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Kostas Entführung





Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Mo 1. Aug 2022, 13:53

Eine dunkle Flasche mit Darlas Bestem, beziehungsweise Schlimmsten unter den Arm geklemmt und zwei kleinen Gläsern in der Hand klopfte er an die Türe der Kajüte, in der sich Prinz Malateste befand. Bevor sie von Nuranessa abgelegt hatten, hatten sie den Kriegerprinzen wie schon bei der Anreise gebeten, sich unter Deck zu begeben. Er sollte nicht sehen können, in welche Richtung sie segelten und somit nicht herausfinden, wo die Insel sich befand. Den Standort ihrer Insel beschützten die Piraten gut. So befand sich sogar ein aufwendiges Illusionsnetz auf der Insel, damit man den Sternenhimmel nicht wirklich wahrnahm. Genauer gesagt, man konnte ihn sehen, sich die Sterne jedoch nicht merken.

Laree war nun definitiv auf der Insel geblieben, was dem Kriegerprinzen nicht so recht gefallen wollte. Auch wenn er zugeben musste, dass sie hier wirklich sicherer als in Draega war. Doch er vermisste sie. Kosta konnte das absolut verstehen. Deswegen war er mit Darlas Selbstgebrautem hier, der selbst einem dunklen Juwelenträger nach schon wenigen Schlucken die Sinne vernebelte. Kosta musste Grinsen, als er sich daran erinnerte, wie er darauf reagiert hatte, als er damals seinen ersten Schluck von dem grässlichen Gebräu getrunken hatte. Es würde auch Prinz Malateste helfen, sich etwas wegen dem Liebeskummer zu trösten.

Kosta selbst konnte auch den einen oder anderen Schluck vertragen. So lange hatte er Laree nicht gesehen und schon wieder verliesser er sie. Liess sie mit all ihrem Kummer und ihren Ängsten alleine. Liess sie wieder einmal stich. Doch wenn er blieb, würde auch Eneas bleiben und Leto vernachlässigen. Das wäre nicht gut für ihre Beziehung. Eneas hatte alles Glück der Welt verdient. Deshalb musste er gehen.
Verzweifelt hatte er versucht sich Laree in einem Brief an sie zu erklären. Oder zu schreiben, was er tatsächlich vorhatte, sollte Timaris seine Hilfe nicht brauchen. Er hatte sie bitten Wollen, sich um Tileo und Eneas zu kümmern. Doch alles war ihm irgendwie falsch oder vermessen vorgekommen und er hatte ein Brief nach dem enderen verworfen. Schlussendlich hatte er ihr nur geschrieben, dass er froh sei, dass sie nun ihn sicherheit wäre. Ein Satz. Mehr nicht. Entsprechend wollte Kosta dem dunklen Kriegerprinzen gerne Gesellschaft leisten und sich etwas mit ihm betrinken. Wenn der Mann ihn denn ein liesse.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Malateste » Mo 1. Aug 2022, 13:56

Weisse Gischt schäumte im Fahrwasser der "E" und wirbelte das ansonsten tintenschwarze, nächtliche Meer auf. Die gespannten Taue knirschten, leise erklang die Schiffsglocke die gerade zwei Glasen der Nachtwache schlug. Die Pirateninsel lag längst hinter ihnen, verborgen und unauffinbar. Und mit ihr Laree. Malateste stützte sich auf der Heckreling auf und starrte auf die dunkle See.
Er hatte sich nicht verabschiedet, zu sehr hatte es ihn geschmerzt wie die Hexe in schnitt und von sich stiess. Sie hatten zwar noch eine Nacht verbracht, aber es waren bloss ihre Körper die sich berührt hatten, nicht ihre Seelen. Laree hatte sich mehr denn je vor ihm verschlossen.
Nun war er also auf dem Heimweg, zurück nach Hayll. Und was hatte er seiner Königin vorzuweisen? Eine abgebrochene Mission, lose Fäden, Bruchstücke, mehr nicht. Und tief drin nagte ein schlechtes Gewissen an ihm das er seine Truppe zurückgelassen hatte ohne Erklärung und ohne sich um sie zu kümmern. Was woll aus Isobel wurde, oder dem schlacksigen Gwym der zu ihm aufgesehen hatte und im Zuge der Erlebnisse zum Mann geworden war, oder den Gebrüdern Penda? Vermutlich würden sie alle hingerichtet werden. Er hätte es verhindern können, aber er hat es nicht getan. Stattdessen waren die Geschehnisse über ihn hereingebrochen und er hatte es wie in stumpfer Trance über sich ergehen lassen. Jetzt war es vorbei und er hatte versagt. Sogar um den Genuss der Rache an Bovert und Lorcann war er gebracht worden. Frostseels Geheimnis war unaufgeklärt, ebenso wie das der manipulierten Tränke.
Er musste möglichst wieder Gualterio Malateste werden um sein Versagen zu vergessen. Korporal Bonderus existierte nicht länger. Aber jedesmal wenn er in den Spiegel sah, war er wieder da. Die hässlichen Narben, das blinde Auge, die blonden Haare. Dies würde sich nicht ändern, bis die Heilerin in Draega ihm wieder sein wahres Gesicht zurückgeben würde.
Vergessen. Schwarztraum half ihm dabei. Genauso wie er Laree vergessen musste. Sie hatten gut dafür gesorgt das die Lage der Pirateninsel für ihn ein Geheimnis blieb und er nie zu Laree zurückfinden würde.
Malateste schnippte mit den Fingern und eine Golddublone erschien in seiner Hand. Eine "Goldauge-Dublone". Er liess sie zwischen den Fingenr hoch- und runterwandern. Jeder Pirat würde sie erkennen und ihm helfen. Das er im Besitz einer solchen Münze war wusste niemand. Diese Münze war seine Rückfahrkarte auf die Pirateninsel, er brauchte die Lage der Insel nicht zu wissen, er bräuchte nur einen Piraten der ihn hinbrächte, und dies Münze würde ihm dabei helfen. Aber es war an der Zeit alle Brücken zu der Hexe abzubrechen. Sie war Vergangenheit für ihn. Der Kriegerprinz holte aus um die Dublone ins Meer zu schleudern, doch hielt er im letzten Augenblick inne und senkte den Arm. Noch kurz schimmerte das Gold auf seiner Handfläche ehe es wieder in seinem Juwelengepäck verschwand. Vielleicht war er doch noch nicht soweit?
Mit funkelnden Augen drehte der Kriegerprinz auf dem Absatz um und kehrte zu seiner kleinen Kajüte zurück die ihm zur Verfügung gestellt wurde. Eine eigene Kajüte war auf einem Schiff ein wertvoller Luxus, selbst wenn sie so winzig war. Der grösste Teil der Mannschaft schlief unter Deck in Hängematten.
Die Öllampe schwang hin- und her im Takt des Schiffsrumpfes der die Wellen abritt. Malateste versuchte sich auf ein Buch zu konzentrieren das er sich bei Eneas ausgeborgt hatte. Doch die Buchstaben tanzten ohne Sinne vor seinen Augen hin und her. Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und versuchte sich in dem Bett hinzulegen das nicht für einen Mann seiner Grösse konzipiert worden war. Er starrte an die Decke und seine Gedanken waren so dunkel wie das russgeschwärzte Holz als es an der Tür klopfte. Gualterio erkannte Kostas Signatur. Einen Augenblick überlegte er sich den Krieger zum Teufel zu jagen, knurrte dann aber doch ein kurzes "herein".
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Mo 1. Aug 2022, 13:57

Es dauerte einen Moment, doch dann wurde ein unwilliges 'herein' geknurrt. Oje, das klang eher gefährlich, denn beruhigend. Dennoch hielt Kosta an seinem Vorhaben fest und öffnete die Türe, um in die kleine Kabine zu schlüpfen. Der Kriegerprinz lag mehr oder weniger bequem in der Koje. Kosta könnte darauf wetten, dass es in der benachbarten, identischen Kabine, viel heller war, als in dieser hier, wo der Adlige finster vor sich hin brütete.

"Prinz Malateste", grüsste er mit einer angemessenen Verbeugung höflich. Dieses Verhalten hatte er kaum einmal abgelegt. Weder im Schlamm von Raej noch hier auf dem Schiff. Nur auf Nuranessa hatte er unbewusst nicht mehr so streng auf die Umgangsformen geachtet. Mit einem freundlichen Lächeln hob er die beiden kleinen Gläser und eine unbeschriftete, nichtssagende, grüne Flasche hoch.
"Die Strecke nach Draega ist lange genug, für ein oder zwei Gläschen von Darlas Bestem", erklärte er und blieb in der schmalen Kajüte stehen. Es gab keine weitere Kojen, in die er sich hätte setzen können und sich zu Prinz Malateste, wäre normalerweise sehr verlockend, gerade aber wohl viel zu gefährlich.
Also schenkte Kosta ihnen im Stehen etwas ein. Wie immer wunderte er sich, dass sich bei diesem furchtbaren Gemisch nicht einfach die Gläser auflösten. Was genau in dem alkoholischen Getränk drin war, wusste er nicht, wollte es nicht wissen. Es reichte zu wissen, dass es selbst eine grautragende, ziemlich trinkfeste Königin umhauen konnte. Das würde auch dem Kriegerprinzen gut tun.



