Kaereille Dies ist ein privates Rollenspielforum

[Siandra]

Siandra musste einfach lachen. Der war ja gut. Wollte er sie beschützen und an einen sicheren Ort bringen und wusste selber nicht mal wohin es gehen sollte.

Doch seine letzte Frage liess sie sofort wieder ernst werden. Elegant sprang sie vom Pferd lief vor ihn hin und stellte sich ihm in den Weg, so dass er gezwungen war stehen zu bleiben.

"Willst du das wirklich wissen?" fragte sie mit eisiger Ruhe. sie wollte ihn nicht bedrohen, aber ihm eindeutig die Konsequenzen seiner Frage vor Augen führen. "Dir ist aber schon klar, dass wir dich töten werden, wenn uns deine Reaktion auf unsere Antwort keine vertrauenserweckende Sicherheit bietet?"

"Wenn du wirklich wissen willst, was uns wiederfahren ist" fuhr sie nach kurzem Überlegen hinzu. "Dann sage uns, für wie alt du uns hälst und ob wir in deinen Augen wie zwei Erwachsene Frauen wirken."

[Tania]

Tania überlegte noch was sie überhaupt dazu sagen sollte, als sich Siandra auch schon vor ihr aus dem Sattel schwang. Verblüfft sah sie zu wie sie sich ihm in den Weg stellte und ihn anfuhr. Doch ihre Frage war berechtigt und Tania würde sicher nichts sagen bevor er keine gute Antwort auf ihre Fragen hatte. Also wartete sie ab und sah ihn interessiert an.

[NSC]

Atarcis

Atarcis war sichtlich überrascht, als Siandra so plötzlich vor ihm auftauchte und ihn scharf befragte.

Ihm war zwar nicht ganz klar, was das schätzen ihres Alters mit Vertrauen zu tun hatte, doch eine innere Stimme mahnte ihn, es sich jetzt nicht zu verscherzen.
"Nun, ihr seid auf jeden Fall noch sehr jung. Das heißt allerdings nicht, dass ich euch nicht für erwachsen halte. Abgesehen davon, bin ich ja selbst auch äußerst jung."

Er überlegte eine Weile, bevor er weitersprach: "Ich erkläre mich damit einverstanden, dass ihr mich tötet, falls ich euch nicht vertrauend erweckend genug wirke. Sollte dies nicht der Fall sein, so möchte ich, dass ihr ehrlich seid."

[Siandra]

Er erklärte sich einverstanden? Siandra musste innerlich lachen. Als ob er eine Wahl hätte. Doch seine Handlungsweise war, wenn sie ehrlich war, ehrenhaft und es erinnerte sie an die Männer von ihrem Stamm. Zumindest bevor es den Häuptlingswechsel statt gefunden hatte. Allerdings war es auch nicht sonderlich klug, denn er wusste ja nicht, was sie ihm erzählen würden. Aber sie nickte ihm anerkennend zu. Dann rief sie einen ihrer Dolch herbei und begann damit zu jonglieren. Sie erzählte diese Geshichte nicht gerne und brauchte etwas, worauf sie sich konzentrieren konnte und das sie ablenkte.

"Ich bin sechzehn", begann sie schliesslich. Ihre Stimme war emotionslos und sie zog sich in sich zurück. "Bei meinem Stamm gelte ich somit als noch ein Kind. Volljährig wird man bei uns erst mit dem zwanstigsten Lebensjahr und hat bis dahin viele Freiheiten. Auch wenn wir erwachsen wirken und es wohl inzwischen sind, sind wir doch eigentlich noch Kinder. Trotzdem wurde ich an einen Mann verkauft, nur um gute Verbindungen zu garantieren." Ihre Stimme klang nun eindeutig zornig.

