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Ein Neubeginn





Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 20:59

Eneas lächelte glücklich, nachdem sein Liebster ihn für das Regal gelobt hatte. Das tat gut zu hören. Gemeinsam räumten sie noch die Bücher ein und danach sah es in der Bibliothek wirklich sehr gepflegt und ordentlich aus.
Als sie zurück nach unten gingen, bemerkte Kosta, dass es zu regnen bekommen hatte. Ja, die Wolken hatten sich weiter zugezogen und Regen trommelte bald schon gegen die Fensterscheiben. Kosta lud Marron ein, noch etwas hier zu bleiben, wogegen der Krieger beim Anblick des Wetters nichts einzuwenden hatte. Grinsend bemerkte er, dass nichts so dringend wäre, dass er dafür raus in den Regen müsste.
"Du kannst gerne bleiben. Danke nochmal für deine Hilfe", pflichtete Eneas bei, während sie sich ins Wohnzimmer begaben. Es war zwar noch nicht sehr spät, doch bei dem Wetter hielt Eneas es fürs beste den Kamin bereits anzuzünden. Ein kleines Feuer würde ausreichen. Der Hayllier legte Holzscheite und Reisig zurecht ehe er wieder ein Feuer in der alten Glut entfachte.
Kosta hatte ein Kartenspiel hervorgeholt und damit vertrieben sie sich die Zeit, während sie noch das Bier leerten. Zum Glück war es nicht so viel, dass Eneas es nicht vertragen hätte. Als er ein paar Mal nach einer Karte auf dem Tisch griff, berührte Marron ihn aus Versehen an der Hand. Oder war es wirklich aus Versehen? So ganz sicher war Eneas sich nach dem zweiten Mal nicht mehr, doch er maß dem erstmal keine Bedeutung zu.
Er musste daran denken, dass sobald Marron ging, ein schwieriges Gespräch mit Kosta anstand. Dieses Mal würde Eneas es nicht so einfach zulassen, dass sein Freund sich gleich aus der Diskussion herauswand wie er es die letzten Male gemacht hatte.
Gegen Nachmittag hin hörte es auf zu regnen und es klarte für einen Moment auf. Nachdem sie noch einen Kaffee getrunken hatten, verabschiedeten sie Marron. Dieser lud sie auch prompt ein, doch mal öfter runter in die Taverne zu kommen. Eneas bedankte sich für die Hilfe und Einladung und als Marron fort war, wollte er sich dem Abwasch in der Küche widmen bevor Kosta ihm zuvor kam.
Eneas wollte ihn gerade fragen, ob er nicht abtrocknen wolle, auch mit dem Hintergedanken, dass sie dann miteinander reden könnten, als Kosta in den Garten ging. So beeilte sich Eneas mit dem Spülen und nutzte die Kunst, um das Geschirr flink abzutrocknen. Dann hielt ihn nichts länger und er ging nach draußen, um seinen Freund aufzusuchen.
"Ist es nicht etwas frisch?", fragte er Kosta. "Wie fandest du denn unseren Besuch?", versuchte er sich vorzutasten.
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von Anzeige » Do 13. Okt 2022, 20:59

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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Do 13. Okt 2022, 21:03

Während Marron und Kosta sich setzten, machte Eneas ihnen ein kleines Feuer im Kamin an. Das unwirtliche Wetter draussen rief förmlich danach und so Marron kam in das Vergnügen, Eneas knackigen Hintern genau betrachten zu können. Kosta natürlich auch. doch ihm ging durch den Kopf, dass normalerweise er das Feuer im Kamin machte. Dass er noch rasch in die Küche ging, um den Abwasch zu erledigen oder frischen Tee aufzubrühen. Auch heute zuckte es ihn immer mal wieder in den Fingern, diesen Aufgaben nachzukommen. Doch da Eneas sich beschwert hatte, er würde ihn nicht lassen, hielt Kosta sich tapfer zurück. Auch wenn es nicht leicht war, wo er doch sah, das einige Dinge genauer gemacht werden könnten. Aber da durfte er nicht hinschauen, sonst verletzte er Eneas wieder mit seinen Blicken. Vorhin hatte er sich immer auf Marron konzentriert, was jedoch auch allmählich schwierig wurde. Fieberhaft überlegte er, wie er sich weiter beherrschen oder eben ablenken konnte und kam so auf die Idee, ein Kartenspiel vorzuschlagen. Da konnte man seine Blicke auch nicht schweifen lassen.

Dafür konnte man seine Finger wandern lassen. Zumindest versuchte Marron so, etwas Kontakt zu Eneas aufzubauen. Der der gutmütige Piratenkapitän bekam davon nichts mit. Weder, dass Marron sich näher zu ihm setzte, als zu Kosta, noch dass der jüngere Krieger neckisch versuchte anzubandeln. So war es auch nicht verwunderlich, dass der Wirtssohn sie dazu einlud, öfters runter in die Taverne zu kommen, als er sich am späteren Nachmittag von ihnen verabschiedete. Höflich sagten sie zu, bald einmal wieder vorbei zu schauen. Schlussendlich war Kosta jedoch froh, als Marron den Hügel hinunter ging und sie wieder ihre Ruhe hatten. Jetzt konnte er endlich wieder aufräumen und sich entspannen. Wobei nein. Marron war Eneas Gast gewesen und Eneas hatte sich beklagt, dass Kosta ihm die Arbeit im Haushalt wegnehmen würde. Also wollte Eneas auch die Küche aufräumen.
Etwas unschlüssig stand Kosta noch in der Tür, nutzte dann aber die Gelegenheit, um nach seinem Kräutergarten zu sehen. Dazu hatte er schon länger nicht mehr die Musse gehabt. Geschweige denn, dass er endlich hätte anfangen können, seine Salben und Tees zuzubereiten. So konnte Eneas in Ruhe die Küche aufräumen, ohne dass er unter Kostas kritischen Blicken leiden musste. Gemächlich ging Kosta durch den Garten, zupfte etwas Unkraut raus und kontrollierte wie die Kräuter so gediehen. Es war sehr entspannend und so kam es ihm gar nicht lange vor, bis auch Eneas nach draussen kam und ihn fragte, ob es nicht etwas frisch sei.

"Es ist nicht so schlimm", antwortete Kosta sanft. "Ich möchte ja nicht lange draussen bleiben." Dazu wäre es sicherlich zu kalt. Eneas beschäftigte jedoch etwas ganz anderes. Wie Kosta denn ihren Besuch fand. Verwundert richtete Kosta sich auf und blickte Eneas fragend an. War ihm also doch aufgefallen, dass Marron sich für ihn interessierte, hatte aber nur so getan, als ob nicht?
"Marron ist sehr nett", lächelte Kosta freundlich. Der Wirtssohn schien Eneas gegenüber keine bösen Absichten zu hegen. Da musste sein Freund keine Angst haben. Doch darum ging es ihm schlussendlich gar nicht. Sondern, dass Kosta nicht hatte dabei sein wollen. Natürlich. Eneas wollte besprechen, warum Kosta vorhin sozusagen weggerannt war.
"Ich wollte dich nicht mit meinen kritischen Blicken verletzen", korrigierte Kosta ergeben. "Du hast Marron eingeladen und du wolltest das Essen für ihn vorbereiten. Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, es sei zu wenig, was du gibst. Aber offensichtlich hatte ich mich nicht gut genug im Griff. Das tut mir leid." Schuldbewusst senkte er den Kopf, bevor er sich fast etwas geschlagen und traurig abwandte, um weiteres Unkraut zu zupfen.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 21:04

Kosta versicherte, er wolle nicht lange draußen bleiben. Eneas wäre auch lieber gewesen, wenn sie drinnen in Ruhe darüber reden könnten. Hier hatte er das Gefühl, Kosta würde jederzeit wieder flüchten können. Vorsichtig fragte Eneas nach dem Besuch, der einen seltsamen Start gehabt hatte. Sein Freund reagierte zunächst nicht darauf und sagte nur, dass Marron sehr nett sei.
"Ja, das ist er." Eneas pausierte. Sie mussten darüber reden und es würde nicht helfen, wenn sie es hinausschoben. Trotzdem musste Eneas nur an ihren Streit über den Sex denken und wie furchtbar dieses Gespräch verlaufen war. Hoffentlich würde es nicht ein zweites Mal so enden.
"Du wolltest zunächst nicht dabei sein...", schob er leise hinterher und befürchtete, Kosta würde ihm ausweichen, doch dann erklärte dieser was ihn beschäftigt hatte. Er hatte ihn nicht mit kritischen Blicken verletzen wollen.
"Kritische Blicke?", fragte Eneas irritiert. Sein Liebster fuhr fort, dass er Eneas beim Vorbereiten des Essens nicht hatte reinreden wollen. "Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, es sei zu wenig, was du gibst." Kosta befürchtete, er hätte das nicht geschafft. Dann senkte er den Kopf und wandte sich mit hängenden Schultern ab. Eneas zögerte keine Sekunde. Er würde nicht zulassen, dass Kosta sich so leid tat, wo es keinerlei Grund dafür gab. Eneas hockte sich neben ihm, griff nach Kostas Händen, die Unkraut zupfen wollten.
"Hey.. denkst du, ich bin so empfindlich?", fragte Eneas lächelnd. Er würde nicht gleich zusammenbrechen, wenn Kosta mal kritisch guckte. Und sein Freund räumte ihm bereits seit Jahrzehnten hinterher. Eneas war sich das gewohnt.
"Wann hab ich so gewirkt, dass mich deine Nervosität verletzt hat? Ich fand sie eher süß. Deswegen hab ich dich ein bißchen damit geneckt." Er zwirbelte eine von Kostas langen Haarsträhnen verspielt. "Es sollte dich nicht betrüben. Es tut mir leid, wenn ich zu weit gegangen bin." Kosta war so empfindlich geworden seit dem Krieg. Es war nur verständlich, doch manchmal vergaß es Eneas in seinem Bemühen, dass es seinem Geliebten wieder besser ging. Er musste geduldiger sein und akzeptieren, dass es trotz guter Fortschritte weiterhin schlechte Momente gab. Damals war es bei ihm nicht anders gewesen.

"Natürlich weiß ich, dass ich den Haushalt nicht so gut regeln kann wie du. Ich wollte nur etwas nützliches tun", erklärte er. Kosta sollte nicht alle Arbeit machen. Ja, auf der einen Seite gefiel Kosta dies, doch auf der anderen Seite hatte er die Tendenz sich selbst zu vernachlässigen solange er etwas für andere tun konnte. Eneas musste da einfach dafür sorgen, dass sein Liebster Zeit fand sich zu erholen. Selbst wenn Eneas ihn dazu zwingen musste.
"Ich wollte dir Gelegenheit geben dich zu entspannen. Etwas mit dem du immer noch ziemliche Schwierigkeiten hast", sagte Eneas. "Und das liegt nicht nur an meine Art den Haushalt zu machen, hab ich Recht?"
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Do 13. Okt 2022, 21:07

Kosta kam nicht weit mit Unkraut jäten. Eneas war augenblicklich bei ihm in der Hocke und hielt sanft, aber bestimmt seine Hände fest. Kosta erschauderte sacht, hielt den Blick dabei ergeben gesenkt. Er wusste, was jetzt kam. Eneas wollte etwas ausdiskutieren. Etwas, das Kosta wieder falsch sah oder getan hatte, oder zumindest nicht so, wie Eneas es für richtig empfand. Wobei sein Freund gleichzeitig wollte, dass er für sich einstand. Doch Kosta hatte jetzt keine Kraft für sich einzustehen. Also blieb er, anstatt vor dem Gespräch zu fliehen, das er nicht hören wollte.

"Es ist nicht schön zu hören, dass man nicht genug gibt", murmelte er zur Erklärung, ob er Eneas für empfindlich hielt. Er wusste es aus eigener Erfahrung nur zu gut. Ausserdem hatte er Eneas in letzter Zeit oft genug vorgeworfen, seine Liebe zu ihm, wäre nicht stark genug. Es hatte Eneas jedes Mal schwer verletzt und der Krieger hatte sich trotzig vor ihm verschlossen.
Jetzt erklärte er ihm jedoch, dass er Kostas Nervosität eher süss gefunden hatte und ihn deswegen hatte necken wollen. Verletzt presste Kosta die Lippen aufeinander. Er war nicht nervös gewesen. Er hatte sich unwohl gefühlt. Doch für Eneas war es nur ein lächerliches Gefühl gewesen, über das man Scherze machen konnte. Das tat weh. Besonder so er sich doch alle Mühe gegeben hatte, Eneas nichts dazwischen zu funken und ihn frei schalten und walten zu lassen für seinen Gast. Aber das war offensichtlich auch nicht genug gewesen. So sagte er auch nichts zu Eneas Entschuldigung, sollte er zu weit gegangen sein. Es gab nichts zu sagen. Eneas verstand nicht, wie er sich fühlte und anscheinend war Kosta viel zu empfindlich, weil er noch nicht einmal einen Scherz erkannte. So weh er auch tat.

