Re: Ungewisse Rückreise
von Kosta » So 25. Sep 2022, 20:09
Eneas beteuerte ihm leise, dass er ihm gerne helfen täte. Warum fragte er dann, ob Kosta die Hilfe von jemand anderem wollte? Und warum tat es ihm so weh? Vielleicht war er aber auch einfach nur überempfindlich, weil er nicht wusste, wie er mit Eneas umgehen sollte, nachdem er ihn so lange vermisst hatte. Nachdem sie sich so gestritten hatten und Kosta schmerzhaft klar geworden war, dass er Eneas Erwartungen niemals würde erfüllen können. Verwirrt und überfordert liess er sich er sich in die Toilette führen, wo sein Blick erst einmal beim Bullauge hängen blieb. Draussen schien es Morgen zu sein. Heftige Sehnsucht überkam ihn nach frischer Luft. Er war so lange eingesperrt gewesen.
Nachdem er sich mit Eneas Hilfe gesetzt hatte, fragte ihn dieser, ob er noch Hilfe bräuchte. Ob er draussen warten solle oder... Oder was? Ob er gehen solle? Jemand anderen holen? Kosta wusste nicht, was er sagen sollte. Das war alles so schwierig. Besonders weil er noch nicht einmal verstand warum. Vielleicht lag es ja an den Heilmitteln, die er bekam. Vielleicht liessen die seine Gedanken merkwürdig sein.
"Ich weiss nicht, ob ich es alleine zurück schaffe", meinte Kosta nach einer Weile des Schweigens leise. Er würde also noch Hilfe brauchen. "Ich glaube, ich schaffe es noch nicht einmal, alleine wieder aufzustehen." Selbst jetzt musste er sich mit den Händen an der Wand abstützen, weil seine Bauchmuskulatur ihn nicht zu tragen vermochte. Eneas starrte ihn an und versichterte ihm, dass er ihn wieder zurück bringen würde. Warum hatte er dann gefragt? Er wollte draussen warten, bis Kosta ihn rufe, wenn er fertig sei. Kosta nickte schwach.
Eneas ging jedoch nicht, sondern erklärte ihm, dass Leto ihm geraten hatte Kostas Privatsphäre nicht zu verletzen. Also versuchte er das. Nur glaubte er, dass er sich dabei dämlich anstelle. Unsicher lächelte er ihn an. Wieder wusste Kosta nicht, wie er darauf reagieren sollte. Nachdenklich blickte er Eneas an. Er wollte also seine Privatsphäre nicht verletzen. Und ausgerechnet hier erzählte er ihm sein Dilemma, während er halb nackt auf dem Stuhl sass? Wo blieb denn hier die Privatsphäre? Das war ja schon komisch. Um so trauriger war, dass Eneas dachte, er müsste Letos Rat beherzigen. Kosta hatte Eneas gegenüber noch nie eine Privatsphäre gehabt, die er vor ihm hätte schützen wollen. Warum wusste Eneas das nicht? War es nicht Beweis genug, dass er sich Eneas so intim zeigte, wie er es jetzt gerade tat? Oder wollte Eneas, dass Kosta eine Privatsphäre hatte, die er vor Eneas schützen wollte? So wie er wollte, das Kosta wollte, dass er frei war?
"Ich werde dich rufen, wenn ich Hilfe brauche", versprach er Eneas und hoffte, das richtige gesagt zu haben. Eneas schien zufrieden damit zu sein, denn er nickte und verliess das kleine Bad. Kosta starrte ihm für einen Moment lang nach, bevor er hektisch seinen Körper abtastete. Den eisernen Metallring trug er noch, genau so wie die Piercings an seiner Brust. Allerdings fehlten die Ketten und die Gewichte daran. Dabei hatte Ranard ihm die ganz neu geschenkt. Und auch die engen, metallenen Manschetten an Hand- und Fussgelenken fehlten, mit denen Ranard ihn so gerne ans Bett oder an die Wand hinter dem Tisch gefesselt hatte. Das war vernünftig, wenn man einen Mann retten wollten, der kurz davor gewesen war, zu verbluten. Doch Kosta war ob des Schocks des Verlustes nicht in der Lage, vernünftig zu denken.