Kosta spritzte sich frisches Wasser ins Gesicht, um die letzten Spuren eines schrecklichen Katers zu vertreiben. Die Strecke nach Draega war schlicht etwas zu kurz für die Menge Alkohol gewesen, die er mit Prinz Malateste getrunken hatte. Er hatte zwar Zeit bekommen, seinen Rausch auszuschlafen, doch die Nachwirkungen zogen sich doch etwas. Aber jetzt war keine Zeit mehr, deswegen zu jammern. Sie liefen gerade in Draega ein und es war Zeit, sich für Lady Tolarim zurecht zu machen. Vor der Königin konnte er nicht in seiner salzverkrusteten Seemannskleidung auftauchen.

Also wusch sich der Sklave so gut es ging in seiner kleinen Kabine und zog sich anschliessend die schwarze, strenge Uniform an, die er vor vielen, vielen Jahren von seiner Herrin und Eneas bekommen hatte. Respektive den Schnitt und das Design dazu. Das Tuch, was er heute anhatte, war nicht über zweihundert Jahre alt, sondern ziemlich frisch geschneidert. Wenn auch nur selten gebraucht.
Nachdem er sicher war, dass auch jedes Stück faltenfrei war und perfekt sass, widmete er sich seinen Haaren, kämmte sie, bis seine Frisur einwandfrei sass. Eigentlich ein Witz auf einem Schiff. Aber Kosta hatte als Kammerdiener genügen Tricks gelernt, dass man mit Hilfe der Kunst dafür sorgen konnte, dass das Erscheinungsbild perfekt blieb.
Nach einem letzten Blick in den Spiegel, atmete er tief durch und verliess seine Kabine, um an Deck zu gelangen. Kosta merkte, dass er ziemlich nervös war. Er hatte seine Königin schon lange nicht mehr gesehen und er freute sich darauf, es bald tun zu dürfen. Für einen kleinen Moment war vergessen, dass dies auch der Abschied von Eneas bedeutete. Nein, darüber wollte er wirklich nicht nachdenken. Deswegen hatte er mit Prinz Malateste auch etwas zu viel getrunken.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » Mo 1. Aug 2022, 14:02

Langsam kam die Shilouette Draegas in Sicht. Eneas kannte sie sehr gut. Über die Jahre hatte sie sich immer mal wieder verändert, Gebäude waren verschwunden, neue dazu gekommen. Es blieb eine Konstante im Stadtbild. Der Palast. Erhöht auf einem Hügel gebaut thronten die goldenen Kuppeln über die riesige Stadt.
Der Kapitän der 'E' hatte nicht lange Zeit Draega zu beobachten, denn sie steuerten auf den Hafen zu und mussten ihre Anlegestelle in dem geschäftstüchtigen Hafen finden, Dock reihte sich an Dock. Leto stand bereits per Speerfaden mit einem ihrer Händler in Kontakt und hatte ihnen eine gute Anlegestelle nahe der Handelskontoren gesichert, wo die Waren verladen wurden. Vielleicht konnten sie Waren oder Passagiere nach Mineva bringen.
Eneas rief Befehle zum Beidrehen über Deck. Die schweren Rahe drehten sich langsam zur anderen Seite. "Vormarssegel reffen!", rief der Kapitän. "Vormarssegel ist oben!", kam der Ruf wenig später zurück. Cleos kletterte geschickt noch in der Takelage herum, letzte Vorbereitungen wurden getroffen.
Noyan stand an der Reling, hielt eines der Taue, das nachher zum Festmachen am Pier diente. Der bronzehäutige Matrose lächelte zufrieden. "Juan, schuldest mir zwe' Silber! Wir habens geschafft ohne's Schiff zu versenken."
Der Jugendliche stand ein paar Schritte entfernt, hielt ein weiteres Tau und warf es zielsicher um einen der großen Pole, als sie nah genug an der Anlegestelle waren. "Jaja, hauptsache wir sind hier und leben alle noch!" Er lachte.
"Werd' dein' zwei Silber gut anlegen, kein' Sorge." Noyan zwinkerte und packte sich kurz zwischen die Beine.

Eneas beobachtete das Treiben an Deck schmunzelnd, half mit beim Taue ziehen, um die 'E' bis dicht an die Kaimauer zu bringen. Die Stimmung war gut. Klar, Draega war auch ein Paradies für Seemänner. Es gab einen riesigen Hafendistrikt, der allein schon für genügend Handel, Vergnügen und allerlei Möglichkeiten bot. Eneas hatte es selbst nur von Deck aus beobachtet, aber er kannte die Geschichten, kannte die Karten, Bilder und Personen. Er hatte gar schon täuschend authentische Romane geschrieben, die hier spielten.
Ein Deck tiefer schoben Ulysses und Farell den Steg aus, der dann klappernd auf dem Stein weiter unten landete. Eneas spürte Kosta, drehte sich zu ihm um. Im ersten Moment überkam ihm Befremden, als er seinen alten Freund in dieser Uniform sah. Es weckte bei Eneas wehmütige Erinnerungen, erinnerte ihn jedesmal daran, dass Kosta weiterhin Timaris' Sklave war und er in erster Linie ihr diente. Auch deswegen sah der Schriftsteller den Aufenthalten vor Draega stets mit gemischten Gefühlen entgegen. Er sagte Kosta nichts dazu, Eneas wollte nicht, dass dieser sich schuldig fühlte. Trotzdem war es für Eneas nie leicht. Timaris hatte nur mit ihm gebrochen, nicht mit Kosta. Sein Geliebter besuchte die Königin weiterhin - natürlich - hatte weiterhin Sex mit ihr. Eneas war da außen vor. Nicht, dass er es wollte, nein, doch er hatte trotzdem das unbestimmte Gefühl, sie würden einfach ohne ihn weitermachen. Es war unsinnig, doch ein Teil von Eneas störte es. Diese Leidenschaft hatte ihnen allen drein gehört, es war etwas besonderes gewesen. Ach, verflucht war seine Vorstellungskraft. Vermutlich hatten sie überhaupt nichts miteinander. Aber Kosta sah erstaunlich zufrieden aus. Er hatte sich für Timaris zurecht gemacht und freute sich sie zu sehen. Eneas spürte den Stich der Eifersucht, versuchte es wie so oft zu ignorieren.
Stattdessen lächelte er und strich Kosta über die Jacke wie als könnte er diese ohnehin perfekte Aufmachung noch etwas verbessern. "Bereit?", fragte er. Es war schon länger abgemacht, dass Kosta Prinz Malateste zurück zum Hof begleitete. Kosta würde Timaris über Larees Rettung berichten können und eventuell hatte die Königin noch einen Auftrag für sie.
"Richte ihr die besten Grüße aus und dass ich ihr alles Glück mit ihrem äh Gefährten wünsche." Eneas lächelte verkniffen, strich sich durch die rabenschwarzen, glänzenden Haare. Die Jahrzehnte hatten geholfen, dass von der Trennung nur noch Narben zurückgeblieben waren, aber das änderte nichts daran, dass Eneas sich jedes Mal seltsam fühlte, wenn er versuchte mit Timaris freundschaftlich umzugehen. Aber er wünschte ihr wirklich, dass es mit diesem Aaron klappte. Sie hatte es verdient. Außerdem war er ein Sklave... ob sie ihn freilassen würde? Dann bestünde bei Kosta auch die Chance... nein, er sollte nicht träumen. Kosta war gerne Timaris' Sklave, das hatte er immer gesagt und gerade jetzt konnte man es ihm ansehen.
"Sehen wir uns dann heute abend oder..." Eneas ließ das Ende des Satzes etwas in der Luft schweben. Allzu plump wollte er auch nicht nachfragen. Außerdem war es schon rein aus planerischen Gründen gut zu wissen, ob Kosta erst morgen wiederkam. Höchstwahrscheinlich. Wann immer sie hier waren, stand Timaris an erster Stelle.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Mo 1. Aug 2022, 15:12

Kosta hatte keinen Blick für den Hafen. Seine sanften, goldenen Augen schauten wie gebannt hoch zum Palast. Da würde seine Königin sein. Wie es ihr wohl ging? Für einen Herzschlag lang, vermisste er sie sehr und konnte es kaum erwarten, bei ihr sein zu dürfen. Natürlich war er auch sehr neugierig auf die beiden neuen Männer in ihrem Leben. Ayden Asar und Aaron Thalasch. Sie mussten zwei ganz besondere Menschen sein, die ihr hoffentlich nur gut taten.