"Natürlich kannst du das", versicherte er Eneas lieb, als dieser meinte, dass er den Haushalt nicht so gut regeln könne, wie Kosta. Eneas wollte nur nicht. Er wollte ihm zwar helfen und was nützliches tun. So in Theorie. Doch wenn es dann an die eigentliche Arbeit ging, war er irgendwie zu faul, sich auch um die Details zu kümmern. Oder er schien sie zu übersehen. Eneas war eben ein Traumtänzer und wollte sich nicht auf die Hausarbeit konzentrieren. Kosta störte das nicht. Er machte das gerne für Eneas, damit dieser seine Kreativität voll und ganz entwickeln konnte. Nur wollte Eneas das nicht. Er wollte, dass Kosta sich entspannte, womit er, laut Eneas, noch immer grosse Schwierigkeiten hatte.
"Es war noch nie leicht, deinen widersprüchlichen Wünschen gerecht zu werden", gab Kosta seufzend und in einem schwachen Moment zu, dass er sich in Eneas Gegenwart wirklich sehr selten so richtig entspannen konnte. "Doch seitdem du willst, dass wir Gefährten werden, ist es regelrecht unmöglich geworten. Egal wie ich es drehe oder wende, egal was ich alles versuche, es ist nie genug. Nie ist es richtig oder so wie du es dir wünscht."
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 21:12

"Ja, aber wir sollten doch fähig sein den anderen kritisieren zu können", wandte Eneas ein, als Kosta murmelte, dass es nicht schön wäre wenn man zu hören bekam, dass man nicht genug gab. Hatte Kosta das Gefühl bei sich selbst? Oder hielt er es für nötig, Eneas so vorsichtig anzufassen? Manchmal hatte Kosta aber auch bittere Wahrheiten für ihn und dann war Kosta stark genug, sie laut auszusprechen. Jetzt offenbar nicht. Es wechselte so schnell und Eneas war nicht gut genug, zu erspüren was er zu erwarten hatte.
Er versuchte Kosta die Sorgen zu nehmen und wie es zu dem Scherz vormittags gekommen war, der auch leider jetzt trotz Erklärung blöd ankam. Eneas konnte es an der starren Miene seines Freundes sehen. Kosta selbst sagte wieder nichts dazu. Eneas hatte das Bedürfnis ihn fest zu schütteln und zu fordern, dass er sich endlich traute seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.
"Ich hätte besser gar nichts sagen sollen. Es tut mir leid", entschuldigte sich Eneas bemüht. Kosta sollte sich nicht schlecht fühlen. Eneas tat sein bestes zu erklären wieso er im Haushalt hatte helfen wollen. Seinen Freund zu entlasten hatte ja prima geklappt...
Als Eneas vermutete, dass Kosta Schwierigkeiten hatte sich zu entspannen, seufzte Kosta und meinte, es wäre noch nie leicht gewesen Eneas' widersprüchlichen Wünschen gerecht zu werden. Verschnupft setzte sich der Pirat etwas auf. Was sollte das denn heißen?

"Doch seitdem du willst, dass wir Gefährten werden, ist es regelrecht unmöglich geworten. Egal wie ich es drehe oder wende, egal was ich alles versuche, es ist nie genug", warf Kosta ihm zu. Er würde nie etwas richtig machen und es wäre nie so wie Eneas es wollte.
Eneas schnaubte. "Ja? Das könnt ich von dir auch behaupten. Was machen wir denn hier, wenn nicht einem deiner widersprüchlichen Wünsche zu folgen? Sag mir nicht, du hast keine." Er hatte ebenso oft das Gefühl, dass er sich vergeblich abstrampelte und doch nur alles falsch machte. Gerade jetzt in diesem Moment wieder. Was ein harmloses Necken hätte werden sollen, wurde nun zu einer riesengroßen Sache gemacht und Eneas kam sich abermals wie ein furchtbarer Rüpel vor, der seinen besten Freund noch nie verstanden hatte.
"Und wer hat gesagt, dass meine Liebe nicht genug ist? Dass ich dich nicht kenne? Wir werfen uns gegenseitig unsere Wünsche vor." Eneas rieb sich die Stirn. "Ich bin es leid, dass wir uns ständig falsch verstehen...", sagte er erschöpft, vor allem unzufrieden mit sich selbst.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Do 13. Okt 2022, 21:24

Eneas wollte seine tröstenden Worte nicht hören, dass es für niemanden schön war zu hören, dass man nicht genug gebe. Er war der Meinung, dass sie fähig sein sollten, den anderen zu kritisieren. Kosta verstand nicht so recht, was Eneas damit meinte. Das konnten sie doch. Eneas sagte ihm zumindest regelmässig, was er an ihm nicht mochte, oder wie er sich wieder falsch verhalten hatte. Kosta sah vielmehr das Problem darin, die Kritik anzunehmen. Kosta gab zwar sein Bestes, sich anzupassen, vermasselte es aber trotzdem immer wieder. Und Eneas wurde furchtbar wütend und angriffig, wenn Kosta wagte, etwas an ihm zu kritisieren. Dann überhäufte sein Freund ihn mit Vorwürfen, was er denn alles schlecht machen würde. Er sprach es ihm regelrecht ab, ihn zu kritisieren. Kosta verstand nicht, warum Eneas das nun haben wollte.

Scheu versuchte er zu lächeln, als Eneas sich entschuldigte, dass er den Scherz gemacht hätte. Sachte drückte er ihm die Hand. Er wollte nicht, dass Eneas traurig war. Selbst wenn er manchmal die Ursache war, dass Kosta traurig war. Um auf ihn einzugehen, gab er zu, dass er tatsächlich manchmal Mühe hatte, sich zu entspannen, wenn Eneas bei ihm war. Er wollte Eneas nicht kritisieren. Es ging ihm mehr darum, auf ihn einzugehen. Doch das war offensichtlich ein Fehler gewesen. Eneas hatte das gar nicht hören wollen. Er hatte irgend etwas anderes gewollt. Alles, nur nicht Kostas Offenheit. Beleidigt schaute er ihn an und warf ihm schnaubend vor, dass es bei ihm doch gar nicht anders wäre. Erschrocken zuckte Kosta zusammen und blickte ihn verletzlich aus grossen Augen an.
"Was...?" wimmerte er überrollt von Eneas' Angriff. "Ich... ich habe doch nie abgestritten, dass ich widersprüchliche Wünsche habe", stammelte er verwirrt. Für den Moment vergass er, dass das Eneas natürliche Reaktion war, wenn er sich kritisiert und angegriffen fühlte. "Ich habe gesagt, dass ich fürchte, deine Liebe wäre nicht stark genug. Und ich habe gesagt, dass du mich nicht kennst. Warum fragst du das alles? Ich habe es nicht geleugnet. Ich versteh dich nicht. Darüber haben wir doch gar nicht gesprochen. Du wolltest eine Bestätigung, dass es nicht an deiner Art, wie du die Hausarbeit, erledigst liegt, dass es mir schwerfällt, mich zu entspannen. Hätte ich dir die nicht geben sollen?"
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 21:26

Gleich nachdem Eneas sich Luft gemacht hatte über all diese Widersprüchlichkeiten, blickte ihn Kosta aus großen Augen an, offensichtlich verletzt und getroffen. Wieder hatte Eneas es falsch angegangen. Er konnte gerade wirklich nichts richtig machen. Aber er konnte doch auch nicht stumm daneben sitzen, während Kosta ihm vorwarf, er hätte noch nie Eneas' Wünschen gerecht werden können und es wäre nie genug für ihn. Das stimmte alles nicht. Der Hayllier fühlte sich dadurch sofort angegriffen. Hatte sich Kosta bei ihm noch nie in seinem Leben entspannen können? Was taten sie dann überhaupt hier zusammen? Wenn sie sich nichtmal in der Gegenwart des anderen wohl fühlten, würden sie nie zusammen kommen. Eneas wollte das nicht hören. Es konnte nicht stimmen!
Kosta wimmerte verstört und stammelte, dass er nicht abstreite, dass er selbst widersprüchliche Wünsche hätte. Er würde es nicht leugnen. Weder, dass er glaubte, Eneas' Liebe wäre nicht stark genug noch dass Eneas ihn kannte.
Musste Kosta es so unumstößlich sagen? Es tat weh zu hören, dass sein Freund glaubte, er könnte ihm nie gerecht werden und es wäre nie richtig. Eneas fühlte doch oft genauso, doch statt dass sie das zusammenbrachte, fühlte sich Kosta noch stärker verletzt. Was hatte ihn dazu gebracht über widersprüchliche unerfüllbare Wünsche nachzudenken, obgleich Eneas ihm nur etwas vom Haushalt hatte abnehmen wollen? Er verstand die Gedankensprünge seines Freundes nicht.
Leider verstand auch Kosta nicht warum Eneas sich angegriffen fühlte. Es baute nur zusätzliche Frustration in Eneas auf. Wieso konnte er nicht mehr zu seinem Freund durchdringen? Wieso klappte die einfachste Kommunikation nicht mehr?

"Du wolltest eine Bestätigung, dass es nicht an deiner Art, wie du die Hausarbeit, erledigst liegt, dass es mir schwerfällt, mich zu entspannen. Hätte ich dir die nicht geben sollen?", sagte der schlanke Krieger neben ihm.
"Ich habe versucht dich zu verstehen. Ich dachte, vielleicht kannst du nicht entspannen, weil du so viele Monde in einer furchtbar gefährlichen lebensbedrohlichen Situation warst und das immer noch nachhallt." Eneas hatte nicht gewusst, dass es nur an ihm lag...
"Und jetzt sagst du mir, es liegt an meinen widersprüchlichen Wünschen und dass dein Verhalten nie so ist wie ich es mir wünsche? Ich..." Eneas suchte hilflos nach Worten. Er wusste langsam nicht mehr weiter. "Hast du dich in meiner Gegenwart noch... noch nie entspannt?", fragte er mit bebender Stimme. "Ich wollte doch nur helfen." Warum war das so widersprüchlich? Sollte er Kosta alles alleine machen lassen?
"Ich weiß langsam nicht mehr wie ich mit dir umgehen soll. Ich versuche es wirklich... aber ich habe das gleiche Gefühl wie du. Dass ich nichts richtig mache. Dass es nie reicht. Seitdem du mir das erste Mal gesagt hast, meine Liebe wäre nicht genug und ich würde dich nicht kennen", damals in Draega, "habe ich versucht dir das Gegenteil zu beweisen. Und nun zu hören, dass ich nicht ein winziges Stück davon hab ändern können..." Eneas schüttelte mutlos den Kopf. Es schienen für Kosta immer noch vollendete Tatsachen zu sein an denen Eneas nichts ändern konnte.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Do 13. Okt 2022, 21:30

Anscheinend hatte Eneas keine ehrliche Antwort von ihm gewollt. Er hatte über Dhemlan reden wollen. Kosta blickte ihn verwundert an. Wie hätte er auch darauf kommen sollen? Er wusste, dass er Eneas Worte oft zu wörtlich nahm. Doch das hier war zu komplex. Für Eneas hingegen war es unverständlich, dass Kosta damit kämpfte, seine widersprüchlichen Wünsche zu erfüllen. Dabei hatte Kosta ihm das schon öfters mal gesagt. Aber vielleicht war es zuwenig deutlich gewesen. Dass er jetzt allerdings so deutlich war, machte Eneas auch sehr unglücklich.

Bebend wollte er wissen, ob er sich in seiner Gegenwart noch nie hätte entspannen können. Die Frage kam nicht überraschend. Eneas wusste ja noch nicht einmal, dass Kosta sich aus Liebe zu ihm, dafür entschieden hatte, nicht bei Timaris zu bleiben. Trotzdem tat es weh. Für Kosta war es so offensichtlich. Wie konnte es das für Eneas nicht sein? Er hatte es doch jedes Mal miterlebt, wenn Kosta glücklich bei ihm gesessen hatte. Warum musste Eneas alles verallgemeinern? Nur weil es so schwer war, Eneas vorstellungen zu entsprechen, hiess das noch lange nicht, dass Kosta nicht glücklich bei ihm war. Gut manchmal war er auch unglücklich. Aber doch nicht immer.

Überfordert gestand Eneas ihm, dass er allmählich nicht mehr wisse, wie er mit ihm umgehen solle. Dabei würde er es versuchen. Doch er hätte das gleiche Gefühl wie Kosta. Dass er nichts richtig mache. Dass es nie reichte. Seit Kosta ihm damals in Draega gesagt hätte, dass seine Liebe nicht genug wäre und er ihn nicht kennen würde, versuche er, ihm das Gegenteil zu beweisen. Jetzt hören zu müssen, dass er noch kein noch so kleines Stück davon hatte ändern können tat Eneas anscheinend so weh, dass er noch nicht einmal mehr weiter sprechen konnte. Es tat Kosta in der Seele weh, dass er seinen Freund so verletzte. Er war so furchtbar. Beschämt tastete er behutsam nach seiner Hand, um in zu trösten, wenn Eneas das überhaupt noch von ihm wollte.

