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Suche nach dem verlorenen Paar





Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Fr 21. Okt 2022, 19:29

Seit der Nachricht von Nevander Tolarims Tod war an ein süsses Leben in Beldon Mor jedoch nicht mehr zu denken. Kosta konnte sich nicht mehr auf die Ruhe und die Freude der Stadt einlassen. Es dauerte eine Weile, bis er merkte, dass es der ganzen Stadt so zu gehen schien. Sie alle waren unruhig. Sie alle warteten auf Nachrichten, dass etwas grosses passiert war. Warteten darauf zu erfahren, wer obsiegt hatte. Die Leute waren nervös, unruhig und nicht wenige sahen so aus, als schliefen sie mindestens so schlecht wie Kosta es tat. Dabei konnten sie nicht ahnen, wie schlimm es unter Sions Herrschaft tatsächlich werden würde. Vielleicht einige wenige, die rechtzeitig aus Dhemlan geflohen waren. So oder so, es hing wie ein Henkersbeil über ihnen allen. Es war weder am Strand noch in den Cafés wirklich gemütlich.

Natürlich bekam Kosta mit, wie Eneas sich grosse Mühe gab, ihn davon abzulenken. Treuherzig versuchte Kosta sich darauf einzulassen. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass seine Blicke immer mal wieder zu den Zeitungsständen schielte. Schlussendlich traute er sich dennoch nicht, neue Informationen zu kaufen, aus lauter Angst, es würde ihn zu sehr aufwühlen.
Zweimal besuchten sie noch Lucius. Eneas wollte sich unbedingt für sein Verhalten entschuldigen und noch dringender wollte er dieses Surfbrett hinbekommen. Obwohl er nichts dafür tun musste, setzte es Kosta allmählich unter Druck. Er wollte doch nicht, dass Eneas sich deswegen so quälte. Es war ein neckischer Scherz gewesen. Zu gerne hätte er Eneas vor seiner Dummehit gerettet. Alles was er jedoch tun konnte war, bei ihm zu sein und ihn vielleicht auch etwas im Arm zu halten, um ihn so vor Lucius musternden Blicken abzulenken. So richtig prickelnd wurde es, seit dem Tag als sie von Nevander Tolarims Tod erfahren hatten, irgendwie nicht mehr. Dazu waren ihre Gedanken zu abgelenkt von ihren Sorgen und Ängsten.

Sorgen und Ängste, die sie in den Nächten immer mehr verfolgten. Zumindest Kostas Albträume wurden schlimmer. Allerdings träumte er nicht so sehr vom Kerker in Dalmadans Feste, sondern mehr von Zucker und am Meisten von Kalliope und Andiël, die in diesem furchtbaren Schloss leben mussten, welches einem jegliche Energie zum Leben raubte. Kosta erinnerte sich in seinen Träumen sehr genau daran, wie schrecklich sich das angefühlt hatte.
In dieser Nacht war es besonders schlimm. Er hatte das Gefühl, sein Wesen würde aus seinem Körper gezerrt werden. Er wimmerte, ehe er dann bald schon schmerzerfüllt aufschrie. Er sollte aus seinem Körper heraus gerissen werden. Dazu schien irgendetwas seine Juwelen aufsaugen wollen. Ein dämonischer Drache aus rauchigen, öligen Schlieren. Dieser Drache umschlang ihn, wollte ihn zerquetschen und in ihn eindringen. Ihn durchdringen.
Kostas Schreie wurden jedoch rasch durch atemloses Keuchen erstickt. Er bekam wegen des öligen Rauches kaum mehr Luft. Er wurde vom Drachen erstickt. In dem Moment wachte er voller Panik auf. Er bekam keine Luft. Pfeifend versuchte er Luft einzusaugen. Er spürte Eneas Hände auf sich. Doch gerade half ihm das nicht. Er musste sich aufrichten. Dann konnte er vielleicht besser Luft schöpfen. Oder Wasser trinken. Kosta fiel mehr aus dem Bett, als dass er sich tatsächlich hastig aufrichten konnte. Auf allen vieren hustete er keuchend, schnappte verzweifelt nach Luft. Allmählich tanzten schon Sterne vor seinen Augen, bis er auf einmal schwarzen Rauch aushustete. Ein richtiger Schwall von Rauch aus seinen Lungen heraus ströhmte. Gleich darauf musste er sich übergeben. Allerdings kein Essen. Nur einen Klumpen ekligen, schwarzen Schleim. Sobald er konnte, noch während er hustete und würgte, liess Kosta ihn in Hexenfeuer aufgehen. Den Rauch, den Schleim. Er liess es hell lodern, bis nichts mehr von ihm übrig war. Danach liess er sich erschöpf zitternd zurück fallen. Weinend und lachend sass er noch immer keuchend und hustend da. Fahrig tastete er nach Eneas, um sich an ihn zu schmiegen und sich von dem Schrecken zu erholen.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » Fr 21. Okt 2022, 19:30

War Kosta tagsüber schon unruhig und gedankenverloren, so wurden die Nächte noch schlimmer. Die Albträume waren mit voller Wucht zurückgekehrt und Kosta litt sehr darunter. Eneas konnte es nur hilflos mitansehen und versuchen ihn danach zu trösten und ihm beizustehen. Es hatte alles mit der unsäglichen Nachricht über Nevanders Tod angefangen. Sie schien keinen von ihnen den erwünschten Frieden zu bringen und stattdessen eine Menge anderes aufzuwühlen. Auch Eneas schlief schlecht. Vor allem weil er sich um Kostas Schlaf sorgte, aber auch weil Nevander wieder frisch darin auftauchte.
Vielleicht hätten sie in dem kleinen Fischerdorf bleiben sollen. Es war so abgelegen gewesen, dass Nachrichten dort erst Wochen später eingetroffen waren. Aber Beldon Mor hatte nicht nur ein pulsierendes Nachtleben und schöne Strände. Es war auch eine Großstadt und Nachrichten aus allen Reichen waren hier schnell verbreitet.
Eneas konnte seinen Freund nicht davor beschützen. Er überlegte ob er Kosta vorschlagen sollte weiterzuziehen. Natürlich wollte Eneas, dass sein Freund sich seinen Erlebnissen im Krieg irgendwann stellte, doch kaum sah er wie sein Liebster stumm litt, wollte er ihn nur noch davor bewahren und irgendwohin bringen wo der Krieg sie nicht erreichte.
An einer der Nächte wurde es besonders schlimm. Kosta war mehrmals von Albträumen aufgeschreckt, aber dann endlich doch wieder eingeschlafen. Eneas war ohnehin vollkommen übernächtigt von dem wenigen Schlaf den er selbst dadurch bekam. Er hatte das Gefühl, er wäre gerade wieder hinweggedämmert, als ihn ein lauter Schrei aus dem Schlaf riss. Entsetzt fuhr der Krieger auf, sah besorgt zu Kosta. Sein Freund wimmerte zwar öfter unter den Albträumen, doch so heftig hatte er noch nie geschrieen.
"Wach auf! Du hast einen Albtraum!" Eneas rüttelte an ihm. Kostas Schreie verebbten, aber dann schien er keine Luft mehr zu bekommen. Noch im Schlaf rang er nach Atem. Schockiert beobachtete es Eneas. Was war passiert? War es eine Panikattacke oder etwas körperliches?
"Kosta! Wach auf!", rief er erneut. Sein Liebster keuchte unterdrückt und schnappte nach Luft. Eneas versuchte sich panisch an all die Dinge zu erinnern, die Kosta ihm beigebracht hatte, wenn ein Patient keine Luft mehr bekam. Mithilfe der Kunst tastete Eneas am Hals, ob etwas den Luftweg blockierte. Sollte er Mund zu Mund Beatmung machen? Oh, was hier los? Er musste selbst in einem schrecklichen Albtraum stecken.

Plötzlich riss Kosta die Augen auf und strampelte um sich. Röchelnd versuchte er weiterhin Luft zu bekommen. Der Krieger wandte sich von Eneas ab und schien aus dem Bett zu wollen, doch dann stürzte er mehr über die Bettkante.
"Kosta!" Eneas sprang ebenfalls aus dem Bett. Er musste etwas tun! Sein Freund war auf allen vieren und hustete elend. Sein Gesicht war vollkommen blass, er zitterte. Eneas hockte sich neben ihm, wusste aber nicht wie er ihm helfen konnte. Dann schien Kosta auf einmal zu würgen. Rauch kam bei jedem Husten aus dem Mund. Was....
Es war dunkel im Zimmer, doch in einer Ecke brannte eine mit Glas abgeschirmte Lampe. Irgendein Licht hatten sie immer an, da es Kosta half zu schlafen. Trotzdem war es zu wenig Licht. Er musste sich also täuschen, dass Kosta wirklich schwarzen Rauch aushustete.
Nein, es war ein Albtraum...
Nach mehreren dieser Hustenattacken, würgte Kosta heftig und erbrach einen seltsamen schwarzen Schleim. Eneas sah mit weit aufgerissenen Augen dorthin.
Kosta übergab sich weiter und hustete zwischendurch. Zitternd streckte er die Hand aus und ließ den Rauch und den schwarzen Schleim mit Hexenfeuer brennen. Es begann bestialisch zu stinken, wie Schwefel und etwas was seit Jahrtausenden am Vergoren war.
Eneas musste einen eigenen Würgereiz unterdrücken. Die schwarze Substanz brannte jedenfalls hell leuchtend und dann schien endlich alles aus Kosta heraus. Er schnaufte, aber dann lachte er keuchend und schien endlich wieder Luft zu bekommen. Tränen standen ihm in den Augen.
Kosta tastete nach ihm und Eneas nahm ihn hastig in den Arm, hielt ihn vorsichtig.
"Was... gehts dir gut?", fragte Eneas perplex. Mithilfe der Kunst öffnete er alle Fenster weit, damit frische Luft hereinkam. Außerdem erschuf er einen Ball mit reiner Luft, angefüllt mit viel Sauerstoff. "Hier. Einatmen." Die graue Kugel schwebte vor ihnen und sonderte erfrischende Luft ab, vertrieb den Geruch nach... Hölle?
"Was war das? Bist.. du krank?" Eneas streichelte ihn behutsam und besorgt. Er ließ ein Glas Wasser herbeischweben und tränkte dann auch ein Tuch mit Wasser, damit Kosta sich den Mund abwischen konnte falls er mochte. Dabei sah man rein gar nichts mehr von den Spuren.
Eneas war so beschäftigt mit seinem Liebsten, dass er nicht mitbekam wie draußen Schreie und Rufe ertönten, ebenso Husten und Röcheln.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Fr 21. Okt 2022, 19:30

Eneas war bei ihm und nahm ihn sicher in seinen Arm. Vertrauensselig hatte Kosta auch gar nicht anderes angenommen. Noch immer schwer atmend und keuchend, aber nicht mehr hustend lehnte er sich glücklich an seinen Freund. Er musste weinen. Er musste lachen. Kosta war vollkommen überwältigt und hatte das Gefühl er würde fliegen. Es gab nichts schöneres auf dieser Welt, als in Eneas Armen zu liegen. Dass die Luft in ihrem Zimmer furchtbar scheusslich nach intensivem Schwefel stank, bekam er erst mit, als Eneas mit Hilfe der Kunst alle Fenster weit öffnete und frische Nachtluft hinein geweht wurde. Sehnsüchtig sog er die frische Luft ein und hatte das Gefühl, dass sie noch nie so süss geschmeckt hatte und das obwohl sie sich in einer Grossstadt befanden.

