Go to footer

Ungewisse Rückreise





Ungewisse Rückreise

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 19:48

"Vorsichtig, Vorsichtig", rief Eneas besorgt, während sie die Trage mit dem schlafenden Kosta langsam unter Deck bugsierten.
"Wir sind vorsichtig", schnaubte Damien. "Wir waren es auch vor zehn Sekunden. Und wir werden es auch die nächsten drei Atemzüge sein. Meiner Verletzung geht es übrigens gut, danke der Nachfrage." Brummelnd schob Damien das andere Ende der Trage weiter vorwärts und so trugen sie Kosta unten durch den schmalen Gang, um ihn ins Krankenquartier zu bringen.
Sie hatten noch zwei Tage in Dalmadans Feste verbracht ehe Leto und Maria Kosta für stabil genug gehalten hatten, dass sie eine Kutsche hatte nehmen können, um zurück zum Fluss Sadhe zu reisen. Es war erstaunlich wie kurz die Strecke nun mit der Kutsche und ausgeruhten Pferden schien, als die Länge ihres Hinweges, den sie abseits der Wege und im Schutze der Nacht zu Fuß bewältigt hatten. Sicher waren die Straßen nicht unbedingt, aber sicher genug, um sie als große Gruppe zu bereisen. Nur hatten sie die Embleme Zoryas auf den Kutschen überklebt, damit niemand auf falsche Gedanken kam. Die Nachricht des Todes der Königin verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Angefangen damit, dass die Glacier den toten Körper der Königin zur Schau gestellt hatten. Ein schauderhafter Anblick, aber Savah war der Meinung, dass die Menschen es mit eigenen Augen sehen mussten, um es auch wirklich zu glauben. Zu viel Angst herrschte noch in diesem Land. Vielleicht hatte sie Recht.
Auf ihrem Weg waren sie auch den ersten glacianischen Soldaten begegnet und als sie abgereist waren, hatten sich die ersten verbündeten Eyrier über den Luftweg in der Burg gesammelt, um sie zu sichern. Trotz Zoryas Tod schien die Aufgabe der Allianz erst zu beginnen. Dalmadans Feste war zwar halbwegs gesichert, aber das konnte man nicht gerade vom Rest des Landes behaupten und immer wieder hörten sie auf ihrer Reise Nachrichten von Kämpfen. Es gab Eneas Hoffnung, dass sie auch Nachrichten bekamen über ganze Städte, die die Allianz erfreut und erleichtert begrüßten.
Eneas selbst wollte das dunkle Dhemlan lieber schnell verlassen. Sie waren alle erschöpft und angeschlagen, brauchten Erholung. Der Abschied von Savah, Eoshan, Merion, Hagen und all den anderen verlief nur kurz. Niemand hatte Zeit für ein Freudenmahl oder dergleichen und relativ bald trennten sich ihre Wege. Während die Dea al Mon nach Nordosten in Richtung Askavi und Dea al Mon aufbrachen, reisten sie selbst in den Südwesten zur Sadhe. Zurück zum Schiff.
Eneas war froh dort auch alle wohlauf zu sehen und die 'E' war unversehrt. Aufgeregt wurden Geschichten ausgetauscht, und die Soldaten, die sie mitgebracht hatten, etwas mißtrauisch beäugt. Da viele von ihnen auch verletzt waren, hatte Eneas angeboten, dass die Männer mit ihnen nach Terreille reisen konnten. Der einzige, der fehlte, war Amaya, der schon mit Prinz Asar, Laree und Olintes über die Winde zu Askavis Tor gereist war, um von dort direkt nach Draega zu kommen. Eneas war diese Reisekombination nicht geheuer vorgekommen, doch Laree schien den Kriegerprinzen gut beruhigen zu können. Olintes hatte sich gemeldet, mitzureisen, nachdem Eneas herumgefragt hatte, wer sie begleiten würde. Vor allem um Kostas letzte Worte zu erfüllen bevor sein Freund eingeschlafen war. Es schien ihm wichtig, dass Amaya seine Tochter sehen konnte.
Diese Gruppe musste mittlerweile in Draega sein. Hoffentlich hatten sie das Gegengift überbringen können, hoffentlich war es noch rechtzeitig gekommen. Leider wussten sie darüber nichts und würden für längere Zeit von allen Nachrichten abgeschnitten sein, als sie den Anker lichteten und den Fluss hinunter segelten, um ins Meer zu gelangen.

Eneas setzte sich neben Kosta auf einen Stuhl, hielt vorsichtig die Hand seines Freundes. Seine Atemzüge waren ruhig, er schien fest zu schlafen. Eneas machte sich allmählich Sorgen, dass Kosta nach all den Tagen immer noch schlief, doch Leto meinte, es wäre normal und verständlich. Kosta wäre vollkommen erschöpft und geschwächt gewesen.
"Eneas, lass kurz los", sagte sie gerade, als sie wieder einen neuen Schlauch in die Kanüle in Kostas Arm schloss. Der Schlauch ging zu einer Flasche, befestigt an einem Ständer, die den geschwächten Körper mit allen notwendigen Nährstoffen versorgen sollte. "Weißt du.. nur weil Kosta schläft, heißt das nicht, dass du keinen Schlaf benötigst. Du solltest dich hinlegen", sagte sie ohne ihn anzusehen. Eneas strich sich durch die rabenschwarzen Haare, streckte sich. Sie hatte Recht. Wie so immer.
"Danke, aber ich weiß nicht, ob ich schlafen kann...", wehrte er ab.
"Das heißt, du ziehst es vor, vollkommen durchnächtigt und ausgelaugt zu sein, wenn er erstmal wach ist?", fragte sie. Eneas verzog das Gesicht. Das war ein sehr gutes Argument. Der Kapitän erhob sich. Leider war in dem kleinen Krankenquartier keinerlei Platz für ihn zum Schlafen. Er drückte nochmal Kostas Hand, sah ihn lange an ehe er in seine eigene Kapitänskajüte ging. Eneas schälte sich aus der Kleidung, er warf die Kleidungsstücke in die Ecke, schaffte noch sich kurz zu waschen und in frische Unterwäsche zu schlüpfen ehe er sich ins Bett legte.
Er glaubte ja nicht, dass er einschlafen konnte. Das war der letzte Gedanke den er dachte bevor er bereits eingeschlafen war.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


von Anzeige » So 25. Sep 2022, 19:48

Anzeige
 


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 19:50

Das sanfte Schaukeln der Wellen schenkte ihm einen erholsamen beruhigenden Schlaf. So tief und schwer, dass ihn keine Träume heimsuchten. Selbst sein Geist war zu erschöpft, um zu verarbeiten, was tief in seiner Seele tobte. Kosta war einfach nur in fluffige, weiche, dunkle Watte gepackt. Es war warm und wunderbar schön. Ohne jegliches Zeitgefühl. Kosta brauchte auch lange, bis er merkte, dass die Watte allmählich heller und dünner wurde. Bis er dann auf einmal den schlafenden Vissarion vor sich sah. Er schien auf einem Stuhl neben seinem Bett zu sitzen. Ob er wieder eine Frage zu Frauen hatte? Kosta lächelte. Der Junge war voll in der Pupertät und entsprechend unerträglich, wenn es um gewisse Themen ging. Aber er war ein guter Junge. Treu. Er passte auf dieses Schiff.

Kosta brauchte sich nicht umzuschauen, um zu wissen, dass er sich auf der 'E' befand. Dieses Schiff würde er noch mit verbundenen Augen erkennen. Dennoch liess er den Blick schweifen, um den schmerzlich vermissten Anblick zu geniessen. Er lag offensichtlich in ihrer kleinen Krankenstation. Stimmt. Turgor hatte ihm ja den Bauch aufgeschnitten. Komisch. Er fühlte gar nichts. Vorsichtig tastete er nach seinem Bauch. Ah, aber das war anstrengend. Wahrscheinlich lag beides daran, dass ihn die Watte noch immer recht eingehüllt hatte. Er war auch schon wieder so komisch müde. Nur hatte er keine Lust mehr zu schlafen.

"Vissarion", versuchte er den Jüngling zu wecken. Doch seine Stimme war ein kaum hörbares Wispern. Seine Zunge fühlte sich auch so merkwürdig schwer an. "Welpe!" krächzte er etwas kräftiger. Autsch, jetzt tat sein Bauch doch weh. Doch es nützte. Der junge Krieger schoss von seinem Stuhl auf und starrte ihn an. Zuerst erschrocken, dann ungläubig und dann freudestrahlend.
"Du... du bist wach", stammelte er aufgeregt. "Oh, du bist wieder wach. Endlich. Ich dachte schon, wir hätten dich trotzdem verloren. Aber du darfst nicht gehen. Und jetzt bist du endlich wieder wach. Oh, wenn das die andern wüssten. Warte! Ich gehe es ihnen sagen. Gleich." Vissarion wollte rausrennen, kam aber genau so schnell wieder zurück gehuscht. "Nicht wieder einschlafen. Sonst glauben sie mir nicht. Bin gleich wieder da." Erneut wollte er losstürmen, als ihm noch etwas anderes in den Sinn kam und er noch einmal an Kostas Bett trat. "Ich bin so froh, dass du wieder da bist." Sachte umarmte er in. "Nicht einschlafen." Damit stürmte Vissarion entgültig aus der Kajüte.
Kosta starrte ihm nach. Die Freude des Jungen rührte ihn, dessen Besorgnis machte ihm ein schlechtes Gewissen. Vorallem fragte er sich jedoch, wie er nun an ein Glas Wasser kommen sollte, wo der Welpe nicht mehr hier war, um es ihm zu geben. Er hatte solchen Durst, wie er immer deutlicher spürte. Und heiss war ihm auch. Erschöpft fielen ihm die Augen zu und er döste wieder weg.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Leto » So 25. Sep 2022, 19:50

"Wir hätten nicht in der Feste miteinander schlafen sollen", keuchte sie, ehe sie sich ihre Lippen erneut berührten.
"Das fällt dir jetzt ein", entgegnete er atemlos, während sie kurz den Kuss löste, um ihm sein Oberteil hastig abzustreifen. Er sog zischend die Luft ein, hielt sich die Hand über seinen Rippenverband. "Für eine Heilerin bist du erstaunlich rücksichtslos", bemerkte Damien trocken.
"Sei keine Memme", keuchte Leto und drückte ihn nach hinten auf den Kartentisch, um ihn danach wieder leidenschaftlich zu küssen. Sie hielt es nicht aus, dass Eneas scheinbar jeden Atemzug und Gedanken nur noch für Kosta aufwandte. Sie hatte einfach jemanden gebraucht, der sie auch begehrte und sie wollte. Sie hatte Damien gewarnt, dass sie ihn nur ausnutzen würde. Und nach der Aufregung der Burgeroberung hatte es sie einfach so überkommen.
Nur war es bei dem einen Mal bei weitem nicht geblieben. Leto wusste, es war überhaupt keine gute Idee, während sie weiterhin Eneas liebte und es ihr so schmerzte ihn um sich zu haben, doch Damien bot eine willkommne Ablenkung. Es war vielleicht genau das, was sie brauchte, redete sie sich ein. Jedenfalls war es sehr gut gegen den Stress.
Die Priesterin hatte gerade Damiens Gürtel geöffnet, als sie von draußen auf dem Gang Welpes aufgeregte Stimme hörte. Leto hielt alamiert inne. Vissarion hatte Bettwache bei Kosta halten sollen. Leto rutschte hastig hinunter vom Tisch.
"Wirklich?", fragte Damien stöhnend.
"Ich muss nach Kosta sehen", erklärte sie. Damien verdrehte die Augen und erhob sich ächzend. Leto schloss eiligst ihr beiges Hemd, strich sich nachlässig durch die langen Haare und eilte aus dem Kartenraum.
"Vissarion!" Sie schaffte es gerade noch so den Jugendlichen von der Messe wegzuziehen bevor er aufgeregt seine Neuigkeit ausplatzte. "Was ist mit Kosta?", fragte sie.
"Er ist wach! Kosta ist aufgewacht. Wenn der Käpt'n und die anderen das hören", rief er.
"Schhh.. sei leise. Kosta kann es nicht gebrauchen, dass ihn nun alle bestürmen. Du behälst das erstmal für dich. Ich sehe nach ihm und ob er überhaupt in der Verfassung ist, Besucher zu empfangen", versuchte sie den jungen Piraten zu beruhigen. Glücklicherweise sah Welpe ihre Argumente ein und nickte.
"Deine Haare sehen komisch aus", bemerkte er dann.
Leto straffte sich, strich ihre Haare rasch ordentlicher. "Ich habe geschlafen", erklärte sie.
"Im Kartenraum?", fragte Welpe skeptisch. Leto seufzte.
"Ugh, tu etwas nützliches und steh mir nicht im Weg." Sie schob den Jugendlichen beiseite und eilte zum Krankenquartier.

