Go to footer

Ungewisse Rückreise





Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 10:02

Im einen Moment hatten sie noch wild miteinander rumgemacht und geknutscht, während Zucker gleichzeitig mit Kostas Stabpiercing spielte. Der Krieger sollte ruhig nochmal Freude daran haben ehe sie es abnehmen würden. Kosta bog sich ihm entgegen, stöhnte erregt, erwiderte sein Streicheln fahrig. Zucker war ganz im Moment aus dem er sehr abrupt und brutal herausgerissen wurde, als ihn von hinten jemand packte und aus der Koje riss.
Der Kapitän! Der Prinz hatte ihn nichtmal kommen hören so vertieft war er in das Techtelmechtel gewesen. Er stolperte zurück, erinnerte sich gerade rechtzeitig noch an Kostas Warnung welche Körperstelle der Krieger am bevorzugsten schlug und hielt seine Hände schützend davor. Taelos setzte ihm auch noch, schien kurz davor ihn zu schlagen, jegliches Flehen von Kosta ignorierend.
Doch etwas ließ den wutentbrannten Kapitän innehalten und es dauerte eine Weile bis Zucker begriff was es war. Die Wut des Kriegers schien binnen Bruchteile zu verschwinden und machte großer Erschütterung und Besorgnis Platz, als er die Piercings an Kostas harten Speer sah. Entsetzt fragte er wieso Kosta seine Männlichkeit bestrafen würde. Komische Art das zu sehen, aber vielleicht hatte Taelos teilweise recht. Zucker wusste wieso Kosta sich Vorwürfe machte.
Dieser wollte sofort fliehen, zog sich an und wäre beinahe mit einer flüchtigen Entschuldigung aus der Türe raus. Etwas was Zucker auch liebend gern bevorzugt hätte bevor der Kapitän sich wieder an den Grund seines Hereinstürmens erinnerte. Der Prinz hatte selten jemand so eifersüchtig und außer sich gesehen. Und wieso? Nur weil sie ein bißchen gefummelt hatten? Gut, es wäre vermutlich mehr draus geworden, obwohl Kosta den Kapitän nicht hatte verletzen wollen, aber Zucker verstand nicht was gegen etwas Spaß einzuwenden war. Das war genau der Grund warum er Beziehungen scheute. Viel zu viele Auflagen und Dramen und Verantwortung.
Genau genommen hatte er nie Gelegenheit gehabt tatsächlich eine Beziehung zu führen, aber angesichts des Dramas was sich vor seinen Augen abspielte, hatte der Dhemlaner auch herzlich wenig dafür übrig.

Taelos hatte inzwischen Kosta zurückgezogen, hielt ihn fest und stellte ihn zur Rede, wollte wissen woher er die Piercings hatte und was es damit auf sich hatte. Kosta wandt sich, schüttelte immer wieder den Kopf und sah den Kapitän wohl nur an, weil dieser ihn dazu zwang. Zucker war dabei sich sein Shirt wieder anzuziehen, sah die aufkommenden Tränen in Kostas Augen. Das wäre vielleicht mal nicht schlecht, dass er sich was ausheulte, fand der Prinz insgeheim. Er erwähnte auch Ranard, um Kosta dazu zu bringen, dass er mit dem Kapitän sprach. Vielleicht würde es ihnen nach einer Aussprache besser gehen. Und vor allem fand Zucker konnte er nicht der einzige sein, der von Ranard wusste. Wenn er weg war, musste sich ja irgendjemand um Kosta kümmern. Alleine schien er es momentan nicht auf die Reihe zu kriegen.
Doch der Krieger wollte nicht reden, flehte Taelos regelrecht an, ihn nicht weiter zu fragen. Der Kapitän ließ ihn sogar gewähren, schloss ihn dafür in seine Arme und tröstete ihn, dass wieder alles gut würde.
Zucker fand, dies wäre ein guter Zeitpunkt, um sich heimlich aus der Koje zu stehlen. Sollten die das unter sich klären.
Kosta war schneller. Sobald ihn der Kapitän etwas losgelassen hatte, zog der Krieger sich eiligst zurück und eilte dann hinaus. Zucker blickte ihm nachdenklich hinterher.
Das war alles andere als gut gelaufen. Wenigstens hatte ihm niemand in die Eier getreten. Er blickte zu Taelos, der immer noch mitten in der Kajüte stand und Kosta nachsah.
"Du wirst das wahrscheinlich nicht glauben, aber eigentlich waren wir grad dabei eines seiner Piercings abzunehmen", brach Zucker die Stille. Der Kapitän fuhr herum, sah ihn finster an. Uh, falscher Spruch.
"So hat es nicht ausgesehen", entgegnete Taelos scharf. Der Soldat zuckte mit den Schultern.
"Sah keinen Grund wieso es nich Spaß machen sollte", bemerkte er lapidar. Der Hayllier kam einen Schritt auf ihn zu.
"Keinen Grund?", fragte er drohend. "Lass es mich nur einmal sagen. Ich bin der Grund. Ich möchte mit ihm zusammenkommen, aber er hat gerade anderes zu verarbeiten, also warte ich. Aber das bedeutet nicht, dass ich still daneben stehe, während ihr euch vergnügt. Auf meinem Schiff!" Der Kapitän pausierte kurz, blickte in Zuckers Schritt. "Du kannst die Hände da wegnehmen, ich werde dich nicht treten."
Hatte er die Hände davor gehalten? Eintrainierte Überlebensreflexe schätzungsweise.
"Willst du ihm helfen oder mit ihm zusammen kommen? Weil das scheint sich gerade zu überschneiden", erwiderte Zucker. Der Kapitän schnaubte wütend, ehe er seufzte und knapp nickte.
"Wer ist Ranard?", fragte er danach. Zucker schwieg kurz.
"Der Kerkermeister von Dalmadans Feste", antwortete er.
"Dieser großer Kerl, der Kosta und mich beinahe erwischt hätte?", fragte Taelos zurück. Zucker schüttelte den Kopf.
"Das war Turgor, aber der war genauso ein Arschloch. Und wenn Turgor für dich groß war, war Ranard ein Gigant. Kosta hat ihn getötet, als die Flucht begann", erklärte er. "Trotzdem vermisst er ihn."
Der Kapitän riss die Augen auf. "Vermissen?!"
"Tja, was weiß ich, was in dem hübschen Köpfchen vorgeht. Ranard hat ihm eben jenen ziemlich verdreht." Zucker setzte sich auf das Bett, lehnte sich gegen die Holzwand. "Das legt sich schon wieder."
"Dinge werden nicht auf magische Weise besser", fuhr Taelos ihn an. "Aber bleib nur da sitzen und mach keinen Finger krumm." Damit stapfte er wütend aus der Kajüte. Zucker ließ sich seitlich aufs Bett sinken. Er hatte das Gefühl, als wären die angenehmen Tage auf dem Schiff vorbei.
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


von Anzeige » So 2. Okt 2022, 10:02

Anzeige
 


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 10:04

Nachdem er aus Zuckers Kajüte in die Krankenstation geflohen war und diese sorgsam abgeschlossen hatte, liess er niemanden mehr zu sich herein. Noch nicht einmal Leto oder Maria. Sie brauchten das Zimmer nicht wirklich. Die anderen, die in Dhemlan ebenfalls verletzt worden waren, hatte es längst nicht so schlimm getroffen, wie Kosta und ihre Wunden waren längst verheilt. Deswegen beanspruchte Kosta die Krankenstation nun für sich. Er wollte alleine sein, wollte niemandem mehr weh tun oder etwas falsches sagen. Er wollte seine Piercings behalten und es geniessen, wie sie ihn in den Wahnsinn trieben. Er konnte Eneas nicht sagen, was Ranard mit ihm gemacht hatte und erst recht konnte er ihm nicht beichten, dass er es genossen hatte. Dass er sich nach mehr sehnte. Deshalb reagierte er weder auf das Klopfen, die Rufe oder die Speerfäden. Es war besser, wenn er mit niemandem mehr Kontakt hatte.

Nur einmal bekam die Mannschaft wieder etwas von ihm mit. Da, als sie das Unterwassertor erreicht hatten und das Schiff für den Übertritt in das andere Reich vorbereiteten. Es war reiner Reflex, dass Kosta wie alle anderen auch, dafür aufwandte, einen Schutzschild um das Schiff zu erschaffen, mit dem sie auch tauchen konnte. Es war jahrelange Routine, ein geübtes miteinander. So war es dann auch zu spät, als er erschreckt zurück zuckte und sich davon lösen wollte.
Die Juwelenkraft der anderen kam ihm so wunderschön und rein vor. So glasklar und voller verwegener Lebenslust. Während er sich selber so fühlte, als bilde er darauf nur ein schwarzer, ekelerregender Fleck. Als würde er alles verderben und verunreinen. Es musste sich für die anderen fürchterlich anfühlen. Kosta kam sich schuldig vor. Als würde er seinen Balast auf die anderen abwälzen. Entsprechend schien es eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich in Terreille ankamen und sie den Schild wieder auflösen konnten.
Keuchend taumelte Kosta zurück, zitterte am ganzen Leib und schnappte hektisch nach Luft, als hätte er während der ganzen Zeit über die Luft angehalten. Ihm war speiübel und er fühlte sich völlig ausgebrannt. Bebend rollte er sich in seine Bettdecke und versuchte, nicht in Tränen auszubrechen. Tränen von denen er noch nicht einmal wusste, warum sie sich in seine Augen drängten. Es sollte einfach nur aufhören. Alles sollte nur aufhören.

Eines Tages war plötztlich Unruhe auf dem Schiff zu verspüren. Schritte trampelten aufgeregt übers Deck, dumpf waren gerufene Befehle durch das dicke Holz zu hören. Daraufhin waren noch mehr rennende Leute zu hören. Kosta, wusste, was das bedeutete, noch bevor Leto resolut gegen die Tür hämmerte.
"Jetzt ist genug, Iason", rief sie verärgert. "Wir werden die Krankenstation womöglich bald brauchen. Dhemlanische Schiffe sind hinter uns her. Kom raus. Du kannst dich in einer Kajüte verkriechen, doch wir müssen den Raum jetzt vorbereiten."
Diesmal öffnete Kosta jedoch augenblicklich. Natürlich wollte er niemandem zur Last fallen, oder Leto schon wieder verärgern, nachdem sie sich gerade eben erst so halbwegs wieder versöhnt hatten. Und noch weniger wollte er, dass jemand seinetwegen nicht geheilt werden konnte. Allerdings wollte er sich nicht in einer anderen Kajüte verkriechen. Stumm, aber zielstrebig ging er festen Schrittes an den beiden abrupt verstummten Heilerinnen vorbei, die seine Kleidung erstaunt anstarrten.
Kosta hatte eine feste Hose und ein robustes Hemd angezogen. Einfacher Schnitt und Stoff, jedoch zwecktauglich. Seine Piratenkleidung. An seiner Hüfte baumelte sein Säbel, bereit zum Kampf. Sein, inzwischen recht lang gewordenes Haar, am Ansatz schwarz, in den Spitzen blond, hatte er mit einem schwarzen, feinen Kopftuch zurück gebunden, damit es ihm im Kampf nicht in die Quere kam.
Ohne auf die anderen Piraten zu achten, den Kopf gesenkt, aber entschlossen, ging Kosta direkt zu Eneas, stellte sich anmutig und ernst an seine Seite. Da, wo er hingehörte. Da, wo er immer war, wenn es zum Kampf kam. So würde er auch jetzt an seiner Seite sein. Egal, dass sie sich gestritten hatte und Kosta erst kürzlich beinahe gestorben war. Die Wunde war inzwischen wieder zu und er konnte gehen. Das reichte vollkommen aus, um Eneas zur Seite zu stehen. Selbst wenn Kostas Gesicht ziemlich bleich war. Er war in letzter Zeit auch kaum am Tageslich gewesen. Wenn der Kapitän wollte, dass er woanders war, müsste er ihn da schon anketten. Was jedoch genau so gefährlich sein konnte, sollte da eine Kanonenkugel einschlagen.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Eneas » So 2. Okt 2022, 10:05

