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Ein langer Weg





Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 20:48

Kosta erwiderte, dass Sayera und Telanos Sklaven gewesen wären und Eneas dagegen nicht. Der Pirat ballte die Hände zu Fäusten und blickte bitter ins Feuer. Es hatte sich sehr danach angefühlt. Kosta sollte ihm das nicht absprechen. Er wusste nicht wie Eneas sich gefühlt hatte. Wie ein Nichts.
Er beherrschte sich, nicht erneut aufzubrausen. Wenn es um seinen Urgroßvater ging, sah Eneas einfach rot. Selbst nach all den Jahren noch. Und jetzt wollte Kosta ihn dazu bringen, dass er ausprobierte wie es war Sklave zu sein? Eneas hätte nicht so vorschnell zustimmen sollen. Jetzt merkte er, dass er diesem Experiment wohl nicht so richtig gewachsen war, und Kosta würde es sicherlich verletzen, wenn es nicht so ablief wie er es sich erhofft hatte. Eneas wusste mal wieder nicht, ob er seinem Liebsten das geben konnte, was dieser von ihm wollte.
Zum Glück bestand Kosta nicht auf den Versuch und dann sagte er auch noch, dass ihm nichts an der Sklaverei gefiele. Es wäre etwas furchtbares und er wollte auch, dass es abgeschafft werden sollte. Er wünsche niemanden dieses Schicksal. Jedoch gefiel es ihm, Timaris' Sklave zu sein. Eneas blickte ihn verwundert an. Wenn er all die Einschränkungen nicht mochte und die Sklaverei selbst nicht, was wollte er dann Eneas daran zeigen?
"Sie ist eine sehr außergewöhnliche Frau", stimmte der Krieger zu. Nicht ohne Grund hatte er sich heftig in sie verliebt. "Du hattest sehr viel Glück, sie zur Herrin zu bekommen." Selbst wenn Eneas damit nicht immer einverstanden gewesen war. Da hatte es viel Eifersucht und viel Streit gegeben. "Ich habe doch schon lange begriffen, dass du es liebst, ihr zu dienen. Sie ist deine Königin." Wieviel Kosta für sie tat, hatte er zuletzt in Raej und Dhemlan bewiesen. Für sie hatte er die rebellischen Soldaten verraten.
"Sie gewährt dir sehr viel Freiraum. Es wundert mich nicht, dass du da keine offizielle Freiheit willst." Schließlich gab es da kaum etwas, was Kosta als Sklave entbehren musste. Er konnte gehen wohin er wollte, tun was er wollte. Nun, fast alles.
"Trotzdem ist das nichts für mich." Er war mit Timaris zusammengewesen und es hatte nicht geklappt. "Auch als ihr Sklave hätte ich Freiheit gewollt." Das glaubte er fest. Zwar hatte er ihr damals beteuert, es würde ihm nichts ausmachen, ihr in den Palast zu folgen, und dass er sich anpassen würde, aber Timaris hatte viel früher als er gewusst, dass er das nie lange würde ertragen können.

Kosta lächelte ihn an und sagte, er wüsste, dass für Eneas Glück und Freiheit zusammengehörten. Deswegen könnte er Kosta schwer verstehen, der diese Sachen eher trennte.
"Es gibt auch ausserhalb der Sklaverei Gefahren und Einschränkungen", erinnerte er ihn. Eneas nickte.
"Ja, das stimmt. Adelige haben sehr viel Macht über alle. Nicht nur die Sklaven." Seine eigene Familie hatte es oft zu spüren bekommen. "Und wenn man sich an das Gesetz halten will, wenn man sich um andere Menschen kümmert, da gibt es immer Einschränkungen. Manche Gebote sind sicherlich notwendig für die Gesellschaft." Eneas wollte schließlich auch nicht, dass alles im Chaos versank.
"Aber als freier Mensch ist es manchmal einfacher, Gefahren aus dem Weg zu gehen oder aus eigenen Stücken Einschränkungen beiseite zu räumen." Kosta konnte nicht absprechen, dass freie Menschen mehr Möglichkeiten zur Hand hatten.
"Ich verstehe trotzdem nicht, wieso es dir gefällt ihr Sklave zu sein. So wirst du nie eigenen Besitz haben dürfen. Nie einen offiziellen Bund oder Familie gründen dürfen. Keine offizielle Position einnehmen dürfen", zählte er auf. "Und jetzt sagst du mir, du hast manchmal noch Angst, dass sie über deinen Körper entscheidet?" Eneas wurde immer unruhig, wenn Kosta in den Palast aufbrach und er selbst auf dem Schiff zurückbleiben musste. Dann dachte er oft, was Kosta nun mit ihr tat und er wurde eifersüchtig. Ihr zeigte er bereitwillig alle Erlebnisse, ungefiltert und offen. Und sie hatten höchstwahrscheinlich auch Sex. Es war kein gutes Gefühl, wenn der beste Freund und Liebhaber ging, um mit der eigenen ehemaligen Gefährten zu schlafen.
Eneas hatte aufgehört, Kosta von Timaris befreien zu wollen, als er gemerkt hatte, dass er es nicht für Kosta tat, sondern aus Eifersucht heraus. Es war höllisch schwer, sich nicht einmischen zu wollen.
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von Anzeige » Mo 10. Okt 2022, 20:48

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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 20:49

Eneas schien wenigstens zu verstehen, dass es etwas ganz Besonderes war, Timaris Sklave zu sein. Er wusste ja selber am Besten, was für ein eindrucksvolle Frau sie war und er wusste, dass sie seine Königin war. Das war noch so ein Band, was schwer zu erklären war. Eneas sah ein, dass Kosta bei Timaris sehr viel Freiraum hätte und so würde es ihn nicht wundern, dass Eneas keine offizielle Freiheit wolle. Trotzdem wäre das nichts für ihn. Er hätte auch als ihr Sklave seine Freiheit gewollt.
"Woher willst du das wissen?" fragte Kosta freundlich und ehrlich neugierig. "Du hast es doch gar nie versucht. Wenn du der Person gehören würdest, der du liebst und diese dir alle Freiheiten gewährt, die du dir wünschst. Was macht es denn für einen Unterschied, was auf einem Papier steht. Dir sind das Ansehen und der gesellschaftliche Stand doch sonst auch nicht wichtig. Du fühlst dich auch nicht geringer, weil du der Sohn von Dienstboten bist und nicht der von Adligen. Im Gegenzug fühlst du dich auch nicht besser als versklavte Menschen, weil du ein freier Mann bist. Aber als Sklave fühlst du dich dann plötzlich anders?" Das war etwas, was Kosta nicht so recht verstehen konnte. Kosta fand, dass da nicht immer so grosse Unterschiede waren, ob man frei war oder nicht. Zumindes bei ihm.

"Einen offiziellen Bund?" fragte er aus allen Wolken fallend, als Eneas bemängelte, was Kosta alles nicht konnte als Sklave. "Was sollte ich mit einem offiziellen Bund? Sprichst du von dem, was ich denke oder ist da auch nur wieder ein Missverständnis zwischen uns?" Selbst wenn er einen ehemaliger Sklave wäre, würde er niemanden damit belasten wollen, einen ehemaligen Sklaven zu heiraten. Das war etwas ganz ähnliches wie das mit den Kindern.
"Und was kümmert mich, ob ich Besitz haben darf, oder nicht?" fragte er schmunzelnd. "Ich bin Pirat. Ich ignoriere dieses Verbot. Ich habe Geld und Gold, dass ich ausgebe, wie ich will, ganz ohne Timaris zu fragen. Und eine offizielle Position. Wie gesagt, ich bin Pirat. Das ist auch nicht unbedingt ein Empfehlungsschreiben für offizielle Positionen. Genau so wenig, wie ehemaliger Sklave zu sein. Da bekomme ich bestimmt auch keine offizielle Position." Und wenn Timaris auf eine Art über seinen Körper verfügen wollte, mit der er nicht klar kommen konnte, konnte er noch immer fliehen.

"Es ist ganz praktisch, ihr Sklave zu sein", erklärte er Eneas offen, warum es ihn nicht störte, Timaris Sklave zu sein. "So kann ich ohne die Umstände um eine Audienz zu ersuchen zu ihr und das auch viel öfters, als wäre ich ein freier Mann. Dann dürfte ich ihr wohl noch nicht einmal in einem ihrer Kreise dienen und die anderen aus ihren Kreisen würden mich misstrauisch beäugen, ob sie mich ihnen vorzieht. So bin ich einfach nur ein Sklave, der für ihre gute Laune zuständig ist und kann sie relativ ungezwungen besuchen gehen. So bin ich keine Konkurrenz für andere Höflinge. Ich bin besser als die meisten Anderen geschützt und kann mich ungefragt relativ frei im Palast bewegen. Das gefällt mir und ehrlich gesagt nutze ich das manchmal auch ganz frech aus." Verschmitzt zwinkerte er Eneas zu.
"Früher war das natürlich anders", gab er zu. "Da hat mich die ganze Welt so sehr erschreckt, dass ich Panik bei dem Gedanken bekam, plötzlich ganz alleine auf eigenen Füssen stehen zu müssen. Ich wollte von Timaris beschützt und gefangen sein. Ausserdem wollte ich natürlich auch nicht, dass Timaris und du euch meinetwegen streitet." Süss lächelte er Eneas an, in der Hoffnung, dass er ihn verstand.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 20:50

Kosta fragte ihn zurück, woher Eneas wissen wolle, dass es im Besitz einer geliebten Person nicht gefallen würde. Es gäbe doch kaum einen Unterschied, wenn diese ihm alle Freiheiten gewähren würde. Eneas wäre der gesellschaftliche Stand ja sonst auch nicht wichtig.
"Das stimmt, aber das ist etwas anderes", beharrte der Pirat. Er wollte gegenüber der Person, die er liebte gleichwertig sein. Kosta fühlte sich vielleicht schon jetzt so, doch Eneas verband viel zu viel anderes mit Sklaverei. Kosta hatte sich an das Leben gewöhnt, glaubte Eneas.
"Alle Freiheiten kann er mir dann doch nicht geben, selbst wenn er wollte. Und es geht auch mehr um das, wie es sich hier drinnen anfühlt." Er legte seine Hand auf die Brust. "Als Sklave.. ich weiß nicht.. allein das Wissen, dass diese Freiheiten nur von einer anderen Person ermöglicht werden.. das will ich nicht. Ich will selbst über mich bestimmen und nicht abhängig sein. Ich will wissen, dass wir beide auf der gleichen Ebene sind. Jedenfalls ist das für mich wichtig."
Sie konnten das gewiss weiter zerpflücken, und er sah, dass Kosta ihm seine Sichtweise beibringen wollte, aber sie hatten einfach zu unterschiedliche Gemüter, glaubte Eneas. "Genau wie es dir schwerfällt mir zu erklären wie es war in Sklaverei aufzuwachsen, weiß ich nicht, ob ich dir dieses Gefühl in mir erklären kann. Ich wurde in Freiheit geboren. Alles andere kommt mir so vor, als würdest du mir etwas wegnehmen. Womöglich noch stärker seit Nevander."

