Re: Das Ritual
von Ciryon » Fr 21. Okt 2022, 19:34
Mit wild klopfendem Herz huschte er durch die noch ruhigen Gänge des Schlosses. Er konnte kaum glauben, was letzte nacht passiert war. Wie wenig Angst er gehabt hatte. Wie schön es gewesen war und wie wenig er unwohl zusammen gezuckt war. Im Gegenteil. Er hatte sich sogar getraut Prinz Sastre von sich aus zu berühren. Und das an ganz intimen Stellen. Ciryon bekam ganz rote wangen, wenn er daran dachte. Weswegen er lieber nicht so genau darüber nachdachte und stattdessen einfach das Hochgefühl genoss, welches ihm durch die Adern rauschte. Er konnte es kaum erwarten Lady Lusian davon zu erzählen. Es würde sie sicher freuen, dass er endlich diese innere Hürde überwunden hatte. Dass der Knoten in ihm aufgegeangen war und er ihr endlich, endlich richtig dienen konnte.
In seinem Zimmer angekommen, wurde er jedoch mit einer zornigen Ohrfeige empfangen, die so hart war, dass seine ohnehin schon weichen Beine kurzerhand unter ihm nachgaben. Seine Herrin war ausser sich vor Wut. Ausser sich schlug sie unentewegt mit einer Gerte auf ihn ein. Aufgebracht beschimpfte sie ihn derweil, dass er unzuverlässig und undankbar sei. Überrumpelt von diesem Zornausbruch flehte Ciryon wimmernd um Verzeihung. Er verstand nicht ganz, was los war. Nur, dass er seine Herrin zutiefst enttäuscht hatte. Das hatte er nicht gewollt. Dafür wollte er sich auch gerne entschuldigen. Doch Lady Lusian hörte ihm gar nicht erst zu. Wütend liess sie die Gerte immer wieder auf ihn nieder sausen. Scharf biss sich das harte Leder in seine Haut. Bald schon roch er Blut. Schmerzerfülllt schrie er bei den Schlägen auf und rollte sich auf dem Boden so klein wie möglich zusammen, um die Strafe irgendwie aushalten zu können.
Erst als er nur noch ein schluchzendes, blutiges, zitterndes Bündel Elend war, hielt seine Herrin inne. Einen Moment blieb sie schwer atmend vor ihm stehen, ehe sie die Gerte verschwinden liess und sich mit einem betroffenen Aufschluchzen zu ihm kniete. Sanft nahm sie ihn in den Arm, liess sachte ihre Kräfte auf ihn wirken und erklärte ihm liebevoll, dass sie sich solch grosse Sorgen um ihn gemacht hätte, weil er die ganze Nacht lang weg gewesen wäre und sie nicht gewusst hätte, was mit ihm war. Ciryon entschuldigte sich innig dafür. Er hatte gedacht, sie hätte Nachtschicht auf der Krankenstation gehabt. Was auch stimmte, doch irgendwann sei die Nachtschicht vorbei gewesen und als sie zurück gekommen wäre, hätte sie nicht gewusst, was mit ihm sei. Eindringlich schimpfte sie mit ihm, dass er rücksichtslos wäre, ihr solche Sorgen zu bereiten. Ciryon nickte verständnisvoll. Das hatte er nicht bedacht. Hingebungsvoll versprach er, es nie wieder zu tun.
Beruhigt und etwas erholt von ihrem Schrecken, kümmterte Lady Lusian sich nun rührend um ihn. Sanft half sie ihm auf und führte ihn unter die Dusche, wo er das Blut und den Schmutz der Nacht abwaschen konnte. Mit dem Schwamm reinigte sie eigenhändig seinen Körper und danach sollte er sich in ihr Bett legen, damit sie die teils blutigen Gertenhiebe mit einer Heilsalbe behandeln konnte. Dabei fand sie endlich die Ruhe, nachzufragen, wo Ciryon gewesen war. Wie er die letzte Nacht verbracht hatte. Stockend und mit roten Wangen begann er offen zu erzählen. Allerdings war jegliches Hochgefühl von letzter Nacht verschwunden. Ciryon konnte nur noch stockend davon erzählen und es klang nicht mehr sonderlich überzeugt, dass er letzte Nacht wirklich so mutig gewesen war. Geschweige denn, dass er Lady Lusian davon überzeugen konnte, dass er nicht mehr so Angst vor Berührungen hatte.
