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Geschenk einer Schwarzen Witwe





Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Darken » So 4. Sep 2022, 11:14

Er sah einen Wald, aber es war nicht mehr sein Wald. Dieser bestand aus dunklen Nadelwäldern, düster und still. Kaum ein Licht gelangte bis auf den Boden. Er hörte das Rumpeln eines Karren, wurde durchgeschüttelt. Stapfen von mehreren Füßen im Gleichschritt. Über ihm ein grauer Himmel, in der Ferne bläulich schimmernde Berge, kreisende Vögel. Schmerzen im linken Arm. Darken rollte sich stöhnend zur Seite, blinzelte nochmals. Reihen an Reihen dunkler Tannen und Fichten zogen an ihnen vorbei, sie waren hinter Gittern. Es dauerte eine Weile bis er realisierte, dass er hinter Gittern war und nicht die Bäume. Er versuchte sich zu bewegen, aber sein Arm war hinten auf seinem Rücken gefesselt, die Beine zusammengebunden. Er lag auf hartem Holz. Es dauerte noch länger bis er realisierte, dass er in einem vergitterten Karren lag, der sich einen schmalen Pfad durch den bergigen Nadelwald hochkämpfte. Rechts und links Soldaten. Rotschwarze Uniformen.
Darken ließ den Kopf matt sinken. Schwarzes feines Haar umkränzte sein schlankes Gesicht, als er hoch zum Himmel blickte. Was hast du getan? Was hast du getan? Was hast du getan? Die Frage kreiste in seinen Gedanken. Oh Eis, was hast du getan?
Er war nicht mehr in Dea al Mon. Die Erkenntnis wollte sich trotzdem nicht recht einstellen, es war zu unwirklich. Darken erinnerte sich nur nebelhaft an die letzten Tage. Es vermengte sich mit den Bildern der Visionen und für eine lange Weile glaubte er, er würde immer noch eine Vision durchleben. Dies war nicht real. Er konnte nicht hier sein. Im einen Moment war er noch in Dea al Mon gewesen und jetzt war er hier. Wo immer hier war.
Der Prinz reckte wieder den Kopf, versuchte den Ruf des Verzerrten Reiches abzustreifen. Es kostete all seine Kraft nicht abzugleiten. Die Visionen waren so stark. Ein Wald, dunkel und bleich, schwarzes Sekret in den Adern. Gift. Sein Gift. Gift in seinem Arm. Entsetzliche Schmerzen.
Nein, verdammt, denk nicht daran. Er musste im hier und jetzt bleiben, sonst würde Eis sofort wieder die Kontrolle erlangen. auch jetzt lauerte er dicht an der Oberfläche, glaubte immer noch, Talian wäre irgendwo da draußen, konnte die Wahrheit nicht akzeptieren. Nicht was wirklich passiert war. Was Talian mit ihnen gemacht hatte.
Darken blickte nach vorne. Zwischen den Kolonnen an Soldaten waren zwei Kutschen. Reich verziert, schwarze Wimpel oben auf der Kutsche flatterten leicht im Wind. Der Weg ging in eine Kurve und die Bäume lichteten sich für einen Moment. Der Prinz sah, dass sie auf halber Strecke auf einem Bergzug waren. Von dem Ausblick in der Kurve sah Darken in der Ferne eine gewaltige Festung, die hoch oben in den Bergen thronte. Direkt auf einer Felsnase erbaut, die steil abfiel. Von dort stürzte ein gewaltiger Wasserfall in die Tiefe. Feuchte Luft drang bis hierhin. Es sah so vertraut aus... er kannte diesen Ausblick. Er hatte ihn gemalt. Das Bild war irgendwo in seinem Zuhause in Dea al Mon. Sein Zuhause... Merion.

Es stürzte erneut alles auf Darken ein. Sie waren nicht mehr in Dea al Mon. Eis hatte es geschafft während der heftigen Visionen die Kontrolle an sich zu reißen und den Wald zu verlassen. Sie waren auf... die Spinnenkönigin getroffen. Es konnte kein Zufall sein. Dass Eis genau dann den Wald verließ, als dieser angegriffen wurde. Das Gift...
Darken spürte erneut seinen linken Arm schmerzhaft pochen. Mühsam schüttelte er den grauen Schleier in den Augen ab. Seine Gedanken drifteten wieder zu Merion. Nahezu gewaltsam riss der Prinz sich davon fort. Er war nicht zum ersten Mal in einem Käfig, die Situation war vertraut. Hier konnte er an nichts schönes denken, hier musste er funktionieren. Darken sondierte den Käfig und seine Umgebung genau, suchte nach Schwachstellen und Fluchtmöglichkeiten. Wenn er hier raus kam und sich in den Wald schlug...
Mit den Füßen tastete er jede Eisenstange ab, drückte dagegen. Er hielt den Blick auf den Weg gerichtet, wollte sich jede Abzweigung einprägen. Wieviele Soldaten begleiteten sie, was für Waffen trugen sie, jedes Detail.
Mit dem Rücken robbte er über den Boden, tastete nach möglichen Splittern, eine raue Stelle wo er seine Fesseln durchschneiden konnte. Prioritäten. Darken fand etwas raues Holz, begann den Rest des Weges seine Fesseln hinten darüber zu reiben. Es schnitt ihm ins Fleisch, riss seine Haut auf. Egal.
Der Weg wurde schmaler, links und rechts fiel er jetzt steil ab. Sie befanden sich auf einer Steinbrücke, die direkt zur Festung führte. Würden sie dortdrin sterben? Nein, nichtmal daran denken, nicht wenn er etwas mitzureden hatte. Er hatte die anderen Splitter ausgeblendet, um sie zu beschützen. Nur Eis konnte er nicht ausblenden, spürte ihn immer noch. Der Splitter, der ihm stets am nächsten gewesen war.
Darken riss stärker an den Fesseln, konnte spüren wie der Strick schwächer wurde. Ratternd hob sich das Fallgitter vor ihnen, der Karren glitt unter dem riesigen Tor hindurch. Die Aura in der Festung war erstickend. Auch ohne Juwelenkunst spürte der Prinz die vielen Netze hier drin. Man öffnete den Käfig, Soldaten versuchten ihn herauszuzerren. Darken trat energisch nach ihnen, bemühte sich so viel auszuteilen wie es ging. Er würde sich nicht kampflos ergeben.
Am Ende lag er doch keuchend auf dem Steinboden, ein Soldat riss ihn hoch, schleifte ihn zur Königin. Sie war gerade mit zwei anderen Schwarzen Witwen aus ihrer Kutsche getreten.
"Willkommen in Dalmandans Feste", sagte sie lächelnd. Hasserfüllt hob Darken den Kopf, sah zu ihr.
"Wenn du glaubst, dass ich dir helfe, hast du dich geschnitten", zischte er dunkel.
"Es tut mir leid, dass ich diejenige war, die dir sagen musste, dass deine Mutter tot ist. Aber ich bin nicht schuld daran. Ich habe sie nicht getötet", erwiderte die Königin. Wovon faselte sie da? Talian interessierte ihn einen Dreck. Es dauerte etwas bis Darken begriff, dass die Frau glaubte, er wäre Eis. "Ich kann mich um dich kümmern", versprach sie. "Die Fesseln tun mir leid. Es war zu gefährlich länger bei Dea al Mon zu sein. Jetzt sind wir in Sicherheit und wir werden viel Zeit miteinander haben."
"Was willst du von mir? Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich bin ein zerbrochener Krüppel. Ziemlich wertlos", meinte er und es war nur halb sarkastisch. Darken wusste sehr genau, dass es viel schlimmer war wichtig zu sein als unwichtig. Unwichtige Menschen wurden nicht beachtet.
"Wertlos?" Lady Earcir besah ihn fast tadelnd. "Oh nein, eine männliche Schwarze Witwe ist alles andere als wertlos."
"Ich bin nichts weiter als ein zerbrochener Prinz. Ich bin keine Schwarze Witwe mehr", gab Darken zurück. Die Königin kam näher, wollte ihm über die Wange streicheln. Der Jugendliche drehte rasch seinen Kopf weg.
"Hat sie dir das angetan? Deine eigene Mutter? Kein Wunder, dass du zerbrochen bist... du armes Kind...", meinte sie betrübt. "Aber man hört nicht auf eine Schwarze Witwe zu sein. Ich werde dir ein Geschenk geben. Ich werde dich wieder zu einer wahren Schwarzen Witwe machen."
Nun sah Darken sie doch an. Er wusste nicht was sie vorhatte. Normalerweise konnte er die Grausamkeit seiner Peiniger gut einschätzen, aber die Frau redete in kryptischen Worte. Nur was immer es war, es konnte nichts gutes sein. "Danke, verzichte", gab er deswegen flappsig zurück. Die Königin winkte den Soldaten, dass sie ihn abführen sollten.
"Ich fürchte, du wirst keine andere Wahl haben", sagte sie noch. Dann schleiften ihn die Männer fort.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Zorya » So 4. Sep 2022, 11:15

Zorya begab sich in den Audienzsaal. Er wurde nicht oft genutzt, denn es kamen selten Besucher hierher. Die meisten Adeligen, die sich Sion zugehörig fühlten, waren gleich ins lichte Dhemlan gereist. So war es in der Festung, abgesehen von den Schwarzen Witwen und den Dienern recht leer. Sowie den Gefangenen natürlich...
Davon gab es einige. Zoryas Schwarze Witwen fanden in der dhemlanischen Bevölkerung immer wieder aufmüpfige Leute, die glaubten, sie hintergehen zu können. Sie verbreiteten schlimme Dinge über Zorya, handelten mit verbotenen Waren aus Glacia oder glaubten, sie könnten bei sich gesuchte Schwarze Witwen verstecken. Zorya hatte gar keine andere Wahl als diese Rebellen zu bestrafen, damit die Dhemlaner endlich lernten wie sie sich unter ihrer neuen Herrscherin zu verhalten hatten.
"Schickt nach Lady Ellel", befahl sie einem Diener. Die Heilerin war ihr eine sehr große Hilfe gewesen in der vergangenen Zeit. Gemeinsam hatten sie mit den Kriegerprinzen experimentiert und die dhemlanische Heilerin hatte den gesundheitlichen Zustand der Kriegerprinzen im Auge behalten, während sie unter Einfluss des ersten Schwarztraums gestanden hatte. Rückschläge hatte es gegeben, doch die Heilerin mochte es zu experimentieren und Zorya sorgte dafür, dass Lady Ellel stets mit neuen Opfern versorgt war. Daran mangelte es wahrhaftig nicht.
Die Königin nahm auf ihrem Stuhl in der Audienzshalle Platz, ließ sich an dem großen Esstisch von den Dienern ein erfrischendes Mahl servieren. Sie saß allein dort, wie schon so oft. Aber manchmal leisteten ihr die wenigen Adeligen am Hof, so wie Lady Ellel Gesellschaft und sie sprachen über ihre Experimente. Zorya war schon dabei zu dinieren, als die Heilerin endlich kam.
"Amunet", begrüßte sie die Dhemlanerin vertraut, erhob sich, um die Frau mit zwei Küssen auf die Wange zu begrüßen. Schließlich war Zorya eine Weile fort gewesen. "Setz dich. Sollen die Diener ein zweites Gedeck bringen?"
Amunet erkundigte sich nach dem Ergebnis der Reise. "Oh, es lief ohne Schwierigkeiten. Es ist getan", sagte Zorya zufrieden. "Mit etwas Glück wird sich das Gift bis ins Herz des Waldes ausbreiten. Die ersten Bäume sind schon infiziert." Man konnte nur hoffen, dass Lady Sitara es zu spät bemerkte.

"Noch etwas anderes ist passiert." Die Königin trank einen Schluck Weißwein. "Ich habe eine neue Aufgabe für dich. Ein neues Experiment", sagte sie mit gewinnendem Lächeln. "Ich weiß nicht, ob es überhaupt zu bewerkstelligen ist. Es wird gewiss nicht leicht, aber du bist die mächtigste Heilerin, die ich kenne. Wenn es jemand schafft, dann du." Lady Ellel trug genau wie Zorya sehr dunkle Juwelen. Schwarzgrau. Wenn es einmal eine Heilerin mit schwarzen Juwelen gegeben hatte, so waren sie lange fort. Momentan war Amunet Ellel wahrhaftig die mächtigste Heilerin im Lande. Womöglich in ganz Kaeleer.
"Wir haben eine männliche Schwarze Witwe am Rande des Waldes aufgegriffen", fuhr Zorya fort. "Es ist unglaublich. Eine wirkliche männliche Schwarze Witwe. Ich hatte nicht mehr geglaubt, eine zu finden." Amunet wusste von Zoryas angestrengter Suche danach. Sie wollte das potente Gift einer männlichen Schwarzen Witwe für ihre eigenen Zwecke nutzen.
"Die Sache ist die... jemand hat ihm seinen linken Arm amputiert. Der Arm, der das Gift produziert."
Die Dhemlanerin wusste nun hoffentlich worauf Zorya hinaus wollte.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon NSC » So 4. Sep 2022, 11:20

Amunet Ellel / Heilerin / Saphir - Schwarzgrau / 3875 Jahre

"Ich komme gleich", antwortete sie dem Diener, der ihr ausrichtete, dass Zorya sie sehen wollte. "Du darfst dich zurück ziehen." Winkte sie den Krieger hinfort. Er sah kränklich und übernächtigt aus. Obwohl sie eine Heilerin war, liess sie es völlig kalt. Was sollte es sie auch kümmern, wenn die Dienerschaft nicht dafür sorgte, dass sie ausreichend ass und schlief? Hauptsache, sie verrichteten ihre Arbeit gut und gewissenhaft. Der Rest war ihr absolut egal.

Weniger egal war ihr ihr Aussehen. Mit einem Blick in den Spiegel kontrollierte sie, dass ihre Frisur tadellos sass. Das tat sie. Bei der geschmackvollen Hochsteckfrisur, sass kein einziges Haar am falschen Ort. Ihre dezente Schminke unterstrich vorteilhaft ihre Schönheit. Ihr Alter sah man ihr in keinster Weise an. Dafür hatte die Heilerin schon gesorgt. Gekleidet in einen eleganten Anzug aus taubengrauer Seide, ging sie in hochhakigen Schuhen zielsicher zu dem Audienzsaal, in dem Zorya sie bereits erwartete.

"Zorya", anmutig verneigte sie sich vor der Königin, was aber auch schon das einzige Zugeständnis das sie der Politik gab. Ihr war es reichlich egal, wer auf dem Thron sass. Amunet interessierte einzig und allein ihre Wissenschaft. Dass sie forschen und erkunden konnte. Zorya erwiess sich in der Hinsicht sehr grosszügig. Nicht nur, dass sie sie stets mit neuen Forschungsobjekten versorgte. Nein, sie hatte ihr sogar ein ganz fortschrittlich eingerichtetes Labor zur Verfügung gestellt, welches sich praktischerweise gleich neben dem Kerker befand, wo ihre Forschungsobjekte in der Regel aufbewahrt wurden. Ausserdem war da auch die Abfallversorgung hervorragend.

"Danke, das ist sehr lieb", nahm sie das Angebot etwas mit der Königin zu an, nachdem sie sich mit zwei Küssen auf die Wange begrüsst hatten. "Wie war deine Reise? Verlief alles nach Wunsch? Keine problematischen Zwischenfälle?" Amunet war ja schon sehr gespannt, wie sich der Verlauf der Vergiftung entwickeln würde. Selbst wenn es sich um Bäume handelte und nicht um Menschen. Zufrieden nickend lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück, als die Königin berichtete. Etwas anderes hatte sie auch gar nicht erwartet. Eifrige Diener tischten ihr ebenfalls etwas zu Essen auf. Genüsslich kostete sie in kleinen Bissen davon.