Leto strich nochmal ihre Kleidung glatt, als sie eintrat. Kosta schien aber wieder eingeschlafen zu sein. Die Heilerin kontrollierte seinen Zustand. Kosta war der letzte im Krankenquartier. Gestern hatten sie Ulysses und einen der Soldaten entlassen. Sie waren zwar noch etwas angeschlagen und mussten sich schonen, aber sie konnten sich wieder bewegen. Wenn Ulysses dafür momentan auch noch einen Stock benötigte. Prompt hatten ihn einige deswegen geneckt und ihn Großväterchen genannt, worauf Ulysses allerdings relativ gelassen reagierte. Immerhin war er bereits Großvater.
Leto fühlte Kostas Puls. Er war die letzten Tage wieder stärker geworden. Ein gutes Zeichen. Sie kontrollierte die Bauchwunde, die Nähte sahen gut aus. Kosta hätte es nicht besser machen können. Jedenfalls hoffte sie das. Leto wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass Kosta eine hässliche Narbe am Bauch davon trug.
Sie bemerkte, dass seine Lippen sehr trocken aussahen und nahm ein feuchtes Tuch zur Hilfe. Sie hatte ihm damit gerade über die Lippen gestrichen, als er die Augen aufschlug. Leto lächelte ihn an.
"Versuch dich nicht zu bewegen", sagte sie ihm, "Du bist wohlbehalten auf der 'E' und wir befinden uns auf der Rückfahrt nach Terreille. Wir sind bereits wieder auf dem offenen Meer. Möchtest du etwas trinken?"
Er wollte und so flößte Leto ihm ganz vorsichtig etwas Wasser ein. Sie legte ihre Hand auf seine Stirn. "Du hast ein leichtes Fieber", stellte sie besorgt fest. Es durfte sich nichts entzünden. Die Heilerin kontrollierte noch einmal die Netze. "Ich werde dir etwas gegen die Entzündungen geben." Sie bereitete eine Spritze vor und gab sie dann in seine Kanüle.
"Nicht bewegen und nicht anstrengen", wiederholte sie, "Das schlimmste hast du zwar hinter dir, doch dein Körper ist noch sehr geschwächt." Sie half ihm noch einmal etwas zu trinken.
"Prinz Asar, Laree, Olintes und Amaya sind schon lange über die Winde vorgereist. Zu dem Zeitpunkt werden sie jetzt in Draega sein und Timaris wird das Gegenmittel bekommen haben", informierte sie ihn, denn das war beim letzten Aufwachen Kostas größte Sorge gewesen. Leto wusste nicht, ob die Königin das Gegengift bekommen hatte, doch sie versuchte zuversichtlich zu klingen.
Benutzeravatar
Leto
Heilerin/Priesterin
 
Beiträge: 25
Registriert: Sa 2. Jul 2022, 21:51


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 19:56

Er spürte wie etwas an seinem Hals zupfte, dann an seinem Bauch und schliesslich spürte er etwas feuchtes an seinen Lippen. Instinktiv wollte er gierig daran saugen. Durst. Er hatte solchen Durst. Blinzelnd schlug er die Augen auf und schaute direkt in Letos Gesicht. Sie lächelte ihn an. Kosta schluckte überwältigt. Wie konnte sie ihn nur anlächeln? Er hatte ihr so weh getan. Dabei hatte er sie so gern. Er hatte ihr nicht wehtun wollen. Es war nur vollkommen schief gelaufen.
Kosta wollte sich gleich bei ihr entschuldigen, sie trösten, sie sich rächen lassen, was auch immer ihr half, um mit dem Schmerz fertig zu werden, doch die Priesterin schien zu spüren, dass er sich schon wieder verausgaben wollte und riet ihm, sich nicht zu bewegen. Kosta gehorchte augenblicklich. Niemals würde er es wagen, ihr zu widersprechen. Nicht nachdem, was er getan hatte. Erstaunlicherweise blieb sie noch immer freundlich und ruhig. So erklärte sie ihm auch, dass er sich auf der 'E' befände und sie auf der Rückfahrt nach Terreille wäre. Sie seien sogar bereits wieder auf offenem Meer. Kosta staunte. Dann musste er ja richtig lange geschlafen haben.

"Bitte", hauchte er ergeben, als sie ihm Wasser anbot. So ganz im Gegensatz zu Vissarion. Dankbar trank er aus dem Glas, welches sie ihm an die Lippen hielt. Es schien viel zu wenig und gleich in ihm zu verdunsten. Trotzdem erschöpften ihn diese paar Schlucke schon wieder sehr. Leto erklärte es, dass er leichtes Fieber hätte. Das war nicht gut nach so einer Bauchwunde, allerdings auch nicht verwunderlich. Leto gab ihm etwas gegen das Fieber und mahnte ihn, sich nicht zu bewegen und sich nicht anzustrengen. Kosta gehorchte brav. Zumindest körperlich. Geistig konnte er nicht verhindern, dass es ihn schwer beschäftigte, was er ihr angetan hatte. Und dass er sich nicht entschuldigen gegangen war, bevor er nach Raej aufgebrochen war.

Einfühlsam informierte Leto ihn weiter, dass er das Schlimmste zwar hinter sich hätte, doch sein Körper sei noch sehr geschwächt. Oh, sie hatte ja keine Ahnung, was er seinem Körper in letzter Zeit alles zugemutet hatte. Sie brauchte es auch nicht zu wissen. Dankbar nahm er noch etwas Wasser an und hörte erleichtert zu, wie sie ihm von Prinz Asar erzählte, der zusammen mit Laree, Olintes und Prinz Amaya über die Winde vorgereist war, um Timaris das Gegenmittel zu übergeben. Weil Kosta selbst versagt hatte und das nicht hatte tun können. Leto meinte, sie müssten inzwischen bereits angekommen sein. Das war gut.
"Danke", krächzte er rau und wollte eigentlich so viel mehr sagen. Wollte nach ihrer Hand fassen. Doch er traute sich nicht. Aber schweigen konnte er auch nicht. Dazu brannte es ihm viel zu sehr auf dem Herzen. *Ich wollte das so nicht*, sandte er ihr deswegen leidenschaftlich. Das ging inzwischen schon wieder ganz gut. Noch etwas verschwommen und unkoordiniert, so als ob er betrunken wäre, doch er hatte das Gefühl, dass sein Speerfaden ankam. *Es tut mir so leid, Leto. Ich wollte es nicht vermasseln*, platzte es unendlich traurig aus ihm heraus. *Ich hab ihm gesagt, er soll sich mehr um dich kümmern. Dass es mir gut gehen wird im Palast. Ihr hattet eine so lange und starke Beziehung. Nach... nach Timaris dachte ich bei dir zum ersten Mal wieder, dass dies für immer halten könnte. Bitte, Leto. Es tut mir so leid. Ich wollte vom Schiff und euch den Raum lassen. Ich habe ihm auch nicht gesagt, dass du mich darum gebeten hast. Es sollte doch funktionieren mit euch Beiden.* Traurig blickte er sie mit grossen, goldenen Augen an, damit sie ihm glaubte, dass er ihre Beziehung zu Eneas nicht hatte zerstören wollen.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Leto » So 25. Sep 2022, 20:00

Zum Glück sah Kosta dieses Mal ein, dass er sich nicht bewegen sollte und blieb brav liegen. Leto konnte es nicht gebrauchen, wenn der Krieger wieder aufgeregt aufzuspringen versuchte, um irgendwen zu finden oder etwas zu tun wie in der Feste. Zur Sicherheit erzählte sie ihm die Dinge von denen sie glaubte, dass er sie wissen wollte, während sie ihm etwas zu trinken gab.
Kosta bedankte sich leise krächzend.
"Ruh dich aus", riet Leto ihm. Sie glaubte nicht, dass er schon wieder stark genug war, um besucht zu werden. Nun, von manchen Leuten bestimmt, aber dann wollte Eneas ihn natürlich auch sehen und Leto befürchtete, dass Kosta dies nur zu sehr aufregen würde. Das würde seiner Heilung nicht gut tun. Die Heilerin überlegte noch wie sie Eneas davon überzeugen konnte, als Kosta ihr unerwartet sandte. Verschwommen, aber sehr leidenschaftlich. Er entschuldigte sich aufgelöst, dass er es alles nicht so gewollt hätte. Er hätte es vermasselt, dabei hätte er ihm gesagt, er sollte sich mehr um sie kümmern. Leto brauchte einen Moment bis sie verstand worum es ging. Diese letzten furchtbaren Tage in Draega wo alles in die Brüche gegangen war. Nicht nur mit ihr und Eneas, sondern auch mit ihm und Kosta.
Der Krieger sandte ihr weiter und wie sehr er geglaubt hätte, dass es mit Eneas und ihr ewig halten könnte. Kosta hätte das Schiff verlassen und ihnen Raum geben wollen. Es hätte mit ihnen funktionieren sollen.
"Ja, du wolltest es nicht. Eneas wollte es nicht. Es tut euch beiden so leid", erwiderte Leto kurz bitter. Sie schüttelte sachte den Kopf, rief sich zur Ordnung. Kosta war schwer verletzt und egal wie gut es sich angefühlt hätte, was brachte es ihn anzuschreien und ihm die Dinge an den Kopf zu werfen, die sie eigentlich Eneas sagen wollte?
Sie seufzte. "Du hast es versucht", gab sie schließlich zu. "Aber du hast nicht mit mir Schluss gemacht oder? Eneas hat es getan. Als es nur das kleinste Anzeichen davon gab, dass er dich wirklich verlieren könnte, hat er sich sofort getrennt." Im Grunde waren es Kostas Aktionen gewesen ihre Beziehung zu retten, die sie schließlich beendet hatte. Nun, Leto bezweifelte, ob sie überhaupt zu retten gewesen wäre. Nichts davon sagte sie Kosta. Die Heilerin wusste nicht, ob dem Krieger klar war, dass seine Rettungsversuche im Grunde bloß weitere Sabotageversuche gewesen waren. Vielleicht hatte er nicht geahnt, was es bei Eneas auslösen würde. Leto hatte immer befürchtet, dass wenn sie Eneas dazu zwang sich für einen von ihnen zu entscheiden, sie verlieren würde. Deswegen hatte sie ihm stets seine Freiheiten gelassen in der Hoffnung er würde bei ihr bleiben. Wenn er beides haben konnte. Am Ende hatte es trotzdem nicht gereicht.
Sie spielte unruhig mit ihren Fingern. Es tat weh, dass es Eneas am Ende so leicht gefallen war sich zu entscheiden. Leto lächelte traurig.

"Ich wünschte, ihr hättet es früher getan. Früher diese Aussprache oder Streit gehabt, was immer es war. Nicht nach zehn Jahren mit mir.. vielleicht nach zwei? Zwei Jahre mit ihm.. das wäre schön gewesen. Dann würde es nicht so weh tun." Sie tupfte Kosta sorgsam die Stirn mit einem Tuch ab.
"Aber mache dir darüber keine Sorgen. Du hast dich nicht von mir getrennt. Das war Eneas' Entscheidung gewesen", stellte sie klar. Leto wusch das Tuch in einer Wasserschale neben dem Bett aus. "Ich kann es nicht gebrauchen, dass du dir deswegen Schuldgefühle machst", fügte sie hinzu. "Du hast kein Monopol darauf dich mies wegen Eneas zu fühlen." Leto drückte ihm sachte die Hand, lächelte.
"Du solltest dich darauf konzentrieren gesund zu werden."
Da klopfte es an der Türe und Damien kam herein. Leto sah ihn ungehalten an. Was machte er hier?
"Welpe hat gesagt, du bist wach", sagte er und trat zu Kostas Bett, musterte ihn. "Hm. Siehst weniger schlimm aus als gedacht."
"Welpe sollte das doch nicht verbreiten", beklagte sich Leto. Nicht mehr lange und das gesamte Schiff wusste, dass Kosta wach war.
"Ja, deswegen hat er auch gesagt, es ist geheim", erwiderte Damien. Leto verdrehte die Augen.
"Ätzend", entfuhr ihr. Damien grinste leicht und sah zu ihr hinüber.
Benutzeravatar
Leto
Heilerin/Priesterin
 
Beiträge: 25
Registriert: Sa 2. Jul 2022, 21:51


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 20:02

Es schnitt tief ins Herz, Leto so verbittert zu sehen. Sie hatte jedes Recht dazu, doch Kosta wünschte ich doch eigentlich nur gutes. Am liebsten hätte er sich aufgesetzt, um sie zu umarmen, zu drücken und zu trösten. Doch er war sich ziemlich sicher, dass sie das nicht wollen würde. Aus verschiedenen Gründen. Also blieb Kosta weiter brav liegen, wo er war. Zu seiner Überraschung schüttelte die Heilerin dann auch ihren Kopf und meinte schliesslich, Kosta hätte es versucht. Er hätte jedoch nicht mit ihr Schluss gemacht. das wäre Eneas gewesen.

