Go to footer

Ein langer Weg





Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 10:09

Lächelnd sah Eneas nach wie Kosta den schlafenden Tileo auf den Arm gehoben hatte und ihn dann am Ende der Feier, spät in der Nacht, in sein Zimmer brachte. Kein Wunder, dass der Junge eingeschlafen war. Es war so viel aufregendes und schönes für ihn passiert heute. Es waren noch weit mehr zur Feier gekommen, als erwartet, aber sie hatten alle gut versorgt und es war ein richtig fröhlicher Abend geworden. Eneas hatte sein bestes gegeben, dass Tileo sich trotz der vielen Verabschiedungen gut amüsierte und sich wohl fühlte. Öfter hatte er den Jungen trotzdem zum Orangenbaum im Garten gehen sehen, wo Kosta die ganze Zeit über saß. Abseits des Trubels aber doch dabei. Es war eine gute Lösung. Tileo konnte dort auch etwas Ruhe finden und sich, wie Eneas vermutete, auch etwas trösten lassen wenn ihm der Abschied zu sehr zu Herzen ging. Der Junge brachte ihm auch öfter etwas zu essen und zu trinken. Eneas dagegen hielt sich fern. Er wollte Kosta nicht belasten. Dann war auch Eneas schnell wieder abgelenkt, als er zusammen mit Noyan lustige Tanzmusik spielte und die Gäste sich kräftig amüsierten.
Noch bis spät in die Nacht wurde getanzt, gelacht und erzählt. Die Sterne über ihnen, während bunter Lampion- und Kerzenschein den Garten in ein fröhliches Lichtermeer tauchten. Am Ende war auch Eneas recht müde, aber bevor er ins Bett wanken konnte, brachten Ulysses, Olintes, Farell und er Tileos Geschenke zum Boot hinunter. Im Dorf war es still geworden, abgesehen von den zirpenden Grillen und ein paar umherflatternden Fledermäusen über den Wiesen.
"Ihr drei also auf großer Segelfahrt", brach Olintes das Schweigen. Eneas nickte, balancierte drei Schachteln und Tileos neue Angel.
"Auf nem winzig kleinen Boot", steuerte Farell nach einer Pause bei.
"Tja.." Eneas lächelte verkniffen. "Wird schon schief gehen."
"Lasst es Tileo nicht mitbekommen", empfahl Ulysses.
"Nein, das werden wir nicht", bestätigte Eneas. Er glaubte auch, dass Kosta sich für den Jungen zusammenreißen würde. Sie konnten ihre Probleme ein ander Mal klären. Dennoch hoffte Eneas insgeheim, dass sie die Reise wieder etwas näher zusammenbringen würde. Nur sie beide. Es war lange her, wo sie nur zu zweit, oder nun mit Tileo zusammen, gewesen waren.
Sie gelangten zum kleinen Segelboot. Es hatte nur einen Mast mit zwei kleinen Segeln vorne und hinten. Die Piraten gingen unter Deck, wo es sehr klein und gemütlich war. Gerade einmal zwei Kojen gab es, eine Kochnische und einen Aufenthaltsraum, sowie ein Bad. Dann war da noch der Lagerraum. Hier verstauten sie nun Tileos zusätzliche Geschenke, ein paar Sachen nahm Eneas auch in sein Juwelengepäck auf, da der Lagerraum schon mit Waren gefüllt war.
"Und, wie sieht der Plan aus?", fragte Ulysses, während er mit Lederriemen nochmal alles festzurrte.
"Direkt an die Küste Haylls, nach Kolyvos", erklärte Eneas. Es war ein kleines Fischerdörfchen, versteckt zwischen einigen Klippen und deshalb ebenfalls ideal als Umschlagplatz für Schmuggler. Die Piraten hatten dort gute Freunde. "Dort liefern wir alles ab und bleiben vielleicht für ein, zwei Tage ehe wir über Land weiterreisen. Eventuell können wir die Winde benutzen, aber das hängt davon ab wie gut die Knotenpunkte kontrolliert werden. Wenn dort sehr viel Verkehr ist... möchte ich Kosta dies lieber nicht zumuten." Eneas hatte ihm gesagt, es wäre wegen Tileo, doch er befürchtete, dass Soldaten, egal welcher Uniform, ein wunder Punkt für Kosta sein könnten.
"Wisst ihr wie lange ihr weg sein werdet?", fragte Olintes, als sie wieder nach oben gingen. Eneas schüttelte den Kopf.
"Schwer zu sagen... wartet nicht auf uns." Er lächelte als er die besorgten Blicke seiner ältesten Freunde sah. "Es wird schon alles gut werden."
"Pass auf, dass er nicht wieder an die Front rennt..", befürchtete Farell leise. Eneas sah melancholisch drein.
"Nein, ich glaube, das wird er nicht mehr tun... aber es wird lange brauchen bis der Krieg auch seinen Kopf verlässt."
Die anderen drei nickten nachdenklich und so gingen sie zurück zum Gemeinschaftshaus.

Zum Glück mussten sie nicht auch noch die Feier aufräumen. Maria hatte versprochen dafür einige Leute zusammenzutrommeln. So konnten sie ganz früh morgens aufbrechen. Entsprechend kurz fiel Eneas' Schlaf aus. Er nahm einen Kaffee zu sich und weckte Tileo, der ebenfalls noch sehr verschlafen war.
"Du kannst auf dem Boot noch etwas weiterschlafen und dann frühstücken wir später", beruhigte Eneas ihn. Kosta war ebenfalls bereits auf. Packen mussten sie nichts mehr und so konnten sie in aller Frühe hinunter zum Hafen. Alles war noch ruhig, die Vögel hatten gerade angefangen zu zwitschern. Es ging ein guter Wind. Estella, mit Arion auf dem Arm, und Pandora begleiteten sie. Als Eneas Tileo aufgeweckt hatte, war auch Arion wach geworden und hatte sie unbedingt begleiten wollen.
Nun kam Tileo dann doch nicht um diesen letzten Abschied herum. Arion umarmte ihn und verabschiedete sich mit 'Bis bald'. Auch Estella drückte ihn und dann Pandora. Zunächst sah es so aus, als gäbe es nur eine kurze Umarmung, aber da beugte sich das Mädchen vor und gab Tileo ein Küsschen auf die Wange.
Spätestens jetzt war der Junge definitiv wach.
"Wir sollten den guten Wind nutzen", sagte Eneas, da Tileo für einen Moment die Worte fehlten. Eneas verabschiedete sich von Estella und seiner Nichte und Neffe. Dann gingen sie an Bord und José, der ebenfalls früh für sie aufgestanden war, um zu sehen wie sie - und sein Boot - aufbrachen, löste am Hafen die Leinen, damit sie langsam aus dem Hafen steuern konnten. Die kleine Gruppe am Hafen winkte ihnen zu.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 13:56
Wohnort: Krieger


von Anzeige » So 9. Okt 2022, 10:09

Anzeige
 


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 10:10

Nervös sass er auf der Bettkante und starrte in die Dunkelheit vor sich. Er war bereits geduscht und angezogen und soweit, nach draussen zu gehen. Zu Eneas und Tileo mit denen er auf einem Schiff zum Festland segeln würde. Eigentlich ein Ausflug, der ihn sehr freuen sollte. Er konnte Tileo jede Menge Sachen zeigen und beibringen. Es würde lustig werden. Eigentlich. Aber da war auch noch Eneas. Eneas mit seinen hoffnungsvollen Erwartungen. Kosta konnte förmlich sehen, wie der Krieger ihn mit seinen schönen, goldenen Augen ansah und dabei hoffte, dass auf der Segelfahrt alles wieder gut werden würde. Weil es da so friedlich und schön war. Weil keine anderen Menschen um sie herum sein würden, die Kosta erschreckten.
Aber dadurch wurde nicht alles auf einmal wieder gut. Eneas würde ihn deswegen trotzdem nicht einfach verstehen und aufhören, an seinen Motiven zu zweifeln, wesegen er bei ihm geblieben war. Nur würde Kosta auf dem Schiff so tun müssen, als sei alles gut. Tileo zuliebe. Kosta wollte sich ja eigentlich nicht mit Eneas streiten und vor dem Jungen erst recht nicht. Er befürchtete jedoch, dass Eneas sich ganz falsche Hoffnungen machte, die jäh und schmerzhaft zerstört würden, wenn sie Tileo abegeben hatten. Es sei denn, Kosta schaffte es, die Illusion länger zu erhalten. Für immer.

Kosta seufzte leise. Er wusste genau, dass er das niemals schaffen würde. Vielleicht konnte er dafür sorgen, dass Eneas ihm nicht zu nahe kam. Damit sein Freund spürte, dass nicht alles in Ordnung war und sich nicht falsche Hoffnungen machte. So oder so, es würde schmerzen. Doch entfliehen konnte Kosta dem auch nicht. Tileo wäre untröstlich käme er nicht mit. Also musste er sich zusammen reissen. Ergeben und so, als trüge er eine schwere Last, erhob Kosta sich schliesslich vom Bett. Leise ging er um es herum, um Fabiene einen sanften Kuss auf die Schläfe zu geben. Natürlich war es nicht bei der einen Nacht geblieben, die Fabiene noch bei ihm verbracht hatte. Der Jüngling hatte noch alle vier Nächte bei ihm geschlafen. Diesmal nicht mehr unbedingt für Kostas Nachtruhe, sondern mehr, damit Fabiene getröstet wurde, weil Kosta nicht sein Herr wurde und auch noch bald abreiste. Kosta hoffte, dass es ihm geholfen hatte.