Er hätte Kosta vielleicht nicht gehen lassen sollen, denn die nächsten Tage war es unmöglich ihm nahe zu kommen oder nur zu sprechen. Kosta hatte sich regelrecht in der Krankenstation verbarrikadiert und niemand, nichtmal Zucker, schaffte es ihn dort hinauszulocken. Dennoch verbrachte Eneas einige Zeit vor der Türe, versuchte mit Kosta zu sprechen. Wenigstens um sich zu vergewissern, dass dieser alles hatte was er brauchte. Er würde doch nicht den Rest der Reise eingesperrt verbringen? War es Eneas Schuld und hatte zu viel Druck aufgebaut, dass Kosta sich nicht mehr anders zu helfen wusste als die Krankenstation zu verriegeln? Der Krieger reagierte nicht auf Eneas' Fragen oder Klopfen. Es war entmutigend. Eneas konnte nur hoffen, dass Kosta irgendwann von selbst herauskam.
Dies geschah als sie in Kaeleer das geheime Unterwassertor erreicht hatten. Eneas bat die Soldaten nach drinnen, was zunächst etwas Überredungskunst erforderte. Die Soldaten wollten sich nichts sagen lassen und erst mit Zuckers Hilfe schafften die Piraten es, dass die Gruppe unter Deck ging.
Dann sammelte sich die Mannschaft, um Leto zu helfen. Als Priesterin konnte sie zwar das Tor öffnen, aber sie mussten auch das Schiff ins Wasser bekommen und durch das sich öffnende Tor. Leto benötigte all ihre Kraft, um das Ritual zu verziehen, weswegen der Rest sich um den Schutz der 'E' kümmerte und ein riesiges Schutzschild erschufen, während sie das Schiff mithilfe der Kunst langsam nach unten drückten.
Während Eneas den Schild stärkte und die Geister von allen anderen spürte, fühlte er plötzlich die vertraute Kraft Kostas. Er war nicht hier bei ihm, wie sonst oft, aber Eneas spürte ihn. Er half mit, fügte sich in das Schild ein. Der Kapitän schöpfte Zuversicht daraus. Wenn Kosta immer noch ein Teil der Mannschaft sein wollte, würde er hoffentlich mit ihnen nach Nuranessa segeln. Es fühlte sich so gut an seinen Freund so wieder spüren zu können. Eneas musste sich bemühen, sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren.
Nachdem sie auf der anderen Seite in Terreille ankamen und die 'E' wieder die Wellen durchbrach, ging Eneas gleich zur Krankenstation, klopfte an die Türe.
"Danke für deine Hilfe", sagte er, "Brauchst du etwas Essen als Stärkung?" Sie hatten alle ihre Juwelen etwas erschöpft. Eneas wartete, aber es kam selbst jetzt keine Antwort. Er schwieg, hatte das Gefühl auf der anderen Seite der Türe erstickte Geräusche zu hören. Besorgt setzte sich Eneas an die Türe, wartete, aber Kosta reagierte nicht mehr.

Eneas war froh, dass sie wieder in Terreille waren. Je mehr Distanz sie zwischen Dalmadans Feste und sich aufbauen konnten, desto besser. Und je schneller sie nach Draega kamen, ebenso. Er machte sich große Sorgen um Timaris. Laree und der Haushofmeister müssten längst in Draega sein. Hoffentlich hatten sie es geschafft. Hoffentlich war das Gegengift erfolgreich.
Es blieb nichts anderes zu tun als zu hoffen und zu warten. Er versuchte nicht zu oft zur Krankenstation zu gehen, aber wenn er morgens auf dem Weg zur Messe war, um ein Frühstück einzunehmen, klopfte er kurz an die Türe und wünschte Kosta einen guten Morgen. Natürlich ließ er auch Essen in die Krankenstation schicken und sorgte dafür, dass sein Freund alles hatte was er für den Alltag brauchte. Manchmal hielt er es doch nicht aus, versuchte Kosta nach draußen zu locken. Zum Beispiel wenn ein besonders klarer Tag war oder wenn sie an der Küste bestimmter Territorien vorbeiglitten. Sie versuchten sich von Raej fernzuhalten, steuerten auf den Strom zwischen Chaillot und Shalador zu, als eines Tages Rufe vom Ausguck hoch oben auf dem Mast laut wurden.
"Schiffe am Horizont!", rief Welpe. Der Jugendliche war oft dort oben und nun, wo die Gewässer gefährlich werden konnten, hatte Eneas immer eine Wache gewollt, die die Umgebung sondierte.
"Welche Fahne?!", rief er hinauf. Sie warteten alle gespannt.
"Dhemlan! Drei Stück!", kam dann die ernüchternde Antwort. Eneas atmete tief durch. Drei waren viel.
"Sollen wir auch unsere dhemlanische Flagge hissen?", fragte Damien, während die Piraten bereits eilig zu den Waffen griffen und die Kanonen vorbereitet wurden.
"Wenn es Kriegsschiffe sind, werden wir schneller sein. Wir werden versuchen sie auszumanövrieren", entschloss sich der Hayllier. "Macht euch bereit! Setzt alle Segel!" Sie mussten schnell sein.
Zucker kam zusammen mit einigen der anderen Soldaten zu ihm. "Die dhemlanische Armee macht kurzen Prozess mit Deserteuren und Verrätern. Können wir helfen?", fragte der Prinz. Eneas nickte, wies auf einige Kanonen, wo sie helfen konnten diese zu beladen. Er war so beschäftigt damit Befehle über Deck zu brüllen, dass er nicht mitbekommen hatte wie Leto und Maria verschwunden waren. Wohl bekam er mit, als Kosta plötzlich an Deck kam. Eneas brach mitten im Wort ab, starrte den anderen Krieger an. Verflucht, er sollte sich zusammenreißen, aber der Anblick seines Freundes bereitete ihm weiche Knie. Ihn nach so langer Zeit wieder in der Piratenkluft zu sehen, komplett mit Säbel und Stirntuch, es tat so gut und gab ihm das Gefühl, dass alles wieder in Ordnung werden würde. Kosta gehörte hierher. Er gehörte zu ihnen. Wie konnte Kosta glauben, er wäre etwas anderes? Eneas lächelte ihn an, als er nähertrat. Kosta sah sehr verwegen aus und diese wilde Frisur, halb schwarz, halb blond, stand ihm ausnehmend gut. Etwas blass sah er aus, aber nichts was ein paar Tage in der warmen, hayllischen Sonne nicht kurieren könnten. Eneas versuchte sich zusammenzureißen, nickte seinem Freund zu.
"Es tut gut wieder an deiner Seite kämpfen zu können", sagte er. "Du kommst gerade rechtzeitig." Bald würde es ernst. Man konnte die Schiffe jetzt mit bloßem Auge erkennen. Die Chance, dass die dhemlanischen Schiffe an ihnen vorbeifuhren, wurde geringer und geringer. Wie Raubfische zogen sie hinter ihnen her, versuchten sie an beiden Seiten zu flankieren. Die 'E' bemühte sich dieser Zange zu entwischen, war immer noch eine Nasenlänge vorne.
"Feuert einen Warnschuss ab!", wies er an. Die Dhemlaner sollten lieber auf Distanz bleiben. Inzwischen konnte man schwach einzelne Figuren am feindlichen Deck ausmachen. Es erinnerte Eneas an die Verfolgungsjagd von Loraka weg. Die Mannschaft zündete die hinteren Kanonen.
"Juwelengeschosse!", brüllte Amancio. Sie sahen die zischenden Machtkugeln, die im hohen Bogen auf sie zuflogen. Wenn eines davon ihre Segel zerfetzte, wären sie gelähmt.
"Schilde!", rief Eneas. Die anderen wussten was gemeint war. Um ihre Kräfte zu schonen, errichteten sie nur dort einen Wall aus Kunst wo die Einschläge zu vermuten waren. Eneas hatte keine Zeit mit Kosta zu reden. Es gab nichts zu reden außer kurze, hektische Anweisungen, während sie alle zusammen halfen ein Ausweichmanöver nach dem anderen zu absolvieren, immer dem Wind folgend und die Dhemlaner auf Abstand haltend. Kosta war stets an seiner Seite. Sie waren eingespielte Partner auf Deck. Jeder Handgriff war Eneas mittlerweile in Fleisch und Blut übergangen, jedes Ziehen der Taue, Verknoten, Wenden, Ducken wenn die Rahen über ihre Köpfe hinwegrauschte, wenn die Segel gedreht wurden.
Sie hatten es sogar geschafft drei Treffer in der Breitseite eines der Schiffe zu landen, als sie glücklich beidrehen konnten und die Dhemlaner noch dabei waren ihre Kanonen auszurichten. Die Soldaten johlten jubelnd. Eneas lächelte leicht, ehe er alle wieder zur Eile drängte. Mithilfe der Juwelenkräfte trieben sie die 'E' pfeilschnell über die Wellen. Sie mussten die drei Häscher abschütteln.
"Weitere Schiffe!", rief Vissarion da. "Direkt vor uns!"
Eneas fluchte ungeniert. Sie waren eingekesselt. "Kurs auf die Chailloter Inseln!", rief er Farell zu, der am Steuerrad stand. Chaillot hatte noch lange vor der großen Hauptinsel viele Atolle, Sandbänke, Inseln und trügerische Buchten. Dort würden sie hoffentlich entkommen können. "Legt alles in die Segel!", brüllte er über Deck. Aufgaben kam nicht in Frage.
"Hayll! Hayllisches Segel!", rief Vissarion von oben im Ausguck hinunter.
Was? Hayll? Sie waren längst nicht in der Nähe. Eneas nahm ein Fernrohr zur Hand, sah in die Richtung. Seine Miene hellte sich auf. Tatsächlich, die vertrauten Segel ihrer Heimat. Mehr noch. Er sah am bemalten Kiel und der Bauart der Schiffe, dass jene aus der Armee stammen mussten.
"Ein besseres Begrüßungskomitee kann es nicht geben", sagte Farell. Eneas konnte ihm nur beipflichten.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 10:09

Eneas wollte ihn nicht wegschicken. Stattdessen sagte er gar, dass es gut sei, wieder an seiner Seite zu kämpfen. Kosta käme gerade rechtzeitig. Natürlich. Er hatte Eneas noch nie im Stich lassen wollen. Respektvoll nickte er ihm zu, wünschte sich jedoch, dass sie gar nicht erst kämpfen müssten, sondern so schnell wie möglich zu Timaris gelangen. Einmal ganz davon abgesehen, dass er nicht wollte, dass seine Freunde in eine so grosse Gefahr gerieten. Auch wenn sie schon so viele Gefechte überstanden hatten und sich zu helfen wussten. Gerade wünschte Kosta sich die Schiffe einfach nur weg.