Kosta bekam grosse Augen, weil er damit absolut gar nicht gerechnet hatte. Hiess das etwa, sie verzieh ihm? Konnte man das überhaupt verzeihen? Traurig lächtelte sie ihn an und wünschte sich, sie hätten es früher getan. Nach zwei Jahren hätten Eneas und Kosta sich streiten sollen. Nicht nach Zehn. Kosta runzelte verwirrt die Stirn. Er hatte sich gar nicht mit Eneas streiten wollen. Und natürlich hatte er auch Leto nie wehtun wollen. Er ertrug es kaum, sass sie ihn so sorgsam behandelte.
Als er etwas dagegen einwenden wollte, wies sie ihn an, sich darüber keine Sorgen zu machen. Es wäre ja Eneas Entscheidung gewesen und nicht Kostas. Ausserdem könne sie es nicht gebrauchen, wenn Kosta sich deswegen Schuldgefühle machte. Ertappt blickte der Krieger zu ihr hoch, während die Heilerin mit ihm schimpfte, dass er kein Monopol darauf hätte, sich wegen Eneas mies zu fühlen.
Aber... Er fühlte sich doch gar nicht mies, wegen Eneas. Wegen vielem anderen, doch nicht wegen Eneas. Zumindest nicht bis zu ihrem Streit den sie gehabt hatten. Weil Eneas ihm überdeutlich klar gemacht hatte, dass er ihn kein bisschen Verstand. Das hatte weh getan. Vielleicht fühlte er sich doch etwas mies, wegen Eneas. Liebevoll erwiderte er Letos Lächeln, versuchte schwach den Händedruck zu erwidern und nickte andeutungsweise. Schon nur wegen der vielen Anstrengung die sie seinetwegen gehabt hatte, wollte er ganz schnell wieder gesund werden. Schlussendlich musste er doch das Gegengift auch endlich hervorrufen können.

Da klopfte es ein und Damien trat ein. Kosta erwiderte den musternden Blick regungslos. Er merkte gerade ziemlich heftig, dass er nicht wusste, wie er dem Prinzen begegnen sollte. Damien gehörte zu denen, die ihn entführt hatten. Nun wo er hier so lag, spürte er, dass er das noch immer nicht verwunden hatte. Andererseits hatte Damien sich wie die anderen in riesige Gefahr begeben, um ihn zu retten. Da durfte er ihm doch nicht böse sein. Selbst wenn er die Rettung nie gewollt hatte, war er, um Timaris Willen, sehr froh darum. Wie sollte er sich Damien, der Mannschaft gegenüber verhalten. Das war verwirrend. Kosta blinzelte müde. Er bekam nur noch mit, wie Damien lächelte und Leto dabei ansah. Das war gut. Damien hatte sie schon immer gemocht. Schon damals auf der Akademie hatte er sich immer nach ihr umgesehen.

Als er wieder aufwachte, er konnte nicht sagen, ob Stunden oder gar ein ganzer Tag verstrichen war, fühlte er sich schon viel stärker. Er hatte sogar Hunger. Oh und aufs Klo musste er auch. Kosta gähnte zufrieden, streckte wohlig seine Beine und öffnete verschlafen seine Augen. Es war das erste Mal, wo er sich wirklich wach fühlte, seitdem er im Keller niedergestochen worden war. Uh, Kosta mochte gar nicht schauen, wie sein Bauch aussah. Konnte er auch gar nicht. Denn abgesehen davon, dass er unter einer Bettdecke gut eingepackt war, strahlte Eneas ihn glücklich an, füllte sein ganzes Blickfeld aus und drückte ihm innig seine Hand.
Kosta zuckte etwas erschrocken zurück und blinzelte überfordert. Das war noch viel verwirrender und komplizierter, als mit Damien. Vorsichtig schaute er sich um, ob nicht noch jemand anderer da wäre, der ihn vor Eneas rettete. Leto zum Beispiel, oder Damien. Mit den Beiden war doch etwas gewesen. Kosta erinnerte sich jedoch nicht mehr daran.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 20:03

"Eneas, nein, er schläft wieder", wehrte Leto ab und blieb vor dem Krankenquartier stehen, die Arme vor der Brust verschränkt. Eneas blickte sie getroffen an.
"Ich habe es verpasst?", fragte er enttäuscht. Dabei war er sofort hierher gerannt, als er gehört hatte, dass Kosta wach sein sollte. Endlich. Viel zu lange hatte er um seinen Freund gebangt und wann er wieder aufwachen würde. Nach und nach waren alle anderen Verletzten vom Krankenquartier entlassen worden, nur Kostas Zustand wollte sich nicht bessern.
"Du hast nichts verpasst. Er war nur kurz wach. Er hat ein Fieber, er muss das auskurieren", erklärte sie resolut. Eneas blickte sie besorgt an. "Das Fieber ist unter Kontrolle", fuhr Leto gleich fort, "Wenn du ihm helfen willst, dann lass ihn ausschlafen."
Schweren Herzens fügte sich Eneas. Er setzte sich leise auf einen Schemel neben Kostas Bett und lauschte den schweren Atemzügen seines Freundes. Er bemerkte, dass Leto oder Maria bereits die Schläuche entfernt hatten, die Kosta versorgt hatten. Das bedeutete, sie waren zuversichtlich, dass er sich bald wieder selbst versorgen konnte. Eneas war erleichtert.
Manchmal legte er ein kühlendes Tuch auf Kostas heiße Stirn. Ansonsten versuchte Eneas den Maria und Leto ihre Arbeit machen zu lassen. Irgendwann in den Abendstunden brachte ihm Maria eine Schüssel mit Essen, das Eneas geistesabwesend aß, während er über seinen Freund Wache hielt. Später in der Nacht schreckte Eneas einmal auf. Oh, sein Nacken tat weh. Er musste auf dem Stuhl eingeschlafen sein. Und irgendjemand hatte ihn mit einer Decke zugedeckt. Der Krieger legte sie beiseite, um nach Kosta zu sehen. Besorgt fühlte er die Stirn, stellte aber erfreut fest, dass sie nicht mehr ganz so heiß war. Eneas blickte Kosta verliebt an. Er schlief so friedlich. Eneas hätte ihm stundenlang zusehen können. Und ihn vielleicht ein bißchen küssen...
Er wusste nicht wie Kosta auf ihn reagieren würde, wenn er erst einmal wach war, doch beim Wiedersehen hatten sie sich in den Armen gelegen.. das musste doch etwas bedeuten. Wie auch immer, Eneas hatte sich vorgenommen, Kosta nicht zu bedrängen. Es war wichtiger, dass es seinem Freund wieder besser ging. Eneas musste stark für ihn sein. Kosta lebte. Das war die Hauptsache und über alles andere konnten sie später reden.

Der Krieger setzte sich wieder, döste noch etwas ehe er am Morgen aufwachte. Eine Bewegung im Augenwinkel erregte seine Aufmerksamkeit. Kosta! Es war Kosta, der sich regte. Eneas war sofort aufgesprungen und beugte sich erwartungsvoll über ihn, strahlte seinen Liebsten überglücklich und erleichtert an. Der Moment wo sich dessen Augen schlaftrunken öffneten war am allerschönsten.
Eneas hielt Kostas Hand gedrückt, konnte nicht aufhören zu strahlen.
"Ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht", sagte er erleichtert, während Kosta noch zu sich zu finden schien. "Ich hatte solche Angst um dich. Du warst so schlimm verletzt."
Nein, nicht bedrängen, riss er sich zusammen, obwohl er das starke Bedürfnis hatte Kosta mit all seinen so lange schon zurückgehaltenen Gefühlen zu überschütten. Eneas lächelte sanft, setzte sich wieder. "Wie geht es dir? Brauchst du etwas?" Er griff nach dem Becher und füllte ihn mit Wasser, falls Kosta etwas trinken mochte. Eneas nahm hastig selbst einen Schluck, um sich zu beruhigen. Kosta wollte natürlich auch etwas trinken. Und essen. Und auf die Toilette.
Eneas war einfach froh endlich helfen zu können. Behutsam flößte er Kosta etwas zu trinken ein.
"Ich weiß, Maria hatte etwas zu essen vorbereitet. Wegen deiner Wunde sollst du nur magenschonende Kost zu dir nehmen." Eneas sandte der Heilerin, während er bereits begann im Quartier zu suchen, ob er es hier irgendwo fand ehe Kosta ihn zögernd unterbrach, dass er gerne vorher auf Toilette wollte.
"Ja, natürlich. Ich helfe dir. Meinst du, du kannst aufstehen?", fragte Eneas. "Wollen wir es versuchen?" Er trat zum Bett und half Kosta erst einmal sich etwas aufzusetzen. Jedes Mal wenn sein Freund leise keuchte oder das Gesicht verzog, tat es Eneas selbst weh. Schließlich hatten sie es geschafft und Kosta saß. Er war ihm so nah... Eneas' Herz ging schneller und er wurde etwas aufgeregt. Sie waren sich schon so lange nicht mehr nah gewesen. Eneas hätte ihn so gerne umarmt.
Er schlug die Decke beiseite und half Kosta die Beine übers Bett zu schieben. Der Krieger trug nur ein weites, weißes Leibchen. Eneas steckte ihm Pantoffeln an die Füße. Das Krankenquartier befand sich in der Mitte des Schiffsbauches, wo es am wenigsten schaukelte, doch für die Toilette würden sie etwas gehen müssen.
"Meinst du, es geht?", fragte Eneas mehrmals besorgt. Kosta war offenbar bestrebt, eine richtige Toilette zu benutzen anstatt eine Bettpfanne wie es vermutlich klüger gewesen wäre. Eneas konnte ihm sowieso keinen Wunsch abschlagen und so stützte er ihn, dass sie in winzigen Schritten aus dem Krankenquartier kamen und über den Gang zur gegenüberliegenden Toilette konnten.
"Wenn du lieber willst, dass dir jemand anders hilft...", bot Eneas an. Vielleicht war es Kosta unangenehm, wenn er ihm dabei half. Eneas war sich nicht mehr sicher. So vieles hatte sich zwischen ihnen geändert.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 20:06

Während er selbst nicht wusste, was er tun oder sagen sollte, wusste Eneas es dafür um so genauer, so dass es hoffentlich nicht auffiel, das Kosta keine Ahnung hatte, wie er Eneas begegnen sollte. Dieser strahlte ihn glüclich an, dass er so froh sei, dass es ihm besser ging. Er hätte solche Angst um ihn gehabt, weil Kosta so schlimm verletzt gewesen sei. Der Patient lächelte schwach. Er war auch froh, dass Eneas nicht verletzt worden war und nun wieder zurück in Sicherheit segelte.

"Ich... ich habe Durst", gestand er leise, nachdem Eneas ihn mit Fragen über sein Befinden überschüttete, die Kosta nicht beantworten konnte. Nicht wollte. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie es ihm ging. "Und Hunger. Und ich muss mal auf die Toilette." Das waren harmlose, unverfängliche Dinge. Dinge die jeder Patient haben wollte, nachdem er lange geschlafen hatte. Eneas stürzte sich auch gleich darauf, um ihm etwas zu trinken zu geben und erklärte ihm, wie das mit dem Essen ablaufen sollte. Dabei sprach er so schnell. Irgendwie war er noch viel anstrengender als Welpe. Konnte er das nicht abstellen? Andererseits wusste Kosta auch nicht, womit er Eneas ablenken konnte, damit er sich beruhigte.

"Eneas", unterbrach er ihn vorsichtig. "Erst möchte ich bitte auf die Toilette." Sonst konnte er weder das Essen noch das Trinken geniessen. Eneas war augenblicklich einverstanden und an seiner Seite. Kosta wusste selbst nicht, ob er es schaffte, doch er wollte es versuchen. Vorsichtig streckte er seinen Arm nach Eneas aus. Das funktionierte schon einmal ganz gut. Beim Aufrichten musste Eneas ihm jedoch schon sehr viel mehr helfen. Da konnte Kosta kaum selber Kraft aufwenden. Selbst, dass sein Bauch gebeugt wurde, tat sehr weh. Schmerzerfüllt verzog er sein Gesicht, keuchte geschafft, als er endlich sass. Da brauchte er erstmal wieder einen Moment, um sich zu fangen.