Natürlich verwirrte Eneas das alles. Trotzdem reagierte er sehr gut und sammelte mit Hilfe der Kunst frischen Sauerstoff, damit sie saubere Luft atmen konnte. Wohlig, wenn auch noch heftig atmend, kuschelte Kosta sich an ihn. Besorgt fragte Eneas ihn, ob es ihm gut ginge. Was das gewesen sei und ob er krank wäre. Dabei streichelte er ihn ganz sachte und liess mit Hilfe der Kunst ein Glas Wasser herbei schweben. Und ein Tuch. Kosta nahm beides entgegen, nutzte es aber nicht. Alles was er wollte war, sich ganz dicht an Eneas zu kuscheln.
"Nein, ich bin nicht krank", beruhigte er Eneas noch leicht atemlos. Das Atmen ging schon viel besser. "Mir geht es gut. Alles ist gut. Es ist sogar wunderbar." Kosta lachte. "Es ist vorbei. Endlich ist es vorbei." Prompt kamen ihm heftige Tränen und er zitterte vor Überwältigung am ganzen Körper. "Er ist tot, Eneas", schluchzte er. "Es ist vorbei. Er kann niemandem mehr etwas tun. Wir sind gerettet. Sie haben es geschafft. Sion ist tot."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » Fr 21. Okt 2022, 19:31

Kosta weinte und lachte zugleich, während er tief die Luft einsog und sich an ihn kuschelte. Eneas war sehr überrumpelt und verwirrt. Was hatte er da eben mit angesehen? Es kam ihm unbegreiflich vor und allmählich realisierte er, dass es kein Traum gewesen war. Kosta keuchte heftig und atemte rascher wie unter großer Anstrengung, doch er beruhigte sich allmählich und nahm dann das Glas Wasser und das Tuch entgegen.
Sein Freund beteuerte, er wäre nicht krank und es ginge ihm gut.
"Das hat nicht gut ausgesehen...", wandte Eneas ein. Es hatte ihm furchtbare Angst gemacht. "Ich dachte, du erstickst."
Doch laut Kosta ging es diesem wunderbar und alles wäre gut. Er lachte auf und meinte dann, dass es vorbei wäre. Verwirrt blickte Eneas ihn an. Wovon redete er? Was war vorbei? Sein Liebster schluchzte abrupt auf und ein Zittern ging durch seinen Körper.

"Es ist vorbei. Er kann niemandem mehr etwas tun. Wir sind gerettet. Sie haben es geschafft. Sion ist tot", brachte er vor. Eneas kam nicht mehr mit.
"Wie kommst du denn darauf?", fragte er, "Hast du etwas geträumt?" Womöglich war Kosta noch ganz orientierungslos vom Albtraum. Anderseits fühlte sich Eneas genauso orientierungslos.
"Du hast aufgeschrieen und plötzlich keine Luft mehr bekommen", erzählte Eneas ihm, falls sein Freund dies im Schlaf nicht mitbekommen hatte. "Dieser Rauch und schwarzer Schleim... meinst du, das kam von Dhemlan?"
Sein Freund erklärte, dass dies Sion gewesen wäre. Oder ein Teil von ihm. Genau so hätte sich die Luft in Dhemlan angefühlt.
Eneas blieb baff sitzen. Kosta war ja im lichten Dhemlan gewesen. Vielleicht nur wenige Meter von Sion entfernt. Eneas bezweifelte nicht, dass sein Geliebter wusste wie sich das anfühlte.
"Bist du dir sicher?", musste er trotzdem fragen. Es war so unglaublich. "Es ist vorbei? Aber wie... haben unsere Truppen Amdarh erreicht und ihn besiegt?"
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Fr 21. Okt 2022, 19:33

"Ja, das dachte ich auch", lachte Kosta. Und wie er das gedacht hatte. Er war kurz davor gewesen ohnmächtig zu werden und hatte keinerlei Kontrolle mehr über sich gehabt. Ihm war noch nicht einmal in den Sinn gekommen, was man tun musste, wenn man kurz davor war, zu ersticken. Dazu war er viel zu überwältigt von seinem Traum und dem komischen Ziehen an seinen Juwelen gewesen. Vielleicht war das auch wirklich Sions Vorhaben gewesen. Allerdings war er zu schwach gewesen, als dass er es hatte durchziehen können. Und jetzt war er tot.

Aufgeregt erzählte er Eneas davon, während er weinte vor Erleichterung und gleichzeitig vor Glückl lachen konnte. Verständlicherweise war Eneas deswegen vollkommen verwirrt. Verblüfft wollte er wissen, wie Kosta darauf käme. Ob er etwas geträumt hätte. Kosta schüttelte seinen Kopf. Er hatte zwar geträumt, aber nicht das. Eneas erzählte ihm, dass er aufgeschrieen hätte und plötzlich keine Luft mehr bekommen hatte. Kosta nickte. Ja, daran erinnerte er sich. Aber das meinte er nicht. Bevor er es erklären konnte, kam Eneas schon selber auf die Idee, dass er den Rauch und den schwarzer Schleim meinte.

"Das war Sion", bestätigte er eindringlich. "Oder zumindest ein Teil von ihm. Genau so hat sich die Luft in Dhemlan angefühlt." Es war ekelerregend. Kosta hatte nicht gewusst, dass so viel davon in ihm geblieben war. Das war erschreckend. Wie es wohl den anderen Menschen ging, die noch viel länger da gelebt hatten?
"Oh ja, ich bin mir sicher, Eneas", versicherte er glücklich. "Es ist vorbei. Ich weiss nicht wie. Ob es unsere Truppen waren oder Zucker und seine Gruppe oder beide zusammen. Aber dieser ölige Schleim, das war Sion. Dunrobin Castle hat förmlich gewabert davon. Es war furchtbar. Man hat sich nicht getraut, auch nur etwas dort anzufassen. Aber man musste. Man musste weiter machen. Und so hat man sich mit ihm infiziert. Mir war nicht klar, wie sehr. Aber ja, jetzt ist es vorbei. Sion ist tot. Ich bin mir ganz sicher. Das habe ich gespürt, als der Rauch und der Schleim mich verlassen hat. Er wollte mich verschlingen. Meine Juwelenkraft aussaugen. Doch dann war er plötzlich zu schwach und ist selber gestorben."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » Fr 21. Okt 2022, 19:33

Sein Freund war sich absolut sicher, dass Sion tot war. Er wüsste nicht wie es passiert sei, ob es die Armee war oder Zucker und seine Gruppe, doch etwas war geschehen und es hatte zu Sions Untergang geführt. Der ölige Schleim wäre Sion gewesen. Man hätte es überall in Dunrobin Castle gespürt. So abstoßend, dass man dort nichts berühren wollte, doch man hätte weiter machen müssen und sich so mit ihm infiziert.
"Er war einfach nur schwarzer Schleim?", bemerkte Eneas fassungslos. Unglaublich wie der mächtige Dämon zu so etwas geringem reduziert werden konnte. Kosta erzählte, dass er nicht gewusst hatte wie sehr er mit Sions Einfluss infiziert worden war, als er sich in Dhemlan befunden hatte. Eneas musste unwillkürlich an seine Schwester und Andiël denken. Sie saßen schon so lange in Amdarh fest und mussten unbewusst sehr viel von Sion aufgenommen haben.
Aber Kosta gab ihm Hoffnung, dass es jetzt vorbei wäre. Er wäre sich sehr sicher, dass Sion tot wäre. Er hätte es gespürt, während ihn der Rauch und Schleim verlassen hätte. Die Beschreibung klang so furchtbar, dass Eneas seinen Freund gleich nochmal fester drückte. Beinahe hätte er Kosta verloren. Dieser sprach davon, dass Sion versucht hätte seine Juwelenkraft auszusaugen, doch dann wäre Sion zu schwach geworden und selbst gestorben.
"Unglaublich", wiederholte Eneas nochmals. Was hätte der Dämon versucht und wer hatte ihn aufgehalten? Aber hauptsache war, dass Sion nicht mehr war und Kosta jeglichen dunklen Einfluss ausgehustet hatte.

"Fühlst du dich jetzt besser? Meinst du, es ist alles raus?", fragte Eneas.
Ob Kosta nun weniger mit dem Erlebten in Dhemlan zu kämpfen hatte? Vielleicht hatte er jetzt die Kraft besser damit umgehen zu können.
"Wenn es bei dir so passiert ist, hoffe ich, dass es für Kalli und Andiël ähnlich ist. Wer weiß, was jetzt in Dunrobin Castle los ist. Hoffentlich sind sie in Sicherheit", sorgte Eneas sich. Leider würden sie das zunächst nicht in Erfahrung bringen können.
Es war mitten in der Nacht und wer konnte schon sagen, wann die ersten genaueren Informationen bis nach Chaillot dringen würden? Jetzt wünschte sich Eneas sehnlichst dass es etwas gäbe, was Nachrichten schnell überbringen konnte. Sie mussten auf Boten warten, die über die Juwelenwinde hierher kamen.
Von draußen vernahm Eneas heftiges Husten und Rufe.
"Ich glaube, du bist nicht der einzige, der Sions Ausstrahlung ausgesetzt war", befürchtete Eneas.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Fr 21. Okt 2022, 19:33

"Ich... ich weiss es nicht", stutzte Kosta verwirrt. Die Vorstellung, dass Sion einfach nur bösartiger, schwarzer Schleim gewesen sein sollte, war unfassbar. Er hatte so viel schlimmes und böses angerichtet. Da konnte er doch nicht einfach nur schwarzer Schleim gewesen sein. Das war... irgendwie zu wenig. Rasch schüttelte er diesen ungeheuerlichen Gedanken ab. Jetzt war nur wichtig zu wissen, dass Sion vernichtet war. Kosta hatte zwar keinerlei Beweise dafür und er wusste auch nicht wie und warum es passieret war. Aber er war felsenfest davon überzeugt, dass es so war. Er war sich kaum etwas in seinem Leben so sicher gewesen.