Jedoch nicht viel, da Zorya ihre Aufmerksamkeit mit dem Versprechen auf ein neues Exeriment auf sich lenkte. Ihrem Lächeln nach, musste es sich um etwas ganz besonderes. "Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht", meinte Amunet gespannt. Wundrig beugte er sich vor und mussterte die Königin eindringlich, nachdem sie mehrere geheimnisvolle Andeutungen gemacht hatte. "Was kann es denn gewesen sein, was dir so besonderes auf dieser Reise ins Niemandsland begegnet ist?"

Die Antwort kam völlig überraschend und liess die alte Heilerin erst einmal einfach nur sprachlos blinzeln. Langsam legte sie ihr Besteck beiseite. "Eine männliche Schwarze Witwe", wiederholte sie ehrführchtig. "Das ist ja kaum zu glauben." Nur langsam fing sie sich wieder. "Was für ein unglaubliches Glück", hauchte sie ergriffen, wusste sie doch, wie lange Zorya schon nach einem so seltenen Exemplar der Blutleute suchte. "Du bist wahrlich ein von der Dunkelheit gesegnetes Kind, Zorya." Oh, sie konnte es kaum erwarten, den Mann zu sehen. Am liebsten wollte sie gleich loseilen.

"Seinen Arm amputiert?" fragte sie schockiert. "Der Arm mit dem Gift? Oh, was für eine Verschwendung. Wie kann man nur derart ignorant sein? Das ist ja... also das ist einfach unerhört", musste sie sich ihrer Empörung Luft machen. Bis sie allmählich realisierte, warum Zorya nach ihr geschickt hatte. "Aaah, aber was für eine Herausforderung. Was für ein Experiment. Ich hatte ja schon Erfolg mit einigen Fingergliedern, aber ein ganzer Arm ist etwas vollkommen anderes. Ausserdem noch die Giftkanäle. Es kommt darauf an, was noch übrig ist. Es wird alles vom Hirn aus gesteuert. Es müsste also machbar sein. Natürlich brauche ich Vergleichsmaterial. Das kann sicherlich auch eine weibliche Schwarze Witwe sein. Und er muss genügend essen. Es wird ihn viel Energie kosten. Am Besten gebe ich ihm die Nahrung intravenös. Wahrscheinlich werde ich auch Energiereserven brauchen. Juwelenkraft, die ich denen abziehen kann, die sie ohnehin nicht mehr brauchen würden. Meine Kraft allein reicht womöglich nicht aus. Er soll während dem Experiment ja nicht verbluten und sterben. Ich muss wohl ein bestimmtes Tempo vorlegen. Oh, wie spannend. Es wird bestimmt gelingen, Zorya, es muss." Die Heilerin war schon längst in ihre Welt der Wissenschaft abgetaucht, so dass sie nur noch etwa jeder fünfte Gedanke aussprach, den sie hatte.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Zorya » So 4. Sep 2022, 11:20

Auch Amunet war überrascht über das Auftauchen der Schwarzen Witwe und welches Glück es für sie wäre. Es geschah selten, dass Zorya die Heilerin so ehfürchtig und sprachlos hörte.
"Es muss Schicksal gewesen sein. Die Dunkelheit hat ihn zu mir geschickt", sagte Zorya. Dessen war sie sich sicher. Was sonst konnte es sein? Auch deswegen war sie zuversichtlich, dass Amunet triumphieren würde. Es musste einfach so sein. Und mit dem Gift der männlichen Schwarzen Witwe würde sie großes leisten. Zorya glaubte fest daran. Es war der Wille der Mutter der Nacht. Die Heilerin war bereits ganz begierig den Mann kennenzulernen, als Zorya sie bremste und ihr erklärte wo das Problem lag. Sein Arm war amputiert. Nicht nur sie sah das als großes Unglück an.
"Ich weiß nicht wie es dazu gekommen ist. Kann man seinen Arm wiederherstellen? Mit den Giftkanälen?", erkundigte sie sich. Amunet reagierte kaum auf die Frage, überlegte eifrig was sie alles unternehmen musste, um den Arm wieder zu regenerieren. Es klang sehr aufwendig und riskant, aber dessen war sich Zorya klar gewesen. Es gab nicht viele männliche Schwarze Witwen. Eine andere Gelegenheit würden sie nicht bekommen. Und dann war da noch die Tatsache, dass Sion nach einer bestimmten Schwarzen Witwe suchte. Eine, die gesehen hatte, wie er unterging. Konnte es sein...?
Zorya hatte nur kurz in den Geist des jungen Prinzen gesehen, aber sich nicht weiter vorgewagt. Sein Geist war... seltsam. Düster und tief. Sie hatte nicht weiter nachgeforscht, konnte aber nicht genau benennen wieso. Sie würde es später noch einmal versuchen.
"Du sollst alles bekommen was du benötigst", versprach Zorya. "Dieses Projekt hat oberste Priorität. Ich vermute, ein normaler Mann würde an den Schmerzen dieser Regeneration zerbrechen, aber darüber musst du dich nicht kümmern. Er ist zerbrochen." Vielleicht besser für sie so. Zorya bezweifelte, dass sie eine schwarztragende männliche Schwarze Witwe hätte kontrollieren können. So war der junge Mann relativ wehrlos.

"Er ist noch ein Jugendlicher, noch nicht völlig ausgewachsen. Vielleicht hilft das. Was immer du tun musst, damit ich an das Gift gelange. Er soll nur nicht sterben. Was du sonst mit ihm machst, ist mir gleich", gab sie Amunet beinahe vollkommne Freiheit was das Experiment betraf. Zorya wollte bloß Erfolge sehen. "Und ich möchte ihn auch noch befragen. Aber das kann warten. Das Gift ist wichtiger. Nimm dir so viel Unterstützung wie du benötigst." Über andere Tote machte sich Zorya keine Gedanken. Die männliche Schwarze Witwe war wichtiger.
Die Königin nahm wieder ihr Mahl zu sich. "Sion ruft mich zu sich. Ich werde in Bälde ins lichte Dhemlan reisen und von dort weiter nach Raej. Ich weiß nicht wie lange ich fort bleiben werde. Aber bis dorthin ist noch etwas Zeit, so dass du mir tägliche Berichte vom Fortschritt des Experimentes geben kann." Wenn Zorya erst einmal abgereist war, würde sie darauf vertrauen, dass Amunet schon das richtige tun würde.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon NSC » So 4. Sep 2022, 11:24

Amunet Ellel

"Zerbrochen?" Ungehalten schnalzte Amunet mit der Zunge. "Wie kann man nur dermassen ignorant sein, ein derart seltenes Exemplar so zu verstümmeln und schänden. Es ist unglaublich, wie dumm und ungeschlacht die meisten Blutleute sind." Die Heilerin seufzte. "Aber ja, wahrscheinlich hast du recht, und es ist besser für die männliche Schwarze Witwe, dass er bereits zerbrochen ist. Sie wird höllische Schmerzen ertragen müssen. Schliesslich kann ich keine Schmerzmittel verwenden. Nicht, dass dadurch ihr Gift beeinträchtigt wird. Es soll alles auf natürlichem weg entstehen. Einen Knebel darf ich nicht vergessen, damit er sich nicht die Zunge abbeisst."
Oh, es gab noch eine ganze Menge zu organisieren. Sie würde sich gleich nacher einen genauen Plan aufstellen. Es würde viel Personal brauchen, da sie in Schichten arbeiten mussten. Glücklicherweise setzte Zorya ihr diesbezüglich keine Schranken, sondern versprach ihr alles, was sie brauchte. Das war ausgezeichnet. Es würde ein aussergewöhnliches Projekt werden. Ein schwieriges, doch sie zweifelte nicht daran, dass es ein grandioser Erfolg werden würde.

"Ja, das gut", nickte sie abwesend. Es war nicht als unhöflich gedacht, dass sie der Königin nur noch mit halbem Ohr zuhörte. Das Projekt fesselte sie nur dermassen, das sie bereits daran war, alles zu planen. Das Essen hatte sie schon seit längerem nicht mehr angerührt. Sie konnte jetzt nicht mehr essen. "Wenn er noch nicht völlig ausgewachsen ist, erinnert sich sein Körper noch ans wachsen. Er wächst ja noch etwas. Das ist gut. Es wir es erleichtern. Oh, was für eine Herausforderung. Natürlich soll er nicht sterben. Es wird gelingen. Da bin ich ganz sicher. Ich werde mich, gut um ihn kümmern, Zorya."

Die Königin schien zufrieden damit und erklärte ihr, dass sie schon wieder die nächste Reise antreten müsste. Was für eine Hektik diese Politiker auch immer hatten. Keine Geduld und keine Zeit für nichts. Das war nichts für Amunet. Sie liess sich lieber Zeit und Ruhe für das,was sie tat. Meistens zumindest. Das gab weniger Raum für Fehler und bei ihrem nächsten Projekt wollte sie sich keinen noch so kleinen Fehler erlauben. Es würde hier keine zweite Chance geben.
"Berichte, ja natürlich", nickte sie abwesend. "Ich werde sie Lydiel diktieren. Dann macht sich das dumme Huhn wenigstens etwas nützlich. Es kann sein, dass ich manchmal auch länger als ein Tag am Stück arbeiten muss. Dann werden die Berichte unregelmässiger kommen. Der Arm mit dem Gift geht vor. Ich bin zuversichtlich, dass es funktionieren wird. Ich werde dafür sorgen, dass er sich von sich aus regenerieren wird. Es wird sein, als wäre der Arm nie weggewesen."

Das Treffen mit Zorya dauerte für ihren Geschmack noch viel zu lange. Sie mochte die Königin zwar recht gerne, sie konnte so schön pragmatisch sein, doch jetzt rief sie ihre wahre Leidenschaft. Kaum in ihrem Arbeitszimmer, welches sich neben ihrem Labor befand, begann sie gleich Listen von Personal und Material zu erstellen. Überlegte sich einen ausgeklügelten Ablaufplan, wie sie vorgehen wollte, wann er bereit zu stehen hatte. Längst hatte sie zwei ihrer Krankenpfleger geschickt, dass sie die Schwarze Witwe zu ihr bringen sollten. Zwei grosse, bullige Krieger, die für die gröbere Arbeit im Labor zuständig waren. Es dauerte nicht lange, bis sie wieder kamen.
"Ach, wie schön", seufzte Amunet zufrieden. Der junge Mann, der vor ihr stand, war richtig hübsch. So machte es gleich nochmals viel mehr Spass. Sie erhob sich sogleich, um die Schwarze Witwe genauer in Augenschein zu nehmen. "Etwas mager, aber gesund und stark. Sehr gut. Los, zieht ihm sein Oberteil aus", befahl sie den Pflegern nebenbei knapp, die es dem Prinzen kurzerhand vom Leib rissen. Er würde es ohnehin nicht mehr brauchen.
"Wann hast du das letzte Mal gegessen, Schwarze Witwe?" fragte sie den Jungen langsam und betont. Immerhin war er zerbrochen. Mit Zerbrochenen musste man langsam und behutsam umgehen, wenn man eine klare Antwort von ihnen wollte und selbst dann funktionierte es nicht immer. Es wäre nicht so schlimm, wenn er ihr nicht antworten konnte. Sie wusste einen Weg, wie sie dafür sorgen konnte, dass sein Magen auch wirklich vollkommen leer für die Operation war. Etwas anderes konnte sie nicht gebrauchen. "Spürst du deinen linken Arm? Kannst du ihn komplett fühlen oder nur teilweise oder gar nicht?" Ohweh, das waren jetzt wohl etwas viel Fragen auf einmal gewesen.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Darken » So 4. Sep 2022, 11:28

So gefesselt gab es keine Gelegenheit sich gegen die Soldaten zu wehren, auch wenn Darken es verbittert versuchte. Wenn er es nicht versuchte, wie sollte er sonst die Schwachstellen herausfinden? Nur waren die zwei Männer, die ihn hielten, gut ausgebildet, schützten sich mit einem Schild gegen die Tritte und schleiften ihn durch die Festung. Der Prinz versuchte sich den Weg einzuprägen, merkte sich jede Veränderung im Dekor, jede Abzweigung. Sie waren alleine, niemand kam ihnen entgegen. Der Weg dauerte nicht lange und er wurde in einem kargen Raum abgestellt. Die Türe verschlossen.
"Hey, kommt zurück!", rief Darken, "Mein Arm schläft ein!" War er schon längst. Die Fesseln hatten ihn taub gemacht, es kribbelte unangenehm. Es war leider Darkens geringstes Problem. Er wanderte sein Gefängnis ab. An einer Wandseite hatte es sehr weit oben ein kleines vergittertes Fenster durch das etwas frische Luft hereinkam. Abgesehen davon gab es zwei lange Bänke. Der Raum wirkte wie ein vorläufiger Auffangraum für Gefangene. Nur jetzt war der Prinz allein. Er setzte sich auf die Bank, fluchte leise. Er war erfahren genug, dass er wusste, dass er tief in der Scheiße steckte. Das hätte niemals passieren dürfen. Er hatte Eoshan versucht zu warnen, dass Eis gefährlich und unkontrollierbar war. Sie hätten früher etwas unternehmen müssen.
Darken atmete tief durch. Eoshan... ob sie sein Verschwinden schon bemerkt hatte? Wie viel Zeit war vergangen? Er hatte leicht das Zeitgefühl vergessen. Mit all den Visionen, die auf ihn eingestürmt waren, hatte Darken kaum mitbekommen wie Eis durch den Wald marschiert war. Die Visionen... seit Darken in die Festung gebracht worden war, waren sie verstummt. Es war fast gespenstisch still. Der Prinz schloss die Augen, glitt ins Verzerrte Reich. Er hoffte Eoshan zu finden, um ihr zu sagen, wo er war und in was für einer Gefahr er steckte. Darken passte es nicht nach Hilfe zu rufen, doch er war nicht naiv. Er war in der Festung der Spinnenkönigin.
Aber als er abglitt, sah er nur Schwärze vor sich, dunkle Schemen, die sich zusammenballten. Wie eine Barriere. Ein riesiges dunkles Netz. Was war das? Vor der Festung hatte er Probleme gehabt im Hier und Jetzt zu bleiben und nun wo er versuchte ins Graue Reich zu kommen, ging es nicht? Es war für den Jugendlichen eine völlig neue Erfahrung. Das Verzerrte Reich war eine Art zuhause gewesen. Es jetzt aus irgendeinem Grund nicht betreten zu können, war verstörend. Er fühlte sich allein. Darken straffte sich. Nein, er konnte die anderen Splitter nicht dazu rufen. Er musste sie beschützen.