Danach schlug Eneas seine Decke zurück und half ihm, seine Beine übers Bett zu schieben. Kosta bemerkte erst jetzt, was er trug. Sehr vernünftig ein weites Leibchen, das ihm bis zur Mitte seiner Oberschenkel ging. Keine Hose oder Unterhose, was nur richtig war, bei seiner Bauchwunde. Nur, dass Eneas ihn nun so an den nackten Beinen berührte, war noch einmal etwas ganz anderes, als wenn er seine Hand fasste. So viel intimer. Dabei war das Unsinn. Eneas wollte ihm nur helfen. Dennoch war Kosta kurz versucht, um Letos Hilfe zu bitten. Aber damit hätte er Eneas verletzt und das wollte er nie wieder tun.
"Bestimmt", keuchte er zuversichtlich, dass es gehen würde. Wenn er sich schon so intim von Eneas helfen lassen musste, dann würde er ganz sicher auf die Toilette gehen und keine der Bettpfannen benutzen. Auch wenn das eigentlich sinnvoller war und er jedem seiner Patienten in dem Zustand geraten hätte. Aber vor Eneas konnte er das nicht. Ausserdem wollte er sich bewegen. Wollte aus dem Bett heraus. Er musste doch zu Kräften kommen.
Kosta bemerkte auch, dass er die Lederriemen um seine Oberschenkel nicht mehr trug, gemeinsam mit dem malträtierenden Kettengeflecht um seine Hoden herum. Wer ihm das wohl abgenommen hatte? Eneas? Und war er froh darum, es nicht mehr tragen zu müssen? Das Bild des enttäuschten Ranard, da wo Kosta auch ihn verraten und getötet hatte, erschien vor seinem inneren Auge. kosta kniff kurz die Augen zusammen, um es zu verdrängen. Was war mit den anderen Piercings. Trug er sie noch? Kosta war sich nicht sicher. Aber er getraute sich in Gegenwart von Eneas nicht, sie deswegen abzutasten.

So gingen sie langsam aus der Krankenstation heraus durch den schmalen Gang, dahin wo sich die Toilette befand. Ein Schritt nach dem anderen. Zum Glück musste Kosta nicht ganz dringen. Das wär sonst schief gegangen. Aber so ging es erstaunlich gut. Eneas musste zwar seinen Oberkörper stützen, da er sich mit den Bauchmuskeln nicht selber halten konnte. Seine Beine konnte er jedoch recht gut bewegen und mit jedem Schritt kehrte auch etwas Kraft in sie zurück.
Dennoch war Kosta froh, als sie ihr Ziel endlich erreichten. Schwer atmend blieb er an Eneas gelehnt stehen und versuchte sich etwas zu erholen, als der andere Krieger ihn fragte, ob er lieber wolle, dass ihm jemand anderes helfe. Überrascht und gekränkt blickte Kosta ihn an, fühlte sich, als hätte er einen Schlag in die Magengrube erhalten, der schmerzhafter war, als das bösartig gezackte Messer, welches man ihm in den Bauch gerammt hatte. Dabei konnte er noch nicht einmal genau sagen warum. Er wusste nur, dass er sich zurück gewiesen fühlte. Warum sollte er die Hilfe von jemand anderem wollen? Aber vielleicht hatte Eneas recht und es war besser, wenn sie sich nicht mehr so nahe kamen, nachdem sie sich in Draega so gestritten hatten.
"Es macht mir nichts aus", presste er beherrscht hervor, beschloss aber, sich nicht wieder in so eine Situation zu bringen, wo Eneas ihm so nahe kommen konnte. "Ganz wie du willst." Es war besser so. Kosta hatte ohnehin anderes, worauf er sich konzentrieren musste. Gesund werden, Timaris das Gegengift bringen, Zucker helfen wieder zu Prinz Rashar zu gelangen.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 20:06

Er hätte seinen Mund halten sollten, denn Kosta sah ihn nach der Frage abrupt überrascht und vollkommen verletzt an. Eneas wurde noch unsicherer. Hatte er das falsche gesagt? Wollte Kosta etwa auch nicht, dass Eneas ging? Er hatte es doch nur aus Rücksicht angeboten, falls es Kosta unangenehm mit Eneas war.
"Ich helfe dir gerne", bestätigte er leise. Es zeigte sich, dass es Kosta egal war. Eneas fühlte leichte Enttäuschung in sich auftauchen. In ihrem Streit war Kosta auch immer alles egal gewesen. Wie Eneas ihn behandelt hatte oder dass sie nie zusammen gewesen waren, es war Kosta stets egal gewesen. Ganz wie du willst... Das war echt eine dämliche Antwort, fand Eneas. Er wusste jetzt noch weniger was Kosta wollte. Ob er nicht doch jemand rufen sollte.
Nein, er wollte sich nicht davon verrückt machen lassen. Eneas öffnete die schmale Türe zur Toilette und half Kosta, dass er sich setzen konnte. Aus dem Bullauge drang das Licht des morgens, man hörte leichtes Möwenkrächzen und das Wellenplatschen.
"Brauchst du noch Hilfe? Soll ich draußen warten oder...", wollte Eneas leicht hilflos wissen. Er wollte Kosta es doch bloß recht machen. Er wollte alles wieder gutmachen was zwischen ihnen vorgefallen war. Er blickte respektvoll beiseite, starrte nicht hinunter auf den Krieger wie er in dem Leibchen auf der Toilette saß.
Kosta schwieg längere Zeit ehe er leise antwortete, dass er nicht wüsste, ob er es alleine zurückschaffte. Er wüsste nichtmal, ob er alleine wieder aufstehen konnte. Eneas blickte ihn nun doch perplex an.
"Natürlich bringe ich dich wieder zurück", erwiderte er. Das stand doch außer Frage. Eneas würde jetzt nicht einfach verschwinden. "Ich kann draußen warten und du rufst mich, wenn du fertig bist", bot er an. "Ich meinte nur..." Er suchte unsicher nach Worten, seufzte schließlich. Das war doch absurd.
"Leto hat gemeint, ich soll deine Privatssphäre nicht verletzen. Also versuche ich, deine Privatssphäre nicht zu verletzen. Aber ich glaube, ich stelle mich sehr dämlich dabei an", erklärte er und lächelte link. Konnte es nicht wieder wie früher zwischen ihnen sein? Eneas wollte die Vertrautheit zwischen ihnen nicht verlieren. Hatte er alles kaputt gemacht mit seinem Liebesgeständnis?
Kosta schwieg bloß wieder ehe er nach einer Weile meinte, er würde ihn schon rufen, wenn er Hilfe bräuchte. Eneas nickte und verließ die kleine Toilette. Viel Platz war für zwei Personen ohnehin nicht. Er wusste doch bloß nicht wieviel Hilfe Kosta benötigte und wie es ihm ging.

Eneas wartete draußen und fühlte sich komisch. Sie kannten sich schon so lange und jetzt wusste er plötzlich nicht mehr wie er mit seinem besten Freund umgehen sollte? Das war mal so selbstverständlich wie das Atmen gewesen. Oder hatte er zuvor immer alles falsch gemacht? Wie ging nochmal Atmen? Atmete er gerade richtig?
Eneas seufzte leise. Er war ein Idiot.
Er schreckte aber sofort wieder auf, als er Kostas Stimme hörte. Eneas steckte vorsichtig den Kopf durch den Türspalt. Kosta brauchte Hilfe beim Aufstehen und Eneas war nur froh drum, ihm helfen zu können. Er stützte ihn fest, half ihm zur Waschschüssel. Während Kosta halb an der Anrichte, halb gegen Eneas lehnte und sich die Hände wusch, betete Eneas zur Dunkelheit, dass Kosta nicht mitbekam wie heftig gerade sein Herz schlug. Sie waren sich so nahe. Er konnte sich nicht helfen. Es war so lange her...
"Ich bring dich wieder zurück, ja?", fragte er. Ganz vorsichtig half er Kosta die kleinen Schritte zurück zum Krankenquartier. "Du erholst dich gut", bemerkte Eneas. "Ich bin so froh, dass du wieder wach bist. Wir sind auf dem Weg zum Unterwassertor", erzählte er, während sie gingen, "Ich dachte mir.. du willst sicher so schnell wie möglich nach Draega. Aber du hast so fest geschlafen und wir konnten dich nicht vorher fragen.."
Sie hatten Kosta einfach ungefragt aus der Feste geholt. Würde er ihm das auch übel nehmen?
"Die Feste ist eingenommen. Als wir abgereist sind, kamen gerade die ersten Eyrier aus Askavi. Du hättest sie sehen sollen.. ein ganzer Schwarm in den Lüften.." Er lächelte kurz. Sie hatten die Krankenstation erreicht und Eneas half Kosta behutsam zurück ins Bett, zog ihm die Pantoffeln wieder aus und deckte ihn gut zu. Er steckte ihm auch ein weiteres Kissen hinter dem Rücken, dass er gut sah. Sein Blick fiel dabei auf den eisernen Halsring, den das weite Leibchen nicht verbarg. Eneas hätte gerne gewusst was es damit auf sich hatte, aber das war gewiss nicht der richtige Moment.
"Die Dea al Mon sind zusammen mit Minan in Richtung ihrer Heimat gereist und wir haben einige von den anderen Kutschen genommen und sind zum Schiff", fuhr Eneas fort, "Wir haben die Soldaten mitgenommen", fügte er leiser hinzu, während er etwas von der Decke glatt strich und noch ein weiteres Mal das Kissen etwas aufpolsterte, damit es bequem war.
"Ich hol dir jetzt dein Essen, ja?" Er lächelte Kosta an.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 20:09

Eneas beteuerte ihm leise, dass er ihm gerne helfen täte. Warum fragte er dann, ob Kosta die Hilfe von jemand anderem wollte? Und warum tat es ihm so weh? Vielleicht war er aber auch einfach nur überempfindlich, weil er nicht wusste, wie er mit Eneas umgehen sollte, nachdem er ihn so lange vermisst hatte. Nachdem sie sich so gestritten hatten und Kosta schmerzhaft klar geworden war, dass er Eneas Erwartungen niemals würde erfüllen können. Verwirrt und überfordert liess er sich er sich in die Toilette führen, wo sein Blick erst einmal beim Bullauge hängen blieb. Draussen schien es Morgen zu sein. Heftige Sehnsucht überkam ihn nach frischer Luft. Er war so lange eingesperrt gewesen.

Nachdem er sich mit Eneas Hilfe gesetzt hatte, fragte ihn dieser, ob er noch Hilfe bräuchte. Ob er draussen warten solle oder... Oder was? Ob er gehen solle? Jemand anderen holen? Kosta wusste nicht, was er sagen sollte. Das war alles so schwierig. Besonders weil er noch nicht einmal verstand warum. Vielleicht lag es ja an den Heilmitteln, die er bekam. Vielleicht liessen die seine Gedanken merkwürdig sein.
"Ich weiss nicht, ob ich es alleine zurück schaffe", meinte Kosta nach einer Weile des Schweigens leise. Er würde also noch Hilfe brauchen. "Ich glaube, ich schaffe es noch nicht einmal, alleine wieder aufzustehen." Selbst jetzt musste er sich mit den Händen an der Wand abstützen, weil seine Bauchmuskulatur ihn nicht zu tragen vermochte. Eneas starrte ihn an und versichterte ihm, dass er ihn wieder zurück bringen würde. Warum hatte er dann gefragt? Er wollte draussen warten, bis Kosta ihn rufe, wenn er fertig sei. Kosta nickte schwach.
Eneas ging jedoch nicht, sondern erklärte ihm, dass Leto ihm geraten hatte Kostas Privatsphäre nicht zu verletzen. Also versuchte er das. Nur glaubte er, dass er sich dabei dämlich anstelle. Unsicher lächelte er ihn an. Wieder wusste Kosta nicht, wie er darauf reagieren sollte. Nachdenklich blickte er Eneas an. Er wollte also seine Privatsphäre nicht verletzen. Und ausgerechnet hier erzählte er ihm sein Dilemma, während er halb nackt auf dem Stuhl sass? Wo blieb denn hier die Privatsphäre? Das war ja schon komisch. Um so trauriger war, dass Eneas dachte, er müsste Letos Rat beherzigen. Kosta hatte Eneas gegenüber noch nie eine Privatsphäre gehabt, die er vor ihm hätte schützen wollen. Warum wusste Eneas das nicht? War es nicht Beweis genug, dass er sich Eneas so intim zeigte, wie er es jetzt gerade tat? Oder wollte Eneas, dass Kosta eine Privatsphäre hatte, die er vor Eneas schützen wollte? So wie er wollte, das Kosta wollte, dass er frei war?