Mit der Morgendämmerung gingen sie hinunter in den Hafen. Tileo auf Eneas Armen, Arion auf den seiner Mutter. Pandora ging neben Kosta her. Die beiden Kinder waren natürlich aufgewacht, als Eneas Tileo geweckt hatte und wollten nun mitkommen, um noch ein letztes Mal Aufwiedersehen zu sagen. Bei den beiden Jungs wurde es eine eher verschlafene Umarmung, als sie am Steg angekommen waren. Auch bei der Umarmung von Estella, war Tileo noch nicht wirklich wach. Doch als Pandora ihn dann unversehend auf die Wange küsste, war er schlagartig wach und doch irgendwie betäubt. Traumtänzerisch liess er sich von Kosta auf das Segelschiff helfen. Versonnen stand dann an der Reling, während er seinen Freunden zum Abschied zuwinkte. Er überliess es ganz Kosta und Eneas die Leinen zu lösen und das Schiff aus dem Hafen zu steuern.
"Sie hat mich geküsst", wisperte er nur, als Kosta zu ihm trat und ihm einen Arm um die Schulter legte, während sie gemeinsam José, Estella und den Kindern zuwinkten, die immer kleiner wurden. Lächelnd drückte Kosta dem Jungen die Schulter.
"Ich bin mir sicher, dass sie noch ganz oft an dich denken wird, Tileo", versicherte er ihm lieb.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:50


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 10:10

Während Tileo noch etwas überwältigt an der Reling stand und zum Hafen blickte, konzentrierte Eneas sich ganz aufs Steuern des Bootes. Mithilfe der Juwelenkraft war es ein leichtes auch alleine die komplizierten Manöver zum Hinausfahren aus der Bucht zu bewältigen. Währenddessen stand Kosta bei dem Jungen, hatte ihm einen Arm um die Schulter gelegt und sah ebenfalls zum Ufer. Es war ein schönes Bild. Eneas sog es in sich ein. Er hoffte, es würde für beide eine schöne Reise werden.
Der Wind blähte das Großsegel auf und Stück für Stück entfernte sich das Ufer und damit auch Nuranessa. Es war noch etwas kühl so früh am Morgen und nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, wirkte Tileo wieder etwas müde. Eneas lächelte.
"Frag mal Iason, vielleicht zeigt er dir die Kajüten unten und du kannst dir einen Schlafplatz aussuchen", empfahl er. "Später frühstücken wir dann." Doch zunächst galt es einige Untiefen und Riffe zu umschiffen bis sie auf dem offenen Meer waren. Da musste Eneas sich aufs Segeln konzentrieren. Er atmete die frische Seeluft tief ein und hatte einen zufriedenen Gesichtsausdruck auf der Miene. Es fühlte sich gut an, nach längerer Zeit an Land wieder auf dem Meer sein zu können. Einige Möwen kreisten kreischend ums Schiff, zogen aber bald weiter. Das Wasser war hellblau und leicht belebt. Durch den frischen Wind kamen sie gut vorwärts.
Kosta hatte Tileo unter Deck gebracht und tauchte nach einer Weile alleine wieder auf.
"Hilfst du mir?", fragte Eneas. Dann musste er seine Juwelenkraft nicht so oft einsetzen. Außerdem war es schön, gemeinsam mit seinem Liebsten zu segeln.

"Schläft er noch etwas?", fragte Eneas, während sie das Segel wieder in den Wind setzten. Das Boot fühlte sich klein und intim an, doch gleichzeitig empfand es Eneas befreiend. Natürlich war es auch aufregend über eine Gruppe von Leuten zu befehligen und in einer großen Einheit ein mehrmastiges Schiff zu steuern, doch hier hatte Eneas direkten Kontakt zu jedem Tau, Seil und Segeltuch. Kosta war nur ein paar Schritt entfernt, denn viel größer war das Boot nicht. Locker saß Eneas an der Reling, eines der Taue in den Händen.
"Die Feier war sehr gelungen", bemerkte er und versuchte ein Gespräch zu beginnen. "Schön, dass du dabei warst. Ich hoffe, es war dir nicht zu viel. Tileo hat sich so gefreut." Er lächelte seinen Freund an.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 13:56
Wohnort: Krieger


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 10:12

Der Hafen von Nuranessa wurde immer kleiner und bald schon waren José, Pandora und ihre Familie nicht mehr zu sehen. Unvermittelt lehnte Tileo sich schwerer gegen ihn. Kosta stützte ihn sanft und drehte ihn um, damit er sich auf dem Schiff umsehen konnte. Das hatte Tileo schon auf der 'E' gerne gemacht und auch hier war er ganz neugierig, obwohl José's Schiff im Vergleich ziemlich klein war. Allerdings war er auch ziemlich müde. Die Nacht war für sie alle recht kurz gewesen. Deswegen schlug Eneas vor, dass Tileo Kosta doch fragen sollte, ob er ihm die Kajüten unten zeigte. Später könnten sie frühstücken.
Tileo nickte zustimmend und zupfte dann an Kostas Jacke, damit er ihn nach unten brachte. Schliesslich hatte Kosta ja alles gehört und er musste es ihm nicht noch einmal sagen. Lächelnd zeigte Kosta dem Jungen, wo es nach unten ging. Hier hatte es wirklich wenig Platz und auch die Decke war niedriger als auf der 'E', doch für eine gemütliche Segeltour war es mehr als genug. Vorne im Bug hatte es zwei Kojen, von der sich Tileo eine aussuchen durfte. Iason schlug ihm vor, mal probe zu liegen. Prompt dauerte es nicht lange, bis der Junge eingeschlafen war. Er wirkte so klein und zerbrechlich und zufrieden. Kosta hätte sich zu gerne in die Koje nebenan gelegt und dem Jungen beim Schlafen zugeschaut. Doch er wusste, dass er sich Eneas stellen musste. Darum würde er nicht herum kommen. Besser also er tat es jetzt, wo Tileo schlief. Dennoch war er sehr nervös, als er wieder nach oben an Deck trat.

"Er ist beinahe augenblicklich eingeschlafen", antwortete er Eneas so leise es auf See eben ging auf seine Frage, ob Tileo noch etwas schlafen würde. Unsicher blieb er bei dem Treppenaufgang stehen, bevor er sich daran machte Eneas zu helfen, das Schiff zu segeln. Es war so klein. Eneas war ihm immer so nah. Kosta musste aufpassen, dass sie sich nicht zu nahe kamen. Er wusste nicht, was passieren würde, wenn sie sich berührten. Und auch wenn er wusste, dass es wohl unvermeidlicherweise bald geschehen würde, hatte er Angst davor.

"Sie war sehr schön", bestätigte er sanft, aber antriebslos, dass die Feier ein Erfolg gewesen war. "Es war sehr lieb von dir, dass du ihm die Feier organisiert hast. Es hat Tileo sehr geholfen, sich so von allen zu verabschieden. Wären sie alle in den Hafen gekommen, hätte ihn das überwältigt." Dazu, dass er selbst zu dem Fest gekommen war, sagte er nichts. Es war schwierig gewesen. Es hatte ihm deutlich vor Augen geführt, wem er alles etwas schuldete oder was er alles verbrochen. Gleichzeitig hatte er sich geschämt, weil er es genossen hatte, am Rande dieses Trubels zu sitzen und das fröhliche Treiben zu beobachten. Das hatte er gar nicht verdient. Es tat sehr gut, auch wenn es aufwühlend war.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:50


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 10:12

Kosta antwortete, dass Tileo sofort eingeschlafen wäre. Eneas nickte lächelnd. Das war gut, dann konnte er später munter auf dem Boot rumturnen und sie gemeinsam segeln. Ein bißchen konnte auch der Junge mithelfen. Er hatte ja schon einiges aufgeschnappt auf den Fahrten der 'E'.
Kosta ging ihm wortlos zur Hand und für eine Weile steuerten sie das Schiff schweigend ehe Eneas ihn vorsichtig auf die Feier ansprach. Es klang jedoch so, als wollte Kosta lieber nicht darüber reden. Als wäre es eher anstrengend ein Gespräch mit ihm zu führen. Trotzdem wollte Eneas nichts unversucht lassen. Irgendwann müssten sie doch wieder normal miteinander umgehen können? Ohne sich gegenseitig weh zu tun.
Er lächelte seinen Freund an, als dieser meinte, es wäre lieb von ihm gewesen, die Feier zu organisieren. Das wäre auf jeden Fall besser gewesen, wenn heute bei der Abfahrt alle in den Hafen gekommen wären.
"Ja, ich glaube auch. Wobei ich glaube, dass ihn die wirkliche Abreise auch nochmal auf dem Schiff überwältigen könnte, wenn es einmählich einsickert, dass die Zeit auf Nuranessa für ihn erstmal vorbei ist", erwiderte Eneas. Er zog an den Tauen, um das Segel nochmal in den Wind zu drehen. "Wer weiß... vielleicht kommt er wieder, wenn er erwachsen ist..." Es war ein halbwegs tröstlicher Gedanke. Eneas wollte nicht glauben, dass er Tileo nie mehr wiedersehen würde. Dafür hatte er den Jungen zu gern.
Der Pirat blickte wieder nach vorne und konzentrierte sich aufs Segeln, versuchte sein Bestes, um Kosta nicht zu bedrängen und keine Erwartungen aufzubauen. Wenn Eneas den Mund hielt, schien dies am besten zu klappen. Doch es gab noch etwas was er Kosta sagen wollte.

"Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast", setzte er nach einer Weile wieder an, "Aber ich habe Leto meine Kapitänsmütze und die 'E' gegeben, damit sie für eine Weile Kapitänin sein kann, solange wir fort sind." Und eventuell auch darüber hinaus, aber das sagte Eneas erstmal nicht.
"So haben wir keinerlei Druck und keine Verpflichtungen, dass man in Nuranessa auf uns wartet", erklärte er Kosta wieso er sich dafür entschieden hatte. Ganz so leicht war es nicht gewesen das Ruder aus der Hand zu geben, doch Eneas hatte das Gefühl, es wäre das richtige. Er wollte seine Prioritäten neu sortieren und Kosta kam ab sofort ganz an erster Stelle. Gut, er hatte schon immer Eneas' Gedanken und Handeln beherrscht, doch mit diesem Schritt wollte er das noch einmal verdeutlichen.
"Ich dachte mir, damit können wir die Reise in Ruhe angehen. Ich denke, Leto wird gute Arbeit leisten als Kapitänin. Sie hat das Zeug dazu." Eneas schwieg wieder. Es wäre wohl nicht gut, wenn er länger als nötig über seine ehemalige Gefährtin redete. Abwartend sah Eneas zu Kosta was er davon hielt und ob er dies guthieß.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 13:56
Wohnort: Krieger


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 10:15

"Zu Pandora wird er auf jeden Fall wieder kommen", war sich Kosta sicher. Eigentlich auch, dass er sie besuchen kommen würde. Trotzdem war ihm klar, dass Pandora da noch wichtiger für den Jungen war. Tileo hatte ihm vor der Feier noch gebeichtet, dass er sich wieder aus dem Zimmer geschlichen und die junge Königin dazu angestiftet hatte, es ebenfalls zu tun. Er hatte ihr ihr Geschenk alleine verabreichen wollen und nicht wenn viele andere da waren, die sie ablenkten. Das war so eine liebevolle Geste gegenüber Pandora gewesen und gleichzeitig so ehrlich und anständig Kosta gegenüber, dass er es nicht über sich gebracht hatte, mit dem Jungen zu schimpfen, weil er nachts aus seinem Zimmer geklettert war. Tileo wusste, dass es falsch war und würde es nie wieder ohne Notfall tun und das hier war eindeutig ein Notfall gewesen. So hatte er den Jungen stattdessen gefragt, ob Pandora die Perle gefallen hatte. Ab da war Tileo aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus gekommen.

Eneas riss ihn nach einer Weile aus seinen Gedanken an den kleinen, schlafenden Jungen unter Deck, indem er ihn darauf aufmerksam machte, dass er Leto zur Kapitänin der 'E' gemacht hatte, solange sie fort blieben. Überrascht starrte Kosta Eneas an. Nein, das hatte er nicht gewusst. Unwillkürlich fragte er sich, was mit Damien war. Als erster Maat war es doch seine Aufgabe, sich um das Schiff zu kümmern, solange der Kapitän weg war. Kosta wusste zwar, dass Damien nicht gerne selber Kapitän war. Er fühlte sich wohler in der unterstützenden, beratenden Rolle, was Kosta sehr gut nachvollziehen konnte. Doch gerade brauchte das Schiff ohnehin nicht wirklich einen Kapitän, solange es im Drockendock lag und überholt wurde.
Es sei denn... Allmählich sickerte ihn seinen Verstand, warum die 'E' womöglich trotzdem eine Kapitänin brauchte. Prompt erklärte eneas, dass sie so keinerlei Druck und Verpflichtungen hätten, dass man sie auf Nuranessa erwartete. Er hätte sich gedacht, dass sie so in Ruhe die Reise angehen könnten. Dass Leto das Zeug zur Kapitänin hatte, daran zweifelte Kosta nicht, auch wenn sie nicht über den gleichen einnehmenden Charme wie Eneas verfügte. Das tat niemand. Aber darüber dachte der Krieger gerade überhaupt nicht nach. Seine Gedanken kreisten darum, dass Eneas in Ruhe mit ihm diese Reise angehen wolle. So sehr in Ruhe, dass die 'E' eine Kapitänin brauchte. Das klang danach, als würden sie eine sehr lange Zeit unterwegs sein. nocht viel länger, als er Fabiene gegenüber angedeutet hatte. Wobei Kosta sich von Anfang an nicht sicher gewesen war, ob er wieder auf Nuranessa zurück kehren würde. Nuranessa war für viele der heilende Hafen. Doch Kosta hatte nicht das Gefühl, dass dies auch für ihn galt.
Eneas schien das zu spüren. Aber anstatt ihn gehen zu lassen, gab er sein Schiff ab, um ihn begleiten zu können. Für immer? Es war doch ein Geschenk von Timaris. Das konnte er doch nicht einfach so weitergeben. Und dann auch noch an eine Frau. Timaris würde ganz schön sauer sein, wenn sie davon erfuhr. Kosta merkte, wie er seine Gedanken schweifen liess, um davon abzulenken, wie gewaltig das alles war. Wenn Kosta sich auf dieser Reise nicht wieder einkriegte und normal mit Eneas und den anderen umgehen konnte, würde Eneas nie wieder sein Schiff kommandieren können. Das war ein gewaltiger Druck, der da auf ihn herein brach. Wusste er doch, wie sehr Eneas es brauchte, zur See zu fahren. Wie sehr das Eneas selbst heilte.
Kosta brachte keinen Ton heraus. Er starrte Eneas einfach nur an. Das war zuviel Verantwortung, zuviel Erwartung. Kosta konnte Eneas nicht glücklich machen. Dazu waren seine Wünsche zu widersprüchlich für den Sklaven. Gerade merkte Kosta überdeutlich, wie klein das Segelschiff wirklich war. Er war gefangen in einem kleinen Käfig und er durfte noch nicht einmal schreien, weil er dann Tileo verängstigt hätte. Diese Schiffsreise war eine furchtbar schlechte Idee gewesen. Sie war gerade mal eine Stunde alt und Kosta war bereits am Ende seiner Kräfte. Bleich presste er seine Lippen aufeinander und begann am ganzen Körper zu beben.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:50


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 10:15

Kosta sagte rein gar nichts zu Eneas' Erklärung, dass er die 'E' zeitweilig an Leto abgegeben hatte, inklusive seinem Dreispitz. Zunächst sah ihn sein Freund nur überrascht an, aber dann schwieg er weiter und schien das ganze erst einmal zu verarbeiten. Eneas beobachtete ihn rätselnd. Was wohl in ihm vorging? Es war in letzter Zeit so schwer Kosta zu lesen. Nun kamen Eneas auch Zweifel, doch er hatte weiterhin das Gefühl, das richtige getan zu haben. Kosta sorgte sich immer so viel darum wie er andere beeinflusste. Wie oft hatte er sich jetzt nicht schon entschuldigt, dass er momentan nicht bei der Mannschaft sein konnte. Eneas wollte ihm gerne diesen Druck nehmen. So würde sie nichts hetzen und sie konnten sich ganz darauf konzentrieren Tileo in Ruhe zurückzubringen. Wer weiß, je nachdem wie die Reise sich entwickelte, könnten sie danach noch ein paar Tage zu zweit haben, erhoffte sich Eneas. Nur sie beide und für eine Weile keinerlei Verpflichtungen. Es klang schön. Unwillkürlich musste Eneas an ihren ersten gemeinsamen Ausflug denken. Das Häuschen am Meer... es war ein sehr trauriger Anlass gewesen und doch... es war auch schön gewesen. Sie hatten viele dieser traurigschönen Momente gemeinsam.
Je länger Eneas auf eine Reaktion von Kosta wartete, desto mehr wurde offensichtlich, dass es anscheinend doch keine gute Idee gewesen war. Eneas wusste nicht wieso. Mal wieder reagierte der andere Krieger völlig im Gegensatz zu dem was Eneas erwartet hatte. Kosta presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie bleich wurden, er zitterte und hatte völlig vergessen das Ruder zu steuern. Rasch überbrückte Eneas die kleine Distanz zu ihm, trotz des schwankenden Bootes mit geradem Schritt.