Sie hatte aufgehört zu jonglieren und trat nah zu dem Kriegerprinzen heran. "Alles natürlich unter dem ehrbaren Vorwand der Ehe natürlich", zischte sie zynisch. "Dabei hatte ich noch nicht einmal der Dunkelheit mein Opfer dargebracht. Ich war noch ein Kind und trotzdem hat man von mir verlangt, mich einem fremden Mistkerl hinzugeben." Sie schrie die letzten Worte. Diese Geschichte hatte sie bis jetzt kaum jemandem erzählt, geschweige denn Gelegenheit gefunden sie zu verarbeiten.

"Vielleicht kannst du verstehen, dass ich damit nicht einverstanden war." Sie sprach nun wieder ganz ruhig und gelassen. "Also habe ich mich gewehrt." Sie legte die Dolchspitze an die Innenseite seines Knies und fuhr mit der Waffe langsam nach oben, bis es nicht mehr weiter ging, ohne ihn zu verletzten. Dabei schaute sie ihm unverwandt in seine blauen Augen. "Ich habe meinen Ehemann", sie spuckte dieses Wort regelrecht verächtlich aus, "verstümmelt und seinen Bruder gleich dazu, da er ach so hilfsbereiterweise die Stelle von ihm einnehmen wollte."

Siandra begann zu zittern. Hastig liess sie den Dolch verschwinden und ging zu Tania, die immer noch auf dem Pferd sass. Trostsuchend lehnte sie sich an ihr Bein und sagte zu Atarcis: "Da ich danach so schnell wie möglich an einen Sklavenhändler weiter verkauft wurde, weiss ich nicht, ob sie das überlebt haben. Also bin ich vielleicht sogar eine Mörderin."

[Tania]

Tania war einen Moment bestürzt, denn sie kannte zwar die Eckpfeiler ihrer Geschichte, doch die Einzelheiten die sie nun erfahren hatten erklärten so manches an Siandras Verhalten. Sie ließ sich vom Pferd gleiten und schloss Siandra in ihre Arme um ihr Trost und Hoffnung zu spenden. Sie kannte die Schuldgefühle, die mit dem ersten Mord einher gingen und wusste somit auch um die Schmerzen, die Siandra zu erleiden hatte. Es waren keine physische Schmerzen, doch die der Seele waren meist um einiges schmerzhafter, als es körperliche je sein könnten.

Sie hielt sie fest und sah sich selbst vor so langer Zeit, vielleicht wäre ihr Leben anders verlaufen wenn ihr damals jemand Trost gespendet hätte? Sie wusste es nicht, doch eines war sicher, sie würde Siandra davor bewahren das Gleiche zu erleben und wenn es ihr Leben kosten sollte.

*Ganz ruhig, dass liegt alles hinter dir und nie wieder wird dir jemand zu nahe kommen, es sei denn du willst es so.*
An Atarcis gewandt meinte sie dann leise, aber bestimmt:
"Meine Geschichte möchtet ihr nun sicher auch erfahren, sehe ich das richtig?"

[NSC]

Atarcis

Obwohl sich Atarcis Mühe gab, keine Regung zu zeigen, war er doch sichtlich von Siandras Vergangenheit betroffen. Klar, er hatte schon von ähnlichen Schicksalen gehört, doch es geschah immer nur den Anderen, den Unbekannten, irgendwo in fernen Ländern.
Doch nun stand jemand vor ihm, der genau dies geschehen war. "Und ihr wart erst sechzehn?", murmelte Atarcis kaum hörbar.
Der Dolch, den sie an seine Kniekehlen gehalten hatte, hatte er kaum wahrgenommen, doch als sie damit sachte höher fuhr, machte er doch einen Schritt zurück. Immerhin war er nicht ganz sicher, ob sie ihre Gefühle unter Kontrolle hatte. Trotzdem nahm er ihr die Geste nicht übel - er verstand sie voll und ganz. Auch wenn er selbst eine relativ glückliche Kindheit gehabt hatte, aber durch seine Menschenkenntnis konnte er sie sehr gut nachvollziehen.