"Ich werde dich rufen, wenn ich Hilfe brauche", versprach er Eneas und hoffte, das richtige gesagt zu haben. Eneas schien zufrieden damit zu sein, denn er nickte und verliess das kleine Bad. Kosta starrte ihm für einen Moment lang nach, bevor er hektisch seinen Körper abtastete. Den eisernen Metallring trug er noch, genau so wie die Piercings an seiner Brust. Allerdings fehlten die Ketten und die Gewichte daran. Dabei hatte Ranard ihm die ganz neu geschenkt. Und auch die engen, metallenen Manschetten an Hand- und Fussgelenken fehlten, mit denen Ranard ihn so gerne ans Bett oder an die Wand hinter dem Tisch gefesselt hatte. Das war vernünftig, wenn man einen Mann retten wollten, der kurz davor gewesen war, zu verbluten. Doch Kosta war ob des Schocks des Verlustes nicht in der Lage, vernünftig zu denken.
Nein! Er durfte die nicht verloren haben. Ranard würde ihm sonst böse werden. Panik stieg in ihm hoch, die auch nicht abflauen wollte, indem er sich klar machte, dass er Ranard ja eigentlich getötet hatte. Sein Atem ging ganz flach und begann vor Hektik sogar zu schmerzen. Rasch zog er sein Leibchen hoch, um endlich erleichtert ausatmen zu können. Da unten schien alles noch so zu sitzen, wie es sein sollte. Mit Ausnahme der Ketten. Der wuchtige Ring um seine Peniswurzel war noch da, genau wie der Aufsatz, der ihm gegen sein Gemächt drückte. Sein Krönchen blitzte ihm entgegen. Zittrig langte er sich vorsichtig zwischen die Beine, um zu ertasten, ob die unteren beiden Piercings noch da waren. Erst als er sie beide erfühlt hatte, konnte er entspannt aufatmen und sich etwas erholen.

Nachdem er sich erleichtert hatte, hatte er alle Mühe, sich selber zu reinigen. Er sollte Eneas wohl jetzt schon rufen. Aber dieser hatte sich vorhin schon so unwohl gefühlt. Verbissen kämpfte er sich durch seine Aufgabe. Er versuchte gar, sich danach selbst zu erheben. Leider konnte er sich nicht nur mit seinen Armen hochziehen. Dazu hatte er nichts, was im richtigen Winkel erreichbar war und so protestierten seine Bauchmuskeln schmerzhaft.
"Eneas?" rang er sich dazu durch, den anderen Krieger zu rufen. "Ich wäre soweit. Kannst du mir bitte helfen?" Er hatte die Frage noch nicht zu Ende gestellt, als die Tür auch schon geöffnet wurde. Kosta blinzelte etwas verblüfft, wurde dann aber relativ schnell von seinen Schmerzen abgelenkt, als Eneas ihm aufhalf. Zittrig wusch er sich die Hände und nickte erleichtert, als es wieder zurück gehen sollte.

Um ihn von seiner Anstrengung abzulenken, erzählte Eneas ihm, was so alles geschehen war, solange Kosta geschlafen hatte. Nach seiner Meinung nach, hatte Kosta sich gut erholt und er war froh, dass er wieder wach sei. Kosta selbst fühlte sich alles andere als gut erholt, aber wahrscheinlich hatte Eneas schon recht, wenn man bedachte, was Turgor mit seinem Bauch angestellt hatte. Eneas erzählte weiter, dass sie auf dem Weg zum Unterwassertor seien, weil er gedacht hatte, dass Kosta möglichst schnell wieder zurück nach Draega wollte.
"Ja, das stimmt", keuchte Kosta. "Danke." Auch dafür, dass sie ihn mitnahmen, nachdem er ihnen so üble Dinge vorgeworfen und sie in die schlimmste aller Todesfallen gelockt hatte.
Eneas erzählte ihm davon, dass die Feste eingenommen worden war und Eyrier aus Askavi gekommen seien. So wie Eneas davon schwärmte, musste es ein beeindruckender Anblick gewesen sein. "Das ist gut. Neues, frisches Leben in der Burg", nickte Kosta melancholisch lächelnd. "Es war so traurig da. So bedrückend und einsam." Zorya hatte sich da ihre eigene Festung der Einsamkeit geschaffen.
Weiter erfuhr Kosta, dass die Dea al Mon zusammen mit Minan in Richtung ihrer Heimat gereist waren, während die Mannschaft der 'E' selbst einige der Kutschen genommen hatten, um zurück zum Schiff zu gelangen. Inzwischen hatte Eneas ihm wieder ins Bett in der Krankenstation geholfen und schüttelte ihm sein Kissen auf, damit er für das Essen bequem sitzen, respektive sich anlehnen konnte. Ah, dabei sollte er sich wohl besser wieder hinlegen. Aber so konnte er Eneas viel besser sehen.
"Die 6. ist hier?" fragte er überrascht. Natürlich hatte er angenommen, dass Eneas den Soldaten helfen würde. Nur war er sich nicht sicher gewesen, ob sie dieses Angebot auch annehmen täten. Immerhin reisten sie direkt nach Draega. Quasi ins Herz ihres ehemaligen Feinde. Ausserdem waren diese zähen Männer derart stur und nahmen nur ungern Hilfe an. "Zucker auch?" Gerade er musste doch grösst möglichen Abstand zu ihm suchen wollen, da er ihm immer so Unglück brachte.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 20:10

Eneas war erleichtert zu hören, dass Kosta sich dafür bedankte, dass sie ihn auf das Schiff geholt hatten, um gemeinsam nach Draega zu segeln. Wenigstens etwas hatte er richtig gemacht. Dabei fragte sich Eneas wie es werden würde, wenn sie erst einmal angekommen und bei Draega angelegt hatten. Würde Kosta einfach in den Palast entschwinden und Eneas ihn nicht mehr sehen? Wollte Kosta auch in Zukunft wieder für Timaris arbeiten und wie würde Eneas ihn dann sehen können? Was würde in der Zukunft aus ihnen werden? Und was hatte Kosta alles erlebt in dieser Burg, die er als so traurig, bedrückend und einsam beschrieb?
Eneas hatte so viele Fragen für ihn, aber er hielt sich zurück und hoffte, dass die Schiffsreise ihnen die Zeit geben würde sich auszusprechen. Wenigstens wirkte Kosta nicht mehr wütend auf ihn, aber das konnte auch einfach daran liegen, dass der Krieger momentan noch zu geschwächt und mitgenommen war.
"Sie werden nach und nach Dhemlan erobern. Ausgehend von Dalmadans Feste. Viele Städte und Siedlungen haben sich bereits freiwillig ergeben und begrüßen die Ankunft der Allianz. Vielleicht können sie das dunkle Dhemlan ohne viele Kämpfe einnehmen", zeigte sich Eneas hoffnungsvoll. Während er dafür sorgte, dass Kosta es so bequem wie möglich hatte, erzählte ihm Eneas noch weiter von ihrer Abreise und was er alles verpasst hatte. Zögerlich fügte Eneas auch hinzu, dass die Soldaten sie begleiteten, obwohl er befürchtete, dass Kosta nun gleich nach Zucker fragen würde.
Es tat weh als sich sein Verdacht bestätigte und Kostas zweite Frage sofort Zucker erwähnte. Eneas versuchte zu verbergen wie weh es tat. Eifersucht brachte gerade keinen von ihnen etwas und Kosta brauchte Ruhe, um sich zu erholen. Nur würde er nicht ewig schweigen. Die Zeiten waren vorbei, sagte er sich. Er hatte bei Alvaro geschwiegen und es hatte geschmerzt wie die Hölle. Er hatte bei allen anderen Gefährten Kostas geschwiegen. Nie mehr. Das nächste Mal würde er um Kosta kämpfen und dieser Zucker konnte sich warm einpacken.
Eneas vertrieb die grimmigen Gedanken für den Moment und nickte auf Kostas Fragen.

"Viele der Soldaten waren verletzt und so haben wir angeboten sie mitzunehmen. Sie wollen Rashar finden und wir konnten sie überzeugen, dass es einfacher ist, wenn sie dabei Verstärkung haben." Eneas räusperte sich. "Außerdem wollen die meisten königlich von Prinz Asar entschädigt werden. Anscheinend hatte er ihnen Gold versprochen? Und dieser Adrej Varlyn ist auch mitgekommen. Er will mit Timaris sprechen. Anscheinend ist er ein Adeliger aus dem lichten Dhemlan." Damit hatte Eneas nicht gerechnet. Er hatte den Dhemlaner zunächst für einen der Soldaten der 6ten gehalten.
Schließlich musste er es doch sagen.
"Ja, Zucker ist auch hier", bestätigte er. Eneas lächelte Kosta wehmütig an. "Möchtest du ihn sehen?", fragte er. Gut, er hatte sich zwar gesagt, er würde kämpfen, aber wenn Kosta zum Gesundwerden Zucker brauchte, würde Eneas seine Eifersucht hintenan stellen.
Zu Eneas' Überraschung brauchte sein Freund relativ lange für eine Antwort und dann senkte er gar demütig den Kopf und murmelte, dass er nicht glaubte, dass Zucker ihn sehen wollte. Eneas hob verwundert die Augenbrauen. Hatte Zucker Kosta zurückgewiesen? Hatten sie sich gestritten? Hatte dieser Mistkerl Kosta wehgetan? Wut brandete in dem Krieger auf.
"Wieso denn nicht?", fragte er zurück. "Er war einmal hier, als du geschlafen hast." Vielleicht auch mehrmals, das wusste Eneas nicht. Er war dem Prinzen nur einmal begegnet, als dieser gerade aus dem Krankenquartier gekommen war. Ansonsten war Eneas dem Mann eher aus dem Weg gegangen. Er hatte seine Aufmerksamkeit lieber auf Kosta gerichtet. Jedenfalls war er sich ziemlich sicher, dass er viel länger an Kostas Bettseite gewacht hatte als dieser Zucker.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 20:13

Eneas bestätigte ihm, dass die Soldaten wirklich mitgekommen waren. Viele von ihnen seien verletzt gewesen. Kosta schaute besorgt auf. Hoffentlich waren nicht noch mehr von ihnen gestorben. Die die noch übrig waren, wollten jedenfall Prinz Rashar finden und ausserdem wollten sie königlich von Prinz Asar entschädigt werden. Jetzt musste Kosta schmunzeln. Ja, das klang ganz nach den Soldaten der Verbrecherkompanie. Kosta hoffte aber, dass Prinz Asar mehr tat, als sie nur mit Gold zu entlöhnen. Kosta wünschte sich für sie, dass sie offiziel begnadigt und freigelassen wurden. Damit sie nicht in ewiger Angst vor Verfolgung leben mussten. Damit sie ein neues Leben anfangen konnten.

Überrascht hörte er, dass auch Prinz Varlyn mitgekommen sei, da er mit Timaris sprechen wollte. Kosta nickte zögerlich. Ja, er wusste, dass er ein Adliger aus dem lichten Dhemlan war. Das hatte er seiner Akte und dem Brandmal entnommen. Als Kosta ihn jedoch im Kerker ausgesucht hatte, hatte er nur auf dessen dunklen Juwelen geachtet. Oh, es gab noch so viele, die aus den Kerkern der Sternenfeste gerettet werden mussten. Allen voran Kalliope und Andiël. Er sollte Eneas von seiner Schwester erzählen. Das wollte er bestimmt wissen. Aber er würde sich wieder schreckliche Sorgen machen.