"Hey, hey, was ist denn los?", fragte er besorgt. Sollte er ihn berühren? Durfte er? "Ich dachte, das wäre eine gute Idee", sagte Eneas. Er strich tröstend über Kostas Arm. "So haben wir keinerlei Zeitdruck und niemand, der auf uns wartet. Ich dachte, das wäre eine gute Idee. Ist es nicht?", fragte Eneas und sah Kosta sorgenfall an, der wie Espenlaub zitterte.
"Es tut mir leid... ich hätte dich miteinbeziehen sollen", kam ihm ein Gedanke wieso Kosta so erschüttert war. "Nur.. du hattest doch schon das schwere Gespräch mit Fabiene und ich wollte dir nicht noch mehr Entscheidungen aufbürden." Gerade schien dies alles zu viel für seinen Freund.
Eneas nahm seine Hand wieder vorsichtig fort. "Wir sind immer noch Piraten", bekräftigte er, falls das Kostas Sorge war. "Es ist nur zeitweilig und hey, wir haben gerade auch ein hübsches Boot unter uns." Er streckte den Arm aus. "Ein flatterndes Segel, das offene Meer, ein kleines Crewmitglied unter Deck. Was will ich mir?" Er lächelte. Nun, er wollte noch viel mehr. Allen voran Kosta in seinen Armen, aber das hier war ein guter Start.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 13:56
Wohnort: Krieger


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 10:34

Gefangen in der Spirale von Verantwortung, Erwartung und Überforderung wusste Kosta schlichtweg nicht wie weiter. Eneas hatte etwas bedeutungsvolles getan. Kosta sollte das würdigen. Er wusste nur nicht wie. Es fühlte sich so falsch an. Weil er nicht weiter wusste, erstarrte er unbewusst, konnte gerade noch so atmen. Es war Eneas, der ihn wieder aus der Starre heraus riss, in die er ihn getrieben hatte. Besorgt kam er zu ihm und fragte ihn sanft, was denn los sei. Er hätte gedacht, es sei eine gute Idee. So hätten sie keinen Zeitdrück und niemanden der auf sie wartete. Das wäre doch eine gute Idee oder etwa nicht.

Kosta blinzelte, als Eneas ihm über den Arm streichelte und konnte so wenigstens mit demd Starren aufhören. Er wusste nicht, ob das eine gute Idee war. Wahrscheinlich schon. Wahrscheinlich war es sogar sehr vernünftig. Nur, dass die 'E' einen anderen Kapitän als Eneas haben sollte, war ein gewaltiger Schock. Was, wenn Kosta niemals soweit war, zurück zu kehren? Ging Eneas dann auch nie wieder auf sein Schiff? Das war so eine gewaltige Last, auf Kostas Schultern, die ihn nun vollends zu erdrücken drohte.
Plötzlich entschuldigte Eneas sich, dass er ihn hätte miteinbeziehen sollen. Hätte er das? Kostas Blick wurde wieder verwundert, weil er nicht verstand, was Eneas damit meinte. Es war schliesslich Eneas' Schiff. Eneas war derjenige, der es so brauchte, auf See zu sein. Kosta genoss es auch, aber gerade wäre er viel lieber ganz woanders, als auf diesem kleinen Boot, das keinerlei Fluchtweg erlaubte, ausser den ganz tief in sich hinein. Aber selbst da durfte er nicht hin, da Tileo ihn ganz normal und freundlich brauchte.
Kosta verstand auch nicht, was das mit Fabiene zu tun hatte, dass Eneas mit ihm über sein Schiff hätte sprächen sollen. Er hätte ihm nicht noch mehr Entscheidungen aufbürden wollen. Was für Entscheidungen. Kosta kam nicht mehr mit. Eneas löste sich wieder von ihm. Sofort fühlte sich die Stelle am Arm kalt an, wo die Hand von Eneas nicht mehr drauf lag. Kosta spürte, wie er sich eigentlich nach so viel mehr sehnte. Aber das war viel zu gefährlich.
Sein Freund meinte lächelnd, dass sie noch immer Piraten seien. Es sei nur zeitweilig, dass die 'E' nicht mehr Eneas gehörte. Aber selbst diese kurze Zeit kam Kosta zu vermessen vor. Eneas war jedoch ganz unbekümmert und meinte, sie hätten auch gerade ein hübsches Boot unter sich. Ein flatterndes Segel, offenes Meer und ein kleines Crewmitglied unter Deck. Mehr wolle er gar nicht. Eneas wollte ein kleines Crewmitglied unter Deck? Was sollte das denn heissen? Kosta runzelte die Stirn. Das war alles sehr seltsam und aufwühlend. Es erdrückte ihn und er wusste nicht, wie er die Tage auf dem Schiff überstehen sollte. Erschöpft liess er den Kopf hängen.
"Wir... wir sollten nicht, über solche Dinge sprechen, solange Tileo noch bei uns ist", bat er Eneas deswegen demütig und mit gesenktem Kopf leise.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:50


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 11:26

Eneas blickte seinen Freund an, der weiterhin schwieg. Konnte er nicht irgendeine Reaktion geben? Irgendetwas sagen? Hatte Eneas etwas richtig oder falsch gemacht? Er versuchte zu erraten was Kosta dachte, scheiterte damit aber kläglich. Der andere Krieger sah ihn bloß verwundert und verwirrt an. Wenigstens zitterte er nicht mehr, seitdem Eneas ihn kurz berührt hatte, doch das war auch alles was er verbessern hatte können. In seinem Versuch zu ergründen wie es in Kosta aussah und ihm jegliche Sorgen und Bedenken zu nehmen, die sein Freund eventuell über die Fortgabe des Schiffes hätte haben können, redete Eneas vermutlich mal wieder viel zu viel, entschuldigte sich gar dafür, dass er es alleine entschieden hätte. War eine Entschuldigung nötig? Er wusste es nicht. Wieder einmal ließ Kosta nicht erkennen wie es in ihm drin aussah. Es war frustrierend.
Eneas hatte gedacht, er hätte etwas gutes getan, aber vielleicht hatte Kosta sich nie darum gesorgt, wann sie nun wiederkamen oder dass ihre Freunde auf sie warteten. Womöglich waren das allein Eneas' Sorgen gewesen.
Kosta runzelte nochmal die Stirn, als Eneas zu beschwichtigen versuchte, dass er alles hier hätte was er brauchte. Aber auch damit schien Kosta nichts anzufängen können. Schließlich senkte er den Kopf und sagte leise, dass sie über solche Dinge nicht sprechen sollten solange Tileo bei ihnen wäre.

Eneas sah ihn getroffen an. "Über solche Dinge? Ich hab dir doch nur erklärt, wieso ich das Schiff abgegeben habe." Was meinte Kosta mit 'solchen Dingen'? Durfte Eneas jetzt gar nicht mehr mit ihm reden? Das würde Tileo erst recht auffallen, wenn sie sich anschwiegen.
"Und anscheinend belastet dich das, aber ich weiß nicht wieso... ich kann deine Gedanken nicht lesen", sagte der Schriftsteller hilflos.
Eneas schwieg nachdenklich. "Über was können wir denn reden, wenn Tileo bei uns ist?", fragte er. Er hatte nicht geahnt, dass die Neuigkeit mit dem Schiff bereits zu viel gewesen war. Oder hatte etwas anderes, was er gesagt hatte, es ausgelöst? Es war schwer festzustellen. Eneas hatte das Gefühl, er würde wie ein blinder Idiot durch Kostas Seelenleben stolpern.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 13:56
Wohnort: Krieger


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 12:24

Schuldbewusst machte sich Kosta noch etwas kleiner, als er hörte, wie er Eneas verletzt hatte. Er sah ihn nicht an, doch an seiner Stimme konnte er überdeutlich hören, dass ihm Kostas Worte weh taten. Dabei hatte er das nicht gewollt. Eneas wollte doch so gerne eine schöne, normale Überfahrt haben und Tileo hatte das sowieso verdient. Kosta versuchte dies nur zu bewerkstelligen und hatte Eneas versucht zu sagen, dass er nicht fähig war, über so schwere Dinge zu sprechen. Leider hat es falsch gemacht.

"Über unsere Beziehung", flüsterte er eingeschüchtert. Eneas durfte ihm nicht böse sein. Wenn er es war, Kosta konnte nirgendwohin. Er wusste nicht, wie er es handhaben sollte. "Darüber, was wir dafür tun sollen oder nicht tun sollen", versuchte er zu erklären, was er mit 'solche Dinge' gemeint hatte. Dass Eneas sein Schiff abgegeben hatte, gehörte eindeutig dazu und setzte ihn gewaltig unter Druck.
"Es tut mir Leid, dass du meinetwegen nicht auf deinem Schiff bleiben kannst", versuchte er Eneas zu erklären, was ihn belastete, da sein Freund das nicht verstehen konnte. Dabei hatte er genau darüber eigentlich nicht reden wollen. Weil es so schwierig war. Weil er Eneas damit so weh tat und weil es ihm die Tränen in die Augen trieb. Da war es viel einfacher darüber zu sprechen, was geeignete Themen in Tileos Gegenwart waren.
"Wir können übers Segeln sprechen", antwortete er scheu. "Darüber, wie man das Wetter deutet oder die Sterne liest. Wir können ihm zeigen, wie man Knoten macht, wie man schnitzt, auf was man bei Reiseproviant achten muss und wir können ihm Märchen und Geschichten erzählen." Tileo war immer so begeistert davon, neue Dinge zu lernen. Einiges von Kostas Vorschlägen hatte er schon auf der 'E' gelernt, aber bei weitem nicht alles. Ausserdem war es noch einmal etwas ganz anderes, auf so einem kleinen Schiff zu segeln, als auf einem grossen, wie die 'E'. Tileo würde diese Unterschiede bestimmt auch gerne lernen wollen. Es gab vieles, worüber sie die nächten Tage sprechen konnten.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:50