Eine Weile später öffnete sich die Türe erneut und zwei große Männer mit breiter Brust kamen herein. Keine Soldaten wie vorhin. Darken erhob sich rasch. Kampfeslustig sah er sie an, obwohl er gefesselt war.
"Mach keine Dummheiten, Bürschen", sagte einer der Männer grob. Sie kesselten ihn in einer der Ecken ein. Der schlanke Prinz schlüpfte unter ihren breiten Pranken vorbei, rannte in Richtung Ausgang... - und prallte prompt gegen ein Schild in der Türe. Bevor Darken sich auframpeln konnte, hatten die Männer ihn schon gepackt. Einer von ihnen stülpte einen dunklen Sack über Darkens Kopf, dann wurde er weitergezerrt. Ihre Griffe waren grob und fest, ließen ihn nicht entkommen. Was hatten sie mit ihm vor? Es konnte nichts gutes sein. All das Vertrauen und die Hoffnung, was er sich in Dea al Mon erarbeitet hatte, machte wieder dem alten Misstrauen platz.
Darken wusste nicht wie lange er so herumgeführt wurde, es ging Treppen hinauf und hinab bis ihm plötzlich der Sichtschutz abgenommen wurde und man ihn nach vorne stieß. Noch etwas perplex blickte sich der Prinz um. Er befand sich in einem Büro, vor ihm stand eine schlanke Heilerin mit schmalem Gesicht und hochgesteckten dunkelbraunen Haaren. Sie sah ihn mit einem faszinierten Blick an. Er löste in Darken kaltes Grauen aus. Er kannte diesen Blick. Ablehnend und düster erwiderte er ihn.
Die Frau trat näher zu ihm, musterte ihn sehr gründlich. Ihr Blick drückte Begeisterung und Zufriedenheit aus. Verdammt...
Darken hatte absolut keinen Bock für die Tussi als Bettspielzeug herhalten zu müssen. Dann wurde ihm auch gleich sein Oberteil entzwei gerissen. Der Prinz knurrte wütend, zuckte zurück.
Vor ihm begann die Heilerin ihn in einem sehr langsamen Tonfall zu fragen, wann er das letzte Mal gegessen hätte und ob er seinen linken Arm spüren könnte. Darken blinzelte sie perplex an. War die blöde im Kopf?
"Mein linker Arm.. der war gut", schnappte er sarkastisch, "Willst du mich noch mästen bevor du deinen Spaß hast?"
Jetzt wirkte die Heilerin eindeutig überrascht, blinzelte ebenfalls ehe sie erklärte, er müsse einen nüchteren Magen haben. Für die Operation. Operation? Darken bekam ein sehr dunkles Gefühl. Die Frau redete schon weiter, dass er sich keine Sorgen machen müsse, sie würde sich gut um ihn kümmern. Die Worte kannte der Prinz. Seine Mutter hatte auch so geredet. Sie würde sich gut um ihn kümmern. Aber sie hatte es nie so gemeint und Darken spürte, dass es die Heilerin auch nicht ehrlich meinte.
Sie sagte, sie würde ihn intravenös ernähren, das würde wunderbar funktionieren.
"Hey, ich brauche keine Operation", lehnte Darken ab. "Verzichte dankend. Was immer ihr vorhabt, eine Operation wird bestimmt nicht helfen. Was meint ihr überhaupt damit? Ist das so ein perverses Spiel?"
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon NSC » So 4. Sep 2022, 11:34

Amunet Ellel

Der zerbrochene Jugendliche antwortete ihr überraschend schnell und klar, stellte gar eine Gegenfrage. Amunet blinzelte überrascht. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Aber um so besser, wenn sie sich mit ihrem Experiment unterhalten konnte. Es würde später hilfreich sein, wenn es darum ging, die Muskeln seines Armes zu testen.
„Oh, nein, ganz im Gegenteil“, erklärte sie ihm erfreut, dass der Junge Interesse für ihr Vorhaben zeigte. Das war selten. „Du brauchst einen nüchternen Magen für die Operation. Doch du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde mich gut um dich kümmern. Ich werde dich intravenös ernähren. Das funktioniert wunderbar.“

Die männliche Schwarze Witwe schien ihr nicht zu glauben. Oder sie bekam Angst, weswegen sie höflich ablehnte. Kein Wunder, dass sie sich ängstigte. Es würde ein schwerer Eingriff werden und viele Schmerzen mit sich bringen. Doch Amunet war davon überzeugt, dass es gelingen würde.
„Nein, natürlich ist das kein Spiel“, beteuerte sie gewissenhaft. Sie würde ihm keinen Arm versprechen, wenn sie es nicht einhalten konnte. „Ich nehme meine Arbeit sehr genau. Nun gut, dann werde ich mir das einmal genauer ansehen.“ Interessiert beugte sie sich vor, um die Narbe der Amputation genauer zu betrachten. Praktischerweise hatten ihre Helfer, den anderen Arm schon zur Seite gefesselt, so dass der Junge nichts verdecken konnte.
„Pffft, stümperhafte Arbeit“, schnaubte sie schliesslich abschätzig. „Die haben das keine Heilerin sondern eine Metzgerin machen lassen. Was für eine Verschwendung.“ Betrübt schüttelte sie ihren Kopf. „Da gibt es einiges zu reparieren.“ Sie legte ihm ihre feingliedrige Hand auf die Schulter, um die Vernarbung von innen zu spüren. „Doch es solle möglich sein. Ich denke, ich werde…“ Amunet stocke, als ihr etwas ungewöhnliches auffiel, nachdem sie ihre Sinne ausgestreckt hatte. Prüfend blickte sie ihrem Projekt ins Gesicht, konnte aber nicht die Bestätigung finden, die sie suchte. Rasch trat sie um den Jungen herum und da waren sie tatsächlich. Gezackte Narben verliefen quer über seinen Rücken, bildeten zwei Knoten zwischen den Schulterblättern.
„Ein Eyrier“, raunte sie überrascht. „Du bist tatsächlich ein Eyrier. Davon hat sie gar nichts gesagt. Oh, oh, oh, was für eine wundervolle Herausforderung.“ Sie stöckelte wieder um den Prinzen herum, um ihn anzustrahlen. „Das wird wunderbar. Natürlich haben die Flügel keine Priorität, doch Zorya wird sicherlich nichts dagegen haben, wenn ich mich auch darum kümmere. Sie weiss doch, wie gerne ich forsche. Es wird ihr gefallen. Dir auch. Ich kann es mir schon richtig vorstellen. Schwarz, filigran und anmutig. Das wird hervorragend zu dir passen. Aber natürlich kümmere ich mich zuerst um deinen Arm und den Schlangenzahn. Ach, so eine interessante Aufgabe hatte ich schon lange nicht mehr. Noch nicht einmal das Schwarztraum für die Kriegerprinzen war so fesselnd gewesen, auch wenn es natürlich sehr Spass gemacht hat. Du jedoch mein Junge, du wirst mein Meisterwerk.“
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Darken » So 4. Sep 2022, 11:39

Die Heilerin ließ sich nicht provozieren oder aus der Fassung bringen. Sie sprach davon, dass sie ihre Arbeit sehr genau nehmen würde. Er war Arbeit? Anscheinend eine Arbeit bei der sie ihm genau erkunden musste. War ja klar. So fing es immer an. Darken spannte sich an. Wenn es zu weit ging, würde er den Tänzer holen. Aber noch wollte er durchhalten und seine anderen Splitter beschützen. Die Frau schien sich besonders für seine Amputation zu interessieren, begutachtete seine Schulter sehr lange.
Das verbesserte nicht unbedingt Darkens ungute Gefühl. Manche Peiniger wollten kein Sex, oder nicht nur, sie wollten ihm auch andere Qualen hinzufügen, wollten in ihn schneiden, Blut sehen, Schmerzen zufügen.
Der Prinz wand sich im Griff der zwei bulligen Männer.
"Lasst mich los!", zischte er. Die Heilerin kam zur Erkenntnis, dass eine Metzgerin an dem Prinzen gearbeitet hatte. "Meine Mutter hat das gemacht. Wollt ihr mir noch mehr abschneiden?", fragte er wütend. Aber die Frau hörte ihm kaum zu, begann in seine linke Schulter zu drücken und redete vor sich hin, was sie alles tun wollte. "Nimm deine Finger da weg!", presste Darken hervor, wollte sich wegdrehen. Grob schoben die Männer ihn wieder in die richtige Position.

Die Heilerin sah ihn länger an, ging plötzlich um ihn herum und war ganz entzückt als sie die zwei großen Narben auf seinem Rücken entdeckte, die deutlich zwischen den kleineren Narben von hunderten von Peitschenhieben zu sehen waren.
"Ich bin kein Eyrier", knurrte Darken. Er wollte sicher nicht, dass es "wunderbar" für die Heilerin würde, die so begeistert von ihm war. Sie sagte sogar, es würde ihm gefallen. Das hatten viele davor gesagt und es hatte ihm nie gefallen. "Lass mich in Ruhe! An mir muss man nicht rumschnippeln!"
Denn der Prinz bekam allmählich mit, dass es das war, was die Frau vorhatte.
"Aber natürlich kümmere ich mich zuerst um deinen Arm und den Schlangenzahn", sagte sie gerade. Darken sah sie perplex an. Schlangenzahn? Er hatte keinen Schlangenzahn mehr.
"Was hast du vor?", fragte er beunruhigt. "Und ich werde nicht dein Meisterwerk. Ich werde dein Untergang sein. Das versprech ich dir." Zornig blickte er sie an.
Bis sie ihm deutlicher erklärte, dass sie ihn reparieren wollte. Zuerst seinen Arm. Seinen linken Arm. Darken sah sie erschrocken an. War sie irre? Sein Arm war weg. Selbst als Heilerin konnte sie keinen neuen dranzaubern. Aber er wusste plötzlich, dass sie es zumindest versuchen würde.
"Deswegen die Phantomschmerzen...", erkannte er leise. Die letzten Wochen hatte sein linker Arm entsetzlich geschmerzt, er hatte immer wieder Visionen von seinem Arm gehabt, dunkle Ranken, die ihn entlangkrochen, dunkles Gift. Darken riss die Augen auf, als es ihm auf einmal dämmerte. Der Wald. Die Spinnenkönigin hatte den Wald angegriffen, die Bäume waren so dunkel, die Blätter so bleich gewesen. Eis... Eis hatte es gesehen. Nein, nein, nein, er musste zurück, er musste Eoshan warnen. Die Visionen waren eingetreten.
"Hör zu, Lady, fickt mich meinetwegen, quält mich ein bißchen, aber danach, lasst mich gehen. Ich bin euch nicht von nutzen. Ihr werdet mich nur töten, wenn ihr an mir rumschneidet", versuchte er an die Frau zu appellieren.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon NSC » So 4. Sep 2022, 11:42

Amunet Ellel

Die Schwarze Witwe zweifelte an Amunets vorhaben, glaubte sie wäre zum Scheitern verurteilt und würde dann nicht mehr ihren Status vor Zorya haben. Zumindest so interpretierte Amunet wie Worte bezüglich des Untergangs. Sie nahm ihm die Zweifel nicht übel. Es war ein nie dagewesenes Projekt. Ausser ihr würde sich wohl niemand daran wagen. Aber Amunet zweifelte nicht. Sie hatte jahrelange Erfahrung. Sie würde diese Herausforderung meistern.
"Ah, du hast also noch Phantomschmerzen", lächelte sie zufrieden, wenn auch etwas überrascht, dass eine zerbrochene Person sich in solchen Sachen auskannte. Stören tat es sie bestimmt nicht. Zielstrebig stöckelte sie zu einer grossen Vitrine, wo sie allerlei Flakons mit Pulver zusammen trug. Auf einer hübschen, kleinen, silbernen Waage, wog sie unterschiedliche Mengen ab, die sie in eine Schüssel gab. Zärtlich streichelte sie über das Messgerät. Ihr Gefährte hatte es ihr schon vor Jahren einmal zu Winsol geschenkt. Die Waage war ideal für derart kleine Gewichte und war absolut genau. Amunet liebte sie innig.

"Ts, ts, ts, was ist denn dass für eine Sprache?" scholt sie abwesend, als der Prinz ihr ein höchst zweifelhaftes Angebot machte. Sie war noch mit der Rezeptur beschäftigt. "Ich weiss, es ist etwas unglaubliches, was wir vorhaben. Etwas unerreichtes. Doch ich bin mir sicher, dass es gelingen wird. Keine Sorge, du wirst nicht sterben. Das lasse ich nicht zu. Ich hatte auch schon Erfolg mit einzelnen Fingergliedern. Ja, sogar einmal mit einem Gelenk. Du siehst, du bist in den besten Händen."
Sie rief drei gläserne, wiederverschliessbare Flaschen herbei und füllte sie bis zur Markierung mit frischem Wasser. Anschliessend gab sie in jede einen drittel des gemischten Pulvers und schüttelte sie gut, um die Medizin darin aufzulösen. Eine trübe, milchige Flüssigkeit blieb zurück.
"Er hat zwei Stunden Zeit, diese drei Liter zu trinken", erklärte sie den Krankenpflegern und bedeutete ihnen, die Flaschen in ihrem Juwelengepäck verschwinden zu lassen. "Es ist wichtig, dass sein Verdauungstrakt vollkommen leer ist." Dem leeren Blick der beiden bulligen Männer entnahm sie, dass sie keinerlei Ahnung hatten, wovon sie eigentlich sprach. Amunet seufzte geplagt. "Sollte es Komplikationen geben, ruft mich", sicherte sie sich ab. "Bringt ihn am Besten in eines der Einzelzimmer bei der Krankenstation. Die haben gute Badezimmer und er wird einen Abort dringend brauchen. Seht zu, dass er nichts mehr isst. Nachdem er die drei Liter getrunken hat, darf er schlafen. Ab der Morgendämmerung darf er auch nichts mehr trinken. Ihr müsst gut auf ihn aufpassen. Bringt ihn", sie schaute auf ihre Uhr auf dem Kaminsims, "in vierundzwanzig Stunden in mein Labor. Ich erwarte, dass er dann sauber und gewaschen ist. Kleidung müsst ihr ihm jedoch keine anziehen." Sie würde nur blutig werden. "Ist das klar?" Wie Pflege nickten stumpfsinnig und Amunet entliess die drei Männer mit einem Handwedeln.