Eneas erinnerte Kosta nochmal daran, dass ein Sklave eben nicht alle Freiheiten haben konnte. Man könne keinen Besitz haben, keinen Bund eingehen, keine Positionen in der Gesellschaft inne haben. Der Schriftsteller fragte sich, ob Kosta irgendetwas davon fehlte, jedoch zeigte sich, dass der Krieger nichtmal daran gedacht hatte. Fast entsetzt fragte er was er mit einem offiziellen Bund solle. Oh.
Eneas wurde verlegen, strich mit dem Finger durch etwas Gras neben ihm. "Hmm... es könnte doch sein.. dass du irgendwann mal etwas offizielles..." Oh nein, er hätte es nicht erwähnen sollen. Das war eine ganz falsche Reihenfolge. Sie waren nichtmal zusammen. So wie es klang, wollte Kosta genausowenig einen Bund wie Kinder. Hoffentlich wollte er wenigstens mit Eneas zusammenkommen. Dafür, dass Kosta nicht so einen hohen Wert auf Freiheit gab, schien er sich erstaunlich wenig binden wollen.
"Sprichst du von dem, was ich denke oder ist da auch nur wieder ein Missverständnis zwischen uns?", wollte sein Freund wissen.
"Oh.. ähm, ich weiß nicht.. das war nur so ein Beispiel, das mit dem Bund... nicht, dass wir das mal machen müssten.. einen Bund eingehen", stammelte er überrumpelt. Eneas war alles andere als gut vorbereitet auf diese abwehrenden Reaktionen. Sie könnten sowieso keinen offiziellen Bund eingehen, wenn Kosta Sklave war. Eneas wollte hauptsächlich mit seinem Liebsten zusammenkommen. Der Rest war nicht so wichtig, dachte er.
Dass Kosta keinen Besitz und keine Position haben könne, lehnte er schmunzelnd ab, dass ihn das nicht kümmere, da er ja Pirat wäre. Eneas blickte ihn verliebt an. In letzter Zeit hatte er befürchtet, dass Kosta sich damit nicht mehr identifizierte. Er hatte sich so oft von der Mannschaft abgekapselt und sich nicht zugehörig gefühlt. Jetzt zu hören, wie er sich als Pirat bezeichnete, wärmte Eneas das Herz.
"Ja, es wäre sicherlich schwer, als ehemaliger Sklave eine Position zu bekommen", gab er zu, "Dafür sollte es viel mehr Programme geben." Sie konnten nicht jeden befreiten Sklaven auf Nuranessa bringen. Wenn es mehr Leute in Hayll gäbe, die ehemalige Sklaven einstellen würden, wäre schon vielen geholfen. "Allerdings würde dir Timaris dabei sicher auch helfen."
Kosta gab ja auch zu, dass es praktisch wäre, ihr Sklave zu sein und dass er deswegen viele Privilegien genoss. Er könnte im Palast sofort zu ihr und niemand würde dies beanstanden oder eine Konkurrenz in ihm sehen. Das wäre anders, wäre er in einem ihrer Kreise.
Eneas hörte ihm aufmerksam zu. "So habe ich das noch nie gesehen", bemerkte er, "Du hast recht, das klingt in der Tat sehr vorteilhaft. Es ist schön, dass du ein gutes Leben im Palast hast." Es war ja quasi Kostas zweites Zuhause. "Ich möchte es dir auch nicht erschweren, zu Timaris zu kommen."
Sein Geliebter erzählte wie er früher Angst gehabt hatte, alleine klarzukommen. Er hätte immer von Timaris beschützt und gefangen sein wollen. Eneas nickte. "Ich weiß, ich erinnere mich daran wie unsicher du warst." Sie hatten oft ihre eigenen Probleme gehabt, da Kosta etwas missverstanden oder nicht gewusst hatte. Er war noch so jung gewesen. Eigentlich hätte so jemand junges überhaupt kein Sklave sein dürfen. Er hatte Eltern gebraucht, keine Besitzer. Natürlich war Timaris da seine Beschützerin gewesen.
"Ausserdem wollte ich natürlich auch nicht, dass Timaris und du euch meinetwegen streitet", sagte er lächelnd. Eneas lächelte ertappt zurück. Sie hatten sehr viel über Kosta gestritten. Mehr als er ahnte.
"Wenn wir gestritten haben, war das nicht deine Schuld, sondern unsere eigenen Beziehungsprobleme. Und sie hat viel früher als ich erkannt, dass du mehr Freiheiten brauchst", gab er zu. "Ich war so vernarrt in dich, dass wir mehrere Urlaube gemacht haben, damit ich von dir loskomme", sagte er halb scherzhaft. Er schüttelte lächelnd den Kopf. Er war so kaputt damals gewesen. "He, da fällt mir ein, dass wir ihr einen Brief schreiben könnten. Den letzten hatte ich ihr geschrieben kurz bevor wir von Draega abgelegt sind. Sie fragt sich bestimmt wie es dir mittlerweile geht", schlug er vor.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 20:53

Eneas gab zu, dass er es nicht richtig beurteilen könne, da er es nicht ausprobiert hätte. Doch das müsse er auch gar nicht. Offenbar ging es ums Prinzip. Eneas hatte das Gefühl, als würde ihm etwas weggenommen, wenn er nicht frei sei. Er wolle über sicher selber bestimmen und nicht abhängig sein. Kosta seufzte innerlich. Er konnte auch über sich selber bestimmen. Auch wenn er ein Sklave war. Aber das konnte Eneas einfach nicht glauben oder verstehen. Stattdessen meinte er, dass es ihm wichtig war, dass sie beide auf der gleichen Ebene seien.
"Wir werden niemals auf der gleichen Ebene sein", schüttelte Kosta sanft seinen Kopf. "Ich werde immer ein Sklave sein und du ein freier Mann. Wenn das für dich zwei verschiedene Ebenen sind, dann werden wir niemals gleichauf sein. Selbst wenn ich ein ehemaliger Sklave wäre. Dieser Makel, dieses weniger Wert sein, wird immer an mir haften bleiben. Deswegen möchte ich auch keine Kinder haben. Sie würden das von mir erben. Wenn noch nicht einmal du glauben kann, dass ein Sklave gleichviel wert ist, wie ein freier Mensch, wer soll es denn dann können? Das möchte ich keinem Kind antun, ständig mit diesem Misstrauen, Zweifel und Mitleid leben zu müssen."

Entsprechend verstand er auch nicht, was Eneas mit einem offiziellen Bund meinte. Ziemlich offen und verblüfft fragte er Eneas, was er denn genau damit meinte. Eneas stockte auf einmal und schien ganz verlegen zu werden, streichelte etwas das Grass neben sich. Jetzt wurde Kostas Blick erst recht erstaunt. Stockend brachte Eneas hervor, dass es doch sein könne, dass Kosta irgendwann mal etwas offizielles wollte. Heiraten? Kosta schüttelte seinen Kopf. Nein, das kam nicht in Frage. Er war ein Sklave.
Eneas fuhr trotzdem stammelnd fort. Das mit dem Bund sei nur so ein Beispiel gewesen. Sie müssten das nicht machen. Wer? Eneas und Kosta? Woher hatte Eneas all die komischen Gedanken? Wann war er überhaupt dazu gekommen, sie sich zu machen? eneas wollte einen offiziellen Bund mit ihm? Aber Kosta war doch ein Sklave und so sehr Eneas sich sonst auch einfach über Gesetze hinweg setzte, wollte er sich in dem Fall auf einmal daran halten. Das war merkwürdig. Kosta war es so egal, was auf den Papieren stand und was andere von ihm dachten. Ihm reichte es, wenn sie Dunkelheit ihre Zeugin war und er fand es seltsam, dass ausgerechnet der rebellische Eneas sich so den gesellschaftlichen Konventionen unterwarf.

Wenigstens konnte Eneas erkennen, dass es ganz praktisch war, Timaris Sklave zu sein und sprach nicht auf ihn ein, dass er dagegen aufbegehren sollte. Allerdings wagte Kosta es auch nicht, ihm zu beichten, dass es irgendwie auch heiss war, ihr Sklave zu sein. Das wusste Eneas bestimmt auch ohnehin schon. Kosta wollte es jetzt nur nicht verkomplizieren oder von Eneas indirekt gesagt bekommen, dass er abartige sexuelle Vorlieben hatte. Das wusste er schon zu genüge selber.
Auch konnte er verstehen, dass Kosta früher sehr grosse Angst gehabt hätte. Eneas nickte und meinte, dass er sich daran erinnern könne, wie unsicher Kosta gewesen sei. Kosta nickte lächelnd. Und wie unsicher er gewesen war. Es hatte ihm grosse Angst eingejagt. Lieb beteuerte Enas, dass er sich nur mit Timaris wegen ihrer eigenen Beziehungsprobleme gestritten hätte. Ausserdem hätte sie viel früher als Eneas erkannt, dass Kosta mehr Freiheiten bräuchte. Kosta blinzelte verwirrt, verstand nicht, was sein Freund damit meinte. Der sprach unbekümmert weiter, dass er damals so vernarrt in Kosta gewesen sei, dass er mit Timaris mehrere Urlaube gemacht hätte, damit er von ihm hätte loskommen können. Kosta erstarrte und hörte nicht mehr, was Eneas sonst noch sagte. Ihm kam nur der furchtbar schreckliche Gedanke, dass Eneas ihn damals schon für sich hatte haben wollen. Und Kosta hatte... gütige Dunkelheit, das durfte nicht wahr sein. Überfordert wollte er danach fragen. Wollte es leugnen. Wollte...
"Was?" war jedoch alles was er erstickt krächzig herausbrachte.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 20:53