Als sie zitternd in Tanias Armen Trost suchte und ihre Geschichte beendet hatte, atmete Atarcis kurz auf, um etwas zu sagen, doch er erkannte, dass kein einziges Wort auf der Welt ihren Schmerz lindern würde, als atmete er ohne einen Ton wieder aus und schwieg eine Weile.
Wer war er, dass er sich anmaßte, Siandra helfen zu können? Er wusste nichts, weder von der Kultur ihres Stammes noch über Siandra selbst. Beschämt blickte er auf den Boden.
Tania unterbrach schließlich die Stille, indem sie ihn mehr aufforderte als fragte:
"Meine Geschichte möchtet ihr nun sicher auch erfahren, sehe ich das richtig?"
Der Kriegerprinz nickte nur, während er Siandra wortlos einen Lederbeutel gefüllt mit klarem Wasser hinhielt.

[Siandra]

Siandra klammerte sich an Tania und war ihrer Freundin sehr dankbar, dass sie ihr den so dringend benötigten Trost und Sicherheit gab.

*Ich danke dir. Ich danke dir so sehr. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich täte und hoffe, dass ich es dir irgendwie vergelten kann.*

Eigentlich hatte sie ja keinen Durst, doch sie verstand die Geste des Kriegerprinzen und Wasser war für sie etwas kostbares. Also nahm sie den Lederbeutel entgegen und nickte ihm lächelnd zu. Trotzdem prüfte sie es kurz nach Giften und sonstigen Drogen. Anschliessend trank sie einen kleinen Schluck, verschloss das Gefäss wieder und gab es ihm zurück.

[Tania]

Seine Betroffenheit machte sie wütend, denn sie konnte sich an zu viele Männer erinnern, die sie erst bestürzt angestarrt hatten und sie dann in ihr Bett gezerrt hatten. Einen Moment starrte sie ihn einfach nur an und überlegte ob sie ihm wirklich ihre Geschichte erzählen sollte, doch dann entschied sie sich doch dafür, denn sie ging davon aus das seine Bestürzung bald verschwinden würde, denn ihre Geschichte trieb normalerweise niemanden die Tränen in die Augen.

Sie holte noch einmal tief Luft und stellte sich dann neben sich selbst, sie würde ihre eigene Geschichte erzählen, doch sie hatte sie noch nie jemanden erzählt und deshalb würde sie das tun was sie immer tat wenn sie über sich selbst nachdachte: sich einreden, dass dieses Mädchen schon lange tot war. Sie würde die Geschichte einer anderen erzählen und somit würde es ihr auch nicht weh tun.

"Wie ich schon sagte stamme ich aus Glacia, genaugenommen aus Linaka, der Hauptstadt. Ich wuchs in einem der ärmsten Vierteln der Stadt auf und meine Mutter verdingte sich als Hure. Ich denke ich war zwölf als sie entschied, dass ich für mich selbst sorgen könnte. Also verkaufte sie mich an einen Mann mit weißen Juwelen, damit er mich sicher durch meine Jungfrauennacht brachte, dannach verschwand sie grußlos und ließ mich in den Straßen von Linaka zurück. Durch mein Aussehen und meine Jugend zog ich viele Männer, die mich für eine Nacht haben wollten und mir höchstens ein paar Kupfertaler zuwarfen um meine Arbeit zu bezahlen." sie holte kurz Luft und setzte dann mit einem starren Blick in seine Augen und ruhiger Stimme ihre Geschichte fort.