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 12:53

Kosta zog die Schultern ein und schien sich noch weiter unterwürfig verneigen zu wollen. Wieso? Was hatte Eneas jetzt schon wieder getan, um dies herauszufordern? Er hatte versucht, rücksichtsvoll und einfühlsam zu sein, aber es schien ihm schlicht nicht zu gelingen.
Sein Freund flüsterte leise, dass sie nicht über ihre Beziehung sprechen sollten.
"Hab ich nicht", beteuerte Eneas. "Oder denkst du das?" Das Abgeben des Schiffes... verband Kosta dies gleich mit ihrer Beziehung und fühlte sich dadurch wieder unter Druck gesetzt? Oh nein, das war genau das Gegenteil von dem was Eneas zu erreichen versucht hatte. Es hatte weniger Druck dadurch geben sollen, nicht mehr. Wieder fühlte er sich unbeholfen und umherstolpernd wie ein Elefant im Porzellanladen.
Kosta bestätigte seine Befürchtung dann auch gleich, als er sich entschuldigte, dass Eneas seinetwegen nicht auf dem Schiff bleiben könnte. Dabei waren seine Augen feucht. Betroffen sah Eneas seinen Freund an.
"So war das nicht gedacht", sagte er etwas hilflos. Kosta schlug vor, dass sie stattdessen übers Segeln sprechen könnten. Sie könnten Tileo verschiedene Dinge dazu zeigen oder ihm Geschichten erzählen. Eneas fiel auf, dass all dies Tileo involvierte. Natürlich hatte er dagegen nichts. Gerne würde er dem Jungen noch mehr Sachen beibringen, aber Kosta machte damit auch deutlich, dass er ohne Tileo wohl keinerlei Gespräche mit Eneas wollte. Es tat schon etwas weh. Eneas versuchte es beiseite zu schieben.

Sachte griff er nach Kostas Hand. "Es muss dir nichts leid tun", versuchte er seinem Liebsten klarzumachen. "Ich bin glücklich und zufrieden genau hier. Bei dir." Er lächelte und versuchte Kosta in die Augen zu sehen, doch es war schwer, wenn dieser ihm weiter auswich.
"Ich bin nicht traurig, dass ich Leto das Kommando übergeben habe. Es fühlt sich richtig an. Ich habs doch vor allem gemacht, damit wir gelöst von allem sind und ganz auf das konzentrieren können was vor uns liegt. Ich dachte, es würde Druck abbauen.. nicht ihn erhöhen." Sein Lächeln wurde leicht verkniffen.
"Ich verzichte gerade auf nichts. Du nimmst mir nichts weg. Okay?", bemühte Eneas sich, Kosta zu beruhigen. Er zog seine Hand zurück. "Lass uns das Segel nochmal was besser in den Wind setzen", schlug er vor und wechselte das Thema. Übers Segeln konnten sie ja reden.
"Carlita hat uns ein Proviantpacket für den ersten Tag gepackt", erzählte er, während sie über das Deck klettern und die Segel setzten. Ab morgen mussten sie sich selbst etwas zubereiten, aber das dürfte kein Problem sein. "Können wir nachher gemeinsam essen?", fragte er. Vielleicht wäre Kosta dies nicht recht.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 13:56
Wohnort: Krieger


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 12:55

"Du hast die 'E' abgegeben, damit wir Zeit füreinander haben", wagte Kosta leise zu widersprechen, dass Eneas sehr wohl über ihre Beziehung gesprochen hatte. Wenn sie Zeit miteinander verbrachten, hatte es doch mit ihrer Beziehung zu tun. Aus Eneas Sicht war das jedoch nicht so gedacht gewesen. Kosta verstand nicht, wie es denn sonst gemeint gewesen sein sollte. Viel Zeit füreinander ohne, dass jemand auf sie wartete oder etwas von ihnen wollte. Viel Zeit, um an ihrer Beziehung zu arbeiten. Ansonsten müssten sie doch nicht zusammen viel Ruhe haben.

Es war verwirrend und es war schwierig. Reumütig entschuldigte Kosta sich dafür, dass Eneas dachte, er müsste seinetwegen auf die 'E' verzichten. Lieber antwortete er auf Eneas andere Frage, über was sie denn gefahrlos sprechen konnten, wenn Tileo anwesend war. Leider ging Eneas nicht darauf ein, sondern wollte viel lieber über das sprechen, was Kosta doch so bedrängte und ihm zu schaffen machte. Es liess den Krieger vor Überforderung innerlich vibrieren.
Fahrig nickte er dazu, dass ihm nichts leid zu tun bräuchte. Eneas erklärte ihm, dass er nicht traurig sei und auf nichts verzichte. Kosta würde ihm nichts wegnehmen. Es würde sich richtig anfühlen und er wäre glücklich und zufrieden hier genau bei ihm. Kosta wusste nicht, ob er das glauben konnte. Oder ob es wirklich so war, wie Eneas glaubte, dass es war. Er wusste auch nicht, ob es sich gut für ihn anfühlte, dass Leto nun die 'E' kommandierte. Wohl eher nicht. Trotzdem nickte er einfach nur hastig. Einfach damit Eneas aufhörte, darüber zu sprechen.

Endlich liess es Eneas dann auch gut sein und schlug vor, das Segel nochmal besser in den Wind zu setzen. Wieder nickte Kosta eifrig. Ja, das war etwas, was er hin bekam. Es überraschte ihn dann aber, dass Eneas ihn fragte, ob sie nachher gemeinsam essen könnten. Carlita hatte ihnen ein Proviantpacket für den ersten Tag gepackt.
"Ja, natürlich", murmelte Kosta verwirrt, weil er nicht verstand, warum Eneas ihn das fragte. Warum sollten sie auch nicht gemeinsam essen. "Hast du schon Hunger, oder magst du noch warten, bis Tileo wieder aufgewacht ist?"
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:50


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 13:04

Kosta sagte trotzdem noch eines dieser Dinge über die sie nicht reden sollte. Eneas hätte die 'E' abgegeben, damit sie Zeit füreinander hätten. Ertappt blickte der Kapitän drein. Er wollte das so gerne alles erklären und was er sich gedacht hätte, doch er hielt den Mund und schwieg. Darauf schien Kosta besser anzusprechen als wenn Eneas redete - oder irgendwelche Gesten machte. Ja, vielleicht hatte er die 'E' deswegen abgegeben und nicht nur, damit sie in Ruhe Tileo abgeben konnten. Ja, vielleicht mit der Hoffnung, dass Kosta und er danach etwas Zeit für sich hatten. War das so verwerflich? Eneas hatte seine Absichten doch klar gemacht. Aber er wusste, das war wohl wirklich zu viel Druck. Er hatte es doch nur gut gemeint. Verdammt, irgendwie konnte er nicht aufhören Kosta zu bedrängen. Selbst wenn er Druck abbauen wollte, tat er wohl genau das Gegenteil. Einfach dadurch, dass er aktiv war und etwas für sie unternahm. Aber es lag Eneas einfach nicht passiv zu sein.
Mühevoll wechselte er das Thema auf das Segeln und Carlitas Proviantkorb. Es war wohl eine sehr holprige Themenwechslung, denn Kosta sah ihn wiedermal verwirrt an. Wenigstens stimmte er zu, dass sie natürlich gemeinsam essen würden. Eneas lächelte dankbar. Es hätte ja auch sein können, dass Kosta alleine sein wollte.
"Hunger ja, aber ich möchte auf Tileo warten", erwiderte Eneas. Gemeinsam an Deck zu frühstücken klang toll. Kosta hatte dagegen nichts einzuwenden und so konzentrierten sie sich wieder aufs Segeln. Dieses Mal eher schweigend, abgesehen von kurzen Wortwechseln, die das Segeln betrafen. Das ging ihnen wie das Atmen von der Hand. Und meist war nichtmal ein Wort nötig. Sie waren in der Hinsicht immer noch ein eingespieltes Team.

Es vergingen drei Stunden und es klarte mehr und mehr auf. Nuranessa war inzwischen verschwunden, dafür fuhren sie immer noch zwischen anderen Inseln herum. Morgen würden sie auch die hinter sich lassen. Der kräftige Wind hatte sie gut vorangebracht, doch für den Moment war er ruhiger geworden. Dann tappte ein inzwischen etwas wacherer Tileo aufs Deck.
"Na, hast du gut ausgeschlafen?", fragte Eneas, "Wie bequem sind die kleinen Kojen?" Anscheinend sehr bequem. Tileo guckte sich etwas um und war erstmal überwältigt, als er sah dass sich die Umgebung verändert hatte. Das kleine Boot fuhr gerade an großen, steilen Felsformationen vorbei, wo sich dutzende von schillernd bunten Vögeln, rot und gelb, aufhielten, brüteten und pfeilschnell ins Wasser tauchten, um sich leckeren Fisch zu holen.
"Sieht beeindruckend aus oder?" Eneas holte die Segel ein, so dass sie ihre Fahrt verlangsamten und nur noch sachte hin und her dümpelten. Dann ging er unter Deck, um den Proviantkorb zu holen, sowie eine Decke, damit sie sich aufs Deck setzen konnten. Durch die Gischt war es ein bißchen nass geworden, wurde von der Sonne aber schnell getrocknet. Eneas reichte Kosta den Korb, damit er ihn auspacken konnte.
"Willst du mal sehen, was Carlita uns leckeres mitgebracht hat?", fragte er Tileo, der immer noch staunend die Vögel hoch oben auf den Felsnadeln beobachtete. Kosta hatte ihm anscheinend das Fernrohr dafür gegeben.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 13:56
Wohnort: Krieger


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 13:05

Kosta nickte verstehend. Es würde schöner sein, mit Tileo zu essen. Respektive wäre der Junge sicher ganz enttäuscht. Das wollte keiner von ihnen Beiden. Deswegen warteten sie auf Tileo. Nun schweigend, sich auf die Arbeit auf dem Schiff konzentrierend. Es war nicht schwer und es gab auch nicht so viel zu tun, wie auf einem grossen Schiff wie der 'E'. Allerdings merkte Kosta, dass er sich irgendwie zäher, als sonst bewegte. Es fühlte sich nicht mehr leicht an, sich Eneas Rhythmus anzupassen wie sonst. Das war merkwürdig. Kosta versuchte es zu ignorieren und sich einfach auf seine Handgriffe zu konzentrieren.