Seine Herrin hielt es zuerst nur für eine Ausrede, weil er nicht mehr in ihrem Bett dienen wollte. Sie fühlte sich verletzt und begann schon wieder wütend werden. Verzweifelt beteuerte Ciryon, dass er nicht von ihr weg wollte. Er wollte nicht undankbar sein. Ihr zuliebe, war er doch bei Prinz Sastre gewesen. Flehentlich versuchte er seine aufgebrachte Herrin zu beruhigen. Nur widerstrebend liess sie es zu und auch nur mit dem Beweis, dass er sich geändert hatte. So unter Druck gesetzt, gab Ciryon sein Bestes, ihr zu beweisen, dass er nicht mehr ängstlich wegen der Berührungen war. Allerdings war er es nun, weil er Angst hatte, die Heilerin zu enttäuschen. Nervös beugte er sich vor, um sie sinnlich und hingebungsvoll zu küssen. So wie sie es gern hatte. Ohne zusammen zu zucken und ohne Zögern. Trotzdem blieb das sehnsüchtige Feuer, das intensive Prickeln, welches er bei Prinz Sastre verspürt hatte aus. Verwirrt, bemühte er sich, es besser zu machen. Lady Lusian merkte jedoch trotzdem, dass etwas nicht stimmte. Und all seine Männlichkeit dann auch nicht wie gewohnt gehorsam brav wurde, kochte ihre Wut heisser den je wieder hoch.
Enttäuscht darüber, dass er sie scheinbar ablehnte, schlug sie ihn wieder hart, riss die kaum verheilten Wunden auf und schimpfte ihn eine schäbige Hure. Dass er sich erst ihr verkaufte, um ein sicheres Plätzchen im Schloss zu haben und jetzt Prinz Sastre, um an seinem Arbeitsplatz weiter aufsteigen zu können. Ciryon konnte ihre zornigen Gedankengänge nicht wirklich nachvollziehen. Er wusste nur, dass er sie schrecklich enttäuscht hatte und bemühte es sich, wieder gut zu machen. Doch Lady Lusian wollte nichts davon hören. Mit Hilfe der Kunst fesselte sie ihn brutal an ihr Bett. Wütend schimpfend rief sie eine Spritze herbei und setzte sie ihm ohne Umschweife in seine Lendengegend, damit das Mittel ihn so schön hart machte, wie sie es gerne hatte. Sein verzweifeltes Flehen ignorierte sie schlichtweg. Respektive, sie beachtete es soweit, dass sie ihn kurzerhand einfach knebelte. Mit einem dieser fiesen Lederknebel, die die Form eines Stabes hatten, der sich tief in seinen Mund zu seine Kehle bohrte, so dass er kaum mehr Luft bekam. Seine Herrin befand, dass ihm dies nur recht geschah. Bei Prinz Sastre hätte er das sicher auch so gemacht. Dann könnte er es bei ihr auch machen. Hauptsache sie könnte ihn reiten, bis sie bekam, was ihr ohnehin Zustand.
Später am Tag, Ciryon fühlte sich ganz wund und ausgelaugt, wurde Lady Lusian wieder ruhiger. Ihr Zorn verrauchte allmählich und sie wurde wieder freundlicher zu ihm. Der junge Krieger bekam es kaum mit, sondern fiel einfach nur in erschöpfte Ohnmacht. Es musste Abend sein, als er wieder aufwachte. Lady Lusian war nicht bei ihm. Erschöpft schluchzte der Jüngling erleichtert auf und schlief wieder tief ein.
