Re: Ein längst fälliges Gespräch
von Kayne » Mi 20. Jul 2022, 08:43
"Dessen bin ich mir nicht so sicher", knurrte Kayne, als Iason nicht glauben konnte, dass Julia ihn bei der Rettungsaktion behindern könnte. Sie wäre ja auch besorgt um Siandra. "Wenn es dort eine Falle gibt, dann ist sie Schuld dran", beharrte der Prinz. Er wußte zwar auch, dass Tania nichts tun würde, um Siandra zu gefährden, aber die Hexe hatte seinen Vater mit reingezogen. Wer sagte ihm, dass der nicht seinen Kumpanen warnte? Gerade weil Tania es sich bequem gemacht und ihren Liebaber um Rat gefragt hatte, könnten die Chancen Siandra zu finden eher drastisch gesunken als gestiegen zu sein. Kayne bekam massive Zweifel an den Wert der Informationen. Wenn Ayden da mit drinsteckte... Kayne würde sich nicht mehr an das Versprechen halten, das er seiner Mutter hatte geben müssen. Er würde Rache üben. Nicht für sich, sondern dann für Siandra.
Es schmerzte körperlich zu befürchten was für schreckliche Tage seine eigene Freundin erdulden mußte - und er konnte nichts dagegen tun. Jeden Tag sandte Kayne weit übers Meer, versuchte sie zu erreichen und zu erspüren. Vergebens.
Zwar war Kayne tief in seinen Gedanken versunken, bekam aber mit wie Iason einen Speerfaden erhielt und dann auch noch Amancio mit ihm sprach. Der Prinz konnte sich denken worum es ging. Hörbar atmete Iason ein, wirkte nicht erfreut über Amancios Worte. Der Steuermann war hier an Deck gewesen, genau wie einige anderen. Sie mußten es gehört haben...
"Dido hat mir nur gesandt, was Julia zu ihr gesagt hat und wie sie die Situation zwischen euch beurteilt. Sie hat Angst, dass der Streit irgendwann eskaliert. Amanico hat mich nur informiert, was vorhin an Deck passiert ist. Kayne, ich denke, nun habe ich doch eine Ahnung, um was es geht und es ist schrecklich. Du hast gerade wirklich viel durch zu machen."
Kayne sah ihn finster an, einige Tränen immer noch auf den Wangen. "Nein! Nein, du hast keine Ahnung was ich durchmache", entgegnete er scharf. "Sprich es nicht aus. Ich will es nicht hören. Ich bin ein netter, verständnisvoller Mensch, aber alles hat seine Grenzen." Jetzt konnte der Seemann eventuell verstehen, warum Kayne Tania so anging, obwohl sie auch um Siandra bangte.
"Siandra hat es mir gesagt. Von ihr habe ich es erfahren. Ich war so wütend, dass ich gegangen bin. Und dann wurde sie entführt", erklärte Kayne, leerte den Grog. Er warf einen Seitenblick hinüber zum Kapitän, der gerade die Treppen hinaufstieg. "Tileo ist aufgewacht wegen dem Lärm... aber ich habe ihn wieder schlafen gelegt", erklärte Taelos und war zu ihnen getreten, legte Iason eine Hand auf die Schulter. "Geht es wieder, Kayne?"
"Ich will nicht darüber reden", stieß er hervor.
"Wie wäre es mit einem Abendessen in der Kajüte? Ich habe außerdem eine gute Nachricht im ganzen Unglück..." Der Hayllier pausierte kurz, lächelte ihn warmherzig an. "Siandra lebt. Das konnte Zelika mit Bestimmtheit sagen. Wir haben auch gute Chancen das Gebiet weiter einzugrenzen, doch Zelika ist sehr geschwächt und erschöpft. Es war ein langer Tag."
"Sie... lebt?" Kaynes Wut schwand und er sah Taelos hoffnungsvoll an. Dessen goldene Augen schimmerten genauso hoffnungsvoll. Er nickte.
"Ja, wir nehmen weiter Kurs auf diese Inselgruppen. Zwischendurch müssen wir kurz Halt an der Küste von Shalador machen, um Vorräte aufzufüllen und Reparaturarbeiten durchzuführen, aber wir liegen sehr gut in der Zeit. Halte durch, Kayne, es ist bald geschafft und wir tun alles, um so schnell wie möglich dort zu sein. Du mußt dich nur noch etwas mehr zusammenreißen. Was immer du einen Zwist mit Julia hast, jetzt ist nicht die Zeit dazu. Jetzt ist Zeit nach vorne zu blicken und für Siandra da zu sein. Du solltest anfangen dich vorzubereiten. Esmeralda kann dir Schlaftränke machen für ausgeruhte Nächte, an Deck kannst du Waffenkampf trainieren und du solltest mehr Essen, um im Vollbesitz deiner Juwelenstärke zu sein", riet der Kapitän ihn.
Kayne nickte wieder. Die Worte erfüllten ihn mit Zuversicht. Es war bald vorbei. Bald würde er bei Siandra sein und sie retten. Er blickte zu Iason.
"Tut mir leid, dass wir den Jungen aufgeweckt haben", entschuldigte er sich.