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Rettung einer jungen Königin





Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 19:40

Gerade hatten sie sich noch gefreut, dass sie die armen Mädchen gerettet und in Sicherheit nach Chaillot gebracht hatten. Obwohl er nicht viel mitgeholfen hatte, war Tileo auch sehr stolz gewesen und hatte sich riesig über sein Eis zur Belohnung gefreut. Er hoffte nur, dass nun nicht mehr so traurige Stimmung sein würde auf dem Schiff. An Bord, wie der Kapitän ihm erklärt hatte. Die Mädchen, wobei er eigentlich fand, dass das schon ziemlich alte Frauen waren, waren ganz leise und ängstlich gewesen und hatten viel geweint. Sie hatten Tileo sehr leid getan und er hätte ihnen auch gerne etwas gegeben, damit sie nicht mehr so traurig waren. So etwas wie seinen Teddy. Aber seinen eigenen wollte er dann doch nicht hergeben. Den brauchte er doch selber, wenn er Nachts manchmal ganz traurig war und seine Eltern vermisste.

Tileo war auch sehr froh, als endlich der unheimliche Eisprinz das Schiff verliess und hoffte, dass er nie wieder kommen würde. Und auch um die wütende Glacierin trauerte er nicht wirklich. Die gehörten sowieso nicht zur Mannschaft. Jetzt würde es wieder lustiger an Bord werden. Dessen war der Junge sich sicher. Aber anstatt, dass sie nun eine dieser berüchtigten Piratenfeste feierten, mussten sie nun ganz plötzlich ablegen. Ohne Zelika. Die Schwarze Witwe, die zusammen mit ihm befreit worden war, wollte lieber auf Chaillot bleiben und zur Ruhe kommen. Was auch immer das heissen mochte. Tileo gefiel es jedenfalls nicht, sie zurück zu lassen. Sie gehörte doch irgendwie zur Familie.

Ängstlich und verwirrt, dass er auch irgendwo in der Fremde zurück gelassen wurde klammerte er sich die nächsten Tage ganz fest an Iason, der eigentlich Kosta hiess. Tileo nannte ihn weiterhin Iason und auch Eneas nannte er lieber Taelos. Schliesslich wollte er sie doch nicht ausversehen an die falschen verraten. Zum Glück störte Iason das nicht, sondern behielt ihn immer dicht bei sich und versuchte ihm zu erklären, was los war. Taelos jüngere Schwester sei in ganz grosser Gefahr und man wollte sie retten. Tileo nickte verstehend. Natürlich musste sie gerettet werden. Er versuchte auch tapfer zu nicken, als es hiess, dass sie sich an einem Ort befand, wo es ganz viele Soldaten in schwarzer Uniform gab. Das waren die bösen. Aber für Tileo waren alle Soldaten in Uniformen böse. Die, die sein Dorf überfallen hatten, hatten auch ausgesehen, als trügen sie so etwas wie Uniformen. Er hatte riesige Angst vor solchen Männern. Dennoch wollte er Taelos Schwester helfen und sie retten.

Iason meinte jedoch, dass sie in Mineva von Bord gehen würden. Der Heimatstadt von Taelos und anderen aus der Mannschaft. Zu seiner grossen Verwunderung hörte er, dass Taelos eine Mama und einen Papa und noch ganz viele andere Geschwister hatte. Er hatte sogar eine Nichte und einen Neffen und Grosseltern. Einen Opa hatte Tileo auch mal gehabt. Vor dem Überfall. Tileo war froh, dass er nicht mit nach Raej musste. In dem Territorium war auch der Sklavenmarkt, der ihn nachts noch immer aufschreien liess. Es war sicher besser, wenn er mit Iason hier wartete, dass die anderen wieder zurück kehrten. Sie könnten eine Feier für sie vorbereiten, wo sie die andere Feier doch schon verpasst hatten.

In einem riesigen Haus in Mineva lernte er unglaublich viele Leute kennen, so dass ihm bald der Kopf schwirrte. Die Eltern der hayllischen Territoriumskönigin sollten auch hier leben. Das klang schon beeindruckend. War aber bald wieder vergessen. Schon nur, weil es hier so unglaublich viele Leute gab, die Uniformen trugen. Das wollte Tileo gar nicht gefallen. Doch Iason beruhigte ihn und erklärte ihm, was diese Uniformen bedeutete und stellte ihm sogar die beiden Personen vor, die das Kommando über all die Uniformierten hatten. Das waren Mama Lela und Massimo Ivores. Die Eltern des Piratenkapitäns! Tileo fielen fast die Augen aus dem Kopf und er fragte sich unwillkürlich, ob die beiden Eltern, die so ordentlich wirkten, wussten, dass ihr Sohn selber gar nicht so ordentlich war. Aber er mochte Mama Lela. Sie hatte auch gleich erkannt, dass Milch und Kekse etwas leckeres war und eine der Uniformierten los, um ihm Milch und Kekse zu holen. Iason hatte recht gehabt. Nur weil sie alle das Selbe anhatten, mussten sie nicht schlecht sein.

Wohler fühlte er sich dann aber trotzdem, als sie Taelos Bruder und seine Familie besuchen gingen. Die wohnten nicht in diesem riesigen Haus, was schon für sich selber ein ganzes Dorf zu sein schien. Sie wohnten etwas weiter unten am Rande der Stadt in einem kleinen, zweistöckigen Haus, hinter dem es eine grosse Wiese und einen kleinen Garten gab. Das war fast wie zu Hause. Es gab da auch zwei Kinder. Arion der etwa so alt wie Tileo selbst war und Pandora, die schon ein paar Jahre älter war und sich unglaublich wichtig vorkam. Aber sie war auch sehr nett und bot an, ihm das Haus und den Garten zu zeigen. Das wollte Tileo aber nicht, weil er Angst hatte, dass es wieder so wie in Shalador sein würde, wo sie ihn hatten zurück lassen wollen.

Und tatsächlich zog Iason ihn dann zu einem ernsten Gespräch heran. Erklärte ihm, dass auch er nach Laree suchen gehen wollte. Ja, das verstand Tileo, erstarrte dann aber, als Iason ihm deutlich sagte, dass er hier bleiben müsse. Dass er diesmal nicht wieder abhauen dürfte. Nein, das wollte Tileo ihm nicht versprechen und er flehte ihn unter Tränen an, ihn nicht hier alleine zu lassen, klammerte sich so fest er konnte an Iason, wie er konnte, erinnerte ihn daran, dass er ihm versprochen hatte, ihn nie im Stich zu lassen. Es half alles nichts. Iason wollte ohne ihn gehen. Weil es so gefährlich war und weil er sich auf seine und die Sicherheit von Laree konzentrieren musste. Da könne er nicht auch noch auf ihn aufpassen.
Ausserdem hätte Tileo seine ganz eigene Aufgabe als Mitglied der Piraten. Er müsse auf Pandora und Arion aufpassen, die Taelos doch so sehr mochte. Nicht dass die auch verloren gingen. Daran glaubte Tileo nicht. Besonders wo die beiden doch so einen riesigen Papa hatten, der auch so eine Uniform trug und auch noch ein Wächter war. An die Beiden würde sich doch niemand heran wagen. Dennoch versuchte er tapfer Iason zu versprechen, auf sie aufzupassen und artig zu sein. Versuchte ihm zu glauben, dass er wieder zurück kommen würde. Wenigstens waren sie hier in der Stadt, wo irgendwie Iasons zuhause war. Da würde er bestimmt eher wieder zurück kehren, als in irgend so eine Stadt in Shalador.

Trotzdem verkroch er sich erst einmal unter sein Bett, was ihm zugeteilt worden war und umklammerte seinen Teddy, um ganz bitterlich zu weinen, nachdem Iason gegangen war. Diesmal konnte er sich auch nicht mehr zurück aufs Schiff stehlen, da dies schon längst abgelegt hatte. Er konnte nirgendwohin und er verstand ja, dass er Iason in Raej nur im Weg war. Er konnte nicht wirklich kämpfen und hatte immer nur Angst. Trotzdem fühlte er sich so alleine. Auf die Rufe und Bitten der anderen wollte er nicht achten. Bis Arion irgendwann zu ihm unters Bett gekrabbelt kam und fragte, ob sie Höhle spielen würden. Tileo nickte und hielt sich an Arions Hand fest. Es war dunkel und schon spät und so dauerte es nicht lange, bis sie eingeschlafen waren.

Am nächsten Morgen wachte er in einem Bett auf. Verschreckt richtete er sich auf und krabbelte zur Wand, um sich an sie zu pressen. Mit grossen Augen blickte er sich um. Die Sonne schien schon zum Fenster hinein und erleuchtete das fröhliche Zimmer. Es waren ganz viele Zeichnungen aufgehängt, die wohl von Arion stammen mussten. Der Junge schlief in einem anderen, kleinen Bett in dem Zimmer. Gähnend erwachte nun auch er und sprang dann sogleich auf, um zu ihm zu hüpfen.
"Guten Morgen, Tileo", strahlte er ihn an. "Wollen wir heute draussen spielen. Ich habe einen kleinen Garten. Zusammen mit Pandora. Wir können Fangen spielen. Ich bin suuuuuuper schnell."
Etwas überrumpelt nickte Tileo, musste dann auch lächeln. Scheu folgte er Arion nach aus dem Zimmer. Ioakim war nicht mehr da. Estella und Pandora sassen schon angezogen am Tisch und frühstückten. Während er selbst noch ganz zerzaust und im Pyjama war. Wie peinlich. Dennoch tat er nichts der gleichen und begrüsste die Frauen überaus charmant, wie Iason es ihm beigebracht hatte und entschuldigte sich für sein Benehmen gestern.

Die beiden nächsten Tage verliefen dann auch gar nicht so schlecht. Abgesehen davon, dass er Iason, Taelos und das Schiff ganz furchtbar vermisste, genau wie seine eigene Familie. Doch Pandora und Arion waren sehr lieb, spielten viel mit ihm und gaben ihr bestes, ihn zu trösten, wenn er wieder einmal traurig schaute. Auch Estella war sehr lieb und allmählich verlor er auch vor dem grossen Ioakim seine Scheu. Iason hatte ihm gesagt, dass er früher auch ganz furchtbare Angst vor ihm gehabt hätte. Bis er ihn näher kennengelernt hätte. Ioakim sei sehr lieb, eben nur sehr gross. So wie ein riesiger Kuschelteddybär. Das mochte die Erklärung sein, warum Tileo sich Abends an ihn kuschelte, wenn er eine Gutenachtgeschichte vorlas.

