Re: Geständnis auf Nuranessa
von Kosta » Mo 1. Aug 2022, 12:01
Kosta nickte lächelnd, konnte Laree dabei jedoch nicht in die Augen sehen. Inzwischen hatte der Krieger gelernt, gut zu lügen. Doch Laree schien diese Lügen allesamt zu durchschauen, war es ihr doch ein leichtes gewesen, zu erkennen, dass er Eneas liebte. Es war viel zu gefährlich, in ihrer Gegenwart zu lügen. Also nickte er. Sie sollten sich wirklichs öfters sehen. Es war nur, dass Kosta nicht damit rechnete, dass sie es überhaupt je wieder tun würden. Auf Nuranessa erst recht nicht. Kosta würde nie wieder hier her zurück kommen.
"Du warst etwas besonderes", beteuerte Kosta innig. "Bist du noch immer." Und würde sie immer sein. Wenn wenn die Hexe Timaris egal wäre, hätte sie ihnen doch nie den Brief geschickt. Hätte sie sie nie um Hilfe gebeten, Laree zu befreien. Kosta konnte sich gut vorstellen, dass Timaris, gerade weil ihr Laree etwas bedeutete, gemein zu ihr gewesen war. Dass sie ihr irgendwie zu nahe gekommen war. Doch das sagte er lieber nicht. Er wollte nicht, dass Laree das Gefühl hatte, er würde ihr die Schuld geben. Das würde er niemals.
Verständnisvoll nickte er, als Laree ihm erzählte, dass sie zu Anfang freiwillig Timaris Bett geteilt hatte, um sie zu trösten. Das kannte er. Kosta konnte gar nicht mehr zählen, wie oft er sich Eneas hingegeben hatte, um ihn zu trösten. Nicht selten war er tagelang an das Bett gekettet gewesen, weil Eneas panische Angst gehabt hatte, er würde ihn auch verlassen und zu Timaris zurück gehen. Und Kosta hatte sich auch furchtbar gefühlt, weil er das alles so unheimlich genossen hatte. Für ihn hätte es ewig so weiter gehen können. Ausser natürlich, dass Eneas so litt.
"Natürlich würde Eneas dir das verzeihen", beteuerte Kosta innig und wollte Laree wenigstens diese Last von den Schultern nehmen. "Er liebt dich. Ich sage ihm nichts, aber ich bin mir ganz sicher, dass er dir verzeihen würde, Laree." Sie brauchte sich dessen nicht zu schämen. Laree hatte es nur gut gemeint. Sie waren inzwischen unter den Olivenbäumen stehen geblieben, hielten sich tröstend an den Händen, während sie über die all die furchtbaren Dinge sprachen.
"Laree", sprach er ihren Namen unendlich zärtlich und genau so leidend aus, nachdem sie ihm bestätigt hatte, dass Timaris sie tatsächlich vergewaltigt hatte. Ohne zu zögern nahm er sie in seine Arme, um sie sanft und tröstend zu halten. Um ihr Sicherheit und Liebe zu geben. "Ich wünschte, sie hätte es nicht getan", flüsterte er ihr heiser zu. Tränen brannten in seinem Gesicht. "Ich wünschte, du hättest das nicht erfahren müssen." Es war keinen Hass in seiner Stimme zu hören und auch absolut keinen Zweifel. Er hörte, was Laree ihm sagte. Hörte es und litt mit ihr, gab sich der Trauer hin und wütete nicht, wie manch anderer es getan hätte, denn er wollte Laree nicht bedrängen und ihr einfach die Freiheit geben, ihr Herz auszuschütten.
"Es tut mir so Leid." Und gleichzeitig schämte er sich auch, weil er sich besorgt fragte, ob Timaris nicht unheimlich einsam wäre, wenn ihr kein mensch mehr etwas bedeutete und sie alle nur noch als Spielzeuge benutzte.
"Ich muss gehen", erwiderte er gepresst, hielt Laree immer noch schützend im Arm und streichelte ihr sanft über den Rücken. "Wen aus der Mannschaft könnten wir sonst schicken? Ich will niemanden diesem Risiko ausliefern. Besser sie hat mich im Auge, als Eneas und das Schiff. Oh, Laree, ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Ich wünschte, wir hätten dich schon viel früher aus Draega geholt." Dann hätten sie ihre Plätze tauschen können. Aber sie hatte so glücklich gewirkt, dass sie endlich als Timaris Zofe hatte dienen und mit ihr in die Hauptstadt hatte ziehen dürfen.