"Ich war eine ziemlich gute Hure und machte viele Erfahrungen in verschiedenen Hinterhöfen, die sich viele Frauen nicht einmal vorstellen können. Irgendwann fing ich an mir mein Klientel selbst auszusuchen und die Bezahlung im Voraus zu verlangen. Als ich gerade 16 geworden war tötete ich das erste Mal. Es war ein junger Prinz, der Purpur trug. Er war der Meinung, dass meine geleistete Arbeit nicht gut genug für ihn war und das obwohl die Nacht eher an eine Vergewaltigung erinnerte als an Arbeit. Ich nahm mir meine Bezahlung selbst und fing an jeden zu töten, der mich nicht gut behandelte oder nicht bezahlen wollte. Durch das Geld das ich dadurch mehr hatte, konnte ich eine Ausbildung in allen Waffen beginnen und verbesserte meine Fähigkeiten als Mörderin damit immer mehr. Doch irgendwann erwischte man mich, denn ich hatte einfach zuviel Aufsehen erregt, durch das andauernde Verschwinden von "guten" Männern, wie sie es nannten. Man stellte mich vor eine Art Gericht, das eigentlich nur eine Farce war und verurteilte mich zu lebenslanger Sklaverei und dem Tragen eines Halsbandes. Dann schickte man mich nach Terreille, denn für Kaeleer war ich ihrer Meinung nach nicht gut genug. In Raej lernte ich dann Siandra kennen und den Rest der Geschichte kennst du schon."

Ihr Stimme war während ihrer Geschichte ruhig und gefasst geblieben, denn sie hatte es wieder einmal geschafft sich völlig aus ihrem Körper zurückzuziehen. Sie kannte die Geschichte nur zu gut, denn sie hatte sie selbst erlebt, doch sie hatte gelernt mit ihr zu leben und sie zu vergessen.

[Siandra]

Obwohl Siandra Tania's Geschichte schon kannte, wurde sie erneut wütend, ob dem, was ihrer Freundin angetan worden war. Auch konnte sie nicht verstehen, wieso man solch grausame Dinge tun konnte und dabei auch noch Spass hat.

Nun umarmte sie ihre Freundin schützend. Denn sie spürte, wie Tania sich immer mehr von sich selbst löste. Das machte ihr Angst, sie zu verlieren. Doch sie wusste auch, dass es grausam wäre, sie jetzt zurück zu holen. Erst als sie mit ihrer Geschichte fertig war, begann sie ihr Gedanken zu senden. Es waren Botschaften ohne Worte, Gefühle der Zuneigung, des Trostes, der Sicherheit, der Liebe. Siandra hoffte so ihr die Geborgenheit geben zu können, damit sie wieder zurückkam.

Vorwurfsvoll und wütend sah sie Atarcis an, als ob er für ihre Erlebnisse verantwortlich war. Zumindest war er aber dafür verantwortlich, dass vergrabene Erinnerungen ans Licht gezerrt wurden. "Seid ihr jetzt zufrieden?", zischte sie ihn zornig an.

[NSC]

Atarcis

Atarcis gefiel es nicht, wenn man ihn so anfuhr, doch in diesem Fall ließ er es ohne Widerspruch zu.
"Ja, ich bin nun zufrieden.", antwortete er mit beinahe schon frevelhafter Gelassenheit. Klar, ihm taten diese beiden Mädchen ehrlich leid, doch wenn er ihnen sein Beileid bekundete, hatten weder sie noch er etwas davon.
"Nun, ihr habt ein großes Problem, alle Beide. Tja, mit verhandeln wird da nicht viel laufen, rein rechtlich gesehen habt ihr zuviel Mist gebaut. Wohl bemerkt, aus rechtlicher Sicht!", fügte er hinzu.

"Keine Sorge, ich werde, jetzt wo ich eure genaue Situation kenne, mit niemanden darüber sprechen. Falls ihr mir nicht traut, könnt ihr mich ja immer noch töten."
Der letzte Satz war gewagt. Er war nicht sicher, ob sie von dem Angebot nicht tatsächlich Gebrauch machen würden. Mit einer leichten Ironie in seiner Stimme und um die angespannte Stimmung etwas zu lockern, fügte er noch hinzu: "Darin habt ihr ja genug Erfahrung!"
Dabei lächelte er offen und ehrlich zu den Beiden.