Dann aber, er hatte gerade begonnen vertrauen zu fassen, wollte ihn die Familie doch wieder wegschicken. Er hatte doch gewusst, dass es nicht so schön sein konnte. Er und auch die anderen beiden Kinder sollten an einen Ort Namens Schule geschickt werden. Etwas ganz furchtbares, wenn er in die Gesichter von Pandora und Arion schaute, die lieber zuhause bleiben wollten. Doch es wurde keine Widerrede geduldet. Tileo sagte gar nichts. Besonders, weil die anderen Kinder sich fügten und am Morgen freiwillig gingen. Schweigend begleitete Tileo sie. Doch sobald sich die Möglichkeit ergab, floh er durch die Strassen von Mineva und suchte sich einen Weg zum Hafen. Er würde einfach dort warten, bis Taelos und Iason wieder kamen.

Schon am späten Nachmittag jedoch, fand Ioakim ihn wieder und brachte ihn zurück nach Hause. Es dauerte eine ganze Weile, bis er aus Tileo heraus bekam, warum er geflohen war, doch schliesslich brach es aus dem Jungen heraus, dass er nicht wieder weggeschickt werden wollte. Er wollte nicht in diese Schule. Auch nicht, nachdem Ioakim ihm erklärt hatte, was das war. Er wollte lieber Ioakim begleiten und von ihm lernen, wie man kämpfte, um andere zu beschützen. Genau wie er es Iason beigebracht hatte.
Nachdem er sich jedoch drei Morgen lang die Beine in den Bauch gestanden hatte, war es ihm dann doch zu langweilig, mit Ioakim mitzukommen und er liess sich überreden, trotzdem mit zur Schule zu gehen, weil man da ebenfalls viel lernen konnte, was im Leben sehr wichtig war. Selbst für das Kämpfen. Dafür würde Ioakim ihm am Nachmittag beibringen, wie er mit seinem Dolch umgehen konnte. Tileo war ganz stolz gewesen, als der Krieger seine Waffe bewundert hatte und gesagt hatte, dass Kosta da etwas gutes ausgewählt hätte. Allerdings musste er dann gleich wie Iason eine Standpauke halten, dass ein Messer kein Spielzeug sei und so weiter. Das war weniger lustig. Doch er wagte es nicht, seine Augen zu verdrehen.
Die Schule mochte er nicht. Da waren so viele Kinder, die ihn anstarrten und ihn mit Fragen löcherten und mit dem was die Lehrerinnen und Lehrer erzählten, konnte er auch nicht viel Anfangen. Zelika hatte ihm zwar das Alphabet beigebracht und er konnte auch ein wenig rechnen. Doch die gleichaltrigen Kinder konnten alle schon viel mehr. Das war doof. Tileo konnte doch auch nichts dafür, dass es bei ihm Zuhause keine Schule gegeben hatte. Ausserdem waren sie dann überfallen worden. Da hatte er auch nicht lernen können. Zum Glück war die Schule immer nur am Morgen und es gab eine grosse Pause wo sie draussen Spielen konnten. Meistens blieb er da bei Arion. Doch einmal bekam er mit, wie ein etwas grösserer Junge blöde Sprüche zu Pandora sagte und sie ganz wütend wurde, deswegen. Also ging er vorsichtig näher zu den Beiden. Als der Fremde dann aber auch noch nach Pandoras Zöpfen langte, um daran zu ziehen, war jegliche Vorsicht vergessen.
"Lass sie in Ruhe", schrie er zornig, stellte sich zwischen die Beiden und boxte dem Kerl, dem ihm doppelt so gross wie er selbst vorkam, so fest er konnte in den Bauch, setzte gleich mit weiteren Schlägen nach und als dieser überrumpelt rückwärts taumelte und stolperte, stürzte sich Tileo gleich wild auf ihn, um ihn zu Boden zu werfen und zu verprügeln.
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von Anzeige » Fr 12. Aug 2022, 19:40

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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Pandora » Fr 12. Aug 2022, 19:40

Pandora mochte die Schule nicht. Jedenfalls nicht den Unterricht, der viel zu öde war. Außer Erdkunde, darin war sie sehr gut. Außerdem brachte es sowieso nichts sich anzustrengen. Ihre Eltern wollten nicht, dass sie die Beste war. Sie könnte es sein, aber Papa sagte immer, sie durfte auf keinen Preis auffallen. Sie musste sogar so tun als wäre sie eine Hexe. Pandora hatte das nie gefallen, doch in letzter Zeit war es immer schlimmer geworden. Papa lief voll gestresst herum seitdem Pandora ihr Geburtsjuwel bekommen hatte. Sie wollte angeben damit und sie wollte auch das beliebteste Mädchen an der Schule sein, doch sie durfte das alles nicht. Ihre Eltern gönnten ihr nicht das kleinste bißchen Spaß.
Pandora hatte trotzdem viele Freunde in Mineva, besonders viele Freundinnen, die mit ihr zur Schule gingen. Was konnte sie dafür, wenn alle sie mochten und sich um sie scharten? Pandora wollte auch nicht unauffällig sein. Papa konnte das nicht von ihr verlangen. Nicht wenn Pandora unbedingt auffallen wollte. Sie versuchte sich zurückzuhalten und nicht immer ihre Meinung zu sagen, obwohl es so schwer war. Deswegen war Charmella auch die Anführerin in der Schule und nicht Pandora. Pandora mochte Charmella nicht. Sie war ein dummes aufgeplustertes Huhn und ihre Kleidung war viel zu hässlich.
Nein, eigentlich nicht. Ihre Kleidung war hübsch, frech und die Jungs standen darauf. Pandora hätte auch gerne so etwas getragen, aber das war ihr wieder verboten worden. Sie hätten kein Geld dafür und sowieso wäre Pandora noch ein Kind, das sich nicht so kleiden sollte. Pandora sah das überhaupt nicht ein. Sie hatte sich von Riga deshalb Kleidung ausgeliehen und sich einfach auf der Schultoilette umgezogen. Dieses Mal würde sie es Charmella zeigen und die Jungs würden um sie herum schwärmen.

Leider bekam sie die Aufmerksamkeit von dem völlig falschen Jungen. Carlos - das war Charmellas Freund - zog sie auf, dass sie Charmella ja alles nachmachen würde und sie wäre zu arm ein eigenes kurzes Kleid zu haben, man säh ja gleich, dass das rote Kleid von Riga war. Pandora wurde feuerrot im Gesicht, fuhr Carlos wütend an, dass das sehr wohl ihr Kleid wäre. Und die Idee sich so zu kleiden hatte sie schon lange vor Charmella gehabt. Natürlich glaubte er ihr das nicht, packte dann plötzlich einen ihrer Haarzöpfe.
"Carlos, lass das! Du bist so gemein!", rief Pandora.
Auf einmal war Tileo da. Dieser wieselflinke, kleine Junge, der seit ein paar Wochen bei ihnen wohnte. Er stellte sich vor Pandora, fuhr Carlos wütend an. Die junge Königin war auch überrascht darüber, richtete noch ihren Zopf. Sie brauchte doch eigentlich kleinen Jungen, der sie verteidigte. Sie konnte das selbst. Womit sie nicht gerechnet hatte, war Tileos heftiger Tritt und wie er sich kampfeszornig auf Carlos stürzte. Sobald er nach hinten fiel, begann Pandora zu lachen. Arion war auch angelaufen gekommen. Mit großen Augen und offenem Mund schaute er zu den Prügelnden.
"Du bist so schwach, sogar ein kleiner Junge sieht das", sagte sie kichernd, während Tileo begonnen hatte den überraschten Carlos zu verprügeln. Er war leider nicht lange so überrascht. Wütend schubste er Tileo von sich, setzte sich auf und wollte ihn hauen. Das konnte Pandora nicht zulassen und sie griff nach Carlos Faust.
Bevor noch mehr passieren konnte, rannte eine Lehrerin, Lady Margahn, auf sie zu, brachte sie auseinander und rief entsetzt etwas davon, dass sie alle eine Strafe kriegen würden. Und ihre Eltern würden kommen. Pandora stöhnte auf. "Aber Carlos hat angefangen!", beschwerte sie sich. "Das ist ungerecht. Nur Carlos soll bestraft werden."
Während man Carlos zur Schulheilerin brachte, landeten Pandora und Tileo im Nachsitzen Raum, wo sie warten sollten. Arion war auch irgendwie mitgekommen, aber es schien ihn nicht zu stören wo er nun war.
Pandora setzte sich seufzend hinter eines der Holzpulte. "Danke, dass du mich beschützt hast, Tileo", sagte sie und lächelte ihn an. "Das war so tapfer von dir. Carlos war echt fies. Ich hatte die Idee mit dem kurzen Kleid vor Charmella. Ihr steht das gar nicht. Sie sieht eh so billig aus", begann sie zu jammern. "Gehts dir gut, Tileo? Hat er dir weh getan? Die Schulheilerin sollte sich zuerst um dich kümmern."
Stattdessen saßen sie nun hier und warteten, dass sie jemand abholte. Hoffentlich kam Mama von der Arbeit. Sie würde nicht so streng sein wie Papa. Hoffentlich wars Mama.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 19:45

Es dauerte nicht lange, bis der blöde Krieger sich von seiner Überraschung erholte und ihn wegschubste. Tileo taumelte zurück, versuchte sich aber sofort zu fangen und in eine Verteidigungshaltung einzunehmen. Er hatte keine Angst vor dem grossen Kerl und würde es ihm schon zeigen. Nun, eigentlich hatte er doch ziemliche Angst. Doch der war nicht so gross wie die Sklavenhändler. So schlimm würde es schon nicht werden. Bevor es jedoch soweit kam, dass ihn die Faust des Älteren traf, hielt Pandora ihn davon ab. Tileos Wangen wurden rot.