Eneas trat zu ihm und augenblicklich waren alle schönen Gefühle weg. Wie ein Faustschlag kam die Erinnerung zurück, dass sie sich nun wohl für lange, lange Zeit nicht wieder sehen würden. Es tat so weh. Sein Herz fühlte sich an, als würde es ihm aus der Brust gerissen und zefetzt. Hastig senkte er seinen Kopf, als Eneas ihm die Jacke zurecht strich. Am liebsten hätte Kosta sich seinem Freund zu Füssen geworfen, seine Beine umklammert und ihn unter Tränen angefleht, ihn nicht wegzuschicken.
Dabei schickte Eneas ihn doch gar nicht weg. Zumindest nicht direkt. Aber Leto hatte schon recht. Sie würden ihre Beziehung nicht festigen können, wenn Kosta im Weg stand. Eneas liebte Leto und hatte verdient ein sicheres, glückliches Leben mit ihr zu verbringen. Alles Dinge, die Kosta ihm nie würde bieten können. Einmal ganz davon abgesehen, dass er ein Sklave und ein Mann war und somit eigentlich nicht zu Eneas Favoriten zählte.

Er nickte schwach, als Eneas fragte, ob er bereit wäre. Mehr brachte er im Moment nicht zustande. Seine Stimme hätte seine Lüge verraten. Er wollte nicht gehen. Wollte sich ans Schiff ketten und den Schlüssel über Bord werfen.
"Sie wird sich über deine Wünsche freuen", lächelte er schliesslich tapfer, nachdem er sich zusammen gerissen hatte. "Vielleicht hat sie ja etwas Zeit und kommt dich besuchen." Eneas hatte Timaris schliesslich auch immer noch gern und Kosta war sich sicher, dass auch die Königin den Krieger noch sehr schätzte, wenn nicht sogar liebte. Was sie natürlich nie zugeben würde.
"Ich... glaube nicht", schüttelte er seinen Kopf, als Eneas wissen wollte, ob sie sich noch an diesem Abend sehen würden. Eigentlich wollte Kosta ja nie wieder zurück kehren. Oder gar nicht weggehen. Er musste sich beherrschen, nicht zu Leto zu schauen. "Ich weiss nicht, wann wir zu ihr vorgelassen werden." Die königliche Kutsche, die gerade Vorfuhr verriet, dass sie ziemlich rasch vorgelassen werden würden. Seine Herrin hatte ihre Anwesenheit gespürt und ihnen die Kutsche geschickt. "Äh", stotterte Kosta etwas aus dem Konzept gebracht. "Also ich meine, ich weiss nicht, wann ich vorgelassen werde. Sie hat bestimmt erst noch viel mit Prinz Malateste zu bereden. Es kann also dauern, bis ich sie fragen kann, ob sie noch Hilfe braucht."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » Mo 1. Aug 2022, 16:09

Kosta nickte nur, schien mit den Gedanken schon beim Palast zu sein und sprach von Timaris. Möglicherweise würde sie Eneas besuchen. "Sie hat bestimmt viel zu tun", hielt der Ivores dies für eher unwahrscheinlich. Es war schon länger hergewesen, wo sie sich Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden waren. "Ich würde mich natürlich freuen", fügte er rasch hinzu und lächelte. "Falls sie so etwas vorhaben sollte, ähm sende mir doch bitte vorher. Ich glaube, Leto hatte etwas besonderes geplant, damit es mir ähm nicht zu langweilig an Deck wird." Er sah kurz über die Reling zum Steg, wo seine Gefährtin bereits stand und nonchalant mit einem alten Dockarbeiter plauderte.
Ach, warum hatte er das jetzt überhaupt erwähnt? Nun, Timaris war immer für Überraschungsbesuche gut und Eneas wollte nicht, dass sie ihn in einem ungünstigen Moment mit Leto erwischte.
Er versuchte dezent zu erfahren, wann mit Kostas Rückkehr zu rechnen war. Der andere Krieger wandt sich ehe er vage verneinte. Er wäre wahrscheinlich nicht heute abend zurück. Eneas war nicht überrascht. Er nickte bloß, als Kosta es damit erklärte, dass ja unklar wäre, wann er überhaupt mit Timaris reden durfte. Es war bloß eine Ausrede. Das zeigte auch deutlich die Kutsche mit Tolarim Emblem, die jetzt bereits am Kai vorgefahren war. Eneas schnalzte unwillkürlich mit der Zunge. Timaris war verdammt schnell oder hatte Kosta schon vorm Anlegen nach oben gesandt?
Kosta fühlte sich bemüßigt sein Fortbleiben weiter zu erklären. Die Königin würde gewiss lange mit Prinz Malateste reden. Soeben war der Kriegerprinz auch an Deck gekommen, seine wenigen Habseligkeiten gepackt. Eneas konnte nicht feststellen, ob der Mann sich über die Rückkehr freute oder nicht.

"Ich hoffe, du musst nicht zu lange.. hmm warten", murmelte Eneas. So recht wollte er Kosta nicht vom Schiff lassen. Timaris hatte ihn sicher vermisst. Würden sie miteinander schlafen? Verdammt, es ging ihn nichts an. Kosta hatte sein eigenes Leben und er war der Königin weiterhin verpflichtet. Er würde sich gar nicht wehren können. Nicht dass er das je getan oder gewollt hätte...
"Sobald du etwas neues weißt, ob sie einen neuen Auftrag für uns hat oder dergleichen, wäre es schön, wenn du uns möglichst bald informierst. Damit wir unseren Aufenthalt entsprechend planen können." Eneas Blick blieb wieder an der unseligen Uniform hängen. Sie stand Kosta immer noch, doch es erinnerte den Krieger zu sehr an die Vergangenheit. Zu sehr an Kostas eigentlichen Status. Auf See konnte man das schnell vergessen. In Draega? Niemals.
"Also ähm.. dann schöne Grüße an sie und...", er zögerte, "Denk dran, dass sie jetzt ganz frisch einen neuen Gefährten hat. Einen mit mächtigen Juwelen hab ich gelesen. Besser so einen nicht eifersüchtig machen", scherzte er und zwinkerte. Dabei war es nicht wirklich ein Scherz. Eneas versuchte nur unbeholfen Kosta davon abzubringen sich wieder Timaris hinzugeben.
"Dann bis heute abend.. oder eben morgen. Du weißt ja wo du mich findest." Eneas deutete um sich herum. Er würde auf dem Schiff bleiben. Das gab der restlichen Mannschaft Gelegenheit auszuschwärmen und ihren Anteil an der dhemlanischen Beute zu verprassen. Bisweilen juckte es Eneas in den Fingern die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Der einzige Ort, der ihm verwehrt blieb. Aber es war seine eigene Entscheidung Timaris' Bitte von einst zu entsprechen. Eneas wusste nicht warum er daran hielt. Vielleicht aus Sentimentalität oder weil es die letzte Möglichkeit war ihr eine gewisse Verehrung entgegen zu bringen. Am Ende hatte es auch ganz pragmatische Gründe. Gäbe es das Versprechen nicht, hätte er bei jedem Besuch in Draega Timaris schon der Höflichkeit wegen besuchen müssen, damit er zeigen konnte, dass sie auch nach der Trennung Freunde geblieben waren.
Eneas fand, dass es ihrer Freundschaft zuträglicher war, wenn zwischen seinem Schiff und ihrem Palast die größte Stadt Terreilles lag. In ihrer Nähe war er stets befangen. Jetzt ging es. Bloß ein Rest Einsamkeit blieb. Trotz Freundin. Vielleicht kam dieses Gefühl der Einsamkeit auch woanders her, dachte er, als er zusah wie Kosta zusammen mit Prinz Malateste vom Schiff ging und in die Kutsche stieg.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Mo 1. Aug 2022, 16:14

"Selbstverständlich", nickte er dazu, dass er Eneas warnen würde, sollte Timaris ihn besuchen kommen wollen. Sein Blick ging nun auch zu Leto. Natürlich wollte sie nun feiern, dass sie ihren Gefährten ganz für sich alleine hatte und ihn nicht mehr teilen musste. Das hatte sie doch auch verdient. Das hatte jeder verdient. Nichts desto Trotz tat es Kosta unheimlich weh. Nicht einmal so sehr, dass er ausgeschlossen wurde, sondern dass er sich dafür von Eneas fernhalten musste. Gänzlich fernhalten.
"Gesetz der Fall, ich erfahre davon", fügte er noch rasch hinzu und wandte seinen Blick von Leto ab. Die Wahrscheinlichkeit war schliesslich sehr gross, dass seine Herrin ihn nicht darüber informierte, ob und wann sie Eneas besuchen gehen wollte. Dies war immerhin eine ziemlich private Angelegenheit.

