Re: Das Geschenk einer Blume
von Kayne » Fr 8. Mär 2024, 18:55
Kayne hatte Siandra noch am anderen Morgen zum Hotel gebracht, obwohl sie wie üblich ziemlich lange gebraucht hatten, um sich zu verabschieden. Danach schlenderte er durch die Straßen von Goth und fühlte sich großartig. Er würde diese Nacht wohl nie vergessen, die einerseits schrecklich und anderseits wunderschön gewesen war. Es war der Beginn von etwas Neuem, denn Siandra und er hatten lange darüber geredet und beschlossen heute abzureisen. Kayne hatte sich schon zuvor von vielen seiner Freunde in Goth verabschiedet, doch er hatte hier gut zwei Jahre gelebt, es war trotzdem kein leichter Schritt. Er mochte die große Stadt, die dennoch das Flair eines kleinen Dorfes für ihn hatte.
Bei der Schneiderei hatte es nicht allzu viele Sachen gegeben, die er hatte packen müssen. Vieles verschwand in seinem Juwelengepäck und den Rest tat er in einen Rucksack. Danach hieß es sich von Hendrik zu verabschieden.
"Ich komme dich besuchen sobald ich kann. Und ich schreibe dir", versprach Kayne und schloß den alten Mann in die Arme. Kayne meinte es ernst, er war jemand, der sich immer an seine Versprechen hielt.
"Du kannst dich nun mit Fug und Recht als Meister der Schneiderskunst bezeichnen", sagte ihm Hendrik und gab ihm den Meisterbrief, den Kayne auch noch einsteckte, obwohl er auf solche Formalitäten eigentlich keinen Wert legte, doch es war hilfreich, wenn er irgendwo mal als Schneider arbeiten wollte. "Verursach nicht so viel Chaos wohin dein Weg dich auch immer verschlägt", ermahnte ihn der alte Schneider. Kayne grinste kurz.
"Und du trink nicht so viel. Jetzt bin ich nicht mehr da, um dich rechtzeitig aus der Bar zu ziehen. Besorg dir einen neuen Lehrling dafür", scherzte er und so dauerte es noch ein wenig bis er sich entgültig verabschiedet hatte und mit ein wenig gemischten Gefühlen den Laden verließ.
Er war auf dem Weg zum Hotel, doch es schien so als würde das Verabschieden länger dauern als das Packen, denn natürlich gab es noch andere Leute, die ihm Lebe wohl sagen wollten. Kayne bekam von jedem nicht nur gute Ratschläge sondern auch Geschenke mit auf dem Weg, so dass er am Ende noch eine zusätzliche Umhängetasche mit den Geschenken dabei hatte. Ein Rosinenbrötchen essend betrat er das Hotel und bemerkte eine gewisse Unruhe, die sich erklärte als er ein paar Gerüchte aufschnappte, dass vor ein zwei Tagen das Hotel ausgeraubt worden war. Darüber hatte Siandra gar nichts gesagt, anscheinend waren Tania und ihr nichts gestohlen worden, sonst hätten sie es bestimmt erwähnt.
Mit einem letzten verständnisvollen Blick zu dem niedergeschlagenen Geschäftsführer ging Kayne nach oben zu der Suite von Siandra und Tania und klopfte an.
Seine Freundin öffnete ihm und Kayne lächelte sie strahlend an und küsste sie zur Begrüßung lange, obwohl sie nur eine kurze Zeit getrennt gewesen. Tania war auch da und Kayne lächelte ihr freundschaftlich zu. Bei ihrem Blick war er sich gerade ziemlich sicher, dass die beiden über die Jungfrauennacht geredet hatten, doch er verstand, dass Siandra sich über vieles mit ihrer besten Freundin austauschen wollte und das er dann so zwangsläufig mit zu einem Gesprächsthema wurde.
"Also ich bin abreise fertig. Nur das Verabschieden von allen hat was länger gedauert", erklärte er. "Irgendjemand Rosinenbrötchen gefällig? Lady Dialta hat mir viel zu viel eingepackt."
Kayne legte seinen Rucksack und die Umhängetasche ab und ging zur Bar um sich eine Limonade einzugießen. "Wißt ihr eigentlich, dass euer Hotel ausgeraubt worden ist? Ich hoffe, euch wurde nichts geklaut."