Nein! Er durfte die nicht verloren haben. Ranard würde ihm sonst böse werden. Panik stieg in ihm hoch, die auch nicht abflauen wollte, indem er sich klar machte, dass er Ranard ja eigentlich getötet hatte. Sein Atem ging ganz flach und begann vor Hektik sogar zu schmerzen. Rasch zog er sein Leibchen hoch, um endlich erleichtert ausatmen zu können. Da unten schien alles noch so zu sitzen, wie es sein sollte. Mit Ausnahme der Ketten. Der wuchtige Ring um seine Peniswurzel war noch da, genau wie der Aufsatz, der ihm gegen sein Gemächt drückte. Sein Krönchen blitzte ihm entgegen. Zittrig langte er sich vorsichtig zwischen die Beine, um zu ertasten, ob die unteren beiden Piercings noch da waren. Erst als er sie beide erfühlt hatte, konnte er entspannt aufatmen und sich etwas erholen.
Nachdem er sich erleichtert hatte, hatte er alle Mühe, sich selber zu reinigen. Er sollte Eneas wohl jetzt schon rufen. Aber dieser hatte sich vorhin schon so unwohl gefühlt. Verbissen kämpfte er sich durch seine Aufgabe. Er versuchte gar, sich danach selbst zu erheben. Leider konnte er sich nicht nur mit seinen Armen hochziehen. Dazu hatte er nichts, was im richtigen Winkel erreichbar war und so protestierten seine Bauchmuskeln schmerzhaft.
"Eneas?" rang er sich dazu durch, den anderen Krieger zu rufen. "Ich wäre soweit. Kannst du mir bitte helfen?" Er hatte die Frage noch nicht zu Ende gestellt, als die Tür auch schon geöffnet wurde. Kosta blinzelte etwas verblüfft, wurde dann aber relativ schnell von seinen Schmerzen abgelenkt, als Eneas ihm aufhalf. Zittrig wusch er sich die Hände und nickte erleichtert, als es wieder zurück gehen sollte.
Um ihn von seiner Anstrengung abzulenken, erzählte Eneas ihm, was so alles geschehen war, solange Kosta geschlafen hatte. Nach seiner Meinung nach, hatte Kosta sich gut erholt und er war froh, dass er wieder wach sei. Kosta selbst fühlte sich alles andere als gut erholt, aber wahrscheinlich hatte Eneas schon recht, wenn man bedachte, was Turgor mit seinem Bauch angestellt hatte. Eneas erzählte weiter, dass sie auf dem Weg zum Unterwassertor seien, weil er gedacht hatte, dass Kosta möglichst schnell wieder zurück nach Draega wollte.
"Ja, das stimmt", keuchte Kosta. "Danke." Auch dafür, dass sie ihn mitnahmen, nachdem er ihnen so üble Dinge vorgeworfen und sie in die schlimmste aller Todesfallen gelockt hatte.
Eneas erzählte ihm davon, dass die Feste eingenommen worden war und Eyrier aus Askavi gekommen seien. So wie Eneas davon schwärmte, musste es ein beeindruckender Anblick gewesen sein. "Das ist gut. Neues, frisches Leben in der Burg", nickte Kosta melancholisch lächelnd. "Es war so traurig da. So bedrückend und einsam." Zorya hatte sich da ihre eigene Festung der Einsamkeit geschaffen.
Weiter erfuhr Kosta, dass die Dea al Mon zusammen mit Minan in Richtung ihrer Heimat gereist waren, während die Mannschaft der 'E' selbst einige der Kutschen genommen hatten, um zurück zum Schiff zu gelangen. Inzwischen hatte Eneas ihm wieder ins Bett in der Krankenstation geholfen und schüttelte ihm sein Kissen auf, damit er für das Essen bequem sitzen, respektive sich anlehnen konnte. Ah, dabei sollte er sich wohl besser wieder hinlegen. Aber so konnte er Eneas viel besser sehen.
"Die 6. ist hier?" fragte er überrascht. Natürlich hatte er angenommen, dass Eneas den Soldaten helfen würde. Nur war er sich nicht sicher gewesen, ob sie dieses Angebot auch annehmen täten. Immerhin reisten sie direkt nach Draega. Quasi ins Herz ihres ehemaligen Feinde. Ausserdem waren diese zähen Männer derart stur und nahmen nur ungern Hilfe an. "Zucker auch?" Gerade er musste doch grösst möglichen Abstand zu ihm suchen wollen, da er ihm immer so Unglück brachte.