Kosta bemerkte, dass sie dann nie auf gleicher Ebene sein würden, wenn Eneas einen Unterschied zwischen einem Sklaven und einem freien Mann sah. Selbst wenn er ein ehemaliger Sklave wäre, würde der Makel bleiben. Wegen diesem Makel wolle er keine Kinder haben, da sie das von ihm erben würden.
"Wenn noch nicht einmal du glauben kann, dass ein Sklave gleichviel wert ist, wie ein freier Mensch, wer soll es denn dann können? Das möchte ich keinem Kind antun, ständig mit diesem Misstrauen, Zweifel und Mitleid leben zu müssen", erklärte Kosta. Eneas suchte noch nach den richtigen Worten, die Kosta davon überzeugen könnten, dass er keinen Makel hätte. Dass sie gleichwertig waren. Eneas hatte doch nur von seinem eigenen Empfinden gesprochen. Wenn er ein Sklave sein würde. Es wäre für ihn eine solch vollkommne Umstellung, dass er glaubte, er würde sich dann nicht gleichwertig fühlen.
Bevor der Pirat passende Worte finden konnte, um seine komplexen Gefühle auszudrücken, redeten sie bereits weiter und Kosta lenkte ihn mit der verblüfften Frage ab, was er mit einem offiziellen Bund wolle. Für Kosta kam das anscheinend nichtmal in Betracht. Wenn Eneas ehrlich war, so hatte er auch nicht ausführlich darüber nachgedacht. Es wäre sicherlich nett, wenn sie etwas offizielles haben könnten. Einen richtigen Bund, so dass es jeder sah. Dass er Kosta anerkennen konnte. Damit Kosta auch glauben konnte, dass Eneas es ernst meinte. Der Krieger wusste nicht, ob sein Freund ihm das mittlerweile glaubte.
Als Kosta ihn jedoch auf den Bund ansprach, wehrte Eneas verlegen ab. Jetzt befürchtete er, dass Kosta nicht positiv reagieren würde. Er war froh, dass ihr Gespräch wenigstens wieder ruhiger wurde und sie allmählich Verständnis füreinander aufbauten. Eneas konnte nachvollziehen, dass sein Freund gerne Timaris' Sklave war und dass er die Position behalten wollte, weil er so ungehindert zu ihr konnte ohne dass Adelige ihm zusetzten. Das ergab alles Sinn. Wie könnte Eneas seinem Liebsten das absprechen? Egal wie eifersüchtig es ihn manchmal machte, dass Kosta noch so viel Liebe für jemand anderen übrig hatte. So viel dazu, dass Kosta ihn nicht teilen wollte. Was war mit Eneas? Wenn er seinen Freund nicht teilen wollte? Konnte er überhaupt verlangen, dass Timaris ihn nicht mehr anfasste? Eneas wusste nichtmal, ob das immer noch so ablief.

Als sie über die Vergangenheit sprachen, hielt Eneas das für eine gute Gelegenheit, Kosta zu verraten, dass Timaris die erste gewesen wäre, die mehr Freiheiten für ihn gewollt hätte. Nicht Eneas. Sein Herz war woanders gewesen. Tiefe Eifersucht hatte sein Urteilsvermögen getrübt. Timaris hatte natürlich recht gehabt, dass Kosta seine Freiräume brauchte. Eneas hatte ihm damals nichts zu bieten gehabt.
Ohne es zu merken ging er etwas zu weit in seiner Erklärung, erzählte von den Entzugsurlauben, die er wegen Kosta gemacht hatte. Sein Freund hielt inne, blickte ihn ganz starr an und fragte stockend danach. Eneas biss sich auf die Lippen. Das war nicht gut. Er hatte geschworen, es nie zu sagen. Der Pirat wusste nicht, ob es helfen würde. Würde Kosta endlich sehen, wie groß Eneas' Liebe war und dass es Timaris gebraucht hatte, um Eneas zu sagen, dass er verliebt war? Oder würde er wie damals bei Andiël reagieren?
So oder so, es würde ein weiteres tiefschürfendes Gespräch erfordern und man hörte bereits die ersten Vögel, die den Morgen ankündigten. Sie hatten die ganze Nacht über durchgeredet.
"Nicht so wichtig", wiegelte er ab, "Ich wollte dir nur sagen, dass es Timaris war, die für deine Freiheit gekämpft hat. Alles andere.. ich glaube, das wäre ein Gespräch für einen weiteren Abend." Eneas deutete zum Horizont. "Sieh, dahinten wird es bereits wieder hell. Wir sollten das verschieben."
Nur kam es Eneas so vor, als wolle sein Geliebter nicht locker lassen. Der Schriftsteller wollte ihn nicht weiter aufwühlen.
"Bitte, Kosta, das Gespräch war anstrengend genug, meinst du nicht? Ich glaube, wir brauchen etwas Zeit, um alles zu verarbeiten und darüber nachzudenken. Ich weiß, wir haben noch so viel einander zu sagen." Er sah Kosta an. "Zum Beispiel, dass ich nicht glaube, dass du einen Makel hast. Und wir sind auch nicht auf zwei verschiedenen Ebenen. Was ich damit vorhin meinte, war die Beziehung zwischen Herr und Sklave. Dass diese beiden nicht gleichwertig sind und wie ich mich persönlich gegenüber meinem Besitzer fühlen würde." Kosta würde sicherlich nicht sagen, dass er sich auf einer Ebene mit Timaris befand. "Ja, du bist ein Sklave. Aber nicht meiner. Für mich sind wir beide auf gleicher Ebene."
Er hoffte, das hätte Kosta genügend von den Geschehnissen in der Vergangenheit abgelenkt.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 20:55

Kosta war ganz angespannt. Er ahnte, dass sich da etwas hinter Eneas Worten versteckte. Etwas, was er nicht so recht greifen konnte. Es schien jedoch etwas Grosses zu sein, welches ihn schwer verletzen würde. Kosta bebte innerlich deswegen. Eneas hingegen wiegelte gelassen ab und meinte, dass es nicht so wichtig sei. Er hätte nur sagen wollen, dass es Timaris gewesen sei, die für seine Freiheit gekämpft hätte. Kosta fand das alles andere als unwichtig. Hiess das, dass Eneas keine Freiheit für Kosta hatte haben wollen? Kosta hatte ausserdem auch gar keine Freiheit gewollt. Er hatte sich so einsam und verlassen gefühlt, als er nicht mehr so oft zu ihnen hat gehen dürfen. Als er alleine in Mineva zurückgelassen worden war, damit Timaris und Eneas gemeinsam auf Urlaub hatten gehen wollen.

Eneas wollte jedoch nicht weiter darüber sprechen. Er meinte, das wäre ein Gespräch für einen weiteren Abend. Also war da noch etwas? Etwas was Eneas verschwieg? Unwillkürlich bekam Kosta Angst und zitterte nun leicht. Für Eneas Worte, dass es bald hell werden würde und sie das verschieben sollten, hatte er keine Aufmerksamkeit übrig. Er konnte ihn einfach nur unruhig und eindringlich anstarren. Erst als Eneas innig darum bat, nicht nachzubohren, da sie schon ein anderes, anstrengendes Gespräch gehabt hatten, welches sie verarbeiten und darüber nachdenken sollten, lenkte Kosta ergeben ein und senkte seinen Kopf. Er konnte Eneas diese Bitte nicht abschlagen. Sein Freund schien selber ganz aufgewühlt und Kosta wollte ihn wirklich nicht bedrängen. So nickte er schliesslich einlenkend.

Sein Freund war jedoch noch nicht fertig. Eindringlich blickte er ihn an und versicherte ihm noch einmal, dass er nicht glaubte, dass Kosta einen Makel hätte. Kosta senkte kurz die Lider. Er konnte Eneas das nicht glauben. Höchstens, dass Eneas glaubte, dass es so sei. Allerdings hatte Eneas auch gesagt, dass er sich minderwertig fühlen würde, wenn er jemandes Sklave sei. Wie konnte es da zwei verschiedene Regeln für sie beide geben? So waren sich auch ganz sicher nicht gleichwertig, wie Eneas beteuerte.
"Für mich nicht", entgegnete Kosta knapp. Nein, für ihn waren sie alles andere als auf gleicher Ebene. Sie waren... Kosta konnte es nicht genau erklären. Er hatte nur gerade nur irgendwie das schmerzende Gefühl von Einsamkeit in sich drin. Vielleicht lag es an Eneas' Erwähnung, dass Timaris Freiheit für Kosta gewollt hatte, aber nicht er selber. jedenfalls war Kosta gerade nicht bereit, sich mit Eneas auf eine Ebene zu stellen und seine Nähe zu zulassen. "Ich bin auf dem Papier vielleicht nicht dein Sklave, Eneas", schob er ihn sogar noch etwas weiter von sich. "Doch ich habe mich lange genug so verhalten, als wäre ich es. Nein, Eneas, wir sind nicht gleichwertig. Dazu kennst und verstehst du mich viel zu wenig."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 20:56

Sie waren leider noch nicht fertig mit dem Gespräch. Eneas hatte gehofft, er hätte endlich die richtigen Worte gefunden, doch Kosta meinte, dass sie für ihn nicht gleichwertig waren. Aber... vorhin hatte sein Freund ihm noch halb vorgeworfen, dass Eneas sie nicht als gleichwertig ansah. Und jetzt wollte Kosta es nicht sehen?
Er erklärte, dass er zwar nicht Eneas' Sklave wäre, aber er hätte sich lange so verhalten, als wäre er es.
"Nein, Eneas, wir sind nicht gleichwertig. Dazu kennst und verstehst du mich viel zu wenig", schloss er. Eneas blickte ihn getroffen an.
"Ich kenne dich zu wenig?" Wieso sagte Kosta so etwas? Ließ es so klingen, als seien sie nur Bekannte oder hätten sich eben erst kennengelernt. Es klang jedenfalls nicht so, als seien sie beste Freunde, die sich schon jahrzehntelang kannten und so viel miteinander geteilt und erlebt hatten. Es war seltsam, dass Kosta gerade vorzog, dies zu ignorieren. Es war irgendwie.. als wollte er die positiven Seiten nicht sehen, die sie hatten. Er sah nur das, was sie auseinander brachte und trennte.
"Ich dachte, wir kennen einander gut", wandte Eneas ein, "Ich habe doch soeben versucht, dich zu verstehen. Kannst du mir nichtmal das anerkennen?", fragte er. Es kam ihm so vor, als hätte das Gespräch rein gar nichts gebracht und als bewegten sie sich im Kreis. Sie hatten über Kinder geredet, über Sklaverei und Timaris, und versucht dem anderen zu erklären, was man darüber dachte. War das nicht gut gewesen?
"Und ich weiß, dass du dich früher so verhalten hast, als wäre ich dein Herr. Aber wenn du dich erinnerst, habe ich stets versucht, dies zu ändern und mich mit dir anzufreunden." Eneas hatte sich nach Kräften bemüht, dass Kosta sich gleichwertig fühlte. Der Pirat fühlte erneut Frust aufkommen. Die Unterhaltung war so kräftezehrend gewesen und nun waren sie wieder an der Stelle, wo sie sich gegenseitig unverstanden und uneins fühlten?
"Ich möchte jedenfalls, dass wir gleichwertig sind. Und du hast recht, das es nichts damit zu tun hat, was auf einem Papier steht. Sondern nur wie wir beide darüber fühlen", appellierte er ein weiteres Mal an Kosta.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 20:58

Kosta wurde unter Eneas' verletztem Blick sofort schuldbewusst wieder kleiner. Ach, er hatte das nicht sagen sollen. Nur, weil er sich etwas zurückgewiesen fühlte. Das war doch blöd. Eneas gab sich wirklich mühe mit ihm. Auch wenn er nicht so gut kannte, wie Kosta sich das eigentlich wünschte. Ja, sie kannten sich gut. Trotzdem hatte Kosta das Gefühl einen grossen und irgendwie auch heftigen Teil von sich selber vor seinem Freund verstecken. Natürlich rechnete er es Eneas an, dass er versuchte ihn zu verstehen. Nur hatte er das Gefühl, dass Eneas mehr dafür tun könnte. Ein Gespräch an einem Abend reichte ihm nicht wirklich. Kaum hatte er den Gedanken zuende gedacht, wuchs sein schlechtes Gewissen wieder einen grossen Schritt weiter an. Er war ein furchtbarer Mensch.

