Re: Verstummt
von Kosta » Sa 8. Okt 2022, 22:05
Levi stellte sofort klar, dass Fabiene keinen Besitzer brauchte. Kosta sah das auch so, doch der Sklave blickte nur scheu zu Boden. Kosta kannte die Situation genau von Eneas und sich selbst. Eneas, der so klare Vorstellungen von richtig und falsch hatte, während Kosta sich eigentlich nur hingeben wollte, aber zu schüchtern gewesen war, um etwas gegen Eneas einzuwenden. Levi verstand absolut nicht, wie jemand freiwillig ein Sklave sein wollte. Das wolle Fabiene doch auch nicht.
Mit eingezogenem Kopf wagte Fabiene ganz vorsichtig und kaum hörbar zu protestieren. Dass es doch schön wäre, jemanden zu haben. Levi fand zielsicher ein Gegenargument, was Fabiene erblassen liess. Anscheinend hatte der Raejer auch schon herausgefunden, dass Fabiene Schmutz nicht sonderlich mochte. Kosta unterdrückte ein Schmunzeln und liess die beiden Jungs einfach einmal miteinander schwatzen. Fabiene versuchte einzuwenden, dass es mit dem richtigen Herrn schön wäre, doch Levi unterbrach ihn gleich wieder, dass das also ein Herr sein müsste, der ihn nicht im Dreck wühlen liesse. Bis Fabiene sich endlich dazu durchringen konnte, seinen Kopf zu schütteln. Zutiefst verlegen, wohl weil er es wagte, Wünsche anzubringen. Kosta war jedoch stolz auf ihn, dass er es wagte, diesen Schritt zu gehen.
Scheu versuchte Fabiene zu erklären, was er fühlte, was er suchte. Einen lieben, gütigen Herrn, der gar kein Herr sein müsste. Jemanden, der ihn genau so liebte und sich einem hingäbe, wie man selbst. Aufmunternd nickte Kosta ihm zu. Fabiene machte das sehr gut. Verständlicherweise war Levi hingegen verwirrt. Frei heraus, meinte er, dass das mehr nach einer Beziehung klänge, wobei er natürlich absolut recht hatte. Nur konnte man einem so tief verwurzelten Sklaven, wie Fabiene es einer war, nicht sagen, er solle sich stattdessen ein Mädchen suchen, anstelle einer Besitzerin. Ohne entsprechende Vorbereitung würde so ein Sklave dies als absolut vermessen ansehen.
Jetzt jedoch, nach ihrem schwierigen Gespräch, konnte Fabiene sogar zögerlich nichken. Auch wenn er dabei ganz rot wurde und rasch beteuerte, dass es ihm egal sei, wie diese Person aussähe. Hauptsache sie war nicht dreckig, kam es Kosta in den Sinn und er musste innerlich grinsen. Levi hingegen beschloss kurzerhand, dass sie Fabiene ein nettes Mädchen oder einen Kerl finden würden. Je nach dem, was Fabiene lieber mochte. Dabei berührte er Fabienes Schulter mit seiner mangoverklebten Hand. Fabiene bewies eine erstaunliche Geduld mit Levi. Er reinigte zwar gleich seine Schulter, lächelte den anderen Jugendlichen jedoch dankbar an.
"Fabiene und ich schlafen zwar im gleichen Bett, aber wir haben keinen Sex miteinander", schaltete Kosta sich nun wieder ein. Er war froh, dass Levi sich auf seine eigene, direkte Art rührend um Fabiene kümmerte. "Ich habe schlimme Albträume, die mich Nachts kaum schlafen lassen. Doch Fabiene hat eine so liebevolle, ruhige Ausstrahlung, dass ich gut schlafen kann, wenn er in meiner Nähe ist. Fabiene war so lieb, mir dabei zu helfen, dass ich wieder etwas zur Ruhe komme. Dafür danke ich dir sehr, Fabiene." Ehrlich dankbar lächelte er Fabiene an.
"Ich denke, langsam bin ich stark genug geworden, mich meinen Albträumen selber stellen zu können", fuhr er mit seiner Erklärung fort und log dabei, ohne mit der Wimper zu zucken. Er wusste, er würde wieder schreiend aufwachen, wenn Fabiene nicht mehr bei ihm war. Doch er wollte den Jüngling nicht an sich binden. Nicht, wo er Nuranessa bald verliess, um Tileo nach Hause zu bringen.
"Weswegen ich eigentlich zu dir gekommen bin, um mit dir zu sprechen, Fabiene, konnte ich dir noch gar nicht sagen. So vertieft waren wir in unser spannendes Gespräch. Du weisst ja, dass Tileo von seinen Eltern geraubt wurde, um als Sklave verkauft zu werden. Deswegen haben wir nach seinen Eltern gesucht und herausgefunden, dass sie noch leben und wo sie leben. Nun möchten Taelos und ich ihn natürlich möglichst schnell wieder zurück zu seiner Familie bringen, damit er sie nicht mehr vermissen muss. Wir werden in ein paar Tagen abreisen."