"Jedes Mal, wenn ich bei dir sein durfte", beteuerte er Eneas mit rauer Stimme, dass er sich durchaus in seiner Gegenwart entspannt hatte. Er war immer glücklich, wenn er bei Eneas sein durfte. Manchmal vielleicht etwas weniger, als bei anderen Malen, aber schlussendlich war es immer das Schönste, an Eneas Seite sein zu dürfen.
"Wir... wir sind doch erst ein zwei, drei Monate aus Draega weg", versuchte er Eneas weiter zu trösten. "Es hat Jahrhunderte gebraucht, bis du wusstest, dass du mich liebst. Und ich kann manchmal mindestens so stur sein wie du. Vielleicht brauche ich genau so lange, bis du mich überzeugt hast. Da sind doch ein paar Monate nur ein Wimpernschlag. Gib uns mehr Zeit. Gib mir mehr Zeit. Weil ich weiss doch, wie verkorkst, krank und verdreht ich bin. Ich weiss, wie schwer es ist, mit jemandem zusammen zu sein, der so abartig ist wie ich. Ich weiss doch, wieviel Kraft es braucht. Geschweige denn, mich zu lieben. Um das zu ertragen wirst du mehr als nur all deine Kraft und dein Hingabe brauchen, Eneas." Er war so fürchterlich und entsprach so gar nicht Eneas Moralvorstellungen. Wie sollte er da glauben können, dass Eneas wirklich für immer bei ihm bleiben wollte? Eneas war doch jetzt schon am Rande seiner Kräfte, obwohl Kosta sich noch sehr darum bemühte, möglichst normal zu sein. Der schlanke Krieger mochte gar nicht daran denken, wie es sein würde, wenn er das allmählich ablegte.

"Ich weiss, du möchtest mir helfen", fuhr er sanft fort. "Vorallem mit Dhemlan. Aber Eneas... ich glaube... ich glaube, deine Art von Hilfe ist mehr für jemanden wie dich geeignet. Weniger für jemanden wie mich. Ich habe andere... Prioritäten. Und... und ich kann nicht mehr an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen", stellte er erschöpft klar. "Dhemlan, Raej... dem kann ich mich nicht stellen, solange wir keinen Weg zusammen gefunden haben." Und selbst dann, Kosta wusste nicht, ob er es je über sich bringen würde, ausgerechnet Eneas zu gestehen, was er getan hatte.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 21:31

Eneas blickte auf, als Kosta sachte nach seiner Hand tastete und sie schließlich berührte. Es ließ sein Herz jedes Mal schneller schlagen, wenn sein Freund dies tat. Besonders jetzt, wo der schöne Krieger nahen Kontakt eher scheute. Während Eneas noch mit sich kämpfte nicht komplett entmutigt zu werden von den schonungslosen Worten, die er soeben gehört hatte, versicherte Kosta ihm plötzlich, dass er sich jedes Mal in Eneas' Gegenwart entspannen könne. Eneas' Blick wurde zweifelnd. Nach allem was er gerade gehört hatte, klang das ziemlich widersprüchlich. Wann hatte Kosta sich dann bei ihm in den letzten Monden entspannt und wohl gefühlt? Nicht als er sich in seiner Kabine eingeschlossen hatte, um Eneas zu entgehen. Nicht als er auf Nuranessa nur noch bei Fabiene geschlafen hatte und Eneas aus dem Weg gegangen war. Nicht als sie mit Tileo segeln gewesen waren und der kleine Raum schier unerträglich gewesen war. Die letzten Monde hatte Eneas auf seine unbeholfenen Versuche zu helfen oder Nähe aufzubauen oft eine Abfuhr erteilt bekommen. Und selbst wenn sie nun Nähe hatten, so wie auf der Bank vor dem Tempel der Priesterinnen oder auf dem Sessel im Büro des Notars oder gar hier auf dem Sofa, dann war diese Nähe kompliziert und nichts worüber Kosta anschließend reden wollte. Es kam Eneas so vor, als wolle Kosta jeden kleinen Fortschritt sofort wieder rückgängig machen.
Dementsprechend ratlos fühlte sich Eneas, wie er sich überhaupt noch verhalten sollte. Geschweige denn in dieser Sklavenrolle. Wobei Kosta sie ihn in den letzten Tagen kaum noch hatte spüren lassen.
Sein Freund fuhr fort, dass seit Draega nicht viel Zeit vergangen sei. Eneas hätte doch auch Jahrhunderte gebraucht, um zu erkennen, dass er Kosta liebte. Der Pirat wusste nicht, ob das ganz so stimmte. Er hatte es vielmehr Jahrhunderte vor sich verleugnet, weil es nicht hatte sein dürfen. Weil er ein Feigling gewesen war.
Kosta erbat sich nun auch mehr Zeit. Eventuell sogar Jahrhunderte bis Eneas es schaffte ihn zu überzeugen. Nun, das hoffte Eneas wirklich nicht, doch er sah ein, dass er geduldig sein musste. Kosta konnte definitiv stur sein.
"Ich will dich nicht bearbeiten bis du irgendwann klein bei gibst", murmelte Eneas. Er wollte Kosta nicht "überzeugen", dass sie ein gutes Paar abgaben. Naiverweise hatte er gehofft, dass Kosta ihm in die Arme fliegen würden sobald sie einander ihre Gefühle gestanden hatten. Aber es war längst nicht so leicht. Eneas würde seinem Schwarm weiter den Hof machen in der Hoffnung, dass dies ihn irgendwann von der Stärke seiner Liebe überzeugte.

"Weil ich weiss doch, wie verkorkst, krank und verdreht ich bin. Ich weiss, wie schwer es ist, mit jemandem zusammen zu sein, der so abartig ist wie ich", sagte Kosta. Eneas drückte dessen Hand und schüttelte den Kopf.
"Sag doch nicht so etwas...", setzte er an. Es tat ihm selbst weh wie schlecht Kosta von sich sprach, doch es kam Eneas auch schwach bekannt vor. Er hatte sich nach den Mißbräuchen auch für einen Versager und Schwächling gehalten. Sein Selbstvertrauen war komplett zerstört gewesen und es hatte lange gedauert bis er es zurückgewonnen hatte. Kosta brauchte diese Zeit auch.
Selbst wenn er gerade Unsinn redete. Eneas würde immer Kraft haben, Kosta zu lieben. Das war nichts was er ertragen musste. Es war ein Geschenk.
Sein Freund bemerkte, dass Eneas' Hilfe nicht für ihn geeignet war und dass er nicht an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen könne. Er wolle erst mit ihm zusammenfinden. Vorher könne er sich Dhemlan und Raej nicht stellen.
"Du musst nicht an mehreren Fronten kämpfen.. aber du kannst den Krieg auch nicht in eine Schublade stecken und denken, er wird dich nicht beeinflussen. Du bist seit Dhemlan empfindlicher und verletzlicher. Du hast Albträume, du denkst, du hast kein Glück verdient, du willst keine Haut zeigen, du weichst Gesprächen aus und nur aufgrund des Versprechens was ich dir abverlangt habe, tust du dir selbst kein Leid mehr an", zählte Eneas auf. "Du musst das nicht alles bekämpfen. Ich will nur, dass du siehst, dass es dich beeinflusst. Dass es unsere Versuche zusammen zu kommen beeinflusst. Ich gebe mein Bestes, aber du bist momentan furchtbar schwer einzuschätzen. Und das liegt nicht nur daran, dass ich dich nicht kenne.."
Sanft streichelte er über Kostas Handrücken, während sie da in der Kälte vor dem Beet hockten.
"Aber bitte mach dir keine Sorgen darüber, dass ich nicht die Kraft hätte dich zu lieben. Das ist das einfachste auf der Welt für mich." Eneas lächelte und führte Kostas Hand vorsichtig zu seinem Mund, um einen kleinen zärtlichen Kuss auf den Handrücken zu geben. "Dich lieben zu dürfen, ist keine Bürde, sondern ein wunderbares Privileg. Du bist nicht krank und abartig." Er hatte das Kosta schon öfters beteuert und er würde es wohl noch genauso oft wiederholen müssen bis sein Freund ihm irgendwann glaubte.
"Ich weiß, du glaubst mir nicht, aber glaub wenigstens, dass ich es glaube." Er ließ Kostas Hand wieder sinken. "Ich versuche dir so viel Zeit wie du brauchst zu geben. Solche Gespräche helfen..." Besonders wenn sein Freund nicht vor ihnen floh und sich auch nicht ins Schweigen flüchtete.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Do 13. Okt 2022, 21:33

Eneas wollte ihn nicht bearbeiten, bis er klein beigab und er wollte nicht, dass er so schlecht über sich sprach. Dabei war es doch ausgerechnet Eneas, der ihm immer wieder klar gemacht hatte, dass er seinen Moralvorstellungen nicht genügte und dass er schlechte Wünsche hatte. Eneas schien das noch immer nicht zu begreifen. Genau wie er nicht begriff, dass Kosta bei ihm war und blieb, weil er ihn liebte. Aber vielleicht wollte er es auch nicht begreifen. Vielleicht weil es leichter war, alle Schuld auf das abzuschieben, was Kosta in Raej erlebt hatte.

"Eneas, wie kommst du nur auf die Idee, dass ich das nicht wüsste?" fiel er aus allen Wolken, als Eneas auf einmal meinte, Kosta müsse sich bewusst sein, dass der Krieg ihn durchaus beeinflusst hätte. "Ich weiss ganz genau, warum ich Albträume habe und natürlich bekomme ich mit, dass ich sie habe." Er merkte sehr deutlich, dass er darunter litt. So leicht liess es sich nicht verdrängen, dass er schweissgebadet aufwachte oder sich die Seele aus dem Leib kotzte. Verblüfft schaute er Eneas zu, wie er ihm sachte den Handrücken küsste. Es war eine so liebe Geste. Leider war Kosta viel zu verwundert, über Eneas Annahme, dass er sie gar nicht richtig würdigen konnte.
"Ich weiss auch ganz genau, woran was liegt", erklärte er Eneas ernst weiter. "Ich weiss, warum ich denke, dass ich kein Glück verdient habe. Ich weiss, warum ich mir dir nicht nackt zeigen will. Ich weiss warum ich gewissen Gesprächen ausweiche und ich weiss, warum ich hier bin. Ich weiss auch die jeweiligen Gründe dafür. Ob es nun an dir liegt oder an Dhemlan oder an Sorra Tolarim. Das kann ich sehr wohl unterscheiden." Wenn er also die Schuld an etwas Eneas gab, war das wegen Eneas und nicht wegen Dhemlan.

"Ich kann auch nicht anders, als mir Sorgen zu machen, dass es dich zu sehr verletzt, mich zu lieben", beteuerte er reuig. "Ich seh doch, wieviel ich dir abverlange und wie sehr es dich schmerzt, wenn ich dir meine Gedanken offenbare. Ich spüre doch, wie dir alles zuviel wird und lieber einfach alles normal haben möchtest. Wie du am Liebsten einfach nur flüchten möchtest." Eneas nannte es ein Privileg. Doch dieses Privileg kam ihn sehr teuer zu stehen und Kosta musste ihn sehr oft trösten.

"Aber ich glaube dir, dass du daran glaubst, dass deine Liebe stark genug ist", lächelte er aufmunternd und drückte abermals Eneas Hand, die er noch immer sachte hielt. "Sonst würdest du nicht versuchen, mich zu überzeugen. Sonst wärst du gar nicht hier oder wärst längst wieder gegangen. Ich... ich rede auch gern mit dir. Nicht über alles, aber über vieles. Es ist nur... schwer. Besonders, weil du so oft wütend wirst oder verletzt bist, wenn ich etwas sage. Dann traue ich mich nicht mehr, dir meine Gedanken zu sagen. Weil du dann noch wütender wirst und dich noch verletzter fühlst. Und das tut weh. Ich will nicht, dass du dich meinetwegen unwohl fühlst. Ich will überhaupt nicht, dass du dich unwohl fühlst. Und es tut auch weh, dass du denkst, ich sagte solche Dinge, um dich zu verletzen. Dabei versuche ich doch nur ehrlich deine schwierigen Fragen zu beantworten. Ich will dich damit nicht angreifen. Ich will dir nur ehrlich antworten. Denn wenn ich es nicht tue, wirst du wieder aufgebracht und dass ich Lüge willst du auch nicht. Ich seh da einfach keinen Ausweg."
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 21:36

Kosta fragte ihn plötzlich ganz überrascht, wieso er dächte, dass Kosta nichts von der Beeinflussung durch den Krieg wüsste. Er wisse sehr wohl wieso er Albträume habe, warum er denke, er habe kein Glück verdient oder wieso er sich Eneas nicht nackt zeigen wolle. Der schlanke Krieger zählte weitere Dinge auf, um zu zeigen, dass er darüber wusste. Er könne gut unterscheiden, ob etwas an Eneas, Dhemlan oder an Sorra läge.
"Ja, natürlich...", gab Eneas klein bei. Er hatte Kosta das nicht absprechen wollen und womöglich war es vorschnell gewesen zu glauben, dass sein Freund sich momentan selbst nicht so gut einschätzen könne. Es klang gerade so, als hätte Kosta dies alles im Griff, wobei Eneas daran nicht hundertprozentig glaubte. Er ließ vorsichtig Kostas Handrücken los. Sein Schwarm schien die kleinen Gesten leider gerade nichtmal wahrzunehmen. Vielleicht wollte er sie auch lieber ignorieren. Und wenn Eneas dies auch nur wieder in Kostas Verhalten hinein interpretierte? Er sollte nicht vorschnell urteilen wie Kosta es ihm schon öfter vorgeworfen hatte. Eneas wusste aber nicht wie er diese schlechte Angewohnheit ablegen konnte. Er machte sich eben Gedanken. Das blieb nicht aus, wenn sein Freund meist so schweigsam und zurückgezogen war. Eneas wollte so gerne wissen was in dessen Kopf vorging.
"Du weißt es vielleicht", räumte er ein, "Aber ich weiß es nicht. Warum du mal so und mal so reagierst. Ob es nun wegen mir ist oder wegen etwas anderem." Ob Kosta nun wusste, dass ihn viele Dinge vom Krieg beeinflussten oder nicht; er blieb damit sehr empfindlich und verletzlich. Eneas wollte behutsam vorgehen, doch irgendwie endete es dann meist damit, dass er zu ungestüm gewesen war.
"Ich hab zum Beispiel keine Ahnung wieso du keine nackte Haut vor mir zeigen willst und du sagst es mir nicht", fuhr Eneas fort. "Vielleicht wäre das etwas wobei ich dir helfen könnte. Ich fürchte, momentan verletze ich dich ständig mit meinem Unwissen." Etwas was Eneas auf jeden Fall umgehen wollte. Leider war es alles andere als einfach.