Bevor Kosta dazu kam, es anzusprechen, lenkte Eneas ihn mit der Frage ab, ob er Zucker sehen wollte. Ja, sehr gerne. Er wollte ihn in den Arm nehmen und drücken so fest er konnte. Er wollte ihm unter die Nase reiben, dass er doch Recht damit gehabt hatte, dass alles wieder gut werden würde. Andererseits waren viele Dinge geschehen, die nicht wieder gut gemacht werden konnten. So viel Tod und Leid, für das Kosta verantwortlich war. Es würde Zucker sicherlich nur schmerzen, wenn er ihn wieder sah. So senkte Kosta nach einem Moment des Nachdenkens nur demütig seinen Kopf und schüttelte ihn sacht.
"Ist schon gut", wehrte er leise ab. "Ich denke nicht, dass er mich sehen will." Prompt flammte Wut bei Eneas auf. Erschrocken blickte Kosta zu ihm hoch. Hatte er etwas falsches gesagt? Leidenschaftlich wollte Eneas wissen, warum Zucker ihn nicht sehen wolle. Er sei einmal hier gewesen, als er geschlafen hätte.
"Wirklich?" fragte Kosta überrascht. "Weil... weil ich ihm so weh getan habe", erklärte er dann aber kläglich. "Ich habe ihm so unglaubllich grausames angetan. Sobald die Euphorie über das Entkommen aus dem Kerker abgeklungen ist, wird er sich wieder daran erinnern, dass ich ihm nur Unglück bringe und er wird mich zurecht dafür hassen."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 20:13

Eneas verfluchte sich innerlich, als Kosta ihn prompt erschrocken ansah sobald Eneas über Zucker wütend geworden war. Kosta war schon immer gut darin gewesen, seine Gefühle zu erspüren. Aber jetzt war das nicht unbedingt förderlich und Eneas zügelte seine Wut. Erst einmal musste er überhaupt herausfinden, was da los war und was zwischen Kosta und Zucker vorgefallen war. Er konnte Zucker später immer noch anschnauzen, wenn dieser es gewagt hatte Kosta schlecht zu behandeln und ihm weh zu tun.
Der Krieger schien zumindest sehr überrascht, dass Zucker ihn überhaupt besucht hatte. Betrübt erzählte er dann, dass er Zucker sehr weh getan hätte. Unglaublich grausames, nannte es Kosta. Eneas konnte sich kaum vorstellen, dass Kosta so etwas getan haben könnte, aber er begann langsam zu ahnen worum es gehen könnte. Sein Freund befürchtete, dass sich Zucker bald wieder daran erinnern würde, dass Kosta ihm bloß Unglück brachte und dann würde er ihn dafür hassen.
Tröstend streichelte Eneas über Kostas Hand, hatte sich wieder zu ihm gesetzt.
"Er hat Blut für dich gespendet und er hat nach dir gesehen. So sehr kann er dich da nicht hassen", versuchte er Kosta zu trösten. "Als wir nach dir und Prinz Asar gesucht haben, waren wir in Raej. Wir haben dort Rashar und einige andere der 6ten gefunden. Wir haben auch den Schauplatz des Kampfes gesehen...", begann Eneas vorsichtig. "Rashar hat uns erzählt was passiert ist. Dass Prinz Asar ihnen gesagt hat, er wollte mithilfe von ihnen Zorya gefangennehmen und dass er sie verraten hat, als Zorya ihnen wiederum eine Falle gestellt hat." Darüber waren Kosta und der Haushofmeister erst nach Dhemlan gekommen. Sie und einige der besiegten Soldaten aus der 6ten. So viel hatte sich Eneas bereits zusammenreimen können.

"Ist es deswegen?", fragte Eneas, "Ich kenne nur Rashars Version der Ereignisse, aber ich kann verstehen, dass ihr versucht habt, um jeden Preis Zugang zu zorya zu bekommen. Ich weiß, dass du alles für Timaris tun würdest. Aber es war bestimmt eine schmerzhafte Entscheidung, wenn es bedeutet, dass andere dafür in Gefahr gebracht werden... andere, die du ebenfalls magst..." Wie musste sich Kosta deswegen quälen? Und das wo der Krieger sich ohnehin sehr schnell Schuldgefühle und Vorwürfe auflud.
"Hast du gewusst was Prinz Asar vorhatte? Magst du mir erzählen was passiert ist?" Er wollte gerne zuhören und Kosta trösten, wenn er konnte. Sie hatten sich schon so lange nicht mehr ausgesprochen. Kosta hatte ihm immer noch nicht erzählt was überhaupt das erste Mal in Raej passiert war. Dabei hatten sie sich doch immer alles anvertrauen können. Wieso ging das nicht mehr? Eneas wollte seinen Liebsten so gerne von dieser tiefen Traurigkeit befreien, die er seit Raej mit sich trug. Eneas fühlte sich hilflos, dass er dies anscheinend nicht mehr vermochte.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 20:18

Besorgt setzte Eneas sich wieder zu ihm und streichelte ihm tröstend über die Hand. Kosta erschauderte darunter. Es fühlte sich so qualvoll schön an. Er wollte mehr davon, während er gleichzeitig davor fliehen wollte. Liebevoll erzählte Eneas davon, dass Zucker Blut für ihn gespendet hatte und dass er nach ihm gesehen hatte. Also könne er ihn doch gar nicht so sehr hassen. Nur weil selbst Zucker nicht die ganze Wahrheit wusste. Sie hatten sich zwischen Sex auch so etwas ausgesprochen, aber da waren sie beide verzweifelt gewesen. Jetzt, in Freiheit, da wollte Zucker sicherlich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen und Kosta konnte es ihm wahrlich nicht verübeln.

"Das ist nur ein kleiner Teil von allem", verneinte Kosta schmerzerfüllt, nachdem Eneas ihm von Raej erzählt hatte. Wie sie Prinz Rashar gefunden und den Schauplatz des Kampfes gesehen hatten. "Nein, ich wusste nicht, was Prinz Asar vor hatte. Doch ich habe geahnt, dass etwas in die Richtung passieren könnte. Schliesslich hatte ich gesehen, was für eine Art Mensch er ist. Ich konnte mir jedoch nicht vorstellen, wie er es realisieren würde. So oder so, ich habe Prinz Rashar oder Zucker nicht gewarnt." Um Ihre Aufgabe nicht zu gefährden.

"Und du hast Recht. Ich würde alles für Timaris tun." Er hatte alles für Timaris getan. Alles bis auf das eine, was er niemals tun würde. Und damit hatte er Zucker, Minan und alle anderen gleich noch einmal verraten. Ihm wurde übel. Geschafft und überwältigt wandte er sich ab, lehnte sich im Kissen zurück. Nein, er wollte mit Eneas nicht darüber sprechen. Er wollte gar nicht mehr sprechen. Nicht mehr denken.
"Können wir das mit dem Essen sein lassen?" bat er matt. "Ich bin müde." Zumindest geistig. Schmerzerfüllt sehnte er sich nach der dunklen, weichen, warmen Watte zurück.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 20:20

Nachdem Eneas aufgezählt hatte was er wusste, gab Kosta mit erstickter Stimme zu, dass es nur ein kleiner Teil wäre, was passiert wäre. Das hatte Eneas schon vermutet und er würde so gerne wissen was Kosta noch erlebt hatte. Er hatte so viele Fragen und wenn Kosta bereit war, würde Eneas sehr gerne zuhören. Er wollte seinem Geliebten helfen. Es konnte ihm nicht gut gehen, wenn er diese Erlebnisse alleine mit sich herumtrug und sich darüber ausschwieg. Aber vielleicht hatte er sich schon jemand anderem anvertraut?
Beide Male war dieser Zucker bei Kosta gewesen. Die beiden hatte es gemeinsam erlebt und Eneas fühlte sich außen vor. Wäre alles anders gekommen, wenn er damals bei der Suche nach Laree mit Kosta mitgegangen wäre? Wenn sie sich beide als Rekruten in der dhemlanischen Armee getarnt hätten? Dann hätte er Kosta vielleicht beschützen können vor dem was ihm in Raej wiederfahren war. Weswegen er seine Tätowierung verloren hatte...
Kosta erzählte nur wenig und dass er nichts von Prinz Asars Plänen gewusst hätte. Er hätte es höchstens geahnt, da er gesehen hätte was der Prinz für eine Art Mensch sei. Was sollte das denn bedeuten? Soweit Eneas wusste, war Kosta mit dem Prinzen zunächst unterwegs gewesen, um für Timaris Sklaven einzukaufen. Hatte er da Prinz Asar kennengelernt? Hatte der Haushofmeister Kosta wehgetan? Eneas' Gedanken rotierten. Er kannte die Gerüchte über Ayden Asar. Ein grausamer, machthungriger Mann sollte er sein, falsch wie eine Schlange. Ein Frauenheld, ein Charmeu. Nun, und alles andere mögliche. Aber über Timaris gab es ähnliche Gerüchte und Eneas gab darauf auch nicht viel.
"So oder so, ich habe Prinz Rashar oder Zucker nicht gewarnt", sagte Kosta. Eneas drückte ihm vorsichtig die Hand.
"Das muss eine schwere Entscheidung gewesen sein...", erkannte er mitfühlend, "Aber es war Prinz Asars Plan, nicht deiner... Ich weiß, dass du den Soldaten bewusst bestimmt nicht hattest schaden wollen." Jedenfalls nicht den Soldaten aus der 6ten. Kosta schien eine besondere Verbindung zu ihnen haben. Oder gehabt zu haben. Abgesehen von Zucker schienen sie sich nicht mehr für Kosta zu interessieren und Amaya war in der Feste sogar offen feindselig gewesen.

Kosta sagte leise, dass er wirklich alles für Timaris tun würde. Eneas nickte betrübt. Er verstand, dass Kosta die Chance einfach hatte ergreifen müssen, an das Gegenmittel zu gelangen, aber wie hoch war der Preis dafür gewesen?
"Ich kann mir kaum vorstellen wie schwer es in der Feste gewesen sein muss. Inmitten all dieser Feinde...", erwiderte Eneas. "Wenn du darüber reden möchtest... mir davon erzählen.."
Stattdessen ließ sich Kosta zurück in die Kissen sinken und sagte, er wäre müde. Er wollte auch nichts mehr essen. Betroffen blickte Eneas ihn an. Er war ein Hornochse. Kosta war so erschöpft und nun hatte er ihn wieder gedrängt. Eneas ließ seine Hand los und erhob sich.
"Natürlich.. ruh dich weiter aus." Eneas ging zur Türe. "Jetzt wird es wieder besser.. bestimmt", sagte er und wollte Kosta irgendwie Hoffnung und Trost geben. Er kam sich nicht sonderlich erfolgreich dabei vor. "Schlaf gut.."
Eneas verließ das Krankenquartier betrübt. Maria kam ihm mit einem Tablett entgegen, doch Eneas berichtete ihr kopfschüttelnd, dass Kosta zu müde wäre um zu essen. Oder hatte er einfach alleine sein wollen und nichts mehr sagen wollen, kam Eneas ein trauriger Gedanke. Er presste die Lippen zusammen, starrte auf das Tablett. Vielleicht war Kosta doch hungrig.
"Gib mir das", sagte er Maria und nahm ihr das Tablett ab. "Ich hab eine Idee." Damit ging er durch den Gang, auf der Suche nach einem gewissen dhemlanischen Prinzen.
Eneas fand ihn auf Deck wieder. Zucker lehnte lässig an der Reling und unterhielt sich mit Noyan. Dabei standen sie sehr dicht zusammen, schienen herumzuschäkern. Zucker lachte. Eneas' Gesicht verdunkelte sich. Das durfte doch nicht wahr sein. Zornig ging er über Deck und auf die Beiden zu.
"Kosta ist wieder wach", begann er seinen ersten Satz wie eine Kampfansage. "Ich dachte, das interessiert dich vielleicht." Er blickte Zucker wütend an. Der Prinz sah gelassen zurück, die Ellbogen hinter sich auf der Reling abgestützt.
"Habe ich schon gehört, danke für die Info", erwiderte der Mann.
"Und wieso bist du dann nicht im Krankenquartier und siehst nach ihm?", fragte Eneas aggressiv. Bei der Tonlage war Noyan schnell verschwunden und auch einige andere der Mannschaft schienen rasch etwas viel wichtigeres am anderen Ende des Schiffes zu tun zu haben.
"Na, weil du unten bei ihm warst. Oder nicht?", ließ sich Zucker nicht aus der Ruhe bringen. Eneas schnaubte leicht und drückte dann das Tablett gegen Zuckers Brust bis der verdutzte Prinz es endlich annahm.
"Geh nach unten. Er hat Hunger. Du kannst ruhig dort nett und witzig sein anstatt hier oben meine Mannschaft abzulenken", sagte er unwirsch.
"Gibts hier ein Problem?", tauchte plötzlich einer der 6ten auf. Der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht und der Augenklappe. Er hätte glatt ein Pirat sein können. Eneas hielt seinen Blick trotzdem auf Zucker fixiert.
"Nein. Kein Problem", sagte dieser schließlich. Für einen Moment wirkte der Dhemlaner noch ernst ehe wieder ein Grinsen seine Lippen umspielte. "Ich spiele gerne die Krankenschwester." Er schob sich an Eneas vorbei und ging dann mit dem Tablett nach unten. Grimmig blickte Eneas ihm hinterher. Hoffentlich hatte er das richtige getan. Kosta sollte nicht traurig sein. Vielleicht konnte ihn Zucker aufmuntern.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 20:21

Die Feinde in der Feste? Ja, es hatte dort viele schlechte Menschen gegeben. Aber auch gute. Doch am Schlimmsten war Kosta selbst gewesen. Alles im Namen der Hoffnung, es würde am Ende alles wieder gut werden. Dabei konnte es doch ab einem bestimmten Punkt nicht mehr gut werden. Spätestens dann, wenn man tot war. Kosta verfluchte nicht die Feinde, sondern sich selbst. Sein ärgster Feind überhaupt. Es war alles zuviel und eneas konnte er damit erst recht nicht belsasten. Am liebsten wollte er einfach vergessen.

Wenigstens das verstand Eneas, wenn er auch sonst nichts verstand. Zuversichtlich meinte, dass es jetzt wieder besser werden würde. Er solle sich nur weiter ausruhen und gut schlafen. Kosta senkte den Blick, konnte nichts darauf erwidern. Er kam sich so falsch vor. Hilflos und erschlagen starrte er ins Nichts, dachte an nichts. Er sah sich einfach nur die Wand an. Das tat gut. Einfach nur starren. Nicht denken. Selbst dann noch, als Eneas längst gegangen und seine Schritte verhallt waren.