Bevor sie sich noch weiter prügeln konnten, war auf einmal eine Erwachsene bei ihnen. Tileo wusste nicht mehr, wie sie hiess. Er hatte in den letzten Wochen so viele neue Leute kennengelernt, dass ihm davon der Kopf schwirrte. Die Lady schimpfte jedenfalls ganz dolle mit ihnen und drohte ihnen eine Strafe an. Ausserdem würden ihre Eltern sie abholen kommen. Trotzig verschränkte Tileo seine Arme vor der Brust und schürzte die Lippen vor. Sehr gerne, wenn sie wüssten, wo seine Eltern wären. Dennoch kam er brav mit. Iason hatte ihm schliesslich gesagt, dass man Frauen gegenüber stets respektvoll sein sollte.

"Es war mir eine Ehre einer so hübschen Lady zu diensten sein zu dürfen", antwortete er Pandora mit charmantem Lächeln und verneigte sich galant vor ihr, so wie es Iason getan hätte. Dann aber setzte er sich auch eher entmutigt hinter eines der Pulte und stützte seinen Kopf auf. Ihm hallten die Worte von Pandora nach. Selbst ein kleiner Junge würde sehen, wie schwach Carlos sei. Aber Carlos war trotzdem stärker als er gewesen.

"Ist schon in Ordnung", murmelte er leise. "Mir geht es gut." Er hatte schon viel grössere Schmerzen gehabt. Ausserdem taten ihm nur seine Hände etwas vom Schlagen weh. "Charmella? Wer ist denn Charmella? Und warum billig? Die... die Schule ist doch kein Sklavenmarkt. Oder?" Ängstlich sah er sich um. Er würde nie wieder hier her zurück kommen. "Ich versteh nicht, warum es dich kümmert, was die Andere an hat. Dein Kleid ist doch hübsch. Alles was du anhast steht dir."
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Pandora » Fr 12. Aug 2022, 19:46

Sie kicherte, als Tileo sich so geschwollen bei ihr bedankte, dass er ihr gerne zu Diensten wäre. Er machte sogar einen kleinen Verbeuger. Das war so süß. "Wenn alle Jungs so wären wie du, wärs an der Schule viel netter", erwiderte sie. Dann saßen sie zu dritt hinter den Pulten. Tileo meinte, es ginge ihm gut und er fragte, wer Charmella war.
"Na, diese dumme Ziege mit ihren vielen Freunden. Sie hängt mit Carlos herum. Den, den du geprügelt hast. Sie hat immer diese hübschen Kleider, weil ihr Vater ist dieser Kaufmann und die haben viel Geld."
Tileo verstand aber das Wort 'billig' falsch und fragte ängstlich, ob die Schule ein Sklavenmarkt wäre. "Nein, so meinte ich das nicht. Billig sieht sie aus, weil... sie sieht nicht gut aus in den Kleidern. Nicht edel. Verstehst du?"
So ganz verstand Tileo nicht. Er war ja auch noch klein. Dafür sagte er ganz lieb, dass Pandora alles stehen würde. Ihr Kleid wäre hübsch. Pandora zog schmollend eine Schnute.
"Es ist aber nicht mein Kleid. Das habe ich von Riga ausgeliehen. Ich hab nicht so schöne Kleider. Mama und Papa haben mir verboten aufzufallen. Es ist sooo unfair. Ich wär die Beliebste in der Schule, wenn man mich lassen würd." Sie würde die schönsten Kleider tragen und sie würde ihre Meinung sagen, nicht immer nur still daneben sitzen und den anderen folgen. Das lag Pandora überhaupt nicht. Sie war keine dumme Mitläuferin.
Arion hatte ein Malbuch herbeigerufen und begann verträumt zu malen. Dass sie hier gerade nachsitzen sollten, schien ihn nicht zu stören.
"Arion, du musst hier nich sein", erklärte Pandora ihrem kleinen Bruder. "Du hast nicht gekämpft."
"Hätt ich aaaber", erwiderte er aber energisch. "Ich hätte mitgekämpft, ja!" Eifrig begann er mit den Buntstiften über das Papier zu wischen, hielt dann Tileo die Buntstifte hin, um mit ihm zu teilen. "Willst du rosa, Panda?", fragte er.
"Ich will keine Buntstifte", lehnte Pandora beleidigt ab. "Ich hoff, Mama kommt. Nicht Papa." Nicht Papa. Er war immer so streng und erlaubte ihr keinen Spaß. Mit Mama konnte man wenigstens reden.
"Denkst du... ähhhh... er bringt einen Ball mit?", fragte Arion erfreut.
Pandora rollte mit den Augen. "Wieso sollte er einen Ball mitbringen?" Ihr Bruder kam immer auf die tollsten Sachen.
Aber er hatte Recht. Jedenfalls damit, dass Papa aufkreuzte. Er kam in den Raum und wirkte mit seiner riesigen Statur und der Uniform so total fehl am Platz in dem bunten Klassenraum. Lady Margahn begleitete ihn.
"Was habt ihr nun schon wieder angestellt?", fragte ihr Papa.
"Carlos hat angefangen! Er hat mich beleidigt und mir an den Zöpfen gezogen!", brachte Pandora sofort hervor und sprang auf. "Tileo hat mir geholfen. Wir sollten nicht bestraft werden, sondern nur Carlos! Nicht wir! Das ist unfair!"
Papa rieb sich die furchige Stirn. "Dein Gerechtigkeitssinn in Ehren, aber das entscheid immer noch ich. Ihr sollt niemand anderen schlagen. Und du, Pandora, so einen Tumult zu machen, du solltest besser wissen. Ich will nicht auch noch mit Carlos Eltern reden. Was hast du da überhaupt an?"
"Du bist total unfair! Ich hab nix gemacht!" Pandora war bereit aus dem Raum zu Stürmen. Niemand verstand sie oder erlaubte ihr irgendetwas!
"Tileo, hast du wirklich mit Carlos geprügelt? Er ist doch viel älter als du", fragte Papa.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 19:48

Er verstand nicht, was Pandora ihm sagen wollte und er war sich auch nicht so ganz sicher, ob er ihr glauben konnte, dass die Schule kein Sklavenmarkt war. Vielleicht wusste sie es ja auch nicht besser.
"Warum kümmerst du dich denn um sie, wenn sie eine dumme Ziege ist?" fragte er nach und verstand immer noch nicht. Das ärgerte ihn. Er war nicht dumm. Es war hier nur so super anders. "Warum willst du denn auffallen? Das ist doch doof, wenn einen alle anstarren. Ich hasse das. Du bist doch lieb und hast eine tolle Freundin, wenn sie dir so ein schönes Kleid leiht. Bevor ich... bevor ich Kosta getroffen habe, hatte ich nie so tolle Kleidung. Auch bei meinen Eltern nicht." Die hatten alle schon Löcher und Flicken gehabt. Er verstand Pandora einfach nicht. Warum war ihr so etwas wichtig? Warum wollte sie ihren Bruder fortschicken? Es war doch sein Recht, bei ihr zu sein und sie zu beschützen. Tileo zweifelte nicht daran, dass Arion tatsächlich mitgekämpft hätte, wenn es noch länger was zum Kämpfen gegeben hätte.

Entgegen Pandoras Hoffnung kam doch ihr Vater, um sie zu abholen. Er musste direkt von dem langweiligen Wachestehen gekommen sein, denn er trug noch seine Uniform. Wie immer sah er ziemlich gross und angsteinflössend aus. Denk an den Kuschelbären. Denk an den Kuschelbären. Instinktiv erhob er sich ebenfalls, als Pandora aufsprang.
"Es war mein Recht Pandora zu verteidigen, solange Arion nicht da war", verteidigte sich Tileo intuitiv mit dem Protokoll, was er schon ein bisschen von Iason gelernt hatte, als Ioakim ihn fragte, ob er sich wirklich mit diesem Carlos geprügelt hätte, verstand dessen Frage aber vollkommen falsch. "Niemand darf eine Frau gegen ihren Willen anfassen und Kinder erst recht nicht."
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Pandora » Fr 12. Aug 2022, 19:51

Nein, Tileo verstand wirklich nicht. Er war ja auch so jung und schüchtern, er wollte nicht auffallen. Das war okay für Tileo, aber Pandora wollte genau das Gegenteil. "Ich finds nicht doof, wenn andere einen anstarren. Ich will im Mittelpunkt stehen und auffallen, aber ich darf nicht. Das ist furchtbar." Sie war so viel besser als Charmella, diese dumme Pute. Die machte sich mit den anderen sicher gerade lustig über sie. Wahrscheinlich hatte sie Carlos sogar dazu angestiftet, das sähe ihr ähnlich.
Das alles hätte sie Mama erzählen können und die hätte das bestimmt verstanden, aber nicht Papa, den es nur interessierte, dass Pandora ein graues Mauslein blieb. Er begann auch sofort zu schimpfen als er da war. Da verteidigte sich nicht bloß Pandora, sondern auch Tileo, der meinte, es wäre sein Recht gewesen sie zu verteidigen. Keiner dürfte eine Frau gegen ihren Willen anfassen.
Die ganzen Worte klangen ein bißchen aufgesagt. Das hatte bestimmt jemand Tileo so beigebracht. Vielleicht sogar Kosta von dem Tileo so oft sprach und ihn vermisste.
"Ja, das stimmt, Tileo, aber erst einmal verteidigt man mit Worten. Es gibt mehrere Wege andere zu beschützen", sagte der große Wächter. "Carlos zu schlagen hilft niemanden. Pandora, ich will nicht, dass man in der Schule über dich redet. Ich musste extra vom Schloss hierher kommen deswegen."
Die junge Königin sah ihn wütend an. "Ich wollte nicht, dass Carlos gemein ist. Und ich will nicht unsichtbar sein!" Damit wollte sie an Papa und Lady Margahn vorbei, doch ihr Vater war schneller, hielt sie mit seinem großen Arm fest. Er seufzte.
"Pandora, bleib hier. Ich nehm euch alle mit nach Hause. Es ist mir egal was Carlos getan hat. Es geht mir darum wie ihr euch verhalten habt. Pandora, halt still!"
Dass sah das Mädchen nicht ein, tobte und schrie wie ungerecht das alles war und dass sie nichts falsches gemacht hätte. Mit zornrotem Gesicht folgte sie ihrem Vater nach draußen. Arion hatte Tileos Hand gefasst, trippelte neben ihnen her. Den Weg nach Hause versuchte Pandora alles, um Papa zu überzeugen neue Kleider für sie zu kaufen und ihr zu erlauben das beliebteste Mädchen in der Schule zu werden, doch ihr Vater wollte das nicht hören. Stur redete Pandora auf ihn ein und genauso stur und stoisch hörte sich ihr Vater das alles an.
Als das alles nicht funktionierte, versuchte sie Papa ein schlechtes Gewissen zu machen. "Ich darf überhaupt nichts. Ich darf nicht ich selbst sein. Wieso kann ich dann nicht wenigstens hübsch aussehen?"
"Du bist hübsch", erwiderte der Wächter.
"Ja, weil ich jetzt Rigas Kleid anhab. Ich will auch solche Kleider. Nicht immer diese langen langweiligen Röcke mit diesen dummen Mustern. Und ich will Sandalen mit Absätzen! Ein Paar nur. Bitte. Bitte, Papa, nur ein Paar neue Sandalen!", verlegte sich Pandora aufs Betteln. Dass sie ihrem Vater gar keine Zeit ließ sich um die zwei Jungen zu kümmern, registrierte Pandora nicht. Gerade ging es um sie und wie schlecht es ihr ging. Doch ihr Vater gab nicht nach.
"Das ist so gemein! Du bist so doof!", schrie sie ihn an, rannte, sobald sie zuhause waren, die Treppen hoch in ihr Zimmer und knallte ganz laut die Türe zu.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 19:53