Es war tiefeste Nacht, als seine Herrin wieder kam. Wieder war sie unheimlich aggressionsgeladen. Ciryon war sich gar nicht so sicher, ob sich die Wut diesmal tatsächlich gegen ihn richtete. Bald schon spielte das gar keine Rolle mehr. Lady Lusian fand schon Gründe, was er alles falsch gemacht hatte, für die sie ihn büssen lassen konnte. Hemmungslos lebte sie ihre Aggression an ihm aus. Wieder und wieder, bis die Wut irgendwann verraucht war und sie ganz traurig wurde. Dann war sie wieder ganz lieb zu ihm. Tröstete ihn zärtlich und kümmerte sich fürsorglich um ihn, ehe sie wieder heftigen Sex mit ihm hatte.
Dieses Muster wiederholte sich in den nächsten Tagen nahtlos. Wut wurde von Traurer abgelöst, die zu Sex führte, ehe die Heilerin wieder hemmungsloser Wut verfiel. Es war eine Abwärtsspirale, die sich immer mehr verdichtete. Die Emotionen wurden zusehens hemmungsloser und die unterschiedlichen Situationen verschmolzen mehr und mehr miteinander. Wut, Sex, Trauer, Schmerz, Fürsorglichkeit, all das verschmolz zusehends zu einer Handlung. Ciryon verlor schon bald jeglichen Bezug zur Realität und existierte nur noch als schmerzerfüllter Körper der zu dienen hatte.
Bis Lady Lusian einmal seine Eltern erwähnte. Sie war gerade dabei, ihn forsch zu reiten, während sie ihn nahezu liebevoll mit einem Skalpell bearbeitete. Nur um etwas von seinem Blut zu lecken und die Wunde so halbwegs wieder mit ihrer Kunst zu heilen, während sie mit der Zunge darüber glitt. Es dauerte einen Moment, bis Ciryons schmerzumnebelter Verstand begreifen konnte, was sie ihm dieses Mal schreckliches an den Kopf geworfen hatte. Sie hatte schon so viele böse Dinge zu ihm und über ihn gesagt. Vieles davon nahm er ernst und glaubte es ihr. Nahm die Schuld auf sich und schämte sich zutiefst dafür. Anderes war zu brutal, als dass sein Verstand es ihn hätte begreifen lassen. Doch dieser Satz, der ging tiefer. Der ging an seinem Verstand vorbei direkt in sein Herz.
"Es war gut, dass ich dich am Leben liess und dich nicht wie deine erbärmlichen Eltern getötet habe", hatte Lady Lusian mit erregt geröteten Wangen gekeucht. "Du gibst ein wunderbarer Lustsklave ab."
Mit einem lauten Schrei tiefster Verzweiflung riss Ciryon seine rechte Hand aus den Fesseln. Er wusste nicht, wie er es schaffte. Sie brannte höllisch und war blutig. doch der Krieger nahm es nicht wahr. Er hörte einfach nur, dass die Heilerin seine Eltern getötet und ihn hier her versklaft hatte. Voller Schmerz boxte er ihr geradewegs ins Gesicht. Lady Lusian schien vollkommen überrascht deswegen. Vielleicht, weil er zum ersten Mal aufbegehrte, weil er freigekommen war, oder weil er auch auf mentalem Weg schrill geschrien und sie so abgelenkt hatte. Es war egal. Ciryon sah nur das Skalpell. Entschlossen entwand er es ihr, packte es fest und stach wieder und wieder heftig auf sie ein. In den Bauch, ins Gesicht, in den Hals, in die Brust und in die Beine. Egal wo. Hauptsache er traf sie und tat ihr weh. So lange, bis sie sich nicht mehr rührte. Ja, noch nicht einmal mehr atmete. Erst dann brach er mit stumpfem Blick jämmerlich weinend zusammen.