Vierundzwanzig Stunden später stand sie in ihrem hell ausgeleuchteten Labor, um ihr Experiment zu beginnen. Ihren eleganten Anzug hatte sie gegen eine weisse, weite Hose und passendem Kittel getauscht. Die Haare waren streng zurück gekämmt zu einem Knoten gebunden. Darüber trug sie ein weisses Kopftuch, welches im Nacken zusammen geknotet worden war. Ihre Assistentin und die anderen zehn Heilerinnen, waren auf die gleiche Weise gekleidet. Fünf der Heilerinnen hatten auf Stühlen am Rande des Labors Platz genommen. Die anderen fünf plus ihre Assistentin Lydiel hatten sich um einen aufgerichteten, chomstählernen, liegeartigen Tisch geschart. Die Bahre hatte war seitlich jeweils abschüssig, damit das Blut in die Rinne am Rand ablaufen und schliesslich in einen Ableitungsschlauch geleitet werden konnte. Ein gepolstertes Kissen für Nacken und Hals waren in den Tisch eingelassen. Ebenso wie zahlreiche Stahlschellen, die ebenfalls gepolstert waren. So konnte man das Experiment an Hals, Brustkorb, Oberarmen, Handgelenken, Becken, Oberschenkel und Fussgelenken fixieren, bis es beinahe regungslos war.
"Ah, da seid ihr ja endlich", meinte sie ungehalten, als die Krankenpfleger mit der Schwarzen Witwe pünktlich eintrafen. "Befestigt ihn auf dem Tisch und legt ihm diesen Knebel an. Nicht dass er sich noch die Zunge abbeist. " Amunet deutete auf ein Ledernes Band mit einem dicken, zungenförmigen Mundteil, auf dem die Schwarze Witwe soviel herumbeissen durfte, wie sie wollte. Die beiden Bandenden konnten jeweils links und rechts des Kopfes auf dem Tisch festgehakt und eng gezurrt werden.
"Lydiel bring den Tisch anschliessend in die horizontale und auf die richtige Höhe. Danach leg ihm einen Katheter. Wir wollen hier schliesslich keine Sauerei haben. Danach kannst du ihm die Infusionen geben. Eine in den gesunden Arm, die andere machst du in seinem Fall in den Oberschenkel."
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Darken » So 4. Sep 2022, 11:44

Die Heilerin ließ sich nicht aus der Fassung bringen und ging, noch während sie sprach, zu einer Vitrine aus der sie mehrere Gefäße herausholte. Auf einer Waage begann sie verschiedene Pulver abzumessen, streichelte dabei über das silberne Metall. Darkens Verdacht, dass die Frau verrückt war, erhärtete sich immer mehr.
Der Prinz versuchte die Dhemlanerin irgendwie von ihrem kranken Vorhaben abzubringen. Er wollte nicht untersucht und auseinandergenommen werden. Stattdessen schwärmte die Heilerin davon, dass sie unglaubliches vorhätten. Es würde aber gewiss gelingen, da sie schon Erfolg mit einzelnen Fingergliedern gehabt hätte. Darken sah sie entgeistert an.
"Ich bin nicht deine Laborratte, Tussi!", fuhr er sie scharf an. Er glaubte kein Stück, dass er in 'besten Händen' war wie sie zu sagen pflegte. Sie würde ihn umbringen. Der Prinz hatte befürchtet, dass wenn er jemals von Sions Leuten ergriffen wurde, man ihn foltern würde, um an Informationen heranzukommen. Dass sie seinen Arm wollten, sein Gift, das war so absurd, nein, daran hatte er nichtmal im Traum gedacht. Aber es wird passieren.... er hatte es gesehen.
Die Frau mixte in drei Flaschen das Pulver zusammen mit einer Flüssigkeit, ignorierte Darken größtenteils und wandte sich stattdessen an die zwei muskulösen Kerle, die ihn weiterhin gepackt hielten. In zwei Stunden sollte er die drei Liter trinken. Sein Verdauungstrakt sollte leer sein. Nein, das klang alles andere als gut.
"Lass mich gehen, Schlampe. Such dir wen anderen an dem du rumschnippeln kannst!", fauchte Darken, versuchte mit dem Kopf einen der Männer zu treffen. Es half alles nichts. Sie zerrten ihn wieder aus dem Büro, stülpten ihm erneut den Stoffsack über den Kopf. Wieder wurde er herumgeführt bis er in einem neuen Zimmer landete. Es besaß ein Bett mit weißen Laken und ein angrenzendes Bad. Aber das Bett besaß rundherum ein Gittergestell und Lederschnallen an den Seiten. Das Bad war nicht mehr als eine Zelle mit einem Duschkopf und Schlauch sowie einer Toilette und Waschbecken.

Darken versuchte zu verhindern, dass man ihn in das Zimmer führte, stemmte sich mit den Füßen gegen den Türrahmen. Nun wurden die Männer doch gereizt.
"Wehren bringt nix, Krüppel", grunzte der eine und trat gegen Darkens Füße, versuchte ihn in den Raum zu pressen.
"Wir sollten ihm eine Lektion erteilen, dass er so respektlos mit Lady Ellel war", überlegte der andere. Er hatte eine platte Nase und ein breites Gesicht. Beide lachten höhnisch ehe dem zweiten etwas einfiel.
"Sie braucht ihn sicher unverletzt." Er klang dabei viel zu enttäuscht. Schließlich stießen die Männer ihn in den Raum, zerrten ihn gleich hinüber ins Bad. "Zieh dich aus", forderte der erste. Darken sah ihn düster an, spuckte dem Kerl ins Gesicht. Es erntete ihm einen harten Schlag in den Magen, der ihn beinahe vornüber kippen ließ.
"Pass auf", mahnte der zweite. Er riss an dem zerfetzten Oberteil des jungen Prinzen. Achtlos wurde der Stoff beiseite geworfen. Der andere öffnete grob Darkens Hose. Darken hasste es so hilflos zu sein. Er hasste dieses Gefühl so sehr. Die Dea al Mon hatten es selten verstanden. Es war nicht schlimm, wenn man um Hifle bat, sagten sie oft. Aber sie wusste nichtmal was wahre Hilflosigkeit bedeutete. Es war ein Gefühl, das einem alles nahm.
"Halt still, verflucht", stieß der mit der platten Nase aus. Sie drückten ihn auf den kalten Kachelboden. Um seine Stiefel abzuziehen, fixierte der erste seine Beine, während der andere das Schuhwerk auszog, dann die Socken, zuletzt zerrten sie die Hose mitsamt seiner Unterhose hinunter. Bis der Jugendliche gänzlich nackt vor ihnen lag.
Schwach hörte Darken in sich Minans ängstliche Stimme, seine aufsteigende Ungewissheit was los war und wo sie waren. Darken versuchte es niederzukämpfen. Während er noch da lag, bereiteten die Männer ein Glas mit dem Gebräu vor, das er trinken sollte.
"Wenn du das jetzt freiwillig trinkst, wirds dir viel besser ergehen", sagte der Mann. "Oder müssen wir dich zwingen?"
Die Antwort des Prinzen war ein heftiger Tritt mit dem Fuß gegen eines der Schienbeine des Mannes. Er brüllte wütend auf, wollte ebenfalls nach Darken treten. Der Prinz rollte sich trotz Fesseln beiseite, trat wüst umsich, schnappte mit den Zähnen nach Händen, die ihn greifen sollten. Aus dem Bad hörte man viel Gefluche und Gebrülle und es dauerte eine Weile bis sie den jungen Prinzen wieder unter Kontrolle hatte. Einer der Männer zerrte eine Lederfessel fest um Darkens Fußgelenke. Sie setzten ihn auf. Eine kräftige Hand packte seinen Kiefer, zwängte den Mund auf.
"Mach schnell", drängte der andere. Sie schoben ihm eine metallische Beißsperre hinein, die den Mund des Prinzen offenhielt. Zufrieden mit ihrem Werk standen die zwei breitgebauten Männer um ihn herum, sahen zu ihm herab. "Sie hat nicht gesagt in welchem Tempo er die drei Liter trinken soll. Ich sag, wir flößen ihm gleich alles ein, dann sind wir fertig."
"Ich sag, wir flößen ihm noch was ganz andres ein", schlug der mit der platten Nase höhnisch vor und griff sich dabei in den Schritt. Der andere schüttelte den Kopf.
"Lady Ellel hat gesagt, er soll nichts mehr essen", erinnerte er ihn.
"Zählt das als Essen?", fragte der andere stumpfsinnig. Darken war dazu verdammt der Unterhaltung zuzuhören, die sich darum drehte, ob es eine gute Idee war ihn jetzt zu vergewaltigen oder nicht. Angespannt atmete er durch die Beißsperre.
"Willst du etwa zurückgehen und Lady Ellel fragen?", gab der andere zurück. Nein, das wollte zum Glück keiner der beiden Männer. Dann holten sie einen Trichter und einen kleinen Schlauch. Einer von ihnen hielt ihn an den Schultern fest, damit er auch ja nicht zappelte. Dann schoben sie den Schlauch in seinen Mund. Darken sollte wohl froh sein, dass er keinen Würgereiz mehr besaß, aber es fühlte sich trotzdem furchtbar an. Der erste der Männer nahm dann die erste Flasche zurhand, kippte den Inhalt langsam in den Trichter. Nun musste der Prinz doch würgen, wollte spucken und husten, röchelte um Luft. Tränen traten ihm in die Augen.
"Mach langsam", mahnte der zweite. "Du verschüttest noch was."
Es war absolut entwürdigend was sie da taten. Das Gebräu schmeckte scheußlich, Darken wurde augenblicklich schlecht, fühlte es in seinem Magen rumoren. Die zwei Männer benötigten keine zwei Stunden um ihm die drei Liter einzuflößen, sie schafften es in einer weit kürzeren Zeit und trotzdem hatte Darken das Gefühl, es wäre eine halbe Ewigkeit. Noch während des Märtyriums musste er sich mehrfach übergeben oder die Toilette benutzen. Wenn die Männer dies überhaupt rechtzeitig bemerkten. Es wollte alles einfach nur noch aus seinem Körper. Es störte die Männer nicht, routiniert schoben sie ihm erneut den Schlauch in den Mund, flößten ihm auch den Rest der Flüssigkeit ein.
Danach stießen sie ihn mit dem Fuß in die Duschzellte. Zu dem Zeitpunkt war Darken bereits so erschöpft und fertig, das er es einfach geschehen ließ. Der Mann mit der platten Nase nahm den Wasserschlauch, begann seinen nackten Körper mit kaltem Wasser abzuspritzen.
"Dreh ihn mal", sagte er seinem Kollegen. Sie bugsierten ihn hin und her. Hartes Wasser prallte auf seinen zitternden Körper. Als sie zufrieden mit ihrem Werk waren, schleiften sie ihn in das Krankenzimmer und legten ihn nackt und nass wie er war in das vergitterte Bett. Die Fesseln wurden gelöst, um ihn stattdessen ans Bett zu fesseln.
"Angenehme Träume", spottete der erste und sie verließen das Zimmer, nachdem sie die Lederfesseln nochmal ordentlich festgezurrt hatten. Darken glitt in eine erschöpfte Ohnmacht ab.

Minan öffnete matt die Augen, blickte auf eine dunkle Zimmerdecke. Er fror und fühlte sich erbärmlich, ihm war so hundelend. Er wusste nicht wo er war, es war ein kalter, schwarzer Raum. Er hustete krächzend, sein Hals tat so weh. Minan schniefte leise. Wo war er hier? Er wollte zurück nach Dea al Mon. Er wusste nicht wieso er hier war. Merion... Eoshan... er wollte sie jetzt sehen, unbedingt. Er wollte das jemand die Türe öffnete und ihm sagte, es war alles nur ein schlimmer Traum gewesen. Ein Traum, aber nicht mehr. Sein Vater hatte ihn von Talian befreit, man hatte ihn nach Dea al Mon gebracht, dort war es ihm gut gegangen. Er hatte langsam Hoffnung gewonnen, dass es vorbei war. Die Schmerzen, die Angst, das alles war vorbei gewesen.
Und jetzt.... jetzt fing es wieder von vorne an. Der schlanke Prinz zerrte matt an den Fesseln um seine Handgelenke, Tränen liefen ihm über die Wangen.
Minan, ganz ruhig... ich bin hier, du bist nicht allein, war plötzlich Darken bei ihm. Minan konnte ihn spüren. Eine vertraute, schützende Umarmung. Ich weiß, es ist schlimm hier, aber ich werde dich beschützen. Mach die Augen zu, träum dich an einen schönen Ort, zurück in den Wald. So wie früher...
Ich will hier weg... bitte, bitte, ich hab Angst. Wo sind wir hier?
In Dhemlan. Minan keuchte entsetzt. Nein, nein, das durfte nicht sein. Er rüttelte an den Fesseln. Sie mussten unbedingt hier weg. Minan, beruhig dich. Wir kommen hier gerade nicht weg. Aber Eoshan ist schon auf dem Weg. Sie wird uns finden. Wir müssen nur etwas durchhalten, flüsterte Darkens Stimme in seinem Geist.
Der Junge wagte etwas Hoffnung zu schöpfen. Eoshan weiß, dass wir hier sind, sie rettet uns?
Ja, ich habe hier gesendet. Sie ist sicher bald hier. Jetzt schließ die Augen, träum dich fort... im Geiste sind wir zuhause, wir sind bei Merion. Denk an die gemeinsame Wohnhöhle. Vergiss alles andere. Siehst du die Wohnhöhle vor dir? Wie wir uns überlegt haben sie einzurichten?, beschwor Darken ihn. Minan nickte schwach. Er hatte die Augen wieder geschlossen, im Geiste betrat er die Wohnhöhle, sah die schönen Holzmöbel im grünen Licht des Waldes. Merion wartete schon auf ihn....

Darken keuchte angespannt. Es war kalt und er fühlte sich schmutzig. Nicht nur wegen der Lüge, die er seinem sanften Splitter gesagt hatte. Er musste dringend wieder auf Toilette, aber das interessierte niemanden hier und die zwei Männer sperrten das Zimmer erst am anderen Morgen wieder auf. Der erste rümpfte die Nase.
"Wir müssen ihn nochmal abwaschen", sagte er. Sie hoben ihn aus dem Bett, schleiften ihn zurück ins Bad, wo man ihn unter die Dusche drängte. Der Mann mit der platten Nase kam zu ihm, er hatte einen eingeseiften Schwamm in der Hand mit dem er grob begann Darken zu betatschen.
"Verdammt, halt ihn fest", fluchte er, als der Prinz erneut aufbegehrte. Das grobe Betatschen mit dem Schwamm ging weiter. Sie gingen gründlicher vor als gestern. Der Mann berührte ihn überall und der Blick aus den kleinen Augen gefiel Darken ganz und gar nicht. Verbissen presste er die Zähne zusammen, hielt den Kopf gesenkt bis die Prozedur vorbei war. Am Schluss spritzten sie ihn erneut mit Wasser ab ehe sie ihn für sauber genug hielten und der zweite Mann ihn mit einem Handtuch trockenrubbelte.
Nackt wie der Prinz war zerrten sie ihn durch die Gänge. Wieder mit einem Sichtschutz. Der Weg war kürzer und nicht lange und man nahm ihm den Stoffsack wieder ab. Er landete in einem großen Labor mit vielen Oberfenstern aus denen Morgenlicht hereinfiel. Abgesehen davon waren überall Lampen befestigt, die mithilfe der Kunst leuchteten. Eine sehr große strahlende Lampe bestehend aus mehreren einzelnen runden Lampen hing über einem Metalltisch. Sechs Heilerinnen in gestärkten weißen Kleidern und mit zusammengebundenden Haaren standen um den Tisch herum. Eine rot gestickte Hydra war oben links am Brustteil der Kleider zu sehen. Ansonsten schien fast alles weiß und rein in dem Raum. Dennoch wirkte er kalt und bedrohlich. Dazu trug vor allem der grauenhafte Operationstisch bei, der mit mehreren stählernen Fesseln versehen waren. Weitere Apparaturen waren darumherum aufgebaut, Schläuche führten zum Tisch. Durchsichtige Flaschen mit diversen Flüssigkeiten hingen kopfüber in Metallgestellen. Riesige Spritzen und anderes Operationswerkzeug lag auf schmalen Metallwägen bereit.
Darken saugte diesen Anblick in einem kurzen Moment der Orientierungslosigkeit ein. Dann beschloss er, dass er auf gar keinen Fall hier sein wollte. Trotz seines entkräfteten Zustandes wehrte er sich aus Leibeskräften, als die zwei Männer ihn zu dem Operationstisch bugsierten. Vorbei an weiteren Heilerinnen, die wie Zuschauerinnen in einer Reihe saßen, ihn interessiert beobachteten.
Es half alles nichts, die Männer wuchteten ihn auf den Tisch. Darken bäumte sich auf, trat um sich. "Lasst mich gehen! Ich bin nicht euer Versuchskaninchen!" Sie packten seine Füße, die ersten Schellen schnappten zu. Es folgte sein Handgelenk, dann der Brustkorb, Oberschenkel, selbst das Becken. Jedes Körperteil wurde fixiert bis er komplett bewegungsunfähig war. Der junge Prinz keuchte angestrengt. Ein weiteres Band folgte, dieses Mal um seinen Hals. Einer der Männer zwängte ihm den Mund mit grobem Griff auf, schob ihm ein Beißteil hinein. Es wurde auch zu beiden Seiten neben seinem Kopf befestigt. Sein nackter Körper war jetzt vollständig fixiert. Darken atmete tief durch. Er musste noch einmal versuchen Eoshan zu erreichen. Vielleicht war es das letzte Mal, das er sie überhaupt sehen konnte. Der Prinz versuchte ins verzerrte Reich abzudriften. Es war ihm immer so nahe gewesen, so leicht zu erreichen wie Augenblinzeln.
Schwach hörte er wie die Heilerin an ihre Gehilfen weitere Anweisungen verteilte. Eine Heilerin namens Lydiel tupfte mit einem Schwämmchen vorne über seinen Speer. Sie nahm eine lang aussehende Nadel zur Hand, begann sie scheinbar mitten in sein Glied zu schieben. Es war sehr intim und es schmerzte, aber Darken hatte schon schlimmeres ausgehalten. Ebenso wie die weiteren Nadeln, die in seinen Arm und Oberschenkel gestochen wurden, Schläuche, die angeschlossen wurden. Es war mehr das Gefühl des Ausgeliefertseins, das ihm zu schaffen machte. Er konnte weder zucken noch sich aufbäumen oder irgendwie dagegen ankämpfen.
Darken zog sich zurück, versuchte das Graue Reich zu erreichen. Die dunkle Barriere schien wie ein Gefängnis. Er ließ sich tiefer sinken, tastete nach einem Schlüpfloch, tiefer und tiefer. Weiter als ihm jemand mit Juwelen hätte folgen können, Schicht um Schicht. Seine Augen färbten sich milchig weiß. Dann war er durch. Tief im Grauen Reich, verloren für jeden, der ihn suchen wollte. Aber er musste Eoshan erreichen. Der Prinz rief nach ihr, strengte all seine innere Kraft an.
Er bekam nicht mehr mit wie die Heilerinnen alarmiert um den Tisch standen. Eine von ihnen, die gleichzeitig eine Schwarze Witwe war, erkannte wo er war. "Er ist ins Graue Reich gelangt. Wie kann das sein? Die Netze in Dalmandans Feste erlauben den Zugang nicht. Nur in der Halle der Visionen", sagte sie. "Soll ich ihn zurückholen?"
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon NSC » So 4. Sep 2022, 11:50