Uneinsichtig presste er seine Lippen zusammen. Reden nützte doch nichts, wenn einem jemanden wehtun wollte. Mit den Männern, die sein Dorf überfallen hatten, hatte man auch nicht reden können. Sie hatten dem alten Loisios einfach den Kopf eingeschlagen und auch nacher auf dem Sklavenmarkt, hatte er oft genug gefleht, dass sie ihm das nicht antäten. Dass sie ihn wieder zu seiner Familie liessen. Aber sie hatten ihn nur ausgelacht oder geschlagen, wenn sie ihn überhaupt beachtet hatten. Ausserdem hatte Carlos Pandora schon angefasst. Da war keine Zeit mehr zum Reden gewesen.

Während Tileo eher still rebellierte, klagte Pandora ihren Vater dafür um so lauter an. Tileo hätte sich nicht getraut, so mit ihm zu reden. Auch nicht mit seinem eigenen Vater. Er vermisste ihn so. So gerne würde er jetzt von ihm abgeholt werden. Dankbar fasste er Arions Hand, als dieser sie in die seine schob.
"Auf Wiedersehen, Lady", verabschiedete er sich höflich und leise von der Lehrerin, deren Name ihm noch immer nicht in den Sinn gekommen war. Sachte stubste er Arion an, damit auch er sich verabschiedete. Iason hatte ihm gesagt, egal in welcher Lebenslage, zu Frauen musste man immer höflich sein. Das würde vieles erleichtern. Daran wollte er sich gerne halten. Iason war so klug und lieb. Tileo zweifelte nicht im Geringsten daran, dass der Pirat recht hatte.

Auf dem ganzen Weg nach Hause jammerte und klagte Pandora, wie ungerecht das alles sei und dass sie dringend neue Kleidung brauchte. Dann wäre das alles nicht passiert. Tileo verstand sie nicht. Ihr Vater hatte doch recht. Sie war hübsch. Und das hing nicht damit zusammen, welches Kleid sie trug. Sie war auch schon letzte Woche hübsch gewesen. Warum wollte Pandora so unbedingt der Mittelpunkt von irgendwelchen Fremden werden? Sie hatte doch schon Freundinnen. Langsam fand er, dass sie sich ziemlich peinlich und kindisch wegen der neuen Kleidung verhielt. Ihr Vater schimpfte ja noch nicht einmal richtig mit ihnen, weil er extra wegen ihnen vom Schloss hatte herkommen müssen. Gerade war nicht diese unbekannte Charmella doof, sondern Pandora.

Bis Tileo siedend heiss in den Sinn kam, dass er sich auch so benommen hatte, als Iason mit ihm einkaufen gegangen war. Wo er unbedingt diese teuren Schuhe und die edle Kleidung hatte haben wollen, die so gar nicht aufs Schiff gepasst hatten. Er hatte doch nur so gut wie Iason aussehen wollen und nur dank Taelos gütigem Einschreiten hatte er die Sachen gekriegt, die bestimmt viel zu teuer gewesen waren. Und jetzt waren die Beiden irgendwo in Raej und konnten jeden Moment sterben, wenn sie nicht schon tot waren. Tileos Wangen wurden ganz rot. Er kam sich so töricht vor.

"Es tut mir leid, dass ich Pandora nicht auf bessere Weise habe helfen können", entschuldigte er sich leise, als sie zuhause angekommen waren und Pandora sich in ihr Zimmer verschanzt hatte. Seine Augen brannten bei dem Gedanken daran, dass Taelos und Iason in so grosser Gefahr waren. Er hielt Arions Hand ganz fest, damit er nicht wieder zu heulen anfangen musste. "Ich wusste nicht wie anders. Pandora hat recht. Ich bin nur ein kleiner, schwacher Junge, der ihr zu Last fällt, anstatt dass ich ihr helfen kann, damit sie nicht mehr so unglücklich ist." Trostlos liess er seinen Kopf hängen. Das Auslachen des Mädchens hallte ihm noch immer nach.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Ioakim » Fr 12. Aug 2022, 19:55

Er blickte die Treppe hoch und wusste nicht recht, ob er seiner Tochter gleich wieder aus dem Zimmer holen sollte oder ob es besser war, wenn sie noch eine Weile schmollte. Es war so anstrengend mit ihr geworden. Fast jeden Tag hatten sie Streit und Ioakim wusste kaum noch was er machen sollte.
Schließlich drehte sich Ioakim zu den beiden Jungen um, die hinter ihm standen und Händchen hielten. Tileo sah so aus als stünde er kurz davor zu weinen, er entschuldigte sich kläglich, dass er Pandora nicht besser hätte helfen können. Er wäre nur ein kleiner, schwacher Junge.
"Dass Pandora unglücklich ist, liegt nicht an dir, sondern an ihr selbst. Sie ist... wenn man älter wird, gibt es da eine Zeit, wo man energischer ist und sehr viele hmr.. Gefühle in sich drin. Sie wird sich schon beruhigen." Ehrlich gesagt, wusste Ioakim nicht, ob dies stimmte. Er hatte keine Ahnung wie er eine Jugendliche erziehen sollte. Und dann noch eine Königin. Es war vor ein paar Jahren noch einfacher gewesen. Pandora hatte es nicht so viel ausgemacht sich zu verstellen und wegen der braven Kleidung hatte sie auch nicht gemosert. Ioakim verstand nicht wieso sie nun das komplette Gegenteil wollte, wo sie jetzt langsam alt genug wurde zu begreifen wieso sie sich verstellen musste. Es war doch nur für ihre eigene Sicherheit.
Er rieb sich die Stirn, sah zu den Jungen. Tileo ließ den Kopf hängen. Manchmal war es schwer die beiden nicht zu vergessen, wenn Pandora so viel rund um die Uhr Aufmerksamkeit einforderte. Aber das war schon immer so gewesen und Arion hatte es nie etwas ausgemacht. Tileo dagegen war fremd und er hatte viel mitgemacht, er war sehr unsicher.
"Du hast also Carlos geschlagen? Der viel älter und größer ist als du? Dass würd ich dann nicht schwach nennen. Kommt, zieht mal eure Schuhe und Jacken aus und dann mach ich euch etwas zu essen", sagte Ioakim, begann seine Schulterpanzer abzunehmen.
"Du kannst kochen, Papi?", fragte Arion.
Ioakim räusperte sich. "Natürlich kann ich kochen."
"Sonst kocht immer Mami."
"Arion, ich hab schon mal für euch gekocht." Ioakim räumte die Schuhe beiseite und hängte die Jäckchen auf ehe er mit den Kindern in die Küche ging. Der Wächter begann alles für Nudeln vorzubereiten, goss den Jungen zwei Glässer Saft ein, während Arion ein buntes Kartenspiel von der Sitzbank kramte und mit Tileo spielen wollte.

Noch während Ioakim kochte, empfing er plötzlich einen Speerfaden von seiner Mutter. Eneas wäre in Mineva. Ah, das würde Tileo sicher aufmuntern. Bedeutete es, dass Eneas und Kosta Tileo wieder mitnahmen? Ioakim hatte den kleinen Jungen ganz gerne. Es war schade ihn wieder gehen zu sehen, aber natürlich war es gut, wenn sein Bruder die Familie von Tileo fand und er zurück zu ihnen kam.
Trotzdem sagte Ioakim noch nichts von der guten Neuigkeit. Er wollte erst, dass Tileo etwas aß. Nach der Nachricht wäre er bestimmt zu aufgeregt.
"Pandora, es gibt Essen!", rief er nach oben. "Ich sag das nur einmal!"
Manchmal dauerte es ewig sie aus dem Zimmer zu kriegen, während sie andere Male partout nicht nach Hause kommen wollte. Es war ein Kreuz. Nach einer Weile kam sie dann doch, setzte sich schmollend.
"Willst du dich nicht bei Tileo entschuldigen?", fragte Ioakim, während er ihnen die Spaghetti mit Soße auf die Teller gab.
"Wieso sollte ich?", erwiderte Pandora. Ja, natürlich, die Dame fand, sie war immer im Recht. Dieses Mal wirkte sie jedoch eher überrascht.
"Hast du ihn klein und schwach genannt?", hakte Ioakim streng nach. Seine Tochter schüttelte den Kopf.
"Nein! Höchstens klein, aber er ist ja noch klein", gab das Mädchen zu. "Ich hab Carlos schwach genannt. Ist er doch, wenn er sich von wem jüngeren umwerfen und hauen lässt. Das war so lustig." Sie sah Tileo an. "Was hast du Papa erzählt?"
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 19:57

Manchmal hatte er das Gefühl, hier in Mineva sprächen alle eine vollkommen fremde Sprache. Wobei, er verstand zwar die Worte, doch er begriff nicht, was sie bedeuten sollten. Warum Pandora unglücklich war, weil sie älter wurde. Sie war doch noch immer sehr jung, hatte ein tolles Zuhause und liebe Eltern. Er würde sein letztes Hemd geben, um seine Eltern wieder sehen zu können, von denen er noch nicht einmal wusste, ob sie noch lebten oder nicht.