[Tania]

Sie hatte die Bilder und Gefühle von Siandra gehört und verstanden und sie spendeten ihr auch Trost, doch zu sich selbst zurück finden konnte sie dadurch nicht. Erst als sie Atarcis ironischen Unterton wahrnahm kehrte se wieder vollständig zurück und sah ihn einen Moment etwas verwirrt an, doch dann gewann wieder ihr altes Selbst die Oberhand und sie grinste ihn an.

"Nein. Ich glaube kaum, dass das nötig sein sollte, doch wenn ihr es wünscht können wir Abhilfe schaffen."

Der Schalk saß noch einen Moment in ihren Augen und sie blickte dann lächelnd zu Siandra.
*Es ist alles in Ordnung mit mir, mach dir bitte keine Sorgen.*

[Siandra]

Im ersten Moment machten sie die frechen Worte von Atarcis, noch wütender und sie hätte sich beinahe auf ihn gestürzt. Doch Tania's lockere Antwort und die Bestätigung, dass es ihr gut ging, hielten sie zurück. Sie musste nun sogar selber grinsen.

*Das ist schön*, sandte sie ihrer Freundin warm zurück.

"Oh, ja, selbstverständlich können wir das tun", meinte sie schliesslich ernst an den Kriegerprinzen gewandt und bezog sich damit auf Tania's Aussage. "Das wird wohl schon irgendwie zu machen sein."

Dabei musterte sie den jungen Mann genau, als ob sie darüber nachdächte, wie das am besten zu bewerkstelligen sei. Es gelang ihr sogar, ein Grinsen zu unterdrücken, damit es auch wirklich ernst wirkte.

[NSC]

Atarcis

Atarcis zuckte kurz mit den Schultern und wandte sich wieder um, um weiterzugehen.
Wenn er ehrlich war, wusste er nicht, was er von den Beiden halten sollte. Es war schwierig, sie zu durchschauen.

Die Dämmerung brach langsam herein und ein leichter Wind nahm dem Wald auch noch das letzte bisschen Wärme, dass die letzten Sonnenstrahlen durch das Blätterdach geworfen hatten. Atarcis zog seinen Umhang etwas fester über die Schultern...

[Siandra]

Als er so einfach mit den Schultern zuckte und sich wortlos umwandte, um weiter zu gehen, flammte wieder Wut in Siandra auf. Wie konnte er es wagen derart arrogant zu sein, nachdem was er alles gehört hatte? Bevor ihr bewusst wurde, was sie tat, hatte sie auch schon wieder einen ihrer Dolche herbei gerufen. Es erklang ein kurzens, metallisches Schaben, als sie die Klinge aus der Scheide riss. Das weckte sie aber und liess sie inne halten. Zornig starrte sie auf den Rücken des Kriegerprinzen. Angespannt stand sie da.

*Was jetzt?* fragte sie schliesslich Tania. In ihren Gedanken schwang noch deutlich ihre Wut mit.

[Tania]

Tania war überhaupt nicht überrascht als er nichts mehr dazu sagte und sich umdrehte, schließlich kannte sie die Reaktionen auf ihre Vorgeschichte, also war es nur verständlich, dass er sich abwendete. Sie fixierte ihn mit ihren Augen, da sie sich nun nicht mehr sicher sein konnte, ob er jetzt nicht doch vorhatte sie zu verraten.
Plötzlich spürte sie Wut aufflammen, doch es handelte sich nicht um ihre eigene was sie dann doch etwas verwirrte. Doch als sie das Geräusch eines Dolches vernahm, der aus seiner Scheide gezogen wurde war ihr klar, dass es sich dabei um Siandras Wut handelte.
*Verdammt steck den Dolch weg!* Sie ging ein paar Schritte auf sie zu, doch die Wut die ihr immer noch entgegenschlug ließ Tania inne halten.