Amunet Ellel

"Also meine Damen", wandte sie sich freudig erregt an die anderen Heilerinnen, während ihre Assistentin Lydiel gewissenhaft und eigentlich doch ganz gekonnt ihren Befehlen nachkam. "Wir haben das alles bereits besprochen. Jeder bekommt seine Aufgabe, die er absolut perfekt auszuführen hat. Wir kriegen keine zweite Gelegenheit. Fordert aber nicht zuviel von euch. Ich will nicht, dass ihr an eure Grenzen geht und dann unsicher werdet und vor Erschöpfung Fehler begeht. Zieht euch rechtzeitig zurück und überlasst eurem Ersatz die nächste Schicht. Im Nebenraum wird ständig genügend zu essen und zu trinken auf euch warten. Es stehen euch ein Schlafsaal und Duschen gleich hier unten zur Verfügung. Ausserdem bekommt ihr Machtreservern bereit gestellt, wo ihr euch schnell wieder aufladen könnt für eure nächste Schicht. Leert sie jedoch nicht vollkommen. Sie sollten sich wieder erholen können. Nicht, dass uns im entscheidenden Moment die Gefangenen ausgehen."
Amunet hielt ungehalten inne, weil sich eine Unruhe unter den Heilerinnen, die um den Tisch standen, ausgebreitet hatte. Das war ein unglaublich respektloses Verhalten, dass sie sie gleich nach ihrem Erfolg ganz deutlich spüren und büssen lassen würde. Als Sylva, eine Heilerin und Schwarze Witwe zugleich, unvermittelt meinte, dass ihr Experiment ins Graue Reich gelangt wäre. Das sollte eigentlich gar nicht gehen. Nur in der Halle der Visionen. Merkwürdig. Aber nicht ihr Problem. Sie brauchten seinen Geist nicht. Im Gegenteil, es war wohl besser, wenn er nicht bei Bewusstsein war. Die Schmerzen würden ihn früh genug wieder zurück holen.

"Lass nur, Sylva", winkte Amunet gereizt über den Zwischenfall ab. "Er ist zerbrochen. Es ist nicht von Bedeutung wo sein Geist ist. Wir haben wichtigeres, worauf wir uns konzentrieren müssen. Du kannst aber zwischendurch kontrollieren, wie es so um seinen Geist steht und wo er sich gerade befindet, wenn du dich davon nicht von deiner eigentlichen Arbeit nicht ablenken lässt. Auch wirst du mir ab und an deinen Arm mit dem Schlangenzahn zur Verfügung stellen, damit ich kontrollieren kann, wie er aufgebaut ist." Sylva erbleichte, nickte dann aber eingeschüchtert.
"Gut", nickte Amunet zufrieden. Jetzt konnten sie gleich beginnen. "Myrrel, du wirst als erste sein Herz überwachen und dafür sorgen, dass es langsam und regelmässig schlägt. Gerade so schnell genug, damit keine Zellen in seinem Körper absterben. Melde Lydiel, wenn er zuviel Blut zu verlieren droht und Ersatz braucht. Sandrine, du kümmerst dich um seine Lunge und seine Atemwege. Muria, du kontrollierst seine Muskeln. Sie zu dass er Schreien und Schlucken kann, wenn er es nötig hat. Er darf natürlich auch die Augen schliessen. Aber ansonsten will ich keinerlei gezucke und gezappel von ihm. Er soll still liegen, sonst wird alles nur erschwert. Venda, du klemmst die Gefässe an seinem linken Arm ab. Er soll nicht unnötig Blut und andere Säfte verlieren. Sylva, du wirst mit mir zusammen arbeiten. Öffne deinen Geist und zeige mir, wie sein rechter Arm aufgebaut ist. Ich will eine linke Kopie erschaffen. Natürlich mit Giftkanal und Schlangenzahn. Deswegen wirst du dafür sorgen, dass ich entsprechend deinen Arm als Vorlage immer in meiner Nähe zum Berühren habe. Lydiel, du überwachst das Ganze und kümmerst dich um die Infusionen und den Katheter. So, habt ihr alles verstanden? Sind noch Fragen vorhanden?"
Ihre Helferinnen erklärten sich bereit für den Eingrif. Endlich war es soweit. Amunet konnte es kaum erwarten. Zielsicher wählte sie ein scharfes, schlankes Skalpell, mit dem sie geschickt und schnell, als hätte sie nie etwas anderes getan, die Vernarbung an seiner linken Seite aufzuschneiden und die Hautlappen abzutrennen, so dass offenes Fleisch vor ihr lag. Zuerst hatte sie sich überlegt, nur eines nach dem anderen wachsen zu lassen. Doch dabei waren schon so oft Infektionen aufgetreten. Besonders wenn der ungeschützte Knochen sich infizierte, gab es kaum noch Rettung für den Patienten. Deswegen hatte sie sich entschlossen, alles gleichzeitig wachsen zu lassen. Den Knochen, die Sehnen, die Muskeln, die Adern, die Hauf. Dies war bedeutend schwieriger. Brauchte viel mehr Konzentration und Kraft. Doch es war sicherer für den Patienten und der musste in diesem Fall hier unbedingt überleben. Sanft legte sie ihre Fingerspitzen an sie linke Seite, Brust und Schulter der Schwarzen Witwe. Genau dosiert begann sie ihre Kraft zu leiten. Zeigte dem Körper, wie er sich zu regenerieren hatte, unterstützte ihn dabei mit ihren Energien, um den Wachstum zu beschleunigen.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Eoshan » So 4. Sep 2022, 11:53

Obwohl Eoshan sie alle vorbereitet und gewarnt hatte, war es noch einmal ein tiefer Schock für sie alle zu sehen, was dem Wald angetan worden war. Wie sich die Bäume unter Qualen wanden und doch nicht davor davon rennen konnten, wie es selbst die langsamsten Tiere getan hatten. Ihre Herzen bluteten vor Trauer über diese entsetzliche Tat. Viele von ihnen weinten offen. Nicht wenige mussten sich bei dem Anblick übergeben. Manche verfluchten die Täter wütend und wieder andere standen einfach nur entsetzt da und starrten mit leerem Blick in die Verwüstung.
Dieses schwarze, alles verzehrende Gift sollte auch Timaris in sich tragen? Minan hatte es so interpretiert in seinen Visionen. Eoshan erschrak. Sie hatte nicht gewusst, oder genauer gesagt, nicht wirklich begriffen, was dies wirklich für die Königin von Hayll bedeutete. Das Leben musste für sie zur reinen Hölle geworden sein. Dennoch liess sie sich nicht dadurch von Sion erpressen. Das war eindrucksvoll. Egal wie unsympatisch die hayllische Königin ihr war, wie sehr sie ihre Methoden und ihre Traditionen verabscheute, diese Stärke im Kampf gegen Sion bewunderte sie sehr. Timaris beugte sich ihm in keinster Weise, um ihr Volk zu schützen. Das gab Eoshan Mut. Sie würde es ebensowenig tun.

Die Dea al Mon hatten ihr nur widerwillig gehorcht, wollten ohne ihre Königinnen nicht in en Krieg ziehen. Sie wollten bei ihnen bleiben, um sie zu beschützen. Trotzdem hatte Eoshan auf ihren Befehl bestanden. Die Hauptmänner der Wachen sollten sich mit ihren Soldaten wie schon längst geplant den Truppen der Eyrier und Glacier anschliessen. Sie sollten Nachrichten übermitteln und des Nachts, wenn die meisten anderen Blutleute ohne der Hilfe der Kunst kaum etwas sehen konnten, würden die Dea al Mon ihrerseits einen Gegenangriff führen. Würden sich leise und schattengleich in die Lager stehlen und den Dhemlanern das Fürchten lehren. Sie würden keinen Schlaf oder nur noch den ewigen Schlaf finden, was sie zu deutlich geschwächten Gegner für ihre Verbündeten machen würde.
Savah und Vivian mochten dies als eine feige Art des Kämpfens sehen. Für einen ehrenvollen Zweikampf war dies bestimmt auch so. Doch dies hier war kein Streit um die Ehre. Dies war ein kämpfen um das nackte Leben der ganzen Reiche. Nicht weniger. Die heimtückischen, nächtlichen Angriffe waren eine schlichte Notwendigkeit im Krieg seine Stärken so gut wie möglich auszunutzen.

So sehr ihr Befehl ohne die Königinnen loszuziehen die Kämpferinnen und Kämpfer missfallen hatte, unterstützten gerade die Königinnen ihren Befehl leidenschaftlich. Sie hatten ihren Befehl gestärkt, sich für sie eingesetzt und nur wenigen Wachen erlaubt, sie zu begleiten und auch die Kämpfenden hatten sich schliesslich gefügt. So war der Ruf des Blutes. So sollte es sein. Die Männer beschützten, die Frauen bewahrten und gerade gab es sehr viel für sie zu bewahren.
Eoshan blickte auf die Königinnen, die sich vor ihr versammelt hatten und darauf warteten, dass sie ihnen sagte, wie sie weiter vorgehen sollten. Es waren viel mehr gekommen, als sie gerufen hatte. Es standen nicht nur die regierenden Königinnen vor ihr, sondern auch die, die an nur an Höfen dienten. Ja, selbst die, welche frei und für sich leben wollten waren gekommen. Frauen jeglichen Alters standen vor ihr und blickten sie vertrauensvoll an. Urgrossmütter so alt, dass sie kaum mehr gehen konnten. Mädchen so jung, dass sie das gehen gerade erst erlernten. Eoshan wunderte sich, wie die Kinder es geschafft hatten, ihre Eltern dazu zu überreden, sie hier her zu bringen. Eoshan hätte dies niemals gefordert, dass so junge Leben ihr helfen sollten. Glücklicherweise war sie zuerst hier gewesen und hatte verhindern können, dass die jüngeren Königinnen sehen mussten, was sie gesehen hatte. Sie konnten auch von weiter hinten helfen. Denn dazu waren sie alle gekommen. Weil sie instinktiv gespürt hatten, dass Dea al Mon sie brauchte. Ein Ruf, dem sich niemand verweigern wollte.

Als Eoshan anfing, mit ihren Schwestern zu kommunizieren, sagte sie nichts. Sie sandte ihnen auf einem offenen Speerfaden, der noch tief bis nach Dea al Mon hinein zu spüren war. Es war nicht nur eine Nachricht an die Königinnen, um ihr Vorgehen zu besprechen. Es war auch Trost und Versicherung des Guten für ihr Volk. Ehrlich gestand sie ihre Wut und ihre Verletzung über das Geschehene. Sie wollte es zunichte machen, es vertreiben. Einzingeln und Stück für Stück zurück drängen und das Gift dahin schicken, wo es hergekommen war.
Eoshan spürte, dass es den anderen Könginnen ähnlich ging und sie wusste, dass es falsch war. Nicht das einkreisen und zurück drängen des Giftes. Aber die Wut und die Rache. Deswegen erinnerte sie nun alle daran, dass aus Hass nur weiterer Hass entstehen konnte. Sie wollten aber das Waldstück retten und nicht durch ihren eigenen Hass vergiften. Eoshan erinnerte ihre Schwestern, ihr Volk an die Liebe und die tiefe Verbundenheit, die sie für Dea al Mon empfanden. Wie schön es war, den Duft, unzähliger Blumen zu riechen, morgens von einem neckischen Sonnenstrahl geweckt zu werden, die Musik der Blätter im Wind und ihm Regen zu hören, das Kribbeln im Bauch zu fühlen, wenn man auf den höchsten Ästen herum turnte, all das Leben um sich herum zu spüren. Sie erinnerte sie an die Liebe, die sie für ihre Familien und Freunde empfanden und die Ruhe, die Ausgeglichenheit, die man empfand, wenn man zu Hause war. Eoshan zeigte ihnen das gleissend helle Schwert, das alles ermöglichen konnte. Das Schwert, was sie jedes Mal sah, wenn sie im Herzen von Dea al Mon war und über das sie sich einmal mit ihrem Bruder unterhalten hatte. Er hatte auch so eines. Seines war aus purem Hass geschmiedet, Eoshans aus unendlicher Liebe.