"Ich fühle mich so gut, wie schon lange nicht mehr", lachte Kosta und kuschelte sich wohlig in Eneas Arme. Deswegen fühlte er sich besonders gut. Nicht nur, weil Sion tot war, sondern weil er geborgen in Eneas Armen sein durfte. "Ja, ich denke, es ist alles raus. Es hat sich alles zusammen gezogen. Ich habe es im ganzen Körper gespürt. Es ist vorbei." Endlich. Jetzt konnten die Reiche wieder anfangen zu heilen.
"Wir könnten nach ihnen suchen gehen", schlug Kosta fast schon flehend vor, als Eneas sich sofort Gedanken um seine Schwester und ihren Gefährten machte. Seine Sorgen galten den Beiden ebenfalls. Sachte fasste er Eneas an der Hand. "Jetzt wo Sion nicht mehr ist. Es wird noch immer gefährlich sein und wir brauchen starke Begleiter. Doch jetzt könnten wir es wagen und sie suchen gehen." Es war etwas von vielem, was ihm auf der Seele lag. Dass er Kalliope und Andiël nicht besser hatte helfen können.

Eneas fiel jedoch erst noch etwas anderes auf, worauf er ihn hinwiess. Nebst der kühlen Nachtluft drangen nun auch Geräusche zu ihnen in die Wohnung herein. Man hörte Husten und keuchen und erschrockene Rufe. Besorgt richtete Kosta sich auf, stemmte sich wackelig auf seine Beine.
"Natürlich, es sind auch andere aus Dhemlan geflohen", nickte er verstehend. Oder es waren Agenten oder Spione Sions. Doch das war jetzt nicht wichtig. "Wir sollten rausgehen", schlug er Eneas vor. "Vielleicht braucht jemand unsere Hilfe." Kinder oder ältere Leute hatten vielleicht Mühe damit, Sion heraus zu würgen. "Und wenn nicht, können wir zu Lucius gehen. Es wird ihn sicher freuen zu hören, was passiert ist."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » Fr 21. Okt 2022, 19:34

Eneas lächelte und freute sich mit Kosta mit, als dieser lachend erklärte er würde sich so gut wie schon lange nicht mehr fühlen. Er war erleichtert, dass der Schreckensmoment vorbei war und Kosta war sich auch sicher, dass alles von Sion aus ihm raus war. Er hätte es überall im Körper gespürt, doch nun wäre es vorbei.
"Das klingt wunderbar", pflichtete Eneas bei. Er glaubte seinem Liebsten, dass dieser fühlte, dass Sion nicht mehr war, doch es war schwer greifbar und fühlte sich genauso unwirklich an wie die Nachricht von Nevanders Tod vor ein paar Tagen. "Es kommt mir wie ein Traum vor." Aber nun schien es ein guter Traum.
Trotzdem machte er sich Sorgen um all die, die ebenfalls unter Sions Einfluss gelitten hatten oder immer noch litten. Besonders um seine Schwester und Andiël. Kosta wollte sofort nach ihnen suchen gehen. Jetzt wo Sion nicht mehr sei, könnten sie es versuchen und nach ihnen suchen.
"Ich will ihnen auch helfen und sie in Sicherheit wissen, aber du hast recht, dass es immer noch gefährlich ist", wandte Eneas ein, "Wir wissen nicht was in Dhemlan passiert ist. Lass uns erst einmal neue Informationen abwarten. Vielleicht sind unsere Soldaten bis zum Schloss vorgedrungen und die beiden sind längst befreit." Er hoffte es sehr, doch bei einem Krieg konnten auch viele Unbeteiligte ins Kreuzfeuer geraten und verletzt werden.
Aber Eneas wollte nicht ans schlimmste denken.
Wie Kosta wäre er gerne sofort losgestürmt, aber es brachte niemanden etwas wenn sie sich selbst unbedacht in Lebensgefahr brachten. Außerdem hatte er so seine Bedenken, was es alles in Kosta auslöste, wenn er sich zurück nach Dhemlan begab.

Dann lenkte sie draußen Husten und Rufe ab. Kosta erhob sich wacklig und Eneas half ihm rasch, nahm ihm auch das Glas und Tuch wieder ab.
Sein Freund vermutete, dass die, die husteten, auch aus Dhemlan geflohen waren. Natürlich wollte Kosta sofort helfen und wollte hinausgehen. Eneas nickte.
"Wenn wir etwas für sie tun können, sollten wir das." Er hatte sich vorhin ziemlich hilflos gefühlt, als er mitangesehen hatte wie Kosta diesen Rauch und Schleim ausgewürgt hatte. Eneas wusste immer noch nicht wie er da helfen konnte. Aber vielleicht konnten sie den mitgenommenen Leuten danach beistehen.
Kosta schlug auch vor zu Lucius zu gehen, den die Nachrichten sicher freuen würden. Eneas nickte.
"Ja, aber bleiben wir vorsichtig. Diese Zwischenfälle könnten auch viel Chaos in der Stadt stiften. Andere werden nicht wissen was ihren Mitmenschen passiert."
Während Kosta seine Arzttasche vorbereitete, füllte Eneas ein paar Flaschen mit Wasser und nahm frische Tücher mit.
Zur Sicherheit steckte der Pirat einen Schlagstock ein. Er wollte niemanden ernsthaft verletzen, aber vielleicht mussten sie ein paar aufgebrachte Bürger in Zaum halten. Er wollte auf alles vorbereitet sein.
So ausgerüstet gingen sie los und folgten den Rufen, die sie vom Balkon aus gehört hatten. Ein Mann rief besorgt um Hilfe, während er in einem Innenhof neben einer zusammengebrochenen Frau stand. Sie lag heftig zitternd und aufbäumend auf dem Boden.
"Wir brauchen eine Heilerin! Meine Gefährtin hat einen Anfall!", rief der Mann außer sich.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 05:51

Kosta nickte zuversichtlich. Eneas hatte schon recht. Jetzt einfach nach Amdarh zu rennen war nicht nur gefährlich, sondern auch dumm. Sie sollten erst Erkundigungen einholen und sich dann gut vorbereiten. Sie konnten auch nicht nur zu zweit gehen. Dazu war Kosta zu wenig trainiert. Aber wenigstens bestand nun die Chance, dass sie etwas tun konnten. Sie mussten sich nicht nur Sorgen machen. Sie konnten wieder für etwas kämpfen.
Erst einmal brauchten jedoch Leute in Beldon Mor ihre Hilfe, wie man an den Geräuschen von draussen hören konnte. Eneas wollte auch mithelfen und fing damit an, dass er ihm half, auf die Beine zu kommen. Er nahm ihm auch das Glas Wasser und den Lappen wieder ab. Das Wasser holte Kosta sich jedoch zurück und trank das Glas leer. Das konnte nicht schaden. Danach machten sie sich eiligst daran, ihre Sachen zu packen. Kosta seine Arzttasche und Eneas Wasser, Tücher und auch etwas zur Verteidigung. Kosta versprach ihm vorsichtig zu bleiben. Er konnte sich selber auch gut denken, dass diese Erstickungsattacken Angst und Unruhe auslösten. Besonders, wenn es bei mehreren Leuten geschah. Zum Schluss zog er sich rasch noch etwas anderes an, als seine Schlafsachen, ehe er mit Eneas eiligst die Wohnung verliess.

Sie brauchten nicht lange, bis sie bei dem Mann waren, den sie vom Balkon aus gehört hatten. Er stand in einem Innenhof und rief verzweifelt nach einer Heilerin, während seine Gefährtin sich krümmend, zitternd und aufbäumend auf dem Boden lag. Hektisch schnappte sie nach Luft und Kosta konnte sich denken, was sie gerade durchmachte. Sie schien auch darum zu kämpfen, dass sie nicht aus ihrem Körper gerissen wurde.
"Ich habe eine medizinische Ausbildung", rief er dem Mann zu, um ihm zu erklären, warum er keine Heilerin brachte, sondern sich gleich selbst um seine Gefährtin kümmern wollte. Ohne zu zögern kniete er sich sofort zu der Hexe hin und erschuf mit Hilfe der Kunst einen Knebel zwischen ihren Zähnen, damit sie sich nicht aus Versehen die Zunge während des Anfalls abbiss und sich daran verschluckte.
"Es wird alles gut, Lady", sprach er sanft auf die Hexe ein. "Es ist bald vorbei. Ich habe es selbst erlebt. Es ist bald vorbei. Versucht es auszuhusten. Würgt es heraus." Kosta war sich nicht sicher, ob die Frau ihn hörte. Wenn dann beruhigte es sie hoffentlich. Sie musste furchtbare Ängste ausstehen. So oder so verliess Kosta sich nicht darauf, dass die Frau es von selbst schaffte. Er sprach nur zu ihr, um sie und ihren Gefährten zu beruhigen.