Sein Freund sorgte sich dagegen, dass es Eneas zu sehr schmerzte ihn zu lieben. Er würde sehen wie viel es Eneas abverlange und dass es ihm weh tat Kostas Gedanken zu hören. "Ich spüre doch, wie dir alles zuviel wird und lieber einfach alles normal haben möchtest. Wie du am Liebsten einfach nur flüchten möchtest", stellte Kosta nun seine eigene Überlegung an. Eneas hob kritisch eine Augenbraue an.
"Flüchten? Das gleiche könnte ich dir auch sagen. Die letzten Monde bist du ständig vor mir geflüchtet", entgegnete er. Da war Kosta es oft zu viel geworden. Selbst jetzt wich er gerne schwierigen Gesprächen aus. Und das sollte nur sein, weil Eneas Kostas Offenheit nicht ertragen würde?
"Du kannst mir ruhig zutrauen, dass ich deine Gedanken verkrafte", versicherte der Pirat nachdrücklich. "Aber es wäre schön wenn du mir eingestehst, dass ich erstmal emotional reagiere. Du weißt doch wie leidenschaftlich wir Ivores sein können..." Dabei hatte er geglaubt, er wäre noch einer der ruhigeren in seiner Familie. Aber bei Kosta konnte er sich einfach nicht kontrollieren. Das hatte noch nie geklappt. Selbst Timaris hatte bereits darunter gelitten.
"Und ich möchte nur zu einer Zeit zurück, wo es dir besser ging. Und ja, wo ich kein Sklave war. Das ganze ist verwirrend und macht das mit uns gleich nochmal so kompliziert." Er hatte sich in Kosta hineinversetzen wollen, doch Eneas tat sich auch schwer mit ihrem neuen Sozialstatus. Besonders seitdem Kosta sich nach dem Sex so seltsam verhalten hatte. Trotzdem hoffte er, dass es irgendwie helfen würde und sein Freund irgendwann zufrieden damit war was Eneas an Erkenntnissen errungen hatte.
Kosta drückte seine Hand und bekräftigte lächelnd, dass er glaubte, Eneas würde an die Stärke seiner Liebe glauben. Sonst wäre er wohl längst wieder gegangen. Eneas nickte. Sich so zu unterwerfen und seiner Freiheit berauben zu lassen würde er für niemanden sonst tun. Es war jedoch besonders schwer an seine Liebe zu glauben und dafür zu kämpfen, wenn Kosta im Gegenzug so gar nicht an ihn glaubte. Da lag der Gedanke nahe, dass sein Freund ihn nicht in dem Sinne wollte...
Sein Freund beteuerte, dass er gerne mit ihm reden würde, es wäre aber auch schwer, da Eneas dadurch so oft wütend oder verletzt würde. Deswegen würde Kosta weniger sagen, damit Eneas sich nicht unwohl fühle. Anderseits wäre Eneas auch aufgebracht, wenn Kosta ihm nicht antworte. Er sähe keinen Ausweg mehr.
"Es sind nunmal schwierige Themen... nicht nur das was du erlebt hast sondern auch wie es mit uns weitergehen kann. Ich kann nicht verhindern, dass mich das manchmal aufwühlt.." Er war doch auch nur ein Mensch. "Ich möchte nicht, dass du das Gefühl bekommst, du kannst nicht mit mir reden.." Das wäre denkbar schlecht, sowohl für eine Freundschaft als auch eine Beziehung.
"Ich möchte dir helfen, dir beistehen, dir Kraft geben und dein Zuhause sein", zählte Eneas inbrünstig auf, "Aber ich fürchte, ich will es zu sehr und dann setz ich dich wieder unter Druck.." Da Kosta selten etwas von sich aus erzählte, bekam Eneas irgendwann den Drang seinen Liebsten aus seiner Schale zu locken, um ihm irgendwie zu helfen. Aber so kam er an den scheuen Krieger nicht heran. Besonders nicht jetzt, wo er so verletzlich war. Kosta schien tausende an Mauern um sich herum aufgebaut zu haben.
Eneas seufzte. "Du musst nicht alles beantworten was ich dich frage..", sagte er schließlich. "Darauf hab ich kein Anrecht und vielleicht hast du recht, dass es manchmal nicht gut ist und mich zu sehr beschäftigt. Aber du kannst trotzdem mit mir reden und ehrlich bleiben. Indem du mir sagst, dass du darüber nicht mit mir reden willst. Vielleicht später." Und es gab da sehr viele Themen über die Eneas sprechen wollte. Allen voran der Sex und ihren seltsamen Streit darüber. Aber wenn dies auch zu solch einer Katastrophe wurde wie der Versuch heute über das Essen und den Haushalt zu sprechen, waren sie vermutlich wirklich noch nicht soweit. Eneas versuchte darüber nicht frustriert zu werden. Es war mal magisch zwischen ihnen gewesen. Unausweichlich, Welten bewegend, unter die Haut gehend. Momentan fühlte es sich meist anstrengend an. Eneas wollte es genießen verliebt zu sein, aber es ging nicht. Kosta hatte wohl recht, dass es auch eine schmerzhafte Liebe war. Davon weg kam der Schriftsteller trotzdem nicht.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Do 13. Okt 2022, 21:38

Wenigstens glaubte Eneas ihm, dass Kosta durchaus wusste, wie sehr ihn all die Geschehnisse beeinflussten. Auch, dass er unterscheiden konnte, was an Eneas, an Dhemlan oder Sorra Tolarim lag. Es erleichterte Kosta, das zu hören, denn er hoffte, dass Eneas ihm dann auch glauben würde, wenn er ihm einmal sagte, dass er nun wegen ihm aufgewühlt war und nicht wegen eines Geheimnisses aus Dhemlan. Dass es etwas war, woran sie arbeiten mussten und nicht die Schuld einfach an schlimme Erlebnisse abschieben konnten, nur weil es leichter war.
Eneas gab allerdings zu bedenken, dass es eben nur Kosta war, der wusste, was ihn weshalb beschäftigte. Eneas hingegen wusste nicht, ob Kosta nun wegen ihm heftig reagierte, oder weil ihn eine Erinnerung heimsuchte. Kostas erster Impuls war zu erwidern, dass er ihm oft gesagt hatte, dass er auf ihn reagierte. Dass er oft das Gefühl hatte, dass Eneas das aber lieber ignorierte und die Schuld auf Dhemlan abschob, anstatt die Schuld bei sich selber zu suchen und zu seinen Taten und Worten zu stehen. Gleich darauf kam Kosta jedoch in den Sinn, dass das so nicht für jede Situation stimmte. Deswegen sagte er lieber gar nichts.
"Ich werde mir Mühe geben, in Zukunft zu sagen, wenn eine meiner Reaktionen den Ursprung im Krieg hat", versprach er Eneas vorsichtig, nachdem er seine Gedanken wenigstens ein bisschen geordnet hatte.
"Ich habe versucht, es dir zu erklären", fügte er noch etwas leiser hinzu. Als sie beim Tempel gewesen waren und Kosta sich von seinem Fieber erholt hatte. Da hatte er Eneas gestanden, dass Sorra Tolarim seinen Körper wieder vollständig geheilt hatte. "Es ist so schwierig. Zuviel." Was Sorra mit seinem Körper angestellt hatte. Das war nicht mehr er. Er war zwar einmal dieser zarte, unberührte Junge gewesen. Doch das war Jahrhunderte her. Sogar noch vor dem Kerker in Dalmadans Feste hatte er gut und gerne mehr Erfahrungen gehabt, als die eine oder andere Hure.

"Ich habe nie bestritten, dass ich vor dir geflüchtet bin", bestätigte Kosta mit traurigem Gesicht. Schon wieder hatte Eneas etwas nicht gefallen, was er ihm gesagt hatte, weswegen er die Schuld nun knallhart wieder an Kosta zurück schob. "Vor dir und dem, was ich dir angetan habe." Es war nicht leicht gewesen zu begreifen, was er in seiner Wut Eneas alles brutal an den Kopf geworfen hatte, anstatt zu versuchen, es ihm behutsam zu erklären.
"Davor, dass ich wütend auf dich war", erinnerte er sich schaudernd. Das war das ungeheuerlichste überhaupt. Dass er ausgerechnet auf Eneas wütend geworden war. Das kam ihm wie das schlimmste Sakrileg überhaupt vor. "Dass... dass ich es immer noch bin", gab er jedoch trotz allem stockend zu. Auch wenn es ihm ins Herz schnitt, so etwas zu fühlen. "Manchmal." Nicht immer. Doch ab und zu loderte diese furchtbare, alles verletzende Wut wieder auf. Obwohl er es gar nicht wollte.

Eneas bat ihn, dass er ihm gestattete, erstmal emotional zu reagieren. Danach würde er seine Gedanken schon verkraften. Unsicher blickte Kosta seinen Freund von unten an. Daran konnte er nicht so recht glauben. Auch wenn Eneas der ruhigste aus seiner heissblütigen, tempramentvollen Familie war, so war er auch der hartnäckigste mit den deutlichsten Moralvorstellungen. Eneas reagierte nicht einfach nur tempramentvoll, wenn ihm etwas nicht passte. Er hakte dann so lange auf Kosta herum und bearbeitete ihn, bis der Krieger vollkommen geschafft klein beigab und nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf stand. Wie auch zum Beispiel bei Kostas Wunsch, Eneas solle eine Weile als sein Sklave leben.
"Für mich macht es das viel einfacher", versuchte er Eneas standhaft dagegen zu halten. "So kann ich klare Grenzen setzen. Regeln, an die du dich hälst." Eneas schien es leichter zu fallen, gewisse Dinge nicht zu tun, weil er sie als Sklave von seinem Herrn verboten bekommen hatte, als wenn Kosta ihn als Freund darum bat, es nicht zu tun. Deswegen hatte Kosta zwar nicht von Eneas gefordert, für eine Weile sein Sklave zu sein, trotzdem genoss er nun manchmal den Freiraum, den ihm das gab. Es kam auch für ihn überraschend.

Vorsichtig gestanden sie sich einander, wie schwer es war, miteinander zu reden und mit den jeweiligen Reaktionen klar zu kommen. Dass sie manchmal einfach nicht weiter wussten. Es tat Kosta so leid, dass Eneas nun wohl das Gefühl hatte, er durfte nicht tempramentvoll reagieren. So ein bisschen Temprament war schon in Ordnung. Kosta kam nur nicht damit klar, wenn Eneas so richtig wütend wurde und ihm in einem Rundumschlag erklärte, was er alles falsch gemacht hatte. Das tat so weh und schüchterte ihn ein. Und selbst wenn er versuchte Paroli zu bieten, wurde Eneas nur noch wütender und verletzter. Kosta wusste wirklich nicht wie weiter. Prompt zuckte er dann auch schuldbewusst zusammen, als Eneas ihm erklärte, dass er nicht wollte, dass Kosta das Gefühl hätte, nicht mit ihm reden zu könnten. Unwohl schlug er die Augen nieder und biss sich auf die Unterlippe. Dieses Gefühl hatte er doch schon fast so lange, seitdem er Eneas kannte. Spätestens ab da, wo ihm klar geworden war, dass er Eneas liebte. Ab da hatte er ihm nicht mehr alles erzählt und angefangen, seinen Freund anzulügen.

