Eneas Eneas war es genug, dass Kosta Zucker sehr wichtig war. Allein deswegen wollte er ihm mit dem Prinzen helfen und ihn zu sich nach Hause holen. Kosta war überwältigt von dieser Hingabe. Überglücklich presste er sich an seinen Liebsten und musste trotzdem weinen. Einfach weil es gut tat. Weil er es so lange unterdrückt hatte, um Zucker zu weinen und weil nun alles wieder gut zu werden schien. Eneas wollte nur nicht, dass Zucker und er wieder zusammen im Bett landeten und Kosta sollte nicht mehr mit Zucker zusammen kommen wollen. Sofort schüttelte Kosta seinen Kopf. Nein, er wollte nicht mit Zucker zusammen kommen. Ganz bestimmt nicht, wo er jetzt mit Eneas zusammen kommen konnte. Nur, ob er nicht mehr mit Zucker in einem Bett landen würde, konnte er Eneas nicht versprechen. Darin traute er sich selber nicht. Erst recht, wenn er sich daran erinnerte, wie er im Kerker auf Ranard reagiert hatte.
Hastig schob Kosta den erschreckenden Gedanken beiseite. Rasch lenkte er sich damit ab, dass er scheu überlegte, dass er ja vielleicht Prinz Tolarim darum bitten könnte, ihm mit einer Wohnung zu helfen, in der sie sich um Zucker kümmern konnten. Es kam ihm schon etwas vermessen vor, um so etwas zu bitten. Aber es war ja nicht für sich, sondern für jemanden, der Timaris indirekt auch sehr geholfen hatte. Dann konnte er es vielleicht schon wagen. Abenteuerlustig wie Eneas war, hatte er diesbezüglich keine Hemmungen. Er riet ihm gleich nach einem ganzen Haus zu fragen. Kosta machte erschrocken grosse Augen, nickte dann aber nachdenklich, als Eneas hinzufügte, dass das Haus Rollstuhlgängig sein sollte. Und als Eneas dann auch noch meinte, dass das Haus einen Garten haben sollte, musste er leise lachen. Eneas konnte schon ganz schön frech sein. Aber unrecht hatte er nicht. Das wäre wohl alles sehr gut, damit Zucker schnell gesunden konnte.
Glücklich lächelnd genoss Kosta den sanften Kuss auf die Stirn und liess sich dazu überreden, zu Abend zu essen. Wobei er sich noch immer ganz betäubt und durcheinander fühlte. Doch Eneas hatte schon recht, es war gut sich für die Reise zu stärken. So ging Kosta später dann auch ganz bereitwillig früh mit Eneas ins Bett. Zu viel Schlaf kam er jedoch trotzdem nicht. Wieder plagten ihn Albträume. Dieses Mal von Zucker, was sonst eher selten war. Einige Male wand er sich unruhig hin und her und wachte erschreckt auf. Was gut war, denn dann konnte er sich rasch damit trösten, dass sie Zucker bald retten gehen würden. Glücklich kuschelte er sich dann wieder an seinen Freund und schlief erneut ein.
In den frühen Morgenstunden hielt er es allerdings nicht mehr aus. Er wäre am Liebsten gleich los gerannt. Doch er wollte Eneas auch nicht seinen Schlaf rauben. Also setzte er sich hin, um eine höfliche Anfrage an Prinz Tolarim zu schreiben und ihm zu schildern, dass sie jemanden gesund pflegen wollten, der eine wichtige Rolle dabei eingenommen hatte, Timaris zu retten. Er hoffte, dass Prinz Tolarim es unter diesen Umständen nicht zu unverschämt fand, dass er gleich um ein ganzes Haus samt Garten bat.
Trotz aller höflichen und vorsichtigen Formulierungen war der Brief ziemlich rasch geschrieben und Kosta machte sich daran, ihre Vorräte zu belegten Broten zu verarbeiten. Salate und kleine Obststücke vorzubereiten und natürlich durfte die Schokolade für Zucker auch nicht fehlen. Ausserdem wollte er die Wohnung noch aufräumen, um sie Abgabe bereit zu machen und noch einmal kontrollieren, ob Eneas schon alles eingepackt hatte.
"Ich war gerade so in Fahrt", entschuldigte er sich bei Eneas, der doch eigentlich das Frühstück hatte machen wollen. "Guten Morgen", grüsste er ihn mit einem scheuen Lächeln. "Ausserdem gab es kaum noch etwas zu machen. Du hast alles so gut vorbereitet. Nochmals vielen Dank dafür." Der Frage, ob er überhaupt geschlafen hatte, wich er mit einem verlegenen Schulterzucken aus. Er hatte etwas geschlafen. Aber nicht viel. Allerdings war er auch gar nicht müde. Im Gegentail er war voller Elan. Nach dem Frühstück dauerte es nicht mehr lange, bis Eneas und er in edlen Gewändern hoch zum Schloss gingen. Dort konnte er seinen Brief für Prinz Tolarim abgeben und sich dann von Eneas zu der Kutsche bringen lassen, die er vorbereitet hatte. Damien und Amanico waren schon dort. So angezogen, dass man ihnen deutlich ansah, dass sie dem Adel angehörte. Besonders Damien verkörperte das Sinnbild des missgelaunten Adligen, der einen ätzenden Auftrag von seiner Königin erhalten hatte.
"Vielen Dank, dass ihr uns begleitet", grüsste Kosta sie scheu. Es war ihm sehr unangenehm, um einen Gefallen für sich zu bitten. Das machte er gar nicht gerne. Doch für Zucker überwand er sich gerne.