"Eneas! Hilf mir, sie auf alle viere zu bekommen", bat er seinen Freund. Gemeinsam packten sie die sich aufbäumende, zitternde Hexe so sanft es ging, bugsierten sie jedoch streng auf ihre Kniee, halfen ihr, sich mit den Händen auf dem Boden abzustützen.
"Halt sie fest", wies er Eneas an, ehe er selber in seiner Tasche wühlte und eine kleine Flasche heraus holte. *Und jetzt nicht einatmen*, warnte er ihn vor. Selber ging er ebenfalls etwas auf Abstand. Die kleine Flasche hielt er der Hexe direkt unter die Nase, wo er sie auch entkorkte. Drei Herzschläge später begann sie heftig zu würgen. Hastig zog Kosta die Flasche zurück, verstöppselte sie sorgfältig und verstaute sie wieder in seiner Tasche. Den Keil aus Kunst zwischen ihren Zähnen löste er ebenfalls auf. Kurz darauf erbrach die Hexe auch schon einen Schwall dieses furchtbaren, bösartigen Schleimes auf den Boden. Eneas und Kosta hielten sie dabei fest, solange sie es brauchte und den öligen Sionschleim liessen sie sofort in Hexenfeuer aufgehen.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » Sa 22. Okt 2022, 08:02

Kosta zögerte nicht und rannte gleich zu den beiden, erklärte dem Mann, dass er eine medizinische Ausbildung hätte. Das war noch sehr bescheiden. Kosta war einer der besten seines Faches. Leider verließen sich die meisten immer noch zu sehr auf eine Heilerin und waren vollkommen hilflos, wenn keine in Reichweite war.
Kosta kniete sich zu der Hexe hin und erschuf einen Knebel mit Juwelenkunst, damit die Frau etwas hatte worauf sie beißen konnte und sich nicht selbst verletzte. Eneas kannte das Verfahren. Er kam ebenfalls näher, wartete darauf ob er auch etwas tun konnte.
"Mein Freund kennt sich damit aus", beruhigte er den aufgelösten Mann. Kosta sprach auf die Frau ein, die sich noch auf dem Boden krümmte und mit weit aufgerissenen Augen hilflos zu ihm blickte. Kosta riet ihr, es auszuhusten und auszuwürgen, doch von selbst schien es ihr nicht zu gelingen und sie kämpfte immer noch mit starken Verkrampfungen und Zuckungen.
Als Kosta ihm eine Anweisung gab, war Eneas gleich an seiner Seite und half seinem Freund die Hexe zu packen und auf alle viere zu bringen. Eneas hielt ihre Arme fest und stützte ihren Oberkörper. Die Frau wollte sich weiterhin aufbäumen, sie hustete und röchelte.
"Es ist gleich vorbei. Versuch dich zu übergeben", sagte Eneas ihr, während Kosta rasch in seiner Tasche nach etwas suchte. Sein Freund sandte ihm, nicht einzuatmen und Eneas nahm die Warnung ernst. Sofort hielt er die Luft an und wandte den Kopf zur Seite. Kostaa entkorkte vor der Nase der Frau ein Fläschchen. Nur kurz, da begann die Hexe bereits zu würgen. Der wenige Duft hatte bereits einen starken Brechreiz ausgelöst und Kosta packte das Mittel schnell wieder weg.
Kaum hatte er auch den Knebel wieder aufgelöst, begann die Hexe sich bereits zu übergeben und würgte mehrere Male Rauch und zähflüssigen schwarzen Schleim aus. Dieses Mal half Eneas mit die dunkle Substanz lichterloh zu verbrennen.
"Mutter der Nacht, was ist das?!", rief der Mann und schlug die Hände über den Kopf zusammen.
"Kommt, stützt eure Freundin", riss Eneas den Blutmann aus seiner Panik und er kam und kniete sich bestürzt neben die Hexe, um sie in den Arm zu nehmen.
Kosta erklärte ihnen, dass es vorbei war und sie sich keine Sorgen zu machen bräuchten.
"Wart ihr in Dhemlan?", fragte Eneas. Er hatte dem Mann eines der Tücher gegeben und er half liebevoll seiner Freundin, wischte ihr den Mund und das Kinn ab. Die Hexe zitterte noch, sie schluchzte aufgewühlt. Nach einem Schluck Wasser und einigen Momenten des Durchschnaufens hatte sie sich soweit wieder gefangen, um zu erzählen, dass sie aus Dhemlan kam, aber dann geflohen war als Sion immer mehr Länder erobert hatte. Sie hatte zuvor in Amdarh gewohnt ehe sie ihr Glück in Beldon Mor gefunden hatte.
"Dieser Schleim waren die letzten Überreste von Sion. Er war wie eine bösartige Krankheit, die euch infiziert hat", versuchte Eneas zu erklären und überließ Kosta zu versichern, dass Sion nicht mehr lebte und die Bedrohung vorbei war. Das Pärchen konnte es kaum glauben, doch sie waren erleichtert über die Hilfe und bedankten sich bei ihnen überschwenglich.

Es waren nicht die letzten denen sie halfen. Viele, die unter Sions Einfluss litten, gab es in der Stadt nicht, aber sie halfen einem fahnenflüchtigen Soldaten aus Sions Armee. Jedenfalls vermuteten sie, dass er es war, denn der Mann wollte darüber nicht viel sagen. Er war schockiert über das was seinen Körper verlassen hatte und fragte nach Alkohol gegen den Schrecken. Eneas teilte etwas von seinem Rum mit ihm. Sie hatten keinen Grund dem Mann zu grollen.
Zwei weitere Dhemlaner und ein eyrischer Adeliger bedurften ebenfalls Hilfe. Der Eyrier war so dankbar, dass er ihnen Geld bot, doch sie lehnten es ab. Es tat gut einfach helfen zu können. Als sie gingen, hörten sie noch wie der Eyrier aufgeregt mit umstehenden Schaulustigen darüber redete, dass Sion vernichtet war.
Bei einer Schwarzen Witwe hatten sie mehr Probleme. Sie war aus einer Bar getaumelt und mitten auf der Straße zusammengebrochen. Als andere sahen wieviel schwarzen Schleim sie auswürgte, befürchteten sie eine ansteckende Krankheit oder dass die Schwarze Witwe dämonisch besessen sei. Ein bösartiger Zauber vielleicht auch. Mehrere Vermutungen wurden angestellt und kaum einer von den Angetrunkenen vor der Bar wollte ihnen glauben, dass das Auswürgen eine gute Sache sei.
Eneas musste sie mit dem Schlagstock zurückdrängen und auf Abstand halten, während Kosta der Schwarzen Witwe half.
Einige liefen weg, andere riefen nach Stadtwachen. Die kam dann auch, als der ganze Spuk bereits vorbei war. Trotzdem mussten Eneas und Kosta umständlich erklären was vorgefallen war. Die Wächter schienen ihnen zunächst nicht zu glauben, doch irgendwie hatte sich in dem Viertel wo sie geholfen hatten allmählich verbreitet, dass Sion tot war. Vielleicht hatten manche dem eyrischen Adeligen mehr geglaubt oder es hatte sich durch andere herumgesprochen.
Zu dem Zeitpunkt wo sie bei der Strandpromenade angelangt waren, ging das Gerücht wie ein Lauffeuer durch ganz Beldon Mor. Jeder redete darüber. Man hörte Jubelrufe und ein Karren mit mehreren Fahnen schwenkenden Jugendlichen fuhr über die Promenade, begleitet von lauten Rufen und Gejohle. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen und gratulierte sich.
Eneas grinste.
"Ich glaube, hier wartet niemand mehr drauf was morgen in der Zeitung steht", bemerkte er fröhlich. Eigentlich hatten sie zu Lucius gewollt, um ihm die frohe Nachricht zu verkünden, aber als sie dort ankamen, stand der Dhemlaner bereits vor seinem Laden und verkaufte kleine Feuerwerke.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 08:19

Geistesgegenwärtig sorgte Eneas dafür, dass der Krieger seiner Freundin half und nicht zu sehr nach dem Schleim fragte. So wogte die Panik des Mannes ab und auch die Hexe konnte sich in seinen Armen gut erholen. Aufmunternd lächelte Kosta sie an. Er wusste, wie gut sich das anfühlte. Ab da konnte Eneas ihnen in Ruhe erklären, was passiert war. Kosta wusste nicht, ob es eine gute Idee war, danach zu fragen, ob die Leute aus Amdarh kamen. Er hatte Angst davor, dass den Leuten danach Spionage oder ähnliches vorgeworfen wurde, wenn bekannt würde, dass die Menschen, die diesen Schleim ausgewürgt hatten, in Dhemlan gewesen waren. Er war jedoch eifrig dabei zu versichern, dass Sion nicht mehr lebte. Eine überwältigende Nachricht. Doch zumindest die Hexe musste spüren, dass er die Wahrheit sprach, auch wenn sie noch so unglaublich war.

Das Paar war ihnen jedenfalls unglaublich dankbar und wollte sie kaum mehr gehen lassen. Kosta erklärte ihnen jedoch, dass es womöglich noch andere gab, die Hilfe benötigten und sie deshalb weiter müssten. Das verstanden die Beiden. Sie überlegten sogar, ob sie selber helfen konnten. Kosta nickte ihnen zu, ehe er mit Eneas rasch weiter eilte. Es gab tatsächlich noch einige, denen sie helfen konnten. Unter anderem einem fahnenflüchtigen Soldaten, der danach, so schweigsam er auch war, einen guten Schluck Rum sehr wertschätzte. Kosta musste schmunzeln. Ja, so ein Schluck Rum konnte manchmal wunder wirken.

Andere waren gesprächiger. Zum Beispiel ein Eyrischer Adliger, der ihnen so dankbar war, dass er ihnen Geld anbot. Eneas und Kosta lehnten ab. Es tat einfach nur gut, endlich wieder helfen zu können. Etwas bewirken und Hoffnung bringen zu können. So riet er dem Mann nur, anderen auch versuchen zu helfen und das Geld ansonsten jemandem zu spenden, der alles verloren hatte. Von denen gab es durch den Krieg viel zu viele.
Schwieriger wurde es bei einer Schwarzen Witwe, die aus eine Bar getaumelt kam und sich auf offener Strasse übergab. Viele betrunkene Umstehende hatten Angst, dass sie ansteckend oder von einem Dämon besessen war. Zweiteres stimmte zwar, doch niemand wollte ihnen glauben, dass es etwas gutes war, wenn sie den Schleim auswürgte. Eneas musste sogar einige mit seinem Schlagstock zurückdrängen, damit Kosta sich um die Schwarze Witwe kümmern konnte. Etwas, was schon so schwierig genug für ihn war. Einfach aufgrund der Blutskaste, überkam Kosta ein heftiges Zittern und das Atmen fiel ihm schwer. Trotzdem gab er sich alle Mühe, ihr zu helfen. Die Schwarze Witwe hatte grosses Glück gehabt, dass sie aus Amdarh entkommen war.