"Sobald ich etwas neues weiss, werde ich Bescheid geben", beteuerte Kosta gehorsam. Allmählich war ihm danach von Bord zu rennen, da er es sonst nicht schaffen würde, von hier zu verschwinden. Er wollte Eneas nicht verlassen. So ohne einen Abschied und nichts. Wobei, das stimmte nicht. Er hatte sich von Eneas auf Nuranessa verabschiedet. Eine ganze, lange, intensive Nacht lang. Hatte ihm unaufhörlich gezeigt, wie sehr er ihn wollte und dass er bereit war, ihm alles zu geben. Doch es war nicht genug gewesen. Am nächsten Tag hatte Eneas sich wieder an seine Gefährtin gekuschelt, als wäre nichts gewesen. Kosta konnte ihm einfach nicht das bieten, was er brauchte. Stattdessen stand er ihm im Weg und verhinderte, dass er wirklich glücklich werden konnte. Es war höchste Zeit, dass er ging und aufhörte auf sein egoistisches Herz zu hören.

"Wen soll ich nicht eifersüchtig machen, ihn oder sie?" scherzte er mit einem zwinkern zurück, nachdem er sich zusammen gerissen hatte. Er musste runter von diesem Schiff, sonst bekäme er bald keine Luft mehr. "Bis bald", verabschiedete er sich rasch, wandte sich ab, um mit Prinz Malateste das Schiff zu verlassen.
Eneas hielt ihn nicht auf. Warum sollte er auch. Schliesslich brachte er ihren Auftrag zuende und brachte den Kriegerprinzen zurück. Dennoch hoffte Kosta irrsinnigerweise, sein Freund käme noch etwas in den Sinn, weswegen er keinesfalls das Schiff verlassen dürfe und ihm befahl an Bord zu bleiben. Es ergab keinen Sinn. Seine Schritte wurden immer schwerer, als wolle er verzögern, dass er an Land ging und bevor er den Steg entgültig verliess, hielt er sogar noch einmal ganz inne und blickte zu Eneas hoch. Doch sein Kapitän hielt ihn nicht zurück.
Also ging er an Land und in dem Moment, als er festen Stein unter seinen Füssen hatte, zerbrach etwas in dem freundlichen Krieger. Der Schmerz, Eneas entgültig zu verlassen, war zu gross. Kosta selbst begriff nicht wirklich, was es war. Er fühlte sich nur wie betäubt. Innerlich ganz leer, ging er den anderen traumwandlerisch hinterher zu der Kutsche, die sie hoch zum Schloss bringen sollte. Dass Leto ihnen zulächelte und ihm zum Abschied auf die Schultern klopfte, bekam er nicht wirklich mit. Kosta wusste nur, dass er ganz schnell weg vom Hafen musste und sich am Besten gleich auf seine neue Aufgabe stürzte, damit er vergessen konnte.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » Mo 1. Aug 2022, 16:16

"Wieso muss ausgerechnet ich gehen?", brummte Damien und zerrte an seiner edlen Samtjacke.
"Weil du adelig bist und die Königin dich mag", erklärte Farell grinsend, während er Damiens Jacke wieder gerade rückte.
"Bin ich nich und die Tussi is viel zu neugierig", entgegnete der Prinz knurrig.
"Uhhh, Tussi? Wo ist die hochwohlgeborene viel gerühmte Sprache deines Standes?", sinnierte Olintes, konnte sich ein Lachen bei der geschwafelten Ausdrucksweise auch nicht verkneifen. Allgemein fanden seine Freunde das alles sehr witzig. Damien hatte nicht viel Lust im Palast aufzukreuzen.
*Du kannst am besten ein Auge auf Kosta halten*, sandte Ulysses, *Jetzt sieh dir die beiden doch mal an.*
Damien blickte in die Richtung, wo Eneas und Kosta standen und mal wieder unsicher umeinander herumtänzelten. Eneas strich schon zum hundersten Mal über Kostas Brust und Kosta starrte Eneas mit diesen Welpenaugen an wie als erhoffe er sich einen Knochen. Der Vergleich war wohl gar nich mal so unpassend. Damien verdrehte die Augen.

*Ich dachte, wir wollten uns nich mehr einmischen. Eure letzten Kupplerversuche sind allesamt schief gegangen*, erinnerte der Prinz seine Kumpanen.
*Die zwei waren noch nicht soweit*, erklärte Farell, *Aber du weißt ja wie unser feiner Kapitän is, wenn Kosta bei Lady Tolarim.. übernachtet. Unausstehlich.*
*Verhinder irgendwie, dass ers mit ihr treibt*, wandte Olintes ein.
*Haha, wie soll ich das überhaupt machen? Ihr die Beine zukleben oder was?*, sandte Damien zurück.
Farell lachte. *Dein Charme hat noch jede Frau Erotik vergessen lassen.* Er grinste amüsiert.
"Na warte!" Damien verpasste dem Steuermann ein paar Knüffe und ein kleines Gerangel entstand. Danach musste Damiens feine Kleidung wieder glatt gestrichen werden. Er kam sich sehr unwohl in dem adeligen Aufzug vor. *Gar nichts werd ich verhindern. Habt ihr Leto vergessen? Sie is eine von uns, sie hat eure Aktionen nich auch noch verdient* Damien mochte Leto und selbst wenn er am Anfang skeptisch gewesen war, so hatten sie die zehn Jahre viel erlebt und das schweißte zusammen. Außerdem war die Heilerin noch eine von Eneas' bessere Gefährtinnen. Weswegen Damien nicht verstand wie Eneas sie so behandeln konnte.
*Hat sies denn verdient mit einem Mann zusammen zu sein, der seinen wahren Gefährten schon längst hat?*, sandte Ulysses. *Die drei sind allesamt blind. Pass einfach auf auf Kosta auf. Das ist alles*
"Liebe Güte", seufzte Damien. "Na schön."
"Und richte ihr schöne Grüße aus. Hier, nimm das mit." Farell reichte Damien ein Tuch in dem kostbares Geschmeide eingewickelt war. Wann immer sie hier waren, brachten sie Timaris ein Stück ihrer Beute. Damien bezweifelte, dass die Königin sich jemals mit Diebesgut zeigen würde, doch das sagte er den anderen nicht. Damien tat das gleiche ja für seine Eltern. Die hatten sich nie damit arrangiert, dass er komplett ausgestiegen war. Damien schrieb öfter mit seinem Bruder und der hielt seine Eltern informiert. Und überbrachte ihnen seltene exotische Kostbarkeiten aus allen Winkeln der Welt.

Schließlich ging Damien Richtung Steg, kam aber noch an Eneas vorbei, der sehnsüchtig Richtung Kosta starrte. Sie hatten wohl wieder einen ihrer langen Blickkontakte. Mann oh mann, wie konnten die immer noch so verknallt sein?
"Gibts was zu sehen, Käpt'n?", fragte Damien. Er hatte es sich einfach nich verkneifen können. Eneas zuckte zusammen wie aus einem Traum gerissen.
"Was? Äh nein, nein. Du fährst auch mit? Gut gut", erwiderte er und schien Damiens Aufzug kaum zu registrieren.
"Viel Spaß an Deck." Damien klopfte ihm auf die Schulter. "Ich seh schon zu, dass Iason nich in Schwierigkeiten gerät."
Der Prinz verließ das Schiff, verabschiedete sich auch von Leto, die zwar sehr wohl die Szene beobachtet hatte, aber so tat als bedeute sie nichts. Oder war sie wirklich so blind? Wieso ließ sie sich das gefallen? Weil sie ihn liebt, du Trottel.
Es war schon länger her, dass Damien wirklich eine feste Freundin gehabt hatte. Er konnte nicht sagen, dass er dies vermisste, aber manchmal dachte er drüber nach. Der Prinz stieg hinter Prinz Malateste in die Kutsche.
Kosta saß dort vollkommen geistesabwesend. *Was is los? Freust dich nich?*, sandte Damien. *Käpt'n hat mich mitgeschickt, dachte, du bräuchst wen, der dich beschützt, wo er selbst so ans Schiff gefesselt is.*
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Mo 1. Aug 2022, 16:18

Er zuckte leicht zusammen, als Damien ihn ansprach. Beziehungsweise ihm einen privaten Speerfaden sandte. Hoffentlich ging es im Losrumpeln der Kutsche unter. Damit hatte er nicht gerechnet. Stattdessen war er in Gedanken vertieft gewesen, wie er sich ablenken könnte von der Aufruhr in sich drin. Damit wollte er sich nicht beschäftigen, weil er genau wusste, dass es unheimlich schmerzlich und gefährlich sein würde. Kosta wollte nicht wissen, was dann schlussendlich dabei heraus käme. Sicherlich nichts gutes.