Ein paar Stunden später kam Tilo neugierig an Deck gekrabbelt. Gähnend streckte er sich und blickte sich neugierig um. Kosta lächelte ihm herzlich zu, während Eneas ihm Fragen über sein Wohlbefinden stellte. "Ja, jetzt bin ich schon viel wacher", strahlte Tileo. "Die Kojen sind sehr bequem. Nicht so gross, wie auf der 'E' aber sehr gemütlich. Woaaaah, sind die schöön." Tileo huschte schon sehr Wellensicher an die Reling und blickte zu den Felsen, die sich steil aus dem Wasser erhoben. Schillernd bunte Vögel nisteten auf ihnen und jagten pfeilschnell nach kleinen Fischen. Es war ein buntes, faszinierendes Schauspiel. "Total schön", bestätigte der Junge beeindruckt. Kosta fand das auch und schaute dem bunten Treiben genau so fasziniert zu. Langsam kam er näher zu Tileo und reichte ihm schliesslich ein Fernrohr, damit er die Vögel noch genauer betrachten konnte. Vielleicht konnte er ja sogar Küken in den Nestern finden.

Eneas war inzwischen umtriebiger als die beiden, staunenden Krieger. Er holte sie Segel, damit ihre Fahrt sich verlangsamte und ging dann unter Deck, um Carlitas Proviantkorb zu holen. Kosta nahm ihm den schweren Korb ab, als er wieder nach oben kam und stellte ihn auf dem Deck ab. Anschliessend nahm er ihm auch die Decke ab, um sie zu einem gemütlichen Viereck auf dem Deck auszubreiten. Im Korb fand er Kuchen, belegte Brote und eine Thermoskanne mit heissem Tee. Eneas hatte inzwischen Tileo von der Reling geholt, der gleich ganz begeistert den Blaubeerkuchen entdeckte und sich ein Stück davon erbat. Ein ganz grosses Stück. Kosta musste grinsen. Das konnte er sehr gut nachvollziehen.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:50


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 13:07

Es dauerte noch etwas bis er es schaffte Tileo von der Reling wegzulocken. Dafür war das Naturschauspiel einfach ein zu faszinierender Eindruck. Eneas konnte das verstehen. Lächelnd trat er zu dem Jungen, der mit dem Fernrohr zu den hohen Felsen spähte. Dabei stand er so sicher auf dem Deck wie ein kleiner Matrose. Respektive Pirat.
"Komm, die Vögel und Felsen sind nachher auch noch da. Das Schiff ruht gerade nur, damit wir etwas frühstücken können", sagte Eneas. "Schau mal, was Kosta da auspackt."
Spätestens als Tileo den Blaubeerkuchen entdeckte, kam er bereitwillig zur ausgebreiteten Decke, wo Kosta schon einige Leckereien aus dem Korb ausgebreitet hatte. Eneas setzte sich zu ihnen. Tileo wollte sofort ein großes Stück Kuchen, doch er bat so lieb darum, dass man ihm das unmöglich abschlagen konnte.
"Der sieht wirklich lecker aus. Gibst du mir auch eines?", fragte er Kosta und so saßen sie beisammen, tranken Tee und aßen einträchtig Blaubeerkuchen. Carlita konnte einen auch wirklich verwöhnen.
"Heute können wir es uns noch gutgehen lassen. Carlita hat für alles gesorgt. Ab morgen musst du dann mit unseren Kochkünsten vorlieb nehmen", warnte er Tileo augenzwinkernd. Eneas warf sich eine Blaubeere, die vom Kuchen gerollt war, in den Mund. "Kosta hier kann aber gut kochen. Die ersten Sachen hab ich ihm beigebracht, aber ich glaube, er hat mich schon lange übertroffen." Er lächelte seinen Liebsten an ehe er sich wieder Tileo zuwandte.

"Genauergesagt Pfannkuchen", erinnerte er sich. "Wenn wir ganz lieb fragen, macht er uns vielleicht mal welche zum Frühstück." Eneas liebte es, Kosta beim Kochen zuzuschauen und gerne erinnerte er sich daran wie sie zum ersten Mal gemeinsam Pfannkuchen gemacht hatten. An diese schönen Sachen wollte er sich erinnern und nicht daran wie er sich wegen Nevander damals gefühlt hatte.
Aber Kosta dachte wohl nicht daran. Er lächelte eher gezwungen und blickte nach unten, konzentrierte sich auf sein Essen. Er wirkte so, als wollte er am liebsten nicht hier sein. Auf der 'E' oder Nuranessa hätte er sich jetzt bestimmt zurückgezogen, aber hier ging das nicht. Eneas schwieg einen Moment. Was sollte er denn machen? Sie hatten so viel gemeinsam erlebt. War das jetzt auch alles als Gesprächsthema tabu? Was blieb denn dann noch.
"Vielleicht mach ich lieber Pfannkuchen", bot er an, "Morgen früh. Welche in der Form von Bärchen, wie wärs?", fragte er Tileo grinsend. Eneas versuchte Kostas Reaktion zu überspielen. Er blickte nach oben, wo sich ein strahlender Himmel abzeichnete.
"Wir haben Glück mit dem Wetter. Wunderschön, nicht? Bald fängt hier die Gewitterzeit an. Gut, dass wir die verpassen." Er grinste und warf noch eine weitere Blaubeere hoch, um sie mit dem Mund aufzufangen.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 13:56
Wohnort: Krieger


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 13:16

Natürlich schnitt er Tileo ein extragrosses Stück von dem Blaubeerkuchen ab und anschliessend auch gleich Eneas etwas davon ab. Selber nahm er sich eher ein kleineres Stückchen. Vielleicht lag später noch ein Zweites drin. Doch da er in letzter immer eher wenig gegessen hatte, wollte er sich auch jetzt nicht mehr auf den Teller laden, als er essen würde. Anschliessend schenkte er ihnen allen Tee ein. Eneas plauderte derweil, dass sie es sich heute noch gut gehen lassen konnten, wegen des grossen Proviantkorbes, den sie von Carlita bekommen hatten. Morgen müssten sie jedoch selber kochen, warnte er Tileo scherzhaft.
"Aber du hast doch gesagt, du kannst kochen", erinnerte der Junge den älteren Krieger mit grossen Augen. "Du wolltest es mir beibringen. Aber dann war auf einmal so viel anderes interessant auf der Insel", entschuldigte sich Tileo. Kosta entnahm dem, dass es doch noch nicht zum Kochunterricht gekommen war. Nun, das konnten sie gerne nachholen.

Leider musste Eneas dann jedoch voller Feuereifer erzählen, wie er auch Kosta das Kochen beigebracht hatte. Natürlich waren die Gedanken des Sklavens dann sofort in der Schmugglerhöhle. Da, wo sie zum ersten Mal Taelos und Iason gespielt hatten. Da, wo er Eneas noch hatte geben können, was er brauchte. Da, wo noch alles in Ordnung zwischen ihnen gewesen war. Bevor Kosta ihn verraten hatte. Eneas hatte zwar auch da schon hohe Ansprüche gestellt, doch Kosta hatte Eneas noch glücklich machen können. Es war so anders gewesen als jetzt.
Schmerzerfüllt versuchte er zu lächeln, damit Tileo nicht merkte, wie weh es ihm tat, dass Eneas schon wieder ihre Beziehung ansprach. Und dann auch noch so einen ganz besonderen Moment. Da er jedoch spürte, dass sein Lächeln eher kläglich war, konzentrierte er sich lieber rasch wieder auf sein Kuchenstück und steuerte nichts zu dem Gespräch seiner Kochkünste hinzu. Eneas liess ihn ja auch gar nicht. Gnadenlos und scheinbar ohne Atem zu holen, erzählte er, wieviel besser Kosta kochen könne. Insbesondere Pfannkuchen. Sie könnten ihn ja lieb fragen, ob er ihnen welche zum Frühstück machen würde.
Selbstverständlich würde er das gerne machen. Er wollte Tileo und Eneas gerne etwas süsses, leckeres kochen und wenn er Tileo es dabei auch gleich noch beibringen konnte, wäre das sicher sehr schön. Aber Eneas befand gleich darauf, dass es besser wäre, wenn er Pfannkuchen machte. Solche in Form von Bärchen. Kosta fühlte sich wie georfeigt. Warum durfte er Tileo auf einmal keine Pfannkuchen mehr machen? Erst quälte Eneas ihn damit, dass er ihn daran erinnerte, dass er gar nicht mehr gut für ihn da war und dann nahm er ihm auch noch diese kleine Freude. Warum tat Eneas das, wenn er doch andauernd sagte, er wolle ihn nicht unter Druck setzen und hoffte, dass es Kosta bald wieder gut ging? Das hier, das war reine Folter. Und es war erst der erste Tag ihrer Reise. Kosta spürte, wie die Panik ihn zu überwältigen drohte.

