Re: Spaziergang zu zweit
von Kayne » Di 5. Mär 2024, 21:56
"Ich weiß nicht, was ich mit meinem Vater tun würde, würde ich ihm je begegnen", erwiderte Kayne, als Siandra vorschlug, den Mann ebenfalls zu verstümmeln. Vermutlich hatte er das auch verdient. "Meine Mutter hat mich darum gebeten, meinen Vater nie zu suchen oder an ihn zu denken. Und das tue ich auch. Sie wollte nicht, dass ich mein ganzes Leben von Rachegelüsten getrieben werde und darüber ganz mein eigenes Leben vergesse. Sie meinte, so viel Aufmerksamkeit hätte mein Vater nicht verdient und ich finde, sie hat recht." Er schwieg kurz. "Außerdem hatte sie, glaub ich, Angst um mich. Aber sie hat mir wirklich vieles beigebracht. Ich bin froh, dass sie mir eine so schöne Kindheit gegeben hat, auch wenn ich selbst noch so jung war, als sie starb. Als Langlebiger habe ich langsamer entwickelt."
Siandra drückte ihn liebevoll und er streichelte sie weiterhin, über Arme und Rücken. Es war schön ihren Körper zu spüren, ihre Wärme, ihre Geborgenheit.
"Also sie hatte mich als letztes gebeten, dass ich nach Dhemlan in Kaeleer reise, damit ich.. naja, ein wenig unter meinesgleichen lebe und dort weiter aufwachse", begann er zu erzählen, "Aber ich habe immer Glacia als meine Heimat angesehen. In Dhemlan habe ich Fechten gelernt und für eine Zeitlang bei einem Fechtmeister gelebt. Der hat mir tüchtig Disziplin eingebleut, denn meine Mutter war zwar sehr lieb, aber verboten hat sie mir nie viel. Obwohl ich ohnehin fast immer brav war." Er grinste leicht. "Irgendwann bin ich schließlich wieder zurück nach Glacia, habe eine Lehre als Schmied angefangen. Dann war ich mal in Askavi und war Glasbläser." Kayne lächelte. "Es war eine schöne Zeit. Wie gesagt, ich hatte Glück und mir ist nie viel aufregendes passiert. Dort hatte ich dann auch meine erste Freundin. Danach war ich mal in Chaillot in Beldon Mor, hab weiter Fechten gelernt und wie man mit Wurfwaffen umgeht. Oh, und eine Lehre als Parfümeur habe ich abgeschlossen. Ich.. ähm naja, ich hatte nie viel Geld, so habe ich also hauptsächlich immer versucht irgendwo Arbeit zu finden und viele Lehren gemacht."
Zärtlich spielte er mit einer von ihren Haarlocken. "Ich konnte mich nie so richtig festlegen. Ich weiß nur, ich mag es, Dinge zu erschaffen, ob nun Kleider oder Waffen, Schmuck, Gläser oder Düfte... irgendwann möchte ich mal meinen eigenen Laden eröffnen." Kayne neigte sich zu ihrem Gesicht hinunter, küsste sie zärtlich, sie dabei anblickend. "Und du?", fragte er, als er sich wieder von ihr löste. "Was möchtest du später mit deinem Leben anstellen?" Vielleicht war es unverfänglicher über ihre Zukunft zu sprechen als über ihre Vergangenheit, die so schmerzvoll gewesen war.