Re: Böses Blut
von Kosta » Mi 10. Aug 2022, 20:48
Er ging gleich in das Zimmer nebenan, nachdem Timaris ihn hinaus geschickt hatte. Lhal schlief ruhig in ihrem Körbchen und so gab es nicht viel zu tun. Eigentlich gab es nichts zu tun, ausser neben Lhal zu sitzen und zu warten, dass sie vielleicht aufwachte. Kosta störte das nicht. Im Gegenteil, er empfand dies als ziemlich erholsam. Und solange er das junge Mädchen anblickte, schweiften seine Gedanken auch nicht in schmerzvolle Gefilde ab. Er konnte einfach nur sein und sich entspannen. Sofern er überhaupt noch wusste, wie das ging. Es war schon so lange her, seit er das letzte Mal, diese Gemütsruhe hatte empfinden können. Es war wie ein Traum und er ging solange darin auf, wie es eben möglich war.
Als er Lady Tyrelli dann wieder im Gang spürte und sie nicht mehr unter den Schilden im Salon verborgen war, erhob er sich jedoch wieder und folgte ihr in einigem Abstand. Die Schwarze Witwe schien sich gleich an ihre Arbeit machen zu wollen. Dafür war Kosta ihr sehr dankbar. So wollte er ihr im Gegenzug zeigen, dass Lhal in Sicherheit und immer in ihrer Nähe war. Natürlich ging er nicht zu ihr und störte sie nicht bei ihrer Arbeit. Er liess sie nur spüren, dass er mit ihrer Tochter ganz nah war.
Bis er auf einmal einen schneidenden Speerfaden des Haushofmeisters erhielt, dass die Königin ihn sehen wollte. Er hatte den Prinzen erst einmal kurz gesehen und sie hatten kein Wort miteinander gewechselt. So war es überraschend, dass dieser nun nach ihm sandte. Die schärfe seines Speerfadens war es jedoch nicht. Nicht nach Larees ausgeprägten Warnungen. Dennoch zuckte er unter dem gedanklichen Peitschenhieb zusammen. Er brauchte einen Herzschlag, um sich zu sammeln, damit er Ayden höflich senden konnte, dass er verstanden hätte und sich sofort auf den Weg machen würde.
In den Gängen traf er auf Hyacinthos Tolarim, der ihn herzlich begrüsste und dann neugierig fragte, ob er Nachwuchs bekommen hätte. Kosta bekam ganz rote Wangen bei dem unverschämten Gedanken, dass er der Vater eines so hübschen Mädchens sein konnte. Hastig schüttelte er den Kopf und erklärte, dass dies die Tochter eines Gastes wäre und er nur auf sie aufpasste.
Auf dem Weg zu Lady Tolarim kam Prinz Asar an ihnen vorbei gestürmt. Er wirkte, gelinde gesagt, ziemlich aufgebracht. Hastig verneigte sich Kosta tief vor dem Mann, um ihn nicht noch wütender zu machen. Dadurch kam er in die Gnade, schlichtweg von ihm ignoriert zu werden. Hyacinthos bekam einen knappen Gruss, bevor er davon eilte. Schweigend blickten Kosta und Hyacinthos sich kurz verwundert an, bevor sie dann zu Timaris hasteten.
Die Königin wirkte erschöpft und ausgelaugt, als sie den Salon betraten. Aber vielleicht entsprang dieses Bild auch nur seiner Sorge um sie. Denn gleich darauf empfing sie sie mit einem freundlichen Lächeln, als sei alles in bester Ordnung. Es ging darum, dass Hyacinthos demnächst die Betreuung von Lhal übernehmen sollte. Kostas Herz krampfte sich unwillkürlich zusammen, weil er nicht gut genug war, um auf dieses bezaubeernde Wesen zu wachen.
Nachdem Prinz Tolarim jedoch wieder hatte gehen und Kosta hatte bleiben müssen, stellte sich heraus, dass er nicht weiter auf Lhal aufpassen konnte, weil Timaris einen Auftrag für ihn hatte. Gerne. Sie durfte alles von ihm verlangen. Als er dann jedoch hörte, was er tun musste, blickte er sie schon etwas verwundert an. Er sollte mit Prinz Asar und einigen Wachen nach Raej auf den Sklavenmarkt, um Sklaven zu kaufen. Am besten Querbeet, so dass kein erkennbares Schema dahinter zu stecken schien. In Wahrheit wollte Timaris jedoch Hayllier, um sie vor Sion zu schüten. Ach, hätte doch nur Zucker schon dieses Glück gehabt. Ob sie das seinetwegen tat? Weil sie wusste, wie sehr er sich um Zucker sorgte und wegen seinem Schicksal haderte. Kosta würde ihr das glatt zutrauen und wagte scheu einzuwenden, dass das gefährlich sein könnte. Timaris wollte jedoch nichts davon wissen und bestand auf die Sklaven. Sie sollten auch nicht auf ihren oder den Namen von Ayden gekauft werden. Kurz fluchte sie etwas über selbständig denkende Männer, bevor sie ihm den Auftrag weiter erklärte.