*Doch, natürlich freue ich mich darauf, Lady Tolarim nach so langer Zeit endlich wieder zu sehen*, antwortete er rasch. Sein Lächeln war ehrlich, denn es entsprach der Warhheit und hatte nichts damit zu tun, was er für Eneas empfand. *Ich habe mir nur noch einmal Gedanken gemacht, was wir alles erlebt haben und ihr zu berichten haben*, log er geübt.
*Mich beschützen?* fragte er dann aber doch etwas überrascht. Er hatte sich nicht gewundert, dass Damien mitkam. Trotz allem war er ein Adliger und hatte eine solche Erziehung genossen. Er wusste, wie man sich an Hof benahm und würde keine Beleidigung für andere sein, wenn er mit ihnen wegen Vorräten oder Timaris Aufgaben sprach. Ganz im Gegensatz zu Kosta, der ja ein Sklave war. Wenn auch einer von Lady Tolarim. Diese Beschützersache fand er hingegen absolut merkwürdig. Sie ärgerte ihn sogar ein wenig. Eneas war auch nicht an das Schiff gefesselt, sondern an Leto. Kosta schalt sich gleich für seinen hässlichen Gedanken.
*Wovor willst du mich denn beschützen?* fragte er lachend nach. *Hier droht mir keine Gefahr. Und selbst wenn... Ich bin gerade eben noch mitten durch Raej spaziert, habe mich durch ein Schlachtfeld gekämpft, Verwundete wieder zusammen genäht, als Gefangener durch Schlamm und Mücken nach Loraka gekommen, um dort von einem Sadisten verprügelt und öffentlich gedemütigt zu werden und am nächsten Tag zu hören, wie einer nach dem anderen meiner Mitgefangenen erschossen wurde.* Das hatte er noch immer nicht verwunden. Genau so wenig, wie Eneas beinahe der ganzen Mannschaft seinen geschundenen Rücken gezeigt hatte. Inzwischen wusste wohl jeder, wie zerschnitten sein Drache jetzt war.
*Beinahe hätte ich zu den Erschossenen gehört, wenn mich nicht ein glücklicher Zufall davor bewahrt hätte.* Ah, verflixt, das hatte er nicht sagen wollen. Bis jetzt hatte er das eigentlich vorallen ziemlich gut geheim gehalten. Besonders vor Eneas, da er nicht wollte, dass sich sein Freund um etwas Sorgen machte, was sowieso schon längst passiert war. *Ich brauche deinen Schutz nicht*, wehrte er trotzig ab. *Nicht hier, wo...* Wo er zuhause war? *Nicht bei Lady Tolarim. Aber danke, für das Angebot*, sandte er sanfter zurück. Eigentlich wusste er Damiens Geste durchaus zu schätzen. Er war gerade nur viel zu durcheinander, um angemessen darauf reagieren zu können.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » Mo 1. Aug 2022, 16:21

Auch Kosta zuckte zusammen bei Damiens Worten. Wahrscheinlich war er mit den Gedanken ganz woanders gewesen. Bei Eneas wohl. Damien kapierte nicht wieso die zwei nichmal den Mumm fanden einander zu sagen was los war. Ulysses und Maria hatten dafür ganz lange, komplexe und äußerst gefühlsduselige Gründe gefunden von wegen Angst vor Zurückweisung, Verletzung blablabla, doch Damien fand, dass die beiden sich nur selbst Probleme machten, obwohl alles so einfach wäre.
Kosta lächelte bei Gedanken an die Königin, die er gerne wiedersehen wollte. *Ja, kanns auch kaum erwarten*, bemerkte Damien sarkastisch. Er beäugte kurz misstrauisch den Kriegerprinzen, aber auch der sah so aus als denke er angestrengt nach. Damien versuchte Kosta zu verklickern, weswegen er hier wäre, aber der subtile Hinweis auf Eneas war anscheinend zu subtil gewesen. Kosta schien aus allen Wolken zu fallen bei der Möglichkeit, dass Eneas ihn tatsächlich beschützen wolle. H-a-ll-o? Wie konnte man so blind sein?
*Tja, wasweißich, war halt seine Bitte. Er will dich wohl unbescholten wieder aus der Adelswelt zurück. Wer weiß was man sich da so einfängt*, sandte Damien salopp zurück. Er war noch nie Freund dieser Kupplereien gewesen, weswegen er sich keine große Mühe machte das zu verbergen. Sorgen musste er sich eh nich machen. Er hätte Kosta nen Brett mit Eneas Name drauf um die Ohren hauen können und der Krieger hätte den Wink immer noch nicht kapiert.

Kosta fand es eher witzig, dass ausgerechnet Damien ihn beschützen wolle. Er hätte in Raej schon ganz anderes durchgemacht. Erst jetzt erfuhr Damien in erschreckenden Details was Kosta da eigentlich erlebt hatte. Es war eine knappe Zusammenfassung, aber vielleicht gerade deshalb ehrlich und offen. Damiens Brauen hoben sich, er war mehr als baff. Hoffentlich fragte sich ihr Mitreisender nicht, was los war.
*Das... wusste ich nicht... mann, gehts dir gut? Du hast nen paar Monate auf Nuranessa verdient, um dich zu erholen. Was machst du hier? Stürzt dich gleich wieder ins nächste Abenteuer? Siehst du, deswegen brauchst du Schutz. Sonst arbeitest du dich noch tot.*
Immer das gleiche mit Kosta. Er sagte nie was mit ihm los war. Gut, bei Damien war es nicht viel anders, aber er war wenigstens kein andauernder Ja-Sager. Er war egoistisch genug sich um sich selbst zu kümmern.
Kosta verriet wie knapp es in Raej für ihn gewesen war. *Eneas weiß nix oder?*, erriet Damien. *Vielleicht besser so, er würd kein Auge zu tun. Anderseits... das hat er, glaub ich, die ganze Zeit als du in Loraka warst, nicht getan.* Mehr als einmal hatte Eneas darauf gepocht sofort nach Loraka zu fahren, doch sie hatten ihn davon abgebracht, da sie weiter nach Laree hatten suchen wollen.
Kosta wollte keinen Schutz, das bräuchte er bei Lady Tolarim nicht.
Damien zuckte mit den Schultern. *Und, sagst du ihr denn, dass du deinen Arsch riskiert hast für diesen Einsatz? Oder schonst du nur Eneas?*
Die Kutsche hatte sich vom Hafen entfernt, sie fuhren nun durch die Stadt. Verschiedenste Gerüche drangen zu ihnen, nicht alle immer angenehm, doch Draega hatte so etwas an sich... es war ein Schmelztopf an Kulturen und die Bilder, die auf einen einströmten, waren überwältigend. Damien konnte sich nie entscheiden, ob er hier weg wollte oder nicht.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Mo 1. Aug 2022, 16:22

Er würde nicht wieder zurück kehren. Weder von der Adelswelt noch von sonst wo und Kosta fühlte sich alles andere als unbeschadet. Wenn Eneas ihn tatsächlich in Sicherheit und unbeschadet hätte haben wollen, dann hätte er ihn niemals von Bord gehen lassen.
Damit Damien dies nicht in seinem Blick sehen konnte, wandte er diesen ab und schaute zum Fenster hinaus auf die Strassen von Draega. Mit Humor versuchte er der Situation Herr zu werden und darzulegen, dass er keinen Schutz brauchte. Damien musste sich nicht um ihn kümmern. Was irgendwie gründlich schief lief, so dass er viel zu viel von Raej erzählte. Entsprechend schaute der sonst so verschlossene Prinz ziemlich erschrocken.

*Hmmm, ja, Urlaub klingt gut*, murmelte Kosta in Gedanken kleinlaut. Er würde auch nicht nach Nuranessa zurück kehren. Der Gedanken an die Insel mit al den lieben Leuten darauf, die er nie wieder sehen würde, tat weh. *An einem schönen, einsamen Sandstrand, fernab der Welt, wo man in Sicherheit ist.* Kosta versuchte nicht bitter zu klingen. Diesen Sandstrand hatte er Laree und Zucker versprochen. Laree hatte er dorthin bringen können, wenn er sie auch nicht hatte überzeugen können, dass sie tatsächlich in Sicherheit war. Und helfen ihr ihren Frieden zu finden hatte er erst recht nicht können. Stattdessen hatte er sie nur aufgewühlt, enttäuscht und sie schliesslich mit einem mickrigen Brief erneut im Stich gelassen. Und Zucker? Der Prinz befand sich noch immer im Schlamm von Raej, eingekesselt zwischen Feinden, dem sicheren Sandstrand ferner denn je. Kosta kam sich so schäbig vor. Vielleicht konnte er wenigstens ihm helfen, wenn er sich sicher war, dass es Timaris mit ihrem gefährlichen Haushofmeister gut ging.

