Re: Rettung einer jungen Königin
von Maria » Sa 13. Aug 2022, 20:57
Maria machte sich grosse Sorgen um Eneas. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie schlimm es für ihren Kapitän gewesen war, als die Königin sich von ihm getrennt hatte. Nur durch Kostas wochenlange Aufopferung war er aus seiner Lethargie und schliesslich auch aus dem Hafen von Draega zu bringen gewesen. Auch danach war es ihm noch sehr schlecht gegangen. Doch Kosta hatte ihm zeigen können, dass das Leben noch immer schöne Seiten hatte.
Deswegen war die Heilerin um so überraschter gewesen, als Kosta Eneas trotzdem verlassen. Trotz der Rosen und Eneas innigem Liebesgeständnis. Er hatte sogar extra Leto für ihn verlassen, die er doch auch geliebt hatte. Es war so romantisch, fand die Heilerin. Kosta mochte doch romantische Sachen. Sie wusste von einigen Gelegenheiten, wo Kosta Eneas geholfen hatte, romantische Sachen vorzubereiten. Warum hatte es jetzt also nichts genützt? Warum lag Kosta nicht glücklich in Eneas Armen? Die beiden liebten sich doch abgöttisch. Das sah selbst ein Blinder. Warum konnten sie jetzt nicht zueinander finden? Warum war Kosta so wütend und behauptete Eneas Liebe reichte nicht aus? Meinte er vielleicht, dass ein Straus Rosen nicht reichte? Dabei würde Eneas ihn mit Rosen überschütten, wenn Kosta es nur zuliesse.
Doch Kosta hatte bei der Königin bleiben wollen und nicht bei Eneas. Er wollte so sehr nicht bei Eneas sein, dass er noch nicht einmal Tileo und die Kinder von Massimo und Estella Ivores in Sicherheit hatte bringen wollen. Das war so untypisch für ihn. Natürlich wusste er, dass er sich auf sie verlassen konnte. Dennoch war es nicht normal für Kosta, dass er ein Kind einfach im Stich liess.
Wenigstens hatte Eneas so keine Möglichkeit in Lethargie zu verfallen und nur heulend im Bett zu liegen, weil er sich um die Kinder kümmern musste. Tileo war neugierig und interessiert wie eh und je und die junge Königin war ganz schön aufbrausend. Die Fahrt nach Nuranessa war nicht langweilig gewesen und auch hier auf der Insel gab es allerhand zu tun.
Sie machte sich aber auch Sorgen, ob das wirklich gut war für Eneas. Sicher, es war besser, als wenn er sich zurück zog und mit niemandem sprach. Doch andererseits verdrängte er so seinen Schmerz nur. Sollte er sich nicht überlegen, wie er Kosta für sich gewinnen könnte? Maria war noch immer fest davon überzeugt, dass die zwei zusammen gehörten. Schon nur nach der Art der Briefe, die Kosta Eneas schrieb und nach denen sie den völlig aufgelösten Eneas regelmässig trösten musste. Sie waren sehr gemein und unpersönlich. Doch gleichzeitig waren sie auch ziemlich herrisch. Zumindest für Kostas Verhältnisse. Fast so, als würde er Eneas als sein eigen ansehen. Trotz ihres Streites. Ihr war auch aufgefallen, dass Eneas nie gesagt hatte, Kosta hätte gesagt, er würde ihn nicht lieben. Irgendwie schien das gar nie ein Thema gewesen zu sein. Es ging immer nur darum, wie Eneas für Kosta fühlte und ob dies genug sei.
Für Maria war das jedenfalls noch immer ein Hoffnungsschimmer für die Beiden. Sie traute sich jedoch nicht, Eneas etwas von ihren Überlegungen zu erzählen, da es grausam wäre, wenn es sich dann doch nicht bewahrheitete und sie ihm nur falsche Hoffnungen gemacht hatte. Schliesslich kannte Eneas Kosta viel besser als sie. Womöglich interpretierte sie da auch nur zu viel rein in ihrem Wunsch, die beiden glücklich vereint zu sehen. Ausserdem hatte sie auch ein sehr schlechtes Gewissen, Leto gegenüber. Sie war ihre Freundin und hatte Eneas sehr gliebt. Jetzt war sie einsam und verlassen in Draega und Maria konnte ihr nicht beistehen. Stattdessen überlegte sie gar, wie Kosta und Eneas zusammen zu bringen waren.
Ihr schlechtes Gewissen hielt sie noch nicht einmal davon ab, dies mit Amanico, also dem echten und nicht Farell mit dem Decknamen, zu besprechen. Sie brauchte einfach jemanden zu reden und so hatte sie sich den Krieger geschnappt und im Hof ihres Hauses unter einen Orangenbaum gezogen. Natürlich mit der Einladung auf ein leckeres Getränk. Der Krieger war immer für ein Abenteuer zu haben und insgeheim glaubte Maria ja, dass er genau so romantisch und zum Schwärmen veranlagt war, wie sie selbst. Auch wenn er das natürlich nicht zeigte. Oder vielleicht interpretierte sie das auch nur in seine charmante Art hinein, weil sie jemanden zum Reden brauchte.
Während sie also verschiedenste Theorien durchgingen, was mit Eneas und Kosta nun los war und was man so tun könnte, um die Beiden zusammen zu bringen, kam plötzlich Tileo über den Hof gesaust und informierte sie hastig, dass Eneas ein Geschenk von Kosta in Garois abholen wollte. Bevor sie nachfragen konnte, war der Junge schon wieder weiter zu seinem Zimmer gerannt. Er wolle dringend was holen. Verdutzt blickte Maria Amanico an, der genau so verwundert zurück schaute. Dann sprangen sie jedoch beide hektisch auf. Irgendwie hatte es so geklungen, als wolle Eneas gleich jetzt weg. Oder wäre es schon fast. Etwa alleine?
Ihr Kapitän war noch da. Er sprach gerade mit Olintes und Ulysses, die auf dem Übungsplatz ihre Waffen schärften. Maria und Amanico kamen gerade hinzu, als Olintes zu Eneas meinte, dass Raej gefährlich sei und sie noch jemanden mitnehmen solltne. Ulysses wollte jedoch gerne mal wieder etwas Zeit mit seiner Tochter verbringen. "Wir kommen mit", meldete Maria sich und Amanico freiwillig, ohne den anderen Krieger zu fragen. Der nickte jedoch nur und grinste.
"Du hattest letztes Mal schon alleine den Spass in Garois", beschwerte er sich. "Diesmal mag ich auch etwas von dem Abenteuer haben."
"Lass mir nur rasch Zeit, meine Medizintasche aufzufüllen", bat Maria, da sie fürchtete, Eneas würde sofort aufbrechen wollen. "Womöglich werden wir sie brauchen."