Um eine ruhige Stimme bemüht sprach sie Siandra gut zu
*Lass den Dolch wieder verschwinden, er hat uns doch gesagt, dass er uns nicht verraten wird und solang er nichts gegenteiliges tut müssen wir auch sein Blut nicht auf der Straße vergießen.*
Sie hoffte wirklich das ihre Worte ausreichen würden um Siandra wieder zur Ruhe zu bringen, doch im Augenwinkel sah sie, dass sich Atarcis zu ihnen umdrehte.

Verdammt, ich will nicht meine Juwelen einsetzen müssen um die Beiden auseinander zu halten. Mutter der Nacht lass sie nicht aufeinander losgehen!

[NSC]

Atarcis

Das helle Klingen eines eben gezogenen Dolches klang in Atarcis´ Ohren und er erstarrte. Es zeigte ihm, dass er irgendetwas falsch gemacht hatte, allerdings war ihm nicht ganz klar, was sein Fehler gewesen sein sollte.
Langsam, äußerst langsam wandte sich Atarcis um und blickte Siandra offen, aber furchtlos an. Seine Hände ließ er locker herabhängen, wobei die offenen Handflächen zu ihr wiesen. Er hatte nicht vor zu kämpfen - wäre dies der Fall, so hätte er schon längst sein Schwert in seiner Hand erscheinen lassen und Siandra´s hübschen Kopf in zwei Hälften geteilt.

Trotz ihres Frevels, den Dolch hinter seinem Rücken zu ziehen, hielt sich sein Zorn in Grenzen. Feigheit und Hinterhältigkeit waren Dinge, die er bis aufs letzte verachtete. Andererseits war ihm die Situation Siandras bekannt und sie war einfach noch zu jung, um ihr Erlebtes zu verarbeiten und somit ihre Gefühle unter Kontrolle zu haben.
Langsam schritt Atarcis auf Siandra zu, so weit, bis die Spitze ihres Dolches seine Kehle ritzte, sodass ein einzelner, dunkelroter Blutstropfen den Hals hinunterrann und sich irgendwo im Kragen seines Hemds verlief. Er blickte immer noch direkt in ihre Augen, immer noch ohne Angst, aber mit einer Spur von Trauer. Trotz allem Verständnis für die Beiden, war er doch etwas enttäuscht. Er hatte nicht erwartet, dass sie ihm gleich vertrauten, aber offene Feindschaft?
"Nun, Mylady, wollt ihr nicht zustechen?", fragte er sanft.

[Siandra]

*Es geht nicht darum, ob er uns verraten will oder nicht*, fauchte sie Tania an. Doch gleich wurde ihr bewusst was sie gerade getan hatte und sie beruhigte sich ein wenig. *Entschuldige, du hast ja Recht.*

Doch da schritt auch schon der Kriegerprinz ruhig und gelassen auf sie zu. Instinktiv hob sie den Dolch höher zur Verteidigung. Die Klinge berührte die weiche Haut an seinem Hals. Verwirrt und fasziniert folgte sie dem einzelnen Blutstropfen, der seinen Hals herunter rann. Schliesslich schaute sie ihm in die Augen. Er sah sie unverwandt, furchtlos, aber auch ein wenig traurig an. Angst, Wut und Unsicherheit kämpften in ihrem Innern miteinander und ihr Herz klopfte wie verrückt.

Sie betrachtete ihn lange, es schien als habe sie seine Frage nicht gehört. Doch schliesslich trat sie zurück und steckte ihren Dolch wieder zurück in die Scheide, ohne das Blut davon abzuwischen. Ihre Ausbildner hätten sie dafür kräftig gescholten, doch Sindra wusste genau, weshalb sie das tat.

"Nein, will ich nicht", antwortete sie knurrend. "Ihr habt uns ein Versprechen gegeben und ich glaube daran, dass Ihr es halten werdet. Ärgert mich in Zukunft einfach nicht mehr so", fügte sie zum Schluss doch noch frech hinzu. Aber in ihren Augen blitzte es freundlich lächelnd auf. Zur Versöhnung rief sie ein weisses Taschentuch herbei und machte eine fragende Geste, ob sie seinen Hals vom Blut reinigen durfte.