Er schreckte erst auf, als die Tür geräuschvoll geöffnet wurde und auch relativ laut wieder ins Schloss fiel. Zucker kam mit ungewohnt guter Laune hereinspaziert und stellte ein Tablett mit einer Schüssel dampfenden Eintopf auf den Tisch. Kosta blinzelte ihn überrumpelt an, fragte sich, wieviel Zeit vergangen war. War er wieder eingeschlafen? Davon hatte er gar nichts mitbekommen. Da war keine erholsame Watte gewesen. Nein, Kosta glaubte nicht, dass er geschlafen hatte.
"Ich habe gehört, dass du Hunger hast", hatte Zucker wie immer einen flappsigen Spruch auf Lager.
"Habe ich?" fragte Kosta verwirrt, bevor ihm dämmerte. Stimmt, Eneas hatte vorhin gesagt, dass Maria etwas für ihn gekocht hatte. "Bist du Esmeralda in die Arme gelaufen?" Mühsam versuchte er sich aufzurappeln, musste es dann aber mit einem gequälten Stöhnen sein lassen. Sofort schmerzte sein Bauch wieder, wenn er versuchte die Muskeln seines Torsos anzuspannen. Er war vollkommen hilflos, konnte sich noch nicht einmal von selbst umdrehen. "Sie ist immer so überfürsorglich." Sie meinte es immer so gut mit Kosta, der sich dieser Liebe alles andere als würdig fühlte.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Yadriël » So 25. Sep 2022, 20:21

Zucker gefiel das Schiff. Es stellte eine eindeutige Verbesserung zu dem letzten Schiff da auf dem er gewesen war. Vielleicht lag es auch an der Unterkunft. Auf dem großen Kriegsschiff der Spinnenkönigin hatte er in einem kleinen Verschlag gehaust, hier.. nun die Kajüte war jetzt auch nicht unbedingt die größte, aber er konnte sich hier frei bewegen, sich endlich wieder mit seinen Kumpanen unterhalten und das Essen war auch ganz gut.
Außerdem war er verdammt froh, Dhemlan endlich hinter sich lassen zu können. Die Soldaten hatten sich von Minan verabschiedet bevor man ihn in eine Kutsche gelegt hatte. Zucker tat es leid, was er dem Jungen angetan hatte, aber darüber hatten sie nicht gesprochen und er hatte sich dafür auch nicht entschuldigt. Es schien ihm so, dass Minan sehr bestrebt war, vor seinem Gefährten zu verbergen wie schlecht es ihm ging oder was ihm in der Feste angetan worden war. Vielleicht war es besser so. Zucker fand, es brachte sowieso nichts zu lange an der Vergangenheit zu hängen. Man sollte einfach abhaken was passiert war und weitermachen. Er hatte Dalmadans Feste für sich abgehakt sobald sie diese verlassen hatten. Er war lebend rausgekommen und das war mehr als er je geglaubt hätte, als er die Reise im Schiffsbauch der dhemlanischen Kriegsgaleere angetreten hatte.
Zucker war auch froh, dass mehr als gedacht von der 6ten überlebt hatten. Rashar und Regensang lebten noch. Venka hatte ihnen von der Begegnung erzählt. Die Überbleibsel der 6ten würden sich zusammen mit den Raejer Rebellen im Dschungel verstecken. Das bedeutete, er konnte endgültig seine schwarze Soldatenuniform einmotten, dachte Zucker vergnügt. Er sah das positiv. Sie hatten nie für Sion arbeiten geschweige denn kämpfen wollen.
Leider hatte er bei manchen seiner Begleitern die Befürchtung, dass sie sowieso nicht mehr zurück zu Rashar wollten. Einauge, ja. Er war Rashar treu ergeben, aber Samtpfote und ein paar der anderen sprachen bereits begierig davon wieviel Gold sie aus dem verräterischen Haushofmeister herauspressen wollten. Sie wollten die gesamten Reichtümer, die ihnen der Prinz versprochen hatte. Und natürlich die Anteile ihrer toten Kameraden. So müssten sie auch weniger teilen.
Zucker wunderte das Gerede nicht. Am Ende waren sie alle Verbrecher und er weinte dem Bastard Rittersporn und seinen schleimigen Mitläufern keine Träne nach. Aber sie mussten Rashar helfen. Wenn sie das Tor versiegeln konnten, wäre es aus mit Sions Ritual. Tiger hatte es gesagt. Nur Tiger hatte mittlerweile auch nur noch Babies im Kopf. Wer hätte das gedacht. Zucker überlegte, ob ihnen Hayll tatsächlich Geld geben würde. Er war da noch skeptisch. Genausogut konnte es ihnen passieren, dass sie einfach in einem neuen Kerker landeten. Und Zucker konnte wirklich darauf verzichten eine Reise durch die zehn hässlichsten Kerker von Terreille und Kaeleer zu machen. Er überlegte sich bereits, ob es nicht klüger war, abzuhauen sobald sie bei Draega angelegt hatten.

Für den Moment befanden sie sich aber alle auf dem Schiff und schienen sich im Schneckentempo vorwärtszubewegen. Zucker wusste nichtmal wohin sie segelten. Die Piraten redeten von einem Tor, aber hier draußen war doch nur Meilen um Meilen an Wasser. Während der Rest der 6ten eher unter sich blieb, versuchte Zucker die Mannschaft kennenzulernen. Abgesehen vielleicht von dem Kapitän. Zucker hatte so das Gefühl, dass der Kerl ihn nicht leiden konnte und einige aus der Mannschaft rieten ihm auch ganz offen, dass der Gute sehr beschützerisch wäre was Kosta betraf.
Trotzdem hatte Zucker nach dem Krieger sehen können. Immerhin musste dieser Taelos auch mal schlafen, oder Eneas wie er eigentlich hieß und der Bruder von Venka war, die auch eigentlich Laree hieß. Hatte sie ihm gesagt. Da sollte man nochmal durchblicken. Dass die beiden Geschwister waren sah man gleich, fand Zucker. Allein wegen Venka - oder Laree - würde er schon gerne Draega sehen. Er hatte die kleine Hexe ganz gern. Naja, aber auch nicht gern genug, den Kerker oder gar den Strick zu riskieren.
Jedenfalls zeigte sich nach einigen Tagen auf dem Schiff, dass die Piraten der 6ten gar nicht so unähnlich waren. Sie waren auch eine zusammengewürfelte Gruppe und schienen fest zusammenzuhalten. Aber es lief auch nicht ohne die üblichen Dramen in solch kleinen Grüppchen ab. Zucker bekam relativ schnell mit, dass der Kapitän und Dido ein Paar gewesen war und dass es noch nicht allzu lange hergewesen sein musste. Er wollte sich da lieber nicht einmischen, nur dadurch, dass Taelos eindeutig an Kosta interessiert war, ließ es sich nicht vermeiden, fürchtete Zucker.
Auch jetzt hörte er bald durch den jüngsten Pirat, dass Kosta aufgewacht wäre. Alle waren sehr erfreut und erleichtert darüber. Zucker hätte gerne mal nach Kosta gesehen, nur hielt er sich zurück. Es würde sich schon eine passende Zeit finden.
Die fand sich dann ganz unfreiwillig, als er an Deck war und sich gerade mit Garlan unterhielt.
"Wenn du willst, können wir uns gegenseitig unsere Kriegsnarben zeigen... ich habe da in letzter Zeit einige gute hinzubekommen." Er grinste und hätte zu gerne seine Hand mal durch Garlans schwarzgoldene Locken fahren lassen. Eine sehr interessante Mischung. Sie würden rüde in ihrer Flirterei unterbrochen, als der Kapitän plötzlich vor ihnen stand. Da sollte man meinen, dass der Kerl froh war, dass Zucker auf Abstand ging und nun wurde er deswegen angeblafft. Taelos sah so aus, als wollte er ihm eines mit dem Tablett überziehen, doch Zucker bekam es stattdessen in die Hände gedrückt. Er sollte nach unten gehen und Kosta zu essen geben. Außerdem sollte er nett und witzig sein.
Meinte er das ernst? War der Kerl gerade wütend, weil er hier oben Spaß hatte und nicht mit Kosta herumschäkerte? Das war das absurdeste was Zucker je gehört hatte. Einauge wollte ihm schon zur Hilfe kommen, aber Zucker hatte kein Problem damit einzuwilligen. Er hatte sowieso nach Kosta sehen wollen und die Alternative, angesichts des vor Zorn brodelnden Kapitäns, wollte sich der Prinz nicht vorstellen.

Zucker öffnete die Tür zur Krankenstation schwungvoll, während er noch das Tablett balancierte. Kosta lag wach in seinem Bett, mehrere Kissen im Rücken. Er sah schon viel besser aus, mit etwas mehr Farbe im Gesicht.
"Ich habe gehört, dass du Hunger hast", erklärte Zucker und stellte das Tablett auf den kleinen Tisch ab. Er ließ sich auf den Stuhl neben dem Bett sinken. Kosta schien zunächst verwirrt. Entweder über den Besuch oder darüber dass er Hunger hatte. Zucker fragte sich kurz, ob das ein perfider Trick des Kapitäns gewesen war, damit er möglichst dämlich aussah. Nun, dieser Taelos unterschätzte vollkommen, dass Zucker quasi spezialisiert auf Dämlichkeit war und da keinerlei Hemmungen hatte.
Er verschränkte die Arme gelassen hinter seinem Kopf und wippte auf dem Stuhl. "Klar hast du Hunger", entgegnete er, "Du hast dich tagelang nur von Beutelfraß ernährt. Danach hätte jeder Hunger." Er deutete kurz zu einem Ständer mit einer dieser umgedrehten Flaschen mit undefinierbarer Flüssigkeit. Beim letzten Mal war diese noch über einen Schlauch an Kostas Arm angeschlossen gewesen. Die Heilerinnen schienen das alles entfernt zu haben. Ein gutes Zeichen.
Kosta fragte ihn, ob er Esmeralda in die Arme gelaufen wäre. Sie wäre immer so überfürsorglich. Dabei versuchte er sich weiter aufzusetzen, stöhnte aber leise schmerzerfüll auf.
"Nun, jemand überfürsorgliches ist eher mir in die Arme gerannt. Er war sehr energisch und ein klein bißchen zornig, wieso ich nicht hier unten bin, um meinen Witz und Charme zu verbreiten", erklärte Zucker, "Ich muss ihm rechtgeben. Das Krankenquartier ist arg fad. Du kannst etwas Frohsinn gebrauchen." Er blickte sich um, erhob sich dann und half Kosta, der bereits ein zweites Mal vergeblich versuchte sich aufzusetzen. Der Prinz rückte den Stuhl näher und pustete dann über den Eintopf.
"Wollen mal sehen.." Ungeniert aß er einen Löffel davon. "Hmm... muss sagen, sehr enttäuschend. Sehr fad." Er rief ein kleines Fläschchen herbei. Es war rot und hatte ein großes X vorne drauf. "Feuersoße", erklärte er grinsend, "Seit dem Fraß in der Armee hat sich das Ding quasi von selbst bezahlt. Beste Investition meines Lebens. Hätte ich in Dunrobin Castle gut gebrauchen können." Zucker nahm sich noch einen Löffel vom Eintopf und kippte großzügig von der Soße drauf.
Er verspeiste grinsend den nächsten Bissen, keuchte und klopfte sich gegen die Brust. "Besser", hustete er, "Viel besser." Er hielt das Fläschen über die Schüssel. "Und der Rest für dich." Zucker legte den Kopf schräg, hielt inne. "Ah.. besser nicht. In deinem jetzigen Zustand würde dir das nur den Magen wegbrennen und dann kriege ich bestimmt Ärger mit deinem Kapitän." Er zwinkerte Kosta zu und hielt ihm dann einen Löffel Eintopf hin, ganz ohne Soße. Zucker hatte nur ein paar Mal drüber gepustet, damit es nicht zu heiß war.
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 20:24

Zucker hatte sich auf den Stuhl plumpsen lassen, verschränkte gemütlich seine Arme hinter dem Kopf und wippte lässig auf dem Stuhl. Gelassen befand er, dass Kosta natürlich Hunger hätte, schliesslich hätte er sich tagelang nur von Beutelfrass ernährt. Danach hätte jeder Hunger. Der verletzte Krieger blinzelte verwirrt, musste dann aber schmunzeln. Offensichtlich meinte Zucker die Infusion. Das war tatsächlich nichts, was einem sich satt fühlen liess. Sich an Maria erinnernd, fragte er nach, ob Zucker das Essen von ihr bekommen hätte. Überraschenderweise offenbarte ihm dieser, dass ihm jemand überfürsorgliches, energisches und zorniges es aufgedrängt hatte, hier unten Witz und Charme zu verbreiten.
"Taelos?" fragte Kosta überrumpelt. Wieso tat Eneas das? Um ihm zu beweisen, dass Zucker ihn doch sehen wollte? Um ihn aufzumuntern? Das war lieb. Nur, warum war er dann wütend? Kosta hatte ihm doch klar gemacht, dass er nicht auf Zucker eifersüchtig sein musste, weil Zucker viel zu viel schlechte Erlebnisse mit ihm gemacht hatte, um etwas von ihm zu wollen. Ach, das war alles so kompliziert. Es war anstrengend, darüber nachzudenken. Lieber schaute er einfach nur dem lustigen Theater zu, welches Zucker für ihn veranstaltete.