Gleich darauf bleib jedoch keine Zeit mehr, sich sorgen zu machen. Eneas hatte ein Schiff zu kommandieren und zwar so, dass sie drei dhemlanischen Schiffen entkamen. Und Kosta blieb an seiner Seite, um ihn zu unterstützen, ihm dinge zu reichen oder ihn zu schützen, sollte etwas unvorhergesehenes passieren. So wie immer in den letzten zweihundert Jahren. So als wären die letzten Monate gar nicht gewesen. Doch sie waren es. Zucker und die anderen Soldaten, die an den Kanonen mithalfen bewiesen es.
Dank ihrer konzentrierten, routinierten Arbeitsweise schafften sie es, nicht von den drei Schiffen in die Zange genommen zu werden. Mehr noch, sie verpassten ihren Gegnern eine volle Breitseite. Die Soldaten jubelten. Kosta sah Eneas lächeln, musste unwillkürlich selber lächeln. Sein Blick glitt zu den Soldaten, traf den von Zucker. Es war schön, dass der Prinz noch unversehrt war. Er sollte es gefälligst noch eine ganze lange Weile so bleiben.
Vissarions Ausruf liess jedoch anderes befürchten. Vor drei Schiffen zu fliehen, war schon schwierig genug, doch nun auch noch Schiffe auf sich zusegeln zu haben, war wirklich brisant. Doch Eneas hatte auch dafür eine Idee. Er wollte durch das Labyrinth von Chaillots Inseln fliehen. Das war riskant, aber sicher besser, als sich den Schiffen zu stellen. Als Vissarion unvermutet vom Krähennest rief, dass es hayllische Schiffe waren. Eneas blickte durchs Fernrohr und bestätigte Welpes Worte. Hayllische Armeeschiffe segelten auf zie zu. Sofort legten sie noch mehr Kunst in die Segel, um zu ihren momentanen Verbündeten zu gelangen.

*Heyo!* war bald darauf ein offener Speerfaden zu hören. *Kapitän, bringt Ihr uns ein Geschenk mit? Das wäre doch nicht nötig gewesen.* Der Speerfaden war übermütig und selbstbewusst. Doch man spürte auch eine stahlharte Stärke dahinter.
"Das ist Nereos Tolarim", entfuhr es Kosta erleichtert. Auch andere aus der Crew erkannten den erprobten Seebären. Es machte ihnen allen Mut. Zusammen mit Eneas eilte Kosta an den Bug des Schiffes. Einige der Piraten, die gerade die Hände frei hatten, folgten ihnen. Genau wie einige der Soldaten. Eine Menge Schiffe waren inzwischen am Horizont aufgetaucht. Es sah ganz schön beeindruckend aus. Oder beängstigend. Je nach dem von welcher Seite aus man das betrachtete. Je näher sie kamen, desto mehr kristallisierte sich eine Gasse zwischen den Schiffen heraus. Für sie. Damit sie ungehindert weiter segeln konnten. Auf dem Bug des Schiffes steuerbord von ihnen stand Nereos Tolarim, grinste ihnen verwegen zu. Auf dem Schiff backbord von ihnen stand Erenaios Tolarim auf dem Achterdeck und hatte zumindest ein Nicken für sie übrig.
"Ahoi, Kapitän", rief Nereos Eneas gutgelaunt zu und nannte sicherheitshalber keinen Namen. "Gut dich zu sehen." Er hatte inzwischen erkannt, wer sie waren. "Ihr werdet in Draega sehnlichst erwartet. Der Haushofmeister meinte, ihr hättet ein Geschenk für die Königin dabei. Sie wird sich freuen, euch zu empfangen."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Eneas » So 2. Okt 2022, 10:13

Eneas atmete erleichtert durch, als er einen vertrauten Speerfaden hörte. Kosta erkannte den Tolarim als erstes. Es war ein echter Glücksfall, dass ausgerechnet Nereos' Schiff und das seines Vaters hier aufgetaucht waren. Der Adelige kannte die Piraten, sie hatten schon öfter miteinander zu tun gehabt, und so mussten sie nicht groß erklären wer sie waren oder wohin sie wollten. Die hayllischen Schiffe öffneten ihnen eine Gasse zwischen ihnen, so dass die 'E' im Schutze der größeren Kriegsschiffe passieren konnte. Am Horizont sah man noch weitere Teile der hayllischen Seearmada. Eneas wusste nicht wohin sie unterwegs waren. Vielleicht an die Südküste Raejs oder gleich um Raej herum und bis nach Dhemlan. War dies bereits der große Vorstoß? Aber das hätten sie niemals ohne einen Befehl von Timaris gestartet oder? Er wagte etwas zu hoffen.
Der Kapitän winkte sie zu den angrenzenden Schiffen hinüber. Als sie in Hörweite waren, rief Nereos zu ihnen herüber, wie gut es wäre sich zu treffen. Sie würden in Draega bereits erwartet und die Königin würde sich freuen, sie zu empfangen. Mit dem mitgebrachten Geschenk. Damit war sicherlich die andere Hälfte des Gegengiftes gemeint, das Kosta bei sich trug. Eneas fiel ein Stein vom Herzen, sobald er hörte, dass Timaris sie empfangen wollte. Sie lebte noch! Das waren gute Neuigkeiten und die Mannschaft an Deck nickte sich aufmunternd zu oder klopfte sich gegenseitig auf die Schultern.
"Ich kann dir nicht sagen, wie froh wir sind euch zu sehen", rief Eneas zurück, "Haltet uns den Rücken frei!" Denn die dhemlanischen Schiffe waren ihnen immer noch hinterher gesegelt. So hatten sie nicht viel Zeit Neuigkeiten auszutauschen. Der Kapitän wagte nicht offen nach Timaris' Gesundheitszustand zu fragen, da er nicht wusste wieviel allgemein bekannt war. Wenn aber der Haushofmeister schon in Draega war, dann mussten sie es geschafft haben.
"Wie ist die Lage in Hayll?", rief Eneas stattdessen hinüber.
"Hoffnungsvoll", erwiderte Nereos. Man wünschte sich noch gegenseitig Glück, aber dann überließ Eneas Nereos lieber wieder dem Kommando über sein Schiff, damit er sich ganz auf die Dhemlaner konzentrieren konnte. Sie selbst segelten in die entgegen gesetzte Richtung.

Eneas sah erleichtert und glücklich zu Kosta.
"Es war noch rechtzeitig", sagte er erfreut, "Sie lebt noch. Das haben wir alles dir und dem Haushofmeister zu verdanken." Er hoffte, dass Kosta dies aufmuntern würde. Was immer er in Raej und in Dhemlan hatte tun müssen, es war nicht umsonst gewesen. Er hatte großartiges vollbracht. Er wollte Kosta so gerne umarmen und ihn drücken, aber Eneas zögerte. Er wollte den anderen Krieger nicht wieder zu viel bedrängen. So strich er ihm nur kurz über die Schulter.
"Danke, dass du mitgeholfen hast, die Dhemlaner abzuschütteln", sagte er und hoffte, dass Kosta nicht wieder in die Krankenstation gehen würde. An Deck hatte er wieder gesund gewirkt. Vielleicht noch nicht ganz wie in alten Tagen, aber er war eindeutig auf dem Weg der Besserung.
"Bringt uns noch weiter weg vom Kampfgeschehen!", rief er über Deck. Hinter ihnen hörte man dumpfe Kanonenschläge und das Aufbranden von Juwelenkräften. Eneas zweifelte aber nicht daran, dass die überlegenen hayllischen Streitkräfte kurzen Prozess mit den Dhemlanern machen würden. Sie selbst konnten nicht riskieren, sich in den Kampf verwickeln zu lassen. Eneas wusste nicht, ob Timaris noch rasch den Rest des Gegengiftes benötigte. Außerdem wollte der Krieger nach all den überstandenen Gefahren kein Leben seiner Leute riskieren.
"Und dann wird gegessen und gefeiert!", schloss er und grinste gelöst. Nun, sie konnten sich nicht betrinken. Auch wenn sie näher an Hayll herankamen, mussten sie wachsam bleiben, aber ein Essen würde ihre Kräfte stärken und sie hatten es sich verdient nach Wochen des Bangens nun etwas zu feiern.
"Möchtest du auch etwas essen und trinken?", fragte er Kosta.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 10:15

Beide Kapitäne gingen auf ihren jeweiligen Schiffen der Reeling entlang zum Heck, um möglichst lange miteinander sprechen zu können. Kosta folgte Eneas noch etwas unglenk, doch nicht mehr humpelnd. Manchmal protestierten noch einige Muskeln, doch Maria und Leto hatten gute Arbeit geleistet. Ihnen war zugute gekommen, dass Kostas Bauchmuskeln sehr trainiert gewesen waren. Dass sie gewöhnt waren, sich zu betätigen, weswegen sie auch gerne wieder zusammen gewachsen waren. Aber all das war nebensächlich im Vergleich zu der Nachricht, dass Timaris noch am Leben war. Nereos' Worte mussten das einfach bedeuten. Dass Prinz Asar angekommen war. Dass er das Gegenmittel hatte überreichen können und dass es genutzt hat.

Kosta hatte das Gefühl, die Beine müssten gleich unter ihm nachgeben. Oder, dass der Wind ihn davon wehte, so leicht fühlte er sich. Krampfhaft klammerte er sich mit den Fingern an die Heckreeling und starrte Nereos hinterher. So gerne hätte er ihn mit tausenden Fragen bestürmt. Doch der Tolarimkapitän war schon wieder damit beschäftigt, sein Schiff zu kommandieren, damit sie die dhemlanischen Schiffe versenken konnten. Genau wie Eneas sich darum kümmerte, dass sie rasch von der Seeschlacht in Richtung Draega wegkamen. Kosta wäre am liebsten auf die Winde gesprungen, um direkt dahin zu reisen. Um so schnell wie möglich bei Timaris zu sein und ihr die andere Hälfte des Gegengiftes zu geben. Vielleicht brauchte sie es ja noch. Vielleicht war die eine Hälfte nicht genug gewesen.

"Und euch", antwortete Kosta atemlos, erschauderte unter Eneas Hand an seiner Schulter. "Wir hätten es niemals aus der Feste geschafft ohne euch." Sein Blick huschte zu Zucker, der mit den Soldaten ihr Entkommen feierten. "Nicht wir alle." Kosta hätte sich dann irgendwann wieder entscheiden müssen. Hätte die Soldaten und Minan in den Gängen des Kerkers zurück lassen müssen, um alleine zu fliehen, damit er mit dem Gegengift zu Timaris reisen konnte. Eine weitere grausame Entscheidung, die ihm glücklicherweise erspart geblieben war und nun schien es, als wäre es überstanden. Sie mussten nur noch nach Draega und dann war es vorbei. Kosta konnte es noch gar nicht fassen.