*Eneas weiss nichts davon*, bestätigte Kosta. *Er macht sich sonst nur Sorgen über etwas, was schon längst passiert ist. Das muss nicht sein.* Auf die Frage, ob es ihm gut ging, antwortete er nicht. Damien würde mit der Antwort nicht klarkommen und warum er plante, sich tatsächlich in ein weiteres, gefährliches Abenteuer zu stürzen, konnte er ihm nicht sagen, da der Prinz ihn sonst womöglich davon habhalten würde oder Eneas senden, noch bevor Kosta mit Timaris hatte sprechen können.
*Ich habe mir auch furchtbare Sorgen um euch gemacht*, sandte er herzlich zurück. *Ihr habt euch ja auch in grosse Gefahr gebracht.* Es war schliesslich um Laree gegangen. Da hätten sie so einiges auf sich genommen. Doch Damien liess es nicht gelten und kam wieder auf Eneas zu sprechen. Das machte es Kosta zusehends schwerer, die Fassung zu waren.
*Was heisst hier nur Eneas schützen?* fragte er erstaunlich barsch zurück. *Bis eben wusstest du auch nicht, wie knapp es gewesen ist und konntest dich genau so in wohliger Unwissenheit baden, wie der Rest der Crew.* Damien war einer der wenigen, die eine Spur mehr, aber immer noch sehr wenig wussten. Es gab ihm nicht das Recht, Timaris oder Eneas anzugreifen. Respektive seine Beziehung zu ihnen. *Ausserdem weiss sie es sowieso schon längst*, fuhr Kosta aufgebracht fort. *Sie wusste es wohl noch vor uns. Immerhin regiert sie ein Territorium. Meinst du, die Königin wusste nicht wie gefährlich die Mission war, auf die sie uns geschickt hat? Meinst du, sie quält sich nicht mit dem Wissen, dass sie beinahe für unseren Tod verantwortlich war? Du magst sie noch immer nicht ausstehen können, obwohl sie so viel für dich getan hat. Von mir aus. Aber beleidige sie nicht, indem du ihr Unfähigkeit und Ignorranz vorwirfst. Wenn jemand Laree hat retten können, dann wir. Das weisst du. Genau wie sie.* Ach, er sollte den Mund halten. Es kam nichts gutes raus. Damien meinte es doch nur gut. Er konnte nichts dafür. Es war nicht fair, seine Verletzung an ihm auszulassen.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » Mo 1. Aug 2022, 16:23

Kosta gab zu, dass Urlaub verlockend klänge, besonders ein einsamer, schöner Sandstrandt. Die hatte es auf Nuranessa zuhauf. Täuschte sich Damien oder klang Kostas Speerfaden etwas wehmütig? Zeigte er erst jetzt, wo sie zurück von der Rettungsaktion waren und quasi bei ihrer Auftraggeberin, wie es ihm wirklich ging? Nämlich beschissen so wies aussah.
*Hey, Kumpel, wir werden schon bald wieder auf Nuranessa sein. Nach den Aktionen der letzten Woche haben wir alle Urlaub verdient*, sandte Damien zurück. Zwar war er nicht so der Typ für lange Urlaube, doch auch er fühlte sich erschöpft nach der letzten Zeit. Zuerst die Jagd und Suche nach den entführten Frauen, dann die nervenaufreibende und gefährliche Suche nach Laree. Und das alles direkt vor der Nase der Dhemlaner. Da würde selbst der zähste Seemann irgendwann zusammenklappen.
Besonders nachdem was Kosta Damien alles preisgab. Davon war nichts in seinen Erzählungen an Bord gewesen. Er hatte ganz schön viel ausgelassen. Wieso? Eneas wusste natürlich nichts. Aber auch der Rest der Mannschaft war unwissend geblieben. Kosta sprach ihn genau darauf an und das ziemlich barsch. Was war denn mit dem los? Hätte Damien mal nicht zu viele Hinweise zu Eneas gestreut. Normalerweise hatte das bei Kosta aber immer den gegenteiligen Effekt gehabt. Sicher keine Wut und Abwehrhaltung. Seltsam.
*Wohlige Unwissenheit? Halt mal die Luft an. Wir haben dich nach deinen Erlebnissen gefragt. Wieso redest du nicht mehr offen mit uns?*, sandte er zurück. Der Kriegerprinz beäugte sie nun doch misstrauischer. Vermutlich spürte er die angespannte Atmosphäre.
*Mann, wir sind doch eine Crew. Wieviel haben wir gemeinsam schon durchgemacht? Würd meinen mehr als dass du uns schonen musst.* Damien schüttelte den Kopf. Also echt. Kosta benahm sich wie ein Außenseiter, was er aber nicht war.

Die Königin nahm Kosta sofort leidenschaftlich in Schutz. Seiner Meinung nach würde die Königin schon genug leiden, wissend dass sie die Mannschaft auf diese gefährliche Mission geschickt hatte. Sie würde sich quälen, weil sie verantwortlich für sie wäre. *Ach, keine sieben Höllenfürsten hätten uns davon abhalten können Laree auf eigene Faust zu retten. Dazu hats ihren Auftrag nich gebraucht*, gab Damien zurück. Das sollte Kosta auch wissen.
Der Krieger fuhr fort, dass Timaris viel für Damien getan hätte. Da müsse er sie nicht beleidigen. Damien rollte mit den Augen. *So meinte ich das doch alles gar nicht. Ich meinte.. ach, vergiss es.* Das war ja gründlich nach hinten losgegangen. Was hörte er auch auf diese Waschweiber von Kupplerinnen. *Ich weiß, dass die Königin uns alle schätzt. Sie hat sich bestimmt auch um Laree gesorgt. Es war gut, dass sie uns informiert hat. Hab mich bloß gewundert warum du uns nichts über Raej sagst.*
Hoffentlich kam Kosta wieder runter. Was war der heute so aggressiv? Seltsam, seltsam.
So war Damien schon fast froh, als sie den Hügel rauf zum Palast fuhren.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Mo 1. Aug 2022, 16:44

Zum Glück liess Damien sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen und war auch nicht eingeschnappt aufgrund seiner rüpelhaften Art, die eigentlich ziemlich ungewöhnlich für Kosta war. Stattdessen zeigte er sich besorgt, während er ihm Kontra gab und ihn auch etwas in seine Schranken wies. Sie hätten genügend zusammen erlebt. Kosta müsste sie nicht beschützen und ihnen verschweigen, wenn es ihm schlecht ging.

Wie befohlen hielt Kosta die Luft an. Allerdings nicht, weil Damien das als Redensart benutzt hatte, sondern um nicht laut rauszuschreien, dass er ihnen allen schon seit Ewigkeiten so alles mögliche verheimlichte. Dass er sie alle irgendwie verriet und jetzt gerade wieder. Denn sie vertrauten darauf, dass ihr Freund wieder kommen würde. Stattdessen stahl er sich still und heimlich davon. Nur, einen Abschied würde er nicht ertragen. Deswegen musste er jetzt auch ganz dringend schweigen, weil er sich sonst verraten würde. Prinz Malateste schaute schon ganz misstrauisch.

*Du hast Recht, Damien. Es tut mir Leid*, sandte er aufrichtig zurück, nachdem der Prinz geendet hatte. *Ich weiss, dass du sie nicht angeifen wolltest und dass du Laree ebenfalls hast retten wollen. Wir alle. Es ist nur... Ich habe nicht viel gesagt, weil es diesmal so anders war.* Nicht nur der Auftrag, sondern das zurück kommen. Das Wissen, dass er sich von Eneas entgültig fernhalten musste.
*Ich habe das Gefühl, alle zu verraten und im Stich zu lassen*, gestand er Damien schliesslich gequält. *Tileo, der doch so dringend wen braucht, bei dem er sich sicher fühlen kann und den ich in Mineva zurück lassen musste. Die raejer Sodaten, die einer nach dem anderen hinter der Baracke, der in der ich eingesperrt war, erschossen wurden. Soldatenhure haben sie mich genannt und sie hatten recht. Nicht einmal habe ich ihnen bei einem Fluchtversuch geholfen.* Dass er ihnen ihre Wunden versorgt hatte und sich darum gekümmert hatte, dass sie auch einigermassen gutes Essen bekommen hatten, zählte nicht.
*Zucker habe ich in Loraka auch in Schwierigkeiten gebracht und ihn dann da alleine zurück gelassen und Laree...* Kosta atmete tief durch. *Laree konnten wir zwar aus Loraka rausholen, doch es geht ihr furchtbar. Aber anstatt bei ihr zu bleiben und ihr zu helfen bin ich hier und...* Verriet den Rest der Mannschaft auf noch. Doch anders ging es wohl einfach nicht. *Es war eben einfach alles anders.* Zum Glück hielt die Kutsche, bevor er noch mehr senden konnte und sich womöglich verplapperte.


Aaron gefiel ihm. Allerdings hütete er sich, leise zu lachen, als der andere Sklave seine Geliebte frech küsste und damit mit einem leichten Schlag auf den Hinterkopf kassierte. Die zwei schienen sich trotz aller Gerüchte und Zeitungsberichten gut leiden zu können und wirkten auf Kosta wie ein eingespieltes Team. Das freute den Piraten und er lächelte die Beiden offen und ehrlich an. Für den Moment verspürte keine Sehnsucht und Trauer. Er konnte sich einfach nur für seine Königin freuen.

