Re: Lehrzeit als Kerkerwärter
von Yadriël » Fr 23. Sep 2022, 18:52
Kosta wollte die Fesseln nicht ablegen. Zu groß war seine Furcht, dass Ranard es ja doch irgendwie mitbekommen könnte. Außerdem würde es nur schlimmer, die Fesseln nochmal anzulegen. Zucker verstand das, aber genauso schlimm würde es werden die Sachen überhaupt wieder auszuziehen je länger sie Kosta trug und sie ein Teil von ihm wurden. Dieser Kerkermeister war wirklich raffiniert. Er schien alles daran zu legen, Kosta vollständig unter seine Kontrolle zu bringen.
Und der Krieger hatte vermutlich so viele Schuldgefühle und so viel Druck durch seine eigentliche Aufgabe hier, dass er Ranard einfach machen ließ und sich dem ergab. Nicht gut.
"Heilsalbe klingt gut. Wir können uns gegenseitig einreiben", erwiderte Zucker und grinste ehe er wieder einen Schluck Bier nahm. Ah, das tat wirklich gut. Er hatte es vermisst. Nicht, dass er sich besaufen wollte, obwohl das durchaus verlockend wäre, aber sich wenigstens für einen Moment halbwegs normal fühlen mit Bier, Kartoffelsalat und Schinken.
Kosta erklärte es nüchtern damit, dass die Gefangenen bei Kräften gehalten wurden, um ihre Juwelenkraft für Experimente nutzen zu können. "Ich bin immer froh, wenn ich den feinen Ladies und Lord zu Nutzen sein kann", bemerkte Zucker sarkastisch, aber Kosta hatte schon recht. Solange ließ man die Gefangenen wenigstens leben und behandelte sie gut. Aber es gefiel Zucker nicht, dass seine Juwelen dafür mißbraucht wurden, anderen unmenschliche Qualen zuzufügen. Er wusste, dass Minan kaum noch richtig existierte. Er schien in einem Zustand konstatem Schmerzes zu sein. Wenigstens hatte es bald ein Ende. Sie mussten hier rauskommen.
Auch Kosta befürchtete, dass sie Minan verlegen würden sobald es ihm besser ginge.
"Wir dürfen jetzt nicht mehr lange warten... ich hoffe, du und dein.. Freund habt bald erreicht was ihr hier wolltet..", murmelte Zucker.
Der Krieger befürchtete allerdings etwas ganz anderes. Minan könnte seinen Geist nicht versperren und er würde zu viele heikle Informationen wissen, die alles aufdecken könnten. Zudem würde Minan den Haushofmeister kennen. Sie hätten gemeinsam getanzt in Draega. Zucker sah den hayllischen Krieger überrascht an.
"Ist das ein Zufall?", fragte er, denn es schien ihm ein zu großes Spiel des Schicksals, dass der Haushofmeister sich ausgerechnet dort aufhalten sollte, wo sich eine männliche Schwarze Witwe befand, für die er laut Kosta große Stücke empfand. Dass überraschte den Dhemlaner noch viel mehr. "Ich dachte nicht, dass dem irgendwas wichtig ist außer seine Königin", bemerkte Zucker schnaubend, nahm noch einen Schluck Bier. Mittlerweile wusste er, dass Prinz Asar der Hauptverantwortliche für den Verrat war, den so vielen Kameraden Zuckers das Leben gekostet hatte. Das würde er nicht vergeben und Zucker hielt bloß still, da sie momentan die gleichen Interessen hatten. Nämlich von diesem verdammten Ort zu fliehen.
Kosta schien zu glauben, dass der Haushofmeister versuchen würde Minan zu retten. Er würde sogar so viel für ihn empfinden, dass Kosta ihm verschwiegen hatte was mit Minan gemacht wurde, so dass der Prinz weiterhin Zorya umgarnen konnte.
"Ich... ich konnte es nicht mehr, nachdem ich Minan zum ersten Mal vergewaltigt habe", gestand Kosta.
"Ich dachte, es hieße immer, der Haushofmeister wäre so ein Frauenheld... aber ich schätze, niemand kann Minan widerstehen..." Zucker hatte ja selbst die unnatürliche Anziehungskraft gespürt, die der Jugendliche manchmal ausstrahlte. So sollte es ihn eigentlich nicht wundern, dass der Adelige dem ebenfalls verfallen war.
Während er noch darüber nachdachte, machte es erst später klick, was Kosta zuletzt gesagt hatte. "Moment.. du hast sie auch umschmeichelt?", vergewisserte er sich, stocherte hungrig in seinem Salat und aß noch etwas. Kosta bestätigte es und erzählte, dass Königin Earcir ihn als eifrigen, dominante Sklaven kannte, der ihr beim Sex den Hintern versohlte.
Zucker schluckte hastig seinen letzten Bissen hinunter, musste dann heftig lachen. "Oh.. oh, ich weiß, es ist eine ernste Situation, aber.. ohh... das würd ich zu gern sehen", lachte er. Zucker wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkeln, nippte an der Bierflasche, leise glucksend. "Oh, ich hätt mehr mit ihr gemacht als nur das..", fügte er schließlich ernster hinzu.
Kosta erzählte ihm, dass es Zorya gewesen war, die ihn zu einem Gefängniswärter gemacht hatte. Sie hätte für ihn einen Posten mit Macht haben wollen, wo er vermutlich lernen sollte noch herrischer aufzutreten. Der Krieger sagte ganz recht, dass es ganz anders gekommen war.
"Es ist ungefähr das Gegenteil davon passiert", bemerkte Zucker. "Die Wärter wissen nichts davon oder?" Ansonsten würden sie sich gewiss anders verhalten.
"Es könnte sie enttäuschen und Prinz Asar hat angedeutet, dass sie gar nicht nett ist, wenn sie enttäuscht wird", schloss Kosta. Zucker dachte darüber nach.
"Seitdem du hier arbeitest... hat sie dich nochmal gesehen?", fragte er nachdenklich. Kosta verneinte. Zucker seufzte, schwieg für eine Weile und trank noch etwas. "Wir sind knietief in der Scheiße", sagte er dann. "Sie wird dich sehen wollen, Kosta. Da führt kein Weg dran vorbei. Ich weiß nicht wie sehr sie fasziniert von dir war, aber sie wird mindestens wissen wollen wie du dich hier machst. Vergiss Ranard. Zieh deine Fesseln aus", forderte Zucker nochmal. "Zorya kann dich nicht so sehen. Sie wird Fragen stellen. Kannst du die alle beantworten? Was wenn sie dir den Posten als Wärter wieder entzieht?"
Nicht, dass Kosta so viel Spaß als Wärter hatte, aber hier war er doch in einer Position Minan und den Gefangenen zu helfen.