Irgendwann schafften sie es schliesslich doch noch zu Lucius an den Strand. Die Nachricht, dass Sion tot war, hatte sie jedoch inzwischen schon längst überholt. Inzwischen hörte man Freudenrufe und Gejohle und keine angsterfüllen Rufe und keuchendes Husten. die Leute feierten, lagen sich in den Armen, schwenkten Fahnen oder zündeten kleine Feuerwerke an. Leicht betäubt davon liess sich Kosta von Eneas durch die Menge zu Lucius ziehen, der ihnen aufgeregt erzählte, was er erfahren hatte. Kosta und Eneas konnten noch einiges von den Gerüchten präzisieren, doch Eneas hatte ganz recht gehabt. Es wartete niemand mehr darauf, was morgen in der Zeitung stehen würde.
Bars wurden mitten in der Nacht wieder aufgemacht, Getränke verteilt und überall am Strand und in der Stadt entstanden kleine Feiern, die zu einer einzigen grossen Feier wurde. Die ganze Stadt schien aufgewacht und auf den Beinen zu sein. Auch Lucius Laden wurde nicht mehr gemieden. Es wurde gefeiert, gelacht und viel getrunken. Kosta stand dabei eher im Hintergrund und merkte erst jetzt so langsam, was er Eneas noch ein paar Stunden zuvor in ihrem Zimmer gesagt hatte. Es war vorbei. Es war so viel passiert. Doch jetzt war es vorbei. Wieder musste er an Kalliope und Andiël denken. An Timaris und ihre Familie. An Eneas' Familie, die auch die seine geworden war. An Tileo und an die Piraten auf Nuranessa. Viele von ihnen hatten zuviel geben müssen. Aber jetzt war es vorbei.

"Eneas?" Sachte fasste er seinen Liebsten an der Hand. Er schien gerne ebenfalls ausgelassen feiern zu wollen. Für Kosta war es jedoch zuviel. Nun wo sie niemandem mehr direkt helfen konnten, spürte er, was ihm eine Last von den Schultern fiel. Gleichzeitig war ihm jedoch überdeutlich bewusst, wieviel Schaden er selbst angerichtet hatte. Wieviel die Leute hatten leiden müssen und wieviele Leben zerstört worden waren.
"Können wir nach Hause gehen?" fragte er Eneas deswegen leise und zittrig. Sein Freund nahm ihn sofort beschützend und sanft in den Arm und geleitete ihn sicher nach Hause. Kosta war so froh darum. Und kaum waren sie in ihrer Wohnung angelangt, schmiegte er sich ganz fest an Eneas und brach in Tränen aus. Es brauchte noch etwas mehr Zeit, bis er alles verkaften und begreifen konnte.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » Sa 22. Okt 2022, 08:20

Lucius schien bereits gut zu wissen was passiert war, doch trotzdem tauschten sie sich aufgeregt aus und erzählten ihm was sie auf dem Weg hierher erlebt hatten. Der Dhemlaner hatte aber viel damit zu tun seine Ware zu verkaufen. Brennende Wunderkerzen tauchten den Strand vor dem Laden in bunte Lichter.
Aus dem zuvor angespannten und verwirrten Chaos brach nach und nach eine Feier aus, die sich über den gesamten Strand verteilte. Es war eine ansteckende, befreiende Atmosphäre. Eneas hätte sich gerne mit hineingestürzt, getrunken, getanzt und gefeiert, um den Sieg zu zelebrieren und sich an diesem großartigen Erfolg zu erfreuen, aber er merkte, dass es seinem Liebsten schnell zu viel wurde.
Kosta blieb eher am Rande von Lucius offenem Geschäft stehen und wollte nicht zu der ausgelassenen johlenden Menge an Chailloter und Touristen gehen. Sein Freund fasste ihn an der Hand und fragte ihn leise, ob sie nach Hause gehen könnten. Eneas lächelte ihn an und legte einen Arm um ihn.
"Natürlich", erwiderte er sofort. Kosta hatte zwar den anderen tapfer geholfen, aber er war bestimmt mitgenommen von dem Vorfall. Eben hatten sie beide noch in den Betten gelegen und nun standen sie hier und wurden von einer riesigen Feier überwältigt. Zudem war Kosta sowieso zurückhaltend geworden was Kontakt mit zu vielen Menschen betraf. Es hatte auf Nuranessa viel Zeit benötigt, um ihn behutsam wieder daranzuführen. Etwas was immer noch nicht zur Gänze abgeschlossen war.
Eneas hielt seinen Freund sicher in seinem Arm, behutsam an sich gedrückt, um ihn vor allem zu beschützen. Rasch brachte er Kosta zurück zu ihrer kleinen Wohnung und als sie oben angekommen war, begann sein Geliebter sofort zu weinen.
"Es ist vorbei... du hast es geschafft", sprach Eneas ihm gut zu, streichelte ihm über den Rücken und hielt ihn im Arm. In der Wohnung war es dunkel und still, doch sie hörten von draußen weiterhin das Jubelgeschrei und bunte Feuerwerke erhellten den Himmel. Eneas ließ es durch ein Schild leicht abklingen, legte sich mit seinem Freund ins Bett und tröstete ihn solange bis sie beide eingeschlafen war.

Am anderen Morgen gab es noch nicht viele Neuigkeiten außer dass es in den Zeitungen von der spontanen Feier geschrieben wurde. Es hatte auch ein paar Schlägereien gegeben. Nicht unüblich wenn so viel Alkohol floss, und eine Gruppe hatte am Strand Fahnen mit Sions Wappen verbrannt und dabei gleich einen Strandkorb mit abgefackelt. Doch Schlimmeres war zum Glück nicht passiert. Auch in den Zeitungen wurde von Sions Tod geschrieben, man zeigte sich aber zurückhaltend, da nichts bekannt war. Erst auf einer der hinteren Seite wurde von der mysteriösen Krankheit gesprochen bei der mehrere Leute schwarzen Schleim ausgewürgt hatten.
Eneas versuchte es die nächsten zwei Tage ruhig mit Kosta anzugehen. Sein Freund war weiterhin sehr aufgewühlt und manchmal brach er wieder in Tränen aus oder zitterte unkontrolliert, doch es schien ein reinigendes Weinen zu sein. Ein langsames Akzeptieren, das es tatsächlich vorbei war.
Teilweise wurde in den Straßen noch weitergefeiert, aber es war zum großen Teil abgeebbt. Sie halfen Lucius bei Aufräumarbeiten vor seinem Laden. Es hieß, Königin Charette Hoia wolle am Abend eine Ansprache halten und alle waren darauf gespannt.
Die Provinzkönigin wollte auf dem Platz vor dem Amtssitz Beldon Hall sprechen, doch Eneas hielt es fürs beste sich davon fernzuhalten. Sicherlich würden sich dort riesige Menschenmassen einfinden.
Des Nachts hörten sie sowieso wieder die Feiern und Jubelrufe und konnten allein vom Balkon aufschnappen, dass die Königin den Krieg für gewonnen erklärt hatte. So bestätigten es auch die Zeitungen am nächsten Tag.
Kosta und er waren nicht die einzigen, die direkt früh morgens vor den Ausladestellen warteten und den Verkäufern die Zeitungen förmlich aus den Händen rissen. Alle waren gespannt über die ersten echten Nachrichten. Noch am Zeitungsstand wurde wild diskutiert und sich ausgetauscht.
"Ein Bündnis von Eyriern und Hayllierin hat Dhemlan erobert", las Eneas, als sie zurück in der Wohnung waren. "Sie haben Amdarh besetzt." Er stockte.
"Dunrobin Castle ist... es ist nicht mehr viel übrig." Er blickte Kosta betroffen an. "Augenzeugen berichten von einem großen Drachen aus Rauch, der sich aus einer Rauchsäule über dem Schloss geformt hat und dann zusammengebrochen ist. Es gab Feuer und Explosionen.. Hunderte Opfer in Amdarh..."
Eneas schluckte.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 08:26

Es war der beste Platz auf der Welt. Kosta fühlte sich nirgends so sicher wie in Eneas Armen. Sehnsüchtig schmiegte er sich hinein und liess den grossen Schmerz durch die Tränen aus sich heraus fliessen. Bei Eneas war er sicher. Dieser beschützte ihn. Er legte sich höchstens mit ihm zusammen ins Bett, damit Kosta da an ihn gekuschelt weiter weinen konnte, bis sie beide eingeschlafen waren.

Am nächsten Morgen waren sie beide gespannt auf die Nachrichten in den Zeitungen. Doch wie sie schon erwartet hatten, war da nichts neues zu lesen. Das konnte noch gar nicht möglich sein. Trotzdem wusste Kosta, was er gefühlt hatte. Er war sich ganz sicher. Es war vorbei. Zumindest was Sion anbelangte. Der Schaden, den er angerichtet hatte, würde erst allmählich bekannt werden und noch länger würde es dauern, bis alles heilen konnte. Kosta wusste, dass auch er langsam damit anfangen sollte. Allerdings hatte er grosse Angst davor. Allein schon zu wissen, dass Sion tot war, tat unheimlich weh und löste auswühlende Gefühle in ihm aus. so heftige, das er noch einige Male in den nächsten Tagen in Tränen ausbrach und unkontrolliert in Eneas Armen zitterte.

Am Abend kamen dann endlich die heiss ersehnten Nachrichten, die erlösende Antwort in der Ansprache der Provinzkönigin, dass der Krieg vorbei war. Kosta und Eneas waren nicht hingegangen. Sie hörten auch so von ihrem Balkon aus, was passiert war. Der Krieg war vorbei. Prompt brachen wieder Feiern aus. Die Leute schienen heilfroh zu sein. Dabei hatte man in Beldon Mor kaum etwas mitbekommen. In Amdarh, in Raej, an ganz vielen anderen Orten, hatten die Menschen viel schlimmeres erleiden müssen. Kosta hatte es am eigenen Leib erfahren. Trotzdem war er froh, dass die Menschen in Chaillot es nicht auch hatten erfahren müssen und sich einfach freuen konnten.