"Ich... ich weiss", nickte er stockend, als Eneas ihn daran erinnerte, dass er stets versucht hätte, sich mit ihm anzufreunden und nicht gewollt hatte, dass Kosta ihn als seinen Herrn behandelte."Es tut mir leid." Er hätte das nicht sagen sollen. Und noch weniger sollte er denken, dass Eneas es manchmal durchaus genossen hatte, wenn Kosta sich nach ihm gerichtet hatte. Das warf er ihm auch nicht vor. Im Gegenteil, er hatte es genossen, sich Eneas derart hinzugeben. Wenn nur Eneas das auch verstehen konnte. Oder sogar annehmen. Er wollte sie jedoch gleichberechtigt haben. Von ihm aus. Aber das eine schloss das andere doch nicht unbedingt aus. Oder? Ach das war so verwirrend.

"Es ist wirklich schon fast Morgen", schob er all die komplizierten Gedanken beiseite und erhob sich abrupt. "Wir könnten jetzt wandern gehen. Das lüftet den Kopf durch." Fahrig wischte er sich den Dreck von der Hose ab und sah sich um, als wolle er gleich loslaufen. Wollte er auch. Ganz ohne zu denken. Er konnte sich nur noch nicht entscheiden, in welche Richtung er in die Dämmerung davonlaufen wollte.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 21:00

Als Eneas versuchte Kosta wieder zu besänftigen und ihm aufzuzeigen, wo er sich bemüht hatte, wurde sein Freund wieder leiser und seine Körperhaltung deutete an, dass es ihm leid tat noch bevor er es sagte. Leise stimmte er zu, dass er wüsste, dass Eneas versucht hätte sich mit ihm anzufreunden und dass er ihn nicht als Herrn ansah, sondern als Freund.
Eneas war erleichtert, dass Kosta nicht mehr abblockte. Einen weiteren aufflammenden Streit hätte er jetzt nicht mehr durchstehen können. Der Schriftsteller wusste nicht, ob Kosta ihn absichtlich hatte verletzen wollen, dass sie einander nicht kannten und verstanden. Sie hatten herausgefunden, dass es da noch Bereiche gab, wo sie mehr Verständnis gegenüber den anderen aufbringen konnten und sie noch vieles miteinander klären mussten, aber es war doch auch nicht so, als seien sie Fremde. Eneas mochte es nicht, wenn Kosta ihn mit solch verletzenden Worten auf Distanz halten wollte. Ob er es unbewusst tat, wo er doch gesagt hatte, er wolle ihm niemals wehtun? Oder ahnte er nicht wie viel Einfluss seine Meinung und seine Worte auf Eneas hatten? Der Pirat verkniff sich die Fragen. Bloß nicht den Streit neu anfachen. Er war so müde und emotional ebenso erschöpft.
Kosta wandte dann leider seine andere beliebte Taktik an. Rückzug. Plötzlich stand der Krieger auf und bemerkte auch, dass es beinahe Morgen wäre. Sie könnten jetzt schon aufbrechen und das würde auch den Körper durchlüften. Er klopfte sich den Dreck von der Hose ab und sah sich scheinbar nach Fluchtmöglichkeiten um. Eneas sollte vermutlich froh sein, dass Kosta dieses Mal wenigstens nicht ohne ihn weg wollte. Das war ein wundes Thema. Der Pirat reagierte empfindlich darauf, wenn ihn eine geliebte Person verlassen wollte. Zu sehr erinnerte es ihn an die Trennung mit Timaris. Vielleicht hatte es ihn für alle weiteren Beziehungen geschädigt. Die tiefe Wunde, wann immer jemand ging. Kosta hatte es in letzter Zeit oft getan. Darüber hatten sie nicht geredet. Auch nicht über ihren Streit auf dem Schiff.

Jetzt hatte Kosta ihm allerdings versprochen, dass er nicht mehr fortgehen würde. Eneas hatte geglaubt, es wäre, weil sein Freund ihm nicht weh tun wollte und bei ihm bleiben wollte. Aber vorhin im Gespräch hatte sich ganz anderes offenbart. Es hatte so geklungen, als würde Kosta nicht fortrennen, damit er Eneas nicht mehr in Gefahr brachte. Der einzig, sichere Ausweg... der Tod. Eneas schluckte. Er schaffte es nicht, auch noch daran zu denken. Besonders weil Kosta so aussah, als wollte er sofort losgehen. Eneas erhob sich ebenfalls.
"Hey.. du musst nicht weglaufen. Lass uns nicht mehr reden. Es war so ein anstrengender Tag." Das war es schon gewesen, als sie Tileo abgegeben hatten. "Wir sind müde und hungrig und ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich bin auch verwirrt und wund und überlastet." Eneas berührte Kosta vorsichtig an der Hand. "Lass uns schlafen gehen. Ich versprech dir, kein Gespräch mehr bis es uns nicht wieder besser geht." Sachte versuchte er Kosta wieder nach unten zu ziehen.
"Wenn du Hunger hast, mach ich auch nochmal was zu essen", bot er an. Kosta schien seine Schüssel gar nicht angerührt zu haben. Er musste Hunger haben.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 21:00

Eneas erhob sich ebenfalls und war ihm mit seinem Gesicht auf einmal unglaublich nah. Diese ungewohnte Perspektive mit seinen übermüdeten Augen in der Dunkelheit, löste leichten Schwindel bei Kosta aus. Er musste einen Schritt zurück machen, damit er Eneas besser sehen konnte. Ansonsten war er jedoch bereit, gleich loszustürmen. Irgendwohin. Egal wo. Hauptsache es tat da nicht mehr so weh.

Sein Freund hatte sich jedoch nicht erhoben, um mit ihm zu wandern, sondern um ihm zu sagen, dass Kosta nicht wegzulaufen bräuchte. Sie sollten nicht mehr reden, weil es ein anstrengender Tag gewesen sei. Kosta blinzelte etwas verblüfft, das ausgerechnet von Eneas zu hören, der sonst eigentlich sehr gerne redete. Jetzt jedoch meinte er, dass sie müde und hungrig wären und er fühlte sich wund und überlastet. Ja, so fühlte Kosta sich auch. Er fühlte sich schon so lange so, dass es ihm mittlerweile schon fast als Normalzustand erschien.

Aber Eneas sollte natürlich nicht so fühlen. Liebevoll und mitfühlen drückte er nach Eneas' Hand, welche nach der seinen drückte und liess sich ohne Widerstand wieder nach unten ziehen. Ergeben setzte er sich wieder hin und musterte Eneas besorgt, während er sich fragte, wie er das so leicht hatte übersehen können. Natürlich ging es Eneas nicht gut. Er hatte sich gerade von Tileo verabschieden müssen, den er doch so gerne hatte und nun warf Kosta ihm so viele gemeine Sachen an den Kopf. Er war furchtbar. Warum tat er das? Warum konnte es ihm nicht mehr einfach nur genügen, für Eneas da zu sein. Weil Eneas ihn nicht liess. Diese Antwort gestattete er sich jedoch nicht zu denken. Sie erschien ihm viel zu undankbar und unverschämt. Stattdessen nahm er Eneas wieder in den Arm, nachdem sie sich gesetzt hatten und drückte ihn herzlich an sich.

"Es tut mir leid", flüsterte er ihm ins Ohr. "Es tut mir alles so leid." Er hatte geglaubt, er müsse sich nicht mehr so zusammenreissen, wenn Tileo nicht mehr bei ihnen war. Aber das stimmte nicht. Auch Eneas brauchte Schutz vor ihm und seinen verrückten, überbordenden Gefühlen. "Ich habe keinen Hunger", versuchte er sich zusammenzureissen. Allein der Gedanke daran zu essen, liess Übelkeit in ihm hochsteigen und schnürte ihm die Kehle zu. "Iss du nur alles. Ich wärme dir die Pilze wieder auf." Das ging auch mit Hilfe der Kunst, so dass er Eneas weiter sachte im Arm halten konnte.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 21:01

Kosta wirkte zunächst überrascht, aber zum Glück ließ er sich davon abbringen sofort loszulaufen. Eneas konnte ihn sachte zurück ziehen, so dass sie sich wieder vor das Zelt setzen konnten. Sein Freund drückte ihm sogar die Hand, blickte ihn fragend an. Eneas sah abwartend zurück. Er wusste mal wieder nicht was in seinem Liebsten vorging und was er gerade dachte. Dementsprechend überraschend war der Schriftsteller, als Kosta ihn trotz all des Streites und des schweren Gesprächs umarmte. Eneas schmiegte sich leise seufzend an ihn, aber es war mehr ein Seufzer aus Erleichterung. Er hatte befürchtet, dass sich Kosta für die nächsten Tage wieder abkapseln würde. Wie so oft nach einem Streit. Eneas wünschte sich ein besseres Ende für dieses Gespräch und eine Umarmung hatte er nicht mehr erhofft.
Kosta flüsterte ihm zu, dass es ihm alles so leid täte. Eneas nickte.
"Wir wussten doch, dass diese Aussprachen nicht leicht werden." Er hatte damit gerechnet, dass es nicht angenehm würde. Allerdings hatte Eneas nicht erwartet, dass sie direkt am gleichen Tag bereits über so viel reden würden. Es hatte wohl rausgemusst. "Du bist nicht alleine damit. Wir haben beide Dinge gesagt, die für den anderen schwierig zu verdauen waren. Es ist nicht so, als wollte ich das nicht. Ich glaube nur, wir brauchen erstmal eine Pause." Es war sicher nicht das letzte Gespräch dieser Art gewesen.
Kosta wollte nichts essen, bot aber an, dass Eneas die gesamte Pilzpfanne essen könne. Er würde sie wieder aufwärmen.
"Okay..", stimmte der Hayllier zu. Er war in den letzten Tagen sehr viel über die Juwelenwinde gereist und so war er trotzdem hungrig. "Morgen solltest du aber wieder etwas essen", erinnerte er Kosta sanft, der immer noch viel zu dünn war, seitdem sie ihn aus Dhemlan herausgeholt hatten. Eneas hatte gehofft, das gemeinsame Kochen würde helfen, aber dann war ihnen die Auseinandersetzung dazwischen gekommen.