Trotz Ioakims Worten, kam sich Tileo nicht sonderlich stark vor. Er hatte Carlos nur überrascht. Wenn nicht Pandora und die Lehrerin eingegriffen hätte, hätte der andere ihn sicherlich schlimm verprügelt. Aber nicht ohne selbst auch einen heftigen Treffer abzubekommen, dachte Tileo sich grimmig, während er sich die Jacke und die Schuhe auszog. Danach folgte er Ioakim neugierig in die Küche. Normalerweise kochte immer Estella. Dass auch der grosse Krieger kochen konnte, fand er spannend. Vielleicht sollte er auch kochen lernen. Er nippte an seinem Saft und liess sich von Arion Karten austeilen. Tileo mochte das Spiel mit seine leuchtenden, bunten Karten.

Nach einer Weile gab es dann Mittagessen und auch Pandora kam wieder zu ihnen. Sie schien noch immer schlechte Laune zu haben und unglücklich zu sein. Tileo schaute nur kurz zu ihr, bevor er sich wieder auf seine Spaghetti schaute. Wie es ausgesehen hatte, waren die ganz leicht zu kochen. Vielleicht durfte er es auch einmal probieren. Er überlegte noch daran herum, als Ioakim prompt Pandora darauf ansprach, was heute mit Carlos geschehen war. Tileos Wangen brannten vor Scham. Das war so peinlich. Seine Finger verkrampften sich um die Gabel.
"Du hast gesagt, dass Carlos schwach ist und hast gelacht", platzte es heftig aus ihm heraus. "Aber Carlos ist stärker als ich und wenn du es nicht verhindert hättest, hätte er mich sicher ganz schlimm verprügelt. Wenn also Carlos schwach ist und du ihn auslachst, dann bin ich noch viel schwächer." Sie hatte auch ihn ausgelacht. Der Krieger war noch zu jung, um Worte dafür zu finden oder es gar zu erkennen, dass er ihn seinem Stolz verletzt war, weil das Mädchen, dem er hatte dienen wollen, über seinen Dienst gelacht hatte.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Ioakim » Fr 12. Aug 2022, 20:00

Anstatt dass sich diese Angelegenheit nun bereinigte und die Kinder sich vertrugen, so dass sie in Ruhe essen konnten, war das alles nicht so einfach. Tileo sagte laut, dass Pandora über Carlos gelacht hätte und damit hätte sie auch über Tileo gelacht, weil er doch viel schwächer als Carlos war. Denn ohne Pandoras Hilfe hätte der größere Junge ihn bestimmt verprügelt.
"Ich hab gar nich über dich gelacht!", entgegnete das Mädchen gleich leidenschaftlich. "Nur über Carlos! Der ist schwach. Weil er Mädchen an Zöpfen zieht und sich von kleineren Jungs umwerfen lässt. Wenn er echt stärker als du wär, hättest du ihn überhaupt nicht so viel schlagen können."
Arion kicherte. "Carlos ist immer langsam", sagte er, während er ein Fleischbällchen mit der Gabel aufzuspießen versuchte. "Und langsam im Kopf."
"Genug, Kinder!", unterbrach Ioakim sie bevor das noch ausartete. Nebenbei schnitt er Arion die Nudeln etwas mehr und wischte etwas Soßenspritzer vom Tisch.
"Ich hab nicht über Tileo gelacht!", verteidigte Pandora sich.
"Ihr drei sollt zusammen halten und besonders auf Tileo aufpassen, da er neu in der Schule ist", sagte Ioakim. "Über andere zu lachen ist nicht nett, Pandora. Es wäre besser, wenn du dich zurücknimmst. Du kannst mehr über andere lernen und sie verstehen, wenn du sie beobachtest und ihnen zuhörst. Wenn immer nur du redest, wie sollst du da die anderen hören?"
"Er war doof zu mir und er hat bekommen, was er verdient hat. Da hab ich gelacht. Mach nich so ein Drama draus", sagte Pandora störrisch und machte Anstalten aufzustehen.
"Bleib sitzen und iss zuende", beharrte Ioakim. "Es gibt sonst nichts anderes. Du kriegst keine Extrabehandlung."
Schmollend setzte sich Pandora wieder hin. Ioakim unterdrückte ein Seufzen. Eigentlich hatte er bis nach dem Essen warten wollen, doch er brauchte jetzt etwas um die Kinder abzulenken und einen Streit zu verhindern. "Ich wollte euch eigentlich eine schöne Überraschung sagen, aber wenn ihr nur streitet...", setzte er an, rollte Spaghetti mit seiner Gabel auf.
Gleich sahen ihn ein paar neugierige große Augen an. "Was für eine Überraschung?", fragte Arion aufgeregt. "Ist es ein Ball?"
"Nein, es ist was bessres. Ich denke, besonders Tileo wird sich darüber freuen."
Pandora begann zu strahlen. "Ist es ein Schiff im Hafen?", riet sie. Ioakim nickte lächelnd. "Es ist die E!", rief die junge Königin triumphierend. "Ich hatte Recht!"
"Ja, Eneas ist zurück", bestätigte der großgewachsene Wächter. "Freust du dich, Tileo?"
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 20:01

Pandoras Worte machten es nicht unbedingt besser. Sie sagte zwar, dass sie ihn nicht hatte auslachen wollen. Trotzdem hieb sei gleichzeitig weiter in die Kerbe, dass er schwach sei und Arion doppelte auch noch nach. tileo hatte sich also nicht heldenhaft auf einen älteren, grösseren und stärkeren Jungen geworfen, um Pandora zu schützen. Dein, er war über einen schwachen, langsamen, dummen Jungen hergefallen. Und hatte sich noch nicht einmal gegen den wehren können. Stattdessen hatte es einfach nur lustig ausgesehen und hatte nichts als Ärger gebracht. Zudem verhielt er sich laut Pandora auch noch zimperlich.

Verletzt starrte Tileo auf seine Spaghetti ohne sie wirklich zu sehen. Er hatte keinen Hunger mehr und wünschte sich, dass er sich unter sein Bett verkriechen konnte. er wollte wieder zurück zu Mamma und Papa. Aber das ging nicht. Wenn doch wenigstens Taelos un Iason wieder hier wären. Er hatte solche Angst, dass sie nicht mehr zurück kommen würden und er dann ganz alleine auf der Welt wäre. Seine Augen fingen wieder an zu brennen und seine Unterlippen zu zittern. Gleich würde er wieder anfangen zu weinen. Er hasste das, kam aber einfach nicht dagegen an.

Ioakim lenkte ihn jedoch glücklicherweise mit einer Überraschung ab. Auch wenn er erst nicht verraten wollte, worum es ging. Neugierig blickte Tileo auf. Allerdings auch mit etwas Misstrauen und Vorsicht. Ganz so leicht liess sich der Junge nicht mehr ungetrübt für etwas begeistern. Aber kaum hörte er, dass seine Piratenfamilie wieder da war, klirrte nur noch seine Gabel im Teller und ehe er sich versah, sass er im Flur und zog sich hastig seine Schuhe an. Ioakims Frage hatte er nicht mehr gehört, geschweige denn, dass er noch Hunger hatte. Er wollte zum Hafen hinunter rennen. Jetzt sofort. Den Weg kannte er inzwischen ja schon in und auswendig. Er hatte sich oft genug da hinunter geschlichen.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Ioakim » Fr 12. Aug 2022, 20:01

Er hätte doch warten sollen. Kaum dass die Kinder herausgefunden hatten was passiert war, ließ Tileo sofort alles stehen und liegen, sauste aus der Küche. "Hey, Tileo, was ist mit dem Essen? Wo willst du hin?", rief Ioakim ihm nach. "Arion, bleib sitzen. Esst zuende, danach gehen wir los. Tileo?" Ioakim erhob sich, ging zurück in den Flur, wo der Junge schon aufgeregt seine Schuhe anzog. Es wirkte so als wollte er sofort losdüsen.
"Tileo, komm zurück und iss auf", ermahnte der Krieger. "Sie sind oben beim Schloss. Nach dem Essen gehen wir sofort los, aber erst wird zuende gegessen."
Arion schaute um die Ecke. "Können wir nicht bei Oma Lela essen?", fragte er mit soßemverschmierten Mund. Pandora war natürlich nun auch nachgekommen.
"Ob sie was mitgebracht haben?", überlegte sie sofort. "Können wir nicht jetzt los? Wir haben keinen Hunger mehr."
"Mh-mh", stimmte Arion zu, obwohl er gleichzeitig noch eine Spaghetti von seiner Hand klaubte und in den Mund steckte. Ioakim gab auf. Die Kinder wirkten viel zu unruhig um jetzt noch still sitzen können. Er hatte es gleich gewusst, dass er mit der Nachricht hätte warten sollen. Sein eigener Fehler.
"Gut gut, zieht euch an. Arion, Hände wäschen!" Er schob seinen Sohn ins Bad, wischte ihm den Mund ab. Pandora reichte derweil Tileo die Jacke, öffnete die Türe. Ioakim kam mit Arion nach. Gemeinsam gingen sie zum nächsten Stall, wo ihr Pferd untergebracht war und auch ein kleiner, offener Wagen in den Ioakim die Kinder verfrachtete, während er vorne saß und das angeschirrte Pferd lenkte.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Damien » Fr 12. Aug 2022, 20:02