Nach einer schlaflosen Nacht standen sie mit vielen anderen schon früh vor dem Zeitungsstand und konnten es kaum erwarten, endlich neue Nachrichten zu lesen zu bekommen. Es musste Neuigkeiten geben, wenn die Provinzkönigin selbst gesagt hatte, dass der Krieg vorbei war. Trotzdem war Kosta sehr nervös und traute sich nicht wirklich in die Zeitung zu schauen. Stattdessen braute er ihnen beiden einen Tee, während Eneas ihnen vorlas.
Doch obwohl Eneas sonst eine sehr schöne Vorlesstimme hatte, stockte er diesmal schon bald. Kein Wunder bei dem, was die Zeitung zu berichten hatte. Hayll und seine Verbündeten hatten Dhemlan erobert. Amdarh war besetzt. doch von Dunrobin Castle war nicht mehr viel übrig.
"Von dem Drachen habe ich geträumt", warf Kosta leise ein. Dieser Drache hatte ihn in die Dunkelheit reissen wollen. Stattdessen war er über dem Schloss zusammen gebrochen und hatte alles mit sich in die Tiefe gerissen. Feuer und Explosionen hätte es gegeben. Hunderte Opfer in Amdarh. Kreidebleich hielt Kosta sich an seiner Teetasse fest. Ihm war speiübel vor Schmerz in seiner Brust.
"Er wollte einfach nicht gehen", hauchte er verzweifelt. "Andiël wollte einfach nicht gehen. Er hatte zuviel Angst. Um sich, um seine Familie. Er war starr vor Schreck. Fast vollkommen durchdrungen von Sions Gift. Es... es hat ihn wahnsinnig gemacht. Und Kalliope, sie wollte nicht ohne ihn gehen. Trotz allem. Sie liebte ihn so sehr, dass sie bei ihm geblieben ist. Ich... ich habe sie versucht zu überreden zu gehen. Zu versuchen mit Andiël zu fliehen. Ich hätte sie wenigstens mit ins schattige Dhemlan nehmen können. Doch sie wollten nicht. Es wäre zu gefährlich. Für sie. Für mich. Für Timaris", brach es stammelnd aus ihm heraus, was er in Dunrobin Castle erlebt hatte.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » Sa 22. Okt 2022, 08:31

Kosta wurde bleich und umklammerte seine Teetasse. Auch Eneas war schockiert und die Angst um seine Freunde und Familien, die er in den letzten Tagen versucht hatte zu verdrängen, meldete sich heftig wieder. Hunderte von Toten. Die Burg zerstört. Wenn nun Kalli und Andiël unter den Opfern waren? Oh bitte nicht.
Sein Freund erzählte leise, dass er von dem Drachen geträumt hätte ehe er mit zitternder Stimme hauchte, dass Andiël nicht hatte gehen wollen. Er hätte zu viel Angst gehabt, um zu fliehen und wäre starr vor Schreck gewesen. Schon da wäre er durchdringen von Sions Gift gewesen und es hätte ihn wahnsinnig gemacht.
Eneas ließ die Zeitung sinken und stellte seine Teetasse beiseite, um zu seinem Freund zu gehen. Zwar hatte dieser gesagt, dass er Andiël und Kalliope getroffen hatte, doch er hatte nie Details darüber verlauten lassen außer dass es ihnen nicht gut ging.
Eneas hörte zum ersten Mal, dass Andiêl so infiziert von Sions Ausstrahlung gewesen war. "Durchdrungen von seinem Gift? Was soll das heißen?", fragte er.
Kosta erklärte auch, dass Kalliope ihren Gefährten trotzdem nicht hatte verlassen wollen. Er hätte versucht beide zu überreden, aber sie hatten abgelehnt, weil es zu gefährlich für sie alle gewesen wäre. Nicht nur für Kosta und die zwei, sondern auch für Timaris. Eneas nickte bitter. Kosta hatte nicht gefährden können entdeckt zu werden.
"Du hast getan was du konntest", versuchte er seinen Liebsten zu trösten. "Allein ihnen das anzubieten und sich mit ihnen zu treffen, war sicher gefährlich. Mach dir keine Vorwürfe." Eneas wusste wie schnell das bei Kosta ging.

"Kalli hat eine gute Intuition. Bestimmt sind die beiden weg bevor es in Dunrobin Castle schlimm geworden ist", versuchte er sie beide von der hohlen Hoffnung zu überzeugen. "Und sie haben sicher das Gift auch ausgehustet. Wir werden sie finden."
Aber sie konnten immer noch nicht sofort losstürmen. Das nutzte keinem. Wo sollten sie anfangen? In den Trümmern des Schlosses suchen? Nein nein, Eneas würde das nicht ertragen und er wollte Kosta unbedingt davon fernhalten.
"Wir können unseren Aufenthalt hier später fortsetzen...", bot er an, denn an Entspannung war seit den letzten Tagen nicht mehr zu denken. "Wenn wir wissen, dass alle in Sicherheit sind." Sanft streichelte er über Kostas Arm. Eneas wollte keinen Gedanken zulassen, dass Kalli und Andiël tot waren. Das würde er nicht glauben bis es nicht absolute Gewissheit gab. Lieber wollte er positiv denken. Egal wie schwer es angesichts der niederschmetternden Nachrichten war.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 08:45

Erschlagen schüttelte Kosta seinen Kopf. Nein, er wollte Eneas auf keinen Fall erzählen, was Andiël getan hatte. Was Kalliope getan hatte. Das war eine Sache zwischen den Beiden. Wenn sie überlebten, wenn sie wieder in Mineva waren, dann war es nicht gut, wenn Eneas Andiël verständlicherweise grollte. Doch Eneas wusste nicht, wie es in Dunrobin Castle gewesen war. Dieses Gift. Dieser Hass, die Angst und die Verzweiflung. All die komischen Sachen, die da passiert waren. Diese immerwährenden Stimmen, die auf einem eingeflüstert hatten. Wenn Kalliope Andiël vergeben konnte, dann musste das nicht mehr erwähnt werden.

"Nein", wehrte er unglücklich ab und stiess endlich etwas davon aus, was schon lange in ihm rumorte. "Nein, ich habe nicht getan, was ich konnte, Eneas. Ich hätte mehr tun können. Viel mehr. Doch meine Angst lähmte mich. Ich war nur zu bereit, ihre Ablehnung zu akzeptieren. Mich einfach nur darauf zu konzentrieren, Zucker und die anderen aus dem Kerker ins schattige Dhemlan zu holen. Ich hatte zu sehr Angst, dass ich auffliegen könnte. Dann hätte ich vielleicht noch mit Kalliope und Andiël fliehen können, aber ich wäre nicht mehr ans Gegenmittel gelangt. Vielleicht hätte Sion dann sogar herausgefunden, was Prinz Asar vorhate. Ich... ich musste mich entscheiden", gab er kaum hörbar flüsternd zu. Er hatte sich zwischen Kalliope und Andiël und Timaris entscheiden müssen und er hatte seine Königin gewählt anstelle von Eneas Schwester. Etwas, was er Eneas eigentlich gar nicht hatte sagen wollen. Er hatte es ihm verheimlichen wollen, damit es ihm nicht weh tat. Damit Eneas nicht den Schmerz erfahren musste, was für ein schrecklicher Mann Kosta war. In was für eine Illusion er sich verliebt hatte.

Eneas war jedoch so hoffnungsvoll wie immer. Er stand dicht bei ihm, während Kosta sich in Grund und Boden schämte, und streichelte ihm sachte über den Arm. Zuversichtlich meinte er, dass Kalliope eine gute Intuition hätte. Bestimmt wären sie Beide weg, bevor es in Dunrobin Castle zu schlimm geworden war und dann hätten sie auch das Gift ausgehustet. Sie würden sie finden. Hoffnungsvoll blickte Kosta auf. Er hatte schon befürchtet, er würde Eneas überreden müssen, sich ins nächste Abenteuer zu stürzen, weil er sich zu sehr um Kostas Zustand sorgte. Doch Eneas bot schon von selbst an, dass sie ihren Aufenthalt hier später fortsetzen könnten. Wenn sie wüssten, dass alle in Sicherheit wären.

"Ja, bitte", flehte er seinen liebsten an und fasste seine Hand mit seinen beiden Händen. Inniglich blickte er von unten zu ihm auf. "Lass sie uns suchen gehen. Bitte, Eneas. Jetzt wo wir wissen, dass der Krieg vorbei ist. Dass Hayll Amdarh sogar besetzt hält. Wir bereiten uns gut vor. Wir planen alles genau und nehmen kräftige Unterstützung mit. Und ich bin mir sicher, dass Timaris auch nach ihnen suchen lässt. Sie weiss doch, dass sie in Dunrobin Castle waren. Wir schreiben ihr und sagen ihr, dass wir helfen wollen. Oh, gütige Dunkelheit, Eneas. Es gibt so viele, die Hilfe brauchen. Es war so furchtbar da. Der Kerker... er... er war voller Menschen. Viel zu viele Menschen. Die Meisten waren wahrscheinlich unschuldig. Wenn das Schloss über ihnen zusammen gestürtzt ist...." Kosta verschlug es die Sprache. All die unschuldigen Menschen. Und noch grausamer war der Gedanke, dass es für einige von ihnen wahrscheinlich eine Erlösung war, wenn sie starben.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » Sa 22. Okt 2022, 08:53

Kosta wollte nichts darüber sagen, wie Andiël von dem Gift verändert worden war und irgendwie wagte Eneas nicht nachzubohren. Vielleicht blieben manche Schrecken ungesagt.
Sein Freund ließ sich zunächst leider auch nicht besänftigen und meinte unglücklich, dass er nicht genug getan hätte. Er hatte jedoch zu viel Angst gehabt enttarnt zu werden und deswegen hätte er Kallis Ablehnung bereitwillig akzeptiert. Dabei hätte er ihnen helfen können zu fliehen, auch wenn er dadurch nicht mehr an das Gegenmittel bekommen wäre. Er hätte befürchtet, dass Sion auch von Prinz Asars Absichten erfuhr und so hätte er sich entscheiden müssen.
Eneas legte einen Arm um ihn und blickte ihn eindringlich an. Sein armer Freund. Eneas wusste wie schwer ihm Entscheidungen gefiel. Besonders wenn es zwischen Personen war, die er liebte und denen er helfen musste. Es musste Kosta innerlich zerrissen haben.
"Ich weiß, dass es schwer war und ich bin ehrlich, ich wüsste nicht wie ich mich entschieden hätte. Aber du hast gewiss das richtige getan. Ohne das Gegenmittel hätte Timaris nicht überlebt und ohne sie hätte unser Volk womöglich die Hoffnung verloren und wäre nicht nach Amdarh vorgedrungen. Wer weiß, Sion hätte vielleicht gewonnen", versuchte er Kosta die Folgen aufzuzeigen. "Du kannst nichts dafür, dass die beiden im Schloss gelandet sind und dort festsaßen. Du hast bestimmt die Entscheidung getroffen von der du glaubtest, dass sie allen am meisten helfen würde. Aber ich glaube dir, dass es sehr schmerzhaft war."
Er nahm seinen Liebsten in den Arm. "Es ist schon gut." Zuversichtlich ersann er ihnen eine Hoffnung, dass Kalliope und Andiël vor dem Zusammensturz des Schlosses hatten fliehen können. Sie hatten sich in Sicherheit gebracht und das Gift bezwungen. Es musste so sein!