Eneas genoss die Umarmung und sah schweigend zu wie Kosta die Pilze alle in eine Schüssel gab und sie aufwärmte.
"Willst du dich eigentlich wirklich nur von der Wildnis ernähren?", fragte Eneas nach einer Weile vorsichtig und sah seinen Freund von der Seite her an. Das hatte Kosta zu Beginn stur gesagt. Eneas befürchtete, dass dies in der zunehmend kälteren Jahreszeit etwas schwieriger werden würde. Aber er sollte ja keine Pläne machen. Der Krieger nahm dankbar die warme Schüssel entgegen und begann zu essen.
"Danke."
Kosta schüttelte nur den Kopf auf die Frage mit der Wildnis, brachte keinen Ton heraus. Eneas aß weiter, innerlich seufzend. Wie sollte er wissen was sein Freund dachte, was er wollte und brauchte, wenn dieser es so selten sagte. Und wenn er es sagte, dann alles auf einmal und so.. provozierend. Eneas hoffte, es würde sich irgendwann einpendeln. Und dass sein Schwarm aufhören würde, ihn auf Distanz zu halten.
Schweigend beendete Eneas sein Mahl. Am Horizont dämmerte es allmählich und wurde heller. Das Feuer war nur noch sehr klein.
"Lass uns ein bißchen schlafen", schlug Eneas vor. Er fasste Kosta an der Hand und zog ihn sachte mit ins Zelt, wo er Decken und Felle ausgebreitet hatte. Der Krieger ließ seine Schuhe verschwinden, dann kroch er müde unter die Decken.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 21:02

Eneas schien ihm lieberweise nicht böse zu sein. Stattdessen schmiegte er sich mit einem Seufzen in seine Arme. Das fühlte sich schön an. Kosta wusste gar nicht mehr, warum er etwas anderes gewollt hatte. Sanft meinte Eneas, dass sie gewusst hätten, dass diese Aussprachen nicht leicht werden würden. Kosta sei nicht alleine damit und sie hätten beide Dinge gesagt, die für den anderen schwierig zu verdauen seien. Eneas wollte schon weiter sprechen, nur war er der Meinung, dass sie erst einmal eine Pause machen sollten. Nun war es an Kosta, leicht zu nicken. Er würde für Eneas gerne eine Pause machen. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass sie noch nicht einmal an der Oberfläche gekratzt hatten. Doch das war sicher auch nur so ein undankbares Gefühl. Für Eneas schien es schon sehr viel gewesen zu sein. In Kosta jedoch brodelte eine noch sehr grosse Quelle an ungesagten Dingen. Dinge, die eigentlich auch ungesagt bleiben sollten.

Mit Hilfe der Kunst gab er alle Pilze in eine Schüssel und wärmte sie ebenfalls mit seiner Juwelenkraft auf, nachdem Eneas zugestimmt hatte, dass er alles essen würde. So konnte Kosta Eneas noch eine Weile weiter im Arm halten. Erst als das Essen wieder warm war, löste er sich widerwillig etwas von Eneas. Einen Arm liess er jedoch um dessen Hüften liegen. So konnte er trotzdem essen. Weiter weg wollte er nicht von ihm. Freundlich nickte er ihm auf seinen Dank hin zu. Es war gern geschehen und er sollte es sich schmecken lassen. Er war nur froh, dass er selber nicht essen musste.
Als Eneas unvermittelt fragte, ob Kosta sich eigentlich wirklich nur von der Wildnis ernähren wollte. Im ersten Moment verstand er gar nicht, was Eneas damit meinte und wie er darauf kam. Bis er begriff, was er meinte. Kosta schüttelte müde seinen Kopf. Das hatte er doch nur gesagt, um Eneas klar zu machen, dass sie gar nichts mussten. Eneas war schon wieder dabei gewesen Pläne zu machen und Konventionen zu befolgen. Ausgerechnet er als Freiheitsliebender Mensch. Doch Kosta, dem freiwilligen, gehorsamen Sklaven war das als einschränkend aufgestossen. Zur Zeit schien alles verkehrt zu sein.

Kosta genoss es jetzt jedenfalls einfach schweigend bei Eneas sitzen zu dürfen, während dieser ass. Erschöpft starrte er dabei in das Feuer, das immer kleiner wurde. Bald würde es ohnehin hell werden. Da lohnte es sich nicht mehr, Holz nach zu legen. Und als Eneas vorschlug, dass sie etwas schlafen sollten, erstickte er die mageren Überreste des Feuers mit Hilfe der Kunst. Nicht, dass doch noch ein Funke in das trockene Laub übersprang. Ergeben, aber auch ganz wohlig liess er sich von Eneas ins Zelt ziehen, kuschelte sich zu ihm unter die Decken auf die Felle, nachdem er seine Schuhe ebenfalls losgeworden war. Sich ausziehen wollte er nicht vor Eneas. Auch wenn ihm klar war, dass er das früher oder später würde tun müssen.

Dicht an Eneas gekuschelt übermannte ihn sein Schlaf relativ rasch. Er war sogar zu müde, um sich seiner Träume bewusst zu sein. So wachte er auch nicht schreiend oder keuchend auf. Aber trotz der Tiefe seines Schlafes, war er sehr unruhig. Immer mal wieder wälzte er sich umher, trat oder schlug in halbherzigen Zuckungen um sich. Bis er dann einige Stunden später genau so abrupt aufwachte, wie er eingeschlafen war. Dabei hätte er zu gerne weiter geschlafen, denn er fühlte sich noch immer so Hundemüde. Doch gleichzeitig fühlte er sich wie gerädert, was ihn leider wachhielt. Sein Kopf pochte, sein Nacken, nein, sein ganzer Rücken schmerzte und sein Bauch fühlte sich so komisch an. Seine Augen brannten und sein Mund war ganz dörr. Kosta wünschte sich wirklich, er könnte weiterschlafen und all das Unwohlsein dabei vergessen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 21:04

Kosta folgte ihm ohne Proteste ins kleine Zelt hinein und dann kuschelte er sich von selbst unter den Decken an ihn. Eneas genoss es mit heimlicher Freude. Wenn sie nach solch schwierigen Gesprächen immer noch die Nähe des anderen suchten, konnte es nicht ganz so auswegslos sein wie sie manchmal dachten. Kosta behielt seine Kleidung an, doch auch Eneas machte sich nicht die Mühe, sich auszuziehen. Er war zu müde und er wollte sie beide nicht gleich wieder in eine unbehagliche Situation bringen.
Länger dachte Eneas nicht darüber nach und war bald eingeschlafen. Es war wohl nur der Tatsache zu verdanken, dass er so übernächtigt war. Bis in seine Träume verfolgte ihn das aufwühlende Gespräch. Es war oft die gleiche Szene. Er kam in ein Zimmer und dort lag Kosta leblos am Boden. Dann war er in einem Bad und in der vollen Wanne lag sein toter Freund. Eneas konnte es kaum begreifen. Mitten im Schlaf wurde er mehrmals aus den Träumen gerissen indem der sehr lebendige Kosta neben ihm nach ihm trat oder knuffte. Keine schlimmen Schläge, so dass Eneas seinen Geliebten hätte aufwecken müssen. Der Schriftsteller nahm es ohnehin sehr verschlafen wahr, versuchte sich trotz der Tritte erneut an seinen Schwarm zu kuscheln und war bald wieder in seinen eigenen Albträumen gefangen von denen man ihm, wie so oft, nichts ansah.
Erst Mittags wachte er und fühlte sich nicht unbedingt erholter. Eneas blieb unter den Decken liegen. Das erste was er tat, war rasch nach seinem Freund zu tasten. War er noch hier und nicht doch ohne ihn aufgebrochen? Ging es ihm gut?
Die erste Sorge war unbegründet. Kosta saß neben ihm und hielt sich den Kopf. Er wirkte genauso ausgeschlafen wie Eneas sich fühlte. Es war kein leichter Schlaf gewesen.

"He..", machte Eneas sich bemerkbar und setzte sich auf. Er fragte nicht wie Kosta geschlafen hatte, denn er konnte es sich denken. Es war seltsam nun nach der Aussprache miteinander umzugehen. "Ich glaube, ich habe auf einem Stein geschlafen", sagte er und kratzte sich den Rücken. Außerdem fühlte er sich leid lädiert.
"Vielleicht finden wir einen Bach, wo wir uns waschen können", überlegte Eneas. Hoffentlich war das nicht schon zu viel Planerei. Er wusste nicht, ob Kosta noch länger hier bleiben wollte. Ächzend krabbelte der Krieger aus dem Zelt, um aufzustehen und sich zu strecken. Es war still, eine fahle Mittagssonne hing am bewölkten Himmel. Eneas musste an Tileo denken. Er wäre bestimmt aufgeregt gewesen, hätte spielen wollen oder etwas essen. Zudem hatte der Junge eine Unbeschwertheit mitgebracht, die Eneas jetzt bei ihnen vermisste.
Er forschte in seinem Juwelengepäck und förderte eine Flasche Wasser sowie Brot, etwas Wurst und eine Tomate herbei.
"Möchtest du etwas?", fragte er Kosta und bückte sich zum Zelt hinunter, um ihm die Sachen hinzuhalten. Langsam musste sein Freund hungrig sein.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 21:05

Unwohl, unausgeschlafen und doch zu wach, um weiterschlafen zu können, rappelte sich Kosta müde in eine aufrechte Postition auf, nur um gleich darauf erschrocken zusammen zu zucken, weil Eneas hektisch nach ihm tastete. Verwundert blickte er ihn an. Kosta verstand nicht, warum Eneas das so abrupt getan hatte. Brauchte er Hilfe? Oder wollte er, dass Kosta liegen blieb? Er würde sich gleich wieder hinlegen, wenn Eneas das wünschte. Dieser meinte jedoch nur 'He' und setzte sich ebenfalls ungelenk auf.
"Guten... Nachmittag, Eneas", wünschte Kosta mit kurzem Zögern, nachdem er vom Tageslicht, welches durch den Zeltstoff drang, abgeschätzt hatte, wie spät es in etwa sein musste. Eneas kommentierte dies damit, dass er wohl auf einem Stein geschlafen habeen musste. Sehnsüchtig überlegte er, ob es hier in der Nähe wohl einen Bach gäbe, wo sie sich waschen könnten. Ächzend rappelte er sich weiter auf und krabbelte aus dem Zelt, wo er sich unter weiterem Ächzen und Stöhnen aufrichtete und streckte. Kosta folgte ihm langsam voller Schuldbewusstsein, was er Eneas da alles zumutete.