Eneas tauchte wieder prustend auf, wischte sich das nasse Haar aus der Stirn. Keuchend paddelte er umher, blickte zum Schiff empor. Nahezu alle Köpfe der Mannschaft sah man hinter der Reling auftauchen.
"Seht ihr? Er schwimmt", sagte Damien in einem fast stolzen 'ich habs euch ja gesagt' Tonfall. Er wusste, dass sein Freund Lebenswille hatte und eigentlich ein Kämpfer war. Manchmal brauchte er bloß einen Schubs. Es würde durch ein Bad im Meer nicht plötzlich alles besser werden, aber womöglich konnten sie Eneas aufrütteln und ihn daran erinnern, dass er eine Verantwortung für andere hatte. Sie würden ihm einfach nicht erlauben sich ständig zu verkriechen. Die Aktion war sehr drastisch, jedoch notwendig gewesen und Eneas wirkte eindeutig aufgerüttelt.
"Hey, Käpt'n, wie ist das Wasser?", rief Farell grinsend runter.
"Kalt. Holt mich raus", erwiderte Eneas keuchend. Solomon warf ein Seil nach unten zu dem Eneas schwamm und sich von seinen Freunden wieder auf die 'E' ziehen ließ. Mit nassen Kleidern und ziemlich schlotternd stand der Kapitän bald an Deck. Damien klopfte ihm auf die Schulter.
"Willkommen zurück unter den Lebenden. Wie wärs mit einer Dusche, frischer Kleidung und etwas zu Essen?"
Eneas nickte. "Ja, das könnte ich gebrauchen. Ich fühle mich besser." Er lächelte. Einige aus der Mannschaft drückten ihn, ein längeres Essen wurde in der Messe zelebriert. Die Zukunft sah wieder etwas rosiger aus.
Bis Eneas am nächsten Tag wieder weinend in der Kapitänskajüte verbracht hatte, weil er eine Socke von Kosta gefunden hatte oder etwas dergleichen. Damien war nicht überrascht. Es würde mehr als ein Wurf über die Reling brauchen bis sein Freund sich erholte.
Die Mannschaft tat ihr bestes Eneas aufzumuntern. Ihm vor allem zu sagen, dass er seinen Freund wiedersehen würde, dass Kosta bloß Zeit benötigte und es später sicher klappen würde. Es war ein zweischneidiges Schwert, da niemand zu diesem Zeitpunkt wusste, ob dies wirklich eintreffen würde. Sie taten es trotzdem, denn man erinnerte sich noch zu gut an Eneas Zusammenbruch nachdem Timaris ihn verlassen hatte. Sie hatten keine Zeit Monate vor Draega zu ankern. Die Welt ließ das gerade nicht zu.
Also bauten sie Eneas auf, gaben ihm Hoffnung, falsch oder nicht. Blass saß er dann auf dem Achterdeck, schrieb mit starrem Blick und schien mit den Gedanken ständig bei Kosta. Damien machte sich Sorgen. Er hätte gerne mit Eneas über Leto gesprochen, doch Eneas hatte momentan nur ein Thema im Sinn und das war sein Schwarm.
Der erste Maat hoffte dies würde sich ändern sobald sie in Mineva angelegt hatten. Eneas musste sich um die drei Kinder kümmern und sie nach Nuranessa bringen.

Es war immer wieder nett nach Mineva zu kommen. Damien stammte zwar nicht von hierher, doch er hatte viel Zeit in Mineva verbracht. Das Schiff segelte gemächlich in den Hafen ein. Über die Jahre hatte sich die stadt verändert, war größer geworden, Gebäude waren verschwunden oder neue dazu gekommen. Bloß das Anwesen in der Nähe war das gleiche geblieben. Mann, wie hatte er es immer gehasst dort aufkreuzen zu müssen.
Damien ging unter Deck, klopfte bei Eneas an die Türe. "Käpt'n, wir sind da." Es kam keine Antwort. Damien öffnete die Türe. Eneas saß auf dem Bett, wischte sich hastig Tränen weg und steckte die Münzhälfte an seinem Anhänger wieder unters Hemd. Damien sagte nichts dazu.
"Hey, du siehst deine Eltern wieder. Bei dir ist das ja nen Anlass zur Freude", versuchte er Eneas auf anderen Gedanken zu bringen. "Weißt du schon wie du deinen Bruder überzeugen willst..."
Eneas schüttelte den Kopf. "Nein. Ich kann ihm nur sagen, dass es für die Sicherheit seiner Kinder ist und hoffen, dass er das einsieht."
Gemeinsam gingen sie zur Ladeluke und zum Steg, schoben ihn runter auf den Kai. Eneas war sehr schweigsam. Auch noch als sie zum Mietstall gingen und sich Pferde mieteten für den Weg zum Schloss. Eneas wollte zuerst seine Eltern sehen und danach Ioakim. Es dauerte nicht lange bis sie die Stadt wieder hinter sich gelassen. Olintes, Farell und Ulysses begleiteten sie, da sie selbst noch Familie im Anwesen hatten.
Lelaëno drückte Eneas mehrere Minuten lang, freute sich sichtlich ihn wieder zu sehen.
"Ich habe mich schon gefragt wann ihr hierher kommt. Ohh, es ist so schön dass ihr hier seid. Eneas, bist du krank? Du siehst so blass aus", beobachtete sie sofort.
"Ich bin nicht krank, Mama", wehrte Eneas ab.
"Aber du hast was", beharrte Lela und führte die Gruppe Krieger nach drinnen. "Farell, wie geht es Rachel? Seid ihr noch zusammen?"
"Ja, immer noch", bestätigte Farell.
"Erstaunlich", bemerkte Lela. "Das Mädchen ist ja so geduldig." Farell öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu. "Ulysses, hast du deine Tochter schon besucht?"
Und so gingen die neugierigen Fragen weiter. Damien war bloß froh, dass sie ihn nichts fragte und er in Ruhe im Hintergrund...
"Damien, was ist mit dir? Immer noch keine feste Gefährtin?"
Der Prinz schüttelte knapp den Kopf. "Nein", wehrte er einsilbig ab bevor das noch in eine Befragung ausartete. Drinnen wurden sie von weiteren Leuten begrüßt, bekamen Essen aufgetischt und auch die Möglichkeit für eine heiße Dusche und ihre Wäsche waschen zu lassen.
Als sie nach einer Weile saßen und die erste Aufregung vorbei war, blickte Eneas' Vater sich um.
"Wo sind Kosta und Leto?", fragte er.
Eneas blickte zu Boden, biss sich auf die Lippen. Die anderern sahen sich betreten an.
"Sie sind nicht mitgekommen", half Damien aus, als das Schweigen richtig unangenehm wurde.
Lela und Massimo spürten wohl, dass dies etwas ernstes war, fragten erst einmal nicht nach und ließen Eneas die Zeit bis er schließlich leise sagte, dass er sich von Leto getrennt hätte.
"Ach, Junge, das tut mir so leid." Lela drückte Eneas fest. "Willst du darüber reden?"
"Es hat einfach nicht mehr gepasst", murmelte Eneas, erhob sich und wollte kurz frische Luft schnappen.
"Kosta und er haben sich gestritten", erklärte Ulysses danach. "Er hilft der Königin aus."
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 20:02

Eneas hatte nicht wirklich Luft schnappen wollen, er hatte es bloß nicht über sich gebracht alles zu erzählen. Das ging gerade nicht, sonst würde er nur zusammenbrechen und das konnte er jetzt nicht. Er hatte eine schwere Aufgabe vor sich. Ioakim und Estella davon überzeugen ihre Kinder für eine längere Zeit in seine Obhut zu geben. Eneas befürchtete, dass sein älterer Bruder das nicht wollte und er wusste nicht wie er ihn würde überreden können.
Dann war da noch Tileo. Eneas vermisste den Jungen auch. Sie hatten so viel Spaß auf dem Schiff gehabt. Nun war er ein paar Wochen hier gewesen und wurde schon wieder woanders hin verfrachtet. Das hatte Eneas nicht für ihn gewollt. Laree retten zu müssen war für sie alle überraschend gekommen. Eigentlich hatten sie sich nach der Suche nach Siandra ausruhen wollen. Er hatte Tileos Familie suchen wollen. Und jetzt? Jetzt musste er erst einmal dafür sorgen, dass Pandora und Arion Sicherheit waren. Er würde immer noch nicht Tileos Eltern finden können.
Aber er musste sich irgendwie um den Jungen kümmern. Obwohl er so sehr zurück nach Draega wollte, um Kosta zu sehen. Es fühlte sich so seltsam an jetzt ohne Kosta hier in Mineva zu sein. Ihre erste Heimat. Eneas blickte sich gedankenverloren im Hof um. Er durfte nicht an Kosta denken, das schmerzte nur. Gleichzeitig glitten seine Gedanken wie ein Süchtiger immer wieder zu seinem Freund. Wie es ihm ging, was er jetzt machte.

In dem Moment kehrte ein kleiner Einspänner unter dem Tor ein und fuhr auf den Hof. Eneas blickte überrascht auf. Es war Ioakim. Bestimmt hatte ihre Mutter ihm Bescheid gegeben, das sah ihr ähnlich. Lächelnd kam er auf den Wagen zu. Ioakim war nicht alleine, hatte seine Kinder mitgebracht. Und..
"Tileo!" Eneas rannte auf sie, hätte Tileo gerne umarmt und vielleicht auch herumgewirbelt, doch er wusste nicht, ob der Junge nicht zu scheu dafür war, wo Kosta nicht hier war und der meistens derjenige gewesen war, dem Tileo vertraute und der ihn hochgehoben hatte. Eneas hatte keine Ahnung wie er sich ohne Kosta um den Kleinen kümmern sollte.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 20:10

Nein, er würde jetzt garantiert nicht zurück gehen und Spaghetti essen. Verstand Ioakim denn nicht? Sie waren wieder da. Iason, Taelos und die anderen Piraten waren wieder da. Dabei waren sie auf einer ganz gefährlichen Mission gewesen, wo sie hätten getötet werden können. Doch sie lebte noch. Er musste sich jetzt unbedingt selbst davon vergewissern und schauen, ob sie auch unverletzt waren. Allerdings konnte er das alles nicht sagen, weil es doch eine geheime Piratenmission war. Überhaupt wusste hier niemand, dass die Mannschaft der 'E' Piraten waren.

