Re: Ein langer Weg
von Kosta » Di 11. Okt 2022, 13:39
Kosta wollte nicht, dass Eneas sich für ihn änderte. Eneas war wunderbar. Auch wenn manchmal gewisse Reaktionen oder Aussagen nicht leicht zu verarbeiten waren. Eneas fand trotzdem, dass er sich verändern müsse. Es wäre nicht immer gut gewesen, wie er sich verhalten hätte. Aber das passierte doch jedem, fand Kosta. Er wollte Eneas deswegen nicht ändern. Die Frage war nur, wie sie zwei zusammen kommen konnten. Kosta zweifelte daran, dass Eneas das auch wirklich wollte. Noch immer vermutete er, dass Eneas einfach nur Angst vor dem Verlassen werden hatte, weswegen er sich nun so an Kosta klammerte. Ganz vorsichtig stellte er das noch einma klar. Er hätte es nicht tun sollen. Sofort spürte er, wie Eneas sich verkrampfte, wie es ihn schmerzte. Seine Stimme wurde ganz leise. Dennoch hörte Kosta, wie es ihm beinahe die Kehle zuschnürte. Es tat dem Krieger selber ganz weh.
"Wenn du mir zugehört hättest, dann wüsstest du, dass ich mir niemals ein Liebesgeständnis zwischen uns vorgestellt habe, geschweige denn, wie es ablaufen könnte", platzte es heftig und unbeabsichtigt aus ihm heraus. Wie immer, wenn er voller Hoffnungslosigkeit war, wurde er patzig und aufmüpfig. Dass Eneas annahm, er hätte das damals gesagt, um ihm weh zu tun, schmerzte ihn zutiefst. Genau wie, dass Eneas noch immer nicht begriff, dass er ihn auch lieben konnte, ohne Liebesgeständnis und Erwartungen. Dass er von ihm erwartete, dass Kosta Erwartungen und Ansprüche hatte.
"Ich... ich habe das nicht gesagt, um dich zu verletzen", stellte er bebend klar, nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, die Hände zu Fäusten geballt. Wut wollte wieder hochkochen in seinem Schmerz. Aber er wollte wirklich aufhören, Eneas zu verletzen. Deswegen versuchte er sich zusammen zu reissen, sich zu beherrschen und es Eneas zu erklären. "Ich habe gesehen, wie verletzt du warst. Spüre, wie verletzt du jetzt bist. Aber Eneas, es wurde nicht gesagt, um dich zu verletzen. Allein, dass du das denkst, tut so unglaublich weh und kostet mich alle Kraft hier sitzen zu bleiben und nicht von dir zu fliehen. Ich habe es gesagt als Erklärung, warum es mit uns Beiden nicht so funktionieren wird, wie du dir das scheinbar vorstellst." Kosta seufzte. Es war wirklich schwer für ihn, auf der Bank sitzen zu bleiben und nicht irgendwohin in die Dunkelheit zu flüchten. Geschweige denn, Eneas das alles zu erklären.
"Es war eine Warnung", versuchte er es trotzdem. "Deine Liebe muss stark genug sein, dass sie es aushält, dass ich ein Sklave bin. Dass sie es aushält, dass ich gewisse Dinge niemals tun kann. Sie muss ertragen können, dass ich von Timaris gerufen und benutzt werde. Und noch mehr, was noch viel schwieriger ist. Sie überdauern können, dass ich nicht gegen mein Sklaventum aufbegehre. Dass ich mich nicht gegen Timaris stelle und es im Gegenteil sogar geniesse, ihr dienen zu dürfen. Das wird deine Liebe aushalten müssen. Und nicht nur für ein, zwei oder zehn Jahre. Sondern für immer. Und dabei weiss ich noch nicht einmal, ob ich dir auf der körperlichen Ebene treu sein kann. Oder es überhaupt will", gab er schonungslos ehrlich zu.
"Eneas, du willst eine Beziehung zu einem Sklaven, der sich nicht dagegen wehrt, wenn man über ihn bestimmt und ihn dominiert", erklärte er verzweifelt weiter. "Im Gegenteil sogar. Ich geniesse es, wenn man mir zeigt, dass man mich besitzen will und sich einfach von mir holt, was man braucht." Unwillkürlich musste Kosta an Prinz Asar denken und was dieser mit ihm anstellen würde, wenn Kosta jemals wieder den Palast in Draega betreten würde.
"Du bist ein starker, selbstbewusster Mann, Eneas, der ganz klare, ja beinahe schon strikte Vorstellungen von der Liebe und von Beziehungen hat. Du wusstest immer leidenschaftlich um deine Liebe und was du von ihr erwartest", versuchte Kosta darzulegen, warum er nicht daran glauben konnte, dass Eneas Liebe zu ihm stark genug war. "Du bist in einer warmherzigen, stabilen Familie aufgewachsen. Hattest Vorbilder von Liebe und Beziehungen. Du warst kein dummer Sklavenjunge der keine Ahnung von sozialen Kontakte hatte und von ihnen hoffnungslos und schmerzhaft überfordert war", spielte er auf sich selber an. "Wie kannst du da plötzlich nicht von alleine wissen, dass du mich liebst, Eneas? Deswegen, wegen all dem, kann ich nicht glauben, dass deine Liebe stark genug für uns Beide ist." Wenn sie denn überhaupt echt war und nicht einfach nur aus Verlassensängste geboren.