Eneas spürte Kostas Unruhe und auch ihn ließ die Sorge nicht los, weswegen er vorschlug, dass sie ihren entspannenden Aufenthalt unterbrachen. Kosta fasste ihn an den Händen und stimmte flehentlich zu, dass sie aufbrechen sollten, um Kalli und Andiël zu suchen. Dieses Mal wollte er aber nicht alleine losstürzen, sondern beteuerte, dass sie sich gut vorbereiten sollten und kräftige Unterstützung mitnehmen würden. Timaris würde sicherlich auch nach ihnen suchen.
Eneas lächelte. "Das klingt gut. Ja, wir sollten nicht alleine aufbrechen. Vielleicht können wir die Mannschaft fragen. Andiël ist doch fast so etwas wie ein Ehrenmitglied." Manchmal hatten sie ihn mitgenommen, manchmal eher unfreiwillig.
"Aber ich weiß nicht, ab wann Timaris Ressourcen frei hat, um speziell nach den beiden zu suchen. Sie wird vorher viele andere Dinge organisieren müssen und Kalli und Andiël sind vermutlich nicht die einzigen verschollenen...", befürchtete er. "Aber wir können ihr schreiben und sehen, ob sie Informationen für uns hat."
Kosta war in Gedanken schon viel weiter und dann fielen ihm die Gefangenen im Kerker von Dunrobin Castle ein. Viele wären davon unschuldig gewesen und wenn das Schloss über ihnen zusammengestürzt sei.
Eneas drückte ihn an sich. "Ich weiß."
Er hielt seinen aufgewühlten Freund. "Ich möchte dich gar nicht zurück nach Dhemlan lassen. Wir können dort nicht jedem helfen." Er befürchtete, Kosta würde an all dem Leid verzweifeln. "Wir tun was wir können und das wird genug sein."
Er wusste nicht, ob Kosta dies immer beherzigen konnte, doch Eneas würde auf ihn aufpassen.

Sie begannen ihre Reise zu planen, studierten Karten mit möglichen Fluchtrouten und kauften weitere Zeitungen mit hoffentlich mehr Einzelheiten. Auch schrieben sie Timaris, ebenso Eneas' Familie in Ivores und der Mannschaft in Nuranessa.
Genauere Nachrichten waren spärlich. Ein paar Tage später las Eneas, dass zur gleichen Zeit in Raej ein riesiger Wirbelsturm im Dschungel geherrscht hätten. Eine Explosion hatte es auch gegeben. Die Wege in den Dschungel waren beschwerlich, doch man sprach von einem Krater an Verwüstung. Eneas wusste nicht, ob er es Kosta zeigen sollte. Zucker hätte in dem Gebiet sein sollen oder? Und Kosta hing so sehr an dem Soldaten, das er ihm mehrmals nach war...
Würde er jetzt auch dorthin wollen? Aber die Nachrichten aus Raej klangen noch vernichtender als Dhemlan. Anscheinend war Königin Magyarosa verschollen.
Eine erfreulichere Nachricht holte sie ein, als sie ein Speerfaden erreichte. Olintes sandte ihnen, dass die Ziphios vor Anker lag.
"Ziphios?" Eneas hob eine Augenbraue.
Jedenfalls freute er sich ihre Kameraden wiederzusehen und begeistert zog er seinen Freund mit runter zum Hafen. Name hin oder her, doch er würde die 'E' schon von weitem erkennen. Da war sie! Der schnittige Rumpf, das sattbraune Holz, die zwei Mäste. Zwei? Was...
Eneas stockte.
Dort wo der dritte Mast hätte sein sollen, ragte ein abgebrochener Stumpf raus.
"Mein Baby!" Er rannte den Steg schnellen Schrittes hinauf, geradewegs an Damien vorbei. Der Prinz verdrehte die Augen.
"Ja, schönen Tag auch", bemerkte er.
"Was habt ihr mit meinem Schiff gemacht?!" Eneas umrundete bestürzt den Mast, während im Hintergrund Kosta von Olintes, Amancio und Ulysses geherzt wurde. Auch die anderen kamen schnell dazu. Eneas tätschelte besorgt das Holz des abgebrochenen Mastes, als ein scharfes Peitschenende seine Finger trag und ihn wimmernd zurückzucken ließ.
"Mein Schiff. Schon vergessen?" Leto kam langsamen Schrittes vom Achterdeck runter. Sie trug tiefblaue Pluderhosen und eine eng anliegende weiße Weste. Die blonden Haare waren hinten locker zusammengebunden. Auf dem Kopf trug sie einen weißen Dreispitz.
"Ich musste kurz etwas umdekorieren", erklärte Leto. Sie nickte Kosta kurz mit sachtem Lächeln zu.
"Umdekorieren?! Indem du einen ganzen Mast entfernst?", fragte Eneas entgeistert.
"Oh, uns ging die Munition aus und Leto fand, er tauge mehr im Schiffsbauch einer dhemlanischen Karavelle", warf Rachel grinsend ein.
"Erzählt, wie gehts euch?", fragte Ulysses. "Gab es hier auch eine Feier?"
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 08:57

Mit einem erleichterten Seufzen kuschelte Kosta sich in Eneas Arme und bedankte sich leise aber innig bei ihm. Er war froh, dass Eneas mit ihm nach Kalliope und Andiël suchen wollte. So konnte er etwas von dem Schaden wieder gut machen, den er angerichtet hatte. Eneas war sogar bereit, gleich mit der Planung für eine Rettungsmission zu beginnen. Er war wundervoll. Verliebt lächelte Kosta ihn an, ehe er sich mit ihm aufs Planen stürzte. Allerdings schweiften seine Gedanken dabei immer wieder zu den Worten ab, die Eneas ihm gesagt hatte. Dass er sich wahrscheinlich richtig entschieden hatte. Dass ohne seine Entscheidung das Gegengift niemals zu ihr gelangt war und Hayll dann wohl kaum hätte weiter bekämpfen können. Es war eine tröstende Vorstellung. Er wünschte sich nur, er hätte beides haben können. Kalliope und Andiël retten und das Gegengift zu Timaris zu bringen. Zu lange wollte er jedoch nicht darüber nachdenken. Denn dann kam ihm in den Sinn, dass er all seine Entscheidungen umsonst gewesen waren, weil er zum Schluss alles riskiert hatte, um Eneas zu retten.

Einige Tage später, erstaunlich schnell und doch nicht wirklich verwunderlich, wenn man die Crew der 'E' kannte, erreichte sie die Nachricht von Olintes, dass die Ziphios im Hafen läge. Nun war es Eneas, der Hals über Kopf aus der Wohnung zum Hafen rennen wollte. Kosta konnte ihn so halb bändigen, bis sie wenigstens im Hafen war und so kein Unfall passierte. Aber kaum sah Eneas die 'E' rannte er definitiv los. Scheu blieb Kosta zurück. Er hatte Angst sich der Crew zu stellen. Er schämte sich so sehr, wie er sie mehrfach schlecht behandelt hatte.
Seine Freunde hatten jedoch weniger Hemmungen. Olintes, Amanico und Ulysses herzten ihn ungeniert und knuddelten ihn, als wäre er ein verloren geglaubter Teddybär. Mit schüchternem Lächeln erwiderte Kosta die Gesten sachte. Zumindest so lange, bis Leto Eneas mit einer Peitsche angriff. Da entfloh seiner Kehle ein dunkles, bedrohliches Knurren. Es war nur leise. Doch laut und gefährlich genug, dass Olintes, Amanico und Ulysses erschrocken zurück zuckten. Kosta nutzte diese Freiheit, um augenblicklich bei Eneas zu sein. Erst dann schwand sein Bedürfnis, sich auf Leto zu stürzen und sie ihre eigene Peitsche schmecken zu lassen. Sie verschwand genau so schnell, wie sie gekommen war. So schnell, dass Kosta etwas verwirrt blinzelte und Leto unbeholfen zurück lächelte. Es war Ulysses, der die Situation entspannte, indem er fragte, wie es ihnen gehen würde und ob es auch eine Feier gegeben hätte.
"Mehrere", nickte Kosta etwas überrumpelt. "Die ersten schon, als die Leute anfingen die Überreste von Sion auszuspucken und dann natürlich nochmals, als Königin Hoia offiziell den Krieg für beendet erklärt hat."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » Sa 22. Okt 2022, 08:59

Eneas lächelte verliebt, als Kosta wieder an seiner Seite war. Er hätte gerne einen Arm um ihn gelegt, auch um zu zeigen dass sie in ihrer Beziehung weiter waren, doch vor Leto wagte er es nicht. Eneas wollte nicht unsensibel sein und eventuelle Wunden wieder aufreißen. Es war immer noch etwas heikel zwischen ihnen und sobald er sie sah, kam ihm die Trennung verdammt frisch vor. Dabei war inzwischen so viel passiert.
Bald umringte sie der Rest der Mannschaft, um sie zu begrüßen und Ulysses fragte wie es ihnen ergangen war. Kosta ging nur auf die letzte Frage ein, ob hier gefeiert worden war und erzählte von den zwei großen Feiern, die es in der Stadt gegeben hatte.
"Uns geht es gut", antwortete Eneas. "Etwas besorgt. Was ist mit euch? Und dem Schiff?" Er schielte zum kaputten Mast. "Wann ist das passiert?"
"Wir haben einige dhemlanische Offiziere erleichtert", erklärte Leto. "Wir hatten einen Tipp, dass sich eine Gruppe von ihnen mit gehortetem Gold absetzen wollte. Angeblich haben sie die Militärkässe Dhemlans geplündert."
"Anscheinend haben sie geahnt, dass Sion auf Dauer nicht gut für sie ist und wollten vorher noch einen Gewinn mit ihrer Kriegsbeute einstreichen", steuerte Farell bei.
"Piraten in Uniform. So unehrlich", kritisierte Olintes und schnalzte mit der Zunge. "Wirft ein schlechtes Licht auf uns alle."
"Wir wollten die Offiziere nach Hayll bringen, weil wir dachten, dass man vielleicht noch Infos aus ihnen rausbekommen kann. Plötzlich haben sie alle angefangen zu würgen und diesen schwarzen Schleim abzusondern", warf Amancio ein und schüttelte sich.
"Zwei von ihnen haben es nicht geschafft", bemerkte Ulysses bedauernd. "Jedenfalls haben wir so mitbekommen, dass etwas nicht stimmte und als wir dann in einem hayllischen Hafen waren, war die Nachricht über Sions Untergang bereits überall. Wir dachten, wir sehen nach euch."
"Eigentlich sind wir hier, um die Schätze loszuwerden." Rachel zwinkerte verschmitzt.