Erst als Ioakim ihm sagte, dass sie gar nicht mehr unten im Hafen wären, sondern schon oben im Schloss, stockte der Junge. Den Weg da hoch kannte er nicht so gut. Ausserdem war es ziemlich weit, bis dahin. Das war Tileo zwar egal, doch verirren wollte er sich schon nicht. Hilflos blickte er den grossen Mann flehend an. Bitte. Er musste doch zu ihnen. Tileo machte sich sowieso schon sorgen, weil sie zuerst ins Schloss gegangen waren und nicht erst zu ihm gekommen waren, um ihn abzuholen.

Zum Glück liess sich Ioakim erweichen. Tileo strahlte ihn erleichtert an und schlüpfte dann gleich in die Jacke, die Pandora ihm hinhielt. Es störte ihn auch gar nicht mehr, dass sie sich wieder in den Mittelpunkt stellte und überlegte, was sie wohl von ihrem Onkel bekommen würde. Tileo war mit seinen Gedanken woanders. Und wenn er es nicht war, dann wünschte er sich, er könnte den Karren schieben, damit sie schneller vorwärts kamen. Es war ja kaum auszuhalten, wie langsam das Pferd einen Fuss vor den anderen setzte. Ihm war so unheimlich kribbelig im Bauch.

Aber dann hatten sie es schliesslich geschafft und gelangten oben beim Schloss an. Taelos kam ihnen auch schon entgegen gerannt und rief seinen Namen. Tileo sprang auf und breitete seine Arme weit aus, bevor er strahlend von der kleinen Kutsche sprang, voll darauf vertrauend, dass Taelos ihn auffangen würde.
"Taelos", rief er glücklich und vergass vollkommen, dass der Kapitän hier in Mineva eigentlich einen anderen Namen hatte. Mit einem Aufschluchzen schlang er seine kleinen Armen um den Hals des berüchtigten Piratenkapitäns, der ihn natürlich aufgefangen hatte. Tileo klammerte sich ganz fest an ihn. Nie wieder würde er ihn loslassen. Nie, nie wieder. Höchstens, um Iason zu begrüssen und festzuhalten. Doch Iason war nicht hier. Tileo traute sich gar nicht, danach zu fragen, was das zu bedeuten hatte. Viel zu sehr hatte er Angst vor der Antwort, die er zu kennen glaubte. Er wagte noch nicht einmal, daran zu denken. Schutzsuchend verbarg er sein Gesicht an Taelos Halsbeuge und schluchzte hemmungslos. Wusste noch nicht einmal so recht, warum. Eigentlich war er doch unheimlich glücklich und erleichtert, dass seine Piraten wieder da waren.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 20:10

Seine eigene Scheu war unbegründet gewesen. Tileo rief glücklich seinen Namen, streckte die Arme aus. Eneas war zur Kutsche gerannt gekommen, breitete auch seine Arme aus und fing den Jungen auf als dieser übermütig vom Wagen sprang. Tileo schluchzte leise, klammerte sich ganz stark an ihn. Eneas hielt ihn ganz fest und hatte plötzlich gar nicht mehr die Absicht ihn je loszulassen. Womöglich, weil Tileo ihn gerade so stark an Kosta erinnerte und quasi ein Verbindungsstück zwischen ihnen war. Außerdem gab der Junge ihm irgendwie Trost. Eneas konnte nicht zusammenbrechen. Er musste sich um Tileo kümmern. Er hatte ihn befreit, es war seine Verantwortung und egal, ob es ihm selbst schlecht ging, er würde es nicht übers Herz bringen das Kind wieder an wen anderen abzuschieben nur weil es vielleicht leichter war.
Eneas drückte den Jungen an sich, hielt ihn im Arm, während Tileo sich an ihn gerpresst hatte, das Gesichtchen an Eneas Hals gedrückt, wo er heftig weinte. Eneas atmete tief durch. Er durfte damit nicht auch noch anfangen, doch über Tileos Tränen wurden seine eigenen Augen auch feucht. Inzwischen war Ioakim vom Kutschbock gestiegen und seine Kinder vom Wagen gesprungen. Eneas lächelte ihnen zu, während er Tileos Rücken streichelte und ihn ein bißchen wiegte.
"Gut dich wieder mal zu sehen", sagte Ioakim, trat näher.
"Euch auch", erwiderte Eneas. "Danke, dass du dich um Tileo gekümmert hast. Tileo? Geht es dir auch gut? Ich hab dich vermisst. Ich hab leider eine schlechte Nachricht für dich.." Er wartete bis Tileo vielleicht einmal den Kopf hob. "Kosta ist noch in Draega, er ist nicht mit uns mit gekommen. Weißt du, er vermisst dich auch und er wäre sooo gerne mitgekommen, um dich zu sehen, aber er hat eine ganz wichtige Aufgabe in Draega. Er beschützt die Königin von Hayll. Das ist sehr wichtig bis wir den bösen Herrscher in Dhemlan besiegt haben. Aber Kosta wäre wirklich gerne zu dir gekommen", versicherte Eneas, versuchte seine Stimme nicht brechen zu lassen. Es lag ja auch nicht an Tileo, dass Kosta nicht mitgekommen war. Eneas hoffte, er sagte das richtige. Er war genauso enttäuscht wie Tileo, dass Kosta jetzt nicht hier bei ihnen war. "Du siehst ihn bestimmt bald wieder", tröstete er den Jungen - und sich selbst.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 20:42

Neeeein. Nein, nein, nein, er wollte die schlechte nicht hören. Er wollte nicht. Nein, nein, nein. Ängstlich barg er seinen Kopf noch fester an Taelos Hals. Er wollte nicht hören, dass Iason tot war. Nein, das wollte er nicht hören. Das tat so weh. Er wusste nicht, wie er das ertragen sollte.
"Was?" hickste er verwirrt, als Taelos etwas sagte, dass so gar nicht zu dem passte, was er erwartet hatte, dass Taelos ihm sagen würde. "Die Königin?" fragte er schniefend nach und wischte sich seine Tränen beiseite. "Dann... dann ist Ia... dann ist Kosta gar nicht tot? Es geht ihm gut? Er konnte nur nicht mitkommen? Oooooh." Ihm schwirrte der Kopf und er wusste gar nicht mehr, ob er lachen oder weinen sollte. "Und deiner Schwester? Wie geht es ihr? Konntet ihr sie retten? Ist sie in Sicherheit?" Die Fragen sprudelten nur so aus ihm heraus und gerade dachte er nicht darüber nach, dass er womöglich etwas verriet, was die anderen nicht wissen sollten. Der Junge war nur gerade viel zu aufgeregt, um darauf zu achten.

Zu seiner Erleichterung beruhigte Taelos ihn, dass es Iason gut ginge und sie Laree hatten retten können. Dabei streichelte er ihm lieb über den Rücken, was Tileo unheimlich genoss. Ruhiger kuschelte er sich an Taelos.
"Ich habs doch gewusst", behauptete er nun wieder selbstsicherer. "Ich bin nur etwas erschrocken, doch ich wusste, dass ihr das schafft. Und Iason dient jetzt der Königin von Hayll, um sie zu beschützen?" Tileo staunte nicht schlecht. "Da muss er ja unglaublich wichtig sein. Ich wusste nicht, dass er sogar die Königin kennt. Ooooh. Und wir gehen jetzt auch zu der Königin, um sie zu beschützen? Kennst du sie auch?"
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 20:45

"Tot? Nein, nein, ihm gehts gut", versicherte Eneas, ein wenig überrascht darüber, dass Tileo dies befürchtet hatte. Hatte er geglaubt, Kosta wäre in Raej gestorben? Das hatte Eneas keinesfalls gewollt. Sie hätten die Zeit finden sollen gleich eine Nachricht nach Mineva zu schicken. Er hatte ganz vergessen, dass zwar seine Familie nicht wusste was für Wagnisse einging, doch Tileo hatte es mitbekommen. Genug jedenfalls, um sich zu fürchten und sich schlimme Dinge auszumalen.
"Der böse Herrscher will der Königin weh tun und deswegen kann Kosta nicht dort weg. Aber es geht ihm gut. Er lebt in einem wunderschönen, edlen Palast. Es geht ihm gut", wiederholte Eneas, mehr für sich selbst. Ging es Kosta wirklich gut? Er war so wütend und so furchtbar gemein gewesen... es tat Eneas weh nur daran zu denken.
"Ja, Laree gehts gut, sie ist in Sicherheit", antwortete der Krieger, wich Ioakims fragenden Blicken aus. Er wusste nicht was er seinem Bruder dazu sagen sollte und gerade musste er sich um Tileo kümmern. Dass der Junge dies alles ausgeplappert hatte, nahm Eneas ihm überhaupt nicht übel. Er war ja noch ein Kind und konnte schlecht wissen, dass Eneas' Leben seiner Familie weitgehend unbekannt war. Sie würden sich einfach zu viele Sorgen machen. Er schaute Tileo an. Aber vielleicht war dieses Leben auch erst einmal vorbei. Er würde sein Leben irgendwie ändern müssen, wenn er Kosta für sich gewinnen wollte.
*Was meint er damit, dass ihr Laree gerettet habt?*, sandte Ioakim hartnäckig.
*Sie war in Schwierigkeiten, wir haben ihr geholfen*, sandte Eneas zögernd zurück. *Ich erklär es dir später*, verschob er das Gespräch lieber. Er wusste ja selbst kaum so richtig was seine Schwester in Raej gemacht hatte. Nur dass es um diesen Kriegerprinzen gegangen war, doch Laree hatte nicht viel darüber reden wollen.