"Danke, dass ihr uns gerettet habt", flüsterte er überwältigt und lehnte sich schwer gegen die Reeling. "Auch wenn ich niemals gewollt habe, dass ihr euch in so eine wahnsinnig grosse Gefahr begebt. Es war viel zu gefährlich, Eneas. Das darfst du nie wieder tun." Ihm wurde wieder übel bei dem Gedanken, dass es auch anders hätte ausgehen können. Aber vielleicht war es auch die Erleichterung, dass alles gut gegangen war.
"Es ist vorbei, oder?" fragte er mit zittriger Stimme. Einfach so? Konnte das sein? "Ich... ich würde am liebsten auf die Winde springen und gleich direkt zu Timaris reisen. Ihr die zweite Hälfte geben." Leider war hier gerade kein Wind zu spüren. Dafür registrierte Kosta wieder die anderen Menschen auf dem Schiff, die sich auf die Feier freuten. Erschöpft lächelte der Krieger. Sie hatten es sich mehr als verdient. "Ja... ja... etwas zu essen und zu trinken wäre gut", stimmte er zu. Es würde ihre Juwelen wieder aufladen, wodurch sie schneller nach Draega kämen. Selber glaubte er jedoch nicht, dass er auch nur einen Bissen runter bekäme. Dazu war er viel zu aufgeregt. Es war vorbei. Wirklich?
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Eneas » So 2. Okt 2022, 10:18

Kosta erwiderte, dass sie niemals aus der Festung hätten fliehen können ohne die Hilfe der Mannschaft. Zumindest nicht alle. Dabei glitt sein Blick kurz hinüber zu Zucker. Eneas entging dies nicht. Kosta hatte anscheinend die Befürchtung, dass Zucker es nicht aus der Feste geschafft hätte. Der Prinz war offenbar sehr wichtig für Kosta. Eneas wollte nicht wissen, was passiert wäre, wenn sie nicht rechtzeitig gekommen wären. Als sie in den Kerker eingebrochen waren, hatten die Gefangenen bereits gegen die Wärter gekämpft. Wie lange wäre das gut gegangen? Er durfte gar nicht daran denken, was dann Kosta widerfahren wäre.
"Es ist nochmal gut gegangen. Wir waren da und konnten euch helfen", sagte Eneas. Es schien, als ob die Dunkelheit dort ein Händchen mit drin gehabt hatte. "Ich bin so froh, dass wir dich gefunden haben. Ich wünschte, wir wären früher da gewesen. Aber was du und Prinz Asar geleistet haben.. unter all der Gefahr und dem Druck.." Es war nicht verwunderlich, dass Kosta davon seelisch angeschlagen war. Noch dazu war er im Kampf verwundet worden. Weil Kosta sich zwischen Eneas und den Wärter geworfen hatte. Er hatte ihm das Leben gerettet. "Du hast Timaris das Leben gerettet. Und mitgeholfen das dunkle Dhemlan zu Fall zu bringen." Eneas wollte so sehr, dass Kosta sich besser fühlte und dass er nicht nur das schlechte sah, was er hatte tun müssen.
Kosta bedankte sich für die Rettung, lehnte sich an die Reling. Der Krieger bat Eneas, nein, forderte vielmehr, dass er sich nie wieder in solch eine riesige Gefahr begeben würde. Der Kapitän grinste.
"Das gleiche könnte ich zu dir sagen", gab er zurück, "Manchmal ist es nötig, sich in Gefahr zu begeben, um die zu retten, die uns etwas bedeuten." Eneas würde es wieder tun, um Kosta zu retten. "Aber ich habe nichts dagegen, es für die nächste Zeit ruhiger anzugehen." Er würde nicht zulassen, dass Kosta sich für diesen Krieg weiter aufrieb. Wenn Timaris geheilt war, hatte Kosta genug getan. Er hatte viel zu hohe Opfer gebracht.

Mit brechender Stimme vergewisserte sich sein Freund, ob es tatsächlich vorbei wäre. Eneas nickte lächelnd. "Jetzt ist es vorbei. Wir müssen nur noch nach Draega segeln." Kosta wollte lieber sofort über die Winde zu Timaris reisen und ihr den Rest des Gegenmittels geben." Das konnte der Krieger gut verstehen.
"Es sind nur noch ein paar Tage. Wenn Prinz Asar bereits bei ihr ist, hat sie die erste Hälfte des Mittels bekommen. Das klingt danach, als wäre der drohende Tod abgewendet", beruhigte er Kosta. Wenn der Krieger trotzdem einen nächsten Wind suchen wollte, würde Eneas natürlich zustimmen. Zunächst fand der Kapitän aber, hatten sie sich eine Stärkung verdient. Zu seiner Freude stimmte Kosta dieses Mal der Einladung zu und wollte auch etwas essen und trinken. Eneas hätte ihn am liebsten gedrückt und herumgewirbelt. Er freute sich darüber, dass sein Freund sich nicht wieder verkroch und zurückzog.
Zunächst mussten sie noch ein paar Seemeilen zwischen sich und dem Gefecht bringen, aber danach versammelten sich die meisten in der Messe. Eneas zupfte zaghaft an Kostas Ärmel, erinnerte ihn freundlich an das Essen. Mit heimlicher Freude beobachtete er wie der andere Krieger ihm tatsächlich in die Messe folgte und sich wieder unter die anderen gesellte. Es schien wie früher. Manche nickten Kosta zu oder klopften ihm auf die Schulter, schoben ihm einen Becher zu.
Solomon hatte Fladenbrot gebacken und Fleischlaibchen gebraten, dazu gab es eine Salsasoße. Süffiges Bier wurde herumgereicht. Nicht alle waren in der Messe, sie würden sich abwechseln müssen, schließlich wollte das Schiff weiter gesegelt werden. Die Soldaten waren dafür alle hier, ließen es sich schmecken und johlten am lautesten herum, wobei es ihnen ziemlich egal schien, dass die Königin von Hayll gerettet war. Sie freuten sich eher über das Essen und dem vermeintlichen Sieg über die Dhemlaner.
Eneas konnte seine Blicken meist nicht von Kosta abwenden, wollte sich immer wieder vergewissern, dass es ihm diesen gut ging. Der Hayllier versuchte sich zusammenzureißen. Er konnte nichts erzwingen, sagte er sich wieder. Ihm fiel natürlich auf, dass sein Freund wieder mal zu Zucker hinüber sah, der bei seinen Kumpanen saß. Die Blicke schmerzten. Eneas schob die Eifersucht beiseite. Seitdem er Zucker und Kosta erwischt hatte, machte der Prinz stets einen großen Bogen um ihn. Wie das jetzt sein würde, wo Kosta die Krankenstation verlassen hatte, wusste er nicht.
"Du kannst dich ruhig zu ihnen setzen, wenn du magst", bot Eneas ruhig an.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 10:22

"Ich wünschte, ihr hättet nie herausgefunden, wo ich bin", entfloh es Kosta genau so innig, als Eneas seine Erleichterung äusserte, dass sie ihn gefunden hatten. "Ich... ähm, ich meine, ich bin froh, wie es ausgegangen ist. Trotzdem wünschte ich, ihr hättet euch nicht in diese Gefahr begeben." Prinz Asar und er hatten sich grosse Mühe gegeben, ihre Spuren zu verwischen. Ein Kutscher hatte dafür sogar sterben müssen. Alles umsonst. Leidenschaftlich forderte er von Eneas, dass er sich nie wieder in so eine Gefahr bringen sollte. Doch der Krieger grinste nur und fand, das Selbe könne er zu ihm sagen. Manchmal sei es nötig, sich für die in Gefahr zu begeben, um die zu retten, die einem etwas bedeuteten. Kosta seufzte und liess den Kopf hängen. Das stimmte schon. Aber für Eneas sollte das nicht gelten. Eneas sollte in Sicherheit sein.

Es war alles viel zu überwältigend. Gerade eben waren ihnen noch die Machtbälle um die Ohren geflogen und nun sprachen sie davon zu feiern. Eneas lobte ihn, dass er Timaris gerettet und Dalmadans Feste zu Fall gebracht hatte. Es schien alles so unwirklich. Er hatte sich so lange zusammen gerissen, so hart gearbeitet. Jetzt sollte es einfach vorbei sein. Es war, als würde er fallen, was ihm stark das Gefühl auslöste, sofort zu Timaris zu müssen. Um zu sehen, ob es wirklich vorbei war. Ob sie tatsächlich nicht mehr vergiftet war.

Er musste länger in seine Gedanken versunken gewesen sein, denn Eneas zupfte ihn irgendwann am Ärmel und erinnerte ihn an das Essen. Kosta blinzelte verwirrt, lächelte dann aber freundlich und nickte, um Eneas brav hinunter in die Messe zu folgen. Es herrschte da schon einiger Trubel. Die Piraten feierten die Rettung der hayllischen Königin und die Soldaten jubelten über den sogenannten Sieg über die Dhemlaner. Kosta wurde von den Seeleuten willkommen geheissen. Man nickte ihm zu, klopfte ihm auf die Schulter, drückte ihm einen Becher Bier in die Hand. Kosta erwiderte die Gesten zurückhaltend. Er wollte nicht die Freude trüben. Nur offener ging nicht. Zu viel war passiert. So vieles stimmte nicht mehr. Es kam ihm so vor, als würde er die Feier von aussen betrachten, konnte nicht wirklich erleichtert mitfeiern.

Wie schon vermutet, ass er nicht viel. Er sprach auch kaum etwas und nippte nur etwas an seinem Becher. Um ihn herum war es laut und fröhlich. Er selber schien jedoch in einer Blase zu sitzen. Zu mehr, als einfach anwesend zu sein, hatte er keine Kraft. Unnwillkürlich musste er daran denken, dass er es als Jugendlicher auch nicht sonderlich toll gefunden hatte unter so vielen, feiernden Menschen zu sein. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor und er wusste, dass es sich geändert hatte.
Nachdenklich fiel sein Blick auf Zucker, der zum ersten Mal in seinem Leben frei war. Etwas wovon er nie geglaubt hatte, dass er es sein würde, aber stets dafür gekämpft hatte. Ob es ihm bewusst war, dass nun ein anderes Leben auf ihn wartete? Ob er wusste, dass er nicht wieder nach Raej musste? Zumindest nicht, wenn er dort keine Freunde hätte, die womöglich auf seine Hilfe angewiesen waren.

"Du kannst dich ruhig zu ihnen setzen, wenn du magst."
"Was?" Kosta schreckte aus seinen Gedanken hoch. Eneas, der neben ihm auf der Bank sass, deutete zu den Soldaten. Schuldbewusst zuckte Kosta zusammen. "Es tut mir leid", flüsterte er gleich reumütig und senkte den Blick. Er hatte Eneas nicht eifersüchtig machen wollen. Oder ihn gar verletzen wollen. Er war so dumm gewesen, Zucker in seine Kajüte zu folgen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er wusste doch, dass er kaum an sich halten konnte, wenn ihn jemand lockte. Mit diesen Piercings, die ihn regelmässig zum Glühen brachten, erst recht nicht.
"Ich mache mir nur Sorgen um ihn", erklärte er leise. "Er will wieder zurück. Nach Raej. Zu Prinz Rashar Karssail und den Anderen, die überlebt haben. Sie wollen weiter gegen Sion kämpfen und ein Ritual verhindern, das er dort geplant hat."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Eneas » So 2. Okt 2022, 10:24

Kosta schien überhaupt nicht gemerkt zu haben wie lange er schon zu den Soldaten blickte. Er schreckte regelrecht hoch, als Eneas ihn darauf ansprach und anbot, dass er sich zu ihnen setzen könnte. Der andere Krieger wirkte wie ertappt und entschuldigte sich, senkte den Kopf wieder. Eneas konnte sich schon denken, dass Kosta gerade daran dachte wie Zucker und er in der Kajüte erwischt worden waren. Im Prinzip war es nichts verbotenes gewesen, sie waren nicht zusammen, aber Eneas störte es trotzdem. Er hatte, wie er dachte, ziemlich deutlich gemacht, dass er Interesse an Kosta hatte. Und bisher hatte Kosta auch noch kein endgültiges Nein ausgesprochen. Bis dahin würde Eneas gegen die Nebenbuhler kämpfen. Dieses Mal würde er nicht wortlos danebenstehen wie er es schon so oft getan hatte. Es hatte immer furchtbar geschmerzt und er hatte sich selbst nicht gemocht. Jetzt endlich zu handeln, fühlte sich befreiend an. Er hätte es schon viel früher tun sollen.
Eneas versuchte die Gedanken beiseite zu schieben. Zucker hatte ihm gesagt, dass wenn er Kosta helfen wollte, er erstmal beiseite schieben sollte mit ihm zusammenzukommen wollen. Der Prinz hatte vermutlich recht damit und so fragte Eneas eben, ob Kosta zu Zucker hinüber wollte. Alles, damit es Kosta besser ging.
"Es muss dir nicht leid tun, wenn du Zeit mit ihm verbringen willst", sagte Eneas leise. Zucker schien ein Talent dafür zu haben, Kosta aufmuntern zu können. "Er bringt dich zum Lachen..." Mehr wusste er nicht zu sagen. Sie hatten nicht mehr darüber geredet, was in der Kajüte vorgefallen war und Eneas wollte es sicher nicht jetzt bei ihrer kleinen Feier erwähnen.

