Re: Geständnis auf Nuranessa
von Laree » So 31. Jul 2022, 12:15
Kosta beschwichtigte, dass er ihr nur nichts gesagt hätte, damit sie sich keine Sorgen machte. "Ja, ach, wenn unsere Eltern das wüssten", erwiderte Laree schmunzelnd. Ihre Mutter würde sich bestimmt Sorgen. "Wie kommt ihr dazu Piraten zu sein?" Das konnte sie immer noch nicht glauben. Anderseits hatte die Mannschaft bei der Flucht und schließlich auch beim Kampf gegen Lorcann so gewirkt als wüssten sie was sie tun.
Der Krieger erklärte, dass Laree auch selbst darauf hätte kommen können, dass Eneas Goldauge war. So schöne, goldene Augen hätte Eneas. Laree sah Kosta leicht irritiert an. Der kam jedoch nichts davon mit, da er viel zu beschäftigt war Eneas verträumt nachzuschauen. Erst da wurde es verdammt offensichtlich, dass Kosta in Eneas verliebt war. Laree hatte in die Richtung schon öfter Verdächtigungen angestellt, aber dieser Blick und diese Schwärmerei.. nein, das war nicht mehr zu leugnen. Armer Kosta. Wie lange ging das schon so? Eneas schien nichts davon mitzubekommen und war zu beschäftigt einige der Menschen zu begrüßen.
Nur mit halben Ohr hörte die Hexe Kostas weiteren Erläuterungen zu, dass Nuranessa eine Zuflucht für viele Menschen wäre. Besonders befreite Sklaven. Ob es seltsam für Kosta war lauter andere Sklaven die Freiheit zu schenken, während er selbst seit Jahrhunderten ein Sklave war?
Laree fragte nach Maeve. Außerdem brauchte sie kurz einen Moment für sich, um diese widersprüchlichen Eindrücke zu verarbeiten. Kosta verabschiedete sie mit einem Kuss auf die Wange. Laree drückte ihn kurz. "Danke für deine Hilfe. Wenn du nicht gewesen wärst und mich überredet hättest..." Für Laree war Kosta derjenige, der sie gerettet hatte. Bloß wovor, das wusste sie nicht. Er machte ihr Mut, dass bald alles wieder gut werden würde.
Laree beobachtete ihn wie er freudig die Kinder begrüßte. Keines war sein eigenes so wie die Tochter von Ulysses, die ihren Vater begrüßt hatte. Kosta schien es egal und er drückte alle Kinder liebevoll. Laree musste lächeln, ging unter Deck und holte Maeve. Sie saß nervös in der Kajüte. Es wirkte so, als hätte sie nichtmal gewagt aus dem Bullauge zu schauen. Wahrscheinlich hatte sie Angst.
"Wir haben angelegt. Wollen wir uns unser neues Zuhause anschauen?", fragte sie.
"Es wird mich niemand festnehmen?", fragte Maeve.
"Nein. Hier leben... hmm... Freibeuter, entlaufene Sklaven und andere Flüchtlinge." Laree hatte das gesagt, um die Heilerin zu beruhigen, doch jene hatte ihre eigene Flucht wohl noch nicht so recht begriffen und schien mehr entsetzt über die Piraten. "Es wirken hier alle sehr fröhlich. Es ist nicht so organisiert und geordnet wie in der Armee, aber vielleicht ist das nicht so schlecht. Und eine gute Heilerin wird überall gebraucht. Komm schon, lass uns endlich runter von diesem Schiff."
Maeve erhob sich. "Du hast ja Recht. Mir ist schon seit Tagen übel." Gemeinsam gingen die zwei Frauen an Deck, wo sie auch Gualterio trafen. Er redete gerade mit Leto. Laree versuchte sich an ihnen vorbei zu mogeln, aber so einfach ging es nicht.
"Wir holen euer Gepäck später nach. Es ist keine Eile, wir bleiben mindstens zwei Tage hier, um Proviant aufzunehmen und beim Schiff die Segel zu wechseln", erklärte sie. "Gehen wir bevor mein Freund sich in die nächste Kneipe schleppen lässt. Er kann nie nein sagen." Die Hayllierin grinste. Laree folgte ihr und dann hatten sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Sofort wurde ihr schwindlig. Die Hexe atmete tief durch.
"Wer sind all diese Leute?", fragte Maeve leise und sah sich um.
"Freunde und Bekannte von uns. Die Stadt ist nicht sehr groß. Es gibt noch zwei Dörfer tiefer in der Insel, doch die meisten sind hier. Unser Haus ist mitten in der Stadt. Dort hinten." Leto zeigte in eine Richtung in der sich nach einer Weile aufmachten. Nicht lange und sie waren bei einem zweistöckigen quadratischen Wohnhaus angelangt. Ein großer Torbogen gab den Blick frei auf einen Innenhof, bepflanzt mit Orangen- und Zitronenbäumen zwischen denen einige Tische und Steinbänke standen.
"Das gehört alles euch?", fragte Laree erstaunt.
"Gemeinschaftlich. Jeder hat dazu beigetragen. Naja, ich bin erst später dazu gekommen", erklärte Leto. "Setzt euch, ich schaue nach, ob es freie Zimmer für euch gibt." Damit saßen Laree, Maeve und Gualterio im Innenhof, etwas zu Trinken wurde gebracht. Kosta war, umringt von einigen Freunden, auch zu ihnen gestoßen.
"Langsam wundert mich gar nichts mehr", sagte sie grinsend zu ihm, "Was habt ihr noch vor mir versteckt? Goldschätze?"