"Pfannkuchen in Form von Bärchen?" staunte Tileo nicht schlecht. "Das geht? Pfannkuchen zum Frühstück wären toll. Haben wir auch Marmelade dafür?" Nur um gleich darauf ebenfalls in den Himmel zu schauen, weil Eneas es tat und über das Wetter sprach. "Uh ja, ein Gewitter so wie Pandora eines bei ihrer Abreise aus Mineva gemacht hat, wäre wirklich unheimlich in diesem kleinen Schiff", schauderte es Tileo. "Das war schon auf der 'E' unheimlich genug. Woah! Wie hast du das gemacht?" staunte Tileo über Eneas Blaubeeresskünste. "Das will ich auch probieren." Sofort klaubte er sich eine der Beeren aus dem Kuchen und warf sie in die Luft. Jedoch viel zu hoch und zu weit, so dass sie hinter Tileo klatschend auf das Deck aufschlug und einen dunklen, matschigen Flecken auf den Planken hinterliessen.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:50


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 13:19

Tileo erinnerte ihn daran, dass er ihm doch gesagt hätte, er könnte gut kochen und würde es ihm beibringen. Stimmt, leider waren sie bisher nie dazu gekommen, obgleich er Tileo viele andere Sachen beigebracht hatte wie sich um den Garten zu kümmern.
"Ja, das können wir jetzt auf der Reise nachholen", versprach er, "Wenn du bei deinen Eltern ankommst, werden die staunen was du schon alles kochen kannst."
Da Kosta eher schwieg und nichts dazu sagte, versuchte Eneas das Gespräch alleine zu führen und zu überspielen, falls sein Freund gerade einen Moment brauchte. Vielleicht hätte er die Pfannkuchen nicht erwähnen sollen, doch für Eneas war es so eine schöne Erinnerung und er wollte sie auch gerne mit Tileo teilen. Aber es mochte für Kosta bereits wieder zu viel sein. Hastig bot Eneas also deshalb an, dass er ja die Pfannkuchen machen könnte. Er wollte ja keinen Druck aufbauen.
Tileo ließ sich rasch von den Pfannkuchen in Bärchenform begeistern.
"Naja, der ein oder andere Bär mag etwas kugeliger oder einen besonders kräftigen Arm haben", räumte Eneas ein. "Marmelade? Nun, hast du welche auf die Liste an Vorräten geschrieben, die wir eingepackt haben?", erinnerte er Tileo, der ja ein bißchen bei den Listen geholfen hatte. "Ich glaube, da war auch Marmelade bei. Wir können nachher nochmal nachgucken. Und wir machen sicher noch öfter Pfannkuchen zum Frühstück", versicherte er. "Und dann bringt dir Kosta bei wie man das richtig macht. Nicht so unförmige wie ich sie fabriziere." Er grinste. Eneas konnte sich vorstellen, dass Kosta dieses Wissen gerne an Tileo weitervermitteln würde. Vorhin hatte er ja auch schon aufgezählt was er dem Jungen noch alles beibringen wollte.

Als Eneas das schöne Wetter erwähnte, stimmte Tileo zu und blickte nach oben. Er wollte kein Gewitter erleben wie jenes, das Pandora verursacht hatte. Hmm, sie hatte ein Gewitter verursacht? Stimmt, es war sehr stürmisch gewesen, als sie aus Mineva abgelegt waren. Seine Nichte war stärker als gedacht und das ganz ohne Ausbildung.
"Ja, Königinnen macht man besser nicht wütend", bemerkte Eneas schmunzelnd. Er sprach da aus Erfahrung. Tileo hatte dann etwas neues interessantes entdeckt und zwar das Werfen und Aufschnappen von Blaubeeren. Munter versuchte es Tileo ihm nachzumachen, doch er warf die Beere viel zu hoch und sie platschte zurück aufs Deck.
"Nicht so hoch. Fang niedrig an, dann ist es leichter", empfahl Eneas und dachte mal wieder nicht daran, was er dem Jungen all für ein Unsinn beibrachte. Oder wieviele Flecken sie damit auf dem Deck verursachten. Sie mussten beide lachen, als eine der Beeren mit einem schönen Platsch mitten in Eneas' Teetasse fiel.
"Also das schaff ja noch nichtmal ich", lachte er und fischte die Beere heraus. Er machte es Tileo nochmals vor und lächelte, als es der Junge nach ein paar Versuchen irgendwann schaffte und sich riesig freute.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 13:56
Wohnort: Krieger


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 13:34

Im Gegensatz zu Kosta störten Eneas und Tileo sich nicht an der zerplatschten Blaubeere auf dem Deck. Wobei stören nicht das richtige Wort war. Er machte sich nur Sorgen, dass sich die Beeren dunkle Flecken auf dem Holz des hübschen Schiffes hinterlassen würde. Bei einem so grossen Schiff wie der 'E' gehörte das unweigerlich dazu. Aber bei so einem kleinen Boot sah man jeden kleinen Flecken. Hoffentlich bekam Kosta den nachher wieder raus. Nicht, dass José ihnen böse war, weil sie nicht sorgsam mit seinem Schiff umgingen.
Aber obwohl Kosta am Liebsten aufgesprungen wäre, um den Blaubeerfleck aufzuwischen, unterliess er es. Kosta war sich bewusst, dass er damit Tileos' und Eneas' Spiel unterbrochen hätte. Etwas, was eigentlich durchaus sinnvoll gewesen wäre. Denn mit Essen spielte man nicht und es verteilten sich immer mehr Flecken an Deck. Einmal ganz davon abgesehen, dass es ziemlich gefährlich sein konnte, solche Kunststückchen zu machen. Doch es sah einfach zu schön aus, wie Eneas und Tileo miteinander Dummheiten trieben und dabei lachten und kicherten. Scheu blickte Kosta ihnen zu und versuchte dabei zu vergessen, was Eneas alles übers Kochen und die Pfannkuchen gesagt hatte. Schlussendlich hatte Eneas doch wieder gewollt, dass Kosta Pfannkuchen mit Tileo machen sollte. Dieses Hin und Her war seltsam und auch sehr aufwühlend und schmerzvoll.

"Du wirst immer besser", gratulierte auch kosta, als Tileo es schliesslich nach einigen Versuchen schaffte, die Beere mit dem Mund aufzufangen. "Aber bitte versprich mir, Tileo, dass du das immer nur dann machst, wenn du jemanden in der Nähe hast, der sich mit Erster Hilfe auskennt", bat er den Jungen eindringlich, der ihn daraufhin mit grossen Augen anblickte. "Nur für den Fall, dass du dich an einer Beere oder einer Nuss oder ähnlichem verschluckst. Nicht dass du mir daran erstickst. Das kann den Besten passieren, dass die Beere in den falschen Hals fällt. Also wenn du es tust, nur dann, wenn jemand dabei ist, der dir helfen könnte, sollte das passieren. So wie Taelos nur damit angefangen hat, weil er weiss, dass ich ihm helfen könnte. Einverstanden?" Tileo nickte etwas eingeschüchtert, aber das war Kosta nur recht. Schliesslich wollte er nicht, dass Tileo an einer Beere erstickte. Oder Eneas.
"Gut, da bin ich aber froh", nickte Kosta zufrieden. "Na komm, dann ist deinen Kuchen zuende. Es sei denn, du bist schon satt, was ich aber kaum glaube, soviele Beeren wie du und Taelos verteilt habt." Er deutete auf das Deck. "Nachher machen wir wieder sauber. Ich denke nicht, dass José Freude daran hätte, wenn sein Schiff wie eine Gepardenforelle aussieht."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:50