"Nur etwas Wasser bitte. Danke, Eneas", bat er, als er, kaum war er halbwegs aus dem Zelt gekrochen gekommen, von Eneas Wasser und eine Art kleines Frühstück gereicht bekam. Der Anblick des Essens löste jedoch heftige Übelkeit und Widerwillen in ihm aus, so dass er es gar nicht anschauen mochte. Schon wenn er nur daran dachte, etwas zu essen, schnürte es ihm den Hals zu. Rasch nahm er die Flasche Wasser entgegen und trank zügig daraus, bis sich sein Bauch wieder etwas beruhigte.
"Es tut mir Leid, dass ich dir das alles zumute Eneas", entschuldigte er sich reuig, nachdem er das Wasser zurück gegeben hatte. "Wir sollten in ein Gasthaus oder in ein Hotel gehen." Da würde Eneas wenigstens gut schlafen und sich ohne Umstände waschen können. "Ich kann dir auch etwas deinen Rücken massieren. Wegen dem Stein, auf dem du Gelegen hast. Es tut mir so Leid, Eneas. Tut es sehr weh? Was brauchst du, damit es dir wieder besser geht?"
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 21:08

Kosta wollte wieder nichts essen, was Eneas mit sorgenvollem Blick zur Kenntnis nahm. Er musste doch mal etwas essen. Sein Freund wirkte geschwächt und blass. Wenigstens nahm er das Wasser und trank mehrere Schlucke.
"Wir können später ein sehr verspätetes Frühstück einnehmen", versuchte Eneas es nochmal. Vielleicht war das wenige Essen, was er noch hatte, nicht das richtige. Trotzdem setzte er sich vor das ausgebrannte Feuer und schnitt sich etwas von dem Brot hinunter, um es zu essen.
Kosta war inzwischen auch halb aus dem Zelt herausgekommen. Zerknirscht entschuldigte er sich nun für den wenigen Komfort und wieviel er ihm zumuten würde. Eneas nahm die Wasserflasche entgegen, trank einen kräftigen Schluck. Währenddessen plapperte sein Liebster weiter, dass sie nun doch in ein Hotel oder ein Restaurant gehen sollten. Dabei sagte er das offensichtlich, um es Eneas wieder recht zu machen. Es täte ihm alles so leid und ob er eine Massage wollte. Ob es wegen dem Stein sehr weh täte und was Eneas bräuchte, damit es ihm wieder besser ging. Der Pirat schmunzelte.
"Bist du fertig?", fragte er nach all den überfürsorglichen Angeboten. Eneas hielt ihm eine Hand hin, um Kosta ganz aus dem Zelt zu helfen und zu sich zu ziehen. Endlich konnte Eneas einen Arm um seinen Liebsten legen. Er war das, was er brauchte. Alles andere schien nebensächlich. Trotzdem änderte es nichts daran, dass er Tileo vermisste. Nur natürlich würde Eneas nicht zurückrennen, um den Jungen zu entführen. So etwas verrücktes tat er nur bei Kosta.
"Ich hab alles was ich gerade brauche, hier bei mir", erklärte er dann. "Der Schlaf ließ etwas zu wünschen übrig, stimmt", gab er zu, "Aber das lag an dem Gespräch, das mir noch lange durch den Kopf gegangen ist. Dir gings sicher ähnlich." Eneas erinnerte sich vage an einige Knüffe und Püffe, die er abbekommen hatte, doch davon sagte er lieber nichts. In einem Hotel würde jeder von ihnen vielleicht wieder in einem eigenen Bett liegen. Zelten war da doch besser.
"Wir können das Zelt abbauen und etwas weiterwandern. Der Tag wird gerade ein bißchen warm." Es war durchaus frisch, ein leichter Nebel lag über dem Hain. Eneas befürchtete, dass ein Bad in einem Bach sehr eisig werden würde, aber er würde es schon aushalten. Sie waren ja beide noch jung.
"Vielleicht finden wir auch irgendwann dieses Häuschen, das du erwähnt hast..", wagte er es vorsichtig zu erwähnen und hoffte, es würde seinen Freund nicht verärgern. Eneas nahm noch einen Bissen vom Brot. "Oder nicht. Ich richte mich ganz nach dir. Du bestimmst." So hatte Kosta es doch gewollt oder? Eneas sollte aufhören zu planen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 21:09

Kosta nickte erschöpft. Ja, sie könnten später ein sehr verspätetes Frühstück einnehmen. Sie sollten es sogar. Ohne Essen ging es nicht. Allerdings liess ihn momentan alleine die Vorstellung davon, Nahrung zu sich zu nehmen, übel werden. Er konnte sich einzig zu ein paar Schlucken Wasser überwinden. Seine Sorgen um Eneas liessen ihn jedoch das Thema leider nicht verdrängen. Sein Freund hatte schlecht geschlafen, weil er ihm jeglichen Komfort versagt hatte. Was hatte er sich nur dabei gedacht, so unvorbereitet mit ihm zelten gehen zu wollen? Das war vollkommen verantwortungslos. Wenigstens Eneas sollte in Ruhe schlafen und essen können.

Innig bat er Eneas um Entschuldigung und überlegte laut, wo sie als nächstes am Besten hingehen sollten, damit Eneas es besser hatte. Während er sich fahrig die Stiefel zuschnürte bot er Eneas eine Massage an, damit er sich besser fühlte. Anstatt einer Antwort wurde Kosta nur komisch angesehen, ehe Eneas ihn fragte, ob er fertig sei. Kosta zuckte zusammen. Das klang gar nicht gut. Trotzdem nickte er scheu auf die Frage hin und legte seine Hand gehorsam in die von Eneas. Unvermittelt wurde er gänzlich aus dem Zelt gezogen und landete schlussendlich in Eneas Arm.
Kosta erstarrte als er so plötzlich die warme Nähe seines Liebsten spürte. Seine Signatur, sein Duft, er war überall, hüllte ihn ein, benebelte ihn, überrollte ihn und liess ihn augenblicklich hart werden. Schmerzhaft hart. Es war zuviel. Er vermisste Eneas so sehr. Zwar hatten sie die vergangenen Nächte in einem Bett verbracht und Kosta hatte Eneas letzte Nacht öfters tröstend im Arm gehalten, doch da war er immer darauf gefasst gewesen und hatte sich entsprechend darauf eingestellt. Das hier kam vollkommen überraschend. Es überwältigte und er verlor sich darin.
So bekam er auch nicht wirklich mit, was Eneas noch sagte. Irgend etwas davon, dass der Schlaf nicht so ruhig gewesen sei. Hmmm, Kosta war das ganz ähnlich gegangen. Deswegen wollte er doch, dass es Eneas besser ging. Er wollte ihn streicheln und verwöhnen. Er wollte sein Gesicht in Eneas' feines Haar verbergen und seinen Hals mit zärtlichen Küssen bedecken. Ihm war gerade gar nicht nach wandern. Ihm war nach ganz unanständigen Dingen, an die er besser nicht denken sollte. Sie waren nicht bereit dafür. Ausserdem war es nicht nett, Eneas nicht richtig zuzuhören, wenn dieser mit ihm sprach, nur weil er sündigen Gedanken nachhing. Hastig versuchte er sich wieder auf die Worte seines Freundes zu konzentrieren.

"Häuschen?" fragte er verwirrt. Es war offensichtlich, dass er den Faden verloren hatte und dass ihm sein Vorsatz, Eneas besser zuzuhören, nicht geglückt war. So viel Zeit konnte jedoch nicht vergangen sein, die er verpasst hatte, denn Eneas war noch immer bei seinem verspäteten Frühstück. "Ich bestimme?" hakte er überrascht nach. Anscheinend war doch mehr Zeit vergangen und Eneas hatte doch mehr gesagt als vermutet, wenn es nun auf einmal doch hiess, dass Eneas sich ganz nach ihm richten würde und Kosta bestimmen konnte. "Wirklich?" So recht konnte er das nicht glauben, nach ihrem letzten Gespräch.
"Also wenn ich bestimmen würde, dann würde ich es so halten wie ein Drache aus den alten Märchen", lächelte er müde und lehnte sich versonnen an Eneas, weil er noch immer ganz benebelt von dessen Nähe war. "Ich würde dich rauben und dich mit in meinen Hort verschleppen", raunte er ihm träumerisch ins Ohr. "Dort würde ich dich anketten, dich nicht mehr aus den Augen lassen und dich fanatisch eifersüchtig hüten wie einen Schatz." Weil Eneas doch sein Schatz war. Nur leider wollte Eneas nicht, dass jemand über ihn bestimmte. Kosta sollte versuchen, ihn zu überreden in ein Gasthaus zu gehen, damit er etwas anständiges zu essen und ein anständiges Bett bekam. Danach sollten sie am Besten wieder zurück nach Nuranessa reisen. Da war Eneas wenigstens in Sicherheit und konnte mit jemandem reden, der ihn tröstete, wenn Kosta ihn in seiner Dummheit wieder verletzte.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 21:10

Kosta schien ihm kaum richtig zugehört zu haben und erst als Eneas nochmal sachte nach dem Häuschen fragte, das sein Freund einmal kurz als vages Ziel genannt hatte, horchte jener wieder auf. Eneas nickte lächelnd.
"Ja, wenn du möchtest", bekräftigte er, "Mir kam so vor, als hättest du die ein oder andere Idee für die Zeit, nachdem wir Tileo zurückgebracht haben." Auch wenn dies fast ein Geheimnis vor Kosta selbst schien.
"Und du hast doch gesagt, ich soll weniger planen und mich mehr führen lassen."
Jetzt schien sein Freund eher überrascht, dass er bestimmen sollte und konnte es nicht ganz wahrhaben. "Nun, irgendeiner von uns sollte schon etwas planen.. sonst sitzen wir hier ewig fest." Eneas zwinkerte ihn an.
Und Kosta wollte in letzter Zeit nicht, dass Eneas das Führen in die Hand nahm. Er gab es zwar selten offen zu, doch sie hatten deswegen viel zu viel gestritten. Eneas wusste, dass er etwas falsch machte und dass es anscheinend nicht half, was er versuchte. Vielleicht war es besser, abzuwarten und zu sehen wohin Kosta sie beide führen wollte.
Kosta lächelte leicht und lehnte sich an ihn, während er ihm anvertraute, dass er ihn wie ein Drache rauben und in seinen Hort verschleppen würde.
"Und was bin ich? Die holde Jungfrau?", fragte Eneas grinsend. Kosta meinte, er wollte ihn anketten und ihn eifersüchtig hüten wie einen Schatz. Eneas wusste nicht ganz, ob Kosta das ernst meinte. Nachdem dieser auch schon gesagt hatte, er hätte keine Probleme, ihn wie einen Sklaven in der Öffentlichkeit herumzuführen und zu behandeln, musste Eneas es ihm fast zutrauen. Aber wollte Kosta das wirklich? Oder wollte er, dass Eneas so mit ihm verfuhr? Sie hatten heftig gestritten, weil Eneas Kosta nicht entführt hatte, als sie vor Draega geankert waren. Und dann hatten sie gestritten, eben weil Eneas ihn entführt hatte. Der Schriftsteller wurde momentan aus seinem Freund nicht so recht schlau. Es war alles so widersprüchlich. Was waren sie füreinander? Was suchten sie in dem anderen?