Kosta erklärte, dass er sich Sorgen um Zucker machen würde, da dieser zurück nach Raej wollte. Er wollte zu Prinz Karssail und den anderen. Eneas nickte. "Rashar ist sein Freund und sein Kommandeur." Wobei Eneas nicht wusste wie genau es die Verbrecher überhaupt mit der Soldatenhierachie nahmen. Sie wirkten eher wie raubeinige Söldner. Kosta sorgte sich, da die Soldaten weiter gegen Sion kämpfen und ein Ritual verhindern wollten.
"Ein Ritual?", merkte Eneas auf. Davon hatte der Kommandeur nichts erwähnt. "Timaris wird sicherlich weitere Truppen nach Raej schicken und versuchen Prinz Karssail zu unterstützen." Nach dem was dieser Eneas erzählt hatte, hatte Hayll einiges wieder gutzumachen. "Hayll wird ihnen gewiss helfen. Mit so viel Schutz an ihrer Seite wird Zucker bestimmt nichts passieren. Und wer weiß, ob alle Männer überhaupt zurück nach Raej wollen." Eneas sah auch hinüber zu der lachenden Gruppe, die irgendwelche zotigen Scherze austauschten. Der Krieger bezweifelte, dass alle gleich zurück in den Krieg wollten. "Sie haben viel durchgemacht. Einige wurden verletzt. Ich denke, sie würden etwas Erholung auch zu schätzen wissen." Viele von den Männern sprachen auch von der Belohnung, die ihnen die Königin geben sollte. Falls Timaris dies wirklich tun würde, so könnten sich die Soldaten vermutlich zur Ruhe setzen.
Er überlegte sich, ob er nicht mit Zucker darüber reden sollte. Eneas befürchtete, dass Kosta ein weiteres Mal nach Raej würde, um dem Prinzen hinterher zu eilen. Er schien nicht von ihm loskommen zu können. Und Eneas wollte Kosta in Sicherheit wissen. Er konnte nicht gleich wieder in Kriegsgebiet. Es würde ihn zerbrechen. Zucker würde das einsehen müssen, sagte Eneas sich.
"Mach dir keine Sorgen um Zucker", beruhigte Eneas seinen Freund. Er drückte kurz Kostas Hand. "Ich habe so ein Gefühl, dass er länger in Draega bleiben wird." Und wenn er ihn dafür am Mast festbinden musste, dachte Eneas weiterhin lächelnd.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 10:26

Eneas versicherte ihm leise, dass es ihm nicht leidtun müsse, wenn er Zeit mit Zucker verbringen wollte. Doch Kosta wusste es besser. Er tat Eneas nur weh damit. Allein der Tonfall, in dem Eneas mit ihm sprach, sagte mehr als tausend Worte. Und da er Eneas nicht wehtun wollte, tat es ihm leid. Kosta nickte matt. Ja, Zucker brachte ihn manchmal zum Lachen. Weil er so schön dummes Zeug redete und nicht unter die Oberfläche grub. Diesmal beschäftigte Kosta jedoch etwas ganz anderes, weswegen er immer wieder zu dem Prinzen geschaut hatte. Er wollte sich nicht vorstellen, wie Zucker wieder in dem feuchten Dschungel von Raej war und sich in den Krieg stürzte.

"Er fühlt sich ihm sehr verpflichtet, ja", stimmte er zu. "Ich weiss nicht genau, um was für ein Ritual es sich handelt. Etwas wovon Sion sich grosse Macht verspricht. Rashar hat den Ort gefunden, wo es stattfinden soll und er will es verhindern." Eneas tröstete ihn damit, dass Timaris sicherlich weitere Truppen nach Raej zu schicken. Kosta nickte erneut. Von dem, was er mitbekommen hatte, hatte sie das längst getan. Prinz Malateste wusste ja auch, was da unten in Raej vorging.

"Er wird wieder zurück wollen", stellte Kosta unumstösslich und genau so traurig klar. "Einige der anderen sicher nicht. Doch er schon. Er ist treu, stark und tapfer. Auch wenn er sich selber nicht so sieht. Dabei wurde er von allen am Schlimmsten verletzt. Du hättest ihn sehen sollen, als ich ihn in der Sternenfeste gefunden habe. Eine der Adligen da ist wütend auf ihn geworden, weil er im Bett nicht brav hergehalten hat. Daraufhin hat sie ihn mit einem üblen, gezackten Messer bearbeitet. Danach sperrte sie ihn wieder in den modrigen Kerker. Seine Wunden wollten sich nicht schliessen und entzündeten sich. Er war kurz davor zu sterben. Aber obwohl er Erholung dringend nötig hätte, bezweifle ich, dass er die sich gewähren wird, solange Rashar noch in Raej ist. Und Timaris Soldaten, sie werden das Ziel kraftvoll unterstützen. Doch ein einzelner Mann wird sie nicht kümmern."

Kosta glaubte nicht, dass Zucker deswegen sicherer sein würde. Besonders nicht, wenn er sich stets in der Nähe von Rashar aufhielt, der als Kommandeur natürlich ein gefragtes Ziel war. Eneas sah hingegen wie immer nur das positive und hoffnungsvolle in der Welt und drückte ihm sachte die Hand. Er solle sich keine Sorgen um Zucker machen. Er hätte das Gefühl, dass Zucker trotzdem länger in Draega bleiben würde. Kosta lächelte müde. Es war lieb von Eneas, wie er ihn aufzumuntern versuchte. Kosta sollte sich nicht so dagegen sperren und ihm damit weitere Sorgen bereiten. Nur, ihm fehlte die Kraft dazu.

"Seinetwegen wünschte ich, dass wir niemals in Draega ankommen", gab er wehmütig zu. "Gleichzeitig wünschte ich, wir könnten schon morgen dort im Hafen einlaufen. Ich möchte Timaris so schnell wie möglich das Gegengift überreichen. Damit sie auch ja wieder ganz gesund wird. Damit endlich alles vorbei war." Damit er endlich fallen konnte. Kosta erhob sich abrupt. Er musste hier raus. Ihm war, als bekäme er plötzlich keine Luft mehr. "Ich geh an Deck", murmelte er nervös. "Frische Luft schnappen."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Eneas » So 2. Okt 2022, 10:26

Kosta bestätigte, dass Zucker seinem Kommandeur sehr ergeben wäre. Gemeinsam wollten sie ein Ritual Sions verhindern, von dem sich der Dämon große Macht versprach. Das klang sehr wichtig, dachte Eneas bei sich. Ob Timaris schon davon wusste? Kosta befürchtete traurig, dass Zucker auf jeden Fall zurückgehen würde. Manche andere wahrscheinlich nicht, aber Zucker wäre sehr treu, weswegen Kosta wohl glaubte, dass der Prinz seinen Kommandeur nicht im Stich lassen würde.
Zum ersten Mal erzählte Kosta, wie und wo er Zucker wieder getroffen hätte. Eneas hatte geglaubt, die Soldaten wären gleich von Raej mit Zorya mitgereist, aber dies schien nicht der Fall zu sein.
"Dunrobin Castle? Zucker war nicht bei euch in Dalmadans Feste?", hakte der Krieger nach. Kosta erklärte, dass die Gefangenen zunächst in Dunrobin Castle gelandet wären. Erst später wäre er selbst dorthin gereist. Im Auftrag der Königin hatte er Gefangene transportiert. Sie hätte für ihre Experimente starke Männer mit Juwelenkraft benötigt.
"Experimente? Minan?", fragte Eneas leise und Kosta nickte. Er beschrieb wie schlimm Zucker zugerichtet gewesen wäre, da eine Adelige ihn misshandelt hätte. Im feuchten Kerker hätten sich die Wunden des Soldaten entzündet und er wäre beinahe gestorben.
"Und dann hast du ihn gefunden", riet Eneas, "Und ihn vorm Sterben bewahrt." Dann war Kosta dafür verantwortlich, dass Zucker auf seinem Oberkörper nur noch feine Narben trug. Trotz der schweren Verletzung befürchtete Kosta, dass der Soldat sich keine Erholung gönnen würde.
"Sich selbst keine Erholung zugestehen und stattdessen denen helfen, denen man treu ergeben ist. Nach wem klingt das?", fragte Eneas schmunzelnd. Da war Zucker Kosta gar nicht so unähnlich. So verschiedenen die beiden sonst auch wirkten. Kosta sorgte sich weiter um Zucker. Hayllische Armee hin und her. Eneas war mit Gedanken eher bei der Tatsache, dass Kosta direkt im Herz des Feindes gewesen war.
"Der Gedanke, dass du mitten in Dunrobin Castle warst, ist erschreckend", gab er zu. Noch nie hatte Kosta sich in solche Gefahr begeben. "Ich bin so froh, dass du es herausgeschafft hast. Es muss beängstigend gewesen sein."

Kosta schien sich um sich selbst aber weniger Sorgen zu machen. Er wollte Timaris so schnell wie möglich das Gegengift geben, damit alles endlich vorbei war. Gleichzeitig wollte er wegen Zucker niemals in Draega ankommen. Eneas schmerzten die Worte. Wieviel Leidenschaft Kosta für den Soldaten aufbrachte. Er schien ja kaum noch an etwas anderes zu denken. Und wenn Kosta sich für Zucker entscheiden würde, um ihm dann treu in Raej nachzueilen? Es war ein erschreckender Gedanke.
Bevor Eneas überlegen konnte was er als nächstes sagen konnte, um Kosta zu beruhigen, stand dieser plötzlich auf und sagte, er wollte an Deck und frische Luft schnappen. Etwas überrumpelt nickte Eneas. Sollte er ihm nach? Er hatte noch so viele Fragen. Aber er hatte versprochen, Kosta nicht mehr so sehr zu bedrängen.
Während sein Freund nach draußen flüchtete, blickte Eneas zu Zucker. Der Kerl hatte nichtmal bemerkt, was los war und er hatte selbst nie Kostas sorgenvolle Blicke erwidert. Der Prinz scherzte weiterhin mit seinen Kameraden. Eneas überlegte, ob er Zucker darauf hinweisen sollte, dass Kosta gerade gegangen war. Aber es wäre bescheuert seinen Rivalen auch noch zu unterstützen. Gleichzeitig wollte er Kosta helfen. Das hatte Vorrang.
Eneas nahm eine Walnuss aus einer Schale am Tisch und warf sie gegen Zuckers Kopf. Der Prinz rieb sich den Hinterkopf, sah fragend zu Eneas. Der Kapitän deutete mit einem Kopfnicken nach draußen. Zucker erhob sich, kam zu ihm.
"Werd ich jetzt schon der Messe verwiesen?", fragte er.
Eneas drückte ihm zwei Krüge mit Bier in die Hand. "Bring die Kosta. Er ist draußen an Deck frische Luft schnappen", wies er an. Eneas pausierte kurz. "Er könnte sicher etwas Gesellschaft vertragen..." Und anscheinend nicht die seine, wenn er immer wieder jedem Gespräch mit ihm entfloh. Zucker nahm die Krüge entgegen.
"Ich brauch keinen Tritt von dir", erwiderte er.
"Anscheinend doch", gab Eneas zurück. "Du siehst ihn nichtmal."
Zucker öffnete den Mund, schien noch etwas sagen zu wollen. Dann ließ er es aber bleiben und verließ die Messe.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 10:28

