Re: Lehrzeit als Kerkerwärter
von Yadriël » Mo 12. Sep 2022, 11:39
Die Heilerin schwärmte weiterhin von den Nähten und dass es unbedingt von einem Schüler des großen Prinz Altanos gemacht sein müsste. Zucker hatte keine Ahnung wovon sie redete, er wusste bloß, dass es ein weiteres Rätsel in Sachen Iason aufwarf. Ein Rätsel, das er nicht mehr lösen wollte. Der Hayllier war auf sich allein gestellt.
Lady Tursin fuhr fort, dass Zucker Glück gehabt hätte. Ohne so eine gute Behandlung hätte er den Kerker oder die Fahrt hierher nicht überlebt. "Ja, ich bin so froh, dass ich meine Juwelen zur Verfügung stellen kann, damit ihr weiter einen kleinen Jungen quälen könnt", bemerkte er sarkastisch. Lady Tursin blickte gleich zu Iason. Er war vermutlich nicht wirklich befugt gewesen ihm etwas darüber zu sagen. Der Krieger hatte die Hose runtergelassen und mühte sich den dicken Stab aus sich herauszubekommen.
"Turgor hat geradezu geschwärmt von dem Jungen", fuhr Zucker fort. Warum er lieber Turgor beschuldigte, wusste er nicht, doch der Kerl hatte so gewirkt, als wollte er mehr als nur Spielzeuge in den Jungen stecken. Hauptsache dick und groß.
"Muss ja echt toll sein dem Kind etwas in den Hintern zu schieben. Wozu ihr dafür meine Juwelen braucht, ist mir aber schleierhaft. Wusste nicht, dass Kinderschänden so kräfteraubend ist."
Die Heilerin warf ihm einen ungnädigen Blick zu. "Was? Wollt ihr das nicht hören? Ihr wisst schon, dass eure... Patienten und Gefangene hier Menschen sind, ja? Mit richtigen Gefühlen und so." Eine sehr unbequeme Wahrheit, die Lady Tursin offensichtlich lieber ausblendete. "Ich zum Beispiel. Meint ihr, ich habe mir gewünscht hier zu enden? Was wird aus meinen armen Kindern, während ich hier bin?"
Leider hatte die Heilerin kein Verständnis für seine Lage und wenn, so zeigte sie es nicht. Während des Geredes hatte er kaum mitbekommen, dass die Heilung bereits stattfand. "Hey, das tut ja wirklich nicht weh", stellte er fest. Im Hintergrund hatte Iason endlich den Stab rausbekommen und nähte den Knopf an die Hose, den Turgor in seiner Ungestümtheit abgerissen hatte. Sobald Lady Tursin den Krieger dabei beobachtete, schien er plötzlich mehrere Fehler zu machen. Zucker verstand einfach nicht, was der Hayllier hier abzog und wieso er sein Talent verbarg.
Der Prinz betrachtete sich seine Brust, reckte auch den Kopf, um etwas von seinem Rücken zu sehen. Die Wunden waren nicht mehr so geschwollen und heiß entzündet, sie bluteten auch nicht mehr. Vielleicht konnte er dann endlich wieder im Liegen schlafen.
Lady Tursin wies Iason an, eine Tunika für den Gefangenen herauszusuchen.
"Gib mir ne extra kurze, damit die Wärter, die mich vergewaltigen wollen, auch nicht so viel Arbeit haben", sagte Zucker flappsig und rutschte vom Untersuchungstisch.
Lady Tursin gab ihr Bestes ihn zu ignorieren. "Was? Bei ihm macht ihr euch Sorgen, aber bei mir nicht?"
Iason fragte nach Minan ehe die Frau den Raum verließ. Ihre Antwort brachte Zucker dazu seine patzigen Bemerkungen wenigstens für eine Weile zu unterbrechen. Die letzte Giftdrüse hätte sich gebildet? Was sollte das denn heißen? Kreierten die da irgendeine Super Schwarze Witwe? Aber das war ein Junge gewesen... Zucker hatte noch nie von einer männlichen Schwarzen Witwe gehört. Außer in Geschichten.
Linker Arm... Giftdrüsen... mmhhh, war der Junge eine Schwarze Witwe und sie bildeten ihm deswegen den Arm? Verbesserten ihn vielleicht irgendwie. Zucker wusste es nicht. Es klang alles sehr mysteriös.
Lady Tursin sprach weiter mit Iason über die Fortschritte der Heilung und dass die anderen Heilerinnen zu vorschnell und ehrgeizig wären, nicht darauf hörten, dass Iason eine langsame Heilung empfohlen hätte. Und diese Lady Ellel würde sich freuen, wenn Iason wieder dabei wäre. Sehr seltsam. Zucker konnte sich nicht vorstellen, dass Iason sich an dem Jungen vergriff, während die Heilerinnen im Raum war. Aber was machte der Hayllier dann sonst dort, wenn die Frauen nichtmal wussten wie gut er war? Das ergab keinerlei Sinn.
Zucker gab es auf sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Lady Tursin ging und Iason reichte ihm die Tunika, sagte ihm leise Danke.
"Was für eine Nummer ziehst du hier eigentlich ab?", fragte er. Der Krieger wirkte leicht gequält, blickte ihn an und sagte dann doch nichts darüber und führte ihn aus dem Raum. Mit klirrenden Ketten folgte der Prinz ihm. Die Fußfesseln erlaubten nur kleine Schritte.