"Ich glaube, du willst es zu sehr, konzentrierst dich so sehr darauf es zu bekommen, dass du noch nicht einmal merkst, dass du es längst hast", sprach er Eneas lieber rasch auf seinen anderen Gedankengang an. Liebevoll und auch etwas wehmütig lächelte er seinen Freund an. Ja, Eneas setzte ihn damit unter Druck, dass er es so sehr wollte, dass er sein Zuhause war und ihm Kraft gab. Dabei war Eneas schon längst sein Zuhause. Seit Jahrhunderten. Er gab ihm die Kraft, die er zum Leben brauchte. Auch wenn er sie ihm manchmal auch raubte. Leider war Eneas zu blind zu erkennen, dass er schon längst hatte, was er sich so sehnlichst wünschte. Kosta verstand nicht, wie das gehen konnte.

"Hättest du dieses Anrecht denn gerne?" fragte er Eneas sanft. "Dass du mir alle möglichen Fragen stellen kannst und ich sie dir alle so wahrheitsgemäss wie möglich beantworte?" Wieder so etwas, was Eneas schon längst besass. Zu Anfang, weil Kosta als Sklavenjunge gar nicht anders gekonnt hatte, später dann aus tiefst empfundener Hingabe heraus. Es gab dabei allerdings eine Einschränkung. Da hatte Eneas schon recht. Wann immer Kosta das Gefühl gehabt hatte, seine Antwort könnte Eneas schaden oder verletzen hatte er geschwiegen oder sogar gelogen. Nie weil Kosta sich zu sehr geschämt hätte, über das was ihm angetan worden war, bevor er zu Timaris kam. Sondern immer nur, um Eneas zu schützen. Das würde sich auch niemals ändern.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 21:39

Kosta gab ihm ebenfalls Beteuerungen. Er würde sich bemühen ihm in Zukunft mehr über sein Verhalten zu erklären, wobei er dann hinterher schob, dass er dies bezüglich der Nacktheit bereits einmal begonnen hätte. Es wäre aber zu schwierig und zu viel.
Eneas nickte. Beim Tempel hatte er danach gefragt, doch seit dem Gespräch hatte sich nichts daran geändert. Kostas Kleidung war weiterhin sehr hochgeschlossen. Er wollte sich ihm nicht zeigen. Selbst beim Sex war er angezogen geblieben. Anderseits war dies auch sehr scharf gewesen...
"Ich weiß, du hast es versucht", kam Eneas ihm entgegen, "Aber es ist schwierig zu verstehen. Ich fürchte, ich kann nicht alles nachvollziehen. Ich verstehe, wenn man nach einer so schrecklichen, eingreifenden Zeit das Gefühl hat, der eigene Körper würde sich nicht mehr richtig anfühlen. Dass vermutlich Sorra alle Spuren beseitigt hat und ohne dein Einverständnis... es muss schwer sein, wenn der Körper die inneren Wunden nicht wiederspiegelt und er quasi wie unberührt aussieht. Es passt nicht mit dem zusammen wie man sich fühlt und selbst ansieht", versuchte Eneas es zusammenzufassen. Dabei blickte er prüfend zu Kosta, ob seinen Freund dabei auch richtig verstanden hatte. "Doch wieso du dich ausgerechnet mir nicht zeigen kannst, das verstehe ich immer noch nicht. Aber wir müssen es nicht jetzt klären", schob der Hayllier hastig hinterher. Kosta hatte bereits gesagt, dass es ihm zu viel sei.

Sein Liebster fuhr fort, dass er seine Fluchtversuche vor Eneas nie geleugnet hätte. Er wäre nicht nur vor Eneas geflohen, sondern auch vor dem was er ihm angetan hätte und wütend auf Eneas gewesen sei. Es eigentlich immer noch war.
Der Pirat presste die Lippen zusammen und nickte verschlossen. Es war nie leicht zu hören, wenn Kosta ihm so offen sagte was er von ihm hielt und für ihn fühlte. Anderseits war es gut, dass sein Freund mittlerweile so ehrlich mit ihm war. Es war allemal besser als die ewigen Beteuerungen alles sei gut. Wenn Eneas genauer darüber nachdachte, so hatte Kosta dies schon länger nicht mehr behauptet. Das war ein echter Fortschritt und er hatte es nichtmal wahrgenommen.. egoistischerweise wollte er immer mehr und mehr. Er sollte dankbar dafür sein wie weit sie beide bereits gekommen waren.
"Es ist in Ordnung wütend auf mich zu sein", brachte Eneas schließlich ernst vor. "Manchmal war ich das auch auf dich." Ob gerechtfertigt oder nicht. Oh, es hatte früher oft Momente gegeben wo er wütend auf seinen besten Freund gewesen war. Meist weil Kosta ihn verletzt hatte und es nichtmal gemerkt hatte. Meist weil ein anderer Mann - oder gleich mehrere - Kostas Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatten. Es war immer Eifersucht gewesen, geboren aus Unsicherheit, Angst und Sehnsucht. Dann war er wütend auf sich selbst geworden ob dieser Gefühle, die damals keinen Sinn ergeben hatten und nicht hatten sein dürfen. Wieder und wieder hatte Eneas sie verdrängt und tief in sein Unterbewusstsein geschoben ehe sie an anderer Stelle plötzlich ausgebrochen waren.
Mit den Jahrzehnten war Eneas immer besser darin geworden Kosta und sich gleichermaßen zu belügen. Bis die Angst seinen Freund vollkommen zu verlieren alles durchbrochen hatte. Ach, wieso hatte er nicht selbst erkennen, dass er Kosta liebte?
Vielleicht wären sie dann nun nicht hier und bereits zusammen...
Nochmals versuchte Eneas vorzubringen, dass er Schwierigkeiten mit seinem neuen Status hatte und wie es manche Dinge verworrener machte. Oft kam es ihm wie eine neue Barriere vor, die er irgendwie durchbrechen und abschütteln musste. Er konnte nicht aus seiner Haut.
Kosta entgegnete, dass es ihm vieles erleichtern würde. So könnte er Regeln aufstellen an die Eneas sich hielt. Der freiheitsliebende Pirat blickte ihn zweifelnd an. "Ich versuchs...", bemerkte er. Denn das Einhalten gewisser Regeln hatte nicht immer geklappt. "Es hilft, dass ich sehe, wieviel Mitbestimmung und Entscheidung ich dir abgenommen hatte. Dass ich da noch mehr an mir arbeiten kann..." Trotzdem war es verwirrend. Er wusste nicht was der Sex zu bedeuten hatte - oder Kostas Ansichten darüber.

"Ich glaube, du willst es zu sehr, konzentrierst dich so sehr darauf es zu bekommen, dass du noch nicht einmal merkst, dass du es längst hast", sagte Kosta auf Eneas inbrünstige Worte, dass er seinem Geliebten helfen und ihm beistehen wollte. Kostas Worte ließen es so klingen, als hätte Eneas es bereits geschafft, dass dieser ihn als sein Zuhause ansah. Und doch hatte Eneas ihn erst vor ein paar Wochen das Versprechen abringen müssen sich nicht das Leben zu nehmen oder ihn anderweitig zu verlassen. Wie sehr konnte es also stimmen, wenn es bloß Zwang war? Vielleicht war es das ja nicht...
Aber Eneas war so unsicher. Immer noch.
"Du sagst doch selbst, dass vieles zwischen uns noch nicht passt und wir noch nicht soweit sind..." Kosta wollte nichtmal darüber reden, ob und wann sie Gefährten würden. Er hatte klar gemacht, dass sie davon weit entfernt waren.
"Ich wäre gern dein Zuhause... ich könnte mir ein Leben ohne dich auch nicht vorstellen", sagte er und lächelte seinen Liebsten sanft an. Ob er ihn küssen konnte? Lieber nichts riskieren. Die letzten Versuche Vertrautheit aufzubauen waren meist nach hinten losgegangen.
Als Eneas sagte, dass er kein recht hätte alles zu erfahren und jede Frage beantwortet zu bekommen, fragte Kosta zurück, ob er dieses Anrecht denn wolle. Eneas schüttelte verwirrt den Kopf.
"Nein, du musst mir nicht Rede und Antwort stehen.. das wäre nicht gut", sah er ein. Er erinnerte sich daran, dass Kosta früher oft zu Timaris gegangen war und ihr vollkommen offen alle erinnerten Erlebnisse gezeigt hatte. Das wollte Eneas auf keinen Fall für sie beide.
"Du hast recht damit, dass ich manche Dinge vielleicht nicht gleich verkraften würde." Es hatte ihn sehr aus der Bahn geworfen zu hören, dass Kosta nicht mehr leben wollte.
"Ich meine nur, du sollst nicht schweigen, obwohl du eigentlich Hilfe brauchst. Wenn du stumm vor dich hinleiden würdest.. das wäre für mich unerträglich. Ich möchte die Bürden mit dir teilen, wo ich kann. Du hast mir einmal gesagt, ich kann immer Fragen stellen. Aber es liege an dir, ob du sie beantwortest. Das klingt gut. Aber ich möchte dich auch nicht ständig ausfragen oder dass es wie ein Verhör anmutet", teilte er seine Sorgen mit. "Manchmal wäre es schön wenn du von dir aus was mit mir teilst... ich weiß, das liegt oft auch an mir und dass ich dir keine Gelegenheit dazu gebe. Ich muss geduldiger sein", räumte er ein.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Do 13. Okt 2022, 21:41

"Es... es ist nicht nur das", versuchte Kosta Eneas hilflos zu erklären, warum er ausgerechnet ihm seinen Körper nicht mehr zeigen wollte. Eneas hatte zwar gesagt, sie müssten das nicht jetzt klären, doch Kosta wusste es besser. Er musste reden, solange er konnte. ausserdem würde Eneas bald wieder mit dem Thema kommen, wenn ihn die Ungeduld plagte. "Sorra Tolarim hat mehr gemacht, als nur mich zu heilen. Sie... es ist nicht mehr mein Körper. Oder vielmehr, nicht mehr mein Körper wie er noch vor Dhemlan war. Oder vor Raej. So... so war er damals, als ich in Mineva ankam." Vor gut 260 Jahren. "Ich habe keine trainierte Muskeln mehr. Meine Knochen, meine Statur, alles ist so wie es war, als ich in Mineva ankam. Bevor ich mich Andiël hingegeben habe. Dafür habe ich die Erinnerungen an ihn wieder zurück. So frisch. Als wäre es erst gestern gewesen." Entsprechend waren auch die Erinnerung an Eneas Vorwürfe wieder frisch und schmerzhaft. Diese allerdings konnte er wenigstens mit etwas Abstand betrachten. Es tat nicht mehr so weh, wie damals. Er wusste jetzt, dass Eneas einfach nur einsam und unglücklich gewesen war und noch immer unter dem Einfluss von Drogen gestanden hatte.
"Sorra Tolarim liebt es zu spielen", murmelte er überwältigt. "Ich habe mir damals gewünscht, dass ich mich niemals von Andiël hätte verführen lassen. Dass es ungeschehen gemacht wurde. Und sie erfüllte meinen Wunsch. Aber immer nur zur Hälfte. Das erste Mal nahm sie mir meine Erinnerungen und nun als sie sie mir wieder gegeben hat, machte sie meinen Körper wie damals. So wie er dir gefallen hat. Nicht mit all den Piercings eines anderen Mannes. Aber... aber ich will keinen Sex mit dir haben." Eigentlich schon. Er verzehrte sich nach Eneas. So sehr, dass er dabei beinahe verbrannte. "Nicht jetzt", korrigierte er sich entsprechend leise, um möglichst ehrlich zu bleiben. "Die Kleidung bedeutet Schutz. Ein klein wenig zumindest. Eine Barriere. Meistens." Leider nicht immer und so schön es auch gewesen war, war es genau so gekommen, wie Kosta es befürchtet hatte. Eneas hatte sich Hoffnungen gemacht, dass nun alles wieder gut wäre und Kosta hatte sie grausam zerschlagen. Das wollte er nicht noch einmal erleben müssen. Eneas fand, dass man deswegen ganz viel reden musste. Kosta sah das etwas anders. Aber gerade half das reden durchaus. Deswegen gab er sich grosse Mühe, alles so verständlich wie möglich für Eneas zu machen, damit dieser nicht noch weiter leiden musste.

"Es fühlt sich furchtbar an", krächzte er leise. Sowohl das wütend auf Eneas sein, als auch wenn sein Freund wütend auf ihn war. Kosta kam sich dann immer wie ein furchtbarer, schrecklicher und grauenhafter Versager vor. Jemand, mit dem man sich besser nicht abgab, weil er andere nur verletzte. So sehr, dass sie sogar wütend auf ihn wurden. Eneas meinte, es wäre schon in Ordnung. Dabei wusste Kosta genau, dass Eneas gar nicht glücklich darüber war, dass er zornig auf ihn war. War dieses 'schon in Ordnung' jetzt eine Lüge, oder war es so, wie wenn Kosta sagte? Dass es ihn nicht störte, solange es dem anderen dafür gut ging und er wieder glücklich werden konnte? Da Eneas ihm nicht geglaubt hatte, die letzten Jahrzehnte an seiner Seite ohne sein Gefährte zu sein, wäre eine schöne Zeit für Kosta gewesen, befürchtete Kosta, dass Eneas ihn nun anlog. Kosta wusste ja, dass er eine Menge wieder gut zu machen und längst noch nicht wieder damit angefangen hatte.