Wenigstens beruhigte sich Tileo durch die Antworten. Eneas streichelte ihm sanft über den Rücken, hielt ihn fest auf dem Arm. Der Junge meinte, dass er sich erschrocken hätte, doch er hätte immer geglaubt, dass sie das schafften. Eneas lächelte. "Wir haben dir versprochen, dass wir wiederkommen. Und Kosta siehst du bestimmt auch bald."
Tileo hatte noch viel mehr Fragen. Alle nicht gerade leicht. Ob sie auch zur Königin gehen würden, um sie zu beschützen. Ob Eneas sie auch kannte.
"Ja, ich kenne sie sehr gut. Weißt du, sie hat einmal hier in diesem Schloss gelebt und da haben wir uns kennengelernt. Aber wir werden nicht zu ihr gehen. Die Königin hat uns nämlich eine sehr wichtige Aufgabe gegeben." Eneas hoffte, Tileo würde das einsehen. "Ich bin auch traurig, dass wir nicht gleich Kosta und die Königin sehen können", gab Eneas ehrlich zu. "Aber mit dieser Aufgabe helfen wir beiden. In Ordnung?"
Er versuchte Tileo das noch zu erklären, inzwischen kamen Eneas' Freunde auf den Hof, begrüßten Ioakim und die Kinder. Olintes wuschelte Tileo durchs Haar. "Hey, da ist ja wieder unser jüngster Pirat", sagte er augenzwinkernd.
"Dich nehmen wir wieder mit. Nicht, dass du hier noch zu ner Landratte wirst", scherzte Farell daneben.
Eneas versuchte Tileo behutsam abzusetzen. "Lass mich kurz meinen Bruder und meine Nichte und Neffe begrüßen, ja, Tileo?", bat er. "Ich geh nicht mehr weg." Denn Eneas wollte auch Ioakim umarmen sowie die Kinder, die er mitnehmen würde. Wie sollte er es ihnen nur sagen?
Nachdem er Pandora gedrückt hatte, fragte sie dann gleich aufgeregt in welchen Häfen sie überall gewesen wären und ob sie etwas mitgebracht hatten. Oh nein, er hatte an keine Souvenirs gedacht. Eneas blickte bedröppelt drein.
"Klar, haben wir etwas mitgebracht für euch", sprang Damien ein.
*Wir haben?*, sandte Eneas.
*Leto wusste, dass wir bald zurück nach Mineva segeln würden, um Tileo abzuholen. Sie hat kleine Geschenke für die Kinder besorgt*, sandte Damien zurück. Eneas fühlte sich mit einem Male sehr schuldig. Natürlich hatte Leto das. Sie vergaß nichts und sie hatte sich immer so bemüht um Eneas' Familie. Er hatte sie so schlecht behandelt.
Damien rief die kleinen Pakete herbei. Pandora quietschte erfreut über eine neue schicke, kurzärmelige Bluse, zeigte sie aufgeregt herum. Arion umarmte seinen Lederball. "Da ist ja mein Ball", freute er sich.
"Und das ist für dich, junger Mann." Eneas reichte ihm das Päkchen, fragte sich selbst was darin war. Es war ein Lederarmband mit Totenköpfen drauf. Ein richtiges Piratenschmuckstück. Eneas erinnerte sich plötzlich daran, dass er mit Leto darüber geredet hatte Tileo ein Lederarmband zu holen. So ein ähnliches wie Eneas selbst hatte. "Leto hat es besorgt." Er kniete sich hin, half Tileo es anzuziehen, hielt dann seinen eigenen Arm dagegen. "Guck, so ähnlich wie meines." Der Krieger lächelte.
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Tileo » Fr 12. Aug 2022, 20:53

Er war so unheimlich froh, dass Iason noch am Leben war und auch dass es Laree gut ging, auch wenn er die Hexe gar nicht kannte. Vor lauter Erleichterung musste er gleich noch etwas weinen. Aber allmählich versiegten seine Tränen und was Taelos ihm noch so alles erzählte, lenkte ihn sehr von seinem Schrecken ab. Die Königin von Hayll hätte hier im Schloss gelebt und deswegen kannte Taelos sie sehr gut. Staunend blickte Tileo zu dem grossen Gebäude. Das musste er sich nacher unbedingt noch einmal etwas genauer ansehen. Zwar war er schon einmal hier gewesen, bei Mama Lela und ihrem Mann, doch da war er zu traurig gewesen, um sich umzusehen.

Seine Freude und sein Staunen wurde etwas getrübt, als Taelos, nein, hier hiess er ja Eneas, ihm sagte, dass sie nicht zu Iason, oder eben Kosta, und der Königin gehen könnten, da sie eine andere wichtige Aufgabe bekommen hätten. Tapfer nickte Tileo und versuchte stark zu sein. Er würde der Königin und Kosta gerne helfen. Eine Woche oder so konnte er schon noch warten, um Kosta wieder zu sehen. Dennoch löste er sich nur widerwillig von Eneas, damit er seine Familie begrüssen konnte. Da kamen ja auch schon die anderen, die ihn fröhlich begrüssten.

"Niiiiemaaaals", strahlte er und schüttelte heftig seinen Kopf. Oh nein, er würde keine Landratte werden. Aufgedreht begrüsste er die anderen, drückte und herzte sie, bevor er sich dann aber bald wieder an Eneas Seits stahl und nicht von da wegwich.
"Damit hast du jetzt etwas, was Charmella nicht hat", lächelte er Pandora zu, die stolz ihre hübsche Bluse herum zeigte, nachdem Geschenke verteilt worden waren. Auch Tileo bekam ein Päckchen, dass er ehrführchtig aber unheimlich neugierig aufmachte.
"Boah, wie toll", staunte er ob des tollen Armbandes. Das Päckchen fiel zu Boden, während er eifrig versuchte sich das verwegene Leder um den Arm zu binden. Das würde er nie wieder ausziehen. "Jetzt brauche ich nur noch ein Tattoo", befand er zufrieden. "Wo ist denn Leto?" Dido hiess hier ja Leto. Das war so kompliziert. "Und was ist das für eine wichtige Aufgabe, die wir für Kosta und die Königin machen sollen?"
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Re: Rettung einer jungen Königin

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 20:55

Eneas war erleichtert, dass Tileo sich über das Geschenk freute. Gleichzeitig schämte der Krieger sich, dass er selbst nicht an ein Souvenir gedacht hatte. Es hatten ihn so viele andere Dinge beschäftigt; taten es immer noch. Wie sollte er sich da um die Kinder kümmern können? Nun ganz ohne Hilfe von Leto oder Kosta.
Er band Tileo das Armband fest, der dann übermütig hervorbrachte, nun bräuchte er nur noch eine Tätowierung. "Ähm, was? Ich..." Was sollte er dazu denn jetzt sagen? Seine Mutter war mit den anderen auch auf den Hof gekommen, hatte das Gespräch mit angehört.
"Eneas? Er ist doch noch viel zu jung für so etwas. Hast du ihn auf diese Idee gebracht?", wollte sie wissen. Eneas schüttelte unschuldig den Kopf.
Bevor er sich noch um dieses neue Problem kümmern konnte, stellte Tileo weitere Fragen. Sehr schwierige, komplizierte Fragen. "Leto ist auch in Draega geblieben", schaffte Eneas erst einmal nur zu antworten, bemühte sich gefasst zu wirken und den Jungen nichts von seinem eigenen Kummer anmerken zu lassen. Es war gerade so viel Trubel um sie herum. Normalerweise mochte Eneas dieses Familienchaos, doch jetzt hätte er sich am liebsten zurückgezogen. Eine gute Miene aufzusetzen kostete viel Kraft. Dennoch war es schön Tileo wiederzusehen. Es lichtete Eneas' Kummer mehr als er gedacht hatte.
"Über diese Aufgabe sollten wir drinnen reden", zögerte Eneas dies hinaus.

"Ja, kommt rein. Kinder, habt ihr schon etwas gegessen? Soll ich euch etwas machen?", bot Lela an. Arion lief gleich erfreut auf sie zu.
"Ja! Dein Essen ist das leckerste", sagte er und drückte sich an seine Großmutter. Ioakim rümpfte nur kurz die Nase. So ging die Gruppe nach drinnen in den Gesindetrakt. Sie konnten auch nicht unbegrenzt mitten auf dem Hof stehen und vielleicht die Tolarims damit stören. In der Stube bekamen sie alle reichlich Essen aufgetischt und die Piraten erzählten die unverfänglichen Teile ihrer Reise.
"Was habe ich da über Laree gehört?", fragte Ioakim, "Ihr habt sie gerettet? Ich dachte, sie ist in Draega bei der Königin."
Eneas schüttelte den Kopf. "Nein, sie war nicht dort. Sie hatte ein paar Schwierigkeiten und sie möchte nicht mehr im Schloss arbeiten", eröffnete er. Er erntete einige überraschte Gesichter. "Ich denke, sie möchte etwas neues ausprobieren."
"Etwas neues? Wie kommt sie denn darauf?", fragte seine Mutter verwundert.
Eneas zuckte mit den Schultern. Er wollte sie nicht beunruhigen. "Ich weiß es nicht. Ausprobieren ist doch nicht verkehrt. Jedenfalls geht es ihr gut und wir werden sie bald besuchen." Sein Vater fragte nach, wo Laree nun wäre. Eneas wandt sich leicht. Er konnte schlecht sagen, sie wäre auf ihrer super geheimen Pirateninsel. Das hätte nur Tileo verstanden.
"Sie ist auf einer Insel in der Nähe von Chaillot", erklärte Eneas. "Es ist sehr schön dort. Sehr ruhig und friedlich. Ihr müsst euch keine Sorgen um sie machen. Wir werden bald dorthin segeln und Tileo wollte ich mitnehmen." Er sah zu dem Jungen, der neben ihm saß. "Die Insel wird dir gefallen. Das ist eine richtige Pirateninsel mit Schätzen, Verstecken und lauter Piraten. Und auch Piratenkindern. Dort werden wir gemeinsam eine Weile bleiben."
Als Estella von ihrer Arbeit als Magd auch in die Stube kam, wurde Eneas wieder daran erinnert, dass er nicht nur Tileo mitnehmen sollte. Timaris wollte Pandora schützen und Eneas sah das nur zu gut ein.
Vor den Kindern konnte er das aber unmöglich ausdiskutieren. Ob sie überhaupt wegwollten? Was sollte er nur tun? Ratlos stocherte er in seinem Essen herum. Er wünschte so sehr Kosta wäre hier. *Ioakim, können wir ohne die Kinder reden? Ich bringe Nachrichten von Timaris*, sandte er seinem älteren Bruder. Der wusste zum Glück was zu tun war.
"Hey, wollt ihr nicht Arions neuen Ball draußen im Garten ausprobieren? Wir rufen euch wenn es den Nachtisch gibt", schlug Ioakim vor.
"Geh nur mit", ermunterte Eneas Tileo.
"Ich geh mit", bot Farell an. "Während die hier die langweiligen Sachen bereden, erzähl ich euch von unserer Seeschlacht." Er grinste verschwörerisch.
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