Nur in ein paar Kerndingen war Eneas sich sicher.
Er griff nach Kostas Hand. "Ich wäre gerne dein Schatz", sagte er leise. "Wo ist denn dieser Hort in den du mich schleppen würdest?", fragte er. Kosta blickte ihn nur für einen Moment beinahe begehrlich an, doch Eneas wusste nicht, ob er sich das nicht nur einbildete, weil er endlich wieder Nähe von seinem Schwarm wollte.
Dann schüttelte der Krieger langsam den Kopf ehe er die niederschmetternde Abfuhr erteilte: "Wärst du nicht."
Kosta löste sich danach sofort von ihm und erhob sich schwankend. Eneas blickte ihm verletzt nach. Er hatte gedacht, er hätte klar gemacht, dass er Kostas Schatz sein wollte.
"Glaubst du mir immer noch nicht?", fragte der Krieger. Kosta reagierte zunächst nicht und schien auf das Zelt zuzuwanken, begann einen der Haken aus dem Boden zu ziehen. Er wirkte fast benommen. Eneas sprang alarmiert auf. "Hey, lass mich das machen. Setz dich erstmal wieder. Du musst was essen", vergaß er in seiner Sorge praktisch sofort wieder, dass er die Führung Kosta überlassen hatte. Nicht wenn dieser so taumelte. Er wirkte schwach. Eneas wollte sich da gleich um ihn kümmern und war entsprechend besorgt.
"Es ist noch ein bißchen essen da. Ich schneid dir eine Scheibe Brot ab, und etwas Käse." Eneas trat zu seinem Geliebten, um ihn zu stützen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 21:12

Auf seine verwirrte Frage hin, was Eneas mit dem Häuschen meinte, antwortete dieser nur, dass sie in eines gehen könnten, wenn Kosta wollte. Der Krieger wusste nicht wovon sein Freund sprach. Eneas meinte, dass es ihm so vorgekommen sei, als hätte Kosta schon die eine oder andere Idee für die Zeit, nachdem sie Tileo zurück gebracht hätten. Ausserdem hätte Kosta gesagt, dass Eneas weniger planen und sie führen lassen solle. Ja, das stimmte. Daran konnte Kosta sich erinnern. Nur was es mit diesem Haus auf sich hatte, begriff er noch immer nicht ganz. Eneas war jedoch schon wieder weiter und meinte, dass irgendjemand von ihnen schon etwas planen sollte. Ansonsten sässen sie hier ewig fest.
Und was war so schlimm daran? Man musste nicht planen. Man konnte auch einfach leben. Ausserdem, wenn sie einen Schritt nach dem anderen machten, würden sie auch von hier weg kommen und das ganz ohne Plan. Ja, natürlich, es würde ihnen einiges an Komfort und bald auch an Essen mangeln. Aber wirklich planen mussten sie nicht. Sie konnten sich auch einfach treiben lassen. Eneas wollte jedoch lieber alles kontrollieren. Auch ihn. Nur leider mochte er nicht zugeben, dass auch Kosta kontrollieren und besitzen wollte.

Kosta hingegen gab, berrauscht von der Nähe zu seinem Freund, offen zu, dass er Eneas gerne an sich ketten und über ihn bestimmen wollte. Er wollte ihn so eifersüchtig hüten und für sich beanspruchen, wie ein Drache es mit seinem Schatz tat. Und nein, Eneas würde nicht lange die Jungfrau bleiben. Definitiv nicht, so gut wie er sich anfühlte und so schön wie er aussah. Kosta musterte ihn voller begehren, als Eneas ihm in aller Unschuld leise sagte, dass er gerne sein Schatz wäre. Seine Männlichkeit zuckte schmerzhaft hart bei diesen Worten und für den Moment war er versucht, sich einfach auf seinen Freund zu stürzen und ihn sich zu nehmen.
Dieser plapperte jedoch unbekümmert weiter und fragte ihn, wo denn dieser Hort sei, in den Kosta ihn verschleppen würde. Das wirkte wie eine kalte Dusche. Eneas begriff offensichtlich wieder einmal gar nichts. Das war doch nur eine Metapher gewesen. Das reale Wo war doch egal. Wichtig war nur dass! Aber Eneas wollte nicht wirklich sein Schatz sein. Er wollte das komische etwas, was sie bisher gehabt hatten, wieder haben. Nur öffentlich. Trauer schlich sich in Kostas Blick. Er würde sich Mühe geben, das Eneas zu bieten. Müde schüttelte er seinen Kopf.
"Wärst du nicht", erklärte er Eneas, dass sie zwei verschiedene Sachen meinten. Gezwungenermassen löste er sich aus Eneas Armen und stand auf. Ihn dünkte es sicherer, erstmal auf Abstand zu gehen. Sonst stritten sie nur wieder. Eneas fragte auch prompt verletzt, ob er ihm immer noch nicht glauben würde. Dabei ging es doch gar nicht darum. Eneas selbst hatte gesagt, dass er seine Freiheit behalten und nicht angekettet werden wollte. Doch er kam nicht dazu, seinem Freund das zu erklären. Dadurch, dass er so abrupt aufgestanden war, machte sein Kreislauf nicht mehr mit. Ihn schwindelte und kalter Schweiss trat ihm auf die Stirn. Übelkeit breitete sich in seinem Bauch aus und er schwankte ungeschickt auf das Zelt zu. Wenn er sich darauf konzentrierte, es abzubauen, würde es schon besser werden. Das war nur, weil er zu schnell aufgestanden war. Rasch ging er in die Hocke und fummelte ungeschickt an einem Hering herum. Es würde gleich besser werden. Er brauchte nur etwas Luft.

Ehe er sich versah, war jedoch Eneas bei ihm und bat ihn, ihn das machen zu lassen. Er solle sich erstmal wieder setzen und er müsse etwas essen. Leicht irritiert und verständnislos blinzelte Kosta Eneas an, nickte dann aber matt. Ja, er sollte etwas essen. Das war ihm bewusst. Er hatte nur so keinen Hunger. Schon gar nicht auf Brot und Käse. Das war doch so trocken. Allein der Gedanke daran verursachte Übelkeit in ihm. Trotzdem liess er sich antriebslos von Eneas etwas weg vom Zelt führen, dahin, wo sie vorher gesessen hatten. Brav setzte Kosta sich wieder hin und liess sich eine Scheibe Brot und etwas Käse in die Hände drücken. Unglücklich starrte er darauf.
"Wir sollten eine kleine Pension oder etwas ähnliches aufsuchen", bat er Eneas leise. "Da bekommst du etwas richtiges zu Essen und auch ein weiches Bett." Kosta selbst war ja nicht in der Lage, sich um seinen Liebsten zu kümmern, für ihn zu sorgen und ihn zu beschützen. Also sollten sie an einen Ort gehen, wo Eneas in Sicherheit war. Ausserdem konnte so in Ruhe jeder für sich eine Dusche nehmen. Eneas hatte vorhin einmal etwas von einem Bach gesagt. Das wäre theoretisch auch eine Möglichkeit. Doch Kosta getraute sich nicht, sich auszuziehen, wenn er sich vorher nicht alleine in einen Raum hatte einschliessen können.
"Du willst nicht mein Schatz sein", versuchte Kosta unwohl davon abzulenken, dass er essen sollte. "Du willst... mein Liebhaber sein." Kosta seufzte. Das war kein guter Erklärungsversuch gewesen. Vieleicht sollte er doch erst etwas essen, damit er wieder zu etwas Energie kam und damit auch zu einem klareren Kopf. Widerwillig knabberte etwas an dem Käse und konnte ihn nur mit Mühe hinunter Schlucken. Dann geschah alles auf einmal ganz schnell. Kosta konnte sich gerade noch geistesgegenwärtig umdrehen und auf alle viere kommen, als er sich auch schon heftig würgend in ihre Feuerstelle von vergangener Nacht übergab. Das Stückchen Käse und ansonten nur noch bittere Galle, da schon längst nichts mehr in seinem Magen war. Selbst davon gab es kaum mehr was. Doch sein Körper wollte nicht aufhören, sich in heftigen Krämpfen zu schütteln, zusammenzukrampfen und aufzubäumen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 21:13