"Es geht mir nicht um die Mitbestimmung und die Entscheidungen, die du mir angeblich abgenommen hast", versuchte er das andere zu erklären, was er Eneas auch noch antat. Schliesslich hatte er immer die Möglichkeit gehabt, sich Eneas' Entscheidungen und Weisungen zu fügen oder nicht. "Sondern darum, dass du mehr zuhörst. Dass du mehr wahrnimmst, was es noch für andere Möglichkeiten als deine Vorstellungen gibt." Dass Eneas nun tatsächlich besser Kostas Grenzen wahrte, war eine ungeplanter Zusatz. Einer, von dem Kost nicht so recht wusste, ob er den überhaupt haben wollte. Schliesslich liebte er es, wenn Eneas über ihn bestimmte. Aber vielleicht musste er das wirklich für eine Weile abwehren, damit Eneas erkannte, was er da überhaupt tat und schliesslich auch dazu stehen konnte, damit er es dann absichtlich tun konnte. Kosta wusste jetzt schon, dass, sollte das geschehen, er nie wieder aus Eneas Bett kommen würde und er hatte absolut nichts dagegen.

Es war jedoch alles andere als leicht, Eneas dazu zu bringen, mehr zuzuhören. Mehr zu glauben. So konnte sein Freund es auch gar nicht glauben, dass er wirklich schon sein Zuhause war. Weil Kosta gesagt hatte, dass zwischen ihnen so vieles nicht passen würde. Dabei schloss das eine das andere doch nicht aus. Ausserdem passte es nur nicht, weil Eneas von ihm gefordert hatte, er solle nicht immer sagen, dass alles in Ordnung war. Also hatte Kosta versucht, seinem Freund diesen Wunsch zu erfüllen. Es machte es nicht leicht für sie.
So wenig wie Eneas glauben konnte, dass er sein Zuhause war, sowenig wollte er das Recht haben, von Kosta all seine Fragen beantwortet bekommen zu haben. Er meinte, das wäre nicht gut. Dabei warf er ihm sonst eher vor, dass er nicht redete und vor den Antworten floh. Kosta glaubte, dass Eneas selber nicht so recht wusste, was er nun wollte oder nicht. Dabei gäbe Kosta Eneas das Recht ihn auszufragen sehr gerne. Er wollte doch offen und schutzlos vor ihm sein. Er wollte ihn nur nicht verletzen.

"Für mich ist es leichter, wenn du mich verhörst, als wenn ich von mir aus erzählen soll", gestand Kosta unwohl. "Ich mag meinen Schmerz nicht mit dir teilen und dann sehen, wie du deswegen leidest. Es ist schwer etwas von mir aus zu erzählen. Manchmal versuche ich es. Nicht immer mit Worten. Es gelingt jedoch nur selten, dass du mich hörst. Oder so, dass du es so verstehst, wie ich es gemeint habe. Das ist anstrengend. Manchmal tut es weh. Dann braucht es Zeit, bis ich wieder den Mut oder die Ruhe finde, es erneut zu versuchen. Besser du fragst mich Eneas. Du hast ja kaum je gefragt. Dabei brennt es dir auf der Seele. Das sehe ich doch schon seitdem ich das erste Mal in Reaj war."
Einmal, auf der Rückreise aus dem schattigen Dhemlan, als sie da in der Nacht auf dem Deck gestanden und die Sterne betrachtet hatten. Da hatte Eneas gefragt. Konkret gefragt. Kosta hatte ihm damals sogar bereitwillig davon erzählen wollen, was in Raej geschehen war. Wie furchtbar er sich gefühlt hatte, wegen den raeischen Soldaten, die er gepflegt hatte, nur damit sie danach erschossen werden konnten. Merkwürdigerweise hatten sie dann aber vorallem über Zucker gesprochen. Eneas schien sich mehr für den Prinzen zu interessieren, als für den Rest.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 21:42

Sein Freund begann ihm genauer zu erklären was genau Sorra Tolarim mit ihm gemacht hatte. Sie hätte seinen Körper in den Zustand versetzt wie vor 260 Jahren. Bevor er sich Andiel hingegeben hatte. Eneas musste sofort an den Streit denken. Den konnte er nicht vergessen. Aber Kosta hatte damals so darunter gelitten, dass er in die Fänge der adeligen Schwarzen Witwe geraten war. Der Streit war wie ein Bruch in ihrer beider Leben. Ab da an hatte Eneas begonnen seine Gefühle zu verleugnen und zu unterdrücken. Er hatte sich geschworen Kosta damit nie wieder zu belasten und seine Eifersucht an ihm auszulassen. Stattdessen hatten es später andere zu spüren bekommen...
Kosta hatte Andiel vergessen und vielleicht auch ein bißchen davon was Eneas ihm alles schreckliche vorgeworfen hatte. Der Schriftsteller konnte es nur hoffen. Er war dafür verantwortlich gewesen, dass Kosta seine eigene Lust gehasst hatte und sich schäbig gefühlt hatte. Eneas hatte diesen Teil des Netzes durchbrechen können, aber die indirekten Auswirkungen dieses einen Streites hatten sie noch Jahrzehnte später verfolgt.
Kosta bemerkte, dass er die Erinnerungen an Andiel zurück hätte und sie sehr frisch wirkten. Eneas wusste nicht wie er darauf reagieren sollte. War das gut? Kosta hatte die Erinnerungen nie wieder zurück haben wollen, doch eventuell hatte sich dies mittlerweile geändert.
"Es tut mir leid, dass du das nochmal durchleben musst. Den schlechten Teil, meine ich", verbesserte er sich. Den Streit. Die Erinnerungen an Andiel waren gewiss schön gewesen. Bevor Eneas sie verdorben hatte..
Sein Freund erzählte was er sich bei der ersten Begegnung mit Sorra gewünscht hatte, doch dass die Schwarze Witwe immer nur die Hälfte erfülle. Nun hätte sie ihm seinen Körper wie damals gemacht und so wie Eneas es gefallen hatte. Der Pirat runzelte die Stirn. Wie es ihm gefallen hatte? War das Kostas unausgesprochener Wunsch gewesen oder einfach nur die nachträgliche Beobachtung seines Freundes? Sein Liebster glaubte ja immer noch, dass Eneas Iason zurückwollte und nicht Kosta so wie er war.
Jetzt schränkte dieser ein, dass er keinen Sex mit Eneas haben wolle. Nicht jetzt. Die Kleidung würde ihm Schutz bieten. Meistens jedenfalls.
"Der Sex ist nicht von mir ausgegangen, sondern von dir", merkte Eneas an. Eigentlich hätte da Eneas verhüllt sein müssen, doch stattdessen hatte es Kosta gar gefallen, wenn sein Sklave so wenig wie möglich getragen hatte.
"Dein Körper gefällt mir immer. Egal ob alt oder jung, ob gepierct oder nicht, ob tätowiert oder vernarbt", zählte Eneas auf. Ranards Piercings waren schwer zu verkraften gewesen. Nicht nur in ihrer Extremität sondern auch weil Eneas hauptsächlich den Schmerz und die Vergewaltigung darin gesehen hatte. Das hatte ihm natürlich keine Lust bereitet, aber das lag nicht an Kosta.
"Aber dein Körper soll vor allem dir gefallen. Du sollst dich darin wohl fühlen. Vielleicht finden wir einen Weg dafür... wir könnten gemeinsam trainieren." Wenn Kosta seinen Körper wieder formen konnte, würde er sich hoffentlich wohler fühlen.

Kosta klagte, dass es sich furchtbar anfühlen würde wütend auf ihn zu sein. Eneas nickte stumm. Er kannte das Gefühl ebenfalls nur zu gut und wusste wovon sein Freund redete. Sie wollten einander nicht weh tun und sie wollten gewiss auch nicht wütend auf den anderen sein, aber es passierte immer wieder. Zu viele verletzte Gefühle im Spiel..
Wenigstens konnten sie offener miteinander reden, dabei stets vorsichtig den anderen nicht damit zu verletzen. Kosta erklärte, dass es ihm bei dem Sklavenstatus weniger darum ging, dass er mehr mitbestimmen könne. Er wollte vor allem, dass Eneas ihm besser zuhörte. Er sollte andere Ansichten als seine eigenen zulassen.
"Daran muss ich wohl arbeiten. Ich versuchs", sah Eneas reumütig ein. "Es ist nur, dass du früher selten deine eigenen Ansichten erzählt hast.. und es dir lieber war, dass ich zufrieden bin als dass wir diskutiert hätten." Er glaubte durchaus, dass Kosta ihm das ein oder andere hatte durchgehen lassen, um den Frieden zu wahren. "Ich möchte es stärker aus deiner Sichtweise sehen, aber manchmal ist sie mir sehr fremd." Er würde vielleicht nie verstehen warum Kosta so gerne Sklave war oder sich anderen hingebungsvoll unterwarf.
Oder dass er nun sagte, es wäre ihm lieber, wenn Eneas ihn verhörte.
Kosta erzählte, dass er Eneas nicht mit einem Schmerz leiden lassen wolle.
"Das bleibt nicht aus.. mir ist sehr wichtig wie es dir geht und was du erlebt hast. Wenn du Schmerzen hast, ist es als hätte ich sie selbst", wandte Eneas behutsam ein. "Ich glaube, dir geht es ähnlich bei mir.." Ansonsten hätte Kosta sicher mehr erzählt anstatt ihn dauernd zu schonen.
Nochmals beklagte sich sein Schwarm, dass Eneas ihm nicht richtig zuhören würde oder ihn falsch verstehen würde. Dann würde er Zeit brauchen, um einen neuen Versuch zu starten. Eneas solle ihn besser fragen was er sowieso nicht oft getan hätte.
"Ich will dich nicht unter Druck setzen", erwiderte der schwarzhaarige Krieger. "Du hast mal gebeten, dass ich dich nicht damit bedränge. Ich.. es ist schwer zu erkennen wann es okay ist dich zu fragen." Er dachte kurz nach. Da waren so einige Fragen, die ihn beschäftigen.
"Hast du dir wieder etwas gewünscht als Sorra dich dieses Mal aufgegriffen hat? Dass dein Körper wieder so ist wie er mir gefällt? Was ist passiert als Zucker dir die Piercings abgenommen hat?" Konnte Kosta sich wirklich nicht erinnern oder war es ein Schutzmechanismus? Sollte Eneas dann überhaupt fragen? Es war leicht daher gesagt, er solle ruhig fragen. Kosta war zurzeit aber auch sehr empfindlich. Nach schweren Aussprachen hatte er Albträume oder bekam gar Fieber.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Do 13. Okt 2022, 21:43

"Du hast mich mit den Piercings nicht gewollt", entgegnete Kosta leise und unwohl. Wie konnte er Eneas da denn glauben, dass ihm sein Körper immer gefallen würde. Egal ob alt, jung, vernarbt, gepierct und tätowiert. "Dabei hast du noch nicht einmal alle erspürt." Kosta hatte sie Eneas ohnehin nicht zeigen wollen, weil er gewusst hatte, dass das für seinen Freund zuviel war. Doch nachdem Eneas ihm beteuert hatte, dass er sie doch sehen wollte, hatte er sie ihm zeigen wollen. Hatte sich ihm vertrauensvoll hingeben wollen, damit Eneas mit ihm verfahren konnte, wie er wollte. Er hätte ihm die Piercings rausnehmen können. Stattdessen hatte er ihn von sich gestossen. Zumindest hatte sich Kosta so gefühlt. Verstossen, beschämt und so schmutzig, weil er Ranard all diese Dinge mit sich hatte machen lassen.
"Oder, dass der Drache zerstört wurde", fügte er noch leiser hinzu. Das hatte Eneas auch gar nicht gefallen. Er war so zornig geworden und hatte ihn gezwungen sich heilen zu lassen. Mehr noch, er hatte sein Leben und das der Crew riskiert, einzig und allein, um sich zu rächen. Die Schuld, die Kosta auf sich geladen hatte, sie war viel zu gewaltig, als dass er seinem Körper hätte vergeben können, geschweige denn, sich darin wohl fühlen. Das klappte höchstens beim Sex. Wenn er alles um sich herum vergass. Doch schlussendlich hasste er sich nur wieder selbst dafür.

"Mir ist es noch immer lieber, wenn du zufrieden bist, als wenn wir diskutieren", gab Kosta, nachdem Eneas gemeint hatte, er müsse mehr daran arbeiten, auch andere Ansichten zuzulassen und ihm dabei erklärte, was ihm nicht an Kostas Verhalten passte. "Aber du bist nicht zufrieden, wenn ich das mache, was mir besser gefällt. Du willst lieber mit mir diskutieren. Also versuche ich mir dir zu diskutieren. Ich bin jedoch nicht sehr gut darin. Es ist schwer und tut weh." Viel lieber wollte er es sein lassen und sich Eneas einfach fügen. Nur wollte er ihn noch lieber glücklich machen und das schien irgendwie nur zu gehen, wenn er Eneas Paroli bot. Allerdings machte er es wohl vollkommen falsch, da Eneas noch immer sehr unglücklich mit ihm war.

