Re: Sturm of Fort Maloun
von Yadriël » Sa 23. Jul 2022, 19:54
Zucker umfasste kurz die Gehorsamkeitsringe, die an einer Kette an seinem Hals baumelten. Seine Glücksbringer hatten ihre Wirkung getan. Als einstiger Lustsklave war der Hayllier auch jetzt kein großer Kämpfer, aber er war gut mit zwei Dolchen und schnell genug im Umgang mit seinen Juwelen. Das war das erste was er sich in seiner Freiheit angeeignet hatte und es hatte ihm mehr als einmal seine Haut gerettet.
Es war nicht der erste große Kampf in den Zucker geraten war - und auch nicht die ersten Grausamkeiten, die er gesehen hatte. Dazu musste er nur jeden Tag in den Spiegel schauen. Dennoch war der Hinterhalt brutal und blutig. Jeder kämpfte für sich, kaum jemand hatte Erbarmen mit seinem Gegner. Als Rashar endlich mit dem Rest der Kompanie vom Dorf zurückkam, hielt der Hayllier Ausschau nach Rittersporn, aber er kam nie nah genug an ihn heran, um ihm in der Hitze der Schlacht einen Dolch von hinten reinzurammen. Vielleicht beim Fort.
Der Prinz befühlte vorsichtig seine rechte Seite, die bei jedem Atemzug schmerzte. Vermutlich eine Rippe angeknackst oder gar gebrochen. Er wischte sich das Blut von der Nase. Ein weiterer Schnitt zog sich über seine Wade, wo ihn irgendjemand ein Messer reingerammt hatte. Zucker hatte es nichtmal gesehen bis nachdem das Adrenalin in ihm abgesunken war.
Und irgendwann war der Kampf vorbei. Zucker verwunderte es und auch andere Soldaten sahen sich um, suchten nach Gegnern, letzten Flüchtenden. Der Hayllier wusste was seine Kameraden dachten. Es hatte sich angefühlt, als besäße die Schlacht kein Ende. Sie hätten ewig so weiterkämpfen können.
Der Feldwebel fand Rashar schnell wieder, der sich auf einen Felsen gestellt hatte, um besser gesehen zu werden. Der Eyrier teilte die Befehle rasch aus. An seiner Nähe war Regensang. Glücklicherweise unversehrt. Zucker trat zu ihr, sein rechtes Bein nur wenig belastend. "Sag mir nur, obs sehr schlimm ist", bat er, denn er wusste, dass sie ihre Heilkräfte für die Schwer Verwundeten aufheben würde. Jedenfalls denen noch geholfen werden konnte. Das Mädchen untersuchte ihn kurz mithilfe der Kunst, seufzte dann und ließ den zottigen Haarschopf hängen.
"So schlimm?", fragte Zucker. Ein leeres Gefühl im Magen stellte sich ein.
"Ja... ich fürchte, wir müssen deine hässliche Visage noch länger ertragen", schloss sie mit ernster Stimme ehe sie grinste. Hell in dem ansonsten schmuddligen Gesicht. Zucker durchstruwelte ihr blutiges Haar. "Zwei gebrochene Rippen. Ich heile sie so weit wie wenig. Aber es geht wieder auf, wenn dich dort wer trifft", warnte sie und legte ihre Hand an seine Brust. Zucker knirschte mit den Zähnen. Es dauerte nicht lange. Dann schickte ihn Rashar bereits zu Bonderus, um zum Aufbruch zu rufen.
"Such deine Leute zusammen. Rashar will weiter das Fort angreifen solange sie verwundbar sind. Regensang und einige bleiben zurück, um sich um die Verwundeten und Gefangenen zu kümmern", sagte er dem Kriegerprinzen. Er hatte überlebt, doch Zucker hatte nicht wirklich daran gezweifelt. Phönix würde erfreut sein. Der Hayllier zumindest war es. Jason war umringt von einem kleinen Teil seiner Einheit, als Zucker ein Fremder ohne Uniform auffiel. Es war auch niemand aus der Sechsten. Ein Raejer, der sich rasch umgezogen hatte? Der Krieger leistete keine Gegenwehr, als zwei aus der Kompanie ihn schnappten. Nein, mehr noch. Der Mann verneigte sich formvollendet. Zucker stockte. Die Geste wirkte hier so vollkommen fehl am Platz. Was machte der Mann hier? Als sie ihn näher brachten, erkannte Zucker die goldenen Augen. Zusammen mit der leicht gebräunten Haut, mochte er eher ein Dhemlaner oder Hayllier sein (wobei der Akzent mehr auf Hayll deutete). Doch das war definitiv keiner von ihren Leuten. Er hatte ein blutiges Hemd, aber dem schenkte Zucker eher weniger Beachtung, da schließlich vor kurzem noch eine Schlacht in der Schlucht getobt hatte. Jeder hier war blutbeschmiert.