Vorallem sollten sie Scelter kaufen. Gesunde, starke und ausgeglichene Menschen. Was? Verständnislos blickte er seine Königin an. Die Hayllier verstand er und die anderen Sklaven als Tarnung war auch logisch, doch was sie mit den kurzlebigen Sceltern anfangen wollte, war ihm schleierhaft. Er musste dermassen perplex dreingeschaut haben, dass seine Königin lachen musste. Danach erklärte sie ihm jedoch, dass sceltisches Blut ihr wohl etwas gegen die Vergiftung würde helfen können. Das klang ziemlich verwirrend und so erzählte Timaris ihm zum ersten Mal genau, was passiert war und was sie bisher herausgefunden hatten. Kosta wollte ihr so gerne helfen und er hoffte, dass es half, wenn Timaris sceltisches Blut in ihre Adern liess.
"Und hayllisches Blut würde dir nicht helfen", fragte er verzweifelt. Er gäbe gerne alles her, was er hatte.
"Schon, aber sceltisches wäre besser", erklärte Timaris. "Doch einen Schluck hayllischen Blutes stärkt mich sicherlich."
Ehe er sich versah, schnitt Kosta sich mit seinem Dolch in den Unterarm und liess so viel Blut, wie er verkraftete, in ihr Glas fliessen. Bis Timaris scherzte, dass er aufhören sollte, sonst würde sie noch einen Energieschock erleiden. Mit vor Verlegenheit roten Wangen, legte er sofort ein Tuch auf seine Wunde und verband sie behelfsmässig aber routiniert. Ehrfürchtig reichte er ihr Blut und freute sich, als sie es annahm. Unwillkürlich musste er sich dabei vorstellen, wie es wäre, vor ihr zu knien und seine Haut zu ritzen, damit sie direkt von ihm trinken konnte. Damit sie ihre sinnlichen Lippen auf seine Haut pressen und ihre scharfen Zähne in sein Fleisch bohren konnte.
Nachdem sie ihm erklärt hatte, was seine Aufgabe in Raej war, machte sie ihn mit Prinz Asar vertrauter. Erzählte ihm, wie er so war und wie er sich am Besten verhielt, damit es möglichst keine Streitereien gab und sie ihren Auftrag gut erledigen konnte. Ayden war, wie Kosta nun schon vor mehreren Seiten gehört hatte, eine ziemlich extravagante Person.
"Aber er ist keine Gefahr für dich, oder?" wollte er besorgt wissen. "Er erpresst dich nicht oder so etwas in der Art."
"Nein, Kosta", lächelte die Königin beruhigend und streichelte ihm tröstend über die Wange. Es tat so gut. "Er ist mir treu ergeben. Er gehört in mein Blutdreieck. Nur sein Ego ist noch nicht bereit dazu, das zu erkennen. Es scheint mir, dass es ihm jedoch immer schwerer fällt, sich gegen die Erkenntnis zu wehren, weswegen er gerade um so ausfälliger wird. Er wird ausgeglichener, glücklicher werden, wenn er sich nicht mehr gegen den Ruf seines Blutes sträubt."
Später am Nachmittag, nachdem Kosta sich seine Schnittwunde bei einer Heilerin hatte versorgen lassen, ging er mit Lhal dahin, wo er ihre Mutter spürte. Die kleine Lady war aufgewacht und begann nun hungrig zu werden. Da die Schwarze Witwe ihn noch nicht instruiert hatte, was sie zu essen bekam, hielt er es für richtiger, der Mutter die Fütterung des kleinen Raubtierchens zu überlassen. Danach würde sie ihre Tochter über Nacht sicher bei sich behalten wollen. Dann konnte Kosta nochmal zu Nathaniel gehen und ihn besuchen. Er hatte es noch einmal gewagt, Timaris darauf anzusprechen. Sie wollte nicht, dass ihr Sklave in den Ställen arbeitete, wo es zur Zeit so hektisch war. Stattdessen durfte er sich in der Menagerie des Parkes melden und helfen die Tiere da zu versorgen. Das würde ihm hoffentlich auch gefallen. Kosta freute sich darauf, es ihm mitzuteilen.