Zum Glück wehrte sich Kosta mal nicht dagegen, dass man ihm helfen wollte. Womöglich war er schon zu geschwächt. Der andere Krieger nickte und ließ sich zurück vor die Feuerstelle führen, um sich zu setzen. Dort saß er dann reglos bis Eneas ihm besorgt etwas Brot und Käse in die Hand drückte.
"Ich weiß, es ist nicht viel, aber du solltest dringend etwas essen. Du brauchst Stärke", sagte Eneas und ließ seinen Freund nicht aus den Augen. Es gefiel ihm gar nicht, dass dieser so blass und benommen wirkte. Von all dem Streiten und ihren Beziehungsproblemen, hatte Kosta sich komplett vernachlässigt. Er hatte ohnehin einen Hang dazu, nicht auf sich selbst achtzugeben, aber dieses Mal hatte auch Eneas nicht genug dafür gesorgt, dass Kosta sich um sich kümmerte. Vielmehr hatte Eneas nicht recht gewagt, stärker darauf zu beharren, wo er ja versuchte, weniger der Tonangebende zu sein. Nur momentan war es so schwierig mit Kosta. Es schien nur zwei Extreme für ihn zu geben. Sich entweder komplett zu fügen oder Eneas als Sklave auf dem Marktplatz herumzuführen oder was er noch so im Sinn hatte...
Wieso konnte es keinen Mittelweg geben? Oder dass sie sich abwechselten...
Kosta starrte das Brot zunächst nur mäßig überzeugt an ehe er vorschlug, dass sie eine kleine Pension finden sollten, wo Eneas etwas gutes zu Essen bekäme und ein weiches Bett.
"Und du auch", fügte Eneas hinzu, "Du hast ebenso leckeres Essen und ein weiches Bett verdient. Du musst auch mal an dich denken. Iss etwas und dann brechen wir auf und gehen zum nächsten Ort." Es kam ihm etwas seltsam vor, dass Kosta nicht sich selbst erwähnte. Selbst jetzt, wo es ihm so elend ging, war ihm sein eigener Zustand weiterhin egal.
Der andere Krieger wechselte abrupt das Thema und kam nochmal auf das zu sprechen, was Eneas vorhin gesagt hatte. Kosta beharrte, dass Eneas' nicht sein Schatz, sondern sein Liebhaber sein wollte. Eneas blickte ihn verletzt an. Er versuchte nach Kräften, dass er seine eigenen Ängste und Gedanken nicht mehr seinem Freund unterstellte. Aber hier saß Kosta und machte mit ihm genau das gleiche. Sie schienen nicht weiter gekommen zu sein, seit dem entsetzlichen Streit auf dem Schiff. Glaubte Kosta immer noch, dass Eneas' Liebe nicht stark genug war?
"Das ist nicht wahr", entgegnete Eneas und versuchte ruhig zu bleiben. Kosta war in keiner Verfassung weiter zu streiten. "Du kannst mir ruhig glauben, dass ich dein Schatz sein will. Du warst lange genug mein Liebhaber und ich der deine." Dann hätte Eneas sich nicht von Leto trennen müssen, wenn er dieses Verhältnis so weiterführen wollte wie bisher.
"Iss erstmal. Über den Rest können wir reden, wenn uns beiden wohler ist", sagte Eneas und beobachtete erleichtert, dass sein Freund etwas von dem Käse zu essen begann. Der Schriftsteller wollte sich schon erheben, um das Zelt derweil abzubauen, als Kosta scheinbar nach vorne sackte, auf alle viere. Dann übergab er sich bereits über die erkaltete Feuerstelle.
Rasch kniete sich Eneas neben seinen Liebsten, um ihn zu fest zu halten und das Haar zurückzustreichen.

Oh nein, das hatte er nicht gewollt. Brot und Käse waren wohl denkbar die falschen Nahrungsmittel gewesen. Kosta würgte mehrmals, aber selbst als das wenige draußen war, spuckte er weiter Galle. Sein Körper zitterte und krämpfte.
"Ruhig, ruhig, ich bin hier", versuchte Eneas auf ihn einzureden. Er packte ihn fest, damit er sich bei seinem Verkrampfen nicht noch selbst verletzte. Es tat ihm selbst weh, Kosta so leiden zu sehen. Hilflos konnte er ihn nur ein wenig streicheln. Es dauerte eine Weile, aber dann wurde der schlanke Krieger allmählich ruhiger bis er fast leblos in Eneas' Armen hing. Kostas Körper wirkte warm, fast fiebrig. Die Hautfarbe war wächsern und verschwitzt. Die Wimpern flatterten benommen.
"Es wird alles wieder gut", flüsterte Eneas und presste seinen Geliebten an sich. Ratlos blickte er sich um. Normalerweise hätte er sich Kosta sofort geschnappt und wäre auf den Winden mit ihm gereist, aber Eneas hatte sich ziemlich erschöpft, weil Kosta und Tileo so gedrängt hatten schnell bei seinen Eltern anzukommen. Das wenige Essen, was Eneas gestern selbst gehabt hatte, hatte kaum ausgereicht, um seine Juwelen wieder aufzuladen.
Er musste es auf die Weise der Landen machen.
"Ich bring dich hier weg. Hier waren Felder in der Nähe und irgendjemand wird auch diesen Olivenhain betreuen." Es musste Menschen in der Nähe geben. Eneas zog seine Jacke aus und schob sie Kosta als Kissen unter den Kopf, bettete ihn vorsichtig darauf. Mit der anderen Hand griff er nach der Feldflasche. "Du solltest etwas trinken.." Das konnte nicht verkehrt sein. Außerdem wollte er Kostas Mund reinigen. Eneas wusch ihm sachte das Gesicht. Dann flößte er ihm vorsichtig zwei Schlucke Wasser ein.
"Bleib liegen. Ich bau das Zelt ab." Eneas hastete, die Heringe rauszuziehen, die Zeltplane einzurollen und übereilt alle Habseligkeiten, die sie im Zelt hatten, zusammenzuräumen. Danach beugte er sich wieder besorgt über seinen Geliebten.
"Kosta, ich kann momentan nicht über die Winde reisen. Dafür sind meine Juwelen zu leer." Und Kosta schien alles andere in der Lage dies zu übernehmen.
"Ich hab noch eine zusammenbaubare Trage in meinem Juwelengepäck." Eneas hatte sie mitgenommen, als sie auf Rettungsmission im dunklen Dhemlan gewesen waren. "Du machst es dir darauf bequem und ich bringe uns in den nächsten Ort."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 21:14

Die Welt schrumpfte zusammen auf seinen Bauch und seine Kehle. Ihm kam es so vor, als würde er schon eine Ewigkeit lang versuchen, seine Eingeweide auszuspucken. Krampfhaft und qualvoll. Dann wäre es wenigstens vorbei. Sein Bauch schmerzte, als ob Turgors Messer noch immer in ihm steckte. Dabei war alles makellos verheilt. Lady Tolarim hatte dafür gesorgt, dass noch nicht einmal die kleinste Narbe zurück geblieben war. Doch der Schmerz war irgendwie geblieben. Kosta wusste, dass einem das Gehirn da manchmal einen Streich spielte. Aber er konnte nicht dagegen ankämpfen. Sein geschwächter Körper überwältigte ihn schlichtweg.
Und dann war auf einmal Eneas bei ihm. Sanft nahm er ihn in den Arm und strich ihm das Haar zurück. Kostas Gedanken entspannten sich augenblicklich von ihren rotierenden Ängste. Die Welt war nun nicht mehr sein krampfender Körper, sondern die Wärme, die von Eneas ausgestrahlt wurde. Sehnsüchtig presste Kosta sich ihr entgegen und ganz allmählich beruhigte sich auch sein Körper. Geschafft und schwer atmend hing er in Eneas Armen. Ihm war heiss und er fühlte sich erschöpft. So sehr, dass er Eneas für den Moment glauben konnte, dass alles wieder gut werden würde. Er musste nur wieder zu Atem kommen. Müde versuchte er sich darauf zu konzentrieren. Dabei klang einschlafen gerade als eine sehr verlockende Idee.

Bevor er dazu kam einzuschlafen, spürte er eine Feldflasche an seinem Mund. Kosta trank gehorsam. Wasser fühlte sich gut an. Dabei sollte er eigentlich einen Fieber hemmenden Tee trinken. Doch er hatte gerade keine Energie einen aus seinem Juwelengepäck herbei zu rufen. Wobei er sich unwillkürlich fragte, ob er überhaupt noch einen dabei hatte. Dhemlan hatte so ziemlich alle seine medizinischen Vorräte aufgebraucht. Ah, aber vielleicht hatte er noch einen von den Fieber senkenden Tränke von Kalliope oder einen Stärkungstrank von Prinz Asar. Er würde gleich danach suchen. Erst wollte er noch geniessen, wie Eneas ihm das Gesicht wusch. Das Wasser war so schön kühl auf seiner brennenden Haut. Entspannt schloss er für einen Moment erschöpft die Augen.
Eneas sagte ihm, er solle liegen bleiben. Kosta konnte sich gar nicht erinnern, wann er in diese liegende Position geraten war. Aber es tat gut. Müde konzentrierte er sich auf seine Atmung, damit sich sein Körper weiter entspannte. Es funktionierte. Aber nur langsam, da Eneas nicht mehr dicht bei ihm war. Kosta überlegte sich, warum das so war, bis ihm in den Sinn kam, dass Eneas ja das Zelt zusammen bauen wollte. Dann war ja alles gut und er musste sich keine Sorgen um ihn machen. Er war in Sicherheit. Aber was, wen die Soldaten kamen und ihn mitnehmen wollten? Kosta würde ihn nicht verteidigen können. Was hatte er sich nur dabei gedacht, mit Eneas durch die Wildnis reisen zu wollen? Er würde ihn nicht beschützen können. Das war fahrlässig. Sie sollten zurück nach Nuranessa. Augenblicklich. Da war Eneas wirklich in Sicherheit. Kosta musste... der Stärkungstrank! Er musste ihn finden. Kosta suchte fieberhaft danach.

Es dauerte nicht lange, da schob sich Eneas schönes, aber besorgtes Gesicht in sein Blickfeld. Kosta konnte nicht anders, als ihn verliebt anzulächeln. Zumindest so lange, bis sein Freund ihn ernst über ihre Lage aufklärte. Dass Eneas selbst auch nicht auf den Winden reisen konnte. Dazu wären seine Juwelen zu leer. Aber er hätte eine zusammenbaubare Trage in seinem Juwelengepäck. Kosta runzelte die Stirn, da er nicht begriff, warum Eneas ihm das erzählte. Oder warum Kosta es sich darauf bequem machen sollte. Man brauchte zwei Leute, um eine Trage zu tragen. Es sei denn, man zog sie hinter sich her, realisierte Kosta schliesslich, als Eneas darauf beharrte, sie beide in den nächsten Ort zu bringen. Kosta schüttelte sofort seinen Kopf. Das wäre viel zu kräftezehrend für Eneas. Das würde er nicht zulassen.
"Das dauert zu lange", wehrte er nuschelnd ab. "Ist zu gefährlich." Angestrengt rappelte er sich auf in eine sitzende Position. Sofort musste er wieder schneller atmen und Hitzewallungen brachten seinen Körper zum schwitzen. Doch da er es schön langsam und aus der seitlichen Liegeposition gemacht hatte, wurde ihm wenigsten nicht wieder schwindlig. "Ich kann gehen", beteuerte er matt. Eneas musste ihn nur etwas stützen. "Ich habe auch noch einen Stärkungstrank." Wenigstens den hatte er in seinem Juwelengepäck gefunden. Allerdings brauchte es einige Anläufe, bis er ihn aus seinem Juwelengepäck hervor rufen konnte und anschliessend war ihm ganz beduselt zumute.
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