Re: Verstummt
von Kosta » Sa 8. Okt 2022, 20:55
"Nein, bitte, denk nicht so darüber", schüttelte Kosta heftig seinen Kopf, als Fabiene es bereute, dass er in Garois um Hilfe gerufen hatte. "Ich bin froh darüber, dass du es getan hast und dass ich dir helfen konnte. Selbst wenn es schwierig war. Es gibt Lasten die man sehr gerne trägt Fabiene. Weil man weiss, wie toll die Belohnung dafür sein wird. Bitte, Fabiene, ich bin froh, dass du hier bist." Verständlicherweise konnte der Jüngling ihm das nicht so recht glauben, wo Kosta ihn doch gleichzeitig von sich stiess. So nickte er nur ganz zaghaft.
Behutsam versuchte Kosta seine Frage anders zu stellen, wofür Fabiene denn dachte, dass er einen Besitzer bräuchte. Erst einmal verstand der Sklave überhaupt nicht, weswegen Kosta es umzuformulieren versuchte. Er wollte herausfinden, ob Fabiene einfach jemanden haben wollte, den er mit seiner Liebe überschütten konnte, oder ob er sich tatsächlich nach jemandem sehnte, der ihm Befehle gab. Aber anstatt diese Frage zu beantworten fragte der Junge neugierig, wer denn diese Person sei. Uff, jetzt durfte er bloss keinen Namen nennen, sonst würde Fabiene noch glauben, er hätte sich in diesen Menschen verliebt.
"Nun, das könnte eine Person sein, die du sehr magst und liebst", überlegte Kosta stattdessen. "So wie einen Freund zum Beispiel. Jemand, der dich genauso gern hat, wie du ihn. Jemand der dich genau so gerne verwöhnen und bedienen mag, wie du ihn." Wenigstens das schien Fabiene sich vorstellen zu können. Dass seine Hingabe erwidert wurde. Zumindest wirkte er nun sehr nachdenklich, bis er unvermittelt fragte, ob er diese Person schon getroffen hätte.
"Das kann ich dir nicht sagen", antwortete Kosta vage. "Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Manchmal braucht es etwas Zeit um zu erkennen, wer diese eine richtige Person ist." Eneas hatte eine Ewigkeit dazu gebraucht und er war noch nicht einmal von selbst darauf gekommen. Es verunsicherte Kosta, ob Eneas ihn auch wirklich wollte oder ob das auch nur so eine Phase war, geboren aus Unsicherheit und Verlustängsten.
Wärend sie so über diese hypothetische Person sprachen, erreichten sie eine Weggabelung. Der eine Pfad führte über die Wiese den Hügel hoch. Den gingen sie normalerweise auf ihrem Spaziergang. Heute wählte Kosta jedoch den weiteren Weg. Den, der in den Wald führte, der vor ihnen lag. Vögel zwitscherten darin aufgeregt in der Abendstimmung.
"Hmmm, also fassen wir zusammen", nickte Kosta verstehend, nachdem Fabiene gesagt hatte, dass es kein Sklavenbesitzer sein müsste. "Es braucht keinen Herr, nur jemanden, der dich gern hat. So gesehen, wenn es also keinen Sklavenbesitzer braucht, dann müsstest du eigentlich auch kein Sklave sein, nicht wahr? Deine Hingabe könntest du auch so verschenken, ohne dass du eingeschränkt wirst." Kosta fragte sich, ob Fabiene die Falle begriff, die er ihm gestellt hatte. Vorallem hoffte er jedoch, dass er einen Gedanken von Eigenständigkeit hatte anstossen können.
"Oh, aber hier gibt es doch ganz viele Menschen, die gut zu dir sind", schmunzelte er auf Fabienes eifrige Beteuerung, dass er auch einer Person dienen würde, die gut zu ihm sei, egal ob sie ihn liebte oder nicht. "Levi, der dich als Freund fordert, Taelos, der dich wie ein Löwe beschützt, Tileo, der dich wie einen kleinen Bruder sieht, den man unterstützt, Maeve, die in dir eine wertvolle Hilfe sieht, Carlita, die dich wie eine Mutter bekocht und verwöhnt und all die anderen auf der Insel, die freundlich und gut zu dir sind. Das sind eine ganze Menge Leute, die gut zu dir sind. Du kannst sie alle gern haben, ja sogar lieben und ihnen zeitweise dienen, aber diese eine, ganz besondere Hingabe, die kannst du nicht allen schenken. Die kannst du nur einer einzigen Person geben. Besser also, du wartest, bis du diese ganz besondere Person triffst, die dich genau so liebt, wie du sie."