Im Gegensatz zu Aaron verneigte sich der Krieger zum Abschied jedoch tief, bevor er dem Gefährten durch die Gänge des Schlosses folgte. "Vielen Dank", lächelte er hintergründig, nach Aarons Aufforderung und als dieser später meinte, dass er nicht neugierig sein wolle, mussta Kosta richtig lachen, wenn auch sehr leise. "Oh, ich habe nichts gegen Neugierde, bin ich doch selber ziemlich neugierig", erklärte er schmunzelnd. "Aussedem wurde ich in letzter Zeit so oft ausgefragt, dass ich es schon fast ein wenig vermisse." Neckisch zwinkerte er Aaron zu. "Von mir aus, dürft Ihr mich fragen, was Ihr wollt, Prinz Talasch."
Nur weil Aaron ihn wie selbstverständlich duzte, hiess das noch lange nicht, dass Kosta das selbe Recht bekam. Ausserdem wollte er deutlich machen, dass der Prinz nichts von ihm zu beführchten hatten. Zumindest solange er Timaris nicht schadete, selbstverständlich. Inzwischen musste der Gefährte ahnen, dass auch Kosta ein Sklave war und so ordnete der Krieger sich von alleine unter dem Prinzen ein und forderte ihn nicht heraus. Kosta wusste, dass er seinen ganz eigenen Rang hatte und musste den nicht bestreiten.
"Ich bin Kosta Erenos, Prinz Talasch", beantwortete er bereitwillig. Kurz darauf lachte er samten, weil er in Aarons Gesicht sah, dass ihm das nicht viel weiter half. "Timaris ist meine Königin und Herrin. Sie hat mich vor fast 270 Jahren gekauft. Leider bin ich nur sehr selten hier am Hof. Doch vielleicht ändert sich das ja demnächst."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Aaron » Mo 1. Aug 2022, 16:50

Der Name sagte ihm eindeutig überhaupt nichts. Noch nie davon gehört. Scheinbar sah man ihm seine Unwissenheit an, denn Kosta lachte leise und fing dann bereitwillig an sich zu erklären. Er war also Timaris Sklave und das seit schon 270 Jahren. Das war eine ganze Menge. Was Aaron allerdings überraschte war der Umstand, dass sich der Krieger in der ganzen Zeit, die Aaron nun schon hier war nicht hatte blicken lassen. Das war ziemlich ungewöhnlich. Alle anderen Sklavenhalter wollten ihren Besitz gern in ihrer Nähe sehen. Aber Timaris war nun einmal anderes. Gut, das hatte er auch schon gewusst, aber diese Facette war ziemlich neu. Sie hatte Kosta nicht wie einen Leibeigenen behandelt, eher wie einen... alten Freund.
Darüber würde er nachdenken müssen.

"Ziemlich lange Zeit... " Aaron brannten noch weitere Fragen auf der Zunge, aber eigentlich war dafür im Augenblick nicht viel Zeit. Außerdem hatten sie nun schon die Sklavenquatiere erreicht und Liam kam ihnen entgegen geeilt.
Ein glückliches Strahlen lag auf seinen Zügen, welche von der kühlen Luft leicht gerötet waren und seine Haare waren zerzaust vom Wind. "Entschuldige falls ich zu spät bin. Aber ich musste doch erst noch meine Arbeit beenden!"
Liam blühte richtig auf seitdem man ihm erlaubt hatte in den Gärten zu arbeiten. Er wirkte sogar glücklich. Aaron musste lächeln. "Liam, dies ist Lord Erenos. Er wird eine Weile bei uns bleiben. Ich will, dass du so lange als sein Kammerdiener arbeitest."

Liams Augen wurden groß als er zu dem Krieger blickte. Sein Blick wanderte über die Piratenkleidung und wurden immer größer. "Ja, natürlich mach ich" antwortete er abwesend auf Aarons Aussage und schien viel zu fasziniert um zuzuhören.
Der Prinz blickte zu Kosta und zuckte leicht mit den Schultern. "Er ist noch nicht so lang hier" murmelte er halb entschuldigend und schnippte dann vor Liams Gesicht kurz mit den Fingern. Das sicherte ihm die Aufmerksamkeit des jungen Sklaven. "Bring Lord Erenos bitte im großen Gemach unter und sorg dafür, dass er sich wie zu Hause fühlt. Ich muss nun zu einer wichtigen Besprechung."
Liam verneigte sich und Aaron nickte dann Kosta zu. "Also dann, wir sehen uns sicher noch, Lord Erenos." Damit machte sich Aaron auf den Weg zurück zu seiner Königin.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Mo 1. Aug 2022, 16:52

"Trotzdem kommt es mir manchmal so vor, als wäre es gestern gewesen", träumte Kosta, als sie von seiner Vergangenheit sprachen. Die Zeit, als er zu Timaris und damit zu seiner letzten Herrin gekommen war, war eine sehr intensive Zeit gewesen. Es war sehr viel geschehen und starke Gefühle hatten sich damals entwickelt. Gefühle, die bis jetzt nicht schwächer geworden, geschweige den erloschen waren.

Sie kamen jedoch nicht weiter dazu, einander weiter vorzustellen und ihre Neugierde gegenseitig zu befriedigen, denn da kam ihnen ein hübscher Jugendlicher Krieger entgegen. Seine Wangen waren gerötet von der Kälte draussen und seine hellen, braunen Haare waren vom Wind zerzaust. Seine sanften, goldenen Augen strahlen glücklich, als er aufgeregt und vertrauensvoll zu Aaron kam. Kosta schnurrte innerlich. Ja, es war schon schön bei Timaris. Sie hatte immer so viele schöne Männer um sich herum und wenn Liam hier sein Kammerdiener sein sollte, würde ihm bestimmt nicht langweilig werden. Der junge Krieger starrte ihn nicht uninteressiert an, musterte fasziniert seine schwarze Uniform unter dem langen, schwarzen, dazugehörigen Uniformmantel.

"Auf wiedersehen, Prinz Talasch", verabschiedete er sich von Aaron mit dunkler, samtener Stimme, die eigentlich für Liam gedacht war. "Vielen Dank." Er verneigte sich leicht vor dem anderen Prinzen und fragte sich, warum dieser ihn nun plötzlich so förmlich ansprach. Doch kaum war dieser um die Ecke verschwunden, drehte er sich wieder zu Liam um.
"Vielen Dank, für diesen Kammerdiener", murmelte er eher zu sich selber, während er mit seinem Blick den Jugendlichen fixierte. Anmutig glitt er auf ihn zu und war plötzlich bei ihm, hielt ihn mit sanfter Gewalt an seinem Kinn fest, um ihn tief in die Augen schauen zu können, um tief in seine Seele zu blicken und alle Geheimnisse zu sehen, die sich darin verbergen mochten.
"Liam, also", kostete er den Namen sinnlich aus. "Liam mein Kammerdiener. Hast du eigentlich Erfahrung in diesem Beruf?" So wie er aufgetreten war und ihn angestarrt hatte, wirkte das nämlich nicht so.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Liam » Mo 1. Aug 2022, 18:16

Liam war in den Gewächshäusern gewesen um ein paar Setzlinge umzutopfen, als ihn Aaron´s Speerfaden erreicht hatte. Er hatte noch rasch die letzten beiden Pflanzen versorgt bevor er dann hinaus geeilt war um zu den Sklavenquatieren zu kommen. Draußen war es mittlerweile schon ziemlich kalt, ja sein Atem kondensierte sogar an der Luft. Es war trotzdem wunderbares Wetter, nur eben recht kalt.
Leider hatte er keine Zeit gehabt das weiter zu genießen, sondern musste sich beeilen.
Zum Glück kam er wohl aber nicht zu spät, aber Liam entschuldigte sich trotzdem bei dem Gefährten. Welcher ihm dann eine neue Aufgabe zuteilte. Er sollte Kammerdiener für einen Lord Erenos sein. Liam´s Augen wurden groß und sogar noch etwas größer als er zu dem unglaublich gut aussehenden Mann an Aaron´s Seite blickte. Was war das nur für Kleidung, die der Krieger da trug? Sie sah verwegen aus und so männlich... Der junge Sklave konnte sich daran gar nicht so richtig satt sehen. Er war dermaßen fasziniert, dass er nicht einmal richtig mitbekam, dass der Gefährte ging.