Wieder gab es Tränen. Diesmal jedoch voller Hoffnung und Liebe. Die Königinnen teilten sich auf, um Orte rund um den vergifteten Wald zu finden, wo sie mit ihrem Blut und ihrer Macht die Bäume von dem Gift befreien wollten. Stück für Stück wollten sie sich so bis zum Waldrand vorarbeiten. Im Gegensatz zu den anderen Königinnen blieb Eoshan jedoch nicht vor Ort, sondern zog von einem Posten zum anderen. Begleitet nur von Rachhad, Merion, Nüsschen, Lia und natürlich Schatten. Die Heilerin hatte den Zugang zu ihren Juwelen nicht wieder gefunden, doch die zwei Wochen, die sie mit Minan zusammen gelebt hatte, hatten ihr doch wieder etwas Stabilität gegeben. Sie sprach nicht darüber und war manchmal noch immer unkonzentriert. Aber es war wieder Farbe in ihre Wangen zurück gekommen und jetzt für sie als Freundin da sein zu können, half ihr ebenfalls.
Regelmässig erinnerte sie Eoshan daran, nicht zuviel Blut zu geben, auch wenn ihres als Territoriumskönigin besonders reinigend für den Wald war. Dauernd drängte Lia sie dazu, zu essen oder zu schlafen. Eoshan war ihr dankbar dafür, auch wenn sie dem Wald gerne viel mehr gegeben hätte. Sie fürchtete, das diese Bäume noch sehr lange einen dunklen Ort bilden würden. Von dieser Seite der Grenze sollte es in nächster Zeit niemand mehr wagen einzudringen. Selbst mit Erlaubnis der Dea al Mon nicht. Es würde viele Rituale des Friedens brauchen, bis der Schaden wieder halbwegs behoben war. Deswegen war es ihr auch so wichtig, dass ihre Schwestern nicht mit Hass und Verbitterung zu Werke ging. Sondern mit Glück und Frieden. Es war schwierig, aber schöne Erinnerungen halfen.

Und dann war da natürlich noch die Sorge, um ihren verschwundenen Bruder. Lord Nüsschen hatte ihn aus Freundschaft, Neugier und Lust auf Nüssen begleitet, als er aus Faolchur aufgebrochen war. Schnell hatte er gemerkt, dass mit dem Prinzen etwas nicht stimmte. Er hatte ihn nicht erkannt, noch nicht einmal auf ihn reagiert. Doch da waren sie schon zuweit weg gewesen, als dass er noch hätte senden können. Also war er dem komischen Minan gefolgt. Bis er beinahe abgehängt worden wäre, als dieser seine Reise auf einem gestohlenen Hirschen fortsetzte. Und dann war da der Todeswald gewesen, der so furchtbar stank. Nüsschen hatte es kaum geschaft, seine Pfoten auf das verdorbene Holz zu setzen, hatte es Minan zuliebe dennoch getan. Er hatte ihn gerade noch rechtzeitig eingeholt, um zu sehen, wie eine mächtige, böse Spinne den Prinzen schlug und entführte. Nüsschen hatte ihm zu Hilfe eilen wollen, doch er konnte nichts ausrichten. Also hatte er sich auf wunden Pfoten aufgemacht, seiner Königin entgegen zu eilen und ihr zu berichten, was passiert war.

Eoshan überraschte es nicht, dass Zorya dahinter steckte. Diese Vergiftung passte zu ihr. Nur, was ihr Bruder hier zu suchen gehabt hatte, konnte sie nicht begreifen. Vielleicht hatten die Visionen ihn hier her getrieben. Zorya konnte ihn unmöglich durch Netze gefunden haben. Dazu war Minan zu gut versteckt. Leider machte es ihr das ebenfalls unmöglich, ihren Bruder zu suchen. Dennoch versuchten sie und Talyn es weiter. Aber es war gefährlich. Sie durften nicht zu weit vordringen, um die Schwarzen Witwen von Zorya nicht auf sich aufmerksam zu machen.
Sie fanden Minan nicht, trotz vieler Visionen, die sie bezüglich des Krieges hatten. Sie lieferten keinen Anhaltspunkt, wo Minan hingebracht worden war, was mit ihm gemacht wurde, oder ob er überhaupt lebte. Als sie dann auch noch schon wieder eine Vision von Prinz Asar beim Sex hatte, beschloss sie verärgert und zutiefst verlegen es mit den Netzen aufzugeben und einen anderen Weg zu finden. Erst hatte sie gedacht, der junge Mann mit dem feinen, schwarzen Haar, welcher Prinz Asar zwischen den Beinen verwöhnte, wäre Minan gewesen. Warum auch sonst sollte sie ausgerechnet von Ayden Asar eine Vision haben. Doch es war ein Langlebiger gewesen und auf den zweiten Blick auch breiter und stärker als Minan. Verflixter Haushofmeister! Dachte der denn an gar nichts anderes als an Sex? Erst musste sie ihn mit Tania sehen und dann auch noch mit diesem fremden Krieger. Eoshan war froh, dass sie diesem Mann sicherlich nie in der Realität würde begegnen müssen.

Da Minan selbst sich ohne Grenzen und Schaden frei im Verzerrten Reich bewegen konnte, beschloss sie ihrem Bruder Wegweiser zu hinterlassen, damit wenigstens er sie finden konne. Wenn er denn noch am Leben war. So erschuff sie rote, schillernde Schmetterlinge, die sie in alle Richtungen tief in das verzerrte Reich schickte, um ihren Bruder zu finden. Viele von ihnen vergingen in den tiefen Weiten, besassen sie doch auch nicht mehr macht, als die Königin, die sie erschaffen hatte. Dennoch gab sie nicht auf und schickte immer wieder neue los, wann immer sie Zeit und Energie dafür hatte.
Und dann, auf einmal spürte sie, wie einer der Schmetterlinge etwas gefunden hatte. Wie er gegen etwas stiess und sich darauf nieder liess. Funkenregen hinterliessen seine Flügel während er seine Gefährten rief. Von überall aus dem Verzerrten Reich kamen sie auf ihn zugeflogen, umschwirrten ihn, um dann wieder in Richtung ihrer Erschafferin zu fliegen. Eoshan richtete sich abrupt auf und wischte ihre blutige Hand an einem Tuch ab. Rasch suchte sie sich ein ruhiges Plätzchen, wo sie ins Verzerrte Reich sinken konnte.
Merion war augenblicklich bei ihr. Er bat sie nie darum, nach seinem Gefährten zu suchen, wusste er doch, dass sie bereits alles tat, was sie konnte. Doch das Flehen und Hoffen in seinen Augen, sie möge endlich gute Nachrichten bringen, war unübersehbar. Auch Lia war bei ihr, reinigte Stirnrunzelnd die Wunde an ihrer Hand richtig. Sie war nie zufrieden damit, wie Eoshan es tat. Es könnte sich entzünden. Eoshan liess sie gewähren, merkte sie doch, dass Lia ihre Schnitte dabei jedes Mal mit Hilfe der Kunst. Sie schien es unbewusst zu tun. Also sagte Eoshan lieber nichts dazu. Nicht, dass Lia dieses Können vor lauter Schreck und zuviel Nachdenken wieder verlor.

*Minan? Ich bin hier*, sandte sie vorsichtig ins Verzerrte Reich. Diesmal trug sie kein Blättergewand, sondern hartes, widerstansfähiges Leder einer Rüstung gleich. An der Seite hing ein Schwert, am Bein war ein Dolch befestigt, Pfeil und Bogen lagen quer über ihren Rücken. Sie war gewappnet, sich sofort zu verteidigen und zurück in die Realität zu stürzen. *Bruder? Komm zu mir. Ich kann nicht näher zu dir kommen. Es ist zu gefährlich.* Das war es wirklich. Sie konnte nicht lange hier bleiben. Leider geschah erst einmal nichts. Auch wenn sie den Zug der Schmetterlinge deutlich spürte. Sie wollte sich schon abwenden, als die dunkle Gestalt ihres Bruders umflattert von rot glitzernden, funkensprühenen Schmetterlingen vor ihr auftauchte.
*Darken*, rief sie erleichtert. Er war es ganz sicher. Sofort nahm sie ihn innig in den Arm, presste ihn ganz fest an sich. *Wo bist du?* Sie hatten nicht viel Zeit, mussten schnell das wichtigste besprechen.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Darken » So 4. Sep 2022, 12:00

Der Prinz trieb im Grauen Reich. Er fühlte, dass er nicht viel Zeit hatte. Spätestens wenn diese Schlächterinnen, die sich Heilerinnen schimpften, mit ihrem tollen Experiment loslegten. Darken befürchtete, dass es sein letzter Versuch sein würde seine Schwester zu finden. Angestrengt streckte er seine Sinne aus, sandte durch das Verzerrte Reich, bemühte sich Eoshan irgendwie zu erreichen. Er durfte sie nicht verpassen. Es kostete Kraft langsam aus den Tiefen des Grauen Reiches aufzusteigen. Kraft, die Darken kaum noch hatte. Aber er wollte verdammt sein, wenn er die Lüge, die er Minan aufgetischt hatte, nicht wahr machte.
Plötzlich bemerkte er einen roten, glänzenden Schmetterling, zuerst mehr ein schemenhaftes Schimmern in der Luft ehe die Gestalt deutlich wurde. Der Schmetterling umschwirrte ihn, ließ sich auf seiner Schulter wieder. Eoshan! Der Prinz spürte genau, dass sie der Ursprung des Boten war. Noch weitere Schmetterlinge dieser Art tauchten auf, bildeten eine deutlich sichtbare Signalkette, der Darken folgen konnte. Als er aus den Tiefen des Verzerrten Reiches emporstieg, vernahm Darken auch ihr Senden, sah sie wenig später, gekleidet in dunkler Rüstung. So, als würde sie sich auf einen Kampf vorbereiten.
Der Prinz mühte sich ab zu ihr zu kommen, unstet und mehr als dunkler Schatten schwebte er vor ihr. *Eoshan.* Erst bei ihrer Umarmung, schien sich seine Gestalt schwach zu formen, immer noch umflattert von Schmetterlingen. Sein linker Arm jedoch formte sich nicht, war ein dunkles Gespinst aus schwarzen Ranken.
*Ich kann nicht lange hier bleiben*, sandte er schwach. *Es waren zu viele Visionen... wir konnten nicht... Eis hat die Kontrolle übernommen. Er war von den Visionen nicht betroffen. Die Spinnenkönigin hat ihn aufgegriffen. Eoshan... der Wald... am Waldrand... sie hat ihn vergiftet.*

Aber seine Schwester informierte ihn, dass sie darüber längst Bescheid tat und ihr möglichstes tat, um den Wald wieder zu reinigen. Sie fragte ihn noch einmal drängend wo er sei.
*Dalmandans Feste. Ich weiß nicht wo... in einem Labor...* Sein Speerfaden wurde schwächer. Schwach fühlte der Prinz wie die Heilerinnen sich um den Operationstisch beugten, ihn weiter vorbereiteten. Die oberste Heilerin begann in seinen Arm zu schneiden. Darken erbebte, kämpfte, um bei Eoshan zu bleiben. Er biss die Zähne zusammen. *Sie schneiden mich auf.... ich werde nicht bleiben können... vielleicht das letzte Mal...*, kamen nur Teile des Speerfadens an. *Die Heilerin... ist wahnsinnig... will an mein Gift... mein Arm....*
Dann stürzten die Schmerzen auf ihn ein, ausgehend von seiner linken Schulter. Es war ein heißer, tief glühender, brennender Schmerz. Ähnlich seinen Phantomschmerzen und doch ungleich stärker. Wie eine gewaltige Welle rissen ihn die Schmerzen zurück ins Hier und Jetzt. Darken schrie in den Knebel, wollte sich aufbäumen. Der Jugendliche stöhnte unterdrückt in den Knebel, verdrehte die Augen. Darkens Körper begann unkontrolliert zu zucken.
"Sein Herzschlag geht zu schnell", sagte eine der Heilerinnen, "Ich kann es nicht kontrollieren, wir verlieren ihn."
Hektik brach um den Tisch aus, heilende Künste strömten auf Darken ein, bombardierten ihn gerade zu. Hände hielten ihn nach unten gedrückt. Jemand stach eine Nadel in seine Brust. Der Prinz bekam das Gefühl, er würde schweben, über dem Metalltisch, würde sich dort selbst sehen. Ausgestellt, nackt, mit Schläuchen und Nadeln in seinem Körper, bloß irgendein Ding.
Hart schlug das Herz in seiner Brust, ließ ihn kaum atmen, er schnappte nach Luft. Ehe sein Herzschlag fast schon gewaltsam unterdrückt wurde, langsamer und langsamer. Es fühlte sich an, als würde eine Hand in seine Brust greifen und selbst sein Herz kontrollieren. Die Heilerin hatte ihre Hände auf seine Brust gelegt, sang leise vor sich hin.
"Er ist wieder stabil", sagte eine der Frauen.
Aber es war nur eine Weile. Darken war kaum noch bei sich, taumelte in wahnsinnigen Schmerzen, als sich Knochen, Sehnen, Nerven, Muskeln und Adern an seiner Schulter bildeten. Seine linke Schulterhälfte war ein einziger schmerzender Ball aus Feuer. Jeder Vorsatz den Frauen nicht die Genugtuung zu geben zu schreien, löste sich in Luft aus. Er schrie, driftete erneut ab, wurde abermals gewaltsam von den Heilerinnen stabilisiert. Sie pumpten eine neue Flüssigkeit in seinen Infusionsschlauch. Aber es war nie ein Schmerzmittel, nie.
Der Prinz hatte es so lange versucht wie möglich, aber nun konnte er die anderen Splitter nicht mehr kontrollieren. In rascher Abfolge vermengte sich welcher Splitter an der Oberfläche war. Seine Augenfarbe wechselte mehrmals rapide, färbe sich dunkel, dann wieder eisig blau. Zunächst hatten die Heilerinnen dies nur interessiert zur Kenntnis genommen. Das änderte sich als sich seine Augen mitternachtsblau färbten und Hexe zum Vorschein kam. Sie schrie ihren Schmerz heraus. Nicht nur den jetzigen, alles was sie je zuvor an Schmerzen und Verlust erlebt hatte. In ihrer Panik begann sie sofort zu senden, berührte jeden Geist im Raum, überflutete sie abrupt mit Bildern absoluter Qualen. Eine der Heilerinnen auf den Stühlen brach schreiend zusammen, eine zweite am Tisch schluchzte auf, ließ zitternd Operationsbesteck fallen. Sie waren nicht darauf vorbereitet gewesen, dass sie nicht nur ihren Körper sondern auch ihren Geist schützen mussten.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Eoshan » So 4. Sep 2022, 12:40

*Ich weiss, Darken*, sandte sie ihrem Bruder beruhigend, zutiefst gerührt ob seiner Bemühung, Dea al Mon zu schützen und zu warnen, obwohl er selbst in grösster Bedrängis war. *Ich kann dir nicht viel sagen. Dein Geist ist zu ungeschützt. Doch ich weiss und wir werden es verhindern. Der Wald wird wieder rein. Es wird alles wieder gut. Wo bist du Darken. Ich kann dich nicht finden.*
Ihr Bruder schien sich in ihren Armen aufzulösen. Sie verstand kaum noch, was er sagte. Dalmandans Feste. Er musste in Dhemlan sein. In dem Schloss der Spinnenkönigin. Sie wollten ihn in einem Labor aufschneiden. Eine wahnsinnige Heilerin wollte sein Gift. Was für ein Gift.
*Darken?* rief sie erschreckt, ihren Bruder schon so schnell wieder zu verlieren. *Halte durch. Du wirst gerettet. Darken? Darken es wird alles gut.* Er sollte die Hoffnung bloss nicht aufgeben. *Ist Ayden bei dir?* Sandte sie ihm aus einem Impuls heraus. Aber Darken war schon weg, hatte sie wohl nicht mehr gehört.
Verzweifelt wollte sie ihm nach, glitt tiefer in das Verzerrte Reich, schickte wieder ihre Schmetterlinge aus, sollte Darken es noch einmal schaffen, hierher zu gelanden. Sie sollten ihn zu sich führen. Erstmal war er jedoch nicht zu spüren. Schweren Herzens drehte sie sich um. Sie musste gehen. Da trat ihr ein grossgewachsener Glacier entgegen. Erst dachte sie, erneut eine Vision von Ayden Asar zu haben, ausnahmsweise einmal ohne Sex, doch schon bald merkte sie, dass sie sich getäuscht hatte. Der Mann war grösser, muskulöser und seine Augen blitzen auf wie Saphire. Verschmitzt lächelte er sie lausbubenhaft an. Wieder schoss ihr die Röte in die Wange. Was sollte das denn? Savah trat zu dem Mann. Plötzlich befand sich Eoshan mit der glacianischen Königin, deren Gefolge und ihren eigenen Begleitern auf einem Schiff, dass geradewegs auf Dalmandans Feste zuglitt, auch wenn das geographisch so eigentlich gar nicht möglich war. Ein Mann trat auf sie zu. Er wirkte jung. Auch für einen Hayllier. Eoshan blickte ihm in die Augen und sah in das schönste, sanfteste Gold, das sie je gesehen hatte. Aber so alt. So unendlich traurig. Eoshan versank darin.