"Oh, ich dachte, ihr hättet unsere Nachricht bekommen", begann Eneas. "Kalliope und Andiël waren in Dunrobin Castle... wir wissen nicht, ob sie rechtzeitig rausgekommen sind und in den Zeitungen stand, dass das Schloss nahezu zerstört ist. Wir wollen sie finden und wir brauchen eure Hilfe."
Die Stimmung wurde etwas ernster.
Leto nickte schließlich. "Andiël hat uns immer unter die Arme gegriffen, wenn wir knapp waren oder einen Unterschlupf in Dhemlan brauchten. Es wird höchste Zeit, das wir das zurückzahlen."
"Ich dachte, das hätten wir schon längst, als er sich auf unserem Schiff als Pirat ausgegeben hat, um diese Braut klarzumachen", murrte Damien. "Wir wären beinahe abgesoffen."
Ulysses knuffte ihn in die Seite. "Natürlich helfen wir", pflichtete er bei.
"Natürlich", fügte Damien hinzu.
"Habt ihr irgendwelche Neuigkeiten gehört?", fragte Eneas.
"Es heißt, ein Flüchtlingsstrom kommt nach Askavi", erwähnte Maria. "Hoffentlich sind sie dabei."
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Kosta » Sa 22. Okt 2022, 09:07

Eneas versicherte ihren Freunden, dass es ihnen gut ginge. Sie wären nur etwas besorgt. Kosta fühlte sich da ganz anders, doch er sagte nichts dazu. Er nahm nicht an, dass seine Freunde das jetzt so und hier wissen wollten. Ausserdem wollte Eneas etwas ganz anderes wissen. Was dem mit dem Schiff passiert sei, was er offensichtlich noch immer als sein eigenes Schiff ansah, obwohl er Leto zum Kapitän gemacht hatte. Manchmal war er schon seltsam. Da dachte er so und konnte doch nicht begreifen, dass es Kosta auch nicht gefiel, wenn Eneas sein Schiff so einfach weiter gab.

Die Piraten erzählten derweil offen von ihrem letzten Abenteuer. Eines, das so richtig zu ihnen passte. Es war seltsam, davon zu hören, aber nicht dabei gewesen zu sein. Sonst war er auch immer dabei gewesen. Diesmal jedoch war es anders gewesen und obwohl es nötig gewesen war, gefiel es Kosta nicht wirklich. Zumal er mit Eneas noch immer nicht soweit war, dass sie wussten, wie ihre Beziehung funktionieren konnte. Eneas wusste zwar jetzt, dass Kosta ihn schon immer über alles liebte, konnte es ihm ehrlich glauben. Doch sie hatten noch immer nicht ihre unterschiedlichen Bedürfnisse aneinander gepasst. Geschweige denn, dass sie miteinander besprochen hatten, wie sie in der Öffentlichkeit oder gerade vor der Mannschaft auftreten wollten. Es überforderte Kosta alles etwas, weswegen er sich dicht bei Eneas hielt, so halb hinter ihm versteckt.

"Das war Sion", erklärte er leise, als Amanico den schwarzen Schleim erwähnte, den die dhemlanischen Offiziere abgesondert hätten. "Ganz Amdarh war davon überzogen, auch wenn man es von Nahem nicht gesehen hat. Von weitem, vom Hafen aus zum Beispiel, hatte man das Gefühl, die ganze Stadt würde wabern. Dunrobin Castle sah besonders schlimm aus. Sobald man in Amdarh oder im Schloss war, infizierte man sich damit. Ohne Ausnahme. Es gab keinen Weg, sich davor zu schützen." Es war furchtbar und widerwärtig gewesen. Amanico hatte ganz recht, sich vor Ekel zu schütteln.

Ulysses erklärte, dass sie nach ihnen hatten sehen wollen, nachdem sie von Sions Untergang gehört hätten. Rachel hingegen meinte mit einem verschmitzten zwinkern, dass sie hier wären, um die Schätze loszuwerden. Kosta lächelte scheu. Es stimmte wohl beides und er freute sich ja auch, seine Freunde wieder zu sehen und wissen, dass es ihnen gut ging. Eneas klärte dann aber auf, dass sie gehofft hatten, sie würden ihnen helfen, Kalliope und Andiël suchen zu gehen.
Leto nickte schliesslich und meinte, sie würden es Andiël schulden. Damien war sich da nicht so sicher, ob sie ihm tatsächlich noch was schuldeten. So oder so waren sie alle bereit ihm und Kalliope zu helfen. Sie gehörten beide zur Familie und die Mannschaft hatte schon weitaus fremderen Leuten geholfen. Einfach, weil es richtig war.
"Danke", meinte Kosta innig. Für ihn hatte es noch eine tiefere, drängendere Bedeutung. Er musste wissen, dass er sich damals nicht zu falsch entschieden hatte. Dass Kalliope und Andiël es wirklich geschafft hatten. Dass sie nicht in diesem grausamen Schloss verzweifelt waren.
"Wir haben schon angefangen, die Suche zu planen", erklärte er leise. "Uns die Karten angesehen und unser Informationsnetzwerk aktiviert. Damit Nachrichten schnell zu uns gelangen, sollte es nötig sein. Es müssen nur noch ein paar Kleinigkeiten organisiert werden, dann könnten wir los." Was es besonders schwierig machte, nicht einfach loszustürmen. Er hatte Eneas versprochen, dass sie alles gut planen und Verstärkung mitnehmen würden. Doch jetzt, wo beinahe alles beieinander war, wollte er am Liebsten gleich losrennen.
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Re: Suche nach dem verlorenen Paar

Beitragvon Eneas » Sa 22. Okt 2022, 09:08

Kosta erklärte ihnen, dass es sich bei dem schwarzen Schleim um Sion gehandelt hatte und dass es in Amdarh besonders schlimm gewesen. Man hätte es zwar nicht gesehen, doch überall in der Stadt und im Schloss hätte man sich damit infiziert. Man hatte sich davor nicht schützen können.
"Furchtbar", bemerkte Maria, "Hoffentlich hat es jeden Infizierten verlassen oder hast du eine Idee wie man dem nachhelfen kann?" Die Heilerin war verständlicherweise daran interessiert und hatte sich oft mit Kosta ausgetauscht. "Zwei der Offiziere habe ich nicht retten können. Das schwarze Sekret kam ihnen fast aus jeder Pore und aus den Augen."
"Vielleicht standen sie Sion nahe und waren oft in seiner Gegenwart", vermutete Eneas.
Dann konzentrierte sich das Gespräch darauf, dass sie Kalliope und Andiël finden wollten und die Mannschaft stimmte gleich zu. Kosta erzählte was sie bereits geplant hatten und dass sie nur ein paar Kleinigkeiten organisieren müssten bevor sie aufbrechen könnten.
"Wir brauchen mehr als eine Kleinigkeit", sagte Ulysses und blickte besorgt zum abgebrochenen Mast. "Ich werde sehen was ich anfertigen kann."
Leto rief eine Karte von Terreille herbei. "Wenn wir annehmen, dass sie haben fliehen können, gibt es nicht viele Möglichkeiten wohin sie sich wenden würden. Nicht in den Süden von Dhemlan. Dena Nehele fällt damit auch weg." Sie rollte die Karte auf einem Fassdeckel aus und die Mannschaf sammelte sich darum.
"Sie würden in den Norden reisen. Richtung Hayll", spekulierte Eneas und tippte auf die Karte. "Entweder zur Grenze von Shalador oder Askavi. Wir können an einem der Reiche anlegen und dann über die Juwelenwinde weiter."

"Die könnten immer noch gefährlich sein", befürchtete Olintes. "Wer weiß welches Militär dort seinen Stützpunkt hat."
"Wir müssen es riskieren", sagte Eneas. Doch Olintes hatte recht. Die Knotenpunkte waren sehr wichtig, um viele Soldaten hin und herzubewegen. Gerade dort würden also Truppen sein und sie würden nicht wissen von wem. Doch sie stellten auch ihre größte Chance dar, denn dorthin würden sich Flüchtlinge mit Juwelenkräften bewegen.
"Wann können wir aufbrechen?", fragte er.
Leto zögerte. "Wir müssen noch Dinge erledigen, aber sehr bald", versprach sie.
Trotz der ernsten Situation freute sich Eneas wieder auf dem Schiff zu sein. Oh, er hatte es vermisst und es tat gut das Deck unter den Füßen zu spüren. Und dieses Mal musste Kosta sich nicht nachts heimlich zu ihm in die Kapitänskajüte stehlen. Sie konnten ganz...
Er stockte in Gedanken und sah zu Leto, insbesondere den Dreispitz des Kapitäns. Das hatte Eneas nicht bedacht. Er war kein Kapitän mehr. Genaugenommen wusste er nicht was er gerade war und er konnte sich nicht vorstellen bei seiner Ex-Freundin anzuheuern. Er hatte sich eben voll und ganz auf Kosta konzentrieren wollen und deshalb alle Pflichten abgetreten. Aber nun? Er wusste ja immer noch nicht, wie es weitergehen würde.
"Habt ihr denn eine Kajüte für mich?", fragte Eneas zögerlich.
"Ich dachte, wir stopfen ihn in den Lagerraum", zeigte sich Olintes verwundert. Leto grinste, sagte aber erstmal nichts dazu.
"Nein, wie wärs im Fischlager?", schlug Farell vor.
"Im Pumpenschacht", steuerte Damien bei.
"Als Galionsfigur", witzelte Amancio. Eneas schnaubte, aber irgendwie hatte er die Neckerei auch vermisst.
"Wir klären das", sagte Leto, "Habt ihr nicht eine Abreise vorzubereiten? Los!" Sie scheuchte einige von ihnen fort bis nur noch Kosta, Eneas und Leto zusammenblieben. Eneas räusperte sich betreten.
"Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie es sein wird, wenn wir wieder aufs Schiff kommen", gab er zu.
"Offensichtlich nicht", bemerkte Leto. Sie sah zu Kosta. "Wisst ihr schon was ihr vorhabt, wenn wir Andiël und Kalliope gefunden haben?"
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