Sie gelangten zu einer großen Zelle wo sich die anderen Soldaten und dieser komische Dhemlaner befand, den man auch mitgenommen hatte. Die Zelle war nur mit Gitterstäben vom Gang angedreht, besaß drei lange Bänke und einen verschlossenen Eimer. Der Steinboden war nass ausgefegt. Es schien so etwas wie eine Sammelzelle zu sein. Zwei Öllichter brannten draußen am Gang.
Einauge lag ausgestreckt auf einer Bank, schnarchte laut. Neben ihm hockte Münze. Der schmächtige Späher verdrückte ein belegtes Brot.
"Wehe, ihr habt mir kein Brot übrig gelassen", drohte Zucker, während er in die Zelle geführt wurde. Ein ihm unbekannter Wärter kam aus einem Raum ein paar Schritte weiter weg, er schwang einen Schlüsselbund in der Hand. Er war groß, musste den Kopf bei der Türe einziehen. Er hatte ein Gesicht wie aus Stein gemeißelt und stoppelkurze Haare.
"An die Gitterstäbe, Gefangener. Arme ausstrecken", befahl er schnarrend. Zucker tat wie geheißen und der Mann öffnete ihm vorne die Fesseln, entfernte diese danach und verfuhr auf gleiche Weise mit den Fußfesseln. Danach konnte Zucker sich zu seinen Kameraden gesellen, was er auch sofort tat. Iason war für den Moment vergessen, er war bloß froh Zeit mit seinen Freunden verbringen zu können, zu hören wie es ihnen ergangen war.
"Hey, Schätzchen... hier.." Er pfiff und versuchte seinen Kopf durch das Gitter zu stecken, um der braunhäutigen Schönheit nachzublicken, die gerade mit einigen Dokumenten in der Hand an der Zelle vorbei ging. Bevor Zucker noch im Gitter feststeckte, zog ihn Einauge zurück.
"Hör auf, die auch noch aufmerksam auf uns zu machen", knurrte er.
"Weißt du wie lange es her ist seit ich eine Frau gesehen hab", bemerkte Zucker. Einauge rieb sich die zerkluftete Stirn.
"Wir waren gestern alle bei der Heilerin", erinnerte er Zucker. Der Soldat schürzte abschätzig die Lippen.
"Da war ich anderweitig... abgelenkt", gab er zu. Er hatte nicht unbedingt Wert darauf gelegt wie die zwei Wärter miteinander rumvögelten. Insbesondere Iason. "Außerdem sah die lang nicht so gut aus wie die kesse Hexe dort. Hey, Süße", flötete Zucker und erhaschte noch einen Blick auf die Hexe. Sie hatte große Brüste, leicht breitete Hüften und Beine, dafür schlanke Fußgelenke und einen tollen Arsch. Sie ignorierte ihn komplett. Dann kam die Königin durch den Gang, begleitet von einer weiteren Schwarzen Witwe. Sie wechselte kurz Worte mit der Hexe, kontrollierte die Dokumente.
Schließlich wurde ein Gefangener nach dem anderen aus der Zelle gezerrt und mussten der Königin folgen. Zucker wartete bis er an die Reihe kam. Der Soldat wurde von zwei Wärtern gepackt und vor Zorya auf die Knie gedrückt. Zumindest war keiner der Wärter Iason, den er seit letzten Abend nicht mehr gesehen hatte. Auch besser so.
Die Königin hielt es nicht für nötig sich zu erklären, sie ließ sich von einer ihrer Zofen einen Kasten reichen. Was sie dort herausholte, steigerte nun doch Zuckers Aufregung. Seine Juwelen! Er hatte sie seit Raej nicht mehr gespürt. Er konnte beinahe ihre Kraft spüren. Beinahe...
Zorya hielt eines davon in der Hand, legte ihre andere Hand auf Zuckers Stirn. Er fühlte wie sie in seinen Geist drang. Dieses Mal jedoch nicht, um seine Erinnerungen zu durchsuchen. Das hatte Sion schon zu Genüge getan. Nein, sie griff nach seinem Kelch. Zucker verkrampfte sich, keuchte auf. Er fühlte wie sich ein Netz in ihm bildete, klebrig und seinen Kelch durchdringend. Es fühlte sich widerlich an. Als ob jemand zärtlich seine Augenbälle streicheln würde. Einfach grässlich.
Irgendwann war es vorbei und die Hand der Schwarzen Witwe wieder fort. "Bringt ihn in seine Zelle und legt ihm nachher die Juwelen an."
Juwelen anlegen? Zucker wurde natürlich nicht gefragt und nach draußen geführt. Es ging nicht zurück zu der großen Sammelzelle und stattdessen weiter durch den Komplex unter der Festung bis sie in einen breiten Gang kamen, der auf beiden Seiten vergitterte Zweierzellen hatte. Der soldat wurde in eine Zelle geschoben, wo bereits der unbekannte Dhemlaner wartete. Beziehungsweise seit gestern nicht mehr ganz so unbekannt. Er hieß Adrej Varlyn und hatte ein besonders übles, großes Brandzeichen in Form einer Hydra mitten auf der Brust. Und er hasste Sion. Also konnte Zucker ihn ganz gut leiden, obwohl er es vorgezogen hätte mit einem seiner Kameraden zusammen zu sein.
Die Zelle war tatsächlich die reinste Luxusresidenz im Gegensatz zum Kerker von Dunrobin Castle. Zwei Stockbetten übereinander mit dünnen Stoffmatratzen und Decken. Feucht ausgewischter Steinboden, eine Kupferschüssel angebracht in der Ecke mit einem schlichten Wasserkran. Daneben war ein geschlossener Eimer mit zwei Holzbalken darüber. Ein Traum.
Zucker probierte sofort die Pritsche unten aus und war bald eingeschlafen. Alles andere war ihm gerade egal.
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