Mit einem erschrockenen Keuchen schreckte sie aus dem Verzerrten Reich hoch, blickte direkt in Rachhads besorgte Augen. Eoshan erwiderte den Blick lächelnd. "Er lebt", strahlte sie erleichtert. Rachhads Blick wurde sanfter, war aber noch immer besorgt. Neben sich hörte sie ein zitterndes Einatmen. Merion versuchte sich zu beherrschen, doch die Sorge um seinen Gefährten zehrte an ihm. Tröstend legte Eoshan einen Arm um ihn. "Darken lebt und kämpft wie eh und je", tröstete sie den anderen Jugendlichen. "Er ist stark und wird es überstehen. Bald ist er wieder bei uns, denn ich weiss, wo er sich befindet."
Aber erst musste sie in Ruhe mit Lia sprechen, um zu erfahren, was Darken wohl mit seinen kryptischen Aussagen gemeint hatte. Danach würde sie sich mit Rachhad, Pyratres und Talyn beraten. Gleich nachdem sie ein paar Netze gewebt hatte. Anschliessend würde es mit ziemlicher Sicherheit nach Glacia gehen. Ihre tapferen Königinnen würden auch ohne sie den Wald retten können. Vielleicht würde etwas länger dauern, doch sie würde nicht gezwungenermassen gebraucht werden und bis sie abreiste, konnte sie ja noch soviel mithelfen, wie möglich.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon NSC » So 4. Sep 2022, 12:41

Amunet Ellel

Dass es Komplikationen geben würde, wenn er aus dem Verzerrten Reich zurück kam, war nicht sonderlich überraschend für Amunet. Schliesslich hatte er nicht mitbekommen, was sie mit ihm vorhatten und wurde nun von Schmerzen überwältigt. Bei normalen Blutleuten, solchen die keine Schwarzen Witwen waren und die nicht zerbrochen waren, kam das auch oft vor, dass ihnen ihr Herz davon rannte, nur um dann gänzlich auszusetzen, wenn sie aus ihrer Ohnmacht wieder erwachten.

Amunet kümmerte sich nicht darum. Dafür hatte sie ihre Helferinnen. Die würden das schon meistern. Selber konzentrierte sie sich voll und ganz auf die Heilung. Nur als es besonders laut und aufregend um sie herum wurde, schirmte sie die Geräusche etwas mit einem Schild ab. Ärgerlich runzelte sie die Stirn, als der Prinz heftig zu zappeln begann. Sie würde nacher ein ernstes Wort mit den anderen Heilerinnen reden. Das war alles andere als tadellose Arbeit.
Zum Glück dauerte es nicht zu lange und dann war alles wieder ruhig. Amunet schnaubte herablassend und liess den Schild wieder verschwinden. Es würde sicherlich noch öfters geschehen. Immer dann, wenn die Schwarze Witwe wieder aus ihrer Ohnmacht aufwachte. Die anderen Male sollten die Heilerinnen jedoch nicht mehr so ein Durcheinander zulassen.

Als es das nächste Mal wieder geschah, und das war schon ziemlich bald, schrie die Schwarze Witwe erneut. Diesmal jedoch nicht in ihren Knebel sondern in ihrer aller Geist. Erstaunt stellte Amunet noch fest, dass die Stimme irgendwie weiblich Klang, bevor heftiger Schmerz ihren Geist überrollte. Die Heilerin krümmte sich gequält. Sie konnte kaum noch klar denken. So etwas hatte sie noch nie gespürt. Hektisch schnappte sie nach Luft, wollte einen schützenden Schild um ihre Gedanken aufbauen. Es funktionierte kaum. Die Schwarze Witwe in ihrem Kopf sollte aufhören zu schreien. Die Hände noch immer an deren Fleisch gepresst, sandte sie ihr mit ihren heilerischen Fähigkeiten einen heftigen Schock ins Gehirn, um sie zum Einschlafen zu bringen.
Die Schreie verstummten abrupt. Keuchend versuchten sich die Anwesenden zu fangen. Einer der Krankenpfleger blieb jedoch mit gebrochenem Blick auf dem Boden liegen. Hektisch konzentrierte Amunet sich wieder auf den Arm, um die Blutung zu stoppen.
"Aufräumen", befahl sie beherrscht. Schrie es allerdings noch einmal, als niemand reagierte. Die Heilerinnen zuckten zusammen, kamen aber langsam in die Gänge. "Ruft Diener, die hier aufräumen. Helft mir, die Schwarze Witwe zu stabilisieren. Er darf nicht sterben. Wenn er ausser Lebensgefahr ist, machen wir eine Pause. Ruht euch aus. Und holt mir die stärkste, verfügbare Schwarze Witwe her. Sie soll ihn kontrollieren. Ich dachte, er wäre zerbrochen. Anscheinend nicht genug."
Es dauerte eine ganze Weile, bis alles wieder in Ordnung war. Mit verbundenem Arm, einer ausgeruhten Heilerin und einer Schwarzen Witwe lies Amunet ihr Experiment erst einmal zurück um sich zu erholen. Erst nachdem sie sich gestärkt hatte, betrat sie das Labor wieder, um zu warten, bis der Junge wieder aufwachte. Diesmal hatte sie ihren Geist gut geschützt.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Darken » So 4. Sep 2022, 14:44

Minan wachte von starken Schmerzen in seinem linken Arm auf. Es waren kurz aufzuckende Schmerzblitze, die ihn leise aufjammern ließen. Der junge Prinz schluchzte. Er konnte kaum seinen Kopf drehen, sah aber, dass dort wo seine linke Schulter war nun ein verbundender, wenn auch noch sehr kurzer Armsansatz war. Er tat immer wieder weh. Der Jugendliche konnte nicht wissen, dass dies vor allem von den offenen Nervenenden kamen, die unkontrolliert sandten. Der Verband war blutig. Eine Heilerin wischte gerade Blut aus einer Rinne.
"Es tut so weh", schluchzte er. "Bitte tut mir nicht mehr weh", bat er die Frau, die er sah. Minan erinnerte sich an grässlichere Qualen, noch schlimmer als jetzt. Fast unertragbar so stark. Er erinnerte sich nur an kurze Momente, Schreie, aufgeregte Gesichter von vielen Heilerinnen, Geruch von Blut, grelles Licht in seinen Augen. So viele Schreie... in seinem Kopf...
Der Jugendliche versuchte sich umzusehen. Er lag immer noch auf einem kalten Metalltisch, man hatte ihn überall gefesselt und da waren Schläuche, die aus seinem Körper ragten. Es machte ihm furchtbare Angst.
Er krächzte heiser. "Wasser...", bat er, aber die Frau gab ihm nichts. Daneben stand noch eine weitere Frau, eine Schwarze Witwe wie Minan merkte. Schließlich beugte sich eine zweite Heilerin über ihn, untersuchte ihn routiniert.
"W-was... macht ihr... bitte... ahhh... es tut so weh", flehte der junge Prinz um Erbarmen. "Ich tue... euch nichts... bitte l-lasst mich gehen. Ich will... nahach hause." Minan schniefte, begann erschöpft zu weinen. Er hoffte eine der Frauen würde Erbarmen mit ihm haben.
"Jetzt tut er wieder so unschuldig", bemerkte die Schwarze Witwe abschätzig. "Er ist gefährlich und er hat bereits jemanden zerbrochen. Königin Earcir muss darüber informiert werden."
Minan sah erschrocken drein. Er hatte jemanden zerbrochen? "D-das wollt ich nich", stammelte er mit heiserer Stimme. "I-ich kanns nich... kontrollieren... e-es tut mir so leid." Er hatte wirklich niemanden Schaden wollen. Er wusste selbst wie schwer es war zerbrochen zu sein. Es tat ihm aufrichtig leid. Man konnte ihm ansehen wie bestürzt der schmale Jugendliche war.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon NSC » So 4. Sep 2022, 15:48

Amunet Ellel

Als die Schwarze Witwe diesmal wieder aufwachte, wirkte sie ganz anders. Weder hysterisch in ihren Köpfen schreiend, noch unflätig schimpfend. Diesmal wirkte sie eher wie ein kleiner Junge, der nach Hause zu seiner Mutter wollte. Merkwürdig. Amunet betrachtete ihn nachdenklich. Sie mochte solche Merkwürdigkeiten nicht. Sie liebte Dinge, die man rational und wissenschaftlich erforschen und belegen konnte. So unstetige Dinge des Geistes wirkte auf sie immer wie Betrug.

Um sich wieder sicher zu fühlen, konzentrierte sie sich auf das, was sie mochte. Die Wissenschaft. Routiniert untersuchte sie den Jugendlichen auf dem Tisch, der nun zu doch beinahe zu schluchzen begann. Ungehalten verzog Amunet ihr Gesicht. "Nicht weinen", befahl sie ihm streng. "Du verstopfst dir sonst nur die Atemwege. Ich will nicht, dass du erstickst." Der Junge erstarrte, strahlte dabei unsägliche Angst aus. Er war auch ganz geschockt gewesen, davon zu hören, dass er jemanden zerbrochen hätte. Aber anscheinend war es ihm auch nicht fremd. Er könne es nicht kontrollieren. So, so. Amunet schnaubte abschätzig. Man konnte alles kontrollieren.

Nachdem sie den Prinzen untersucht hatte und alles bei ihm in Ordnung war, ging sie zum Waschbecken, nahm ein sauberes Tuch und tränkte es mit kühlem Wasser. Dies liess sie etwas in den Mund ihres Experimentes tropfen, tupfte ihm vorsichtig die spröden Lippen ab, um sie zu befeuchten.
"Du brauchst nichts zu trinken", erklärte sie dem Jungen sachlich. "Du wirst intravenös mit genügend Flüssigkeit und Nahrung versorgt. Wenn du nicht so viel schreien würdest, würde sich deine Kehle auch weniger wund anfühlen." Amunet seufzte. "Du machst es uns nicht einfacher, mit deiner Gegenwehr. Ich weiss, dass es weh tut. Aber Schmerzmittel oder andere Medikamente könnten die Qualität deines Giftes beeinflussen. Deswegen muss es auch so gehen. Es ginge jedoch schneller und einfacher, wenn du mit uns arbeiten würdest, anstatt gegen uns."
"Der wird uns doch nicht helfen", keifte die Schwarze Witwe. "Er will uns alle zerbrechen. Königin Eacir muss davon erfahren", beharrte sie nervtöten.
"Schweig still", fuhr Amunet sie an. "Du bist hier, um seinen Geist zu kontrollieren und dafür zu sorgen, dass er uns nicht mehr angreift. Die Berichte für die Königin verfasse ich täglich und keine Sorge, darin wird alles stehen, was hier passiert. Alles." Auch diese Unverschämtheit der Schwarzen Witwe. Fest sah sie der Frau in die Augen, die sichtlich blass wurde und sich etwas zurück zog.
"Also, Schwarze Witwe", wandte sie sich wieder an den Prinzen. "Ich will, dass du uns nicht mehr angreifst und an das glaubst, was wir tun. Hast du verstanden? Das wird alles erleichtern und beschleunigen. Wir kontrollieren schon, dass dein Körper normal weiter funktioniert. Du wirst nicht sterben. Du wirst sehen. Bald schon können wir den ersten Test machen, ob du deinen Arm schon wieder etwas Bewegen kannst." Aufmunternd lächelte sie ihm zu. Nicht unbedingt, um ihn zu trösten, sondern vorallem, weil sie sich auf diesen Moment freute.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Darken » So 4. Sep 2022, 20:13

Die Heilerin ermahnte ihn streng, er sollte nicht weinen, er sollte dadurch nicht ersticken. Es half nicht wirklich, dass Minan weniger weinte. Er hatte Schmerzen und furchtbare Angst. Alle hier strahlten solche Kälte aus, sahen nicht, dass ein wirklicher Mensch auf ihrem Operationstisch lag und litt.
"I-ich hab Angst... bitte... nicht mehr... hört auf", flehte Minan. Die Dhemlanerin hatte nur abschätzig geschnaubt bei seinen zerknirschten Beteuerungen, er hätte niemanden zerbrechen wollen. Zumindest träufelte sie ihm ein paar Tropfen Wasser in den Mund, tupfte seine Lippen ab. "Danke...", bedankte sich der Jugendliche leise. Mehr wollte die Frau ihm nicht geben, erklärte, dass er mit allem intravenös versorgt würde. Er sollte einfach weniger schreien.
"E-es tut mir.. leid. Es tut nur so weh", entschuldigte Minan sich. "Bitte lasst mich gehen, i-ich will das nicht mehr", flehte er um Gnade. Die Heilerin ignorierte es, fuhr mit ihrer Erklärung fort, dass sie ihm keine Schmerzmittel geben könne, es könnte die Qualität seines Giftes beeinflussen. Sein Gift? Aber er hatte kein Gift mehr. Minan starrte auf seine verbundende Schulter. Weitere Schmerzwellen ließen ihn aufschleuchzen. Er konnte sich noch nicht einmal winden oder zusammenrollen, lag immer noch nackt und gefesselt auf dem Metall. Er wollte hier weg, er wollte hier nicht mehr sein, es war so furchtbar.
Darken übernahm wenig später die Kontrolle, sah die Heilerin dunkel und ablehnend an. Sie appellierte gerade an ihn, dass er sie nicht mehr angreifen sollte. Er sollte an das glauben, was die Heilerinnen hier tun würden.
"Ich glaube daran, dass ihr alle krank seid", stieß er heiser aus. "Und ihr werdet alle dafür büßen. Lass uns mal tauschen. Leg du dich auf den Operationstisch und ich schneid an dir rum. Mal sehen wieviel zu schreist", zischte er kalt und seine Augen flackerten bedrohlich, wandelten sich wieder in ein eisiges Blau.
"Er hat wieder die Augenfarbe gewechselt...", bemerkte die Schwarze Witwe leise, näherte sich wieder dem Tisch. "Der Junge ist eindeutig geistig gestört. Wird das nicht auch das Gift beeinträchtigen?", fragte sie.
Eis blieb ruhig liegen, lächelte dann leicht. Die Schwarze Witwe hatte begonnen ihre geistigen Finger nach ihm auszustrecken, schien ihn kontrollieren zu wollen. Aber sie hatte keine Ahhnung was sie da tat. Er ließ sie einfach in seinen Geist, ein eisiges Gefängnis.
"Ich glaube an das was ihr tut", sagte er und blickte die Heilerin an. Der andere Splitter war viel zu schnell aus der Fahrt zu bringen, viel zu leicht dann die Kontrolle zu übernehmen. Eis lernte es immer besser. Im Gegensatz zu dem anderen Splitter glaubte er tatsächlich daran, was die Heilerin vorhatte. Sie würde aus ihm eine Schwarze Witwe machen. Eis hatte sich nie als Schwarze Witwe gesehen. Mutter hatte nie gewollt, dass er dies wurde. Aber die Heilerinnen sprachen so oft von seinem Gift. Gift war eine Waffe. Und Eis konnte es kaum erwarten seinen Schlangenzahn in den Hals der Heilerin zu rammen. Direkt nachdem er sich bei ihr bedankt hatte. "Ich bin bereit", sagte er. Mutter würde ihm das verzeihen.