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 13:35

Kosta gratulierte Tileo ebenfalls ehe er ihn bat, dass der Junge dies in Zukunft nur machte, wenn er jemanden dabei hätte, der sich mit Erster Hilfe auskannte. Es könnte passieren, dass man sich dabei verschluckte und erstickte. Oh, daran hatte Eneas überhaupt nicht gedacht. Es war gut, dass Kosta hier war, um Tileo lebenswichtiges beizubringen. Der Junge schien entsprechend eingeschüchtert von der Ermahnung, aber er nickte brav. Das hatte er offensichtlich verinnerlicht.
Kosta war erleichtert und forderte Tileo lieb auf, seinen Kuchen aufzuessen. Er könnte ja nicht satt sein, wo die meisten Beeren eher auf dem Deck verteilt worden waren. Leicht schuldig strich sich Eneas über den Hinterkopf und blickte sich um.
"Oh.. ja, tja, das passiert manchmal, wenn man etwas neues erlernt. Man macht dabei unweigerlich etwas Unordnung", rechtfertigte er das, zwinkerte Tileo dabei verschmitzt zu. Kosta hatte aber natürlich mal wieder recht, dass sie das Deck sauber machen sollten. Schließlich hatten sie das Boot nur ausgeliehen.
"Dann zeigen wir dir gleich wie man ordentlich ein Deck schrubbt. Das war die beliebteste Fleißaufgabe, die wir von den Lehrern in der Nautischen Akademie erhalten haben", bemerkte er und ließ wohlweißlich das Wort Strafe weg. Sonst hätten sie Tileo vermutlich nicht so leicht dazu bekommen mitzuhelfen. "Das ist auch das erste was ein Seemann lernt."
Neugierig fragte der Junge wie die Nautische Akademie gewesen wäre und ob das die wäre, die in Mineva sei. Eneas nickte und behielt trotz der schmerzvollen Erinnerungen ein Lächeln bei.
"Es war sehr lehrlich", sagte er, "Anstrengend, aber dort habe ich viele meiner Freunde kennengelernt. Ein paar von denen kennst du auch", sagte er und verriet Tileo wer von der Mannschaft ebenfalls auf der Akademie gewesen war.
Er beantwortete noch einige von Tileos Fragen ehe sie die Sachen aus dem Korb wieder zusammenräumten, nachdem sie alle satt waren.

Danach überließ es Eneas Kosta dem Jungen zu erklären wie man am besten das Deck schrubbte, doch natürlich half er auch mit. Es war schön etwas gemeinsam zu machen. Selbst wenn es etwas so banales wie Deckschrubben war. Dass dies bei weitem nicht so spannend war, fand Tileo dann auch irgendwann heraus, doch als sie fertig waren, durfte er dafür bei aufregenderen Dingen mithelfen. Bei so einem kleinen Boot, konnte sie auch Tileo beim Segeln unterstützen. Er war zwar noch nicht kräftig genug, einige der Taue zu ziehen und die Segel zu reffen, aber mit etwas Hilfe gelang es ihm dann doch. Eneas zeigte ihm sanft wie er seine Juwelenkraft unterstützend einsetzen konnte, während Kosta ihn auch darauf aufmerksam machte auf was der Junge achten musste wenn er sich auf dem Schiff bewegte. Was gefährlich war, was nicht. Schließlich wollten sie Tileo beide wohlbehalten zu seinen Eltern bringen.
Es war wunderschön, den Jungen dabei zu beobachten wie er eifrig an Deck mithalf, während sie munter zwischen den Inseln hindurch segelten. Wäre es nach Eneas gegangen, so hätte dies ewig so weitergehen können, doch er sah öfter hinüber zu Kosta und bemerkte den melancholischen Blick. Eneas wünschte noch viel mehr, dass er seinem Liebsten von dieser Qual befreien konnte.
Am Abend taten sie sich noch einmal am Proviantkorb gütlich, besahen sich einen tollen, lilaroten Sonnenuntergang, der den gesamten Horizont einzunehmen schien. Im Schutz einer felsigen, kleinen Insel hatten sie geankert.
Nach dem Essen war Tileo schonmal nach unten ins Bad gegangen. Eneas rutschte etwas näher zu Kosta, während sie noch an Deck saßen.
"Wie willst du es mit den Kojen halten?", fragte Eneas vorsichtig, "Es gibt nur zwei.. ich meine, es wäre groß genug, dass man nebeneinander liegen kann..." Aber er glaubte nicht, dass Kosta sich zu ihm legen wollte. Das schien ihm zu viel. Leider besaß Eneas anscheinend nicht Fabienes Gabe, Kostas Schlaf zu beruhigen.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 13:56
Wohnort: Krieger


Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 16:01

Tileo musste lachen, als Eneas sagte, dass beim Üben von neuen Dingen manchmal etwas Unordnung entstehen konnte. Grinsend blickte er über das Fleckenübersähte Deck. Auch der Junge erkannte, dass das hier, mehr als nur etwas Unordnung war. Geschickt wickelte Eneas ihn jedoch um den Finger, so dass Tileo erst einmal nicht auf den Gedanken kam, sich gegen das Deck schrubben zu wehren. Eneas nannte es Fleissaufgabe. Kosta hatte es anders in Erinnerung. Eneas, Olintes, Ulysses und Farell hatten damals auf der Akademie eher ob der Strafaufgabe gestöhnt.
Sobald Tileo von der Akademie hörte, wollte er gleich mehr davon wissen. Ob das die in Mineva gewesen sei und wie es so gewesen sei, sie zu besuchen. Eneas lächelte tapfer dazu und beantwortete dem Jungen lieb seine unzähligen Fragen. Kosta schwieg dazu und wollte Eneas am liebsten einfach nur tröstend umarmen. Wusste er doch, was für schrecklich, schmerzliche Erinnerungen Eneas mit der Akademie verband.

Später beim Deck schrubben fand Tileo ziemlich rasch heraus, dass diese sogenannte Fleissarbeit gar nicht so spannend war sondern wirklich ganz viel mit Fleiss und mit Arbeit zu tun hatte. Trotzdem half er artig mit, da er, ohne dass Eneas oder Kosta etwas hätten sagen müssen, einsah, dass er mit für diese Sauerei verantwortlich war. Der Junge war anständig genug, um freiwillig mitzuhelfen. Wenn auch mit mässiger Begeisterung.
"Du hast ja eigentlich gar keine Beeren in die Luft geworfen, Iason", erkannte Tileo verwundert. "Du müsstest gar nicht mit schrubben." Kosta lächelte. Das war wirklich sehr lieb von dem Kind. Und tatsächlich, wenn er mit Eneas alleine auf dem Boot gewesen wäre, hätte er diesen das Deck schrubben lassen und zwar nachdem er ihm heiss den Hintern versohlt hätte, weil er so eine Sauerei veranstaltet hatte. Hätte ihn angetrieben, mit eine schlanken, scharfen Gerte in der Hand. Ah, nein, das waren völlig falsche Gedanken.
"Aber du und Taelos seid meine Freunde, Tileo", erklärte er stattdessen sanft. "Freunden hilft man." So einfach war das. Auch beim Deck schrubben.

Nach dem Putzen wurde es jedoch wesentlich spannender für Tileo. Eneas brachte ihm bei, wie er sie beim Segeln der kleinen Yacht unterstützen konnte. Erklärte ihm, worauf er bei so einem kleinen Schiff achten musste und wo hier die Gefahren lagen. Der Junge ging vollkommen darin auf und strahlte, wenn er wieder etwas gemeistert hatte. Lächelnd beobachtete Kosta die Beiden. Es war schön, wie sie miteinander umgingen und Freude hatten. So gerne hätte er ab und zu Beide gleichzeitig umarmt. Doch er durfte nicht. Er wollte Eneas nicht zu nahe kommen. Kosta fürchtete, er würde ihm sonst nur besonders weh tun, wenn sie wieder alleine waren und er Eneas Erwartungen weiterhin nicht erfüllen konnte.

An diesem Abend ankerten sie geschützt zwischen kleinen, felsigen Inseln, die die Heimat vieler Vögel waren. Bald schon würden sie auf offene See kommen, wo das nicht mehr möglich war. Heute aber sassen sie noch gemütlich beisammen, während sie bei einem wunderschönen Sonnenuntergang Carlitas Proviantkorb entgültig plünderten. Tileo schlief dabei schon beinahe im Sitzen ein, weil er sich heute vor lauter mithelfen selbst verausgabt hatte. Doch er wirkte sehr glücklich und als Kosta ihn hinunter schickte, sich die Zähne zu putzen, ging er ohne zu murren und schon fast sehnsüchtig nach seiner Koje.
Kaum war er unter Deck, rutschte Eneas näher zu ihm. Augenblicklich spannte sich Kosta an. Er wusste, dass Eneas jetzt etwas von ihm wollte. Vielleicht auch nur irgend etwas alltägliches. Aber die Art, wie Eneas näher rutschte, Kosta fürchtete, dass er etwas vertrautes wollte. Etwas, was Kosta nicht in der Lage war zu erfüllen. Etwas, wovor er gerne fliehen wollte, wie heute morgen, es aber auf diesem kleinen Schiff nicht konnte. Hart schlug sein Herz angstvoll in seiner Brust, während er sich zwang, zuzuhören, was Eneas sagte.
"Wir... wir sollten nacheinander schlafen", brachte Kosta nervös hervor. Natürlich hatte er sofort vor Augen, wie Eneas und er in einer Koje schliefen. Dicht und gemütlich aneinander gekuschelt. Sehnsucht schlich sich in seinen Blick. So gerne wollte er sich an Eneas schmiegen. Aber es war falsch. "Du wolltest aufpassen, dass ich Tileo nicht mit meinen Albträumen wecke", erinnerte er Eneas stattdessen. "Aber vielleicht würde Tileo sich freuen, wenn du bei ihm schläfst." Eneas hatte ihm ja erzählt, dass er das schon öfters getan hatte.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 08:50

Nächste

Zurück zu Foren-Übersicht

Zurück zu Die Piraten

Wer ist online?

0 Mitglieder




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Essen, NES, USA, Reise

Impressum | Datenschutz