"Ja, dann kriegst du ganz bestimmt Ärger mit dem Kapitän", lachte Kosta, wenn auch nur kurz, weil es gleich wieder weh tat, als Zucker ihm nichts von der scharfen Sauce geben wollte, weil die ihm den Magen wegbrennen täte. "Und dann mit Dido und Esmeralda, die so viel Mühe und Kraft aufgewendet haben, von meinem Magen zu retten, was noch zu retten war. Und danach mit dem Rest der Mannschaft. Einfach aus Prinzip." Kosta grinste, öffnete dann aber brav den Mund, um sich füttern zu lassen.
"Hmmm, wirklich fad", befand er gutmütig, nachdem er gekaut und geschluckt hatte. "Muss wohl so sein, damit ich es verkrafte." Auch wenn die Gewürze fehlten, öffnete Kosta erneut brav seinen Mund, um sich Löffel für Löffel füttern zu lassen. Dabei bemerkte er, dass er tatsächlich Hunger hatte. So sehr, dass er sich beherrschen musste, nicht zu schlingen.

"Zucker... ich muss dir etwas sagen", begann er vorsichtig, ein paar Löffel später. "Ich bin eigentlich stark genug, selber zu esssen." Seine Arme waren ja nicht verletzt. "Aber so ist es natürlich viel besser. Du gibst einen prima Krankenpfleger ab." Verschmitzt grinste er nun Zucker frech zu und öffnete gleich fordernd wieder seinen Mund, um sich weiter füttern zu lassen. Es war so schön, einen unbeschwerten Moment mit Zucker zu geniessen. So wie es eigentlich von Anfang an hätte sein sollen. So wie es sich Zucker für den Rest des Lebens verdient hatte.
"Ich bin froh, dass ihr mit uns reist", gestand er ihm innig. "Ich bin froh, dass du hier an Bord bist, Zucker. Hier seid ihr in Sicherheit."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Yadriël » So 25. Sep 2022, 20:25

Kosta schien erstmal nicht glauben zu können, dass Taelos ihn hier runtergeschickt hatte. Verständlich. Zucker hatte es selbst auch zuerst nicht glauben können. Der Kapitän war eindeutig eine sehr seltsame Persönlichkeit. Aber er hatte Recht, dass Kosta etwas Aufmunterung vertragen konnte hier so eingesperrt im Krankenquartier.
Als Zucker befürchtete, dass die Feuersoße nur Kostas Magen verbrennen würde und er dann Ärger mit dem Kapitän bekäme, konnte der Krieger auch schon wieder lachen. Danach verzog er leicht das Gesicht und hielt inne. Vermutlich tat ihm das Lachen noch weh. Kosta zählte auf, wer alles so mit Zucker schimpfen würde, was im Prinzip die komplette Mannschaft darstellte.
"Hab ich mir schon gedacht. Ihr seid so eure eigene kleine Kompanie. Fast wie die 6te. Nur dass ihr Verbrecher auf See seid und wir an Land", erwiderte der Prinz und fütterte Kosta, der hungrig den Mund aufmachte. Kosta befand den Eintopf auch für fad, aß aber trotzdem und dass mit zunehmend mehr Appetit.
"Tja, das ist natürlich nichts gegen die leckere Kost von Dalmadans Feste", schwärmte Zucker gespielt, "Nur reichts dann auch irgendwann mit dem Urlaub. Sonst werd ich noch ganz dick." Er klopfte sich gegen den flachen Bauch.
Nach ein paar Löffeln vom Eintopf glaubte Zucker schon, dass Kosta genug hätte, doch da sagte er grinsend, dass er stark genug wäre alleine zu essen. Er hätte es nur nicht getan, weil Zucker so einen guten Krankenpfleger abgäbe. Der Prinz machte ein empörtes Gesicht.
"Ach, tu ich das? Und ich dachte, du wärest schwach und hilflos", beschwerte er sich, "Meine Fürsorglichkeit hier so ausnutzen.. ts ts." Trotzdem fütterte er Kosta grinsend weiter, da dieser keine Anstalten machte selbst nach dem Löffel zu greifen. Es war ja nicht das erste Mal, dass Zucker sich um ihn kümmerte. Aber jetzt gefiel ihm Kosta weit besser als im Kerker als sexhungriges Spielzeug von Ranard. Zucker fiel auf, dass Kosta immer noch den eisernen Halsreif trug und das Zungenpiercing hatte er auch weiterhin. Das bedeutete vermutlich, dass er alles andere ebenfalls noch trug. Der Prinz fragte sich wann Kosta das ablegen wollte.

Der Krieger gestand ihm da nach ein paar weiteren Löffeln Eintopf wie froh er wäre, dass Zucker und die anderen mit ihnen reisen würde. Zucker im besonderen.
"Ja, die anderen finden, sie haben eine große Belohnung verdient. Zoryas Tod, die Rettung eures feinen Haushofmeisters, die Rettung deiner Königin... da muss Hayll ordentlich blechen. Ohne uns wär das alles nicht möglich gewesen", erwiderte er, "Jedenfalls sehen die anderen das so. Ich für meinen Teil bin ganz zufrieden mit der Kreuzfahrt hier." Er grinste. Außerdem hatte er Kosta bereits gesagt, dass er keine Entlohnung durch die Königin wollte. Adelige verpackten ihre angeblichen Belohnungen stets mit irgendwelchen Haken und am Ende steckte man tiefer in der Tinte als zuvor. Zucker konnte darauf verzichten. Er wollte nicht in der Schuld von hayllischen Adeligen stehen. Nie mehr.
"Aber den Palast seh ich mir schon an. Muss ja sehen, wo du in Zukunft deine glorreiche Karriere als - nicht im Weg rumstehen - abhalten willst." Er grinste und erinnerte sich an ihr Gespräch nachts in einer Kammer im Kerker. Er hatte Kosta gefragt was sich dieser von seiner Königin wünschte und was er tun wollte, wenn sie geflohen waren, aber weder hatte Kosta so richtig an die Flucht geglaubt noch an eine Zukunft. Zucker war sich dabei nicht so sicher, ob er in den Palast mitkommen würde. Er wollte lieber das Schiff leise verlassen sobald sie in Draega waren, doch das sagte er Kosta lieber nicht.
"Es sei denn, du hast inzwischen schon neue Karrierepläne."
Zucker suchte nach etwas zu trinken und fand es in Form von schalem Wasser. "Wasser und fader Eintopf. Da hat sich die Bauchwunde ja richtig gelohnt", befand er und goss ihnen etwas ein, "Wenigstens hast du Turgor erwischt." Zucker pausierte kurz. "Es hat keiner von den anderen Wärtern überlebt. Dafür haben wir gesorgt", sagte er. Seinen Kameraden hatte er das nicht zweimal sagen müssen. Sie waren begierig gewesen sich an den Wärtern zu rächen.
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Ungewisse Rückreise

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 20:29

"Das wäre schrecklich", grinste Kosta, als Zucker befürchtete, er könne ganz dick werden wegen dem vielen Urlaub. "Du müsstest etwas Sport machen, um zu verhindern." Es war schön mit Zucker zu scherzen. Oder von ihm zu hören, dass er genau wie Kosta erkannt hatte, dass die Mannschaft und die 6te sich sehr ähnlich waren. Das hatte er doch auch immer gesagt. Nur hatte ihm das niemand glauben wollen. Zu anfang noch nicht einmal Zucker.
Neckend gab er zu, dass er auch ganz alleine essen könnte, nur um sich trotzdem hemmungslos weiter füttern zu lassen. Der Prinz empörte sich gespielt und Kosta musste gleich wieder leicht lachen. Ganz vorsichtig. "Ja, tust du", bestätigte er, dass Zucker einen guten Krankenpfleger abgäbe. "Und ich bin schwach und hilflos!" War er wirklich. Er konnte ja noch nicht einmal alleine aufstehen. Dennoch sah er Zucker gespielt besonders leidend an, weil es jetzt gerade um etwas ganz anderes ging. Darum so zu tun, als wäre die Welt völlig in Ordnung. Deswegen gestand er Zucker auch, dass er froh war, dass die 6te hier war. Mit ihm dazu.

Der Prinz erklärte ihm auch gleich, warum das so war. Sie wollten viel Geld ergaunern zur Belohnung. Weil sie doch Zorya getötet und Timaris gerettet hätten. Kosta musste schmunzeln. Genau so war es passiert. "Ihnen ist aber schon klar, dass Timaris wissen wird, wenn sie die Wahrheit etwas zu ihren Gunsten beschönigen, oder?" fragte Kosta amüsiert. Natürlich zweifelte er nicht, dass Timaris, wie durch Prinz Asar, die Soldaten reich entlöhnen würde, doch sie täte sich nicht auspressen lassen. "Wenn nicht, kann ich ihnen nur den Tipp geben, dass sie um so mehr erhalten werden, desto bescheidener und ehrlicher sie auftreten werden." Kosta wusste, wie grosszügig Timaris war und wie gerne sie Leute beschenkte, die sie mochte. Allerdings musste man ihr die Gelegenheit geben, das Geschenk freiwillig zu geben.

"Gibt es denn gar nichts, was du dir zur Belohung wünschst?" fragte er etwas schüchterner nach, als Zucker sich selbst entsprechend bescheiden gab. Wenn die Soldaten sich im Schloss auch so verhielten, würde Zucker sicherlich als reichst Beschenkter enden. "Ich meine grundsätzlich. Nicht nur von Timaris." Kosta täte Zucker so gern alles Glück der Welt schenken, wenn es ihm nur irgendwie möglich wäre.
"Du willst auch in den Palast?" hakte er überrascht und neugierig nach. "Oh, das ist schön. Dann kannst bestimmt Lhal kennen lernen. Sie ist so ein süsses, krabbelndes und beissendes Monsterchen. Äääh, also Mädchen mein ich. Und Hyacinthos kann ich dir auch vorstellen. Aber ich fürchte, Timaris wirst du dich dann aber doch stellen müssen. Weisst du, sie ist ein furchtbar neugieriger Mensch", raunte er Zucker verschwörerisch zu, bevor er ertappt die Lippen zusammen presste.
"Ohweh, mir geht es wohl schon wieder viel zu gut", murmelte er reuig. "Ich plappere wieder dummes Zeug. Also was ich sagen wollte, nein, ich habe keine Karrierepläne. Erstmal wieder gesund werden. Es wäre schon toll, wenn ich wieder alleine aufstehen könnte. Und du? Was für Karrierepläne hast du? Also nachdem du Prinz Rashar gefunden und mit ihm die Welt gerettet hast?" Zucker musste sich gar nicht darüber lustig machen, dass Kosta keine Ansprüche ans Leben stellte. Das tat er doch selber nicht. Allerding waren sie beide bei ihrem letzten Gespräch darüber im Kerker gewesen und hatten nicht geglaubt, lebendig wieder da rauszukommen.

"Du bist mir nicht böse deswegen, dass ich mich von ihm habe erwischen lassen?" fragte er überrascht, nachdem Zucker ihm von den Wärtern erzählt hatte. "Nach allem was ich dir und deinen Kameraden und Minan angetan habe? Da lass ich mich von diesem Messer erwischen, so das beinahe alles um sonst gewesen wäre, anstatt fortzurennen und das Gegenmittel sofort zu Timaris zu bringen. Für mich fühlt es sich so an, als hätte ich euch dadurch gleich noch einmal verraten", gestand er. Es hätte Kosta auch nicht überrascht, wenn Zucker sehr böse mit ihm deswegen war. Er fragte sich ohnehin, warum der Prinz hier war. Nur weil Eneas ihn dazu aufgefordert hatte?
"Habt ihr Ranard gefunden?" kam es ihm in den Sinn. Oder lag der Hüne noch immer unter dem Bett. Kosta blinzelte heftig, um das Bild wegzubekommen. "Was ist mit Yugar?"
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50

Nächste

Zurück zu Foren-Übersicht

Zurück zu Die Piraten

Wer ist online?

0 Mitglieder




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Essen, NES, USA, Reise

Impressum | Datenschutz