"Darf ich bitte zu ihm, Prinz? Ich werde mich um seine Wunde kümmern. Nicht, dass sie sich noch entzündet. Ich werde auch gar nicht weiter stören und ihr könnt weiter tun, womit ihr beschäftigt wart, bevor ich hier reingestolpert bin."
Das durfte doch nicht wahr sein. Schmachtete der Kerl etwa Bonderus an? Zucker starrte den Hübschling an, der so tat, als würden sie hier anhalten für ein Schlückchen Tee und Biskuit. Kruppe und Brocco, die den Fremden zwischen sich hielten, brachen in Gelächter aus. Andere wurden davon angelockt.
"Egal wer er ist, oder woher er kommt, er gehört nicht zu uns und vorsichtshalber sollten wir ihn aufschlitzen, auf einen mehr kommts auch nicht mehr an", meinte Teelan kaltherzig. Es war eindeutig, dass der Mann nicht zu ihnen gehörte. Er kam von einem Hof, er war vermutlich gebildet, aber von einer niederen Schicht. Zucker hatte sein halbes Leben zu Hofe verbracht, weswegen er ein Auge dafür hatte. Es war Bonderus, der das blutige Vorhaben unterband indem er die Soldaten anbrüllte. Der Kriegerprinz trat zu dem lächelnden Hübschling, sah ihm tief in die Augen. Was hoffte er dort zu erkennen? Eine Antwort darauf wer der Hayllier war? Nach einem Moment trat Jason wieder zurück, befahl den Mann zu den Gefangenen zu stecken.
"Wenn wir wiederkommen wird das Vögelchen kräftig singen", versprach Teelan grinsend. Der Hayllier legte keinen Widerspruch ein. Zunächst zumindest nicht. Dann fing er wieder mit den Wunden von Jason an, flehte, dass er sich darum kümmern dürfte, nannte ihn Herr. Ja, das war eindeutig ein Sklave.
Verständlich, dass dem Burschen daran gelegen war, dass der Kriegerprinz überlebte. Es war seine größte Chance selbst heil die Gefangennahme zu überstehen. Hübsche Männer wurden gerne als Kriegsbeute genommen. Zucker bildete da keine Ausnahme mit seinen Gelüsten. Der Unterschied war, dass er sie auch außerhalb von Mordlust und Krieg hatte.
Der entlaufene Sklave redete und redete wie ein Wasserfall, umschwirrte den breitschultrigen Kriegerprinz eifrig. Zucker wollte schon einschreitten, als leider Rittersporn die Quelle des kleinen Tumultes entdeckt hatte. "Wen haben wir denn hier? Jemand, ders Maul nicht halten kann?", fragte er mit süffisantem Lächeln. Klaue, ein riesenhafter Schläger aus der Sechsten, folgte Rittersporn wie ein Schatten. Wieso überlebten immer die falschen in so einer Schlacht?
"Wir haben dafür keine Zeit! Ich bring ihn zu den anderen Gefangenen. Wir müssen aufbrechen. Sonst geben wir dem Feind Gelegenheit sich zu organisieren", widersprach Zucker, beäugte Rittersporn finster. Zucker packte den Hayllier am Kragen und zog ihn etwas von Jason weg bevor der die Geduld verlor. "Zu den Gefangenen oder möchtest du eine Maid beim Stürmen des Forts an deiner Seite?", fragte er Bonderus schmunzelnd.
Derweil kamen Brion und Cedric mit dem Schlachtross des Kriegerprinzen wieder. Auch der Rest seiner Einheit sammelte sich. Die dunkelhäutige Obergefreite kam zusammen mit Klinge an. "Sir, wir haben...", sie stockte kurz, "drei Tote. Kalantes, Jardin und... Messantia. Gwyn hat es mir vorhin gesagt." Sie atmete tief durch. "Thorus ist schwer verletzt. Er liegt bei den anderen Verwundeten. Es.. sieht nicht gut aus. Alvaro ist auch verwundet. Bleiben zehn kampfbereit. Mich eingeschlossen."
"Elf", fügte Klinge hinzu, strich sich über seinen Spitzbart. "Ich möchte mich eurer Einheit unterstützen."