"Zu Anfang nicht", verneinte Kosta, während er sich abwesend daran erinnerte, wie er Zucker gefunden hatte. Wie er hatte zusehen müssen, wie er und die anderen abtransportiert worden waren. "Von Loraka sind wir nach Amdarh gesegelt, wo wenigen Gefangenen der 6. Kompanie nach Dunrobin Castle gebracht wurden." Es hatte Kosta das Herz zerrissen und Zucker war so böse mit ihm gewesen. Er hatte keinerlei Möglichkeit gehabt, ihn etwas von dem Zorn zu befreien, damit er sich besser fühlte. Es war grausam gewesen. Und schlussendlich doch noch etwas vom harmloseren.
"Ich konnte ihn erst Wochen später da rausholen", führte er die Erklärung traurig aus. "Zorya Eacir wollte, dass ich die Kriegsgefangenen mit den dunklen Juwelen aus der Sternenfeste nach Dalmadans Feste hole, damit sie Kraftspeicher für ihre Heilerinnen und Schwarzen Witwen, damit sie ihre Experimente durchführen konnten." Kosta schnaubte. "Nein, ich habe ihn dazu gezwungen zu überleben. Habe ihm nicht erlaubt zu sterben." Ihn davor bewahrt zu haben, war irgendwie die falsche Bezeichnung. Zucker hatte sich mit seinen ganzen verbleibenden Leibeskräften versucht dagegen zu wehren, hatte seine Hilfe nicht gewollt. Und Kosta hatte ihn noch zu viel schlimmerem gezwungen.

Blass nickte er dazu, dass Minan zu den Experimenten gehört hatte. Nervös huschte sein Blick zu Eneas, bevor er ihn hastig wieder senkte. Er wollte gar nicht wissen, wieviel Eneas darüber wusste. Es war furchtbar. Schon nur sich daran zurück zu erinnern. Es löste Schweissausbrüche und Übelkeit in Kosta aus. Ein einziger Trost war, dass Minan endlich wieder bei seinem geliebten Gefährten sein konnte.
"Nach dir", antwortete er ohne zu zögern auf die Frage, nach wem das klänge, dass jemand sich selbst keine Erholung gönnte und stattdessen denen helfen wolle, den man mochte. Eneas tat alles für seine Freunde. Viel zu viel. Aber darüber dachte er gerade nicht weiter nach. Vielmehr war er damit beschäftigt, sich selber zusammen zu halten. Zu atmen. Es drohte ihn zu überrollen. Besonders nun, da es vorbei zu sein schien.
"Dunrobin Castle", hauchte er gequält. "Es ist wie ein Alptraum in einem Alptraum. Die Ausstrahlung des Schlosses ist noch viel grausamer als die von Dalmadans Feste." Kosta erschauderte, musste dann aber sachte lächeln. "Aber es gibt noch immer Liebe dort." Kalliope. Andiël. Kosta musste es Eneas sagen. Ihm von seiner Schwester und seinem Freund erzählen. Doch er konnte nicht. Nicht jetzt. Nicht hier. Es wurde ihm zuviel. Er bekam keine Luft. Sorgen der Vergangenheit mischten sich mit denen aus der Gegenwart.

Kosta flüchtete nach draussen. Er hätte nicht mit in die Messe kommen sollen. So machte er Eneas nur noch weitere Sorgen. Die Piraten und die Soldaten hatten es verdient zu feiern. Er verdarb nur alles. Ungelenk stolperte Kosta den Gang entlang, taumelte die Treppe hoch und rannte zur Reeling. Nur für den Fall, dass er sich doch noch übergeben musste. Musste er nicht. Doch er schnappte hektisch und fahrig nach Luft. Ein Teil von ihm wusste, dass er gerade eine Panikattacke hatte. Aber wirklich etwas dagegen tun konnte er nicht. Egal wie fest er sich an der Reeling festhielt.
Die frische Seeluft half jedoch etwas. Es war inzwischen wieder dunkel draussen geworden. Sterne schimmerten am Nachthimmel, spiegelten sich auf dem Meer. Langsam ging Kosta soweit nach vorne zum Bug des Schiffes, wie es nur ging. Bald waren sie in Draega. Wenn er das Gegenmittel abgegeben hatte, dann könnte es leichter werden. Dann war es vorbei. Dann...
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 10:30

Zucker rieb sich den schmerzenden Hinterkopf, wo ihn eine Walnuss getroffen hatte. Es war noch das harmloseste was der Kapitän gemacht hatte. Die Art wie der Krieger beim Reden einige Walnüsse mit einem Nussknacker knackte, ließ Zucker sehr unwohl in seiner Lendengegend fühlen. Obwohl der Hayllier eindeutig eifersüchtig schien, nutzte er trotzdem gerade die erste Gelegenheit, um Zucker wieder in Richtung von Kosta zu schieben. Der Prinz wusste nicht was er davon halten sollte. Seitdem Taelos sie in der Kajüte erwischt hatte, wie sie zur Sache gegangen waren, hatte Zucker einen großen Bogen um Taelos gemacht. Kosta war ebenfalls nicht ansprechbar gewesen. Zucker hatte mal versucht ihn in der Krankenstation zu besuchen, aber Kosta hatte nicht reagiert und ihn nicht eingelassen. Dementsprechend angespannt waren die letzten Tage geworden. Wenigstens waren sie jetzt wieder in Terreille und geradewegs auf dem Weg nach Hayll.
Bis sie ausgerechnet einigen dhemlanischen Schiffen in die Arme liefen. Natürlich half Zucker mit den anderen Soldaten mit sich zu verteidigen. Die Gefangenen wussten am besten, was mit ihnen passieren würde, wenn sie wieder von den Dhemlanern erwischt wurden. Zucker konnte darauf verzichten wieder im Kerker von Dunrobin Castle zu landen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es einen schlimmeren Ort gab. Außer die Hölle. Aber auch nur vielleicht.
Bevor sie noch entkommen konnten, kam ihnen unvermutet die hayllische Armee zu Hilfe. Zucker fand, sie konnten auch einmal Glück haben und er war froh, dass sie nicht in ein ernsthaftes Gefecht verwickelt wurden. Die hayllischen Seefahrer überbrachten für die Piraten auch noch gute Neuigkeiten, weswegen der Kapitän eine kleine Feier ins Leben rief. Normalerweise hätte sich Zucker nicht in der Messe sehen lassen, solange Taelos dort war, aber jetzt ging er hinein und setzte sich zu Samtpfote, Einauge und den anderen.
Und so war es zum Walnussanschlag gekommen. Kosta war für den drohenden Kampf nach Tagen endlich aus der Krankenstation gekommen und hatte sogar Zeit in der Messe verbracht. Da er bei Taelos gesessen hatte, hatte Zucker sich lieber wieder seinen eigenen Freunden gewidmet.

Bis der Kapitän ihn herüberrief und ihm vorwarf, dass er Kosta nichtmal bemerken würde. Zucker hatte nicht geglaubt, dass er erwünscht wäre bei den beiden. Der Krieger war verdammt kompliziert und jetzt drückte er ihm zwei Bierkrüge in die Hand und schickte ihn nach draußen zu Kosta. Das machte er nicht zum ersten Mal und er sollte doch mittlerweile verdammt genau wissen, wohin dies führen konnte. Scheinbar hatte sich der Kapitän entschieden, dass es Vorrang hatte Kosta zu helfen.
Nur hätte Zucker es lieber gehabt, wenn er selbst hätte entscheiden können, wann er zu Kosta gehen wollte. Er hätte es schon irgendwann gemacht, nur hatte er keinen Bock in dieses Beziehungsdrama zu geraten. Das letzte Mal hatte Kosta seinen allerersten Gefährten eine Spur zu oft erwähnt und dieser Vergleich war Zucker bereits zu viel. Er wollte keine Beziehung mit dem Kleinen beginnen.
Trotzdem ging er nun nach draußen und an Deck. Er wollte ja doch wissen wie es dem Hayllier ging. Kosta fand er ganz vorne am Bug, wo er dicht an der Reling stand und ins Wasser guckte.
"Auch mal wieder unter den Lebenden?", fragte Zucker und stellte sich neben ihn. Der Prinz hielt dem Krieger einen Krug entgegen.
"Knappe Sache mit den Dhemlanern", bemerkte er. Er blickte zum Horizont. Da drüben irgendwo musste Raej sein, dessen Küste sie nun langsam hinter sich ließen. Er fragte sich, wo Rashar und Regensang waren. Immer noch in den Dschungeln?
Zucker trank einen Schluck Bier. Er hörte wie Kosta rasch atmete und sich an die Reling klammerte. Er hatte das erst unterbrochen, da er ja den Bierkrug hatte entgegen nehmen müssen.
Der Soldat schwieg und trank sein Bier.
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 10:31

Erschrocken zuckte er zusammen, als er auf einmal angesprochen wurde. Kosta hatte gar nicht gehört, wie Zucker sich ihm genähert hatte. Zusehr war er damit beschäftigt gewesen, seinen Körper halbwegs unter Kontrolle zu bringen. Zu atmen. Es war gar nicht so leicht. Nichts mehr war leicht. Schon gar nicht die Gegenwart von Zucker. Kosta würde nur wieder etwas dummes machen, was Eneas verletzte. Allein die Erinnerung daran, liess ihn seine Piercings überdeutlich spüren. Nein, das durfte nicht sein. So ging das nicht.
"Ich geh gleich wieder", murmelte er mit gesenktem Kopf und wollte sich abwenden. Es kam ihm so vor, als hätte jemand wie er nichts unter den Lebenden zu suchen. Doch Zucker drückte ihm einen Bierkrug in die Hand. Er war anscheinend extra zu ihm gekommen. Da wäre es unhöflich einfach wieder zu gehen, bevor Zucker hatte sagen können, was er sagen wollte. Gleichzeitig hatte er das dringende Gefühl, dass es besser wäre, wenn er sich wieder unter Deck versteckte.
"Danke", brachte er stattdessen schwach hervor und blieb wo er war. Jetzt nur nichts falsch machen. Aufs atmen konzentrieren. Er wollte Eneas nicht weiter wehtun. Wahrscheinlich wäre der Kapitän schon traurig, wenn er sie nur hier stehen sähe.

"Wir wären ihnen schon entkommen", beruhigte er Zucker instinktiv, der meinte, dass es eine knappe Sache mit den Dhemlanern gewesen sei. "Taelos ist ein ausgezeichneter Kapitän und wir stehen hier auf dem schnellsten Schiff aller Meere." Heimlicher Stolz hatte sich ihn seine Stimme geschlichen. Sachte streichelte er lobend über die Reeling. Die 'E' war mit keinem anderen Schiff zu vergleichen.
"Trotzdem vielen Dank, dass ihr uns geholfen habt", lächelte er lieb, da Zucker sich nicht unnütz fühlen sollte und die Soldaten wirklich auch ihren Beitrag geleistet hatten. "Ohne euch hätten wir nicht so schnell einen Treffer landen können und dann auch noch gleich so einen guten." Kosta nahm zur Würdigung einen Schluck Bier, während er den schönen Prinzen neben sich betrachtete. Dieser schaute sorgenvoll zum Horizont. Nach Raej? Zu Rashar?