"Es gibt einen Unterschied zwischen einfach nur eine Frage stellen und auf eine Antwort zu beharren", wehrte sich Kosta leicht. "Ausserdem rede ich über die Dinge, die ich in Dhemlan getan habe. Nur nicht mit dir. Aber ich habe mit Timaris darüber gesprochen. Sie weiss alles." Mit Zucker oder mit Prinz Asar hatte er auch über gewisse Dinge gesprochen. Vielleicht konnte er in Zukunft auch mit einer Priesterin sprechen. Damit Eneas sah, dass er sich bemühte, dass es ihm besser ging. Dann würde Eneas vielleicht nicht mehr seinen Schmerz miterleiden müssen. Es war furchtbar, das mitanzusehen. Er wollte Eneas das so gerne ersparen. Gleichzeitig konnte Kosta sich jedoch nicht vorstellen, diesen Schmerz loszulassen. Das hatte er nicht verdient. Er hatte so viel grausames getan.

"Ich... ich glaube nicht, nein", antwortete er Eneas hastig, froh, einfach eine einfache Frage beantworten zu dürfen. Froh, dass Eneas ihm eine Frage gestellt hatte. Das war so viel leichter, als darüber nachzudenken, weswegen er litt. "Ich glaube, das kam noch von damals aus Mineva. Vom ersten Mal als sie mich zu sich holte." Zumindest konnte Kosta sich nicht daran erinnern, sich gewünscht zu haben, so auszusehen, wie damals, als er Eneas noch uneingeschränkt gefallen hatte.
"Nachdem Zucker mir die Piercings abgenommen hat, bin ich in Panik verfallen", gab er sich Mühe, sich zu erinnern. Es war alles etwas verschwommen und dunkel. "Ich hatte Angst, Ranard würde herein kommen und furchtbar wütend mit mir werden. Dass er mich wieder gnadenlos bestraft mit seinem Prügel. Und noch mehr hatte ich davor Angst, dass er mich so enttäuscht und verraten ansieht, wie da, als ich ihn getötet habe. Ausserdem fühlte sich mein Körper ganz komisch an ohne die Piercings. Ich hatte das Gefühl, ich müsste gleich auslaufen, mit all den Löchern in mir drin. Dass ich nun vollkommen verunstaltet bin ohne Drachen und ohne Piercings." Es mochte sich so anhören, als gäben seine Erklärungen keinen Sinn. Als wären sie nur verrücktes Durcheinander. Doch für Kosta ergab durchaus alles einen Sinn. Schliesslich hatte er so gefühlt. So war es gewesen.
"Zucker hat mich in den Arm genommen und versucht mich zu trösten", erinnerte er sich weiter. "Doch ich habe ihn ausgetrickst. Als er dachte, ich hätte mich beruhigt, habe ich mich von ihm los gerissen, so viele der Piercings gepackt, wie ich konnte und bin davon gerannt. Einfach nur gerannt durch viele dunkle Gänge und Zimmer. Das Letzte, an was ich mich erinnern kann, ist wie ich panisch versuchte, mir die Piercings wieder anzuziehen. Ich war völlig verzweifelt, weil es nicht klappen wollte, weil meine Hände so gezittert haben. Danach war es dunkel. So wie das letzte Mal bei Sorra Tolarim. Dunkel mit diesen alles verzehrenden, gleissenden Blitzen, die keine Geräusche machten, ausser meiner Schreie." Bei Sorra Tolarim hatte er immer den schlimmsten Schmerz verspürt. Wie als würde sie ihn auseinanderreissen. Vielleicht hatte sie es ja getan.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 21:44

Kosta warf ihm vor, dass Eneas die Piercings nicht gefallen hatten und dabei hätte er nichtmal alle gesehen. Nicht? Eneas fand, er hatte genug gesehen. In dieser Nacht und dann, als er Zucker und Kosta im Bett erwischt hatte. Ugh, daran wollte er bestimmt nicht denken.
„Ich hab mich nicht richtig verhalten“, entschuldigte er sich nicht zum ersten Mal. „Es ist nicht so, dass ich deinen Körper damit nicht wollte.. es hat mich daran erinnert wie du sie bekommen hast und was dieser Mann mit dir gemacht hat. Wie weh er dir getan hat. Dass... dabei kann ich keine Lust bekommen.“ Trotzdem hätte Eneas es besser ausdrücken und sich anders verhalten können. Sein Geliebter war sehr verletzlich gewesen und Eneas war stattdessen geflüchtet. Anderseits war es gut, dass sie zu dem Zeitpunkt nicht miteinander geschlafen hatten.
Kosta erinnerte ihn auch an seine Reaktion über den zerstörten Drachen. Ja, auch da hatte Eneas gleich alle Hebel in Bewegung setzen wollen, um seinen Freund zu heilen uns zu rächen. Er hatte sich selbst einfach hilflos gefühlt und irgendetwas machen wollen.
„Ich glaube, ich kann nicht sehr gut damit umgehen deinen Körper verletzt zu sehen. Es ist nicht so, dass ich dich nur makellos schön werde. Mehr dass ich die Schmerzen darin sehe und dass ich es nicht hab verhindern können. Dann komm ich mir vor wie als hätte ich versagt.“ Eneas rückte etwas näher zu ihm. Allmählich wurde es ziemlich frisch in dem Beeten. „Ich möchte dich doch immer beschützen...“

Sein Freund beharrte, dass er lieber den Frieden wahrte als zu diskutieren. Nur wolle Eneas das nicht. Wenn sie dann aber diskutierten, war es auch nicht immer gut.
„Wir haben eben einiges schweres zu verarbeiten und zu besprechen. Es wird uns nicht immer gefallen“, entgegnete Eneas. „Es tut mir leid, dass es so oft weh tut.. ich möchte trotzdem weiter reden. Ich möchte wissen was mit dir los ist.“ Eneas wollte nicht mehr weiter wie zuvor leben, wo sie so vieles vor dem anderen verschwiegen hatten. Es war vielleicht leichter gewesen, aber näher waren sie sich dadurch nicht gekommen. Im Gegenteil, sie waren in gefährliche Gewohnheiten verfallen und Eneas hatte sich viel zu viel herausgenommen. Er hatte Kostas Gegenwart und Nähe als Selbstverständlichkeit gesehen und das sollte ihm nicht mehr passieren.
Kosta sagte dagegen, dass er durchaus über seine Erlebnisse sprechen würde. Jedoch nicht mit Eneas. Der Krieger atmete tief durch und nickte.
„Wo immer du jemanden findest dem du dich anvertrauen kannst, ist gut. Vielleicht kann ich dir auf andere Weise helfen..“ Damals hatte er nicht verstanden warum Timaris so eifersüchtig gewesen war, wenn Eneas seine Erlebnisse mit Kosta teilte und nicht mit ihr. Sie hatte seine alleinige Hilfe und Stütze sein wollen. Jetzt verstand er sie nur zu gut, doch er wollte Kostas Heilung nicht durch seinen eigenen Egoismus behindern. Wenn er mit Timaris darüber reden konnte.. Eneas hoffte, dass Kosta wirklich redete und nicht bloß seine Erinnerungen. Es war nochmal etwas anderes es in eigene Worte zu fassen und dem einen Namen zu geben.

Nun wo Kosta aber andeutete, Eneas könne ihm Fragen stellen, nutzte der Krieger gleich die Gelegenheit und erkundigte sich nach der Zeit, als Zucker ihm die Piercings abgenommen hatte.
Kosta verneinte sofort, dass er sich bei Sorra etwas gewünscht hatte. Nachdem Zucker ihm die Piercings entfernt hatte, wäre er geflüchtet und hätte dabei einige der Ringe mitgenommen. Zittrig hätte er wieder versucht sie sich anzustecken. Er hätte Angst gehabt, Ranard würde wütend oder enttäuscht mit ihm werden. Ohne die Piercings hätte er sich komisch gefühlt. Leer und verunstaltet.
Es war nicht leicht zu hören und richtig nachvollziehen konnte Eneas es nicht. Dieser Ranard hatte Kosta ziemlich das Gehirn gewaschen und ihn verdreht. Es musste eine extreme Situation gewesen sein, die sich immer weiter gesteigert hatte ohne dass es einen Ausweg gegeben hatte. Der einzige Weg war nach vorne gewesen..
Eneas versuchte bei der Geschichte tröstend einen Arm um Kosta zu legen, um ihm Beistand zu geben, doch sein Freund versteifte sich sofort. Hastig zog Eneas den Arm wieder zurück. Konnte er nicht einmal was richtig machen?

Betroffen schwieg er und konzentrierte sich lieber aufs Zuhören. Kosta gab noch mehr Details preis. So zum Beispiel, dass Zucker ihn in den Arm genommen und getröstet hätte. Da hätte Kosta ihn reingelegt und wäre mit den Piercings abgehauen. Er wäre gerannt und gerannt.
Eneas grämte sich noch, dass es Zucker gewesen war, der es vollbracht hatte Kosta die restlichen Piercings abzunehmen. Es war der Soldat gewesen, der zu Kosta durchgedrungen war. Ein bißchen war Eneas eifersüchtig auf den Mann, der so viel für Kosta hatte tun dürfen. Mal abgesehen davon die beiden gemeinsam im Bett vorzufinden...
Wenn Eneas sich besser verhalten hätte, hätte er vielleicht auch die Gelegenheit bekommen die Piercings entfernen zu dürfen...
Aber im Grunde war es nicht wichtig wer. Hauptsache es war passiert. Es war ein weiterer Schritt zur Heilung gewesen. Leider war Kosta dabei an Sorra geraten. Sein Freund konnte sich nicht an Einzelheiten erinnern, nur dass es dunkel geworden war und dann gleißende, verzehrende Blitze aufgetreten waren. Er hätte geschrieen.
Eneas blickte ihn mitfühlend an. „Es tut mir so leid, dass dir das passiert ist. Es ist nicht recht. Du hättest in Sicherheit sein und allen Schmerz hinter dir haben müssen.“ Eneas hatte den Palast nie betreten, weil Timaris ihn für zu gefährlich gehalten hatte. Aber war der Ort nicht mindestens genauso gefährlich für Kosta? Was hatte die Frau überhaupt mit ihm zu schaffen?
„Ich kann verstehen, dass du Angst vor dieser Änderung hattest.. der Verlust der Piercings und dann verändert sie auch noch deinen Körper.. aber vielleicht wollte sie verhindern, dass du die Piercings wieder einsetzt“, versuchte Eneas etwas gutes in dem Schmerz zu sehen. Ein Schauer lief ihm trotzdem über den Rücken. Oder es lag an der sinkenden Sonne. Allmählich wurde es dunkel um sie herum.
„Willst du das Gespräch nach drinnen verlegen? Ich kann den Kamin anmachen..“, bot Eneas an. „Wir können uns aufs Sofa setzen..“
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Do 13. Okt 2022, 21:48

Kosta nickte sachte. Das konnte er gut verstehen, dass Eneas nicht gut damit umgehen konnte, wenn Kostas Körper verletzt war. Kosta ging es ganz ähnlich bei Eneas. Auch darin hatte sein Freund recht. Sie wollten einander beschützen und sagten deswegen lieber einmal etwas weniger als mehr. Deswegen hatte Kosta Eneas damals seinen zerstörten Drachen nicht zeigen wollen. Nicht nur weil er sich dessen geschämt und dessen Verlust ihn sehr verletzt hatte. Unter anderem deswegen wollte er Eneas seinen Körper nicht zeigen.
Allerdings fand Eneas, dass dies der falsche Weg war, sich so sehr beschützen zu wollen, dass man lieber nicht miteinander diskutierte. sie hätten einiges schweres zu verarbeiten und zu besprechen und das würde ihnen nicht immer gefallen. Trotzdem müssten sie reden. Kosta war sich nicht so sicher, dass das die richtige Entscheidung war. Doch Eneas beharrte schon so lange darauf, glaubte so sehr daran, dass alles wieder gut werden konnte, wenn Kosta nur sprach. Leise wandte Kosta ein, dass er das manchmal sogar täte. Nur eben nicht mit Eneas, wie es sein Freund von ihm zu erwarten schien.
Zu seiner Überraschung fand Eneas das auch gut. Hauptsache er würde reden. Verwundert und auch etwas schüchtern blickte Kosta Eneas an und konnte gar nicht so recht glauben, was er da hörte. Irgendwie hatte er immer angenommen, Eneas wolle, dass er mit ihm über seine Erlebnisse sprach. Dass er dachte, dass nur so alles wieder gut werden konnte. Eneas hoffte nur, dass ihm vielleicht auf andere Weise helfen könne. Das tat er doch schon längst, dachte Kosta sich mit einem vorsichtigen Lächeln. Genau so, wie Eneas schon längst sein Zuhause war. Auch wenn der Krieger das nicht glauben konnte. Auch wenn Kosta Eneas Anwesenheit manchmal zuviel war. Trotz allem war Eneas sein ein und alles.

