seinen Kopf. "Dafür gibt es höchstens ein paar Schläge. Nein, du musst sie schon verraten, dass sie dich tötet." Und dann konnte man die Strafe wirklich nachvollziehen. Viele Leute töteten die Person, die sie verraten hatte. Egal ob Sklave, Nachbar oder Verwandter.
"Dunkelheit, stellst du mir viele Fragen", stöhnte Kosta schliesslich. "Halt mal kurz den Rand, dass ich wenigstens Zeit habe, darauf zu antworten." Er drückte Nathaniel den Whisky in die Hand. Das würde den aufgedrehten Jugendlichen hoffentlich etwas beruhigen. Und ein Jugendlicher war er. Man merkte es an seinem grossspurigen Verhalten, wie er glaubte, er könne einfach alles und die Welt würde sich nur um ihn drehen. Eneas war auch so gewesen. Hastig wandte er den Kopf ab, wollte nicht genauer darüber nachdenken. Gemütlich spazierten sie weiter durch die Gärten, verliessen allmählich den geschniegelten Teil und kamen zu den grossen Rasenflächen.
"Wächter zu sein ist eine sehr ehrenvolle Aufgabe", nickte Kosta schliesslich, als er sich daran machte, die tausend Fragen zu beantworten. "Doch es wird sehr schwer für dich werden, dies zu erreichen. Nicht weil du nicht kämpfen könntest. Ich weiss, dass du das kannst. Als Wächter trägst du eine grosse Verantwortung und solange deine Gedanken nur darum kreisen, dass du fliehen willst, kann Timaris dir nicht vertrauen und so eine Aufgabe geben. Du müsstest... du müsstest dich ihr irgendwie beweisen können. Damit sie weiss, dass du bei ihr bleibst und sie nicht im Stich lässt, wenn es darauf ankommt." Nathaniel musste sich entscheiden, ob er fliehen oder Sklave werden wollte.
"Dazu musst du nicht ihr Bett teilen", schmunzelte er. "Aber so wies aussieht bräuchtest du hier noch ne ganze Menge Übung, bevor du oben sein darfst." Er musste grinsen. "Nein, ich bin kein Lustsklave, auch wenn ich nix dagegen hab, mit ihr ins Bett zu gehen. Auch wenn ich unten liegen soll. Das ist doch heiss. Und na ja, in der Regel gibt es schon keine Sklaven, die Piraten sind. Wie gesagt. Timaris ist die grosse Aussnahme und somit auch ihre Sklaven. Ürsprünglich habe ich eine Leibwächterausbildung erhalten. Was kann ich denn dafür, wenn derjenige, den ich beschützen sollte, alle Weltmeere bereist und andere Schiffe überfällt und deren Ware raubt." Da wurde man eben Pirat. Nicht, dass Kosta das nicht gefallen hätte. Es war eine tolle, aufregende Zeit gewesen und... Nein, nicht genauer darüber nachdenken. Zielstrebig steuerte er den Waldrand an.
"Oh Dunkelheit, musst du immer so grosskotzig sein?" platzte Kosta schliesslich der Kragen. Von seiner legendären Geduld schien heute nichts mehr übrig zu sein. Ungehalten holte er sich den Whisky zurück. Er war eindeutig noch nicht betrunken genut. "Du hast doch keine Ahnung, wie es auf einem Schiff ist oder wie Seeleute sind. Also tu nicht so, als kenntest du dich damit aus." Vorallem aber schmerzte es Kosta, dass Nathaniel herumreisen und die Welt entdecken wollte. Genau wie Eneas. "Du kämpfst gut. Ja. Aber es gibt immer einen, der besser ist. Immer. Ganz besonders wenn du dabei noch jemanden beschützen willst. Oder würdest du Liam denn einfach hier zurück lassen? Was, wenn er gar nicht von hier weg will, weil er Angst vor der grossen, weiten Welt hat? Würdest du ihn trotzdem einfach mitschleppen und ihn zwingen oder würdest du hier bleiben und ihn beschützen? Trotz der Mauern, die dich verrückt machen. Ich will jetzt hier bleiben, weil Timaris Hilfe braucht. Auch wenn sie es niemals zugeben würde. Manchmal gibt es wichtigeres als die eigene Freiheit. Ausserdem ist es meine freie Entscheidung, hier zu bleiben."