"Ich bin auch froh, dass Nereos und Erenaios Tolarim mit der Flotte aufgetaucht sind", gestand Kosta. "So kommen wir schneller nach Draega." Er trank noch etwas Bier, um seine Gedanken zur Ruhe zu bringen, die schon wieder zu überbrodeln drohten. "Ich kann es noch gar nicht glauben, dass es vorbei ist", gestand er bebend. "Gerade noch kämpfe ich damit zu erkennen, dass wir nicht mehr im Kerker sind und nun segelt einfach Prinz Tolarim daher und sagt uns, dass Prinz Asar am Hof ist. Dass es Timaris gut geht." Hoffnungsvoll. Das hiess doch, dass das Gegenmittel angefangen hatte zu wirken. Sie brauchte nur noch die zweite Hälfte. Schnell. "Bald ist es ganz vorbei..."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 10:34

Für den Moment schien Kosta wieder flüchten zu wollen, aber dann nahm er doch den zweiten Bierkrug entgegen und bedankte sich leise. Sonderlich glücklich wirkte er nicht. Es wunderte Zucker nicht. Er glaubte nicht, dass Kosta auf magische Weise all seine Probleme und Schuldgefühle in den letzten Tagen in der Krankenstation bereinigt hatte.
Als der Prinz Kosta auf die Verfolgungsjagd mit den Dhemlaner ansprach, zeigte sich der Krieger selbstsicher und verteidigte sofort Taelos und das gesamte Schiff. Es wäre das schnellste Schiff aller Meere. Zucker lächelte sacht.
"Ja, ihr scheint was vom Segeln zu verstehen", gab er zu. Die Mannschaft wirkte sehr eingespielt und Kosta hatte bei der Verfolgung ebenfalls mitgemacht. Stets an der Seite seines Kapitäns. Hatten die beiden sich doch ausgesprochen und wieder vertragen?
Kosta bedankte sich für die Hilfe der Soldaten. Ohne sie hätten sie keinen so guten Treffer bei einem der Schiffe landen können. "Natürlich haben wir geholfen. Wir wollen am allerwenigstens wieder gefangen genommen werden", rechtfertigte der Dhemlaner sich. "Nochmal will ich nicht nach Dunrobin Castle. So schön isses da auch nicht", scherzte er leicht bitter. Sein Blick ging zum Horizont und in Richtung Raej. Zucker trank von seinem Bier, während Kosta von irgendwelchen Tolarim redete.
"Ach, das waren die Kerle auf den anderen Schiffen?", erriet der Prinz. Taelos hatte kurz mit ihnen geredet, aber dann waren sie auch gleich weitergesegelt. Namen waren da nicht gefallen, doch Kosta schien die Männer zu kennen. Tolarim bedeutete wohl, dass sie mit der Königin von Hayll verwandt waren. Wirklich interessieren tat es Zucker aber nicht.
"Glückwunsch zur guten Nachricht übrigens", sagte er. Das bedeutete auch, dass Tiger sicher in Draega angekommen war. Das interessierte Zucker mehr als der Gesundheitszustand der Königin.

Kosta gestand aufgewühlt, dass er nicht glauben konnte, es wäre vorbei. Es wäre schließlich alles so schnell gegangen. Zucker konnte ihm nur beipflichten. Nach den Wochen im Kerker kam es ihm selbst noch etwas unwirklich vor jetzt auf dem Deck eines Piratenschiffes zu stehen und nach Hayll zu segeln.
Kosta konnte nicht glauben, dass es seiner Herrin gut ginge. Damit wäre es bald ganz vorbei. Zucker fand, dass solange Sion noch an der Macht war, gar nichts vorbei war, aber der Krieger neben ihm wirkte ohnehin schon so aufgewühlt, dass er nichts dergleichen sagte. Zudem klang Kosta etwas seltsam.
"Sieht danach aus", stimmte er zu und wischte sich über den Mund, schwieg wieder. "Hängst du danach deine Karriere als Lebensretter etwa an den Nagel?", fragte er. Jedes Mal, wenn Zucker ihn gefragt hatte, was Kosta machen wollte, wenn all das vorüber wäre, war ihm der Krieger meist ausgewichen. Das stimmte den Dhemlaner etwas nachdenklich. Gut, als Sklave hatte Kosta ohnehin keine Freiheit zu entscheiden was er mit seinem Leben anstellen wollte, aber es hatte so geklungen, als ließe die Königin ihn an einer langen Leine.
"Wenn du könntest, was würdest du dir von deiner Besitzerin als Belohnung wünschen? Nur mal angenommen", schob er gleich hinterher, weil Kosta sicherlich protestieren würde, dass er natürlich nichts wollte und selbstverständlich seine Herrin ohne jegliche Gegenleistung retten würde.
"Du hast ihr das Leben gerettet. Da wird sie dich doch belohnen wollen oder?" Selbst wenn Kosta sein eigenes Leben als wertlos fand, die Königin wertete ihr eigenes Leben sicherlich höher. "Mach nicht den Fehler und sag das erste was dir in den Sinn kommt. Hinterher endest du mit einem Stück Schokoladenkuchen, obwohl du eigentlich ein Hündchen wolltest. Wobei.. das sind natürlich nur Baby-Wünsche", ging ihm auf, "Eher passend, falls du heldenhaft verhindert hast, dass sie sich ihren kleinen Zeh am Couchtisch stößt."
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 10:34

"Ach nicht?" tat Kosta überrascht, als Zucker meinte, dass er nicht zurück nach Dunrobin Castle wolle, weil es nicht so schön da sei. Zucker hatte so eine Art an sich, die dazu verführte, locker mit ihm zu scherzen. "Dabei hast du dich mit Händen und Füssen dagegen gewehrt, von da weg zu kommen." Weil der Prinz wohl Angst gehabt hatte, was Kosta ihm noch alles schreckliches antun könnte. Abgesehen davon, dass er ihn abgrundtief wegen seines Verrates hasste.

"Ja, das waren Prinz Nereos Tolarim und sein Vater Lord Erenaios Tolarim", erklärte Kosta nickend. So etwas zu erklären war einfacher, als darüber nachzudenken, wie es jetzt weiter ging. "Sie sind beide Kapitäne ihrer eigenen Schiffe und teilweise in der Armee tätig. Besonders Nereos Tolarim hat einen ziemlich verwegenen Ruf. Sie werden die dhemlanischen Schiffe zu Kleinholz verarbeiten" Es war gut, dass sie auf die beiden Tolarim gestossen waren. Sie würden das alles im Griff haben. Nicht so wie Kosta, der haltlos von einer Katastrophe in die nächste taumelte.

Zucker gatulierte ihm zu der guten Nachricht. Kosta lächelte fahrig und dankte dem Prinzen, dafür. Dann gestand er ihm, dass er alles noch nicht so recht fassen konnte. Dass es so unwirklich sei. So plötzlich. Nach all dem Verrat, musste er niemanden mehr verraten. Er konnte einfach so in den Tag leben, musste keine Verantwortung mehr übernehmen.
"Lebensretter?" fragte Kosta verblüfft. "Nein, das mache ich besser nicht weiter. Das bringt nur einer Menge Menschen eine Menge von Unglück." Zucker allen voran. Wobei er den Prinzen natürlich gerne in Raej beschützen täte, wenn dieser wieder zurück ging. Oder auch vorhin hatte er es nicht sein lassen können, an Eneas Seite zu sein, als ein Angriff gedroht hatte.

Lustigerweise wollte ausgerechnet Zucker wissen, was Kosta sich dafür wünschte. Wo doch gerade der Prinz sich so gegen Belohnungen wehrte, weil er Angst hatte, dass sie ihn zu etwas verpflichteten. Seiner Meinung nach sollte Kosta sich jedoch etwas von seiner Besitzerin zur Belohnung wünschen. Wenigstens so theoretisch. Dabei verhedderte er sich etwas beim reden, was Kosta leise zum Lachen brachte.
"Du plapperst ja schon genau so viel Unsinn wie ich", schmunzelte er. Das färbte offensichtlich ab. "Sie wird mich ganz bestimmt belohnen wollen. Timaris ist eine unglaublich grosszügige Frau. Dabei muss sie mich wirklich nicht belohnen und ganz sicher will ich sie mit irgendwelchen Wünschen belästigen", schüttelte Kosta seinen Kopf. Seufzte dann aber, weil ihm schon klar war, dass Zucker das nicht reichen würde. Dazu hatte er ihn schon zu oft darauf angesprochen.
"Nur mal angenommen", überlegte er langsam. "Und etwas, dass auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten ist. Hmmm... dann würde ich mir wünschen, dass sie für Lhal und Tiger einen sicheren Ort findet", erkannte er mit einem herzlichen, ehrlichen Lächeln. "Aber das wird sie wohl ohnehin tun, sobald sie Zeit dafür hat. Ausserdem würde ich mir von ihr wünschen, dass sie dich dazu bringt, ein Geschenk anzunehmen, was ich mir für dich wünsche." Das würde schon schwierig er werden und bräuchte noch mehr Zeit. Also war es nichts, worauf Kosta hoffen sollte. Timaris hatte anderes zu tun. Wehmütig nahm er noch einen Schluck Bier.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 10:34

Er schaffte es, dass Kosta auch wieder etwas scherzen konnte. Nämlich darüber, dass Zucker zunächst nicht aus dem Kerker hatte kommen wollen, als der Krieger dort aufgetaucht war. Der Prinz erinnerte sich daran. Da hatte er Kosta liebend gern in den ersten Abgrund der Hölle gewünscht. Nun, wo er wusste wieso der Hayllier so gehandelt hatte wie er es getan hatte, konnte der Prinz es allmählich verstehen und vielleicht irgendwann vergeben. Wahrscheinlich hatte er das teilweise schon, wo sie hier standen und beide scherzen konnten. Der schlanke Krieger wehrte ab, dass er nicht länger ein Lebensretter sein wollte. Dabei würde er vielen Menschen Unglück bringen.
"Das sagst du jetzt, aber dann siehst du beim Spazierengehen ein schreiendes Baby auf ner Turmspitze und du kannst nicht anders", scherzte Zucker. Im Grunde entsprach es der Wahrheit. Kosta schien nicht imstande, nicht helfen zu wollen. So lange kannte der Dhemlaner den Krieger noch nicht, aber dessen hilfsbereite Ader war schon von Anfang an nicht zu übersehen gewesen. Er schien am liebsten allen helfen zu wollen, doch oft ging dies nicht und das nagte ohne Zweifel an dem wehmütigen Krieger. Zucker versuchte lieber so etwas nicht an sich heranzulassen. Er würde ja verrückt, wenn er an all die Male dachte, wo er nicht geholfen hatte. Der Prinz nahm rasch einen weiteren Schluck von seinem Bier und versuchte danach Kosta zu entlocken, was für eine Belohnung er denn wollte. Zwar dachte Zucker selbst auch kaum voraus in die Zukunft, aber bei dem Krieger wirkte das momentan bedenklich. Er sollte lieber wieder an Sandstrände und dergleichen denken.