Die Schwarze Witwe, Magali, hatte sich weiter in den Geist des Zerbrochenen bewegt, wollte ein Netz als Barriere weben, das verhinderte, dass die kranke Schwarze Witwe überhaupt etwas senden konnte. Sie hatte gerade begonnen, als sie in dem Geiste vor sich den jungen Prinzen sah. Er winkte ihr zu, lächelte auf eine Art, die aufregende Schauer durch sie sandte.
*Wehr dich nicht*, sandte sie ihm. *Du darfst niemanden mehr verletzen mit deinem unkontrollierten Senden.*
Er war nun näher bei ihr, strich geistig über ihre Wange, sah ihr tief in die Augen. Magali konnte sich dem Blick nicht mehr entziehen. Seine Stimme war ein seidiges Flüstern.
Ich könnte niemanden verletzen... du brauchst das Netz bei mir nicht, du hast mich auch so unter Kontrolle..
Der Tänzer umgarnte die Schwarze Witwe, lockte sie tiefer in seinen Geist, malte ihr aus, wie es wäre, wenn sie über ihn verfügte, wenn sie die Kontrolle an sich riss. In einer der Ruhepausen könnte sie über ihn verfügen.
Das ist unser kleines Geheimnis...
Doch Tänzer war geschwächt und während der entsetzlichen Schmerzen der Prozedur konnte er wenig Einfluss auf die Schwarze Witwe ausüben. Manchmal spürte er auch rein gar nichts. Wenn der Splitter die Kontrolle hatte, die dem Tänzer die Luft zum Atmen raubte, diese entsetzliche Kälte....
Mehr als einmal fühlte er alle Lebenskraft aus sich weichen, sah halb betäubt von Schmerzen wie viel Blut aus seinem linken Arm strömte, die Heilerinnen es wieder mit aller Macht eindämmten, sie ihn mit jedem Mittel vollpumpten, die es ihnen erlaubten, ihn gewaltsam am Leben zu halten. Der Prinz fühlte sich nicht mehr lebendig. Er bestand nur noch aus Schmerzen. Und diesem einen Ziel. Magali dazu zu bringen ihn freizulassen.
Er benötigte mehrere Tage bis er die Schwarze Witwe Stück für Stück umgarnt und ganz gierig vor Begehren gemacht hatte, bis sie glaubte, sie musste ihn unbedingt haben. Zum Glück stieß Hexe keinen Schmerzenschrei mehr aus oder sandte, so dass unbeobachtet blieb wie wenig die dhemlanische Schwarze Witwe ihn in Wahrheit kontrollierte. Magali schaffte es in einer der Ruhenphasen die gerade Dienst habende Heilerin hinauszuschicken. Gleich drängte sie sich sehnsüchtig an den Tänzer, streichelte ihm über sein Gemächt.
"Ich will dich so sehr... du bist mein", keuchte sie, presste ihm einen feuchten Kuss auf. Der Tänzer gab sich ihr ganz hin, küsste sie heißhungrig, mit einer Spur Ergebenheit und sinnliche Versprechen auf mehr.
"Dann löse meine Fesseln, damit ich dich berühren kann... niemand wird dich je so berühren wie ich dich berühren kann..." Seine Stimme waren pure Verführungsfäden.
Eifrig begann Magali die Schläuche zu entfernen, öffnete die ersten Stahlschnallen. Sie hatte den Prinzen fast befreit, als die oberste Heilerin hereinkam. Normalerweise war dies nicht üblich, vielleicht war sie zu neugierig über seinen Zustand gewesen. Das war nicht geplant gewesen, Tänzer hatte gehofft, er hätte mehr Zeit, nein....
Natürlich fragte die Heilerin was Magali da täte.
"Zorya möchte ihn befragen, ich werde ihn mitnehmen", sagte die Schwarze Witwe, ihr Blick flackerte.
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon NSC » So 4. Sep 2022, 20:26

Amunet Ellel

Allmählich begann Amunet zu begreifen, wie sich die Zerbrochenheit der Schwarzen Witwe auswirkte. Mal war er lieb und unbedarft, wie ein Kind, dann wieder war er unflätig und drohend und dann wurde er auf einmal ganz ruhig und schien ihr doch zu vertrauen und zu glauben, dass sie es schaffen konnte, seinen Arm wieder herstellen konnte. Es schien etwas mit seiner Augenfarbe zu tun haben. Ein Mysterium, was sie später ergründen würde.
"Das weiss ich noch nicht", antwortete sie Magali, die befürchtete, dass die Geisteskrankheit des Prinzen sein Gift beeindrächtigen könnte. "Das wäre möglich. Doch das können wir nicht beeinflussen. Es ist nicht unser verschulden. Königin Eacir weiss das. Wir werden es beobachten. Merke dir, bei welcher Augenfarbe, er in welcher Stimmung ist. Vielleicht wird uns das weiter helfen."

Sie machten weiter und in den nächsten Tagen erziehlten sie gute Fortschritte. Oder anders formuliert, der Prinz starb ihnen nicht weg und der Arm wuchs Stückchen für Stückchen. Auch wenn der Prinz oft in seinen Knebel schrie und sie mehrfach seine Stimmbänder reparieren mussten, schrie er nicht mehr auf mentalem weg. Bald stünde ihnen die Schwierigkeit des Ellbogens bevor. Dennoch brauchten sie mehr Juwelenkraft, als ursprünglich angenommen, weil alle Anwesenden jedes Mal einiges an Kraft aufwenden mussten, um ihren Geist zu schützen. Niemand wollte bei so einem mentalen Schmerzensschrei zerbrochen werden.
Über diese Kraftverschwendung machte Amunet sich etwas Sorgen. Natürlich standen ihnen die Gefangenen aus den Kerkern zur Verfügung, doch die waren ebenfalls geschwächt und wenn man einmal ihr Reservoir an Macht fast geleert hatte, füllte es sich nur langsam wieder. Deswegen hatte Amunet befohlen, dass sie genügend zu Essen und ruhigen Schlaf bekamen. Trotzdem fürchtete sie, dass ihnen die Quellen ausgehen würden, wenn es so weiter ging. Sie musste das dringend mit Zorya besprechen, wenn sie wieder da war.

Amunet kam gerade von den Gefangenen, deren Zustand sie begutachtet hatte, als ihr seltsame Geräusche auffielen. Sie kamen aus dem Labor. Merkwürdig. Da sollte eigentlich nur der gefesselte Junge lieben überwacht durch ein Netz einer Schwarzen Witwe. Aber sie hörte eindeutig, wie eine Frau dadrin sprach. Vorsichtig lugte sie zur Türe herein. Und traute ihren Augen kaum. Die Schwarze Witwe, die den Geist des Prinzen überwachen sollte, begann ihn zu befreien und ihm die Schläuche zu entfernen.
"Magali? Was tust du da?" wollte Amunet empört wissen und trat zu der Schwarzen Witwe heran. Deren Blick flackerte merkwürdig. Fahrig, ja gar abwesend wirkend erklärte sie ihr, dass Zorya den Jungen befragen wollte. Sie würde ihn mitnehmen. Wie bitte? Damit würde sie den Prinzen töten. Ausserdem war Zorya noch gar nicht aus Terreille zurück. Einmal davon abgesehen, dass Magali eine derart vertrauliche Ansprache an die Königin gar nicht zustand.
"Ah, natürlich", nickte Amunet verstehend, während ihr scharfer Verstand klar über ihre Möglichkeiten nachdachte. Mit Juwelenkraft gegen die dunkel tragende Schwarze Witwe und ihrem Schlangenzahn anzukämpfen, erschien ihr zu verschwenderisch an Energien. Eine Körperliche Auseinandersetzung wäre zu riskant. Sie musste es mit einer List versuchen.
"Lass mich ihm nur rasch erst eine Stärkung geben, damit er dem Verhör auch standhält", gab sie scheinbar ihre Erlaubnis zum Entfernen ihres Experiments. Sie trat an den Medizinschrank und zog eine grosse Spritze mit einer klaren Flüssigkeit auf. Da Magali die Infusionsschläuche schon abgenommen hatte, musste die Spritze eben so gegeben werden. Am Besten in den Bauch. Und zwar direkt in den der verräterischen Schwarzen Witwe. Erschrocken keuchte Magali auf, verdrehte die Augen und sackte dann haltlos ob des starken Betäubungsmittels auf den Boden. Amunet konnte hören, wie Knochen brachen. Das war nicht ihr Problem.
Ungehalten rief sie nach den Krankenpflegern und den Wachen. Die erschrockenen Krieger erschienen auf ihren zornigen, mentalen Ruf beinahe augenblicklich. "Das hättet ihr nicht zulassen dürfen", schimpfte sie aufgebracht und dabei war ihr egal, ob die Männer etwas dafür konnten oder nicht. "Los, macht ihn wieder fest. Er darf sich nicht bewegen", herrschte sie die Krankenpfleger an. Sobald der Prinz wieder regungslos angeschnallt war, würde sie ihm die Zugänge erneut legen und zwar beteutend routinierter und schneller als Lydiel ihre lahme Assistentin es getan hatte. Ihr war es schliesslich egal, ob sie ihrem Experiment damit weh tat oder nicht.
"Und ihr", wandte sie sich an die Wachen. "Schafft mir diese Verräterin aus den Augen. Setzt sie im Kerker fest. Königin Eacir wird schon wissen, was mit ihr zu tun ist."
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Re: Geschenk einer Schwarzen Witwe

Beitragvon Darken » So 4. Sep 2022, 20:37

Sie waren so nahe dran gewesen frei zu kommen, aber der Tänzer hatte nicht damit gerechnet, dass die andere Heilerin so früh wiederkam. Er wusste, sein Versuch hatte viel Glück benötigt, ein rascher Weg zu einem Versteck, die helfende Schwarze Witwe, vielleicht eine Botschaft zu Eoshan. Aber all dies zerbröckelte sofort, als Lady Ellel Magali eine Spritze in den Magen rammte. Augenblicklich brach die Schwarze Witwe in sich zusammen und der Tänzer verlor seinen Halt über sie.
Im Labor kreischte die oberste Heilerin aufgebracht, rief Krankenpfleger und Wachen zur Rechenschaft, die nicht richtig aufgepasst hätten. Der Tänzer startete noch nicht einmal einen Versuch vom Operationstisch zu kommen, er wusste, es waren zu viele Männer, die ihn wieder bändigen konnten. Der erste Krankenpfleger kam auch gleich zum Tisch gerannt, ließ die Stahlschellen zuschnappen. Hart schlangen sie sich um Minans nackte Haut.
Zwei der Männer packten die bewußtlose Schwarze Witwe an den Armen, zogen sie aus dem Labor. Lady Ellel sprach von einer Verräterin. Sie schien nicht wirklich realisiert zu haben was passiert war. Vielleicht war das besser so, dachte der Tänzer. Er wusste nicht, ob er die Kraft hatte noch eine weitere Person zu beeinflussen. Er war so müde...
Die Oberste Heilerin begann ihm routiniert wieder die Schläuche und Zugänge in den Körper zu schieben. Es fühlte sich so unnatürlich an. Alles an diesem Prozess war falsch...
Merion... er vermisste ihn so sehr... hoffentlich machte er nichts gefährliches und zog auf eigene Faust los um ihn zu suchen. Der Prinz hatte auch Angst, um seinen Freund. Ob sie sich jemals wiedersehen würden? Der Gedanke zerschnitt ihm das Herz.

Ein paar Tage später

Darken schrie heiser auf, Tränen schossen ihm über die Wangen. Vorhin war er noch in eine Ohnmacht abgedriftet, doch die entsetzlichen Schmerzen hatten ihn wieder aus der Bewußtlosigkeit gerissen. Er ertrug die Qualen kaum noch. Jegliches Zeitgefühl existierte nicht mehr, die Zeit auf dem Operationstisch war alles was es noch gab, verschmolz zu einem einzigen Moment unerträglicher Pein. Wenn er nicht schon zerbrochen wäre, er glaubte, er würde es wieder und wieder erleben. Als Talian ihm seinen Arm amputiert hatte, hatte es furchtbar geschmerzt. Wie konnte es sein, dass diese Regeneration grauenhafter war als das?
Hexe war wieder aufgetreten, hatte erneut ihr Leid und ihre Qualen senden wollen, aber dieses Mal waren die Heilerinnen besser geschützt gewesen. Dennoch mussten zwei den Raum verlassen und sich ausruhen, waren selbst danach nur schwer zu überreden das Labor wieder zu betreten. Darken hatte jegliche Kontrolle darüber verloren, ob er Splitter ausblenden konnte. Die Schmerzen drangen durch jede Schicht, verschonten niemanden. Mehr als einmal hatte er in den letzten Tagen am Rande des Todes gehangen, war nur von den Heilerinnen zurückgerissen worden. Überall in seinem Körper steckten heilende Netze, hielten seinen Körper gewaltsam über der letzten Schwelle. Der Körper des Jugendlichen wirkte mittlerweile bleich und ausgezehrt.
"Lady Ellel, er hat ein Fieber bekommen", erkannte eine der Heilerinnen an einem der Tage. Infektionen hatten eingesetzt, drohten das... Experiment vorzeitig zu beenden. Nun kämpften die Frauen darum den Armansatz zu erhalten und die Entzündung einzudämmen. Darken bekam es nur am Rande mit, das Fieber hüllte ihn ein. Seine Augen wurden erneut bleich, verschwommen sah er ein weißes, kaltes Land, sah raue Barbaren kämpfen gegen Sions Soldaten. Ein gewaltiger Krieg. Bald schon.
Die oberste Heilerin wirkte unzufrieden. Sie hatten einen großen Teil des Armes wieder entfernen müssen bis zurück zu dem gesunden Teil hinter dem Ellbogen und mussten zwei Tage warten bis der Prinz soweit stabil war, dass sie weiter an ihm arbeiten konnten. Einige Tage danach hatten die Heilerinnen erneut geschafft den Ellbogen und das umgebende Fleisch herzustellen. Dieses Mal schien es sich nicht zu entzünden. Dabei stand der schwierigste Teil noch bevor, die Giftbildung im Unterarm. Der Jugendliche war jedoch kaum noch ansprechbar und nicht mehr als ein am Leben erhaltendes Wesen auf dem Tisch.
Wachen betraten das Labor. "Die Königin hat einen Boten gesandt. Sie ist morgen wieder zurück und dann möchte sie sich persönlich die Schwarze Witwe ansehen", sagte der Dhemlaner. Er blickte zögerlich zu dem Operationstisch. "Sie hat gesagt, sie will mit ihm reden."
Zum jetzigen Zeitpunkt stellte dies ein Problem da.
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