Dennoch zuckte er unwohl zusammen, als Eneas seinen Arm um ihn legte. Für einen Moment befürchtete Kosta, dass Eneas ihm nun wieder näher kommen wollte, nun da er wusste, was Kosta unter der hochgeschlossenen Kleidung verbarg. Eneas zog sein Arm sofort wieder zurück. Er musste sein Erstarren gespürt haben. Es tat Kosta leid, dass er seinen Freund so instinktiv zurück wies. Schuldbewusst blickte er ihn an und versuchte, auch um seine Reaktion wieder etwas gut zu machen, Eneas möglichst genau seine Frage zu beantworten.
"Vielleicht", meinte er nachdenklich zu Eneas Theorie, dass Sorra Tolarim hatte verhindern wollen, dass er die Piercings wieder einsetzte. "Sie wird sicher gewusst haben, dass ich das nicht wirklich wollte. Es... es hat so viel... Kraft und Überwindung gekostet mich dazu durchzuringen, sie mir abzunehmen." Kosta atmete zittrig tief durch. So ganz hatte er es noch immer nicht verwunden.
"Sie mir abnehmen zu lassen", korrigierte er sich leise. "Alleine hätte ich das wohl nicht geschafft. Zucker war verdammt hartnäckig. Seit dem Tag, als er mitbekommen hat, dass Ranard mir die Piercings gestochen hat, drängte er mich nahezu in jedem Gespräch, zu dem wir die Gelegenheit hatten, sie auszuziehen." Trotzdem hatte es Wochen gebraucht, bis Kosta bereit dazu gewesen war und selbst dann hatte er es nicht selbst vermocht. "Sorra Tolarim hat übrigens auch alle Narben an Zucker geheilt, bei der Untersuchung im Hafen. Es war sehr seltsam", kam es in den Sinn. "Sie musste unheimlich lachen und nannte uns ein komisches Paar." Das war wirklich sehr merkwürdig gewesen. Und unheimlich. Kosta verstand auch nicht so recht, warum sie damals das Netz um den Drachen aufgehoben hatte und ihn dann später in dieser schrecklichen Nacht hatte verschwinden lassen. So viel Aufwand und Kraft für einen dummen, kaum anwesenden Sklaven. Das ergab keinen Sinn.

Eneas lenkte ihn mit der Frage ab, ob er das Gespräch nach drinnen verlegen wollte. Verwirrt blickte Kosta ihn an, bevor er sich umschaute. Stimmt, sie waren noch immer hier draussen im Garten. Allmählich begann es zu dämmern und eigentlich war es ganz schön kalt. Kosta war so in den vergangenen Geschehnissen versunken gewesen, dass er ganz vergessen hatte, wo sie sich befanden. Dabei hatte er nur kurz im Garten sein wollen. Erst recht nicht ohne Jacke. Eneas fror bestimmt ganz fürchterlich. Deswegen nickte er auch hastig.
"Ich mache uns warmen Tee", beschloss er und erhob sich rasch. Lieb hielt er Eneas seine Hände entgegen, um ihm aufzuhelfen. Eneas gehörte ganz unbedingt auf ein weiches Sofa, vor ein heisses Feuer mit einem wärmenden Tee in der Hand. Soviel dazu, dass er seinen Freund vor allem Unbill schützen wollte. Da liess er ihn einfach im kalten Garten erfrieren.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Eneas » Do 13. Okt 2022, 21:48

Kosta überlegte auch, dass Sorra in ihrer verdrehten schrecklichen Art Hilfe geboten hatte. Ob es auf Timaris' Anweisung geschehen war? Das konnte Eneas sich jedoch nicht vorstellen. Timaris war zu dem Zeitpunkt mit ihrer eigenen Heilung beschäftigt gewesen und sie hätte Kosta diesen Schmerzen nicht ausgesetzt. Viel eher hatte Sorra ihrer Urenkelin vielleicht etwas gutes tun wollen indem sie ihren Lieblingssklaven "zurücksetzt". Wobei dies vielleicht mittlerweile eher Aaron war, ihr neuer Gefährte.
Zitternd erzählte Kosta, dass es sehr schwierig gewesen wäre sich dazu zu überwinden die Piercings abnehmen zu lassen. Er hätte es alleine vermutlich nicht geschafft. "Es ist, glaube ich, nicht so wichtig, ob du es alleine gemacht hast. Es war am Ende dein Entschluss. Du musst doch irgendwie gewusst haben, dass die Piercings dir nicht gut tun." Obwohl Kosta sich trozudem von ihnen nicht hatte trennen wollen. Zucker hätte aber nicht locker gelassen und ihn immer wieder gedrängt. Eneas erinnerte sich, dass der Soldat es bereits auf der Rückfahrt von Dhemlan vollbracht hatte Kosta vom Halsreif zu trennen. Wie schaffte Zucker das scheinbar so spielend leicht? Angeblich war ja auch das Rumgefummle in der Koje dafür dagewesen Piercings zu entfernen.
"Gut, dass Zucker dabei so hartnäckig war." Eneas lächelte schwach.
Bis Kosta ihm erzählte, dass Sorra bei dem Dhemlaner alle Narben geheilt hätte. Bei der Untersuchung hätte die Schwarze Witwe gelacht und sie dann 'ein komisches Paar' genannt. Die Aussage mochte Eneas gar nicht schmecken. Er wollte nichts davon hören, dass die beiden ein Paar waren. Bereits auf Nuranessa hatte er befürchtet, dass er Kosta wieder an jemand neuen verlieren würde. Sein Freund hatte immer mal wieder Partner gehabt, mal flüchtig, mal was ernstes. Es war von Anfang an klar gewesen, dass dieser Zucker was sehr ernstes war, wo Kosta später noch zurück zu ihm an die Front war. Und nun verbanden sie schwere Erlebnisse in Raej und Dhemlan. Zucker war derjenige, der alles wusste. Der die Piercings entfernt hatte. Bei dem Kosta sich lockerer verhielt und entspannte.
Eneas versuchte die Eifersucht zu verdrängen. Er durfte nicht vergessen, dass Kosta nun hier war und nicht erneut in Raej. Aber war er es nur, weil er es Eneas versprochen hatte? Nein, Kosta musste es ernst meinen. Sonst hätten sie nicht den Vertrag beim Notar aufgesetzt.
"Wer weiß, was in Sorra vorgeht...", murmelte er nachdenklich. Hoffentlich hatte die Schwarze Witwe nicht gesehen, dass die beiden zusammenkamen. Bitte nicht. Eneas hatte träumerisch gedacht, er und Kosta gehörten zusammen, doch vielleicht war das nur ein Hirngespinst. Vielleicht waren sie nie füreinander bestimmt gewesen.
Aber zum Teufel, er würde sich nicht ans Schicksal halten! Er war ein Pirat und er würde selbst die Dunkelheit reinlegen, um Kosta zu rauben.

Leider war sein Schwarm sehr widerspenstig was das Rauben betraf. Beziehungsweise hatte er genaue Vorstellungen wie es vonstatten zu gehen hatte. Wenn Eneas die nur wüsste.. es war ihm immer noch ein Mysterium.
Fürs erste versuchte er Kosta und sich wieder nach drinnen zu bekommen. Der andere Krieger hatte nichtmal recht bemerkt, dass die Sonne längst dabei war unterzugehen und die Temperaturen merklich gesunken waren. Sofort stand Kosta auf und wollte ihnen einen Tee zubereiten. Eneas lächelte, freute sich heimlich über die ausgestreckte Hand. Das nahm er gerne an.
"Da sag ich nicht nein", erwiderte er und ging mit Kosta ins Haus. Während sein Freund das Wasser aufsetzte, entzündete Eneas erneut das Feuer im Kamin. Er holte zwei warme Decken zum Sofa, rückte die Kissen zurecht. Schließlich war alles soweit und Kosta brachte ein Tablett mit Tee. Eneas hatte sich bereits gesetzt, als Kosta stockte. Er sah kurz unschlüssig zum Sofa. Hastig schob Eneas eine Decke beiseite und war immens erleichtert, dass sich sein Liebster doch noch setzte. Eneas ließ ihm auch viel Platz und legte sich eine eigene Decke um die Schultern.
Genießerisch blies er über den heißen Tee in der Tasse. Es duftete fruchtig.
"Mmhh.. Hibiskusblüten, ist das nicht der Tee wo wir vor diesem kleinen Atoll bei Chaillot vor Anker waren?", fiel ihm bei dem Duft ein. Wann immer sie irgendwo Zeit hatten war Kosta Tränke und andere Zutaten am mixen, so eben auch ihre Teemischungen ehe sie mit einem Bewahrungszauber in sein Gepäck wanderten. Es erinnerte Eneas oft an diese Momente zurück.
Es gab sogar Tees für spezielle Anlässe. Eneas hatte einen, den er meist trank, wenn sie bei Draega ankerten. Er wusste nicht wie es Kosta vollbracht hatte, dass der Tee tröstend schmeckte.
"Du machst wirklich viel im Haushalt für uns beide", musste er anerkennen, "Ich wollte dir heute helfen, aber ich weiß nicht, ob ich je so viel Freude daran hätte." Wobei Eneas außer acht ließ, dass er dafür mindestens so gerne Dinge reparierte, instand hielt und im Garten mithalf. Er nahm noch einen Schluck Tee.
"Sag mal.. denkst du auch, dass Zucker und du ein komisches Paar wären?", tastete er sich zu einer Frage vor, die ihn noch beschäftigte.
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Re: Ein Neubeginn

Beitragvon Kosta » Do 13. Okt 2022, 21:54

Kosta war froh, für Eneas einen Tee kochen und ihn etwas umsorgen zu dürfen. Er hatte ihn wirklich nicht draussen frieren lassen wollen. Eifrig entschied er sich dazu, einen Tee mit viel Vitaminen aufzubrühen. Er wusste gar nicht, wie es zu diesem langen und schwierigen Gespräch gekommen war. Wie so meistens überrollte es ihn einfach und er konnte nur versuchen, nicht zu viele dumme Sachen zu sagen und dabei nicht unterzugehen. Vielleicht half diese Pause ja auch, das Gespräch nun zu beenden. Ihm schwirrte der Kopf und es war schmerzlich an Sorra Tolarim und an Ranard zu denken. Eneas hatte zwar gesagt, er wollte drinnen vor dem Kamin weiter reden, aber vielleicht konnten sie ja auch nur am Feuer sitzen und den Rest vergessen.

Als der Tee fertig war und Kosta ihn auf einem Tablett ins Wohnzimmer brachte, brannte schon ein wärmendes Feuer im Kamin und Eneas hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht. Sehr gemütlich. Mit Kissen und Decken so dass Kosta unwillkürlich daran denken musste, was sonst schon so oft passiert war, wenn sie so vor dem Kamin gesessen hatten. Etwas überfordert stockte er. Eneas wusste doch, dass er nicht mit ihm schlafen wollte. Trotzdem hatten sie schon wunderschönen, leidenschaftlichen und innigen Sex auf genau diesem Sofa gehabt. Sein erster Impuls war es zu fliehen. Aber dann sagte er sich, dass Eneas ihm gerade vorher noch gesagt hatte, er wolle ihn auch beschützen. Genau so wie Kosta Eneas vor der Kälte beschützen wollte, wollte Eneas wohl auch ihn davor beschützen. Also nahm er seinen Mut zusammen und setzte sich vorsichtig auf den freien Platz auf dem Sofa. Von dem es erstaunlich viel auf dem kleinen Sofa gab. Eneas hatte sich schön gemütlich in seine Ecke gekuschelt.

"An was du dich alles erinnerst", staunte Kosta erfreut, dass Eneas der Tee schmeckte und er sich sogar daran erinnern konnte, wo er ihn zum ersten Mal probiert hatte. "Du musst doch auch keine Freude am Haushalt machen haben", tröstete er Eneas gleich. "Und du musst keinen Haushalt machen. Ich mache das gerne für uns Beide." Aber obwohl Kosta das so oft sagte, hatte Eneas trotzdem das Gefühl, er müsse mithelfen. "Du hast doch an anderen Dingen Freude und machst die für uns." So ergänzten sie sich. Sie mussten nicht gleich sein. Kosta machte wirklich gern ein schönes Zuhause für sie Beide. Vielleicht konnte er das bald endlich einmal wieder tun, hoffte er träumerisch, während er vorsichtig an seinem Tee nippte. Ja, vielleicht konnten sie das schwierige Gespräch von vorhin doch noch hinter sich lassen. Leider fragte Eneas ihn aber doch noch, ob er auch wie Sorra Tolarim dächte, dass Zucker und er ein komisches Paar wären.
"Ich habe keine Ahnung, was sie damit meinte", gestand Kosta unwohl. Es war wirklich sehr seltsam und unheimlich gewesen. "Oder was es da zu lachen gegeben hat. Ihre Untersuchung war alles andere als angenehm. Man wollte sich danach einfach nur übergeben und sich dann betrinken. Vielleicht fand sie das ja lustig."
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