Prompt zog ihn Kosta damit auf, dass Zucker genauso viel Unsinn plappern würde wie er. Empört blickte der Soldat drein, griff sich an die Brust. "Was? Das nimmst du sofort zurück", forderte er grinsend. "Außerdem muss ja einer von uns Unsinn reden und wenn du das nicht tust..." Denn wirklich redselig war der Krieger bisher nicht gewesen.
Er glaubte auch, dass die Königin, großzügig wie sie war, ihn belohnen würde, aber Kosta wollte sie nicht mit Wünschen belästigen. Zucker setzte an zu protestieren, da seufzte der Krieger bereits und begann laut zu überlegen, was er sich vielleicht doch wünschen würde.
"Spucks schon aus", drängte Zucker neugierig ehe er schnaubte, weil Kosta ganz selbstlos ein schönes Zuhause für Lhal und Tiger wollte. "Das überrascht mich mittlerweile nicht mehr, dass du dir nur etwas für andere wünschst." Aber da es Kosta offensichtlich gefiel und gut tat, wenn andere glücklich waren, passte dieser Wunsch vermutlich zu ihm. Das herzliche Lächeln allein zeigte dies bereits.
Der Prinz wollte deshalb nicht mehr nachhaken, als Kosta weiterredete und glaubte, dass seine Herrin Tiger und Lhal sowieso helfen würde. Stattdessen hatte Kosta einen ganz anderen Wunsch. Einen, der Zucker dann doch überraschte.
"Ausserdem würde ich mir von ihr wünschen, dass sie dich dazu bringt, ein Geschenk anzunehmen, was ich mir für dich wünsche", sagte der Krieger. Zucker blickte ihn skeptisch an, kratzte sich über die feinen Narben im Gesicht. Hatte Kosta den Sandstrand für ihn immer noch nicht aufgegeben oder hatte er sich bereits wieder etwas neues überlegt?
"Ich soll also ein Geschenk annehmen, das du dir aussuchst, soso", setzte er an. "Das ist nett von dir Kleiner, aber hör mal... ich kann nicht dein nächstes Hilfsprojekt sein", versuchte er Kosta davon abzubringen. Was immer es war. Zucker hatte nicht einmal vor einen Fuß in den Palast zu setzen, wenn es ginge. Er hatte an Hayll keine guten Erinnerungen und würde es vorziehen dem Territorium schnell wieder den Rücken zu kehren.
"Du hast mir schon ganz viel geholfen.. oder gutgemacht, in was für eine Scheiße du mich geritten hast, aber von deiner Herrin möchte ich nichts", bekräftigte Zucker. Er hatte wahrlich genug von Adeligen und Sklavenhaltern. Wenn Kosta selbst ihm etwas schenken wollte, hätte er allerdings nichts dagegen.
"Wenn wir in Draega sind, können wir was trinken gehen. Das reicht mir schon", versuchte er seine Ablehnung etwas zu entkräften. "Das letzte Mal inner Kneipe is ewig her." Das war noch im schwarzen Kessel in Loraka gewesen. Ach, er vermisste die rauchige, versoffene Stube etwas.
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 10:37

"Da würde doch jeder helfen wollen", verteidigte Kosta schmunzelnd, als Zucker ihm scherzend vorwarf, dass er sofort wieder losrennen würde, wenn er ein Baby auf einer Turmspitze schreien hören würde. "Nur gewissenloser Abschaum würde einem weinenden Kind nicht helfen wollen und es einfach im Stich lassen." Das war nun wirklich nichts besonderes, wenn Kosta da helfen wollte. Er konnte sich schlichtweg nicht vorstellen, dass man einem Kind nicht helfen wollte, auch wenn er natürlich wusste, dass es so grausame Menschen gab, die Kinder ausnutzten und quälten. Das machte ihn ganz furchtbar wütend.

Irgendwie schien Zucker ihm nun helfen zu wollen. Schien ihn dazu bringen zu wollen, dass er sich von Timaris etwas wünschte. Das musste doch nicht sein. Kosta war einfach nur froh, wenn Timaris wieder gesund war und endlich all die Verantwortung von ihm abfiel so viele, grausame Entscheidungen zu treffen. Er wollte nicht auf diese Weise gebraucht werden. Also offenbarte Kosta, auf Zuckers Drängen hin, zwei Wünsche. Zu Ersterm schnaubte Zucker nur. Wohl unwillig, weil Kosta nicht etwas für sich selbst wünschte. Bei Zweiterem wurde er skeptisch.

"Du meinst, du willst nicht mein nächstes Hilfprojekt sein", korrigierte Kosta liebevoll, aber mit hörbar traurigem Unterton. "Du warst derjenige, der unbedingt wissen wollte, was ich mir wünschen würde. Aber keine Sorge, ich werde sie nicht damit belästigen", schüttelte er sacht seinen Kopf. "Und nein, ich habe bei weitem nicht wieder gut gemacht, was ich dir angetan habe. Ich denke nicht, dass das überhaupt je wieder gut zu machen ist." Schliesslich konnte Kosta keine Toten wieder zum Leben erwecken oder Dinge ungeschehen machen. Bebend schaute er auf den Horizont hinaus, der in der Dunkelheit nicht wirklich auszumachen war.
"In Draega gibt es ein paar nette Seefahrertavernen, die dir gefallen könnten", murmelte er abwesend. "Die Crew nimmt dich bestimmt gerne in die eine oder andere mit." Selber würde Kosta sofort in den Palast hochgehen. Was danach passieren würde, das konnte er nicht einschätzen.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 10:42

Kosta verbesserte ihn melancholisch, dass Zucker nicht das nächste Hilfsprojekt sein wollte. Der Prinz wandt sich leicht. Was sollte das? Kosta sollte doch wissen, dass das mit ihnen nichts geben würde und Zucker eindeutig genug davon hatte, dass der Krieger ihm immer helfen wollte. Zucker hatte Kosta trotzdem nicht so sehr vor den Kopf stoßen wollen.
"Es ist nett, dass du mir was gutes tun willst, aber ich brauche nichts..", bekräftigte Zucker. Zudem hatte Kosta nun wirklich nicht den besten Erfolgsrekord, was seine Hilfeversuche und Zucker betraf. Die meiste Zeit war der Soldat schlimmer als zuvor geendet. Zum Glück lenkte der Hayllier ein und sagte, dass er die Königin mit diesem Wunsch nicht belästigen würde. Dabei hatte er den Kopf gesenkt und klang wie ein unglückliches Hündchen oder so. Verdammt!
Kosta sagte leise, dass er nie gutmachen könnte was er ihm angetan hätte. "Ich lebe noch", sagte er, "Das habe ich auch dir zu verdanken. Denk lieber nicht zu viel über die Vergangenheit nach. Dort liegt eh nichts gutes." Das war jedenfalls Zuckers Devise. Er lebte lieber im Moment. Nur war Kosta gerade in diesem Moment sehr traurig.
Der Soldat wusste nicht wie er das ändern sollte ohne sich selbst zu sehr festzulegen. Er hatte nicht vor länger in Hayll zu bleiben und er war dem Krieger wirklich nicht verpflichtet. Dieser musste mit seinen Problemen alleine klarkommen. Ach, verdammt, wieso hatte Taelos ihn nur hier rausgeschickt? Zucker wollte nicht zu sehr darin verwickelt werden. Er würde sich da raushalten. Taelos schien sich sowieso am liebsten andauernd über Kosta kümmern zu wollen.

"Du findest einen eigenen Wunsch, den du selbst willst", sagte Zucker im Versuch den Krieger aufzumuntern, aber es schien nicht recht zu wirken. Er schlug vor, dass sie gemeinsam trinken gehen konnten, aber Kosta wirkte eher abwesend. Die anderen könnten ja mit ihm trinken gehen.
"Ich will aber mit dir trinken", sagte der Prinz. Er knuffte Kosta leicht in die Seite. "Ich wette, du kennst auch eine Menge Kneipen oder wo gehst du so am liebsten hin, wenn du in Draega bist?", fragte er. "Ich mein, nachdem du das Gegengift überreicht hast und die Königin gerettet hast", schob er hinterher.
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 2. Okt 2022, 10:44

Dort liegt eh nichts gutes.
Kosta betrachtete die Sterne. Das stimmte doch nicht. In der Vergangenheit waren auch sehr viel schöne Dinge passiert. Nur nicht in letzter Zeit. Doch Kosta konnte von sich selber sagen, dass er grundsätzlich eine sehr schöne Vergangenheit hatte. Oh, aber Zucker war auch Sklave gewesen. Er hatte wahrscheinlich tatsächlich nicht so eine schöne Vergangenheit. Auch nicht in der Arme und erst recht nicht, als Kosta angefangen hatte, ihn zu bedrängen. Wobei so ganz am Anfang...
"Es gab doch auch schöne Momente", wandte er kleinlaut ein. Nicht alles in der Vergangenheit war schlecht.

Eigentlich war es jedoch egal, wie sie es sahen. Bald war es vorbei. Kosta konnte das Gegenmittel abgeben und dann... dann würde er lernen müssen, mit dem zu leben, was er getan hatte. Kosta erschauderte zutiefst und konnte sich nicht vorstellen, wie er das fertig bringen sollte. Allein der Gedanke, all sein Verrat irgendwie zu akzeptieren, kam ihm verabscheuungswürdig vor. Als wäre es in Ordnung, was er getan hatte und das war es definitiv nicht. Vielleicht verständlich, wenn man wusste, wie sehr er seine Königin liebte. Aber niemals in Ordnung.

Zucker knuffte ihn leicht in die Seite, um ihn aus seinen finsteren Gedanken zu reissen. Er wollte mit ihm trinken. Ausserdem würde Kosta schon einen eigenen Wunsch finden, den er selber wolle. Verwundert blickte der Krieger den schönen Prinzen an.
"Wenn wir in Draega sind, bin ich am liebsten im Palast", antwortete Kosta etwas überrumpelt. "Aber ja, ich kenne einige Hafenkneipen, in denen man Spass haben kann. Wenn auch keine davon so glamourös wie der Schwarze Kessel ist. Aber manche sind recht dicht dran." Neugierig drehte er sich zu Zucker um und musterte ihn prüfend. "Du willst mit mir trinken gehen?" hakte er nach. "Und du willst, dass ich etwas für mich selber wünsche, obwohl du selber nichts annehmen möchtest? Warum? Was ist los mit dir? Ich dachte, du verziehst dich gleich, sobald wir in Draega angelegt haben, und rennst zum nächsten Landepunkt, um nach Raej zu reisen." Kosta richtete sich etwas auf, nachdem er vorher gegen die Reeling gelehnt gestanden hatte.

"Dort wirst du wohl von den Winden springen müssen", überlegte er fürsorglich. "Die Landenetze sind alle von Soldaten gesichert. Egal welcher Seite und wenn du keine offizielle Order hast, wird es schwierig weiter zu kommen. Kannst du das? Von den Winden springen?" Schliesslich war Zucker lange Zeit Sklave gewesen und dann Gefangener in den Salzminen. Womöglich hatte ihm nie wirklich jemand beigebracht, wie er mit seinen Juwelen umgehen konnte. Das geschah oft bei Sklaven. Vielleicht war Zucker sogar noch nie durch eigene Kraft auf den Winden gereist.
"Zu springen ist unglaublich gefährlich. Man braucht einen starken Wunsch und zweifelsfreie Konzentration, um das zu überleben", erklärte er besorgt. "Was ist mit deiner Juwelenkunst. Hat dir je jemand beigebracht sinnvoll damit umzugehen?" Es war etwas ganz anderes, wenn man es unterrichtet bekam und übte, als wenn man sich durch Selbstversuche Wissen aneignete. Meistens verschwendete man dadurch zuviel Kraft und war unpräzise. Kosta wusste genau, wovon er sprach. Erst Eneas und Timaris hatten ihm beigebracht, wie er seine Juwelen geschickt und raffiniert nutzen konnte.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50

VorherigeNächste

Zurück zu Foren-Übersicht

Zurück zu Die Piraten

Wer ist online?

0 Mitglieder




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Essen, NES, USA, Reise

Impressum | Datenschutz