[NSC]

Atarcis

Er würde es nicht offen zugeben, doch insgeheim war fiel ihm ein Stein vom Herzen, als Siandra den Dolch endlich wegsteckte. Auch wenn er den Tod nicht fürchtete, so wäre es doch etwas schade gewesen, diese Welt so unspektakulär verlassen zu müssen.

"Soso, ich ärgere euch?", fragte Atarcis mit gespielter Verwunderung in seiner Stimme. Er war froh, dass Siandra selbst die Stimmung etwas aufheiterte.
Der Kriegerprinz setzte sich und ließ zu, dass sie den Kratzer an seinem Hals versorgte. Es wäre bei einer so kleinen Wunde zwar nicht nötig, doch wollte er ihre Geste der Versöhnung bereitwillig annehmen.

"Sagt selbst, was hätte ich davon, wenn ich euch verraten würde?", fragte er amüsiert.

[Tania]

Die ganze Situation hatte etwas merkwürdiges an sich und Tania glaubte nicht was sie sah. So gelassen wie er auf Siandra zuschritt, als würde er innerlich nur all zu gern den Tod gehen und das Blut, dass langsam über seinen Hals floss...
Sie wollte nicht dass das geschah, alles hätte passieren dürfen, nur nicht so etwas. Doch bevor sie etwas dagegen tun konnte war der Spuk auch schon vorbei.
Als Siandra den Dolch wegsteckte atmete Tania erleichtert auf, denn bis auf den kleinen Kratzer war er unverletzt und Siandras Wut war wieder verschwunden. Nachdem sich die erste Erleichterung gelegt hatte und die beiden schon wieder miteinander sprachen versah sie beide mit einem bösen Blick und meinte dann mehr als nur mürrisch zu Siandra:

"Was im Namen der Dunkelheit was hat dich nur so wütend werden lassen?"
"Und du" ihr Blick wanderte weiter zu Atarcis "Was sollte das? Du hast mich gefragt ob wir dir vertrauen und nun stellst du dich hin und prüfst es, indem du testet ob Siandra, wenn sie wütend ist, es fertig bringt dich zu töten."
Die beiden einzigen Menschen denen sie gewillt war zu vertrauen mussten sich an die Gurgel gehen und sich wie dumme Kinder benehmen. Sie atmete tief durch um sich selbst wieder zu beruhigen, dann sah sie beide entschuldigend an.
"Es tut mir Leid. Ich wollte euch nicht anfahren, doch ihr habt mich... erschreckt mit eurem Verhalten."

[Siandra]

Ein breites Grinsen erschien in Siandras Gesicht. "Es scheint so, als würden wir uns alle gegenseitig erschrecken", meinte sie vergnügt.

Sie kniete sich vor dem jungen Mann hin und tupfte ihm vorsichtig das Blut vom Hals. Dabei berührte sie zwei, drei mal seine warme Haut und ihr wurde bewusst, dass sie ihm nun sehr nahe war. Sobald sie fertig war erhob sie sich hastig und liess das blutige Tuch verschwinden.

"Na er hat mich so wütend gemacht", antwortete sie Tania leichthin und wies mir einer vagen Geste auf Atarcis. "Ich mag es nicht, wenn man sich mitten im Gespräch von mir abwendet, so als sei ich.." so als sei ich es nicht Wert, dass man sich mit mir unterhält. So als sei ich eine unwürdige Person. Sie verstummte und sprach ihre Gedanken nicht aus. Erinnerungen kamen in ihr hoch, die sie schnell wieder unterdrückte.

"Ist ja auch egal", meinte sie schliesslich gelassen und hackte sich bei ihrer Freundin unter. "Und was machen wir jetzt? Es wird langsam dunkel und wir sollten bald einmal ein Plätzchen zum Schlafen finden."