Doch dann waren die beiden Männer schließlich allein. Liam schluckte und versuchte etwas zu sagen. Aber der Krieger kam einfach immer näher und dann hielt er Liams Kinn umfangen und zwang ihn sanft ihm in die Augen zu blicken. Liam konnte ein leichtes Erschaudern nicht unterdrücken. "Nein, nicht wirklich" hauchte er atemlos. "Aber ich bin unterwiesen worden" er hatte das Bedürfnis das noch zu erklären.
Und da er nun schon seine Ausbildung an sprach versuchte er sich auch an diese zu erinnern. "Mö-öchtet ihr, dass ich euch euer Gemacht zeige, Herr?" brachte er hervor und selbst in seinen Ohren klang das so als hätte er dem Krieger noch viel mehr angeboten. Trotzdem versuchte Liam nicht seine Worte anders zu formulieren, sondern erwiderte einfach weite diesen goldenen Blick. Beinahe schon abwesend, leckte er sich kurz über die Lippen.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Mo 1. Aug 2022, 18:20

"So, so, du bist unterwiesen worden?" hakte Kosta nach und es klang ganz so, als fragte er nach, ob er auch in etwas anderes unterwiesen worden war. Genau so, wie es bei Liam nach etwas ganz anderem geklungen hatte, als dem Angebot ihm sein Gemach zu zeigen. Der junge Krieger war unter der sanften Berührung erschaudert und Kosta war sich sicher, dass dem Krieger sein Herz hart in seiner Brust schlug.
Prompt glitt sein Blick an dem schlanken Hals hinunter zu der Brust. Wie als könne er sehen, ob das Herz tatsächlich so hart und laut pochte. Der Pirat fühlte sich an seine eigene Jugend erinnert. Damals war er auch so scheu und nervös gewesen. Hatte auch derart arglose Augen gehabt. Dass er manchmal noch immer so war, war dem älteren Krieger nicht bewusst.

"Ja, zeige mir mein Gemach, Liam mein Kammerdiener", nickte er schliesslich und streichelte Liam zärtlich sanft über den Kieferknochen hoch, bevor er seine Hand senkte. Zurück treten tat er jedoch nicht. "Geh vor. Liam, mein unterwiesener Kammerdiener." Kosta grinste. Er genoss die Reaktionen des Jugendlichen auf ihn. Genoss es, ihn etwas zu provozieren. "Ich bin gespannt, wie gut man dich unterwiesen hat. Besonders wo du noch unerfahren bist." Es klang, als wolle er Liam ausgiebig prüfen.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Liam » Mo 1. Aug 2022, 18:36

Kaum bemerkbar nickte Liam, als der Krieger nachhakte ob er unterwiesen worden sei. Er war von der Nähe des anderen wie gefangen und kam gerade nicht mal auf den Gedanken wegzulaufen. Dabei war das hier schon ziemlich... viel.
Doch dann sollte er erst einmal eine Atempause bekommen. Kosta wollte seine Gemächer zu sehen bekommen und nach einem atemlosen Moment ließ er Liam auch los. Kaum war die Berührung verschwunden sehnte er sich schon wieder danach. Allerdings wusste er nicht wie er das bemerkbar machen konnte ohne dem Krieger zu Nahe zu treten.
Also versuchte er sich zu sammeln, nahm einen tiefen Atemzug und meinte dann: "Natürlich, Herr" er trat widerstrebend einen Schritt zurück und verneigte sich leicht, bevor er sich daran machte Kosta seine Zimmer zu zeigen.

Sie waren noch nicht weit gegangen als Kosta ihn wieder ansprach. Liam blickte über die Schulter zurück als der andere meinte er wäre gespannt wie gut er wäre, wo er doch so unerfahren sei. Redeten sie überhaupt noch über Liams Erfahrungen als Kammerdiener?
Bevor er sich darüber Gedanken machen konnte, stieß Liam gegen einen Sockel, auf welchem eine teure Vase aus Challiot stand. Sie kam bedrohlich ins Schwanken und Liam stürzte blindlings nach vorn um sie vor dem Umfallen zu bewahren. Er schaffte es sie zu retten bevor sie ganz kippte. Angespannt atmete er durch, das war ja knapp gewesen. Liam sollte mehr auf seinen Weg achten, als auf faszinierende Männer hinter ihm.
Oh je der Krieger!
Liam lief rot an und wandte sich wieder dem anderen Mann zu. "Ähh entschuldigt... also wir sind gleich da." Er stellte die Vase rasch wieder an ihren angestammten Platz und führte Kosta weiter die Gänge entlang. Sein Gesicht brannte noch vor Scham, weil er sich gerade so tölpelhaft verhalten hatte. Zum Glück war es nun nicht mehr so weit. Regelrecht erleichtert den Weg hinter sich zu haben, ohne noch etwas fast zerstört zu haben, schob Liam die Tür auf. "Also das hier ist es, Herr."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Mo 1. Aug 2022, 18:40

War das etwa ein entäuschter Ausdruck in Liams Augen gewesen, als er ihn losgelassen hatte? Kosta wusste, spürte, dass er auf Liam eine ganz besonders Wirkung hatte. Doch das war eine Sache. Eine ganz andere war es, dass der Krieger sich seine Berührungen bewusst zu ersehnen schien. Er hatte wohl doch schon ein wenig Erfahrung gesammelt und schien zu wissen, was ihm gefiel und was nicht.

Wiederstrebend trat Liam nach einem tiefen Atemzug zurück, verneigte sich und ging voraus, um ihm sein Zimmer zu zeigen. Weit kamen sie jedoch nicht, da Kostas Worte den Jugendlichen ablenkte, so dass er prompt eine Vase von ihrem Sockel stiess. Gerade noch rechtzeitig konnte er sie wieder auffangen. Fasziniert beobachtete Kosta, wie Liam rot anlief und total verlegen die Vase vorsichtig zurück stellte.
Kosta musste sich auf seine Lippen beissen, um nicht zu lachen. Dadurch wurde sein Gesichtsausdruck unbeabsichtigt grimmig und verkniffen. Hastig drehte sich Liam um und ging weiter. Das gab Kosta die Gelegenheit, seine Rückenansicht eingehend zu betrachten. Ob Liam seine Blicke spürte? Ob sie ihm angenehm unwohl im Rücken kribbelten?

Das Zimmer, in welches er geführt wurde, war gross, hell und geräumig. Und selbstverständlich war es auch überaus luxuriös und geschmackvoll eingerichtet. Ein sündig sinnnliches, grosses Bett lud dazu ein, sich lustvoll auf ihm zu verweilen. Es gab einen grossen Kamin, bequeme Sofas und von den zwei Türen nahm Kosta an, dass sie in einen eigenen Schrank und ein eigenes Bad führten.
"Da ist kein Feuer im Kamin", bemerkte Kosta. "Entzünde darin eines, Liam mein unerfahrener Kammerdiener. Aber gib mir vorher noch etwas zu trinken." Kostas kundiger Blick hatte die Bar natürlich gleich entdeckte. Ihm gefiel das Zimmer. Nach Monaten auf See war dieser Luxus schon schön. Gemächlich zog er seinen Mantel aus und warf ihn achtlos über das Sofa. Danach liess er sich mit träger Arroganz in den Sessel fallen und machte sich wieder daran, Liam ausgiebig zu betrachten.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Liam » Mo 1. Aug 2022, 18:41

Liam stand abwartend neben Kosta, sich nicht ganz sicher ob er gehen sollte oder ob der Krieger ihn noch brauchte. Doch da sprach der Herr ihn auch schon an und wollte Feuer gemacht bekommen, Und wieder sprach er ihn dabei als unerfahren Kammerdiener an. Der Sklave wusste noch nicht ganz was er von dieser Betitelung halten sollte. Wie eine Beleidigung wirkte es eigentlich nicht... eher wie ein Scherz, den er nicht verstand.
Der Sklave ging innerlich achzelzuckend darüber hinweg und wollte schon zum Kamin gehen, als Kosta auch noch etwas zu trinken verlangte. "Natürlich, Herr." Er machte sich auch auf den Weg zur Bar, allerdings kam er nicht umhin verstohlen aus dem Augenwinkel Kosta zu beobachten, der seinen langen Mantel auszog und es sich in einem Sessel bequem machte.

"Was möchtet ihr denn, Herr?" fragte Liam nach und machte sich daran das gewünschte in ein Glas zu füllen. Dieses stellte er auf ein Tablett und brachte es dann hinüber zu Kosta, der es sich in dem Sessel bequem gemacht hatte. "Bitte sehr, Herr" er stellte das Tablett ab und ging nun hinüber zum Kamin, der direkt gegenüber von Kostas Sessel war. Er bückte sich um einige Scheide aus dem Holzvorrat zu ziehen und legte diese schließlich in den Kamin, bevor er noch einige Späne hinzufügte. Da ihm als Sklaven der Umgang mit der Kunst verboten war, griff er zu einem herkömmlichen Feuerzeug und entzündete damit einen Kienspan, den er nach wenigen Augenblicken zu dem restlichen Holz warf. Das Feuer begann langsam und zögerlich zu brennen, aber schon ziemlich bald dürfte es groß genug sein um den ganzen Raum zu erwärmen.

Liam erhob sich und dreht sich zu Kosta um. "Kann ich sonst noch etwas für euch tun, Herr?"
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